Jahresrückblick 2017

Schon nach Weihnachten – allerhöchste Zeit das Jahr nocheinmal durch den Filter laufen zu lassen. Ein wichtiges Ereignis hat sicherlich das gesamte Jahr etwas überlagert – die Geburt von Yann im Juni – in den Monaten davor die Vorfreude und die ganze Vorbereitung und danach geht es natürlich erst richtig los (vor allem kann Papa dann auch endlich etwas mehr tun als nur „Babybauchstreicheln“).

Januar

Der Einstieg ins Lauftraining war diesmal etwas anders als gedacht. Gleich bei einem der ersten Trainings gab es einen Sprint außer der Reihe – nachdem wir ein Duo beim Handtaschendiebstahl überrascht hatten, ist es mir wenigstens gelungen einen der Täter so lange zu verfolgen bis die Polizei ihn festnehmen konnte – zum Wegrennen bzw. zur Flucht in den Neckar hat er sich da einfach den falschen Partner rausgesucht – Langstreckenläufer und Rettungsschwimmer – da konnte er nahezu machen was er wollte, ein Entkommen war nahezu unmöglich. Sogar für einen Bericht in der Lokalpresse hat es gereicht. Insgesamt war ja klar, dass ich dieses Jahr mit dem Laufen etwas weniger machen kann, immerhin fällt der Geburtstermin in die Hochzeit der Laufveranstaltungen.
Zudem gab es erste Vorbereitungen auf einen Famlienwagen – wir haben verschiedenen Probefahrten gemacht um zu sehen was es wohl werden soll.

Februar

Auch der Februar war relativ ruhig. Wie fast jedes Jahr waren wir auf der Weinmesse in Strasbourg und haben unsere Vorräte wieder etwas ergänzt. Wobei durch die Schwangerschaft die Verkostung und Auswahl alleine bei mir lag. Zudem war der Keller ohnehin noch gut gefüllt, der Einkauf war also relativ selektiv und vom Ausprobieren neuer Winzer geprägt. Am Rande gab es auch ein Wiedersehen mit der Familie und einigen ausgeschiedenen Mitarbeitern der Bahag, die ich schon länger nicht mehr gesehen hatte.

März

Der letzte Urlaub zu dritt, oder besser gesagt zu dreieinhalbt? Mit dem TGV nach Marseille und in die Umgebung. Insgesamt ein sehr schöner Urlaub, auch wenn wir einige Erkenntnisse für die Familie mitgenommen haben. So ist der ÖPNV in Marseille nicht auf Familien mit Kinderwagen ausgelegt (geschweige denn wir hätten so etwas wie den Chariot CX2 mitgenommen – das möchte ich mir gar nicht ausmalen…). Zudem ist die Unterkunft in den günstigen Hotels für Singles und Paare nicht verkehrt – für Familien mit kleinen Kindern dann doch eher nicht. Auch die Idee mit dem Zug zu fahren hört sich anfänglich gut an und ist auch günstig – als Familie zahlt man dann beim Mietwagen und dem notwendigen Kindersitz allerdings deutlich drauf – noch dazu hatten wir etwas Pech bei der Fahrzeugauswahl – ein Mini-Jeep ist definitiv kein Familienauto, schon für den Kinderwagen muss man den Rücksitz umklappen – das kenne ich aus meinem alen Corsa besser …

April

Das letzte Schwangerschaftstrimester ist angebrochen. Daher hatten wir unter anderem diverse Termine wegen Papierkram (Sorgerecht und Co). Anfang des Monats hatten wir noch ein Familientreffen in Mainz mit den diversen Familienteilen von Marion.
Am Monatsende war dann nochmals ein Termin für mich: Es ging wie alle zwei Jahre nach Bamberg zum Weltulturerbelauf. Das ist auch immer ein Termin um Helgas Lauffreunde aus Nürnberg einmal wieder zu sehen. Aus dem Urlaub in Marseille haben wir unsere Erfahrungen gleich umgesetzt und diesmal für das verlängerte Wochenende eine Ferienwohnung in Bad Staffelstein genommen. Deutlich besser und vor allem flexibler. Zum Abschluss sind wir noch ins Spaßbad „Aqua-Riese“ (in Anlehnung an „Adam Riese“ – welcher in Bad Staffelstein geboren wurde).

Mai

Im gleichen Maße wie Marions Bauch an Umfang zulegt, reduziere ich mein Training. Das heißt vor allem erst einmal Abschied von der täglichen Radfahrt zu nehmen um im Falle eines Falles schnell daheim zu sein – daher mit dem Auto zur Arbeit – obwohl das Wetter eigentlich zum Radeln einlädt.
Zudem gibt es noch eine handwerkliche Herausforderung – bei Marions Mutter steht die Generalsanierung des Wohnzimmers auf dem Plan – inklusive Möbelabbau und Malern.

Juni

Final Countdown für Papa 2.0 – eine sehr angespannte Zeit, vor allem was den Job betrifft – so richtig anfangen will man nichts größeres mehr und ständig sitzt man gefühlt auf Kohlen.
Der Marathon in Mannheim lässt sich kurz vor Geburt anfänglich gut an, aber in Reingönnheim kurz nach Kilometer 35 erhält das Ziel 3:30 einen derben Rückschlag – Krämpfe zwingen mich zum Gehen – am Ende reicht es gerade noch so für eine Nettozeit unter 4h. Aber angesichts des reduzierten Trainings war das Ziel wohl doch etwas vermessen.
Ende Juni ist dann auch die neun Monate Wartefrist vorbei – zwar lässt sich Yann wie sein Bruder etwas mehr Zeit als gedacht, aber das kennen wir ja schon. Als dickes Ende zeigt er dann auch noch sein Interesse am Kunstturnen und verstellt somit jeden Weg auf eine natürliche Gebut – na sei es drumm – immerhin diesmal alles ohne große Hektik. Glen kommt derweil bei den Großeltern unter.

Juli

Ganz klare Aufgabe: Familienleben neu organisieren – immerhin haben wir jetzt zwei Kinder – somit müssen sich die Eltern auch immer wieder neu verteilen. Das bekommen wir aber recht gut hin, besser als erwartet. Zudem nehmen etliche liegen gebliebene Handwerkprojekte in der Wohnung endlich einmal Form an und kommen zum Abschluss. Zudem schicke ich endlich meinen alten Server im Rechenzentrum in Rente – nachdem zum wiederholten Male die Festplatten ihr Alter angemeldet haben, ist es an der Zeit ihn zu ersetzen. Erstaunlicher Weise klappt das besser als gedacht, auch wenn ich doch etwas aus der Übung war.
Zudem schlagen wir beim Angebot eines Familienwagens zu – mit Yanns Geburt hat sich endgültig gezeigt, dass es sehr schwierig wird, ohne ein größeres Auto. Diesmal steht das Fahrzeug auch noch fast vor der Haustür in Hassloch bereit, in unserer Wunschausstattung (uns sogar noch ein wenig mehr als erhofft).

August

Fertig! (ohne Plane)

Das Wetter ist gut und ich nutze die Elternzeit um ein lang gehegtes Projekt endlich umzusetzen – seit fast vier Jahren habe ich meinen PKW-Anhänger und fast genauso lange habe ich mir vorgenommen, die Bordwände und die Bodenplatte zu ersetzen. Ein reichlich aufwändiges Projekt, dass ich auch nicht mal „nebenher“ hätte umsetzen können. Besonderer Dank gilt hier Martin für die Werkstatt um die ganzen Arbeiten überhaupt durchführen zu können. Als Bonus erneuere ich nicht nur die Bodenplatte sondern bringe auch gleich noch eine Reihe Zurrösen an. Derartig generalüberholt wird er mir noch viele Jahre gute Dienste leisten.
Ziemlich genau passend dazu können wir unseren Familienwagen abholen – ein Peugeot 5008 ist es geworden. In diversen Probefahrten hat er uns am meisten überzeugt.

September

Nach zwei Monaten Elternzeit heißt es dann doch wieder arbeiten. Gefühlt ist in den zwei Monaten Abwesenheit aber nicht all zu viel passiert.
Sportlich geht es nun auf den Herbstlauf zu – wenn auch weniger als aktiver Teilnehmer, vielmehr als aktiver Organisator. Wie üblich sind dafür viele Maßnahmen im Vorfeld notwendig.
Zudem bereite ich mich schon einmal auf das kommende Jahr vor und habe angefangen einmal pro Woche den Rettungsschwimmkurs in Schwetzingen zu besuchen – schon einige Zeit her dass ich den letzten gemacht habe und mit kleinen Kindern ist man ja doch häufiger im Schwimmbad, da kann das auf alle Fälle nicht schaden.

