Ausflug nach Casis

Es regnet wie aus Eimern. So haben wir uns den Urlaub im Süden nicht ganz vorgestellt. Nach einem Frühstück im Hotel fahren wir zum Bahnhof, ein letztes Mal Metro. Es geht noch nicht heim, aber wir holen unseren Mietwagen ab. Wir haben ob des Kinderwagens diesmal explizit etwas in der Kombi-Klasse bestellt. Bekommen haben wir einen Panzer – einen Jeep Renegade. In meinen Augen potthässlich, aber nix zu machen. Kindersitz müssen wir auch zusätzlich zahlen, dieses für Familien essentielle Zubehör lassen sich die Vermieter echt vergolden. Der Inneneindruck ist gemischt: eine gefühlt riesige Schnauze und eine Windschutzscheibe die im Vergleich zu den sonstigen Autos eher einer Schießscharte gleicht. Als absolut untauglich erweist sich das Fahrzeug spätestens beim Verladen des Kinderwagens: Der kommt ohne größere Umstände in einem Kleinwagen unter – im Jeep muss man die Rücksitzbank umlegen. Soviel zur Größe des Fahrzeugs.
Das Monster macht sich natürlich auch im engen Stadtverkehr nicht wirklich gut. Erste Herausforderung ist die Hoteltiefgarage – gebaut für Kleinwagen – ohne enges Rangieren geht nix.

Nachdem der Regen immerhin etwas nachgelassen hat, machen wir uns auf den Weg nach Casis. Die Bergstraße schlängelt sich schön entlang der Küste und an vielen Stellen kann man noch die Spuren des letzten Waldbrandes sehen: Es sieht aus wie eine Mondlandschaft. Nachdem der Nachwuchs noch schläft machen wir einen kleinen Umweg über den lokalen Supermarkt und decken uns mit Proviant für den Nachmittag ein. Danach geht es an die Halbinsel mit dem Port Miou, dem längsten Calanque in der Umgebung. Die Calanques sind eine Art Fjord, allerdings nicht durch Gletscher entstanden, sondern durch Kalk-Erosion vergleichbar der schwäbischen Alb.

Eigentlich wollte ich ja eine Tour etwas in den Nationalpark hinein machen, aber vom Parkplatz aus machen wir erst einmal die kleine Runde „Chemin de petit prince“ – der Weg des kleinen Prinzen. Dieser führt einmal über die kleine Halbinsel, wobei ich den Fehler gemacht habe und den Kinderwagen mitgenommen habe, im unwegsamen Gelände trage ich den bald häufiger als dass ich ihn schieben kann. Glen meistert aber tapfer die meisten der Stufen und Hügel.

Das Zentrum von Cassis ist im Vergleich zu Marseille herrlich herausgeputzt. Am Hafen wird derzeit noch ordentlich gebaut. Insgesamt ist der Ort vollkommen auf Touristen eingestellt – inklusive dem ganzen Souvenir-Ramsch und überteuerten Preisen. Glen freut sich besonders über die großen Wellen am Strand bzw. am Hafeneingang.

Da es zum Heimfahren noch zu früh ist, entschließen wir uns die malerische Pass-Straße nach la Ciotat, auch Route des Cretes genannt. Wir sind genau passend zum Sonnenuntergang unterwegs – damit ergeben sich jede Menge stimmungsvolle Bilder. Die Straße ist recht anspruchsvoll zu fahren, zahlreiche Haarnadelkurven und entweder rechts oder links geht es den Abhang runter. Auch hier wäre ein handlicheres Auto deutlich angenehmer als der Panzer von Jeep. Kaum dass man das Gaspedal nicht nur anschaut sondern auch einmal etwas Leistung verlangt, schnellt der Spritverbrauch in schwindelerregende Höhen. Nächstes Mal buchen wir defintiv wieder ein Economy-Fahrzeug, falls wir nicht ohnehin mit dem eigenen Fahrzeug vor Ort sind.

Die vielen Kurven haben Glen in den Schlaf gewiegt. Wir treten daher die Rückfahrt parallel zur Autobahn an, denn diese ist hier noch mautpflichtig. Das Navi lotst uns zielsicher auf diversen Nebenstraßen bis kurz vor Marseille, dort fängt es dann wegen verschiedener Verkehrsmeldungen an, verrückt zu spielen. Die Streckenführung ist teilweise abenteurlich und sicherlich nicht unbedingt eine die man selbst gewählt hätte.

Als Abschlussessen in Marseille gehen wir zu „le Citronier“ einem auf verschiedenen Portalen sehr gelobtem Restaurant. Es ist noch nicht mal einen Kilometer von unserem Hotel entfernt und wenn man es nicht weiß übersieht man es wohl einfach. Es gibt nur eine Tageskarte, aber diese hat es in sich: Alles frisch zubereitet und natürlich in einer Spitzenqualität. Marion geniest ein Lamm in Kräuter-Kruste, ich nutze die Gelegenheit um zum ersten Mal Strauß zu essen. Sehr lecker, ich muss unbedingt mal schauen, dass wir auch daheim mal von dieser Vogelart etwas zubereiten.

Urlaub in Marseille II

Eigentlich sollte das Wetter heute schon schlechter werden. Aber als wir losziehen ist es noch erträglich. Wir wollen die Chance nutzen, noch einige der Outdoor-Besichtigungen zu machen. Erstes Ziel ist aber der Vieux Port – genauer gesagt eine Seitenstraße: Dort gibt es laut Reiseführer ein leckeres Frühstück. Leider ist der Reiseführer an dieser Stelle nicht mehr aktuell – wir finden zwar die Adresse aber von dem Restaurant keine Spur.

Wir laufen über den Place des Huiles in die Rue Francis Davso. Dort finden wir mehrere Bäckereien und Cafés. Einige davon sind auch im Reiseführer und auf diversen Portalen zu finden. Kurzerhand nehmen wir ein kleines Frühstück ein. Glen flutet dabei den Tisch mit heißer Schokolade, aber alles halb so wild.

