Altmühlseelauf – Läufer geduscht …

Seit 5 Jahren bin ich nun laufenderweise unterwegs – ein wichtiger Schritt zum Langstreckenläufer war der erste Halbmarathon. Den habe ich anno 2007 in Unterwurmbach/  Gunzenhausen am bzw. um den Altmühlseelauf absolviert. Seitdem ist der Lauf bei mir fest im Programm. Zumindest das Drum-Herum hatte ich diesmal ausgiebig vorab organisiert – Übernachtung in Nürnberg – Treffen mit Helga’s Lauffreunden und auch die Weiterfahrt Richtung Landshut zum Bundesjugendlager der THW-Jugend. Nur eines habe ich vergessen: Die Anmeldung für den Lauf – naja kein Ding, bis eine Stunde vor dem Start sind noch Nachmeldungen möglich.

In Nürnberg bin ich noch am Grübeln ob ich denn jetzt wirklich fahren soll – das Wetter ist nicht astrein, immer mal wieder Regenschauer und ich habe derzeit keine Verpflichtung dort hin zu gehen, da ja die Anmeldung fehlt. Aber ich gebe dem inneren Schweinehund kurzerhand einen Tritt und er verkriecht sich jaulend in die Ecke, während ich mich auf den Weg aus Nürnberg raus, dem Altmühlsee entgegen mache.

Die Fahrt entlang der B466 ist jedes Jahr für eine Überraschung gut, jedes Jahr wird ein anderes Teilstück saniert – und so gibt es jedes Jahr eine andere Streckenführung oder Umleitung.  Aber ich habe ja reichlich Reserve bei der Zeit gelassen. Den Weg auf die Parkplatzwiese finde ich ja schon fast blind.

Es ist noch etwas hin bis zum Start, aber langweilig wird einem nicht – Erwin Bittel als Chef vom Team-Bittel ist ja da – man unterhält sich, scherzt und dann geht es auch schon weiter mit ein wenig Aufwärmen. Etwas das ich sonst eher ausfallen lasse. Erwin will natürlich auch wieder Fotos machen, muss dann aber feststellen: So ohne Akku-Ladung funktioniert die Digicam nicht – kurzerhand drücke ich ihm meine in die Hand – ich komme beim Laufen eh nicht zum fotografieren …

Angepeilt hatte ich ganz grob die 1:40 als Zielzeit – hieße also im Schnitt ca. 4:45 min/km mal sehen ob das hinhaut – angesichts der doch etwas laxen Vorbereitung ist das vielleicht doch etwas ambitioniert. Ich werde es erleben/erlaufen.

Am Start trenne ich mich vom restlichen Bittel-Team um etwas weiter vorne starten zu können – Erwin hat die Losung 2h ausgegeben. Los geht es wie immer oberhalb des Sportplatz, eine leichte Senke am Parkplatz vorbei und dann gleich eine der ersten Steigungen in der insgesamt sehr flachen Strecke. In Unterwurmbach selbst ist einiges los – jede Menge Menschen säumen die Strecke und begleiten den Lauf mit Kuhglocken, Trommeln und allem was das Läuferherz sonst noch höher schlagen lässt.

Herzschlag: Gute Stichwort – ein Blick auf den Pulsmesser sagt: Alles ok, die Zeiten sind im Rahmen mit 4:40 und dann sogar ein Kilometer mit 4:29 – da muss ich doch wieder etwas drosseln. Es geht aus Unterwurmbach raus, dem See entgegen, der dem Lauf den Namen gibt. Damit es auch ein Halbmarathon wird, ist noch eine kleine Extra-Schleife eingebaut – aber was sehe ich da: Schon das Kilometerschild 4 – das ging ja flugs und noch fühle ich mich fit wie ein Turnschuh.

Kurz nach Kilometer 5 geht es unter der Bundesstraße durch und den Damm am See nach oben – damit sind alle größeren positiven Steigungen überwunden – von ein paar sanften Wellen im Verlauf um den See abgesehen – aber das als Steigung zu bezeichnen widerstrebt mir dann doch erheblich.

Und das ist auch schon das „Fragment“ eines Kilometerschilds: Der Wind hat wohl die aufgebrachte Beschriftung herunter geweht, aber man kann ja auch mitzählen – 7km liegen nunmehr hinter mir, ein Drittel geschafft. Die Zeiten sind immer noch im Rahmen, aber ich werde irgendwie doch wieder langsamer – egal, Spaß soll der Lauf ja auch noch machen.

Nach der Getränkestelle am Kilometer 8 geht es weiterhin auf dem Damm entlang – der Untergrund ist nunmehr aber nicht mehr asphaltiert sondern geschottert – mir ist das ziemlich egal, es läuft sich auf beiden Untergründen gut. In der Entfernung sehe ich etwas, dass mir dann doch etwas Sorgen bereitet: Die Wolken werden immer dunkler – und man kann auch die typischen Regenschlieren schon erkennen. Noch habe ich die Hoffnung, dass es vorbei gezogen ist bis wir  in dem jetzt wohl verregneten Bereich angekommen sind.

Passend fast genau zur Halbzeit bekomme ich die ersten Tropfen ab – erst ein leichter Nieselregen, dann wird es immer mehr, und binnen kürzester Zeit bin ich vollkommen eingeweicht und der Weg wird zum Slalomlauf um die Pfützen herum. Die Schuhe quietschen und der Wind peitscht einem ganz ordentlich ins Gesicht. Aber Umkehren oder Abbrechen ist jetzt auch keine Alternative mehr. So jogge ich weiter mit dem schwer gewordenen Schuhen und hoffe, dass die Blasen nicht so übermäßig werden – immerhin habe ich ja noch Andenken dieser Form an die Ulmer Laufnacht vor rund 4 Wochen …

Vorbei geht es an den nächsten Verpflegungsstationen – immer noch im strömenden Regen – ich greife ein wenig ISO und Cola ab und schon geht es weiter. Kilometer 14 ist genommen – nur noch ein Drittel der Strecke liegt vor mir – die Lust ist mit dem Regen etwas dahin und auch die Zeiten haben sich verschlechtert, um die 5 min/km habe ich mich jetzt eingependelt. Sei es drum – jetzt heißt es nur noch Ankommen, auch wenn mich immer wieder Läufer überholen. Durch den Regenguss ist auch die Menge Zuschauer entlang der Strecke deutlich zurück gegangen – einzig an den Getränkestellen ist noch ein wenig was los – an dieser Stelle ein dickes Lob an die Helfer die dem schlechten Wetter trotzen und die Läufer versorgen.

In der Ferne ist Gunzenhausen zu sehen, und über den See spannt sich malerisch ein Regenbogen, während der Regen langsam nachlässt. Fast sieht es so aus als würde der Regenbogen im Sportheim des TV Unterwurmbach enden, ich glaube die wären aber nicht begeistert wenn man anfangen würde den Sportplatz auf der Suche nach dem legendären Goldtopf umpflügt …

Endlich, nach irgendwie gefühlten kaugummiartigen Kilometern kommt der Abstieg vom Damm – der See ist umrundet – jetzt sind es noch zwei Kilometer bis ins Ziel. An der Versorgung am Fuß des Damms greife ich nochmal Cola und Iso ab, dass muss dann bis ins Ziel reichen. Der Weg ist mit vielen Pfützen übersät, aber es ist eh alles nass – da macht es auch nichts mehr aus das eine oder andere Gewässer mit zunehmen. Kurz nach der Unterführung unter der B466 hindurch steht die Brühe über die gesamte Breite – zum drüberspringen fehlt mir die Kraft, also einfach direkt durch …

Die letzte Wasser-Station lasse ich kurzerhand einfach aus – am Ende der Straße steht schon das Kilometerschild 20 – nur noch ein popeliger Kilometer – allerdings will und will der diesmal nicht enden. Ich bin sichtlich erleichtert als die Brücke kurz vor dem Parkplatz endlich auftaucht – noch ein kleiner Zacken bergab und wieder bergauf ist fällig – bergab mit nassen Schuhen ist absolut ekelhaft … da gefällt mir bergan deutlich besser. Und da bin ich auch schon wieder auf der Zielgeraden – leider funktioniert die Uhr über dem Zieleinlauf nicht – die ist wohl auch „abgesoffen“ von daher bleibt mir erst mal nur „schätzen“ – irgendwas um die 1:45h werden es wohl sein. Nicht ganz das was ich geplant hatte, aber bei dem  Sauwetter immer noch ganz ok.

Ich lasse mir Banane und alkoholfreies Weizen schmecken währen die ersten weiteren Bittelaner auch ins Ziel kommen. Von Erwin noch keine Spur – er hat ja auch noch Zeit. Eigentlich will ich ja warten und anfeuern, aber in der nassen Kleidung und dem Wind wird es dann doch etwas kühl – also auf zum Auto, vielleicht sehe ich ihn ja dort auf der Strecke … aber Fehlanzeige. Damit mir wieder warm wird lasse ich die nassen Socken und Schuhe gleich am Auto und begebe mich dann in die Duschhalle. Ein etwas kurioses Konstrukt aber es hat sich bewährt. Nur fallen diesmal die Umkleidemöglichkeiten vor dem Zelt sprichwörtlich in Wasser – die Wiese ist einfach zu aufgeweicht.

Unter der Dusche höre ich dann den Zieleinlauf von Erwin – mittlerweile ist es etwas über 2h seit dem Start – passt also. Auf dem Parkplatz treffe ich Erwin dann und erhalte meine Kamera zurück, die den Regenschauer schadlos überstanden hat. So ein Hut hält halt doch einiges an Regen ab 😉

Gemeinsam gehts zur Massage – ein super Angebot, dass ich nicht mehr missen möchte nach einem langen Lauf, bei etwas zu Essen und einem Weizen lassen wir den Tag ausklingen, bevor wir uns auf den Heimweg machen.

Fazit: Der Lauf um den See wird immer beliebter und professioneller, kann aber sein familiäres Flair noch recht gut halten. Und so ein Regenschauer kann einen Läufer auch nicht aufhalten.

 

 

 

 

Lauftraining im Exotenwald in Weinheim

Beim letzten Training am Dienstag mit der Gruppe von der DJK gab es von Irmgard den Vorschlag mit einer anderen Gruppe im Exotenwald zu laufen. Geplant: ca. 25-30km. Da ich mich ja immer so schlecht aufraffen kann am Wochenende auch noch eine Laufeinheit zu machen – klare Sache – da mach ich mit.

Treffpunkt um kurz nach 8:00 auf halber Strecke nach Weinheim in Heddesheim – ökologisch und spritsparend wie ich bin, habe ich die 10km natürlich schon mal zum „aufwärmen“ genutzt und bin sie geradelt. Die Strecke ist gut ausgebaut und so früh am Samstag ist da eh noch nichts los – von gemütlich Radeln kann man bei mir eh seltenst sprechen.

Auf 4 Rädern im „Läufer-Sammel-Taxi“ geht es rauf an den Exotenwald oberhalb von Weinheim – kurze Begrüßung und dann gehts auch los. Ich komme mir ja fast etwas übermäßig ausgerüstet vor: Camelback mit 2l Flüssigkeit auf dem Rücken – die anderen laufen mit Gürtel und kleinen Flaschen. Nun gut, ich weiß das ich viel schwitze, also lieber mal etwas zuviel eingepackt – außerdem verstärkt das den Trainingseffekt.

Was ich bisher so aus dem Training wusste: Irmgard läuft etwas langsamer als ich, von daher sollten die angepeilten 27km doch gut machbar sein. Auch wenn ich am Vorabend noch einen kleine Radel-Tour über 40km eingelegt hatte zum Stressabbau.

Es geht gemütlich in diversen Schleifen durch den Exotenwald und geht nahtlos über in den vorderen Odenwald – größtenteils gibt es nur eine Neigungsrichtung: aufwärts und das über mehrere Kilometer – ich kann ganz gut mithalten und hänge in der „Vorhut“ mit dabei. Man unterhält sich, es ist abwechselnd schattig und sonnig – wenn auch ein klein wenig feucht schwül.

An einer Wegkreuzung lassen wir die Verfolger mal etwas aufholen – ich habe keine Ahnung wie viel Kilometer wir bereits hinter uns haben, aber das stört mich ja gar nicht. Nach dem Stopp geht es weiter – jetzt zum ersten mal etwas bergab. Noch immer kann ich gut mithalten, die kleinen Steigungen zwischendrin machen mir gar nichts aus. Nach einer Spitzkehre geht es stram bergab – zum ersten Mal melden sich meine Muskeln „sei mal etwas vorsichtig“. Wenn man unten im Tal ist, gibt es bekanntlich nur eine Richtung: Wieder hoch – diesmal einen anderen Berg.

Ich laufe schon geraume Zeit neben Peter her – auch er hat schon mehrere 100km-Läufe hinter sich gebracht, Ulm noch nicht, dafür aber Biel (der fehlt mir noch in meiner Sammlung). Am nächsten Berg muss ich erstmals vor der Steigung kapitulieren: Gehen ist angesagt, wie auch in Ulm – ich komme mir vor, als wäre ich gerade die ersten 60km im Schnelldurchlauf durchgegangen. Dabei sind sind gerade mal etwas mehr als eine Stunde unterwegs. Gut, dass ich genügend Getränk auf dem Rücken dabei habe – immer wieder wird nachgetankt.

Es geht weiter um den Berg herum in herrlichen Schleifen – die Steigungen muss ich verstärkt gehen – mein Respekt vor der Gruppe wächst schneller als mir das lieb sein kann. Aber man muss sich ja bekanntlich auch mal nach oben orientieren – zu dem Zeitpunkt steht für mich bereits fest – das musst du zu Trainingszwecken häufiger machen, dann wird das wohl auch irgendwann mal was mit den 10h in Ulm. Da ich der absolute „Schnittsenker“ für das Alter der Gruppe bin, habe ich ja auch noch etwas Zeit für solche Sachen.