Oktober

Drei Monate nach Geburt darf Papa auch wieder auf einen Wettkampf – wenn auch nur auf einen „kurzen“ – es geht zum Traditionslauf nach Nürnberg über die 21km. Die Zeit ist diesmal im Rahmen wenn auch nichts außergewöhnliches. Ganz stilecht bin ich seit langem einmal wieder mit meinem alten Corsa nach Nürnberg gefahren – inklusive Mitfahrgelegenheit wie zu Praktikumszeiten. Das Fahrzeug behalten wir vorerst mal noch – immerhin habe ich noch etwas mehr als ein Jahr TÜV. Liebevoll ist es jetzt der Sport-Wagen, denn bei dem Alter macht es jetzt auch nichts mehr aus wenn man nach einem Waldlauf völlig eingedreckt einsteigt.
Beim Herbstlauf hat der frisch sanierte Anhänger seine Feuertaufe – alles funktioniert einwandfrei und mit dem neuen Fahrzeug vorneweg ist auch die volle Ladung Bierbänke kein Drama mehr.
Etwas ungeplant habe ich dann noch mit Frank in Heidelberg am MTB&Run teilgenommen – einer Abwandlung der erfolgreichen Aktion Bike&Run in Mannheim. So richtig erfolgreich war die Werbung nicht, ganze vier Teams sind an den Start gegangen – dafür waren wir um so erfolgreicher – bei der Erstauflage auf Platz eins – das hat schon was. Schon etwas ungewohnt, dass man noch länger dableiben muss wegen der Siegerehrung, und das auch noch bei feinstem November-Regen.

November

Es geht langsam auf das Jahresende zu, und nach dem dicht gepackten Oktober ist im November deutlich weniger los. Der Umzug eines Kollegen beschäftigt mich aufgrund der Transportmöglichkeit mit Anhänger etwas länger als gedacht, mit Monatsende ist aber auch dieses Projekt dann endlich abgeschlossen.
Auf Arbeit übernehme ich die Leitung eines kleineren Projekts, das wird mich wohl auch noch einige Zeit begleiten.
Sportlich gibt es erfreuliches zu berichten – die Laufgruppe wächst um einige Mitglieder.

Dezember

Zwar habe ich bereits weit vor dem Dezember-Fieber alle Geschenke besorgt, dennoch ist die Zeit irgendwie etwas anstrengend – ich merke dass ich mich an vielen Stellen ziemlich strecken muss zwischen Familie, Job und Sportaktivitäten. Früher fand ich den Dezember nicht so anstrengend wie in diesem Jahr. Ich bin richtig erleichtert, dass an Weihnachten auch endlich einmal einige Tage Ruhe angesagt sind.

 

Soweit einmal der Jahresrückblick – mal sehen was das neue Jahr bringen wird. Ich hoffe ich finde wieder etwas häufiger Zeit mich hier im Blog zu melden.

SRH Dämmermarathon Mannheim

Heimspiel für mich – der SRH-Marathon in Mannheim findet direkt vor der Haustür statt und noch dazu ist es der Lauf mit dem alles läuferische einmal begann. Klar dass ich dieses Jahr auch wieder dabei bin. Allerdings ist das Training deutlich anders ausgefallen als bisher – Nora und Karo sind im vergangenen Herbst erstmals 10km Wettkampf gelaufen, diesmal soll es der Halbmarathon werden. Alex konnte im Herbst nicht teilnehmen und absolviert ihren ersten Wettkampf über 10km. Für das eigene Training blieb da etwas weniger Zeit – zumal es ja auch parallel noch das Projekt „Nachwuchs 2.0“ mit allen notwendigen Vorbereitungen zu stemmen galt. Der nahende Geburtstermin war natürlich auch ein Thema für den Wettkampf selbst – mit Handy und Alarm-App ausgerüstet war ich bereit den Wettkampf an jeder möglichen Stelle zu unterbrechen wenn die Geburt einsetzen sollte. Die Strecke führt praktischerweise auch noch an unserer Wunschklinik vorbei – von dort ist es aber nur noch 1km bis ins Ziel. Ich träumte von einem übermäßigen Zielsprint, aber es sollte alles anders kommen.

Die Tage vor dem Wettkampf hat es geregnet was das Zeug hält, aber zum Wettkampf ist schönstes Wetter. Zusammen mit noch ein paar Läufern aus meiner Ultra-Laufgruppe geht es in Richtung Startblock – Marion und Glen begleiten uns. Ich reihe mich optimistisch mit Frank im Bereich des 3:30h Pacemakers ein. Es hat ja im letzten Jahr mehrfach geklappt mit unter 3:30h ins Ziel zu kommen. Der Start erfolgt wie seit einigen Jahren in Blöcken, bis wir an der Reihe sind vergehen schon einmal knapp 9 Minuten. Es geht dann aber recht zügig los, dank GPS von Frank pendeln wir uns halbwegs ein. Allerdings verlieren wir uns schon bald in der dichten Läufermasse – egal ich komme irgendwie in Schwung und die Zeiten sehen gut aus: immer um die 4:50 min/km das passt für mein Ziel.

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LGA Indoormarathon Nürnberg 2016

img_2120Es ist November, das Wetter ist absolut nicht lauftauglich – an Wettkämpfe ist eigentlich gar nicht mehr zu denken. Es sei denn, man läuft nicht im Freien. Auf die Spitze treibt das jedes Jahr der LGA-Indoor-Marathon in Nürnberg. Gelaufen wird in den Büro-Gebäuden bzw. Gängen des TÜV Rheinland. Um auf die volle Marathondistanz zu kommen sind 55 Runden zu bewältigen. Damit es nicht nur langweilige Flure gibt, ist jeder Runde auch noch ein Treppenhaus abwärts und natürlich auch eines wieder aufwärts zu bewältigen. Jeweile eine Etage, 22 Stufen runter und 22 auch wieder hoch.

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Rennsteiglauf 2016

Bereits im vergangenen Jahr reifte in der Ultra-Gruppe um Peter (auch bekannt als PULT) die Idee 2016 mal wieder am Rennsteiglauf teilzunehmen. Mit dabei waren „alte Hasen“, die den Lauf mit seinen 72,9 bereits kennen aber auch Neulinge wie Uwe, der in Thüringen seinen ersten Ultra bestreiten wollte. Bereits sehr früh hatten wir uns für eine Unterkunft in der Nähe von Eisenach gemeldet, die kannte ich auch schon vom letzten Mal vor zwei Jahren. Zudem sind noch einige weitere Läufer mit gereist, die sich an den ebenfalls angebotenen Strecken des Halbmarathons bzw. der 17km Wanderung versuchen wollten.

IMG_5877Die Anreise gestaltete sich diesmal etwas langwieriger, angefangen vom Packen – man muss nicht mehr nur für sich oder für zwei packen, nein man muss für die ganze Familie packen, inklusive Kinderwagen und Reisebett für den Nachwuchs. Beim letzten Lauf wusste ich bereits das ich Papa werde – es kommt einem verdammt lange vor, dabei ist es gerade mal zwei Jahre her. Zudem haben wir dann doch noch einen Teil des Wochenend-Peaks auf der Autobahn erwischt – fast einen Marathon lang ging es nur im Stop&Go-Modus voran.

Die Abholung der Unterlagen in Eisenach geht dann aber sehr fix und wir treffen uns mit der Gruppe auf dem Marktplatz in Eisenach. Etwas hinderlich ist es, dass einige Teilnehmer erst einmal nach Oberhof an den Start des Halbmarathons müssen, denn nur dort gibt es deren Startunterlagen. Das Hotel liegt für diesen Zweck absolut in der falschen Richtung, mal sehen ob wir das vielleicht beim nächsten Mal etwas günstiger gelegenes finden. Zum Abendessen gibt es den im Startgeld enthaltenen Kloß mit Rotkraut und später noch eine Portion Nudeln.

Da der Lauf bereits um 6h in der Frühe startet, müssen wir sehr zeitig aufstehen, daher gibt es kein großes Abendprogramm. Ich bemerke gegen Abend, dass der Nachwuchs wohl für die Pfingstferien noch eine nette Kita-Erkältung angeschleift hat, die sich nun auch bei mir breit machen will. Verzichten will ich auf den Start aber dennoch nicht, ggf. mache ich etwas langsamer. Die Nacht schlafe ich dann auch nicht so besonders.

Um 4:00h ist aber ohnehin Schluss mit Schlafen, bereits 30 Minuten später gibt es ein Sportler-Frühstück mit reichlich Kalorien. Kurz nach fünf machen wir uns auf den Weg zu den verschiedenen Startpunkten, eine Gruppe nach Oberhof, die andere nach Eisenach. Marion fährt uns fast bis an den Start, wir sind mehr als pünktlich und können in aller Ruhe noch unsere Beutel für den Zielbereich an den bereitstehenden LKW abgeben.

