Mojibake – Buchstabensuppe

Na da hatte ich mir doch eine lange währende Aufgabe ausgesucht, die ich in der aktuellen Pflegephase meines Softwareprojekts endlich einmal angehen wollte. Aktuell läuft das Produkt soweit zufriedenstellend, nur an einigen kleiner Ecken knackt und knirscht es immer mal wieder. Unter anderem das leidige Thema „Sonderzeichen und deren Darstellung“ – da nicht absolut zwingend für die Funktionsfähigkeit habe ich das längere Zeit nicht großartig beachtet.

Nun gut, was ist das eigentliche Problem und woher kommt es? Die Ursachen liegen in der Historie des PCs ver- oder besser begraben: Da Speicher und Datenverarbeitung teuer war, hat man so sparsam wie möglich gearbeitet. Man stellte dabei fest: Inklusive aller wichtigen Zeichen der englischen Sprache und allem was man als Steuerzeichen (Zeilenumbruch, Tabulator, etc.) benötigt, bekommt man in 7 Bit unter. Das ist schon mal etwas krumm, denn gängig ist bei allem was Rechner betrifft doch eigentlich etwas eine Potenz von 2. Die ersten Rechner die ich verwendet habe (mit einem Intel 8088 als Unterbau) konnten nur 8 Bit parallel verarbeiten – immer mehr als die 7. Schon wenig später gab es 16Bit als Standard und mit der großen Verbreitung des PCs in die Büros war der Standard 32 Bit erreicht. Heute findet der sich bereits größtenteils in Ablösung durch 64Bit-Systeme. Was war der Sinn des 8. Bits? Man konnte es je nach Gusto verwenden: Entweder bohrte man damit den Zeichenvorrat auf, oder man konnte es zur Fehlererkennung und Korrektur einsetzen. Insgesamt muss man sagen: Alles mit Hand und Fuß.

Nur leider waren Rechner damals noch nicht gängigerweise vernetzt und die Standard-Definitoren etwas kurzsichtig – erst einmal wurde nur an die eigene Heimat gedacht, dass es möglicherweise andere Sprachen gibt, die nicht Englisch sind und einige Zeichen mehr mitbringen – wer konnte das schon ahnen? So kam was kommen musste: Einschränkungen bei diversen Dingen wie dem Betriebssystem: Umlaute oder Sonderzeichen in Dateinamen waren einfach nicht vorgesehen oder führten zu unvorhergesehenen Ergebnissen. Für das Verfassen und Verarbeiten von Texten war das natürlich keine Option, wer in Deutschland einen Text schreiben wollte, der sollte das auch tun können. Daher erweiterte man den Zeichensatz auf das 8 Bit und schon hatte man jede Menge Möglichkeiten auch Sonderzeichen abzuspeichern. Wichtig war nur, das jeder die gleiche Zuordnung traf und nicht einer ein ü für ein ö verwendete was die binäre Darstellung betraf. Soweit so gut oder auch schlecht.

Nun gehen leider bei verschiedenen Betrachtungen immer wieder einige Dinge durcheinander, auch ich habe hier am Anfag so meine liebe Mühe gehabt alles richtig zu verorten, daher hier einmal die Kurzfassung, zu allem was notwendig ist bzw. was sich auf die Darstellung und Handhabung von Texten am Rechner auswirken kann.

Binärer-Code

Eine Abfolge von 0en und 1en die irgendetwas darstellen – was ist für den Rechner erstmal unerheblich, dafür bedarf es einer Zuordnungs oder Code-Tabelle oder eines Algorithmus, der den Binärcode in etwas umsetzt, das dem Benutzer eher vertraut ist (leider sind wir Menschen nicht sonderlich gut binär veranlagt).

Code-Tabelle/Zuordnung/Algorithmus

Je nachdem was für eine Datentyp abgebildet werden soll, gibt es verschiedene Methoden dies zu tun. Am einfachsten sind ganze, positive Zahlen. Diese lassen sich aus der Abfolge von 0en und 1en entsprechend „errechnen“ – man muss nur noch wissen wo man anfangen muss (little endian vs. big endian). Für positive und negative Ganzzahlen hat sich das Zweierkomplement bewährt, für Fixkomma und Gleitkomma gibt es entsprechende Standards. Alles ein Thema für sich, denn wir wollen ja Texte bzw. Strings beleuchten. Hier hat sich eine Übersetzungstabelle als Mittel der Wahl erwiesen – sie ordnet jeder möglichen Abfolge von 0en und 1en eine menschenlesbare Bedeutung zu. So wird z.B aus der binären Folge 0110 1101  = 0x6D = O155 = „m“. Die Zuordnung an und für sich ist reine Willkür – man hat sich mal auf gewisse Standards geeinigt bzw. diese festgelegt, damit eben auf allen Rechner ein „m“ ein „m“ ist und nicht aus der „e-mail“ durch Willkür eine „e-nail“ wird. Der Urvater aller Standards dazu heißt ASCII (America Standard Code for Information Interchange) – wie der Name schon sagt ein nationales Standardformat. Auch bekannt ist diese Tabelle als Character-Set.

Windows-Codepages und Nornumg

Für verschiedene Regionen wurden verschiedene Verwendungen des verbliebenen 8. Bits (siehe oben) standardisiert – leider teilweise recht unterschiedlich, zum Teil nur an wenigen Stellen. Ziel war es, die in der jeweiligen Region verwendeten Sprachen möglichst gut abzubilden. Leider gab es da erst sehr spät eine Einigung auf einheitliche Standards, so dass zeitweise unterschiedliche Hersteller unterschiedliche Zuordnungen trafen. Ganz genauso wie wenn man Dateien ohne Angabe des verwendeten Zeichensatzes weitergab konnte es also passieren, dass der Zielrechner die Bit-Folge unterschiedlich interpretierte, weil bestimmte Bitfolgen eben etwas unterschiedliches bedeuteten. Dankenswerterweise hat man dabei die sichtbaren Zeichen (leider nicht so bei den Steuerzeichen) aus dem Urvater ASCII gleich belassen (das hatte sich ja bewährt, und für den internationalen Textaustausch reichte dieser kleinste gemeinsame Nenner auch aus). Gängig sind in der westlichen Welt die Standards der ISO 8859 in den Varianten 1-16, unter Windows die Codepage 1250 und unter DOS die Codepage 850.

Unicode

Mit der steigenden Internationalisierung und der immer stärker zunehmenden Vernetzung von Computern ist das mit den Nachschlagetabellen so eine Sache – man muss immer wieder etwas anderes berücksichtigen: Das Betriebsystem und die Region bzw. die Regionaleinstellungen des Anwenders – nur damit Text auch so ankommt wie er einegeben wurde. An einigen Stellen hat man sich beholfen oder die Probleme durch menschliche Intuition überbrückt – durch die Redundanz in der menschlichen Sprache kann man viele Worte ja auch lesen wenn Buchstaben vertauscht wurden oder nicht lesbar sind. Jeder Mensch der Lesen lernt kann das mehr oder weniger: Wenn aus einen Königreich dann plötzlich ein K$nigreich wird, dann wird der geneigte Leser das immer noch erkennen, auch wenn so ein Text etws mühsamer zu lesen ist. Ohnehin: wenn es international wird, dann ist die Sprache der Wahl in aller Regel doch Englisch und somit problemfrei. Aber wäre es nicht toll, wenn jemand eine Lösung hätte, damit ich auch chinesische Texte richtig angezeigt bekomme? Oder auch mal einen arabischen Text im Original anschauen? Das klingt weit hergeholt, aber diese Anwendungsfälle gibt es häufiger als man denkt. Die ursprüngliche Idee mit 32Bit und somit 4 Bytes pro codiertem Zeichen zu arbeiten (UTF-32) ist zwar einfach zu realisieren, aber ein wenig „over the top“ ist das schon: Wer überträgt schon gerne 3 komplett genullte Bytes wenn die Info doch nur in einem steht? Außerdem ist der Standard nicht abwärtskompatibel, er bricht mit den alten Vorgaben von ASCII, was bei älterer Software oder inkompatibler Software Ärger machen kann. Daher gibt es verschiedene Methoden mit variabler Anzahl von Zeichen, sozusagen das Beste aus beiden Welten: UTF-16 oder UTF-8 sind hierbei die bekanntesten Möglichkeiten.

Schriftarten und Glyphen

Wir haben uns nun langsam von der Bits & Bytes-Ebene nach oben gearbeitet hin zum abstrakten Begriff eines „characters“. Es gibt aber noch eine Ebene obendran – die Schriftarten oder auch Glyphen. Das ist im Prinzip eine weitere Tabelle die festlegt wie ein abstraktes Zeichen auf dem Ausgabemedium dargestellt werden soll. Jeder der sich einmal durch den Schriftenkatalog einer gängigen Office-Sammlung gewühlt hat, weiß das ein A ein A bleibt, auch wenn es etwas unterschiedlich geformt ist. Das beste Beispiel ist noch immer die eigene Handschrift im Vergleich zu einem beliebigen, gedruckten Werk. So lange eine gewisse Basis-Form erhalten bleibt, erkennt jeder Leser darin auch weiterhin ein A. Es gibt natürlich auch wieder Spezielle Schriftarten die als Darstellungvon Buchstaben Symbole haben, die nichts mit dem eigentlichen Zeichen zu tun haben – das bekannteste dürfte die Schriftarte Wingding oder auch Webdings sein. Besonders unpraktisch fällt mir diese immer wieder in e-mails aus Outlook auf, wenn man diese als Text ließt. Dort wird der Smily 🙂 automatisch in ein J umgewandelt und mit der Schriftart Wingdings formatiert – sieht zwar im ersten Moment richtig aus, aber mancher hat sich schon gewundert wo das „J“ denn nun herkommt. Ich merke es mir immer so: Ein Glyph macht aus einer Bit-Folge mittels einer Tabelle eine ganz bestimmte Grafik. Das ist zwar etwas vereinfacht, denn Schriftarten machen manchmal noch mehr, aber um den Überblick zu behalten reicht es allemal.

Collations

Was nochwas? Haben wir nicht alles endlich abgehandelt? Leider noch nicht ganz: Es gibt nämlich noch etwas was man mit Zeichenketten gerne macht: Aufreihen und Sortieren. Kling trivial, und es gibt doch Sortieralgorithmen wie Sand am Meer. Könnte man meinen, leider ist dem nicht ganz so (und das ist mit ein Grund weshalb man Sortieralgorithmen am besten an Zahlen erklärt …), denn auch wenn es im ersten Moment verlockend sein mag zu sagen: Man sortiert einfach nach der Größe der entsprechenden Ganzzahl der Bitfolge, das bringt leider nicht das gewünschte Ergebnis, denn schon bei ASCII haben wir ja große und kleine Buchstaben, ordnet man nun nach der errechneten Wertigkeit, so würde das folgende Sortierreihenfolge ergeben A,B,C…..,X,YZ,a,b,c – für die alphabetische Auflistung eines Materialkatalogs nicht das gewünschte Ergebnis – auch im Telefonbuch sucht man die Leute mit „von“ im Vornamen ja nicht unter „v“ sondern unter „V“ und dort irgendwo nach „Voldemort“…. und nun wirds ganz interessant: Wo ordne ich denn die Sonderzeichen wie Ä,Ö,Ü ein … sind das separate Zeichen am Ende? Oder soll ich sie behandeln wie „Ae“,“Oe“ und „Ue“? Das ganze nun noch auf die internationale Ebene gehoben und es wird ganz spannend: Je nach Land gibt es gleiche Zeichen, aber die werden unterschiedlich einsortiert, aber der Rechner soll es dennoch richtig machen. Das kann nur bedingt funktionieren, alles weitere regelt man über die Collation, die kann man zur Not auch bei der Sortierung mit angeben, und dem Sortierprogramm somit die Regeln vorgeben.

So jetzt habe ich einmal die Grundlagen zusammengefasst, die Auswirkungen und Mittel die man braucht um das alles umzusetzen behandle ich in einem separaten Artikel.

 

 

Laufbericht LGA-Indoormarathon

Die Laufsaison neigt sich dem Ende, draußen ist es kalt, nass und bis auf wenige Trainingstermine ist es einfach nur noch ungemütlich draußen unterwegs zu sein. An Wettkampf denkt da kaum noch ein Läufer. Aber es gibt durchaus Alternativen: Eine davon ist der LGA-Indoormarathon mit garantiert gutem Wetter. Wie der Name schon andeutet, findet das ganze Indoor statt. Aber einfach in einer Sporthalle laufen wäre ja öde und langweilig. Dem begegnet der LGA-Indoor-Marathon mit einer ausgewöhnlichen Location: Gelaufen wird in den Büro-Gebäuden der Landesgewerbeanstalt. Zu laufen sind 55 Runden, verteilt zwei Stockwerke, somit sind jede Runde zwei Treppenhäuser zu bewältigen: Einmal runter und natürlich auch wieder hoch.

Anreise nach Nürnberg ist ja für mich als ehemaliger Einwohner (habe dort zwei Praxissemester verbracht und dabei mit der Lauferei angefangen) kein Problem. Auch den Weg zur LGA finde ich mittlerweile ohne Probleme. So kann ich bereits am Samstag nachmittag meine Startunterlagen abholen. Im Gegensatz zum letzten Jahr habe ich mir diesmal tatkräftige Unsterstützung in Form meiner Freundin Marion mitgenommen. Sie wird den Lauf mit Fotos dokumentieren und mich seelisch „über die Runden“ bringen und anfeuern.

Den Abend vor dem Lauf geht es in die Alstadtbrauerei zum Carbo-Loading. Diese Brauerei hat mir mal jemand bei meinen Praxissemestern genannt, und sie ist immer noch ein echt heißer Tipp, wenn man gut essen will und vor allem gutes Bier genießen. Mindestens 4 Sorten gibt es zur Auswahl und alle sind super lecker und gut isotonisch, also genau das richtige für vor einem Marathon. Da kann ich auch verschmerzen, dass es keine Pasta im klassischen Sinne gibt.