Langsam läuten wir den Rückweg ein – an der Wegkreuzung „kalter Herrgott“ wird beschlossen – wir brauchen noch ein paar Höhenmeter – lass uns noch die Schleife durchs Tal anhängen. Immerhin geht es abwärts, wenn auch recht zügig. Mir schwant schon schlimmes, also mache ich etwas langsamer. Im Tal treffen wir wieder auf die Trasse auf der wir hergekommen sind – kurz danach heißt es dann den steilen Berg wieder hoch. Für mich recht bald gehend. Auf dem Plateau wird es dann etwas besser, joggen ist auch wieder drin. Noch liege ich ganz passabel bei der Gruppe dabei. Ich frage mal nach – 17km sind wir erst gelaufen – ich fühle mich körperlich als wäre ich bei km 70 der Ulmer Laufnacht oder noch etwas drüber hinaus.

An der nächsten Wegkreuzung verlassen wir die Strecke auf der wir gekommen sind – es geht auf dem Kamm in Richtung Weinheim, genannt der „Pferdeweg“ weil auch die Reiter ihn mitbenutzen. Auf dem Weg geht es nochmal runter – das sogenannte „schöne Tal“ – richtig genießen kann ich es schon nicht mehr. Es folgt der 5-Minuten-Buckel – eine Steigung die sich scheints ewig hinzieht. Allerdings will ich auch nicht abkürzen und schließe mich der Gruppe über den Geiersberg mit an.

Auf dem letzten Anstieg zeigt mir mein Körper dann die rote Karte in Form eines satten Wadenkrampfs – also überstrecken und dann gehen bis es wieder etwas besser wird – die Gruppe ist schon etwas aus der Sichtweite – Jürgen hat sich erbarmt und wartet an einer Abzweigung auf mich. Ich jogge wieder ganz langsam, aber so ziemlich jede Steigung muss ich gehen – merke: Nicht immer am Anfang so losspurten, dass sollte man sich aufheben für den Fall dass man die Strecke kennt.

Am Waldrand gibt es eine schöne Aussicht über die Rheinebene – Mannheim ist klar zu sehen, bis Phillipsburg reicht der Blick. Aber nur nicht stehen bleiben! Wir sammeln Günther ein, er hat langsam gemacht und stand dann an einer Abzweigung an der er nicht mehr weiter wusste. Als Trio gehts weiter – es geht bergab und das kann ich noch recht gut joggen. Wir kürzen ein Stück des Weges ab, auch wenn mir das eigentlich ein wenig am Ego kratzt. Ziemlich zeitgleich treffen wir so am Startpunkt wieder ein.

Fazit: Das Training hatte es in sich, das muss ich häufiger machen – auch wenn ich Samstags regelmäßig sonstwo bin.

Ab Heddesheim geht es mit dem Fahrrad weiter: Mein Eltern hatten noch zum Grillen eingeladen – auf dem Weg mache ich Station in der Römerstadt Ladenburg und fülle Kalorien in Form von Speiseeis wieder auf. Der Weg zum Grillen ist dann nur noch ein Katzensprung – völlig verausgabt lasse ich mich dort in den Liegestuhl fallen – bis es etwas zu essen gibt dauert es noch … zumindest der Elektrolythaushalt wird mit „bavarian ISO-Drink“ wieder auf die Spur gebracht.

Ich freue mich schon auf das nächste Training in Weinheim – das kann nur besser werden – sowohl was den Trainingszustand als auch die Versorgung betrifft – für die Strecke brauche ich definitiv ein paar Energiespender mehr als ich in Form der Apfelsaft-Schorle auf dem Rücken dabei hatte.

 

 

Erstes Training nach der Laufnacht

Die 100km der Ulmer Laufnacht liegen gerade mal 3 Tage zurück und was mache ich: Natürlich wieder trainieren, was denn sonst?

Der Sonntag war noch von reichlich Muskelkater gekennzeichnet – Treppensteigen hoch war schon wieder ganz ok – abwärts hingegen noch Quälerei. Besonders lästig weil ich immer noch mein Hochbett habe (es ist aber so ungemein praktisch was den Stauraum drunter angeht …) – Beim Spargelessen im THW gab es dann auch die ersten Glückwünsche und erstaunte Gesichter.

Montag auf Arbeit zu kommen fiel mir dann schon wieder recht leicht – Treppensteigen abwärts zwar noch etwas schmerzhaft, aber nicht mehr so das ich jetzt die Treppen nur langsam hoch und runter gekommen wäre.

Ein klares Zeichen: Am Dienstag wieder wie üblich zum Training, wenn auch diesmal ganz bewusst wohl nicht in der schnellen Gruppe. Aufwärmen und ein wenig erzählen wie man so eine Ultra-Distanz überhaupt durchsteht – alles im grünen Bereich. Die Gymnastik zeigte dann doch die eine oder andere Verspannung auf, so richtig gelenkig und flexibel bin ich noch nicht wieder. Zum Abschluss ein langsamer Lauf – Ziel Ladenburg Benkieser und dann über Ilvesheim und Seckenheim zurück. Ab ca. Seckenheim habe ich die Oberschenkel dann doch sehr deutlich gespürt und noch etwas langsamer machen müssen – aber immerhin hatte ich da schon wieder rund 8km in den Beinen.

Eigentlich hätte ich ja erwartet, dass der Muskelkater dann über Nacht zurück kehrt, aber er hat sich nicht blicken lassen heute früh. So ein scheues Tier …

 

Ulmer Laufnacht 2012 – 100km durch die Nacht

Alle Jahre wieder … kommt die Ulmer Laufnacht. Ganz so alt wie das ebenfalls jährliche christliche Event namens Weihnachten ist sie noch nicht, aber immerhin in meinem Laufkalender hat sie einen festen Platz – abgesehen von 2010 – da war ich in den Staaten um meine Diplomarbeit zu schreiben – da wäre die Anreise wohl doch zu viel Akt  gewesen. Auch wenn einige Leute schon vorgeschlagen haben, dass ich dann einfach Triathlon in Extrem-Form machen soll: Über den Atlantik schwimmen, von Portugal oder Spanien aus nach Ulm radeln und dort dann als Abschluss eine „Kurzstrecke“ zum Auslaufen und lockern.

Die Wochen vor der Laufnacht und nach dem MLP-Marathon (12. Mai) waren leider von sehr viel Arbeit und Stress gezeichnet – das Laufen als Ausgleich musste da recht oft hinten anstehen – teilweise nur eine Trainingseinheit in der Woche und selbst dann nur abends auf der Dienstreise vom Arbeitsplatz ans Hotel. Herrlich zum Abschalten und Nachdenken aber mit 12km nicht recht die Strecke mit der man sich auf einen Ultra vorbereitet. Dann noch ein wenig Tauchurlaub – auch da wieder keine Chance eine lange Laufeinheit zu machen. Erst am letzten Dienstag gab es dann was längeres 24km entlang des Neckars in Mannheim. Natürlich nicht mit Volllast, aber es hat mit gezeigt: Das mit den 100km müsste machbar sein – letzte Zweifel verflüchtigen sich bekanntlich immer erst auf der Strecke.

In Blaustein geht alles seinen mittlerweile eingespielten Gang – noch etwas Kohlenhydrate beim Bäcker kaufen, ein wenig gesalzene Nüsse aus dem Supermarkt und dann das Warten auf den Start. Diesmal habe ich mein Zelt nicht mitgebracht – ich habe vor zusammen mit meinem Begleitradler Torsten am Samstag Abend wieder in Richtung Mannheim aufzubrechen. Die Übernachtung hat es ohnehin nicht so richtig rausgerissen (ein gutes Bett ist durch nichts zu ersetzen), außerdem habe ich am Sonntag noch einen Termin bei dem ich anwesend sein soll.

Mit ausruhen klappt es diesmal nicht ganz so gut – auch in der Lix-Halle wird ein Public-Viewing improvisiert – immerhin dösen kann man nebenher. Als ich mich mit Torsten auf dem Weg zum Auto und zu Start mache, steht es 4:1 für Deutschland. Das Briefing fand etwas verzögert in der Halbzeitpause statt. Im Wesentlichen hat sich nichts geändert – die Strecke ist mit Pfeilen auf dem Boden markiert, zudem gibt es wieder die reflektierenden Pfeile an allen Abzweigungen. Zur Kontrolle wie üblich Flatterband nach der Abzweigung: rot für rechts und gelb für links – für den Anteil in totaler Dunkelheit zusätzlich mit entsprechenden Beleuchtungen in rot oder gelb. Da kann ja nichts schiefgehen. Außerdem habe ich ja mittlerweile eine gewisse Streckenkenntnis, auch die ist hilfreich bei der Orientierung und Einteilung der Kräfte.

Torsten macht sich auf die Reise zum Treffpunkt in Eggingen bei Kilometer 11,5 – ich habe noch eine Viertelstunde bis zum Start. Die Nervosität und die Zweifel steigen weiter und weiter. Ich habe gewisse Zweifel an mir, wie gesagt das Training war alles andere als gründlich. Aber egal: Endlich fällt um 23:00h der Startschuss und ich laufe los. 1:0 gegen den inneren Schweinehund. Wie immer gibt es ein herrliches Feuerwerk über dem Stadion – Schade das man dazu immer den Hals verdrehen muss – aber wir sind ja nicht zum Feuerwerk-Schauen sondern zum Laufen da – also Blick auf die Strecke und sehen dass man einen Rhythmus findet. Ich habe mal wieder etwas ehrgeizig geplant mit 6 min/km – da es noch immer keine GPS oder tracking-fähigen Pulsuhren mit einer ausreichenden Laufzeit für 100km gibt (es sei denn man läuft sie ausreichend schnell) habe ich noch immer meinen Pulsmesser von Polar – Streckenmessung ist ja alle 5km angeschrieben. Entlang der Straßen feiern noch einige Leute das Fußballspiel – das Feld sortiert sich langsam. Die Staffelläufer sind natürlich deutlich schneller unterwegs – klar wenn man nur 30km vor sich hat, dann kann man es natürlich ganz anders laufen lassen. Einige Zeit laufe ich gemeinsam mit einem anderen Läufer – wir unterhalten uns ganz nett und mahnen uns auf die Geschwindigkeit zu achten – viel zu schnell passiert es, dass man sich irgendwo ranhängt oder einfach zu schnell wird – Ultramarathons sind sehr viel Kopfsache und das fängt bei der Kräfteeinteilung an.

Es folgt ein sehr ruhiges Stück – es geht parallel zur Staatstraße und dann über den den höchsten Punkt der Strecke hinweg – es geht eine gefühlte Ewigkeit nur bergauf – ich zwinge mich langsam zu machen, denn ich weiß, dass dieser Anstieg ein dickes Ende hat. Entlang der Strecke auf den Berg findet sich zum ersten Mal eine angekündigte Neuerung des Veranstalters – am Rand der Strecke stehen verschiedenfarbige, beleuchtete Kegel. Gefällt mir richtig gut – die blauen und roten gefallen mir mit am Besten. Die Gelben sind eine gute Orientierung, bei den weißen bin ich mir nicht schlüssig – für mich haben sie eher den Charme einer Straßenlaterne, während die anderen doch irgendwie für Stimmung sorgen. So zumindest mein Gefühl. Mit dem Ende der Lichterkette liegt auch endlich der steile Anstieg hinter mir. Es geht zum ersten Mal durch den Wald, richtig angenehm wenn die Steigung nachlässt. Nach einer kurzen Erholungsphase geht das Spiel dann in die Gegenrichtung wieder los – in Richtung Eggingen geht es reichlich bergab und man muss auf dem Schotteruntergrund etwas aufpassen. Dieses Streckenstück gefällt mir jedes Jahr wieder warum genau weiß ich nicht. Vielleicht liegt es auch an dem „Motivationsschild“  das kurz vor Eggingen unter der Hochspannungstrasse steht: 10km geschafft.

In Eggingen ist die erste Versorgungsstelle – ich greife zum Bananenstück und Iso, zudem wird die Flasche gefüllt. Auf dem Weg aus dem Ort raus wartet schon Torsten – ab sofort habe ich einen Begleitradler für alle Fälle. Es geht über einen der holprigsten Streckenabschnitte weiter – teilweise sind nur die Treckerspuren ausgewalzt und die dann noch voller Geröll – in der Dunkelheit absolut tükisch – also Augen auf. Als hilfreich erweist sich die Fahrradlampe: Fährt Torsten hinter mir so leuchtet er die Strecke vor mir fast optimal aus – Gefahrenstellen sind so rechtzeitig erkennbar. Das Gefälle macht sich aber dennoch bemerkbar – ich bin dankbar als es mal wieder etwas flacher wird. Ein wenig später geht es ja sogar schon wieder leicht bergauf – aber alles im grünen Bereich. Noch sind erstaunlich viele Läufer zusammen auch wenn die Anzahl Überholvorgänge deutlich nachgelassen hat. Es geht durch die Felder und ehe ich es mich versehe steht da schon wieder ein Schild: 15km. So früh hätte ich mit dem nicht gerechnet – aber meine Uhr gibt mir recht. Zumindest der Teil der noch funktioniert – nachdem ich im Training schon gelegentliche Aussetzer  des Brustgurts hatte, hat er sich nun vollständig verabschiedet. Ärgerlich aber nicht zu ändern – wie schon beim MLP-Marathon – da hatte ich ihn schon abgeschrieben und wunderte mich im Training dann über die tadellose Funktion – muss ich mich nunmehr beim Puls und der Belastung auf mein Gefühl verlassen.

