Filmkritik – Sein letztes Rennen

Bereits beim Stadtlauf in Nürnberg bin ich auf den neuen Film mit Dieter Hallervorden aufmerksam geworden – Erwin (Lionheart) Bittel hatte lustige Bilder davon gemacht, als er vor dem Plakat posierte – ich hoffe mal nicht, dass Lionheart so bald sein letztes Rennen bestreitet.

Nun lief der Film bereits einige Zeit in den Kinos und ich habe mal wieder just-in-time die Kurve bekommen ihn mir noch anzuschauen. Erwartungen hatte ich direkt keine, ich habe mich einfach auf einen unterhaltsamen Abend gefreut – und als Ultra-Marathoni sind die Trainingspausen mit Lauf-Filmen doch gut erträglich. Zwar weiß ich aus der Vergangenheit, dass Dieter eher für Satire bekannt ist, und um einiges kommt man ja einfach nicht herum. Aber ich habe nur bedingt erwartet, dass es in Bully-Herbig-Manier vom Schuh des Manitus genauso in dem Film mit der Komik und Satire einfach hintereinander weggeht.

Jeder Läufer kennt ja das Problem, dass man in jedem Lauf auch mal Phasen hat bei denen es anstrengend wird, sei es wegen des Streckenprofils oder vom Kopf her, somit wäre ein Lauffilm der nur die positiven Seiten zeigt ja auch furchtbar langweilig.

Auch wenn der Filmtitel eine Lauffilm impliziert, so ist die Thematik im Ganzen doch eine andere. Es geht um die alternde Gesellschaft in Deutschland und den Umgang mit alten Menschen. Der ehemalige Marathon-Superstar Paul Averhoff ist alt geworden und hat seit Jahren keinen Wettkampf mehr bestritten. Etwas was ich mir bei Läufern eigentlich nur vorstellen kann, wenn es gesundheitlich nicht mehr geht, aber die Vielzahl älterer Teilnehmer bei fast jeder größeren Veranstaltung zeigt mir eigentlich: Wer regelmäßig weiter trainiert ist auch im hohen Alter noch fit, wenn es auch nicht mehr reichen mag ganz vorne in den Spitzengruppen mitzumischen. Ich habe Respekt vor jedem der sich der Herausforderung eines Laufes stellt (egal ob Volkslauf, Halbmarathon, Marathon oder Ultra-Marathon), und um so mehr Respekt vor denjenigen die sie bezwingen (egal in welcher Zeit, wichtig ist das Durchhalten und ankommen). Aber nun gut, es gibt sicherlich für alles Gründe, auch dafür nicht mehr regelmäßig zu trainieren.

Zu Beginn des Filmes erfahren wir, dass die Lebensgefährtin Margot Averhoff –  welche Paul Averhoff früher als Trainerin zur Seite stand – gesundheitlich angeschlagen ist, sie bricht in der Küche zusammen. Nachdem dies nicht zum ersten Mal geschehen ist, drängt die Tochter darauf, dass ihre Eltern ins Altenheim gehen, da sie keine Zeit hat sich um die Pflege der Eltern zu kümmern. Leider ein sehr häufiges Szenario in der heutigen Arbeitswelt – eine Doppelbelastung mit Pflege der Eltern und Job steht kaum jemand heute auf lange Sicht durch. Auch muss man natürlich sehen, dass die junge Generation auch eigene Bedürfnisse und Wünsche hat.

So endet das Ehepaar im Altenheim, aber schnell wird klar: Das ist nicht wirklich zielführend, vielmehr ist das Heim die letzte Station auf dem Weg aus dem Leben zu scheiden. Genauso wird sie auch betrieben, möglichst effizient und mit allen Notständen die man aus der Pflege so kennt: ungelerntes Personal, zu wenig Zeit etc. Das ist natürlich nix für jemanden der weiß was es heißt draußen unterwegs zu sein und aktiv zu sein.

So beginnt Paul sich wieder zu berappeln und vor lauter Frust gibt er beim Essen bekannt, dass er beim Berlin-Marathon starten will. Es folgt was folgen muss: Training und die Rebellion im Altenheim – wenn sie auch leider nicht so ausgeht wie man es sich im ersten Moment denkt. Margot verstirbt überraschend einige Tage vor dem Rennen. Daraufhin fällt Paul ersteinmal in eine tiefe Krise, leider verwehrt ihm das Altenheim jegliche sinnvolle Betreuung – stattdessen wird er ruhig gestellt und im Bett fixiert. So einfach kann man sich Hilfe machen und Arbeit sparen.

Zusammen mit einem Heimbewohner und einen engagierten Pfleger gelingt Paul gerade noch rechtzeitig die Anreise zum Start beim Marathon. Den Rest verrate ich jetzt hier mal besser nicht…

Insgesamt ein sehr rührender Film, das muss man lassen. Er macht vor allen Dingen nachdenklich wie wir mit der alternden Gesellschaft umgehen wollen und wie wir als Nachfolgegeneration mit unseren Eltern umgehen wollen. Ich bin kein Fan von irgendwelchen Alten-Sammelheimen, auch unseren Großeltern und allen Angehörigen blieb das zum Glück erspart. Aber ich bin auch realistisch: In der heutigen Arbeitswelt ist es beinahe unmöglich sich in Eigenregie um die Eltern kümmern zu können. In vielen Familien wird es dadurch erschwert, dass sich die Last auf zwei oder auch nur vier Schultern verteilt. Kommen dann noch längere Distanzen zwischen den Familienteilen hinzu wird es sehr schnell beinnahe unmöglich oder nur mit sehr hohem Aufwand.

Da das Altern ein schleichender Prozess ist, bin ich der Meinung man muss den älter werdenden Menschen Hilfe anbieten, aber Ihnen diese nicht aufzwingen – niemand wird gerne bevormundet. Viele Menschen haben einen gewissen Stolz den sie auch als Würde empfinden. Dieser verbietet es dem Individum erst einmal sich helfen zu lassen. Gerade wenn es um Dinge geht, die eigentlich trivial sind oder jahrelang einfach dazu gehörten. Das fängt mit dem Kochen und Wäschewaschen an und hört bei eigenständiger Mobiltät auf. Sich selbst eingestehen zu müssen das etwas nicht mehr so bleiben kann wie es ist, ist mit Sicherheit nicht einfach. Hier verhält es sich wie beim Laufen: Einfach von jetzt auf gleich aufhören, das kann nicht gelingen, genauso wenig wie von jetzt auf gleich eine Ultra zu laufen. Unterstützung da wo es gewünscht oder notwendig ist, ansonsten soviel Würde und Eigenständigkeit wie möglich. Die aktuellen Angebote wie betreutes Wohnen oder auch das Mehr-Generationen-Quatier sind hier denke ich erfolgversprechende Ansätze.

Abschließend noch ein paar Gedanken zum Film aus Sicht eines Läufers: 12 Wochen Vorbereitung sind der Standard für einen grundlegend trainierten Läufer. Das kann man mit etwas Willen und Abstrichen in der Zielzeit auch auf 8 Wochen verkürzen, aber das ist schon wirklich ambitioniert. Von daher ist das gewählte Szenario schon etwas grenzwertig und keinenfalls für den Laufanfänger zur Nachahmung empfohlen (dann schon eher etwas in der Art „von null auf 42“ – innerhalb eines Jahres). Auch im fortgeschrittenen Alter sollte man sich ausreichend Zeit für die Vorbereitung nehmen, vor allem aber auch eine entsprechende Betreuung haben. Kontakte sollte man als ehemaliger Olympia-Teilnehmer dafür eigentlich noch irgendwo haben. Die Ausrüstung ist auch etwas kurios, aber es sollte machbar sein, mit einer derartigen Ausstattung einen Marathon zu bestehen – es gibt ja auch Leute die barfuß einen Marathon bestreiten, und früher ging es ja auch, mit weit weniger ausgfeiltem Schuhwerk als heute.

Die Bilder von der Laufstrecke sind beeindruckend und reißen einen als Läufer durchaus mit, wenn man weiß wie schwer es sich anfühlt, jenseits der 30km. Sehr schön dargestellt fand ich die Unterstützung an der Strecke: Aus Erfahrung weiß ich: Ohne die ist jeder Lauf um ein vielfaches anstrengender. Gegen Ende der Strecke hin, sind dem Regisseur dann aber doch die Pferde ein wenig durchgegangen – wie dargestellt ist Paul mit Sicherheit nicht der schnellste Läufer, schlägt sich aber wacker im hinteren Mittelfeld, so würde ich es zumindest einmal einschätzen. Selbst ganz hinten wäre man nicht so verlassen und allein wie im Film dargestellt, ferner würde doch auch mindestens ein Begleitradler als Besenfahrzeug irgendwo in der Nähe sein – wie gut es hinten laufen kann, darüber berichtet Erwin ja häufiger einmal (besonders am Stadtlauf in Nürnberg). Auch die zwischenzeitlich gezeigte Uhr zur Zeitnahme scheint mir etwas sehr optimistisch für einen einsamen Schlussläufer: bei 3:34h ist nach meiner Erfahrung das dicke Hauptfeld im Einlaufen, und auch bei um die 4h sind sicherlich noch mehr Läufer im Zielbereich unterwegs. Das will ebensowenig passen wie ein immer noch voll besetztes Olympia-Stadion zum Einlauf des Helden.

Insgesamt: Sehenswert und zum Nachdenken anregend, aber durchaus auch mit heiteren und sportlichen Momenten. So und jetzt mach ich Schluss – ich muss noch meine Laufschuhe schnüren, damit ich nicht einroste …

Die andere Seite der Laufveranstaltung – Herbstlauf 2013

An einer Laufveranstaltung teilnehmen ist eine Sache – je nach Streckenlänge auch entsprechend anstrengend aber jedesmal ein tolles Erlebnis für mich. Auch nicht zu verachten ist aber der Schritt auf die andere Seite, hinter die Kulissen. Mit der Organisation des Herbstlaufs 2013 der DJK habe ich auch dieses Jahr den Schritt wieder getan. Mittlerweile liegt die Veranstaltung etwas mehr als eine Woche zurück – Zeit ein wenig zurück zu blicken.

Nach dem Lauf ist vor dem Lauf – so ungefähr war das Credo nach der ersten Durchführung des Herbstlaufs 2012 – zum ersten Mal hatte die Triathlon-Abteilung die Organisation vollständig übernommen, zudem wurde erstmals eine Chipzeitmessung eingesetzt. Klar das da einiges noch nicht flüssig lief und die eine oder andere Erkenntnis mühsam gewonnen werden musste. Somit begann es bereits nach der ersten Nachbesprechung mit konkreten Beschaffungen – in diesem Jahr erleichterte uns schon ein Gabelhubwagen an vielen Stellen die Arbeit erheblich. Zudem wurde die Markierung der Strecke optimiert. Auch die Erfahrungswerte in Sachen Software und Hardware zahlten sich dieses Jahr aus: WLAN im Feld ist zwar nett, aber nicht zuverlässig genug. Daher diesmal gleich Kabel, das dauert auch nicht viel länger im Verlegen, wenn alles vorbereitet ist.

Die richtig heiße Phase ab Freitag beim Aufbau verlief denn auch entsprechend kühl, innerhalb weniger Stunden stand die IT-Infrastruktur vollständig zur Verfügung und der Annahmebereich für Nachmeldungen und die Abholung war eingerichtet. Auch der restliche Aufbau war sehr bald abgeschlossen. Einzig die Reinigung der Strecke zog sich etwas in die Länge, beim Herbstlauf hat man nunmal mit etwas Laub zu tun, sonst wäre es ja kein Herbstlauf. Die Beschaffung von Getränken und Werbematerial war auch flugs erledigt und so konnten wir deutlich vor der geplanten Zeit in die letzte Nachtruhe vor dem Lauf gehen. Abgesehen von einer Back-Aktion, der Kuchen für den Verkauf sollte ja frisch sein – aber auch das ist ja kein Drama, so ein Blechkuchen ist ja flugs gemacht und gebacken.

Da dieses Mal die Online-Voranmeldung recht gut lief, hatten wir deutlich weniger Nachmeldungen, und auch zusätzliches Personal bei der Eingabe – somit entfiel ein erkannter Flaschenhals. Auch der Trouble-Desk war diesmal auffällig ruhig, bis auf einige kniffelige Spezialfälle war nichts spektakuläres dabei, die üblichen defekten Startnummern aber alles sehr entspannt.

So konnte ich am Hauptlauf sogar noch fleißig Bilder machen, insgesamt etwas mehr als 2300 mal habe ich abgedrückt. Deutlich zu oft wie ich im Nachinein feststellen muss, dazu weiter unten etwas mehr. Schon sehr bald nach dem letzten Zieleinlauf konnte der Abbau hinter den Kulissen beginnen – wie üblich verlief das nochmals schneller als der Aufbau. Innerhalb weniger Stunden war alles Material verladen, verräumt und teilweise sogar schon retourniert. Durch die Verlegung des Erfassungsrechners in den Anmeldebereich konnte direkt in der Nähe des Druckers weitergearbeitet werden, während gleichzeitig der Abbau der Verkabelung am Zielkanal erfolgen konnte. Bis das demontiert war, konnte das Netzwerk schon wieder ein Stück weiter abgeschmolzen werden – so lange bis am Ende ein simples Cross-Over-Kabel für zwei Rechner erhalten blieb an denen noch gearbeitet wurde. Sämtliche anderen aktiven Komponenten wie Switches und APs konnten derweil schon abgebaut werden. Auch der Backup-Drucker war zu Hochzeiten zwar hilfreich, konnte aber für die wenigen Korrekturdrucke abgezogen werden. Nach und nach stapelten sich diverse Kisten für die Verladung ins Auto. Alles noch einladen – fertig.

