Frankreich-Urlaub 2025 – Tag 15 – Bordeaux

Das Wetter ist wieder deutlich besser geworden, es trocknet nach und nach alles ab. Daher geht es heute nach Bordeaux, einer der größten Städte Frankreichs. Umweltbewusst wie wir nun mal sind, machen wir das, was wir in jeder Metropole bisher auch gemacht haben: Wir testen den ÖPNV. Ich bin ja fast schon versucht, dass wir den Überlandbus nehmen der in der Nähe des Campingplatzes eine Haltestelle hat. Aber wir nehmen dann für den ersten Abschnitt doch das Auto und steuern einen der zahlreichen Park and Ride-Parkplätze an. Das klappt recht gut, schwieriger wird es dann schon, das passende Ticket zu lösen. Angeblich gibt es einen Tarif speziell für Park and Ride (4,50 EUR), aber diesen bietet der Ticket-Automat nicht an. Zudem würde dieser angeblich für alle Mitfahrer gelten, aber nur für jeweils eine Fahrt in die Stadt und wieder raus. Etwas wie eine Tageskarte für Gruppen oder Familien kennt man hier schlichtweg nicht. Wir lösen daher das nächstbeste Ticket nach bestem Wissen und Gewissen, das kostet 6,50 EUR, enthält ebenfalls das Parkticket und ist 24h gültig. Für die Fahrt mit der Tram machen wir somit wohl am wenigsten falsch. Continue reading

Ladies and Gentlemen of the public space of 2025, „use Headsets“

Wer den Titel nicht wiedererkannt hat: es geht um Baz Luhrmann und seinen Titel Everybody is free to wear sunscreen. In diesem listet er einige Tipps auf, für Entwickler empfehlenswert ist auch die Version von Dylan Beattie.

Ich bin aktuell einmal wieder häufiger mit Massenverkehrsmitteln unterwegs. Vornehmlich im Nahverkehr aber auch ein Stück im Fernverkehr. Eigentlich eine sehr angenehme Art zu Reisen. Allerdings fallen einem dann auch diverse, illustre Verhaltensweisen auf bei denen man sich doch ein wenig an den Kopf greift. Es sei vorneweg gesagt, es ist ein persönlicher Erfahrungsbericht ist und meine Empfindung mit Sicherheit nicht repräsentativ ist. Im Sinne von Baz Luhrmann gebe ich die hier nun zum Besten.

Der Typus Captain Kirk

Der erste Typus der mir schon längere Zeit einmal auffällt, lässt sich gut als „Captain Kirk“ beschreiben: Das Handy wird irgendwie um einen herum gehalten und mit Freisprechfunktion telefoniert. Sieht einfach nur ulkig aus und der ganz große Vorteil: auch das gesamte Umfeld hat etwas von der Unterhaltung die man gerade führt. Da wird über alles und nichts debattiert – teilweise auch über geschäftliche Projekte, Datenschutz? Fehlanzeige. Ich kann die Haltung ja noch halbwegs verstehen wenn es unbedingt eine Video-Konferenz sein muss – doch da muss sich dann echt fragen ob der öffentliche Raum dafür wirklich geeignet ist und wie viel sinnvoller Inhalt dann noch rüberkommt. Besonders affig wird es, wenn dann Sprachnachrichten abgehört werden und die Unterseite des Telefons (dort wo sich häufig der Lautsprecher und auch das Mikrofon befindet) ans Ohr gehalten wird. Ich weiß ja nicht ob es nicht bekannt ist, aber auch das moderne Smartphone ist in seiner Form eine Abstammung vom klassischen Telefonhöhrer und ja der hatte eine Seite zum Sprechen und eine zum Hören. Wie wäre es einmal damit diese Funktion auch zu nutzen? Erhöht die Verständlichkeit für einen selbst und den Datenschutz ganz erheblich und auch die Umwelt und Mitmenschen werden entlastet.

Auch empfehlenswert für die Videokonferenz oder auch das Telefonat mit freien Händen: Headsets bzw. Kopfhörer. Gibt es wahlweise kabelgebunden oder auch als Bluetooth-Modelle. Es wirkt ärmlich wenn man das neueste High-Ende-Smartphone hilflos in die Gegend hält, es wirkt nach außen hin einfach danach: Ich brauche immer High-End, aber für sinnvolles Zubehör war denn kein Geld mehr übrig bzw. ich bekomme es nicht gebacken mich auch nur ein wenig mit den Funktionen des Geräts vertraut zu machen. Die Bluetooth-Kopplung ist schon lange keine schwarze Magie mehr, einmal eingerichtet tut das eigentlich klaglos Dienst. Wer sich die fünf Minuten nicht nehmen kann, der sollte sie einfach einmal beim Social-Media-Konsum diese Zeit abknappsen.