Es geht weiter durch die Felder, in der Entfernung ist schon Erbach zu erahnen. Kurz vor Erbach gibt es eine Abzweigung die ich schon vom letzten Jahr her kenne – zwei Läufer vor mir biegen prompt natürlich links ab – die Strecke geht aber rechts weiter – ein kurzer Ruf und die beiden erkennen ihren Fehler. An dieser Kurve hätte ich die Kegel recht praktisch gefunden – so zwei oder drei zum Andeuten der Kurve und schon gibts keine Missverständnisse. In Erbach geht es erst mal hoch ans Schloss – ich entsinne mich dunkel, dass im ersten Jahr dort eine Versorgungs- und Wechselstation war – die ist mittlerweile in den Ort hinunter verlegt. Der Anstieg ist richtig knackig – sogar Torsten muss sich auf dem Fahrrad reichlich anstrengen. Vor dem Schloss steht die Feuerwehr, macht Licht und sorgt für die richtige Richtung. Das Feuerwehrfahrzeug markiert somit wirksam das Ziel „da oben musst du hin!“. Danach geht es gemütlich abwärts nach Erbach rein, mit einigen kleinen Schwenkern geht es unter der Bahnlinie durch in Richtung Stadtion. Das umrundet man erst mal bis zum Eingang, dann gibts noch ne Stadionrunde obendrauf. Auf selbiger wird man unfreiwillig geduscht – auch ich mache Bekanntschaft mit dem Rasensprenger. In Bamberg oder auch sonst bei warmen Läufen mag ich so eine Erfrischung ja, aber in diesem Fall finde ich sie einfach nur ekelhaft – es ist zwar nicht kalt aber auch nicht so warm als das ich diese Dusche unbedingt gebraucht hätte. Immerhin gibts hinterher gleich die Entschädigung: Kilometer 20 ist erreicht und es gibt ordentlich Verpflegung – allerdings kann ich mich für den Kuchen nicht so recht begeistern – daher erst mal Banane und Müsli-Riegel und wieder ISO zum Runterspülen. Außerdem entledige ich mich endlich eines Steinchens, das auf der Schotterpiste irgendwie den Weg in den Schuh gefunden hatte.

Nach der kurzen Pause geht es auch schon wieder weiter – raus aus Erbach und ran an die Donau. Mehrere Kilometer lang zieht sich der Weg entlang des Damms. Schön zu erkennen die lange Kette aus Kopflampen und Rücklichtern der Radbegleiter. Ich merke ein wenig, dass ich wohl doch etwas mehr hätte essen sollen beim letzten Stopp. Daher bekommt mein Marktender-Radler die Ansage: „Bei Kilometer 25“ bitte die Gummibärchen bereit halten. Was mir völlig entfallen war: Bei Kilometer 25 gibt es sogar eine offizielle Versorgungsstation – inklusive Gummibärchen. Das muntert doch ganz erheblich auf.

Nun geht es auf die berühmte Allgäu-Kehre zu – nach Donaustetten geht es über die Schnellstraße und dann links ab in Richtung Recycling-Hof – ich frage mich jedesmal wie man wohl „gebrauchte Läufer“ recyclet – wahrscheinlich müssten die in die Kategorie „Sondermüll“ eingestuft werden. Die Strecke führt denn aber doch ganz gemütlich weiter durch den Wald – mittlerweile sind die Abstände zu den anderen Läufern deutlich größer geworden. Es ist nur noch das Knirschen der Fahrradreifen und der Laufschuhe zu vernehmen. Herrlich, diese Ruhe. Das Tempo ist auch weiterhin ok, wenn ich auch mein Ziel mit 6 min/km schon mal abschreiben kann. Nach dem aktuellen Blick auf die Uhr bin ich da etwas hintendran – etwas mehr brauche ich bereits jetzt, aber man wird ja bekanntlich auch gegen Ende etwas langsamer. Ist mir aber auch egal – ankommen ist bei einem Ultra immer noch das wichtigste Ziel – die Zeit kommt erst an zweiter Stelle – immerhin soll es ja auch noch Freude bereiten.

So geht es denn auch recht bald raus aus dem Wald gen Unterweiler – dort steht schon wieder eine Versorgungstation – wieder heißt es zugreifen bei den Bananen – ich lasse mir eine Spezial-Mischung auffüllen: ein Drittel ISO, ein Drittel Cola und ein Drittel Wasser. Hört sich schauerlich an, schmeckt halbwegs erträglich, enthält aber alles was der Läuferkörper gerade so benötigt: Flüssigkeit zum Schmieren, Zucker zum Antreiben und Elektrolyte für den Rest der Stoffwechselkette.  Die nächste Wasserstation lässt nicht lange auf sich warten – bereits in Unterkirchberg gibt es wieder Wasser und Iso – und für mich natürlich auch wieder Gummibärchen und einen Cracker mit Frischkäse – ganz lecker, wenn er nur nicht so staubig trocken wäre – da hilft nur eines: Kräftig nachspülen.

Vor die nächste Versorgungstation hat man noch eine hohe Hürde im wahrsten Sinne des Wortes gelegt: Es geht nach Oberkirchberg, dem zweiten Ortsteil von Illerkirchberg bzw. dem Ortsteil Buch – beides liegt oben auf dem Kamm vor der Iller – ich kenne diese Steigung nur zu gut – aber das Wissen um das Kilometerschild kurz hinter der Spitzkehre nach dem Ende der Steigung motiviert mich – viele Läufer schalten hier bereits in den Modus „Gehen“ zurück – ich selbst kann noch ganz gut die Steigung hochjoggen, wenn auch in kleinen Schritten. An der Versorgung gibts dann Schokolade und Nüsse, dazu wieder die Flasche auffüllen – nach der Steigung habe ich die regelrecht leergelutscht. 35km liegen hinter mir – mehr als ein Drittel ist also geschafft – nur noch 2 Drittel zu bezwingen.

So geht es dann auf dem Bergrücken weiter – ich erinner mich daran, dass ich letztes Jahr auf dieser Strecke gefroren habe wie ein Schneider – daher befragen wir mal wieder Torstens Fahrradthermometer – diesmal sind es 6-7°C  je nach Wind – also nur unwesentlich wärmer, aber es kommt mir deutlich angenehmer vor. Ehe man es sich versieht ist der Bergrücken auch zu Ende und es geht recht zügig abwärts an die Iller – eigentlich würde ich es gerne mehr laufen lassen aber die Muskeln wollen schon nicht mehr so recht mitmachen bei dem bergab. Ich muss das wohl noch häufiger trainieren, die Oberschenkel melden sich da ganz deutlich mit Trainingsbedarf.

Die Strecke entlang der Iller ist immer sehr schön – leicht geschwungen, zwar nur geschottert aber angenehm eben zum Laufen. Auch hier ist wieder ein Stück Teststrecke für die beleuchteteten Kegel – im Abstand von rund 100m stehen diese am Wegesrand und verbreiten eine tolle Stimmung. Neben mir gluckert die Iller und ganz selten ist auf der anderen Uferseite ein Fahrzeug auf der Schnellstraße zu hören. Kurz vor Wiblingen geht es ans Kloster, kurz vorher im Wald steht ein weiteres wichtiges Schild: 40km sind gemeistert.

Das Kloster habe ich in guter Erinnerung von allen bisher durchgeführten Laufnächten um Ulm. Zwar muss man vor dem Klosterhof noch eine kleine Steigung bezwingen, aber die Entlohnung ist der herrliche Blick auf den Innenhof zusammen mit der Versorgungsstelle – wieder Cola, ISO, Banane und Schokolade bevor es weiter geht. Eigentlich wollte ich mir ja auch noch wieder Gummibärchen in die Backen stecken, aber das fällt mir erst ein, als ich schon fast wieder an der Iller bin – der Kurs durch den Wald dort ist reichlich dunkel – dank Streckenkenntnis weiß ich wo ich aufpassen muss und wo es hingeht. Ein Wanderer-Paar flucht recht leidenschaftlich, sie haben sich an einem der Zäune orientiert und sind an der Weggabelung erst mal weiter entlang des Zaunes gelaufen – eigentlich nur ein Umweg von wenigen Metern – aber zusätzlich lauert da noch die Falle in Form einer richtig großen Pfütze. Die Stelle nimmt man nur einmal mit, ich entsinne mich, dass ich beim ersten Mal auch fast in den Morrast getappt wäre. Gerade auf dieser kurvigen und teilweise etwas unübersichtlichen Strecke hätte ich mir die beleuchteten Kegel recht gut vorstellen können. Diese gibt es aber erst wieder an der Iller auf der Geraden.

Ungefähr auf halber Strecke Richtung Ulm wechseln wir die Illerseite – kurz danach erscheint schon das Kilometerschild 45 – der erste Marathon für diese Laufnacht ist also bezwungen – nur noch ca. 1,5 Marathons – das sollte doch auch noch zu machen sein. Es läuft recht gut bisher – kurz nach dem Motivationsschild lasse ich mir nochmal die Gummibärchenbox reichen – Kalorien für bis nach Ulm aufnehmen. Es geht weiter immer entlang der Iller, bis sie sich mit der Donau vereinigt. Kurz darauf tauchen die ersten Häuser von Ulm auf – rechts des Weges liegt das Freibad und kurz danach geht es über die Donau. Bei der ersten Laufnacht ging es noch über die Straßenbrücke hoch ans Roxi – dort war man dann aber schon bei 50km angelangt.  Seit 2010 ist der 50km-Marker im Donaustadion – das zieht sich noch eine ganze Ecke hin bis man dort ist. Lustig bis nervig sind die gut angeheiterten Nachtschwärmer am Donauufer – einige haben da wohl echt tief ins Glas geschaut. Mir kommt ein Motto in den Sinn: „Lieber Koma-Laufen denn Koma-Saufen“. Es geht weiter entlang der Donau – wie bematscht man nach fast 50km Laufen ist, merke ich an den Schriftzügen entlang der Donau – ich kann mich nicht mehr so recht drauf konzentrieren – lesen und kombinieren der mehrere Meter langen Texte: Nicht mehr möglich. Endlich geht es den Damm hoch und weiter in Richtung Donaustadion. Die Uhr an der Mesststelle zeigt 5:13h als ich darauf zu laufe – es gelingt mir noch vor dem Umsprung auf 5:14h durch den Torbogen zu laufen. Ich liege also doch noch recht passabel in der Zeit.

Da ich aus den Erfahrungen beim letzten Mal gelernt habe, mache ich die Pause in Ulm nur so kurz als möglich – nach spätestens 5 Minuten geht es weiter. Bis dahin gibt es Kuchen, Banane, Brühe und wieder die Mischung für die Flasche – diesmal allerdings mit 2 Teilen Wasser und jeweils ein Teil Cola bzw. ISO.  Zudem lasse ich mir aus dem Spezial-Beutel von Torsten 2 Eukalyptus-Bonbons reichen – eines rechts, eines links in die Backentasche und schon gehts weiter. Der gefürchtete Krampf und Belastungsschock bleibt diesmal aus – ich werte somit die Methode mit den Bonbons als recht gut tauglich. Einziger Nachteil: Man muss recht viel dazu trinken um sie zu lutschen. Aber auch das muss ja kein Fehler sein, zumindest muss ich nicht gleich in die Büsche, daher ist der Flüssigkeitsbedarf wohl doch auch irgendwo gerechtfertigt.

Nach einer Umrundung des Stadions geht es über die Brücke wieder auf die bayrische Seite der Donau und den Pfad entlang der Donau weiter. Eine recht monotone Strecke, die immer schlecht geschottert ist – sehr grob und man muss aufpassen sich nicht den Fuß zu vertreten. Am Stauwehr gibt es nochmal ein kleines Gefälle den Damm runter – das geht aber höllisch in die Oberschenkel – gut dass es danach erst mal flach an der Donau entlang weiter geht bis Thalfingen. Es wird hell und die Vögel singen in den Bäumen und Büschen rund herum – sehr motivierend. Ich schalte die Kopflampe aus, in Thalfingen wird sie dann in der Radtasche verstaut. Kurz vor der Brücke nach Thalfingen steht ein weiteres Schild: 55km geschafft – die Halbzeit liegt deutlich hinter mir.

Nach der Wasserstelle (es gibt tatsächlich nur die Auswahl Wasser oder Wasser) folgt die Schlachtergerade entlang der Donau – rund 2km geht es schnurgerade entlang der Donau – weit und breit keine Abwechslung in Sicht – nicht mal ein Kilometerschild. Immerhin einige Läufer und Wanderer voraus – da kann man sich langsam „ransaugen“ – bis ans Ende der Geraden habe ich dann doch einige eingeholt bzw. überholt.

Nach dem Linkschwenk von der Donau weg geht es raus aus dem Wald – oben auf dem Berg ist das nächste Ziel zu erkennen – Kloster Oberelchingen. Wie üblich schweift mein Blick allerdings nach Osten – der Zeitanzeiger Modell Sonne zeigt sich diesmal noch nicht auf den ersten Blick – erst kurz vor Unterelchingen bzw. dem Bahnübergang sehe ich den glutroten Ball über dem Horizont. Gleich hinter dem Bahnübergang steht auch schon das nächste Motivationsschild – 60km – noch etwas weniger als ein Marathon und ich fühle mich noch recht gut.

Nun folgt eine der härstesten Steigungen auf der gesamten Strecke, direkt nach der Wasserstelle in Unterelchingen geht es „elchmäßig“ nach oben – die sogenannte Napoleon-Rampe – erst die steile Straße und zum krönenden Abschluss noch in Serpentinen durch den Spielplatz bis man am Acker entlang in Richtung Kloster läuft. Der östlichste Punkt der Strecke ist somit durchlaufen, jetzt geht es immer nur noch auf Blaustein zu. Von ein paar kleinen Schlenkern mal abgesehen. Entgegen der bisherigen Streckenführung geht es in diesem Jahr nicht über den Friedhof des Klosters sondern um das Kloster herum durch den Reitplatz. An der Versorgungsstelle mache ich den Versuch Kuchen zu essen und verschlucke mich dabei ganz ordentlich. Ein satter Hustenanfall bei dem alle Muskeln den Aufstand proben ist die Folge. Aber: Immer mit der Ruhe – Magnesium einwerfen und gleich noch Traubenzucker hinterher, danach dann Wurst und Gummibärchen.

Infolge dessen laufe ich etwas langsamer – es geht leicht bergan dem Panorama-Weg folgend wieder gen Thalfingen zu (diesmal das Nordende). Im Wald kurz vor Kilometer 65 schlage ich mich in die Büche – das ISO-Getränk hat ja schon die ganze Zeit den Magen-Darm-Trakt gut durchgerüttelt, aber es wirkt halt auch abführend…. Deutlich erleichtert komme ich wieder aus dem Wald auf die Strecke zurück. Die führt denn auch recht bald zügig abwärts in den Taleinschnitt bei Thalfingen. Die Feuerwehr hat dort eine Wasserstelle aufgebaut. Die Steigung danach ist an und für sich recht flach, dennoch gehe ich sie und knabbere dabei Nüsse mit Salz. Richtig fit bin ich nicht mehr aber ich kenne die Strecke auch in schlechterem Zustand. Sie zieht sich nun immer mehr durch die Felder, Schatten ist rar, aber noch sind die Temperaturen erträglich – ich laufe immer noch mit Jacke aber teilweise schon mit Sonnenbrille.