Ebenso fix waren die Kollegen an anderer Stelle – nur noch wenige Einzelteile galt es zu verladen oder ins Lager zu schaffen. Somit konnte bereits deutlich vor der geplanten Zeit mit den Helferfeierlichkeiten begonnen werden. Natürlich freut das die Helfer, wenn sich nicht alles ewig hinzieht.

Etwas „Nachwehen“ gab es denn doch noch – das IT-Material musste ich bei mir auch wieder verräumen, auch wenn dank Vorsortieren das recht bald als „erledigt“ abgehakt werden konnte. Zudem noch den geliehenen Anhänger zurück bringen, aufgrund des matschigen Geländes musste der aber auch noch geschrubbt werden. Mein Auto hat dafür auch gleich eine Reinigung erfahren, damit es sich wenigstens lohnt.

Erstaunlich aufwändig gestaltete sich die Auslese der Bilder bzw. deren weitere Verwendung. Einerseits war es das schiere Datenvolumen, dass alleine anderthalb Tage Dauerlast am DSL-Anschluss benötigte um die Bilder auf einen Server zu übetragen. Ferner bringen Bilder einer Laufveranstaltung nichts, wenn sie nicht nach Startnummern gefiltert werden können. Mit meiner Erfahrung habe ich kurzerhand eine kleine Software in PHP geschrieben, die sich der Verwaltung und Ausgabe der Bilder annimmt. Auch dabei habe ich wieder etwas gelernt – diesmal über automatische Nachbearbeitung von Bildern auf der Kommandozeile, also praktisch im Blindflug. Mit einigen Hilfsmitteln kann man Bilder gleich passend rotieren lassen (ohne alles nochmal durch die JPEG-Mühle zu drehen). Die Verwaltung übernimmt dann eine Datenbank in der ich die Bilder direkt als Datensatz abgelegt habe, das erspart Probleme bei doppelten Dateinamen und die Verwaltung von Meta-Informationen ist auch deutlich leichter. Dennoch habe ich die folgenden Abende damit zugebracht die 2300 Bilder mit Nummern zu versehen, eine Multi-User-Fähigkeit muss ich noch einbauen, Ideen dazu habe ich schon. Auch am Layout muss ich noch ein wenig was machen, aber die Funktionalität stand ja erst einmal im Vordergrund.

Insgesamt wieder eine tolle Erfahrung die mein Leben bereichert hat, auch ich habe wieder einiges dazu gelernt – vor allem werde ich nächstes Mal weniger Bilder und dafür besser komponierte machen, Qualität schlägt Quantität. Wer Interesse an der Software hat,  kann sich ja einmal bei mir melden – ich denke wir sind nicht der einzige Verein, der viele Leute mit Kameras hat, aber keinen professionellen Bilderdienst engagiert.

Mein Traditionslauf – Stadtlauf in Nürnberg 2013

Viele Dinge wiederholen sich jedes Jahr: Ostern, Weihnachten und ganz wichtig: zwischendrin der Tag der deutschen Einheit oder auch der Tag des Nürnberger-Stadtlaufs. Seit ich teilnehme findet er am dritten Oktober statt. Es ist der einzige Lauf an dem ich seit dem Start meiner Laufkarriere jedes Jahr teilgenommen habe – und ich habe nicht vor diese Serie abreißen zu lassen.

Dieses Jahr bot es sich sogar um so mehr an, nach Nürnberg zu fahren – der Brückentag am Freitag zur Erholung, Sightseeing und Freunde treffen in Nürnberg. Eine Neuerung war mir dieses Jahr schon vorab bekannt: Meine Freundin würde sich an die Strecke stellen und Bilder machen – ein echter Service den ich echt zu schätzen weiß. Als wir die Foto-Spots besichtigen sind gerade schon die 10km-Läufer unterwegs – am Ende ein alter Bekannter: Erwin Bittel macht wieder den Schlussläufer. Ich geselle mich zu ihm und laufe mich schon mal einige Meter warm, zudem erste Fotos.

IMG_6175

Das Team von Sportscheck, Mika-Timing und dem TSV Katzwang ist sehr gut eingespielt, alles läuft wie am Schnürchen – auch die Wetterbestellung hat dieses Mal geklappt: Es ist herrlich sonnig, im Schatten zwar etwas frisch und an einigen Stellen windig, aber insgesamt doch perfektes Wettkampfwetter. Kurz vor dem Start treffe ich dann noch Helga und Heinrich von „Helgas Lauffreunden“ – die Betriebslaufgruppe mit der alles in Nürnberg einmal seinen Anfang genommen hat. Beide können erkältungs- und verletzungsbedingt nicht mitlaufen, obwohl sie das gerne würden. Ein wenig Läufer-Smalltalk und ich reihe mich ins Startfeld ein – leider etwas zu spät, ich bin deutlich hinter dem Pacemaker für 1:44h – als Ziel habe ich mir die 1:45h als Obegrenze, als realistisch etwas um die 1:40h vorgenommen.

IMG_6191Die Laune im Startblock ist richtig gut, jeder fiebert dem Start entgegen und natürlich sind wieder alle in den Sportscheck-Farben unterwegs: knallorange, damit die Läufer auch bei schlechter Witterung definitiv nicht übersehen werden. Mit den letzten Minuten steigt die Spannung, und dann gibt es doch eine Panne – eine die wir schon einmal hatten: Aus dem „Stadtlauf“-Portal ist die Luft raus – im wahrsten Sinne des Wortes: das aufblasbare Tor ist zie      lsicher wenige Sekunden vor dem Start in sich zusammen gesackt. Die Läufer und Kommentatoren nehmen es mit Humor, und mit einigen Minuten Verzögerung kann es dann doch losgehen.

IMG_6195Mit der 7. Teilnahme kenne ich die Strecke schon fast im Schlaf – von diversen Trainingseinheiten die ich um den Wöhrder-See und entlang der Pegnitz schon absolviert habe ganz zu schweigen. Praktischerweise geht es die ersten 2 Kilometer auf breiten Hauptstraßen, das gibt mir die Chance langsamer Läufer zu überholen und mich im Feld passend einzusortieren. Es geht vorbei am Hauptbahnhof und entlang des Marientorgrabens an die Pegnitz. Die Kilometer fliegen fast an mir vorbei und ich merke, dass ich gut in der Zeit liege,  um die 4:30Min liegen die Kilometerzeiten. Das passt alles und es läuft sich dennoch sehr angenehm – ich habe nicht das Gefühl schon am oberen Limit zu laufen. Kurz nach dem Abzweig aufs Prinzregenten Ufer ist der erste Foto-Termin für mich, also schön lächeln und ein wenig auf sich aufmerksam machen – die Aussage „ich bin der mit dem organenen Shirt“ hilft beim Stadtlauf in keinster Weise bei der Erkennung eines Läufers… Aber es klappt – die ersten Fotos sind im Kasten, trotz des noch immer sehr dichten Feldes, auf Höhe des Foto-Spots habe ich auch endlich den 1:44h Pacemaker eingeholt – hinter dem klebt schon fast eine dicke Traube Läufer, vornedran wird es etwas lichter.

IMG_6207Durch das Publikum angefeuert geht es auf den ersten Versorgungspunkt zu, und es gibt vorher noch eine kleine Überraschung: Die Strecke wurde leicht geändert, anstelle unter einer der großen Verkehrsadern hindurch (wo es im ersten Durchlauf immer recht eng war), geht es diesmal auf selbiger bis zum Abzweig auf den Fuß- und Radweg an der Pegnitz. Am Altersheim ist ordentlich Stimmung, ich greife bei ISO und Wasser zu, die Getränkeflasche habe ich dieses Jahr daheim vergessen. Die Sonne scheint herrlich und wärmt, das merkt man vor allem auf dem nun folgenden schattigen Kilometern. Die Zeiten sind weiterhin voll im Rahmen und ich überlege kurzfristig etwas mehr Gas zu geben, aber die Erfahrung sagt: Diesem Drang sollte man erst auf der Zielgeraden nachgeben. Die Kraft brauche ich dann auch für die erste Steigung bei Kilometer 4 – es geht über die Pegnitz und nach einer Kehre geht es am anderen Pegnitz-Ufer wieder zurück in Richtung Stadt. Ich motiviere mich mit dem nächsten Foto-Spot kurz nach Kilometer 7. Das hilft auch gegen den teilweise recht kräftigen Gegenwind. Ebenfalls motivierend: Die Strecke ist flach, das Publikum ist vielzählig und die nächste Versorgung kommt auch gleich – dort gibts wieder Wasser und ISO für mich. Fast direkt danach gibts dann auch das nächste Foto und weiter Motivation.

Nun geht es wieder in die Altstadt von Nürnberg, durch ein Tor in der Stadtmauer, über die Insel Schütt in der Pegnitz, an deren Ende lauert eine kleine Gemeinheit der Strecke: Die Nonnengasse, auch als Nonnensteig oder Heartbreak-Hill bekannt – auf diesem kurzen Stück überwindet man den Höhenunterschied zwischen Pegnitz und Lorenzkirch – viele Läufer müssen hier gehen. Dieses Jahr ist die Steigung noch etwas entschärft – aufgrund einer Baustelle muss man eine kleine Extra-Schleife laufen, diese kommt mir ein ganz klein wenig weniger steil vor. Oben Luft holen, Blick auf die Pulsuhr und nur nicht im Tempo nachlassen, wenn es an der Lorenzkirche vorbei geht – vor der Kirche steht immer viel Publikum, dort haben sich Helga und Heinrich postiert und feueren mich lautstark an.

Im Zick-Zack geht es durch die Innenstadt, diese wirkt ein wenig verlassen, klar es ist Feiertag, da sind die Geschäfte zu und somit außer den Läufern und ihren Fans nur wenige unterwegs. Mittlerweile habe ich den Kilometer 9 passiert und es geht auf den Frauentorgraben am Opernhaus zu – der Graben reicht bis auf U-Bahn-Niveau mit Einblick in die Haltestelle, der Start-Ziel-Bereich liegt auf Straßenebene in der Gegenrichtung – mit Schwung komme ich diesmal un die Haarnadelkurve auf die Start-Ziel-Gerade (das Tor steht immer noch wie eine 1), nur der Gegenwind pfeift um so heftiger – aber egal, man hat ja das Zwischenziel vor Augen. Direkt dahinter gibt es dann nochmal Wasser und für mich eine Banane – ungewohnt: die ist nicht geschnitten sondern am Stück – bei vollem Tempo eine Banane schälen und essen ist auch etwas für fortgeschrittene Läufer, aber nach rund 500m sind die Kohlenhydrate und Mineralien im Magen angekommen und stehen zur Versorgung der Muskeln auf der 2. Runde bereit – noch etwa 10km sind es. Was mir allerdings auffällt: Im Eventbereich ist es vergleichweise ruhig und wenig los – viele Besucher sind wohl ob der windigen und kühlen Witterung (wenn man nicht läuft) schon wieder auf dem Heimweg.

IMG_6213Wieder geht es runter an die Pegnitz, diesmal mit einem leicht anderen Schwenk direkt auf den Radweg – der ist schmaler als die Straße bei der ersten Runde, aber das Feld hat sich deutlich gestreckt. Bei Kilometer 12 gibts wieder ein Foto und laute Anfeuerungsrufe – viele Spaziergänger und Familien stehen an den sonnigen Stellen des Radwegs und feuern die Läufer an, was das Zeug hält. Fast schon zu früh kommt die nächste Versorgung in Sicht, nochmal Schmierstoffe für die Muskeln aufnehmen bevor es einen Kilometer später wieder über die Pegnitz-Brücke geht. In der 2. Runde gilt es eine kleine Zusatzschleife zu laufen, damit die 21,1km auch voll werden.

