Wochenend-Urlaub rund um den Rennsteiglauf (72,9km)

Lange hat es gedauert, lange habe ich mir den Lauf am Rennsteig aufgespart, aber dieses Jahr sollte es dann soweit sein. Zwar hatte ich ihn nicht von Anfang an im Plan, aber spätestens als meine Partnerin Vorbereitungen getroffen hat am 17.04.2014 auf die Supernatural Convention „Asylum 12“ zu fahren, war für mich klar: Sie Supernatural, für mich Supermarathon. Also ein Wochenenden mit dem jeweiligen Hobby – warum nicht.

Den ersten Teil der Anfahrt können wir noch gemeinsam zurück legen – zusammen mit einer Freundin fahre ich Marion nach Frankfurt an den Flughafen. Da es keinen Sinn macht von dort aus wieder nach Mannheim zu fahren, nur um einen halben Tag später wieder gen Norden auf zu brechen, geht es für mich weiter nach Eisenach bzw. Herleshausen. Der Verkehr ist herrlich flüssig, keinerlei Stau oder sonstwas – wenn ich das mit dem vergleiche was ich vor einigen Jahren auf der gleichen Routen freitags mehrfach erleben musste, hat sich das frühe Aufstehen echt gelohnt. Als ich Frankfurt hinter mir lasse ist es gerade mal kurz nach 8h in der Frühe. T-22h bis zum Start in Eisenach. Dennoch mache ich kurz nach dem Kirchheimer Dreieck eine etwas längere Pause – das frühe Aufstehen habe ich irgendwie nicht mehr so drauf wie früher. Aber ich habe ja Zeit und nach einer halben Stunden „Power-Napping“ fahre ich ganz entspannt weiter die letzten knapp hundert Kilometer bis Eisenach.

Die Startnummernausgabe ist erst ab 14:00h geöffnet – ich nutze die Zeit mir ein zweites Frühstück zu gönnen. Die Kalorien brauche ich dann aber nicht erst am nächsten Tag sondern fast direkt im Anschluss: Wenn man schon mal an solch historischen Orten ist, sollte man dort nicht nur durchrennen sondern sich diese auch anschauen. Also mache ich eine kurze Tour durch Eisenach mit Ziel an der Wartburg. Natürlich laufe ich den Berg hoch und nehme nicht das Auto oder den Bus – es sind vom Zentrum 1,5km und einige saftige Höhenmeter, aber so ein ganz leichtes Training zur Einstimmung sind sicherlich nicht verkehrt.

Die Wartburg ist einen Besuch wert, die Führung ist gut gemacht und geht trotz 9 EUR Eintritt absolut in Ordnung. Man erhält einen tollen Einblick in die verschiedenen Räumlichkeiten und das Leben auf der Burg im Mittelalter – alles andere als angenehm. Eine Altersklasse M40 oder W40 hätte es damals wohl seltenst gebraucht, die Lebenserwartung lag bei ca. 30 Jahren. Zudem versucht die Fremdenführerin ein wenig eine Vorstellung für die Mobilität von damals zu schaffen: Motorisierung gab es nicht – und Luther ist wohl vor der Bibelübersetzung ins Deutsche durch fast ganz Deutschland herum gekommen – gewandert. An die 1500km lassen sich historisch nachweisen. Spontan kommt mir der Song von den Proclaimers – I would (walk 500 miles). Im Text heißt es: „I would walk 500 miles .. and I would walk 500 more….“ umgerechnet kommt man dann auf um die 1600km. Auch wenn das für einen normalen Wettkampf keine machbare Distanz ist – das TransEuropeFootrace oder TransAmerica zeigen klar: über mehrere Tage verteilt geht fast jede Distanz. Aber zurück auf die Wartburg – so richtig schockieren kann die Schilderung nur etwa die Hälfte der anwensenden Personen. Die andere Hälfte sind alles Teilnehmer am Rennsteiglauf über 72,9km – gut zu erkennen an den Sportschuhen und den Champion-Chips am Schuh.

Kurz nach der Führung melden sich Helga und Heinrich bei mir, sie sind ebenfalls in Eisenach eingetroffen. Wir verabreden uns an der Startnummernausgabe – so haben die beiden Zeit alles im Hotel zu regeln und etwas zu entspannen, während ich eine erste Übung in bergablaufen mache. An der Ausgabe ist es voll, aber es geht doch sehr zügig voran. Immerhin müssen rund 1700 Leute ihren Beutel mit Startnummer und Zusatzinfos abholen. Zu dritt machen wir noch einen Bummel durch die Innenstadt, ich gönne mir einen kleinen Snack in Form von Thüringer Bratwürsten. Bei einem italienischen Restaurant reservieren wir für den Abend noch einen Platz – ich muss mich dann auf den Weg machen. Mein Hotel liegt etwas außerhalb in Herleshausen ca. 15km von Eisenach entfernt (wenn man wollte könnte man sich vor dem Wettkampf schonmal warmlaufen (auch wenn es dann immer noch nicht für einen 100er reicht – da müsste man auch den Weg zurück mitmachen …). Das Hotel Schneider bietet alles was der Läufer für den Rennsteiglauf braucht: Ein Bett und vor allem ein frühes Frühstück – für den Rennsteiglauf gibt es einen Extras-Service: Bereits ab 4:30h in der Frühe gibt es Frühstück für die Sportler. Zum Abendessen fahre ich dann wieder nach Eisenach zum Nudeln essen, damit für den kommenden Tag auch die Kohlenhydratspeicher vollständig gefüllt sind. Da ich den Lauf nur aus Beschreibungen und Berichten kenne weiß ich nicht genau auf was ich mich einstellen soll – aber das ist ja bei jeder erstmaligen Teilnahme der Reiz. Um wirklich ausgeruht zu sein, lassen wir den Abend nicht all zu lang werden, um kurz nach acht am Abend bin ich im Hotel und gehe ins Bett.

Der Wecker holt mich zuverlässig aus dem Bett – normalerweise dusche ich ja nach dem Sport und nicht davor – aber diesmal brauche ich eine kalte Dusche um erst mal wach zu werden. Dann geht es schon viel leichter: Laufklamotten an, ich entscheide mich für meine Ultra-Wettkampf-Hose (eine altbewährte graue Leggins – nicht modisch aber praktisch) und das Teilnehmer-Shirt der ersten Ulmer-Laufnacht (mein erster 100km Lauf). Weiteres Equipment neben den Schuhen: Pulsuhr, lange dünne Jacke und Getränkegürtel. Den Sack für ans Ziel packe ich mit allem notwendigen: Handtuch, Seife und trockener Bekleidung inklusive winddichter Jacke. Nach dem Frühstück geht es nach Eisenach, parken und zum Start laufen. Dort warten bereits die Tranfer-LKW für die Bekleidungsbeutel. Ich gebe meinen Beutel ab und begebe mich ins Startfeld. Obwohl ich Ausschau halte, sehe ich Helga vor dem Start nicht, aber halb so wild – im Ziel haben wir einen festen Treffpunkt ausgemacht. Es ist kurz vor sechs Uhr, es ist leicht windig und doch recht frisch. Ich bin froh um Jacke und lange Hose.

Pünktlich um 6:00h fällt der Startschuss, und das Feld kommt langsam in Bewegung – auf dem ersten Kilometer durch die Fußgängerzone stockt es immer mal wieder ein wenig, es sind einfach zu viele Läufer auf zu wenig Straße. Aber bereits am Stadttor wird es besser. Dort beginnt der Anstieg zum eigentlichen Rennsteig. Der Wanderweg beginnt nämlich ca. 10km außerhalb von Eisenach und die Laufstrecke vereinigt sich erst an der „hohen Sonne“ mit dem Wanderweg. Es geht in Serpentinen nach oben und aus Eisenach heraus in die Felder und Wälder. Der Untergrund ist teilweise asphaltiert, teilweise geschottert und es gibt die ersten Trailpassagen bereits vor Kilometer 2. Auf diesem Stück gibt es auch immer mal wieder etwas Rückstau, wenn der Pfad zu schmal ist. Aber alles läuft sehr ordentlich ab, keiner drängelt oder schiebt. Auf den breiteren Forstwegen sortiert sich das Feld dann langsam. Aber selbst an der ersten Versorgung bei Kilometer 6,9 am Waldsportplatz ist das Feld noch gut beieinander.

Noch geht es stetig weiter bergauf, erst kurz vor der Einmündung auf den Rennsteig geht es ein wenig bergab. Ich schaue immer mal wieder auf die Pulsuhr und mahne mich, ja nichts zu überstürzen und vor allen Dingen aufzupassen – denn die kurzen Passagen auf den schmalen Pfaden sind doch nicht ohne. An der nächsten Versorgung gibt es warmen Tee – eine Wohltat für die doch etwas klammen Finger. Die erste Stunde ist schon rum und ich fühle mich noch immer gut. Auch die Stimmung im Feld ist gut, und es läuft einfach so vor sich hin. Scheinbar geht es einigen Läufern wie mir selbst: Wir sind alle noch nicht so ganz wach – wer bricht sonst Samstags früh um kurz nach sieben Uhr schon durch den Wald um mehr als 42,195 Kilometer zu laufen …

Ein erstes kleineres Problem kündigt sich an – ich habe meinen Füßen etwas zu viel Luft gelassen – bei der Abwärtspassage merke ichdeutlich wie ich mir langsam aber sicher eine Blase laufe … bevor das weiter geht mache ich einen Stopp und ziehe die Bindung etwas fester – gar nicht so leicht mit klammen Fingern. Dabei fällt mir dann auch die Startnummer in die Hände … da ich sie unter der Jacke getragen habe, ist sie total durchgeweicht und die Sicherheitnadeln sind ausgerissen – an wieder anpinnen ist nicht zu denken, dafür fehlt das Gefühl in den Fingern – also packe ich die Nummer in die Tasche und muss sie nun jedesmal rausholen wenn es Fotos gibt. Aber auch das geht. Der Chip am Fuß sorgt ja für die korrekte Zeitnahme.

Auf die nächste Versorgung an der Glasbachwiese freue ich mich besonders: Dort hat sich Heinrich mit Kamera positioniert und diesmal klappt es auch mit der Kommunikation, ich drehe vor der Kamera noch einige Runden bis ich alles beisammen habe was ich an der Versorgung mitnehmen wollte: Tee, Schmalzbrot und zum ersten mal den Haferschleim mit Blaubeeren. Erster Eindruck: Sieht komisch aus. Zweiter Eindruck: Sehr praktischer Engergiedrink mit angenehmen Geschmack. Für auf den Weg gibt es noch ein Stück Banane mit Salz (damit ich keine Krämpfe bekomme – Erfahrung macht klug). Vor der Versorgung ging es erst gefühlt zum ersten Mal etwas länger sachte bergab. Aber danach geht es natürlich auch wieder hoch, diesmal ein richtig trailiges Stück mit Waldboden und Wurzeln.

Noch jogge ich tapfer jede Steigung hoch, sie sind alle nur „Scheinbuckel“ wie Peter von Peter Ultra Lauf Treff (PULT) es nennen würde – sie werden zum Ende hin alle flacher. An der Getränkestelle am Dreiherrenstein haben wir bereits die ersten zwanzig Kilometer zurück gelegt und haben deutlich an Höhe gewonnen. Ich bin mittlerweile etwas mehr als zwei Stunden unterwegs. Kurz nach der Wasserstelle geht es dann zum ersten Mal ans Eingemacht – es geht dem großen Inselsberg entgegen. Im Kopf läuft die Melodie aus Jim Knopf & Lukas der Lokomotiv-Führer „eine Insel mit zwei Bergen … denn wo es einen großen Inselsberg gibt, gitb es natürlich auch einen kleinen Bruder dazu. Die Strecke nach oben ist sehr steil und ich schalte in einer Kehre um auf Gehen, das ist aber kein Problem, denn um mich rum kann das Ding auch sonst keiner Joggen. Es geht in den Nebel, es wird feucht und kühl, teilweise hatte man vorher schon immer mal wieder den Atemhauch einiger Läufer gesehen. Kurz vor dem Inselsberg rutsche ich dann auf einer Wurzel weg und küsse den Boden. Aber nichts passiert – aufstehen und weiterlaufen – es tut auch nichts weh – nur die Hände sind schmutzig – aber Wasser aus der Trinkflasche drüber und abgespült – schon ist die Welt wieder in Ordnung und ich dank Adrenalinkick auch richtig wach. Wir laufen derweil weiter im Nebel an den Sendeanlagen vorbei.

Nach der Kuppe geht es richtig kräftig bergab bis an die nächste Versorgung 26,8km liegen hinter mir. Also etwas mehr als ein Drittel, das motiviert mich. Die Strecke ist nunmehr vergleichsweise flach – es gibt immer mal wieder ein paar Höhen und Senken, aber insgesamt sehr gut und entspannt zu laufen. Im Kopf rumort es etwas ob ich das überhaupt schaffen kann, wenn das so weiter geht, denn die Muskeln melden ganz klar, dass sie die Idee mit den Bergläufen zwar toll finden, aber mittlerweile die Grenze des Trainings fast erreicht ist. Aber es gibt erstmal nur eine Richtung und die heißt weitermachen. So kommt denn nach einer Kuppe ein Betonweg und kurz nach dessen Beginn das ersehnte Motivationsschild: 30km sind geschafft, jetzt ist es nur noch minimal mehr als ein Marathon – und Marathon kann ich laufen, also alles im Lot. Ich muss an meine Kollegen denken die sich wohl gerade eben auf eine neue Runde mit PULT aufgemacht haben. Mal sehen was die nächstes Mal berichten – 73km werden sie wohl keine laufen.

Das nächste innerliche Ziel setze ich mir bei der Halbzeit – an der Ebertswiese bei Kilometer 37,4 – das ist zwar etwas mehr als die Halbzeit, aber so ist das bei Landschaftsläufen – man muss auch den Platz für die Versorgung haben. Die Strecke ist noch immer leicht wellig, aber es lässt sich alles noch ganz gut laufen. Sogar das Wetter macht langsam mit, nachdem es lange Zeit grau und bedeckt war, spitzt nun an einigen Stellen schon die Sonne durch. Der Wind ist zwar immer noch frisch, aber mit der Sonne läuft es sich dann doch gleich viel angenehmer. Ein erstes Hinweisschild kündigt den nahenden Verpflegungspunkt an: Noch ein Kilometer. An der Versorgung mache ich etwas länger Pause – gönne mir ausreichend Wasser, Tee, Isogetränk, Schmalzbrot und Wiener Würstchen – ja all das kann man essen während einem Lauf.

Nach der Versorgung geht es erst mal wieder etwas steiler bergauf, ich nutze die Zeit mich etwas zu sortieren während ich den Anstieg hochgehe (wie fast alle um mich herum auch). Gefühlt ist es ja nicht mehr weit bis zur Marathon-Marke – nur noch etwa fünf Kilometer. Es geht weiter auf dem Bergrücken entlang – immer mal wieder gibt es eine Lichtung – ich ziehe die Jacke aus und binde sie mir um die Hüfte. Im ersten Moment ist das etwas frisch, gerade wenn der Wind mal wieder kräftig pfeift, aber in der Sonne wäre es mir jetzt in der Jacke zu warm.

Nächste Getränkestelle ist die neue Ausspanne nach insgesamt 40,8km. Dorthin geht es wunderbar bergab, aber nach der Versorgung auch gleich wieder entsprechend bergauf. An dieser Stelle erkenne ich, warum das wohl Rennsteig heißt: Entweder man rennt bergab oder man steigt bergauf. Ein Zwischending gibt es sehr sehr selten. Aber wenn alle gehen, dann ist es ja auch erträglich – nicht so wie wenn ständig Leute an einem vorbeiziehen (das frustriert eher). Ich kann dank passendem Training auch im Gehen noch recht flott den Berg hoch und hole dabei selbst immer wieder Läufer ein. Das Feld ist immer noch zusammenhängend, auch wenn die Abstände zwischen den Läufern mittlerweile deutlich länger geworden sind.

Nachdem die Marathonmarke hinter mir liegt peile ich nun innerlich den Grenzadler als nächsten „magischen“ Punkt an – dort wartet wieder Heinrich. Noch bevor ich an der Neuhöfer Wiese zum nächsten Mal Energie tanken kann – mache ich einen Abstecher in die Botanik – das ist das praktische am Lauf immer quer durch den Wald … es gibt fast ständig die Option der sanitären Erleichterung rechts und links des Weges. So erleichtert läuft es sich dann doch viel besser.

An der Neuhöfer Wiese gibt es dann wieder allerlei zu Futtern – wenn ich nicht wüsste das es biologisch unmöglich ist, würde ich fast sagen: Ich bin schwanger – denn die Kombinationen des Essens werden jetzt richtig abenteuerlich – gesalzene Banane kannte ich ja schon, aber gesalzenes Nutella-Brot ist noch ne Stufe besser. Dazu wieder reichlich Tee und Iso. Cola spare ich mir noch auf, damit der Koffeinschub erst am Schluss kommt. Für auf den Weg noch eine Art Hartwurst zum Kauen und schon geht es weiter – erst recht eben, aber bald kommt die nächste Steigung an der wieder alle gehen.

