Jahresrückblick 2016

Die Weihnachtsfeiertage sind vorbei, insgesamt ist alles noch besinnlich, höchste Zeit das Jahr einmal durch den Filter laufen zu lassen.

Gleich vorweg: In diesem Jahr bin ich nicht so ausführlich zum Bloggen gekommen wie sonst, es hat sich ja doch einiges getan – es ist zwar erst das zweite volle Jahr mit Familie, aber einiges hat sich dann doch verlagert.

Januar

Es steht nix im Blog, das heißt es war wohl wirklich wenig los. Ein Blick in den Kalender zeigt mir dann aber, dass doch einiges los war. Vor allem Umzüge … Einmal privat ausgeholfen und das andere Mal ging es endlich vom „Ende des Ganges“ in die neuen Büros, die man mir schon zum Einstieg als „bis Sie kommen sind die fertiggestellt“ angepriesen hatte. Das besiegelte dann auch ein längere Überbrückungsphase mit täglichem Stopp am Sportverein zum Umziehen.

Februar

Auch hier steht nix im Blog – ein Zustand der mir in der Prä-Papa-Ära wohl eher nicht vorgekommen wäre. Geprägt war er vor allem durch die Rückkehr eines unserer Entwicklers nach längerer krankheitsbedingter Abwesenheit. Es ließ sich insgesamt ganz gut an. Erste Schwierigkeiten gab es mit unserem neuen, vorgesetzten Teamleiter – noch habe ich das als „Hörner abstoßen“ abgetan.

März

Laut Blog muss der März ein ziemlicher Frust-Monat gewesen sein. Das dürfte auch mit der weiteren Eskalation auf Arbeit zu tun gehabt haben.

Zudem gab es laut Kalender noch einige weitere Events und Verpflichtungen. Unter anderem stand die Mitgliederversammlung der DJK auf dem Programm. Irgendwie habe ich mal wieder nicht aufgepasst und den Mund gehalten, und habe somit zum wiederholten Male die Wahl zum Schriftführer gewonnen. Das Amt bringt zwar einigen zusätzliche Verpflichtungen mit, aber so viel ist es nun auch wieder nicht.

April

Endlich wird es warm und die ersten Wettkämpfe stehen an. Unter anderem habe ich wieder an der Weinstraße mitgemacht. Ein dringend benötigter Erfolg und Ablenkung, denn auf Arbeit herschte absolute Krisenstimmung: Nach einem Disput mit unserem Abteilungsleiter hat uns ein Kollege verlassen, wir waren also wieder nur zwei Entwickler, auch wenn ein weiterer Mitarbeiter sich beworben hatte. Zudem wurde ein neuer Prozess eingeführt, der uns die Arbeit gefühlt nicht gerade leichter gemacht hat. Zudem haben sich die persönlichen Spannungen zwischen mir und meinem Teamleiter nochmals deutlich verschärft. Ich war zwischenzeitlich sogar schon auf der Suche nach einer neuen Stelle.

Mai

Der Mai stand ganz im Zeichen des Sports – der Mannheimer Marathon direkt vor der Haustüre, noch dazu mit einem Freistart, das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Zudem war er drei Wochen vor dem Rennsteiglauf ein wichtiger Trainingspunkt um zu sehen wie fit ich bin. Insgesamt bin ich recht zufrieden, wenn mich auch die 30 Sekunden zur eigenen persönlichen Bestmarke etwas fuchsen. Aber: die nächste Teilnahme kommt bestimmt. Den Rennsteiglauf bin ich dann doch recht stark erkältet gelaufen – man bekommt doch wirklich alles was Erkältung heißt aus der Kita mitgebracht, so meine leidige Erfahrung. Mit zunehmender Kita-Zeit wird aber auch das Immunsystem wieder fitter. Immerhin: Ich bin doch noch recht gut durchgekommen am Rennsteig, keine neue Bestzeit aber das Niveau trotz Erkältung gehalten, das ist doch auch etwas. Zusätzlich haben wir eine erste Trainingsetappe für den Sommerurlaub hinter uns gebracht – erstmalig mit Fahrradanhänger mehr als 65km Tagesetappe, zudem eine Erprobung der Bahntauglichkeit des Gespanns.

Juni

Trotz schlechter Vorbereitung habe ich mich entschieden an einem meiner Klassiker teilzunehmen: Die Ulmer Laufnacht. Immerhin will mich dieses Mal Marion über die 100km begleiten. Anfänglich spricht da auch nichts dagegen, selbst das Wetter meint es gut. Beinahe wäre die Laufnacht wegen Gewitters ausgefallen. Die Regenfälle der Tage zuvor haben aber dann doch Spuren hitnerlassen, zudem ist die Streckenführung komplett geändert. In der Nacht versagen gleich mehrere Teile an Marions Fahrrad – Schaltung und Licht, beides ziemlich unabdingbare Helfer bei der Streckenführung. Als ich zum zweiten Mal im Stadion durchlaufe habe ich schlichtweg keine Lust und Kraft mehr und steige aus. Ich habe also noch eine Rechnung in Ulm offen – wenn die Veranstaltung nochmal stattfinden sollte, ist die für mich gesetzt. So eine Schmach lasse ich nicht auf mir sitzen. Noch dazu kommen Peter und Jürgen von Pult erfolgreich durchs Ziel – klar die hatten die bessere Vorbereitung – für sie ist Ulm nur ein Trainingslauf, sie haben noch größeres vor.

Juli

Nach all den Tiefschlägen und Ärgernissen gibt es auch mal wieder einen Lichtblick. Nach weiteren Eskalationsstufen hat sich unser Abteilungsleiter entscheiden müssen, ob ich oder unser neuer Teamleiter geht. Ich denke mal er hat eine gute Wahl getroffen. Ich habe vorerst mal meinen Arbeitsplatz behalten. Zudem steht bei mir auch der lange ersehnte Sommerurlaub bevor. Einige kleinere Packübungen auf kürzeren Distanzen waren erfolgreich und die Reparaturen an Marions Fahrrad sind auch soweit, dass lange Strecken keine Probleme mehr machen.

August

Sommer, Sonne, Urlaub. Der erste größere Urlaub mit Zelt und Nachwuchs. Damit es nicht zu einfach wird, das Ganze natürlich auf dem Rad. Strecke: 650km von Konstanz bis nach Hause. Einige Highlights wie die in-Train-Bike-Repair-Action, die Insel Mainau, das Freibad Hörnli, der Aldi in Jestetten, das Flammkuchen Restaurant in Rhinau und natürlich das Spiel „Schnogemon-Go – got to batsch them all“ werden uns in guter Erinnerung bleiben. Die ganze Tour verläuft ohne größere technische Pannen und Probleme.

September

Auch im September sind wir noch reichlich unterwegs – einmal geht es nach Speyer zum Altstadt-Fest, ein Wochenende später sind wir in Würzburg – ich kombiniere den Besuch einer Fachtagung mit dem Besuch bei meiner Schwester. Wie ich dort erfahre zum letzten Mal in dieser Kombination, da meine Schwester beruflich weiter gen Osten zieht.

Oktober

Wichtiger, fester Termin im Oktober: der Nachwuchs wird zwei Jahre alt. Aber kurz davor gibt es ein weiteres Jubiläum: Ich nehme zum 10. Mal am Nürnberger Stadtlauf über die 21,1km teil. Weder meine Rückkehr aus den USA noch die bevorstehende Geburt hat diese Serie brechen können. Immerhin bin ich dank Urlaub und etwas Entlastung durch unseren neuen Entwickler auch wieder richtig fit.

November

Das Jahr neigt sich dem Ende, höchste Zeit die Wettkampf-Saison zum Abschluss zu bringen. Dieses Jahr hat es wieder einmal geklappt und ich habe einen Startplatz beim LGA-Indoor-Marathon in Nürnberg ergattert. Auch hier habe ich klar gemerkt, dass sich meine Prioritäten etwas verschoben haben und das Training etwas knapper ausgefallen ist. Mit der Zeit bin ich aber dennoch ganz zufrieden.

Dezember

Der Dezember ist dieses Jahr an mir irgendwie ziemlich schnell vorbei gezogen – fast jedes Wochenende irgendwo anders, und noch nicht mal großartig auf verschiedenen Weihnachtsmärkten unterwegs. Auch die Weihnachtsbäckerei ist dieses Jahr sehr knapp ausgefallen, aber das hat auch einen Vorteil: Kalorien, die man nicht in Form von Weihnachtsgebäck zu sich nimmt muss man hinterher auch nicht mehr abtrainieren. Kurz vor Jahresschluss gab es noch weitere gute Nachrichten, mein Auto hat (wider Erwarten) die fällige Hauptuntersuchung erfolgreich und ohne gravierende Mängel überstanden – 2017 wird das Vehikel damit wohl die 230tkm Marke überschreiten.

Insgesamt ein sehr abwechslungsreiches Jahr, dass muss man schon sagen. Ich bin gespannt was das nächste Jahr bringt.

 

 

Controlling und wie es Innovation hemmt

Ein Unternehmen sollte Gewinn erwirtschaften oder zumindest seine Besitzer und Mitarbeiter ernähren. Mehr Erfolg sei jedem gegönnt. Ein wichtiges Werkzeug in diesem Bereich ist die Buchhaltung und auch die Planung von Ressourcen. Früher nannte man das Mittel Kosten- und Erlösrechnung – neudeutsch heißt es Controlling.

Das Werkzeug ist für die Führung eines Unternehmens unabdingbar, soviel ist klar – denn wenn man keine Ahnung über seine Kosten und Erlöse hat, merkt man nicht ob man Gewinn macht oder ob man kurz vor (oder gar schon in) der Insolvenz steht.