Das Wetter meint es weiterhin gut mit den Läufern, es ist sonnig und wir haben für die Strecke zurück in die Stadt sogar Rückenwind, damit läuft es sich gleich nochmal leichter. Noch immer kann ich Läufer vor mir überholen, auch wenn gelegentlich von hinten mittlerweile der ein oder andere Sprinter angeschossen kommt und vorbei zieht. Viele sehe ich aber an der Versorgunsstation an der Wöhrder Wiese wieder, die machen dort Stop, während ich einfach noch ein Wasser abgreife und es im Laufen so gut es geht in mich hinein schütte, ein nicht unerheblicher Teil geht aber auch daneben, aber das Trikot ist ohnehin schon durchgeschwitzt.IMG_6236

Bei Kilometer 18 suche ich erst mal etwas verdattert nach meiner Freundin, aber sie hat die Seite gewechselt – während ich vollkommen fokusiert auf den rechten Rand der Strecke schaue winkt sie dann doch von der linken Seite – ein letzter kräftiger Anfeuerungsruf „wir sehen uns im Ziel“ und schon läuft es sich wieder leichter – wohl auch weil es nur noch 3 km bis dorthin sind. Etwas langsamer bin ich geworden, ich gebe daher noch etwas Gas, bei 3km kann ja nicht mehr viel passieren (das reicht ja bei mir nicht mal mehr zum Aufwärmen). Noch liegen aber auch die Steigungen an der Lorenzkirche und die Senke vor dem Opernhaus vor mir – also nicht volle Kanne laufen, Reserven lassen. Mit diesem Mantra bezwinge ich den Nonnensteig und immer noch habe ich nicht das Gefühl, wie sonst beim Stadtlauf, am Ende meiner Kräfte zu sein als ich oben ankomme. Auf halber Höhe an der Lorenzkirche steht ein Motivationsschild: 19km sind geschafft – nur noch zwei sind zu bewältigen. Ich steigere weiterhin behutsam das Tempo. Es geht durch die Fußgängerzone und kurz vor Kilometer 20 riecht es dann auch noch lecker nach Essen – Pommes, Burger – der Körper meint: „Lass Pause machen“, der Kopf gibt klar Kontra: „Noch ein Kilometer, dann ist Pause und vorher nicht“.

stadtlauf_nuernberg_211_km_halbmarathon_startnr_99999Noch immer steigere ich das Tempo, oberhalb des Frauentorgrabens stehen Helga und Heinrich, ich sehe sie nicht, aber ich höre Helga ganz deutlich: „Auf, noch nen Endspurt Kai!“ – gesagt getan, ich verschärfe das Tempo noch ein Stückchen und überhole weitere Läufer.  Nun gilt es nur noch die Steigung aus dem Graben heraus zu überstehen – ich höre innerlich Peter von meiner Laufgruppe sagen „Das ist nur ein Scheinbuckel, der scheint nur so steil….“ und siehe da, so anstrengend ist es doch gar nicht. Sicherlich hat auch das freigesetzte Adrenalin seinen Anteil daran – nach der Spitzkehre gehts es aufs Ziel zu. Das Tor steht immer noch, und ich gebe nochmal alles – leider sind keine Läufer in Reichweite an die ich mich noch „ransaugen könnte“, also muss ich gegen die Uhr an der Strecke anlaufen – 1:37:32h zeigt sie beim ersten Anblick – da sind es noch wenige Meter bis zur Ziellinie – ich hole nochmal alle Reserven raus und rausche durchs Ziel – geschafft! Noch dazu deutlich schneller als ich mir vorgenommen hatte, da muss ich nächstes Jahr wohl die Zeiten noch weiter nach unten schrauben. Am Ende sind es netto 1:37:44h das freut mich natürlich. Aber genauso freue ich mich auf die Versorgung im Ziel, das gebotene Menü ist immer sehr reichhaltig, vom obligatorischen Wasser, ISO, Bananen, Äpfeln bis hin zu alkoholfreiem Weizen, Müsliriegeln und Kuchen ist alles geboten was das Läuferherz nach 21,1km begehrt.

Dennoch fällt mir auch hier auf: Es müssen dieses Jahr etwas weniger Läufer gewesen sein, oder zumindest die Verteilung des Feldes ist deutlich anders – wo sonst dichtes Gedränge und bald kein Durchkommen war, ist es diesmal erfrischend leer – man hat jede Menge Platz um an alle Versorgungstische heran zu kommen – oder liegt es vielleicht doch an der flotten Zeit? Mir soll es recht sein, es muss nicht jeder Lauf so überlaufen sein wie der Berliner Marathon. Das schönste kommt aber zum Schluss: Meine Freundin empfängt mich nach der Versorgung mit offenen Armen – allein für diesen Moment hat sich der Lauf gelohnt.  Da ist selbst das technische Problem des ausgefallenen Boilers in der Dusche eine Viertelstunde später völlig nebensächlich, wenn auch sehr erfrischend.

Fazit: Nürnberg, ich komme wieder: Zum Stadtlauf kommendes Jahr und in einem Monat schon zum LGA-Indoor-Marathon, dem wetterunabhängigen Marathon mit Hamsterrad-Effekt.

Wet wet wet – Firmenultra-Triathlon in Pfungstadt

Alle Jahre wieder lädt mein Arbeitgeber zur Teilnahme am Pfungstädter Firmen Ultra ein. Zu bewältigen ist pro Teilnehmer ein Zehntel des berühmten Ironmans auf Hawaii. Also 380m Schwimmen, 18km Radfahren und 4,2 Kilometer laufen. Insgesamt also sogar weniger als der Fitness-Triathlon, an dem ich in Ladenburg teilgenommen habe.

Die letzten Jahre war das immer eine recht angenehme und spassige Veranstaltung mit den Kollegen und einer kleinen Support-Gruppe. Interessant die Mitarbeiter auch mal bei anderen Gelegenheiten kennen zu lernen als ständig nur im geschäftlichen Bereich.

Dieses Jahr war es wieder genauso geplant, auch wenn das ambitionierte Ziel einmal mehr als drei Teams (bestehend aus 10 gewerteten Teilnehmern + 1 Reserve-Teilnehmer als Puffer) nicht erreicht wurde. Im Gegenteil, wir haben wieder bis kurz vorm Start darum zittern müssen, dass wir auf insgesamt 30 Teilnehmer kamen, aber es hat dank viel Engament denn doch noch geklappt. Ebenfalls neu für mich: Meine Freundin begleitet mich zur Teilnahme und kümmert sich um die „Pressearbeit“ – sprich es gibt auch mal Fotos von der Strecke 🙂 – hierfür ganz ganz herzlichen Dank, auch wegen der unten näher beschriebenen Umstände des Wettkampfs.

Was dieses Jahr nicht mitspielen wollte, war das Wetter. Bisher hatten wir das Glück bei angenehmen bis warmen Temperaturen, aber niederschlagsfrei am Wettkampf mitzumachen. Bereits beim Aufstehen morgens ist der Himmel grau und es ist vergleichweise kühl. So richtig Wettkampf-Stimmung will bei mir da nicht aufkommen. Aber gemeldet ist gemeldet und so mache ich mich auf den Weg nach Pfungstadt, diesmal nicht mit dem Zug und Rad sondern mit dem Auto. Eine gute Entscheidung wie sich später zeigen sollte. Auch auf dem Weg wird das Wetter nicht besser und der sonst gut erkennbare Odenwald an der Bergstraße hüllt sich an diesem Morgen in dicke Wolken.

Insgesamt ist die Veranstaltung in Pfungstadt recht gut eingespielt, aber im Vergleich zu anderen Events hakt es im Ablauf doch etwas. Dafür kann der Veranstalter nur bedingt etwas, vielfach sind die Platzverhältnisse einfach sehr sehr knapp. Das führt zu einem recht strikten Zeitplan – unter anderem kann man die Rennräder erst 30 Minuten vor dem Start im Wasser einchecken, auch die Wechselzone ist entsprechend getaktet – das ist zwar verständlich aber leider einfach nur unpraktisch, da teilweise weite Wege vom Firmen-VIP-Bereich bis zum Parkplatz zurück zu legen sind. Hier wäre es besser wenn ausreichend Platz für eine kombinierte Wechselzone wie in Ladenburg (dort zieht man sich vor seinem Rad um) vorhanden wäre und man auch frühzeitig einchecken könnte. Zudem nervt die teamweise Zwangsanmeldung – so muss man auf Nachrücker warten bis man alle Räder einchecken kann. Wettkämpfer die sich gerne etwas akribischer auf den Wettkampf vorbereiten – Wechselzone optimieren und evtl. etwas Aufwärmen – sind hier etwas ausgebremst. Dazu kommen noch die Wege in die Umkleide und die fehlenden direkten Zugänge zur Wechselzone – gegen Mittag wurde hier dankenswerter Weise etwas Abhilfe geschaffen.

Pünktlich geht es um 10:45 für unser Team los. Schon vor dem Start stellt sich heraus, dass ich wohl zur Spitzengruppe beim Schwimmen gehöre. Eine Position die ich eigentlich nicht sonderlich mag. Dennoch ergibt es sich nach nicht einmal 50 Metern, dass ich ganz vorne voran schwimme, ungewohnt – aber was will man machen. Laut Zeitmessung benötige ich nur etwas mehr als 8 Minuten für die 380m und verlasse als erster das Becken. Dabei nagen Zweifel an mir ob ich mich nicht verzählt habe. In Ladenburg hatte ich das Problem nicht, dort wird anhand unterschiedlich farbiger Badekappen durch Helfer an der Bahn mitgezählt und auch angesagt wann man auf der letzten Runde ist. Auch diesmal will es mir nicht gelingen die Strecke komplett im Kraulstil zu schwimmen. Nach rund 150m ist die Luft raus und ich stelle auf Brustschwimmen um (und rechne dabei jederzeit damit überholt zu werden, was nicht passiert …). Immerhin gibt es für mich angenehme Musik im Hintergrund: Survivor und burning heart, da schwimmt es sich fast schon wie von selbst 😉

IMG_5661

Weiter gehts es zur Wechselzone – raus aus der nassen Badehose rein in Trikot, Radhelm, Brille, Handschuhe, Radlerhose und natürlich Klick-Schuhe für aufs Rennrad. Das Rennrad habe ich mir auch dieses Jahr wieder ausgeliehen. Ich fasse mal wieder den Entschluss mir endlich ein eigenes zuzulegen, auch um besser trainieren zu können. Aber egal woher das Rad kommt, nach wenigen Minuten sitze ich im Sattel, von meinen Teamleuten habe ich nur flüchtig welche ankommen sehen, als ich den Wechselbereich verlassen habe. Die Radstrecke ist eine Pendelstrecke mit einem „Rüssel“ als Zubringer und Rückkehrstrecke. Ich finde relativ fix in ein Tempo das mir behagt und von dem ich den Eindruck habe, es ausdauernd treten zu können. Im Hinterkopf habe ich dabei ständig, dass ja auch noch 4,2km Laufen vor mir liegen und die Waden dafür noch fit sein sollten. Damit das gelingt trinke ich während den 18km auf dem Rad reichlich vom eingepackten ISO-Getränk. Diesmal ist es nicht so warm, dass ich meinen Camelback dabei habe. Auch fahre ich wieder ohne Tacho, was nicht optimal ist – ein wenig mehr Kontrolle und Ansporn wäre mir lieber gewesen.
Nach rund 6km auf dem Rad wird es ungemütlich – erste Regentropfen sammeln sich auf meiner Brille – mit den schmalen Rennradreifen ist das insbesondere bei den 4 U-Turns Vorsicht und somit geringeres Tempo als sonst angesagt. Windschattenfahren wird dieses Jahr zum ersten Mal überwacht und auch geahndet – auf der Radstrecke patrolieren Kampfrichter auf dem Motorrad. Bei mir ist das nicht notwendig – irgendwie fahre ich in einer Lücke – die nächstschnelleren sind zu weit vorne und hinter mir kommt bis auf einige wenige Turbo-Fahrer auch nichts. Am Ende der ersten Runde bin ich schon gut durchfeuchtet, der Regen ist stärker geworden und umfasst nun die gesamte Radstrecke. Auch habe ich das Gefühl, der Wind würde ständig aus einer anderen Richtung kommen, und immer irgendwie von vorn. Immer wieder überholt mich Oli aus meinem Team, ich hole ihn aber auch immer wieder ein, zumindest bis zum vierten U-Turn, auf der leichten Steigung kann ich nicht mehr mithalten und lasse ihn ziehen. Auf dem Rückweg zum Schwimmbad habe ich zum ersten Mal das Gefühl wirklich Rückenwind zu haben, es läuft erstaunlich leicht trotz leichter Steigungen. Am Schwimmbad rechtzeitig aus den Klicks raus und dann das Rad den Helfern in die Hand drücken bevor es weiter geht zur Wechselzone.