Den nächsten Versorgungspunkt hört man schon von weitem – dort ist die Stimmung richtig gut und es stehen viele Leute die anfeuern an der Strecke – ist auch verständlich, denn mittlerweile ist es irgendetwas um elf Uhr herum – die meisten Leute haben also ihr Samstagsprogramm gestartet. Schon etwas länger begleiteten uns weitere Strecken: Die Wanderer und auch die Nordic-Walker. Wobei das mit den Stöcken teilweise schon problematisch bis nervig sein kann. Vor allem wenn man dann immer den direkten Vergleich der Leute sieht die es richtig und schwungvoll machen und denen die die Stöcke nur als Deko benutzen. Ja man fühlt sich schon etwas erhaben wenn man nach mehr als 45km noch an Leuten locker flockig vorbeiziehen kann. Auch so kann Motivation aussehen.

Nun ist es wirklich nicht mehr weit bis zum Grenzadler – nicht einmal 4km sind noch zu bewältigen. Allerdings gibt es auch auf dieser Strecke nochmal Trailanteile, diesmal auch mit Fango-Einlage und nassen Schuhen. Aber das Wetter macht ja immer mehr auf, wenn jetzt noch der Wind etwas nachließe dann wäre es ein wunderschöner Sommerlauf. Aber andererseits ist es auch angenehm dass es nicht zu heiß ist. Als wir uns dem Grenzadler und somit Oberhof nähern kreuzen wir mehrfach die Trainingsstrecken der Biathleten bzw. der Langläufer auf Skiern. Langlaufen kann auch anders aussehen, nämlich so wie wir das gerade machen. Zur Versorgung geht es nochmal ein kleines Trailstück bergab, ich erspähe schon von weitem Heinrich und setze nach Möglichkeit mein Lächeln auf. Aber die Wiese ist schon gut zertrampelt und dank der vielen Feuchtigkeit superglitschig. Daher konzentriere ich mich lieber auf das Laufen denn auf das Lächeln.

Nun sind es nicht mal mehr zwanzig Kilometer – ich schaufle nochmal reichlich Kalorien in mich hinein, Haferschleim, gesüßter Tee und Salz, nochmal kurz Heinrich Zeichen geben, dass alles ok ist und schon geht es weiter. Ich habe das Profil nicht mehr genau im Kopf, aber eine Gruppe neben mir schaut gerade in die Profilkarte – so bekomme ich mit, dass die letzte große Steigung bei Kilometer 61,2 liegen soll – also nicht mal mehr 9km vor uns – also ungefähr die Hälfte der verbleibenden Strecke. Ich teile mir also meine Kräfte entsprechend ein und mahne mich zur Vorsicht. Nach knapp vier Kilometern gibt es nochmal etwas zu trinken, auch Bier wird angepriesen, aber ich lasse es dann doch sein.

Es geht nochmal eine langgezogene Steigung nach oben – immer den höchsten Punkt der Strecke an Plänckers Aussicht im Kopf. Ich motiviere mich damit, dass es nur noch etwas mehr als drei Kilometer bis zu diesem Punkt sind, danach soll es größtenteils abwärts gehen. Am höchsten Punkt liegen dann tatsächlich rechts und links der Strecke noch zwei kleine Schneehäufchen – damit hätte ich nun Mitte Mai nicht mehr gerechnet – aber es zeigt wie frisch das Klima hier oben doch sein kann. Ganz im Gegenteil zu dem wie das Wetter aktuell ist – in der Sonne ist es fast schon zu warm, zudem schwitzt man als Läufer nach der Steigung natürlich um so mehr. Aus der Flasche hole ich mir noch eine Portion Erfrischung.

Nun geht es rasant bergab – die vorletzte Versorgung vor dem Ziel in Schmücke wartet. Die Strecke parallel zur Straße ist nochmal übersäht mit Wurzeln und Stolperfallen – aber irgendwie kann ich das trotzdem sehr gut laufen. Im Gegensatz zu vielen anderen Teilnehmern – immer mehr gehen auch bergab. Die Wiese vor Schmücke ist nochmal eine Herausforderung: nass, glitschig und absolut uneben. Ich greife nur kurz bei der Cola zu und schon geht es weiter. Die Aussicht, dass es nunmehr nicht mal mehr 10km sind, beflügelt mich doch ganz erheblich.

Kurze Zeit später kommt schon das Schild für Kilometer 65. Ich blicke auf die Uhr – fast genau 7 Stunden bin ich unterwegs als ich das Schild passiere. Im Kopf läuft die Rechenmaschinerie an – geplant hatte ich etwas zwischen 6 und 7 Minuten pro Kilometer. Wie schnell ich tatsächlich bin kann ich nur grob abschätzen – ich laufe ohne großen technischen Schnickschnack wie GPS oder Fußsensor. Grob angenähert laufe ich etwas um die 6:30 min/Kilometer. Also mal kurz überschlagen: Noch 8 km, mal 7 Minuten – die 8h Marke sollte also auf alle Fälle drin sein, zumal es ja stetig bergab geht. Ich bin schon versucht es einfach laufen zu lassen, aber ich mahne mich zur Vorsicht: Das dicke Ende kommt womöglich noch. Optimistisch rechne ich mit 6 min/km und komme somit auf 42 Minuten bis ins Ziel – es könnte also auch noch für die 7:45 reichen – wenn ich mich ein wenig beeile und nichts unvorhergesehenes kommt.

Das kommt kurz vor der Versorgungsstelle Kreuzwege, es geht nochmal eine Steigung hoch, nachdem es vorher ganz ordentlich bergab geht. Die Stelle heißt praktischer Weise auch noch Mordfleckenwand. Das sagt doch schon alles. An der Versorgung gibt es noch einen Schluck Cola, aber ich halte nicht mehr an, zu verlockend ist das nahende Ziel. Nur noch rund 5km! Das beflügelt mich noch weiter – und es geht immer noch weiter bergab. Zudem motiviere ich mich anhand der Kilometrierung des Halbmarathons, da der ins gleiche Ziel einläuft sollte das ungefähr passen, auch wenn die Kilometerangaben sich nicht so ganz decken wollen. Aber so hat man immerhin jeden Kilometer den man geschafft hat einen Hinweis. Wie weit es dann noch ist kann man sich auch ausrechnen.

Im Tal kann man außerdem seit langem mal wieder etwas anderes als Wiesen und Felder sehen – da stehen tatsächlich Häuser – die Strecke führt immer näher an die Zivilisation heran. Noch drei Kilometer – ich schaue nicht mehr auf die Uhr sondern laufe zügig weiter – über die gesperrte Straße noch eine Kehre und dann beginnt schon gleich Schmiedefeld. Die Menschen stehen an der Strecke und feuern an, die Stimmung ist gigantisch. Auf den letzten Kilometern nehme ich gefühlt mehr als ein Dutzend Läufer mit – viele müssen gehen – ich kann mir nicht ganz erklären warum, es geht doch fast ständig bergab und die Strecke ist wunderbar breit. In Schmiedefeld gibt es noch einen kleinen Buckel, der allerletzte kleine Anstieg vor dem Ziel – garniert mit dem Schild für Kilometer 72 – jetzt kann ich nochmal richtig loslaufen. Das Portal zum „Einsortieren“ der Klassen kommt, ganz klar: Mir gehört die mittlere Spur für Supermarathon – in der Ferne ist das Ziel schon zu sehen. Es geht bergab und ich sehe noch einen Läufer vor mir auf den letzten Metern. Also nochmal die Beine in die Hand genommen, den kriege ich auch noch. Durchs Ziel und anhalten – geschafft. Bruttozeit 7:46:06 – es könnte also gereicht haben.

Im Ziel treffe ich Endere wieder, ihn hatte ich beim Rodgaulauf getroffen und zwischenzeitlich hatte er mich überholt – er ist schon seit ca. 15 Minuten im Ziel. Aber mir ist das völlig egal. Ich hole mir nochmal Tee und etwas zu Essen. Danach informiere ich Marion per SMS – zumindest versuche ich es – ich muss feststellen, dass wohl die meiste Zeit des Laufes kein Netz vorhanden war – der Akku ist fast leer und bricht beim Versand der SMS vollständig zusammen. Ob es geklappt hat, weiß ich erst mal nicht.

Die Organisation im Ziel ist super – auf der Gepäckwiese hole ich meinen Beutel und begebe mich zur Dusche – dort ist es zwar voll, aber jeder kommt mal dran. Frisch geduscht hole ich dann mein Finisher-Shirt, die Urkunde und das Gratis-Köstritzer ab. Beim Anstellen für die Urkunde erspähe ich dann auch schon Heinrich, dank Hut und großem Stativ ist er auch in großen Menschenmassen gut zu finden. Er gibt mir die Info, das Helga wohl noch etwas braucht und ich daher wohl noch etwas warten muss bis das Spezial-Taxi nach Eisenach fährt. Aber das ist halb so wild – ich lege mich auf die Wiese und entspanne einfach nur. Zur weitern Stärkung hole ich mir dann zwischenzeitlich eine Bratwurst und esse meine mitgebrachten Gummibärchen.

Helga kommt nach etwas mehr als 10 Stunden ins Ziel – auch das eine sehr achtbare Leistung – Heinrich weckt mich rechtzeitig und so kann ich nochmal kräftig anfeuern als sie aufs Ziel zuläuft.

Insgesamt: Ein toller Lauf, auch wenn ich sagen muss, dass ich im Nachhinein mich an wenige Passagen direkt erinnern kann. Die Versorgung ist super, die Organisation läuft wie geschmiert und die vielen Leute an der Strecke die einen immer wieder anfeuern – das macht einfach Laune. Der Lauf kommt auf alle Fälle auf die Liste der zur Wiederholung empfohlenen Wettkämpfe. Ob es gleich nächste Jahr ist muss ich noch sehen, das hängt sehr stark davon ab, was mein anstehender Nachwuchs bis dahin so macht – wenn ich den Lauf mache, habe ich mir vorgenommen ihn auf alle Fälle die letzten Meter durchs Ziel zu tragen – mal schauen ob das was wird.

 

Qudadratur des Kreises oder wie man Räder an einem Fiesta wechselt

Der Titel trifft es schon recht gut, ich habe in den vergangenen Wochen mehrere Anläufe genommen um auf dem Wagen meiner Freundin endlich die Sommerreifen zu montieren. Dabei waren die Räder gefühlt aber eben eckig und nicht rund, denn rund und flott lief bei der Aktio überhaupt nichts – zumindest nicht auf Anhieb. Dieser Beitrag ist auch für die Leute gedacht die vor ähnlichen Aufgaben stehen – mit etwas Vorbereitung geht es ja auch recht leicht – nur die muss man eben machen.

Erster Versuch vor rund einem Monat: Bei meinem geschätzten Opel Corsa B, Baujahr 97 habe ich die Reifen gewechselt, es wurde ja langsam warm. Alles schon mehrfach gemacht, kein Hexenwerk – Räder aus dem Lager bzw. Keller, Wagenheber rausholen, Fahrzeug am jeweiligen Anhebepunkt mit dem Wagenheber hochbocken, Schrauben raus, Rad runter, Rad drauf, festschrauben, Ablassen, nochmal Kontrollanziehen, nächstes Rad. Gesamte Aktion etwas unter einer Stunde. Nach 50km nochmal Kontrolle der Radmuttern.

Nun für den Wagen meiner Freundin meinte ich, das ginge doch wohl ähnlich fix. Also das Fahrzeug ans Lager geholt, die Reifen bereit gelegt und dann den Wagenheber gesucht … vergeblich! Es stellt sich heraus, dass bei Ford die Wagenheber, ebenso wie ein Reserverad zum Sonderzubehör erklärt wurden. Das Starthilfekabel und Abschleppseil/Abschleppstange nicht Standard sind war mir ja bekannt. Das Reserve-Räder auch nicht mehr so ganz gängig sind eventuell auch noch (teilweise kann ich die Argumente ja sogar nachvollziehen) – aber so etwas simples wie ein passender Wagenheber und einen Schlüssel für die Radmuttern – das ist doch nun wirklich nicht zu viel verlangt. Also erst mal wieder Reifen in den Keller.

Von einem Arbeitskollegen habe ich mir dann einen Hydraulikheber ausgeliehen, zudem noch der Umzug und einiges anderes – aber so langsam ist nun wirklich Schluss mit Winter, die Räder müssen also gemacht werden. Nächster Anlauf vor dem Lager diesmal mit dem besagten Heber. Erstes Problem: Wo sind eigentlich die Anhebepunkte für das Fahrzeug … im Gegensatz zu dem was ich von VW am Passat oder bei mir am Corsa gewohnt bin, gibt es keine eindeutige Kennzeichnung wo der Wagenheber denn nun hingehört. Das was im ersten Moment nach einenm Ansatzpunkt aussieht gibt mir bereits beim ersten Ansetzen deutlich zu stark nach – das war nicht der Punkt!

Also das Handbuch zum Fahrzeug rausgeholt – da sollte es ja drinstehen. Es steht auch drin, allerdings nur so ungefähr. Die Zeichnung kann man glatt den Hasen geben – es ist als würde man mit einer einem groben Schraubendreher versuchen die Anschlussverdrahtung eines modernen Mikrokontrollers zu realisieren. Immerhin klappt es hinten mit der vermuteten Stelle dann doch ganz gut, auch wenn mir etwas mulmig ist und im Nachhinein muss ich sagen: Es war auch nicht die richtige. Noch mehr ärgert mich der Federweg des Fahrzeugs – erst nachdem ich zwei Latten Holz unter den Heber lege reicht es mit Ach und Krach. Damit sind die hinteren Räder erledigt. Es klappt ja doch, zumindest dachte ich das es nunmehr bald geschafft sei. Aber weit gefehlt: Vorne suche ich erst vergeblich nach einem passenden Punkt und hebe dann auf Verdacht dort an wo es wohl sein müsste, das klappt auch, zumindest soweit wie der Heber reicht – das ist aber nicht genug um das Rad zu wechseln. Innerlich bin ich schon ganz ordentlich gefrustet.

Aber das hilft ja nix – also erstmal alles zusammenpacken, die noch fehlenden Räder in den Kofferraum. Erst mal erledigen wir das was noch zu tun ist bevor die Geschäfte zumachen: Einkaufen, das geht auch mit gemischten Reifenpaaren. Während wir einkaufen überlege ich was man tun kann. Die Lösung ist mir recht bald klar – ich muss wohl einen Abstecher zu meinem Freund Martin nach Lampertheim machen, der hat einen passenden Wagenheber, das weiß ich.

Also machen wir noch eine nette Tour nach Lampertheim – so weit ist ja nicht. Dort finde ich zwar recht fix den Wagenheber, aber der Ansatzpunkt den ich dachte gefunden zu haben, erweist sich als Trugschluss. Nach ettlichen Foren im Internet ist mir klar: Der Wagenheber muss unter den Längsfalz des Fahrzeugs, nur mit einem einfachen Öldruckheber da ansetzen, das missfällt mir dann doch. Im Netz schreiben einige dann, dass man ein Holz unterlegen sollte, einige empfehlen sogar eines mit passendem Einschnitt. In dem Moment bin ich dann echt froh, gleich zu Martin gefahren zu sein. In seiner gut sortierten Werkstatt steht auch eine Kreissäge, und im Restholz finde ich was ich suche: Ein Stück Hartholz das die passenden Maße hat. Aus diesem fertige ich mir einem passenden Adapter an.

Mit dem Adapter und den nunmehr stabilen Ansatzpunkten ist das Wechseln der Räder vorne innerhalb einer Viertelstunde erledigt. Warum denn nicht gleich so?

Was habe ich aus der Aktion gelernt?

Erstens: Ich werde beim Autokauf darauf achten, dass wenigstens ein Wagenheber dabei ist der zum Fahrzeug passt – sei es ein Nachkauf mit Adapter oder ein Original. Die Unsitte, den Autofahrer für jeden Pups in die Fachwerkstatt bzw. sogar Vertragswerkstatt zu zwingen geht mir verdammt auf den Sender. Die Argumente für den Verzicht auf ein Reserverad kann ich ja noch nachvollziehen: Gewicht, das man unnötig umherfährt, das kostet Sprit… Überalterte und nicht gefüllte Reserveräder helfen bei einer Panne nichts: Da ist was dran, aber die Lösung mit Hartgummi-Notlaufrädern (wirklich für den Notfall) ist da doch ein gangbarer Kompromiss. Das Reifendichtmittel mit Kompressor halte ich hingegen für Augenwischerei und Geldmacherei: Man muss hinterher meist die komplette Felge entsorgen (und natürlich gibt es das Modell dann nicht mehr – ergo man kauft dann wieder 2 oder 4 Stück) und es hilft wirklich nur bei kleineren Löchern wie einem Nagel. Schon bei Scherben ist meistens Schluss, ganz zu schweigen wenn der Reifen komplett zerlegt ist. Dieses Feigenblatt könnte man sich genausogut sparen.