Leider ufert das Controlling in vielen Unternehmen aus – es wird nicht mehr mit Maß und Ziel durchgeführt sondern es wird zum einzig messbaren Erfolgskriterium erkoren. Jede Ausgabe muss gerechtfertigt werden, jeder Handgriff wird mit einem Wert versehen. Und ehe man es sich versieht füllt man als Mitarbeiter mehr und mehr Seiten Papier oder schreibt irgendwelche Reports für Vorgesetzte zusammen, als man eigentlich Arbeit macht.

Besonders verheerend wirkt das Ganze, wenn dann auch noch Dokumentation doppelt gemacht werden muss – einmal die eigentliche Arbeitsorganisation (z.B. ein Ticket-System, in dem Arbeitszeiten und durchgeführte Arbeiten festgehalten werden) und dann auch noch manuell aufbereitet und komprimiert für das Reporting. Häufig wissen die Vorgesetzten leider nicht wirklich gut mit den zur Verfügung stehenden Werkzeugen und Daten umzugehen. Nicht immer ist dies auf mangelndes (Fach-)Wissen zurück zu führen, teilweise sind auch einfach die Rahmenbedingungen und Abläufe zu schlecht strukturiert, als dass man dem Datenberg mit Data-Mining und Algorithmen Herr werden kann. Hier müssten viele Führungskräfte nur dann dummerweise vor ihrer eigenen Haustüre kehren, denn oftmals stammen die Prozesse und Vorgaben ja von Ihnen. Aber es ist ja nicht schick, feststellen zu müssen das man sich geirrt hat und nun seine eigene Idee revidieren muss. Stattdessen wird dann eben wieder noch mehr manuelles Reporting eingefordert. Ein Teufelskreis kann entstehen und tut es leider häufiger als man es ahnt.

Irren ist menschlich und ich habe Respekt vor jedem Menschen, der während seiner Arbeit feststellt, dass er eine falsche Entscheidung getroffen hat, oder eine Idee sich in der Realisierung als nicht zielführend erweist. Diesen Fehler einzugestehen ist ein gewaltiger Schritt und zeugt von echter Stärke. Leider wird dies oftmals mit einem Knick in der Karriere gleichgesetzt.

Das traurige Ende vom Lied ist, dass keiner einen Erfolg hat: Das Reporting wird als lästige Pflicht empfunden und entsprechend den Vorgaben gemacht, so dass es irgendwie passt und dem Vorgesetzten gefällt (nur runter damit vom Tisch). Die Aussagekraft dieser Dokumente geht leider gegen null. Auf der anderen Seite werden die Mitarbeiter durch das Reporting ausgebremst oder gar massiv behindert ihre Arbeit zu machen. Jede Idee oder der Versuch neue Technologien ergebnisoffen auf ihre Einsatzfähigkeit im Unternehmen zu prüfen muss mit potentiellen Werten unterfüttert werden. Vielfach kommt es zu einer Ablehnung, weil ja aktuell andere Dinge wichtiger/dringender sind oder es „funktionierende“ Lösungen gibt. Spätestens nach der dritten Ablehnung ist die Resignation und der Frust groß, und weitere Versuche werden nur noch sehr spärlich unternommen, oder irgendwie „unter dem Tisch“ ausgeführt. Das Vertrauen in das Unternehmen sinkt rapide.

Das mittel- bis langfristige Ergebnis kann man in vielen großen Firmen sehen: Trends werden nicht rechtzeitig erkannt oder können wenn sie benötigt werden nicht qualitativ hochwertig umgesetzt. Denn wenn ein Trend den Durchbruch schafft, dann braucht man wieder schnelle Lösungen, die mit erfahrenen Mitarbeitern kein Problem wären. Stattdessen muss nun bei 0 begonnen werden Know-How aufzubauen oder es wird etwas „gebastelt“.

Es ist genau die Offenheit die viele Startups so erfolgreich macht. Oftmals fehlt dort anfänglich das Controlling und das Kostenbewustsein – es wird wesentlich mehr experimentiert. Auch das kann nach hinten losgehen, dies soll hier nicht verschwiegen werden. Aber genau die Freiheit ermöglicht es innovativ zu arbeiten.

Die Wahrheit oder das Optimum liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen den beiden Extremen: Eine gute Kontrolle über die Ergebnisse der Arbeit, muss mit heutigen Mitteln nicht blockierend wirken. Die vielgeforderte (Kosten-)Transparenz hat leider auch einen Haken: Transparent heißt nun mal eben „durchsichtig“ – man sieht bis auf den Boden der Tatsachen – ohne jegliche Abstraktion oder Zwischenebenen – es ist dann Aufgabe des Betrachters den „Fokus“ der eigenen Brille richtig einzustellen, und das richtige Level der Abstraktion zu finden. Es war selten leichter als heute mit Unterstützung von Software diesen Fokus schnell (teilweise in Echtzeit) zu verändern: Aus der Summe einzeln aufgeschriebener Einzelschritte mit Personen und Stunden kann man für den ersten Überblick Summen bilden. Setzt man passende Werkzeuge und Strukturen ein, trägt jeder Aufgabe noch weitere Merkmale mit sich, nach denen man gruppieren / summieren kann, z.B. die Einordnung einer Aufgabe/Tätigkeit in ein Projekt, einen Fachbereich – der Fantasie sind hier fast keine Grenzen gesetzt. Die entsprechenden Strukturen zu schaffen und zu pflegen kommt leider nicht von allein und vielfach müssen diese auch in mehreren Schritten „ermittelt“ werden. Auch hier darf in meinen Augen experimentiert werden, es muss nur klar kommuniziert werden, zu welchem Zweck die Daten benötigt werden und dass es ein Versuch ist, der auch fehlschlagen darf. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, und wenn der Versuch nicht zielführend ist, dann muss auch klar kommuniziert werden „das war gut gedacht, hat aber leider nicht so funktioniert“. Auch beachten muss man hier, dass Veränderungen ggf. etwas Zeit bedürfen und man nicht nach wenigen Tagen bereits sinnvolle Ergebnisse erwarten darf.

Soviel als Wort zum Freitag von einem controlling-geplagten und angenervten Arbeitnehmer.

Jahresrückblick 2015

Schon wieder kurz nach Weihnachten – allerhöchste Zeit das Jahr nochmal einmal zu betrachten bevor es zu Ende ist.

In gewisser Weise endet das Jahr ganz ähnlich wie es begonnen hat – ich bin mal wieder krank – zu Beginn des Jahres habe ich nach dem Ende der Elternzeit gleich die erstbesten grippalen Infekte von Arbeit mitgebracht. Weihnachten hat es mich wieder flach gelegt – ich hoffe nicht das es eine unschöne Tradition wird – auf den Ausflug in die Notaufnahme zu Heiligabend kann ich verzichten.
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So bitte nicht – Meetings und deren Dokumentation

In dieser Kategorie über das Arbeitsleben habe ich schon lange nichts mehr geschrieben, nicht weil es nichts gegeben hätte was mich mal wieder fuchst, sondern weil mir die Zeit gefehlt hat dazu mehr als nur einige wenige Stichworte nieder zu schreiben.

Aber worum es eigentlich geht: Es ist etwas ganz „reguläres“, das jeder Mitarbeiter in einem Team und vor allem im Büro-Bereich schon mitgemacht hat. Eine Besprechung mit Kollegen zu einem aktuellen oder gar mehreren aktuellen Punkten. Neudeutsch heißt das dann Meeting.

Ganz wichtig sind nach meiner Erfahrung mittlerweile klare Regeln, die man heute leider jedes mal mit in die Ankündigung schreiben muss: Bitte Handy ausschalten und den Laptop wenn möglich auch nicht mitbringen. Das mit dem Handy versteht sicherlich jeder der schon einmal derartige Teilnehmer erlebt hat, deren Handy dann während der Besprechung losging. In einzelnen Fällen kann das notwendig sein, in der Regel ist es aber absolut nicht notwendig für diese Zeit unbedingt erreichbar zu sein. Oftmals ist es besser, wenn man nicht erreichbar ist und dafür die Besprechnung schneller voran kommt – danach hat man dann ausreichend Zeit die aufgelaufenen Anrufe abzuarbeiten.

Der Laptop ist oftmals nicht das dienliche Instrument, sondern die Quelle von Störungen und Ablenkung. Noch schlimmer wenn man ein offizielles Treffen (also nicht nur die Abstimmung „ad-hoc“) bei einem Kollegen im Zimmer (oder gar beim Chef im Büro) macht. Der Fokus auf die eigentlichen Themen geht verloren, vielfach verliert man sich in Power-Point-Schlachten oder die Technik zickt mal wieder. Für einen Vortrag vor einenr großen Anzahl Menschen mag eine derarte Präsentation sinnvoll sein, um die Zuhörer zu begeistern und ggf. mit zu reißen. Aber seien wir einmal ehrlich: Müssen wir das um ein technisches oder organisatorisches Problem mit den Abteilungsmitgliedern zu lösen? Ich behaupte mal ganz kühn: In aller Regel nicht.

Daher: Besprechungen kurz halten soweit das möglich ist (ich mache meist nicht mehr als 90 Minuten, danach braucht jeder eine Pause und die Luft im Raum ist auch verbraucht). Um das zu erreichen braucht es Vorbereitung und zwar von allen Beteiligten – nichts schlimmer als wenn man einen oder mehrere Kollegen erst bei Adam und Eva abholen muss, die dann auch noch ihre Meinung bilden sollen/wollen/müssen. Also wenn möglich vorher schon eine Liste mit den notwendigen Punkten verteilen. Den Punkt „Vermischtes“ am Ende nicht vergessen – da kann man dann Fragen die einfach so noch aufgetaucht sind klären.

