Die andere Seite der Laufveranstaltung – Herbstlauf 2013

An einer Laufveranstaltung teilnehmen ist eine Sache – je nach Streckenlänge auch entsprechend anstrengend aber jedesmal ein tolles Erlebnis für mich. Auch nicht zu verachten ist aber der Schritt auf die andere Seite, hinter die Kulissen. Mit der Organisation des Herbstlaufs 2013 der DJK habe ich auch dieses Jahr den Schritt wieder getan. Mittlerweile liegt die Veranstaltung etwas mehr als eine Woche zurück – Zeit ein wenig zurück zu blicken.

Nach dem Lauf ist vor dem Lauf – so ungefähr war das Credo nach der ersten Durchführung des Herbstlaufs 2012 – zum ersten Mal hatte die Triathlon-Abteilung die Organisation vollständig übernommen, zudem wurde erstmals eine Chipzeitmessung eingesetzt. Klar das da einiges noch nicht flüssig lief und die eine oder andere Erkenntnis mühsam gewonnen werden musste. Somit begann es bereits nach der ersten Nachbesprechung mit konkreten Beschaffungen – in diesem Jahr erleichterte uns schon ein Gabelhubwagen an vielen Stellen die Arbeit erheblich. Zudem wurde die Markierung der Strecke optimiert. Auch die Erfahrungswerte in Sachen Software und Hardware zahlten sich dieses Jahr aus: WLAN im Feld ist zwar nett, aber nicht zuverlässig genug. Daher diesmal gleich Kabel, das dauert auch nicht viel länger im Verlegen, wenn alles vorbereitet ist.

Die richtig heiße Phase ab Freitag beim Aufbau verlief denn auch entsprechend kühl, innerhalb weniger Stunden stand die IT-Infrastruktur vollständig zur Verfügung und der Annahmebereich für Nachmeldungen und die Abholung war eingerichtet. Auch der restliche Aufbau war sehr bald abgeschlossen. Einzig die Reinigung der Strecke zog sich etwas in die Länge, beim Herbstlauf hat man nunmal mit etwas Laub zu tun, sonst wäre es ja kein Herbstlauf. Die Beschaffung von Getränken und Werbematerial war auch flugs erledigt und so konnten wir deutlich vor der geplanten Zeit in die letzte Nachtruhe vor dem Lauf gehen. Abgesehen von einer Back-Aktion, der Kuchen für den Verkauf sollte ja frisch sein – aber auch das ist ja kein Drama, so ein Blechkuchen ist ja flugs gemacht und gebacken.

Da dieses Mal die Online-Voranmeldung recht gut lief, hatten wir deutlich weniger Nachmeldungen, und auch zusätzliches Personal bei der Eingabe – somit entfiel ein erkannter Flaschenhals. Auch der Trouble-Desk war diesmal auffällig ruhig, bis auf einige kniffelige Spezialfälle war nichts spektakuläres dabei, die üblichen defekten Startnummern aber alles sehr entspannt.

So konnte ich am Hauptlauf sogar noch fleißig Bilder machen, insgesamt etwas mehr als 2300 mal habe ich abgedrückt. Deutlich zu oft wie ich im Nachinein feststellen muss, dazu weiter unten etwas mehr. Schon sehr bald nach dem letzten Zieleinlauf konnte der Abbau hinter den Kulissen beginnen – wie üblich verlief das nochmals schneller als der Aufbau. Innerhalb weniger Stunden war alles Material verladen, verräumt und teilweise sogar schon retourniert. Durch die Verlegung des Erfassungsrechners in den Anmeldebereich konnte direkt in der Nähe des Druckers weitergearbeitet werden, während gleichzeitig der Abbau der Verkabelung am Zielkanal erfolgen konnte. Bis das demontiert war, konnte das Netzwerk schon wieder ein Stück weiter abgeschmolzen werden – so lange bis am Ende ein simples Cross-Over-Kabel für zwei Rechner erhalten blieb an denen noch gearbeitet wurde. Sämtliche anderen aktiven Komponenten wie Switches und APs konnten derweil schon abgebaut werden. Auch der Backup-Drucker war zu Hochzeiten zwar hilfreich, konnte aber für die wenigen Korrekturdrucke abgezogen werden. Nach und nach stapelten sich diverse Kisten für die Verladung ins Auto. Alles noch einladen – fertig.