Zweitens: Man lasse sich beim Kauf vom Fachhändler den Wagenheber vorführen oder gleich zeigen wo die Anhebpunkte sind – am besten man markiert diese dann auch gleich mit einer passenden Farbe, damit man sie im Zweifel auch wieder findet. Am Unterboden schaden die paar Flecken in Neongelb oder Neonpink wirklich nicht. Schöner wäre es natürlich wenn die Hersteller wieder Aussparungen oder eingestanzte Kennzeichnungen verwenden würden.

Drittens: Ich habe mir ein zusätzliches Handbuch für Reparaturen zu dem Fahrzeugtyp bestellt. Das habe ich für die größeren Reparaturen am meinem Auto auch schon, dort hauptsächlich wegen der größeren Menge an Reparaturen die ich mir noch selbst zutraue. Das man so etwas für einen einfachen Reifenwechsel braucht finde ich mehr als ärgerlich.

Viertens: Den angefertigten Holzklotz führen wir vorsichtshalber immer mit, einen passenden Wagenheber (ob nun ein Original, einen mechanischen oder doch einen hydraulischen sei erst einmal dahin gestellt) – denn Reifen wechseln, dafür muss ich nicht noch einer Fachwerkstatt zwingend Geld in die Hand drücken, von der Flexibilität und dem Komfort es dann machen zu können wenn es ohnehin passt mal ganz abgesehen.

Insgesamt wirft die ganze Aktion ein schlechtes Licht auf die aktuellen Trends bei den Fahrzeugen – der Fahrer mehr und mehr entmündigt, für alles und jedes braucht man Spezialwerkzeug und selbst für einfachste Dinge soll man in der Werkstatt Geld locker machen. Das erinnert irgendwie an die Tintenpartronen bei den Druckern: Die Geräte spottbillig, die Verschleißmaterialien oder sinnvolles Zubehör schweineteuer. Das gefällt mir einfach nicht. Sicherlich sollte man bestimmte Arbeiten einem Fachmann überlassen, an Bremsen oder Getriebe wage ich mich bei meinem Auto auch nicht heran. Aber ein Reifenwechsel oder auch ein Ölwechsel sollten eigentlich Dinge sein, die mit Standard-Werkzeug und ein wenig Beschreibung machbar sein sollten. Der Gesetzgeber hat es in der EU regeln müssen, dass Lampen an Fahrzeugen mit dem Bordwerkzeug in annehmbarer Zeit selbst gewechselt werden können. Vielleicht muss sowas jetzt auch noch für den Radwechsel erfolgen.

Momentan schaue ich ja (für den Fall, dass mir mein treuer Diener demnächst auseinader fällt) auch mal nach möglichen Nachfolgern. Bisher haben mir da verschiedene Modelle von Ford recht gut zugesagt, zumindest von außen. Im Fiesta habe ich im Inneren dann schon das ein oder andere (sicherlich verschmerzbare) Detail wie einen Außenthermometer vermisst (der Corsa hatte sowas 97 schon serienmäßig in der kleinsten Ausstattung – heute steht es bei einigen Herstellern auf der Zubehörliste), die Anzeige der Kühlmitteltemperatur ist auch nicht zwingend notwendig aber sie gehört meines Erachtens einfach dazu. Über die Bedien und Anzeigekonzepte für sonstige Daten kann man herrlich philosohieren, das ist wohl Geschmackssache – aber ein einzeiliges 8-Segment-Display passt da auch nicht mehr ganz in die Zeit. Von daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Ford wird eher gesunken den gestiegen, auch wenn ich natürlich beim Probefahren nach solchen Dingen fragen werde – aus Schaden wird man klug.

Auch muss ich sagen, dass mir nach der Aktion die Lust auf ein neues Auto fast vergangen ist: Da können die Preise noch so verlockend sein, und Extras wie Klimanalage oder auch die paar PS mehr noch so freundlich von der Werbeanzeige winken – mein jetziges Fahrzeug hat mich treu begleitet und sehr viel mitgemacht – mehr als 150.000km habe ich damit zurück gelegt – außer einigen Verschleißteilen habe ich nie Probleme gehabt und Verschleißteile heißen so, weil sie irgendwann verschlissen sind und ersetzt werden müssen. Das tritt bei jedem Fahrzeug auf. Von daher hoffe ich jetzt erst mal, dass er mir noch eine Weile erhalten bleibt. Zumindest so lange bis die Hersteller mal wieder Autos produzieren die nicht nur billig und hübsch anzuschauen sind, sondern auch einen echten Nutzwert haben.

In diesem Sinne, allen die Klein-Reparaturen noch selbst durchführen: Viel Erfolg beim Schrauben!

 

Weinstraßen-Marathon 2014

Nur alle zwei Jahre findet der Weinstraßen-Marathon in der Pfalz statt. Nachdem ich schon einmal dabei war, und mir der Lauf sowohl landschaftlich als auch von der Stimmung an der Strecke her sehr gut gefallen hat, war klar: Da mache ich wieder mit. Nicht so ganz eingeplant waren bei der Anmeldung zwei Faktoren: Einerseits der kurze zeitliche Abstand zum Urlaub (nur ca. 1,5 Wochen) und eine Verletzung am Fuß, knapp eine Woche vor dem Event. Dennoch habe ich mich nicht abhalten lassen. Um es gleich klarzustellen: Ich habe auf Doping verzichtet – entweder es geht oder ich gebe auf, das war die Prämisse.

Auf alle Fälle war mir von vorneherein klar: Es wird ein Genußlauf und kein Lauf um eine Bestzeit, das konnte ich angesichts der Vorbereitung, der Verletzung und auch dem Höhenprofil der Strecke auch nicht erwarten.

Die Anreise ist sehr kurz, in knapp 30 Minuten bin ich am Parkplatz, von dort aus geht es mit dem Shuttle nach Bockenheim an den Start. Startnummer und Unterlagen abholen, Tasche abgeben und schon ist man startbereit. Im Gegensatz zum letzten Mal gibt es diesmal Startnummern mit integriertem Chip, anstelle des Championchips – das merke ich allerdings erst als ich mich mit einigen Leuten am Start unterhalte. Bleibt nur zu hoffen, dass die Zeitmessung durch den Championchip nicht durcheinander kommt, aber es laufen ja auch genügend andere Läufer mit, die ihn dauerhaft im Schuh eingebunden haben.

Pünktlich um 10:00h steigt eine weiße Rauchsäule vor der dem Haus der deutschen Weinstraße auf – der Startschuss. Ich habe mich vorsichtshalber weit hinten angestellt, von daher dauert es noch gefühlt eine kleine Ewigikeit bis ich die Startlinie überquere. Ganz bewusst lasse ich mich nicht gehen, sondern laufe gezielt im Pulk langsam mit – ein wenig macht sich der Fuß bemerkbar, aber die gute Stimmung an der Strecke macht das locker wett.

Es geht durch die enge Hauptstraße von Bockenheim auf das Ortsende zu, dort ist der erste Weinberg, sprich die erste Steigung in der Strecke. Hier kommt es zur ersten nennenswerten Umsortierung des Feldes – ich fühle mich gut und arbeite mich nach vorne durchs Feld. Trotz der Verletzung kann ich mein Tempo auch in der Steigung ganz gut halten, wobei ich auch immer mal wieder einen Blick auf die Pulsuhr werfe, zu klar und deutlich sind mir die Bilder von vor zwei Jahren im Kopf, bei denen ich mich am Anfang habe verleiten lassen um kurz nach der Hälfte einen herben Einbruch zu erleben. Als Richtwert laufe ich um die 5:30-5:40 – also deutlich langsamer als ich einen Marathon im Flachen angehen würde, aber auch deutlich schneller als ich es bei den 100km Läufen angehen lasse.

Kurz nach Kilometer 2 treffe ich meine Vereinskollegin Lore, sie macht heute nur einen Halbmarathon und lässt es auch gemütlich angehen. Immerhin wirbt der Lauf ja auch damit ein Genuß-Marathon zu sein. Auch ich nehme mir das zu Herzen und lenke meinen Blick immer mal wieder weg von der Strecke in die Landschaft. Im Vergleich zum Urlaub vor rund 14 Tagen in den USA ist die Natur hier bereits deutlich weiter – die Bäume blühen in allen Farben und das herrliche Wetter mit Temperaturen im zweistelligen Bereich – so kann man den Lauf wirklich genießen.

Nach der ersten Kuppe geht es nach Asselheim, die berüchtigte Asselheimer Wand hinunter, die es am Ende auch wieder hochgeht – abwärts ist die aber noch kein Problem, zumal ja gerade mal etwas mehr als 3km gelaufen sind. In Asselheim selbst steht schon die erste Versorgungsstation, ich lasse das Gedränge rechts liegen und bezwinge die langgezogene Steigung durch den Ort. An deren Kuppe ist man schon in Grünstadt und es geht langsam wieder bergab ins Zentrum.

Kurz vor der nächsten Versorgung hole ich Jürgen ein, mit ihm laufe ich regelmäßig Samstags durch den Odenwald. Er begleitet seinen Bruder über den Halbmarathon, an der Versorgung machen die beiden Pause, ich laufe weiter. Den Durst stille ich erst einmal aus meinem Gürtel. Aus Grünstadt raus gibt es etwas seltenes entlang der Strecke – sie ist ausnahmsweise mal fast eben, bis es kurz nach der Autobahnunterquerung wieder hügelig wird.

In sanften Wellen geht es durch die Weinberge, die Steigungen spürt man zwar, aber sie sind nicht dramatisch. Kurz vor Kleinkarlbach geht es steil bergab. Am Ende des Gefälles steht eine wichtige Entscheidung an – Halb- oder Vollmarathon. Ich biege rechts ab, ich mache heute keine halben Sachen. Der Fuß gibt seit einigne Kilometern Ruhe, das ist ein gutes Zeichen. Kurz nach der Trennung führen die Strecken nochmal zusammen an einer Versorung vorbei. Ein Wechsel ist hier zwar möglich, allerdings nur mit Disqualifikation, denn im Vergleich zur Marathonstrecke müssen die Halbmarathonis ein Schleifchen mehr durch Kleinkarlbach laufen, etwa einen Kilometer. Nach der Versorgung ist die endgültige Trennung angesagt. Ich kenne die Kreuzung noch vom letzten Mal: nach links weg als Marathoni und man steht vor der nächsten steilen Steigung. Das Ortsschild spricht Bände: Es geht nach Bobenheim am Berg.

Nachdem Bobenheim erreicht ist, wird es wieder etwas flacher, man ist auf dem Berg und es geht weiter mit Bergen: Der nächste Ort ist Weisenheim am Berg. Dort wartet auch schon wieder ein Team an der Versorgungsstation – ich greife ordentlich zu bei Banane und Apfelstückchen. Apfel mag ich zwar eigentlich, aber irgendwie liegen mir die hinterher für einige Kilometer doch etwas im Magen. Ich laufe mit einer kleinen Gruppe die sich kurz vor Leistadt wieder zerstreut. Mittlerweile sind die Abstände dann doch etwas größer geworden, man läuft bei weitem nicht mehr so beengt wie zu Beginn im Feld. So erreiche ich Leistadt – dort fülle ich nochmal Wasser nach, 15km habe ich jetzt geschafft. Mehr als ein Drittel und noch läuft es sich sehr angenehm.

Nach Leistadt muss man ein wenig aufpassen – es geht bis zum südlichen Wendepunkt der Strecke in Bad Dürkheim eigentlich nur bergab, und das auch noch nahezu konstant. Wer nicht gewohnt ist lange abwärts zu laufen bekommt es hier in den Oberschenkeln zu spüren. Ich selbst achte darauf nicht schneller zu werden, auch wenn die Strecke es ja eigentlich gut hergeben würde – ich weiß dass der anstrengende Teil noch vor mir liegt, ganz getreu dem Motto: „What goes up must come down“, gilt hier das Analoge: „Was man runter läuft muss man hinterher auch wieder hoch …“. Die Strecke liegt relativ frei zwischen den Weinbergen und die Sonne heizt mir auch ganz schön ein – ich nutze die entspannte Phase des Laufens zum Trinken. In Bad Dürkheim gibt es einen kleinen Anstieg in der Innenstadt bevor man die Versorgung erreicht. Dort greife ich wieder Energie und Wasser ab.

Nun folgt ein sehr unterhaltsamer Abschnitt der Strecke: Es geht durch den Kurpark von Bad Dürkheim – dort sind jede Menge Menschen unterwegs – und machen richtig Stimmung, an jeder Bank sitzen Leute und feuern die Leute an, mit Klatschen, Klopfen, Laola-Wellen und Kuhglocken. Richtig klasse. Ab dem Gradierwerk wird es dann wieder etwas ruhiger – ich muss mich ein wenig konzentrieren, nicht das ich wie bei der Rheintalquerung jetzt ins Schwimmbad zur Sauna und Entspannung abbiege. Mit dem Ende des Gradierwerks ist auch die Halbmarathon-Marke erreicht. Diesmal ist der Umbau am Kurpark fertig, man muss also nicht mehr durch eine Baustelle laufen.

Was nun folgt ist eine weniger schöne Teilstrecke, entlang der Bundesstraße gilt es ein Schleifchen von ca. 4 km zu bewältigen. Alles relativ flach, die höchste Erhebung ist die Brücke über die Bundesstraße. Nach dieser Brücke gibt es schon wieder eine Versorgungsstation, ich greife dankbar zu, denn bald geht es ja wieder bergauf, da ist jede Energieform recht. In Sichtweite des Gradierwerks geht es dann wieder weg von der Bundesstraße, anfänglich noch flach, aber spätestens wenn man in Ungstein ankommt merkt man die Steigung. Die Hauptstraße zieht sich scheinbar endlos den Berg hoch. Es ist keine starke Steigung, aber eben lang. Als Krönung gibt es kurz vor Kallstadt noch einmal Nachschlag und die Strecke wird deutlich steiler. Dafür kann man im Ort auch wieder auftanken – die Versorgungstationen stehen immer dann bereit wenn man sie braucht und auch aufnahmefähig ist. Ich könnte während einer langen Steigung keine Banane essen, jetzt wo es einigermaßen flach ist.

Das ändert sich nach dem Ortsausgang natürlich gleich wieder – in der Ferne kann man schon die Halle der Winzergenossenschaft Herxheim am Berg sehen – die steht oben auf dem Berg und mahnt einen gleich: Da musst du auch noch hoch … Ich denke zurück an den letzten Marathon hier, und fühle mich richtig gut: Im Gegensatz zu damals kann ich noch joggen, wenn auch langsam. Gegenüber der Winzergenossenschaft gibt es nochmal was zu trinken – nicht wie man erwarten könnte heimischen Wein oder Traubensaft – nur Wasser. Aber auch das erfrischt. Auf den Wein muss man noch etwas warten – etwas mehr als 2 km. Mit einem kleinen Schlenker geht es durch den Ort Dackenheim – es geht ganz leicht bergab, das lässt sich angenehm laufen. Kurz nach der Versorgung in Dackenheim, auf der Kuppe am Golfplatz steht dann der Eimer mit dem Highlight der Strecke: Der Riesling-Schwamm. Letztes Mal ging es mir so schlecht, da wollte ich das nicht riskieren – diesmal greife ich zu. Ergebnis: Lecker, aber das Trinken aus dem Schwamm muss man vorher wohl noch üben, so einfach ist das nicht und wenn man nicht aufpasst landet ein Teil ungewollt auf dem Trikot.

Derart gestärkt überschreite ich die 32km Marke – jetzt sind es nur noch 10km, also kein Drama mehr was die Streckenlänge betrifft. Es geht wieder ganz leicht abwärts in den nächsten Ort an der Weinstraße: Kirchheim. In einigen Zacken geht es durch die Bebauung, und wieder auf Kleinkarlbach zu. Kurz nach dem Ortsausgang steht die Feuerwehr vor ihrem Gerätehaus und sperrt die Straße, es geht wieder in die Weinberge – erstmal runter bis an den Eckbach und natürlich nach der Brücke auch wieder bergauf. Viele Läufer müssen hier gehen. Ich kann noch langsam joggen und sammle immer wieder Läufer ein, was mich irgendwie innerlich motiviert. Noch dazu steht mitten in der Steigung das Schild für Kilometer 34 – was weiter motiviert. Bald darauf ist man wieder auf der Strecke die ich vor einigen Stunden in die Gegenrichtung entlang gekommen bin. Noch einen knappen Kilometer weiter kommt die Wiedervereinigung mit der Halbmarathon-Strecke – es riecht schon förmlich nach Zieleinlauf, auch wenn es noch fast 6km sind.

Langsam füllen sich die Straßen mit Schaulustigen, mit jedem Schritt den man in Richtung Grünstadt-Zentrum tut werden es mehr. Im Zentrum ist die Stimmung dann auf dem Hochpunkt, ich tanke nochmal Iso-Getränke und Banane bevor es wieder etwas einsamer wird an der Strecke. Es geht nun wieder, man ahnt es schon: bergauf – eine langgezogene Steigung führt an den Ortseingang von Asselheim. Bis an die Asselheimer Wand geht es dann wieder konstant abwärts – vorbei an Kilometer 39 – „noch 3km und eine Steigung lautet mein Mantra“. Nachdem das Wasser aus der Versorgung getrunken ist, ist sie auch schon da, die Asselheimer Wand – der berüchtigte Anstieg rund 2,5km vor dem Ziel. Viele müssen hier gehen, ich will mich aber nicht unterkriegen lassen und jogge stoisch weiter – immer die Kuppe und die Straßenmarkierungen im Blick. Endlich erreiche ich die Abzweigung auf die Bundesstraße – alles was jetzt an Steigungen folgt sind nur noch „Scheinbuckel“ und werden bei der Betrachtung der Strecke nicht weiter beachtet. Zudem sind es nur noch 2 km die es jetzt zu laufen gilt.