Kein Meeting ist vollständig wenn am Ende wirklich nur verbrauchte Luft übrig bleibt. Dokumentation der Ergebnisse heißt das so schön. Auch hierbei kann man in meinen Augen leicht den Fehler machen und nach einer technischen Lösung in Form von Laptop und Co suchen. Das kann gut gehen, wenn man jemanden hat der schnell tippen und wesentliche Ergebnisse rasch in Stichworten zusammenfassen kann. Ich habe dazu reichlich Übungsmöglichkeiten gehabt bei verschiedenen Sitzungen in verschiedenen Vereinen. Wichtig ist dabei: Der Leiter der Runde darf nicht auch noch diese Aufgabe aufgebürdet bekommen. Das muss ein weiterer Kollege in der Sitzung übernehmen. Wobei in der Regel weniger Technik deutlich mehr bringt: Ich musste es leider viel zu oft erleben, dass man sich am Ende in Formulierungen oder Formatierungen verloren hat: Das ist das Problem wenn man „alles gleich fertig machen“ will. Für mich selbst habe ich diese Erfahrung während der Studienzeit machen müssen: Das geht in der Regel nicht gut, oder es bedarf sehr sehr viel Übung und Konzentration. Daher mache ich mir meine Notizen am liebsten schnell und stichpunktartig auf Papier. Da ist es dann auch kein Problem mal eben schnell eine Skizze zu machen (jeder der einmal versucht hat mit dem Rechner schnell etwas zu skizzieren weiß wovon ich spreche…).

Noch besser geht es wenn man die Dokumentation auch tatsächlich als gemeinsames Werk erstellt – das geht mit ganz klassischen Mitteln sehr gut. Ich bevorzuge persönlich ein Whiteboard oder eine Tafel, aber auch Flip-Chart oder eine Korktafel mit Kärtchen kann sinnvoll sein. Ein wichtiger Aspekt ist: Alle sehen was der andere gerade niederschreibt oder zeichnet – Korrekturen oder Einwände sind dann recht schnell eingebracht – ggf. greift auch jemand zweites oder drittes zum Stift und ergänzt/korrigiert.

Nach Ende der Besprechung sollte man die Ergebnisse mitnehmen – entweder als Papiermitschrieb/Kopie oder dann tatsächlich technisch als kurzes Foto. Praktisch dabei: Je nachdem wie man es gerade für sinnvoll erachtet hat man entweder die einzelnen Entwicklungsschritte in der Diskussion mit dabei, oder nur die Ergebnisse – was benötigt wird, hängt ein wenig vom Sachverhalt und der Kultur des Unternehmens ab – leben kann man mit beidem.

Nun kommt noch ein weiterer Teil, den die meisten Personen absolut scheuen: Die Nachbereitung – dabei ist sie eigentlich das Wichtigste nach der Durchführung des Meetings. Der zuständige Mitarbeiter fasst anhand der Notizen/Bilder die Besprechung mit den Ergebnissen zusammen. Wer das macht ist theoretisch egal – vielfach bietet sich ein Round-Robin-Verfahren an: Jeder ist einmal an der Reihe. Wie schon beim Lernen in der Schule oder Hochschule, verfestigen sich durch die wiederholte Beschäftigung und Zusammenfassung die Ergebnisse, auch wird in der Regel klar festgelegt wer für welchen Punkt Verantwortung trägt und welche Aufgaben übernommen hat.

Schwierig wird es noch einmal bei der Form des Protokolls: Hier kann es Standards im Unternehmen oder auch bestimmte unterstützende Werkzeuge (Ticketing-Systeme, Tasklisten, etc.)  geben. Ich selbst arbeite hier mit verschiedenen Methoden. Handelt es sich um ein vollwertige Sitzung die auch protokolliert und archiviert werden muss (z.B. Vorstandssitzungen in einem Verein), dann ist eine vollständige textuelle Aufarbeitung meist unumgänglich. Bei informellen Besprechungen innerhalb der Abteilung reicht meist die kurze Zusammenfassung (ggf. mit Bildern) in einer e-mail. Von Anhängen sollte man hier eher die Finger lassen. Ich lese vielfach e-mails auf dem Smartphone, da sind Anhänge immer etwas schwierig, selbst wenn sie in einem portablen Format wie PDF daher kommen. Und auch im täglichen e-mail-Fluss sind Attachments eher unpraktisch – ich suche nach einer Notiz des letzten Meetings, bis ich das Attachment herunter geladen und mit der passenden Applikation geöffnet habe, vergeht jede Menge Zeit, zumal wenn ich die Notiz dann nicht gleich finde, sondern ggf. mehrere e-mails durchsuchen muss. Ist alles im e-mail-Body als Text komme ich dem Ganzen sehr einfach mit der Suchfunktion des e-mail-Programms bei.

Insgesamt zeigt sich mal wieder: Man muss nicht alles machen was technisch möglich ist, manchmal ist weniger mehr.

Drei Monate und ein wenig Papa

Wahnsinn, wie die Zeit verflogen ist. Die Elternzeit und Urlaub sind schon etwas mehr als einen Monat vorrüber. Das Alltagsleben hat sich also (mit ein wenig Verzögerung wegen Grippe) wieder eingespielt.

Dem Sohnemann geht es  gut, das ist die Hauptsache. Wir beobachten fleißig Fortschritte die er immer  wieder macht – jedesmal sind wir etwas erstaunt und freuen uns natürlich total. Mit dazu beigetragen hat sicherlich auch der Kontakt mit Gleichaltrigen beim PEKIP zusammen mit den Anregungen die wir dort gemacht haben.

Zu meinem Leidwesen gehören zum PEKIP auch jede Menge Kinderlieder – nicht das die schlimm oder peinlich wären, aber die begleiten mich seitdem immer wieder als Ohrwurm… Zu einigen fallen mir dann auch immer noch die verballhornten Varianten ein, die wir selbst als Kinder gesungen haben. Besonders lästig sind mir dann Rythmen die auch noch zu meinem Laufstil passen – morgens PEKIP mit Singen und Abends jogge ich dann zum Beispiel zu „drei kleine Fische …“ Innerlich hoffe ich, dass er möglichst bald zu „vernünftiger“ Musik findet (einiges spielen wir ihm ja dann doch auch mal vor, oder wenn mir nichts besseres zum Einschlafen mehr einfällt, dann singe ich auch mal etwas aus meiner Collection vor).

In der Arbeitswelt ergibt sich vielleicht demnächst eine Veränderung für mich. Der Abstand mit der Elternzeit hat mir auch die Chance gegeben, etwas zu reflektieren. Um so mehr sind mir Ärgernisse und Schwachtellen aufgefallen, an denen ich wohl nichts mehr ändern kann, weil sie nicht meine eigene Arbeit betreffen sondern die Art und Weise wie gearbeitet wird. Vor allem der regelmäßige Austausch mit anderen informatik-affinen Personen die auf meinem Level sind, ist ein Mangel der mir auf die lange Sicht doch etwas zu schaffen macht. Noch heißt es abwarten, aber ich denke im Laufe des Jahres wird sich hier eine Veränderung ergeben – auch wenn das mal wieder viel auf einmal ist.

 

 

Jahresrückblick 2014

Ja es war schon wieder Weihnachten und Silvester steht schon vor der Tür – allerhöchste Zeit das Jahr nochmal durch den Filter laufen zu lassen. Insgesamt läuft es bei mir unter „das Jahr mit dem Glen“ bzw. „das Jahr in dem Glen kam“. Die Schwangerschaft und der Schritt hin zur Familie haben das Jahr doch ganz deutlich geprägt, aber es gab nicht nur den Nachwuchs.

Januar

Mitte Januar bekam ich die frohe Botschaft „du wirst Papa“ – erst mal ein Schock, denn das warf einige Planungen für das Jahr über den Haufen bzw. diese mussten noch mal auf den Prüfstand – unter anderem natürlich die ganzen anstehenden und zum Teil auch schon bezahlten Läufe an denen ich teilnehmen wollte. Einer war dabei völlig unkritisch, denn der fand ja schon im Januar statt – direkt als erster Wettkampf ein Ultra in Rodgau – von wegen langsam einsteigen. Ebenso turbulent war es im Haushalt – eigentlich wollten wir langsam aber sicher zwei Haushalte verschmelzen (bis zur Geburt wäre ja genügend Zeit gewesen) – aber die Heizung hatte andere Pläne und flutete uns so direkt die Wohnung, was eine längere Phase der Trocknung und Renovierung nach sich zog.

Februar

Immerhin: Die Trockung kam recht flott in Gang (im Gegensatz zu den weiteren notwendigen Arbeiten) und wir  haben sie auch passend mit unserem Urlaub kombinieren können – die Maschinen konnten in aller Ruhe trocknen und wir mussten deren Lärm nicht ertragen. Zudem stand der nächste Ultra für mich auf dem Plan: Einmal die Rheinebene durchqueren –  es sollte das Jahr der Ultras werden. Der Nachwuchs entwickelte sich derweil ohne größere äußere Anzeichen. Auch die werdenden Großeltern wussten noch nichts von ihrem Glück … was zu einigen lustig bis verkrampften Situationen geführt hat: Marion konnte auf der Weinmesse diesmal nicht probieren – was schon für etwas Verwunderung bei ihrer Mutter sorgte, aber keinen weiteren Verdacht erregte.