IMG_5798Pünktlich um 6h kracht der Startschuss in die Morgenluft. Traditionell wird der Start musikalisch mit dem Rennsteiglied untermalt. Ich habe immer noch den Verdacht, dass dies einzig dazu dient, die Läufer möglichst schnell vom Marktplatz zu scheuchen. Kurz hinter der Startlinie sehe ich noch Heinrich von Helgas Lauffreunden mit Kamera an der Strecke stehen, einmal kurz Winken und schon spült es mich mit der Läuferschar durch die Fußgängerzone von Eisenach – durchs Stadttor und dann gleich scharf rechts die erste Steigung hinauf. Dort steht auch das bekannte „Ortsende-Schild“ Eisnach / Schmiedefeld (72km) – denn bis Schmiedefeld geht es durch keinerlei Ortschaft.

So recht in Schwung kommen will ich noch nicht – bereits kurz nachdem wir in den Feldern sind, benötige ich erst einmal einen Baum um den hastig eingenommen Kaffee wieder los zu werden. Danach läuft es sich erst mal deutlich entspannter. Es geht weiter bergan, am Burschenschaftsdenkmal vorbei durch die Felder. Die Erkältung meldet sich mehrere Male mit kräftigem Husten zu Wort, ich frage mich ob es wirklich eine gute Idee war zu starten. Aber jetzt gibt es sowieso erst mal nur eine Richtung und die ist gen Osten und im Zweifelsfall leicht ansteigend.

Nach 5km treibt es mich erneut in die Büsche – der Magen-Darm-Trakt meldet sich unmissverständlich zu Wort und fordert seinen Tribut. Aber als Ultra-Läufer ist das wichtigste Ausstattungsdetail ja die mitgeführten Blätter Toiletten-Papier. Deutlich erleichtert verlasse ich das Gebüsch, es läuft nun schon deutlich besser. Kurz darauf taucht auch die erste Versorgungstation an der Einmündung auf den Rennsteig auf. Ich greife bei Obst und Tee zu.

Die Strecke ist nun erstmal etwas mehr Trail, wird aber bald wieder zu einem breiten Wirtschaftsweg, von vielen Teilnehmern auch liebevoll „Waldautobahn“ genannt. Wir sind bereits mehr als eine Stunde unterwegs – anhand der Kilometerschilder (diese hängen nur alle 5km) versuche ich meine Geschwindigkeit abzuschätzen, irgendetwas um die 7 bis 8 min/km werde ich wohl benötigen – mehr gibt die Strecke und auch die Tagesform nicht her. Angesichts der Erkältung und dem Marathon in Mannheim eine Woche zuvor habe ich keinerlei Ambitionen eine neue persönliche Bestzeit aufzustellen – Ankommen ist wie immer das Wichtigste.

IMG_5802An der Glasbachwiese steht Marion mit dem Nachwuchs und macht fleißig Fotos – für mich gibt es ein wenig Brot, Haferschleim und Tee. Es folgen ca. 10km in denen es auf Trails immer weiter auf den ersten Höhepunkt der Strecke zugeht: Der große Inselsberg ist der zweithöchste Punkt der gesamten Supermarathon-Strecke. Ich lasse es weiter gemütlich laufen, der Weg ist hier besonders trailig, jede Menge Wurzeln und Geröllbrocken. Je näher man dem Inselsberg kommt um so steiler wird die Steigung. Ab einem gewissen Punkt gehen alle Läufer, weil es schlichtweg nicht mehr zu joggen ist. Ganz so schlimm wie im vergangenen Jahr beim Pyramides Noires, wo man teilweise auch die Arme zum Vorankommen brauchte ist es aber nicht. Stellenweise habe ich den Weg als Bachbett oder Hohlweg in Erinnerung, das trügt nicht, auch andere Läufer berichten, dass die Strecke hier wohl „aufgefüllt“ wurde.

Es geht weiter steil bergan und endlich taucht auf der linken Seite auch die Umzäunung des Sendemastes auf – eine Reihe Leute steht an der Strecke und feuert kräftig an. Auf der Kuppe sind dann auch die 25km erreicht – immerhin mehr als ein Drittel der Strecke liegt hinter mir. Nun geht es aber erstmal richtig steil bergab wieder vom Berg hinunter – ich bin heilfroh um das Training vor zwei Wochen im Odenwald – dort haben wir genau nochmals solche Abstiege geübt. Kurz nach der Steigung gibt es die nächste Versorgung. Als ich diese gerade wieder verlasse treffe ich auf Uwe Raststätter aus unserer Trainingsgruppe – bei ihm läuft es gerade richtig gut, nur fühlt er sich etwas zu warm angezogen. Wir unterhalten uns ganz nett, die Kilometer verfliegen so viel leichter.

IMG_5844Am Heuberghaus steht Marion und macht wieder fleißig Fotos, Uwe nutzt die Chance seine zu warme Kleidung abzustreifen, ich mache etwas langsamer, merke aber, dass ich eigentlich gerade richtig schön im Fluss bin. Also laufe ich einfach mal weiter – ein Schild kündigt bereits die Halbzeit-Station an der Ebertswiese an – noch etwas mehr als 6km liegen bis dahin vor mir. Die Strecke führt auf den Wirtschaftswegen durch den Wald. Die Steigungen halten sich derweil erst einmal in Grenzen. Vor der Halbzeit gibt es nochmal eine Getränke-Station, ich greife wieder reichlich zu, und entledige mich eines Steinchens, dass sich vor einigen Kilometern in den rechten Schuh eingeschlichen hat.

Das nächste Ziel ist ganz klar, die Ebertswiese mit der umfangreichen Versorgung. Noch immer hole ich Läufer ein und überhole diese. Das Wetter ist sonnig, einzig der kalte und bisweilen böige Wind stört etwas. Kurz vor der Ebertswiese stehen jede Menge Menschen an der Strecke und feuern uns an – unter anderem mit dem Hinweis, dass die nächste Versorgung nicht mehr wirklich weit ist. Mein Blick fällt dabei auch auf einen der Wanderwegweiser – laut diesen sind es noch knapp 20km bis zum Grenzadler, dem nächsten größeren Ziel nach der Ebertswiese.

An der Ebertswiese mache ich etwas länger Rast, ziemlich genau die Länge von „die da“ – von den Fanta4, das läuft gerade an, als ich einlaufe und verklingt als ich gut gestärkt die Station wieder verlasse – zu Essen gibt es wie immer reichlich. Ich greife bei Haferschleim, Wienerle mit Senf und Banane zu, letztere nehme ich mit auf den Weg. Zudem natürlich jede Menge Salz. Der Weg führt nach der Versorgung recht steil bergan – da kann man die Banane in aller Ruhe essen und dennoch Kilometer machen.

IMG_5853Es dauert gar nicht mehr lange, da taucht auch schon die nächste Getränke-Stelle an der neuen Ausspanne auf – an der steht auch wieder Marion bereit und macht Fotos. Nach der Versorgung geht es erst mal ganz ordentlich den Buckel hoch – hier gehen auch wieder fast alle Teilnehmer, auf der Kuppe gibt es einen Aussichtsturm – leider habe ich nicht die Zeit mir das Panorama anzuschauen. Immerhin, der Weg wird danach wieder etwas flacher und ich laufe wieder an. Den Abschnitt habe ich recht gut im Gedächtnis – leider weiß ich auch, dass der Rennsteig bald seinem Namen wieder alle Ehre machen wird – entweder man rennt oder man steigt. Gut das nach dem Anstieg auch wieder eine Versorgungstation kommt. Diesmal gibt es Schmalzbrot, Tee, Apfelsaftschorle und natürlich wieder gesalzene Banane für mich.

Was nun folgt ist eine recht lange Durststrecke, zumindest kommt es mir fast endlos vor – immerhin die 45km Marke haben wir kurz nach der Versorgung passiert – es sind also nicht mal mehr 30km bis ins Ziel. Dafür will und will das 50km Schild irgendwie gar nicht auftauchen – ich unterhalte mich mit einem Läufer-Pärchen, das meint auch, dass wohl jemand das Schild als Andenken mitgenommen hat, laut GPS wäre es an der aktuellen Kuppe gerade soweit gewesen. Wir philosophieren noch kurz darüber ob man als Läufer am Grenzadler eher neue Füße oder neue Beine braucht und ob die dort vielleicht passende „Ersatzteile“ gibt. Da taucht dann doch das verlustig geglaubte Schild auf. Noch 23km liegen also vor uns – ein klein wenig mehr als ein Halbmarathon.

Am Gustav-Freytag-Stein gibt es nochmal Getränke, ich lasse mir meine Flasche mit Tee und Apfelsaftschorle auffüllen – bis zum Grenzadler ist es nun ja auch nicht mehr weit. Die ersten Ausläufer von Oberhof bzw. des Olympia-Stützpunkts kündigen an, dass es nicht mehr weit sein kann. Mehrfach kreuzen wir die Trainingsstrecke der Langläufer. Die Schilder sind etwas irritierend, dort steht „Sportler haben Vorrang“ – ich frage mich kurz, ob es wohl eine Rangfolge innerhalb der Sportler gibt – aber da kein Schnee liegt kommt auch keiner auf Skiern daher.

