Zeit der Heimkehr – Urlaubsende

Fast wie im Flug sind die Wochen vergangen. Der Urlaub nähert sich dem Ende als wir in Hartford am Motel aufbrechen. Ein wenig schade ist es schon, aber angesichts der Kälte freuen wir uns morgens schon auf unsere Ankunft in Deutschland als wie die Wettervorhersage lesen: 10°C.

Vor uns liegen noch etwa 150km Highway in Richtung New York City, an den JFK-Airport. In Bridgeport machen wir noch einmal Station, Mitagessen im Auto – es gilt die Reste unserer Vorräte zu vernichten, da Lebensmittel nicht eingeführt werden dürfen, bzw. nur unter recht strengen Auflagen, die man sich gar nicht alle merken will. Alles schaffen wir nicht, wir heben es auf für später am Tag.

Auf der Interstate kommen wir eigentlich ganz gut voran, das Navi schickt uns aber auch noch eine gut ausgebaute Abkürzung in Connecticut entlang. Mit der Nähe zu New York wird der Verkehr immer dichter, immer wieder gibt es Stau an Einmündungen. Das liegt vor allem daran, dass es keine echten Beschleunigsstreifen gibt, und an einigen Einmündungen auf die Autobahn sogar ein Stopp-Schild steht. In New York stehen wir dann natürlich richtig kräftig im Stau, bis wir eine Baustelle hinter uns gelassen haben. Diesmal haben wir uns für die kostenpflichtige Route entschieden, sie erspart uns den Umweg über Manhattan mit dem Feierabendverkehr. Kurz vor dem Flughafen wird der Verkehr wieder etwas besser – wir rollen nochmal an eine Tankstelle ran und füllen das Auto auf. Rund 6 Liter trotz Stau haben wir auf den letzten 150km benötigt. Das kann sich sehen lassen.

Nach dem Abgeben beginnt das große Warten – den Wagen mussten wir bis 16h abgeben, was wir fast exakt einhalten. Unser Flieger geht aber erst um kurz nach halb acht. Also jede Menge Zeit die es im Flughafen zu verbringen gibt. Als erstes entledigen wir uns unserer Koffer, nur mit dem Handgepäck sind wir deutlich flexibler unterwegs. Wir versuchen noch zwei Postkarten am Flughafen einzuwerfen, allerdings gibt es in keinem der Terminals Briefkästen (weshalb kann uns keiner recht erklären) aber der Mann am Visitor-Center ist so freundlich und nimmt die bereits frankierten Postkarten mit und wirft sie ein. Briefe gehen auf diese Art nicht, das dürfen die nicht annehmen.

Vor der Sicherheitskontrolle vernichten wir die letzten Reste Lebensmittel bis auf einen kleinen Teil Trailmix, den bekommt man ohne Probleme auch in den Sicherheitsbereich. Am Klo trinke ich noch einen letzten Schluck amerikanisches, chlorhaltiges Leitungswasser – zum Abgewöhnen. Die Schlange an der Kontrolle ist zwar lang, aber es geht recht zügig voran. Die Kontrollen sind im Vergleich oberflächlich – auf Liberty Island wurde gründlicher gesucht. Wir machen es uns am Abflug-Gate gemütlich. Noch sind es etwa anderthalb Stunden. Ich versuche ein wenig vorzuschlafen, aber das klappt auch nicht so recht.

Rund eine Stunde vor Boarding gibt es dann noch einmal Gate-Lotterie, wir nutzen die Chance und gehen noch im Duty-Free-Shop vorbei, allerdings gibt es nichts was wirklich günstig wäre – der Whiskey ist sogar teurer als auf der Fähre nach Schottland – außerdem gibt es keine Verkostungsoption. Das Boarding geht dann doch recht fix, allerdings sitzen wir noch einige Zeit am Gate fest, da auf einen Fluggast eines anderen Fluges gewartet wird. Mit rund 20 Minuten Verpätung heben wir ab, was uns aber nichts ausmacht, wir haben mehr als genügend Puffer für den Zug nach Mannheim eingeplant.

So schaue ich mir in aller gemütlichkeit nochmal „Despicable Me 2“ an – einfach als Ablenkung. Nach dem Essen schaue ich mir mit Marion dann „Frozen“ (die Eiskönigin) an. Den Film wollten wir eigentlich schon im Dezember im Kino sehen, allerdings gab es damals kein Angebot in Englisch. Somit holen wir das nun nach – in gewisser Weise passt das ja auch zu unserem Urlaub, es war ja die meiste Zeit einfach zu kalt. Der Film an sich ist einfach unterhaltsam, die Story einem Märchen nachempfunden. Die einzelnen Charaktere reißen es dann aber wieder raus – vor allem Olaf der Schneemann.

Für den Rest des Fluges versuche ich zu schlafen, aber das will nicht so recht etwas werden. Also schaue ich mir dann doch noch einen Film an – Startrek „First Contact“. Bis der Film fertig ist, haben wir Großbritannien schon überflogen und sind bereits wieder über europäischem Festland. Wenig später landen wir endlich in Frankfurt, auf der neuen Landebahn Nordwest. Die Einreise ist unkompliziert, allerdings sind die Wege recht lang – im Terminal 2 machen wir dann erst nochmal Pause nachdem wir alle Formalitäten hinter uns haben.

Die nächste Etappe ist die Strecke vom Terminal 2 bis an den Fernbahnhof – wir lassen uns Zeit und machen auch nochmal Pause vor dem Bahnhof. Es zieht sich alles wie Kaugummi – zu fast jedem Schritt müssen wir uns aufraffen. Kurz nach elf sitzen wir dann endlich im ICE nach Mannheim – nochmal eine halbe Stunde entspannen. Wir freuen uns aber über die Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug – endlich wieder moderner Schienenverkehr mit dem man auch voran kommt. Von den 200km/h zwischenzeitlich kann die amerikanische Eisenbahn Amtrak nur träumen.

In Mannheim gilt es nochmal eine halbe Stunde durchzuhalten – mit der Straßenbahn geht es in Richtung nördliche Stadtteile. Einerseits natürlich nicht so flott wie eine U-Bahn in New York, aber insgesamt moderner und angenehmer.

Endlich daheim – wir hauen uns nur noch aufs Ohr – obwohl es gerade mal kurz nach Mittag ist… Nun ist der Urlaub also endgültig vorbei. Anstrengend teilweise, vor allem frostig aber auch wunderschön.

Boston

IMG_0340Für die Metropole Boston haben wir zwei Tage eingeplant – vor allem weil am Sonntag die St. Patricks-Parade stattfindet. Wie wir es als Europäer gewohnt sind, erwarten wir in den Metropolen eigentlich ein gut ausgebautes und vernünftig nutzbares Nahverkehrskonzept. Immerhin hat das ja in New York (von wenigen Ausnahmen abgesehen) und Washington DC (auch da ist noch deutlich Luft nach oben) ganz gut geklappt. So recht klappen will es anfänglich in Boston nicht. Obwohl es von unserem Vorort bis in die Stadt noch nicht einmal 40 km sind, gibt es keine vernünftige Metro-Option – unter 90 Minuten bis in die City ab dem nächstgelegenen Bahnhof (der schon etwa 15km weit weg ist) geht nichts. Zudem gibt es für diese Tarifzone keine Tagespässe, insgesamt wirkt das System etwas unübersichtlich. Kurzerhand entscheiden wir uns, die Strecke bis zur ersten Metro-Station mit dem Auto zu fahren, wie wir nach einigem Suchen auch herausfinden gibt es dort sogar Park+Ride Parkplätze – wenn auch nicht kostenfrei, aber 6 US$ pro Tag sind vergleichsweise günstig. Von dort aus gibt es dann Tagespässe, entweder für einen Tag oder für sieben Tage – einen Dreitages-Pass als Mittelweg gibt es leider nicht. Aber für 17 US$ für sieben Tage ist man immer noch gut beraten.

IMG_0361Zielsicher steuern wir am Sonntag Vormittag den West-Broadway an, dort soll die Parade um ein Uhr starten, aber da es ein Highlight ist, wird es wahrscheinlich voll, also rechtzeitig da sein. Bereits etwa zwei Stunden vor Beginn ist es in der U-Bahn recht voll, aber noch gut erträglich, ebenso entlang der Strecke. Durch Zufall machen wir im Bereich des St. Patricks Day Race halt. Der Lauf geht über 5km – und ich hatte mich darüber nicht vorab informiert – ansonsten wäre ich da ja einfach aus Spaß an der Freude mitgelaufen. So ist es natürlich auch zu spät für eine Nachregistrierung (5km würde ich zur Not ja sogar in meinen Winterschuhen und Jeans packen). Also mache ich mal Bekanntschaft mit der Support-Perspektive eines Rennens. Ganz schön anstrengend für die etwa 2000 Läufer über eine Stunde lang zu klatschen … man bekommt bei dem kalten Wetter recht schnell kalte Pfoten, nächstes Mal besser mitlaufen. Der Lauf ist kein strikter Wettkampf – viele laufen ihn als Fun-Run in Verkleidung.

IMG_0661Wenig später geht es dann endlich mit der Parade los – wir haben uns eigentlich auf irgendeine Art Fastnachtsumzug mit irischem Einschlag und entsprechender Musik eingestellt. Was wir sehen entspricht nicht ganz den Erwartungen – zwar sind reichlich Leute an der Strecke, aber Stimmung wie in Deutschland bei einem Karnevalsumzug will sich nicht einstellen. Das liegt vielleicht auch daran, dass etliche Gruppen deutlich militärisch geprägt sind, sei es Werbung für die US-Army (was ich persönlich grenzwertig finde), oder historische Kostüme (was ganz nett rüber kommt). Zudem natürlich verschiedene andere Interessengruppen die für „ihre“ Sache werben. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen – viele nutzen die Parade als Werbefläche für ihre Sponsoren.

IMG_0604Viele Gruppen entstammen der Feuerwehr – teilweise historisch, teilweise aktuell, das ist für mich dann schon wieder interessant und vom THW aus hatten wir sowas ja auch mal gemacht (als Transgalaktisches HilfsWerk). Hier geht es aber wirklich mehr ums Präsentieren als um die Spaß an der ganzen Sache. Musikgruppen gibt es natürlich auch, kombiniert mit einigen Garden, aber die Masse zieht nicht so mit wie man es bei uns gewohnt ist, was ich schade finde, aber eventuell auch der Musikauswahl geschuldet ist – eine Gruppe Guggemusiker könnte da locker mithalten und würde für mehr Stimmung sorgen.

Noch interessanter ist allerdings das Publikum bzw. was im Publikum passiert. Nachdem es sich anfänglich sehr stark drängelt wird es nach rund einer Stunde mehr und mehr luftiger in den Reihen, vielen ist einfach kalt und sie gehen. Was sonst noch passieren kann können wir aus nächster Nähe beobachten – da der Alkohol-Konsum in der Öffentlichkeit untersagt ist, kontrolliert die Polizei während der Veranstaltung stichprobenartig einzelne Gruppen die auffallen. Mitgebrachtes Bier wird direkt entsorgt (es ist ohnehin nur Budweiser …) und ein Strafzettel ausgestellt. Zudem werden natürlich sämtliche Rucksäcke der Gruppe gefilzt und auch die unverdächtigen Getränke kontrolliert (was man alles in Softdrinks verstecken kann ist ja hinlänglich bekannt). Insgesamt ist das Sicherheitsaufgebot auf der gesamten Veranstaltung enorm. Auf der einen Seite ist das nach den Anschlägen auf den Boston Marathon nachvollziehbar, aber wenn die wüssten wie ausgelassen und mit vergleichsweise wie wenig (bewaffnetem) Sicherheitspersonal ein Faschingsumzug bei uns über die Bühne geht…. noch dazu, wie es vergleichsweise gut funktioniert, dass die Leute dabei Getränke aller Art bei sich haben (vor allem Bier und andere „Aufwärmer“).

Mit dem Ende der Parade gehen wir wieder in Richtung U-Bahn. Womit wir nicht gerechnet hatten, war dass im Anschluss an die offizielle Parade noch eine Parade diverser Friedensgruppen ihre eigene Parade „hinten“ anhängen. Das wird uns dann aber doch etwas zu viel, vor allem sind wir vollkommen durchgefroren, kein Wunder, die Temperaturen sind immer noch unter 0°C. Die Kneipen entlang der Strecke sind hoffnungslos überfüllt, und den Zug darf man erst mal nicht queren. Darauf achtet die Polizei auch recht akribisch. Bei einer günstigen Gelegenheit ist der Druck beider Seiten zu groß und ein ganzer Pulk wechselt in einer Lücke die Straßenseite, zum Unmut der Polizei, aber wir schwimmen einfach mit. Insgesamt macht das den Eindruck der gekonnten Fun-Veranstaltung etwas zu nichte.

Aber es soll noch besser kommen – als wir an die Metro-Station kommen und dort hinein wollen, ist diese komplett abgesperrt, und nur als Ausgang aus der U-Bahn nutzbar – abgeriegelt durch Security und Polizei. Die Meute bahnt sich also den Weg zur nächsten Station, die rund 2km weiter ist. Das hat zwar den Vorteil, dass sich die Masse entzerrt, aber für uns ist es eindeutig: Der Sinn von Massentransportmitteln für Massenveranstaltungen ist hier wohl noch nicht ganz verstanden. Zumal es natürlich keine Hinweise oder Ausschilderungen zur nächsten U-Bahn gibt, wir haben aber einen Reiseführer mit Karte dabei. Alles was recht ist, aber einen derartigen Murks hätte ich nicht erwartet.

IMG_0732In der U-Bahn tauen wir allmählich wieder auf, wir fahren ins Zentrum und setzen uns in den erstbesten Starbucks gleich in der Nähe der Metrostation um etwas warmes zu trinken. Nachdem wir wieder aufgetaut und gestärkt sind, machen wir uns an die Erkundung des Innenstadtbereichs, besser gesagt der Markthallen bzw. Malls im Zentrum. Dort ist reichlich etwas los, vor vielen Kneipen stehen lange Schlangen. Nachdem wir einmal durch sind, steigen wir am „Haymarket“ (ja tatsächlich Heumarkt, nicht Strohmarkt wie in Mannheim) in die U-Bahn ein, genauer gesagt in die grüne Linie, die keine U-Bahn im engeren Sinne sondern nur eine tiefer gelegte Straßenbahn ist.Ziel für den Abend ist der Fenway-Park, das legendäre Baseball-Stadion der „Red Sox“.

IMG_0765Beim Rundgang um das Stadion stoßen wir auf die Bleacherbar, diese ist in einer ehemaligen Trainings- und Aufwärmzone untergebracht – mit direktem Blick aufs Spielfeld. Am Eingang erlebe ich eine Wiederholung von bereits bekanntem: Man fragt uns nach IDs wegen Alkoholausschank – kein Problem, ich zeige wie üblich meinen Perso vor, aber auch hier wird der nicht akzeptiert. Erst als ich aus der Foto-Tasche den Pass raushole klappt es. Die Sache mit dem Pass wird wohl zu einem Running-Gag für mich werden wenn immer wir essen gehen… Das Ambiente ist interessant, der Snack mit Pommes und frittierten Zwiebelringen (ja nicht an die Kalorien denken) ist sehr lecker, genauso wie das lokale Bier, ein Samuel Adams Seasonal.