Nach der Steigung geht es mit einigen Kurven weiter, erst unter der B19 durch, samt Neubaustelle der Autobahnquerung – wieder durch den Wald immer in Hörweite der Autobahn und fast parallel zu dieser. Auf einer kleinen Anhöhe gibt es bei Kilometer 70 eine  kleine inoffizielle Getränkestelle mit Wasser, Cola und alkoholfreiem Weizen. Ich gönne mir den bayrischen Iso-Drink und laufe weiter – Torsten hat einige Meter vor der Getränkestelle schon angekündigt etwas gegen seinen Hunger zu unternehmen. Da die Strecke ja markiert ist laufe ich derweil in meinem Trott weiter – teilweise gehend aber doch auch immer wieder joggend – die Energie kommt ganz langsam zurück, aber noch fehlt so der rechte Antrieb. Noch dazu überholt mich der Läufer vom Beginn der Strecke – er hat noch Reserven und zieht nunmehr recht locker an mir vorbei. Aber das ist mir dann auch leidlich egal, auch wenn der Frust natürlich tief sitzt.

Nach dem Wald geht es dieses Jahr nicht über die Autobahn sondern wie schon 2009 entlang der Bahntrasse weiter. Vergleichsweise eben – im Gegensatz zu 2009 geht es aber nicht direkt in Jungingen über die Bahn sondern es folgt ein Rüssel der nochmal 2 Brücken weiter führt. Auf der anderen Seite geht es dann wieder zurück bis Jungingen -natürlich auch dort nochmal den Brückenkopf hoch bevor es wieder auf die vertraute Trasse in Richtung Kilometer 75 geht. Dort ist eine der nettesten Verpflegungsstellen – in einer Scheuer bzw. davor wird alles geboten was das Läuferherz begehrt, freundliches Personal, dezente Musik – das motiviert echt. Ich schlage zu bei Kartoffeln mit Salz, Brühe und Cola. Dazu eine Ladung Magnesium und wieder Schokolade.

Das Wiederanlaufen fällt mir fast schon schwer – einige andere Läufer haben das gleiche Problem, auch der Kamerad vom Beginn der Strecke müht sich ab – kommt aber deutlich besser wieder in Fahrt und läuft davon. Auf der offenen Strecke kann ich ihn recht gut verfolgen, zumindest mit den Augen. Einen anderen Läufer motiviere ich: Wir wollen diese Strecke hinter uns bringen und es ist nicht mehr weit – Hand drauf und weiter gehts. Ich kann langsam auch wieder Fahrt aufnehmen – zumindest so lange es eben ist oder bergab geht. Die Steigungen gehe ich mit strammen Schritt nach oben. Es folgt eine bunte Mischung auf und ab durch das Industriegebiet – die Zentrale der Drogeriemarktkette mit ihrem markanten Turm immer im Blick – den Turm umrundet die Strecke zu rund 80% in einem weiten Bogen.

Es geht wieder nach Ulm hinein, genauer gesagt an die Wilhelmsburg – erst mal ordentlich bergab und dann entlang des Burggrabens, bevor man bei Kilometer 80 in ihn abtaucht zur Versorgungsstelle. Dort nochmal kräftig Cola, Magnesium und Kuchen einschaufeln, bevor es entlang des Burggrabens weiter geht. 2009 hieß es an dieser Stelle erst mal noch den Wehrgang ein gutes Stück hinunter bis zur Brücke und auf der anderen Seite gleich wieder hoch. Insgesamt ist das Profil ab jetzt sehr wellig – immer wieder Anstiege und Gefälle im Wechsel – ganz gelegentlich auch mal halbwegs eben. Ich jogge was möglich ist, die meisten Steigungen ist jedoch Gehen effektiver. Ich merke aber, dass ich im Vergleich zu den Vorjahren deutlich mehr joggen kann – zumindest kommt es mir mal so vor. Mit der Überquerung der B10 erreichen wir den Ortsteil Lehr – leer fühle ich mich auch irgendwie. Zum ersten Mal wird mir derart warm, dass ich am Ende der Steigung meinem Radbegleiter die Jacke zum Wegpacken in die Hand drücke. Nach einer kurzen Schleife geht es rein in den Ort, vorbei an der Feuerwehr – dort gibt es nochmal Wasser und etwas zu essen – ich greife zu, auch wieder beim Magnesium.

Kurz nach Lehr und kurz vor der bekannten „Mördersenke“  steht denn auch schon wieder ein Schild: 85km liegen hinter mir – ich fühle mich wieder erstaunlich fit – das müssen wohl die Endorphine im Zusammenhang mit den mittlerweile zugeführten Kalorien sein. Der Truppenübungsplatz zieht sich dafür wie Kaugummi, die unbemannte Wassersation habe ich nich nötig, es ist mehr als genügend Getränk in der Flasche. Vom angekündigten Tag der offenen Tür an den Kasernen und dem Übungsplatz bekomme ich rein gar nichts mit – das Gelände wirkt total verlassen und hat doch einige Wellen im Profil. Zudem macht mir der grobe Schotter doch reichlich zu schaffen – dass ich mir wohl ordentlich Blasen gelaufen habe, merke ich ja schon seit Kilometer 70 aber jetzt wird es langsam richtig schmerzhaft – teilweise beim Gehen mehr als beim Joggen. Aber Aufgeben ist jetzt keine Alternative mehr – noch 15km bis ins Ziel, da lasse ich mich nicht mehr lumpen.

Endlich hat der Truppenübungsplatz ein Ende, wenn auch eines mit sehr starkem Gefälle – es geht ins Tal hinab und dann immer dem Tal entlang – endlich wieder etwas Schatten. Die Freud währt nur kurz, denn es geht auch recht bald wieder raus aus dem Tal. Nächster Zwischenstopp: Mähringen – Versorgung inklusive Massage-Angebot – das lasse ich aus Zeitgründen aber aus – der Blick auf die Uhr sagt mir: Es könnte hinhauen mit dem Einstellen des Rekords von 2009 – also unter 11:38h – es sieht soweit machbar aus, kurzzeitig überlege ich auch ob es machbar wäre unter 11:30h zu bleiben. Die nächsten Kilometer durch die Felder gebe ich langsam etwas mehr Gas. Die letzte Versorgungstation liegt bei Kilometer 94 in Bollingen am Sportplatz. Ich kippe nun reichlich Cola in mich hinein. An der Verpflegungsstation wird nochmal aufgefüllt, aber nicht mehr groß gestoppt – die Uhr sagt immer noch: Das könnte hinhauen. Die letzten Kilometer waren ja aber auch vergleichsweise flach und nur wenige Gehpausen die Steigungen hoch waren nötig.

Nun geht es erst mal oberhalb des Kiesentals weiter bis an den Einstieg in selbiges – ein holpriger Graspfad der nochmal volle Konzentration fordert. Ebenso der Einstieg in das Tal, durch die Heidelandschaft führt ein doch stark abschüssiger Schotterweg – ich wünschte ich hätte die Kraft es laufen zu lassen, aber das geht einfach nicht, also geht es in kleinen Jogging-Schritten auf den Talgrund. Zwischendrin ein weiteres Schild: 95km.

Es folgt eine 180° Kehre und der letzte nennenswerte Anstieg auf der Strecke – auch wenn es an und für sich nur wenige Höhenmeter sind, nach mehr als 95km kommt einem der Anstieg um so heftiger vor. Danach gehts immerhin schön bergab – die Versorgung auf der Kuppe lasse ich zugunsten der Zeit einfach aus. Auf dem vergleichsweise harmlosen Gefälle steht ein weiteres Schild: 96km geschafft – noch vier sind zu bewältigen. Ich halte weiterhin meine Geschwindigkeit, wische Zweifel beiseite ob ich das auch noch die 4km durchhalte – es muss jetzt einfach. Auch die Blasen an den Füßen ignoriere ich einfach. Es gibt nur noch eines und das ist das Ziel, darauf fokusiert sich  nun alles.

Kurz vor dem Parkplatz am Kiesental steht ein weiteres Schild – 97km geschafft – nur noch drei. Ich projiziere das auf  meine Hausstrecke in Mannheim – ungefähr Höhe Fernmeldeturm bin ich nun – nicht mehr weit bis zur Innenstadt und meinen Eltern – die Strecke bin ich so oft gelaufen und die Kilometrierung kenne ich auswendig. Das gibt nochmal einen Schub. Da kann auch der kleine Anstieg oberhalb der Straße nicht mehr schocken – den jogge ich nun auch einfach hoch – ob es eine gute Idee ist? Egal es ist nicht mehr weit und die 2,5km gehen doch immer irgendwie. Rüber über die Straße vorbei an der herrlich duftenden Forellen-Zucht mit ihrem Räucherofen. Der Pfad ist recht schmal ein Läufer vor mir macht mir dennoch Platz und ich kann ihn überholen. Torsten reiht sich hinter ihm ein. Kurz bevor man Blaustein erreicht steht am Pfad nochmal ein Schild: noch zwei Kilometer – aus Erfahrung weiß ich: nur noch ganz wenige Steigungen folgen. Es geht über die Hauptverkehrsader von Blaustein, entlang dem Gehweg und dann runter an die Blau, vorletzte Steigung die Brücke über die Blau.

Die schöne Landschaft und die Gärten um mich herum nehme ich zwar noch wahr, aber das Augenmerk liegt nun voll und ganz auf der Strecke – ich überhole noch einen Läufer – jetzt nur den Pace halten – noch ca. 1,5km bis ins Ziel. Das Schild „99km“ lässt nicht lange auf sich warten. Noch ein Kilometer – der Stallgeruch ist ganz deutlich wahrzunehmen bzw. zu hören: Die Stadionansage hört man auch schon den Kilometer vorher. Rechts um, weg von der Blau über den Feldweg in Richtung Parkplatz – ich sehe mein Auto und kurz davor geht es schon wieder nach rechts in Richtung Stadion. Der letzte Anstieg rauf auf die Tartanbahn. Auf dem Weg dorthin motiviert mich noch ein Läufer mit einem Klapps auf den Rücken das gibt richtig Schub. Noch sind es knappe 500m. Nach dem Eintritt auf die Ehrenrunde durchs Statdion sind es noch 300m, ich mobilisiere nochmal alles was in meinen Beinen steckt. Die Zeitanzeige im Ziel verkündet: 11:32 als ich sie einsehen kann – ich will es nicht 11:33 werden lassen, also nochmal wie im Winter so oft auf der Hallenbahn geübt: Endspurt, wenn auch hier über 100m anstelle der 50 – aber darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Ich scheuche einige Passanten von der Bahn die hinter dem Ziel ganz klassisch die Strecke blockieren – man kann doch nicht einfach so abbremsen wenn man 100km gelaufen ist … da muss man schon noch ein paar Schritte tun bis man wieder steht. Geschafft! Und schneller als 2009 und 2011. Das entschädigt.

Ich gehe ganz langsam in den Versorgungsbereich – Torsten reicht mir wie angefordert Traubenzucker und Magnesium – aus der Erfahrung heraus, dass mir das recht gut hilft und mir dann nicht so kalt wird nach dem Lauf. Zudem jede Menge Getränke unterschiedlichster Art. Torsten kümmert sich um die weitere Verpflegung, aber feste Nahrung will so kurz nach dem Lauf noch nicht. Ich habe das Gefühl sie fast nicht runter zu bekommen. Ganz vorsichtig ziehe ich die Schuhe aus und inspiziere die „Schäden am Laufwerk“ – zwei ordentliche Blasen unterhalb des Sprunggelenks, eine große am rechten Zehen und diverse kleinere an der Unterseite rechts. Die Entlastung durch das Entfernen der Schuhe tut schon mal sehr gut. Ich höre mir die Siegerehrung an während ich fleißig Getränke ich mich hinein kippe und auch langsam wieder feste Nahrung zu mir nehme.

Torsten holt derweil die T-Shirts (diesmal einheitliche für Läufer und Begleitradler – was ich eigentlich schade finde) aus dem Auto um sie bedrucken zu lassen. Wie sich zeigt ist die Bügelpresse leider defekt – so lassen wir uns nur die Folienbeschriftung geben – zum Aufbügeln habe ich eine Möglichkeit bei Martin in der Bügelpresse.

Ich stelle dabei fest, dass ich noch keine Medallie erhalten habe. Im Ziel erfahre ich dann, dass die Medallien es nicht pünktlich ins Ziel geschafft haben – sie werden nachgeschickt. Aber meine Freude kann das auch nicht mehr trüben. Eigentlich erwarte ich noch eine Siegerehrung nach Altersklassen, aber diese entfällt dieses Jahr. Zwischenzeitlich helfe ich noch einem Läufer aus, im ist etwas schwindlig – also kurzerhand eine Kiste unter die Beine und in den Schatten. Zudem eine Portion Magnesium und Traubenzucker und schon wird es wieder besser. Ich weiß doch selbst wie man sich nach den 100km fühlen kann. Mir geht es erstaunlich gut und so steige ich vorsichtig wieder in die Schuhe und die Socken und mache mich auf den Weg zum Auto. Dort ziehe ich mich erstmal wieder vernünftig an – anstelle einer Unterhose gibt es aber eine Radlerhose, die scheuert nicht so sehr an den wundgeriebenen Oberschenkeln und hat weniger störende Nähte. Die typischen Läufer-Weh-Wehchen zeigen sich so langsam – Scheuerstellen an  diversen Ecken, aber nichts dramatisches.