IMG_5872Am Grenzadler wollte sich eigentlich Marion postieren, ich sehe sie aber leider nicht – an der Versorgung gibt es dann wieder meine Spezial-Verpflegung: Schokoaufstrich auf Toastbrot mit ordentlich Salz, leider fehlt die Gurke zum Garnieren. Noch 18km liegen vor mir und ich informiere vorsichtshalber Marion per Handy, dass ich am Grenzadler bereits durch bin. Die Strecke muss man sowieso gerade wieder etwas gehen, die Steigung zieht sich doch etwas hin. Immerhin weiß ich, dass es nur noch knappe 9km bergan geht, dann ist der höchste Punkt der Strecke erreicht. Am Rondell ca. 2km nach dem Grenzadler steht dann doch Marion mit dem Foto bereit, wie sich später herausstellt hatte sie das Rondell für den Grenzadler gehalten.

Bevor man Plänckerers Aussicht am großen Beerberg erreicht gibt es an der Sommerwiese nochmal eine Versorgung. Der Weg führt nun durch eine Senke auf einer breiten Schneise parallel zur Straße. Reichlich uneben, und es geht ganz klar nach oben. Ich unterhalte mich kurz mit einem weiteren Läufer, er hat für Berichte die passende Ausrüstung dabei, eine Actioncam. Ich schleife zwar die ganze Strecke mein Handy mit, aber es ist mir einfach zu umständlich es jedes Mal aus der Rückentasche der Jacke heraus zu kramen. Die Actioncam kommt daher auf die Wunschliste. Als die Steigung noch etwas steiler wird, trennen sich unsere Wege wieder, ich kann weiter joggen oder zügig gehen und der Blick auf die Uhr sagt mir: Zeitlich bin ich ähnlich unterwegs wie vor zwei Jahren – und das trotz der Zielsetzung: Erst mal nur ankommen.

Etliche Höhenmeter später ist auch endlich der höchste Punkt der Strecke erreicht. Kurz davor steht ein weiteres Motivationsschild: 60km liegen hinter mir. Also nur noch knapp 13km zu laufen. Davon das allermeiste sogar abwärts. Leicht beschwingt laufe ich weiter. Als zusätzliche Orientierung dienen mir die Schilder für den ab Oberhof gestarteten Halbmarathon – die haben zwar noch etwas Versatz, da sie eine Schleife mehr laufen, aber als Orientierung über den dicken Zehen reicht es allemal. Kontinuierlich nähern wir uns der nächsten Versorgung in Schmücke – diese ist bei vielen Läufern beliebt, gibt es dort doch ein leckeres Bier als Getränk. Ich blicke auf die Uhr und entscheide mich dann, die Station nur zu durchlaufen, stattdessen trinke ich einen großen Schluck aus meiner Flasche. Weit ist es nun ja nicht mehr, als Bestätigung taucht fast direkt nach der Schmücke auch das 65km-Schild auf. Noch 8km, ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich ziemlich genau 7h unterwegs bin. Ob brutto oder netto weiß ich leider nicht mehr. Im Kopf überschlage ich, das ich deutlich unter 6 min/km brauchen müsste um meine Zeit von vor zwei Jahren einzustellen. Angesichts der Strecke ist das aber unwahrscheinlich. Dennoch gebe ich vorsichtig etwas Gas.

Die Kilometerschilder des Halbamarthons stimmen jetzt bezüglich der noch zu laufenden Kilometer mit dem Supermarathon überein, der Vorteil ist, sie hängen jeden Kilometer. Es geht vorbei an „Mordfleck“, noch 7km. Nach einer Haarnadelkurve geht es erst mal weiter schön bergab, bis an die Mordflecken-Wand. Das ist die letzte signifikante Steigung der Strecke, die ich in Erinnerung habe. Direkt zum Anfang der Steigung steht das nächste Kilometer-Schild – noch 5km liegen vor mir. Ich motiviere mich, dass es nun ja wirklich keinen Grund mehr zum Abbrechen gibt. Gehen ist in der Steigung aber ganz klar erlaubt – nur nicht zu früh verausgaben. Meine Flasche ist nun auch leer. Gut, dass es am Bierfleck/Kreuzwege nochmal Getränke gibt. Ich mache kurz langsam, fülle die Flasche mit Tee und Cola auf und weiter gehts.

An einem Baum an der Strecke ist Kilometer 69 angesprüht, die letzten 4km sind angezählt. Langsam schießen die Glückshormone durch den Körper. Ich überhole noch eine ganze Reihe Wanderer und Nordic-Walker und auch einige wenige Läufer. Der Kilometer zieht sich scheints ewig hin, trotz dass es ganz klar bergab geht. Kurz vor der nächsten Straßenkreuzung dann die Erlösung, das nächste Schild und es zeigt – 19km für die Halbmarathonis. Ich habe also wohl das Schild für die 70km und die 18km für die Halbmarathonis übersehen oder es fehlt tatsächlich. Ist mir jetzt auch egal – denn zwei läppische Kilometer, das geht jetzt auch noch irgendwie. Ich lasse es etwas mehr laufen. Der Blick auf die Uhr sagt mir: Neue Bestzeit kann ich vergessen, es sei denn ich würde jetzt irgendwoher noch den kenianischen Turbo auspacken und mit um die 3min/km ins Ziel sprinten. Das geht definitiv nicht mehr.

Es taucht etwas lange vermisstes auf, es geht tatsächlich mal wieder in eine Siedlung – Schmiedefeld ist also schon einmal erreicht. An der Strecke stehen mehr und mehr Menschen und peitschen die Läufer förmlich ins Ziel. Ein kleiner Anstieg lauert noch auf uns, bevor es an den Sportplatz geht. Dort heißt es dann richtig einreihen für den Zieleinlauf. Ich gebe nochmal alles, schaue mich entlang der Menschenmassen um, aber Marion ist nirgendwo zu sehen. Warten will ich natürlich auch nicht … also endlich rein ins Ziel. Geschafft! 72,7km und 3249 Höhenmeter (gesamt) liegen hinter mir. Meine letzte Zeit habe ich nur knapp verfehlt, etwa 3 Minuten langsamer war ich. Das liegt für mich aber immer noch im Rahmen, ganz zu schweigen von den Widrigkeiten wie der Erkältung und dem vergleichsweise kalten Wind und nicht zu vergessen, eine Woche vorher bin ich noch einen Marathon als Wettkampf in 3:27 gelaufen. Am Ende werde ich 390er im Gesamtfeld und 43. in der Altersklasse. Insgesamt kommen am Ende 1721 Läufer ins Ziel, in der Altersklasse sind es 127. Somit bin ich insgesamt doch recht weit vorne dabei. Beim nächsten Mal werde ich noch etwas gezielter trainieren, dann klappt es auch mit einer neuen persönlichen Bestzeit.

Im Zielbereich versorge ich mich mit reichlich Cola und warmen Tee. Das tut richtig gut, kurz nach mir trifft auch Uwe Rastätter im Ziel ein. Von Marion habe ich immer noch nichts gehört oder gelesen. Der Versuch sie per Handy zu kontaktieren scheitert, das Netz ist ob der vielen Menschen einfach total überlastet. Man sollte den Mobilfunkanbietern hier einmal Bescheid geben, es gibt ja durchaus Möglichkeiten ein Areal mit mobilen Sendern zusätzlich zu versorgen. Bei Open-Air-Festivals kommt diese Technik erfolgreich zum Einsatz, da sollte es am Rennsteiglauf ja auch kein größeres Problem geben. Ich hole meine Tasche mit den trocknen Klamotten ab und versuche den Rest der Gruppe (vor allem die Halbmarathonis und die Nordic-Walker zu erreichen, denn die sind schon länger im Ziel). Gerade als ich mich dann etwas ratlos zur Dusche aufmachen will, erreicht mich endlich Marion. Es gab scheints einen größeren Stau in Schmiedefeld und sie musste sehr weit außerhalb parken. Das wird dann wohl unsere Lockerungseinheit für nach dem Lauf. Kurze Zeit später finden sich auch die restlichen Team-Mitglieder an.

Es dauert noch eine ganze Weile bis die anderen Läufer von PULT auch im Ziel sind. Jürgen ist nach 9:50 im Ziel, zeitgleich mit Frank und Uwe Rösch. Etwas später, mit 10:12 treffen auch Gudrun und Peter gemeinsam im Ziel ein. Ich bin leider zu erschöpft um noch Bilder zu machen.

Fazit: Der Rennsteiglauf ist ein sehr schöner und vor allem für die Läufer sehr gut organisierter Lauf. Für den Zielbereich müssen wir uns in den kommenden Jahren etwas anderes einfallen lassen, denn das Verkehrschaos in Schmiedefeld selbst ist absolut gigantisch und der Marsch an den Parkplatz macht nach 73km auch keine Freude mehr. Vielleicht nehmen wir nächstes Mal doch das Shuttle-Angebot an.