Nächstes Ziel ist die Basilika Notre Dame de la Garde – diese trohnt auf einem Felsen über der Stadt. Da wir mit dem Kinderwagen nicht nach oben laufen wollen und das Metroticket ohnehin bezahlt ist, wollen wir mit dem Bus nach oben. Leichter gesagt als getan, denn wir wissen zwar, dass wir die Linie 60 suchen, aber nicht wo diese entlang führt. Kurzer Stop an der Touris-Info, dort erfahren wir dann: Am Hafen ist der Haltepunkt. Diesmal haben wir richtig Glück, wir kommen an die Haltestelle und der Bus fährt ein.

Nun beginnt ein abenteuerliches Gekurve durch die engen Gassen nach oben. Also wer hier Busfahren kann, der kommt überall durch. Der Fahrstil ist rasant bis ruppig – die Hupe selbst für Busfahrer ein wichtiges Hilfsmittel.

Die Basilika bietet vor allem eines: Treppen in Hülle und Fülle. Ich trage tapfer den Kinderwagen die Stufen nach oben – alternatives Training nennt man sowas … Die Basilika ist reich geschmückt mit Mosaiken an fast allen Wänden. Zudem hängen mehrere Schiffsmodelle von der Decke – klar, denn die Kirche galt als Schutzpatronin der Seefahrer und Fischer.

Als wir die Crypta verlassen wollen regnet es wie aus Eimern – jetzt also doch schlechtes Wetter. Wir essen kurzerhand im Restaurant an der Basilika, dieses wird von Nonnen geleitet und gleicht eher einer Kantine. Das Angebot ist bodenständig, die Preise entsprechen dem Umfeld, sind aber nicht überzogen. Unser Nachwuchs ist mal wieder über den Zeitpunkt seines Mittagsschlafs hinaus, dementsprechend quengelig ist er. Noch nicht einmal die Portion Pommes mag ihn irgendwie zu erheitern.

Immerhin: Nach dem Essen ist der Regenguß erst mal durch, und wir nehmen den Bus zurück in die Stadt. Das Brummeln des Fahrzeugs beruhigt Glen soweit, dass er einschläft. Wir fahren bis an die Endstation, vor der Kathedrale la Major. Wir nutzen das gute Wetter aus und wenden uns daher erst der Altstadt, „le Panier“ zu. Durch die engen Gassen geht es recht steil bergauf. Treppen meiden wir soweit es geht, denn mit dem Kinderwagen machen die einfach keine Freude. Auch in Sachen Souveniers werden wir fündig: In einem kleinen Laden gibt es handgemachte Seife, eines der wichtigsten Produkte aus Marseille.

Am Abend suchen wir diesmal nach einer schnellen und kostengünstigen Möglichkeit zum Abendessen. In direkter Nähe zum Hotel finden wir eine Pizzeria, die macht zwar nur Essen zum Mitnehmen, aber die Pizzen sind super. Auf dem Weg dorthin hat es bereits etwas genieselt, als wir die knapp 500m Weg zurück antreten geht ein ziemlich satter Regenguß nieder, wir werden völlig durchnässt. Es hört dann natürlich typisch vor dem Hotel wieder auf mit dem Regen.

Für den Freitag sind weiterhin Regenschauer angekündigt, wir suchen daher nach Sehenswürdigkeiten „im Trockenen“ – erster Stopp ist die Kathedrale „la Major“ die wir am Vortag ausgelassen hatten. Die Kirche ist richtig groß, sie hat näherungsweise die Abmaße des Petersdoms in Rom.

Direkt daneben bzw. unterhalb gibt es ein größeres Einkaufszentrum, das sich teilweise in einem der alten Lagerhäuser am Hafen befindet. Dort finden sich verschiedenste kleiner Läden mit interessanten Produkten, zudem gibt es eine recht umfangreiche Auswahl an Cafés und Bistros. Dort finden wir dann auch etwas zum Mittagessen. Im benachbarten Neubau ist es weniger beschaulich, hierbei handelt es sich um ein ganz traditionelles Einkaufszentrum mit einen Kettenladen neben dem anderen. Immerhin, die große Terrasse zum Hafen hin ist offen zugänglich. Bei wärmerem Wetter könnte man dort sicherlich noch eine ganze Weile schauen was sich im Hafenbecken davor abspielt. Aber mit dem auffrischenden Wind ist es dann doch etwas frisch.

Als letzte Station für den Tag wollen wir uns noch den Park du Pharo anschauen, das bringt uns in den Genuss eines reinen Elektrobusses der uns einmal um den Hafen bringt. Leider ist der Park wegen Sturmwarnung nicht zugänglich. Der dort stattfindende Kongreß hingegen schon – wenn man nicht gerade mit einem Kinderwagen unterwegs ist kann man sich also doch „reinschleichen“ – konsequent und transparent ist etwas anderes. Ein weiterer Malus-Punkt für die Stadt.

Ein Blick in den Reiseführer bietet noch eine Alternative – wir spazieren einfach weiter am Meer entlang bis an die nächste Bucht. Dort befindet sich der kleine Hafen, Vallon des Auffes, direkt neben dem Kriegerdenkmal für die Armee des Orients. Ganz nett anzuschauen, aber der Wind hat tatsächlich noch zugenommen, einige Böen haben beim Lesen der Hinweistafeln den leeren Kinderwagen umgeworfen.

Zum Abendessen ist es noch etwas zu früh, daher fahren wir mit dem Bus und der Tram noch ein Stück Strecke ab, dass wir noch nicht kennen, unter anderem vorbei am Place Castellane mit der Siegessäule und dem imposanten Brunnen.

Nach einem Pit-Stopp am Hotel geht es nochmals in Richtung alter Hafen, wir essen in einem kleinen Burger-Restaurant, le Bon Burger. Sehr empfehlenswert und preislich absolut im Rahmen. Leider ist Glen heute gar nicht so gut auf Essen zu sprechen, Burger sind sonst kein Problem bei ihm. Mit etwas Mühe isst er einen Teil eines Probierburgers. Es bleibt also wieder reichlich etwas für Papa zusätzlich übrig. Gefühlt nehme ich jetzt schon zu, da wir der sportliche Ausgleich fehlt. Da hilft auch das häufige Kinderwagenschieben leider nur sehr wenig.