März

Ein vorerst letztes Mal groß Verreisen – die Reise hatten wir uns schon im Dezember vorgenommen und gebucht – Ziel: Die Ost-Küste der USA. Unter anderem natürlich auch (für mich mal wieder) Washington DC und New York – aber wir haben diesmal auch die Neuengland-Staaten (also die Gründungskolonien) mit auf dem Programm gehabt. Wir hatten dabei die Ehre auch nur die Ausläufer eines der Winterstürme mit zu erleben – das Schneechaos war mir zu Zeiten meiner Diplomarbeit ja erspart geblieben. Das nächste Mal suchen wir uns einen anderen Zeitraum für diesen eigentlich sehr schönen aber im Winter eben auch sehr kalten Landesteil aus (der Reiseführer sollte Recht behalten in Sachen „Nuclear Winter“). Besichtigt haben wir die ausgestorbene Ferienregion Cape Cod (sogar die Museen haben zu und die Hotelzimmer sind selten vorgeheizt) und auch in Boston haben wir mehrere Tage verbracht.

Auf dem Geburtstag meines Vaters weihen wir ihn und meine Mutter ein: Sie werden Großeltern – die Freude ist riesengroß als wir etwas geheimnisvoll die Gutscheine für „einmal Opa/Oma werden“ überreichen. Ebenso begeistert ist Marions Mutter als wir einige Tage später von unserer Reise in die USA berichten und in die Bilderpräsentation eines der ersten Ultraschallbilder eingeschmuggelt haben.

April

Im April gibt es noch einige Hau-Ruck-Aktionen in Sachen Umzug – ich räume für die Renovierung ungeplanter Weise das fast das gesamte Wohnzimmer ins Schlafzimmer, damit frisches Laminat gelegt werden kann und die Tapete an den feucht gewordenen Wänden erneuert.

Nach einem Monat ohne Wettkampf mache ich ausnahmsweise keinen Ultra sondern „nur“ einen Marathon – der Weinstraßen-Marathon findet nur alle zwei Jahre statt und ist immer recht schön gemacht, inklusive einer Flasche Wein als Präsent und dem Spezial-Angebot „Riesling“ an den Versorgungsstationen.

Unserem Nachwuchs geht es prächtig, er wächst und gedeiht, und ganz langsam sieht man Marion die Schwangerschaft auch von außen an.

Mai

Diesen Monat gibt es wieder einen Ultra – während Marion nach Birmingham auf die Supernatural-Convention fliegt, mache ich ein Wochenende Ultra-Laufen. Diesmal auf einem der bekanntesten Ultras in Deutschland, den jeder einmal gelaufen sein sollte der Ultras mag: Den Rennsteiglauf – 73km sind zu bewältigen und der Lauf an sich ist einfach überwältigend – sehr gut organisiert, die Versorgung einfach spitze. Marion kehrt samt Nachwuchs im Bauch auch wohlbehalten zurück.

Juni

Nur zwei Wochen nach dem Rennsteig ist schon wieder Wettkampf angesagt: eigentlich wollte ich den Mannheimer Marathon nur als Trainigslauf absolvieren, aber irgendwie ist doch ne neue Bestzeit für mich dabei rumgekommen – ich war so schnell, dass Marion an den geplanten Foto-Stellen leider immer das Nachsehen hatte. Der Lauf ist teilweise schlecht organisiert und unübersichtlich – die Gruppe der Führenden biegt einmal falsch ab und einige laufen wohl die Schleife durch den Luisenpark versehentlich doppelt. Als Ultraläufer schaue ich mir natürlich vorher die Strecke an damit ich ungefähr weiß wo ich abbiegen muss – ich bin richtig gelaufen.

Nochmal zwei Wochen später kam dann das Highlight für dieses Jahr in Sachen Ultra-Lauf: Ich habe meinen Freistart aus dem letzten Jahr für Biel eingelöst und bin dort über die 100km gestartet – mal eine andere Strecke als die 100km um Ulm. Auch nicht schlecht muss ich sagen, vor allem der Ho-Chi-Min-Pfad auf dem Emmedamm und die Steigung nach Bibern werden mir im Gedächtnis bleiben. Die Zeit ist ansprechend mit 11 Stunden und 9 Minuten. Die ursprüngliche Planung war ja, dass mich Marion auf dem Rad begleitet – mit Glen im Bauch fällt das aber aus. Stattdessen steht sie fast alle 10 km an der Strecke und feuert mich an. Einfach super! Super war auch die letzte Trainingseinheit vor dem Lauf – rund 26h vor dem Lauf habe ich zur Entspannung noch eine Sprint-Einheit mit der Weinheimer Trainigsgruppe durch den Exotenwald gemacht: 16km in 1:30h …

Juli

Den Juli nutze ich zur Entspannung nach all den Ultras – zudem beginnt die heiße Phase der Schwangerschaft – der Nestbau-Trieb erwacht. Zusammen mit Marion bin ich fleißig am Einkaufen und Montieren von Möbeln, wir räumen auf was das Zeug hält. Auch der Geburtsvorbereitungskurs findet seinen Abschluss – jetzt kann der Nachwuchs also kommen, es ist fast alles einsatzbereit, von Wickelauflage bis Kinderbett.

August

Im August sind wir zur Hochzeit von Marions Cousin eingeladen – gefeiert wird in der Nähe von Périgueux in Südfrankreich. Wir nutzen die Chance und machen ein letztes Mal Urlaub zu zweit – trotz der fortgeschrittenen Schwangerschaft die meisten Stopps auf Zeltplätzen. Zum Einstieg löse ich noch mein Geburtstagsgeschenk ein: Try Yann spielen in Karlsruhe – sozusagen zum Einstimmen, auch wenn die bretonisch und nicht unbedingt Französisch singen. In mehreren Etappen über Lyon und Vichy fahren wir bis Périgueux, nach der Hochzeit steht Entspannung an der Silberküste bei Biarritz auf dem Plan. Zurück geht es an der Dune de Pilat bei Bordeaux vorbei, in die Champagne bei Marions Verwandten. Einmal Frankreich im Schnelldurchgang in zwei Wochen also. Sehr schön.

September

Langsam beginnt der Countdown zu ticken – acht Monate ist Marion schon schwanger – es dauert also nicht mehr lange bis auch ich unseren Nachwuchs in den Arm nehmen darf. Zumindest so er sich an den Plan hält. Wir sind dementsprechend vorsichtig was Ausflüge oder gar Wettkämpfe betrifft. Dennoch helfe ich natürlich meinem Arbeitgeber noch bei der Teilnahme am Firmen-Ultra – wie jedes Jahr: 10 Personen bilden ein Team, das insgesamt einen Ironman-Triathlon bewältigt, für jeden also etwas weniger als 400m Schwimmen, 18km Radfahren und 4,2km Laufen. Diesmal findet er wegen Renovierungen in Darmstadt statt – was aber auch nicht verkehrt ist. Marion begleitet mich und macht auch fleißig Fotos vom Team.

Einen weiteren Lauf darf ich nur mit Sondervorkehrungen laufen – eigentlich hatte ich nicht vor den Churfranken-Trail anzugehen, aber Peter aus meiner Laufgruppe hat sich verletzt und kann nicht starten. Eine Erstattung der Startgebühr ist nicht vorgesehen, aber eine Ummeldung kostenlos möglich. Die Bedingung lautet, dass ich mit Handy unterwegs bin und falls Wehen einsetzen, Peter mich bei nächster Gelegenheit an der Strecke abholt und direkt nach Mannheim fährt. Passiert ist nichts, der Lauf ist eine große Herausforderung – obwohl es nur 74km sind, dafür 1800 Höhenmeter. Wenn es nicht so fürchterlich geregnet hätte und die Versorgung besser wäre, würde ich den ja sogar nochmal angehen, aber so bin ich noch immer etwas gespalten.

Die Gefühle sind gerade auf Achterbahn-Tour: Ich weiß das ich Papa werde, aber so greifbar nah wie das jetzt ist, geht es ständig auf und ab im Kopf.

Oktober

Im Oktober soll unser Nachwuchs auf die Welt kommen, schlecht nur, dass Anfang Oktober auch noch mein Traditionslauf in Nürnberg stattfindet: Halbmarathon beim Stadtlauf durch die Innenstadt und entlang der Pegnitz. Ich warte bis kurz vor Schluss, melde mich ganz kurzfristig an und fahre vergleichsweise spät los nach Nürnberg -gerade noch rechtzeitig erreiche ich den Start und sprinte über die Strecke. Unser Nachwuchs fühlt sich bei Marion im Bauch aber noch pudelwohl und macht noch immer keine Anstalten sich auf den Weg zu machen. Dennoch: Es reicht nur für ein kurzes „Hallo“ und etwas Schnacken im Versorgungsbereich, bevor ich mich wieder auf den Heimweg nach Mannheim mache – ich will ja nichts verpassen.

Es dauert noch eine ganze Weile bis ich Glen dann in Händen halten darf (und dann gleich 1,5h direkt nach der Geburt, weil so viel los ist). Mitte Oktober ist es dann so weit, eine sehr aufregende Nacht für die ganze junge Familie. Während die Schwangerschaft problemlos verlief, lassen wir bei der Geburt gefühlt keine Sonderoption aus – bis hin zum ungeplanten Kaiserschnitt. Aber es geht allen am Ende gut, und die ganze Verwandtschaft und Freunde überschütten uns mit Glückwünschen und Geschenken.

November

Im November dreht sich bei uns alles um unseren Nachwuchs Glen: Stillen, Wickeln, Behördengänge und Papierkram – jeder Menge Arbeit für die junge Familie. Ich bin froh Elternzeit genommen zu haben, so kann ich mich doch recht umfänglich einbringen. Vor allem in der Anfangszeit gibt es so viel zu tun was den Haushalt betrifft. Ich nutze natürlich auch die Chancen die sich mir bieten, weiter an meinen Kochkünsten zu feilen – die Gerichte werden immer abwechslungsreicher und wir probieren sehr viel aus. Am Ende des Monats habe ich dann einen weiteren Spitznamen: „Herdmännchen“. Dafür geht mir vieles im Haushalt und in der Küche mittlerweile sehr flott von der Hand. Übung und Training ist durch nichts zu ersetzen. An Wettkämpfe ist momentan erst recht nicht zu denken, aber Entspannung beim Training tut auch mir gut.