Vor der Entspannung im Bad Blau geht es ins Café Blau, das ins Altersheim integriert ist – dort gibt es ein vernünftiges Mittagessen – Germknödel mit Vanillesauce – viele einfach Kohlenhydrate – genau das Richtige nach dem Lauf. Im Bad Blau lasse ich den Tag dann ausklingen, bzw. hole den Schlaf der durchlaufenen Nacht nach. Es ist mir diesmal nicht so fürchterlich kalt wie beim letzten Mal – ein deutliches Zeichen, dass ich die Ernährung besser im Griff hatte. Nach einer kurzen Ruhephase muss ich aber doch nochmal mit Traubenzucker und Magnesium sowie einer heißen Dusche nachhelfen. Zudem nehme ich nun wieder die warme Steinbank in Beschlag – ich weiß jetzt warum Katzen Kachelöfen mögen. Gegen halb sechs machen wir uns dann auf den Heimweg – diesmal ohne jeden Stau oder sonstige Probleme.

Am nächsten Morgen ist der Muskelkater erstaunlich gering, auch wenn Treppensteigen noch reichlich schmerzlich ist. Der Blick in die Ergebnisliste freut mich richtig: 11:32:54 und somit schneller als 2009 war ich. Es hat wieder für den ersten Platz in der AK gereicht (diese Jahr zum letzten Mal, nächstes Jahr werden die Bedingungen härter: 8:52h sind die Vorgabe dieses Jahr für die M30), insgesamt bin ich auf Platz 43 gelandet – gerade noch so im vorderen Drittel – insgesamt sind 140 Läufer ins Ziel gekommen über die 100km im Einzel.

Fazit: Anstrengend aber schön! Mal sehen ob ich das nächstes Jahr wieder mache. Ich kann es jedem nur empfehlen der einmal wissen will was der menschliche Körper wirklich in der Lage ist zu leisten. Außerdem ist es für jeden interessant der mal erleben möchte was nach Kilometer 42 noch so kommt. Man muss ja nicht gleich die volle Distanz machen, die 50km sind auch ein guter Anfang.

Ich hoffe, dass im nächsten Jahr auch Helga wieder teilnehmen kann, dieses Jahr musste sie aus gesundheitlichen Gründen pausieren – aber man sollte einen solchen Lauf auch wirklich nur antreten wenn man absolut fit ist. Ich selbst habe mir jedenfalls vorgenommen wieder etwas mehr zu trainieren und auch wieder mehr Langstrecken einzubauen – auch als Kontrast zum täglichen Büro-Alltag mit all dem Stress da der mit dranhängt.

Was für eine Woche und was für ein Wochenende

Wow – da liegt der Tauchurlaub (auch wenn er nur kurz war), gerade mal eine Woche zurück und das nächste intensive Event steht schon in den Startlöchern – am kommenden Wochenende steht zum 3. Mal für mich die Ulmer Laufnacht auf dem Programm – 100km durch die Nacht laufen.

Aber irgendwie ist es mit dieser Veranstaltung wie verhext – ich bin die letzten Wochen mal wieder fast nicht zum Training gekommen – von Langstrecken-Übungen keine Spur. Irgendwas muss da anders werden, ich habe nur noch keine rechte Idee wo ich anfangen soll. Und genauso gings mir auch die letzte Woche: Es geht alles Schlag auf Schlag – eigentlich ja ein gutes Zeichen – so lange man nicht aus dem Takt kommt – und genau da liegt der Hund begraben.

Am Montag sah die Welt noch richtig rosig aus, klar ich kam ja frisch aus dem Urlaub und hatte dementsprechend Energie getankt. Da kam es um so gelegener, dass vor meiner Haustüre noch Lieblingsbaumarkt (auch bekannt als Sperrmüll) war – bewaffnet mit einem Akkuschrauber und einem kleinen Satz Werkzeug bin ich losgezogen. Es gab reichlich gutes Material in größeren Querschnitten im Angebot – wenn auch vieles davon Nadelholz war. Dazu eine ganze Reihe Bettrahmen, diese sind immer sehr ergiebig in Sachen Multiplex und Buchenleisten. Ehe ich es mich versehen hatte, waren drei Einkaufswagen voll (auch der stand beim Sperrmüll rum) zusammen gekommen, mein Auto rappelvoll und die Uhr zeigte irgendwas gegen 1:00h in der Frühe.

Der Dienstag lief daher etwas schleppend an – kein Wunder nach der langen Nacht des Einkaufs. Aber natürlich bin ich noch zum Training gegangen – wenigstens ein klein wenig wollte ich was gemacht haben. Und so bin ich dann doch eine Runde von 16km gelaufen – diesmal mit vielen Treppen und Kringeln – schaden kann das sicherlich nicht. Noch ein Kleinigkeit zum Abendessen gemacht und ein wenig die Korrespondenz aussortiert die während des Urlaubs aufgelaufen ist – ratz fatz wars schon wieder kurz nach elf …

Mittwoch: Das Training hat sich doch etwas bemerkbar gemacht – aber ich habe ja Gleitzeit, da macht es mir erst mal wenig, wenn ich ne halbe Stunde früher oder später aufschlage. War denn doch auch ein kurzweiliger Arbeitstag, denn nachmittags stand ich in Lampertheim beim THW für das Public-Viewing auf der Matte. Trotz sehr wechselhaftem Wetter waren einige Leute gekommen – der Auf- und Abbau jedesmal ist aber doch eine Hausnummer die gestemmt sein will. Kurz nach 0:00h war dann der letzte Brocken weggeräumt und die Einsatzbereitschaft wieder gegeben. Aber da steht ja noch so ein volles Auto vor der Tür – das musste noch zu Martin – zum Entladen und Einlagern der Sperrmüll-Ausbeute.
Da einige Dinge noch entbeint werden mussten, habe ich das gleich noch miterledigt – dankenswerterweise hat uns Steppes dabei auch noch tatkräftig unterstützt. Eigentlich hatte ich das Gefühl es läuft recht zügig – aber der Blick auf die Uhr im Auto sagte dann doch etwas anderes: 2:00h in der Frühe als wir bei Martin los sind. Bis ich dann Steppes noch heimgefahren hatte und selbst daheim war zeigte das Zeiteisen 3:00h an. Puh! So war das nicht gedacht gewesen.

Somit habe ich den Donnerstag sehr spät begonnen – eher ungewöhnlich für mich. Da noch Einkäufe und THW-Ausbildung anstanden bin ich aber dennoch um kurz vor 16:00h schon wieder los. Zudem habe ich noch die restlichen Sperrmüllteile die in der ersten Fuhre nicht mit nach Lampertheim gehen konnten (weil kein Platz im Auto war) eingeladen – dabei ist mir auch noch einiges weiteres an Material in die Finger gefallen, dass bei Martin besser aufgehoben ist – einfach weil es mir an adequaten Bearbeitungsmöglichkteiten fehlt. Daher war das Auto schon wieder der Lastenesel – diesmal inklusive Gepäckträger. Zusammen mit Steppes bin ich dann nach Lampertheim zur Ausbildung gefahren – und hinterher wieder bei Martin vorbei – diesmal nur einlagern, aber bis ich daheim war – man ahnt es schon: wieder kurz vor 1:00h in der Frühe …

Freitag war ich dann derart fertig, dass ich sehr spät erst aus dem Bett gekommen bin – den Wecker habe ich gleich beim ersten Klingeln richtig erwischt und abgestellt. Ein eindeutiges Zeichen: So sollte das nicht dauerhaft weitergehen – sonst ist der nächste Urlaub so schnell fällig. Auf Arbeit lief dann auch recht wenig kreatives – aber unproduktiv war ich keinenfalls – ich habe mich mal wieder um den ganzen lästigen Kleinkram gekümmert, der mittlerweile aufgelaufen war – unter anderem Dokumentation des aktuellen Standes und so weiter. Arbeit die auch mal sein muss.

Abends dann noch Lauftraining – diesmal alleine, am Verein habe ich dann noch meine Eltern getroffen und das Abendessen mit erledigt – nur um kurz danach meine Sachen daheim abzustellen, das Auto zu schnappen (leer diesmal) und in die City zu fahren. Dort noch die Tauchsachen richten, denn Raimund aus der Schweiz kam ja noch zu Besuch vorbei. Ihn habe ich dann um kurz nach 22:00h am Bahnhof abgeholt.

Samstag wollten wir etwas länger schlafen – das hat sich recht bald gerächt – wir waren etwas knapp dran und auch der Einkauf von Grillagen musste abgebrochen werden, damit wir wenigstens noch halbwegs pünktlich am See waren. Der Tauchgang an sich war dann echt entspannend – ich war schon eine Weile nicht mehr im Marx’schen Weiher bei Altrip – aber schön wars auf alle Fälle. Von einem vollgelaufenen Handschuh bei mir und beiden vollgelaufenen bei Raimumnd mal abgesehen. Über Mittag eine kurze Pause bei Heinz am Campingplatz bevor es in die zweite Runde ging – diesmal nur noch Raimund und meine Wenigkeit – Albrecht hatte eine Schichtvertretung anggriffen und Heinz fand es als Nasstaucher doch etwas kühl. Sei es drum – auch diese Exkursion war echt entspannend – jede Menge Junfische – von Hecht über Sonnebarsch bis hin zu Karpfen und Krebsen war alles geboten. Raimund ist gegen Nachmittag dann weiter in Richtung Köln gefahren. Ich habe den Tag in Seckenheim im Garten ausklingen lassen. Verpflegung auf dem Straßenfest – eine gewisse Schadenfreude über die Abwesenheit des THW OV Mannheim kann ich nicht leugnen – die Gerüchteküche sagt, dass es an Personal mangelt – als ob mich das noch wundern würde …

Sonntag hat sich mein Körper dann die Erholung beschafft die er gebraucht hat – als ich aufgewacht bin war es bereits halb zwölf. Damit kamen einige Dinge nicht mehr in Frage – unter anderem ein mögliches Lauftraining in Lampertheim und die verbleibende Montage meines letzten Korpus für unter die Arbeitsplatte. Stattdessen mache ich mich mit etwas Mühe an die Vorbereitung des Bilderabends für die Laufgruppe – der ist am Dienstag – die Bilderauswahl ist ja schon getroffen, aber das Beiwerk in Form von Texten und Landkarten fehlt noch … Immerhin schaffe ich den Anfang bevor ich mich schon wieder auf den Weg in Richtung Lampertheim – zum letzten Spiel in der EM-Gruppenphase. Bis da abgebaut war zeigte die Uhr aber auch schon wieder an, dass der Montag bereits begonnen hat.

Fazit: Noch so ne Woche muss nicht sein, aber ich kann derzeit noch nicht so recht ein Ende der Stressphase absehen – bleibt nur die zusätzliche Menge nicht weiter anwachsen zu lassen. Immerhin ein ganz dünner Lichtblick steht da schon am Horizont: Ende Juli habe ich anderthalb Wochen „Aktiv-Urlaub“ mit der THW-Jugend beim Bundesjugendlager in Landshut – sicherlich auch anstrengend aber auf eine andere Art und Weise. Und mit der Laufnacht in Ulm ist auch ein wichtiger Meilenstein für die diesjährige Laufsaison genommen. Danach ist erst mal Ruhe bzw. nur noch kleinere Veranstaltungen stehen im Programm.

Dämmermarathon Mannheim (MLP-Marathon Rhein-Neckar)

Alle Jahre wieder, so ungefährt könnte mein Motto für den MLP-Marathon in Mannheim lauten. Immerhin war die Teilnahme in der Teamwertung einmal der Anstoß für mich überhaupt mit dem Laufsport zu beginnen. Das war 2007 – mittlerweile ist 2012 und die Teamwertung immer noch existent, aber für mich nicht mehr von all zu großem Interesse. Auch wenn der Veranstalter den weniger ambitionierten Läufern jedes Jahr mehr entgegen kommt. Sei es mit einem modifizierten Duo-Marathon der Teilung 10/32, die kam letztes Jahr ins Angebot, oder in diesem Jahr mit dem Angebot anstelle eines 4er Teams auch mit einer 5er oder gar 6er Staffel zu starten. Wo bleibt denn da der Reiz wenn im Schnitt nur um die 7km bleiben – für mich fängt ab dieser Distanz das Training doch erst an. Allerdings muss man sagen: Mit diesen Maßnahmen ist die Veranstaltung immer noch eine der am besten besuchten: rund 11.000 Teilnehmer in diesem Jahr. Ebenfalls neu im Programm war ein Halbmarathon, der in der Nachbarstadt Ludwigshafen startete – damit wollte man dem oft beklagten Effekt entgegenwirken, dass der Streckenanteil in Ludwigshafen (ca. 20km) recht verlassen und einsam wirkt. Zudem hatten sich die Veranstalter der Action-Points an der Strecke etwas beklagt, dass die Mannheimer Vereine da bisher den Rahm abschöpfen konnten und in Ludwigshafen dann nur noch die richtig zähen Knochen durchkamen. Ob sich das bewährt hat bleibt abzuwarten – beurteilen konnte ich es nicht so ganz, aber dazu später mehr.

Wie der Name Dämmermarthon schon nahe legt, läuft man in die Dämmerung hinein – angesichts der teilweise heftigen Temperaturen eine vernünftige Entscheidung und ein ganz besonderer Reiz. Die Temperaturen waren letztes Jahr derart heftig (30°C und schwül), dass ich aufgrund von gesundheitlichen Problemen und Fehlern in der Getränkeversorgung die Chance ergriffen habe und beim Halbmarthon aufgehört habe (was nicht geht, sollte man lassen). Diesmal war es am Vorabend so richtig heiß – teilweise wurden in Mannheim 32°C gemessen – das ließ für die Strecke in Sachen persönlicher Bestzeit nichts gutes ahnen. Zudem hatte ich am Vorabend noch meine alljährliche Atemschutzüberprüfung zu absolvieren – nicht unbedingt optimal, denn auch dort wird ganz ordentlich Leistung abgefordert (Leiternsteigen, Hammerziehen, Laufband und Streckendurchgang).

Sei es drum, angemeldet war ich und dann nehme ich auch teil. Ein erster Ausfall vor dem Lauf trübt ein wenig die Stimmung: Nachdem vor einigen Wochen die Batterie meiner Pulsuhr schlapp gemacht hat (nach dem Marathon an der Weinstraße), ist nunmehr der Pulsgurt an der Reihe – leider noch kein Modell bei dem man den Wechsel selbst durchführen kann – also habe ich von Anfang an drauf verzichtet, reines Laufen nach Gefühl und Uhr. Auch wenn das ungewohnt ist, es muss einfach gehen.