Das gleiche Prozedere gilt übrigens auch für die Nutzer von hochmotorisierten Fahrzeugen des Individualverkehrs: Wenn das Fahrzeug das man bewegt laut Liste schon mehr als 45.000 EUR kostet, dann ist heute auch Bluetooth keine Sonderausstattung mehr (und selbst in sehr alten Fahrzeugen lässt sich eine Freisprecheinrichtung heute ohne viel Aufwand nachrüsten). Die Sicherheit auf den Straßen wäre deutlich gesteigert.

Captain Kirk kommt übrigens daher, dass dieser gerne schwungvoll seinen „Communicator“ aufklappte und in den freien Raum sprach. Video war damals interessanter Weise kein Thema, zumindest wurde es nicht dargestellt.

Der Typus Ghetto-Blaster

Auch dieser Typus ist leider mittlerweile eine Ausprägung die man nahezu bei jeder Gelegenheit mitbekommt: Es spricht ja nichts dagegen sich ggf. die Wartezeit zu vertreiben und von mir aus einen Podcasts oder Videos zu konsumieren. Aber man sollte bedenken, dass nicht unbedingt alle um einen herum ein Interesse an den gleichen Inhalten gibt. Es ist einfach nur unschön wenn man (am besten gleich von mehreren Seiten verschiedene) Inhalt fragwürdiger Qualität anhören muss. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gehören diese Personen dann aber auch zu denen die über Lärmbelastung durch Verkehr und Bauarbeiten klagen.

Auch hier die einfache aber effektive Lösung: Headsets und Kopfhörer. Wie schon beschrieben: Kostengünstig in der Anschaffung, auch kabellos verfügbar und die Verständlichkeit für einen selbst ist gleich um ein Vielfaches erhöht und auch die Mitmenschen werden weniger belästigt.

Auch hier gibt es einen schönen Verweis auf einen Star-Trek Film. In Star Trek IV greift Mr. Spock sehr elegant einem derartig mitfahrenden Gast eines Busses zum Schweigen bringt, sehr zur Freude der anderen Mitfahrer, die sogar applaudieren.

Fazit

Schon Wilhelm Busch hat es sehr schön auf den Punkt gebracht: „Musik wird störend oft empfunden, weil stets sie mit Geräusch verbunden“. Heute ist es nicht mehr nur Musik, es gibt noch weit mehr Belastungsmöglichkeiten durch unsere modernen Medien und Kommunikationsmittel. Was sind wir doch froh wie angenehm leise mittlerweile diverse Geräte und Maschinen geworden sind: Vom lüfterlosen PC bis hin zu den immer leiser werdenden Fahrzeugen aller Art. Es gibt aber keinen Bedarf, die entstandene Stille mit künstl(er)ischer Beschallung zu füllen. Auch ein Tipp für den modernen Menschen: es geht auch ganz leise ansprechende Inhalte zu konsumieren: Die Informationsdichte von gelesenem Text ist immer noch gigantisch und regt zudem das Hirn wesentlich mehr an als passive Berieselung.

Pfingsturlaub 2024 – Tag 5 – Eulenjagd in Dijon

Das Wetter hat noch kein Einsehen, es ist weiterhin regnerisch. Daher entschließen wir uns zu einer Stadtbesichtigung in Dijon. Das liegt nur rund 50km nördlich vom Campingplatz. Damit wir auch etwas mehr von der Landschaft sehen, nehmen wir nicht die Autobahn, sondern die Landstraße. Am Ortsrand von Dijon stellen wir dann fest, dass es eine Straßenbahn gibt. Für uns ungewöhnlich haben wir es diesmal echt versäumt, uns vorab über den ÖPNV zu infomieren. Stattdessen haben wir ein Parkhaus in der Nähe der Altstadt gefunden, das erträgliche Preise hat.

Dijon selbst bereitet sich auf den Sommer und den Ansturm der Touristen vor: Unser erster Eindruck: eine gigantische Baustelle mit jeder Menge Umleitungen. Wir steuern zielsicher das Office du Tourisme an. Wie ich vorab recherchiert habe, gibt es eine Art Schnitzeljagd durch die Stadt. Markiert mit dem Symbol der Stadt, einer Eule. Anhand der Markierungen auf dem Boden geht es an die verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Stadt. So kommen wir an der berühmten Kirche Notre Dame vorbei, ebenso geht es zum Palais des Ducs. Dies war einst der Sitz der Grafen der Bourgogne. Je später es am Nachmittag wird, um so besser wird auch das Wetter.