Über Nacht hat sich meine Erkältung endgültig verabschiedet, dafür hängt Marion jetzt in den Seilen. Wir streichen daher das Programm für den Tag zusammen, Marion hat noch nicht einmal Lust auf Frühstück. Also gehe ich alleine, denn irgendwas brauche ich dann morgens doch im Magen, sonst wird das über den Tag nichts.

IMG_0769Wir starten um kurz nach elf in der Unterkunft, nachdem alles gepackt ist. Unser Ziel ist erst einmal wieder die U-Bahn-Station Oak Cove der Orange Line. Dort wollen wir wieder parken und mit der U-Bahn in die Stadt fahren. Die Parkplatzsuche an Wochentagen gestaltet sich etwas schwieriger als am Wochenende – die Park+Ride Plätze sind schon vollständig belegt als wir ankommen. Einige wenige zum Bezahlen gibt es noch entlang der Strecke – das ist ein etwas eigenartiges System: Die Plätze sind alle nummeriert und man steckt das Geld in eine Art Mini-Postfach um zu bezahlen. Immerhin funktioniert es problemlos – aber an den Fall kein passendes Wechselgeld zu haben möchte ich nicht denken.

Mit der Subway geht es dann bis an die Park Street. Dort beginnt der Historic Trail – ein markierter Weg quer durch die Stadt, an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbei. Die Markierung ist ein roter Backstein oder Farbstreifen auf dem Boden. Die Idee kenne ich bereits aus Hannover – simpel aber sehr praktisch. Leider muss ich bereits nach einigen Stationen feststellen, dass es keine ausführlichen Hinweistafeln zu jedem Punkt gibt. Es gibt zwar geführte Touren in Kostümen aus der Zeit der Unabhängigkeitserklärung, aber für diese sind wir zu spät dran. Außerdem ist Marion nicht so fit, dass sie da einfach Schritt halten könnte.

IMG_0770Die erste größere Sehenswürdigkeit ist das State Capitol, der Regierungssitz des Staates Massachusetts. Der Bau ist in mehreren Etappen entstanden und sehr eindrucksvoll aber nicht übertrieben pompös ausgestaltet. Im Vergleich zu Washington ist alles natürlich wesentlich kleiner aber auch wesentlich relaxter. Die Sicherheitskontrolle ist zwar notwendig, aber es gibt keine langen Schlangen. Die kostenlose Führung machen wir mit insgesamt fünf Personen. Der Guide ist richtig gut drauf und erzählt die ein oder andere Anekdote. Etwa dass der Haupteingang nur für besondere Gäste geöffnet wird, unter anderem für den amtierenden Präsidenten. John F. Kennedy wurde dieses Privileg verweigert, weil er zwar offiziell gewählt war, aber sein Amt noch nicht angetreten hatten – er war einfach zehn Tage zu früh. Also musste er wie jeder andere auch durch den Seiteneingang ins Gebäude.

Nachdem wir nun wieder etwas aufgetaut sind, geht es wieder hinaus in die Kälte – es bleibt auch diesen Tag die ganze Zeit unter 0°C, gefühlt ist es noch kälter. Auch mir geht die Kälte mittlerweile doch etwas auf den Zeiger. Ich wünsche mir innerlich wir hätten den Urlaub doch in Kalifornien verbracht. Es geht vorbei an den verschiedenen historischen Schauplätzen, unter anderem dem ehemaligen State House, das wir gestern schon gesehen hatten. Die Quincy Markets mit ihren Malls und dem Food-Court nutzen wir wiederrum um uns etwas aufzuwärmen und etwas zu Mittag zu essen. Wir essen Clam Chowder – eine Art Suppe bis Gulash, aber eben mit Krabbenfleisch und weißer Soße. Das gibt es praktischerweise im Brotleib, wie wir es auch schon in Mannheim auf den Weihnachtsmarkt für Suppen kennen gelernt haben. Zusammen mit dem Brot wird man richtig gut satt, außerdem taut man auch innerlich wieder etwas auf. Marion hat noch immer ein wenig einen dicken Kopf und fühlt sich träge, dennoch machen wir langsam weiter auf dem ausgeschilderten Trail.

Wir durchqueren das North-End von Boston – ein Stadtteil der stark italienisch geprägt ist, dort befinden sich auch etliche Gebäude die einst verschiedenen Nationalhelden wie Paul Revere gehörten. Diese spielten eine wichtige Rolle bei der Boston Tea Party und im späteren Unabhängigkeitskrieg. Insgesamt ist das Viertel sehr schön, mit vielen alten Backsteinhäusern. Im Sommer ist das sicherlich nochmal schöner, wenn nicht um jede Ecke ein kalter Wind pfeift.

IMG_0821Wir verlassen North-End nach Norden über den Fluss, in der Ferne sieht man die Leonard P. Zakim Bunker Hill Memorial Bridge, eines der modernen Wahrzeichen Bostons, das während einem Verkehrsprojekt zur Modernisierung der Stadtautobahnen entstanden ist. Umgangssprachlich wird das mittlerweile größtenteils abgeschlossene Projekt auch als Big Dig (das große Buddeln) bezeichnet. Wenn man sich die Probleme bei dem Projekt anschaut kommen einem automatisch Assoziationen an Mikis Zementidis „Minderwertiger Beton“ oder wenn es um die Ausführung, Verzögerungen und Kosten geht an Stuttgart21 … Immerhin ist die Brücke richtig nett anzuschauen, auch wenn ich mich irgendwie in Ludgwigshafen wähne, denn vom Stil her ist die Brücke ähnlich – und drum herum hat es jede Menge Hochstraßen (wie lange die wohl halten?).

IMG_0841Wir näheren uns endlich dem Ende des Trails. Das Memorial am Ende auf dem Bunker-Hill haben wir schon gestrichen, Marion ist einfach nur noch fertig und hat keine Lust mehr, nachdem ich weiß wie sehr ich mich vor einigen Tagen gequält habe, biegen wir ab zu USS Consitution, dem ersten Kriegsschiff der USA, damals natürlich noch ein Segelschiff. Im Museum tauen wir nochmal auf, bevor an den Fähranleger gehen. Von dort aus geht es zurück ins Zentrum bzw. an die U-Bahn. Die Überfahrt ist im 7-Tages Pass inbegriffen und auch von der Aussicht auf die Skyline sehr empfehlenswert. Zu finden ist der Anleger leider etwas schwierig, bei der Ausschilderung von Nahverkehrshaltepunkten hat Boston noch sehr viel Potential nach oben.

Trotz Rush-Hour kommen wir mit der U-Bahn recht zügig ans Auto. Vor uns liegt noch eine Etappe Autofahrt, damit wir morgen nicht so weit müssen. Ungefähr auf halber Strecke bis New York liegt Hartford. Damit entzerren wir den Tag morgen etwas und haben genügend Puffer für etwaige Staus auf dem Weg zum Flughafen.

Stau und stockenden Verkehr haben wir aber auch erstmal in Boston – das Navi lotst uns einmal quer durch die Stadt. Es sind nur rund 150 km bis ans Hotel von unserem Startpunkt aus, anfänglich rechnet das Navi schon knappe zwei Stunden Fahrzeit aus. Eigentlich hatte ich mit einer Route entlang der Interstate 90 gerechnet. Wie wir allerdings herausfinden, ist das eine Mautstraße, die in das System der Interstates integriert wurde. Da wir dem Navi die Nutzung solcher Straßen untersagt haben, führt es uns zielsicher auf etwas wie Bundes- oder Staatstraßen parallel zur Autobahn. Die sind eigentlich auch recht gut ausgebaut, teilweise sogar als Schnellstraße mit getrennten Fahrspuren. Ärgerlich sind die vielen vielen Ampeln die sich entlang der Strecke befinden, grüne Welle ist in den USA noch immer ein Fremdwort – jede Ampel tickt in der Regel für sich, meistens noch nicht einmal bedarfsgerecht geregelt bei Einmündungen, sondern stur nach Zeit. Da kommen recht flott deutlich Verzögerungen zusammen. Als wir endlich in den weniger besiedelten Gebieten ankommen wird es langsam besser, aber das Navi ist mittlerweile auch bei einer Reisezeit von 2,5h… Noch dazu nerven natürlich mal wieder die Speedlimits: Auf einer Schnellstraße mit getrennten Fahrspuren ist nur 70km/h erlaubt – dazu natürlich immer mal wieder ein Limit wegen einer Siedlung. Das schlaucht und auch der Tempomat bringt nur selten wirklich Entlastung.

Ich bin erleichtert als wir endlich auf der I-84 sind – immerhin 105 km/h auf einer dreispurig ausgebauten Autobahn sind erlaubt. Ich stelle mir innerlich vor, wie es wohl bei dem wenigen Verkehr in Deutschland auf dieser Autobahn zugehen würde… unter 100km/h bräuchte man wohl gar nicht drüber zu reden. Nach einer halben Stunden sind wir dann endlich am Ziel in Hartford. Das Hotel sollte eigentlich eine Klasse besser sein als die bisherigen, aber das war wohl ein Fehlgriff. Es ist genauso günstig wie alles was wir bisher auch hatten. Auch wenn der Preis mit unter 50 US$ pro Nacht ein echtes Schnäppchen ist. Mal wieder haben wir das Problem, einen ungeheizten Raum vorzufinden. Angeblich ist das eine Bemühung Energie zu sparen – von simplen Regelungen die Räume auf einer konstanten Temperatur automatisch zu halten brauche ich hier nicht zu träumen – das kommt wohl erst in einigen Jahren. Also bollert heute Abend mal wieder ganz kräftig die Elektroheizung des Heiz/Klima-Kombigeräts (ohne das die Luft da wirklich heiß rauskäme). Insgesamt merken wir immer mehr, wie sehr wir uns auf die Heimkunft freuen. Nicht wegen der Landschaft oder der Sehenswürdigkeiten, es sind die Kleinigkeiten die einem mit der Zeit auf den Nerv gehen.

Cape Cod rauf und runter und Pilgrim-Locations

Der Morgen beginnt eigentlich ganz gut, bis auf das ich mir eine Erkältung eingefangen habe, die Nase läuft und läuft und läuft… Aber egal, das Wetter ist gut, besser als erwartet – es ist sonnig wenn auch noch immer sehr kalt. Nachdem das Hotel nicht der Brüller ist, suchen wir nach Alternativen, aber es ist Nebensaison, ein Großteil der preiswerten Unterkünfte hat daher komplett zu. Andere haben auf, aber zu Mondscheinpreisen. Wir wollen ja nur eine Übernachtung – Pool und sonstige Annehmlichkeiten brauchen wir bei unserem Programm nicht. Am Ende landen wir bei der gleichen Kette, aber einem anderen Level und einige Meilen weiter in Richtung Festland.

IMG_0192Für heute haben wir uns der Ostseite und die Nordspitze von Cape Cod vorgenommen. Wir beginnen an der Südseite und fahren auf der Route MA28 gen Osten. Die Insel ist vollgepackt mit Ferienhäusern und Wochenenderesorts. Aufgrund der Kälte und der Jahreszeit sind viele derzeit nicht bewohnt. In Chatham machen wir den ersten größeren Stopp am Leuchtturm und spazieren dort über den Strand. Wenn es nicht so super windig und kalt wäre, der Strand ist wunderschön. Noch dazu sehen wir nicht nur die üblichen Möwen sondern auch einige Seelöwen die vor der Küste immer wieder ihren Kopf aus dem Wasser stecken. Nicht so viele wie auf den Farne Islands in Großbritannien, aber drollig anzuschauen sind sie allemal.

In Chatham machen wir unseren ersten Tankstopp der gesamten Reise – wir tanken 8 Gallonen (ca. 31l) für gerade mal 30 US$ – wann habe ich das letzte mal für unter 25 EUR ein Auto vollgetankt. Die Reichweite des Hybrids wird mit ca. 520 Meilen (also rund 840km) angegeben. Wenn alles glatt läuft brauchen wir nur vor dem Abgeben nochmal zu Tanken.

IMG_0223Nachdem wir nun an der südöstlichsten Spitze der Insel waren, geht es weiter nach Norden. Wir nehmen explizit nicht den Highway wo immer es sich vermeiden lässt. Den nächsten Stopp machen wir am Nauset Leuchtturm. Wie wir erfahren, waren das mal drei, auch bekannt als „Three Sisters“. Auf diese Art wurden früher 3 Lichtsignale in Folge erzeugt. Der Atlantik holt sich aber Stück für Stück, Welle für Welle das Land von Cape Cod. Daher sind die meisten Leuchttürme schon mehrfach weiter ins Landesinnere verlegt worden teilweise wurden sie durch moderne ersetzt. Zuletzt geschah das 1996. Wegen der fortschreitenden Erosion sind auch die Abgänge an den Strand einsturzgefährdet, somit gibt es derzeit keinen Zugang zum Strand. Was ich auch nicht wusste: An der gleichen Stelle wurde eines der ersten Unterssekabel von Europa nach Amerika verlegt. Das Gebäude in dem das Kabel ankam steht immer noch. Die Leitung führte von Brest nach Cape Cod. Etwas gewagt finde ich die Aussage, dass Kabel bald darauf ausgedient hätten – denn nur wenig weiter nördlich steht die Versuchstation von Marconi mit der per Funk der Atlantik überbrückt wurde. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass die meiste Kommunikation heute auch noch über Kabel durch die Meere geht – Funk ist immer ein Shared Medium, da ist die Bandbreite irgendwann ausgeschöpft – mit einer Glasfaser geht einfach mehr.

IMG_0232Auf dem Parkplatz neben dem Leuchtturm essen wir auch gemütlich zu Mittag – angesichts des Windes und der Kälte allerdings im Auto. Danach geht es weiter mit Leuchttürmen – der dritte heißt Highland Light und bildet den letzten auf der Ostseite der Insel. Auch dort verweilen wir nicht übermäßig lang – es ist noch immer kalt und sehr windig.

IMG_0258Nun geht es ans Nordende, also direkt ans Kap, das der Insel ihren Namen gibt. Dieser Punkt heißt Race Point. Dort sind auch die bekannten Pilgerväter (Pilgrims) an Land gegangen – da die Insel wohl etwas zu zugig war, sind sie kurz darauf über die Lagune übergesetzt und haben sich in Plymouth niedergelassen. Wir wandern den Strand hinunter, es ist noch immer windig, der Sand wirbelt direkt über den Strand – Fußspuren sind recht schnell wieder verweht. Wir machen noch einige Bilder bevor wir wieder ans Auto gehen und den Rückweg auf der Westseite der Insel antreten. An den Racepoint Leuchtturm laufen wir nicht mehr hin – der liegt etwas vorgelagert und ist nur über einen Trampelpfad zu erreichen – wenn es wärmer wäre sicherlich ein toller Spaziergang, aber so ist es einfach zu kalt.

Wir fahren durch Provincetown – das ist die nördlichste Siedlung auf der Insel. Die ist allerdings bis auf wenige Stellen fast ausgestorben – ich will mir gar nicht vorstellen wie voll es hier sein muss, wenn im Sommer hier alle Urlaub machen wollen. Momentan sind viele Sehenswürdigkeiten und Parkplätze kostenfrei, aber zur Hauptsaison wird kräftig abkassiert – 15 US$ für einen Parkplatz sind da noch das kleinste Übel.

Auf dem Rückweg wollen wir noch den Sonnenuntergang am First Encounter Beach (dem Strand an dem die Pilgrims zum ersten Mal auf die Ureinwohner trafen – ich muss dabei immer an Bowling for Columbine denken …) – wir kommen gerade rechtzeitig, leider wird aus dem Bild dann doch nichts – es sind zu viele Wolken aufgezogen, der Sonnenuntergang fällt also ins Wasser.