Diese laufe ich so entspannt wie möglich, die Steigung hat doch ihren Tribut gefordert, aber auch die Sonne macht sich auf der offenen Strecke nun um so mehr bemerkbar – gut das ich an der Versorgung nochmal meine Gürtelflasche aufgefüllt habe. Eigentlich erwarte ich meine Familie und meine Freundin kurz vor dem Ziel. Aber diesmal stehen sie schon bei Kilometer 41, direkt am Ortseingang in Bockenheim. Kurze Motivation, ein „High-Five“ und weiter geht es – meine Getränkeflasche fällt mir bei der Aktion aus dem Gürtel, aber sie wird gleich eingesammelt – so erleichtert laufe ich den letzten Kilometer ins Ziel. Die Anzeige lässt mich hoffen: 4:03h lese ich aus der Entfernung ab – bis ich im Ziel bin sind es etwas mehr 4:04:11 brutto – ich hoffe, das mein Start weit hinten mich doch noch die 4h-Marke knacken lässt. Wie sich später herausstellt leider nicht – ganze 36 Sekunden zu langsam – das schmerzt etwas, aber egal der Lauf war landschaftlich einfach toll und unter den gegeben Vorraussetzungen bin ich einfach froh es geschafft zu haben.

Duschen und Massage sind wieder hervorragend organisiert, da es deutlich weniger Marathonis als Halbmarathon-Läufer waren ist der große Ansturm auch schon durch als ich dort vorbeikomme. Frisch geduscht geht es mit meiner Freundin zurück ans Auto – ein Stück weit fahren wir noch die Strecke des Laufs ab um den Tag dann in Bad Dürkheim in einer Winzergaststätte ausklingen zu lassen. Natürlich mit Riesling-Schorle und den drei wichtigen Pfälzer Spezialitäten: Leberknödel, Saumagen und Bratwurst. Dazu Kartoffelbrei und Sauerkraut – alles was dem Läufer wieder Energie gibt. Wenn alles gut läuft bin ich in zwei Jahren auch wieder dabei!

Zeit der Heimkehr – Urlaubsende

Fast wie im Flug sind die Wochen vergangen. Der Urlaub nähert sich dem Ende als wir in Hartford am Motel aufbrechen. Ein wenig schade ist es schon, aber angesichts der Kälte freuen wir uns morgens schon auf unsere Ankunft in Deutschland als wie die Wettervorhersage lesen: 10°C.

Vor uns liegen noch etwa 150km Highway in Richtung New York City, an den JFK-Airport. In Bridgeport machen wir noch einmal Station, Mitagessen im Auto – es gilt die Reste unserer Vorräte zu vernichten, da Lebensmittel nicht eingeführt werden dürfen, bzw. nur unter recht strengen Auflagen, die man sich gar nicht alle merken will. Alles schaffen wir nicht, wir heben es auf für später am Tag.

Auf der Interstate kommen wir eigentlich ganz gut voran, das Navi schickt uns aber auch noch eine gut ausgebaute Abkürzung in Connecticut entlang. Mit der Nähe zu New York wird der Verkehr immer dichter, immer wieder gibt es Stau an Einmündungen. Das liegt vor allem daran, dass es keine echten Beschleunigsstreifen gibt, und an einigen Einmündungen auf die Autobahn sogar ein Stopp-Schild steht. In New York stehen wir dann natürlich richtig kräftig im Stau, bis wir eine Baustelle hinter uns gelassen haben. Diesmal haben wir uns für die kostenpflichtige Route entschieden, sie erspart uns den Umweg über Manhattan mit dem Feierabendverkehr. Kurz vor dem Flughafen wird der Verkehr wieder etwas besser – wir rollen nochmal an eine Tankstelle ran und füllen das Auto auf. Rund 6 Liter trotz Stau haben wir auf den letzten 150km benötigt. Das kann sich sehen lassen.

Nach dem Abgeben beginnt das große Warten – den Wagen mussten wir bis 16h abgeben, was wir fast exakt einhalten. Unser Flieger geht aber erst um kurz nach halb acht. Also jede Menge Zeit die es im Flughafen zu verbringen gibt. Als erstes entledigen wir uns unserer Koffer, nur mit dem Handgepäck sind wir deutlich flexibler unterwegs. Wir versuchen noch zwei Postkarten am Flughafen einzuwerfen, allerdings gibt es in keinem der Terminals Briefkästen (weshalb kann uns keiner recht erklären) aber der Mann am Visitor-Center ist so freundlich und nimmt die bereits frankierten Postkarten mit und wirft sie ein. Briefe gehen auf diese Art nicht, das dürfen die nicht annehmen.

Vor der Sicherheitskontrolle vernichten wir die letzten Reste Lebensmittel bis auf einen kleinen Teil Trailmix, den bekommt man ohne Probleme auch in den Sicherheitsbereich. Am Klo trinke ich noch einen letzten Schluck amerikanisches, chlorhaltiges Leitungswasser – zum Abgewöhnen. Die Schlange an der Kontrolle ist zwar lang, aber es geht recht zügig voran. Die Kontrollen sind im Vergleich oberflächlich – auf Liberty Island wurde gründlicher gesucht. Wir machen es uns am Abflug-Gate gemütlich. Noch sind es etwa anderthalb Stunden. Ich versuche ein wenig vorzuschlafen, aber das klappt auch nicht so recht.

Rund eine Stunde vor Boarding gibt es dann noch einmal Gate-Lotterie, wir nutzen die Chance und gehen noch im Duty-Free-Shop vorbei, allerdings gibt es nichts was wirklich günstig wäre – der Whiskey ist sogar teurer als auf der Fähre nach Schottland – außerdem gibt es keine Verkostungsoption. Das Boarding geht dann doch recht fix, allerdings sitzen wir noch einige Zeit am Gate fest, da auf einen Fluggast eines anderen Fluges gewartet wird. Mit rund 20 Minuten Verpätung heben wir ab, was uns aber nichts ausmacht, wir haben mehr als genügend Puffer für den Zug nach Mannheim eingeplant.

So schaue ich mir in aller gemütlichkeit nochmal „Despicable Me 2“ an – einfach als Ablenkung. Nach dem Essen schaue ich mir mit Marion dann „Frozen“ (die Eiskönigin) an. Den Film wollten wir eigentlich schon im Dezember im Kino sehen, allerdings gab es damals kein Angebot in Englisch. Somit holen wir das nun nach – in gewisser Weise passt das ja auch zu unserem Urlaub, es war ja die meiste Zeit einfach zu kalt. Der Film an sich ist einfach unterhaltsam, die Story einem Märchen nachempfunden. Die einzelnen Charaktere reißen es dann aber wieder raus – vor allem Olaf der Schneemann.

Für den Rest des Fluges versuche ich zu schlafen, aber das will nicht so recht etwas werden. Also schaue ich mir dann doch noch einen Film an – Startrek „First Contact“. Bis der Film fertig ist, haben wir Großbritannien schon überflogen und sind bereits wieder über europäischem Festland. Wenig später landen wir endlich in Frankfurt, auf der neuen Landebahn Nordwest. Die Einreise ist unkompliziert, allerdings sind die Wege recht lang – im Terminal 2 machen wir dann erst nochmal Pause nachdem wir alle Formalitäten hinter uns haben.

Die nächste Etappe ist die Strecke vom Terminal 2 bis an den Fernbahnhof – wir lassen uns Zeit und machen auch nochmal Pause vor dem Bahnhof. Es zieht sich alles wie Kaugummi – zu fast jedem Schritt müssen wir uns aufraffen. Kurz nach elf sitzen wir dann endlich im ICE nach Mannheim – nochmal eine halbe Stunde entspannen. Wir freuen uns aber über die Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug – endlich wieder moderner Schienenverkehr mit dem man auch voran kommt. Von den 200km/h zwischenzeitlich kann die amerikanische Eisenbahn Amtrak nur träumen.

In Mannheim gilt es nochmal eine halbe Stunde durchzuhalten – mit der Straßenbahn geht es in Richtung nördliche Stadtteile. Einerseits natürlich nicht so flott wie eine U-Bahn in New York, aber insgesamt moderner und angenehmer.

Endlich daheim – wir hauen uns nur noch aufs Ohr – obwohl es gerade mal kurz nach Mittag ist… Nun ist der Urlaub also endgültig vorbei. Anstrengend teilweise, vor allem frostig aber auch wunderschön.

Boston

IMG_0340Für die Metropole Boston haben wir zwei Tage eingeplant – vor allem weil am Sonntag die St. Patricks-Parade stattfindet. Wie wir es als Europäer gewohnt sind, erwarten wir in den Metropolen eigentlich ein gut ausgebautes und vernünftig nutzbares Nahverkehrskonzept. Immerhin hat das ja in New York (von wenigen Ausnahmen abgesehen) und Washington DC (auch da ist noch deutlich Luft nach oben) ganz gut geklappt. So recht klappen will es anfänglich in Boston nicht. Obwohl es von unserem Vorort bis in die Stadt noch nicht einmal 40 km sind, gibt es keine vernünftige Metro-Option – unter 90 Minuten bis in die City ab dem nächstgelegenen Bahnhof (der schon etwa 15km weit weg ist) geht nichts. Zudem gibt es für diese Tarifzone keine Tagespässe, insgesamt wirkt das System etwas unübersichtlich. Kurzerhand entscheiden wir uns, die Strecke bis zur ersten Metro-Station mit dem Auto zu fahren, wie wir nach einigem Suchen auch herausfinden gibt es dort sogar Park+Ride Parkplätze – wenn auch nicht kostenfrei, aber 6 US$ pro Tag sind vergleichsweise günstig. Von dort aus gibt es dann Tagespässe, entweder für einen Tag oder für sieben Tage – einen Dreitages-Pass als Mittelweg gibt es leider nicht. Aber für 17 US$ für sieben Tage ist man immer noch gut beraten.

IMG_0361Zielsicher steuern wir am Sonntag Vormittag den West-Broadway an, dort soll die Parade um ein Uhr starten, aber da es ein Highlight ist, wird es wahrscheinlich voll, also rechtzeitig da sein. Bereits etwa zwei Stunden vor Beginn ist es in der U-Bahn recht voll, aber noch gut erträglich, ebenso entlang der Strecke. Durch Zufall machen wir im Bereich des St. Patricks Day Race halt. Der Lauf geht über 5km – und ich hatte mich darüber nicht vorab informiert – ansonsten wäre ich da ja einfach aus Spaß an der Freude mitgelaufen. So ist es natürlich auch zu spät für eine Nachregistrierung (5km würde ich zur Not ja sogar in meinen Winterschuhen und Jeans packen). Also mache ich mal Bekanntschaft mit der Support-Perspektive eines Rennens. Ganz schön anstrengend für die etwa 2000 Läufer über eine Stunde lang zu klatschen … man bekommt bei dem kalten Wetter recht schnell kalte Pfoten, nächstes Mal besser mitlaufen. Der Lauf ist kein strikter Wettkampf – viele laufen ihn als Fun-Run in Verkleidung.

IMG_0661Wenig später geht es dann endlich mit der Parade los – wir haben uns eigentlich auf irgendeine Art Fastnachtsumzug mit irischem Einschlag und entsprechender Musik eingestellt. Was wir sehen entspricht nicht ganz den Erwartungen – zwar sind reichlich Leute an der Strecke, aber Stimmung wie in Deutschland bei einem Karnevalsumzug will sich nicht einstellen. Das liegt vielleicht auch daran, dass etliche Gruppen deutlich militärisch geprägt sind, sei es Werbung für die US-Army (was ich persönlich grenzwertig finde), oder historische Kostüme (was ganz nett rüber kommt). Zudem natürlich verschiedene andere Interessengruppen die für „ihre“ Sache werben. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen – viele nutzen die Parade als Werbefläche für ihre Sponsoren.

IMG_0604Viele Gruppen entstammen der Feuerwehr – teilweise historisch, teilweise aktuell, das ist für mich dann schon wieder interessant und vom THW aus hatten wir sowas ja auch mal gemacht (als Transgalaktisches HilfsWerk). Hier geht es aber wirklich mehr ums Präsentieren als um die Spaß an der ganzen Sache. Musikgruppen gibt es natürlich auch, kombiniert mit einigen Garden, aber die Masse zieht nicht so mit wie man es bei uns gewohnt ist, was ich schade finde, aber eventuell auch der Musikauswahl geschuldet ist – eine Gruppe Guggemusiker könnte da locker mithalten und würde für mehr Stimmung sorgen.

Noch interessanter ist allerdings das Publikum bzw. was im Publikum passiert. Nachdem es sich anfänglich sehr stark drängelt wird es nach rund einer Stunde mehr und mehr luftiger in den Reihen, vielen ist einfach kalt und sie gehen. Was sonst noch passieren kann können wir aus nächster Nähe beobachten – da der Alkohol-Konsum in der Öffentlichkeit untersagt ist, kontrolliert die Polizei während der Veranstaltung stichprobenartig einzelne Gruppen die auffallen. Mitgebrachtes Bier wird direkt entsorgt (es ist ohnehin nur Budweiser …) und ein Strafzettel ausgestellt. Zudem werden natürlich sämtliche Rucksäcke der Gruppe gefilzt und auch die unverdächtigen Getränke kontrolliert (was man alles in Softdrinks verstecken kann ist ja hinlänglich bekannt). Insgesamt ist das Sicherheitsaufgebot auf der gesamten Veranstaltung enorm. Auf der einen Seite ist das nach den Anschlägen auf den Boston Marathon nachvollziehbar, aber wenn die wüssten wie ausgelassen und mit vergleichsweise wie wenig (bewaffnetem) Sicherheitspersonal ein Faschingsumzug bei uns über die Bühne geht…. noch dazu, wie es vergleichsweise gut funktioniert, dass die Leute dabei Getränke aller Art bei sich haben (vor allem Bier und andere „Aufwärmer“).

Mit dem Ende der Parade gehen wir wieder in Richtung U-Bahn. Womit wir nicht gerechnet hatten, war dass im Anschluss an die offizielle Parade noch eine Parade diverser Friedensgruppen ihre eigene Parade „hinten“ anhängen. Das wird uns dann aber doch etwas zu viel, vor allem sind wir vollkommen durchgefroren, kein Wunder, die Temperaturen sind immer noch unter 0°C. Die Kneipen entlang der Strecke sind hoffnungslos überfüllt, und den Zug darf man erst mal nicht queren. Darauf achtet die Polizei auch recht akribisch. Bei einer günstigen Gelegenheit ist der Druck beider Seiten zu groß und ein ganzer Pulk wechselt in einer Lücke die Straßenseite, zum Unmut der Polizei, aber wir schwimmen einfach mit. Insgesamt macht das den Eindruck der gekonnten Fun-Veranstaltung etwas zu nichte.

Aber es soll noch besser kommen – als wir an die Metro-Station kommen und dort hinein wollen, ist diese komplett abgesperrt, und nur als Ausgang aus der U-Bahn nutzbar – abgeriegelt durch Security und Polizei. Die Meute bahnt sich also den Weg zur nächsten Station, die rund 2km weiter ist. Das hat zwar den Vorteil, dass sich die Masse entzerrt, aber für uns ist es eindeutig: Der Sinn von Massentransportmitteln für Massenveranstaltungen ist hier wohl noch nicht ganz verstanden. Zumal es natürlich keine Hinweise oder Ausschilderungen zur nächsten U-Bahn gibt, wir haben aber einen Reiseführer mit Karte dabei. Alles was recht ist, aber einen derartigen Murks hätte ich nicht erwartet.

IMG_0732In der U-Bahn tauen wir allmählich wieder auf, wir fahren ins Zentrum und setzen uns in den erstbesten Starbucks gleich in der Nähe der Metrostation um etwas warmes zu trinken. Nachdem wir wieder aufgetaut und gestärkt sind, machen wir uns an die Erkundung des Innenstadtbereichs, besser gesagt der Markthallen bzw. Malls im Zentrum. Dort ist reichlich etwas los, vor vielen Kneipen stehen lange Schlangen. Nachdem wir einmal durch sind, steigen wir am „Haymarket“ (ja tatsächlich Heumarkt, nicht Strohmarkt wie in Mannheim) in die U-Bahn ein, genauer gesagt in die grüne Linie, die keine U-Bahn im engeren Sinne sondern nur eine tiefer gelegte Straßenbahn ist.Ziel für den Abend ist der Fenway-Park, das legendäre Baseball-Stadion der „Red Sox“.