Nach dem Frühstück im Hostel in der Nürnberger-City (mit Blick auf die Laufstrecke des Stadtlaufs) geht es zum Start. Alles wie immer bestens organisiert. Marion nimmt ihre Foto-Position ein, und ich beginne mit dem Warmlaufen, auch um die optomael Einstellung für die Kamera zu finden. Trotz scheinbar heller Beleuchtung ist es verdammt dunkel um Bilder zu machen, vor allem wenn die Läufer sich auch noch so schnell bewegen (was nunmal in der Natur des Läufers liegt).

Ich treffe Helga und Heinrich, beide sind dieses Jahr nicht dabei. Ich bin somit der einzige Läufer von Helgas Lauffreunden, der in diesem Jahr teilnimmt. Natürlich treffe ich auch Erwin aka Lionheart Bittel. Wir unterhalten uns auf dem Weg zum Start, natürlich gab es auch wieder die oblkigatorische Einweisung: rechts Laufen, links überholen und in den Treppenhäusern ist Überholverbot.

IMG_8640Ich habe mir vor dem Start noch ausgerechnet, das ich etwa 4:15 Minuten pro Runde (also 767 Meter) laufen muss um auf eine Zielzeit von 3:50h zu erreichen. Aber ich werde mich aber nicht verrückt machen lassen und laufe mit dem Start der Masse los. Recht bald finde ich meinen Rhythmus, meine Pulsuhr sagt mir: Alles ok. Aber irgendwie habe ich latent Durst, und das bereits auf den ersten Runden. Aus meiner Erfahrung weiß ich: Einfach auf den Körper hören, und so erbame ich mich bei der dritten Runde und „entjungfere“ die Versorgungsstation mit einem Becher Wasser. Auf der Runde drauf gibt es dann noch eine Runde ISO hinterher.

In den ersten Runden sortiert sich das Feld sich noch etwas, es streckt sich vor allem. Das ist auch gut so, denn so gibt es keine Staus mehr vor den Treppenhäusern oder zumindest nur noch sehr selten. Es läuft alles einfach, selbst die Treppen fallen mir (noch) recht leicht.

So vergehen die ersten zehn Runden, schneller als ich mir das vorgestellt habe. Natürlich liegt das auch an der Motivation, Marion macht entweder Fotos (auf denen gebe ich mir Mühe nicht übermäßig abgekämpft zu wirken. Nach der Umrundung des Aufzugs an der Katine vorbei stehen Helga und Heinrich und feuern kräftig an.

Ehe ich mich versehen habe, bin ich 18 Runden gelaufen, Marion gratuliert mit einer Notiz auf ihrer Tafel: „Endlich volljährig“. Kurze Zeit später bin ich bereits eine Stunde unterwegs – also knapp ein Viertel der Strecke. Bisher hatr mich Erwin nur wenige Male überrundet. Also ist er entweder dieses Jahr deutlich langsamer oder ich bin verdammt schnell. Ich habe es mir verkniffen Rundenzeiten selbst zu nehmen mit der Pulsuhr. Stattdessen orientiere ich mich an der großen Anzeige – so ganz falsch kann ich aber nicht liegen was die Geschwindigkeit betrifft. Grob überschlagen bin ich bei irgendwas um die 4-5 Minuten, das passt ganz gut mit dem Plan zusammen.

Runde für Runde nähere ich mich der Halbzeit bei 28 Runden. Ich versuche zwischenzeitlich mich nicht aufs zählen zu konzentrieren, aber gelegentlich erhasche ich dann doch einen Blick auf die Rundenanzeige. 30 Runden habe ich noch vor mir, die Halbzeit ist also zum Greifen nah. Ich greife zur Energieversorgung: Banane in handlichen Stücken – mit zunehmender Strecke gelingt es mir nicht mehr so recht einen einzelnen Happen zu greifen, irgendwie sind es immer gleich zwei die ich in der Hand habe. Auch sonst merke ich langsam den typischen Marathon-Effekt bzw. allgmein Ausdauer und Langzeitanstrengung: Man bekommt eine Art Tunnelblick – durch die Flure wird der Eindruck noch weiter verstärkt. Die Halbzeit fliegt dann irgendwie an mir vorbei, Marion hält mir die Tafel mit der frohen Botschaft hoch. Nun gut, ich bin ja auch schon fast zwei Stunden unterwegs – mein Gefühl beim Blick auf die Uhr sagt mir: „Sollte machbar sein, zumindest die Zeit vom letzten Jahr wieder einzustellen“. Der Blick auf die Pulsuhr sagt mir auch: Soweit alles in Ordnung, auch wenn der Puls bei der Veranstaltung leider nur eine geringe Aussagekraft hat: Ich kenne mein Diagramm ja recht gut, beim LGA sieht das immer aus wie mit Haiffischflossen – jedesmal am Treppenhaus steigt der Puls um dann langsam wieder abzuflachen, wenn die Belastung nachlässt.IMG_8761

IMG_8976Schon wieder sind ettliche Runden vergangen, zwischenzeitlich ist die Marke von zwei Stunden überschritten, also auch zeitlich für mich Halbzeit. Ich gewöhne mir wieder einen gewissen Turnus an: Alle 4 Runden etwas trinken, alle 6 Runden etwa etwas Engergie. Als es noch 24 Runden sind, muss ich spontan an die ganzen vorweihnachtlichen Dinge aus Nürnberg denken: vor allem an einen Adventskalender. Der für Läufer beim LGA ist allerdings etwas kurios: Hinter jedem der 24 Türen steckt ein Treppenhaus … und immer das gleiche … ;-). Spätestens ab der Runde ist es mit dem „einfach laufen lassen“ vorbei – ich beginne (mal wieder viel zu früh) die Runden zu zählen und mich zu motivieren. Marion zeigt mir das auch an und betätigt sich bei 20 Runden als Nummern-Girl: „Noch 20 Runden“ … Ich mahne mich dazu mich keinenfalls gehen zu lassen und konstant weiter zu laufen, auch wenn es gerade schwerfällt.

Ab nun finden sich auch die Läufer der Down-Syndrom-Staffel auf der Strecke – hier heißt es zusätzlich Rücksicht nehmen und nach Kräften anfeuern und motivieren, eine tolle Leistung die hier sowohl die Teilnehmer als auch deren Begleiter hier zeigen. Auch ich motiviere mit, soweit ich die Puste dazu habe, denn auf einigen Strecken ist es doch etwas stickig geworden. Vor allem das Wechselbad der Temperaturen im Foyer macht mir etwas zu schaffen – erst wird es feucht warm auf dem Weg zum Wendepunkt um den Aufzugsschacht und an der Kantine vorbei, kurz darauf pfeift es unangenehm kalt von draußen herein ins Foyer – brr…

Ab 15 Runden vor Schluss belohne ich mich und pushe mich nochmal: Ich greife zur Cola, deutlich früher als beim Marathonlauf: Dort hole ich mir den Zucker und Kofein-Schock erst 5km vor dem Ziel, hier liegen noch etwa 11km vor mir – also definitiv keine Strecke mehr vor der ich mich fürchten müsste, vielmehr doch eher eine „kurze“ Trainingseinheit mit ein paar zusätzlichen Höhenmetern. Mittlerweile fallen mir vor allem aber die positiven Höhenmeter doch etwas schwerer – die Treppen „hochtippeln“ klappt nicht mehr ganz so häufig, und ich bin fast froh gelegentlich in langsamere Läufer hinein zu laufen wenn es die Treppen hochgeht, dann habe ich dank Überholverbot wenigstens eine Chance zum Luftholen. Was mir dennoch erstaunlich gut gelingt ist das „Wiederanlaufen“ nach dem Treppenhaus – im vergangenen Jahr ging das in den Endrunden nur noch sehr mühsam, diesmal komme ich damit besser zurecht. Ich habe mir aber auch eine etwas andere Technik angewöhnt. Anstelle gleich wieder mit größtmöglicher Beschleunigung auf die Laufgeschwindigkeit zu kommen, nehme ich mir eine Türe als Marke – die liegt rund 20m nach dem Treppenhaus, so habe ich zumindest mal das Gefühl Energie zu sparen.

IMG_9111Mit Runde 12 beginnt die innere Uhr zu laufen – ich stelle mir bildlich eine Uhr vor und schiebe jedesmal den Zeiger 5 Minuten zurück (eigentlich ja nur um die 4 Minuten, so lange brauche ich ungefähr pro Runde) … das motiviert mich mental. Zudem kündigt mir Marion die ersehnte Spezial-Versorgung an: Bei noch 10 Runden gibt es Domino-Steine, eine Nürnberger-Spezialität die ich fast kiloweise verfuttern kann. Leider erweisen die sich als nicht ganz marathontauglich – ich verschlucke mich beinahe beim Verzehr. Daher bleibt es erst mal bei einem und einem großen Schluck Cola an der Versorgungsstelle.

IMG_9129Nun geht eigentlich alles recht fix, auch weil ich mir immer wieder „Belohnungspunkte“ auslobe – alle zwei Runden gibt es was an der Versorgung – wahlweise ISO oder Wasser, bei Runde 50 nochmal Cola. Die Beine werden langsam richtig schwer und ich verwünsche (wie in jedem Jahr) das Treppenhaus. Erwin überholt mich auf seiner letzten Runde noch einmal, er ist bereits auf seiner letzten, dennoch motiviert er mich natürlich, ich habe noch vier Treppenhäuser aufwärts vor mir (ich lege den Punkt zum runterzählen immer ans Ende dieser kraftraubenden Stelle, der restliche Zieleinlauf ist dann ja nicht mehr schwer und topfeben. Drei Runden vor Schluss gibts nochmal Cola, den Rest beiße ich einfach so durch. Irgendwie kann ich es noch gar nicht fassen, ich schaue zur Sicherheit nochmal auf die Rundenzählung: Aber es stimmt nur noch zwei Mal die Runde, also auch nur noch zwei Treppenhäuser. Ich verschärfe ganz vorsichtig das Tempo, da mittlerweile deutlich weniger Läufer auf der Strecke sind, kann ich mich diesmal durchgängig links halten. Mit richtig gutem Gefühl geht es auf die letzte Runde – hier bin ich schon fast versucht frühzeitig zum Endspurt über zu gehen, aber ich mäßige mich noch ein klein wenig. Zu deutlich sind mir die Erinnerungen an die vergangenen Jahre, als ich es etwas zu früh habe laufen lassen und dann fast das Treppenhaus nicht mehr hochgekommen bin. Diesmal geht die Rechnung aber auf: Nach dem Treppenhaus lege ich nochmal einen Spurt ein, es ist ja nun wirklich gleich geschafft. Rum um die Ecke und durch das Zeitmess-Portal durch. Marion empfängt mich kurz hintendran.

Am Ende sind es 3:49: 47 – somit habe ich mein geplantes Ziel von 3:50 auch erreicht und zwar sogar ziemlich exakt. Dass der vor mir in der Alterklasse dann nur 6 Sekunden schneller war und es somit sogar aufs Treppchen geschafft hat, fuchst mich ein wenig, denn die 6 Sekunden hätten ja eigentlich auch noch drin sein müssen. Aber sei es drum – ich bin immerhin nicht letzter in meiner Klasse und auf Platz 18 im Gesamteinlauf und Platz 16 bei den Gesamt-Herren, da kann ich doch echt nicht maulen. Vor allem bei meiner doch eher „laschen“ Trainingsvorbereitung, mit nur 2x die Woche trainieren, und selbst da fast keine Intervalltrainings und erst recht keine richtig langen Strecken. Merke: für nächstes Jahr doch ein wenig mehr trainieren.

Der Termin fürs nächste Jahr ist auch schon gesetzt bei mir, immerhin feiert der LGA-Indoormarathon seinen 10. Geburtstag – er soll diesmal bereits Samstag am Abend starten und hinterher soll es eine ordentlich Party geben. Das klingt alles sehr positiv, aber es schwingt auch eine etwas traurige Nachricht mit: Da sich der Marathon werbe- und aufwandsmäßig nicht rechnet wird kommendes Jahr wohl der vorerste letzte Marathon in der LGA stattfinden. Das ist schade, denn die Stimmung ist echt klasse, und alle Beteiligten geben sich immer große Mühe und sind mit viel Herzblut dabei. Denn wo sonst kann man bei schlechtem Wetter dennoch ungestört und trockenen Fußes einen Wettkmapf austragen? Das Wetter außerhalb war übrigens absolut richtig für den Indoor-Marathon – als ich das Gebäude verlasse regnet es wie schon die ganze Veranstaltung über.

Filmkritik – Sein letztes Rennen

Bereits beim Stadtlauf in Nürnberg bin ich auf den neuen Film mit Dieter Hallervorden aufmerksam geworden – Erwin (Lionheart) Bittel hatte lustige Bilder davon gemacht, als er vor dem Plakat posierte – ich hoffe mal nicht, dass Lionheart so bald sein letztes Rennen bestreitet.

Nun lief der Film bereits einige Zeit in den Kinos und ich habe mal wieder just-in-time die Kurve bekommen ihn mir noch anzuschauen. Erwartungen hatte ich direkt keine, ich habe mich einfach auf einen unterhaltsamen Abend gefreut – und als Ultra-Marathoni sind die Trainingspausen mit Lauf-Filmen doch gut erträglich. Zwar weiß ich aus der Vergangenheit, dass Dieter eher für Satire bekannt ist, und um einiges kommt man ja einfach nicht herum. Aber ich habe nur bedingt erwartet, dass es in Bully-Herbig-Manier vom Schuh des Manitus genauso in dem Film mit der Komik und Satire einfach hintereinander weggeht.