Womit wir beim Laufen wären – wie ich feststellen musste, habe ich den Marseille-Marathon nur sehr knapp verpasst, der fand am 19. März statt, also zwei Tage bevor wir eingetroffen sind. Schade, dass müssen wir beim nächsten Urlaub etwas  besser planen.

Kurzes Resumee der Dinge die wir wohl nächstes Mal anders machen werden: Es ist definitiv ratsam mit Familie eher auf Ferienwohnungen oder Pensionen etwas außerhalb zu setzen, sowohl preislich als auch was die Vereinbarkeit von Urlaub und Familie betrifft: In einer Ferienwohnung kann man eher auch mal einen verregneten Tag drinnen verbringen als im Hotelzimmer. Zudem ist die Selbstversorgung mit Nachwuchs ein echter Vorteil, nicht nur preislich. Man kann sich noch so sehr bemühen und die Restaurants mögen noch so kinderfreundlich sein, man ist doch immer irgendwie ein ungewollter Hingucker.

Nachts erwartet uns dann noch eine unliebsame Überraschung – ein Gast hat sich im Hotel nicht das Rauchverbot gehalten und prompt den Feueralarm in voller Ausführung ausgelöst. So stehen wir um um kurz nach drei Uhr in der Frühe in der Lobby – nachdem wir den Nachwuchs drei Etagen über die Feuertreppe getragen haben. Pikantes Detail: Die Feuerwache ist direkt nebenan – von der Feuertreppe schaut man auf deren Hinterhof. Leider ist der Portier schnell genug gewesen und hat die Weitergabe des Alarms unterbunden. So kommen wir leider nicht in den Genuss eines vollständigen französischen Löschzugs. Etwas betrüblich stimmt mich, dass wir nach mehr als fünf Minuten nur ganze sechs Personen in der Lobby sind. Was wohl im echten Brandfall passiert mag ich mir da gar nicht erst ausmalen.

Urlaub in Marseille

Endlich Urlaub. Bevor im Sommer die Familie um ein Mitglied größer wird, wollten wir nochmal etwas in den Süden.

Ausgewählt haben wir diesmal Marseille – im Gegensatz zu den Neu-England-Staaten erwarten wir diesmal deutlich wärmeres Wetter. Als Verkehrsmittel nutzen wir den Zug – in der Hoffnung, dass es mit Nachwuchs einfacher ist als die vielen Stunden im Auto. Preislich ist das Frühbucher-Angebot ein echter Hingucker: Für 50 EUR hin und zurück, da kämen wir mit Diesel und Maut deutlich teurer.

Partiell erfüllt sich der Wunsch nach stressarmen Reisen dann auch tatsächlich. Nur gegen Ende der Fahrt (immerhin dauert es trotz Spitzengeschwindigkeit von 320 km/h noch 6h Stunden) wird der Kleine langsam gelangweilt bis genervt.

Nächste Herausforderung ist der öffentlich Nahverkehr: Die Metro stammt aus den 1970ern mit einigen Verlängerungen über die Jahre. An den Ausbau der alten Stationen hat dabei kaum einer gedacht. Nur die neueren Stationen an den Außenästen sind barrierefrei ausgebaut. Das barrierefrei auch Familienfreundlichkeit beinhaltet ist noch nicht ganz hier im Süden angekommen. So quälen wir uns über die Rolltreppe und durch die Eingangsschleusen – absolut kein Spaß. Immerhin können wir den Kinderwagen über eine der Barrieren heben. Am Ziel ist das nicht möglich. Der Versuch, die vorgesehene breite Tür zu nutzen, schlägt mit der Auskunft fehl: „Das ist nur ein Notausgang, den können wir nicht öffnen, viel Erfolg“. Wir bekommen es dann mit etwas Aufwand auch so hin. Aber der erste Eindruck in Sachen ÖPNV ist gründlich ruiniert: Setzen, sechs!

Stufen vor der Rolltreppe – vielleicht sind das ja die zu kurz geratenen Rolltreppen des BER

Für den kommenden Tag ist noch halbwegs brauchbares Wetter angesagt, also nutzen wir die Gelegenheit auf die vorgelagerten Frioul-Inseln zu fahren. Diesmal versuchen wir uns mit der Straßenbahn, diese ist moderner und laut Auskunft auch vollständig barrierefrei. Beim Einsteigen stimmt das noch, am Ziel im Tunnel sieht es dann schon wieder anders aus: Zumindest der von uns gewählte Ausgang ist es nicht. Was uns auffällt: Die Planer der Station müssen wohl auch am Flughafen BER tätig gewesen sein: an einigen Stationen sind die Rolltreppen zu kurz geraten, an anderen muss man vom Straßenniveau erst einmal drei Stufen nach oben gehen, bevor es mit der Rolltreppe in die Tiefe geht.

Die Überfahrt auf die Insel ist kurzweilig, auch weil es reichlich Wellen gibt. Der Nachwuchs freut sich darüber ganz besonders. Die Fähre ist aber ausreichend groß und die Wellen insgesamt recht flach. Das kenne ich von Tauchausfahrten deutlich ruppiger. Die Fahrt führt auch vorbei am berühmten Château d’If, das vor allem durch den Roman „der Graf von Monte Christo“ bekannt geworden ist. Ich suche verzweifelt nach der passenden Schwesterinsel in der Nähe: Es müsste doch auch ein Château d’Else geben….

Als erstes Ziel haben wir uns den Nordwestarm der Insel vorgenommen. Wir unterziehen den Klappkinderwagen einer ultimativen Belastungsprobe – wobei ich mich frage wer mehr belastet wird: Das Gefährt oder der schiebenden Papa hintendran. Der ist ja bekanntlich einiges gewohnt, aber auf den nicht befestigten Wegen mit einigem Geröll rollen die kleinen Räder einfach verdammt schlecht. Aber ich will mir gar nicht ausmalen was für ein Drama es gewesen wäre den Baby-Jogger mitzunehmen – der ist ja noch mal unhandlicher, damit wären wir in der Metro definitiv gescheitert.