Nachdem es dunkel ist und ohnehin nichts mehr auf unserer Liste für heute steht, das wir noch besichtigen wollen, fahren wir wieder Richtung Hyannis – diesmal auf dem Highway. Die knapp 30km ziehen sich scheinbar ewig hin, kein Wunder, die meiste Zeit darf man nur 80km/h fahren, auf einer Bundestraße mit zwei Fahrstreifen in beide Richtungen … Das Hotel finden wir ohne Probleme, der Check-In ist freundlich, und der Raum zumindest grundlegend geheizt, wenn auch nicht superwarm.

CIMG4752Wir fahren Abends noch ins Zentrum von Hyannis, dort wollen wir noch etwas essen. Leider hat unser erstes angesteuertes Restaurant geschlossen wegen Winterpause. Auf der Main-Street werden wir dann fündig bei „Britisch Beer Company„. Ich freue mich schon auf ein gutes Stück Fisch und ein Bier während wir warten bis ein Platz frei wird. Dann kommt die Ernüchterung – die Bedienung will meinen Ausweis sehen wegen Alkohol-Ausschank. Kein Problem, ich lege sowohl meinen deutschen Perso als auch meinen Führerschein vor. Beides wird von Ihr und der hinzugerufenen Managerin nicht akzeptiert – es muss zwingend ein Pass sein, oder eine amerikanische Fahrerlaubnis. Etwas frustriert bestelle ich einen Eistee. Solche Probleme sind mir in dem halben Jahr in den Staaten zur Diplomarbeit nicht untergekommen. Da reichte oftmals schon der deutsche Führerschein und der Hinweis wo das Geburtsdatum zu finden ist. Auf dem Perso stehen alle Einträge auch nochmal in Englisch. Man muss es also nicht verstehen warum die da so einen Heckmeck drum machen. Das Essen ist immerhin sehr lecker. Beim Aufbau für die Liveband steht dann aber der Hintereingang sperrangelweit offen und die Kälte zieht bis zu uns an den Tisch – und die Bedienung lässt sich mit dem Kassieren ordentlich Zeit. Es ist das erste Mal, dass wir exakt die 15% vorgeschriebenes Trinkgeld ausrechnen und auf den Rechnungsbetrag aufschlagen. So etwas unkooperatives habe ich auf der Reise bisher nur bei der Polizeikontrolle in Connecticut erlebt.

Die nächste Nacht war nicht besonders, die Erkältung fordert ihr Tribut, entsprechend schlecht schlafe ich. Es wird also recht spät bis wir endlich loskommen. Da wir noch einkaufen müssen, machen wir noch einen Abstecher bei Trader Joe’s, nachdem wir es in Alexandria nicht geschafft hatten. Für mich war Trader  Joe’s jeden Monat ein Highlight. Denn die Kette setzt auf Qualität, so bin ich wenigstens gelegentlich an guten Käse und vernünftigen Schinken heran gekommen. Wir decken uns nochmal mit Lebensmitteln für die letzten Tage ein.

IMG_0265Den Tag starten wir dann am John F. Kennedy Memorial, direkt daneben am Strand machen wir Frühstück. Die Sonne kommt sogar ein wenig raus, allerdings ist es noch immer unangenehm windig. Nach dem Frühstück wollen wir in das John F. Kennedy Museum in Zentrum von Hyannis – leider sind wir außerhalb der Saison, daher hat sogar das Museum geschlossen.

IMG_0278Wir fahren also weiter zum Scargo Tower ein Aussichtspunkt von dem man einen guten Überblick über Cape Cod hat. Zumindest wenn das Wetter mitspielt. Als wir auf dem Türmchen sind, kommt zwar dort die Sonne raus, aber viele Teile von Cape Cod liegen noch im Dunst.

IMG_0304Da wir auf Cape Cod nun so ziemlich alles gesehen haben, was entweder wenigstens offen hat oder kein Strand ist (bei der Kälte kommt einfach kein Strandfeeling auf), fahren wir wieder in Richtung Festland. Ziel für das Navi ist ein kleiner Ort, beinahe irgendwo im nirgendwo: „Marion“ – da muss Marion natürlich vorbeischauen, zumal es nur ein kleiner Umweg ist.

IMG_0323Das nächste touristische Ziel auf unserem Weg gen Boston ist Plymouth, der Ort an dem die Pilgrims 1620 angelandet sind. Auch dieser Ort befindet sich in einer Art Winterschlaf – zwar ist einiges los, aber sämtliche Parkuhren sind abgestellt und der große Rummel ist auch noch nicht eingekehrt, was auch daran liegen mag, dass die historischen Sehenswürdigkeiten erst gestern wieder eröffnet haben. Allerdings sind wir auch schon etwas spät dran, für den Nachbau der Mayflower (das Schiff mit dem Pilgrims angekommen sind) und die Plimouth Plantation bräuchte man mehr Zeit. Zudem sind die Preise etwas happig. Wir schauen uns daher den Nachbau der Mayflower nur von außen an und spazieren ein wenig durch die historischen Stadtkern, auch wenn dort kein einziges Haus mehr aus der Zeit steht.

IMG_0327Besonders interessant ist der Plymouth Rock – der Felsen an dem angeblich erstmals die neue Welt betreten wurde. Ein riesiger Hype um einen kleinen Felsbrocken aus Granit, von dem man noch nicht mal mit Sicherheit weiß ob es überhaupt dieser Felsen war (es wurde rund 100 Jahre später einfach so definiert…) – noch dazu hat man ihn zwischenzeitlich an einen besseren Platz bringen wollen und ihn dabei zerbrochen … mittlerweile liegt er dann geflickt da, geschützt durch einen tempelartigen Überbau.

IMG_0334Auf dem Rückweg ans Auto kommen wir an einem Restaurant vorbei, das lokales Bier anbietet – vorsichtshalber hole ich noch meinen Pass aus dem Auto. Aber: Diesmal wird noch nicht mal nach einer ID gefragt – verstehe das wer will.

Mit einsetzendem Regen verlassen wir Plymouth und nehmen Kurs auf Boston, genauer gesagt den Vorort Danvers. Dort haben wir noch ein Motel zu vertretbaren Preisen bekommen. Wie wir feststellen liegt das ein gutes Stück nördlich vom Stadtkern, fast direkt an der US Route 1. Das Zimmer ist sauber und diesmal auch angenehm vorgewärmt, was aber evtl. auch daran liegt, das es heute den ganzen Tag etwas aufgetaut ist.

New London bis Cape Cod – Hombre, ist das mörderkalt hier!

Nachdem die Nacht sehr erholsam war beginnen wir den Tag wieder mit dem integrierten Frühstück in der EconoLodge. Ähnlich wie die Herberge ist auch das Frühstück ok, aber keine Offenbarung.

IMG_0059Das Submarine Force Library & Museum ist unser erstes Ziel für den Tag. Das bietet sich an, da es in direkter Nähe zu unserer Unterkunft liegt und noch dazu kostenfrei ist. Neben einer ausführlichen Ausstellung zur Entwicklung der U-Boot-Flotte der USA gibt es ein Highlight direkt am Ufer: Dort liegt die USS Nautilus – das erste Atom-U-Boot der USA. Den vorderen Teil mit den Mannschaftsräumen kann man sogar besichtigen und erhält einen Eindruck wie eng es in einem U-Boot zugeht. Wobei ich aus meiner Erfahrung mit der USS Torsk sagen muss: Auf der Nautilus ist doch erheblich mehr Platz. Einzig die Schotten zwischen den Abteilungen sind naturgemäß sehr eng.

IMG_0076Es ist bereits nach Mittag als wir das Museum wieder verlassen, nun wird es mystisch, denn wir fahren nach Mystic, einem kleinen Städtchen. Schon bei der Abfahrt merken wir, dass diese Stadt sehr touristisch orientiert ist. Eigentlich hatten wir vor den Mysic Seaport zu besichtigen. Allerdings ist das ein Museum und nicht wie wir dachten ein erhaltenes Fischerdorf. Noch dazu trübt sich das Wetter ein, von daher sind die Eintrittspreise von 24 US$ dann doch etwas zu happig.

IMG_0088Stattdessen fahren wir direkt ins Zentrum von Mystic und schauen uns die Zugbrücke dort an, diese überführt die US Route 1 über das Delta des Haleys Brook. Mystic liegt rechts und links der Mündung und der Brücke. Auf die Empfehlung aus dem Reiseführer gehen wir zum Mittagessen zu Pizetta – denn Pizza hatten wir das letzte mal in New York (und die war ok, aber nicht wirklich überragend). Hier ist das tatsächlich anders, es gibt Pizza eben doch auch gut italienisch in den USA, man muss nur wissen wo. Marion nimmt eine „Pesto Splash“ und ich eine „White Schrimp“ – ganz wie man es gewohnt ist, gibt es nicht nur ein Stück sondern eine ganze Pizza – 14 Zoll (ca. 35cm) im Durchmesser. Dazu gibt es leckeren Eistee aus ökologischer Quelle. Momentan ist Winterpause, von daher sind wir fast die einzigen Gäste. Der Kellner erzählt uns aber, dass im Sommer das kleine Lokal aus allen Nähten platzt und die Leute teilweise eine Stunde lang anstehen um Pizza zu essen. Zum Abschluss gehts noch etwas Shoppen, ich hole mir noch ein Erinnerungs-T-Shirt um bei mir daheim vielleicht doch mal das ein oder andere alte aussondern zu können.

IMG_0092Auch wenn das Wetter sich weiter eintrübt fahren wir noch nach Noank, einer Art Vorort von Mystic. Das liegt auf einer Halbinsel etwa drei Kilometer südlich. Dort stehen sehr viele schmucke Häuser die hauptsächlich als Ferienwohnung dienen – momentan ist natürlich nichts los. Lustig ist der Mini-Beach, ein Stück Strand von etwa 5 Metern Länge, eingefasst in Stein, und mit multiplen Warnhinweisen, was man nicht tun sollte. Wir gehen noch ein wenig in Richtung Süden, eigentlich wollen wir zum Leuchtturm an der Südspitze, aber diese ist leider in Privatbesitz und man kommt nicht hin. Auf dem Rückweg zum Auto machen sich erste Regentropfen bemerkbar.

Als wir dann weiter Richtung Stonigton fahren wird es immer trüber und es regnet sich langsam ein. Bei der Aussicht fahren wir dann doch nur am Leuchtturm-Museum vorbei, gehen aber nicht rein. Stattdessen fahren wir gen Newport – entlang der Küste gibt es jede Menge eigentlich sehenswerte Strände, aber mit dem zunehmenden Regen haben wir darauf keine rechte Lust. In Newport geht es über die Claiborne Pell Bridge – das spart uns die Durchquerung Newports, auch wenn sie 4 US$ kostet. Bei schönem Wetter gäbe es wohl eine tolle Aussicht, so ist es reichlich regnerisch, der Regen hat mittlerweile deutlich zugenommen – von Intervall in mehreren Stufen bis Dauerbetrieb habe ich alle Möglichkeiten des Scheibenwischers durchprobiert.

In Newport gehen wir noch einkaufen, kurz danach erreichen wir unser Motel, diesmal eine andere Kette, insgesamt macht es einen deutlich besseren Eindruck als die letzte. Da wir irgendwie die letzten Tage doch recht viel Programm hatten, nutzen wir die Zeit etwas zu relaxen. Im Fernsehen erfahren wir dann, dass uns möglicherweise noch etwas besseres blüht. Der Wintersturm „Vulcan“ wird uns wahrscheinlich im Laufe der Nacht streifen. Als wir um kurz vor elf Ortszeit ins Bett gehen regnet es noch recht heftig und es hat 10°C. Angeblich soll es in wenigen Stunden unter den Gefrierpunkt fallen, was dann interessant wird wenn das ganze Wasser auf den Straßen schlagartig gefriert.Mal sehen wie ich morgen früh den Mietwagen enteise und wie es fahren lässt. Automatik bei Eis hatte ich noch nicht….

IMG_0103Die Nacht ist dann doch vergleichsweise ruhig verlaufen, als wir morgens aufstehen ist es zwar rund 20°C gefallen, aber der Schnee ist erstmal noch nicht zu sehen. Das ändert sich während wir zusammenpacken, frühstücken und duschen – Frau Holle legt richtig los und die Flocken sind richtig dick. Fast wie Weihnachten – nur eben zur falschen Zeit. Bis wir loskommen sind es rund 4-5 cm Neuschnee – richtig feines Pulver weil es so kalt ist (-10°C). Da es keine Garage gibt, müssen wir erst mal den Prius enteisen. Beim Öffnen der Heckklappe um an den Eiskratzer zu kommen rieselt schon eine ganze Menge Schnee in den Kofferraum – ich weiß warum ich Kombis mag und keine Fließhecks. Immerhin gehört zum Zubehör von Hertz ein Eiskratzer.enthalten. Weniger amused bin ich bei einem Blick auf die Reifen – Winterreifen sehen anders aus, und mehr Profil vorne wäre auch wünschenswert. Zum Testen muss dann der Parkplatz des Hotels herhalten, der ist wenigstens leer – aber der Bremsweg ist gefühlt gigantisch – trotz ABS und ESP. Also vorsichtig fahren.

IMG_0120Durch das Schneetreiben und die halbwegs freien Straßen fahren wir ins Zentrum von Newport. Dort stehen jede Menge Sommerhäuser – allerdings nennt man die besser Residenzen – denn diese Häuser sind selbst für amerikanische Verhältnisse sehr groß. In Newport gibt es eine große Menge dieser historischen Mansions. Die Stile sind höchst unterschiedlich, viele sind durch französische Paläste inspiriert. Zudem gibt es aber natürlich viele andere Gestaltungsmöglichkeiten. Wir machen einen kurzen Rundgang und gehen auch am Cliff-Walk von Newport entlang. Das Wetter macht langsam etwas auf – stellenweise haben wir sogar schon blauen Himmel – auch wenn es immer noch sehr kalt ist.

Als nächstes fahren wir in die Landeshauptstadt, Providence, das Navi will uns partout über eine Toll-Bridge schicken. Wir umfahren es dann manuell über Bristol. In Providence sind wir erstmal etwas angefressen – die ganzen Parkmöglichkeiten sind überteuert, zu kurz und insgesamt fehlt ein schlüssiges Konzept bei de Verkehrsführung. Wir fahren einige Runden um das State Haus (Lokalparlament) ohne etwas zu finden. In einige Parkhäuser fahren wir rein, aber rückwärts wieder raus nachdem wir die Preise gesehen haben. Nach einem unfreiwilligen Abstecher auf den Interstate ist Marion schon so frustriert – ich versuche es ein letztes Mal und diesmal klappt es, wir finden die versteckte Einfahrt zum Parkhaus des „Providence Place“ einer großen Mall. Die Preise gefallen mir: für die ersten fünf Stunden zahlt man nur zwei Dollar.

Da uns vom Spaziergang immer noch etwas kalt ist und das Wetter noch nicht ganz aufgeklart hat, gehen wir durch die Mall. Vor allem der dritte Stock ist interessant – dort gibt es lauter Läden mit interessanten T-Shirts und anderen lustigen Dingen. Ich kaufe einige T-Shirts für mich und als Mitbringsel für daheim. Welche wird noch nicht verraten. Marion findet auch noch eines bei Hot Topic. Bei Newbury Comics gibt es nicht nur Comics sonder auch jede Menge Gadgets und gebrauchte CDs – auch da schlage ich wieder zu. Zum Abschluss gehen wir noch bei Spencers vorbei, die Kette hat ähnliches im Programm, ich kenne den Shop ja schon aus Arundel Mills. Marion wird eine Etage tiefer noch mit einem Top fündig.