Jeder Läufer kennt ja das Problem, dass man in jedem Lauf auch mal Phasen hat bei denen es anstrengend wird, sei es wegen des Streckenprofils oder vom Kopf her, somit wäre ein Lauffilm der nur die positiven Seiten zeigt ja auch furchtbar langweilig.

Auch wenn der Filmtitel eine Lauffilm impliziert, so ist die Thematik im Ganzen doch eine andere. Es geht um die alternde Gesellschaft in Deutschland und den Umgang mit alten Menschen. Der ehemalige Marathon-Superstar Paul Averhoff ist alt geworden und hat seit Jahren keinen Wettkampf mehr bestritten. Etwas was ich mir bei Läufern eigentlich nur vorstellen kann, wenn es gesundheitlich nicht mehr geht, aber die Vielzahl älterer Teilnehmer bei fast jeder größeren Veranstaltung zeigt mir eigentlich: Wer regelmäßig weiter trainiert ist auch im hohen Alter noch fit, wenn es auch nicht mehr reichen mag ganz vorne in den Spitzengruppen mitzumischen. Ich habe Respekt vor jedem der sich der Herausforderung eines Laufes stellt (egal ob Volkslauf, Halbmarathon, Marathon oder Ultra-Marathon), und um so mehr Respekt vor denjenigen die sie bezwingen (egal in welcher Zeit, wichtig ist das Durchhalten und ankommen). Aber nun gut, es gibt sicherlich für alles Gründe, auch dafür nicht mehr regelmäßig zu trainieren.

Zu Beginn des Filmes erfahren wir, dass die Lebensgefährtin Margot Averhoff –  welche Paul Averhoff früher als Trainerin zur Seite stand – gesundheitlich angeschlagen ist, sie bricht in der Küche zusammen. Nachdem dies nicht zum ersten Mal geschehen ist, drängt die Tochter darauf, dass ihre Eltern ins Altenheim gehen, da sie keine Zeit hat sich um die Pflege der Eltern zu kümmern. Leider ein sehr häufiges Szenario in der heutigen Arbeitswelt – eine Doppelbelastung mit Pflege der Eltern und Job steht kaum jemand heute auf lange Sicht durch. Auch muss man natürlich sehen, dass die junge Generation auch eigene Bedürfnisse und Wünsche hat.

So endet das Ehepaar im Altenheim, aber schnell wird klar: Das ist nicht wirklich zielführend, vielmehr ist das Heim die letzte Station auf dem Weg aus dem Leben zu scheiden. Genauso wird sie auch betrieben, möglichst effizient und mit allen Notständen die man aus der Pflege so kennt: ungelerntes Personal, zu wenig Zeit etc. Das ist natürlich nix für jemanden der weiß was es heißt draußen unterwegs zu sein und aktiv zu sein.

So beginnt Paul sich wieder zu berappeln und vor lauter Frust gibt er beim Essen bekannt, dass er beim Berlin-Marathon starten will. Es folgt was folgen muss: Training und die Rebellion im Altenheim – wenn sie auch leider nicht so ausgeht wie man es sich im ersten Moment denkt. Margot verstirbt überraschend einige Tage vor dem Rennen. Daraufhin fällt Paul ersteinmal in eine tiefe Krise, leider verwehrt ihm das Altenheim jegliche sinnvolle Betreuung – stattdessen wird er ruhig gestellt und im Bett fixiert. So einfach kann man sich Hilfe machen und Arbeit sparen.

Zusammen mit einem Heimbewohner und einen engagierten Pfleger gelingt Paul gerade noch rechtzeitig die Anreise zum Start beim Marathon. Den Rest verrate ich jetzt hier mal besser nicht…

Insgesamt ein sehr rührender Film, das muss man lassen. Er macht vor allen Dingen nachdenklich wie wir mit der alternden Gesellschaft umgehen wollen und wie wir als Nachfolgegeneration mit unseren Eltern umgehen wollen. Ich bin kein Fan von irgendwelchen Alten-Sammelheimen, auch unseren Großeltern und allen Angehörigen blieb das zum Glück erspart. Aber ich bin auch realistisch: In der heutigen Arbeitswelt ist es beinahe unmöglich sich in Eigenregie um die Eltern kümmern zu können. In vielen Familien wird es dadurch erschwert, dass sich die Last auf zwei oder auch nur vier Schultern verteilt. Kommen dann noch längere Distanzen zwischen den Familienteilen hinzu wird es sehr schnell beinnahe unmöglich oder nur mit sehr hohem Aufwand.

Da das Altern ein schleichender Prozess ist, bin ich der Meinung man muss den älter werdenden Menschen Hilfe anbieten, aber Ihnen diese nicht aufzwingen – niemand wird gerne bevormundet. Viele Menschen haben einen gewissen Stolz den sie auch als Würde empfinden. Dieser verbietet es dem Individum erst einmal sich helfen zu lassen. Gerade wenn es um Dinge geht, die eigentlich trivial sind oder jahrelang einfach dazu gehörten. Das fängt mit dem Kochen und Wäschewaschen an und hört bei eigenständiger Mobiltät auf. Sich selbst eingestehen zu müssen das etwas nicht mehr so bleiben kann wie es ist, ist mit Sicherheit nicht einfach. Hier verhält es sich wie beim Laufen: Einfach von jetzt auf gleich aufhören, das kann nicht gelingen, genauso wenig wie von jetzt auf gleich eine Ultra zu laufen. Unterstützung da wo es gewünscht oder notwendig ist, ansonsten soviel Würde und Eigenständigkeit wie möglich. Die aktuellen Angebote wie betreutes Wohnen oder auch das Mehr-Generationen-Quatier sind hier denke ich erfolgversprechende Ansätze.

Abschließend noch ein paar Gedanken zum Film aus Sicht eines Läufers: 12 Wochen Vorbereitung sind der Standard für einen grundlegend trainierten Läufer. Das kann man mit etwas Willen und Abstrichen in der Zielzeit auch auf 8 Wochen verkürzen, aber das ist schon wirklich ambitioniert. Von daher ist das gewählte Szenario schon etwas grenzwertig und keinenfalls für den Laufanfänger zur Nachahmung empfohlen (dann schon eher etwas in der Art „von null auf 42“ – innerhalb eines Jahres). Auch im fortgeschrittenen Alter sollte man sich ausreichend Zeit für die Vorbereitung nehmen, vor allem aber auch eine entsprechende Betreuung haben. Kontakte sollte man als ehemaliger Olympia-Teilnehmer dafür eigentlich noch irgendwo haben. Die Ausrüstung ist auch etwas kurios, aber es sollte machbar sein, mit einer derartigen Ausstattung einen Marathon zu bestehen – es gibt ja auch Leute die barfuß einen Marathon bestreiten, und früher ging es ja auch, mit weit weniger ausgfeiltem Schuhwerk als heute.

Die Bilder von der Laufstrecke sind beeindruckend und reißen einen als Läufer durchaus mit, wenn man weiß wie schwer es sich anfühlt, jenseits der 30km. Sehr schön dargestellt fand ich die Unterstützung an der Strecke: Aus Erfahrung weiß ich: Ohne die ist jeder Lauf um ein vielfaches anstrengender. Gegen Ende der Strecke hin, sind dem Regisseur dann aber doch die Pferde ein wenig durchgegangen – wie dargestellt ist Paul mit Sicherheit nicht der schnellste Läufer, schlägt sich aber wacker im hinteren Mittelfeld, so würde ich es zumindest einmal einschätzen. Selbst ganz hinten wäre man nicht so verlassen und allein wie im Film dargestellt, ferner würde doch auch mindestens ein Begleitradler als Besenfahrzeug irgendwo in der Nähe sein – wie gut es hinten laufen kann, darüber berichtet Erwin ja häufiger einmal (besonders am Stadtlauf in Nürnberg). Auch die zwischenzeitlich gezeigte Uhr zur Zeitnahme scheint mir etwas sehr optimistisch für einen einsamen Schlussläufer: bei 3:34h ist nach meiner Erfahrung das dicke Hauptfeld im Einlaufen, und auch bei um die 4h sind sicherlich noch mehr Läufer im Zielbereich unterwegs. Das will ebensowenig passen wie ein immer noch voll besetztes Olympia-Stadion zum Einlauf des Helden.

Insgesamt: Sehenswert und zum Nachdenken anregend, aber durchaus auch mit heiteren und sportlichen Momenten. So und jetzt mach ich Schluss – ich muss noch meine Laufschuhe schnüren, damit ich nicht einroste …

Die andere Seite der Laufveranstaltung – Herbstlauf 2013

An einer Laufveranstaltung teilnehmen ist eine Sache – je nach Streckenlänge auch entsprechend anstrengend aber jedesmal ein tolles Erlebnis für mich. Auch nicht zu verachten ist aber der Schritt auf die andere Seite, hinter die Kulissen. Mit der Organisation des Herbstlaufs 2013 der DJK habe ich auch dieses Jahr den Schritt wieder getan. Mittlerweile liegt die Veranstaltung etwas mehr als eine Woche zurück – Zeit ein wenig zurück zu blicken.

Nach dem Lauf ist vor dem Lauf – so ungefähr war das Credo nach der ersten Durchführung des Herbstlaufs 2012 – zum ersten Mal hatte die Triathlon-Abteilung die Organisation vollständig übernommen, zudem wurde erstmals eine Chipzeitmessung eingesetzt. Klar das da einiges noch nicht flüssig lief und die eine oder andere Erkenntnis mühsam gewonnen werden musste. Somit begann es bereits nach der ersten Nachbesprechung mit konkreten Beschaffungen – in diesem Jahr erleichterte uns schon ein Gabelhubwagen an vielen Stellen die Arbeit erheblich. Zudem wurde die Markierung der Strecke optimiert. Auch die Erfahrungswerte in Sachen Software und Hardware zahlten sich dieses Jahr aus: WLAN im Feld ist zwar nett, aber nicht zuverlässig genug. Daher diesmal gleich Kabel, das dauert auch nicht viel länger im Verlegen, wenn alles vorbereitet ist.

Die richtig heiße Phase ab Freitag beim Aufbau verlief denn auch entsprechend kühl, innerhalb weniger Stunden stand die IT-Infrastruktur vollständig zur Verfügung und der Annahmebereich für Nachmeldungen und die Abholung war eingerichtet. Auch der restliche Aufbau war sehr bald abgeschlossen. Einzig die Reinigung der Strecke zog sich etwas in die Länge, beim Herbstlauf hat man nunmal mit etwas Laub zu tun, sonst wäre es ja kein Herbstlauf. Die Beschaffung von Getränken und Werbematerial war auch flugs erledigt und so konnten wir deutlich vor der geplanten Zeit in die letzte Nachtruhe vor dem Lauf gehen. Abgesehen von einer Back-Aktion, der Kuchen für den Verkauf sollte ja frisch sein – aber auch das ist ja kein Drama, so ein Blechkuchen ist ja flugs gemacht und gebacken.

Da dieses Mal die Online-Voranmeldung recht gut lief, hatten wir deutlich weniger Nachmeldungen, und auch zusätzliches Personal bei der Eingabe – somit entfiel ein erkannter Flaschenhals. Auch der Trouble-Desk war diesmal auffällig ruhig, bis auf einige kniffelige Spezialfälle war nichts spektakuläres dabei, die üblichen defekten Startnummern aber alles sehr entspannt.

So konnte ich am Hauptlauf sogar noch fleißig Bilder machen, insgesamt etwas mehr als 2300 mal habe ich abgedrückt. Deutlich zu oft wie ich im Nachinein feststellen muss, dazu weiter unten etwas mehr. Schon sehr bald nach dem letzten Zieleinlauf konnte der Abbau hinter den Kulissen beginnen – wie üblich verlief das nochmals schneller als der Aufbau. Innerhalb weniger Stunden war alles Material verladen, verräumt und teilweise sogar schon retourniert. Durch die Verlegung des Erfassungsrechners in den Anmeldebereich konnte direkt in der Nähe des Druckers weitergearbeitet werden, während gleichzeitig der Abbau der Verkabelung am Zielkanal erfolgen konnte. Bis das demontiert war, konnte das Netzwerk schon wieder ein Stück weiter abgeschmolzen werden – so lange bis am Ende ein simples Cross-Over-Kabel für zwei Rechner erhalten blieb an denen noch gearbeitet wurde. Sämtliche anderen aktiven Komponenten wie Switches und APs konnten derweil schon abgebaut werden. Auch der Backup-Drucker war zu Hochzeiten zwar hilfreich, konnte aber für die wenigen Korrekturdrucke abgezogen werden. Nach und nach stapelten sich diverse Kisten für die Verladung ins Auto. Alles noch einladen – fertig.

Ebenso fix waren die Kollegen an anderer Stelle – nur noch wenige Einzelteile galt es zu verladen oder ins Lager zu schaffen. Somit konnte bereits deutlich vor der geplanten Zeit mit den Helferfeierlichkeiten begonnen werden. Natürlich freut das die Helfer, wenn sich nicht alles ewig hinzieht.

Etwas „Nachwehen“ gab es denn doch noch – das IT-Material musste ich bei mir auch wieder verräumen, auch wenn dank Vorsortieren das recht bald als „erledigt“ abgehakt werden konnte. Zudem noch den geliehenen Anhänger zurück bringen, aufgrund des matschigen Geländes musste der aber auch noch geschrubbt werden. Mein Auto hat dafür auch gleich eine Reinigung erfahren, damit es sich wenigstens lohnt.