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Frankreichurlaub 2023 – Tag 18 – Aquarium Biarritz

Das Wetter für den Tag ist deutlich regnerisch angekündigt und bereits am Morgen regnet es in Messanges leicht. Wir haben uns für diesen Tag nochmals Biarritz vorgenommen, genauer gesagt das Aquarium. Daher sind wir ausnahmsweise vergleichsweise früh auf den Beinen, auch wenn es wie üblich doch etwas dauert, bis wir loskommen. Zwei Kinder können einem vorkommen wie ein Sack Flöhe, wenn es ums hüten geht.

Die Anfahrt nach Biarritz kennen wir bereits und auch der Parkplatz außerhalb sowie der Shuttlebus sind uns bekannt. Wir fahren diesmal sogar eine Abfahrt früher ab und sparen und so noch etwas Maut. Der Bus bringt uns bis ins Stadtzentrum, ab dort geht es zu Fuß weiter. Es ist schon ein wenig verwunderlich, dass es da keine Bushaltestelle in der Nähe des Aquariums gibt, es sind fast noch 1km zurück zu legen, bis wir vor der Türe stehen.

Auch die Schlange für die vorab bezahlten Tickets ist recht lang und geht nur sehr langsam voran. Während wir warten geht auch noch ein ordentlicher Regen nieder. Die erste Ebene ist noch total überlaufen, man schiebt sich fast schon an den diversen Aquarien mit den örtlichen Meerestieren vorbei. Es entspannt sich aber zusehends auf den weiteren Ebenen, es geht im gesamten Verlauf stetig aufwärts. Das Aquarium ist aber kein reines Aquarium, wie wir es zum Beispiel in Kapstadt kennen gelernt haben. Es gibt auch eine umfangreiche Ausstellung über die Fischerei in Biarritz. Die Erläuterungen sind umfangreich, von der Historie bis hin zur Technik. Zudem gibt es auch einen interessanten Abschnitt über die Entwicklung der Surftechnik. Continue reading

Vorbereitungen zum Kurzurlaub in Wuppertal mit dem Deutschlandticket

Nachdem die letzten Urlaube oder auch immer mal wieder ein Wochenende dann doch recht häufig in Laufveranstaltungen wie Bamberg oder Rennsteig endeten, sollte es diesmal wirklich ein Familienurlaub werden. Allerdings hatten wir noch einen kleine Extra-Tour zu bewältigen: Wir hatten einer Arbeitskollegin Marions versprochen ihr beim Umzug zu helfen, daher wird das verlängerte Wochenende dann doch einen Tick kürzer.

Einen ersten Schwung Transport bis Singen haben wir vor rund einem Monat schon erledigt, primär die Küche und was schon verpackt war: Ein Sprinter und unser Anhänger voll mit Material, es war dann ein ziemlicher Riss mit Kinderabholen und rechtzeitiger Rückgabe in Karlsruhe. Um möglichst flott voran zu kommen, mache ich bereits am Mittwoch nachmittags eine Tour nach Karlsruhe, allerdings nicht mit dem Auto. Stattdessen nehme ich das jetzt ohnehin schon bezahlte Deutschlandticket und mein Fahrrad mit dem notwendigsten Werkzeug. Am Ende ist es ein unangenehmer Vorgeschmack auf das Wochenende: Auf dem Weg nach Karlsruhe habe ich 20 Minuten Verspätung, auf dem Rückweg läuft rund um Karlsruhe gar nichts mehr wegen einer Stellwerkstörung. Immerhin habe ich mein Rad dabei und nach einigen vergeblichen Versuchen ggf. auf der anderen Rheinseite und über Mannheim nach Hause zu kommen, radle ich dann doch bis Graben-Neudorf immer entlang der Bahnstrecke – das ist halbwegs leidlich zu radeln, allerdings eben auch nicht geplant und im Nachhinein hätte es wahrscheinlich noch eine günstigere Route ab Karlsruhe gegeben. Insgesamt bin ich am Ende für rund 2,5 Stunden Abbau und Vorbereitung fast 6h unterwegs. Continue reading

Weltkulturerbelauf Bamberg 2023

Der Weltkulturerbelauf in Bamberg hat bei mir einen festen Platz im Wettkampf-Kalender, auch weil er immer wieder eine willkommene Möglichkeit bietet einige Laufgefährten aus meiner Nürnberger Zeit mit meinen ersten Schritten in der Laufwelt zu treffen. Zudem findet der Lauf nur alle zwei Jahre statt, er ist also immer ein besonderer „Leckerbissen“, das merkt man schon bei der Anmeldung – da muss man die erste Sprint-Einheit schon am Rechner hinlegen um überhaupt einen Startplatz zu bekommen. Die Ausgabe 2021 ist der Pandemie zum Opfer gefallen, um so erfreulicher ist es, dass der Lauf 2023 weiterhin existiert und auch seine mittlerweile 10. Durchführung feiern kann.