IMG_0136Mittagessen machen wir im Auto, wir haben ja noch reichlich Brot und Streichkäse. Danach raffen wir uns auf noch einen Rundgang durch die Stadt zu machen. Groß ist Providence nicht, es fühlt sich von der Größe her ein wenig an wie Schwerin, nur deutlich moderner. Allerdings ist es immer noch schweinekalt, so dass wir entlang der Strecke immer wieder Shopbesuche machen um ein wenig aufzutauen. Ich bin ja normalerweise nicht wirklich kälteempfindlich, aber bei dem Wind ist selbst mir mit vier Lagen Bekleidung etwas frisch. Sehenswert ist der Craftlandshop – ein Shop lokaler Künstler und Handwerker mit vielen schönen Dingen, von Lampen über Postkarten und Bücher bis hin zu Schmuck und Strickwaren aller Art. Ebenso interessant ist der erste Prototyp einer modernen Mall in Providence, die Westminster Arcade.

IMG_0164Nach einem letzten Aufwärmestopp im Bahnhof gehen wir noch kurz ans State House um einige Bilder zu machen, danach ans Auto um weiter zu fahren. Eine kleines Problem ist der Fensterheber bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus, dank dicker Eisperlen auf der Scheibe geht diese nicht auf, also aussteigen, Ticket einstecken und dann gehts raus. Es ist mittlerweile schon fast fünf Uhr am Nachmittag und vor uns liegen noch rund zwei Stunden Fahrt. Unsere Übernachtung haben wir auf Cape Cod, in Hyannis gebucht. Die Strecke ist an und für sich nicht lang, aber aufgrund der vielen Speedlimits zieht sich das dann doch etwas länger hin. Immerhin haben wir ja jetzt CDs zum anhören und sind nicht auf das werbeverseuchte Radio angewiesen. Bis wir ankommen haben wir beide CDs von Foreigner und Sade gerade durch.

Wirklich wärmer geworden ist es nicht, auch wenn es im Auto recht bald angenehm warm wird. Marions Schuhe sind von den Spaziergängen noch immer etwas durchgefeuchtet – eigentlich freuen wir uns darauf endlich anzukommen. Die Econo-Lodge finden wir recht fix, der Empfang ist wie immer nichts besonderes. Der Raum hingegen ist ein Schock – nicht etwa weil er nicht gut gemacht wäre oder dreckig. Aber er ist nicht vorgeheizt – es ist schweinekalt. Marion verzieht sich erst mal ins Bett, während die etwas überforderte Elektroheizung ihren Dienst aufnimmt. Aber für die Raumgröße braucht es einfach eine ganze Weile bis es warm wird. Ich gehe nur einmal aufs Klo, und ich beeile mich, denn das ist gefließt und selbst durch die dicken Socken ist es noch popokalt. Für die weitere Reise setze ich Econo-Lodge erst mal auf die Bannliste. Ein solch einfacher Handgriff wie bei vorreservierten Zimmern die Heizung einige Stunden vorher einzuschalten sollte selbst in der günstigsten Hotelklasse eigentlich kein Ding sein. Aber auch das WLAN ist alles andere als zuverlässig, es dauert ewig bis die einzelnen Seiten geladen sind, häufige Verbindungsabbrüche tun ihr übriges. Ich will Marion etwas gutes tun und ihr einen Tee kochen – beim Einschalten der Mikrowelle stehe ich dann im Dunkeln – Sicherung geflogen. Ganz großes Kino. Immerhin hat die Heizung eine separate Sicherung und läuft weiter. Der zuständige Mitarbeiter legt dann die Sicherung wieder ein, die Mikrowelle lasse ich dann aber aus.

CIMG4751So beschließen wir mittels Qype in ein Restaurant in der Nähe zu besuchen um etwas zu essen zu bekommen und uns aufzuwärmen. Der erste Versuch ist ein Fehlgriff – da ich nichts weiter gefunden habe fahren wir einfach entlang der Straße und nehmen das erstbeste was uns über den Weg läuft – mexikanisch bei Sam Diegos. Das Essen ist reichhaltig und es ist angenehm warm. Trotzdem trinken wir erst einmal einen Tee zum Auftauen. Wieder machen wir den „Fehler“ und bestellen eine Vorspeise (Chilli) und einen Hauptgang. Nach der Hälfte des Hauptgangs muss selbst ich kapitulieren, aber man kann es ja mitnehmen.

Die Heizung im Hotelzimmer hat es zwischenzeitlich geschafft den Raum halbwegs zu temperieren. Zusammen mit dem Essen ist es erträglich. Mal sehen welcher Kälteschock uns morgen erwartet – immerhin soll es im Laufe des Wochenendes wieder wärmer werden.

Kurs gen Norden – New York bis New London

Die Zeit in Washington ist viel zu schnell vergangen, aber der Urlaub ist nunmal leider zeitlich begrenzt – also war es mal wieder Zeit für den nächsten Tapetenwechsel. Unsere Gastgeberin setzt uns direkt an der Greenbelt-Station ab, wenig später steigen wir in den Boltbus nach New York. Die Fahrzeit zieht sich diesmal gefühlt ewig an. Ich mache noch den letzten Blogeintrag fertig und wir kümmern uns um die Unterkunft für die kommende Nacht. Norwalk heißt unser Ziel. Dennoch: kurz nach zwei am Nachmittag sind wir dann in Manhattan – natürlich nicht im Zentrum sondern wieder die vier Blocks weg von Penn-Station.

Es heißt also erst einmal Lauftraining unter erschwerten Bedingungen – denn der Koffer wird über die vier Blocks scheinbar immer schwerer. In der Penn Station holen wir das Mittagessen nach – bei „au bon Pain“ – Fastfood Sandwiches auf Französisch – auch wenn der Name bei einigen Einheimischen wohl eher Verwunderung auslöst: Oder was erwartet man sonst bei einem Namen „zum guten Schmerz (Pain)“?

Mit der Metro und dem Metrobus wollen wir dann den Mietwagen am JFK-Airport abholen. Da wir uns die 5 US$ extra für die Airtrain (wegen einer Station) sparen wollen, nehmen wir die Linie E bis nach Queens und von dort den Bus. Soweit es die Metro betrifft klappt das aus alles wunderbar. Die ersten Missverständnisse entstehen an der Bushaltestelle – es gibt derer zwei und es gibt zwei Linien Q10 und Q10 LTD (limited) – auf dem Bus steht aber immer nur Q10 – zudem ist die Beschilderung in der Station irreführend. Aber am Ende sitzen wir im richtigen Bus. Dann geht das Chaos aber erst recht los: Das olle Modell hat leider keinerlei Anzeige welche Haltstelle gerade angesteuert wird. Ansage gibt es auch nicht – wir wissen zwar das wir an der Station „130 PL / Bergen Road“ aussteigen müssen und dann rund 600 Meter laufen. Das ist aber auch nicht wirklich präzise. Die Haltestelle erspähen wir noch und steigen auch aus – aber dann stehen wir belämmert da und laufen halbwegs planlos in eine Richtung los. Marion ist ein wenig sauer und ich ärgere mich, denn die Einsparung an Dollar steht in keiner Relation zur erzeugten Frustration. Ein Officer des Flughafens hilft uns schließlich und zeigt uns die passende Haltestelle für den internen Bus. Mit dem machen wir noch eine Schleife, dann stehen wir endlich bei Hertz – ca. eine Stunde später als geplant – aber alles kein Problem.

DSC07096Upgrades lehnen wir aus Kostengründen ab, und bekommen dennoch ein sehr praktisches Auto (das man uns eigentlich für 10 US$ extra pro Tag anbieten wollte: einen Toyota Prius) – ich bin total begeistert – Hybridfahrzeug zum Ausprobieren für fast eine Woche. Marion lässt mich fahren – mittels Navi lassen wir uns nach Norwalk dirigieren. Mautstraßen wollen wir vermeiden – das ergibt eine Runde durch Queens und Manhattan mit dem Auto – absolut nicht empfehlenswert, vor allem reichlich staubelastet. Immerhin dank Hybrid ist es vom Sprit her sehr erträglich – in der langsamen Schlange fährt er voll elektrisch aus dem Akku – so wie ich das vom Mitsubischi iMieV bzw. dem Peugeout Ion kenne. Sehr angenehm. Marion sorgt per Bluetooth für Musik, da uns das amerikanische Radio mit der vielen Werbung auf den Sender geht.

Irgendwie hat das Navi aber einen Knacks weg – es lotst uns zielsicher in den gefühlt längsten Stau – vor allem stimmt irgendwie die Richtungsangabe nicht mit dem was wir aus der Karte kennen überein. Irgendwann reicht es mir und wir biegen bei der nächsten Möglichkeit auf die Route 1 ab – das ist in etwa vergleichbar mit einer Bundesstraße in Deutschland – sie windet sich von ganz im Süden in Florida auf Key West bis an die kanadische Grenze bei Fort Kent. Damit verlassen wir den Stau und es geht recht gut vorwärts – wenn auch durch einige Städte direkt durch. Am Ende landen wir auf dem Interstate 95 – den kenne ich noch zu gut aus meinem Tripp gegen Süden (Washington bis Orlando).

CIMG4747Untergekommen sind wir in einer Econo Lodge – eine günstige Hotelkette, nichts besonderes, aber für eine Nacht mehr als ausreichend. Zum Abendessen fahren wir ins Zentrum und essen bei B-AN-C House – sehr lecker – Marion nimmt Lamm, ich nehme Schrimps, dazu eine Vorspeise und Beilagen. Die Portionen sind gigantisch – gut das es hier standardmäßig „Doggy-Bags“ gibt. Für morgen sind wir den ganzen Tag versorgt. Das Essen war zwar etwas teurer als geplant, aber eben auch sehr sehr lecker. Sweet Potatoe Fries und Poutine kann ich nur empfehlen – nur würden die Beilagen alleine reichen um satt zu werden.

Den Dienstag beginnen wir mit einem Frühstück im Hotel – das ist nichts besonderes – eher auf dem Niveau einer Jugendherberge, aber es ist inklusive. Außerdem greifen wir noch Infos für den Tag ab. Unter anderem reservieren wir ein Hotel in Groton – wieder bei der gleichen Kette, denn für eine Nacht zum Übernachten brauchen wir ja nicht viel.

IMG_0022Wir schwingen uns auf die Straße, erstes Ziel ist Newport. Wir halten dort im Sherwood Island State Park, direkt am Strand. Das Wetter ist gut, wenn auch etwas frisch. Ich fühle mich etwas komisch – ich gehe bei Wind auf den Strand zu und bin nicht in einem Trockentauchanzug verpackt. Am Strand muss ich dann natürlich auch die Wassertemperatur testen. Zum Baden definitiv zu kalt.

Wir fahren weiter gegen Norden. Vorbei an einer Schule in Westport, an der Marion vor rund 20 Jahren an einem Austausch teilgenommen hat. Immer weiter geht es entlang der US-Route 1. In Fairfield haben wir dann eine gänzlich neue Erfahrung – eine Polizeikontrolle. Marion fährt und hat laut Aussage des Cops mit dem Handy telefoniert. Absolut aus der Luft gegriffen, denn das Handy liegt ziemlich verbuddelt in ihrer Handtasche auf dem Rücksitz, wie ihm recht bald beweisen. Dazu hat er natürlich Probleme, weil er eine unbekannte Fahrerlaubnis vorgelegt bekommt. So nervig und arrogant wie er rüber kommt, kann er mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer französischen Beschreibung nichts anfangen. Immerhin entschuldigt er sich am Ende dann doch noch. Aber schon heftig was da versucht wird. Ärgerlich für ihn, dass wir zu zweit sind, und dass wir auch noch wissen was erlaubt ist und was nicht.

IMG_0031Aus Frust verlassen wir dann die US Route 1 und nehmen für die weitere Strecke bis New Haven die Interstate 95. In Orange fahren wir ab und besichtigen die PEZ-Fabrik. Ich wusste nicht mal mehr, dass die Firma mit ihren Spendern noch existiert. Die Ausstellung ist richtig gut gemacht – mit einem kurzen Abriss der Geschichte und einer ganzen Menge Spendern die über die Jahre entstanden sind. Auch erfahren wir, das PEZ für Pfefferminz steht und ursprünglich aus Österreich stammt. Natürlich gibt es auch eine Verkostung und ein paar Mitbringsel. Vor der Fabrik auf dem Parkplatz bieten sich Sitzgelegenheiten an, dort essen wir die Reste vom Vortag.

Nun geht es auf eine bekannte Universitätsstadt zu: New Haven, besser bekannt für den Campus von Yale. Wir parken etwas außerhalb und laufen in die Innenstadt zum New Haven Green, zudem machen wir einen Abstecher auf dem Grove Street Cemetery – auf diesem Friedhof liegen etliche wichtige Professoren und Erfinder der Universität begraben. Insgesamt fällt uns auf, dass es in der gesamten Stadt übermäßig viele Kirchen gibt – alleine am Green stehen drei verschiedene. Die Universität hat ingesamt Qualitäten für Hogwarts – alles in rohen Stein gebaut, sehr ähnlich zu vielen Ortschaften die ich in Schottland gesehen habe.IMG_0043

Auf dem Weg zum Hotel bei New London machen wir nochmal einen Stopp in einem Outlet – ich schaue mir verschieden Nike-Schuhe an und teste sie, aber so recht können die mich beim Laufen nicht überzeugen – ich achte bei meinen Laufschuhen aber auch am allerwenigsten auf den Hersteller, wichtiger ist: Die Dinger müssen passen und das auch noch nach einem Training von mehr als 30km oder gar einem Ultramarathon – da bringt mir kein Designpreis oder irgendwelche Marken etwas. Marion hingegen wird fündig.

Das Hotel finden wir recht leicht dank Navi, aber es liegt deutlich ab vom Schuss – dafür ist der Preis von 40 US$ pro Nacht im Doppelzimmer absolut unschlagbar. Der Raum an sich ist sauber, aber man sieht dem ganzen Gebäude an, dass es schon mal bessere Zeiten erlebt hat. Aber wir brauchen ja nur eine Option zum Übernachten, mehr nicht.

Abendessen gehen wir in einem Tipp aus Qype. Ein Restaurant das viele Einheimische aufsuchen „Par 4“ – das liegt am Golfplatz bei New London, direkt neben einem Industriegebiet. Das Essen ist sehr günstig, reichlich und gut. Vor allem den Nachtisch kann man empfehlen.

National Mall, Capitol, White House – Washington DC

Nachdem es am Freitag doch recht spät war, bis wir ins Bett gekommen sind, dauert es am Samstag um so länger bis wir loskommen. Es beginnt mit einem kleinen Spaziergang zur Metro – rund 1,6 km, eine knappe Meile. Der Bus hält zwar vor unserer Haustüre, aber Samstags fährt der nur alle Stunde. Für den Rückweg schauen vorher extra nochmal nach wann der letzte fährt: 20:51 – da verkommen die Probleme nachts in Mannheim und Umgebung wirklich zu Peanuts. Immerhin ist das Wetter absolut top – es ist angenehm warm – wir haben deutlich zweistellige Plusgrade (natürlich in Celsius) – nachmittags hat es dann fast 20°C bei strahlendem Sonnenschein.