Diesmal ist es nicht viel – den Helm, Brille und Handschuhe sammle ich bereits im Joggen zum Wechselplatz zusammen. Dann nur noch Schuhe tauschen und weiter gehts zu meiner eigentlichen Paradedisziplin: Laufen. Zu bewältigen sind 3 Runden durch den Wald und das Schwimmbad. Das Wetter hat absolut kein Einsehen, ganz im Gegenteil: Der Regen nimmt noch zu, die Helfer an der Strecke stehen schon im Regencape da, die meisten Sportler noch in Trikots. An der Strecke steht meine Freundin und schießt Fotos – ein kurzes „high-five“ und ich verschwinde auf die erste Runde. Bereits jetzt merke ich, dass der Boden im Schwimmbad gut durchgeweicht ist – teilweise ist die Wies schon fast rutschig. Gut, dass im Wald Schotterpiste vorherrscht, da bleibt die Traktion länger erhalten. Kurz nach dem Schwimbad sammle ich Oli wieder ein. Er entgegnet mir „du schon wieder …“ – ich kann darüber nur Schmunzeln und ziehe an ihm vorbei. Die erste Runde laufe ich recht locker und zügig, bin fast ständig dabei Läufer zu überholen. Im Schwimmbad muss man aufpassen – die Wiese ist jetzt schon richtig glitschig, der U-Turn am Rundenende säuft fast schon ab. Wie ich später erfahre legt es dort auch den einen oder anderen Läufer auf die Nase. Meine Freundin feuert mich an und macht wieder Bilder, an er Versorgung hole ich mir einen Becher Wasser zum Trinken, Abkühlung brauche ich dieses Jahr nicht – ich bin mittlerweile vollständig eingeweicht. Auch die zweite Runde kann ich flott absolvieren – einen Kommentar an das Team der Feuerwehr kann ich mir nicht verkneifen – ich überhole sie als THW-Helfer, sowas passiert im Einsatz äußerst selten. Ich nutze die Gelegenheit zum Necken … „bis ihr ankommt ist das Feuer aus ….“ und lasse ihn hinter mir. Im Bad falle ich bald selbst auf die Schnauze, die Wiese ist fast wie Schmierseife, zumindest da wo sie noch nicht zertrampelt ist und eher an die Strecke des Fischermans-Friendlaufs denn an eine normale Triathlon-Veranstaltung erinnert. Ich denke mit leichtem Schrecken an die Teams die noch bis nachmittags hier unterwegs sein werden – eher ein Traillauf den eine Fun-Veranstaltung für Firmen, wenn man es sich überlegt.

IMG_5711

Ich hole mir das zweite Rundenbändchen in gelb ab (hier hat der Veranstalter in den letzten Jahren dazu gelernt – das klappt reibungslos) und gehe auf die letzte Runde. Auch diesmal kann ich mir einen Kommentar nicht verkneifen – der Teilnehmer der evangelischen Kirche nimmt es aber mit Humor als ich ihn frage ob er seine Bestellung für gutes Wetter bei seinem Herrn zu spät eingereicht hat … kurz danach sind die Qualen vorbei und ich laufe durchs Ziel. 1:06 Minuten war ich unterwegs – nicht ganz so schnell wie in den vergangenen Jahren, aber für die Witterungsverhältnisse bin ich eigentlich ganz zufrieden, wenn auch vollständig durchnässt.

Da hilft nur eines um sich nicht zu erkälten: möglichst zügig unter die warme Dusche und trockene Bekleidung anziehen. Damit wird das Wetter etwas erträglicher, aber nach dem üblichen gemeinsamen Zusammensitzen und ein wenig Ausklingen lassen ist keinem zu Mute. Dafür ist es einfach viel zu nass und kühl. Um mich etwas aufzuwärmen gibt es noch eine Curry-Wurst mit Pommes, bevor es nach Hause geht – ins Trockene.

Fazit: Wet wet wet – dreimal nass, davon einmal gewollt und zweimal ungewollt. Insgesamt wieder eine interessante Veranstaltung, aber bei besserem Wetter macht es für alle mehr Spaß – egal ob Teilnehmer oder Zuschauer. Für die Verhältnisse kann der Veranstalter nur bedingt etwas, dennoch besteht in meinen Augen noch Luft nach oben um die Veranstaltung weiter zu verbessern – das reicht vom Check-In der Räder bis hin zur Optimierung der oftmals unnötig verschlungenen Wege und auch der sehr späten Reaktion auf die schlammigen Zustände der Laufwege mit mehreren Eimern Sand. Bleibt insgesamt zu hoffen, dass im kommenden Jahr das Wetter wieder besser ist.

Triathlon – RömerMan in Ladenburg

Wenn dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis. Was macht dann eigentlich der Ultra-Läufer, wenn ihm zu wohl wird oder er zu gut im Training steht? Genau: Er sucht sich weitere Sportarten die er mit dem Laufen kombinieren kann :-O in der Regel endet das dann beim Triathlon, also Schwimmen, Radfahren, Laufen.

Ich habe ja schon einige Triathlons über die Fitness oder auch Sprint-Distanz schon erfolgreich hinter mich gebracht. Nachdem Biel ja wegen des Hochwassers an der Elbe sprichwörtich ins Wasser gefallen war, wollte ich meine antrainierte Kondition ja nicht einfach verpuffen lassen. Also habe ich mich kurzfristig beim Triathlon in Ladenburg angemeldet – die Starterliste war schon lange voll, aber kurzfristige Absagen beim Fitness-Triathlon werden am Vorabend wieder neu vergeben – zwar ist die Nachmeldegbühr mit 41 EUR kein Pappenstil, aber ich weiß ja auch was für die Sportler und auch die Helfer geboten wird. Interessanter Weise habe ich doch tatsächlich auch noch eine Startnummer bei mir aus dem Verein abgegriffen, wenn wir das gewusst hätten wäre es günstiger gegangen – Ummelden geht für nur 15 EUR.

Um so erstaunter war ich dann wer noch alles in meiner Startergruppe am frühen Samstag Morgen auftauchte – jede Menge Leute aus meiner Laufgruppe, inklusive unseres Trainers. Da war ich ja in guter Gesellschaft, wobei die alle deutlich mehr Triathlon-Erfahrung vorzuweisen hatten als ich, und vor allem mehr Training. Vor allem das Rennradfahren hatte ich mal wieder null geübt und mir sogar erst am Freitag sehr kurzfristig wieder mal ein Rennrad ausgeborgt.

Aber egal – jetzt gab es kein Zurück mehr, alles hinpacken in der Wechselzone, damit es beim Umziehen möglichst schnell geht. Einige Erfahrung habe ich ja auch schon: Also Schuhe auf, Socken sind überflüssig und alles in passender Reihenfolge hinlegen, damit es fluppt.

Dann gehts auf ins Schwimmbad – Start über die 500m um 10:20h Zeitlimit 19 Minuten. Ich reihe mich etwas weiter hinten ein, plane etwas um die 15 Minuten. Wie sich herausstellt habe ich viel zu tief gestapelt und kann trotz nur 3 Bahnen Kraulstil (also 150m) und den Rest im Bruststil zügig mithalten und noch einige meiner Leute überholen. Ein wenig quäle ich mich schon, aber irgendwann sind die 10 Bahnen geschafft und ich stemme mich aus dem Wasser. Weiter gehts zur Wechselzone: Erst mal ein wenig trockenlaufen und die Badekappe vom Kopf ziehen. So komme ich halbwegs vorgetrockent an mein Rad. Flugs die Radhose an, Trikot überstreifen, Helm auf, Sonnenbrille, Startnummer um die Hüfte. Bei den Schuhen fürs Rad habe ich Probleme, die Sohle rutscht mit und kräuselt sich, egal muss irgendwie gehen und ja nur 25km halten. Kurzentschlossen, da ich ohnehin schon Durst habe und an der Strecke fürs Rad keine Versorgung angeboten wird, packe ich mir noch meinen 2l Camel-Back auf den Rücken, gefüllt mit ganz schwach angesetztem Iso-Drink.

Erst schieben dann gehts rauf aufs Rad, wobei ich es nicht mehr schaffe mir die Gurte des Camelbacks noch sauber zu schließen, aber er liegt auch so ganz gut. Zu fahren sind drei Runden durch die Felder bei Ladenburg, eine sehr schöne Gegend, leider mit einigen recht engen Kurven. Am Rad habe ich leider keinen Tacho, also verlasse ich mich auf mein Gefühl und meine Kondition, ich trete so, dass ich zügig voran komme aber auch nicht das latente Gefühl habe am oberen Limit zu sein. Die erste Runde zieht sich mangels Ortskenntnis noch ein wenig, aber meine Vereinskameraden tauchen auch nicht auf – an der Wechselzone waren noch alle ihre Räder da … also kann ich schon mal gar nicht so langsam unterwegs sein. Es gibt einige wenige sehr kleine Steigungen, ich mahne mich jedesmal sie nicht auf Biegen und Brechen aus der Muskelkraft sondern doch einfach einen Gang runter zu schalten. Die zweite Runde vergeht wie im Flug, in einer Kurve nimmt mein Vordermann die Außenbahn etwas zu weit, kann sich aber noch im Seitenstreifen abfangen. Absolute Schocksekunden bei der Geschwindigkeit. Der Camelback auf dem Rücken stört mich überhaupt nicht, ganz im Gegenteil: Auf den langen Geraden kann ich in aller Ruhe Flüssigkeit in größeren Mengen zuführen, über die drei Runden wird der Rucksack somit immer leichter am Ende ist er fast leer – besser gehts nicht und für die nächste Veranstaltung kommt das auf die Liste – nicht mehr ohne.

Und schon gehts nach der dritten Runde rechts ab in die Wechselzone, diesmal sind noch alle Räder meiner Kollegen im Einsatz auf der 23km langen Strecke, die nun hinter mir liegt. Mit Schwung das Rad eingehängt, die Radschuhe aus, den Camelback weg und durch den Laufgürtel ersetzt, und natürlich die Laufschuhe an (ohne Socken….). So gehe ich auf die letzte Etappe: 5km Laufen liegen noch vor mir. An der Strecke helfen einige andere Vereinkameraden als Streckenposten aus, das gibt zusätzliche Anfeuerungsrufe. Nach einer Runde um das Baseballfeld und die Tennisplätze geht es ins Grüne in Richtung Stadtpark – der größte Teil der Strecke wird im Gegenverkehr gelaufen. Ehe ich es mich versehe komme ich an den verschiedenen Stationen vorbei an denen ich die letzten Jahre als Helfer eingesetzt war. Schon geht es runter vom Damm in den Stadtpark. Kilometer 2 liegt hinter mir, noch drei die vor mir liegen. Ich gebe noch ein wenig Gas, auch wenn es aus dem Park heraus natürlich wieder etwas bergauf geht. Auf dem Damm ist es dann schon wieder recht flach und vor allem auch etwas schattig. Ich vermute meine Kameraden irgendwo hinter mir auf der Schleife, aber kurz vor Kilometer drei kommen sie mir erst entgegen – ich bin etwas erstaunt, aber natürlich mache ich deshalb nicht langsamer. Nach der Wasserstation, kippe ich mir einen Becher Wasser zur Kühlung über bevor es durch die Sonne geht. Am nächsten Streckenposten steht mein Laufkamerad Andreas und macht fleißig Fotos. Mal sehen was da drauß wird. Noch 1,5 Kilometer und einige Wellen im Profil liegen vor mir, aber ehe ich es mich versehe laufe ich schon wieder über die Brücke vor dem Stadion und weitere in Richtung Tennisplätze. Noch die „Ehrenrunde“ ums Baseball-Feld und dann kommt schon der Einlauf ins Stadion. Geschafft.

Im Zielbereich gibts Wassermelone, Getränke aller Art und das Finisher-Shirt samt dem Sponsoren-Geschenk: Ein Sack Kartoffeln um die Energiedepots hinterher wieder aufzufüllen. Die Massage lasse ich aus. Soweit ist alles gut gelaufen, am Ende des Tages bin ich noch 98er im männlichen Gesamteinlauf, einige Tage und Korrekturen später rutsche ich dann auf den 100sten  zurück. Aber auch egal. In der Alterklasse reicht es mit der Gesamtzeit von 1:22:09 für den 9. Platz, da verändert sich auch nichts mehr.

Fazit: Abwechslung hat etwas für sich, mal sehen ob ich den Triathlon nächstes Jahr wieder mit ins Programm nehme – bis dahin dann aber mit einem eigenen Rennrad. Wobei ich momentan nicht wüsste wo ich noch Trainingszeit hernehmen soll – ist doch schon so viel Lauftraining im Plan.

 

Wallensteinlauf in Altdorf bei Nürnberg

Nach einigen stressigen Ereignissen der letzten Wochen war ich ja echt erholungsbedürftig – gut das ich schon seit dem Weltkulturerbelauf in Bamberg im Mai meinen Lauffreunden aus Nürnberg versprochen hatte am Wallenstein-Halbmarathon in Altdorf teilzunehmen. Die Veranstaltung an sich kannte ich ja bereits, allerdings vor zwei Jahren nur als Zuschauer, am Vortag war damals der Altmühlseelauf über die Bühne gegangen und an ein „doppeltes Lottchen“ (also aus 2x Halbmarathon in zwei Tagen ein Marathon-Wochenende zu machen) hatte ich damals keine Lust und war viel zu ausgepowert, daher damals nur Bilder vom Zieleinlauf.

Nun denn, einer der Stresspunkte beschäftigte mich erst mal doch noch: Eigentlich hatte ich ein gemeinsames Wochenende mit meiner Freundin geplant, aber da das mal wieder auf Eis liegt (welches mächtig Risse hat), war ich alleine unterwegs. In Stadtteil Kornburg, in dem meine vertraute Herberge liegt war Kerwe – nicht schlecht, dann kann  man gleich am Freitag Abend mit dem Carbo-Loading beginnen.