War der Lauf früher für mich auch ein klassischer „Hin-und-Weg“-Lauf, mit morgentlich früher Anreise und Abends später Rückfahrt, so ist das mit der Familie nicht mehr der Fall. Stattdessen nutzen wir das Wochenende aus, das entspannt auch die Startnummernabholung erheblich und man kann erholt in den Wettkampf starten. Wobei mir dieses Jahr klar war: Das wird keine Bestzeit, zum einen weil kommende Woche der Rennsteiglauf mit etwas mehr als 73km auf dem Programm steht (auch dort ein Jubiläum) als auch weil ich die letzten Wochen mit einer lästigen Wadenzerrung zu kämpfen hatte. Immer wenn ich dachte die sei soweit abgeklungen, hat sie sich um so eindrücklicher wieder zurück gemeldet. Daher definitiv vorsichtig laufen, zumal das Profil und der Untergrund in Bamberg durchaus als „anspruchsvoll“  zu bezeichnen sind. Continue reading

Schwedenurlaub 2022 – Tag 21 – Emporia und Lund

Für heute haben wir ein wenig Programm, wir wollen Lund besichtigen, dort hat Marion rund ein Jahr lang studiert. Auf dem Weg dorthin planen wir einen Stopp am größten Einkaufszentrum, Emporia, in Malmö ein. Das Einkaufszentrum wird sogar als Highlight auf der Homepage der Stadt beworben. In der Tat ist es etwas außergewöhnliches, sowohl von der reinen Größe als auch von der Architektur. Die bunte Glasfasade des Parkhaus ist schon ein echter Hingucker.

Marion nutzt die Chance im Systembolaget, dem staatlichen Alkoholvertrieb in Schweden, einzukaufen. Die Preise für Alkohol in Schweden sind recht hoch, aber wir wollen ja auch einmal die schwedischen Brauereien probieren. Das geht ggf. in den Restaurants, aber dort ist es nochmal teurer. Der Einkauf ist wirklich umfangreich, wir müssen beide mit anpacken und ihn zum Auto tragen. Träger bzw. Kästen gibt es in Schweden grundsätzlich nicht, um den Verkauf zu begrenzen. Für den Rest des Jahres brauchen wir wohl keine Bierprobe mehr, die können wir gemütlich daheim durchführen. Ich muss mir wohl mal langsam Gedanken über eine kleine Verkostungsdatenbank machen, damit wir uns erinnern, was gut war und was wir nochmal kaufen wollen. Außerdem werde ich wohl ein weiteres Leergut-Regal im Keller einrichten. Wir haben so etwas bereits für bretonischen Apfelwein, für den Fall dass man mal wieder dort vorbei kommt, kann man das Pfand abgeben, ähnliches werden wir wohl für schwedische Bierflaschen machen müssen.

Der Hüpfer nach Lund dauert nicht lange. Wesentlich länger sind wir dann damit beschäftigt, einen Parkplatz zu finden. Wir fahren dabei einmal durch die historische Altstadt durch, davon nehme ich allerdings nicht viel wahr, denn man muss sich höllisch auf den Verkehr konzentrieren. Als wir endlich ein Parkhaus gefunden haben, müssen wir feststellen, dass der Parkautomat defekt ist. Da wir das SMS-Parken mangels einer schwedischen Personalnummer nicht nutzen können, fahren wir wieder los. Am Ende finden wir am Krankenhaus ein Parkhaus, das auch an der derzeit einzigen Straßenbahn-Linie in Lund liegt. Park&Ride hat sich hier noch nicht herum gesprochen. Continue reading

Urlaub in Marseille

Endlich Urlaub. Bevor im Sommer die Familie um ein Mitglied größer wird, wollten wir nochmal etwas in den Süden.

Ausgewählt haben wir diesmal Marseille – im Gegensatz zu den Neu-England-Staaten erwarten wir diesmal deutlich wärmeres Wetter. Als Verkehrsmittel nutzen wir den Zug – in der Hoffnung, dass es mit Nachwuchs einfacher ist als die vielen Stunden im Auto. Preislich ist das Frühbucher-Angebot ein echter Hingucker: Für 50 EUR hin und zurück, da kämen wir mit Diesel und Maut deutlich teurer.

Partiell erfüllt sich der Wunsch nach stressarmen Reisen dann auch tatsächlich. Nur gegen Ende der Fahrt (immerhin dauert es trotz Spitzengeschwindigkeit von 320 km/h noch 6h Stunden) wird der Kleine langsam gelangweilt bis genervt.