IMG_9861Auf der Post geben wir noch eine Runde Postkarten ab, bevor wir in die Metro steigen. Innerhalb einer Viertelstunde steht man auf der National Mall – in direkter Nähe zu den Zentren der Supermacht. Erstes Ziel auf unserem Weg entlang der Mall ist das Capitol. Denn obwohl ich ein halbes Jahr lang hier gewohnt habe, hat es zeitlich irgendwie nicht reingepasst das Parlament der USA zu besichtigen (ich hätte weniger Tauchen gehen sollen :O). Die Besichtigung ist wie fast alle Museen in Washington DC kostenfrei. Dafür gibt es mal wieder eine Sicherheitskontrolle und eine Neuerung – nicht einmal mehr Getränke aller Art (einschließlich Wasser) sind im Capitol erlaubt…. Der Film über die Entstehung und die anschließende Führung sind sehr gut gemacht, das Gebäude ist einfach nur beeindruckend – kein Vergleich zum Reichstag in Berlin.

IMG_9929Da wir schon im Sicherheitsbereich sind, gehen wir auch noch in der Library of Congress vorbei – der Parlamentsbücherei. Auch dieses Gebäude ist sehr beeindruckend gestaltet mit einer großen Halle und einem großen Lesesaal. Zudem gibt es verschiedene Ausstellungen, aber wir haben leider nicht mehr ganz so viel Zeit um uns alles anzuschauen – zudem lockt draußen das herrliche Wetter. Im Museumsshop werfe ich kurz einen Blick in einen Reiseführer – das Bureau of Engraving and Printing hat am Wochenende zu (da werden scheints keine frischen Dollarscheine benötigt) – daher fällt das leider komplett aus dem Programm raus – Montag fahren wir ja schon wieder.

IMG_9940Mittagessen machen wir in der Union Station – dem Hauptbahnhof in Washington DC. Natürlich kein Vergleich mit Grand Central in New York, aber immer noch recht beeindruckend. Marion ist schon etwas geschafft – vor allem ist sie es nicht mehr so ganz gewohnt lange Zeit auf den Füßen zu stehen (wäre ich ja auch nicht wenn ich nur meinen Bürojob hätte und nicht regelmäßig Lauftraining machen würde). Daher machen wir etwas langsamer – in die Dämmerung hinein laufen wir die Mall wieder hinunter in Richtung Washington Monument. Das kann nach einem Erdbeben derzeit nicht besichtigt werden, da es erst renoviert werden muss. Ich mache noch einige Langzeitbelichtungen im Sonnenuntergang.

IMG_9947Letztes Besichtigungsziel für heute ist das weiße Haus – im Dunkeln macht das ja eigentlich schon was her, aber die Security hat etwas gegen Stative – man darf sie nur in einiger Entfernung vom weißen Haus verwenden – was natürlich absolut nicht praktikabel ist, denn dann hat man wieder den Zaun und die Absperrungen im Bild – ich lasse es also gleich ganz bleiben. Was das an zusätzlicher Sicherheit bringen soll ist mir aber auch nicht klar.

Auf dem Weg zur U-Bahn schauen wir uns noch die Rückseite an, die ist etwas heller und mit einer ruhigen Hand gelingen mir doch noch einige Aufnahmen. Das die Probleme der Stadt ganz andere sind erfahren wir wenig später als wir mit der Metro nach Hause fahren wollen. Die Wartezeit zu Beginn ist ja noch halbwegs zu verschmerzen, aber eine Umsteigezeit von fast zwanzig Minuten von einer Linie zur nächsten am Samstag Abend um halb acht, das ist mir absolut unverständlich. Sowas würde ich ja irgendwo mitten in der Pampa noch verstehen, aber wir befinden uns ja gerade in der Hauptstadt der letzten verbliebenen Supermacht – das muss man sich echt einmal auf der Zunge zergehen lassen… Laut Wikipedia ist das Metrosystem in Washington das zweitgrößte (nach Passagieraufkommen) in den USA, nach New York City. Das kann ich mir fast nicht vorstellen – denn von der Machart und räumlichen Ausdehnung her ist es nicht viel umfangreicher als Mannheim oder Nürnberg.

Insgesamt hinterlässt das System bei mir einen sehr faden Eindruck – zwar habe ich auch in New York keinen exakten Fahrplan gesehen und wir haben spät Abends nach zehn Uhr auch mal 15 Minuten Wartezeit gehabt, aber die Vertaktung und alles lief einfach gut aufeinander abgestimmt. Da braucht es nicht viel Planung – wenn ein Takt mal nicht ganz passt – kein Problem wenig später (zum Teil weniger als 5 Minuten) kommt die nächste Bahn. In DC gibt es Buslinien-Pläne die nur mit sehr viel Fantasie und einer Karte nebendran (sei es eine Printausgabe, Google Maps oder OpenStreetmap) lesen kann – mehrere Linien in einem Plan ist eigentlich kein Problem, wenn man sie nur nicht alle in schwarz einzeichnen würde und die sich teilweise kreuzen oder Strecken teilen … Von Markierungen der einzelnen Haltestellen braucht man erst gar nicht zu träumen – in der Regel werden die einfach nach Kreuzungen benannt. Einen tabellarischen Fahrplan wie man ihn bei uns als Kursbuch kennt, gibt es auch nicht – stattdessen werden die wichtigsten Stationen entlang der Strecke mit Abfahrtszeiten angegeben – wenn man nicht weiß zwischen welchen der aufgelisteten Stationen die gerade gesuchte liegt ist Rätselraten angesagt. Man muss tatsächlich selbst ungefähr abschätzen wie lange der Bus von der letzten bekannten bis zur gesuchten Haltestelle braucht. Irgendwie komme ich mir vor wie in die Steinzeit des ÖPNV zurück versetzt.

Wie ich von unserer Gastgeberin erfahre, ist das auch ein Problem der unterschiedlichen Bundesstaaten und Landkreise. Jeder kocht da an der ÖPNV-Suppe mit, aber die meisten Buslinien enden an den Grenzen zum nächsten County oder spätestens Bundesstaat. Das ist so ungefähr vergleichbar mit dem Zustand im Rhein-Neckar-Dreieck vor 25 Jahren. Man kann nur hoffen, dass hier auch irgendwann die Einsicht einkehrt, das ein gemeinsamer Verkehrsverbund mit einem gemeinsamen Liniennetz für die Kunden wesentlich attraktiver ist und auch mehr Leute dazu bringt das Auto stehen zu lassen.

Der Sonntag beginnt etwas ungeplant – in den USA ist bereits die Sommerzeit angebrochen – wir sind also eine Stunde zu spät dran – nicht das man vergessen hätte uns Bescheid zu sagen, aber unser Wecker stellt sich leider nicht automatisch um. Aber unsere Vermieterin hat es auch nicht gemerkt – erst als wir los wollen fällt es ihr auf. Soviel zum Sinn oder Unsinn der Umstellung.

Mit dem Auto geht es an die Metro – wenn man den Busfahrplan für Sonntag gesehen hat, der nur acht Einträge über den Tag hat, ist alles gesagt. Die Metro fährt immerhin deutlich öfter.

IMG_9954Für heute steht als erstes die Ostseite der National Mall an – wir gehen zu Beginn aber nochmal am Weißen Haus vorbei, damit wir es auch bei Tag einmal gesehen haben. Von dort schlängeln wir uns entlang der Mall und dem Reflecting Pool in Richtung Lincoln Memorial. Diese Sehenswürdigkeit ist vor allem durch Martin Luther King und seiner Rede „I have a dream“ bekannt geworden, aber auch durch „Forrest Gump“ mit seiner Ansprache zur Friedensbewegung. Auf dem Weg liegt das World War II Memorial (das unter W. Bush errichtet wurde), und das Vietnam Memorial. Das Wetter ist perfekt für einen Spaziergang an der Mall – einzig der Wind könnte etwas weniger sein, er ist doch recht frisch – immerhin haben wir ihn nach dem Lincoln Memorial im Rücken.

IMG_9973Unsere Tour führt uns nun einmal um das Tidal Basin herum – dort stehen jede Menge Kirschbäume, leider sind wir deutlich zu früh – erst in drei bis vier Wochen sollen die anfangen zu blühen. Ich kenne das Spektakel ja von 2010 und kann es jedem nur wirklich empfehlen es selbst einmal erlebt zu haben. Im Gegensatz zu 2010 sind diesmal keine Bauarbeiten am Tidal Basin, das Memorial für Martin Luther King Jr. ist fertig gestellt und sieht richtig gut aus, und auch der damals schadhafte Pier am Jefferson Memorial erstrahlt in neuem Glanz.

Auf dem Weg an die Metro kommen wir noch am Bureau of Engraving and Printing vorbei, leider wie schon geschrieben am Wochenende geschlossen. Die U-Bahn bringt uns dann nach Süden, genauer nach Alexandria. Ich kenne das Städtchen flüchtig, denn dort treffen sich die Potomac-Divers einmal im Monat – für mich war es zudem immer die Möglichkeit bei Trader Joes einzukaufen. Der Shop hat ein sehr breit gefächertes Sortiment an qualitativ höherwertigen Lebensmitteln – keine Luxus-Sachen, aber man wird in den USA ja bescheiden und freut sich schon über ordentlichen Käse, guten Schinken und ungesüßte Haferflocken bzw. normales Müsli.

IMG_9992Um besser voran zu kommen, nehmen wir uns diesmal Mietfahrräder – die kosten 7 US$ und Trips bis zu 30 Minuten sind ansonsten kostenfrei. Auf diese Art und Weise lässt sich die Meile bis ins Zentrum von Alexandria deutlich entspannter zurücklegen als zu Fuß.

IMG_9995Es gibt aber noch viel mehr zu entdecken – im vergangenen Jahr haben wir im Radio etwas über Christmas Attic gehört – ein Shop der sich voll und ganz auf Weihnachten spezialisiert hat und das auch 365 Tage im Jahr zelebriert. Im Radio-Artikel ging es eigentlich um die Tradition der Christmas Pickle (der Weihnachtsgurke) und wie sie in den Baum gekommen ist. Angeblich eine deutsche Tradition, auch wenn wir sie so nicht kannten. Zur Lösung des Mysteriums wurde unter anderem in Christmas Attic ein Interview geführt. Zwar etwas komisch bereits jetzt an Weihnachtsschmuck zu denken, aber es sind tatsächlich nur noch 10 Monate bis dorthin und man kann ja nie früh genug damit anfangen einzukaufen. Da wir bereits eine Gurke haben, steht weiteres Gemüse auf dem „Speiseplan“ – wir entscheiden uns für etwas gesundes und hängen kommende Weihnachten einen Brokkoli in den Baum. „Oh veggie-tree, oh veggie tree …“

IMG_9998Auf Empfehlung unserer Gastgeberin besichtigen wir die ehemalige Torpedo Fabrik (Torpedo Factory) – diese wurde umgebaut und beherbergt nun eine ganze Menge von Künstler-Ateliers und Shops. Teilweise mit Werkstatt zum Zuschauen. Da sind einige sehr schöne Sachen dabei, leider haben schöne Dinge auch eine weniger schöne Seite und die ist der Preis.

IMG_0009Auf dem Rückweg machen wir noch Halt bei „La Madeleine“ einem französischen Restaurant in Alexandria – das kenne ich hauptsächlich, weil man dort auch anständige Backwaren wie Croissants oder nicht laberiges Weißbrot bekommt. Dort essen wir einen kleinen Happen zur Stärkung bevor es wieder in Richtung Metro geht.

IMG_0014Eine letzte Besichtigung in Washington machen wir noch: Wir steigen am Pentagon aus und besichtigen das Pentagon Memorial, welches den Opfern des Terror-Anschlags auf das Pentagon am 11. September 2001 gewidmet ist. Rund um das Pentagon herrscht striktes Fotoverbot – immerhin auf dem Gelände des Memorials nicht. Die Gedenkstätte ist recht ansprechend gestaltet, wenn auch noch sehr neu – die gepflanzten Bäume müssen einfach noch ein wenig wachsen bis sie Schatten spenden können.

Am Abend gehen wir noch mit unserer Vermieterin in einem der Restaurants in Hyattsville zum Essen – Busboy and Poets. Sehr lecker – auch wenn wir mal wieder lernen müssen: Amerikaner einzuladen ist nicht einfach – wir wollten uns eigentlich bedanken für den Service und daher die Rechnung bezahlen – aber sie weigert sich fast so stoisch wie Jeanne und Bill. Dafür unterhalten wir uns recht gut, über die Arbeit in Europa und den USA, und verschiedene andere Dinge. Noch alles wieder in den Koffer packen und ins gemütliche Bett für die letzte Nacht in Hyattsville – morgen geht es wieder zurück nach New York bzw. dann weiter in den Norden mit dem Mietwagen. Damit wir nicht verschlafen, habe ich diesmal zusätzliche Wecker gestellt.

Ab in den Süden – nach Washington DC

Zeit New York fürs erste Lebewohl zu sagen, am Donnerstag sind wir recht zeitig aufgestanden um ja den Bus nach Washington DC nicht zu verpassen. Wie wir ja wussten hat Boltbus den Stopp einige Avenues nach Westen verlegt, was die Sache etwas unbequemer macht als beim letzten Mal. Aber die U-Bahn-Station direkt neben dem Busstopp ist ja bereits in Bau und soll im Juni 2014 in Betrieb gehen.

Da wir so früh los sind und alles reibungslos klappt bis an die Penn Station haben wir noch reichlich Zeit – wir kaufen Postkarten und schreiben sie in einem der Cafés im Bahnhof. Abschließend noch ein kurzer Pitstopp und dann geht es los in Richtung Bushaltestelle. Wie gewohnt ist der Bus recht pünktlich, das Boarding absolut unproblematisch und so sind wir wie geplant auf dem Weg gen Washington – nächster Stopp ist in Baltimore.

Die Reisezeit nutze ich um den Blog zu aktualisieren, ein wenig Recherche für Washington zu machen und einfach nur auszuruhen. Die Hektik New Yorks liegt hinter uns.

IMG_9819Mit ein klein wenig Verspätung erreichen wir Greenbelt – unsere Gastgeberin wartet schon auf uns, mit dem Auto geht es dann nach Hyattsville – jede Menge vertraute Plätze – einiges hat sich verändert, aber vieles ist auch gleich geblieben. Das HauCIMG4726s ist riesig – wir benötigen nur ein Zimmer, möglich wären zum gleichen Preis auch bis zu 12 Personen. Die Küche ist sagenhaft groß und sehr gut ausgestattet (deutlich besser als das was ich zu meiner Zeit hier hatte – wenn ich das Angebot damals schon gekannt hätte wäre ich wohl dauerhaft hier abgestiegen).

DSC07009Nachdem alles geklärt ist machen wir uns auf den Weg – nächstes Ziel ist ein typisches deutsches: Ich will bei Aldi Süd in Hyattsville vorbei, immerhin war ich ein halbes Jahr dort Stammkunde jede Woche. Vorher teile ich noch Jeanne und Bill mit, dass wir abends ins Hardtimes Cafe wollen und lade sie ein, falls sie Zeit haben. Meine Orientierung hat allerdings etwas gelitten, daher machen wir leider einen kleinen Umweg der nicht nötig gewesen wäre. Bei Aldi kaufen wir einige Kleinigkeiten ein – bei weitem nicht so viel wie damals – aber es sind ja auch nicht so viele Leute. Ich stelle fest, dass ich noch immer fast blind durch den Laden gehen könnte und alles notwendige für sieben Personen finden würde.