So finde ich mich denn also kurz vor dem Start im Startblock ein, gegenüber dem letzten Jahr sortiere ich mich etwas weiter hinten in dem mir zugewiesenen Block ein – ich will mich nicht wieder über Gebühr „reintreiben“ lassen – überholen macht Spaß – überholt werden weniger, zudem ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. Das Wetter hat über Nacht dankenswerter Weise abgekühlt (während ich durch die Atemschutzstrecke gerobbt bin, muss ein Sturzbach runter gekommen sein, zumindest die Straßen waren gut nass und überall stand das Wasser). Jetzt ist es fast schon unangehm kalt – weniger von der reinen Temperatur, sondern wegen des unangenehmen Windes.

Mit einigen Minuten Verzögerung fällt denn auch der Startschuss – diesmal gefällt mir schon beim Start die Musik besser als letztes Jahr – „Eye of the Tiger“ ist doch ein richtiger schöner Song zum Start. Er erinnert mich an so vieles, aber jetzt heißt es erst mal auf die Strecke konzentrieren. Das Feld stockt noch etwas, aber nach der Startlinie wird es sukzessive besser – es geht die Augustanlage aus der Stadt herraus – ein breiter Boulevard und dennoch ist es immer noch reichlich eng – so richtig hat sich noch nicht jeder einsortiert was die Geschwindigkeit betrifft. Nach rund einen Kilometer macht sich bei mir auch noch ein unangenehmes menschliches Bedürfnis bemerkbar – das hemmt mich etwas aber es ist auch gerade kein Dixie-Häuschen in Sicht, also erst mal noch etwas abwarten. Kurz hinter Kilometer zwei hat sich meine Schwester mit der Kamera positioniert – ich sehe sie und eine ihrer Freundinen kommt direkt hinter mir – kurzer Abgleich: Sie läuft nur einen halben und ich bin ihr denn doch zu schnell. Kurz danach sehe ich noch Patricia aus meiner Laufgruppe – auch sie macht etwas langsamer und will mich nicht ausbremsen – also gehts alleine weiter immer auf der Suche nach einer Möglichkeit zum Pit-Stop.

Wir laufen durch den Stadtteil Neuostheim – auf dem Hinweg geht es die südliche Straße am Flughafen entlang, auf dem Rückweg ist die Streckenführung eine andere. Nach dem Flughafen geht es ins Industriegebiet – dort stürmen viele die Rabatten, auch ich suche mir ein passendes Gebüsch – und schon läuft es sich wieder viel leichter. Nicht mehr all zu lange und schon taucht die erste Versorgungstation bei Kilometer 5 auf – aus meinen Fehlern habe ich gelernt – diesmal wird von Anfang an zugegriffen – ein Schluck Wasser und weiter gehts. Zwischenzeitlich immer die Uhr im Blick – ich pendle ein wenig – mal 5:25 mal irgendwas um die 5:00 Minuten pro Kilometer – eigentlich etwas flotter als ich mir vorgenommen habe – ich mahne mich ein wenig dazu nicht noch schneller zu werden. Ich weiß ja, dass auf der Strecke die heftigen Anteile noch vor mir liegen. Im lagen Bogen geht es auf die Ortsumgehung Seckenheim – früher war das mal eine recht häufig besuchte Trainingsstrecke – seit ich nicht mehr direkt in der City wohne komme ich da nicht mehr so häufig vorbei – aber verändert hat sich nicht viel. Kurz nach Kilometer sieben treffe ich auf Holger und Rolf, auch aus meiner Laufgruppe – sie wollen sich etwas erholen nach diversen Veranstaltungen und laufen um die 5:25 – ich versuche mich einzubremsen, aber wie es mir so oft auch im Training geht – es gibt Geschwindigkeiten die harmonieren nicht so recht mit meinem Köper … also verabschiede ich mich und lasse mich mit der Läuferschar mittreiben. Irgendwo auf der Strecke habe ich das Pacemaker-Team für 4h hinter mir gelassen – immer noch am Grübeln ob das wirklich gut ausgehen kann.

Am Ende der Umgehung ist seit 2009 eine kleine Extra-Schleife angeflanscht, die es erlaubt am Ende auf eine Extra-Runde durch die Augusta-Anlage in Mannheim zu verzichten – das ist auch gut so. An dieser Schleife steht das Siedlerheim, der erste größere Action-Point, dahinter eine Versorgungstation. Eigentlich sollte die etwas später liegen, aber der enge Feldweg erlaubt dort kein Aufstellen von Tischen oder gar einer „Langsam-Läufer-Spur“ zum Tanken. Daher etwas früher als gedacht. Dankbar nehme ich einen Becher Elektrolyt-Getränk um den Riegel herunter zu spülen – dass es Bananen gibt sehe ich erst zu spät. Für die nächsten Stationen weiß ich dass dann ja… Auf dem engen Feldweg geht es zudem über die erste nennenswerte Steigung auf der Strecke – eine kleine Brücke und den Friedhofshügel von Seckenheim hoch. Ich nehme diese Steigung fast gar nicht wahr. Viel eher interessiert mich da das erreichen der ersten Zwischenzeit bei Kilometer 10 – fast ein Viertel liegt hinter mir und noch fühle ich mich ausgezeichnet – gefühlt könnte ich stundenlang weiter laufen.

Nun geht es sanft bergab in den Ortskern von Seckenheim, um einige Ecken durch die engen Gassen des Dorfes. Am Wasserturm in Seckenheim ist richtig Stimmung – auch eine der Hauptdurchfahrtstraßen (Badener Straße) ist von vielen Schaulustigen gesäumt – die Stimmung ist ausgelassen. Am Ende der Straße eine weitere Getränke-Stelle – wieder greife ich zu – diesmal nur Wasser. Rum um die Kurve und als Langstreckenläufer gleich ganz links halten – auf der rechten Seite ist die erste Wechselstation für die Team-Läufer – reichlich voll. Ab jetzt heißt es ein wenig aufpassen, wer einen überholt. Die Staffelläufer sind noch frisch und spritzig und ziehen daher natürlich ganz anders an, als wenn einem schon 12km in den Beinen stecken.

Ich lasse Seckenheim hinter mir – auf der Einmündung auf die Pendelstrecke kommen mir bereits die Besenwagen entgegen und räumen die Hinterlassenschaften der Läufer weg. Die Pendelstrecke zieht sich ein wenig, aber ich bin gut gelaunt und lasse auch den Pacemaker mit den für mich magischen 3:45h hinter mir. Kurz zögere ich noch, ob dieser Schritt klug ist, aber egal – er liegt beim Ende des Gedankens schon hinter mir. Kurz bevor es, diesmal auf der Nordseite, durch Neuostheim geht passieren wir den Kilometer 15. Der Ortsdurchgang ist von vielen Menschen gesäumt und am Ende lauert nochmal ein sanfter, aber langezogener Anstieg auf einen.

Ich laufe entlang des Luisenparks, immer noch parallel der OEG-Straßenbahntrasse die uns schon seit Seckenheim begleitet. Meine Trainingsstrecke liegt auf der anderen Seite der Gleise – der sogenannte Neckardamm-Weg – der hat den Vorteil auch im Winter vollumfänglich laufbar zu sein, die Straßenbeleuchtung brennt dort die ganze Nacht – und zu fast jeder Tages und Nachtzeit findet man dort irgendjemanden der sein Lauftraining absolviert. Am Ende des Luisenparks, genauer gesagt unterhalb des Fernmeldeturms wartet ein besonderes Highlight auf mich: Mein Sportverein, genauer gesagt die Triathlonabteilung samt tatkräftiger Unterstützung von verschiedenster Seite betreut dort den Getränkestand. Mein Laufkollege Gunther Mair steht ganz vorne, begrüßt mich kurz und reicht mir gleich einen Becher Wasser, viel Zeit habe ich nicht und schon liegt der Versorgungspunkt auch hinter mir.

Kurzer Check – im Vergleich zum vergangen Jahr fühlt sich diesmal alles wunderbar an, keine Anzeichen von Übelkeit oder ähnlichem – irgendwo auf den Kilometern 18-19 habe ich letztes Mal die Entscheidung fällen müssen, doch nur einen Halbmarathon zu laufen. Diesmal ist die Entscheidung ein klares „go ahead“ (mach weiter) – kurze Zeit später kommt auch schon das Nationaltheater in Sichtweite – wir sind also fast wieder am Startpunkt. Kurz davor nochmal die Chance zur Verpflegung, diesmal klappt es mit der Banane – auch wenn die eisgekühlt vom Kühllaster kommt und damit nicht gerade optimal zur Verdauung ist. Mit der ersten Durchquerung der City (entlang der sogenannten Fressgasse, weil dort die ganzen Imbiss-Möglichkeiten der Innenstadt versammelt sind) – eine altbekannte Strecke für mich.Nach rund 500m zweigt die „Pussy-Lane“ (wie ich spöttisch den Abzweig für die Halbmarathonis nenne) ab. Die Strecke wird merklich leerer – klar, hier sind nur noch die Marathonis und die Team-Läufer unterwegs.

Das nächste Ziel ist auch nicht mehr weit: in direkter Nähe zu meiner elterlichen Wohnung hat sich meine Schwester mit meinen Eltern postiert – wie abgemacht haben sie auch meine Windjacke mitgebracht (falls ich sie benötigen würde). Der Wind hat mir bis vor wenigen Kilometern wenig ausgemacht, allerdings in der engen Häuserzeile der Fressgasse hat es doch ganz gut geblasen und mir wird ob der langsam untergehenden Sonne doch etwas kühl.

Zudem steht nun einer der eigentlichen schönen Streckenabschnitte an – leider ist der nicht wirklich gut besucht und kann daher recht ätzend werden: Es geht über die Brücke nach Ludwigshafen und ein gutes Stück auf der dortigen Hochstraße oberhalb der Stadt entlang. Ich bin heilfroh über meine Jacke – mir wird nicht kalt und die eine oder andere Böe kann mir auch nichts anhaben. Am Fuß der Brücke habe ich ohne Mühen die Halbmarathonmarke überschritten – bei Kilometer 22 habe ich Gewissheit – der erste wirkliche spürbare Anstieg liegt hinter mir. Der Ausblick über die Stadt mit dem Sonnenuntergang ist herrlich, wenn auch von einigen Wolken getrübt.

Mit einer Spitzkehre geht es runter von der Hochstraße in die Innenstadt von Ludwigshafen. Auf dem Weg nach unten entlang des Zubringers bekomme ich einen ersten Vorgeschmack was mich auf dem Rückweg erwartet: ein recht starker Gegenwind – durch die leicht geschwungene Form der Hochstraße hatte ich den Wind eher von der Seite und teilweise im Rücken, da fällt es gar nicht so auf. Außer bei den Zeiten – seit mehr als 10km pendle ich kontinuierlich um die 5 Minuten Marke – häufig gerade so darunter. Aber noch läuft alles und so lasse ich es laufen, wenn ich mir auch das Überholen immer etwas überlege. Bei Kilometer 24 steht auch schon wieder eine Versorgungsstation – Banane und Elektrolyt auffüllen und weiter gehts.

Der Weg führt vorbei am Theater der Stadt Ludwigshafen (Pfalzbau) zum Berliner Platz – einer weiteren Wechselstation. Gemäß der Schilder hat irgendwo die Zuführung der Halbmarathon-Strecke ab Ludwigshafen stattgefunden – noch merke ich davon recht wenig – es sind nicht mehr Läufer unterwegs, allerdings ist es es kurz nach dem Start als ich auf die Uhr schaue. Rund um den Berliner Platz ist gute Stimmung, viele Leute und persönliche Begrüßung der Läufer, sofern die Startnummer lesbar ist. Da ich die Jacke drüber gezogen habe bei mir nicht – aber auf den Service kommt es mir denn auch nicht mehr an.

Es geht auf eine lange Gerade die ich in den letzten Jahren nicht in sonderlich guter Erinnerung hatte – recht einsam, wenige Läufer unterwegs und das gerade wo man üblicherweise gerade so im „Marathon-Loch“ steckt. Diesmal ist etwas mehr los – und Fußballinfos gibt es auch an der Strecke: Ein Passant übernimmt die Aufgabe alle Teilnehmer über das aktuelle Spiel zu informieren: Dortmund gegen Bayern 3:1 – immerhin etwas Ablenkung für mich während ich mich tapfer jeden Kilometer weiter kämpfe.

Während ich weiter um die 5 Minuten-Marke herum pendle plane ich den weiteren Lauf – Kräfteeinteilung und Verpflegung. So fliegen die Kilometer an mir vorbei – ehe ich mich richtig versehe bin ich fast am südlichsten Punkt der Strecke und laufe im Ortsteil Rheingönnheim ein – Kilometer 29 am Ortseingang – aus Erfahrung weiß ich, wenn die 30 hinter mir liegen, dann geht auch der Rest irgendwie. Für die Strecke habe ich mit etwas Traubenzucker und den zwei Gels die ich mitführe kalkuliert. Eines will ich kurz vor dem letzten großen Anstieg vertilgen, ein anderes habe ich schon in Mannheim vor der Brücke in mich reingedrückt (so sonderlich schmeckt mir das Zeug eh nicht).
Um so erfreuter bin ich, als ich in Reingönnheim meine mitgeführte Getränkeflasche füllen kann und auch noch ein weiteres Gel in die Hand bekomme – unverhofft kommt oft – noch dazu vom gleichen Hersteller wie ich es dabei habe – ergo weiß ich: Das vertrage ich ohne größere Probleme.

Aus Rheingönnheim raus überquere ich eine weitere wichtige Marke: 30 Kilometer sind geschafft – nur noch etwas mehr als 10km – innerlich projiziere ich das auf meine übliche Strecke am Neckardamm – die hat auch ziemlich genau 10km und hat mich schon oft in dieser Hinsicht motiviert. Zudem befindet sich hinter Rheingönnheim noch ein etwas kleinerer Anstieg – der vorletzte wie ich weiß – jetzt liegt nur noch die Hochstraße als nennenswertes Hinderniss vor mir.