Ebenso fix waren die Kollegen an anderer Stelle – nur noch wenige Einzelteile galt es zu verladen oder ins Lager zu schaffen. Somit konnte bereits deutlich vor der geplanten Zeit mit den Helferfeierlichkeiten begonnen werden. Natürlich freut das die Helfer, wenn sich nicht alles ewig hinzieht.

Etwas „Nachwehen“ gab es denn doch noch – das IT-Material musste ich bei mir auch wieder verräumen, auch wenn dank Vorsortieren das recht bald als „erledigt“ abgehakt werden konnte. Zudem noch den geliehenen Anhänger zurück bringen, aufgrund des matschigen Geländes musste der aber auch noch geschrubbt werden. Mein Auto hat dafür auch gleich eine Reinigung erfahren, damit es sich wenigstens lohnt.

Erstaunlich aufwändig gestaltete sich die Auslese der Bilder bzw. deren weitere Verwendung. Einerseits war es das schiere Datenvolumen, dass alleine anderthalb Tage Dauerlast am DSL-Anschluss benötigte um die Bilder auf einen Server zu übetragen. Ferner bringen Bilder einer Laufveranstaltung nichts, wenn sie nicht nach Startnummern gefiltert werden können. Mit meiner Erfahrung habe ich kurzerhand eine kleine Software in PHP geschrieben, die sich der Verwaltung und Ausgabe der Bilder annimmt. Auch dabei habe ich wieder etwas gelernt – diesmal über automatische Nachbearbeitung von Bildern auf der Kommandozeile, also praktisch im Blindflug. Mit einigen Hilfsmitteln kann man Bilder gleich passend rotieren lassen (ohne alles nochmal durch die JPEG-Mühle zu drehen). Die Verwaltung übernimmt dann eine Datenbank in der ich die Bilder direkt als Datensatz abgelegt habe, das erspart Probleme bei doppelten Dateinamen und die Verwaltung von Meta-Informationen ist auch deutlich leichter. Dennoch habe ich die folgenden Abende damit zugebracht die 2300 Bilder mit Nummern zu versehen, eine Multi-User-Fähigkeit muss ich noch einbauen, Ideen dazu habe ich schon. Auch am Layout muss ich noch ein wenig was machen, aber die Funktionalität stand ja erst einmal im Vordergrund.

Insgesamt wieder eine tolle Erfahrung die mein Leben bereichert hat, auch ich habe wieder einiges dazu gelernt – vor allem werde ich nächstes Mal weniger Bilder und dafür besser komponierte machen, Qualität schlägt Quantität. Wer Interesse an der Software hat,  kann sich ja einmal bei mir melden – ich denke wir sind nicht der einzige Verein, der viele Leute mit Kameras hat, aber keinen professionellen Bilderdienst engagiert.

Immer wieder eine Freude – Mailserver einrichten

Neue Dinge machen bekanntlich in der Regel richtig Laune und Spaß – sei es neues Auto, neue Wohnung, neues (Männer-)Spielzeug. Natürlich habe ich mich daher auch über einen neuen Server auf Arbeit gefreut. Aber bekanntlich ist es bei einigen Dingen mit der Anschaffung bzw. Bestellung und Lieferung nicht getan. Die neue Wohnung will bezogen werden, das neue Auto eingeräumt etc. – genauso ist es mit einem Server, auch der wird zwar voreingerichtet geliefert, aber diverse Details und Stellschrauben muss man noch anpassen.