Den geplanten Besuch des Tierparks habe ich mir nicht nehmen lassen. Immerhin war ich jetzt schon so häufig in Nürnberg, und hatte sogar jeweils ein Semester im Sommer und Winter Zeit den Park zu besichtigen und hatte es nicht geschafft. Mit Helga und Heinreich als kompetente Führer war der Samstag sehr kurzweilig. Der Park ist sehr schön angelegt und man könnte darin wohl auch locker verschiedene Läufe mit reichlich Höhenmetern machen, ohne das es langweilig würde. So groß hatte ich ihn mir dann doch nicht vorgestellt. Aber ich weiß jetzt, dass ein Besuch definitiv auch ein weiteres Mal lohnt.

Abends ging es dann noch zur Startnummern-Ausgabe und Nudelparty. Ein zusätzliches Highlight waren die Kinder-Läufe über 400 und 1000m – einfach drollig anzuschauen und die Athleten von morgen zu bestaunen. Das kostenlose Nudelangebot wurde von allen Anwesenden Läufern und Begleitern mit viel Begeisterung angenommen – beinahe wären den Veranstaltern die Nudel und die Sauce ausgegangen. Zwischenzeitlich bildete sogar eine recht eindrucksvolle Schlange vor der Nudelausgabe. Klar, so einen Service gibt es eben nicht bei allen Läufen.

All zu lange sind wir denn auch nicht mehr geblieben, denn der Lauf startet sehr früh: Bereits um 8:00h in der Frühe ist der Start. Also nix wie morgens raus aus den Federn, Sachen packen und los gehts. Nachts hatte ich noch überlegt wie ich den Lauf angehen will – das Höhenprofil versprach einige Abwechslung – also nur nicht frühzeitig das Pulver verschießen. Außerdem wollte ich diesen Landschaftslauf ja bewusst zur Erholung machen, daher habe ich meine Ambitionen deutlich nach unten geschraubt und mir irgendetwas unter 2h vorgenommen, wenn es gut läuft sollten es unter 1:45 werden. Für mich sehr ungewohnt nicht mit einer neuen Bestzeit als Ziel in einen Lauf zu gehen. Ausgerechnet hatte ich mir Kilometerzeiten von 5:10 bis 5:30 min/km – irgendwo der Preisklasse, erfahrungsgemäß kann ich bei diesem Tempo entspannt laufen.

Fast schon überpünktlich krachte der Startschuss und die rund 300 Läufer setzten sich in Bewegung. In einigen Kurven und mit ersten Höhenmetern garniert geht es durch Altdorf. Bereits nach einem Kilometer merke ich, dass ich die Streckenbeschreibung wohl verkehrt herum interpretiert habe, zumindest was die Strecke nach einem kurzen gemeinsamen Stück auf das Stadttor betrifft. Aber halb so wild – wie rum man das nun läuft ist ja eigentlich egal und die Versorgungsstationen kommen eben dann etwas anders. Versorgung, ein gutes Stichwort: Es war schon beim Start angenehm warm – gut dass ich genügend Wasser am Mann mit mir herum trage. So konnte ich bereits lange vor der ersten Versorgung mal etwas „Schmiermittel“ nachtanken. Das war auch bitter nötig, denn die Kilometerzeiten waren alles andere als die geplanten „etwas mehr als 5 Minuten pro Kilometer“ … Der erste Kilometer flog an mir mit 4:06 Minuten vorbei … und auch die nächsten wurde es nur sehr allmählich besser. Andererseits bot sich die Strecke auch wirklich an: In Serpentinen ging es die ganze Zeit eigentlich stetig bergab, mal mehr mal weniger. Schmerzlich rief ich mir das Diagramm der Höhenmeter in den Kopf: Da war irgendwo ein großer Anstieg mit dabei und so viel wie wir bergab unterwegs waren würde der wohl richtig kräftig ausfallen. Irgendwo ziemlich in der Mitte wusste ich noch.

Mit Kilometer 5 klappte es dann auch mal endlich im Zielzeitfenster zu landen – ein wenig mehr als 5 Minuten bei ganz leicht ansteigendem Kurs. Insgesamt eine wirklich schöne Landschaft – mit der gefundenen Geschwindigkeit kann ich mich nun auch dieser ausführlicher widmen. Es geht durch Wälder und Auen, durch verschiedene Ortschaften und überall ist trotz der frühen Uhrzeit richtig Stimmung an der Strecke. In Schleifmühle biegt der 12km Lauf ab, für die Halbmarathonis geht gerade aus weiter durch die schöne Landschaft. Immer wieder gibt es kleiner Anstiege zu bewältigen und ich mahne mich zur Vorsicht, die nur nicht hochzuspurten.

Die Strecke quert die A3 unter einer Autobahnbrücke und danach geht es richtig kräftig bergauf, Kilometer 9 ist erreicht. Ich denke darüber nach ob das jetzt alles an Steigungen war oder nicht und bleibe weiter vorsichtig – insgemein stecke ich mir einen Marker bei Kilometer 15 – danach dürfte es nach meiner Erinnerung keine größeren Steigungen mehr geben. In Pühlheim steht wieder eine Versorgungsstation, genau richtig am Ende der Steigung – ich packe mir zwei Becher Wasser und kippe mir einen gleich mal über. Auf den sonnigen Abschnitten der Strecke ist es fast schon unangenehm heiß: Erinnerungen an die Strecke der Ulmer Laufnacht zwischen Kilometer 70 und 75 kommen hoch – dort ist es gefühlt auch immer unerträglich war (es sei denn es regnet). In sanftem Bogen geht es nun weiter gen Hegnenberg, ein kleines Waldstück beschattet die nächste Steigung zumindest zu Beginn, das macht sie erträglicher. Aus dem Wald heraus geht es den Berg hoch – der Name des Ortes ist Programm. Die Streckenführung erinnert mich unwillkürlich an den Kunzenbach am Kalten Herrgott, eine meiner häufigen Trainingsetappen im Odenwald.

Ab der Ortsmitte geht es dann langgezogen bergab, auch nicht ganz einfach zu laufen, länger Phasen bergab muss man auch ein wenig trainieren. Wieder unterqueren wir die Autobahn, der Wald drum herum spendet etwas Schatten bevor man in der Ferne schon Altdorf sehen kann. Nun geht es entlang der Landstraße durch die Sonne, ich schwitze fürchterlich, aber die Landschaft verliert dadurch keinenfalls ihren Reiz. Auch meine Kilometerzeiten sind jetzt absolut im Soll – in den Steigungsstrecken hatte ich zwischenzeitlich mal etwas mehr als 5:30, aber ein wenig Reserve habe ich mir ja heraus gearbeitet mit den Sprint-Kilometern zu Beginn.  Mittlerweile sind 15km geschafft – die Steigungen liegen also alle hinter mir. Nun liegt noch eine kleine Schleife durch den Wald vor mir, einige etwas in die Länge gezogene Anstiege gilt es noch zu bewältigen, aber mit Kilometer 16 verlasse ich den kühlen Wald und stehe schon direkt in Altdorf. Jetzt ist es ja auch nicht mehr weit bis ins Ziel.

Am Ortseingang stehen jede Menge Leute im Vorgarten – es gibt einen Kommentar zur Hitze und ich entgegne: „Wo ist der Gartenschlauch?“ – wie ich auf den Bildern der Veranstalter später sehen kann, wurde das doch prompt als Verbesserung umgesetzt. Die Dusche am Wegesrand ist eine tolle Sache, die ich aus Bamberg kenne und nicht mehr missen möchte wenn es mal wieder heiß wird. Nun liegt die Altstadt von Altdorf vor mir, wie für mittelalterliche Städte üblich liegt sie etwas erhöht. Die Kilometer bis zum unteren Stadttor ziehen sich etwas hin, denn es geht schnurgerade stetig aufwärts. Im Stadtkern wird es besser, dort ist das Altstadtfest und die ersten Buden rüsten sich für den Ansturm, dazu etwas Musik die mich die Steigung zum oberen Stadttor förmlich hinauf trägt.

Noch etwas mehr als zwei Kilometer – und noch immer geht es ein klein wenig bergauf – die Straßen in der Stadt sind schon gut aufgeheizt, das Laufen fällt langsam etwas schwerer bei der Hitze. Aber jetzt lasse ich nicht mehr locker. Auf die Uhr habe ich schon gar nicht mehr groß geschaut. Prompt verpasse ich auch irgendwie das Schild für den Kilometer 20, aber die Umgebung wird langsam vertraut, weit ist es nicht mehr bis zur Mittelschule. Dankenswerter Weise führt die Strecke dann zur Schule hin auch noch mal etwas bergab und ich kann nochmals Läufer einsammeln bevor es auf die Ehrenrunde ins Stadion geht. Ziel erreicht und das in 1:42 irgendwas – also ist doch alles ok.

Noch kurz etwas warten und sich an der reichlichen Verpflegung laben: Obst in jeder erdenklichen Form, Wasser, ISO – was das Herz begehrt. Dann zum Duschen und zur Massage, erstaunlicherweise habe ich nur in den Waden Probleme, nicht jedoch wie ich gedacht hätte in den Oberschenkeln. Zur Siegerehrung gibt es dann noch ein reichhaltiges Kuchenbuffet, dazu bavarian Iso-Drink in Form von alkoholfreiem Weizenbier.

Fazit: Ein sehr schöner Lauf, der kommt auf die Liste für nächstes Jahr 😉

Wie man keine 100km in Biel läuft … – Fluthelfereinsatz an der Elbe

Es hat dieses Jahr nicht sein sollen. Lange habe ich mich auf den 100km Lauf in Biel vorbereitet, Startgebühr überwiesen, Hütte mit den Kollegen gebucht und sogar schon alles gepackt gehabt.

Aber am Mittwoch (einen Tag vor der Abfahrt nach Biel) kam der Einsatzbefehl vom THW nach Dresden zur Hilfe in den überfluteten Gebieten. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber da ich immer der Meinung bin, man sollte nicht nur an sich denken sondern auch der Gesellschaft etwas zurück geben, habe ich kurzerhand Biel gecancelt. Ärgerlich wegen der Gebühren, aber ich hätte auch krank werden können – dann wäre es auch Essig gewesen.

Daher gibt es jetzt auch keinen Bericht über den Lauf in Biel, allenfalls eine Absichtserklärung: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und der Lauf findet jedes Jahr statt. Je nachdem wie es ausgeht könnte ich mir ja sogar ein Doppel vorstellen: Ulm und Biel in einem Jahr. Mal sehen was sich so ergibt.

Der Einsatz in Dresden war um so ereignisreicher und eine Erfahrung die ich auf keinen Fall missen möchte. Die Freundlichkeit der Menschen wenn man kommt und helfen kann. Vor Ort war ich als Kraftfahrer und Maschinist für unsere Großpumpe mit 5000l/Minute. In 10 Tagen hatten wir drei Einsatzstellen in Dresden und dem Umland zu bewältigen. Aufgrund der großen Wassermassen haben wir an jedem Einsatzort mehrere Tage gepumpt.

Angefangen haben wir in Cossebaude am Pumpwerk. Dieses konnte die Wassermassen nicht mehr bewältigen und hatte sich abgeschaltet. Mit viel Mühe konnten wir den Pegel über Nacht halten, nachdem der Scheitel der Elbe durch war, gab es dann auch sichtbare Erfolge. Schon am nächsten Tag konnte das Pumpwerk wieder in Betrieb gehen, und den Pegel somit nochmals rapide senken. Ein Dank auch hier an alle freiwilligen Helfer und die Bevölkerung die mit uns gegen die Flut gekämpft haben. Eine derartig gute Verpflegung habe ich noch nicht erlebt. Von Salat bis Schnittchen war für jeden etwas dabei.

Der Abbau verlief denn auch recht zügig, auch wenn wir kurzzeitig dachten, wir könnten gerade wieder alles aufbauen, als ein sehr ergiebiger Platzregen niederging. Mitten in dem Gewirr sollte ich dann auch noch mit einem unbekannten Gespann rückwärts fahren – nachdem der Regen etwas nachgelassen hatte habe ich es immerhin geradeaus rückwärts hinbekommen. Aber um die Kurve muss ich wohl mal wieder üben.

Die nächste Einsatzstelle war schon ausgemacht: In Pillnitz war eine Senke im Ortskern vollgelaufen und damit natürlich auch die umliegenden Keller und Geschäfte. Ein Abpumpen in die Kanalisation war nicht möglich und der Weg bis an die Elbe mit fast 500m sehr weit. Daher haben wir den Schlosspark dort kurzerhand als natürliches Puffer-Becken genutzt und mit einer Hannibal-Pumpe und der Börger-Pumpe gearbeitet. Auch hier war die Versorgungslage wieder spitze. Von Spaghetti bis Broiler (Brathähnchen) – sehr lecker. Es war auch das erste Mal, dass ich den Unimog so richtig zu schätzen gelernt habe: Klein, wendig und unheimlich kraftvoll. Im Laufe des Einsatzes haben wir dann noch einen Pumpensumpf in der historischen Parkanlage ausgehoben, die Wiese wird es überleben … Zudem haben wir mehrere Goldfische gerettet und wieder an die Besitzer übergeben können.