 

SRH Dämmermarathon Mannheim 2016

IMG_5754Den Marathon direkt vor der Haustüre, noch dazu den mit dem die ganze Lauferei mal ihren Anfang genommen hat, kann man natürlich nicht auslassen. Selbst wenn auch auf dem Plan für nächste Woche ein Ultra-Marathon am Rennsteig ansteht – eine bessere „letzte Trainingseinheit“ gibt es wohl kaum. Lange Strecke und man muss sich keine Gedanken über die Verpflegung machen, geschweige denn einen Rucksack mit sich herumschleifen. Noch dazu bekommt unser Verein als Dank für die Besetzung von Streckenposten und einer Wasserstation vom Veranstalter ein kleines Kontingent an Freistarts spendiert. Ich stelle mich da immer hinten an – wer seinen ersten Marathon laufen möchte oder besondere Ambitionen hat, darf hier gerne zugreifen. Aber verfallen lassen muss man das Angebot ja auch nicht. Leider gibt es auch dieses Jahr wieder etwas organisatorische Probleme und ich bin nur für den Halbmarathon gemeldet … zähneknirschend zahle ich die Ummelde-Gebühr, aber halbe Sachen mache ich ja nur noch in Ausnahmefällen. Update: Die Probleme konnten nach kurzer Rücksprache unbürokratisch gelöst werden, so etwas lobe ich mir.

Das Wetter will dieses Jahr auch nicht so recht mitspielen – am Tag vor dem Lauf geht ein Regenguß über der Region nieder, der sich gewaschen hat – ich hoffe dabei inständig, dass uns eine Absage aufgrund des Wetters wie 2006 erspart bleibt. Immerhin: am 14.05. ist es dann doch trocken und in der Sonne kann man es aushalten. Es geht aber schon den ganzen Tag ein recht frischer Wind und mit Sonne ist es beim Dämmermarathon so eine Sache – nur wenn man zur Elite gehört könnte man es schaffen noch bei Tageslicht anzukommen (oder man läuft nur einen flotten Halbmarathon). Erstmals im Angebot ist in diesem Jahr neben dem Team-Marathon auch noch ein Solo-10km-Lauf der recht gut angenommen wird. Den Start des Laufes verfolge ich noch bevor ich versuche, mich in den Startblock einzureihen. Der ist absolut überfüllt und die Kennzeichnung ist nicht erkennbar. So stehe ich in der Nähe des 4:00h Pacemakers.

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Weinstraßen-Marathon 2016

IMG_5728Nur alle zwei Jahre findet der Marathon der deutschen Weinstraße statt. Da die Startplätze limitiert sind, hatte ich mich bereits im Sommer des vergangenen Jahres angemeldet. Netter Nebeneffekt: Man hat eine kleine, leicht merkbare Startnummer.
Die Strecke wurde im Vergleich zur letzten Veranstaltung nicht verändert, sie führt vom Nordende der Weinstraße in Bockenheim am Haus der Weinstraße nach Süden bis Bad Dürkheim und wieder zurück. Für die Halbmarthonis ist der Wendepunkt bereits in Klein-Karlbach erreicht. Das Profil des Laufs umfasst für den Marathon ca. 800 Höhenmeter durch die reizvollen
Weinberge.

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Jahresrückblick 2015

Schon wieder kurz nach Weihnachten – allerhöchste Zeit das Jahr nochmal einmal zu betrachten bevor es zu Ende ist.

In gewisser Weise endet das Jahr ganz ähnlich wie es begonnen hat – ich bin mal wieder krank – zu Beginn des Jahres habe ich nach dem Ende der Elternzeit gleich die erstbesten grippalen Infekte von Arbeit mitgebracht. Weihnachten hat es mich wieder flach gelegt – ich hoffe nicht das es eine unschöne Tradition wird – auf den Ausflug in die Notaufnahme zu Heiligabend kann ich verzichten.
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Marathon du Vignoble d’Alsace – Weinmarathon

Nachdem das Ultra-Event für dieses Jahr in trockenen Tüchern ist, galt es das Attest für Wettkämpfe in Frankreich noch sinnvoll weiter zu nutzen, wenn es schon nur ein Jahr gültig ist.

Da ein Teil der Verwandschaft im Elssas rund um Strasbourg beheimatet ist, lag es natürlich nahe dort einen Wettkampf zu suchen – außerdem ist die Fahrt dann nicht so lange. Zumal momentan dank Jobwechsel ohnehin nicht an eine Kombination Urlaub-Wettkampf zu denken ist.

Der Marathon du Vignoble d’Alsace ist so etwas wie das Pendant zum Weinstraßen-Marathon in Deutschland, an dem ich ja auch schon mehrfach teilgenommen habe. Beides Mal steht ganz klar die Region und der dort angebaute Wein im Vordergrund. In Frankreich noch etwas mehr als in Deutschland – wie man schon dem Programm entnehmen kann: Zusätzlich zu den regulären Versorgungstationen mit Wasser, Iso und Sportlernahrung gibt es bei diesem Wettkampf die gastronomischen Versorgungsstellen – jeweils mit einer lokalen Spezialität und dem zugehörigen Wein. Da wirkt das Angebot des Rieslings-Schwamms beim Weinstraßen-Marathon doch fast etwas kümmerlich. Insgesamt nehmen die Franzosen die Wettkämpfe in der Regel nicht so ernst wie wir es oftmals in Deutschland tun – dort steht viel mehr das Fest um die Läufe herum im Vordergrund. Auch aus diesem Grund wird häufig in Verkleidung gelaufen – beim Marathon du Vignoble werden die Läufer in Verkleidung sogar extra belohnt.
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Mannheim Marathon 2015

Schon praktisch so ein Marathon direkt vor der Haustüre bzw. direkt in der Region – auch in diesem Jahr habe ich mich wieder für den Mannheimer Marathon angemeldet – in gewisser Weise hat die Strecke für mich ja auch eine historische Dimension – mit der Teilnahme am Team-Marathon 2007 habe ich den Einstieg in die Laufszene gefunden. Seither bin ich in Mannheim immer mal wieder dabei gewesen, wenn auch nicht durchgängig – z.B. wenn der Wettkampf mit anderen Terminen kollidierte (z.B. die geplante Teilnahme in Biel, die dann auch noch ins Elbehochwasser gefallen ist …).

Seitens der Veranstalter lagen die Messlatten sehr hoch – im vergangenen Jahr gab es ein Debakel um fehlgeleitete Läufer, die Strecke war nicht eindeutig genug gekennzeichnet – nicht wenige Läufer liefen daher zu wenig, oder zu viel. Zudem gab es massive Kritik an der Streckenführung (die es aber auch bewerkstelligen musste, mit einem Kurs ein Angebot für Halb-Marathon, Marathon, Inline-Marathon und Handbike-Marathon zu vereinigen).  Schon aus diesem Grund hatte ich ein Interesse an der Teilnahme.

Auch bei mir gab es Änderungen – seit ich Papa bin, habe ich mein Training mehr oder weniger eindampfen müssen – auch der persönliche Foto-Service durch meine Partnerin war damit nicht mehr so einfach möglich (wobei ich im vergangenen Jahr einfach viel zu schnell unterwegs war, im Vergleich zu dem was ich vorhatte …). Immerhin treffen wir uns vorher noch mit anderen Eltern aus der Krabel- und PEKIP-Gruppe – noch ein Papa läuft mit, wenn auch nur beim Team-Marathon (aber das ist ja die Einstiegsdroge wie ich weiß).

Der Start wurde verlegt – das Läuferfeld startet nicht mehr in Richtung Augusta-Anlage sondern aus der Augusta-Anlage heraus mit einer Ehrenrunde um den Wasserturm. Insgesamt keine schlechte Idee – allerdings sollte es um die Startblöcke herum auch noch Dixi-Toiletten geben, nicht wenige Läufer müssen vor Aufregung nochmal – ich mache daher noch einen Abstecher ins Kongress-Zentrum auch wenn das ein Umweg ist – aber ich habe ja genügend Puffer eingeplant. Der Start aus den Blöcken verläuft reibungslos – allerdings gibt es direkt nach der Startlinie in der ersten Kurve einen Stau – da muss nächstesmal noch nachgebessert werden.

Nach der Ehrenrunde geht es auf altbekannter Strecke durch die Augusta-Anlage gen Osten, die Sonne im Rücken. Meine Jacke habe ich dabei, aber ich binde sie mir recht bald um, trotz Wind ist es mir nach dem Start gut warm. Marion und Nachwuchs stehen noch in der Augusta-Anlage an der Strecke und feuern mich lautstark an. Kurz darauf überhole ich Jürgen aus meiner Ultra-Laufgruppe, er will diesmal nur einen lockeren Halbmarathon laufen. Den Pacemaker für 4:00h habe ich da auch schon überholt. Der Pacer für 3:45 folgt noch vor Kilometer 2 in der Nähe des Planetariums.