Die gängigen Services die auf einem Linux-Server sind in der Regel schnell eingerichtet, sei es ein Datenbank-Backend in Form von MySQL oder MariaDB, Apache als Webserver ist in der Regel auch gut paketiert, PHP als Standard-Glue-Language ebenso. Damit ist LAMP zumindest einmal abgehakt. Die Kür sind dann noch die Konfigurationen von Apache für verschiedene virtual Hosts (also mehrere Domains auf einer IP), und ggf. die notwendigen Extras für PHP (z.B. Imagick für die automatisierte Bildbearbeitung, diverse Klassen aus dem PEAR-Verzeichnis wie Tools zum Excel-Export) – alles nicht wirklich kompliziert.

Einziger Knackpunkt der mich jedesmal nervt ist die Einrichtung des Mailservers. Zwar funktioniert der Server im ersten Moment auch ohne, aber spätestens beim Versand von Systemnachrichten oder beim Aufruf der Mailfunktion aus PHP kommt man um einen Mailserver nicht oder nur schwerlich herum.

Warum ist das so? – Zum ersten gibt es nicht den Mailserverprozess an sich – wenn man es mit Windows vergleicht wäre eine solche Lösung wohl etwas in der Art wie Exchange, das aber weit mächtiger ist als ein reiner e-mail-Server. Vielmehr müssen für eine Mailserver wie ihn der Nutzer wahrnimmt verschiedene Räder ineinander greifen – leider nicht nur zwei sondern eine ganze Menge mehr.

E-mail – als erstes denkt man hier einmal an das altbekannte SMTP (Simple Mail Transfer Protocol) – wie bei allem wo „simple“ dransteht ist es das leider nicht. Ebenfalls spielen noch andere Protokolle eine wichtige Rolle: IMAP (Internet Message Access Protocol) und POP3 (Post Office Protocol 3). Allein für diese drei Protocolle ergeben sich schon mal mindestens drei Serverprozesse. Auf POP3 kann man evtl. heute im Zeitalter von Flatrates verzichten, allerdings bringen ettliche IMAP-Server auch gleich die POP3-Funktionalität mit, schaden kann es auf keinen Fall, auch wenn der Abruf über eine Wählverbindung eigentlich nur noch eine Nischenlösung ist.

Was macht da eigentlich was und warum gibts da verschiedenes, es geht doch um ein einzelnes „Produkt“ bzw. eine „Dienstleistung“. SMTP dient der Weitergabe von e-mails – viel mehr ist darin gar nicht spezifiziert. Eine e-mail wird zwischen verschiedenen System damit weiter gereicht bis sie ihren Bestimmungsort erreicht hat. Das kann durchaus einmal mehrere Schritte umfassen, nachverfolgen kann man es in den Headern der e-mail, die man nicht immer angezeigt bekommt, aber jedes bessere Mailprogramm hat dafür eine Option. Wie das Zielsystem mit der Mail umgeht ist ihm überlassen. Früher war es üblich pro Benutzer einfach eine Textdatei zu nehmen und die Mails dort hintereinader einzutragen. Das sogenannte MBox-Format, für wenige und reine Textmails eine praktikable Lösung, beim heutigen Volumen (Attachments) und dem parallelen Zugriff von mehreren Endgeräten nicht mehr so ganz aktuell, auch weil es keine Ordner-Struktur unterstützt (oder nur auf Umwegen, die zwar „akzeptiert“ aber nicht wirklich standardisiert sind). Durchgesetzt hat sich als Ersatz das Maildir-Format, wie der Name schon andeutet gibt es da Directories also Verzeichnisse. Ferner wird für jede e-mail eine separate Datei verwendet. Je nach Dateisystem ist das nicht unbedingt platzsparend, aber Speicherplatz ist heute ja in Hülle und Fülle vorhanden.