Nun gab es erst einmal einen Tag Einsatzpause im OV Dresden, den wir ausgiebig genutzt haben um unser Material wieder auf Vordermann zu bringen, Betriebsstoffe aufzufüllen und den Helfern etwas Erholung zu gönnen. Naja für meinen Geschmack etwas viel der Erholung, aber ok muss auch mal sein.

Am Folgetag gab es einen neuen Einsatz, wieder in Cossebaude bzw. dem benachbarten Gohlis. Diesen Ort hat es wieder besonders schlimm erwischt, die Häuser standen teilweise bis ins 1. OG im Wasser. Erste Aufgabe war das Abpumpen eines Tümpels der sich in einer alten Schutthalde gebildet hatte und dessen Druckwasser in den umliegenden Kellern aus den Wänden quoll. Mit jedem Zentimeter den der Pegel sank nahm das Plätschern dort ab und auch die angrenzenden Gartenflächen wurden wieder sichtbar. Ein toller Erfolg, und ich wechselte als Spezialist in die Nachtschicht.

Die letzte Einsatzstelle bildete dann Gohlis selbst. Dort setzten wir alle Pumpen ein, die uns irgendwie zur Verfügung standen – durch eine Lücke im Deich war der Ort überflutet worden, nur stand das Wasser nun hinter dem Deich und musste da wieder raus. Insgesamt waren wir mit rund 70 Kubikmeter/Minute am Werk, mit der Unterstützung des schrittweise wieder anlaufenden Pumpwerke ging der Pegel auch hier schnell zurück. Abschließend kümmerten wir uns noch um eine relativ große Fläche die als tiefsten Punkt dankenswerter Weise eine Baugrube hatte. Leider war der Katastrophenalarm aufgehoben und wir mussten den Einsatz an die Feuerwehr übergeben. Sehr zum Unverständnis einiger Helfer und auch der Anwohner. Aber was will man machen.

Weitere Einsatzbefehle gab es dann leider nicht mehr, und so traten wir den Rückweg über Bad Hersfeld nach Lampertheim an. Nach 12 Tagen wieder nach Hause zu kommen ist schon ein tolles Gefühl (auch wenn mir die Ohren vom Unimogfahren doch immer noch klingelten).

 

Turnfest-Howto

Wie bereits angekündigt will ich hier etwas ausführlicher die Erfahrugen meinerseits bezüglich des Turnfests und der damit verbundenen Organisation der Übernachtungen in Schulen beschreiben. Ziel ist es, für andere Menschen – die z.B. das kommende Turnfest in Berlin 2017 oder eine ähnliche Veranstaltung betreuen wollen einige Fallstricke aufzuzeigen und die sogenannten best-practices weiter zu geben. Es reicht wenn Fehler einmal passieren, beim nächsten Mal bitte ein paar neue, damit es nicht langweilig wirde 😉

Lange vor dem Turnfest (ca. 1 Jahr vorher): Die ersten Anfragen gehen an die Vereine – bereits muss sich ein Verein entscheiden ob er eine Schulbetreuung übernehmen will und welche Schule es denn sein soll. Bei der Auswahl kommen verschiedene Kriterien in Frage: Nähe zum Verein, persönliche Beziehungen, Kontaktpersonen in der Schulleitung etc. Wichtig ist auch abzuschätzen: Kann der Verein die angepeilte Schule überhaupt alleine betreuen oder ist ggf. eine Kooperation mit anderen Vereinen notwendig? Die DJK-Feudenheim hat etwas mehr als 1000 Mitglieder, damit haben wir die Feudenheimschule mit rund 600 zu erwartenden Übernachtungsgästen stemmen können. Für kleinere Vereine empfiehlt es sich ggf. auch kleinere Schulen zu übernehmen – nichts ist frustrierender wenn am Ende zu wenige Helfer zu viele Schichten stemmen müssen.

ca. 9 Monate vor dem Turnfest wird es langsam ernster: Bereits jetzt sollten die Termine wie Anreisewellen, Abreisewellen und besondere Ereignisse feststehen. Anhand derer kann man einen Schichtplan aufstellen und den Personalbedarf ganz grob abschätzen. Wichtig ist hierbei: Es sollten pro Schicht mindestens 2, besser 3 Personen anwesend sein. Zu den Terminen mit hoher Fluktuation und den Frühschichten sollten jeweils mehr Personen eingeplant werden (pro 100 Übernachter sind ca. 3-4 Helfer alleine mit der Ausgabe des Frühstücks beschäftigt). Für die DJK hat es sich bewährt die Frühstücksschicht seperat neben der Aufsichtsschicht laufen zu lassen. Dies hatte jedoch auch den Hintergrund, dass eine Kooperation zweier benachbarter Schulen mit jeweils unzureichender Turnhallen-Kapazität realisiert werden konnte: Die Übernachtungsgäste wurden gemeinsam in der Kulturhalle Feudenheim (einem Veranstaltungszentrum) mit Frühstück versorgt. Diese Situation ist sicherlich seltenst gegeben, aber bei benachbarten Schulen ist eine Kooperation immer eine lohnende Überlegung.

Ebenfalls im gleichen Zeitraum haben wir begonnen einen Arbeitskreis (bei uns Organisations-Team, kurz OT genannt) zu bilden. In diesem Team sind die besonders engagierten Helfer vertreten. Aus diesem Team wird der Hauptverantwortliche/die Hauptverantwortliche/die Hauptverantwortlichen bestimmt. Beim Turnfest 2013 wurde hierbei von Quatier-Managern gesprochen. Angesichts der Größe des Projekts haben wir vier Hauptverantwortliche bestimmt: zwei für das Frühstück und zwei für die eigentliche Schulbetreuung. Unser Team bestand am Ende aus rund 10 engagierten Helfern. Wichtig hierbei ist, dass bestimmte Personen bestimmte Aufgabenbereiche vollständig übernehmen (z.B. Versorgung mit Abendverpflegung und Getränken, Sanitär, Aufbau/Abbau, IT). Ebenso darf es aber auch Universalisten geben, die den anderen Teammitgliedern je nach Bedarf zu Hand gehen. Natürlich sollten sich die Team-Mitglieder auch untereinander regelmäßig abstimmen. In den letzten 5 Monaten vor dem Turnfest gab es hierzu monatliche Treffen, zudem eine rege e-mail-Kommunikation.

Ein ganz entscheidender Schritt ist der erste Kontakt zu den Verantwortlichen der Schule im Schulbetrieb – hierbei gibt es dank Föderalismus in Deutschland gleich zwei grundlegende Parteien: Den Hausmeister (oder auch mehrere), diese werden vom Schulträger (also der Stadt Mannheim bezahlt) und auf die pädagogische Seite, diese wird vom Land (also Baden-Württemberg) bezahlt. Die beiden Parteien müssen schon im Alltag miteinander auskommen und kommunizieren was nicht immer leicht ist und immer wieder Zuständigkeits-Zündstoff birgt. Eine zusätzliche Nutzung der Schule in den Ferien ist daher besonders gut vorzubereiten und es gilt alle Beteiligten in ein Boot zu holen. In unserem Fall gab es eine zusätzliche Herausforderung: 3 Schulen, also drei Rektoren und ob der Schulgröße auch zwei Hausmeister. Aber die frühzeitige Kontaktaufnahme hat sich ausgezahlt. In enger Abstimmung und zur Zufriedenheit aller hatten wir recht flott einen Konsens welche Räume generell nutzbar sind und welche Zugänge zum Gebäude bestehen. Auch wichtig bei solchen Treffen: Gleich Notizen machen und im Team abstimmen welche Chancen man für bestimmte Ideen sieht. In unserem Fall war recht schnell klar: Der einzige nutzbare Klassenraum im Keller sollte nach Möglichkeit nicht genutzt werden. Ferner hatten wir einen Reserve-Raum im Obergeschoss eingeplant, der generell nutzbar wäre, aber in der Planung erst einmal unberücksichtigt blieb. Dieser sollte notfalls als Lager/Rückzugsraum für das Team vor Ort genutzt werden (man möchte doch evtl. mal 10 Minuten Ruhe haben um etwas zu essen oder kurz zu verschnaufen), außerdem bietet ein voller Raum Reserve immer die Möglichkeit auf unvorhergesehenes reagieren zu können.

Ein ganz kritischer Punkt ist die Lage der „Einsatzzentrale“ in der alle Fäden zusammen laufen. Beim Turnfest haben wir das weniger streng organisatorisch mit Info-Point oder Rezeption umschrieben. Je nach Bauart der Schule gibt es ggf. mehrere Möglichkeiten einen derartig zentralen Punkt aufzubauen. Wichtig ist, dass er möglichst in der Nähe des Eingangs ist, vorzugsweise direkt dahinter oder mindestens in Blickweite.  So sinkt der Personal- und Abstimmungsbedarf bei der Einlass-Kontrolle. Bewährt hat es sich eines der größeren Treppenhäuser im Erdgeschoss zu nutzen – hier muss man aber sicherlich von Schule zu Schule entscheiden was günstig ist. Als ungemein praktisch hat es sich ergeben, dass direkt hinter dem Tresen ein kleiner Raum vorhanden war, der normalerweise nicht als Klassenzimmer genutzt wird, diesen konnten wir dann für die weitere Technik und Logistik verwenden und hatten dennoch alles in kurzer Entfernung griffbereit.

Ebenso hilfreich ist es beim Rundgang mit dem Hausmeister diverse Fragen zur Infrastruktur zu klären: Lage der Notausgänge und Ausstattung mit Panikschlössern? Wasser-Versorgung mit Warmwasser (zum Spülen fürs Frühstück oder auch für sonstige Dinge mal eben schnell zu reinigen)? Hausanschluss und Notfall-Maßnahmen (Heizungsnotschalter, Gasanschluss, Elektroanschluss, Sicherungskästen)? Drehstromsteckdosen für etwas potentere Verbraucher (z.B. Kühlanhänger, Backofen, etc.) – vor allem: Dimensionierung (16A, 32A, 63A, 125A) – dementsprechend bedarf es ggf. Adaptern (bitte eine Elektrofachkraft fragen wenn man sich nicht sicher ist – es gibt die abenteuerlichsten Adapter und nicht jeder ist zulässig, je nach Bedarf kann es auch zweckmäßig sein einen Kleinverteiler für den Baustellenbetrieb zu leihen oder gar zu kaufen) – nicht erschrecken: Viele Schulen sind äußerst dürftig mit Drehstromdosen ausgestattet – wir hatten nur in einem Fachraum Zugriff auf einen derartigen Anschluss, dafür immerhin in der 32A-Ausführung. Auf im Privatbereich übliche Lösungen wie eine Drehstromdose in Nähe des Hausanschlusses sollte man nicht immer hoffen. Gut sind ggf. auch Werkräume mit Werkzeugmaschinen oder Brennöfen. Die IT-Infrastruktur darf man in aller Regel nicht nutzen, was zwar ärgerlich ist aber auch Sicherheitsgründen auch nachvollziehbar. Hier muss man sich ggf. vorab mit einem UMTS-Router versorgen. Ein Internet-Anschluss hat sich als sehr praktisch für die verschiedensten Anfragen erwiesen – vom ÖPNV angefangen bis hin zu örtlichen Sehenswürdigkeiten mit deren Öffnungszeiten.

Beim Turnfest in Mannheim war die Frühstücksversorgung durch die Veranstalter und das Unternehmen „Kommando Verpflegung“ organisiert. Über diese Konstellation musste man für die Ausgabe nur noch Helfer und Räumlichkeiten stellen. Kaffee-Maschinen, Ausgabe-Besteck und weitere Küchenausstattung wurde gestellt. Ein wenig Lager sollte man vorsehen, denn die haltbaren Lebensmittel wie H-Milch, Kaffeepulver, Müsli und einiges mehr werden bereits am Anreisetag angeliefert. Das sollte die ganze Woche reichen, also mit ein wenig Augenmaß ausgehen. Frische Ware wird in der Nacht angeliefert – in Kühlboxen mit Kühlakkus. Diese Lebensmittel müssen am gleichen Tag ausgegeben werden, wenn keine Kühlmöglichkeit vorhanden ist. Hier muss man schauen wie es anläuft. Ein Kühlschrank in der Hinterhand erspart das Wegwerfen von Lebensmitteln, ersetzt aber nicht die möglichst exakte Rückmeldung wie viel benötigt wird.