Ab Neuostheim geht es die neue Streckenführung entlang – über die A656 nach Neuhermsheim und dann durch die Gärten parallel zur Autobahn – die Büsche schirmen den Lärm doch recht gut ab. Das erste Zwischenziel kommt bald darauf in Sichtweite, die SAP-Arena – diesmal geht es nicht im Stockdunkeln hindurch sondern nur daran vorbei. Die Wechselstation ist einen knappen Kilometer später vor dem Maimarkt-Gelände – ich kann es kaum glauben, aber es sind schon 7 km gelaufen und ich bin in Sichtweite des 3:30h Pacemakers. Innerlich zögere ich noch etwas ihn zu überholen, aber nach mehreren Blicken auf die Pulsuhr wage ich dann doch denn Versuch.

Die Strecke führt durch die Felder der Einflugschneise des Flughafens (Hubschrauber-Anflug gibt es als Gratis-Dreingabe) auf Seckenheim zu. Dort treffen wir wieder auf die alte Streckenführung – der zusätzliche Haken im Industriegebiet von einigen wenigen 100m ist einfach nur lästig – da sollte man im kommenden Jahr mal versuchen ob man nicht an anderer Stelle die notwendigen Meter noch einfügen kann, ohne U-Turn.

Das Feld ist gut bestückt aber nicht mehr so dicht wie beim Start, als wir in Seckenheim durch die Badener Straße laufen – die Stimmung im Vorort ist wie immer absolut spitze – die Menschen stehen an der Strecke und feuern jeden Läufer an – so macht das richtig Spaß. Es ist fast schon schade wieder hinaus zu laufen – nun geht es erstmal der Sonne entgegen, die steht so ungünstig, dass man fast die Menschen am Rand nicht mehr wahrnimmt, nur noch als Schatten und das trotz Sonnenbrille. An der Versorgung habe ich noch versucht meine Flasche wieder aufzufüllen, aber das gestaltet sich bei dem Tempo doch etwas schwieriger als gedacht – mit ein zwei Bechern reicht es gerade mal für ne halbe Portion, danach ist man schon vorbei – von der Möglichkeit zudem noch etwas zu Essen abzugreifen mal ganz zu schweigen. Aber noch ist alles ok, und die nächste Versorgung ist ja auch nicht weit.

Die Strecke bis an die Wechselstation am Flughafen in Neuostheim zieht sich ein wenig, aber es stehen immer wieder Leute an der Strecke – auch Peter und Gudrun aus der Ultra-Laufgruppe feuern mich kräftig an. Die Strecke führt fast kerzengerade auf den Fernmeldeturm zu – dort erwartet mich ein persönliches Highlight, denn die DJK Feudenheim besetzt dort die Wasserstelle – entsprechend freudig werde ich begrüßt und bekomme Wasser gereicht.

In mehreren Kurven geht es nun wieder in Richtung Wasserturm – an den Kreuzungen stehen unter anderem noch meine Trainingspartner der DJK, die machen mir nochmal richtig Dampf – wenn die wüssten, dass ich eigentlich viel zu schnell unterwegs bin … kurz vor dem Wasserturm an der Versorgung greife ich eine ganze Banane ab – der inoffizielle Name der folgende Straße „Fressgasse“ bekommt da eine ganz neue Bedeutung. Bereits von weitem sieht und hört man diesmal die Aufteilung der Läufer in Marathonis und Teams sowie Halbmarathonis. Für die Halben geht es links ab, der Rest darf gerade aus weiter laufen.

CIMG0299Kurz vor der nächsten Kurve stehen dann auch meine Eltern und feuern mich lautstark an – für mich geht es jetzt ans Eingemachte der Pacemaker ist immer noch hinter mir – 20 km sind gelaufen  – fast die Hälfte. Kurz vor der Halbmarathonmarke gesellt sich eine Duo-Marathon-Läuferin zu mir – ich laufe angeblich genau ihr Tempo mit um die 5 min/km – sie hängt sich also erst mal an mich dran – mir macht das nichts aus. Nach der Halbzeit geht es die erste nennenswerte Steigung hoch – nicht wie sonst über die Kurt-Schuhmacher-Brücke, sondern diesmal über die Konrad-Adenauer-Brücke nach Ludwigshafen. Der Ausblick auf den Rhein ist dennoch ganz gut, der Anstieg ist vergleichsweise kurz und knackig.

In Ludwigshafen geht es die Brücke hinunter und dann entlang des Rheins gen Süden – die Sonne ist gerade am untergehen und taucht die Szenerie in schöne Farben. Die nächste Steigung ist auch schon in Sicht, die sogenannte Schneckennudel-Brücke auf die Rheininsel in Ludgwigshafen – ihren Namen hat sie wegen der Bauform – auf beiden Seiten des Hafenbeckens schraubt man sich in 2 Kreisen nach oben bzw. wieder nach unten. Sieht aber schlimmer aus als es ist, auch wenn der Puls klar zu erkennen gibt: Das ist schwieriger als geradeaus laufen.

An der Uferpromenade des dortigen Neubaugebiets stehen jede Menge Leute – ein Kleinkind reißt sich los und rennt ohne sich umzuschauen quer über die Bahn und mir fast vor die Füße mit Mühe kann ich einen Sturz verhindern – die Eltern und der Filius bekommen von mir eine lautstarke Meinungsäußerung zu solchem Verhalten zu hören, das kostet aber auch Kraft. Auch wenn das nicht schön ist und vielleicht unangemessen wirkt, sollte der Veranstalter überlegen ob er hier im kommenden Jahr mehr Ordner oder gar Absperrungen einsetzt.

Die Strecke schlängelt sich noch etwas durchs Wohngebiet und quert wenig später wieder das Hafenbecken – diesmal ohne Steigung. Kilometer 26 liegt hinter mir als wir das Südwest-Stadion und somit die nächste Versorgung und Wechselzone erreichen – es ist immer noch vergleichweise viel los, was auch daran liegt, dass die Strecke von nun ab eine Pendelstrecke ist, der Wendepunkt liegt noch ca. 4km entfernt. Ein echtes Hindernis haben die Macher an der nächsten größeren Straßenquerung eingebaut – es geht einige Stufen hoch und über eine schmale Fußgängerbrücke, die ich absolut nicht im Kopf hatte – die kostet nochmals zusätzlich Kraft und Zeit aber noch läuft alles recht gut.

Durch den Stadteil Mundenheim stehen noch einige wenige Zuschauer an der Strecke – am Ende der Bebauung geht es unter der B44 hindurch – unter der Brücke ist es schon merklich dunkel – vorbei an der Großbäckerei Görtz – die haben schon die Produktion für Sonntag angefahren und über die Strecke weht ein Duft von frisch gebackenem Brot – darauf hätte ich in dem Moment echt Lust – aber es gibt leider keine spezielle Versorgung – immerhin in der Ferne ist schon Rheingönnheim zu sehen und vor allen Dingen zu hören. Die Stimmung dort ist wie immer super – viel Musik und jede Menge Leute an der Strecke – vor lauter Leuten sieht man die Kilometerschilder nicht und ich wundere mich ein wenig … nach dem Wendepunkt und etwas Wasser und Iso an der Versorgung geht es zurück in Richtung Ludwigshafen Zentrum.  Dort taucht auch endlich wieder ein Kilometerschild auf – noch 11km. Also nur noch ein ganz kurzer Trainingslauf … dafür noch 3 Steigungen die mir auf Anhieb einfallen.

Unter der Brücke der B44 ist es jetzt stockfinster – etwas mehr Beleuchtung würde an dieser Stelle nicht schaden, auch wenn gleich dahinter die Straßenbeleuchtung wieder für Licht sorgt. Es laufen uns noch jede Menge Läufer entgegen unter anderem bekomme ich den 3:45 Pacemaker nochmal von vorne zu Gesicht – noch geht es mir gut – auch die kleine Fußgängerbrücke kann mich nicht mehr wirklich schocken – direkt am Fuß der selben steht ein Motivationsschild: 33km geschafft! Die Brücke ist scheinbar aber gar nicht für Läufermassen ausgelegt – während ich darüber laufen habe ich das Gefühl als würde sie wackeln wie der berühmte Kuhschwanz … kein gutes Gefühl, aber es sind ja nur wenige Meter. Nach der Brücke kann man schon die nächste Wechselzone sehen, es gibt nochmal Wasser und Iso für mich – ich hätte zwar auch gerne etwas zu Essen abgegriffen, aber ich bin einfach zu schnell.

Das mit dem Essen rächt sich denn auch recht bald – bis Kilometer 34 zieht sich die Strecke gefühlt ewig – kurz nachdem wir wieder auf der Rheininsel sind bekomme ich dann auch den Hinweis, dass ich deutlich langsamer geworden bin – jetzt nicht mehr um die 5 min/km sonder deutlich darüber. Aber ich kann nicht mehr viel schneller – es fehlt mir die Energie. Ich lasse die Duo-Marathon-Läuferin ziehen – immerhin hat sie ja 19km weniger in den Beinen als ich, da hätte ich auch noch Energie.