IMG_0765Beim Rundgang um das Stadion stoßen wir auf die Bleacherbar, diese ist in einer ehemaligen Trainings- und Aufwärmzone untergebracht – mit direktem Blick aufs Spielfeld. Am Eingang erlebe ich eine Wiederholung von bereits bekanntem: Man fragt uns nach IDs wegen Alkoholausschank – kein Problem, ich zeige wie üblich meinen Perso vor, aber auch hier wird der nicht akzeptiert. Erst als ich aus der Foto-Tasche den Pass raushole klappt es. Die Sache mit dem Pass wird wohl zu einem Running-Gag für mich werden wenn immer wir essen gehen… Das Ambiente ist interessant, der Snack mit Pommes und frittierten Zwiebelringen (ja nicht an die Kalorien denken) ist sehr lecker, genauso wie das lokale Bier, ein Samuel Adams Seasonal.

Über Nacht hat sich meine Erkältung endgültig verabschiedet, dafür hängt Marion jetzt in den Seilen. Wir streichen daher das Programm für den Tag zusammen, Marion hat noch nicht einmal Lust auf Frühstück. Also gehe ich alleine, denn irgendwas brauche ich dann morgens doch im Magen, sonst wird das über den Tag nichts.

IMG_0769Wir starten um kurz nach elf in der Unterkunft, nachdem alles gepackt ist. Unser Ziel ist erst einmal wieder die U-Bahn-Station Oak Cove der Orange Line. Dort wollen wir wieder parken und mit der U-Bahn in die Stadt fahren. Die Parkplatzsuche an Wochentagen gestaltet sich etwas schwieriger als am Wochenende – die Park+Ride Plätze sind schon vollständig belegt als wir ankommen. Einige wenige zum Bezahlen gibt es noch entlang der Strecke – das ist ein etwas eigenartiges System: Die Plätze sind alle nummeriert und man steckt das Geld in eine Art Mini-Postfach um zu bezahlen. Immerhin funktioniert es problemlos – aber an den Fall kein passendes Wechselgeld zu haben möchte ich nicht denken.

Mit der Subway geht es dann bis an die Park Street. Dort beginnt der Historic Trail – ein markierter Weg quer durch die Stadt, an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbei. Die Markierung ist ein roter Backstein oder Farbstreifen auf dem Boden. Die Idee kenne ich bereits aus Hannover – simpel aber sehr praktisch. Leider muss ich bereits nach einigen Stationen feststellen, dass es keine ausführlichen Hinweistafeln zu jedem Punkt gibt. Es gibt zwar geführte Touren in Kostümen aus der Zeit der Unabhängigkeitserklärung, aber für diese sind wir zu spät dran. Außerdem ist Marion nicht so fit, dass sie da einfach Schritt halten könnte.

IMG_0770Die erste größere Sehenswürdigkeit ist das State Capitol, der Regierungssitz des Staates Massachusetts. Der Bau ist in mehreren Etappen entstanden und sehr eindrucksvoll aber nicht übertrieben pompös ausgestaltet. Im Vergleich zu Washington ist alles natürlich wesentlich kleiner aber auch wesentlich relaxter. Die Sicherheitskontrolle ist zwar notwendig, aber es gibt keine langen Schlangen. Die kostenlose Führung machen wir mit insgesamt fünf Personen. Der Guide ist richtig gut drauf und erzählt die ein oder andere Anekdote. Etwa dass der Haupteingang nur für besondere Gäste geöffnet wird, unter anderem für den amtierenden Präsidenten. John F. Kennedy wurde dieses Privileg verweigert, weil er zwar offiziell gewählt war, aber sein Amt noch nicht angetreten hatten – er war einfach zehn Tage zu früh. Also musste er wie jeder andere auch durch den Seiteneingang ins Gebäude.

Nachdem wir nun wieder etwas aufgetaut sind, geht es wieder hinaus in die Kälte – es bleibt auch diesen Tag die ganze Zeit unter 0°C, gefühlt ist es noch kälter. Auch mir geht die Kälte mittlerweile doch etwas auf den Zeiger. Ich wünsche mir innerlich wir hätten den Urlaub doch in Kalifornien verbracht. Es geht vorbei an den verschiedenen historischen Schauplätzen, unter anderem dem ehemaligen State House, das wir gestern schon gesehen hatten. Die Quincy Markets mit ihren Malls und dem Food-Court nutzen wir wiederrum um uns etwas aufzuwärmen und etwas zu Mittag zu essen. Wir essen Clam Chowder – eine Art Suppe bis Gulash, aber eben mit Krabbenfleisch und weißer Soße. Das gibt es praktischerweise im Brotleib, wie wir es auch schon in Mannheim auf den Weihnachtsmarkt für Suppen kennen gelernt haben. Zusammen mit dem Brot wird man richtig gut satt, außerdem taut man auch innerlich wieder etwas auf. Marion hat noch immer ein wenig einen dicken Kopf und fühlt sich träge, dennoch machen wir langsam weiter auf dem ausgeschilderten Trail.

Wir durchqueren das North-End von Boston – ein Stadtteil der stark italienisch geprägt ist, dort befinden sich auch etliche Gebäude die einst verschiedenen Nationalhelden wie Paul Revere gehörten. Diese spielten eine wichtige Rolle bei der Boston Tea Party und im späteren Unabhängigkeitskrieg. Insgesamt ist das Viertel sehr schön, mit vielen alten Backsteinhäusern. Im Sommer ist das sicherlich nochmal schöner, wenn nicht um jede Ecke ein kalter Wind pfeift.

IMG_0821Wir verlassen North-End nach Norden über den Fluss, in der Ferne sieht man die Leonard P. Zakim Bunker Hill Memorial Bridge, eines der modernen Wahrzeichen Bostons, das während einem Verkehrsprojekt zur Modernisierung der Stadtautobahnen entstanden ist. Umgangssprachlich wird das mittlerweile größtenteils abgeschlossene Projekt auch als Big Dig (das große Buddeln) bezeichnet. Wenn man sich die Probleme bei dem Projekt anschaut kommen einem automatisch Assoziationen an Mikis Zementidis „Minderwertiger Beton“ oder wenn es um die Ausführung, Verzögerungen und Kosten geht an Stuttgart21 … Immerhin ist die Brücke richtig nett anzuschauen, auch wenn ich mich irgendwie in Ludgwigshafen wähne, denn vom Stil her ist die Brücke ähnlich – und drum herum hat es jede Menge Hochstraßen (wie lange die wohl halten?).

IMG_0841Wir näheren uns endlich dem Ende des Trails. Das Memorial am Ende auf dem Bunker-Hill haben wir schon gestrichen, Marion ist einfach nur noch fertig und hat keine Lust mehr, nachdem ich weiß wie sehr ich mich vor einigen Tagen gequält habe, biegen wir ab zu USS Consitution, dem ersten Kriegsschiff der USA, damals natürlich noch ein Segelschiff. Im Museum tauen wir nochmal auf, bevor an den Fähranleger gehen. Von dort aus geht es zurück ins Zentrum bzw. an die U-Bahn. Die Überfahrt ist im 7-Tages Pass inbegriffen und auch von der Aussicht auf die Skyline sehr empfehlenswert. Zu finden ist der Anleger leider etwas schwierig, bei der Ausschilderung von Nahverkehrshaltepunkten hat Boston noch sehr viel Potential nach oben.

Trotz Rush-Hour kommen wir mit der U-Bahn recht zügig ans Auto. Vor uns liegt noch eine Etappe Autofahrt, damit wir morgen nicht so weit müssen. Ungefähr auf halber Strecke bis New York liegt Hartford. Damit entzerren wir den Tag morgen etwas und haben genügend Puffer für etwaige Staus auf dem Weg zum Flughafen.

Stau und stockenden Verkehr haben wir aber auch erstmal in Boston – das Navi lotst uns einmal quer durch die Stadt. Es sind nur rund 150 km bis ans Hotel von unserem Startpunkt aus, anfänglich rechnet das Navi schon knappe zwei Stunden Fahrzeit aus. Eigentlich hatte ich mit einer Route entlang der Interstate 90 gerechnet. Wie wir allerdings herausfinden, ist das eine Mautstraße, die in das System der Interstates integriert wurde. Da wir dem Navi die Nutzung solcher Straßen untersagt haben, führt es uns zielsicher auf etwas wie Bundes- oder Staatstraßen parallel zur Autobahn. Die sind eigentlich auch recht gut ausgebaut, teilweise sogar als Schnellstraße mit getrennten Fahrspuren. Ärgerlich sind die vielen vielen Ampeln die sich entlang der Strecke befinden, grüne Welle ist in den USA noch immer ein Fremdwort – jede Ampel tickt in der Regel für sich, meistens noch nicht einmal bedarfsgerecht geregelt bei Einmündungen, sondern stur nach Zeit. Da kommen recht flott deutlich Verzögerungen zusammen. Als wir endlich in den weniger besiedelten Gebieten ankommen wird es langsam besser, aber das Navi ist mittlerweile auch bei einer Reisezeit von 2,5h… Noch dazu nerven natürlich mal wieder die Speedlimits: Auf einer Schnellstraße mit getrennten Fahrspuren ist nur 70km/h erlaubt – dazu natürlich immer mal wieder ein Limit wegen einer Siedlung. Das schlaucht und auch der Tempomat bringt nur selten wirklich Entlastung.

Ich bin erleichtert als wir endlich auf der I-84 sind – immerhin 105 km/h auf einer dreispurig ausgebauten Autobahn sind erlaubt. Ich stelle mir innerlich vor, wie es wohl bei dem wenigen Verkehr in Deutschland auf dieser Autobahn zugehen würde… unter 100km/h bräuchte man wohl gar nicht drüber zu reden. Nach einer halben Stunden sind wir dann endlich am Ziel in Hartford. Das Hotel sollte eigentlich eine Klasse besser sein als die bisherigen, aber das war wohl ein Fehlgriff. Es ist genauso günstig wie alles was wir bisher auch hatten. Auch wenn der Preis mit unter 50 US$ pro Nacht ein echtes Schnäppchen ist. Mal wieder haben wir das Problem, einen ungeheizten Raum vorzufinden. Angeblich ist das eine Bemühung Energie zu sparen – von simplen Regelungen die Räume auf einer konstanten Temperatur automatisch zu halten brauche ich hier nicht zu träumen – das kommt wohl erst in einigen Jahren. Also bollert heute Abend mal wieder ganz kräftig die Elektroheizung des Heiz/Klima-Kombigeräts (ohne das die Luft da wirklich heiß rauskäme). Insgesamt merken wir immer mehr, wie sehr wir uns auf die Heimkunft freuen. Nicht wegen der Landschaft oder der Sehenswürdigkeiten, es sind die Kleinigkeiten die einem mit der Zeit auf den Nerv gehen.

Cape Cod rauf und runter und Pilgrim-Locations

Der Morgen beginnt eigentlich ganz gut, bis auf das ich mir eine Erkältung eingefangen habe, die Nase läuft und läuft und läuft… Aber egal, das Wetter ist gut, besser als erwartet – es ist sonnig wenn auch noch immer sehr kalt. Nachdem das Hotel nicht der Brüller ist, suchen wir nach Alternativen, aber es ist Nebensaison, ein Großteil der preiswerten Unterkünfte hat daher komplett zu. Andere haben auf, aber zu Mondscheinpreisen. Wir wollen ja nur eine Übernachtung – Pool und sonstige Annehmlichkeiten brauchen wir bei unserem Programm nicht. Am Ende landen wir bei der gleichen Kette, aber einem anderen Level und einige Meilen weiter in Richtung Festland.

IMG_0192Für heute haben wir uns der Ostseite und die Nordspitze von Cape Cod vorgenommen. Wir beginnen an der Südseite und fahren auf der Route MA28 gen Osten. Die Insel ist vollgepackt mit Ferienhäusern und Wochenenderesorts. Aufgrund der Kälte und der Jahreszeit sind viele derzeit nicht bewohnt. In Chatham machen wir den ersten größeren Stopp am Leuchtturm und spazieren dort über den Strand. Wenn es nicht so super windig und kalt wäre, der Strand ist wunderschön. Noch dazu sehen wir nicht nur die üblichen Möwen sondern auch einige Seelöwen die vor der Küste immer wieder ihren Kopf aus dem Wasser stecken. Nicht so viele wie auf den Farne Islands in Großbritannien, aber drollig anzuschauen sind sie allemal.

In Chatham machen wir unseren ersten Tankstopp der gesamten Reise – wir tanken 8 Gallonen (ca. 31l) für gerade mal 30 US$ – wann habe ich das letzte mal für unter 25 EUR ein Auto vollgetankt. Die Reichweite des Hybrids wird mit ca. 520 Meilen (also rund 840km) angegeben. Wenn alles glatt läuft brauchen wir nur vor dem Abgeben nochmal zu Tanken.

IMG_0223Nachdem wir nun an der südöstlichsten Spitze der Insel waren, geht es weiter nach Norden. Wir nehmen explizit nicht den Highway wo immer es sich vermeiden lässt. Den nächsten Stopp machen wir am Nauset Leuchtturm. Wie wir erfahren, waren das mal drei, auch bekannt als „Three Sisters“. Auf diese Art wurden früher 3 Lichtsignale in Folge erzeugt. Der Atlantik holt sich aber Stück für Stück, Welle für Welle das Land von Cape Cod. Daher sind die meisten Leuchttürme schon mehrfach weiter ins Landesinnere verlegt worden teilweise wurden sie durch moderne ersetzt. Zuletzt geschah das 1996. Wegen der fortschreitenden Erosion sind auch die Abgänge an den Strand einsturzgefährdet, somit gibt es derzeit keinen Zugang zum Strand. Was ich auch nicht wusste: An der gleichen Stelle wurde eines der ersten Unterssekabel von Europa nach Amerika verlegt. Das Gebäude in dem das Kabel ankam steht immer noch. Die Leitung führte von Brest nach Cape Cod. Etwas gewagt finde ich die Aussage, dass Kabel bald darauf ausgedient hätten – denn nur wenig weiter nördlich steht die Versuchstation von Marconi mit der per Funk der Atlantik überbrückt wurde. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass die meiste Kommunikation heute auch noch über Kabel durch die Meere geht – Funk ist immer ein Shared Medium, da ist die Bandbreite irgendwann ausgeschöpft – mit einer Glasfaser geht einfach mehr.

IMG_0232Auf dem Parkplatz neben dem Leuchtturm essen wir auch gemütlich zu Mittag – angesichts des Windes und der Kälte allerdings im Auto. Danach geht es weiter mit Leuchttürmen – der dritte heißt Highland Light und bildet den letzten auf der Ostseite der Insel. Auch dort verweilen wir nicht übermäßig lang – es ist noch immer kalt und sehr windig.

IMG_0258Nun geht es ans Nordende, also direkt ans Kap, das der Insel ihren Namen gibt. Dieser Punkt heißt Race Point. Dort sind auch die bekannten Pilgerväter (Pilgrims) an Land gegangen – da die Insel wohl etwas zu zugig war, sind sie kurz darauf über die Lagune übergesetzt und haben sich in Plymouth niedergelassen. Wir wandern den Strand hinunter, es ist noch immer windig, der Sand wirbelt direkt über den Strand – Fußspuren sind recht schnell wieder verweht. Wir machen noch einige Bilder bevor wir wieder ans Auto gehen und den Rückweg auf der Westseite der Insel antreten. An den Racepoint Leuchtturm laufen wir nicht mehr hin – der liegt etwas vorgelagert und ist nur über einen Trampelpfad zu erreichen – wenn es wärmer wäre sicherlich ein toller Spaziergang, aber so ist es einfach zu kalt.

Wir fahren durch Provincetown – das ist die nördlichste Siedlung auf der Insel. Die ist allerdings bis auf wenige Stellen fast ausgestorben – ich will mir gar nicht vorstellen wie voll es hier sein muss, wenn im Sommer hier alle Urlaub machen wollen. Momentan sind viele Sehenswürdigkeiten und Parkplätze kostenfrei, aber zur Hauptsaison wird kräftig abkassiert – 15 US$ für einen Parkplatz sind da noch das kleinste Übel.

Auf dem Rückweg wollen wir noch den Sonnenuntergang am First Encounter Beach (dem Strand an dem die Pilgrims zum ersten Mal auf die Ureinwohner trafen – ich muss dabei immer an Bowling for Columbine denken …) – wir kommen gerade rechtzeitig, leider wird aus dem Bild dann doch nichts – es sind zu viele Wolken aufgezogen, der Sonnenuntergang fällt also ins Wasser.

Nachdem es dunkel ist und ohnehin nichts mehr auf unserer Liste für heute steht, das wir noch besichtigen wollen, fahren wir wieder Richtung Hyannis – diesmal auf dem Highway. Die knapp 30km ziehen sich scheinbar ewig hin, kein Wunder, die meiste Zeit darf man nur 80km/h fahren, auf einer Bundestraße mit zwei Fahrstreifen in beide Richtungen … Das Hotel finden wir ohne Probleme, der Check-In ist freundlich, und der Raum zumindest grundlegend geheizt, wenn auch nicht superwarm.