In den allerwenigsten Fällen ist das Zielsystem der e-mail gleich dem verwendeten Endgerät (schon allein aus Gründen der Erreichbarkeit – ein e-mail-Server ist 24h am Tag erreichbar, das Endgerät im Zweifel nicht). Daher gibt es die Protokolle IMAP und POP3 um e-mails vom Mailserver abrufen zu können. POP3 ist dabei an der klassischen Post orientiert: Man holt seine Nachrichten aus der Box und was man dann damit macht ist nicht mehr Sache des Servers (es sei denn man setzt spezielle Optionen) – der Vorteil: Es bedarf keiner ständigen Verbindung, Nachteil: Habe ich ein Smartphone, einen Laptop, einen Rechner und will womöglich noch per Webmail-Interface auf meine Mails zugreifen, wird die Synchronisation haarig bis unmöglich. IMAP ist daher Stand der Technik – die Nachrichten verbleiben auf dem Server, die meisten Clients haben aber einen Offline-Modus um die Nachrichten vorzuhalten, wenn gerade keine Verbindung zum Server möglich ist.  IMAP und POP3 kümmern sich also um die „letzte Meile“ des e-mail-Verkehrs. Daher haben diese Protokolle auch schon immer eine Benutzer-Authentifizierung vorgesehen, denn ein Mailserver hat ja in aller Regel multiple Postfächer. SMTP hatte das anfänglich nicht, und das ist eine echte Design-Schwäche, die unter anderem für eine e-mail-Plage namens SPAM mit verantwortlich ist.

Soweit so gut, wir haben also 3 Prozesse, das sollte sich doch machen lassen oder etwa nicht? Naja, ganz so einfach ist es heute leider nicht mehr: Im vorangegangenen Absatz habe ich bereits über Authentifizierung gesprochen, also Zugriffsbeschränkungen. Damit nicht jeder einfach SPAM verbreiten kann, sollte kein Mailserver irgendwelche Mails, die nicht für ihn bestimmt sind annehmen und weiterleiten (sogenanntes offenes Relay) – früher war das eine praktische Sache, aber heute ist es schon fahrlässig bis strafbar so etwas zu machen – jeder der sich selbst um den Mailserver kümmert weiß wie viel SPAM angelandet wird (bei mir ca. 95% aller Zustellversuche!). Nun gut, Benutzername und Passwort das ist ja gängig – nur diese Information müssen sich dann auch noch die drei Prozesse teilen und sie sollten nach Möglichkeit synchron laufen. Dafür kann man das Benutzerverwaltungs-System des Zielhosts heran ziehen, das ist der klassische Weg. Die Serverprozesse arbeiten dann mit den Passwort-Mechanismen des Betriebssystems zusammen. Für kleine Server sicherlich eine gute Möglichkeit, aber was wenn man mehrere Domains verwalten möchte, die unterschiedliche Nutzer haben? Für jeden auch noch ein Systemkonto anlegen (mit allen Vor- und Nachteilen) das wird irgendwann anstrengend und schwer zu warten ist es auch noch. Auf alle Fälle aber bedarf es also eines vierten Teils, der sich um die Authentifizierung kümmert, das kann PAM (Plugabble Authentification Module) sein, oder ein andere Mechanismus. Sind wir also bei 4 Prozessen, die man beachten muss. Nicht mehr schön aber noch überschaubar …

Lustig wird es erst bei weiteren Maßnahmen, die man heute aber leider treffen muss: SPAM-Abwehr und Virenschutz. Jede e-mail muss beim Eingang also überprüft werden, dazu gibt es verschiedene Mechanismen. SPAM bekämpft man klassischer Weise mit Spamassassin – ein recht ausgefeiltes (und wiederum modulares) System zur automatischen Inhaltsanalyse (z.B. Abfrage von Blacklists bekannter SPAM-Schleudern, Bayes-Filter und noch einiges mehr), für die Viren und Trojaner gibt es Virenscanner (so viele man möchte, bzw. soweit es der Server von der Leistung hergibt). Bewährt hat sich im Linux-Umfeld mittlerweile der OpenSource-Scanner ClamAV. Sind wir numher also bei 6 Teilen die man zusammensetzten muss, von der jeweiligen Einzelkonfig mal ganz abgesehen. Damit das Filtern leichter geht und auch eine gewisse Fehlerbehandlung (Virenscanner schmiert ab, Spamassissin hängt, etc.) zu erreichen, gibt es die Glue-Software „amavisd“. Macht in Summe schon einmal 7 Prozesse die es zu beherrschen gilt. MySQL bzw. Maria-DB kommt ggf. noch dazu wenn man die e-mail-Adressenverwaltung und ggf. auch die Speicherung der e-mails in einer Datenbank realisieren möchte.