Die Insel war lange Zeit mitlitärisches Sperrgebiet und stark befestigt. Das sieht man auch an fast jeder Ecke – überall Gräben und alte Geschütz-Stellungen. Das Wetter spielt immerhin noch halbwegs mit, der Wind hat aber schon deutlich aufgefrischt als wir uns auf den Rückweg zum Hafen machen. Von dort aus erkunden wir auch noch den Weg zum ehemaligen Krankenhaus der Insel – momentan wird es restauriert – es diente unter anderem als Quarantäne-Station während der Gelbfieber-Epidemie. In einer Bucht unterhalb mache ich noch einen wichtigen Test: Das Wasser ist definitiv noch zu kalt zum Baden. Allenfalls für ein kaltes Fußbad zu empfehlen.

Die Rückfahrt ist vom Wind geprägt – es ist merklich kühler geworden, wir stehen etwas ungünstig in der Schlange – die Sitzplätze im windgeschützten und geheizten Innenraum sind schon belegt als wir an Bord gehen. Aber es dauert ja nicht lange bis wir im Hafen von Marseille ankommen.

Nun beginnt eine etwas abenteuerliche Suche nach einem passenden Restaurant für den Abend. Laut Reiseführer sei der Cours Julien zu empfehlen. Der Weg dorthin führt uns vom alten Hafen zu den weniger malerischen Vierteln – zwischenzeitlich komme ich mir vor wie in Klein-Instanbul. Von Restaurants weit und breit keine Spur. Am Cours Julien sieht es dann schon wieder besser aus, allerdings sind wir mit den südländischen Essenszeiten konfrontiert: Vor 19:30 macht fast kein Lokal auf. Das ist für uns mit dem Kleinen einfach eine Nummer zu spät – immerhin müssen wir ja noch ans Hotel und ihn ins Bett bringen.

Am Ende gibt es eine Runde Crêpes, und wir merken wie fertig unser Nachwuchs ist – völlig quengelig. Auf dem Weg zur Metro noch kurz in den Supermarkt vorbei, denn satt sind wir von dem Abendsnack noch nicht so ganz. Metro diesmal mit Umsteigen – selbst hier sind die Hürden mit Kinderwagen erheblich. Es gibt nicht einmal innerhalb der verschiedenen Ebenen durchgängige Rolltreppen.

Der Abend wird zur Geduldsprobe: Glen ist dermaßen überdreht, dass er nicht einschlafen kann und Mama und Papa noch eine ganze Zeit auf die Nerven geht bis er unter heftigem Protest endlich einschläft.

Insgesamt reift die Erkenntnis, dass Städte-Tripps mit einem kleinen Kind im Schlepptau nicht optimal sind. Es ist sicherlich möglich einen Tag oder auch zwei in einer Stadt zu verbringen und Besichtigungen zu machen. Aber insbesondere die Abendgestaltung ist doch reichlich eingeschränkt, vom reichhaltigen Abend- und Nachtprogramm hat man leider nicht viel.

 

Rheinradtour Tag 14 – Lauterbourg, Rülzheim, Mechtersheim

Tageskilometer: 59,3km Gesamt: 617km

Nachts hat es noch leicht geregnet, aber mit dem Morgen wird auch das Wetter wieder besser. Da wir heute nur eine kürzere Etappe geplant haben, lassen wir es gemütlich angehen und unterhalten uns noch eine ganze Weile mit eine australischen Familie, die mit zwei Kindern unterwegs ist. Gerne geben wir natürlich Tipps weiter, was man in der Umgebung und in den nächsten Tagen besichtigen kann – immerhin sind wir ja schon fast daheim. Die Ortsnamen sind mittlerweile schon deutlich vertrauter.

Vom Campingplatz aus geht es diesmal direkt an der Straße ins Industriegebiet von Lauterbourg und danach direkt an den Rhein. Der Radweg ist gut ausgebaut und asphaltiert, wir kommen sehr zügig voran. Zwischenzeitlich bin ich schon fast irritiert durch die Anzeige meines Kilometerzählers: Mehr als 20km/h im Schnitt – und das mit der Beladung und dem Anhänger.

Kurz nach Lauterbourg überqueren wir die unscheinbare Grenze nach Deutschland – nicht einmal ein Willkommenssschild oder ähnliches steht da – man merkt es nur an der Sprache der Beschilderung. Der Weg windet sich weiter entlang des Damms. Unser erstes Ziel für heute ist die Gockelburg, ein kleines Restaurant in Maximiliansau bei Wörth am Rhein. Dort wollten wir seit langem einmal Essen gehen, allerdings hat die Gaststätte nur unter der Woche auf. Gut, dass Freitag ist. Denken wir zumindest so lange bis wir vor der verschlossenen Tür stehen: Betriebsferien bis am Montag. Also wieder ein Satz mit X – war wohl nix. Stattdessen kaufen wir im nahegelegenen Einkaufszentrum das Notwendigste für ein Picknick ein. Immerhin merken wir, dass es gegen Ende der Reise geht – wir kaufen weniger ein und es gibt langsam wieder Platz in den Taschen. Kurz hinter Wörth am Rhein machen wir an einem Spielplatz halt – der Nachwuchs kann sich austoben und es gibt etwas zum Mittagessen.

tmp_17507-IMG_20160819_1537331774544568Kurzerhand entscheiden wir uns bei der Mhou-Farm in Rülzheim vorbei zu radeln. Ein klein wenig ab von der Strecke aber sicherlich sehenswert und vor allen Dingen etwas Abwechslung für Glen. Die Beschilderung über Jockgrim lässt teilweise etwas zu wünschen übrig und wir haben mal wieder ein Stück schwer passierbarer Strecke vor uns. Danach wird es besser, auch wenn von der Beschilderung nichts mehr zu finden ist. Dafür kommen wir fast direkt an der Straußenfarm aus dem Wald heraus in Rülzheim an. Es sind schon imposante Tiere, diese flugunfähigen Vögel. Zudem legen wir eine weitere Pause in der Farm-Wirtschaft ein.

