Premium Rush – Action-Movie auf dem Fahrrad

Gestern war ich seit längerer Zeit einmal wieder im Kino – ich komme da leider recht selten dazu. Aber dieser Film „Premium Rush“ hatte es mir nach einer Filmkritik im Radio dann doch angetan – mal nicht das schon bekannte Action-Genere mit Hubschraubern, dicken Autos und jeder Menge Explosionen. Stattdessen der Jungle von New York City und als Hauptakteur ein Fahrrad-Kurrier.

Auf dem Weg ins Kino gab es dann schonmal die ersten Chancen sich warm zu machen für den Film, nachdem mir jemand am Wochenende mein Auto zusammen gefahren hat (Gutachten steht noch aus) bin ich auf die Fahrer großer dunkler Limousinen vom Hersteller mit den drei Buchstaben und dem Heckantrieb ohnehin nicht gut zu sprechen. Einer hat es dann halt fürs Blockieren des Überwegs am Ring abbekommen – man kann auch vorausschauend fahren – wenn man schon sieht dass es staut, dann muss man nicht noch den Fußgänger-Überweg dicht machen. Unerwartete Unterstützung gab es von einigen Fußgängern – einer hat sich auch noch auf die Seite des Autofahrers gestellt – der hat dann auch noch ne Runde abbekommen – manchmal kann man einfach nur verlieren…

Aber zurück zum Film: Die Story ist etwas dünn, aber das macht bei einem guten Action-Film ja nicht viel aus. Es geht um ein enorm wichtiges Schreiben das vom einen Ende von New York (an der Universität) bis nach China-Town muss. Ein korrupter Polizist mit chronischer Spielsucht und hohen Schulden wittert seine Chance den großen Fang zu machen und das Geld das hinter dem Deal steht einzustreichen. Davon weiß der Zuschauer und der Kurier am Anfang noch nichts – erst nach und nach fügen sich die Puzzlesteinchen ineinander und ergeben ein schlüssiges Bild.

Leider hat der Film einige künstliche Längen und ein paar kleine Schnitzer die ihn teilweise unglaubwürdig machen – etwa der Stopp des Kurriers bei der Polizei nachdem ihn schon selbige auf dem Rad verfolgt hat – der radelnde Polizist kann einem schon fast leid tun für all seine Schrammen. Auch die diversen Pausen beim Radeln wirken doch recht künstlich – wenn ich einen Transportauftrag mit Zeitvorgabe habe, dann trödle ich doch eigentlich nicht rum.

Die unübliche Rückgabe des Pakets und die folgende Jagd zwischen zwei rivalisierenden Radkurieren ist auch eine der Künstlichkeiten die nicht so recht ins Bild passen will. Ebenso die Rückholung des Rades bei der Polizei – da wird dann doch das übliche Action-Clisché bedient – realistisch ist das alles nicht mehr aber doch sehr unterhaltsam anzuschauen.

Insgesamt eine nette Abendunterhaltung wenn man mal einen etwas anderen Action-Film sehen will und weiß wie es um die Radler auf der Straße steht. Die große Kette fürs Rad muss ich mir wohl auch mal zulegen, falls man wieder jemand dumm kommt, kann man die wie im Film schwungvoll auf den Außenspiegel hauen, wobei sind Abdrücke davon wohl auch in mancher Motorhaube gut machen würden. Auf dem Heimweg war ich dann aber sowas von gepusht – Radeln bei Nacht durch Mannheim – immerhin haben wir recht gute Radwege im Vergleich. Die 50 km/h wie im Film habe ich aber dann doch nicht erreicht …

 

Herbstlauf der DJK Feudenheim 2012 – Laufveranstaltung einmal anders

An Laufveranstaltungen teilnehmen ist eine Sache, selbst in der Organisation für eine solche tätig zu sein ist eine andere. Mit dem Herbstlauf 2012 habe ich erstmals einen größeren Schritt in diese Richtung unternommen. Bereits 2011 hatte ich mich als Teilzeit-Helfer engagiert. Mit dem neuen Jahr ist die Gesamtorganisation von den langjährigen Veranstaltern aus der Leichtathletik in die Hände der Triathleten übergeben worden. Die Laufgruppe der DJK ist interessanterweise ein Teil der Triathlon-Abteilung, wo doch eigentlich Laufen klassischer Weise zur Leichtathletik gehört. Aber ich fühle mich auch eher in der Langstrecken und Ausdauer-Ecke wohl, daher ist die Einordnung für mich schon richtig so.