Nächste Herausforderung ist der öffentlich Nahverkehr: Die Metro stammt aus den 1970ern mit einigen Verlängerungen über die Jahre. An den Ausbau der alten Stationen hat dabei kaum einer gedacht. Nur die neueren Stationen an den Außenästen sind barrierefrei ausgebaut. Das barrierefrei auch Familienfreundlichkeit beinhaltet ist noch nicht ganz hier im Süden angekommen. So quälen wir uns über die Rolltreppe und durch die Eingangsschleusen – absolut kein Spaß. Immerhin können wir den Kinderwagen über eine der Barrieren heben. Am Ziel ist das nicht möglich. Der Versuch, die vorgesehene breite Tür zu nutzen, schlägt mit der Auskunft fehl: „Das ist nur ein Notausgang, den können wir nicht öffnen, viel Erfolg“. Wir bekommen es dann mit etwas Aufwand auch so hin. Aber der erste Eindruck in Sachen ÖPNV ist gründlich ruiniert: Setzen, sechs!

Stufen vor der Rolltreppe – vielleicht sind das ja die zu kurz geratenen Rolltreppen des BER

Für den kommenden Tag ist noch halbwegs brauchbares Wetter angesagt, also nutzen wir die Gelegenheit auf die vorgelagerten Frioul-Inseln zu fahren. Diesmal versuchen wir uns mit der Straßenbahn, diese ist moderner und laut Auskunft auch vollständig barrierefrei. Beim Einsteigen stimmt das noch, am Ziel im Tunnel sieht es dann schon wieder anders aus: Zumindest der von uns gewählte Ausgang ist es nicht. Was uns auffällt: Die Planer der Station müssen wohl auch am Flughafen BER tätig gewesen sein: an einigen Stationen sind die Rolltreppen zu kurz geraten, an anderen muss man vom Straßenniveau erst einmal drei Stufen nach oben gehen, bevor es mit der Rolltreppe in die Tiefe geht.

Die Überfahrt auf die Insel ist kurzweilig, auch weil es reichlich Wellen gibt. Der Nachwuchs freut sich darüber ganz besonders. Die Fähre ist aber ausreichend groß und die Wellen insgesamt recht flach. Das kenne ich von Tauchausfahrten deutlich ruppiger. Die Fahrt führt auch vorbei am berühmten Château d’If, das vor allem durch den Roman „der Graf von Monte Christo“ bekannt geworden ist. Ich suche verzweifelt nach der passenden Schwesterinsel in der Nähe: Es müsste doch auch ein Château d’Else geben….

Als erstes Ziel haben wir uns den Nordwestarm der Insel vorgenommen. Wir unterziehen den Klappkinderwagen einer ultimativen Belastungsprobe – wobei ich mich frage wer mehr belastet wird: Das Gefährt oder der schiebenden Papa hintendran. Der ist ja bekanntlich einiges gewohnt, aber auf den nicht befestigten Wegen mit einigem Geröll rollen die kleinen Räder einfach verdammt schlecht. Aber ich will mir gar nicht ausmalen was für ein Drama es gewesen wäre den Baby-Jogger mitzunehmen – der ist ja noch mal unhandlicher, damit wären wir in der Metro definitiv gescheitert.

Die Insel war lange Zeit mitlitärisches Sperrgebiet und stark befestigt. Das sieht man auch an fast jeder Ecke – überall Gräben und alte Geschütz-Stellungen. Das Wetter spielt immerhin noch halbwegs mit, der Wind hat aber schon deutlich aufgefrischt als wir uns auf den Rückweg zum Hafen machen. Von dort aus erkunden wir auch noch den Weg zum ehemaligen Krankenhaus der Insel – momentan wird es restauriert – es diente unter anderem als Quarantäne-Station während der Gelbfieber-Epidemie. In einer Bucht unterhalb mache ich noch einen wichtigen Test: Das Wasser ist definitiv noch zu kalt zum Baden. Allenfalls für ein kaltes Fußbad zu empfehlen.

Die Rückfahrt ist vom Wind geprägt – es ist merklich kühler geworden, wir stehen etwas ungünstig in der Schlange – die Sitzplätze im windgeschützten und geheizten Innenraum sind schon belegt als wir an Bord gehen. Aber es dauert ja nicht lange bis wir im Hafen von Marseille ankommen.