Eine gute Tat vollbringe ich auch noch, ich repariere kurzerhand unseren Trockner, bei dem sich ein Spannungswandler verabschiedet hatte – somit sind wir auch besser gegen die Wäscheflut mit Kleinkind gerüstet.

Dezember

Ja es ist schon wieder Dezember und es ist auch dieses Jahr wieder Weihnachten, dennoch ist alles irgendwie neu und aufregend: Denn wir erleben die Feiertage zum ersten Mal als Familie – das bringt einige Veränderungen und Anpassungen mit sich – aber es ist noch immer ein tolles Gefühl Papa zu sein. Ich denke das wird auch 2015 noch einiges an Überraschungen bieten.

 

Reparatur Trockner AEG Lavatherm 59830 und möglicherweise andere

Kurz nach der Geburt von Glen hat unser Trockner den Dienst verweigert. Das Geräte braucht man zwar nicht unbedingt, aber praktisch ist es allemal – zumal wenn man regelmäßig die Wäsche des Sohnemanns hat, und er diese fast schneller verdreckt und einsaut als man Waschen, Trocknen und Zusammenlegen kann.

Ein Post im Elektronik-Forum brachte mich recht schnell auf die richtige Spur. Der Trockner ist mitten im Betrieb ausgegangen und tat dann gar nichts mehr – keine Fehlermeldung im Display – kein Piepen – völlig tot.

Also habe ich mir den Trockner mal zur Brust genommen – Garantie war ohnehin abgelaufen. Ich beschreibe im Folgenden soweit als möglich die Schritte zur Reparatur.

Dazu ein wichtiger Hinweis: Die Reparatur von Elektrogeräten sollte nur von Personen mit entsprechendem Fachwissen durchgeführt werden. Die Anleitung hier ist ohne jegliche Funktionsgarantie – sie beschreibt nur was bei mir geholfen hat. Wie man im Englischen so schön sagt: „Your milage may vary“. So wie sich einige Berichte im Netz lesen, scheint die gleiche Schaltung, aber mit etwas anderem Layout auch in anderen Geräten (evtl. auch andere Hersteller) weiterhin in Gebrauch zu sein – über eine kurze Rückmeldung hierzu freue ich mich natürlich auch.

Benötigtes Werkzeug und Material

  • Kreuzschlitz-Schraubendreher
  • Maul- oder Ringschlüssel 7mm (alternativ Nuss und Ratsche)
  • Torx-Schraubendreher
  • Multimeter
  • Digicam (Bilder beim Ausbau erleichtern nachher das Zusammenbauen)
  • Lötstation mit feiner Spitze für SMD-Bauteile
  • Lötzinn
  • Lötzubehör
  • ein Widerstand THT 47Ω 3 Watt (vorzugsweise stoßresistent)
  • ein IC LNK304GN (bekommt man bei verschiedenen Versendern, ich habe ggf. auch noch ein paar rumliegen)

Die Schritte im Einzelnen

Je nach Modell kann das Vorgehen etwas anders ausfallen, auch hier bin ich natürlich für Hinweise dankbar. Wichtig: Vor allen Arbeiten den Netzstecker ziehen!

Als erstes nimmt man den Deckel des Trockners ab. Hierzu finden sich auf der Rückseite zwei Sechskantschrauben mit 7mm Kopfweite. Den Deckel nach hinten schieben und abnehmen.

Nun kann man mit der Demontage der Bedienplatte beginnen. Dazu entnimmt man den Wasserbehälter und löst die Torx-Schrauben neben dem Fach und am Rahmen der Konsole – bei mir waren das 7 Schrauben: zwei von vorne neben dem Einschub, vier von oben (zwei rechts, zwei links) und eine in der Mitte. Nun kann man die Metallverstrebung ausklipsen und beiseite legen. GGf. sind die Kabel vom Netzanschluss mit einem Kabelbinder befestigt, wenn man den entfernt arbeitet es sich leichter. Wenn man sich nicht sicher ist, kann man auch noch einige Bilder während der Demontage machen.

Nach dem Lösen aller notwendigen Schrauben kann man das Bedienelement nach vorne ziehen. Es hängt jetzt nur noch an den Kabeln. Auf der Rückseite einmal rund herum finden sich dann mehrere Kreuzschlitz-Schrauben mit etwas breiten Köpfen. Diese halten die Frontverblendung mit dem Drehschalter und den Knöpfen. Nachdem die Schrauben lose sind, wird die Verkleidung noch von mehreren Kunststoffnasen gehalten – diese muss man mit etwas Gefühl und einem breiten Schraubendreher beiseite hebeln. Eventuell fällt einem dabei auch der Lichtleiter für die Bedienelemente entgegen. Ein wenig Tesa-Band für die Dauer der Reparatur schafft Abhilfe.

CIMG4796Nun sollte das Gerät so ungefähr aussehen wie im nebenstehenden Bild. Spätestens jetzt empfiehlt es sich, großzügig Bilder der Steckerpositionen zum machen – zwar sind bei mir alle mit Kodiernasen versehen, aber man kann nie wissen und Kontrolle ist besser als ein abgerauchtes Gerät.

Die Zuleitung (zwei rosa-farbene Kabel direkt vom Entstörglied auf der Rückseite) führen zum Anschluss an die Platine und sitzen nochmals unter einer kleineren Abdeckung, die mit einer Schraube gesichert ist. Für die Reparatur muss man alle Stecker abziehen.

CIMG4801Jetzt ist die Sache insgesamt schon etwas besser handhabbar, und man kann der Einfachheit halber mit dem Werkzeug und dem Bedienelement an einen Tisch oder Arbeitsplatte wechseln. Die gesamte Elektronik sitzt auf einer Platine die ungefähr so groß ist wie das Bedienfeld. Um an diese heran zu kommen löst man die noch verbliebenen Kreuzschlitzschrauben und löst die hintere Abdeckung aus ihren Plastik-Nasen. Auf dem Bild nebenan sind die Kabel zwecks Fehlersuche noch angeschlossen, diese ist aber nicht zwingend nötig – ich habe nur kein weiteres Bild gemacht.

Die Platine ist nochmal mit eintmp_6473-IMG-20141026-WA0006-1886227993er oder zwei Schrauben befestigt, zudem gibt es Nasen rund herum, die sie an Ort und Stelle halten. Der eigentlich defekte IC (LNK304GN) sitzt auf der Rückseite. Der Schutzwiderstand, den es eigentlich auch immer mit zerlegt findet sich auf der Vorderseite (R76, im Bilde oben zwischen Elko und dem losen Stecker ganz am Rand).

Das Löten des ICs erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl und eine möglichst feine Lötspitze. Wer die Möglichkeit eine passenden Heißluft-Station hat (ich habe sie leider nicht) sollte es damit probieren. Das Lot ist recht hart und braucht hohe Temperaturen. Beim Ablösen des Chips vorsichtig vorgehen, die Lötpads sind sehr filigran und man reißt sie selbst bei scheinbar flüssigem Lot sehr leicht aus. Ich musste mir daher bei einem Pad mit einer Drahtbrücke zum nächsten Bauelement behelfen.

Vor dem Einbau sollte man nochmals prüfen ob alle Pins richtig angelötet sind. Einige Anschlüsse sind am Gehäuse des Chips doppelt vorhanden. Hierüber gibt das Datenblatt Auskunft. Diese sind dann logischerweise auch beim Durchmessen miteinader verbunden – das ist kein Kurzschluss oder eine Fehlfunktion. Der Drain geht auf der Rückseite auf den Kondensator C5 (ggf. vorher nachmessen!). Die restlichen Verbindungen sind auf der Vorderseite und man sieht diese auch recht gut.

Der Widerstand ist durchgesteckt und vergleichsweise leicht zu ersetzen. Ich würde ihn immer mit ersetzen, da man sich sonst möglicherweise gleich den nächsten Chip zerschießt.

Der Zusammenbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge wie beim Auseinaderbauen. Hier sind ggf. die Fotos die man gemacht hat hilfreich. Ich habe es bis zum Deckel wieder zusammengefügt und dann einen ersten Test gemacht. Wenn das Display wieder leuchtet ist wahrscheinlich schon alles in Butter. Ansonsten heißt es ggf. nochmal die Lötstellen kontrollieren. Deckel wieder montieren und dann einen Testlauf starten, vorsichtshalber nicht gerade mit Feinwäsche sondern mit etwas robustem wie Handtüchern.

Bei mir war damit das Thema Reparatur erledigt. Kostenpunkt für den Widerstand und den IC ca. 5 EUR inkl. Versand. Ich habe mir vorsichtshalber gleich noch einige Bauelemente mehr bestellt, da es auch passieren kann, dass man sich einen beim IC Einlöten zerstört. Im Vergleich zu den Kosten eines Kundendiensts (der dann wahrscheinlich die gesamte Platine getauscht hätte) ist es also auf alle Fälle schon mal günstiger.

Von der Lösung einen neuen Trockner zu kaufen einmal ganz abgesehen für ein Gerät der gleichen Effizienzklasse (aktuell um die 700 EUR, die ich lieber für meinen Nachwuchs investiere). Das hätte auch auch sehr betrüblich gefunden, denn ein gesamtes Gerät zu verschrotten, nur weil die Steuerung, bzw. genauer genommen sogar nur die Spannungsversorgung der Steuerung defekt ist, entbehrt eigentlich jeder Logik. Das ist wie wenn ich beim Auto selbiges entsorgen würde, nur weil das Schloss am Tankdeckel nicht mehr funktioniert.