Weiter kann man die Komplexität noch nach oben treiben, wenn man Verschlüsselte Verbindungen wünscht…. Insgesamt also doch ein recht umfangreicher Brocken nur für e-mail, das ja eigentlich bei einem Webserver „nur“ im Hintergrund mitlaufen soll. Die Einrichtung von Clients oder einem Webmail-Interface ist hingegen recht leicht wenn die Infrastruktur einmal steht. Diese stützen sich in aller Regel auf die oben genannten Protokolle und Schnittstellen. Damit der Post hier nicht zu lange wird, mache ich in der näheren Zukunft mal einen zu einer Konfiguration die ich am Laufen habe und mit der ich recht zufrieden bin.

 

 

Mein Traditionslauf – Stadtlauf in Nürnberg 2013

Viele Dinge wiederholen sich jedes Jahr: Ostern, Weihnachten und ganz wichtig: zwischendrin der Tag der deutschen Einheit oder auch der Tag des Nürnberger-Stadtlaufs. Seit ich teilnehme findet er am dritten Oktober statt. Es ist der einzige Lauf an dem ich seit dem Start meiner Laufkarriere jedes Jahr teilgenommen habe – und ich habe nicht vor diese Serie abreißen zu lassen.

Dieses Jahr bot es sich sogar um so mehr an, nach Nürnberg zu fahren – der Brückentag am Freitag zur Erholung, Sightseeing und Freunde treffen in Nürnberg. Eine Neuerung war mir dieses Jahr schon vorab bekannt: Meine Freundin würde sich an die Strecke stellen und Bilder machen – ein echter Service den ich echt zu schätzen weiß. Als wir die Foto-Spots besichtigen sind gerade schon die 10km-Läufer unterwegs – am Ende ein alter Bekannter: Erwin Bittel macht wieder den Schlussläufer. Ich geselle mich zu ihm und laufe mich schon mal einige Meter warm, zudem erste Fotos.

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Das Team von Sportscheck, Mika-Timing und dem TSV Katzwang ist sehr gut eingespielt, alles läuft wie am Schnürchen – auch die Wetterbestellung hat dieses Mal geklappt: Es ist herrlich sonnig, im Schatten zwar etwas frisch und an einigen Stellen windig, aber insgesamt doch perfektes Wettkampfwetter. Kurz vor dem Start treffe ich dann noch Helga und Heinrich von „Helgas Lauffreunden“ – die Betriebslaufgruppe mit der alles in Nürnberg einmal seinen Anfang genommen hat. Beide können erkältungs- und verletzungsbedingt nicht mitlaufen, obwohl sie das gerne würden. Ein wenig Läufer-Smalltalk und ich reihe mich ins Startfeld ein – leider etwas zu spät, ich bin deutlich hinter dem Pacemaker für 1:44h – als Ziel habe ich mir die 1:45h als Obegrenze, als realistisch etwas um die 1:40h vorgenommen.

IMG_6191Die Laune im Startblock ist richtig gut, jeder fiebert dem Start entgegen und natürlich sind wieder alle in den Sportscheck-Farben unterwegs: knallorange, damit die Läufer auch bei schlechter Witterung definitiv nicht übersehen werden. Mit den letzten Minuten steigt die Spannung, und dann gibt es doch eine Panne – eine die wir schon einmal hatten: Aus dem „Stadtlauf“-Portal ist die Luft raus – im wahrsten Sinne des Wortes: das aufblasbare Tor ist zie      lsicher wenige Sekunden vor dem Start in sich zusammen gesackt. Die Läufer und Kommentatoren nehmen es mit Humor, und mit einigen Minuten Verzögerung kann es dann doch losgehen.