Nun beginnt eine etwas abenteuerliche Suche nach einem passenden Restaurant für den Abend. Laut Reiseführer sei der Cours Julien zu empfehlen. Der Weg dorthin führt uns vom alten Hafen zu den weniger malerischen Vierteln – zwischenzeitlich komme ich mir vor wie in Klein-Instanbul. Von Restaurants weit und breit keine Spur. Am Cours Julien sieht es dann schon wieder besser aus, allerdings sind wir mit den südländischen Essenszeiten konfrontiert: Vor 19:30 macht fast kein Lokal auf. Das ist für uns mit dem Kleinen einfach eine Nummer zu spät – immerhin müssen wir ja noch ans Hotel und ihn ins Bett bringen.

Am Ende gibt es eine Runde Crêpes, und wir merken wie fertig unser Nachwuchs ist – völlig quengelig. Auf dem Weg zur Metro noch kurz in den Supermarkt vorbei, denn satt sind wir von dem Abendsnack noch nicht so ganz. Metro diesmal mit Umsteigen – selbst hier sind die Hürden mit Kinderwagen erheblich. Es gibt nicht einmal innerhalb der verschiedenen Ebenen durchgängige Rolltreppen.

Der Abend wird zur Geduldsprobe: Glen ist dermaßen überdreht, dass er nicht einschlafen kann und Mama und Papa noch eine ganze Zeit auf die Nerven geht bis er unter heftigem Protest endlich einschläft.

Insgesamt reift die Erkenntnis, dass Städte-Tripps mit einem kleinen Kind im Schlepptau nicht optimal sind. Es ist sicherlich möglich einen Tag oder auch zwei in einer Stadt zu verbringen und Besichtigungen zu machen. Aber insbesondere die Abendgestaltung ist doch reichlich eingeschränkt, vom reichhaltigen Abend- und Nachtprogramm hat man leider nicht viel.

 

Probe für den Urlaub – Radausfahrt nach Landau

Der Sommerurlaub ist geplant – wir wollen als Familie von Konstanz in mehreren Etappen am Rhein wieder nach Hause, also Mannheim bzw. Schwetzingen radeln.

Erste Bausteine im Equipment-Bereich haben wird dazu schon angeschafft: Einen Thule Chariot CX2 als Fahrradanhänger, der sich mittlerweile fast täglich als Kindertransporter zur und von der Kita bewährt. Auch täglich im Einsatz sind meine Fahrradtaschen von Vaude und der Gepäckträger von „Locc“ von Tubus. Zudem haben wir Marions Fahrrad schrittweise ertüchtigt, Fahrradkorb, neuer Sattel für längere Strecken und ein paar kleine Reparaturen mehr – für den Urlaub werden wir wohl um einen stabileren Gepäckträger nicht umhin kommen, aber auch dieser sollte sich ohne Schwierigkeiten montieren lassen.

Nun sind die täglichen Strecken mit 2,5km zur Kita und insgesamt knapp 20km zur Arbeit zwar deutlich mehr als der Durchschnittsradler, aber eine Aussage über das Langstreckenverhalten lässt sich damit natürlich nicht treffen. Ganz zu schweigen davon, dass es ja nicht nur auf gutes Equipment ankommt, sondern auch der Körper den Strecken gewachsen sein muss. Also höchste Zeit für eine ausführliche Probefahrt.

So sind wir am Vatertag dann eben nicht mit dem klassichen Bollerwagen, sondern mit den Rädern plus Anhänger losgezogen. Als Fern-Ziel haben wir uns Ilbesheim bei Landau in der Pfalz gesetzt. Das Weingut Silbernagel, dessen Weine wir sehr schätzen veranstaltet vom 5. bis 8.5.2016 seine Jahrespräsentation. Da ist es natürlich um so besser wenn man zur Verkostung nicht mit dem Auto anreist. Klare Vorgabe war aber: Wir fahren so weit wie wir kommen, wenn es Probleme geben sollte, brechen wir die Tour ab – Möglichkeiten mit dem ÖPNV wieder nach Hause zu kommen haben wir daher an mehreren Stellen eingeplant. Continue reading

Kurs gen Norden – New York bis New London

Die Zeit in Washington ist viel zu schnell vergangen, aber der Urlaub ist nunmal leider zeitlich begrenzt – also war es mal wieder Zeit für den nächsten Tapetenwechsel. Unsere Gastgeberin setzt uns direkt an der Greenbelt-Station ab, wenig später steigen wir in den Boltbus nach New York. Die Fahrzeit zieht sich diesmal gefühlt ewig an. Ich mache noch den letzten Blogeintrag fertig und wir kümmern uns um die Unterkunft für die kommende Nacht. Norwalk heißt unser Ziel. Dennoch: kurz nach zwei am Nachmittag sind wir dann in Manhattan – natürlich nicht im Zentrum sondern wieder die vier Blocks weg von Penn-Station.