Ob es sich bei dem Ausfall um einen Fall von geplanter Obsoleszenz handelt, will ich nicht abschließend beurteilen. Allerdings kommt einem der Gedanke durchaus in den Sinn. Denn was leistet der Chip und der Widerstand für das Gerät? Er versorgt lediglich die Steuerplatine (auf der die gesamte Logik in einem weiteren IC sitzt) mit passender Spannung – sozusagen ein minimalistisches Netzteil. Das man natürlich gerne auf vollständige Netzteile verzichtet kann ich verstehen, denn diese brauchen Platz und sind für kleine Ströme und Spannungen nicht besonders effizient. Von daher ist die Auswahl des Bauteils und der Schaltung aus technischer Sicht durchaus gerechtfertigt.

Ich habe keinen Einblick wie hoch die Belastung für den Chip ist und ich kann auch nur wenig über die Verhältnisse sagen, in denen er seine Arbeit verrichten muss. Durchaus möglich, dass es im Trockner warm oder gar heiß wird. Aber das ist ein normaler Betriebszustand in dem Gerät. Den muss man als Entwickler dann auch mit berücksichtigen – so zumindest die Theorie. Angesichts des Gerätewerts würde ich auch erwarten, dass ein solches Gerät mir mehrere Jahre gute Dienste leistet, ohne größere Defekte.

Generell lassen sich Verschleißteile nie ganz vermeiden, wenn die Geräte bezahlbar bleiben sollen. Aber man kann Verschleißteile auch so einbauen, dass man sie mit wenigen Handgriffen wechseln kann. Bei den ICs wäre dies zum Beispiel durch den Einsatz von Sockeln möglich. Rein rechnerisch mag es für den Hersteller günstiger sein, die Platine komplett zu entsorgen, allerdings muss man sich auch überlegen was dies für die Umwelt bedeutet. Da kann man mit einem Gerät der Effizienzklasse A+ gar nicht so viel Energie sparen, wie es hinterher bedarf um die Ersatzplatine zu fertigen oder die Geräte vorzeitig zu verschrotten.

Das Sterben dieser „kleinsten möglichen Lösung“ ist wie es aussieht kein Einzelfall – hier gibt es einen sehr ausführlichen Foren-Thread zum Thema. Aber gut, dass es die Möglichkeit das Gerät zu reparieren, auch wenn es natürlich besser wäre wenn man solche Reparaturen nicht machen müsste.

 

Qudadratur des Kreises oder wie man Räder an einem Fiesta wechselt

Der Titel trifft es schon recht gut, ich habe in den vergangenen Wochen mehrere Anläufe genommen um auf dem Wagen meiner Freundin endlich die Sommerreifen zu montieren. Dabei waren die Räder gefühlt aber eben eckig und nicht rund, denn rund und flott lief bei der Aktio überhaupt nichts – zumindest nicht auf Anhieb. Dieser Beitrag ist auch für die Leute gedacht die vor ähnlichen Aufgaben stehen – mit etwas Vorbereitung geht es ja auch recht leicht – nur die muss man eben machen.

Erster Versuch vor rund einem Monat: Bei meinem geschätzten Opel Corsa B, Baujahr 97 habe ich die Reifen gewechselt, es wurde ja langsam warm. Alles schon mehrfach gemacht, kein Hexenwerk – Räder aus dem Lager bzw. Keller, Wagenheber rausholen, Fahrzeug am jeweiligen Anhebepunkt mit dem Wagenheber hochbocken, Schrauben raus, Rad runter, Rad drauf, festschrauben, Ablassen, nochmal Kontrollanziehen, nächstes Rad. Gesamte Aktion etwas unter einer Stunde. Nach 50km nochmal Kontrolle der Radmuttern.

Nun für den Wagen meiner Freundin meinte ich, das ginge doch wohl ähnlich fix. Also das Fahrzeug ans Lager geholt, die Reifen bereit gelegt und dann den Wagenheber gesucht … vergeblich! Es stellt sich heraus, dass bei Ford die Wagenheber, ebenso wie ein Reserverad zum Sonderzubehör erklärt wurden. Das Starthilfekabel und Abschleppseil/Abschleppstange nicht Standard sind war mir ja bekannt. Das Reserve-Räder auch nicht mehr so ganz gängig sind eventuell auch noch (teilweise kann ich die Argumente ja sogar nachvollziehen) – aber so etwas simples wie ein passender Wagenheber und einen Schlüssel für die Radmuttern – das ist doch nun wirklich nicht zu viel verlangt. Also erst mal wieder Reifen in den Keller.

Von einem Arbeitskollegen habe ich mir dann einen Hydraulikheber ausgeliehen, zudem noch der Umzug und einiges anderes – aber so langsam ist nun wirklich Schluss mit Winter, die Räder müssen also gemacht werden. Nächster Anlauf vor dem Lager diesmal mit dem besagten Heber. Erstes Problem: Wo sind eigentlich die Anhebepunkte für das Fahrzeug … im Gegensatz zu dem was ich von VW am Passat oder bei mir am Corsa gewohnt bin, gibt es keine eindeutige Kennzeichnung wo der Wagenheber denn nun hingehört. Das was im ersten Moment nach einenm Ansatzpunkt aussieht gibt mir bereits beim ersten Ansetzen deutlich zu stark nach – das war nicht der Punkt!

Also das Handbuch zum Fahrzeug rausgeholt – da sollte es ja drinstehen. Es steht auch drin, allerdings nur so ungefähr. Die Zeichnung kann man glatt den Hasen geben – es ist als würde man mit einer einem groben Schraubendreher versuchen die Anschlussverdrahtung eines modernen Mikrokontrollers zu realisieren. Immerhin klappt es hinten mit der vermuteten Stelle dann doch ganz gut, auch wenn mir etwas mulmig ist und im Nachhinein muss ich sagen: Es war auch nicht die richtige. Noch mehr ärgert mich der Federweg des Fahrzeugs – erst nachdem ich zwei Latten Holz unter den Heber lege reicht es mit Ach und Krach. Damit sind die hinteren Räder erledigt. Es klappt ja doch, zumindest dachte ich das es nunmehr bald geschafft sei. Aber weit gefehlt: Vorne suche ich erst vergeblich nach einem passenden Punkt und hebe dann auf Verdacht dort an wo es wohl sein müsste, das klappt auch, zumindest soweit wie der Heber reicht – das ist aber nicht genug um das Rad zu wechseln. Innerlich bin ich schon ganz ordentlich gefrustet.

Aber das hilft ja nix – also erstmal alles zusammenpacken, die noch fehlenden Räder in den Kofferraum. Erst mal erledigen wir das was noch zu tun ist bevor die Geschäfte zumachen: Einkaufen, das geht auch mit gemischten Reifenpaaren. Während wir einkaufen überlege ich was man tun kann. Die Lösung ist mir recht bald klar – ich muss wohl einen Abstecher zu meinem Freund Martin nach Lampertheim machen, der hat einen passenden Wagenheber, das weiß ich.

Also machen wir noch eine nette Tour nach Lampertheim – so weit ist ja nicht. Dort finde ich zwar recht fix den Wagenheber, aber der Ansatzpunkt den ich dachte gefunden zu haben, erweist sich als Trugschluss. Nach ettlichen Foren im Internet ist mir klar: Der Wagenheber muss unter den Längsfalz des Fahrzeugs, nur mit einem einfachen Öldruckheber da ansetzen, das missfällt mir dann doch. Im Netz schreiben einige dann, dass man ein Holz unterlegen sollte, einige empfehlen sogar eines mit passendem Einschnitt. In dem Moment bin ich dann echt froh, gleich zu Martin gefahren zu sein. In seiner gut sortierten Werkstatt steht auch eine Kreissäge, und im Restholz finde ich was ich suche: Ein Stück Hartholz das die passenden Maße hat. Aus diesem fertige ich mir einem passenden Adapter an.

Mit dem Adapter und den nunmehr stabilen Ansatzpunkten ist das Wechseln der Räder vorne innerhalb einer Viertelstunde erledigt. Warum denn nicht gleich so?

Was habe ich aus der Aktion gelernt?

Erstens: Ich werde beim Autokauf darauf achten, dass wenigstens ein Wagenheber dabei ist der zum Fahrzeug passt – sei es ein Nachkauf mit Adapter oder ein Original. Die Unsitte, den Autofahrer für jeden Pups in die Fachwerkstatt bzw. sogar Vertragswerkstatt zu zwingen geht mir verdammt auf den Sender. Die Argumente für den Verzicht auf ein Reserverad kann ich ja noch nachvollziehen: Gewicht, das man unnötig umherfährt, das kostet Sprit… Überalterte und nicht gefüllte Reserveräder helfen bei einer Panne nichts: Da ist was dran, aber die Lösung mit Hartgummi-Notlaufrädern (wirklich für den Notfall) ist da doch ein gangbarer Kompromiss. Das Reifendichtmittel mit Kompressor halte ich hingegen für Augenwischerei und Geldmacherei: Man muss hinterher meist die komplette Felge entsorgen (und natürlich gibt es das Modell dann nicht mehr – ergo man kauft dann wieder 2 oder 4 Stück) und es hilft wirklich nur bei kleineren Löchern wie einem Nagel. Schon bei Scherben ist meistens Schluss, ganz zu schweigen wenn der Reifen komplett zerlegt ist. Dieses Feigenblatt könnte man sich genausogut sparen.