CIMG4752Wir fahren Abends noch ins Zentrum von Hyannis, dort wollen wir noch etwas essen. Leider hat unser erstes angesteuertes Restaurant geschlossen wegen Winterpause. Auf der Main-Street werden wir dann fündig bei „Britisch Beer Company„. Ich freue mich schon auf ein gutes Stück Fisch und ein Bier während wir warten bis ein Platz frei wird. Dann kommt die Ernüchterung – die Bedienung will meinen Ausweis sehen wegen Alkohol-Ausschank. Kein Problem, ich lege sowohl meinen deutschen Perso als auch meinen Führerschein vor. Beides wird von Ihr und der hinzugerufenen Managerin nicht akzeptiert – es muss zwingend ein Pass sein, oder eine amerikanische Fahrerlaubnis. Etwas frustriert bestelle ich einen Eistee. Solche Probleme sind mir in dem halben Jahr in den Staaten zur Diplomarbeit nicht untergekommen. Da reichte oftmals schon der deutsche Führerschein und der Hinweis wo das Geburtsdatum zu finden ist. Auf dem Perso stehen alle Einträge auch nochmal in Englisch. Man muss es also nicht verstehen warum die da so einen Heckmeck drum machen. Das Essen ist immerhin sehr lecker. Beim Aufbau für die Liveband steht dann aber der Hintereingang sperrangelweit offen und die Kälte zieht bis zu uns an den Tisch – und die Bedienung lässt sich mit dem Kassieren ordentlich Zeit. Es ist das erste Mal, dass wir exakt die 15% vorgeschriebenes Trinkgeld ausrechnen und auf den Rechnungsbetrag aufschlagen. So etwas unkooperatives habe ich auf der Reise bisher nur bei der Polizeikontrolle in Connecticut erlebt.

Die nächste Nacht war nicht besonders, die Erkältung fordert ihr Tribut, entsprechend schlecht schlafe ich. Es wird also recht spät bis wir endlich loskommen. Da wir noch einkaufen müssen, machen wir noch einen Abstecher bei Trader Joe’s, nachdem wir es in Alexandria nicht geschafft hatten. Für mich war Trader  Joe’s jeden Monat ein Highlight. Denn die Kette setzt auf Qualität, so bin ich wenigstens gelegentlich an guten Käse und vernünftigen Schinken heran gekommen. Wir decken uns nochmal mit Lebensmitteln für die letzten Tage ein.

IMG_0265Den Tag starten wir dann am John F. Kennedy Memorial, direkt daneben am Strand machen wir Frühstück. Die Sonne kommt sogar ein wenig raus, allerdings ist es noch immer unangenehm windig. Nach dem Frühstück wollen wir in das John F. Kennedy Museum in Zentrum von Hyannis – leider sind wir außerhalb der Saison, daher hat sogar das Museum geschlossen.

IMG_0278Wir fahren also weiter zum Scargo Tower ein Aussichtspunkt von dem man einen guten Überblick über Cape Cod hat. Zumindest wenn das Wetter mitspielt. Als wir auf dem Türmchen sind, kommt zwar dort die Sonne raus, aber viele Teile von Cape Cod liegen noch im Dunst.

IMG_0304Da wir auf Cape Cod nun so ziemlich alles gesehen haben, was entweder wenigstens offen hat oder kein Strand ist (bei der Kälte kommt einfach kein Strandfeeling auf), fahren wir wieder in Richtung Festland. Ziel für das Navi ist ein kleiner Ort, beinahe irgendwo im nirgendwo: „Marion“ – da muss Marion natürlich vorbeischauen, zumal es nur ein kleiner Umweg ist.

IMG_0323Das nächste touristische Ziel auf unserem Weg gen Boston ist Plymouth, der Ort an dem die Pilgrims 1620 angelandet sind. Auch dieser Ort befindet sich in einer Art Winterschlaf – zwar ist einiges los, aber sämtliche Parkuhren sind abgestellt und der große Rummel ist auch noch nicht eingekehrt, was auch daran liegen mag, dass die historischen Sehenswürdigkeiten erst gestern wieder eröffnet haben. Allerdings sind wir auch schon etwas spät dran, für den Nachbau der Mayflower (das Schiff mit dem Pilgrims angekommen sind) und die Plimouth Plantation bräuchte man mehr Zeit. Zudem sind die Preise etwas happig. Wir schauen uns daher den Nachbau der Mayflower nur von außen an und spazieren ein wenig durch die historischen Stadtkern, auch wenn dort kein einziges Haus mehr aus der Zeit steht.

IMG_0327Besonders interessant ist der Plymouth Rock – der Felsen an dem angeblich erstmals die neue Welt betreten wurde. Ein riesiger Hype um einen kleinen Felsbrocken aus Granit, von dem man noch nicht mal mit Sicherheit weiß ob es überhaupt dieser Felsen war (es wurde rund 100 Jahre später einfach so definiert…) – noch dazu hat man ihn zwischenzeitlich an einen besseren Platz bringen wollen und ihn dabei zerbrochen … mittlerweile liegt er dann geflickt da, geschützt durch einen tempelartigen Überbau.

IMG_0334Auf dem Rückweg ans Auto kommen wir an einem Restaurant vorbei, das lokales Bier anbietet – vorsichtshalber hole ich noch meinen Pass aus dem Auto. Aber: Diesmal wird noch nicht mal nach einer ID gefragt – verstehe das wer will.

Mit einsetzendem Regen verlassen wir Plymouth und nehmen Kurs auf Boston, genauer gesagt den Vorort Danvers. Dort haben wir noch ein Motel zu vertretbaren Preisen bekommen. Wie wir feststellen liegt das ein gutes Stück nördlich vom Stadtkern, fast direkt an der US Route 1. Das Zimmer ist sauber und diesmal auch angenehm vorgewärmt, was aber evtl. auch daran liegt, das es heute den ganzen Tag etwas aufgetaut ist.

New London bis Cape Cod – Hombre, ist das mörderkalt hier!

Nachdem die Nacht sehr erholsam war beginnen wir den Tag wieder mit dem integrierten Frühstück in der EconoLodge. Ähnlich wie die Herberge ist auch das Frühstück ok, aber keine Offenbarung.

IMG_0059Das Submarine Force Library & Museum ist unser erstes Ziel für den Tag. Das bietet sich an, da es in direkter Nähe zu unserer Unterkunft liegt und noch dazu kostenfrei ist. Neben einer ausführlichen Ausstellung zur Entwicklung der U-Boot-Flotte der USA gibt es ein Highlight direkt am Ufer: Dort liegt die USS Nautilus – das erste Atom-U-Boot der USA. Den vorderen Teil mit den Mannschaftsräumen kann man sogar besichtigen und erhält einen Eindruck wie eng es in einem U-Boot zugeht. Wobei ich aus meiner Erfahrung mit der USS Torsk sagen muss: Auf der Nautilus ist doch erheblich mehr Platz. Einzig die Schotten zwischen den Abteilungen sind naturgemäß sehr eng.

IMG_0076Es ist bereits nach Mittag als wir das Museum wieder verlassen, nun wird es mystisch, denn wir fahren nach Mystic, einem kleinen Städtchen. Schon bei der Abfahrt merken wir, dass diese Stadt sehr touristisch orientiert ist. Eigentlich hatten wir vor den Mysic Seaport zu besichtigen. Allerdings ist das ein Museum und nicht wie wir dachten ein erhaltenes Fischerdorf. Noch dazu trübt sich das Wetter ein, von daher sind die Eintrittspreise von 24 US$ dann doch etwas zu happig.

IMG_0088Stattdessen fahren wir direkt ins Zentrum von Mystic und schauen uns die Zugbrücke dort an, diese überführt die US Route 1 über das Delta des Haleys Brook. Mystic liegt rechts und links der Mündung und der Brücke. Auf die Empfehlung aus dem Reiseführer gehen wir zum Mittagessen zu Pizetta – denn Pizza hatten wir das letzte mal in New York (und die war ok, aber nicht wirklich überragend). Hier ist das tatsächlich anders, es gibt Pizza eben doch auch gut italienisch in den USA, man muss nur wissen wo. Marion nimmt eine „Pesto Splash“ und ich eine „White Schrimp“ – ganz wie man es gewohnt ist, gibt es nicht nur ein Stück sondern eine ganze Pizza – 14 Zoll (ca. 35cm) im Durchmesser. Dazu gibt es leckeren Eistee aus ökologischer Quelle. Momentan ist Winterpause, von daher sind wir fast die einzigen Gäste. Der Kellner erzählt uns aber, dass im Sommer das kleine Lokal aus allen Nähten platzt und die Leute teilweise eine Stunde lang anstehen um Pizza zu essen. Zum Abschluss gehts noch etwas Shoppen, ich hole mir noch ein Erinnerungs-T-Shirt um bei mir daheim vielleicht doch mal das ein oder andere alte aussondern zu können.

IMG_0092Auch wenn das Wetter sich weiter eintrübt fahren wir noch nach Noank, einer Art Vorort von Mystic. Das liegt auf einer Halbinsel etwa drei Kilometer südlich. Dort stehen sehr viele schmucke Häuser die hauptsächlich als Ferienwohnung dienen – momentan ist natürlich nichts los. Lustig ist der Mini-Beach, ein Stück Strand von etwa 5 Metern Länge, eingefasst in Stein, und mit multiplen Warnhinweisen, was man nicht tun sollte. Wir gehen noch ein wenig in Richtung Süden, eigentlich wollen wir zum Leuchtturm an der Südspitze, aber diese ist leider in Privatbesitz und man kommt nicht hin. Auf dem Rückweg zum Auto machen sich erste Regentropfen bemerkbar.

Als wir dann weiter Richtung Stonigton fahren wird es immer trüber und es regnet sich langsam ein. Bei der Aussicht fahren wir dann doch nur am Leuchtturm-Museum vorbei, gehen aber nicht rein. Stattdessen fahren wir gen Newport – entlang der Küste gibt es jede Menge eigentlich sehenswerte Strände, aber mit dem zunehmenden Regen haben wir darauf keine rechte Lust. In Newport geht es über die Claiborne Pell Bridge – das spart uns die Durchquerung Newports, auch wenn sie 4 US$ kostet. Bei schönem Wetter gäbe es wohl eine tolle Aussicht, so ist es reichlich regnerisch, der Regen hat mittlerweile deutlich zugenommen – von Intervall in mehreren Stufen bis Dauerbetrieb habe ich alle Möglichkeiten des Scheibenwischers durchprobiert.

In Newport gehen wir noch einkaufen, kurz danach erreichen wir unser Motel, diesmal eine andere Kette, insgesamt macht es einen deutlich besseren Eindruck als die letzte. Da wir irgendwie die letzten Tage doch recht viel Programm hatten, nutzen wir die Zeit etwas zu relaxen. Im Fernsehen erfahren wir dann, dass uns möglicherweise noch etwas besseres blüht. Der Wintersturm „Vulcan“ wird uns wahrscheinlich im Laufe der Nacht streifen. Als wir um kurz vor elf Ortszeit ins Bett gehen regnet es noch recht heftig und es hat 10°C. Angeblich soll es in wenigen Stunden unter den Gefrierpunkt fallen, was dann interessant wird wenn das ganze Wasser auf den Straßen schlagartig gefriert.Mal sehen wie ich morgen früh den Mietwagen enteise und wie es fahren lässt. Automatik bei Eis hatte ich noch nicht….

IMG_0103Die Nacht ist dann doch vergleichsweise ruhig verlaufen, als wir morgens aufstehen ist es zwar rund 20°C gefallen, aber der Schnee ist erstmal noch nicht zu sehen. Das ändert sich während wir zusammenpacken, frühstücken und duschen – Frau Holle legt richtig los und die Flocken sind richtig dick. Fast wie Weihnachten – nur eben zur falschen Zeit. Bis wir loskommen sind es rund 4-5 cm Neuschnee – richtig feines Pulver weil es so kalt ist (-10°C). Da es keine Garage gibt, müssen wir erst mal den Prius enteisen. Beim Öffnen der Heckklappe um an den Eiskratzer zu kommen rieselt schon eine ganze Menge Schnee in den Kofferraum – ich weiß warum ich Kombis mag und keine Fließhecks. Immerhin gehört zum Zubehör von Hertz ein Eiskratzer.enthalten. Weniger amused bin ich bei einem Blick auf die Reifen – Winterreifen sehen anders aus, und mehr Profil vorne wäre auch wünschenswert. Zum Testen muss dann der Parkplatz des Hotels herhalten, der ist wenigstens leer – aber der Bremsweg ist gefühlt gigantisch – trotz ABS und ESP. Also vorsichtig fahren.

IMG_0120Durch das Schneetreiben und die halbwegs freien Straßen fahren wir ins Zentrum von Newport. Dort stehen jede Menge Sommerhäuser – allerdings nennt man die besser Residenzen – denn diese Häuser sind selbst für amerikanische Verhältnisse sehr groß. In Newport gibt es eine große Menge dieser historischen Mansions. Die Stile sind höchst unterschiedlich, viele sind durch französische Paläste inspiriert. Zudem gibt es aber natürlich viele andere Gestaltungsmöglichkeiten. Wir machen einen kurzen Rundgang und gehen auch am Cliff-Walk von Newport entlang. Das Wetter macht langsam etwas auf – stellenweise haben wir sogar schon blauen Himmel – auch wenn es immer noch sehr kalt ist.

Als nächstes fahren wir in die Landeshauptstadt, Providence, das Navi will uns partout über eine Toll-Bridge schicken. Wir umfahren es dann manuell über Bristol. In Providence sind wir erstmal etwas angefressen – die ganzen Parkmöglichkeiten sind überteuert, zu kurz und insgesamt fehlt ein schlüssiges Konzept bei de Verkehrsführung. Wir fahren einige Runden um das State Haus (Lokalparlament) ohne etwas zu finden. In einige Parkhäuser fahren wir rein, aber rückwärts wieder raus nachdem wir die Preise gesehen haben. Nach einem unfreiwilligen Abstecher auf den Interstate ist Marion schon so frustriert – ich versuche es ein letztes Mal und diesmal klappt es, wir finden die versteckte Einfahrt zum Parkhaus des „Providence Place“ einer großen Mall. Die Preise gefallen mir: für die ersten fünf Stunden zahlt man nur zwei Dollar.

Da uns vom Spaziergang immer noch etwas kalt ist und das Wetter noch nicht ganz aufgeklart hat, gehen wir durch die Mall. Vor allem der dritte Stock ist interessant – dort gibt es lauter Läden mit interessanten T-Shirts und anderen lustigen Dingen. Ich kaufe einige T-Shirts für mich und als Mitbringsel für daheim. Welche wird noch nicht verraten. Marion findet auch noch eines bei Hot Topic. Bei Newbury Comics gibt es nicht nur Comics sonder auch jede Menge Gadgets und gebrauchte CDs – auch da schlage ich wieder zu. Zum Abschluss gehen wir noch bei Spencers vorbei, die Kette hat ähnliches im Programm, ich kenne den Shop ja schon aus Arundel Mills. Marion wird eine Etage tiefer noch mit einem Top fündig.

IMG_0136Mittagessen machen wir im Auto, wir haben ja noch reichlich Brot und Streichkäse. Danach raffen wir uns auf noch einen Rundgang durch die Stadt zu machen. Groß ist Providence nicht, es fühlt sich von der Größe her ein wenig an wie Schwerin, nur deutlich moderner. Allerdings ist es immer noch schweinekalt, so dass wir entlang der Strecke immer wieder Shopbesuche machen um ein wenig aufzutauen. Ich bin ja normalerweise nicht wirklich kälteempfindlich, aber bei dem Wind ist selbst mir mit vier Lagen Bekleidung etwas frisch. Sehenswert ist der Craftlandshop – ein Shop lokaler Künstler und Handwerker mit vielen schönen Dingen, von Lampen über Postkarten und Bücher bis hin zu Schmuck und Strickwaren aller Art. Ebenso interessant ist der erste Prototyp einer modernen Mall in Providence, die Westminster Arcade.

IMG_0164Nach einem letzten Aufwärmestopp im Bahnhof gehen wir noch kurz ans State House um einige Bilder zu machen, danach ans Auto um weiter zu fahren. Eine kleines Problem ist der Fensterheber bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus, dank dicker Eisperlen auf der Scheibe geht diese nicht auf, also aussteigen, Ticket einstecken und dann gehts raus. Es ist mittlerweile schon fast fünf Uhr am Nachmittag und vor uns liegen noch rund zwei Stunden Fahrt. Unsere Übernachtung haben wir auf Cape Cod, in Hyannis gebucht. Die Strecke ist an und für sich nicht lang, aber aufgrund der vielen Speedlimits zieht sich das dann doch etwas länger hin. Immerhin haben wir ja jetzt CDs zum anhören und sind nicht auf das werbeverseuchte Radio angewiesen. Bis wir ankommen haben wir beide CDs von Foreigner und Sade gerade durch.