Die Vorbereitungen an sich liefen schon eine ganze Weile vorher – richtig aktiv geworden bin ich erst in der heißen Phase, also am Tag vor dem Lauf – angefangen von Zeltaufbau in verschiedenster Form, Besorgung von Bierbänken und Getränken – alles dinge die ich noch aus meiner Super-Aktiven-THW-Zeit kenne. Zudem habe ich die Verantwortung übernommen mich um die IT-Infrastruktur zu kümmern. Eigentlich war geplant eine WLAN-Brücke aufzusetzen. Nach einigen Versuchen daheim hatte ich das auch raus – aber so recht stabil wollte das nicht werden. Also habe ich dann doch zum WLAN-Kabel(tm) gegriffen. Zu den interessanten Orten an denen ich Netzwerkkabel verlegt habe, kann ich nun neben einem Schulklo auch einen Tennisplatz und einen Fußballrasen zählen. Aber der Erfolg gibt mir recht: Verlegen, festmachen, sichern, Dosen drauf und schon kann’s losgehen. Im Endeffekt schneller und sicherer als jegliches WLAN. Merke nächstes Mal gar nicht mehr lange experimentieren, sondern gleich die bewährte Lösung nehmen.

Daher wars dann auch schon reichlich spät bis endlich alles am Freitag so weit lief. Aber wichtig ist ja nur das Ergebnis. Zudem gab es noch Schwierigkeiten mit der Lauf-Verwaltungs-Software – im Endeffekt wohl auf die erste Verwendung einer Chipmessung für den Lauf zurück zu führen. Alles Neuland und neue Mitstreiter – mit Geduld hat sich dann doch alles lösen lassen.

Am Samstag dann noch ein kleineres Problem bei den Startnummern – manche vom System vergebene Nummer war physikalisch nicht vorhanden – also einmal die Startnummern verändern – dank Datenbanksystem recht leicht zu machen, auch wenn dadurch die vorbereiteten Starterlisten zum Aushängen nicht mehr gültig waren. Mit einem zusätzlich eingerichteten Trouble-Desk hat dann aber doch jeder Starter noch seine Unterlagen und Startnummer bekommen.

Vom Lauf selbst habe ich dann gar nicht mehr viel mitbekommen, ich war zu sehr mit dem Eintragen der Nachmelder ins System beschäftigt – mit drei Helfern haben wir es dann doch noch geschafft bevor der erste Läufer über die Ziellinie gelaufen ist.

Danach habe ich natürlich nicht aufgehört – ganz langsam konnte ja schon der Rückbau beginnen – die Ausgabe für Startnummern wurde ja nicht mehr benötigt. Bis wir damit fertig waren konnte es schon nahtlos weitergehen – während die Teilnehmer sich um die Siegerehrung geschart haben, wurde bereits die Zeitnahme und alles andere nicht mehr benötigte Material abgebaut.

Läufer sind ja ein komisches Völkchen wie ich weiß – nach der Siegerehrung verschwinden die meisten gleich wieder – von Gemütlichkeit oder Regeneration kaum eine Spur. Um so angenehmer für die Mannschaft – zwar hat es dann doch bis kurz nach halb neun gedauert bis alles so weit war, aber dafür blieb uns die Sonntagsschicht erspart. Die Mannschaft hat dann

Die letzten größeren Brocken habe ich am Montag noch erledigt – Rücktransport der Werbemittel und der Zelte – aber das war dann eine Kleinigkeit.

Insgesamt eine sehr schöne und gelungene Veranstaltung – wenn auch sicherlich noch einiges mit der Erfahrung besser werden kann – aber der Mensch ist ja bekanntlich lernfähig. Ich hätte nicht gedacht wie viel Dinge da im Hintergrund ablaufen – um so mehr Hut ab vor den Veranstaltern die wie die DJK auch Läufe nur mit ehrenamtlichen Kräften auf die Beine stellen.

 

 

Quo vadis Bildungsrepublik?

Quo vadis? – „Wohin gehst du?“, genau diese Frage habe ich mir schon häufiger gestellt wenn ich mit meinem Freund Martin zusammen gesessen habe. Dabei ging es nicht darum wo wir jeweils hingehen, auch das wäre sicherlich eine Erörterung wert. Vielmehr haben wir uns als Singles und engagierte Jugendbetreuer (Martin derzeit mehr als ich) Gedanken darüber gemacht wie es um den Bildungsstand und diverse Verhaltensweisen der heutigen Jugendgeneration steht.