Neben mir rauscht der Rhein entlang, an einigen wenigen Stellen der Promenade stehen noch Zuschauer, diese sind aber auch noch voller Energie und feuern jeden Läufer an – einige Team-Läufer überholen mich zügigen Schrittes – unschön und frustrierend aber nicht zu ändern. Der Abzweig zur Schneckennudelbrücke ist nicht gut gelöst – von der Promenade mit ihrer Beleuchtung geht es ins Dunkle hinein und den Rheindamm hoch – zwei Polizisten mühen sich mit Taschenlampen ab den Weg halbwegs auszuleuchten – hier muss im kommenden Jahr definitiv eine Beleuchtung hin. Direkt danach und somit doch recht überraschend kommt die nächste Versorgung. Ich greife bei Iso und Cola zu, das gibt immerhin wieder einen Schub. Die Brücke meistere ich erstaunlich gut, das von mir befürchtete Chaos mit entgegenkommenden Läufern bleibt aus – die sind alle schon durch. Nach der Brücke sind es noch 5 km bis ins Ziel – man kann Mannheim auf der anderen Seite des Rheins schon sehen. Ebenfalls sieht man auch die Konrad-Adenauer-Brücke, die es nochmals zu erklimmen gilt …

Ich kämpfe mich vorwärts – „es ist ja nicht mehr weit“ wird zu meinem Mantra für die letzten Kilometer. Vor der letzten Steigung steht nochmal eine Versorgung – komischerweise aber keine Kilometerangabe mehr – zumindest keine die ich wahrnehme. Ich kippe nochmal ne Mischung aus Cola und Iso in den Rachen (und teilweise auch aufs Trikot). Dann nehme ich die Steigung in Angriff und siehe da, es geht und ich kann sogar noch Läufer einholen.

Die letzte wichtige Steigung ist überwunden, jetzt folgen nur noch „Scheinbuckel“ – aber erst mal gibts noch Sightseeing – einmal vorm Schloss in Mannheim vorbei und durch den Ehrenhof – an der Versorgung gibts nochmal Wasser – noch immer habe ich kein Kilometerschild gesehen, aber gefühlt sind es noch 3 oder weniger Kilometer – kurz nach dem Schloss, an der Uni-Mensa steht dann endlich das erlösende Schild: 40km sind geschafft. So langsam bereite ich mich auf den Endspurt vor – mahne mich aber, es nicht zu übertreiben – die allerletzte kleine Steigung vor der alten Sternwarte ist auch geschafft – jetzt ist alles topfeben. Vorbei am Amtsgericht und Stadthaus auf die Zielgerade in der Kunststraße – noch 1km. Ich sauge mich nach und nach an die verbliebenen Läufer heran – das Publikum wird immer mehr, am Wasserturm ist richtig Stimmung – es trägt mich um den Friedrichsplatz zum Ziel.

Warum der Moderator gerade ausgerechnet als ich einlaufe eine Schwächephase hat und Helene Fischer mit „Atemlos“ spielen muss, ist mir ein absolutes Rätsel – denn ich bin noch mehr als gut bei Puste als ich die Ziellinie überquere. Gleich darauf der Blick zurück auf die Uhr und eine riesige Freude: Brutto 3:28:21 zeigt die Uhr wenige Sekunden nachdem ich über die Matte bin – die 3:30 ist also endlich gefallen – neue persönliche Bestzeit.

Nach der Versorgung und etwas Pause mache ich mich auf den Weg zu meinen Eltern – ich bin (wie schon häufiger) völlig ausgepowert und mir ist anfänglich richtig kalt – aber mit jedem Schritt wird es wieder besser. Beim Blick auf die Ergebnisse kann ich es dann fast nicht glauben: Angeblich bin ich in 3:11h den Marathon gelaufen – zu gut um wahr zu sein. Das kommt mir noch etwas komisch vor. Am nächsten Tag hat sich die Lage dann geklärt – wie es aussieht wurden versehentlich prognostizierte Daten angezeigt – denn wenn ich mit dem Durchschnitt bis zur letzten Zwischenmatte in Rheingönnheim bei Kilometer 31 weiter gelaufen wäre, hätte es auch für die 3:11 gereicht … aber netto sind es immer noch 3:26 und man braucht ja neue Ziele – die 3:20 oder die 3:15 sind die nächsten Kandidaten – und das obwohl ich dieses Jahr weniger trainiert hatte – allerdings war ich eine Woche vorher auch nur einen Halbmarathon laufen und nicht zwei Wochen vorher 73km über den Rennsteig – wer weiß inwiefern das eine Rolle spielt.

Jahresrückblick 2014

Ja es war schon wieder Weihnachten und Silvester steht schon vor der Tür – allerhöchste Zeit das Jahr nochmal durch den Filter laufen zu lassen. Insgesamt läuft es bei mir unter „das Jahr mit dem Glen“ bzw. „das Jahr in dem Glen kam“. Die Schwangerschaft und der Schritt hin zur Familie haben das Jahr doch ganz deutlich geprägt, aber es gab nicht nur den Nachwuchs.

Januar

Mitte Januar bekam ich die frohe Botschaft „du wirst Papa“ – erst mal ein Schock, denn das warf einige Planungen für das Jahr über den Haufen bzw. diese mussten noch mal auf den Prüfstand – unter anderem natürlich die ganzen anstehenden und zum Teil auch schon bezahlten Läufe an denen ich teilnehmen wollte. Einer war dabei völlig unkritisch, denn der fand ja schon im Januar statt – direkt als erster Wettkampf ein Ultra in Rodgau – von wegen langsam einsteigen. Ebenso turbulent war es im Haushalt – eigentlich wollten wir langsam aber sicher zwei Haushalte verschmelzen (bis zur Geburt wäre ja genügend Zeit gewesen) – aber die Heizung hatte andere Pläne und flutete uns so direkt die Wohnung, was eine längere Phase der Trocknung und Renovierung nach sich zog.

Februar

Immerhin: Die Trockung kam recht flott in Gang (im Gegensatz zu den weiteren notwendigen Arbeiten) und wir  haben sie auch passend mit unserem Urlaub kombinieren können – die Maschinen konnten in aller Ruhe trocknen und wir mussten deren Lärm nicht ertragen. Zudem stand der nächste Ultra für mich auf dem Plan: Einmal die Rheinebene durchqueren –  es sollte das Jahr der Ultras werden. Der Nachwuchs entwickelte sich derweil ohne größere äußere Anzeichen. Auch die werdenden Großeltern wussten noch nichts von ihrem Glück … was zu einigen lustig bis verkrampften Situationen geführt hat: Marion konnte auf der Weinmesse diesmal nicht probieren – was schon für etwas Verwunderung bei ihrer Mutter sorgte, aber keinen weiteren Verdacht erregte.

März

Ein vorerst letztes Mal groß Verreisen – die Reise hatten wir uns schon im Dezember vorgenommen und gebucht – Ziel: Die Ost-Küste der USA. Unter anderem natürlich auch (für mich mal wieder) Washington DC und New York – aber wir haben diesmal auch die Neuengland-Staaten (also die Gründungskolonien) mit auf dem Programm gehabt. Wir hatten dabei die Ehre auch nur die Ausläufer eines der Winterstürme mit zu erleben – das Schneechaos war mir zu Zeiten meiner Diplomarbeit ja erspart geblieben. Das nächste Mal suchen wir uns einen anderen Zeitraum für diesen eigentlich sehr schönen aber im Winter eben auch sehr kalten Landesteil aus (der Reiseführer sollte Recht behalten in Sachen „Nuclear Winter“). Besichtigt haben wir die ausgestorbene Ferienregion Cape Cod (sogar die Museen haben zu und die Hotelzimmer sind selten vorgeheizt) und auch in Boston haben wir mehrere Tage verbracht.

Auf dem Geburtstag meines Vaters weihen wir ihn und meine Mutter ein: Sie werden Großeltern – die Freude ist riesengroß als wir etwas geheimnisvoll die Gutscheine für „einmal Opa/Oma werden“ überreichen. Ebenso begeistert ist Marions Mutter als wir einige Tage später von unserer Reise in die USA berichten und in die Bilderpräsentation eines der ersten Ultraschallbilder eingeschmuggelt haben.

April

Im April gibt es noch einige Hau-Ruck-Aktionen in Sachen Umzug – ich räume für die Renovierung ungeplanter Weise das fast das gesamte Wohnzimmer ins Schlafzimmer, damit frisches Laminat gelegt werden kann und die Tapete an den feucht gewordenen Wänden erneuert.

Nach einem Monat ohne Wettkampf mache ich ausnahmsweise keinen Ultra sondern „nur“ einen Marathon – der Weinstraßen-Marathon findet nur alle zwei Jahre statt und ist immer recht schön gemacht, inklusive einer Flasche Wein als Präsent und dem Spezial-Angebot „Riesling“ an den Versorgungsstationen.