Danach machen wir uns auf zu unserem Tagesziel, ein Campingplatz bei Mechtersheim. Der Weg führt uns von Rülzheim über Hördt nach Germersheim. Die Beschilderung ist hier wiederum sehr gut. Sogar eine Umleitung wegen einer Baustelle bei Germersheim ist vorbildlich ausgezeichnet. Beim Verlassen von Hördt überschreiten wir die 600km für die Gesamtour – ungeplanterweise sind das bei der Tagesetappe genau 42,2km geworden. Bis an den Campingplatz sind es dann noch etwas mehr als 15km.

Der Campingplatz an und für sich ist ganz ok und vergleichsweise preiswert. Die Duschen sind sehr sauber und frisch renoviert. Nach dem Duschen versuchen wir etwas zu essen, aber wir sind doch sehr mit einem neuartigen Spiel beschäftigt: „Schnokemon-Go“ – „gotta batsch them all“, es handelt sich hierbei um die kurpfälzische Variante des derzeit so beliebten Augmented Reality-Spiels. In der Abenddämmerung wimmelt es nur so von diesen lästigen Blutsaugern – selbst Kerzen mit Zitronendunft halten die Biester nicht wirklich fern. Während wir essen sind wir durchgängig damit beschäftigt weitere „Angreifer“ zu erschlagen, am Ende kann man auf der Decke vor dem Zelt anhand der Ablagerungen erkennen wo Gegenstände lagen oder wir gesessen haben … So übel hatten wir das an keinem Campingplatz vorher.

Rheinradtour Tag 13 – Gambsheim – Lauterbourg

Tageskilometer: 52,4km Gesamt:558km

tmp_22652-IMG_20160818_111359-1306987114Nach dem Erhohlungs- und Waschtag hieß es heute wieder: Packen, Aufsatteln und los. Immerhin ein Superstart – direkt aus der Garage neben unserem Schlafzimmer geht es los.

Die ersten Kilometer sind etwas weniger schön, es geht entlang der Landstraßen und relativ weit weg vom Rhein. Aber die Straßen sind praktischerweise nicht so übermäßig befahren. Auch die Ortsdurchfahrten sind erträglich. So fliegen die ersten 20km schon fast an uns vorbei. Zwischenzeitlich gibt es sogar immer mal wieder Passagen mit einem parallel geführten und gut ausgebauten Radweg. Selbst eine Umleitung kann uns nicht wirklich schocken: Sauber beschildert führt sie uns um die Baustelle großräumig herum.

tmp_22652-IMG_20160818_124033124353111Kurz vor Roppenheim machen wir unsere Mittagspause, danach ist der Packsack deutlich leichter, da wir eine ganze Menge Mitgegebenes verfuttert haben. Bei Beinheim geht es dann auf den Rheindamm und danach immer auf diesem entlang. Vorbei an der Fähre Plittersdorf. Es geht fast immer gerade aus und die Radwegqualität ist super – durchgehend asphaltiert und ohne größere Wellen. Für den Nachwuchs sind natürlich auch die Kieswerke entlang der Strecke superinteressant – immerhin stehen dort auch immer richtig große Radlader.

Deutlich früher als geplant erreichen wir Lauterbourg – das kennen wir sonst nur von der Durchfahrt mit dem Auto. Die letzten Kilometer sind dann nochmal Feldweg angesagt bis an den Campingplatz – inklusive einer zu engen Durchfahrt an einer Schranke. Mit vereinten Kräften wuchten wir den Anhäger durch dieses Hindernis.

Der Campinplatz macht auch gerade auf, als wir ankommen. Nach dem Aufbau des Zelts geht ein ganz leichter Regenschauer nieder, aber nichts was uns wirklich schocken könnte.

tmp_25325-IMG_20160818_2034531653346422Abends kommt dann noch Marions Mutter in Lauterbourg vorbei und wir gehen gemeinsam lecker Flammkuchen essen.

Rheinradtour Tag 12 – Ruhetag in Gambsheim

 

Tageskilometer: 12,6km Gesamt: 505km

Heute haben wir einen Ruhetag eingelegt – also fast keine Kilometer und jede Menge Entspannung. Einzig zum Einkauf sind wir kurz über die nahe deutsche Grenze geradelt – insgesamt etwas weniger als 13km, also nicht mal annäherungsweise „warm“ gefahren.

Es hat auch etwas für sich einmal eine derartige Pause zu machen. Unter anderem hat es sich bezüglich Wäsche gelohnt. Die Sportwäsche haben wir ja häufiger abends beim Duschen kurzerhand mitgeduscht damit sie wieder brauchbar war – aber die Kleinkinderbekleidung muss man schon richtig waschen. Vermutlich hätten wir auch sonst einmal einen Stopp gemacht und einen Tag lang einen Waschsalon oder die Waschmaschine des Campinplatzes belagert.

Außerdem haben wir die Planungen für die kommenden Etappen präzisiert. Hatten wir zwischenzeitlich überlegt, ob wir ab Lauterbourg direkt bis nach Schwetzingen durchfahren, so haben wir das nach nochmaligem Durchrechnen dann doch wieder verworfen und werden in drei Tagen nach Hause radeln. Die Strecke wäre sicherlich irgendwie machbar gewesen, aber es soll ja auch Urlaub sein.

Rheinradtour Tag 10 – Rhinau – Obernai

Tageskilometer: 32,4km Gesamt: 427km

Für heute steht nur eine kurze Etappe an. Wir lassen uns daher etwas Zeit mit dem Frühstück und dem Abbau des Zelts.

Von Rhinau aus fahren wir gen Boofzheim, dem Nachbarort. Ein Supermarkt hat trotz Feiertag geöffnet. Also halten wir nach noch nicht einmal einem Kilometer wieder an um uns mit Nahrungsmitteln einzudecken.