Erstaunlich aufwändig gestaltete sich die Auslese der Bilder bzw. deren weitere Verwendung. Einerseits war es das schiere Datenvolumen, dass alleine anderthalb Tage Dauerlast am DSL-Anschluss benötigte um die Bilder auf einen Server zu übetragen. Ferner bringen Bilder einer Laufveranstaltung nichts, wenn sie nicht nach Startnummern gefiltert werden können. Mit meiner Erfahrung habe ich kurzerhand eine kleine Software in PHP geschrieben, die sich der Verwaltung und Ausgabe der Bilder annimmt. Auch dabei habe ich wieder etwas gelernt – diesmal über automatische Nachbearbeitung von Bildern auf der Kommandozeile, also praktisch im Blindflug. Mit einigen Hilfsmitteln kann man Bilder gleich passend rotieren lassen (ohne alles nochmal durch die JPEG-Mühle zu drehen). Die Verwaltung übernimmt dann eine Datenbank in der ich die Bilder direkt als Datensatz abgelegt habe, das erspart Probleme bei doppelten Dateinamen und die Verwaltung von Meta-Informationen ist auch deutlich leichter. Dennoch habe ich die folgenden Abende damit zugebracht die 2300 Bilder mit Nummern zu versehen, eine Multi-User-Fähigkeit muss ich noch einbauen, Ideen dazu habe ich schon. Auch am Layout muss ich noch ein wenig was machen, aber die Funktionalität stand ja erst einmal im Vordergrund.

Insgesamt wieder eine tolle Erfahrung die mein Leben bereichert hat, auch ich habe wieder einiges dazu gelernt – vor allem werde ich nächstes Mal weniger Bilder und dafür besser komponierte machen, Qualität schlägt Quantität. Wer Interesse an der Software hat,  kann sich ja einmal bei mir melden – ich denke wir sind nicht der einzige Verein, der viele Leute mit Kameras hat, aber keinen professionellen Bilderdienst engagiert.

Immer wieder eine Freude – Mailserver einrichten

Neue Dinge machen bekanntlich in der Regel richtig Laune und Spaß – sei es neues Auto, neue Wohnung, neues (Männer-)Spielzeug. Natürlich habe ich mich daher auch über einen neuen Server auf Arbeit gefreut. Aber bekanntlich ist es bei einigen Dingen mit der Anschaffung bzw. Bestellung und Lieferung nicht getan. Die neue Wohnung will bezogen werden, das neue Auto eingeräumt etc. – genauso ist es mit einem Server, auch der wird zwar voreingerichtet geliefert, aber diverse Details und Stellschrauben muss man noch anpassen.

Die gängigen Services die auf einem Linux-Server sind in der Regel schnell eingerichtet, sei es ein Datenbank-Backend in Form von MySQL oder MariaDB, Apache als Webserver ist in der Regel auch gut paketiert, PHP als Standard-Glue-Language ebenso. Damit ist LAMP zumindest einmal abgehakt. Die Kür sind dann noch die Konfigurationen von Apache für verschiedene virtual Hosts (also mehrere Domains auf einer IP), und ggf. die notwendigen Extras für PHP (z.B. Imagick für die automatisierte Bildbearbeitung, diverse Klassen aus dem PEAR-Verzeichnis wie Tools zum Excel-Export) – alles nicht wirklich kompliziert.

Einziger Knackpunkt der mich jedesmal nervt ist die Einrichtung des Mailservers. Zwar funktioniert der Server im ersten Moment auch ohne, aber spätestens beim Versand von Systemnachrichten oder beim Aufruf der Mailfunktion aus PHP kommt man um einen Mailserver nicht oder nur schwerlich herum.

Warum ist das so? – Zum ersten gibt es nicht den Mailserverprozess an sich – wenn man es mit Windows vergleicht wäre eine solche Lösung wohl etwas in der Art wie Exchange, das aber weit mächtiger ist als ein reiner e-mail-Server. Vielmehr müssen für eine Mailserver wie ihn der Nutzer wahrnimmt verschiedene Räder ineinander greifen – leider nicht nur zwei sondern eine ganze Menge mehr.

E-mail – als erstes denkt man hier einmal an das altbekannte SMTP (Simple Mail Transfer Protocol) – wie bei allem wo „simple“ dransteht ist es das leider nicht. Ebenfalls spielen noch andere Protokolle eine wichtige Rolle: IMAP (Internet Message Access Protocol) und POP3 (Post Office Protocol 3). Allein für diese drei Protocolle ergeben sich schon mal mindestens drei Serverprozesse. Auf POP3 kann man evtl. heute im Zeitalter von Flatrates verzichten, allerdings bringen ettliche IMAP-Server auch gleich die POP3-Funktionalität mit, schaden kann es auf keinen Fall, auch wenn der Abruf über eine Wählverbindung eigentlich nur noch eine Nischenlösung ist.

Was macht da eigentlich was und warum gibts da verschiedenes, es geht doch um ein einzelnes „Produkt“ bzw. eine „Dienstleistung“. SMTP dient der Weitergabe von e-mails – viel mehr ist darin gar nicht spezifiziert. Eine e-mail wird zwischen verschiedenen System damit weiter gereicht bis sie ihren Bestimmungsort erreicht hat. Das kann durchaus einmal mehrere Schritte umfassen, nachverfolgen kann man es in den Headern der e-mail, die man nicht immer angezeigt bekommt, aber jedes bessere Mailprogramm hat dafür eine Option. Wie das Zielsystem mit der Mail umgeht ist ihm überlassen. Früher war es üblich pro Benutzer einfach eine Textdatei zu nehmen und die Mails dort hintereinader einzutragen. Das sogenannte MBox-Format, für wenige und reine Textmails eine praktikable Lösung, beim heutigen Volumen (Attachments) und dem parallelen Zugriff von mehreren Endgeräten nicht mehr so ganz aktuell, auch weil es keine Ordner-Struktur unterstützt (oder nur auf Umwegen, die zwar „akzeptiert“ aber nicht wirklich standardisiert sind). Durchgesetzt hat sich als Ersatz das Maildir-Format, wie der Name schon andeutet gibt es da Directories also Verzeichnisse. Ferner wird für jede e-mail eine separate Datei verwendet. Je nach Dateisystem ist das nicht unbedingt platzsparend, aber Speicherplatz ist heute ja in Hülle und Fülle vorhanden.

In den allerwenigsten Fällen ist das Zielsystem der e-mail gleich dem verwendeten Endgerät (schon allein aus Gründen der Erreichbarkeit – ein e-mail-Server ist 24h am Tag erreichbar, das Endgerät im Zweifel nicht). Daher gibt es die Protokolle IMAP und POP3 um e-mails vom Mailserver abrufen zu können. POP3 ist dabei an der klassischen Post orientiert: Man holt seine Nachrichten aus der Box und was man dann damit macht ist nicht mehr Sache des Servers (es sei denn man setzt spezielle Optionen) – der Vorteil: Es bedarf keiner ständigen Verbindung, Nachteil: Habe ich ein Smartphone, einen Laptop, einen Rechner und will womöglich noch per Webmail-Interface auf meine Mails zugreifen, wird die Synchronisation haarig bis unmöglich. IMAP ist daher Stand der Technik – die Nachrichten verbleiben auf dem Server, die meisten Clients haben aber einen Offline-Modus um die Nachrichten vorzuhalten, wenn gerade keine Verbindung zum Server möglich ist.  IMAP und POP3 kümmern sich also um die „letzte Meile“ des e-mail-Verkehrs. Daher haben diese Protokolle auch schon immer eine Benutzer-Authentifizierung vorgesehen, denn ein Mailserver hat ja in aller Regel multiple Postfächer. SMTP hatte das anfänglich nicht, und das ist eine echte Design-Schwäche, die unter anderem für eine e-mail-Plage namens SPAM mit verantwortlich ist.

Soweit so gut, wir haben also 3 Prozesse, das sollte sich doch machen lassen oder etwa nicht? Naja, ganz so einfach ist es heute leider nicht mehr: Im vorangegangenen Absatz habe ich bereits über Authentifizierung gesprochen, also Zugriffsbeschränkungen. Damit nicht jeder einfach SPAM verbreiten kann, sollte kein Mailserver irgendwelche Mails, die nicht für ihn bestimmt sind annehmen und weiterleiten (sogenanntes offenes Relay) – früher war das eine praktische Sache, aber heute ist es schon fahrlässig bis strafbar so etwas zu machen – jeder der sich selbst um den Mailserver kümmert weiß wie viel SPAM angelandet wird (bei mir ca. 95% aller Zustellversuche!). Nun gut, Benutzername und Passwort das ist ja gängig – nur diese Information müssen sich dann auch noch die drei Prozesse teilen und sie sollten nach Möglichkeit synchron laufen. Dafür kann man das Benutzerverwaltungs-System des Zielhosts heran ziehen, das ist der klassische Weg. Die Serverprozesse arbeiten dann mit den Passwort-Mechanismen des Betriebssystems zusammen. Für kleine Server sicherlich eine gute Möglichkeit, aber was wenn man mehrere Domains verwalten möchte, die unterschiedliche Nutzer haben? Für jeden auch noch ein Systemkonto anlegen (mit allen Vor- und Nachteilen) das wird irgendwann anstrengend und schwer zu warten ist es auch noch. Auf alle Fälle aber bedarf es also eines vierten Teils, der sich um die Authentifizierung kümmert, das kann PAM (Plugabble Authentification Module) sein, oder ein andere Mechanismus. Sind wir also bei 4 Prozessen, die man beachten muss. Nicht mehr schön aber noch überschaubar …

Lustig wird es erst bei weiteren Maßnahmen, die man heute aber leider treffen muss: SPAM-Abwehr und Virenschutz. Jede e-mail muss beim Eingang also überprüft werden, dazu gibt es verschiedene Mechanismen. SPAM bekämpft man klassischer Weise mit Spamassassin – ein recht ausgefeiltes (und wiederum modulares) System zur automatischen Inhaltsanalyse (z.B. Abfrage von Blacklists bekannter SPAM-Schleudern, Bayes-Filter und noch einiges mehr), für die Viren und Trojaner gibt es Virenscanner (so viele man möchte, bzw. soweit es der Server von der Leistung hergibt). Bewährt hat sich im Linux-Umfeld mittlerweile der OpenSource-Scanner ClamAV. Sind wir numher also bei 6 Teilen die man zusammensetzten muss, von der jeweiligen Einzelkonfig mal ganz abgesehen. Damit das Filtern leichter geht und auch eine gewisse Fehlerbehandlung (Virenscanner schmiert ab, Spamassissin hängt, etc.) zu erreichen, gibt es die Glue-Software „amavisd“. Macht in Summe schon einmal 7 Prozesse die es zu beherrschen gilt. MySQL bzw. Maria-DB kommt ggf. noch dazu wenn man die e-mail-Adressenverwaltung und ggf. auch die Speicherung der e-mails in einer Datenbank realisieren möchte.

Weiter kann man die Komplexität noch nach oben treiben, wenn man Verschlüsselte Verbindungen wünscht…. Insgesamt also doch ein recht umfangreicher Brocken nur für e-mail, das ja eigentlich bei einem Webserver „nur“ im Hintergrund mitlaufen soll. Die Einrichtung von Clients oder einem Webmail-Interface ist hingegen recht leicht wenn die Infrastruktur einmal steht. Diese stützen sich in aller Regel auf die oben genannten Protokolle und Schnittstellen. Damit der Post hier nicht zu lange wird, mache ich in der näheren Zukunft mal einen zu einer Konfiguration die ich am Laufen habe und mit der ich recht zufrieden bin.

 

 

Mein Traditionslauf – Stadtlauf in Nürnberg 2013

Viele Dinge wiederholen sich jedes Jahr: Ostern, Weihnachten und ganz wichtig: zwischendrin der Tag der deutschen Einheit oder auch der Tag des Nürnberger-Stadtlaufs. Seit ich teilnehme findet er am dritten Oktober statt. Es ist der einzige Lauf an dem ich seit dem Start meiner Laufkarriere jedes Jahr teilgenommen habe – und ich habe nicht vor diese Serie abreißen zu lassen.

Dieses Jahr bot es sich sogar um so mehr an, nach Nürnberg zu fahren – der Brückentag am Freitag zur Erholung, Sightseeing und Freunde treffen in Nürnberg. Eine Neuerung war mir dieses Jahr schon vorab bekannt: Meine Freundin würde sich an die Strecke stellen und Bilder machen – ein echter Service den ich echt zu schätzen weiß. Als wir die Foto-Spots besichtigen sind gerade schon die 10km-Läufer unterwegs – am Ende ein alter Bekannter: Erwin Bittel macht wieder den Schlussläufer. Ich geselle mich zu ihm und laufe mich schon mal einige Meter warm, zudem erste Fotos.

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Das Team von Sportscheck, Mika-Timing und dem TSV Katzwang ist sehr gut eingespielt, alles läuft wie am Schnürchen – auch die Wetterbestellung hat dieses Mal geklappt: Es ist herrlich sonnig, im Schatten zwar etwas frisch und an einigen Stellen windig, aber insgesamt doch perfektes Wettkampfwetter. Kurz vor dem Start treffe ich dann noch Helga und Heinrich von „Helgas Lauffreunden“ – die Betriebslaufgruppe mit der alles in Nürnberg einmal seinen Anfang genommen hat. Beide können erkältungs- und verletzungsbedingt nicht mitlaufen, obwohl sie das gerne würden. Ein wenig Läufer-Smalltalk und ich reihe mich ins Startfeld ein – leider etwas zu spät, ich bin deutlich hinter dem Pacemaker für 1:44h – als Ziel habe ich mir die 1:45h als Obegrenze, als realistisch etwas um die 1:40h vorgenommen.

IMG_6191Die Laune im Startblock ist richtig gut, jeder fiebert dem Start entgegen und natürlich sind wieder alle in den Sportscheck-Farben unterwegs: knallorange, damit die Läufer auch bei schlechter Witterung definitiv nicht übersehen werden. Mit den letzten Minuten steigt die Spannung, und dann gibt es doch eine Panne – eine die wir schon einmal hatten: Aus dem „Stadtlauf“-Portal ist die Luft raus – im wahrsten Sinne des Wortes: das aufblasbare Tor ist zie      lsicher wenige Sekunden vor dem Start in sich zusammen gesackt. Die Läufer und Kommentatoren nehmen es mit Humor, und mit einigen Minuten Verzögerung kann es dann doch losgehen.