Es heißt also erst einmal Lauftraining unter erschwerten Bedingungen – denn der Koffer wird über die vier Blocks scheinbar immer schwerer. In der Penn Station holen wir das Mittagessen nach – bei „au bon Pain“ – Fastfood Sandwiches auf Französisch – auch wenn der Name bei einigen Einheimischen wohl eher Verwunderung auslöst: Oder was erwartet man sonst bei einem Namen „zum guten Schmerz (Pain)“?

Mit der Metro und dem Metrobus wollen wir dann den Mietwagen am JFK-Airport abholen. Da wir uns die 5 US$ extra für die Airtrain (wegen einer Station) sparen wollen, nehmen wir die Linie E bis nach Queens und von dort den Bus. Soweit es die Metro betrifft klappt das aus alles wunderbar. Die ersten Missverständnisse entstehen an der Bushaltestelle – es gibt derer zwei und es gibt zwei Linien Q10 und Q10 LTD (limited) – auf dem Bus steht aber immer nur Q10 – zudem ist die Beschilderung in der Station irreführend. Aber am Ende sitzen wir im richtigen Bus. Dann geht das Chaos aber erst recht los: Das olle Modell hat leider keinerlei Anzeige welche Haltstelle gerade angesteuert wird. Ansage gibt es auch nicht – wir wissen zwar das wir an der Station „130 PL / Bergen Road“ aussteigen müssen und dann rund 600 Meter laufen. Das ist aber auch nicht wirklich präzise. Die Haltestelle erspähen wir noch und steigen auch aus – aber dann stehen wir belämmert da und laufen halbwegs planlos in eine Richtung los. Marion ist ein wenig sauer und ich ärgere mich, denn die Einsparung an Dollar steht in keiner Relation zur erzeugten Frustration. Ein Officer des Flughafens hilft uns schließlich und zeigt uns die passende Haltestelle für den internen Bus. Mit dem machen wir noch eine Schleife, dann stehen wir endlich bei Hertz – ca. eine Stunde später als geplant – aber alles kein Problem.

DSC07096Upgrades lehnen wir aus Kostengründen ab, und bekommen dennoch ein sehr praktisches Auto (das man uns eigentlich für 10 US$ extra pro Tag anbieten wollte: einen Toyota Prius) – ich bin total begeistert – Hybridfahrzeug zum Ausprobieren für fast eine Woche. Marion lässt mich fahren – mittels Navi lassen wir uns nach Norwalk dirigieren. Mautstraßen wollen wir vermeiden – das ergibt eine Runde durch Queens und Manhattan mit dem Auto – absolut nicht empfehlenswert, vor allem reichlich staubelastet. Immerhin dank Hybrid ist es vom Sprit her sehr erträglich – in der langsamen Schlange fährt er voll elektrisch aus dem Akku – so wie ich das vom Mitsubischi iMieV bzw. dem Peugeout Ion kenne. Sehr angenehm. Marion sorgt per Bluetooth für Musik, da uns das amerikanische Radio mit der vielen Werbung auf den Sender geht.

Irgendwie hat das Navi aber einen Knacks weg – es lotst uns zielsicher in den gefühlt längsten Stau – vor allem stimmt irgendwie die Richtungsangabe nicht mit dem was wir aus der Karte kennen überein. Irgendwann reicht es mir und wir biegen bei der nächsten Möglichkeit auf die Route 1 ab – das ist in etwa vergleichbar mit einer Bundesstraße in Deutschland – sie windet sich von ganz im Süden in Florida auf Key West bis an die kanadische Grenze bei Fort Kent. Damit verlassen wir den Stau und es geht recht gut vorwärts – wenn auch durch einige Städte direkt durch. Am Ende landen wir auf dem Interstate 95 – den kenne ich noch zu gut aus meinem Tripp gegen Süden (Washington bis Orlando).

CIMG4747Untergekommen sind wir in einer Econo Lodge – eine günstige Hotelkette, nichts besonderes, aber für eine Nacht mehr als ausreichend. Zum Abendessen fahren wir ins Zentrum und essen bei B-AN-C House – sehr lecker – Marion nimmt Lamm, ich nehme Schrimps, dazu eine Vorspeise und Beilagen. Die Portionen sind gigantisch – gut das es hier standardmäßig „Doggy-Bags“ gibt. Für morgen sind wir den ganzen Tag versorgt. Das Essen war zwar etwas teurer als geplant, aber eben auch sehr sehr lecker. Sweet Potatoe Fries und Poutine kann ich nur empfehlen – nur würden die Beilagen alleine reichen um satt zu werden.