Mit der U-Bahn geht es nach Greenbelt – von dort aus wollen wir ans Hardtimes Cafe laufen – eine Strecke die uns auch an meiner ehemaligen Heimat vorbei führt. Auch hier habe ich die Strecke deutlich kürzer in Erinnerung als sie tatsächlich ist. Marion findet das weniger lustig, außerdem sind wir nicht wie geplant um 19h im Cafe sondern erst rund 20 Mintuen später. Jeanne und Bill warten schon, aber die Begrüßung ist sehr sehr herzlich – immerhin habe ich Jeanne seit mehr als zwei Jahren und Bill seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen.

Das Chilli im Hardtimes Cafe ist wie immer hervorragend – noch bevor ich die Rechnung überhaupt in die Finger bekomme hat Bill sie abgegriffen und zahlt. Ich nehme mir fest vor mich am kommenden Tag, wenn wir nach Arundel Mills Mall wollen mich zu revanchieren. Zudem setzen sie uns auch noch direkt an unserer Wohnung ab.

CIMG4709Das Bett ist superbequem, das merken wir auch am kommenden morgen – statt wie geplant um 10h loszukommen wird es kurz vor elf. Unsere Gastgeberin bringt uns mit dem Auto ans Fraunhofer Center, wo ich gearbeitet habe – ich gehe kurz rein und Mary ist total happy, dass ich mal wieder im Lande bin. Ein wenig Smalltalk ein kurzer Rundgang durchs Center (es hat sich einiges getan, unter anderem haben die Studenten jetzt geteilte Büros anstelle der Cubicals … was hätte ich damals dafür gegeben!).

IMG_9832Nach dem Center wandeln wir auf meinen Spuren entlang des Paintbranchs in Richtung Lake Artemisa – einerseits war das meine tägliche Fahrt zur Arbeit, aber auch meine Trainingsstrecke für ein halbes Jahr – drei Monate lang hatte ich sogar das Vergnügen mit Sebastian zu laufen. Die Natur entlang des Paintbranch ist noch sehr ursprünglich – wir sehen ein Reh und viele verschieden Vögel und natürlich Squirrels – alles wartet irgendwie scheints nur darauf, dass es endlich wieder wärmer wird – in den kommenden Tagen soll es soweit sein.

IMG_9851Der Lake Artemisa ist immer noch ein wunderbares Naherholungsgebiet – man vergisst wie nah man an der Bebauung ist, abgesehen von der U-Bahn-Trasse direkt daneben. Natürlich darf dann auch ein Besuch im „Käfig“ bzw. „Cage“ nicht fehlen – so habe ich mit Sebastian die eingezäunte Brücke über die U-Bahn getauft – diese ist komplett mit Maschendrahtzaun eingehüllt um Selbstmörder von der U-Bahn fern zu halten. Es ist etwas eigenwillig da durch zu laufen – man kommt sich vor wie eben in einem Vogelkäfig.

Es geht weiter durch Bervyn Heights, dort hatte Sebastian sein Zimmer. Mit ein wenig Glück erwischen wir den Bus in Richtung Hyattsville – der setzt uns fast vor der Tür ab. Wir machen noch einen kurzen Snack bevor Jeanne und Bill uns abholen.

CIMG4716Wir ändern kurzfristig den Plan – wir fahren nicht wie geplant nach Arundell Mills sondern in einen Outlet in der Nähe Annapolis, der ist günstiger als Arundell Mills und es ist nicht so weit bis zum geplanten Krabbenessen am Abend. Zudem komme ich auf diesem Weg immerhin auch endlich einmal über die Chesepeak-Bay-Bridge, auch dafür hat es mir innerhalb des halben Jahres nie gereicht. Bei der Shopping-Tour lange ich mal wieder ordentlich zu – ein Paar neue Schuhe (etwas feiner, damit ich nicht nur Sportschuhe und Sandalen habe), Marion kauft sich eine neue Handtasche und ein Paar reduzierte Sandalen. Dazu machen wir einen Stopp in einem Schokoshop – der ist so lecker, da nimmt man schon alleine dadurch zu, dass man zur Tür hinein geht und einem Atemzug des Schokoaromas genießt …

Jeanne und Bill nutzen auch die Rabatte – ein neuer Koffer und einiges Zubehör dazu, was zwischenzeitlich die Frage aufwirft ob das alles in das kleine Auto passt (diesmal sind wir nicht mit dem Pickup oder dem Jeep unterwegs … aber es passt alles). Zum Abschluss überwinde ich mich und decke mich im Levis-Shop mit Hosen ein – wenn ich wieder daheim bin muss ich unbedingt mal meinen Schrank aussortieren und einiges abgetragenes aussortieren – Marion sagt mir dazu schon mal Unterstützung zu.

CIMG4719Da gerade nicht die Saison für BlueCrab aus der Chesepeak-Bay ist, gibt es nur Crabcake im Fisherman’s Inn – aber auch das ist absolut lecker. Beim Bezahlen kommt es fast zum Eklat – Bill und Jeanne wollen mich partout nicht bezahlen lassen. Also gebe ich mich geschlagen, auch wenn mir das etwas peinlich ist, aber sich weiter zu wehren hätte uns wohl nur allen auf die Stimmung gedrückt. Wir planen dafür, dass wir auf alle Fälle ein Treffen machen wenn die beiden im Herbst nach Europa kommen – zwar nicht direkt nach Deutschland sondern in die Schweiz zu Raimund, aber das ist ja nicht so weit. Da werden wir dann auch definitiv bezahlen, soviel ist sicher …

Später schauen wir uns noch kurz einige Bilder aus Schottland an, bevor sich Jeanne und Bill auf den Heimweg machen. Beide sind sichtlich beeindruckt von unserer Ferienwohnung.

New York zum Dritten

IMG_9694Noch zwei Tage sind wir in New York und bei Leibe haben wir noch nicht alles gesehen was diese Stadt bieten kann. Man wird es wohl auch nie hinbekommen,dafür ist der „big Apple“ einfach zu groß.

Für den dritten Tag stand ein typisches Touristen-Ziel auf der Liste: Statue of Liberty. Tickets dafür haben wir bereits im Januar geordert und uns somit auch den Zutritt zur Krone gesichert. Wie üblich sind wir mit der U-Bahn unterwegs – aber es dauert doch seine Zeit bis man am Battery-Park an der Südspitze Manhattans angekommen ist. Noch dazu wenn man statt der eigentlich vorhandenen Express-Linie die „local“-line nimmt, die auch noch einige Stationen vorher ihren Endbahnhof hat. Ziel ist die Station Bowling Green. Wenn man dort rauskommt wird man gleich angenervt von mindestens 5 Ticket-Verkäufern, die einem Tickets für die Statue verkaufen wollen. Dabei ist der offizielle Verkauf in einem Gebäude des National Park Service untergebracht (Castle Clinton). Dort holen wir binnen Minuten unsere vorbestellten Tickets ab.

Da man Angst vor Anschlägen aller Art hat, geht es vor dem Bootstransfer einmal durch die Sicherheitskontrolle – wie am Flughafen, was gerade jetzt im Winter mit der dicken Bekleidung ja echt Spaß macht. Danach noch etwas warten bevor es an Bord geht. Die Überfahrt ist recht fix, ca. 20 Minuten braucht das Boot bis man auf Liberty Island ankommt.

Da wir etwas knapp sind für die reservierte Zeit, lassen wir die Schlange am Audio-Guide links liegen und gehen direkt zum Einlass-Zelt für Miss Liberty. Dort geht es recht entspannt zu, aber man muss für die Krone wirklich fast alles ablegen, es sei recht eng. Zudem braucht man auch noch einen gültigen Ausweis um in die Krone hinein zu kommen – schon irgendwie Wahnsinn. In den Locker passen nur die Taschen, Kamera und ein zweites Objektiv packe ich in die Jacke. Das Stativ gebe ich am Tresen ab (im Gegensatz zu den Spinden ist das kostenfrei). Dann geht es weiter – nochmal durch eine Sicherheitskontrolle – also nochmal alles ausziehen, scannen und wieder anrödeln. Was das bringen soll ist mir echt schleierhaft.

IMG_9659Aber nun sind wir ja am Ziel – im Inneren von Miss Liberty, wir steigen die Stufen nach oben (354 sind es bis in die Krone). Wenn man das Podest erreicht hat man ungefähr ein Drittel davon erreicht (192). Mir macht das weniger aus, aber Marion schwitzt doch ganz ordentlich. Gut das man auf dem Pedestal dann etwas Luft schnappen kann, bevor es zum letzten Anstieg geht. Der ist richtig eng – ich komme mir zwischenzeitlich vor wie auf einer Atemschutz-Übungsstrecke. Damit die die Besucher nicht gegenseitig behindern, ist die Wendeltreppe in Doppelhelix-Form angelegt – etwas das man auch in einigen Burgen in Frankreich findet. Das gefällt mir richtig gut. Marion schnauft etwas aber am Ende sind wir dann doch oben in der Krone. Die ist enger als ich gedacht hätte.

Nun kommt ein großer Moment für mich (ich frage mich warum das immer eine Männeraufgabe sein muss …) – ich gestehe Marion meine Liebe zu ihr, und offenbare ihr, dass ich den Rest meines Lebens mit ihr an meiner Seite verbringen möchte. Kniefall natürlich inklusive. Somit verlassen wir nach einigen Fotos die Krone als Verlobte. Aus beider Sicht ein passender Ort – in 20 Jahren wollen wir hier wieder vorbeikommen – mal sehen ob dieser Blog dann noch lebt und wie voll er dann schon ist.

Nun holen wir den Besuch im Liberty Museum nach, dort ist der gesamte Werdegang von Miss Liberty ausführlich beschrieben, inklusive der bisher durchgeführten Instandhaltungsmaßnahmen. Man soll es kaum glauben, aber es musste extra eine Untersuchung geben, dass Kupfer mit einer Patina einen effektiven Korrosionsschutz darstellt – ursprünglich sollte die Statue von außen gestrichen werden – ich frage mich in welcher Farbe … womöglich in weiß, rot und blau …

IMG_9697Nach dem Museum ist erst mal Pause angesagt – die Sonne ist noch etwas rausgekommen und wir machen einen Snack zu Füßen der Statue. Danach noch einen kurzen Stopp im Shop zum wieder aufwärmen, bevor wir versuchen das nächste Boot noch zu bekommen – was leider gerade so nicht mehr passt. Also müssen wir rund 30 Minuten auf das nächste und letzte Boot warten, das noch nach Ellis Island zum Immigration Museum übersetzt.

Das Museum auf Ellis Island ist eigentlich recht gut gemacht, aber die Einführungs-Ausstellung ist einfach nur sehr langatmig geraten und wiederholt sich ärgerlicherweise an einigen Stellen – so reicht es uns gerade noch so in die große Halle zu gehen, in der die Einwanderer im wahrsten Sinne der Wortes auf Herz und Nieren geprüft wurden. Im Prinzip gilt: „Die gleiche Prozedur wie auch heute noch…“ (wenn auch einiges anders gehandhabt wird). Kurz darauf scheucht die Security reichlich frühzeitig alle aus dem Museum und wir müssen noch etwa 15 Minuten warten bis das Boot nach Manhattan dann endlich auch anlegt. Ärgerlich, aber eben nicht zu ändern.

Mit der Subway geht es an die Grand Central Station, von dort aus wollen wir noch das Rockefeller Center bei Nacht besichtigen. Die Strecke von Grand Central bis an „the Rock“ kennen wir ja bereits – raus aus der Station und dann die 5th Avenue in Richtung Central Park. Auf dem Weg dorthin schauen wir uns schon mal vorsorglich nach Möglichkeiten zum Abendessen um – mehrere Restaurants kommen in die engere Wahl.

Am Rockefeller Center ist die Schlange erfreulich kurz und innerhalb von 10 Minuten sind wir mal wieder an einer Sicherheitskontrolle … auch dort wieder der Hinweis: Stativ mitnehmen ja, aber nicht benutzen – das frustet echt, denn die Belichtungszeiten sind bei Nacht so lange, dass ich sie eigentlich nicht mehr halten kann ohne dass die Bilder verwackeln.

IMG_9715Die Aufnahme eines Bildes zum später Abholen skippen wir recht elegant. Danach geht es auch schon ab nach oben.- innerhalb von 34 Sekunden sind wir im 68. Stockwerk – die letzten beiden geht es mit Rolltreppen bzw. zu Fuß weiter. Mit einigen Tricks und größter Empfindlichkeit des Kamerachips gelingen mir doch noch einige passable Aufnahmen – auf richtige Langzeitbelichtungen muss ich definitiv verzichten, aber dank Bildstabilisator im Objektiv geht es doch recht gut.

Wieder auf dem Boden angekommen, machen wir uns auf den Heimweg und wählen eines der etwas edleren Restaurants an der 5th Avenue – The Tommy Bahama – aus. Das Essen ist reichhaltig und qualitativ hochwertig. Der Stil des Restaurants sehr ansprechend. Der Preis ist zwar gehoben aber für das gebotene allemal gerechtfertigt – 96 US$ für zwei Personen für einen besonderen Abend, das ist absolut angemessen.

IMG_9749Auf dem Weg nach Hause machen wir vor und in der Grand Central Station noch einige Bilder, diesmal kann ich das Stativ ja nach Herzenslust benutzen – recht spät Abends fallen wir dann total müde ins Bett.

Mittwoch, der letzte volle Tag in New York – wir lassen uns wieder mal etwas Zeit, immerhin haben wir Urlaub – und wirklich viel steht nicht mehr auf dem Programm, auch wenn wir noch Ideen hätten um weitere Tage in New York zu verbringen.

IMG_9755Erstes Ziel ist das Community Center in der East 6th Street – dort will Marion ein bestimmtes Olivenöl aus Californien kaufen, dass man in Deutschland leider nicht bekommt. Auf dem Weg dorthin entdecken wir ein kleines aber feines Café und holen das ausgefallene Frühstück nach. Wie wir kurz darauf feststellen sind wir die 6th Street etwa einen Block in die verkehrte Richtung gelaufen, daher erst einmal kehrt Marsch. Nur wenig später stehen wir dann vor dem Community Center, nur leider hat der Shop dort zu, Öffnungszeiten stehen auch keine dran. Marion ist etwas gefrustet als wir weiter gehen.

Im Zickzack geht es durch die lower East Site von Manhattan – es ist immer wieder faszinierend, man läuft nur einen Block und meint schon wieder in einer völlig anderen Gegend zu sein – das habe ich bisher so nur in New York erlebt. Bis an die nächste U-Bahn-Station dauert es dann doch noch ein wenig, von dort aus geht es dann aber sehr fix in Richtung 14th Street.

IMG_9768Dort in der Nähe liegt unser nächstes Ziel: The High Line – eine ehemalige Hochbahnstrecke die zu einem Park umfunktioniert wurde – die Idee gefällt mir richtig gut, momentan blickt man oftmals rechts und links der Trasse noch in die eine oder andere Baustelle, aber es wird. Die Strecke selbst ist mittlerweile bis zur 30th Street fertig gestellt, sie soll aber noch weiter gehen – dort ist derzeit noch eine riesige Baustelle.