IMG_6195Mit der 7. Teilnahme kenne ich die Strecke schon fast im Schlaf – von diversen Trainingseinheiten die ich um den Wöhrder-See und entlang der Pegnitz schon absolviert habe ganz zu schweigen. Praktischerweise geht es die ersten 2 Kilometer auf breiten Hauptstraßen, das gibt mir die Chance langsamer Läufer zu überholen und mich im Feld passend einzusortieren. Es geht vorbei am Hauptbahnhof und entlang des Marientorgrabens an die Pegnitz. Die Kilometer fliegen fast an mir vorbei und ich merke, dass ich gut in der Zeit liege,  um die 4:30Min liegen die Kilometerzeiten. Das passt alles und es läuft sich dennoch sehr angenehm – ich habe nicht das Gefühl schon am oberen Limit zu laufen. Kurz nach dem Abzweig aufs Prinzregenten Ufer ist der erste Foto-Termin für mich, also schön lächeln und ein wenig auf sich aufmerksam machen – die Aussage „ich bin der mit dem organenen Shirt“ hilft beim Stadtlauf in keinster Weise bei der Erkennung eines Läufers… Aber es klappt – die ersten Fotos sind im Kasten, trotz des noch immer sehr dichten Feldes, auf Höhe des Foto-Spots habe ich auch endlich den 1:44h Pacemaker eingeholt – hinter dem klebt schon fast eine dicke Traube Läufer, vornedran wird es etwas lichter.

IMG_6207Durch das Publikum angefeuert geht es auf den ersten Versorgungspunkt zu, und es gibt vorher noch eine kleine Überraschung: Die Strecke wurde leicht geändert, anstelle unter einer der großen Verkehrsadern hindurch (wo es im ersten Durchlauf immer recht eng war), geht es diesmal auf selbiger bis zum Abzweig auf den Fuß- und Radweg an der Pegnitz. Am Altersheim ist ordentlich Stimmung, ich greife bei ISO und Wasser zu, die Getränkeflasche habe ich dieses Jahr daheim vergessen. Die Sonne scheint herrlich und wärmt, das merkt man vor allem auf dem nun folgenden schattigen Kilometern. Die Zeiten sind weiterhin voll im Rahmen und ich überlege kurzfristig etwas mehr Gas zu geben, aber die Erfahrung sagt: Diesem Drang sollte man erst auf der Zielgeraden nachgeben. Die Kraft brauche ich dann auch für die erste Steigung bei Kilometer 4 – es geht über die Pegnitz und nach einer Kehre geht es am anderen Pegnitz-Ufer wieder zurück in Richtung Stadt. Ich motiviere mich mit dem nächsten Foto-Spot kurz nach Kilometer 7. Das hilft auch gegen den teilweise recht kräftigen Gegenwind. Ebenfalls motivierend: Die Strecke ist flach, das Publikum ist vielzählig und die nächste Versorgung kommt auch gleich – dort gibts wieder Wasser und ISO für mich. Fast direkt danach gibts dann auch das nächste Foto und weiter Motivation.

Nun geht es wieder in die Altstadt von Nürnberg, durch ein Tor in der Stadtmauer, über die Insel Schütt in der Pegnitz, an deren Ende lauert eine kleine Gemeinheit der Strecke: Die Nonnengasse, auch als Nonnensteig oder Heartbreak-Hill bekannt – auf diesem kurzen Stück überwindet man den Höhenunterschied zwischen Pegnitz und Lorenzkirch – viele Läufer müssen hier gehen. Dieses Jahr ist die Steigung noch etwas entschärft – aufgrund einer Baustelle muss man eine kleine Extra-Schleife laufen, diese kommt mir ein ganz klein wenig weniger steil vor. Oben Luft holen, Blick auf die Pulsuhr und nur nicht im Tempo nachlassen, wenn es an der Lorenzkirche vorbei geht – vor der Kirche steht immer viel Publikum, dort haben sich Helga und Heinrich postiert und feueren mich lautstark an.

Im Zick-Zack geht es durch die Innenstadt, diese wirkt ein wenig verlassen, klar es ist Feiertag, da sind die Geschäfte zu und somit außer den Läufern und ihren Fans nur wenige unterwegs. Mittlerweile habe ich den Kilometer 9 passiert und es geht auf den Frauentorgraben am Opernhaus zu – der Graben reicht bis auf U-Bahn-Niveau mit Einblick in die Haltestelle, der Start-Ziel-Bereich liegt auf Straßenebene in der Gegenrichtung – mit Schwung komme ich diesmal un die Haarnadelkurve auf die Start-Ziel-Gerade (das Tor steht immer noch wie eine 1), nur der Gegenwind pfeift um so heftiger – aber egal, man hat ja das Zwischenziel vor Augen. Direkt dahinter gibt es dann nochmal Wasser und für mich eine Banane – ungewohnt: die ist nicht geschnitten sondern am Stück – bei vollem Tempo eine Banane schälen und essen ist auch etwas für fortgeschrittene Läufer, aber nach rund 500m sind die Kohlenhydrate und Mineralien im Magen angekommen und stehen zur Versorgung der Muskeln auf der 2. Runde bereit – noch etwa 10km sind es. Was mir allerdings auffällt: Im Eventbereich ist es vergleichweise ruhig und wenig los – viele Besucher sind wohl ob der windigen und kühlen Witterung (wenn man nicht läuft) schon wieder auf dem Heimweg.

IMG_6213Wieder geht es runter an die Pegnitz, diesmal mit einem leicht anderen Schwenk direkt auf den Radweg – der ist schmaler als die Straße bei der ersten Runde, aber das Feld hat sich deutlich gestreckt. Bei Kilometer 12 gibts wieder ein Foto und laute Anfeuerungsrufe – viele Spaziergänger und Familien stehen an den sonnigen Stellen des Radwegs und feuern die Läufer an, was das Zeug hält. Fast schon zu früh kommt die nächste Versorgung in Sicht, nochmal Schmierstoffe für die Muskeln aufnehmen bevor es einen Kilometer später wieder über die Pegnitz-Brücke geht. In der 2. Runde gilt es eine kleine Zusatzschleife zu laufen, damit die 21,1km auch voll werden.

Das Wetter meint es weiterhin gut mit den Läufern, es ist sonnig und wir haben für die Strecke zurück in die Stadt sogar Rückenwind, damit läuft es sich gleich nochmal leichter. Noch immer kann ich Läufer vor mir überholen, auch wenn gelegentlich von hinten mittlerweile der ein oder andere Sprinter angeschossen kommt und vorbei zieht. Viele sehe ich aber an der Versorgunsstation an der Wöhrder Wiese wieder, die machen dort Stop, während ich einfach noch ein Wasser abgreife und es im Laufen so gut es geht in mich hinein schütte, ein nicht unerheblicher Teil geht aber auch daneben, aber das Trikot ist ohnehin schon durchgeschwitzt.IMG_6236

Bei Kilometer 18 suche ich erst mal etwas verdattert nach meiner Freundin, aber sie hat die Seite gewechselt – während ich vollkommen fokusiert auf den rechten Rand der Strecke schaue winkt sie dann doch von der linken Seite – ein letzter kräftiger Anfeuerungsruf „wir sehen uns im Ziel“ und schon läuft es sich wieder leichter – wohl auch weil es nur noch 3 km bis dorthin sind. Etwas langsamer bin ich geworden, ich gebe daher noch etwas Gas, bei 3km kann ja nicht mehr viel passieren (das reicht ja bei mir nicht mal mehr zum Aufwärmen). Noch liegen aber auch die Steigungen an der Lorenzkirche und die Senke vor dem Opernhaus vor mir – also nicht volle Kanne laufen, Reserven lassen. Mit diesem Mantra bezwinge ich den Nonnensteig und immer noch habe ich nicht das Gefühl, wie sonst beim Stadtlauf, am Ende meiner Kräfte zu sein als ich oben ankomme. Auf halber Höhe an der Lorenzkirche steht ein Motivationsschild: 19km sind geschafft – nur noch zwei sind zu bewältigen. Ich steigere weiterhin behutsam das Tempo. Es geht durch die Fußgängerzone und kurz vor Kilometer 20 riecht es dann auch noch lecker nach Essen – Pommes, Burger – der Körper meint: „Lass Pause machen“, der Kopf gibt klar Kontra: „Noch ein Kilometer, dann ist Pause und vorher nicht“.

stadtlauf_nuernberg_211_km_halbmarathon_startnr_99999Noch immer steigere ich das Tempo, oberhalb des Frauentorgrabens stehen Helga und Heinrich, ich sehe sie nicht, aber ich höre Helga ganz deutlich: „Auf, noch nen Endspurt Kai!“ – gesagt getan, ich verschärfe das Tempo noch ein Stückchen und überhole weitere Läufer.  Nun gilt es nur noch die Steigung aus dem Graben heraus zu überstehen – ich höre innerlich Peter von meiner Laufgruppe sagen „Das ist nur ein Scheinbuckel, der scheint nur so steil….“ und siehe da, so anstrengend ist es doch gar nicht. Sicherlich hat auch das freigesetzte Adrenalin seinen Anteil daran – nach der Spitzkehre gehts es aufs Ziel zu. Das Tor steht immer noch, und ich gebe nochmal alles – leider sind keine Läufer in Reichweite an die ich mich noch „ransaugen könnte“, also muss ich gegen die Uhr an der Strecke anlaufen – 1:37:32h zeigt sie beim ersten Anblick – da sind es noch wenige Meter bis zur Ziellinie – ich hole nochmal alle Reserven raus und rausche durchs Ziel – geschafft! Noch dazu deutlich schneller als ich mir vorgenommen hatte, da muss ich nächstes Jahr wohl die Zeiten noch weiter nach unten schrauben. Am Ende sind es netto 1:37:44h das freut mich natürlich. Aber genauso freue ich mich auf die Versorgung im Ziel, das gebotene Menü ist immer sehr reichhaltig, vom obligatorischen Wasser, ISO, Bananen, Äpfeln bis hin zu alkoholfreiem Weizen, Müsliriegeln und Kuchen ist alles geboten was das Läuferherz nach 21,1km begehrt.

Dennoch fällt mir auch hier auf: Es müssen dieses Jahr etwas weniger Läufer gewesen sein, oder zumindest die Verteilung des Feldes ist deutlich anders – wo sonst dichtes Gedränge und bald kein Durchkommen war, ist es diesmal erfrischend leer – man hat jede Menge Platz um an alle Versorgungstische heran zu kommen – oder liegt es vielleicht doch an der flotten Zeit? Mir soll es recht sein, es muss nicht jeder Lauf so überlaufen sein wie der Berliner Marathon. Das schönste kommt aber zum Schluss: Meine Freundin empfängt mich nach der Versorgung mit offenen Armen – allein für diesen Moment hat sich der Lauf gelohnt.  Da ist selbst das technische Problem des ausgefallenen Boilers in der Dusche eine Viertelstunde später völlig nebensächlich, wenn auch sehr erfrischend.

Fazit: Nürnberg, ich komme wieder: Zum Stadtlauf kommendes Jahr und in einem Monat schon zum LGA-Indoor-Marathon, dem wetterunabhängigen Marathon mit Hamsterrad-Effekt.

Wahl / Qual-Sonntag und Ergebnisse

Ja, da war am Sonntag so ein komisches Event wo wieder x Leute die Schulen besuchten die da eigentlich nicht mehr reingehören. Auch bekannt als Bundestagswahl, in Mannheim zusätzlich verbunden mit dem Bürgerentscheid über die kommende Bundesgartenschau.

Der Vorlauf zu beiden Wahlen/Entscheidungen war dieses Mal äußerst fade, mich hat so recht nichts wirklich angesprochen und groß publik sind viele Sachen auch nicht gemacht worden. Die Wahlplakate fand ich persönlich so einfallslos wie sei langem nicht mehr. Vielleicht auch ein Zeichen, dass sich derzeit nichts wirklich voran bewegt?

Die Ergebnisse auf Bundesebene waren überraschend auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber auch zu erwarten gewesen. Enttäuschend fand ich eigentlich nur die Wahlbeteiligung – in anderen Ländern kämpfen Menschen mit ihrem Leben um freie Wahlen, bei uns wird dieses Recht mit Füßen getreten indem man nicht wählen geht (obwohl das Angebot zur Briefwahl besteht, es kann sich also keiner mit „ich bin nicht da“ rausreden wollen). Es wäre doch etwas wie in anderen Ländern eine Wahlpflicht einzuführen, dort kostet es einige Euro, wenn man nicht zur Wahl erscheint. Leider habe ich sowas in keinem Wahlprogramm gefunden. Wie sich die Bundespolitik entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Möglichkeiten gibt es genügend – auch wenn einige derzeit noch ausgeschlossen werden, es wird sich schon was finden.

Ebenso spannend war der Entscheid für oder gegen eine Bundesgartenschau in Mannheim, genauer gesagt in der Feudenheimer Au und den angrenzenden ehemaligen Militär-Geländen der US-Armee. Das Ergebnis zeigt klar, wie zerstritten und gespalten Mannheim bei dieser Frage ist: 50,7% haben für die Bundesgartenschau nach den aktuellen Plänen gestimmt. Das ist mehr als knapp, es ist verdammt knapp. Dem sollten sich die Planer der BUGA nun auch wirklich bewusst sein: Es wird ihnen sehr genau auf die Finger geschaut werden, jeder Fehltritt wird wohl ein großes mediales Echo und Wellen auf kommunaler Ebene verursachen.