Die weitere Strecke ist gut ausgebaut, der Radweg führt außerhalb der Ortschaften immer parallel zur Straße, in den Orten meist auf der Straße. Das ist aber alles kein Problem. So gelangen wir recht schnell bis Benfeld. Hier hört die Beschilderung ziemlich abprubt auf. Wir suchen etwas und finden dann im zweiten Anlauf eine Unterführung unter der Schnellstraße hindurch, zumindest einmal bis an den Bahnhof – eine weitere Schleife und wir sind auch über die Bahngleise – alles sicherlich nicht die originär geplante Route.

Immerhin, nach dem Ort wird die Beschilderung wieder etwas besser – und ein erstes Schild kündigt Obernai, unseren Zielort für heute an. Noch 14km über die Landstraße – auf den Radwegen werden es ggf. noch einige paar mehr werden. Die Strecke nach Valff führt immer auf der Landstraße entlang – immerhin ist diese frisch renoviert und dementsprechend gut zu fahren. Der Autoverkehr hält sich ebenfalls sehr in Grenzen.

Bei Valff machen wir dann noch eine ausgiebige Mittagspause – noch etwas weniger als 10km liegen wohl vor uns. Aus Valff heraus führt wieder ein gut beschilderter Radweg. Wie ich später feststellen muss, haben es diese ausgeschilderten Radwege noch nicht in sie Sammlung von waymarkedtrails.org geschafft. Der Weg führt uns durch die Felder erst nach Niedernai, aber in der Entfernung können wir bereits die Kirche und den Hang mit dem charakteristischen Schriftzug sehen. Ab Niedernai geht es dann immer am Bach entlang bis nach Obernai.

Für diese Nacht müssen wir keinen Campingplatz suchen, sondern kommen bei Marions Bruder unter. Da wir etwas vor der Zeit (und mit deutlich zu wenig Kilometern im Vergleich) ankommen, gehen wir noch ins frisch renovierte Freibad. Das ist recht schön gemacht, wenn auch im Vergleich etwas teuer.

Am Abend essen wir gemütlich alle zusammen. Man ist gar nicht so müde, wenn man mal nur etwas mehr als 30km gefahren ist – immerhin habe ich ja noch Ausgleichssport bei Schwimmen gehabt.

Rheinradtour Tag 8 – Huningue, Neuenburg, Geiswasser

Tageskilometer: 63km Gesamt: 330km

Die erste Woche ist geschafft und wir sind guter Dinge, die schwersten Etappen hinter uns gelassen zu haben – nun geht es ja die deutlich flachere Oberrheinebene entlang. Wir lassen uns daher beim Frühstück ein wenig Zeit.

Anhand der Karte entscheiden wir uns, den Weg auf der deutschen Seite zu nehmen – dieser führt deutlich näher am Rhein entlang als die Route in Frankreich. So starten wir über die Dreiländerbrücke über die wir gestern schon gekommen sind. In Weil am Rhein fehlt einmal kurz ein Schild aber wir finden dank Karte dann doch den richtigen Weg. Kurz darauf schwenken wir auf den Rheindamm ein.

Ab nun wird die Strecke insgesamt eintönig bis langweilig – es geht fast immer nur gerade aus durch die Auenwälder. Immer mal wieder ein Schlenker um die neu angelegten Polderflächen für den Fall eines Hochwassers. Teilweise fahren wir im noch engen Rheintal direkt neben der Autobahn – die Strecke bin ich auch schon öfter gefahren.

Nach rund 20km machen wir einen Halt und überlegen zuerst in die Therme in Bad Bellingen zu radeln. Es ist ja nicht weit, dort angekommen müssen wir feststellen: Das ist ein Kurbad mit Wellness und Co, sicherlich nicht schlecht aber definitiv nichts für eine Familie mit kleinem Kind. Immerhin ist nebenan ein Supermarkt – wir decken uns also mit dem Bedarf für den Tag ein.

Auch der nächste Versuch scheint zu misslingen, wir finden das gesuchte Schwimmbad nicht, obwohl es direkt neben dem Rhein liegen soll. So wie es aussieht gehört die Bademöglichkeit zum örtlichen FKK-Campingplatz. Also auch wieder nicht gerade das was wir suchen. Ein Blick in Openstreetmap zeigt uns, dass es nur knapp einen Kilometer entfernt ein Thermalfreibad hat. Je näher wir dem Bad kommen, um so mehr beschleicht mich das Gefühl, das Bad zu kennen. Als wir davor stehen bin ich mir dann sicher: Ich kenne es und zwar vom Landesjugendlager der THW-Jugend, dass 2007 in Neuenburg stattfand. Es hat sich nicht viel verändert, es ist ein kleines Bad, vergleichsweise gut in Schuss und kostengünstig. Für den Nachwuchs gibt es ein Planschbecken und ich schwimme einige Bahnen zur Erfrischung.

Nach einem etwas verspäteten Mittagessen brechen wir dann auf, geschätzt liegen noch etwa 20km vor uns. Nach rund 8km kommen wir tatsächlich an der Rheinwiese vorbei auf der damals das Jugendlager stattfand. Hier hat sich einiges verändert. Es wurde ein Naturlehrpfad eingerichtet, der Weg auf dem Deich um einige Meter weiter landeinwärts verlegt. Ein Lager wäre immer noch problemlos machbar.

Es folgt wieder eine recht lange Strecke auf dem Damm, es geht fast nur gerade aus, gelegentlich ein Hügel. Diese finde ich mit zunehmender Strecke recht lästig, denn mit dem Anhänger kosten die immer richtig viel Kraft. Bis auf die größere Abzweigung nach Griesheim ändert sich für die nächsten Kilometer nichts an der Strecke. Beim Blick auf den Tacho werde ich langsam skeptisch, aber da taucht endlich die Brücke nach Fessenheim auf.

Es geht über die Rheininsel und dann über die Brücke an der Schleuse. Dort ist ein kurzer Hinweis auf das Wasserkraftwerk aufgestellt. Über das naheliegende Atomkraftwerk wird kein Wort verloren. Mit ein wenig Glück erblicke ich die beiden Reaktorgebäude ganz kurz durch eine Baumlücke. Wenn man es nicht weiß wird man sie wohl für Silos halten.