IMG_6195Mit der 7. Teilnahme kenne ich die Strecke schon fast im Schlaf – von diversen Trainingseinheiten die ich um den Wöhrder-See und entlang der Pegnitz schon absolviert habe ganz zu schweigen. Praktischerweise geht es die ersten 2 Kilometer auf breiten Hauptstraßen, das gibt mir die Chance langsamer Läufer zu überholen und mich im Feld passend einzusortieren. Es geht vorbei am Hauptbahnhof und entlang des Marientorgrabens an die Pegnitz. Die Kilometer fliegen fast an mir vorbei und ich merke, dass ich gut in der Zeit liege,  um die 4:30Min liegen die Kilometerzeiten. Das passt alles und es läuft sich dennoch sehr angenehm – ich habe nicht das Gefühl schon am oberen Limit zu laufen. Kurz nach dem Abzweig aufs Prinzregenten Ufer ist der erste Foto-Termin für mich, also schön lächeln und ein wenig auf sich aufmerksam machen – die Aussage „ich bin der mit dem organenen Shirt“ hilft beim Stadtlauf in keinster Weise bei der Erkennung eines Läufers… Aber es klappt – die ersten Fotos sind im Kasten, trotz des noch immer sehr dichten Feldes, auf Höhe des Foto-Spots habe ich auch endlich den 1:44h Pacemaker eingeholt – hinter dem klebt schon fast eine dicke Traube Läufer, vornedran wird es etwas lichter.

IMG_6207Durch das Publikum angefeuert geht es auf den ersten Versorgungspunkt zu, und es gibt vorher noch eine kleine Überraschung: Die Strecke wurde leicht geändert, anstelle unter einer der großen Verkehrsadern hindurch (wo es im ersten Durchlauf immer recht eng war), geht es diesmal auf selbiger bis zum Abzweig auf den Fuß- und Radweg an der Pegnitz. Am Altersheim ist ordentlich Stimmung, ich greife bei ISO und Wasser zu, die Getränkeflasche habe ich dieses Jahr daheim vergessen. Die Sonne scheint herrlich und wärmt, das merkt man vor allem auf dem nun folgenden schattigen Kilometern. Die Zeiten sind weiterhin voll im Rahmen und ich überlege kurzfristig etwas mehr Gas zu geben, aber die Erfahrung sagt: Diesem Drang sollte man erst auf der Zielgeraden nachgeben. Die Kraft brauche ich dann auch für die erste Steigung bei Kilometer 4 – es geht über die Pegnitz und nach einer Kehre geht es am anderen Pegnitz-Ufer wieder zurück in Richtung Stadt. Ich motiviere mich mit dem nächsten Foto-Spot kurz nach Kilometer 7. Das hilft auch gegen den teilweise recht kräftigen Gegenwind. Ebenfalls motivierend: Die Strecke ist flach, das Publikum ist vielzählig und die nächste Versorgung kommt auch gleich – dort gibts wieder Wasser und ISO für mich. Fast direkt danach gibts dann auch das nächste Foto und weiter Motivation.

Nun geht es wieder in die Altstadt von Nürnberg, durch ein Tor in der Stadtmauer, über die Insel Schütt in der Pegnitz, an deren Ende lauert eine kleine Gemeinheit der Strecke: Die Nonnengasse, auch als Nonnensteig oder Heartbreak-Hill bekannt – auf diesem kurzen Stück überwindet man den Höhenunterschied zwischen Pegnitz und Lorenzkirch – viele Läufer müssen hier gehen. Dieses Jahr ist die Steigung noch etwas entschärft – aufgrund einer Baustelle muss man eine kleine Extra-Schleife laufen, diese kommt mir ein ganz klein wenig weniger steil vor. Oben Luft holen, Blick auf die Pulsuhr und nur nicht im Tempo nachlassen, wenn es an der Lorenzkirche vorbei geht – vor der Kirche steht immer viel Publikum, dort haben sich Helga und Heinrich postiert und feueren mich lautstark an.