Sicherlich ist nicht alles schlecht was sich an Neuerung auftut und man soll auch die Augen nicht vor Neuerungen verschließen. Der Gedankengang „Früher war alles besser“ ist auch eine Sackgasse.

An die letzte Unterhaltung fühlte ich mich jedoch dramatisch erinnert als ich unseren derzeitigen Praktikanten eingewiesen habe. Er ist redlich bemüht und besitzt in meinen Augen ein sehr gutes theoretisches Verständnis. Momentan hadert er ein wenig damit, angeeignetes Wissen aus der Theorie in die Praxis zu übertragen – Abstraktionsvermögen. Sicherlich ist das keine triviale Aufgabe und jeder der die Umsetzung von Theorie in Praxis die ersten Male gemacht hat, weiß wie schwer man sich dabei tun kann.

Nun bin ich ja kein Unmensch, aber ich weigere mich bei angehenden Studenten alles genau vorzukauen, daher gebe ich zwar Hinweise und beantworte konkrete Fragen, aber die eigentliche Lösung muss jeder selbst erarbeiten. Verständnis anstelle Auswendiglernen.

Geschockt war ich, als ich beim Erklären dann auf vermeintliches Abiturwissen zurück gegriffen habe: Mathematik, Folgen, Reihen, rekursive Defintion etc. Für einen angehenden Studenten der Elektrotechnik sollten solche Begriffe aus dem Nachfolger des Leistungskurses (Profilfächer oder wie auch immer das jetzt schon wieder genannt wird) doch zumindest einmal bekannt sein. Aber was musste ich da hören: Das wurde allenfalls ganz kurz nach dem Abi angesprochen – jeder Abiturient weiß wie gut man in der Zeit zwischen schriftlichem Abitur und mündlichen Prüfungen (den letzten Unterrichtswochen) noch engagiert ist: Man kümmert sich vorrangig um die mündlichen Prüfungsfächer, in den anderen Fächern werden optionale und zeitintensive Themen angesprochen.

In diesem Moment war ich erst mal sprachlos – waren doch Folgen und Reihen eines der zentralen Themen im Leistungskurs – ohne Folgen und Reihen ist es ja sogar problematisch, die Grundlagen der Differentialrechnung oder Integralrechnung zu erläutern, geschweige denn zu verstehen. Sind doch beide Begriffe sehr eng mit der Reihenentwicklung und den Limes-Gesetzen verzahnt. Ich frage mich ganz ehrlich, was dann noch Unterrichtsgegenstand in Mathematik gewesen sein soll: Sicherlich die Kurvendiskussion in allen Formen und Farben, Integralrechnung und  analytische Geometrie (also die Grundlagen der Vektor- und Matrizenrechnung, welche den Nährboden für lineare Algebra bereitet).

Ich wage mir gar nicht auszumalen wie es dann wohl in ehemaligen Grundkurs-Fächern aussieht. Mir scheint es, als wurde in den letzten fast schon zehn Jahren das Bildungsniveau an unseren Gymnasien systematisch weichgespült. Ganz getreu dem Motto: „Schule muss Spaß machen“ – klar kann Schule auch Spaß machen und man soll auch Freude am Lernen haben, aber es sollte doch auch zum Ziel der Pädagogik gehören, dass man sich über erreichte Erfolge freuen kann. Zumindest ich fand es unglaublich spannend gestellte Aufgaben zu lösen, nicht nur um sie gelöst zu haben, sondern auch weiß man bei schwierigen Aufgaben eben Nachdenken musste – hinterher konnte man aber mit Fug und Recht auf sich selbst stolz sein (und das nahm einem niemand wirklich krumm), die Lösung selbst oder im Diskurs mit Mitschülern erarbeitet zu haben.

Nachdem ich nun selbst einmal in der Position war, Praktikanten auswählen zu müssen – habe ich zum ersten Mal die Kehrseite der Bewerbungen gesehen – ich selbst bin stets um eine formal richtige und sehr gute Bewerbung bemüht. Was ich da zu sehen bekommen habe, hat mir die Sorgen und Nöte so mancher Personalabteilung aufgezeigt. Mit derartigen Unterlagen hätte ich mich nicht mal getraut mich zu bewerben – Grammatik, Rechtschreibung – alles böhmische Dörfer so wie es sich mir darstellt. Sicherlich kann man das nicht verallgemeinern, aber es hat mich schon etwas überrascht.