Die Abendverpflegung bzw. auch Tagesversorgung war den Vereinen offen gelassen worden. Wer möchte kann Angebote machen, es muss aber nicht gemacht werden. Wer knapp bei Helfern ist, sollte sich die Aktion daher gründlich überlegen. Anfänglich haben wir mit verschiedenen Aktionen jeweils am Abend geplant: Würstchen mit Brötchen, Wurstsalat mit Brot, Fleischkäse im Brötchen. Alles eher kleine Mahlzeiten, die aber auch sättigen können (ggf. muss man eben zwei Portionen essen). Dieses Konzept ist leider nicht so ganz aufgegangen wie wir im Nachhinein festhalten müssen. Besser ist es, wenn man eine kleine Auswahl über den gesamten Tag anbietet. Mit Fleischkäsebrötchen, Bockwurst und auch belegten Brötchen kann man das recht gut machen – einen kleinen Vorrat bereit halten, nicht alles auf einmal zubereiten. Erfahrungsgemäß ist auch keiner der Gäste ungehalten, wenn es mal eben 5 Minuten dauert bis die Wurst im Wasser warm ist. Die Brötchen haben wir immer on-the-fly frisch belegt. Hier kann man ggf. auch der Lebensmittelvernichtung vom Frühstück entgegen wirken. Es bleiben immer einige Brötchen und Belag übrig – natürlich nur wenn für die verderblichen Lebensmittel ein Kühlschrank vorhanden ist. Der Wurstsalat ist deutlich kritischer – hier muss man ggf. sehen ob man nur eine begrenzte Menge vorhält, wenn der verkauft ist, ist eben Schluss. Selbstverständlich bietet es sich auch an, den Tag über „Süßkram“ und „Snacks“ anzubieten: Riegelware wie Mars, Snickers, Bounty, Chips, Knoppers und Co sind kein Fehler und heben die Stimmung bei den Gästen.

Wo gegessen wird, darf auch die Getränkeversorgung nicht fehlen. Entgegen unserer Planung liegen bei den Sportlern nicht gerade die Softdrinks und Wasser hoch im Kurs, nein vielmehr steht vielen beim Turnfest der Sinn nach einem gekühlten Kulturgetränk des Abendlandes, auch bekannt als Hopfenkaltschale oder schlicht und einfach Bier. Alkoholfreies Bier kommt fast nicht an, einige Kästen bereit zu halten ist aber kein Fehler, auch Radler kam recht gut an. Bier an sich sollte man reichhaltig vorhalten, auch wenn das im ersten Moment komisch klingt. Mit Weinschorle oder einen Weißwein kann man verschiedenen Gästen auch eine Freude bereiten. Erstaunlicherweise sind wir fast zwei Kisten Wein losgeworden. Bei der Ausgabe aller Getränke kann man es sich auf dem Turnfest leicht machen: Es gibt alles nur in Flaschen, Ausschank ist mit Müll und deutlichem Mehraufwand verbunden. Die Teilnehmer haben ohnehin für das Frühstück eine Tasse oder einen Becher dabei, für alle Fälle hatten wir noch einen Schwung Plastikbecher zum Mitgeben. Nachmittags wurde auch das Angebot eines Kaffees (in die eigene Tasse des Teilnehmers)  recht gut angenommen – praktisch wenn man ihn ohnehin für die Mannschaft der Nachtschichten bereit hält. Sekt als Krönung oder zum Feiern am Ende des Festes ist auch eine Überlegung wert.

Die Essens und Getränkeversorgung stellt ihre ganz eigenen Anforderungen an die Infrastruktur: Kühlschränke sind unabdingbar, besonders für die Getränke sollte man ein ausreichendes Volumen vorsehen. Wir hatten einen Getränkelieferanten, der uns freundlicherweise auch eine Kühlanhänger zur Verfügung gestellt hat. Das macht die Logistik etwas leichter, aber für den direkten Zugriff eignet sich ein solcher Anhänger in der Regel nicht. Sofern das Wetter mitspielt sollte man ein Angebot auf dem Schulhof für die Abendstunden bereit halten – ggf. nur zu den Stoßzeiten mit Ausgabe, ansonsten Ausgabe am Info-Point. Bei uns hat leider das Wetter überhaupt nicht mitgespielt, daher haben wir fast alles über den Infopoint abgewickelt. Ein Aufenthaltsraum für die Gäste (möglichst etwas abgesetzt von den Übernachtungsräumen, z.B. im Untergeschoss) ist für solche Fälle sehr hilfreich.

Mit all diesen Vorbereitungen kann das Turnfest dann eigentlich kommen. Gerade für die Anreisewellen empfiehlt es sich etwas mehr Personal vorzusehen um Schlangen am Check-In zu vermeiden (jeder Teilnehmer wird einmalig registriert, dass er angekommen ist). Ich wünsche allen weiteren Ausrichtern bei den kommenden Turnfesten in diesem Sinne viel Erfolg!

 

 

Weltkulturerbelauf Bamberg 2013

Alle zwei Jahre nur findet der Weltkulturerbelauf in Bamberg statt – immer in den ungeraden. Seit ich einmal dabei war,will ich nicht nur wegen des Wiedersehens mit Helgas Lauffreunden aus meiner Praktikumszeit in Nürnberg hin. Die Strecke ist sehr schön, aber auch anspruchsvoll. Aufgrund der engen Passagen gilt ein striktes Teilnehmerlimit von 3.700 Läufern auf der Halbmarathondistanz, somit hatte ich mich schon im Oktober, nur wenige Stunden nach der offiziellen Öffnung der Anmeldung registriert – bereits 48h war Schluss.

Die letzte Woche war das Wetter alles andere als erbaulich, und auch die Anfahrt verhieß mir nichts Gutes – immer stärkere Bewölkung, bis hin zu Nebelbänken auf der Autobahn – alles keine Dinge die mich jetzt wirklich 100% motiviert hätten. Aber wie so oft: Über Franken scheint die Sonne – und kurz vor Bamberg reißt der Himmel auf. Zwar ist es noch etwas windig aber insgesamt ideales Laufwetter.

Am Auto stelle ich dann fest, dass ich doch etwas in Mannheim vergessen habe: Meine persönliche Getränkeversorgung – normalerweise bin ich nicht ohne Getränkegürtel oder gar Camelback unterwegs – einfach weil ich weiß, dass ich immer dann Durst habe wenn gerade nichts in Reichweite ist. Aber alles Ärgern hilft nichts – laufen wir halt ohne, wird schon werden. Ebenso ärgerlich gestaltet sich das Parkticket-System im P+R-Parkhaus. Gemäß der offiziellen Empfehlung habe ich nicht mehr als notwendig an Wertgegenständen im Auto – nur leider nimmt der Automat für den Parkschein im Parkhaus keine Geldscheine an – Kleingeld reicht auch nicht … und mit der EC-Zahlung erhalte ich zweimal eine Fehlermeldung. Das muss doch nicht sein … Liebe Veranstalter, liebe Stadtwerke Bamberg: Lasst euch da für in zwei Jahren bitte etwas einfallen! Gerne kann ich auch das Parkticket bereits bei der Anmeldung buchen und dafür zahlen. Allemal besser als rumsuchen zu müssen wer denn nun wechseln kann. Irgendwie ist das P+R-Parkhaus auch merkwürdig: Man kann ohne Parkschein zu ziehen rein und raus – warum das Modell mit Schranken und zentralen Automaten in Bamberg noch nicht Schule gemacht hat ist mir nicht erklärlich. Immerhin klappt das Shuttle leidlich – auch wenn der Bus rappelvoll ist – auch dieses Phänomen tritt nicht zum ersten mal auf, der Lauf wird zum 6. Mal ausgetragen, da könnten sich einige Dinge schon mal so ergeben haben.

Passend zum ausgemachten Termin treffe ich Helga und ihren Mann Heinrich in der Nähe des Starts, Helga hat freundlicherweise wieder eine Sammelabholung der Unterlagen durchgeführt, so muss ich nicht bis 12:00h am Logistikzentrum sein und dann gefühlte Ewigkeiten noch Zeit totschlagen. Die Abgabe meines Gepäcks ist schnell erledigt, die Maria-Ward-Schule steht dafür dieses Jahr auch wieder zur Verfügung und der Check-In geht reibungslos und zügig. Noch bevor ich meine Sachen abgebe trinke ich einen ordentlichen Schluck Wasser, es ist mittlerweile angenehm warm und viele Teile der Strecke liegen in der Sonne.

Bis zum Start unterhalten wir uns alle noch recht gut, ich überlege noch aufs Klo zu gehen oder noch einen Schluck zu trinken vor dem Start, entscheide mich aber dagegen – keine so brilliante Idee wie sich zeigen wird … Pünktlich um 15:30h gibt es den Startschuss – ich benötige aber immer noch fast vier Minuten bis ich über die Startlinie komme – so voll ist es. Den ersten Kilometer will ich eigentlich ruhig angehen lassen, aber der fehlende Besuch auf dem stillen Örtchen macht sich schon negativ bemerkbar – so richtig ruhig und konzentriert will ich nicht werden. Immerhin gibt es bald genügend Abwechslung an der Strecke – bereits nach dem ersten Kilometer beginnt die Bergwertung – fast meint man in Rom zu sein: 7 Hügel gilt es zu erklimmen. Aber zusammen mit der Hitze merke ich, dass auch der zusätzliche Schluck Wasser vor dem Start wohl doch ratsam gewesen wäre. Irgendwie bin ich doch ein Komfort-Läufer: Mit der Flasche am Halfter sind solche Situationen kein großes Ding. Flasche raus und Durst stillen. So muss ich mich gedulden bis ich oben an der Burg bin. Das Panorama über die Stadt entschädigt mich indes für meine Mühen. Es ist ein herrlicher Frühjahrstag mit angenehmen Temperaturen und alles steht in voller Blüte. Einfach herrlich.

Die letzte Steigung zur Burg hats nochmal in sich, und ich merke wie gut man ohne Wasser laufen kann bzw. wenn man latent Durst hat – Performance und Runners-High fühlen sich anders an. In der Burg gibts endlich Wasser – ich kippe mir recht hastig drei Becher in den Rachen. Zumindest der akute Durst ist damit erst mal gestillt – aber ich weiß auch, dass es wohl kaum reichen wird, dafür resobiere ich Wasser zu langsam. Also erst mal Zähne zusammenbeißen, immerhin geht es jetzt erst mal bergab. Auf der Strecke ins Tal suche ich mir dann auch noch einen Busch – mit dem zusätzlich verfügbaren Wasser ist der hydrostatische Überdruck noch weiter gestiegen – die restlichen 15km stehe ich so nicht durch. Reichlich erleichtert geht es dann weiter.

Es geht in Richtung City – auch hier gibt es noch reichlich Hügel, immer mal wieder ein wenig hoch, ein wenig runter, aber der schwerste Brocken liegt hinter mir. Dafür ist der Durst schon wieder mein Begleiter – das Wasser scheint förmlich verdampft. Aber die nächste Versorgung lässt noch etwas auf sich warten: Erst bei Kilometer 9 gibt es wieder Wasser. Auch hier greife ich reichlich zu. Nun geht es auf den für mich schönsten Teil der Strecke, mit einigen Schleifen geht es durch den Hain von Bamberg. Rechts von mir der linke Pegnitzarm, die Vögel tragen neben den vielen Leuten an der Strecke mit zur Stimmung bei. Die Kilometer fliegen nun irgendwie fast an mir vorbei – ich habe meinen Pace gefunden. Auch liegt ja die Halbzeit mit Kilometer 12 schon hinter mir, jetzt ist es nur noch Kopfsache. Bei Kilometer 13 gibt es wieder Wasser – wieder lange ich kräftig zu um den Durst zu bekämpfen. Allerdings ist einer der Becher reichlich kalt, so habe ich mit Zitronen gehandelt und schleppe die nächsten vier Kilometer Magenkrämpfe mit mir herum. Aber Aufgeben ist jetzt auch keine Option mehr – dafür ist auch die Stimmung an der Strecke einfach zu gut.

Entlang des rechten Pegnitzarms geht es wieder auf die Stadt zu, je näher man dem Zentrum kommt um so belebter wird es rechts und links der Strecke. Die Leute machen eine echt gigantische Stimmung – und so langsam lassen die Krämpfe in der Magengrube nach. Kurz vor Kilometer 15 geht es weg von der Pegnitz und wieder in die Bebauung – auch bekannt als „Braurei-Schleife“ – leider schaffe ich es auch dieses Jahr nicht, die Kurve so zu laufen, dass ich etwas von dem Radler abbekomme, diesmal blockiert ein langsamerer Läufer den Weg auf den Radler zu … bis ich ihn überholt habe bin ich wieder nur beim Wasser – schon wieder, aber auch nicht verkehrt, zumindest wenn ich nach meinem Durst gehe.

Nun geht es auf den Bischofsberg zu, natürlich in jeder Menge Schleifen durch die Altstadt, man soll ja auch etwas vom Weltkulturerbe sehen wenn man schon mal da ist. Nochmal gibt es eine Versorgungsstation, wieder greife ich Wasser ab, bevor es an die letzte größere Steigung hoch geht. Ich mahne mich zur Vorsicht, aber es sind ja auch nur noch 3km – vor lauter Konzentration übersehe ich die Schilder für die Kilometer und wundere mich: Da müsste doch schon längst eines gekommen sein … Aber die Strecke ist ja vermessen, da kann nichts schiefgehen. Auch bei den folgenden Gefällestrecken bin ich wieder froh um mein regelmäßiges Training im Exotenwald, ich habe es mittlerweile richtig gut drauf, es bergab richtig laufen zu lassen und den Schwung in die nächste Steigung mitzunehmen. Das Kopfsteinpflaster macht es aber nicht gerade leichter die Füße sauber aufzusetzen.