Im Zick-Zack geht es durch die Innenstadt, diese wirkt ein wenig verlassen, klar es ist Feiertag, da sind die Geschäfte zu und somit außer den Läufern und ihren Fans nur wenige unterwegs. Mittlerweile habe ich den Kilometer 9 passiert und es geht auf den Frauentorgraben am Opernhaus zu – der Graben reicht bis auf U-Bahn-Niveau mit Einblick in die Haltestelle, der Start-Ziel-Bereich liegt auf Straßenebene in der Gegenrichtung – mit Schwung komme ich diesmal un die Haarnadelkurve auf die Start-Ziel-Gerade (das Tor steht immer noch wie eine 1), nur der Gegenwind pfeift um so heftiger – aber egal, man hat ja das Zwischenziel vor Augen. Direkt dahinter gibt es dann nochmal Wasser und für mich eine Banane – ungewohnt: die ist nicht geschnitten sondern am Stück – bei vollem Tempo eine Banane schälen und essen ist auch etwas für fortgeschrittene Läufer, aber nach rund 500m sind die Kohlenhydrate und Mineralien im Magen angekommen und stehen zur Versorgung der Muskeln auf der 2. Runde bereit – noch etwa 10km sind es. Was mir allerdings auffällt: Im Eventbereich ist es vergleichweise ruhig und wenig los – viele Besucher sind wohl ob der windigen und kühlen Witterung (wenn man nicht läuft) schon wieder auf dem Heimweg.

IMG_6213Wieder geht es runter an die Pegnitz, diesmal mit einem leicht anderen Schwenk direkt auf den Radweg – der ist schmaler als die Straße bei der ersten Runde, aber das Feld hat sich deutlich gestreckt. Bei Kilometer 12 gibts wieder ein Foto und laute Anfeuerungsrufe – viele Spaziergänger und Familien stehen an den sonnigen Stellen des Radwegs und feuern die Läufer an, was das Zeug hält. Fast schon zu früh kommt die nächste Versorgung in Sicht, nochmal Schmierstoffe für die Muskeln aufnehmen bevor es einen Kilometer später wieder über die Pegnitz-Brücke geht. In der 2. Runde gilt es eine kleine Zusatzschleife zu laufen, damit die 21,1km auch voll werden.

Das Wetter meint es weiterhin gut mit den Läufern, es ist sonnig und wir haben für die Strecke zurück in die Stadt sogar Rückenwind, damit läuft es sich gleich nochmal leichter. Noch immer kann ich Läufer vor mir überholen, auch wenn gelegentlich von hinten mittlerweile der ein oder andere Sprinter angeschossen kommt und vorbei zieht. Viele sehe ich aber an der Versorgunsstation an der Wöhrder Wiese wieder, die machen dort Stop, während ich einfach noch ein Wasser abgreife und es im Laufen so gut es geht in mich hinein schütte, ein nicht unerheblicher Teil geht aber auch daneben, aber das Trikot ist ohnehin schon durchgeschwitzt.IMG_6236