Immer wieder hört man von den Betrieben, die Bewerber seien so schlecht – ich könnte mich dem jetzt anschließen, aber ich denke man muss es differenziert betrachten: Fakt ist, wie beschrieben, dass die Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht immer den Ansprüchen genügen die man an einem Abiturienten stellt. Ähnliches gilt unter anderem auch für Studenten die einen Praktikumsplatz suchen, auch hier stelle ich mir gelegentlich die Frage ob ich mich bei meinen Bewerbungen auch so angestellt habe. Wie ebenfalls bereits beschrieben, ist das Problem jedoch nur teilweise dass der einzelnen Bewerberin oder des einzelnen Bewerbers – die Erfahrung zeigt, dass es sich eher um ein systematisches Problem handelt. Nicht umsonst habe ich mal etwas über statistische Verteilung gelernt – wenn der Durchschnitt der Aspiranten derartige Schwächen zeigt, dann ist bei einer ausreichend großen Stichprobe nicht zu erwarten, dass man immer nur die Ausreißer oder die Randbereiche erwischt hat.

Unter der Annahme, dass es sich um ein systematisch begründetes Problem handelt, kann man davon ausgehen, dass eine entsprechende Ursache oder eine Menge von Ursachen im Zusammenspiel, die Wirkung hervorrufen. Eine derartige Ursache habe ich oben bereits beschrieben – die Lehrpläne wurden weichgespült anstelle entrümpelt – auch mir war es als Schüler recht wenn der Lehrplan reduziert wurde – klar weniger Anstrengung bei gleichem Ertrag, wer hat das nicht gerne? Allerdings muss man auch sehen: Es gibt weiterhin eine Menge Gerümpel, das in den Lehrplänen schlummert, manchen Sachverhalt habe ich im Laufe der Schule fast bis zum Erbrechen wieder und wieder behandelt. Allen voran werden derzeit die Soft-Skills gefördert, genauso wie die angebliche Allgemeinbildung. Leider muss ich sagen: Ich halte von diesen Dingen nicht übermäßig viel – ein Hype wie so manch anderer (der hoffentlich auch bald wieder abebbt) – denn mit dem verkürzten Abitur in nunmehr 8 Jahren anstelle von neun Jahren ist vor allem noch eines gefragt: Viel „Eye-Candy“ (man kann auch Mist verkaufen wenn er nur passend angerichtet ist) und auswendig lernen. Ohne ein gewisses Faktenwissen geht sicherlich nichts, jedoch zeigt sich immer mehr, dass die Fähigkeit zum schnellen Auswendiglernen belohnt wird. Egal ob im Gymnasium oder auch an der Hochschule – die Verknüpfung zwischen verschiedenen Fächern lässt immer mehr zu Wünschen übrig – man kann fast jedes Fach unabhängig von einem anderen lernen – teilweise kann man nach einem Lernabschnitt sogar das Gelernte einfach wieder „entsorgen“ ohne dass man dadurch einen Malus in der Bewertung erfährt. Vielmehr wird man zum Multi-Tasking Experten: Einmal schnell alles abarbeiten, dann weg und genauso weiter mit dem nächsten Abschnitt.

Kommen wir wieder zurück zum Titel dieses Eintrags – „Wohin gehst du?“ bzw. „Wohin gehen wir?“ (also „quo vadimus?“). Ich bin mir nicht ganz sicher wo wir uns hinbewegen – klammere ich mich evtl. schon in meinem Alter an „Traditionen“ und so Dinge wie „good old times(tm)“? Wenn ich es mir recht überlege, ein klares „Nein“ – ich will nicht sagen, dass früher alles besser war, aber einige Entwicklungen sind doch von  sehr zweifelhafter Qualität. Wenn wir als Bildungsstandort „überleben“ wollen, bzw. mit hochqualitativen Produkten am Weltmarkt weiterhin präsent sein wollen, dann kommen wir nicht umhin uns um unsere Bildungsstrukturen wirklich leidenschaftlich zu kümmern und diese nicht verkümmern zu lassen. Momentan sind wir, meiner ganz persönlichen Meinung nach, auf dem besten Weg in die kollektive Verdummung der Bevölkerung und unseres Nachwuchses. Nur nicht mehr anstrengen müssen – alles schön bequem und weichgespült – bis die gesamt Gesellschaft derart weich und labelig (sowohl physisch als auch psyschich) ist, dass das Gerüst das unsere Gesellschaft ausmacht und sie zusammen hält nicht mehr tragfähig ist. Jedes Bauwerk das wir kennen, gerade wenn es hoch hinaus geht, hat zwei wichtige Eigenschaften:

a) ein solides Fundament – das ist die Bildung der kommenden Generation

b) tragkräftige, in einander schlüssig verzahnte und verbundene Pfeiler und Streben – das sind die Vorbilder der jungen Generation, die deren Geschicke zumindest teilweise mitbestimmen – und die müssen aufrichtig und gut ausgebildet sein.