Nach dem Bischofsberg sind es noch etwa 800m, und die Stimmung an der Strecke kocht richtig. Jetzt ist mir klar: Ankommen ist auf alle Fälle drin und ich gebe nochmal ein wenig Gas, auch wenn ich gerne etwas mehr Endspurtpower gehabt hätte. Sei es drum, mit dem Einbiegen auf die Zielgerade sehe ich die Uhr, und die zeigt: 1:49:5x, ich raffe mich nochmal auf, und laufe exakt mit dem Umspringen auf 1:50:00 der Bruttozeit über die Ziellinie. So richtig freuen kann ich mich adhoc noch nicht – mein Magen bedankt sich erst mal für die Wasserkur … mit einem ordentlichen Husten. Die Sanis sind schon etwas besorgt, aber es geht dann doch recht schnell wieder. Zur Versöhnung gibts dann erst mal bavarian Iso-Drink: Alkoholfreies Weizen. Das bekommt mir nach dem vielen Wasser deutlich besser. Merke: Nochmal passiert mir das nicht mit der Getränkeversorgung – sowohl mit der Eigenversorgung als auch mit der Versorgung und Entsorgung vor dem Lauf.

Mit reichlich Obst und Gebäck fülle ich meine leeren Speicher wieder auf, bevor es in Richtung Gepäckausgabe geht. Dabei mache ich eine weitere unbequeme Erfahrung: Ich habe wohl mal wieder nicht genügend Elektrolyte während des Laufs gehabt – leichte Krampfansätze in den Waden sind die Folge – die rechte Fußunterseite macht dann mit der Drohung auch noch richtig ernst … Sehr praktisch dass es eine kostenfreie Massage gibt – einmal richtig durchkneten lassen – besonders den immer wieder krampfenden Muskel im Fuß … die Physiotherapeutin hat das richtig gut drauf – zielsicher weiß sie welche Sehnen da betroffen sind – auch wenn es im ersten Moment ganz ordentlich schmerzt – danach wird es besser.

Damit es weiterhin so bleibt gehe ich noch zur Dusche – allerdings barfuß, das tut richtig gut wie ich merke – mit jedem Schritt wird es besser. Nach dem Lauf treffe ich wie vereinbart noch Helgas Lauffreunde an der „dicken Berta“  – so richtig Hunger hat allerdings keiner mehr, daher trennen wir uns bald darauf – und ich erwische mal wieder den letzten Shuttle-Bus nach Breitenau.

Fazit: Der Lauf ist Kult und ich möchte ihn auf keinen Fall missen. Aber in zwei Jahren gehe ich das hoffentlich etwas professioneller an, ich weiß ja dass ich es eigentlich kann. Man muss nicht gerade in Bamberg für irgendeinen Wüstenlauf trainieren und nach meinen Erfahrungen muss ich für solche Veranstaltungen ohnehin erst noch etwas üben…

Nachtrag: Mittlerweile habe ich auch die Ergebnisse: 1:46:55 – ganz ok für mich. Betroffen macht mich jedoch die Meldung über den Todesfall während des Laufes. Ein Läufer ist im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke geblieben. Mein Beileid den Angehörigen und mein Dank an alle Helfer die Ihr bestes gegeben haben.

 

Rheintalquerung – von der Berg- zur Weinstraße

Über die Lauffreunde mit denen ich schon seit mehr als einem halben Jahr regelmäßig den vorderen Odenwald oder die Umgebung von Mannheim ablaufe, habe ich die Chance bekommen bei der jährlichen Rheintalquerung mit zu laufen. Dieser Lauf ist kein Wettkampf im eigentlichen Sinne, vielmehr trifft sich eine eingeweihte Gruppe von rund 10-15 Läufern um die 43km von Leutershausen bis Bad Dürkheim zurück zu legen.

Dieses Jahr kam bei der Abstimmung über den Termin der 23.02. heraus – trotz Kälte und leichtem Schneetreiben steht dann doch eine ordentliche Gruppe in Leutershausen am OEG-Bahnhof – allen ist reichlich frisch – es hat etwas unter 0°C und ein ganz klein wenig Schnee hat die Umgebung überzuckert. Einige Leute haben die Versorgung mit warmen Getränken übernommen – mit einem geliehenen Kleinbus  wird die Gruppe an insgesamt 4 Stellen an der Strecke versorgt. Ich selbst habe auf die Schnelle noch einen Schokokuchen (Sonderform des Energierriegels wenn er aufgeschnitten ist) gebacken, auch den gibt es an den verschiedenen Versorgungstationen.

Pünktlich um 8:00h geht es in Leuterhausen los – erstes Ziel ist Ilvesheim, ein Ort am Neckar bzw. dem Neckarkanal – erste Etappe sind rund 10km. Es geht durchs freie Feld und anfänglich haben viele noch kalte Finger – spätestens beim Erreichen von Heddesheim und den Brücken über Autobahn und Bahnlinie ist aber jedem warm, auch wenn der Wind unangenehm pfeift. Nach Heddesheim geht es direkt auf die Versorgungsstation im Ilvesheimer Industriegebiet zu – dort erwartet uns bereits der Bus und es gibt warme Getränke – Hunger hält sich noch in Grenzen – immerhin sind 10km ja auch keine Distanz bei der man schon massig Kalorien verpulvert hätte.

Nach rund 10 Minuten wird uns dann doch kalt und es geht weiter – auf einer mir sehr gut bekannten Strecke entlang des Neckarkanals – normalerweise laufen wir die im Sommer von der DJK aus – nur in umgekehrter Richtung. Um so erfreuter bin ich, wie kurzweilig die Strecke trotz des Bürstens „gegen den Strich“ verstreicht – die Brücken in Ilvesheim sind gleich genommen, kurz darauf kommt schon die Autobahnbrücke der A6 (eine wichtige Trasse für mich, bringt sie mich doch häufiger gen Nürnberg zu verschiedenen Laufveranstaltungen und den Ort an dem das Laufen für mich seinen Anfang genommen hat). Nur wenig später kommen schon die markanten Türme der letzten Neckarschleuse vor dem Rhein in Sicht, in direkter Nachbarschaft zur DJK gelegen. Eine kleine Steigungseinheit über die Riedbahnbrücke und anschließend drunter durch würzt die Etappe. Ziel ist der Brückenkopf der Kurt-Schuhmacher-Brücke von Mannheim nach Ludwigshafen – in direkter Nachbarschaft bin ich aufgewachsen und kenne daher auch diesen Streckenteil sehr gut – es geht vorbei an Ebertbrücke, Kurpfalzbrücke, Liebfrauenkirche, Yavuz-Sultan-Selim-Moschee bis an den Brückenkopf. Dort gibt es nochmal Verpflegung – rund 18km haben wir bereits zurück gelegt und nun steht die längste Etappe an. Aber erst mal trinken und ein wenig Energie zuführen. Der Kuchen findet erst Abnehmer und Freunde.

Den Anstieg auf die Brücke nach Ludwigshafen kenne ich bereits vom MLP-Marathon – mehrfach habe ich diese Brücke bereits erklommen. Für uns ist sie leider nicht gesperrt – wir müssen uns also mit dem Rad- und Fußweg daneben begnügen, der hat einige zusätzliche Wellen, an Stellen an denen mal eine Abfahrt vorgesehen war, die aber bisher noch nicht realisiert wurde (Auffahrten der Westtangente, wann auch immer diese jemals kommen mag) – in Ludwigshafen geht es direkt durch einen sozialen Brennpunkt – Stadteil Hemshof in direkter Nachbarschaft zur BASF. Ein wenig erfreulicher wird die Strecke danach – allerdings geht es jetzt an den Kopf – von Ludwigshafen in den Vorort Oggersheim (ja da kommt ein Altkanzler der Bundesrepublik her) geht es schnurgerade auf mehr als 3km – eine gewisse Ähnlichkeit mit der „Schlachtergeraden“ im Nürnberger Wald kann die Strecke nicht abstreiten – immerhin gibt es mehr Abwechslung mit diversen Autohäusern, Werkstätten etc. entlang der Strecke. Im Zentrum Oggersheim muss sich die Gruppe erst mal wieder etwas sammeln – das Eiscafé ist beliebt, aber ob der noch immer frostigen Temperaturen und dem langsam aufziehenden Schneegestöber hat so recht keiner Lust auf Speiseeis – eher wäre uns nach einem „Davuschlabbmuggefug (coffee to go)“ – aber bis wir uns entschließen können, ist der Rest der Gruppe da und es geht weiter zu einen lustig benannten Stadtteil „Notwende“ – der Name rührt daher, das mit dem Siedlungsbau die Wohnungsnot abgewendet wurde (und nicht wie irrtümlich oft angenommen wird aufgrund einer heftig ausgeführte Kehrtwendung mit einem Fahrzeug, nachdem man gemerkt hatte, dass man in die Tiefen der Pfalz vordringt ….) mit dem Verlassen der Hochhaussiedlung wird der Raum schlagartig wieder ländlicher – nach der Querung der A650 in Richtung Bad Dürkheim sind wir von Feldern umgeben – angebaut wird derzeit noch nichts, aber die Felder decken einen Gutteil des Genüsebedarfs der Umgebung ab – unter anderem natürlich Grumbeere (Erdäpfel oder Kartoffeln). Ein Schild weißt uns den Weg: noch 2km bis Ruchheim und somit noch rund 3,5 km bis zur nächsten Verpflegung. Der Bus steht diesmal am Ortsausgang.

Nach dem Stopp will es nur sehr zögerlich wieder anlaufen, ich habe mal wieder kalte Finger und es dauert eine ganze Weile bis sie endlich wieder warm sind – bis es soweit ist, sind wir schon fast  in Maxdorf – der Ort hat ähnlich wie das anschließende Birkenheide eine unangenehme Eigenschaft – siedlungstopologisch sind die Orte Paradebeispiele für Straßen-Ortschaften, die sich entlang einer Durchgangsstraße entwickelt haben und dabei nur sehr wenig Ausdehnung weg davon haben. Um so länger zieht sich die Strecke durch die Ortschaften – aber es gibt ja ein Ziel – am Ortsausgang von Birkenheide sind es nur noch 7km bis nach Bad Dürkheim, aber es gibt nochmal Verpflegung vor der letzten Etappe – mittlerweile haben wir rund 38km in den Beinen, aber es fühlt sich alles noch sehr gut an. Nur das Wetter hat sich zunehmend eingetrübt – aus dem wenigen Schnee ist mittlerweile kontinuierlicher Schneefall geworden, der kräftige Wind tut sein Übriges um für Abkühlung zu sorgen. Daher halten wir uns auch nicht länger als notwendig auf.

Die letzte Etappe ist sehr flach und bietet nochmals jede Menge lange Gerade durch die Felder und Gehöfte. Ich bin richtig happy als wir die ersten Gebäude des Industriegebiets von Bad Dürkheim erreichen – noch immer sind es knapp 5km bis wir am Ziel sind, die Saline in Bad Dürkheim. Bei gutem Wetter könnte man sie wohl schon sehen, wir überlegen schon ob sie mal wieder abgefakelt wurde (ist leider in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen). Der Weg läuft nun auf mir teilweise schon bekannter Strecke – der Weinstraßen-Marathon im vergangenen Jahr führte auch an der Saline vorbei und wir laufen ein gutes Stück auf der Trasse, auch wenn wir diverse Kilometersammelschleifen auslassen. Nach der Saline ist es nur noch ein Katzensprung bis an die Weinstraße, das muss natürlich auch noch sein.

Zum erfolgreichen Abschluss der 43km geht es dann ins Salinenbad – dort in die Sauna zum „Auftauen“ zwei Saunagänge und ein wenig Baden im Solebecken. Zudem noch ein wenig Gaudi in der Wasserrutsche. Insgesamt merkt man der Anlage ihr Alter etwas an, aber für nach dem Lauf ist sie genau das Richtige. Man fühlt sich hinterher gründlich wieder aufgewärmt. Nun ist es an der Zeit noch Kohlenhydrate aufzufüllen, Wasser habe ich ja schon während des Saunaaufenthalts genügend zugeführt. Im weltgrößten Fass am Wurstmarktgelände gehen wir noch etwas essen – nicht das günstigste aber sehr gut – ich schlage voll zu und gönne mir die Variation der Pfälzer-Spezialitäten: Saumagen, Leberknödel, ein Streifen Bauchspeck, Bratwurst, Sauerkraut und Kartoffelpüree (äh muss natürlich Mouse de Grumbeere heißen…) – dazu lokale Spezialitäten in Form von zwei Riesling-Schorle-Schoppen (Mischungsverhältnis in der Pfalz ist 90% Wein, 10% Wasser).

Eigentlich hatten wir geplant mit einigen Leuten mit der Straßenbahn bzw. der Überlandbahn (ehemals Rhein-Haardt-Bahn) nach Hause zu kommen, aber es gibt auf der Rückfahrt noch Platz im Kleinbus – so geht es natürlich etwas zügiger als die reizvolle Strecke mit 90 Minuten Fahrzeit bis nach Hause.

Nächstes Jahr bin ich auf alle Fälle wieder dabei.