Auch ich war innerlich etwas gespalten gegenüber der BUGA, für mich war es am Ende eine Entscheidung der Vernunft und weniger des Wollens. Fakt ist (und das merke ich in letzter Zeit immer wieder): Mannheim hat wenig Geld zur Verfügung. Schon allein die Instandhaltung der Infrastruktur gelingt nur sehr sehr mäßig. Es gibt Straßen das sind noch immer Schlaglöcher des letzten Winters drin, bzw. nur mal eben schnell geflickt. In den Schulen könnte einiges mehr getan werden, auch hier zeigt sich immer wieder ein Stau bei den Instandhaltungsmaßnahmen. Zuletzt habe ich das beim Turnfest gesehen. Jeder der ein wenig mit offenen Augen durch Mannheim geht und die Kommunalpolitik ein wenig mitverfolgt weiß wie eng die Haushaltslage ist.

Auf der anderen Seite steht natürlich die Attraktivität der Stadt Mannheim, diese kann durch Veranstaltungen natürlich gesteigert werden. Eine Gartenschau kann dazu ein probates Mittel sein, wie Mannheim ja schon 1975 bewiesen hat: Mit dem Herzogenried-Park und dem Luisenpark sind wunderschöne Parks entstanden von denen Mannheim auch heute noch profitiert, keine Frage. Allerdings muss man sich auch hier fragen: Wie steht es um den Zustand dieser Anlagen – und leider muss man feststellen: Es muss an allen Ecken und Enden gespart werden und es stehen einige Sanierungen ins Haus: Sei es die Baumhain-Halle im Luisenpark, die erneuert und saniert werden musste oder die Multihalle im Herzogenriedpark, die derzeit nicht einmal mehr betreten werden darf, da die Konstruktion marode ist. Vor diesem Hintergrund muss man sich fragen: Wäre nicht eine Wiederverwendung und Erneuerung der Parks von 1975 zielführend? Es ist doch ohnehin ein Zeichen der Zeit, dass immer mehr in Richtung Recycling und Wiederverwertung gedacht wird. Warum also nicht wirklich im großen Stil denken und Gebäude und Flächen „wieder verwenden“ noch dazu sogar nicht einmal „artfremd“ sondern ganz gemäß ihrer originären Schaffung nach?

Die Kosten für die Bundesgartenschau sind bekannt und laut Aussagen aus dem Rathaus beherrschbar und überschaubar. Was viele aber übersehen: Diese Rechnungen beziehen sich nur auf den Zeitraum der Bundesgartenschau, von den Folgekosten habe ich noch nichts gelesen. Es reicht ja auch nicht nur sich ein Auto zu kaufen, man muss auch das Geld haben Steuer, Versicherung, Treibstoff und Reparaturen zu bezahlen. Wenn ich nun schon mit meinem bisherigen Bestand (sei es Auto oder Park) finanziell nicht rumkomme, dann tue ich mir doch keinen Gefallen wenn ich mir noch ein zusätzliches Fahrzeug bzw. eine zusätzliche Parkfläche anlache. In beiden Fällen habe ich hinterher den Instandhaltungsaufwand.

Vor diesem Hintergrund habe ich mich gegen eine Buga gemäß der aktuellen Ausschreibung entschieden: Es geht mir nichtu m die Buga als solches, es geht mir vielmehr um das Konzept, dass derzeit angedacht ist. Ich kann nur hoffen, dass die Macher den Warnschuss vor den Bug als solchen auch wahrnehmen und ihre Konzepte nochmals überprüfen. Nicht alles was da drin steht ist per se schlecht, aber an einigen Stellen sollte man nicht nur träumen sondern auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Vielleicht sollte man auch mal unter der Annahme „worst-case“ rechnen – bei vielen Projekten wird das gefordert, in einigen Bereichen ist es sogar zwingend nachzuweisen, was im schlimmsten aller Fälle passieren kann (man denke hierbei an die Sicherheitseinrichtungen im modernen Auto: hier will man doch auch keinen Airbag, der nur in 85% der Fälle auslöst wenn er muss und mit 3% Wahrscheinlichkeit versehentlich hochgehen kann …) – bei so vielen großen und kleinen Projekten sind die Kosten schon aus dem Ruder gelaufen, die Erwartungen nicht erfüllt worden – wann folgen hier endlich einmal Schlussfolgerungen für zukünftige Projekte (Stichwort: mehr Reserven einplanen)?

Ich frage mich derzeit wie es wohl in zehn Jahren, zur BUGA aussieht – das Gelände mag richtig gut geworden sein, der Landschaftsschutz tatsächlich sinnvoll erhalten worden sein, aber es kommt keiner hin, weil die Anbindung derart holprig im wahrsten Sinne des Wortes ist, dass man es eher als „Abenteuerreise“ verkaufen muss. Wegen Kosteneinsparungen zu Gunsten der BUGA wurde auf die ein oder andere Sanierung der Straßen verzichtet, infolge dessen braucht man leider ein Offroad-Fahrzeug um überhaupt auf die Parkplätze am Gelände zu gelangen. Ein passender Ausbau des ÖPNV (mit wirklich sinnvoll nutzbaren Angeboten) wurde leider auch nicht realisiert, es fehlte am Geld bzw. es kam so überraschend, dass jetzt doch ettliche Leute damit fahren wollen – so schnell konnte man keine weiteren Fahrzeuge und anderes Material auftreiben…. Das Mannheim beim Verkehrskonzept nicht wirklich genial ist, hat doch erst das Turnfest gezeigt – angeblich war innerhalb einer Stunde+x jeder Wettkampfort vom Hauptbahnhof in Mannheim zu erreichen. Nur dass es an den Verknüpfungen dazwischen mangelt, hatte keiner sehen wollen – wenn ich schon alleine 30 Minuten bis an den Bahnhof brauche um von dort dann nochmal 60 Minuten unterwegs zu sein, dann wird das Konzept der kurzen Wege und schnellen Verbindungen recht schnell zu Farce. Oft war man tatsächlich mit dem eigenen Auto um ein vielfaches schneller am Ziel.

Ich weiß, das ist jetzt alles etwas arg viel Schwarzmalerei und ich soll mich nicht so haben… aber manche Dinge sollte man eben doch bedenken. Lieber den Spatz in der Hand, denn die Taube auf dem Dach – Mannheim hat viele bereits vorhandene Potentiale und Bestände für eine Buga, diese gilt es zu nutzen, zu pflegen und zu erhalten – wenn das sichergestellt ist, kann man über neue Investitionen und neue Areale und Wünsche nachdenken. Aber erst einmal sollte Mannheim seine Hausaufgaben machen die mehr als umfangreich sind – eine Stadt ist für Menschen nicht nur attraktiv, wenn es viele grüne Parks gibt, Arbeitsplätze, Straßen, Radwege, ÖPNV und Schulen sind es die dafür sorgen, dass sich Menschen auch in Mannheim niederlassen wollen und nicht nur für eine kurze Visite in die Parks kommen, das Schmuckstückchen in Mitten des Chaos drum herum sehen und dann wieder verschwinden.

In diesem Sinne – Buga, ein klares „jein“ insgesamt, ein klares „nein“ zum aktuellen Konzept.

Verlängertes Wochenende in Stockholm

Man wie die Zeit vergeht – nun ist der Urlaub schon fast wieder zwei Wochen vorbei und endlich komme ich dazu auch den Blog-Eintrag dazu zu machen.

Recht spontan hatte ich mich entschieden meine Freundin nach Stockholm zu begleiten, sie hatte sich schon länger für das Festvial „where’s the party“ mit mehreren namhaften DJs und als Haupt-Akt: Axwell ein Ticket gesichert.
Auch für mich habe ich noch ein Ticket bekommen, auch wenn ich vorher wenig in der DJ und House-Szene unterwegs war – aber man soll sich ja nicht grundlegend gegen etwas verschließen was man noch nie ausprobiert hat.

Die Reisevorbereitungen waren recht flott erledigt, auch da die Eckdaten zum Teil schon feststanden – neben dem Ticket für das Festival war ein Flug nach Stockholm schon gebucht. So bin ich aber auch einmal in den Genuss gekommen mit der wohl berühmtesten Billig-Airline zu fliegen: Ryan-Air. Eines muss man der Firma lassen: Die Anmeldung und die Fallstricke sind absolut zahlreich und es nervt irgendwann nur noch sich durch die xte Seite mit irgendwelcher Werbung, sinnfreien Zusatzangeboten (ich will keinen Koffer und keine Stadtrundfahrt, ich will eigentlich einen Flug buchen …) und schrägen Übersetzungen gehangelt hat. Besonders gut hat mir die Übersetzung der Versicherung gegen Flugausfall gefallen „ja bedecke meinen Urlaub“ als Button – so hat man wenigstens etwas zu Lachen.

Abflug war am Freitag um kurz nach 6:00h in der Frühe. Für mich die Gelegenheit etwas gegen mein überbordendes Gleitzeitkonto zu unternehmen. Den Donnerstag habe ich dann auch gleich noch frei gemacht – genutzt habe ich ihn dann um bei Martin etwas Vorbereitungen für seine neue Solar-Anlage zu machen: Der Netzwerkverteiler saß dafür etwas ungünstig und musst ein wenig wandern – auch ein lustiges Unterfangen.

Freitag um kurz nach vier ging es dann los – insgesamt wurden wir durch die vielen Baustellen auf der A61 etwas ausgebremst. Somit waren wir schon etwas knäpplich dran auf dem Weg nach Frankfurt-Hahn. Zudem war der Billig-Parkplatz bereits vollständig belegt – der nächst günstigere bedeutete allerdings eine gutes Stück Fußweg. Nicht gerade das Optimum für meine Freundin, die wegen Knieproblemen auf Krücken unterwegs war. Es endete in einer Just-in-time Check-In-Aktion: Genau eine Minute vor Gate-Schluss haben wir eingecheckt – geschafft in mehrerlei Hinsicht. Einen Vorteil hat so ein später Check-In allerdings – man muss keine langen Wartezeiten in Kauf nehmen, direkt in den Sicherheitsbereich und anstellen zum Boarden. So was habe ich zuletzt 2003 in Chicago gemacht.

Der Flug an sich ist nicht lange und auch die Kaffee-Fahrt-Mentalität von Ryan-Air ging nur mäßig auf den Wecker. Man muss es wirklich nur aussitzen, dann hat man wirklich einen günstigen Flug. In Hahn habe ich ja nicht viel von der Landschaft gesehen, aber in Stockhol-Skavsta ist mir der Spruch „we fly you from nowhere to nowhere“ so richtig bewusst geworden. Da ist wirklich fast nichts rund um den Flughafen. Dafür geht es dann nochmal mit dem Bus für 1,5h über die Autobahn noch Stockholm rein. Interessant sind die Industriegebiete – richtig groß vertreten ist dort nicht nur IKEA mit der weltweit größten Filiale – nein auch Bauhaus (ein Original aus Mannheim) und Media-Markt sind ganz vorne mit dabei. Da fühlt man sich doch glatt heimisch.

Vom Bahnhof (an dem sich Bus, Bahn und U-Bahn treffen) geht es ins Hostel, um unser Gepäck abzustellen und eine erste Besichtigungstour zu starten. Viel Gepäck haben wir ohnehin nicht dabei, maximal 10kg in verkleinerter Handgepäckgröße sind zulässig, selbst mein eigens beschaffter Trolly aus den USA ist zu groß, obwohl der explizit als „Carry-On-Size“ beworben wurde. Beim Ticket-Kauf mache ich erste Bekanntschaft mit dem „Nummern-Ziehen“ – was bei uns häufig nur auf Ämtern anzutreffen ist, wird in Schweden für vieles mehr eingesetzt. Sei es beim Ticketkauf oder sogar in der Fleischerei oder nur der Theke für den Fisch. Aber eine sehr angenehme Sache muss ich sagen. Könnten wir in Deutschland auch an einigen Stellen mehr verwenden.

Mit der U-Bahn gehts recht fix voran, ich registriere, dass es Produkte meines Arbeitgebers gibt, die zuverlässig funktionieren – ein Zustand der in meinem derzeitigen Projekt noch nicht eingetreten ist – dem Chaos bin ich erst mal entflohen. Im Hostel sind wir flott eingecheckt – das Zimmer ist aber noch nicht gereinigt, aber die Schließfächer kosten auch nicht die Welt (10 Kronen). Bevor es auf Tour geht, machen wir ein kurzes Frühstück, nachdem das frühe Frühstück doch etwas länger her ist.

So lange es noch nicht angefangen hat zu regnen geht es in die Altstadt – schwedisch: Gamla Stan. Gammelig ist da aber rein gar nichts. Sehr viele Häuser sind echt toll hergerichtet. Mit meiner persönlichen Stadtführerin gehts über den alten Markt, am Nobel-Museum vorbei zum königlichen Schloss. An der Strecke liegt der Dom, den besichtigen wir natürlich auch gleich mit. Die Touristenmeile mit all den komischen Souvenir-Shops haben wir gleich weggelassen… Dafür geht es nun durch das Künstlerviertel mit vielen sehr drolligen Läden und allerhand Kuriositäten.  Unter anderem erstehen wir etwas für die Weihnachts-Saison: Austecher in Elchform – brauche ich nur noch ein Rezept für typisch schwedisches Weihnachtsgebäck (Knäckebrot gehört nicht zum Weihnachtsgebäck). Zum Abschluss geht es durch den einsetztenden Regen in einen Süßwarenladen – lauter leckere Sachen mit gläserner Produktion. Für mich sehr angenehm: Jede Menge und fast jede Form von Lakritz. Ich könnte Stunden im dem Laden zubringen. Zum Trockenlegen und etwas Ausruhen geht es zurück ins Hostel.