Wirklich wärmer geworden ist es nicht, auch wenn es im Auto recht bald angenehm warm wird. Marions Schuhe sind von den Spaziergängen noch immer etwas durchgefeuchtet – eigentlich freuen wir uns darauf endlich anzukommen. Die Econo-Lodge finden wir recht fix, der Empfang ist wie immer nichts besonderes. Der Raum hingegen ist ein Schock – nicht etwa weil er nicht gut gemacht wäre oder dreckig. Aber er ist nicht vorgeheizt – es ist schweinekalt. Marion verzieht sich erst mal ins Bett, während die etwas überforderte Elektroheizung ihren Dienst aufnimmt. Aber für die Raumgröße braucht es einfach eine ganze Weile bis es warm wird. Ich gehe nur einmal aufs Klo, und ich beeile mich, denn das ist gefließt und selbst durch die dicken Socken ist es noch popokalt. Für die weitere Reise setze ich Econo-Lodge erst mal auf die Bannliste. Ein solch einfacher Handgriff wie bei vorreservierten Zimmern die Heizung einige Stunden vorher einzuschalten sollte selbst in der günstigsten Hotelklasse eigentlich kein Ding sein. Aber auch das WLAN ist alles andere als zuverlässig, es dauert ewig bis die einzelnen Seiten geladen sind, häufige Verbindungsabbrüche tun ihr übriges. Ich will Marion etwas gutes tun und ihr einen Tee kochen – beim Einschalten der Mikrowelle stehe ich dann im Dunkeln – Sicherung geflogen. Ganz großes Kino. Immerhin hat die Heizung eine separate Sicherung und läuft weiter. Der zuständige Mitarbeiter legt dann die Sicherung wieder ein, die Mikrowelle lasse ich dann aber aus.

CIMG4751So beschließen wir mittels Qype in ein Restaurant in der Nähe zu besuchen um etwas zu essen zu bekommen und uns aufzuwärmen. Der erste Versuch ist ein Fehlgriff – da ich nichts weiter gefunden habe fahren wir einfach entlang der Straße und nehmen das erstbeste was uns über den Weg läuft – mexikanisch bei Sam Diegos. Das Essen ist reichhaltig und es ist angenehm warm. Trotzdem trinken wir erst einmal einen Tee zum Auftauen. Wieder machen wir den „Fehler“ und bestellen eine Vorspeise (Chilli) und einen Hauptgang. Nach der Hälfte des Hauptgangs muss selbst ich kapitulieren, aber man kann es ja mitnehmen.

Die Heizung im Hotelzimmer hat es zwischenzeitlich geschafft den Raum halbwegs zu temperieren. Zusammen mit dem Essen ist es erträglich. Mal sehen welcher Kälteschock uns morgen erwartet – immerhin soll es im Laufe des Wochenendes wieder wärmer werden.

Kurs gen Norden – New York bis New London

Die Zeit in Washington ist viel zu schnell vergangen, aber der Urlaub ist nunmal leider zeitlich begrenzt – also war es mal wieder Zeit für den nächsten Tapetenwechsel. Unsere Gastgeberin setzt uns direkt an der Greenbelt-Station ab, wenig später steigen wir in den Boltbus nach New York. Die Fahrzeit zieht sich diesmal gefühlt ewig an. Ich mache noch den letzten Blogeintrag fertig und wir kümmern uns um die Unterkunft für die kommende Nacht. Norwalk heißt unser Ziel. Dennoch: kurz nach zwei am Nachmittag sind wir dann in Manhattan – natürlich nicht im Zentrum sondern wieder die vier Blocks weg von Penn-Station.

Es heißt also erst einmal Lauftraining unter erschwerten Bedingungen – denn der Koffer wird über die vier Blocks scheinbar immer schwerer. In der Penn Station holen wir das Mittagessen nach – bei „au bon Pain“ – Fastfood Sandwiches auf Französisch – auch wenn der Name bei einigen Einheimischen wohl eher Verwunderung auslöst: Oder was erwartet man sonst bei einem Namen „zum guten Schmerz (Pain)“?

Mit der Metro und dem Metrobus wollen wir dann den Mietwagen am JFK-Airport abholen. Da wir uns die 5 US$ extra für die Airtrain (wegen einer Station) sparen wollen, nehmen wir die Linie E bis nach Queens und von dort den Bus. Soweit es die Metro betrifft klappt das aus alles wunderbar. Die ersten Missverständnisse entstehen an der Bushaltestelle – es gibt derer zwei und es gibt zwei Linien Q10 und Q10 LTD (limited) – auf dem Bus steht aber immer nur Q10 – zudem ist die Beschilderung in der Station irreführend. Aber am Ende sitzen wir im richtigen Bus. Dann geht das Chaos aber erst recht los: Das olle Modell hat leider keinerlei Anzeige welche Haltstelle gerade angesteuert wird. Ansage gibt es auch nicht – wir wissen zwar das wir an der Station „130 PL / Bergen Road“ aussteigen müssen und dann rund 600 Meter laufen. Das ist aber auch nicht wirklich präzise. Die Haltestelle erspähen wir noch und steigen auch aus – aber dann stehen wir belämmert da und laufen halbwegs planlos in eine Richtung los. Marion ist ein wenig sauer und ich ärgere mich, denn die Einsparung an Dollar steht in keiner Relation zur erzeugten Frustration. Ein Officer des Flughafens hilft uns schließlich und zeigt uns die passende Haltestelle für den internen Bus. Mit dem machen wir noch eine Schleife, dann stehen wir endlich bei Hertz – ca. eine Stunde später als geplant – aber alles kein Problem.

DSC07096Upgrades lehnen wir aus Kostengründen ab, und bekommen dennoch ein sehr praktisches Auto (das man uns eigentlich für 10 US$ extra pro Tag anbieten wollte: einen Toyota Prius) – ich bin total begeistert – Hybridfahrzeug zum Ausprobieren für fast eine Woche. Marion lässt mich fahren – mittels Navi lassen wir uns nach Norwalk dirigieren. Mautstraßen wollen wir vermeiden – das ergibt eine Runde durch Queens und Manhattan mit dem Auto – absolut nicht empfehlenswert, vor allem reichlich staubelastet. Immerhin dank Hybrid ist es vom Sprit her sehr erträglich – in der langsamen Schlange fährt er voll elektrisch aus dem Akku – so wie ich das vom Mitsubischi iMieV bzw. dem Peugeout Ion kenne. Sehr angenehm. Marion sorgt per Bluetooth für Musik, da uns das amerikanische Radio mit der vielen Werbung auf den Sender geht.

Irgendwie hat das Navi aber einen Knacks weg – es lotst uns zielsicher in den gefühlt längsten Stau – vor allem stimmt irgendwie die Richtungsangabe nicht mit dem was wir aus der Karte kennen überein. Irgendwann reicht es mir und wir biegen bei der nächsten Möglichkeit auf die Route 1 ab – das ist in etwa vergleichbar mit einer Bundesstraße in Deutschland – sie windet sich von ganz im Süden in Florida auf Key West bis an die kanadische Grenze bei Fort Kent. Damit verlassen wir den Stau und es geht recht gut vorwärts – wenn auch durch einige Städte direkt durch. Am Ende landen wir auf dem Interstate 95 – den kenne ich noch zu gut aus meinem Tripp gegen Süden (Washington bis Orlando).

CIMG4747Untergekommen sind wir in einer Econo Lodge – eine günstige Hotelkette, nichts besonderes, aber für eine Nacht mehr als ausreichend. Zum Abendessen fahren wir ins Zentrum und essen bei B-AN-C House – sehr lecker – Marion nimmt Lamm, ich nehme Schrimps, dazu eine Vorspeise und Beilagen. Die Portionen sind gigantisch – gut das es hier standardmäßig „Doggy-Bags“ gibt. Für morgen sind wir den ganzen Tag versorgt. Das Essen war zwar etwas teurer als geplant, aber eben auch sehr sehr lecker. Sweet Potatoe Fries und Poutine kann ich nur empfehlen – nur würden die Beilagen alleine reichen um satt zu werden.

Den Dienstag beginnen wir mit einem Frühstück im Hotel – das ist nichts besonderes – eher auf dem Niveau einer Jugendherberge, aber es ist inklusive. Außerdem greifen wir noch Infos für den Tag ab. Unter anderem reservieren wir ein Hotel in Groton – wieder bei der gleichen Kette, denn für eine Nacht zum Übernachten brauchen wir ja nicht viel.

IMG_0022Wir schwingen uns auf die Straße, erstes Ziel ist Newport. Wir halten dort im Sherwood Island State Park, direkt am Strand. Das Wetter ist gut, wenn auch etwas frisch. Ich fühle mich etwas komisch – ich gehe bei Wind auf den Strand zu und bin nicht in einem Trockentauchanzug verpackt. Am Strand muss ich dann natürlich auch die Wassertemperatur testen. Zum Baden definitiv zu kalt.

Wir fahren weiter gegen Norden. Vorbei an einer Schule in Westport, an der Marion vor rund 20 Jahren an einem Austausch teilgenommen hat. Immer weiter geht es entlang der US-Route 1. In Fairfield haben wir dann eine gänzlich neue Erfahrung – eine Polizeikontrolle. Marion fährt und hat laut Aussage des Cops mit dem Handy telefoniert. Absolut aus der Luft gegriffen, denn das Handy liegt ziemlich verbuddelt in ihrer Handtasche auf dem Rücksitz, wie ihm recht bald beweisen. Dazu hat er natürlich Probleme, weil er eine unbekannte Fahrerlaubnis vorgelegt bekommt. So nervig und arrogant wie er rüber kommt, kann er mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer französischen Beschreibung nichts anfangen. Immerhin entschuldigt er sich am Ende dann doch noch. Aber schon heftig was da versucht wird. Ärgerlich für ihn, dass wir zu zweit sind, und dass wir auch noch wissen was erlaubt ist und was nicht.

IMG_0031Aus Frust verlassen wir dann die US Route 1 und nehmen für die weitere Strecke bis New Haven die Interstate 95. In Orange fahren wir ab und besichtigen die PEZ-Fabrik. Ich wusste nicht mal mehr, dass die Firma mit ihren Spendern noch existiert. Die Ausstellung ist richtig gut gemacht – mit einem kurzen Abriss der Geschichte und einer ganzen Menge Spendern die über die Jahre entstanden sind. Auch erfahren wir, das PEZ für Pfefferminz steht und ursprünglich aus Österreich stammt. Natürlich gibt es auch eine Verkostung und ein paar Mitbringsel. Vor der Fabrik auf dem Parkplatz bieten sich Sitzgelegenheiten an, dort essen wir die Reste vom Vortag.

Nun geht es auf eine bekannte Universitätsstadt zu: New Haven, besser bekannt für den Campus von Yale. Wir parken etwas außerhalb und laufen in die Innenstadt zum New Haven Green, zudem machen wir einen Abstecher auf dem Grove Street Cemetery – auf diesem Friedhof liegen etliche wichtige Professoren und Erfinder der Universität begraben. Insgesamt fällt uns auf, dass es in der gesamten Stadt übermäßig viele Kirchen gibt – alleine am Green stehen drei verschiedene. Die Universität hat ingesamt Qualitäten für Hogwarts – alles in rohen Stein gebaut, sehr ähnlich zu vielen Ortschaften die ich in Schottland gesehen habe.IMG_0043

Auf dem Weg zum Hotel bei New London machen wir nochmal einen Stopp in einem Outlet – ich schaue mir verschieden Nike-Schuhe an und teste sie, aber so recht können die mich beim Laufen nicht überzeugen – ich achte bei meinen Laufschuhen aber auch am allerwenigsten auf den Hersteller, wichtiger ist: Die Dinger müssen passen und das auch noch nach einem Training von mehr als 30km oder gar einem Ultramarathon – da bringt mir kein Designpreis oder irgendwelche Marken etwas. Marion hingegen wird fündig.

Das Hotel finden wir recht leicht dank Navi, aber es liegt deutlich ab vom Schuss – dafür ist der Preis von 40 US$ pro Nacht im Doppelzimmer absolut unschlagbar. Der Raum an sich ist sauber, aber man sieht dem ganzen Gebäude an, dass es schon mal bessere Zeiten erlebt hat. Aber wir brauchen ja nur eine Option zum Übernachten, mehr nicht.

Abendessen gehen wir in einem Tipp aus Qype. Ein Restaurant das viele Einheimische aufsuchen „Par 4“ – das liegt am Golfplatz bei New London, direkt neben einem Industriegebiet. Das Essen ist sehr günstig, reichlich und gut. Vor allem den Nachtisch kann man empfehlen.

National Mall, Capitol, White House – Washington DC

Nachdem es am Freitag doch recht spät war, bis wir ins Bett gekommen sind, dauert es am Samstag um so länger bis wir loskommen. Es beginnt mit einem kleinen Spaziergang zur Metro – rund 1,6 km, eine knappe Meile. Der Bus hält zwar vor unserer Haustüre, aber Samstags fährt der nur alle Stunde. Für den Rückweg schauen vorher extra nochmal nach wann der letzte fährt: 20:51 – da verkommen die Probleme nachts in Mannheim und Umgebung wirklich zu Peanuts. Immerhin ist das Wetter absolut top – es ist angenehm warm – wir haben deutlich zweistellige Plusgrade (natürlich in Celsius) – nachmittags hat es dann fast 20°C bei strahlendem Sonnenschein.

IMG_9861Auf der Post geben wir noch eine Runde Postkarten ab, bevor wir in die Metro steigen. Innerhalb einer Viertelstunde steht man auf der National Mall – in direkter Nähe zu den Zentren der Supermacht. Erstes Ziel auf unserem Weg entlang der Mall ist das Capitol. Denn obwohl ich ein halbes Jahr lang hier gewohnt habe, hat es zeitlich irgendwie nicht reingepasst das Parlament der USA zu besichtigen (ich hätte weniger Tauchen gehen sollen :O). Die Besichtigung ist wie fast alle Museen in Washington DC kostenfrei. Dafür gibt es mal wieder eine Sicherheitskontrolle und eine Neuerung – nicht einmal mehr Getränke aller Art (einschließlich Wasser) sind im Capitol erlaubt…. Der Film über die Entstehung und die anschließende Führung sind sehr gut gemacht, das Gebäude ist einfach nur beeindruckend – kein Vergleich zum Reichstag in Berlin.

IMG_9929Da wir schon im Sicherheitsbereich sind, gehen wir auch noch in der Library of Congress vorbei – der Parlamentsbücherei. Auch dieses Gebäude ist sehr beeindruckend gestaltet mit einer großen Halle und einem großen Lesesaal. Zudem gibt es verschiedene Ausstellungen, aber wir haben leider nicht mehr ganz so viel Zeit um uns alles anzuschauen – zudem lockt draußen das herrliche Wetter. Im Museumsshop werfe ich kurz einen Blick in einen Reiseführer – das Bureau of Engraving and Printing hat am Wochenende zu (da werden scheints keine frischen Dollarscheine benötigt) – daher fällt das leider komplett aus dem Programm raus – Montag fahren wir ja schon wieder.

IMG_9940Mittagessen machen wir in der Union Station – dem Hauptbahnhof in Washington DC. Natürlich kein Vergleich mit Grand Central in New York, aber immer noch recht beeindruckend. Marion ist schon etwas geschafft – vor allem ist sie es nicht mehr so ganz gewohnt lange Zeit auf den Füßen zu stehen (wäre ich ja auch nicht wenn ich nur meinen Bürojob hätte und nicht regelmäßig Lauftraining machen würde). Daher machen wir etwas langsamer – in die Dämmerung hinein laufen wir die Mall wieder hinunter in Richtung Washington Monument. Das kann nach einem Erdbeben derzeit nicht besichtigt werden, da es erst renoviert werden muss. Ich mache noch einige Langzeitbelichtungen im Sonnenuntergang.

IMG_9947Letztes Besichtigungsziel für heute ist das weiße Haus – im Dunkeln macht das ja eigentlich schon was her, aber die Security hat etwas gegen Stative – man darf sie nur in einiger Entfernung vom weißen Haus verwenden – was natürlich absolut nicht praktikabel ist, denn dann hat man wieder den Zaun und die Absperrungen im Bild – ich lasse es also gleich ganz bleiben. Was das an zusätzlicher Sicherheit bringen soll ist mir aber auch nicht klar.

Auf dem Weg zur U-Bahn schauen wir uns noch die Rückseite an, die ist etwas heller und mit einer ruhigen Hand gelingen mir doch noch einige Aufnahmen. Das die Probleme der Stadt ganz andere sind erfahren wir wenig später als wir mit der Metro nach Hause fahren wollen. Die Wartezeit zu Beginn ist ja noch halbwegs zu verschmerzen, aber eine Umsteigezeit von fast zwanzig Minuten von einer Linie zur nächsten am Samstag Abend um halb acht, das ist mir absolut unverständlich. Sowas würde ich ja irgendwo mitten in der Pampa noch verstehen, aber wir befinden uns ja gerade in der Hauptstadt der letzten verbliebenen Supermacht – das muss man sich echt einmal auf der Zunge zergehen lassen… Laut Wikipedia ist das Metrosystem in Washington das zweitgrößte (nach Passagieraufkommen) in den USA, nach New York City. Das kann ich mir fast nicht vorstellen – denn von der Machart und räumlichen Ausdehnung her ist es nicht viel umfangreicher als Mannheim oder Nürnberg.