Da wir bereits in der Nähe der Penn Station sind, machen wir uns vorsichtshalber einmal auf die Suche nach der Bushaltestelle von BoltBus um morgen nach Greenbelt zu kommen. Die liegt nicht mehr so zentral wie ich sie noch kannte, sondern fast 4 Blocks entfernt von Penn Station – das wird ein gutes Stück zu Laufen mit Gepäck. Immerhin entsteht in direkter Nähe derzeit eine neue U-Bahn-Station.

Einige Kleinigkeiten, die zwischenzeitlich zu kurz gekommen sind holen wir jetzt nach: Am Time Square gehen wir zu Hershey’s Chocolate und decken uns mit Schokolade in verschiedenster Form ein. Zudem gehen wir nochmal ans Rockefeller Plaza und um dort in „Nintendo World“ ein wenig zu stöbern – abgesehen von einem Abriss der Entwicklung der Geräte (mit vielen tollen Erinnerungen) gibt es jede Menge Merchandising-Artikel und Spiele zum Ausprobieren. Für Marion erstehe ich eine Turtle aus Super Mario. Marion strahlt danach wie ein Honigkuchenpferd.

Für weitere Touren ist es nun schon zu knapp – wir streichen St. John the Divine, Columbia University und auch das Yankee-Stadium und machen uns auf den Heimweg – denn zum Eishockey-Spiel um 19:00 wollen wir am Madision Square Garden sein, allerdings mit so wenig Gepäck wie möglich, denn mit Taschen und sonstigem Gerödel kommt man da nicht rein.

Auf dem Weg dorthin noch eine Runde einkaufen im Supermarkt, damit wir alles für den kommenden Tag haben. In der Unterkunft kurz abstellen, bevor es wieder mit der Metro nach Manhattan reingeht.

Das Stadion ist echt riesig und kein Vergleich zu dem was ich aus der SAP-Arena kenne – immerhin ist auch hier SAP ein wichtiger Sponsor dessen Logo man vielfach sieht – man fühlt sich fasst ein wenig verfolgt durch die Heimat …

CIMG4698Das Spiel ist recht ordentlich: Toronto Maple Leafs gegen die New York Rangers. Es ist alles etwas anders als in Deutschland – unter anderem wird vor dem Spiel auch noch die Nationalhymne beider Länder gesungen – man ist halt doch etwas patriotisch. Allerdings kann die Atmosphäre im Stadion nicht mit dem mithalten was deutsche Fans in der DEL zu Wege bringen. Es will so recht keine Stimmung aufkommen. Es fehlt an Eigeninitiative und Kreativität der Fans – außer einem durch die Moderation wieder und wieder angestoßenen „Let’s go Rangers, let’s go“ klappt nicht viel. Das Spiel steht lange Zeit klar für die Maple Leafs (für die wir uns aufgrund guter Beziehungen zu den Adlern) als Fans entschieden haben. In einem der wenigen Powerplays schießen die Rangers dann doch noch zwei Tore und es steht 2:2 – in der Overtime klappt es dann endlich und die Leafs gewinnen 3:2. Insgesamt hinterlässt die Veranstaltung gemischte Gefühle bei mir: Einerseits sportlich recht gut, andererseits ist das drum herum mal wieder typisch amerikanisch – viel viel Show mit jeder Menge Gimmicks, die zwar an und für sich nett gemeint sind, aber doch sehr einstudiert wirken. Auch die ständige Werbung für alles mögliche fällt noch schlimmer aus als ich das aus Mannheim schon kenne. Stadion Moderation und Stimmung wie in der DEL will einfach nicht aufkommen, was ich sehr schade finde.

Nach dem Spiel wollen wir noch etwas Essen – aber das erweist sich als schwieriger als gedacht – in der Penn Station sind die meisten Läden und Restaurants schon zu, und das in einem der wichtigsten Bahnhöfe in New York – von wegen „the City that never sleeps“ – hier werden teilweise um halb zehn Abends dann doch auch die Bürgersteige hochgeklappt. Wir gehen also gemütlich zum Zentrum des Lebens bei Nacht, wieder an den Time Square. Dort essen wir bei „The Counter“ – einem Restaurant mit dem Motto „build your own Burger“ (bastel dir deinen eigenen Burger). Man wählt anhand einer Karte aus, was man alles auf seinem Burger haben möchte, natürlich auch wieder alles Bio-Produkte aus artgerechter Haltung. Der Burger ist dafür dann auch richtig groß und macht gut satt.

Bis wir jetzt daheim waren, ist es fast 1:00h in der Frühe – wir packen noch soweit es geht und ich notiere den Tag hier im Blog, allerdings erst mal nur den Text – als ich ins Bett gehe ist es Viertel nach zwei – Marion schlummert bereits seit einer knappen Stunde neben mir – ich muss wohl einen Teil des Schlafes morgen im Bus nachholen.

 

New York zum zweiten

Der erste Tag war reichlich anstrengend – das haben wir dann natürlich auch bald gemerkt und erst mal richtig lange ausgeschlafen. Erst gegen halb elf sind wir losgekommen. Aber es ist ja Urlaub und nicht Arbeit – also ganz klar: „no stress“.

IMG_9481Angefangen haben wir mit den Besichtigungen dann an der Public Library, die kenne ich noch recht gut aus 2003 als Ort des kostenlosen Internet-Zugangs – damals schon wichtig um auf dem Laufenden zu bleiben – sei es e-mail von daheim oder auch nur Nachrichten. Sonntags ist die Bücherei im Gegensatz zu vielen anderen Shops zu.

IMG_9489Nächster Halt: Grand Central Station. Das Gebäude ist jedesmal wieder überwältigend wenn man in der großen Halle steht, die ja auch in „Madagaskar“ wohlbekannt ist (die Uhr steht aber noch in der Mitte und es läuft auch kein Löwe herum). Im Food Court im Untergeschoss probieren wir den angeblichen Gehimtipp „Shake Shack“ aus – ein Burgerladen mit ökologischem Gedanken. Es ist sicherlich was anderes als McDo und Co, aber Fastfood bleibt einfach Fastfood, und amerikanisches Fastfood trieft eigentlich immer wegen des Fetts – nicht anders hier – und so richtig satt fühle ich mich danach auch nicht, obwohl es reichlich Kalorien waren.

Zeit für Shopping bzw. Schaufenster-Schauen, denn einkaufen auf der 5th Avenue können wir uns nicht so ganz leisten. Auf der 5ten Straße sind die ganzen großen Marken vertreten – eine neben der anderen – mir bringt das herzlich wenig, ich kann mit diesem modischen Schnick-Schnack einfach nichts anfangen.

Eine willkommene Abwechslung ist da doch St. Patricks, die Kirche der katholischen Gemeinde in New York. Leider ist von der Pracht aktuell nicht viel zu sehen, denn sie ist vollständig eingerüstet wegen dringender Renovierungsarbeiten. Ein wenig von der Pracht bleibt aber auch dann erhalten. Vor allem kann man sich mal wieder etwas aufwärmen.

IMG_9505Am Ende der Shopping-Meile steht ein ganz bekannter Juwelier: „Tiffany“ – wir gehen einmal durch, aber der Stil der angebotenen Ware gefällt uns beiden nicht so richtig. Von daher ersparen wir uns nach dem Preis zu fragen. Gelegentlich hört man geflüsterte Preise die sich alle jenseits eines Monatsgehalts bei mir bewegen, also besser gar nicht erst daran denken hier Ringe oder etwas ähnliches zu kaufen.

IMG_9526Am Plaza-Hotel betreten wir den Cental-Park. Im Frühjahr oder Sommer kenne ich ihn bereits, jetzt mit Schnee ist was anderes. Wir gehen am Betheasda-Platz und der Bow-Bridge vorbei – hier kann mir Marion fast mehr erzählen als ich weiß, denn die Orte sind beide in vielen Filmen zu sehen. Wir gehen einmal um den See im Central Park herum, der ist komplett zugefroren bis auf den Enten-Landeplatz. Aber natürlich stehen überall Warnhinweise wegen des dünnen Eises.

Eiskalt ist ein gutes Stichwort: Es wird mit dem nahenden Sonnenuntergang wieder reichlich frisch – auch erste Schneeflocken fallen. Wie ich feststellen muss sind die Toiletten wegen Frostgefahr geschlossen. Daher muss ich mich bis an den Columbus Circle gedulden. Im benachbarten Time-Warner-Center besuchen wir daher den Tempel der Erleichterung. Da wir noch einkaufen wollen gehen wir ins Untergeschoss – dort ist ein Supermarkt untergebracht, der sich auf Bio-Produkte spezialisiert hat – in etwa so wie Alnatura nur deutlich größer. Trotz der Größe ist es brechend voll – man kann sich kaum rühren so gestopft ist es in dem Laden. Als endlich alles im Korb ist, heißt es Schlange stehen von der Kasse: Für das Anstehen brauchen wir am Ende länger als für den Einkauf an sich. So etwas habe ich noch nicht erlebt, selbst bei Aldi und Lidl wenn es Sonderangebote gibt, geht es schneller. Dabei hat ein typischer Supermarkt in Deutschland auch nur 4-5 Kassen, hier sind es gleich 40 Stück. Aber natürlich mag das auch an der Abfertigung liegen: hier wird  noch alles einzeln verpackt und dem Kunden gereicht – einen Self-Pack-Bereich wie man ihn in Deutschland nach der Kasse kennt gibt es nicht. Also packen wir recht hektisch alles ein – immerhin gibt es diesmal keine Tüte, sondern wir benutzen einen Stoffbeutel den ich immer im Rucksack habe – sehr zur Verwunderung der umstehenden Kundschaft.

Heim geht es wieder mit der Metro – eigentlich wollten wir noch was kochen, aber wir sind zu müde – ich beginne den Bericht zu schreiben, aber ich penne dabei ein….

Dafür sind wir um so früher wieder wach – diesmal gibts direkt Frühstück – ohne dass wir erst durch die halbe Stadt kurven – Müsli, Bagels mit Creamcheese und einen Tee dazu. Das gibt Energie für den Start in den Tag.

Wir kommen etwas früher los als gestern. Nach dem obligatorischen Wasserstop im Supermarkt geht es weiter zur Subway – dort eine unangenehme Überraschung für mich: Mein Ticket streikt – was mich erst ärgert, aber das unfreundliche Personal der Station setzt dem ganzen dann noch das Krönchen auf – angeblich hätte ich die Karte mutwillig geknickt … egal ich habe jetzt wieder eine die funktioniert – warum man hier auf ein derart antiquiertes System mit Magenetstreifen zum Durchziehen setzt ist mir zwar immer noch ein Rätsel – andere Städte haben schon lange auf QR-Codes, Barcodes oder NFC (kontaktlose Systeme) umgestellt – aber was solls.

Über Nacht hat es etwas Schneefall gegeben, aber nichts wildes, um die 2cm maximal. Entsprechend ungehemmt läuft der Verkehr in New York. Aber in den Gassen Manhattans ist es immer zugig, bei dem Wind keine rechte Freude. Das merken wir bereits wenige Meter nachdem wir am Union-Square gestartet sind.

IMG_9548Erstes Sightseeing-Objekt ist das Flatiron Building (Bügeleisengebäude) – das heißt so weil es einen dreieckigen Grundriss hat. Immer wieder ein Hingucker.

Auf dem Weg zum Empire State-Building machen wir noch einen Stop im Museum of Sex um uns aufzuwärmen, da bekommt man wirklich warme bis heiße Gedanken wenn man durchläuft. Insgesamt hätte ich mir etwas mehr versprochen, aber ein Museum der anderen Art ist es auf alle Fälle. Wir überlegen welche Souveniers wir wohl wem aus dem Shop mitbringen sollten – für amerikanische Verhältnisse ist das alles sehr sehr locker und auch durch die Fensterscheiben gut einsehbar.

Bevor es nach oben auf das Empire State geht, gibt es noch Mittagessen in Au Bon Goût an der Fith Avenue – preislich etwas gehoben, allerdings auch reichlich Auswahl an kleineren Gerichten, entweder frisch zubereitet oder vom Buffet – am Buffet gibt es endlich mal wieder Gemüse, etwas das vor lauter Fastfood und anderen Leckereien die letzen Tage etwas unter den Tisch gefallen ist, wir schlagen also dort mit einer Portion zu.

IMG_9603Nun sind wir gewappnet für das Empire-State-Building. Natürlich geht es wieder durch die Sicherheitsschleuse und ich muss mein Stativ unten lassen (was mich etwas grämt) – auch wieder die übliche Frage ob ich von irgendeiner Pressefirma käme … ich frage mich was die machen, wenn man ja sagt … aber ausprobieren will ich das nicht. Die Ausstellung über den Wolkenkratzer ist recht gut gemacht – etwas Selbstbeweihräucherung inklusive – vor allem was die Energie-Effizienz betrifft, die durch „einfache“ Maßnahmen erheblich gesteigert werden konnte – 2010 kam man auf die Idee endlich doppelt verglaste Isolierfenster einzubauen (rund 6500 Stück), diese wurden direkt vor Ort aus den alten Fenstern hergestellt. Zudem hat man festgestellt, dass es sinnvoll ist die Wände direkt hinter den Heizkörpern entsprechend zu isolieren, was – oh Wunder der Physik – wieder enorme Menge Energie eingespart hat. Zu guter Letzt hat man noch die Beleuchtung und die Haustechnik erneuert – inklusive der effizienten Nutzung des einfallenden Sonnenlichts für die Büros … die deutschen Arbeitsplatz-Gesetze lassen grüßen. Interessanter finde ich im 80. Stock die Ausstellung zum Werdegang des Gebäudes. Als jemand der sich des Öfteren mit UVV-Regelungen zur Absturz-Sicherung konfrontiert sah, kann über die Arbeitsweise von damals nur müde lächeln. Absturzsicherung in der Höhe? Was ist das? Munter flockig werden Träger eingepasst während man auf dem Stahlgerüst drum herum rumklettert. Heute wäre ein derart flottes Tempo beim Bau wohl schon wegen der Sicherheitsbeschränkungen nicht mehr möglich.

Der Ausblick vom 86. Stock ist einfach immer wieder atemberaubend – diesmal im wahrsten Sinne des Wortes – der Wind macht die ohnehin kalte Außentemperaturen gefühlt noch kälter als es ohnehin schon ist (um die -4°C laut meinem Handy) also machen wir die Fotos in mehreren Etappen und wärmen uns zwischenzeitlich immer wieder im eingehausten Bereich auf. Das Wetter ist nicht ganz so prickelnd wie man es sich wünschen könnte, aber die Sichtweiten sind immer noch recht anständig – es reicht für gesamt New York und Umgebung.

Nach der Besichtigung hole ich mein Stativ ab und es geht weiter durch die Stadt – ein wenig die 34. Straße runter bis an die Penn-Station, die mit dem Madison-Square-Garden kombiniert ist – in das Stadion kommen wir ja noch am Mittwoch – wir haben Tickets für ein Eishockey-Spiel ergattert. Daher schauen wir uns auch Schließfächern um – leider finden wir keine – daher werden wir wohl vor dem Spiel nach Hause fahren und alles was wir nicht unbedingt benötigen (Stativ, Kamera-Equipment und Co) ablegen und dann wieder kommen. Die Metro ist ja bezahlt.

Mit selbiger fahren wir noch nach SoHo und Greenich-Village. Dort spazieren wir noch etwas um die Blocks und wärmen uns bei einem Kaffee und Muffins nochmal auf. Im Laufe des weiteren Spaziergangs mache ich noch einige Nachtaufnahmen vom Empire-State Building.