Mit all diesen positiven Gedanken geht es durch die Gartenstadt von Ludwigshafen, auch hier ist recht viel los, jede Menge Leute an der Strecke jubeln den Läufern zu. Auch kommt die letzte Wechselstation bald in Sichtweite – noch 8km sind es jetzt, noch rund 2 bis zum nächsten großen Energieschub. An der Versorgung habe ich wieder Wasser abgegriffen – muss aber dennoch etwas nachfüttern aus meiner eigenen Flasche – die wird dadurch praktischerweise auch leichter … nach einer kleinen Extra-Schleife geht es raus aus der Gartenstadt, das nächste Ziel ist der Anstieg an der Hochstraße.

Bis dahin sind es noch knappe zwei Kilometer – die nutze ich dazu mich seelisch und moralisch auf den Anstieg vorzubereiten. Bei Kilometer 36 wollte ich eigentlich das Gel aus dem Gürtel ziehen – in der Enge der Tasche erwische ich allerdings erst mal nur ein großes Stück Traubenzucker – auch nicht schlecht und vielleicht so ca. 500m vor dem Anstieg auf die Brücke nicht falsch – geht der doch recht schnell ins Blut und steht zur Verfügung.

Der Anstieg ist wie erwartet quälend, erst die Auffahrt hoch und dann wieder eine kleine Senke bevor es richtig hoch auf die Hochstraße geht – mit dem Auto nimmt man diese Steigung fast gar nicht wahr, als Läufer um so mehr. Immerhin steht auf halber Höhe ein Motivationsschild – 37 Kilometer gelaufen noch rund 5 vor mir. Das ist jetzt wirklich keine Strecke mehr auf der ich ans Aufgeben denken will.

Es geht zwar weiter immer noch bergan, aber die Steigung lässt langsam nach. Eine kleine Welle auf Höhe des Rathaus-Centers in Ludwigshafen kostet nochmal Kraft. In der Ferne sehe ich schon sie Siloutte von Mannheim, vor mir die Rheinquerung mit der charakteristischen Pylon-Brücke. Nicht mal mehr 4 Kilometer, auf dem Weg über die Brücke drücke ich mir mein letztes Gel und den verbliebenen Traubenzucker rein und spüle alles mit ordentlich Wasser runter. Kurz vor Kilometer 39 ein kurzer Anflug von Magenkrämpfen, aber die lassen dankenswerter Weise auch gleich wieder nach – merke: nicht ganz so hastig essen sonst kommt sowas bei rum.

Ich quere den Mühlauhafen, langsam neigt sich die Brücke dem Ende, in einer langen S-Kurve geht es direkt in die Mannheimer Innenstadt, entlang der sogenannten Kunststraße – normalerweise nehme ich am folgenden Getränkestand noch ne Cola mit, aber irgendwie verpasse ich es und nehme doch nur Wasser – viel zu sehr bin ich auf das Schild am Ende der Tische fixiert: 40km sind erreicht – noch zwei zu Laufen. Langsam kommt das Adrenalin und die Endorphine durch. Um so mehr als an der nächsten Ecke meine Familie nochmal mit Schildern steht „Niemmi weit!“ sehr zu meiner Freude und auch zu den anderen Läufern die lächelnd und mit erhobenen Daumen daran vorbei laufen.

Was bleibt ist noch ein kleiner Schwenk um die Strecke ausreichend lang zu machen – rechts um auf die Jesuitenkirche und den Audiamax zu, dort nochmal links bis ans Landgericht, dort auf der Magistralen vor dem Schloss nochmal links und am Paraplatz wieder rechts auf die ursprüngliche Trasse. Die Kunststraße runter wird es zusehens belebt, vor dem großen Sporthaus ist richtig was los, Disko und Musik, jede Menge Licht in Mitten der Dunkelheit – auch wenige Meter weiter nochmal ordentlich Musik. Irgendwie habe ich in dem ganzen Trubel das Schild für Kilometer 41 verpasst – aber egal aus der Erfahrung heraus weiß ich: Jetzt können es keine 2 km mehr sein, allenfalls noch 1,5km wenn überhaupt. Raus aus der Kunststraße auf die finale Runde um das Jugendstil-Ensemble des Mannheimer Wasserturms. Ziemlich genau im Scheitel des umschließenden Straßen-Us steht das Schild für 42km. Noch knapp 200 Meter – ich gebe noch ein wenig Gas. Aus der Entfernung kann ich schon den Bass hören – wieder „Eye of the tiger“ von Survivor. Der Beat motiviert mich nochmal alles zu geben. Mit ordentlich Schwung gehe ich daher die letzten 150 Meter auf der Zielgeraden an. Die Uhr über dem Zieleinlauf sagt 3:41 und einige Sekunden. Ich kann also hoffen, dass es mir gereicht hat meinen alten Streckenrekord in Mannheim zumindest näherungsweise wieder erreicht zu haben – oder habe ich ihn sogar unterboten? Kein Ahnung, dafür bin ich jetzt erst mal zu fertig.

Medaille abholen und dann geht es zum Futtern und abschließend zur Massage. Irgendwie habe ich dort wohl etwas zu sehr entspannt – jedenfalls geht es mir hinterher wie einige Stunden nach Ulm – völlig verausgabt. Einer meiner Laufkollegen sieht mich und organisiert ein Sani-Team – da ich ja weiß was los ist, futtere ich mal hemmungslos Traubenzucker in mich rein, damit die Muskeln wieder Kraft bekommen und das Zittern der Muskeln wieder aufhört. Bis die Sanis eintreffen geht es mir schon wieder recht gut – dennoch ein kurzer Check im Mecial-Center, aber nichts auffälliges festzustellen – Puls leicht erhöht und der Blutdruck noch etwas oben – aber was will man nach einem Marathon auch anderes erwarten. Nach fünf Minuten darf ich denn auch wieder gehen. Noch etwas Futter für den Weg bis zu meinen Eltern, dann gehe ich los. Ich merke recht deutlich, dass ich mir mit meinen neuen Schuhen trotz einiger Trainingseinheiten ein paar Blasen gelaufen habe – aber nichts wildes. Mittlerweile ist kurz vor 11h am Abend – bei meinen Eltern schaufle ich noch die Reste vom Mittagessen in mich rein (ich habe mittlerweile auch wieder ein deutliches Hungergefühl).

Insgesamt ein sehr schöner Lauf, direkt vor der Haustüre wenn man so will – ich glaube sobald die Ausschreibung rauskommt habe ich ein festes Ziel fürs nächste Jahr. Vielleicht klappt es ja dann endlich auch mal mit etwas mehr Trainingsplan und einer noch besseren Zeit. Noch am Abend rufe ich die Ergebnisse ab (bevor der Server am nächsten Tag wegen Überschreitung des Bandbreiten-Limits nicht erreichbar ist): Insgesamt 224. in der Altersklasse Platz 37 mit einer Nettozeit von 3:38:32, das ist eine Minute und zehn Sekunden schneller als bei meiner letzten erfolgreichen Teilnahme. In der Gesamtwertung bin ich nach vorne gerutscht, in der Altersklasse hingegen etwas nach hinten. Wie dem auch sei – nächstes Jahr wie gesagt wieder (auch wenn ich mich dann auf eine andere AK einlassen muss).

Erlebnis Lauf deutsche Weinstraße

Da hatte ich mir doch selbst ein tolles Geburtstagsgeschenk gemacht – am Geburtstag noch ordentlich futtern ohne Reue, denn am nächsten Tag war ich für den Weinstraßen-Marathon gemeldet.
In der Hand hatte ich den Flyer schon einige Mal auf diversen Laufveranstaltungen – den Ausschlag gab dann Anfang des Jahres meine Lauf-Kollegin Helga aus Nürnberg – sie hatte sich angemeldet um mal in den Raum Mannheim und Umgebung zu kommen. Da konnte ich dann natürlich nicht zurück stecken. Da machte es auch nichts, dass bereits in vier Wochen der Heimat-Marathon in Mannheim stattfindet. Das sollte zur Regeneration reichen.
Helga konnte nun leider verletzungsbedingt nicht teilnehmen – meine Anmeldung hatte ich aber und also gab es auch keinen Grund zu kneifen.

So reihe ich mich am Sonntag um kurz vor zehn in die Startaufstellung am Haus der deutschen Weinstraße in Bockenheim bei Grünstadt ein. Auf der Anfahrt mit dem Shuttlebus vom Parkplatz im Gewerbegebiet an der Autobahn bekommt man einen ersten Eindruck der Strecke – sie läuft teilweise auf der Bundesstraße. Auch warnen mich einige Leute, dass es die Steigungen so verdammt in sich hätten bei dem Lauf, und dass es ab ca. der Hälfte gefühlt nur noch aufwärts geht. Naja das Höhenprofil hatte ich mir ungefähr angeschaut, aber nicht im Detail. Sollte man sich echt angewöhnen. Aber was solls, ich bin auch Ulm ohne große Kenntnis des Profils gelaufen da werden doch die 42km hier auch nicht das Drama werden.

Pünktlich um 10:00h gehts los – zumindest direkt an der Startlinie – bis sich der Pulk endlich in Bewegung setzt dauert es denn doch etwas länger. Ich habe mich bei irgendwo um die 4:00h Zielzeit eingeordnet – alles was drunter ist, ist ok und wenns nicht hinhaut ist das auch kein Drama.
Etwas Sorge bereitet mir noch das Wetter – es ist recht windig und kühl, und die Regenwolken sehen auch nicht gerade vertrauenerweckend aus. Dazu die Berichte von Teilnehmern der Vorgänger-Veranstaltungen: Regen, Hagel, alles schon dagewesen bei diesem Lauf. Kurzzeitig fühle ich mich an die Beschreibung des Amberger Ultra Laufs erinnert…

Aber Schluss mit der Denkerei – die Startlinie ist überquert, jetzt heißt es Laufen. Es geht mit der Masse durch die enge Hauptstraße von Bockenheim und am Ende von Bockenheim die erste nennenswerte Steigung hoch – kurz vor der Kuppe steht auch schon das Schild für Kilometer 2 – noch 40 km – da fühlt man sich doch gleich besser … ich projeziere es innerlich auf die Strecke in Ulm – dort fangen die wahren Freuden erst nach diesem Kilometer so richtig an…

Nun geht es aber erst mal wieder bergab – und nicht so knapp – die Schilder in der Gegenrichtung mahnen: Da musst du nachher auch wieder hoch! Aber so lange es läuft lasse ich es laufen … kurz nach Kilometer drei geht es dann auch wieder bergan durch Asselheim, vorbei an der ersten Versorgungsstelle – aber noch brauche ich nichts. Stattdessen zieht es mich weiter nach Grünstadt – nach der Steigung geht es dort ganz sachte immer bergab – gut zu Laufen, und an der Strecke ist auch reichlich was los. Es geht mitten durch die Fußgänger-Zone. Gelegentlich mal wieder ein wenig aufwärts aber alles nicht der Rede wert. Kurz nach der Autobahnunterquerung suche ich dann doch mal das Dixi-Haus auf – ich hatte es mit der Menge Wasser vor dem Start mal wieder übertrieben. Nach dem Besuch des Tempels der Erleichterung läuft es sich auch gleich etwas entspannter.

Es geht wieder mal hoch – kein Wunder wir laufen ja auch durch die Weinberge. Dieser Begriff wird einem beim Laufen erst so richtig bewusst – in seiner ganzen Schönheit. Langsam aber sicher nähern wir uns der Streckenweiche bei 8,6km – noch fühle ich mich sehr gut ungefähr ein Fünftel der Strecke ist geschafft. Kurz vor der Verzweigung geht es nochmal ein kurzes Stück mit 16% Gefälle hinunter. Gut das wir diesen Teil der Strecke nicht auch wieder hoch müssen. Nach der Abspaltung des Halbmarathons wird es ruhiger – es sind weniger Läufer auf dieser Strecke unterwegs und ich bin froh, dass die Abzweigung so früh kam – jetzt kann ich mich nicht mehr umentscheiden – das spornt mich dann doch etwas an.
In Kleinkarlbach gibt es wieder eine Versorgungsstation, ich greife mir ein Stück Banane und weiter geht es. Das nächste Schild kommt mir komisch vor – als hätte ich gerade 2 Kilometer im Flug überwunden und in einer absoluten Spitzenzeit … bis ich erkenne: Das ist das Schild der Halbmarathon-Strecke, die hier nochmal kurz gemeinsam verläuft (ein Wechsel ist hier logischerweise nicht mehr möglich). Am Ortsausgang geht es scharf rechts: Als erstes nehme ich das Schild für Kilometer 10 wahr (das passt jetzt auch schon eher). Dann sehe ich die Steigung und weiß schlagartig warum der nächste Ort: Bobenheim am Berg heißt. Gut das es nicht heißt auf dem Berg … auch wenn es mir so vorkommt. Die Steigung komme ich aber dennoch recht gut hoch, auch mit dem Hintergedanken: Wenn du oben bist, hast du das Viertel sicher hinter dir. Etwas ärgerlich ist in dem Zusammenhang der weiterhin kalte Wind und die unfreiwillige Dusche von oben – aber es gibt nur eine Richtung: Weiter nach vorn!

Nach Bobenheim geht es weiter zum nächsten entsprechend markierten Ort: Weisenheim am Berg – und es geht immer noch bergan – wenn auch recht flach, aber es macht sich doch langsam bemerkbar. Durch Weisenheim selbst geht es dann wieder etwas bergab – aber auch nur bis zum Ortsausgang – dort geht es dann besagten Berg hoch. Noch kann ich gut laufen, die Zeiten pro Kilometer varieren zwar stark mit dem Höhenprofil, aber irgendwas um die 5 bis 5:45 kommt immer noch raus – damit bin ich doch recht zufrieden. Mit angehmene Gefälle geht es nach Leistadt einen Vorort von Bad-Dürkheim, und auch danach geht es kontinuierlich bergab. Entlang der Bundesstraße geht es über fast 3 Kilometer nur bergab – eine Belastung der besonderen Art. Ich verfluche es etwas, dass ich an der letzten Verpflegungsstelle nicht mehr zugegriffen habe – die drei Kilometer würden sich hervorragend eigenen um etwas Nahrung zu sich zu nehmen und Energiedepots aufzufüllen. Die Zeiten gefallen mir: 4:20 lese ich für einen Kilometer ab – deutlich zu schnell – ich drossle also trotz Schwerkraftantrieb das Tempo etwas.