In diesem Sinne, tun wir unser möglichstes um die Bildung wieder zu einen wichtigen Wert in unserer Gesellschaft werden lassen – und diesen Wert auch aktiv leben und nicht nur auf dem Papier fordern.

Laufbericht Stadlauf Nürnberg

Woran merkt der Läufer, dass es Herbst wird – ganz klarer Indikator für alle die „after-work“-Training machen: So langsam aber sicher kann man die Sonnenbrille beim Training weglassen, vielmehr ist es an der Zeit die Kopfleuchte wieder auf Funktion zu testen und ggf. mit neuen Batterien zu füttern.

Ebenfalls ein markanter Termin für die Herbstlaufzeit: Der Stadtlauf in Nürnberg – heuer zum 17. Mal und wie immer am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit. Es ist für mich die Halbmarathon-Distanz an der ich bisher jedes Jahr teilgenommen habe, seit ich laufe – für mich zum sechsten Mal in diesem Jahr.

Entsprechend entspannt bin ich die ganze Sache auch angegangen – vor dem Lauf war ich ja noch in Urlaub und in den 5 Tagen die ich wieder daheim war, habe ich nur 2 Trainingseinheiten absolviert – eine davon flach und schnell, die andere lang und bergig – mit sehr gemischten Gefühlen – immerhin musste ich beim Training eine ganz ordentliche Strecke bergan gehen, jeglicher Versuch zu Joggen wurde sofort mit Wadenkrämpfen abgestraft. Ob das wirklich gute Bedingungen für einen Start in Nürnberg sind? Aber angemeldet war ich ohnehin – also nicht kneifen sondern es ggf. einfach als Trainingseinheit laufen und wenn die Zeit nicht so dolle ist, dann hat es halt nicht sollen sein…

Um mich nicht zu sehr zu stressen reiße ich bereits am Vorabend an und übernachte in Kornburg, einem Vorort von Nürnberg – dort komme ich immer wieder in einer Pension unter – man kennt mich und meine Laufgewohnheiten schon – unter anderem für den  LGA-Indoor-Marathon  miete ich mich dort auch immer wieder ein.

An der Strecke durch Nürnberg hat sich in den letzten Jahren nichts geändert – aber etwas dass mir gleich nach dem Verlassen der U-Bahn direkt am Opernhaus auffällt: Es ist irgendwie „lichter“ geworden im Bereich um die Bühne und auch auf den angrenzenden Flächen vor dem Opernhaus – die letzten Jahre war es dort immer sehr gedrängt und ziemlich eng – dieses Jahr verteilen sich die Massen etwas besser.

Die Strecke an sich ist recht schnell beschrieben – es geht über zwei Runden entlang der Pegnitz und durch die Altstadt von Nürnberg – in der zweiten Runde wird die Strecke leicht variiert um auf die 21,1km zu kommen. Insgesamt ist die Strecke eher flach und verläuft größtenteils um die Pegnitz herum bzw. den Wöhrder See und die Wöhrder Wiese. Steigungen gibt es pro Runde drei nennenswerte: Eine etwas längliche und sachte an der Brücke kurz vor dem Wendepunkt, die nächste ca. 4km später ist die heftigste: Sie führt vom Pegnitz-Niveau hinauf an die Lorenzkirche – auch bekannt als „Nonnensteig“ diese ist recht knackig und kurz – viele Läufer schalten hier einen Gang zurück und gehen die knapp 200m lange Passage. Zum Abschluss jeder Runde geht es nochmal durch den Stadtgraben vor dem Opernhaus – und natürlich aus selbigen auch wieder hinaus – die Steigung ist nicht sonderlich anspruchsvoll, aber so kurz vor dem Ziel oder der Halbzeit kostet sie doch erheblich Kraft und Disziplin.

Etwas ärgerlich finde  ich die „deutsche Gründlichkeit“ bei der Ausgabe der Startunterlagen – es gibt feste Zeitslots zu denen man die Unterlagen für die einzelnen Läufe abholen kann – für den Halbmarathon offiziell erst ab 12:00h – also nichts mit schon mal Gepäck wegräumen und umziehen oder Aufwärmen, als ich gegen 9:00h dort aufschlage. Also schaue ich mir die Starts und Zieleinläufe der 6km und der 10km an. Zwischenzeitlich treffe ich natürlich auch wieder auf Erwin Bittel, charakteristisch mit Hut und diesmal auch mit Sonnenbrille. Kurzer Läufer-Smalltalk und dann geht Erwin auch schon zum Start – wie jedes Jahr macht er den letzten Läufer – dafür aber über die 10 und die 21,1 km.