Nun folgt ein recht langes Stück auf der französischen Landstraße bis nach Geiswasser, die Strecke zieht sich wie Kaugummi. Wir überschreiten den Wert für die bisher längste Etappe. Am Ende stehen 63km für den Tag auf dem Tacho – unsere Königsetappe war also erst heute … irgendwo haben wir uns wohl vermessen.

Eigentlich hatten wir vor in Geiswasser noch etwas zu Abend zu Essen, aber der Ort hat noch nicht mal einen Bäcker, geschweige denn eine Gastätte. Gut, dass wir noch Reis, Bohnen und Fertigsauce dabei haben. Nochmal losfahren wollen wir nach der Etappe einfach nicht mehr.

Rheinradtour Tag 7 – Murg, Bad Säckingen, Rheinfelden, Basel, Huningue

Tageskilometer: 53,9km Gesamt: 267km

IMG_20160812_084218Für heute steht laut Plan die Königsetappe an. Entsprechend früh machen wir uns bereits daran zusammen zu packen. Beim Frühstück unterhalten wir uns noch mit anderen Radlern – eine Familie hat für heute auch das Ziel Huningue bei Basel, sogar auf dem gleichen Campingplatz. Wir wünschen uns eine gute Reise bevor es losgeht.

Ein erstes technisches Opfer der Tour gibt es auch zu beklagen: Mein Fahrradständer hat unter der Last des Gepäcks nachgegeben. Ich kann ihn zwar wieder hinbiegen, aber auf Dauer muss ich mir da wohl einen neuen besorgen.

IMG_20160812_112804Bis Bad Säckingen reicht es gerade einmal um sich warm zu fahren – wir nutzen die Chance und kaufen noch kurz ein, bevor es weiter geht. Wir haben uns anhand der Bikeline-Karte dazu entschieden, auf der deutschen Seite zu fahren, da diese asphaltiert sein soll. Leider ist das nur bedingt der Fall. Dafür haben wir uns zusätzlich einige kräftige Steigungen eingehandelt.

Nach der ersten steht passenderweise eine Bank am Feldrand und der Nachwuchs ist auch wach geworden – Zeit für eine kurze Mittagspause. In der Ferne können wir schon Riedmatt sehen. Kräftig gestärkt geht es schon bald in die nächste Steigung. Immerhin gibt es nur wenige Kilometer später dann eine entsprechende Entschädigung: Es geht mal wieder deutlich bergab. Der Weg fürht durch das wunderschöne Schloss Beuggen, leider haben wir nicht so viel Zeit uns das Schmuckstück näher anzuschauen, vor allem wäre das für den Nachwuchs wohl nicht das passende Programm.

Nur wenige Radminuten später ist Kontrastprogramm angesagt – der Weg führt entlang des Rheins an der Aluminiumhütte Rheinfelden vorbei. Die Ausstellung zum ehemaligen Kraftwerk hat leider noch geschlossen als wir ankommen. An der relativ neu angelegten Fischtreppe sind wir leider etwas zu zügig vorbei gefahren, deutlichere Hinweisschilder hätten hier echt was. Als Radfahrer muss man diese rechtzeitig entziffern können. Da hilft ein klares Schriftbild und vor allen Dingen die richtige Größe. Die Ankunft in Rheinfelden ist recht derb – direkt hinter einer Kurve geht es mal wieder eine üble Steigung hoch – an machen Stellen lässt sich das wohl nicht vermeiden, aber manchmal frage ich mich echt ob die Planer der Radwege ihre Strecke auch einmal mit entsprechend beladenem Rad abgefahren sind. Ich vermute eher einmal: Leider nein…

Die Beschilderung lässt dann auch noch zu wünschen übrig, prompt verfahren wir uns ohne es zu merken. Erst als wir nach Warmbach fast auf der Autobahnzufahrt stehen, wird uns klar, dass irgendwas nicht passt. Also ein kleines Stück zurück und dann quer durch den Ort und wieder auf die Originalstrecke. Die hat hier lustige Eigenarten: Orftmals stehen beiderseits der Kreuzungen Kilometerschilder – interessanter Weise werden die Kilometer mit Annäherung ans Ziel sprunghaft mehr – mal ein, mal zwei Kilometer. Bei irgendeiner Vermessung muss da mal was schief gegangen sein.

Wir kommen nun in den Speckgürtel von Basel, also vor allem viele Industriebetriebe – allen vorran Chemie und Pharma-Firmen, von Roche über Bayer bis BASF ist alles vertrerten (in Basel selbst dann auch noch Novartis). Die Strecke ist ok, immerhin hat man Radstreifen in beide Richtungen direkt auf der Straße angelegt und dafür an einigen Stellen sogar Parkbuchten geopfert. Eine kurze Umleitung ist gut beschildert, besser wäre es aber wohl, man würde die gesamte Strecke einmal überarbeiten. Nach der Umleitung geht es kurz durchs Grüne, nur um dann um so heftiger wieder anzusteigen und auf die gleiche Straße zurück zu kehren, die man vor nicht mal einem Kilometer verlassen hat. Eine Gruppe Radler vor uns hatte da wohl einen Insider-Tipp, die sind gleich drum herum geradelt.