Insgesamt hinterlässt das System bei mir einen sehr faden Eindruck – zwar habe ich auch in New York keinen exakten Fahrplan gesehen und wir haben spät Abends nach zehn Uhr auch mal 15 Minuten Wartezeit gehabt, aber die Vertaktung und alles lief einfach gut aufeinander abgestimmt. Da braucht es nicht viel Planung – wenn ein Takt mal nicht ganz passt – kein Problem wenig später (zum Teil weniger als 5 Minuten) kommt die nächste Bahn. In DC gibt es Buslinien-Pläne die nur mit sehr viel Fantasie und einer Karte nebendran (sei es eine Printausgabe, Google Maps oder OpenStreetmap) lesen kann – mehrere Linien in einem Plan ist eigentlich kein Problem, wenn man sie nur nicht alle in schwarz einzeichnen würde und die sich teilweise kreuzen oder Strecken teilen … Von Markierungen der einzelnen Haltestellen braucht man erst gar nicht zu träumen – in der Regel werden die einfach nach Kreuzungen benannt. Einen tabellarischen Fahrplan wie man ihn bei uns als Kursbuch kennt, gibt es auch nicht – stattdessen werden die wichtigsten Stationen entlang der Strecke mit Abfahrtszeiten angegeben – wenn man nicht weiß zwischen welchen der aufgelisteten Stationen die gerade gesuchte liegt ist Rätselraten angesagt. Man muss tatsächlich selbst ungefähr abschätzen wie lange der Bus von der letzten bekannten bis zur gesuchten Haltestelle braucht. Irgendwie komme ich mir vor wie in die Steinzeit des ÖPNV zurück versetzt.

Wie ich von unserer Gastgeberin erfahre, ist das auch ein Problem der unterschiedlichen Bundesstaaten und Landkreise. Jeder kocht da an der ÖPNV-Suppe mit, aber die meisten Buslinien enden an den Grenzen zum nächsten County oder spätestens Bundesstaat. Das ist so ungefähr vergleichbar mit dem Zustand im Rhein-Neckar-Dreieck vor 25 Jahren. Man kann nur hoffen, dass hier auch irgendwann die Einsicht einkehrt, das ein gemeinsamer Verkehrsverbund mit einem gemeinsamen Liniennetz für die Kunden wesentlich attraktiver ist und auch mehr Leute dazu bringt das Auto stehen zu lassen.

Der Sonntag beginnt etwas ungeplant – in den USA ist bereits die Sommerzeit angebrochen – wir sind also eine Stunde zu spät dran – nicht das man vergessen hätte uns Bescheid zu sagen, aber unser Wecker stellt sich leider nicht automatisch um. Aber unsere Vermieterin hat es auch nicht gemerkt – erst als wir los wollen fällt es ihr auf. Soviel zum Sinn oder Unsinn der Umstellung.

Mit dem Auto geht es an die Metro – wenn man den Busfahrplan für Sonntag gesehen hat, der nur acht Einträge über den Tag hat, ist alles gesagt. Die Metro fährt immerhin deutlich öfter.

IMG_9954Für heute steht als erstes die Ostseite der National Mall an – wir gehen zu Beginn aber nochmal am Weißen Haus vorbei, damit wir es auch bei Tag einmal gesehen haben. Von dort schlängeln wir uns entlang der Mall und dem Reflecting Pool in Richtung Lincoln Memorial. Diese Sehenswürdigkeit ist vor allem durch Martin Luther King und seiner Rede „I have a dream“ bekannt geworden, aber auch durch „Forrest Gump“ mit seiner Ansprache zur Friedensbewegung. Auf dem Weg liegt das World War II Memorial (das unter W. Bush errichtet wurde), und das Vietnam Memorial. Das Wetter ist perfekt für einen Spaziergang an der Mall – einzig der Wind könnte etwas weniger sein, er ist doch recht frisch – immerhin haben wir ihn nach dem Lincoln Memorial im Rücken.

IMG_9973Unsere Tour führt uns nun einmal um das Tidal Basin herum – dort stehen jede Menge Kirschbäume, leider sind wir deutlich zu früh – erst in drei bis vier Wochen sollen die anfangen zu blühen. Ich kenne das Spektakel ja von 2010 und kann es jedem nur wirklich empfehlen es selbst einmal erlebt zu haben. Im Gegensatz zu 2010 sind diesmal keine Bauarbeiten am Tidal Basin, das Memorial für Martin Luther King Jr. ist fertig gestellt und sieht richtig gut aus, und auch der damals schadhafte Pier am Jefferson Memorial erstrahlt in neuem Glanz.

Auf dem Weg an die Metro kommen wir noch am Bureau of Engraving and Printing vorbei, leider wie schon geschrieben am Wochenende geschlossen. Die U-Bahn bringt uns dann nach Süden, genauer nach Alexandria. Ich kenne das Städtchen flüchtig, denn dort treffen sich die Potomac-Divers einmal im Monat – für mich war es zudem immer die Möglichkeit bei Trader Joes einzukaufen. Der Shop hat ein sehr breit gefächertes Sortiment an qualitativ höherwertigen Lebensmitteln – keine Luxus-Sachen, aber man wird in den USA ja bescheiden und freut sich schon über ordentlichen Käse, guten Schinken und ungesüßte Haferflocken bzw. normales Müsli.

IMG_9992Um besser voran zu kommen, nehmen wir uns diesmal Mietfahrräder – die kosten 7 US$ und Trips bis zu 30 Minuten sind ansonsten kostenfrei. Auf diese Art und Weise lässt sich die Meile bis ins Zentrum von Alexandria deutlich entspannter zurücklegen als zu Fuß.

IMG_9995Es gibt aber noch viel mehr zu entdecken – im vergangenen Jahr haben wir im Radio etwas über Christmas Attic gehört – ein Shop der sich voll und ganz auf Weihnachten spezialisiert hat und das auch 365 Tage im Jahr zelebriert. Im Radio-Artikel ging es eigentlich um die Tradition der Christmas Pickle (der Weihnachtsgurke) und wie sie in den Baum gekommen ist. Angeblich eine deutsche Tradition, auch wenn wir sie so nicht kannten. Zur Lösung des Mysteriums wurde unter anderem in Christmas Attic ein Interview geführt. Zwar etwas komisch bereits jetzt an Weihnachtsschmuck zu denken, aber es sind tatsächlich nur noch 10 Monate bis dorthin und man kann ja nie früh genug damit anfangen einzukaufen. Da wir bereits eine Gurke haben, steht weiteres Gemüse auf dem „Speiseplan“ – wir entscheiden uns für etwas gesundes und hängen kommende Weihnachten einen Brokkoli in den Baum. „Oh veggie-tree, oh veggie tree …“

IMG_9998Auf Empfehlung unserer Gastgeberin besichtigen wir die ehemalige Torpedo Fabrik (Torpedo Factory) – diese wurde umgebaut und beherbergt nun eine ganze Menge von Künstler-Ateliers und Shops. Teilweise mit Werkstatt zum Zuschauen. Da sind einige sehr schöne Sachen dabei, leider haben schöne Dinge auch eine weniger schöne Seite und die ist der Preis.

IMG_0009Auf dem Rückweg machen wir noch Halt bei „La Madeleine“ einem französischen Restaurant in Alexandria – das kenne ich hauptsächlich, weil man dort auch anständige Backwaren wie Croissants oder nicht laberiges Weißbrot bekommt. Dort essen wir einen kleinen Happen zur Stärkung bevor es wieder in Richtung Metro geht.

IMG_0014Eine letzte Besichtigung in Washington machen wir noch: Wir steigen am Pentagon aus und besichtigen das Pentagon Memorial, welches den Opfern des Terror-Anschlags auf das Pentagon am 11. September 2001 gewidmet ist. Rund um das Pentagon herrscht striktes Fotoverbot – immerhin auf dem Gelände des Memorials nicht. Die Gedenkstätte ist recht ansprechend gestaltet, wenn auch noch sehr neu – die gepflanzten Bäume müssen einfach noch ein wenig wachsen bis sie Schatten spenden können.

Am Abend gehen wir noch mit unserer Vermieterin in einem der Restaurants in Hyattsville zum Essen – Busboy and Poets. Sehr lecker – auch wenn wir mal wieder lernen müssen: Amerikaner einzuladen ist nicht einfach – wir wollten uns eigentlich bedanken für den Service und daher die Rechnung bezahlen – aber sie weigert sich fast so stoisch wie Jeanne und Bill. Dafür unterhalten wir uns recht gut, über die Arbeit in Europa und den USA, und verschiedene andere Dinge. Noch alles wieder in den Koffer packen und ins gemütliche Bett für die letzte Nacht in Hyattsville – morgen geht es wieder zurück nach New York bzw. dann weiter in den Norden mit dem Mietwagen. Damit wir nicht verschlafen, habe ich diesmal zusätzliche Wecker gestellt.

Ab in den Süden – nach Washington DC

Zeit New York fürs erste Lebewohl zu sagen, am Donnerstag sind wir recht zeitig aufgestanden um ja den Bus nach Washington DC nicht zu verpassen. Wie wir ja wussten hat Boltbus den Stopp einige Avenues nach Westen verlegt, was die Sache etwas unbequemer macht als beim letzten Mal. Aber die U-Bahn-Station direkt neben dem Busstopp ist ja bereits in Bau und soll im Juni 2014 in Betrieb gehen.

Da wir so früh los sind und alles reibungslos klappt bis an die Penn Station haben wir noch reichlich Zeit – wir kaufen Postkarten und schreiben sie in einem der Cafés im Bahnhof. Abschließend noch ein kurzer Pitstopp und dann geht es los in Richtung Bushaltestelle. Wie gewohnt ist der Bus recht pünktlich, das Boarding absolut unproblematisch und so sind wir wie geplant auf dem Weg gen Washington – nächster Stopp ist in Baltimore.

Die Reisezeit nutze ich um den Blog zu aktualisieren, ein wenig Recherche für Washington zu machen und einfach nur auszuruhen. Die Hektik New Yorks liegt hinter uns.

IMG_9819Mit ein klein wenig Verspätung erreichen wir Greenbelt – unsere Gastgeberin wartet schon auf uns, mit dem Auto geht es dann nach Hyattsville – jede Menge vertraute Plätze – einiges hat sich verändert, aber vieles ist auch gleich geblieben. Das HauCIMG4726s ist riesig – wir benötigen nur ein Zimmer, möglich wären zum gleichen Preis auch bis zu 12 Personen. Die Küche ist sagenhaft groß und sehr gut ausgestattet (deutlich besser als das was ich zu meiner Zeit hier hatte – wenn ich das Angebot damals schon gekannt hätte wäre ich wohl dauerhaft hier abgestiegen).

DSC07009Nachdem alles geklärt ist machen wir uns auf den Weg – nächstes Ziel ist ein typisches deutsches: Ich will bei Aldi Süd in Hyattsville vorbei, immerhin war ich ein halbes Jahr dort Stammkunde jede Woche. Vorher teile ich noch Jeanne und Bill mit, dass wir abends ins Hardtimes Cafe wollen und lade sie ein, falls sie Zeit haben. Meine Orientierung hat allerdings etwas gelitten, daher machen wir leider einen kleinen Umweg der nicht nötig gewesen wäre. Bei Aldi kaufen wir einige Kleinigkeiten ein – bei weitem nicht so viel wie damals – aber es sind ja auch nicht so viele Leute. Ich stelle fest, dass ich noch immer fast blind durch den Laden gehen könnte und alles notwendige für sieben Personen finden würde.

Mit der U-Bahn geht es nach Greenbelt – von dort aus wollen wir ans Hardtimes Cafe laufen – eine Strecke die uns auch an meiner ehemaligen Heimat vorbei führt. Auch hier habe ich die Strecke deutlich kürzer in Erinnerung als sie tatsächlich ist. Marion findet das weniger lustig, außerdem sind wir nicht wie geplant um 19h im Cafe sondern erst rund 20 Mintuen später. Jeanne und Bill warten schon, aber die Begrüßung ist sehr sehr herzlich – immerhin habe ich Jeanne seit mehr als zwei Jahren und Bill seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen.

Das Chilli im Hardtimes Cafe ist wie immer hervorragend – noch bevor ich die Rechnung überhaupt in die Finger bekomme hat Bill sie abgegriffen und zahlt. Ich nehme mir fest vor mich am kommenden Tag, wenn wir nach Arundel Mills Mall wollen mich zu revanchieren. Zudem setzen sie uns auch noch direkt an unserer Wohnung ab.

CIMG4709Das Bett ist superbequem, das merken wir auch am kommenden morgen – statt wie geplant um 10h loszukommen wird es kurz vor elf. Unsere Gastgeberin bringt uns mit dem Auto ans Fraunhofer Center, wo ich gearbeitet habe – ich gehe kurz rein und Mary ist total happy, dass ich mal wieder im Lande bin. Ein wenig Smalltalk ein kurzer Rundgang durchs Center (es hat sich einiges getan, unter anderem haben die Studenten jetzt geteilte Büros anstelle der Cubicals … was hätte ich damals dafür gegeben!).

IMG_9832Nach dem Center wandeln wir auf meinen Spuren entlang des Paintbranchs in Richtung Lake Artemisa – einerseits war das meine tägliche Fahrt zur Arbeit, aber auch meine Trainingsstrecke für ein halbes Jahr – drei Monate lang hatte ich sogar das Vergnügen mit Sebastian zu laufen. Die Natur entlang des Paintbranch ist noch sehr ursprünglich – wir sehen ein Reh und viele verschieden Vögel und natürlich Squirrels – alles wartet irgendwie scheints nur darauf, dass es endlich wieder wärmer wird – in den kommenden Tagen soll es soweit sein.

IMG_9851Der Lake Artemisa ist immer noch ein wunderbares Naherholungsgebiet – man vergisst wie nah man an der Bebauung ist, abgesehen von der U-Bahn-Trasse direkt daneben. Natürlich darf dann auch ein Besuch im „Käfig“ bzw. „Cage“ nicht fehlen – so habe ich mit Sebastian die eingezäunte Brücke über die U-Bahn getauft – diese ist komplett mit Maschendrahtzaun eingehüllt um Selbstmörder von der U-Bahn fern zu halten. Es ist etwas eigenwillig da durch zu laufen – man kommt sich vor wie eben in einem Vogelkäfig.

Es geht weiter durch Bervyn Heights, dort hatte Sebastian sein Zimmer. Mit ein wenig Glück erwischen wir den Bus in Richtung Hyattsville – der setzt uns fast vor der Tür ab. Wir machen noch einen kurzen Snack bevor Jeanne und Bill uns abholen.

CIMG4716Wir ändern kurzfristig den Plan – wir fahren nicht wie geplant nach Arundell Mills sondern in einen Outlet in der Nähe Annapolis, der ist günstiger als Arundell Mills und es ist nicht so weit bis zum geplanten Krabbenessen am Abend. Zudem komme ich auf diesem Weg immerhin auch endlich einmal über die Chesepeak-Bay-Bridge, auch dafür hat es mir innerhalb des halben Jahres nie gereicht. Bei der Shopping-Tour lange ich mal wieder ordentlich zu – ein Paar neue Schuhe (etwas feiner, damit ich nicht nur Sportschuhe und Sandalen habe), Marion kauft sich eine neue Handtasche und ein Paar reduzierte Sandalen. Dazu machen wir einen Stopp in einem Schokoshop – der ist so lecker, da nimmt man schon alleine dadurch zu, dass man zur Tür hinein geht und einem Atemzug des Schokoaromas genießt …

Jeanne und Bill nutzen auch die Rabatte – ein neuer Koffer und einiges Zubehör dazu, was zwischenzeitlich die Frage aufwirft ob das alles in das kleine Auto passt (diesmal sind wir nicht mit dem Pickup oder dem Jeep unterwegs … aber es passt alles). Zum Abschluss überwinde ich mich und decke mich im Levis-Shop mit Hosen ein – wenn ich wieder daheim bin muss ich unbedingt mal meinen Schrank aussortieren und einiges abgetragenes aussortieren – Marion sagt mir dazu schon mal Unterstützung zu.

CIMG4719Da gerade nicht die Saison für BlueCrab aus der Chesepeak-Bay ist, gibt es nur Crabcake im Fisherman’s Inn – aber auch das ist absolut lecker. Beim Bezahlen kommt es fast zum Eklat – Bill und Jeanne wollen mich partout nicht bezahlen lassen. Also gebe ich mich geschlagen, auch wenn mir das etwas peinlich ist, aber sich weiter zu wehren hätte uns wohl nur allen auf die Stimmung gedrückt. Wir planen dafür, dass wir auf alle Fälle ein Treffen machen wenn die beiden im Herbst nach Europa kommen – zwar nicht direkt nach Deutschland sondern in die Schweiz zu Raimund, aber das ist ja nicht so weit. Da werden wir dann auch definitiv bezahlen, soviel ist sicher …

Später schauen wir uns noch kurz einige Bilder aus Schottland an, bevor sich Jeanne und Bill auf den Heimweg machen. Beide sind sichtlich beeindruckt von unserer Ferienwohnung.