Sonne ist ein gutes Stichwort – morgens ist es noch verdammt frisch vor allem in den schattigen Bereichen am Opernhaus – in der Sonne ist es ganz erträglich – angenehmes Wetter zum Laufen. Kurz vor dem Start zum Halbmarathon trübt es sich dann etwas ein, einige wenige kleine Regentropfen fallen, aber das reicht noch nicht mal um auch nur ansatzweise nass zu werden. Dafür ist der Wind kräftiger geworden und treibt die gefühlten Temperaturen in den Keller – es wird Herbst, ganz klar.

Nach dem Start der 10km-Läufer habe ich auch endlich Glück bei der Ausgabe der Startunterlagen. Nun heißt es Umziehen in der Tiefgarage und Abgeben des Gepäcks. Wie immer gut organisiert durch die Jugend des TSV-Katzwang. Hier sei auf alle Fälle den vielen fleißigen Händen in der Tiefgarage gedankt, die das alles immer aufbauen und auch wieder wegräumen, wenn die Läufer schon längst wieder daheim sind.

Kurz vor dem Start treffe ich dann auch den Rest von Helgas-Lauffreunden – der Laufgruppe mit der meine Lauferei 2007 im Nürnberger Wald einmal seinen Anfang genommen hat. Mit den Jahren hat sich das etwas ausgedünnt – Helga ist weiterhin dabei, auch Ihr Mann Heinrich geht dieses Jahr wieder über die Halbmarathon-Distanz an den Start und Robert hat es auch geschafft. Wichtiges Thema in der Gruppe: Wer hat es alles geschafft einen Startplatz in Bamberg für den Weltkulturerbelauf 2013 zu ergattern? Eröffnet wurde die Ausschreibung pünktlich um 0:00h am 1. Oktober – mittlerweile kann man sich nur noch für eine Warteliste eintragen – so schnell sind die Plätze weggegangen – bisher haben einzig Helga und ich einen sicheren Startplatz. Noch etwas Smalltalk und dann gehts in den Startblock – eigentlich will ich mich ja bei ca. 2:00h einordnen, aber es ist schon so voll, da will ich nicht weiter drängeln und ordne mich etwas dahinter ein – Überholen kann man ja immer noch und dank Netto-Zeit-Messung ist die Position im Block auch fast vernachlässigbar (abgesehen von etwaigen Stockungen während der Sortierungsphase des Feldes …).

Pünktlich um 13:30 ertönt der Startschuss und es tut sich erst mal nichts … bis das Feld in Bewegung ist und ich über der Startlinie sind bereits fast drei Minuten verstrichen. Aber egal – jetzt heißt es erst mal etwas reinfinden und die Position im Feld suchen an die man von der Geschwindigkeit her hingehört. So verbringe ich die ersten zwei Kilometer mit stetigem Überholen – rechts und links vorbei – wo immer sich gerade eine Lücke bietet. Ich laufe bewusst locker und schaue dabei ein wenig auf die Uhr – erster Kilometer 4:39 – für meinen Geschmack fast etwas zu schnell – ich nehme ein klein wenig raus, der zweite liegt bei 4:51 – das passt mir schon eher in den Kram. Mittlerweile laufen wir parallel zur Pegnitz und haben die Innenstadt hinter uns gelassen. In leichten Bögen geht es auf den Wendepunkt zu. Am Altenheim steht die erste Versorgungsstelle mit Getränken – ich lasse sie komplett aus – immerhin habe ich Wasser in meiner Flasche dabei und bekanntlich immer dann Durst, wenn gerade keine Versorgung in der Nähe ist.

Unter der Eisenbahnbrücke gibt es Musik, auch wie jedes Jahr: Arkodeon. Ich lasse mich ein wenig mittreiben. Die Kilometer fliegen fast schon an mir vorbei – Kilometer 4 kommt kurz darauf in Sichtweite – meine Zeiten haben sich um die 4:50-4:53 herum eingependelt – das kann ich gut laufen und versuche die Geschwindigkeit konstant zu halten. Mir geht das erste Mal ein Mantra durch den Kopf, das ich mir während des Laufs immer wieder ins Gedächtnis rufe „Treiben lassen ja, aber nicht rein- oder  an-treiben lassen“. Mit dem optimalen Laufwetter, bedeckt und nicht zu warm geht es über die Brücke kurz vor dem Wendepunkt. Wahnsinn schon fast ein Viertel geschafft – Kilometer 5 ist genommen … jetzt nur nicht übermütig werden.