Wir queren zum letzten Mal die Grenze in die Schweiz, der Radweg führt nun an einer Hauptverkehrsader entlang. Er ist aber dafür sehr gut angelegt und gut zu fahren. An der Autobahntrasse queren wir den Rhein in Richtung Baseler Altstadt. Es geht vorbei an der Papiermühle – das letzte Mal war ich hier zum Landesjugendlager in Müllheim mit der THW-Jugend. Ich kann mich zwar daran erinnern, dass ich zum Parkhaus bergauf gejogged bin, aber dass es derart steil war, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Am Münsterplatz stellen wir die Räder ab und setzen unsere Erkundung zu Fuß fort.

tmp_14308-IMG_20160812_154939262560674Wir genießen den Ausblick vom Münster über den Rhein. Deutlich kann man die Kurve erkennen die er hier beschreibt – von nun an geht es nicht mehr Ost-West sondern viel mehr Süd-Nord für uns. Fast könnte man sagen, wir wären auf die Zielgerade eingebogen. Wobei wir kilometermäßig ungefähr die Halbzeit erreicht haben. Unsere Besichtigung führt uns weiter in die Innenstadt, vorbei am Rathaus und Fischmarkt. Da wir demnächst die Schweiz verlassen, decken wir uns noch mit einem wichtigen Kulturgut ein, das man in Deutschland leider nicht bekommt: Rammseier heißt das Getränk. Es ist ein Apfelsaft mit Birnensaftzusatz der direkt mit Kohlensäure versetzt ist. Wenn er nicht so schwer zum Schleppen wäre, würde ich ja glatt noch mehr als die zwei Flaschen einkaufen.

Wir schwingen uns für heute das letzte Mal auf die Räder – wir überqueren den Rhein gen Norden und folgen dem Rheinradweg bis an die deutsche Grenze – es geht mal wieder durch ein Industriegebiet und den Hafen von Basel. Insgesamt bleibt die Stecke allerdings erträglich. Die Grenze ist klar erkennbar, sobald man Deutschland erreicht hört der Radweg schlagartig auf, und die Führung wird deutlich schlechter. Immerhin ist es nicht weit bis zur Dreiländerbrücke, an dieser grenzen die Schweiz, Deutschland und Frankreich aneinander. Unser Campingplatz liegt in direkter Sichtweite der Brücke. Am Abend treffen wir dann noch die Familie vom Morgen wieder -auch sie sind erfolgreich angekommen. Das Wetter war heute durchgängig gut bis sehr gut. Beim Duschen merke ich, dass ich die typische Radfahrer-Bräune habe: Man sieht genau wo die Hosen und Trikots aufhören.

Rheinradtour Tag 6 – Lienheim, Waldshut, Murg

 

Tageskilometer: 43,5km Gesamt: 213km

Am frühen Morgen hat es noch kurz geregnet – aber insgesamt hat es sich in Grenzen gehalten. Zusammenpacken und Frühstücken geht dann recht fix. Es folgt der befürchtete Frühsport-Anstieg wieder hoch nach Lienheim – aber ich habe genügend gefrühstückt und kann den ganzen Kanten am Stück fahren.

Erstes Ziel für den Tag ist Waldshut – während Glen beim Einsteigen und Losfahren noch lautstark protestiert hat, ist er bereits wenige Kilometer später eingeschlafen. Wir nutzen die Chance um voran zu kommen, die Wege sind fast durchgängig gut ausgebaut, einzig der permanente Gegenwind bremst uns ein wenig aus. Immer wieder gibt es Passagen direkt am Rhein entlang, bevor es wieder in die Felder geht. Die Steigungen halten sich auch halbwegs in Grenzen. Erst kurz vor Waldshut kommt eine erste kräftige Steigung. Im Industriegebiet machen wir noch einen kurzen Stopp und besorgen uns eine frische Kartusche für den Gaskocher – nicht dass wir am Ende die Nudeln halbgar essen müssen.

tmp_14308-IMG_20160811_1305291339602035Bis in die Altstadt geht es fast direkt am Rhein entlang, bis zum Stadtor geht es dann nochmal eine starke Steigung hoch. Die packe ich nur fast – auf den letzten Metern wird es nochmal steiler und ich muss wegen der Querstraße bremsen… Wir machen eine kurze Besichtigung der Kaiserstraße und entscheiden uns dann für ein Mittagessen im „Lamm“ – nicht unbedingt günstig aber sehr gut. Nach einem Pit-Stopp für Glen geht es dann auch weiter, wir haben bereits ungefähr Halbzeit für heute.

In Höhe Dogern wechseln wir auf den Rheindamm – auf der anderen Seite haben wir einen schönen Blick auf das schweizer Atomkraftwerk an der Aare, die hier in den Rhein mündet. Auf der deutschen Seite führt der Weg hingegen durch die Rheinauen, immerhin eben, aber leider nur geschottert – der Unterschied macht sich gerade mit Anhänger dann doch bemerkbar.

Die Kilometer von Albsbruck bis Laufenburg ziehen sich etwas hin, sind aber gut zu fahren – es geht größtenteils durch die Bebauung. Der Radweg auf dem Bürgersteig ist eine echte Lachplatte – häufig zugeparkt und deutlich zu schmal, zumal er auch noch im Gegenverkehr genutzt werden soll. Kurzerhand fahre ich auf der Straße. Innerhalb einer Tempo 30 Zone ist ein solcher Extra-Radweg sowieso absolut überflüssig.

In Laufenburg selber ist dann wieder reichlich Abwechslung geboten – reichlich Steigungen und Gefälle wechseln sich ab. Die Altstadt ist ganz nett und führt für uns bergab. Gleich danach geht es wieder nach oben – zur Abwechslung gibt es auch wieder mal einen Bahnübergang.

Bis zum Tagesziel in Murg sind es jetzt noch etwas mehr als 4km. Die vergehen dann auch fast wie im Fluge. Wir fahren am örtlichen Freibad vorbei, der Campingplatz liegt ca. 1km weiter, direkt am Rhein. Diesmal ohne große Steigung. Kurzerhand fahren wir nach dem Aufbauen noch ins Schwimmbad. Sehr schön angelegt und preisgünstig – pro Person sind im Abendtarif 2 EUR fällig. Das Bad ist ein Naturbad, es gibt verschiedene Becken unter anderem eines mit Kiesgrund, was wie eine Massage für die Füße wirkt. Für Glen ist die Rutsche ein absolutes Highlight. Leider sind die Becken nicht beheizt und der Wind ist immer noch recht kräftig unterwegs – daher ist nach wenigen Malen Schluss mit Rutschen, weil ihm kalt ist. Insgesamt ist das Wasser sehr erfrischend.

Zum Abendessen gibt es Spaghetti mit Tomatensauce und als Abschluss noch ein Weizen in der Gaststätte am Campingplatz.