Abends speißen wir edel in einem der empfohlenen Resautrants – bekannt für seinen Fisch und Meeresfrüchte – sehr fein, auch wenn die Bedienung scheinbar Ewigkeiten benötigt um das Dessert auf den Tisch zu bringen. Wir haben nämlich noch einen weiteren Termin für den Abend: Einige Straßen weiter ist die Ice-Bar – eine Bar vollständig aus Eisblöcken – richtig gut frostig und mit Gläsern aus kleinen Eisblöcken. Nicht günstig aber ein tolles Erlebniss – etwas dickere Schuhe wären hilfreich gewesen, aber man übersteht die Stunde bei -7°C auch so ganz gut – dicke Bekleidung und Handschuhe werden ohnehin gestellt (wäre ja auch lustig im Spätsommer in Daunenjacken und mit dicken Fäustlingen durch die Stadt zu laufen…).

Der nächste Tag beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück im Hostel – da bleiben fast keine Wünsche offen: Brot von Knäcke bis Weißbrot, Müsli in verschiedenen Sorten, Kaffee, frisch gepressert Orangensaft und eine reichhaltige Auswahl an Belag – da kann sich manches Hotel eine Scheibe von abschneiden. Für den Tag haben wir uns das ABBA-Museum auf den Plan genommen. Immerhin ein absoluter Export-Schlager in Schweden: verschiedenste Bands und Musikgruppen (unter anderem auch Europe, Roxette usw.). Das Museum ist gut besucht, aber man tritt sich nicht laufend auf die Füße. Interessantes, ungeplantes Highlight ist ein ausgelöster Feueralarm, bei dem kurzzeitig das gesamte Gebäude evakuiert wird. Laut Personal ist zum ersten Mal ein Fehlalarm ausgelöst worden seit das Museum eröffnet wurde. Dafür klappt alles erstaunlich gut und ordentlich. So komme ich auch noch in den Genuss einen schwedischen Löschzug zu bestaunen. Beim Unterbau könnte man echt neidisch werden – klar dass die keinen Mercedes oder MAN verwenden sondern einen Scania. Bereits nach 5 Minuten gehts wieder rein ins Gebäude und der Rundgang kann weiter gehen. So etwas frische Luft und Aktion zwischendrin sind nicht verkehrt.

Abends geht es auf das Festival – im ersten Moment etwas ungewohnt und auch recht laut, aber insgesamt nicht schlecht. An manche Musik kann man sich echt gewöhnen – nach dem Konzert will ich definitiv mehr davon. Während die Anreise ans Gelände mit dem Bus noch recht gut ablief (abgesehen, davon dass viele schon im Bus gefeiert haben), wird der Rückweg schwieriger: Ein Bus fährt an die Haltestelle und ungefähr doppelt so viele Menschen wie eigentlich hinein passen versuchen den Bus zu besetzen. Es dauert fast eine Viertelstunde bis der Busfahrer die Türen endlich schließen kann und abfährt. Ich drängle nicht mit, sondern beobachte das Treiben noch amüsiert aus dem Wartehäuschen. In der Erwartung, dass bei solchen Events ja normalerweise recht fix für Busnachschub gesorgt wird – den Anspruch habe ich natürlich auch an Stockholm als Hauptstadt. Aber weit gefehlt – nach 20 Minuten (es wird langsam kühl)  kommt der nächste Bus, der bereits „überfüllt“ im Display stehen hat, als er die Haltestelle erreicht und mittlerweile auch von der Polizei eingewiesen wird. Da kein weiterer Bus in Sicht ist, spazieren wir durch den Abend bis an die Straßenbahnhaltestelle – auch nicht schlecht, wenn auch mühsam. Wie ich später auf Nachfrage beim Betreiber erfahre gibt es in Stockholm eine Mobilitätsgarantie, wenn man mehr als 20 Minuten Verspätung bei öffentlichen Verkehrsmitteln hat, kann man ein Taxi nehmen und den Preis erstatten lassen. Hätte man nur vorher wissen müssen – aber der nächste Besucht kommt bestimmt.

Nach dem langen Abend ist die Nacht um so kürzer, denn das Frühstück gibt es nur bis um 10:00h, also rechtzeitig da sein. Dennoch sind wir noch reichlich groggy und holen nach dem Frühstück erst einmal noch den fehlenden Schlaf nach – soll ja eigentlich Erholung sein, so ein Urlaub. Auf Muesum haben wir dann um kurz nach Mittag auch keine größere Lust mehr, dankenswerter Weise sind in Schweden die Geschäfte auch Sonntags geöffnet und laden zu einem Bummel ein. Ich lege mir einen neune Pulli zu, in schön leuchtend grellem Orange, knallige Farben finde ich einfach klasse. Danach geht es über den Flohmarkt – und dort finden wir tatsächlich ein großes Angebot an gebrauchten CDs – viel zum Durchgucken aber auch ettliche Perlen. Ich vervollständige meine Sammlung ein wenig – immerhin müssen wir auf das Gepäck achten – auch wenn noch Luft drin ist, gemessen an dem was wir mitgebracht haben. Ein spätes Mittagessen gibt es in einem Bagel-Restaurant – ich fühle mich ein wenig in die USA versetzt vor, aber der Unterschied ist klar zu schmecken – Lachs und frisches Gemüse und sogar die Bagels sind nicht labberig – das geht in den USA zumindest nicht ohne ein besonderes Restaurant aufzusuchen.

Zum Abschluss schlendern wir noch über verschiedene Plätze der Stockholmer Innenstadt – es ist nochmal richtig schön warm und sonnig. Einfach herrlich zum Seele baumeln lassen. Natürlich mache ich auch noch reichlich Fotos. Als letztes Essen der Reise wollen wir noch in eines der empfohlenen Restaurants etwas außerhalb – in der Nähe der technischen Hochschule. Leider hat der Reiseführer bei den Öffnungszeiten unrecht, die Gaststätte hat Sonntags zu. Beim Weg zur nächsten U-Bahn-Station und etwas gefrustet finden wir dieses geniale Lokal: http://www.svartengrens.se/ alles Bio-Produkte und exzellent zubereitet. Da will ich auf alle Fälle nochmal hin, so lecker war das. Highlight zum Anschauen sind die Instrumente der Köche zur Zubereitung: Unter anderem hängen als Zierde über der Bar Bolzenschneider sowie Hand- und Ketten-Säge (elektrisch immerhin). Günstig ist sicherlich etwas anderes aber preiswert kann man das Lokal auf alle Fälle nennen. Für Qualität muss man eben auch bereit sein etwas zu bezahlen. Was bei Auto und Werkzeug schon lange selbstverständlich ist, gilt auch bei den Lebensmitteln.

Der letzte Morgen ist wieder etwas von Hektik geprägt – breits um kurz nach sechs müssen wir am Bahnhof sein um den Bus zum Flughafen zu nehmen. Die Sicherheitskontrolle am Flughafen ist mehr als gründlich, aber dennoch haben wir diesmal recht lange Wartezeiten in der Schlange. Gegen Mittag sind wir in Frankfurt-Hahn. Eine letzte Herausforderung bleibt dennoch: Wir haben in der Hektik nicht aufgeschrieben oder uns auch nur ansatzweise gemerkt in welche Reihe wir das Auto geparkt haben. Für mich gibt das eine Extra-Jogging-Einlage die Reihen rauf und runter bis ich das passende Auto gefunden habe.

Am Abend endet für mich der Urlaub – es geht auf zur Nachtschichtbetreuung nach Plochingen. Aber mit so vielen schönen Erinnerungen ist auch das zu bewältigen.

 

 

Wet wet wet – Firmenultra-Triathlon in Pfungstadt

Alle Jahre wieder lädt mein Arbeitgeber zur Teilnahme am Pfungstädter Firmen Ultra ein. Zu bewältigen ist pro Teilnehmer ein Zehntel des berühmten Ironmans auf Hawaii. Also 380m Schwimmen, 18km Radfahren und 4,2 Kilometer laufen. Insgesamt also sogar weniger als der Fitness-Triathlon, an dem ich in Ladenburg teilgenommen habe.

Die letzten Jahre war das immer eine recht angenehme und spassige Veranstaltung mit den Kollegen und einer kleinen Support-Gruppe. Interessant die Mitarbeiter auch mal bei anderen Gelegenheiten kennen zu lernen als ständig nur im geschäftlichen Bereich.

Dieses Jahr war es wieder genauso geplant, auch wenn das ambitionierte Ziel einmal mehr als drei Teams (bestehend aus 10 gewerteten Teilnehmern + 1 Reserve-Teilnehmer als Puffer) nicht erreicht wurde. Im Gegenteil, wir haben wieder bis kurz vorm Start darum zittern müssen, dass wir auf insgesamt 30 Teilnehmer kamen, aber es hat dank viel Engament denn doch noch geklappt. Ebenfalls neu für mich: Meine Freundin begleitet mich zur Teilnahme und kümmert sich um die „Pressearbeit“ – sprich es gibt auch mal Fotos von der Strecke 🙂 – hierfür ganz ganz herzlichen Dank, auch wegen der unten näher beschriebenen Umstände des Wettkampfs.

Was dieses Jahr nicht mitspielen wollte, war das Wetter. Bisher hatten wir das Glück bei angenehmen bis warmen Temperaturen, aber niederschlagsfrei am Wettkampf mitzumachen. Bereits beim Aufstehen morgens ist der Himmel grau und es ist vergleichweise kühl. So richtig Wettkampf-Stimmung will bei mir da nicht aufkommen. Aber gemeldet ist gemeldet und so mache ich mich auf den Weg nach Pfungstadt, diesmal nicht mit dem Zug und Rad sondern mit dem Auto. Eine gute Entscheidung wie sich später zeigen sollte. Auch auf dem Weg wird das Wetter nicht besser und der sonst gut erkennbare Odenwald an der Bergstraße hüllt sich an diesem Morgen in dicke Wolken.

Insgesamt ist die Veranstaltung in Pfungstadt recht gut eingespielt, aber im Vergleich zu anderen Events hakt es im Ablauf doch etwas. Dafür kann der Veranstalter nur bedingt etwas, vielfach sind die Platzverhältnisse einfach sehr sehr knapp. Das führt zu einem recht strikten Zeitplan – unter anderem kann man die Rennräder erst 30 Minuten vor dem Start im Wasser einchecken, auch die Wechselzone ist entsprechend getaktet – das ist zwar verständlich aber leider einfach nur unpraktisch, da teilweise weite Wege vom Firmen-VIP-Bereich bis zum Parkplatz zurück zu legen sind. Hier wäre es besser wenn ausreichend Platz für eine kombinierte Wechselzone wie in Ladenburg (dort zieht man sich vor seinem Rad um) vorhanden wäre und man auch frühzeitig einchecken könnte. Zudem nervt die teamweise Zwangsanmeldung – so muss man auf Nachrücker warten bis man alle Räder einchecken kann. Wettkämpfer die sich gerne etwas akribischer auf den Wettkampf vorbereiten – Wechselzone optimieren und evtl. etwas Aufwärmen – sind hier etwas ausgebremst. Dazu kommen noch die Wege in die Umkleide und die fehlenden direkten Zugänge zur Wechselzone – gegen Mittag wurde hier dankenswerter Weise etwas Abhilfe geschaffen.

Pünktlich geht es um 10:45 für unser Team los. Schon vor dem Start stellt sich heraus, dass ich wohl zur Spitzengruppe beim Schwimmen gehöre. Eine Position die ich eigentlich nicht sonderlich mag. Dennoch ergibt es sich nach nicht einmal 50 Metern, dass ich ganz vorne voran schwimme, ungewohnt – aber was will man machen. Laut Zeitmessung benötige ich nur etwas mehr als 8 Minuten für die 380m und verlasse als erster das Becken. Dabei nagen Zweifel an mir ob ich mich nicht verzählt habe. In Ladenburg hatte ich das Problem nicht, dort wird anhand unterschiedlich farbiger Badekappen durch Helfer an der Bahn mitgezählt und auch angesagt wann man auf der letzten Runde ist. Auch diesmal will es mir nicht gelingen die Strecke komplett im Kraulstil zu schwimmen. Nach rund 150m ist die Luft raus und ich stelle auf Brustschwimmen um (und rechne dabei jederzeit damit überholt zu werden, was nicht passiert …). Immerhin gibt es für mich angenehme Musik im Hintergrund: Survivor und burning heart, da schwimmt es sich fast schon wie von selbst 😉

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Weiter gehts es zur Wechselzone – raus aus der nassen Badehose rein in Trikot, Radhelm, Brille, Handschuhe, Radlerhose und natürlich Klick-Schuhe für aufs Rennrad. Das Rennrad habe ich mir auch dieses Jahr wieder ausgeliehen. Ich fasse mal wieder den Entschluss mir endlich ein eigenes zuzulegen, auch um besser trainieren zu können. Aber egal woher das Rad kommt, nach wenigen Minuten sitze ich im Sattel, von meinen Teamleuten habe ich nur flüchtig welche ankommen sehen, als ich den Wechselbereich verlassen habe. Die Radstrecke ist eine Pendelstrecke mit einem „Rüssel“ als Zubringer und Rückkehrstrecke. Ich finde relativ fix in ein Tempo das mir behagt und von dem ich den Eindruck habe, es ausdauernd treten zu können. Im Hinterkopf habe ich dabei ständig, dass ja auch noch 4,2km Laufen vor mir liegen und die Waden dafür noch fit sein sollten. Damit das gelingt trinke ich während den 18km auf dem Rad reichlich vom eingepackten ISO-Getränk. Diesmal ist es nicht so warm, dass ich meinen Camelback dabei habe. Auch fahre ich wieder ohne Tacho, was nicht optimal ist – ein wenig mehr Kontrolle und Ansporn wäre mir lieber gewesen.
Nach rund 6km auf dem Rad wird es ungemütlich – erste Regentropfen sammeln sich auf meiner Brille – mit den schmalen Rennradreifen ist das insbesondere bei den 4 U-Turns Vorsicht und somit geringeres Tempo als sonst angesagt. Windschattenfahren wird dieses Jahr zum ersten Mal überwacht und auch geahndet – auf der Radstrecke patrolieren Kampfrichter auf dem Motorrad. Bei mir ist das nicht notwendig – irgendwie fahre ich in einer Lücke – die nächstschnelleren sind zu weit vorne und hinter mir kommt bis auf einige wenige Turbo-Fahrer auch nichts. Am Ende der ersten Runde bin ich schon gut durchfeuchtet, der Regen ist stärker geworden und umfasst nun die gesamte Radstrecke. Auch habe ich das Gefühl, der Wind würde ständig aus einer anderen Richtung kommen, und immer irgendwie von vorn. Immer wieder überholt mich Oli aus meinem Team, ich hole ihn aber auch immer wieder ein, zumindest bis zum vierten U-Turn, auf der leichten Steigung kann ich nicht mehr mithalten und lasse ihn ziehen. Auf dem Rückweg zum Schwimmbad habe ich zum ersten Mal das Gefühl wirklich Rückenwind zu haben, es läuft erstaunlich leicht trotz leichter Steigungen. Am Schwimmbad rechtzeitig aus den Klicks raus und dann das Rad den Helfern in die Hand drücken bevor es weiter geht zur Wechselzone.