Zweitens: Man lasse sich beim Kauf vom Fachhändler den Wagenheber vorführen oder gleich zeigen wo die Anhebpunkte sind – am besten man markiert diese dann auch gleich mit einer passenden Farbe, damit man sie im Zweifel auch wieder findet. Am Unterboden schaden die paar Flecken in Neongelb oder Neonpink wirklich nicht. Schöner wäre es natürlich wenn die Hersteller wieder Aussparungen oder eingestanzte Kennzeichnungen verwenden würden.

Drittens: Ich habe mir ein zusätzliches Handbuch für Reparaturen zu dem Fahrzeugtyp bestellt. Das habe ich für die größeren Reparaturen am meinem Auto auch schon, dort hauptsächlich wegen der größeren Menge an Reparaturen die ich mir noch selbst zutraue. Das man so etwas für einen einfachen Reifenwechsel braucht finde ich mehr als ärgerlich.

Viertens: Den angefertigten Holzklotz führen wir vorsichtshalber immer mit, einen passenden Wagenheber (ob nun ein Original, einen mechanischen oder doch einen hydraulischen sei erst einmal dahin gestellt) – denn Reifen wechseln, dafür muss ich nicht noch einer Fachwerkstatt zwingend Geld in die Hand drücken, von der Flexibilität und dem Komfort es dann machen zu können wenn es ohnehin passt mal ganz abgesehen.

Insgesamt wirft die ganze Aktion ein schlechtes Licht auf die aktuellen Trends bei den Fahrzeugen – der Fahrer mehr und mehr entmündigt, für alles und jedes braucht man Spezialwerkzeug und selbst für einfachste Dinge soll man in der Werkstatt Geld locker machen. Das erinnert irgendwie an die Tintenpartronen bei den Druckern: Die Geräte spottbillig, die Verschleißmaterialien oder sinnvolles Zubehör schweineteuer. Das gefällt mir einfach nicht. Sicherlich sollte man bestimmte Arbeiten einem Fachmann überlassen, an Bremsen oder Getriebe wage ich mich bei meinem Auto auch nicht heran. Aber ein Reifenwechsel oder auch ein Ölwechsel sollten eigentlich Dinge sein, die mit Standard-Werkzeug und ein wenig Beschreibung machbar sein sollten. Der Gesetzgeber hat es in der EU regeln müssen, dass Lampen an Fahrzeugen mit dem Bordwerkzeug in annehmbarer Zeit selbst gewechselt werden können. Vielleicht muss sowas jetzt auch noch für den Radwechsel erfolgen.

Momentan schaue ich ja (für den Fall, dass mir mein treuer Diener demnächst auseinader fällt) auch mal nach möglichen Nachfolgern. Bisher haben mir da verschiedene Modelle von Ford recht gut zugesagt, zumindest von außen. Im Fiesta habe ich im Inneren dann schon das ein oder andere (sicherlich verschmerzbare) Detail wie einen Außenthermometer vermisst (der Corsa hatte sowas 97 schon serienmäßig in der kleinsten Ausstattung – heute steht es bei einigen Herstellern auf der Zubehörliste), die Anzeige der Kühlmitteltemperatur ist auch nicht zwingend notwendig aber sie gehört meines Erachtens einfach dazu. Über die Bedien und Anzeigekonzepte für sonstige Daten kann man herrlich philosohieren, das ist wohl Geschmackssache – aber ein einzeiliges 8-Segment-Display passt da auch nicht mehr ganz in die Zeit. Von daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Ford wird eher gesunken den gestiegen, auch wenn ich natürlich beim Probefahren nach solchen Dingen fragen werde – aus Schaden wird man klug.

Auch muss ich sagen, dass mir nach der Aktion die Lust auf ein neues Auto fast vergangen ist: Da können die Preise noch so verlockend sein, und Extras wie Klimanalage oder auch die paar PS mehr noch so freundlich von der Werbeanzeige winken – mein jetziges Fahrzeug hat mich treu begleitet und sehr viel mitgemacht – mehr als 150.000km habe ich damit zurück gelegt – außer einigen Verschleißteilen habe ich nie Probleme gehabt und Verschleißteile heißen so, weil sie irgendwann verschlissen sind und ersetzt werden müssen. Das tritt bei jedem Fahrzeug auf. Von daher hoffe ich jetzt erst mal, dass er mir noch eine Weile erhalten bleibt. Zumindest so lange bis die Hersteller mal wieder Autos produzieren die nicht nur billig und hübsch anzuschauen sind, sondern auch einen echten Nutzwert haben.

In diesem Sinne, allen die Klein-Reparaturen noch selbst durchführen: Viel Erfolg beim Schrauben!

 

Drei Monate Jobticket – ein Zwischenstand

Seit Juli kenne ich meine Freundin Marion, noch wohnt Sie in Speyer. Schon bald nachdem ich häufiger zu ihr gefahren sind, habe ich gemerkt: Das geht ins Geld, alleine für den Sprit. Eigentlich hatte ich ja Bahnfahren für mich abgehakt – bis dahin war es zu umständlich und zu teuer. Aber angesichts der veränderten Situation habe ich mich nochmal mit den Angeboten auseinander gesetzt. Und siehe da: Mit dem Jobticket viermal nach Speyer und zurück gefahren und schon bin ich im Plus.

Das Jobticket kostet aktuell etwas mehr als 35 EUR, weil auch mein Arbeitgeber einen Anteil bezahlt. Von daher war es dann keine Frage der Kosten mehr, Viel interessanter war der Komfort-Faktor: Wie flott komme ich von A nach B? Mit dem Auto habe ich mal nachgeschaut: Ca. 40-50 Minuten brauche ich von Haustüre zu Haustüre bzw. von Haustür bis ins Geschäft. Mit der Bahn und Bus dauert der Spaß ca. 60 Minuten, tendentiell etwas mehr.

Positiv überrascht hat mich die Qualität der Verbindung – mit 1-2x Umsteigen komme ich direkt bis vors Werkstor bzw. zu mir nach Hause. Für die Strecke von daheim bis zur Arbeit taugt die Verbindung auch weiterhin nicht, da bin ich mit dem Rad oder sogar zu Fuß schneller.

Kritisch ist die Vertaktung der einzelnen Strecken. Der S-Bahn-Haltepuntk an der SAP-Arena ist zwar ganz gut angebunden, aber nicht wirklich ein Highlight. Besonders ärgerlich ist der Bus-Takt des 50er Buses – nur alle 20 Minuten – besser als nichts, aber besonders ärgerlich einfach wenn man ihn gerade verpasst, weil die S-Bahn mal wieder einige Minuten Verspätung eingefahren hat.

Mit der Umstellung des Fahrplans im Dezember ist die Verbindung noch etwas ungünstiger geworden – nur noch alle Stunde mit etwas verlängerter Wartezeit klappt die Vertaktung an der SAP-Arena. Die S3 hält dort nämlich nicht mehr, oder zumindest nicht zu den Zeiten an denen ich dort durchkomme. Alternative lautet am Hauptbahnhof umsteigen, aber die Zeit ist verdammt knapp wenn man von Gleis 9 bis auf den Vorplatz kommen will – tägliches Spurttraining inklusive. Die nächste Bahn dort kommt dann aber auch schon 10 Minuten später. Die Busverbindung kann man dann allerdings auch in den Wind schreiben.

Was sind die praktischen Erfahrungswerte: Insgesamt ist das Reisen deutlich entspannter als sich jeden Morgen mit dem Auto nach Mannheim zu quälen. Nachteilig ist sicherlich die etwas längere Fahrzeit und die verminderte Flexibilität – pünktlich muss man schon sein, sonst hat man das Nachsehen. Dafür hat man aber auch während der Fahrt in der Regel die Chance sich um diverse Kleinigkeiten zu kümmern. Dank Laptop und Smartphone kann ich in der Bahn einigen Schriftkram wie e-mails oder Protokolle zu Vereinssitzungen recht gut machen.

Ein praktisches Hilfsmittel für jeden ÖPNV-Nutzer ist ein Roller bzw. Kickboard. Gefunden habe ich das meiner Schwester, es lag bislang ungenutzt auf dem Speicher bei meinen Eltern. Die ersten Versuche resultierten in etwas Muskelkater (ganz andere Muskulatur als beim Laufen), einigen kleinen blauen Flecken von unerwarteten Stopps an Randsteinen, Kuhlen und Co. Aber mit der Zeit lernt man mit dem Ding richtig umzugehen. Egal wie blöd das aussieht, das Gerät ist einfach praktisch. Besonders gut eignet es sich nach meiner Erfahrung für Distanzen bis ca. 1km. Das ist ausreichend um an den Bahnhof in Speyer zu gelangen (Bus wäre deutlich länger), oder auch die letzte Meile von der Haltestelle bis in die Firma zu überbrücken, wenn man nicht auf den Bus warten will. In der Regel bin ich so deutlich schneller.

Fazit: Anfänglich war ich ja wirklich skeptisch, aber mittlerweile muss ich sagen: Das Jobticket lohnt sich auf alle Fälle. Ich werde es auch behalten, wenn ich nicht mehr so häufig nach Speyer muss, weil wir unsere Haushalte zusammengelegt haben. Aber alleine der Komfort Abends in die Stadt und wieder nach Hause zu kommen, ohne ständig nach einem Parkplatz suchen zu müssen, das ist einfach nicht zu toppen. Auch für Ausflüge am Wochenende ist das Ticket super praktisch – dank Mitnahme-Regelung ist es sehr einfach möglich in den Odenwald oder auch in Pfalz zu fahren. Je nach Region kann man dann auch einen „Pälzer Weinschorle“ oder „Äppel-Woi“ trinken ohne das man groß daran denken muss auch wieder heim zu fahren.

Ich kann es jedem bisher nur empfehlen. Mal sehen wie es sich weiter entwickelt, wenn ich umziehe. Die ÖPNV-Anbindung wird bei der Auswahl der Wohnung auf alle Fälle eine Rolle spielen.