Es geht auf der Südseite der Pegnitz zurück in Richtung Zentrum – vorbei am Freibad, und entlang der Wöhrder Wiese – dort gibt es auch wieder eine Versorgungsstelle – jedoch ist für mich diesmal eher Entsorgung gefragt … dankbar nehme ich das Angebot des mobilen Tempels der Erleichterung (auch bekannt als DIXI-Häuschen) an – das kostet mich zwar fast 20 Sekunden auf den Kilometer aber es läuft sich danach deutlich entspannter.

In der Entfernung habe ich schon mehrfach den Pacemaker für die 1:45h mit seinen Luftballons gesehen. Stück für Stück ziehe ich mich näher heran. Die Strecke verändert sich – anstelle der recht flachen, geteerten Trasse entlang der Wiese geht es nun unter der Stadtmauer hindurch und über die Insel Schütt (die ist tatsächlich aufgeschüttet, daher der Name – im Mittelalter hat man einfach alles in den Fluss geschmissen … sehr zum Leidwesen der flußabwärts gelegenen Stadt Fürth ….), der Untergrund wird nun abwechslungsreicher, wenn auch nicht einfacher: immer wieder Kopfsteinpflaster, da heißt es ein wenig Achtgeben beim Auftreten. Direkt nach Kilometer 8 geht es zum ersten Mal den Nonnensteig hoch – ich mache diesmal bewusst kleine Schritte und etwas langsamer – die Zeit hole ich oberhalb locker wieder raus, weil ich nicht so sehr entkräftet bin und gleich wieder durchstarten kann.

Im Zickzack geht es nun durch die Altstadt – Kilometer 9, und kurz vor dem Durchlauf auf der Start-Ziel-Geraden steht auch schon das 10km Schild. Alles bisher absolut super gelaufen – ich fühle mich noch wunderbar fit und die Zeiten haben sich um die 4:51 herum verfestigt – so konstant bin ich schon lange nicht mehr gelaufen – also mit Schwung in die zweite Runde. Getränke oder etwas zu Essen lasse ich auch wieder weg – ob das eine gute Idee ist weiß ich nicht, aber es läuft sich gerade so herrlich locker – da will ich gar nichts essen.

Wieder passieren wir den Bahnhof und es geht leicht bergab an die Pegnitz – diesmal mit etwas anderer Streckenführung – nicht mehr oben am Prinzregenten-Ufer entlang sondern näher an der Pegnitz auf dem Rad- und Fußweg. Ein Zuschauer feuert die Läufer an: Die Hälfte habt ihr, hier ist ca. Kilometer 11,6…. mir wird bewusst – ja die Hälfte schon, aber der Zenit war doch schon vor mehr als einem Kilometer. Das ist ja schon fast so skurril wie die Leute die auf der ersten Runde schon meinten wir hätten da schon die 16 oder 17 Kilometer hinter uns, weil sie nur die Schilder gesehen haben, aber nicht erfasst haben, dass wir zwei Runden absolvieren. Am Wöhrder See geht es dann wieder auf die bekannte Trasse der ersten Runde – wieder vorbei an der Versorgung vor dem Altenheim – flüchtig nehme ich zur Kenntnis, dass der neue Steg am Pegnitzufer fertig ist und rege genutzt wird – aber keine große Zeit sich auf solche Nebensächlichkeiten zu konzentrieren – wichtiger ist jetzt erst mal die Strecke.

Kilometer 14 liegt hinter mir – Wahnsinn – schon zwei Drittel der Strecke sind geschafft und ich fühle mich nicht so ausgepowert wie ich das sonst schon mal erlebt hatte. Die Zeiten sind etwas eingebrochen – ich beschleunige ein wenig um weiterhin unter 5 Minuten zu bleiben. Den Pacemaker mit 1:45 habe ich ja schon in der City hinter mir gelassen, damit müsste meine Zeit doch recht annehmbar werden.