Bei Kilometer 18 suche ich erst mal etwas verdattert nach meiner Freundin, aber sie hat die Seite gewechselt – während ich vollkommen fokusiert auf den rechten Rand der Strecke schaue winkt sie dann doch von der linken Seite – ein letzter kräftiger Anfeuerungsruf „wir sehen uns im Ziel“ und schon läuft es sich wieder leichter – wohl auch weil es nur noch 3 km bis dorthin sind. Etwas langsamer bin ich geworden, ich gebe daher noch etwas Gas, bei 3km kann ja nicht mehr viel passieren (das reicht ja bei mir nicht mal mehr zum Aufwärmen). Noch liegen aber auch die Steigungen an der Lorenzkirche und die Senke vor dem Opernhaus vor mir – also nicht volle Kanne laufen, Reserven lassen. Mit diesem Mantra bezwinge ich den Nonnensteig und immer noch habe ich nicht das Gefühl, wie sonst beim Stadtlauf, am Ende meiner Kräfte zu sein als ich oben ankomme. Auf halber Höhe an der Lorenzkirche steht ein Motivationsschild: 19km sind geschafft – nur noch zwei sind zu bewältigen. Ich steigere weiterhin behutsam das Tempo. Es geht durch die Fußgängerzone und kurz vor Kilometer 20 riecht es dann auch noch lecker nach Essen – Pommes, Burger – der Körper meint: „Lass Pause machen“, der Kopf gibt klar Kontra: „Noch ein Kilometer, dann ist Pause und vorher nicht“.

stadtlauf_nuernberg_211_km_halbmarathon_startnr_99999Noch immer steigere ich das Tempo, oberhalb des Frauentorgrabens stehen Helga und Heinrich, ich sehe sie nicht, aber ich höre Helga ganz deutlich: „Auf, noch nen Endspurt Kai!“ – gesagt getan, ich verschärfe das Tempo noch ein Stückchen und überhole weitere Läufer.  Nun gilt es nur noch die Steigung aus dem Graben heraus zu überstehen – ich höre innerlich Peter von meiner Laufgruppe sagen „Das ist nur ein Scheinbuckel, der scheint nur so steil….“ und siehe da, so anstrengend ist es doch gar nicht. Sicherlich hat auch das freigesetzte Adrenalin seinen Anteil daran – nach der Spitzkehre gehts es aufs Ziel zu. Das Tor steht immer noch, und ich gebe nochmal alles – leider sind keine Läufer in Reichweite an die ich mich noch „ransaugen könnte“, also muss ich gegen die Uhr an der Strecke anlaufen – 1:37:32h zeigt sie beim ersten Anblick – da sind es noch wenige Meter bis zur Ziellinie – ich hole nochmal alle Reserven raus und rausche durchs Ziel – geschafft! Noch dazu deutlich schneller als ich mir vorgenommen hatte, da muss ich nächstes Jahr wohl die Zeiten noch weiter nach unten schrauben. Am Ende sind es netto 1:37:44h das freut mich natürlich. Aber genauso freue ich mich auf die Versorgung im Ziel, das gebotene Menü ist immer sehr reichhaltig, vom obligatorischen Wasser, ISO, Bananen, Äpfeln bis hin zu alkoholfreiem Weizen, Müsliriegeln und Kuchen ist alles geboten was das Läuferherz nach 21,1km begehrt.

Dennoch fällt mir auch hier auf: Es müssen dieses Jahr etwas weniger Läufer gewesen sein, oder zumindest die Verteilung des Feldes ist deutlich anders – wo sonst dichtes Gedränge und bald kein Durchkommen war, ist es diesmal erfrischend leer – man hat jede Menge Platz um an alle Versorgungstische heran zu kommen – oder liegt es vielleicht doch an der flotten Zeit? Mir soll es recht sein, es muss nicht jeder Lauf so überlaufen sein wie der Berliner Marathon. Das schönste kommt aber zum Schluss: Meine Freundin empfängt mich nach der Versorgung mit offenen Armen – allein für diesen Moment hat sich der Lauf gelohnt.  Da ist selbst das technische Problem des ausgefallenen Boilers in der Dusche eine Viertelstunde später völlig nebensächlich, wenn auch sehr erfrischend.

Fazit: Nürnberg, ich komme wieder: Zum Stadtlauf kommendes Jahr und in einem Monat schon zum LGA-Indoor-Marathon, dem wetterunabhängigen Marathon mit Hamsterrad-Effekt.