Diesmal ist es nicht viel – den Helm, Brille und Handschuhe sammle ich bereits im Joggen zum Wechselplatz zusammen. Dann nur noch Schuhe tauschen und weiter gehts zu meiner eigentlichen Paradedisziplin: Laufen. Zu bewältigen sind 3 Runden durch den Wald und das Schwimmbad. Das Wetter hat absolut kein Einsehen, ganz im Gegenteil: Der Regen nimmt noch zu, die Helfer an der Strecke stehen schon im Regencape da, die meisten Sportler noch in Trikots. An der Strecke steht meine Freundin und schießt Fotos – ein kurzes „high-five“ und ich verschwinde auf die erste Runde. Bereits jetzt merke ich, dass der Boden im Schwimmbad gut durchgeweicht ist – teilweise ist die Wies schon fast rutschig. Gut, dass im Wald Schotterpiste vorherrscht, da bleibt die Traktion länger erhalten. Kurz nach dem Schwimbad sammle ich Oli wieder ein. Er entgegnet mir „du schon wieder …“ – ich kann darüber nur Schmunzeln und ziehe an ihm vorbei. Die erste Runde laufe ich recht locker und zügig, bin fast ständig dabei Läufer zu überholen. Im Schwimmbad muss man aufpassen – die Wiese ist jetzt schon richtig glitschig, der U-Turn am Rundenende säuft fast schon ab. Wie ich später erfahre legt es dort auch den einen oder anderen Läufer auf die Nase. Meine Freundin feuert mich an und macht wieder Bilder, an er Versorgung hole ich mir einen Becher Wasser zum Trinken, Abkühlung brauche ich dieses Jahr nicht – ich bin mittlerweile vollständig eingeweicht. Auch die zweite Runde kann ich flott absolvieren – einen Kommentar an das Team der Feuerwehr kann ich mir nicht verkneifen – ich überhole sie als THW-Helfer, sowas passiert im Einsatz äußerst selten. Ich nutze die Gelegenheit zum Necken … „bis ihr ankommt ist das Feuer aus ….“ und lasse ihn hinter mir. Im Bad falle ich bald selbst auf die Schnauze, die Wiese ist fast wie Schmierseife, zumindest da wo sie noch nicht zertrampelt ist und eher an die Strecke des Fischermans-Friendlaufs denn an eine normale Triathlon-Veranstaltung erinnert. Ich denke mit leichtem Schrecken an die Teams die noch bis nachmittags hier unterwegs sein werden – eher ein Traillauf den eine Fun-Veranstaltung für Firmen, wenn man es sich überlegt.

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Ich hole mir das zweite Rundenbändchen in gelb ab (hier hat der Veranstalter in den letzten Jahren dazu gelernt – das klappt reibungslos) und gehe auf die letzte Runde. Auch diesmal kann ich mir einen Kommentar nicht verkneifen – der Teilnehmer der evangelischen Kirche nimmt es aber mit Humor als ich ihn frage ob er seine Bestellung für gutes Wetter bei seinem Herrn zu spät eingereicht hat … kurz danach sind die Qualen vorbei und ich laufe durchs Ziel. 1:06 Minuten war ich unterwegs – nicht ganz so schnell wie in den vergangenen Jahren, aber für die Witterungsverhältnisse bin ich eigentlich ganz zufrieden, wenn auch vollständig durchnässt.

Da hilft nur eines um sich nicht zu erkälten: möglichst zügig unter die warme Dusche und trockene Bekleidung anziehen. Damit wird das Wetter etwas erträglicher, aber nach dem üblichen gemeinsamen Zusammensitzen und ein wenig Ausklingen lassen ist keinem zu Mute. Dafür ist es einfach viel zu nass und kühl. Um mich etwas aufzuwärmen gibt es noch eine Curry-Wurst mit Pommes, bevor es nach Hause geht – ins Trockene.

Fazit: Wet wet wet – dreimal nass, davon einmal gewollt und zweimal ungewollt. Insgesamt wieder eine interessante Veranstaltung, aber bei besserem Wetter macht es für alle mehr Spaß – egal ob Teilnehmer oder Zuschauer. Für die Verhältnisse kann der Veranstalter nur bedingt etwas, dennoch besteht in meinen Augen noch Luft nach oben um die Veranstaltung weiter zu verbessern – das reicht vom Check-In der Räder bis hin zur Optimierung der oftmals unnötig verschlungenen Wege und auch der sehr späten Reaktion auf die schlammigen Zustände der Laufwege mit mehreren Eimern Sand. Bleibt insgesamt zu hoffen, dass im kommenden Jahr das Wetter wieder besser ist.

Triathlon – RömerMan in Ladenburg

Wenn dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis. Was macht dann eigentlich der Ultra-Läufer, wenn ihm zu wohl wird oder er zu gut im Training steht? Genau: Er sucht sich weitere Sportarten die er mit dem Laufen kombinieren kann :-O in der Regel endet das dann beim Triathlon, also Schwimmen, Radfahren, Laufen.

Ich habe ja schon einige Triathlons über die Fitness oder auch Sprint-Distanz schon erfolgreich hinter mich gebracht. Nachdem Biel ja wegen des Hochwassers an der Elbe sprichwörtich ins Wasser gefallen war, wollte ich meine antrainierte Kondition ja nicht einfach verpuffen lassen. Also habe ich mich kurzfristig beim Triathlon in Ladenburg angemeldet – die Starterliste war schon lange voll, aber kurzfristige Absagen beim Fitness-Triathlon werden am Vorabend wieder neu vergeben – zwar ist die Nachmeldegbühr mit 41 EUR kein Pappenstil, aber ich weiß ja auch was für die Sportler und auch die Helfer geboten wird. Interessanter Weise habe ich doch tatsächlich auch noch eine Startnummer bei mir aus dem Verein abgegriffen, wenn wir das gewusst hätten wäre es günstiger gegangen – Ummelden geht für nur 15 EUR.

Um so erstaunter war ich dann wer noch alles in meiner Startergruppe am frühen Samstag Morgen auftauchte – jede Menge Leute aus meiner Laufgruppe, inklusive unseres Trainers. Da war ich ja in guter Gesellschaft, wobei die alle deutlich mehr Triathlon-Erfahrung vorzuweisen hatten als ich, und vor allem mehr Training. Vor allem das Rennradfahren hatte ich mal wieder null geübt und mir sogar erst am Freitag sehr kurzfristig wieder mal ein Rennrad ausgeborgt.

Aber egal – jetzt gab es kein Zurück mehr, alles hinpacken in der Wechselzone, damit es beim Umziehen möglichst schnell geht. Einige Erfahrung habe ich ja auch schon: Also Schuhe auf, Socken sind überflüssig und alles in passender Reihenfolge hinlegen, damit es fluppt.

Dann gehts auf ins Schwimmbad – Start über die 500m um 10:20h Zeitlimit 19 Minuten. Ich reihe mich etwas weiter hinten ein, plane etwas um die 15 Minuten. Wie sich herausstellt habe ich viel zu tief gestapelt und kann trotz nur 3 Bahnen Kraulstil (also 150m) und den Rest im Bruststil zügig mithalten und noch einige meiner Leute überholen. Ein wenig quäle ich mich schon, aber irgendwann sind die 10 Bahnen geschafft und ich stemme mich aus dem Wasser. Weiter gehts zur Wechselzone: Erst mal ein wenig trockenlaufen und die Badekappe vom Kopf ziehen. So komme ich halbwegs vorgetrockent an mein Rad. Flugs die Radhose an, Trikot überstreifen, Helm auf, Sonnenbrille, Startnummer um die Hüfte. Bei den Schuhen fürs Rad habe ich Probleme, die Sohle rutscht mit und kräuselt sich, egal muss irgendwie gehen und ja nur 25km halten. Kurzentschlossen, da ich ohnehin schon Durst habe und an der Strecke fürs Rad keine Versorgung angeboten wird, packe ich mir noch meinen 2l Camel-Back auf den Rücken, gefüllt mit ganz schwach angesetztem Iso-Drink.

Erst schieben dann gehts rauf aufs Rad, wobei ich es nicht mehr schaffe mir die Gurte des Camelbacks noch sauber zu schließen, aber er liegt auch so ganz gut. Zu fahren sind drei Runden durch die Felder bei Ladenburg, eine sehr schöne Gegend, leider mit einigen recht engen Kurven. Am Rad habe ich leider keinen Tacho, also verlasse ich mich auf mein Gefühl und meine Kondition, ich trete so, dass ich zügig voran komme aber auch nicht das latente Gefühl habe am oberen Limit zu sein. Die erste Runde zieht sich mangels Ortskenntnis noch ein wenig, aber meine Vereinskameraden tauchen auch nicht auf – an der Wechselzone waren noch alle ihre Räder da … also kann ich schon mal gar nicht so langsam unterwegs sein. Es gibt einige wenige sehr kleine Steigungen, ich mahne mich jedesmal sie nicht auf Biegen und Brechen aus der Muskelkraft sondern doch einfach einen Gang runter zu schalten. Die zweite Runde vergeht wie im Flug, in einer Kurve nimmt mein Vordermann die Außenbahn etwas zu weit, kann sich aber noch im Seitenstreifen abfangen. Absolute Schocksekunden bei der Geschwindigkeit. Der Camelback auf dem Rücken stört mich überhaupt nicht, ganz im Gegenteil: Auf den langen Geraden kann ich in aller Ruhe Flüssigkeit in größeren Mengen zuführen, über die drei Runden wird der Rucksack somit immer leichter am Ende ist er fast leer – besser gehts nicht und für die nächste Veranstaltung kommt das auf die Liste – nicht mehr ohne.

Und schon gehts nach der dritten Runde rechts ab in die Wechselzone, diesmal sind noch alle Räder meiner Kollegen im Einsatz auf der 23km langen Strecke, die nun hinter mir liegt. Mit Schwung das Rad eingehängt, die Radschuhe aus, den Camelback weg und durch den Laufgürtel ersetzt, und natürlich die Laufschuhe an (ohne Socken….). So gehe ich auf die letzte Etappe: 5km Laufen liegen noch vor mir. An der Strecke helfen einige andere Vereinkameraden als Streckenposten aus, das gibt zusätzliche Anfeuerungsrufe. Nach einer Runde um das Baseballfeld und die Tennisplätze geht es ins Grüne in Richtung Stadtpark – der größte Teil der Strecke wird im Gegenverkehr gelaufen. Ehe ich es mich versehe komme ich an den verschiedenen Stationen vorbei an denen ich die letzten Jahre als Helfer eingesetzt war. Schon geht es runter vom Damm in den Stadtpark. Kilometer 2 liegt hinter mir, noch drei die vor mir liegen. Ich gebe noch ein wenig Gas, auch wenn es aus dem Park heraus natürlich wieder etwas bergauf geht. Auf dem Damm ist es dann schon wieder recht flach und vor allem auch etwas schattig. Ich vermute meine Kameraden irgendwo hinter mir auf der Schleife, aber kurz vor Kilometer drei kommen sie mir erst entgegen – ich bin etwas erstaunt, aber natürlich mache ich deshalb nicht langsamer. Nach der Wasserstation, kippe ich mir einen Becher Wasser zur Kühlung über bevor es durch die Sonne geht. Am nächsten Streckenposten steht mein Laufkamerad Andreas und macht fleißig Fotos. Mal sehen was da drauß wird. Noch 1,5 Kilometer und einige Wellen im Profil liegen vor mir, aber ehe ich es mich versehe laufe ich schon wieder über die Brücke vor dem Stadion und weitere in Richtung Tennisplätze. Noch die „Ehrenrunde“ ums Baseball-Feld und dann kommt schon der Einlauf ins Stadion. Geschafft.

Im Zielbereich gibts Wassermelone, Getränke aller Art und das Finisher-Shirt samt dem Sponsoren-Geschenk: Ein Sack Kartoffeln um die Energiedepots hinterher wieder aufzufüllen. Die Massage lasse ich aus. Soweit ist alles gut gelaufen, am Ende des Tages bin ich noch 98er im männlichen Gesamteinlauf, einige Tage und Korrekturen später rutsche ich dann auf den 100sten  zurück. Aber auch egal. In der Alterklasse reicht es mit der Gesamtzeit von 1:22:09 für den 9. Platz, da verändert sich auch nichts mehr.

Fazit: Abwechslung hat etwas für sich, mal sehen ob ich den Triathlon nächstes Jahr wieder mit ins Programm nehme – bis dahin dann aber mit einem eigenen Rennrad. Wobei ich momentan nicht wüsste wo ich noch Trainingszeit hernehmen soll – ist doch schon so viel Lauftraining im Plan.