IMG_9620 Zum Abschluss geht es in Richtung Washington Square Park. Dort steht ein Triumphbogen der zu Ehren des 100 Jährigen Präsidentschafts-Jubiläums von George Washington errichtet wurde – bei Nacht ist der toll beleuchtet und gibt nochmal ein richtig gutes Foto-Motiv ab.

Nun ist uns endgültig zu kalt und wir treten den Weg an die Metro an – Einstieg dort wo wir in der Frühe gestartet waren, am Union-Square. Jetzt sind wir daheim und haben Hunger – wir werden gleich mal die Pasta zubereiten die wir eigentlich gestern Abend schon machen wollten.

 

USA-Urlaub 2014 – NYC zum Ersten

Nach etwas mehr als drei Jahren zieht es mich mal wieder richtig in die Ferne, genauer gesagt: Einmal über den großen Teich in die USA. Mein letzter Aufenthalt war der Beginn dieses Blogs – in zahlreichen Posts habe ich über meine Erfahrungen während der Diplomarbeit berichtet und auch über die abschließende Reisezeit. Seitdem hat sich viel verändert – ich bin nicht mehr länger Student, außerdem reise ich dieses Mal nicht alleine sondern bin mit meiner Freundin Marion unterwegs – der erste lange gemeinsame Urlaub in der Ferne.

Los geht es etwas holprig – angesichts eines Wasserschadens bei mir in der Wohnung kommt die Trocknungsfirma vorbei und stellt die Geräte zur Trocknung auf, danach ist an Schlafen in meiner Wohnung erst mal nicht mehr zu denken – überall liegen Schläuche und die Geräte machen Lärm. Marion steckt im Stau fest – alles verzögert sich scheinbar ewig – und das so kurz vor der Abreise. Ziel sind erst mal meine Eltern, dort verbringen wir die letzte Nacht vor dem Abflug – die Maschinen zum Trocknen laufen dann während des Urlaubs durch – da können die Krach machen wie sie wollen, das ist mir egal. Am Ende klappt dann doch alles.

Am nächsten Tag geht es los – Abfahrt um kurz nach zehn in Mannheim – wir nehmen die Bahn nach Frankfurt, so angenehm bin ich noch nie nach Frankfurt an den Flughafen gekommen – aussteigen und man ist schon da. Transfer mit dem Bus ins Terminal 2 und dann einchecken, alles kein Ding, auch wenn mir die lästigen Sicherheitsfragen schon bald wieder auf den Sender gehen… Wenig später habe ich dann noch das Vergnügen als Stichprobenkontrolle herhalten zu müssen – einmal vollständige Kontrolle inklusive Nacktscanner (sehe ich wirklich so verdächtig aus? – gefunden wird jedenfalls natürlich nichts).

Der Flug mit Delta-Airlines ist einer der angenehmsten den ich bisher hatte – das Entertainment-Programm ist echt klasse – Filme gibt es nicht mehr zentral sondern „on demand“ – und die Auswahl ist recht umfangreich – alle während des Fluges zu schauen ist schlichtweg unmöglich. Ich beginne mit „Gravity“ während Marion „Monster University“ nachholt. Nebenher gibts was zu Essen und zu trinken. Weiter machen wir synchron mit Ironman III – auch ganz nett, vor allem geht die Zeit dann wirklich wie im Fluge rum (nicht wie beim letzten Mal, als ich mir aus Verzweiflung gleich 2,5 Mal findet Nemo angeschaut habe …). Als nächstes schaue ich mir einen Klassiker mal wieder an: Startrek IV – die Reise in die Vergangenheit – einfach nur köstlich, das muss man lassen. Parallel schaue ich bei Marion in Happen bei Despicable Me II rein, was mich dazu verleitet als letztes nochmal den ersten Teil anzuschauen. Das geht gerade so auf, dass der Film kurz vor der Landung am Flughafen JFK vorbei ist.

Einreise in die USA ist immer eine etwas langwierige Sache – auch wenn man vorab schon die Papiere im Flugzeug vorschriftsgemäß ausgefüllt hat. Zu verzollen haben wir eh nichts. Da wir weit hinten im Flieger saßen, haben wir auch die ganze Schlange vor uns bis wir an die Einreise kommen. Aber das geht dann auch vorüber – mal wieder biometrisches Foto und Fingerabdrücke, aber was will man machen.

Die gefühlt längere Reise steht uns noch bevor – mit der Bahn nach Brooklyn zu unserer ersten Unterkunft. Mit Erläuterungen und zielführender Beschilderung des ÖPNV haben es die Leute in den USA noch nicht so ganz auf der Spur – wir brauchen etwas bis wir uns soweit orientiert haben, dass wir wissen wo vorne und wo hinten ist, damit wir die passende Bahnlinie aus dem Flughafen zur Metro nehmen. Die Metro an und für sich habe ich eigentlich als probates Mittel der Fortbewegung in New York in Erinnerung – der erste Eindruck diesmal ist allerdings desolat – mehr als 20 Minuten warten wir auf dem zugigen Bahnsteig bis überhaupt eine Bahn kommt. Das hätte ich im Big Apple so nicht erwartet. Der Wagen den wir besteigen kann getrost als negative Visitenkarte gerechnet werden – dreckig und abgenutzt – aber immerhin warm und fährt – wenn auch der Fahrkomfort nicht mehr einer aktuellen Generation Fahrzeuge in anderen Metropolen oder Metropolregionen zu vergleichen ist. Ich merke mal wieder, dass die Probleme die ich häufiger mal in der Heimat habe doch eher in der Kategorie Luxus bzw. Lässlichkeiten abzuheften sind. Immerhin klappt die weitere Vertaktung ganz ordentlich und wir erreichen dann doch recht bald unsere Unterkunft. Die Begrüßung ist herzlich, das Zimmer sauber und wir etwas müde von der Anreise – also wollen wir mal kurz einige Minuten verschnaufen – woraufhin wir bald vollkommen wegpennen, leider etwas zu früh – Mitten in der Nacht sind wir dann recht munter. Jetlag halt.

Um so früher kommen wir am nächsten Morgen los – wir haben uns nicht all zu viel vorgenommen – wichtigstes Ziel an diesem Tag ist die Brooklyn-Bridge, da das Wetter richtig gut ist. Vergleichsweise kalt mit Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt, aber sonnig und klarer Himmel. Wieder ist die Metro unser Verkehrsmittel der Wahl (mit dem Auto nach Manhatten rein das macht man nicht, wenn man nicht wirklich muss – die Parkgebühren die wir den Tag über sehen sind um ein vielfaches höher als die 31 US$ für den Wochenpass mit der Metro). Das aktuelle U- und S-Bahn-System beruht zu großen Teilen noch immer auf den Wurzeln der Metro. Derer gab es leider drei verschiedene und daher gibt es trotz räumlicher Nähe häufig keine direkten Umsteigebahnhöfe, auch wenn das nach und nach noch versucht wird zu verbessern. Daher haben auch wir einen kleinen Walk for uns – mitten durch Brooklyn – der Eindruck ist nicht sonderlich dolle aber ich habe auch schon schlimmeres gesehen. Beinahe laufen wir sogar an der Metrostation vorbei – die ist nämlich eine der moderneren und liegt um Untergrund anstelle aufgeständert wie andere Teile.

IMG_9336Schließlich erreichen wir doch unser Ziel in der Nähe des East-River – noch müssen wir einige Schritte gehen, aber das Ambiente hat sich innerhalb weniger U-Bahn-Station total gewandelt – solide Backsteinhäußer und gepflegte Straßen prägen das Bild. Zudem machen wir einen Stop im Supermarkt und decken uns mit Wasser für den Tag ein – ich bin überrascht, es gibt es sogar mit Sprudel. Unser Ziel ist der neue Brooklyn-Bridge-Park – als ich zum letzten Mal hier war, glich das Areal noch einer riesigen Baustelle – mittlerweile sind erste Teile fertig. Der Blick auf die Skyline und Brooklyn-Bridge ist gigantisch und entschädigt für jeden gelaufenen Meter bis zur Aussicht.

Noch immer haben wir nichts gefrühstückt – mit etwas Glück steuere ich fast direkt auf das „Cranberries“ zu – ein kleines, alteingesessenes Café in der Nähe des Aufgangs zur Brooklyn-Bridge zu. Bisher war ich bei jedem New York-Aufenthalt mindestens einmal dort. Zum Frühstück gibt es Bagels mit Ei und Wurst, dazu Kaffee und Tee. Als süßen Abschluss und Proviant kaufen wir auch noch eine Runde Muffins ein. Gegessen wird bei strahlendem Sonnenschein im nahen Park.

IMG_9360So gestärkt geht es die Brooklyn-Bridge nach oben. Aktuell ist sind umfangreiche Renovierungsarbeiten im Gang – das tut der Brücke an sich aber keinen Abbruch. Kurz vor Manhatten bringe ich miIMG_9374t Marion noch einen Liebesbeweis in Form eines Schlosses an der Brücke an. Auf das wir so fest stehen und so belastbar sind wie die Brücke (was sie bisher überstanden hat ist schon beachtlich). Einen ersten Ausfall der Technik habe ich schon morgens gehabt – einer meiner Akkus für die Spiegelreflex hat das zeitliche gesegnet und lässt sich nicht mehr laden. Der andere ist ob der Kälte nun so in die Knie gegangen, dass es nicht mehr geht. Also erst mal weiter ohne Fotos – vorbei an der New York City Hall (Rathaus) und am Platz der ewigen Lichter gleich daneben.

IMG_9394Nächstes Ziel ist das 9/11-Memorial, es war bei meinem letzten Besuch noch nicht fertig. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem Laden für Elektronik-Artikel vorbei – der Akku ist zwar nicht günstig aber immerhin schon mal vorgeladen – es kann also wieder Bilder geben. Das Memorial ist gut besucht, aber es geht sehr zügig durch die Schlange – natürlich mache ich auch wieder jede Menge Bilder des Baufortschritts am One World Trade Centers. Diesmal ist der Turm fast fertig – einige Ecken im oberen Bereich fehlen noch. Zudem nimmt die U-Bahn-Station langsam Form an – das Stahlskelet ist schon klar zu erkennen, auch wenn es noch nicht lackiert ist und daher eher grau und tröge daher kommt.

Vor dem Memorial ist nochmal Sicherheitskontrolle angesagt – was ein Akt, auch da ich dick eingepackt bin und wie fast immer Stativ und Kamera-Ausrüstung mit mir herum trage. Das Gelände ist richtig schön geworden, im Vergleich zu dem was ich da noch 2003 erleben durfte. Das große Loch im Boden ist verschwunden, nur die beiden „Fußstapfen“ der Twin-Towers mit den Namen der Opfer und einem gigantischen Wasserfall sind geblieben. Ebenso der „Survivor-Tree“ ein Baum der aus den Trümmern geborgen wurde und nun wieder brächtig gedeiht. Auf dem Gelände machen wir auch nochmal kurz Pause – wir sind doch schon ein gutes Stück unterwegs gewesen.

IMG_9431Nächstes Ziel ist der Financial-District rund um die Wallstreet, natürlich darf dabei ein Gang in die Trinity-Church nicht fehlen – irgendwie wirkt sie noch immer etwas deplaziert zwischen all den Wolkenkratzern drum herum. Die Sicherheitsvorkehrungen an der New York Stock Exchange sind erfreulicherweise deutlich unscheinbarer geworden, man kann die Straße mittlerweile wieder entlang laufen. Am großen Bullen nebenan gehen wir zwar vorbei, aber der ist mittlerweile derart überlaufen, dass es keinen Spass macht – daher gehen wir kurz drum herum und dann weiter in den Battery-Park, die Südspitze Manhattans. Dort machen wir neben der verbeulten Kugel aus dem Ground Zero nochmal Rast. Langsam wird es frischer und es zieht sich etwas zu, außerdem merken wir langsam wie lange wir schon unterwegs sind.

Mit der Subway fahren wir daher an die Canal-Street – das Shopping-Paradies in China-Town – dort findet man alles was günstiger Ramsch ist: Reihenweise angebliche Markenuhren, Souveniers und Kitsch und natürlich T-Shirts ohne Ende. Die Preise sind weiter verfallen: Hatte ich 2010 noch für 4 T-Shirts 10$ bezahlt bekommt man nun eines mehr. Über die Produktionsbedingungen denkt man da besser nicht nach.

IMG_9443Da der Snack nicht ausreichend war, gehen wir in China-Town auf die Suche nach etwas zu Essen, aber so richtig erfolgreich sind wir dabei nicht, ich bin schon beinahe in einem Restaurant, als ich nochmal auf die Karte schaue überlege ich es mir dann doch anders – Innereien, da habe ich heute nur bedingt Lust drauf. Also geht es weiter – Richtung „Little-Italy“ – so recht will das aber auch nix werden. Dafür kommen wir durch SoHo durch, mit all den Szene-Shops mit ihren (ab-)gehobenen Preisen. Am Ende landen wir bei Ben’s Pizza aus dem Reiseführer. Ganz ok, vielleicht auch „best Pizza in town“ aber wirklich überzeugen kann mich das nicht.

Frisch mit Energie versorgt gehen wir zurück an die U-Bahn-Station in der Canal-Street. Auf dem Weg mache ich noch Bilder vom One World Trade Center bei Nacht. Letztes großes Ziel ist der TimeSquare bei Nacht. Wir stürzen uns ins Getümmel – einfach nur Menschenmassen wohin der Blick auch geht. Alles natürlich grell eIMG_9461rleuchtet – ein Stativ braucht man da selbst spät am Abend nicht. Marion geht einmal durch den Yankees Fan-Shop durch, danach gibt es eher etwas für mich: Booba-Shrimp Company – die erste Firma die aus einem Film heraus gegründet wurde (Forrest Gump) – natürlich jede Menge Merchandise in jeglicher Form – ganz nett, recht teuer also lassen wir es und ziehen weiter. Vorbei an TkTs – dem Ticket-Outlet für Restetickets mit bis zu 50% Rabatt. Durch die Schoko-Hölle, äh ich meine natürlich den M&Ms Shop am TimeSquare durch, das Ding ist einfach nur noch verrückt, grell, bunt und wieder jede Menge Merchandise-Krempel den eigentlich kein Mensch braucht.

IMG_9476Mir tut der Rücken weh vom Tragen der Foto-Ausrüstung und Marion ist auch reichlich platt – es war zwar von der Distanz mit Sicherheit noch kein Marathon, aber das wäre ja auch wirklich von 0 auf 42 … (die Doku hat ja auch ihr Ende in New York beim Marathon gefunden). Wir machen uns auf zur U-Bahn nach Hause, aber da die Station das Rockefeller-Center ist, gehen wir natürlich auch noch an der Eisbahn dort vorbei.

Nun geht es aber endlich auf den Heimweg – rein in die Subway der uns nach Brooklyn bringt – Marion nickt ein wenig weg während wir 45 Minuten mit der Bahn durch New York zuckeln. Im Untergrund geht das noch recht zügig, aber auf der Hochbahn geht es gefühlt nur im Schneckentempo voran.

Insgesamt ein richtig schöner Tag in New York – wir fallen ins Bett weil wir einfach total fertig sind. Mal sehen was wir als nächstes anschauen – definitiv etwas weniger Laufen, damit die Füße nicht so qualmen.