Unserem Nachwuchs geht es prächtig, er wächst und gedeiht, und ganz langsam sieht man Marion die Schwangerschaft auch von außen an.

Mai

Diesen Monat gibt es wieder einen Ultra – während Marion nach Birmingham auf die Supernatural-Convention fliegt, mache ich ein Wochenende Ultra-Laufen. Diesmal auf einem der bekanntesten Ultras in Deutschland, den jeder einmal gelaufen sein sollte der Ultras mag: Den Rennsteiglauf – 73km sind zu bewältigen und der Lauf an sich ist einfach überwältigend – sehr gut organisiert, die Versorgung einfach spitze. Marion kehrt samt Nachwuchs im Bauch auch wohlbehalten zurück.

Juni

Nur zwei Wochen nach dem Rennsteig ist schon wieder Wettkampf angesagt: eigentlich wollte ich den Mannheimer Marathon nur als Trainigslauf absolvieren, aber irgendwie ist doch ne neue Bestzeit für mich dabei rumgekommen – ich war so schnell, dass Marion an den geplanten Foto-Stellen leider immer das Nachsehen hatte. Der Lauf ist teilweise schlecht organisiert und unübersichtlich – die Gruppe der Führenden biegt einmal falsch ab und einige laufen wohl die Schleife durch den Luisenpark versehentlich doppelt. Als Ultraläufer schaue ich mir natürlich vorher die Strecke an damit ich ungefähr weiß wo ich abbiegen muss – ich bin richtig gelaufen.

Nochmal zwei Wochen später kam dann das Highlight für dieses Jahr in Sachen Ultra-Lauf: Ich habe meinen Freistart aus dem letzten Jahr für Biel eingelöst und bin dort über die 100km gestartet – mal eine andere Strecke als die 100km um Ulm. Auch nicht schlecht muss ich sagen, vor allem der Ho-Chi-Min-Pfad auf dem Emmedamm und die Steigung nach Bibern werden mir im Gedächtnis bleiben. Die Zeit ist ansprechend mit 11 Stunden und 9 Minuten. Die ursprüngliche Planung war ja, dass mich Marion auf dem Rad begleitet – mit Glen im Bauch fällt das aber aus. Stattdessen steht sie fast alle 10 km an der Strecke und feuert mich an. Einfach super! Super war auch die letzte Trainingseinheit vor dem Lauf – rund 26h vor dem Lauf habe ich zur Entspannung noch eine Sprint-Einheit mit der Weinheimer Trainigsgruppe durch den Exotenwald gemacht: 16km in 1:30h …

Juli

Den Juli nutze ich zur Entspannung nach all den Ultras – zudem beginnt die heiße Phase der Schwangerschaft – der Nestbau-Trieb erwacht. Zusammen mit Marion bin ich fleißig am Einkaufen und Montieren von Möbeln, wir räumen auf was das Zeug hält. Auch der Geburtsvorbereitungskurs findet seinen Abschluss – jetzt kann der Nachwuchs also kommen, es ist fast alles einsatzbereit, von Wickelauflage bis Kinderbett.

August

Im August sind wir zur Hochzeit von Marions Cousin eingeladen – gefeiert wird in der Nähe von Périgueux in Südfrankreich. Wir nutzen die Chance und machen ein letztes Mal Urlaub zu zweit – trotz der fortgeschrittenen Schwangerschaft die meisten Stopps auf Zeltplätzen. Zum Einstieg löse ich noch mein Geburtstagsgeschenk ein: Try Yann spielen in Karlsruhe – sozusagen zum Einstimmen, auch wenn die bretonisch und nicht unbedingt Französisch singen. In mehreren Etappen über Lyon und Vichy fahren wir bis Périgueux, nach der Hochzeit steht Entspannung an der Silberküste bei Biarritz auf dem Plan. Zurück geht es an der Dune de Pilat bei Bordeaux vorbei, in die Champagne bei Marions Verwandten. Einmal Frankreich im Schnelldurchgang in zwei Wochen also. Sehr schön.

September

Langsam beginnt der Countdown zu ticken – acht Monate ist Marion schon schwanger – es dauert also nicht mehr lange bis auch ich unseren Nachwuchs in den Arm nehmen darf. Zumindest so er sich an den Plan hält. Wir sind dementsprechend vorsichtig was Ausflüge oder gar Wettkämpfe betrifft. Dennoch helfe ich natürlich meinem Arbeitgeber noch bei der Teilnahme am Firmen-Ultra – wie jedes Jahr: 10 Personen bilden ein Team, das insgesamt einen Ironman-Triathlon bewältigt, für jeden also etwas weniger als 400m Schwimmen, 18km Radfahren und 4,2km Laufen. Diesmal findet er wegen Renovierungen in Darmstadt statt – was aber auch nicht verkehrt ist. Marion begleitet mich und macht auch fleißig Fotos vom Team.

Einen weiteren Lauf darf ich nur mit Sondervorkehrungen laufen – eigentlich hatte ich nicht vor den Churfranken-Trail anzugehen, aber Peter aus meiner Laufgruppe hat sich verletzt und kann nicht starten. Eine Erstattung der Startgebühr ist nicht vorgesehen, aber eine Ummeldung kostenlos möglich. Die Bedingung lautet, dass ich mit Handy unterwegs bin und falls Wehen einsetzen, Peter mich bei nächster Gelegenheit an der Strecke abholt und direkt nach Mannheim fährt. Passiert ist nichts, der Lauf ist eine große Herausforderung – obwohl es nur 74km sind, dafür 1800 Höhenmeter. Wenn es nicht so fürchterlich geregnet hätte und die Versorgung besser wäre, würde ich den ja sogar nochmal angehen, aber so bin ich noch immer etwas gespalten.

Die Gefühle sind gerade auf Achterbahn-Tour: Ich weiß das ich Papa werde, aber so greifbar nah wie das jetzt ist, geht es ständig auf und ab im Kopf.

Oktober

Im Oktober soll unser Nachwuchs auf die Welt kommen, schlecht nur, dass Anfang Oktober auch noch mein Traditionslauf in Nürnberg stattfindet: Halbmarathon beim Stadtlauf durch die Innenstadt und entlang der Pegnitz. Ich warte bis kurz vor Schluss, melde mich ganz kurzfristig an und fahre vergleichsweise spät los nach Nürnberg -gerade noch rechtzeitig erreiche ich den Start und sprinte über die Strecke. Unser Nachwuchs fühlt sich bei Marion im Bauch aber noch pudelwohl und macht noch immer keine Anstalten sich auf den Weg zu machen. Dennoch: Es reicht nur für ein kurzes „Hallo“ und etwas Schnacken im Versorgungsbereich, bevor ich mich wieder auf den Heimweg nach Mannheim mache – ich will ja nichts verpassen.

Es dauert noch eine ganze Weile bis ich Glen dann in Händen halten darf (und dann gleich 1,5h direkt nach der Geburt, weil so viel los ist). Mitte Oktober ist es dann so weit, eine sehr aufregende Nacht für die ganze junge Familie. Während die Schwangerschaft problemlos verlief, lassen wir bei der Geburt gefühlt keine Sonderoption aus – bis hin zum ungeplanten Kaiserschnitt. Aber es geht allen am Ende gut, und die ganze Verwandtschaft und Freunde überschütten uns mit Glückwünschen und Geschenken.

November

Im November dreht sich bei uns alles um unseren Nachwuchs Glen: Stillen, Wickeln, Behördengänge und Papierkram – jeder Menge Arbeit für die junge Familie. Ich bin froh Elternzeit genommen zu haben, so kann ich mich doch recht umfänglich einbringen. Vor allem in der Anfangszeit gibt es so viel zu tun was den Haushalt betrifft. Ich nutze natürlich auch die Chancen die sich mir bieten, weiter an meinen Kochkünsten zu feilen – die Gerichte werden immer abwechslungsreicher und wir probieren sehr viel aus. Am Ende des Monats habe ich dann einen weiteren Spitznamen: „Herdmännchen“. Dafür geht mir vieles im Haushalt und in der Küche mittlerweile sehr flott von der Hand. Übung und Training ist durch nichts zu ersetzen. An Wettkämpfe ist momentan erst recht nicht zu denken, aber Entspannung beim Training tut auch mir gut.

Eine gute Tat vollbringe ich auch noch, ich repariere kurzerhand unseren Trockner, bei dem sich ein Spannungswandler verabschiedet hatte – somit sind wir auch besser gegen die Wäscheflut mit Kleinkind gerüstet.

Dezember

Ja es ist schon wieder Dezember und es ist auch dieses Jahr wieder Weihnachten, dennoch ist alles irgendwie neu und aufregend: Denn wir erleben die Feiertage zum ersten Mal als Familie – das bringt einige Veränderungen und Anpassungen mit sich – aber es ist noch immer ein tolles Gefühl Papa zu sein. Ich denke das wird auch 2015 noch einiges an Überraschungen bieten.