Filmkritik – Sein letztes Rennen

Bereits beim Stadtlauf in Nürnberg bin ich auf den neuen Film mit Dieter Hallervorden aufmerksam geworden – Erwin (Lionheart) Bittel hatte lustige Bilder davon gemacht, als er vor dem Plakat posierte – ich hoffe mal nicht, dass Lionheart so bald sein letztes Rennen bestreitet.

Nun lief der Film bereits einige Zeit in den Kinos und ich habe mal wieder just-in-time die Kurve bekommen ihn mir noch anzuschauen. Erwartungen hatte ich direkt keine, ich habe mich einfach auf einen unterhaltsamen Abend gefreut – und als Ultra-Marathoni sind die Trainingspausen mit Lauf-Filmen doch gut erträglich. Zwar weiß ich aus der Vergangenheit, dass Dieter eher für Satire bekannt ist, und um einiges kommt man ja einfach nicht herum. Aber ich habe nur bedingt erwartet, dass es in Bully-Herbig-Manier vom Schuh des Manitus genauso in dem Film mit der Komik und Satire einfach hintereinander weggeht.

Jeder Läufer kennt ja das Problem, dass man in jedem Lauf auch mal Phasen hat bei denen es anstrengend wird, sei es wegen des Streckenprofils oder vom Kopf her, somit wäre ein Lauffilm der nur die positiven Seiten zeigt ja auch furchtbar langweilig.

Auch wenn der Filmtitel eine Lauffilm impliziert, so ist die Thematik im Ganzen doch eine andere. Es geht um die alternde Gesellschaft in Deutschland und den Umgang mit alten Menschen. Der ehemalige Marathon-Superstar Paul Averhoff ist alt geworden und hat seit Jahren keinen Wettkampf mehr bestritten. Etwas was ich mir bei Läufern eigentlich nur vorstellen kann, wenn es gesundheitlich nicht mehr geht, aber die Vielzahl älterer Teilnehmer bei fast jeder größeren Veranstaltung zeigt mir eigentlich: Wer regelmäßig weiter trainiert ist auch im hohen Alter noch fit, wenn es auch nicht mehr reichen mag ganz vorne in den Spitzengruppen mitzumischen. Ich habe Respekt vor jedem der sich der Herausforderung eines Laufes stellt (egal ob Volkslauf, Halbmarathon, Marathon oder Ultra-Marathon), und um so mehr Respekt vor denjenigen die sie bezwingen (egal in welcher Zeit, wichtig ist das Durchhalten und ankommen). Aber nun gut, es gibt sicherlich für alles Gründe, auch dafür nicht mehr regelmäßig zu trainieren.

Zu Beginn des Filmes erfahren wir, dass die Lebensgefährtin Margot Averhoff –  welche Paul Averhoff früher als Trainerin zur Seite stand – gesundheitlich angeschlagen ist, sie bricht in der Küche zusammen. Nachdem dies nicht zum ersten Mal geschehen ist, drängt die Tochter darauf, dass ihre Eltern ins Altenheim gehen, da sie keine Zeit hat sich um die Pflege der Eltern zu kümmern. Leider ein sehr häufiges Szenario in der heutigen Arbeitswelt – eine Doppelbelastung mit Pflege der Eltern und Job steht kaum jemand heute auf lange Sicht durch. Auch muss man natürlich sehen, dass die junge Generation auch eigene Bedürfnisse und Wünsche hat.

So endet das Ehepaar im Altenheim, aber schnell wird klar: Das ist nicht wirklich zielführend, vielmehr ist das Heim die letzte Station auf dem Weg aus dem Leben zu scheiden. Genauso wird sie auch betrieben, möglichst effizient und mit allen Notständen die man aus der Pflege so kennt: ungelerntes Personal, zu wenig Zeit etc. Das ist natürlich nix für jemanden der weiß was es heißt draußen unterwegs zu sein und aktiv zu sein.

So beginnt Paul sich wieder zu berappeln und vor lauter Frust gibt er beim Essen bekannt, dass er beim Berlin-Marathon starten will. Es folgt was folgen muss: Training und die Rebellion im Altenheim – wenn sie auch leider nicht so ausgeht wie man es sich im ersten Moment denkt. Margot verstirbt überraschend einige Tage vor dem Rennen. Daraufhin fällt Paul ersteinmal in eine tiefe Krise, leider verwehrt ihm das Altenheim jegliche sinnvolle Betreuung – stattdessen wird er ruhig gestellt und im Bett fixiert. So einfach kann man sich Hilfe machen und Arbeit sparen.

Zusammen mit einem Heimbewohner und einen engagierten Pfleger gelingt Paul gerade noch rechtzeitig die Anreise zum Start beim Marathon. Den Rest verrate ich jetzt hier mal besser nicht…

Insgesamt ein sehr rührender Film, das muss man lassen. Er macht vor allen Dingen nachdenklich wie wir mit der alternden Gesellschaft umgehen wollen und wie wir als Nachfolgegeneration mit unseren Eltern umgehen wollen. Ich bin kein Fan von irgendwelchen Alten-Sammelheimen, auch unseren Großeltern und allen Angehörigen blieb das zum Glück erspart. Aber ich bin auch realistisch: In der heutigen Arbeitswelt ist es beinahe unmöglich sich in Eigenregie um die Eltern kümmern zu können. In vielen Familien wird es dadurch erschwert, dass sich die Last auf zwei oder auch nur vier Schultern verteilt. Kommen dann noch längere Distanzen zwischen den Familienteilen hinzu wird es sehr schnell beinnahe unmöglich oder nur mit sehr hohem Aufwand.

Da das Altern ein schleichender Prozess ist, bin ich der Meinung man muss den älter werdenden Menschen Hilfe anbieten, aber Ihnen diese nicht aufzwingen – niemand wird gerne bevormundet. Viele Menschen haben einen gewissen Stolz den sie auch als Würde empfinden. Dieser verbietet es dem Individum erst einmal sich helfen zu lassen. Gerade wenn es um Dinge geht, die eigentlich trivial sind oder jahrelang einfach dazu gehörten. Das fängt mit dem Kochen und Wäschewaschen an und hört bei eigenständiger Mobiltät auf. Sich selbst eingestehen zu müssen das etwas nicht mehr so bleiben kann wie es ist, ist mit Sicherheit nicht einfach. Hier verhält es sich wie beim Laufen: Einfach von jetzt auf gleich aufhören, das kann nicht gelingen, genauso wenig wie von jetzt auf gleich eine Ultra zu laufen. Unterstützung da wo es gewünscht oder notwendig ist, ansonsten soviel Würde und Eigenständigkeit wie möglich. Die aktuellen Angebote wie betreutes Wohnen oder auch das Mehr-Generationen-Quatier sind hier denke ich erfolgversprechende Ansätze.

Abschließend noch ein paar Gedanken zum Film aus Sicht eines Läufers: 12 Wochen Vorbereitung sind der Standard für einen grundlegend trainierten Läufer. Das kann man mit etwas Willen und Abstrichen in der Zielzeit auch auf 8 Wochen verkürzen, aber das ist schon wirklich ambitioniert. Von daher ist das gewählte Szenario schon etwas grenzwertig und keinenfalls für den Laufanfänger zur Nachahmung empfohlen (dann schon eher etwas in der Art „von null auf 42“ – innerhalb eines Jahres). Auch im fortgeschrittenen Alter sollte man sich ausreichend Zeit für die Vorbereitung nehmen, vor allem aber auch eine entsprechende Betreuung haben. Kontakte sollte man als ehemaliger Olympia-Teilnehmer dafür eigentlich noch irgendwo haben. Die Ausrüstung ist auch etwas kurios, aber es sollte machbar sein, mit einer derartigen Ausstattung einen Marathon zu bestehen – es gibt ja auch Leute die barfuß einen Marathon bestreiten, und früher ging es ja auch, mit weit weniger ausgfeiltem Schuhwerk als heute.

Die Bilder von der Laufstrecke sind beeindruckend und reißen einen als Läufer durchaus mit, wenn man weiß wie schwer es sich anfühlt, jenseits der 30km. Sehr schön dargestellt fand ich die Unterstützung an der Strecke: Aus Erfahrung weiß ich: Ohne die ist jeder Lauf um ein vielfaches anstrengender. Gegen Ende der Strecke hin, sind dem Regisseur dann aber doch die Pferde ein wenig durchgegangen – wie dargestellt ist Paul mit Sicherheit nicht der schnellste Läufer, schlägt sich aber wacker im hinteren Mittelfeld, so würde ich es zumindest einmal einschätzen. Selbst ganz hinten wäre man nicht so verlassen und allein wie im Film dargestellt, ferner würde doch auch mindestens ein Begleitradler als Besenfahrzeug irgendwo in der Nähe sein – wie gut es hinten laufen kann, darüber berichtet Erwin ja häufiger einmal (besonders am Stadtlauf in Nürnberg). Auch die zwischenzeitlich gezeigte Uhr zur Zeitnahme scheint mir etwas sehr optimistisch für einen einsamen Schlussläufer: bei 3:34h ist nach meiner Erfahrung das dicke Hauptfeld im Einlaufen, und auch bei um die 4h sind sicherlich noch mehr Läufer im Zielbereich unterwegs. Das will ebensowenig passen wie ein immer noch voll besetztes Olympia-Stadion zum Einlauf des Helden.

Insgesamt: Sehenswert und zum Nachdenken anregend, aber durchaus auch mit heiteren und sportlichen Momenten. So und jetzt mach ich Schluss – ich muss noch meine Laufschuhe schnüren, damit ich nicht einroste …