Wieder geht es über die Brücke, und diesmal eine kleine Extra-Schleife zum Wendepunkt – was macht man nicht alles um die 21,1km voll zu bekommen. Das Feld hat sich sehr stark auseinander gezogen, auf der anderen Seite der Pegnitz sieht man die orangene Schlange auf dem Fußweg – mein Blick fällt auch auf die Vegetation rund um den Wöhrder See – eine ganze Menge Laub hat sich schon verfärbt und einiges wird durch die Windböen auch herrlich durch die Luft gewirbelt. Den Wind bekommen wir besonders zu spüren als es aus der „Deckung“ durch die Uferbüsche heraus geht – richtig unangenehm kommt der Wind mir entgegen. Aber es ist ja nicht mehr weit – noch etwas weniger als 4 Kilometer liegen vor mir und ich liege noch immer super in der Zeit.

Vorbei an der Versorgung geht es wieder auf die City zu – ich bremse mich etwas ein – nur nicht zu viel Energie jetzt schon verpulvern – es sind noch zwei Steigungen zu bewältigen. Ich verfluche mich etwas, dass ich vergessen habe mir etwas Traubenzucker einzustecken – eigentlich hatte ich vor es dieses Jahr einmal zu probieren, den auf den letzten drei Kilometern nochmal einzuwerfen um die Steigungen besser angehen zu können. Macht nix – wird auch so gehen.

Den Nonnensteig komme ich noch recht gut hoch – aber irgendwie verschlucke ich mich beim Trinken aus der Flasche – ein ganz ordentlicher Hustenanfall der mich sogar zum Anhalten zwingt ist die Folge … Ärgerlicherweise zieht auch der Pacemaker mit den 1:45 wieder an mir vorbei. Halbwegs erholt von dem Husten mache ich mich wieder an die Verfolgung – schätzungweise eine Minute hat mich dieser gekostet – merke: Auch Trinken beim Laufen will gelernt sein …

Immerhin: Es sind nur noch zwei Kilometer, auch deshalb will ich jetzt partout nicht mehr aufgeben – ich mobilisiere was ich noch aufbieten kann, auch wenn ich merke: Etwas Energie und Elektrolyt-Nachschub wären wohl nicht verkehrt gewesen. Aber dafür gibt es ja jetzt jede Menge Leute an der Strecke die Stimmung machen, und da steht auch schon wieder ein Motivationsschild: 20km gemeistert – der letzte ist dann auf alle Fälle Ehrensache. Rein geht es in den Frauentorgraben – die Stimmung dort ist großartig – überall Leute die anfeuern, mit Klatschen, Tröten und lauten Rufen. Bleibt nur noch die letzte Steigung zu bewältigen. Der Pacemaker liegt immer noch knapp 20m vor mir – und ich gebe es innerlich auf ihn auf dem letzten Kilometer noch einzuholen – immerhin bin ich ja deutlich hinter ihm gestartet – die 1:45 sollten also netto doch noch möglich sein.

Endlich: Die Steigung hat ein Ende – die Haarnadelkurve rum und schon ist man auf der Zielgeraden – noch rund 300m bis zum Zielbogen. Mit einmal geht alles recht leicht, auch wenn ich die Anstrengung spüre, ich sauge mich nach und nach an die Läufer vor mir im Feld heran und überhole nochmal einige bevor es über die Ziellinie geht. Geschafft!

Im Ziel gibt es reichlich Verpflegung – isotonische Getränke, alkoholfreies Weizen, Müsli-Riegel, Kuchen, Äpfel und etwas richtig leckeres: Tomaten! Hatte ich so auch noch nicht, aber definitiv eine Abwechslung. Ich mache mich doch recht bald wieder auf – da ich nicht mehr laufe wird mir etwas kühl obenrum. Daher ab in die Tiefgarage und dort die Windjacke rausholen – so eingepackt schreite ich dann zum zweiten Gang in Sachen Verpflegung. Außerdem nutze ich den Service des Sponsors und gebe meine Medallie zur Gravur ab – nach der Registrierung bekommt man die Medaille kostenlos mit Name und Finisherzeit graviert – da ich mir recht sicher bin unter 1:45 geblieben zu sein lasse ich mir das nicht entgehen.

Nun ist heißt es nochmal ein Stück Gehen, die Duschen finden sich in einer nahegelegenen Schule – auch das hat sich seit mehreren Jahren echt bewährt.

Zum Abschluss des Tages gehe ich mit Helga und Heinrich, wie seit vielen Jahren, noch Pizza essen in der Osteria in Mögeldorf. Die Pizzen dort sind verdammt groß, aber genau richtig für nach dem Halbmarathon – aufgezehrte Kalorien werden direkt wieder ersetzt.

Eine schöne Art den Tag der deutschen Einheit zu begehen.