Den Dienstag beginnen wir mit einem Frühstück im Hotel – das ist nichts besonderes – eher auf dem Niveau einer Jugendherberge, aber es ist inklusive. Außerdem greifen wir noch Infos für den Tag ab. Unter anderem reservieren wir ein Hotel in Groton – wieder bei der gleichen Kette, denn für eine Nacht zum Übernachten brauchen wir ja nicht viel.

IMG_0022Wir schwingen uns auf die Straße, erstes Ziel ist Newport. Wir halten dort im Sherwood Island State Park, direkt am Strand. Das Wetter ist gut, wenn auch etwas frisch. Ich fühle mich etwas komisch – ich gehe bei Wind auf den Strand zu und bin nicht in einem Trockentauchanzug verpackt. Am Strand muss ich dann natürlich auch die Wassertemperatur testen. Zum Baden definitiv zu kalt.

Wir fahren weiter gegen Norden. Vorbei an einer Schule in Westport, an der Marion vor rund 20 Jahren an einem Austausch teilgenommen hat. Immer weiter geht es entlang der US-Route 1. In Fairfield haben wir dann eine gänzlich neue Erfahrung – eine Polizeikontrolle. Marion fährt und hat laut Aussage des Cops mit dem Handy telefoniert. Absolut aus der Luft gegriffen, denn das Handy liegt ziemlich verbuddelt in ihrer Handtasche auf dem Rücksitz, wie ihm recht bald beweisen. Dazu hat er natürlich Probleme, weil er eine unbekannte Fahrerlaubnis vorgelegt bekommt. So nervig und arrogant wie er rüber kommt, kann er mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer französischen Beschreibung nichts anfangen. Immerhin entschuldigt er sich am Ende dann doch noch. Aber schon heftig was da versucht wird. Ärgerlich für ihn, dass wir zu zweit sind, und dass wir auch noch wissen was erlaubt ist und was nicht.

IMG_0031Aus Frust verlassen wir dann die US Route 1 und nehmen für die weitere Strecke bis New Haven die Interstate 95. In Orange fahren wir ab und besichtigen die PEZ-Fabrik. Ich wusste nicht mal mehr, dass die Firma mit ihren Spendern noch existiert. Die Ausstellung ist richtig gut gemacht – mit einem kurzen Abriss der Geschichte und einer ganzen Menge Spendern die über die Jahre entstanden sind. Auch erfahren wir, das PEZ für Pfefferminz steht und ursprünglich aus Österreich stammt. Natürlich gibt es auch eine Verkostung und ein paar Mitbringsel. Vor der Fabrik auf dem Parkplatz bieten sich Sitzgelegenheiten an, dort essen wir die Reste vom Vortag.

Nun geht es auf eine bekannte Universitätsstadt zu: New Haven, besser bekannt für den Campus von Yale. Wir parken etwas außerhalb und laufen in die Innenstadt zum New Haven Green, zudem machen wir einen Abstecher auf dem Grove Street Cemetery – auf diesem Friedhof liegen etliche wichtige Professoren und Erfinder der Universität begraben. Insgesamt fällt uns auf, dass es in der gesamten Stadt übermäßig viele Kirchen gibt – alleine am Green stehen drei verschiedene. Die Universität hat ingesamt Qualitäten für Hogwarts – alles in rohen Stein gebaut, sehr ähnlich zu vielen Ortschaften die ich in Schottland gesehen habe.IMG_0043

Auf dem Weg zum Hotel bei New London machen wir nochmal einen Stopp in einem Outlet – ich schaue mir verschieden Nike-Schuhe an und teste sie, aber so recht können die mich beim Laufen nicht überzeugen – ich achte bei meinen Laufschuhen aber auch am allerwenigsten auf den Hersteller, wichtiger ist: Die Dinger müssen passen und das auch noch nach einem Training von mehr als 30km oder gar einem Ultramarathon – da bringt mir kein Designpreis oder irgendwelche Marken etwas. Marion hingegen wird fündig.

Das Hotel finden wir recht leicht dank Navi, aber es liegt deutlich ab vom Schuss – dafür ist der Preis von 40 US$ pro Nacht im Doppelzimmer absolut unschlagbar. Der Raum an sich ist sauber, aber man sieht dem ganzen Gebäude an, dass es schon mal bessere Zeiten erlebt hat. Aber wir brauchen ja nur eine Option zum Übernachten, mehr nicht.

Abendessen gehen wir in einem Tipp aus Qype. Ein Restaurant das viele Einheimische aufsuchen „Par 4“ – das liegt am Golfplatz bei New London, direkt neben einem Industriegebiet. Das Essen ist sehr günstig, reichlich und gut. Vor allem den Nachtisch kann man empfehlen.