In ettlichen Kurven geht es durch Bad-Dürkheim – endlich wieder flach und dann auch gleich eine Anhöhe zur Innenstadt hoch. Alles ziemlich eng – ich greife mir eine Flasche Iso-Getränk ab und kippe es in mich rein. Der Rest landet zielsicher in der Flasche am Gürtel. Es geht nun einen große Schleife eigentlich immer eben durch die Landschaft – vorbei am Gradierwerk des Kurparks mit herrlicher Salzluft. Zum tief durchatmen bleibt aber wenig Zeit. Es geht in die Felder entlag der Umgehungstraße – ein Schleife die wohl sein muss, damit man auf die notwendige Kilometerzahl kommt – so richtig ansprechend finde ich die Strecke an dieser Stelle aber nicht. Schon interessanter ist die zwischenzeitlich Versorgungstation – immerhin mehr als die Hälfte habe ich ja schon geschafft – soll jetzt noch der große Hammer kommen von wegen nur noch bergauf … ich werde mich überraschen lassen.

Kurz vor Kilometer 25 ist es dann soweit – es geht wieder etwas aufwärts in Richtung Ungstein. Aber noch ist das alles machbar, auch wenn die Muskulatur nach Entlastung schreit. Richtig heftig wird es nach Ungstein – es geht steil bergan nach Kallstadt – ich stelle um auf Ulmer-Gemsengang – also Steigungen hochgehen. Von den Muskeln her habe ich kein Problem – allein es fehlt irgendwie der Treibstoff, die Energie. Und es will wohl nicht mehr besser werden – nix zu merken von einen Runners-High oder dergleichen. Merke: Doch mehr futtern während dem Laufen und doch mal Gel oder was in der Art einpacken. Die Strecke zieht sich weiter nach Herxheim am Berg – ich gehe die meisten Steigungen hoch, auch wenn ich damit irgendwie ein Einzelgänger bleibe – die anderen haben wohl noch mehr Kraft oder haben es sich besser eingeteilt. Immerhin geht es danach mal wieder sachte bergab und ich jogge wieder, wenn auch langsam. Die Zeiten liegen jenseits von Gut und Böse – 7 Minuten teilweise für einen Kilometer – so habe ich mir das nicht vorgestellt.

Kurz vor Dackenheim: Kilometer 30 ist erreicht. Jetz sind es nur noch 12 km und das ist doch eine Strecke die langsam überschaubar wird. Ich motiviere mich und laufe wieder ein Stück, die Steigung in Dackenheim wird wieder gegangen. Die Steigung vor Kirchheim jogge ich zur Hälfte der Rest wird im Gehen zurück gelegt. Gut, dass ich den angebotenen Riesling-Schwamm nich wahrgenommen habe – ich glaube so eine Portion Riesling wäre jetzt ziemlich übel gekommen. Wenn der auch sicherlich energiehaltig gewesen wäre. In Kirchheim steht dann ein erfreuliches Schild: 33km liegen hinter mir – noch 9 km vor mir – also etwas weniger als meine Hausstrecke – ich überlege wo ich wohl dort gerade wäre und motiviere mich auf diese Art und Weise. Es lässt sich auch wieder recht gut joggen, wenn auch nicht so schnell wie gewünscht. Vor Kilometer 34 haben die Streckenplaner noch ein knackige Steigung gepackt – auch hier muss ich wieder gehen. Ab der Kuppe ist die Strecke dann bekannt – es geht auf der gleichen Trasse zurück wie wir gekommen sind.

Alles was es in Grünstadt so schön bergab ging, geht es nun wieder langsam hoch. Die Gehpausen werden wieder kürzer – auch wenn ich sie noch immer brauche. Vorbei an der Getränkestelle in der Fußgängerzone. Dann geht es nochmal wieder etwas bergab nach Asselheim. Auch durch Asselheim ist alles bergab – an der Versorgungstation dort lasse ich mir nochmal Apfelsaftschorle in meine Trinkflasche füllen. Cola oder sonstige Zuckersuppe wäre mir zwar lieber gewesen aber so muss es der Apfelsaft halt tun. Und schon stehe ich vor der berühmten Asselheimer Wand – die letzte beachtenswerte Steigung vor dem Ziel – hier ist nochmal für einen Kilometer gehen angesagt.

Während ich die Steigung hochkraxle frage ich mich langsam ernsthaft wo meine Familie abgelieben ist, die wollten doch irgendwo auf den letzten fünf Kilometern stehen … aber auch egal – es sind ja noch knappe 3 Kilometer – an Aufgeben will ich jetzt gar nicht mehr denken, auch wenn die Wadenmuskulatur teilweise anfängt zu krampfen – aber ich lasse sie einfach nicht. Endlich hat die Steigung ein Ende – noch zwei Kilometer bis ins Ziel – ich beiße die Zähne zusammen und zwinge mich dann doch noch zu joggen – es geht ja auch nochmal bergab.

Der Ortseingang von Bockenheim kommt in Sichtweite – und mit ihm das Kilometerschild 41 – nur noch einer, auch wenn es durch den Ort nochmal etwas hochgeht, aber das muss jetzt irgendwie auch noch klappen, Wind und Wetter zum Trotz, denn der Wind pfeift recht übel durch die Haupstraße und natürlich direkt von vorne… Kurz vor dem Schild für Kilometer 42 steht auch endlich meine Familie und feuert mich tatkräftig an. Noch etwas mehr als 400m liegen vor mir. Kurz nach dem Schild steht auf der linken Seite der Zeitmesswagen mit laufender Uhr auf dem Dach. Sie zeigt 3:58:37 als ich an ihr vorbei komme. Das heizt mich nochmal richtig an – eine 4 will ich vorne nicht stehen sehen. Also ranhalten auf die letzten hundert Meter. Und Tatsache es reicht noch: 3:59:38 brutto – unter 4h – Ziel erreicht!

Reichlich fertig gehe ich in Richtung Versorgunspunkt – zwichendrin gibt es noch die Medallie um den Hals. Nach kurzer Pause kommt dann auch der Fan-Tross ins Ziel – ich organisiere mir derweil erst mal 3 alkoholfreie Weizen und ne Portion Apfelsaft. Nach etwas Pause geht es dann zum Versorgungsbereich – auf dem Weg kann ich noch Gunther Mair, einem meiner Kollegen gratulieren – gerade durchs Ziel gekommen. Ich habe allerdings jetzt andere Ziele: Massage und Dusche heißen die. Die Massage nach dem Lauf ist doch echt eine klasse Erfindung – ich kann mich richtig dabei entspannen. Hinterher geht es noch an der Ausgabe für die privaten Sachen und dann nix wie unter die warme Dusche. Meine Schwester wartet so lange, die Eltern wandern zurück zu ihrem Auto – knapp 4km (also Kurzstrecke ;-)). Meine Schwester begleitet mich zu meinem Auto, denn so richtig fahrtauglich fühle ich mich noch nicht wieder.

Die Fahrt mit dem Shuttlebus ist ob der gesperrten Strecke doch etwas abenteuerlich – einmal quer durch die Pampa bis man endlich wieder am Baumarkt-Parkplatz ankommt. Mit dem eigenen Auto geht es dann weiter in Richtung Bad Dürkheim – ich muss noch die Feier für meinen Geburtstag nachholen, da meine Eltern am Vorabend noch andere Verpflichtungen hatten. Im Nachhinein muss ich sagen: Verdammt wellig dieses Streckenprofil – meine Schwester staunt auch nicht schlecht was ich da hoch und runter bin.
Das Essen darf diesmal richtig kalorien haltig sein – es gibt ein Pfälzer Trio (oder auch als Pfälzer Teller bekannt): Leberknödel, Saumagen, Bratwurst und Sauerkraut dazu. Zum Dessert einen flambierten süßen Flammkuchen mit Apfel-Zimt-Belag (lecker!).

Mittlerweile ist der Muskelkater schon wieder so gut wie weg. Ich bin am Überlegen ob ich mir den Lauf in zwei Jahren nicht doch nochmal antue – wenn man das Profil schon kennt, kann man sich besser drauf einstellen. Man wird sehen. Jetzt ist der Blick erst mal auf den kommenden MLP-Marathon in vier Wochen gerichtet. Ich hoffe Helga hat in zwei Jahren auch die Möglichkeit an diesem schönen Erlebnis-Lauf teilzunehmen.

Lauf in Groß-Gerau (Fastnachtslauf)

Die Laufsaison läuft seit etwas anderthalb Monaten, eigentlich Zeit für einen kleinen Test wie es um die eigene Fitness steht – auch im Hinblick auf die weiteren Marathonvorbereitungen. Aber so richtig bin ich nicht in die Pötte gekommen mit der Planung für einen Lauf.
Am Freitag hatte ich dann mal bei unserem Trainer im Verein angefragt, ob er mir mal einen Trainingsplan zusammenstellen kann. Dazu brauchte er allerdings eine Angabe über den letzten Wettkampf, vorzugsweise etwas über 10km. Mein letzter Wettkampf war im November, LGA-Indoor-Marathon – die Zeiten von dort kann man aufgrund der Streckencharakteristik nicht gut vergleichen und als Grundlage heran ziehen. Außerdem ist das ja auch schon wieder einige Zeit her.

Ich wusste, dass es in Groß-Gerau (ca. 50km von Mannheim) einen Lauf immer am Fastnachtsamstag gibt, an dem hatte ich sogar schon einmal teilgenommen – das war 2008. Also nach dem Training mal nachgeschaut: Ja findet statt, Start um 15:00h und 7 EUR Nachmeldegebühr. Insgesamt ein sehr humanes Angebot, aber es sind ja auch nur 10km – in Erinnerung hatte ich komischerweise 12km, aber das dürfte die Erinnerung an den Dreikönigslauf in Kersbach gewesen sein.
Immerhin lässt mir das ja doch einige Stunden mehr Zeit zur Regeneration als ich gedacht hatte – ich hatte schon befürchtet, dass der Lauf sehr früh um 9:00h startet – also ca. 12h nach der letzten Trainingseinheit.

Samstag, das Wetter grau in grau, anfänglich sogar noch mit etwas Nieselregen garniert. Eigentlich absolut kein Laufwetter, aber egal ich mache mich dennoch auf den Weg nach Groß Gerau. Das Wetter wird etwas besser, allerdings auch windiger und somit etwas kühler 6°C lese ich ab als ich auf dem schon rappelvollen Parkplatz 45 Minuten vor dem Start eintreffe. Umziehen, Nachmeldebogen ausfüllen, Startnummer anheften und noch ca. 15 Minuten aufwärmen. Etwas was ich bisher bei Wettkämpfen eher vernachlässigt habe – aber man ist ja lernfähig.
Angesichts des Windes laufe ich mit Jacke und Handschuhen – auch darunter lange Funktionskleidung. Das Starterfeld ist auch bunt gemischt – teilweise in kurzen Hosen (mir wird schon bei dem Gedanken kalt) aber auch passende Bekleidung für die 5. Jahreszeit ist vertreten. Gefühlt ordne ich mich doch recht weit vorne in die Reihen der Starter ein – ob es gut geht weiß ich noch nicht, aber ich bin gewillt das ausgegbene Ziel von 5 min/km oder weniger anzugehen. Im Training tue ich mir da immer sehr schwer, da ich keine GPS-Uhr mit mir herum trage sondern nur einen Pulsmesser (der macht dafür auch klaglos so Dinge wie Ulm mit ohne das die Batterie irgendwann aufgibt). Aber im Wettkampf stehen ja alle Kilometer angeschrieben.

Die Strecke an sich bietet keinerlei besondere Highlights, sie ist bis auf wenige Stellen topfeben, und geht in langen Geraden durch den Wald – fast wie ich sie aus meinen Anfangszeiten in Nürnberg kenne. Pünkltich um 15:00h knallt der Startschuss und der Pulk setzt sich in Bewegung. Nach etwa 10 Sekunden bin auch ich endlich über die Startlinie gelaufen. Es beginnt das übliche Sortieren des Feldes auf den ersten Kilometern. Ich überhole jede Menge Läufer, mal links mal rechts, wo es der Weg eben gerade hergibt. Die Strecke bis zum ersten Kilometer fühlt sich elend lang an – aber ich bin recht flott unterwegs – die Stoppuhr zeigt 4:18 – also doch recht flott – aber ich merke es auch, so weiter wird wohl nicht ganz drin sein, auch wenn ich mir das wünschen würde. Ich zwinge mich dazu mein ständiges Überholen etwas zu reduzieren – das Feld hat sich etwas gelichtet aber es ist immer noch recht dicht. Es folgt die Abzweigung auf die Schleife, eine Gerade die sich knapp 3 km wie mit dem Lineal gezogen durch den Wald zieht. Dabei zieht sich das Feld immer weiter auseinander – ich versuche mich etwas im Zaum zu halten und reihe mich bei hinter einem etwa gleich schnellen Läufer ein. 4:25, 4:27, 4:34 – ich werde also langsamer, aber innerlich fühle ich mich langsam besser – es ist nicht mehr kühl um die Zehen und auch die Handschuhe habe ich zwischenzeitlich in der Jacke verpackt. Außerdem zwischendrin schon mal vorsorglich einen Schluck aus der Flasche genommen – auch wenn andere meinen 10km könne man ohne irgendwas machen – wenn ich Durst habe laufe ich schlechter, also rein mit dem Apfelschorle, und wenn es nur ist um den Mund zu befeuchten.

Mit dem Passieren des 4km Schilds kommt auch die nächste Kurve in Sicht – fast die Hälfte habe ich geschafft motiviere ich mich, während es durch die Lagerstätte der örtlichen Försterei geht – dort liegt derzeit jede Menge Holz fein säuberlich aufgereiht auf den Wiesen rechts und links des Weges – eine interessante Kulisse. Kurz danach geht am 5km Schild vorbei, wieder 4:34 – das scheint mein Los für diesen Lauf zu sein. Wenige Meter nach dem Schild geht es um die nächste Kurve, man ist also jetzt auch psychologisch auf „Heimweg“ eingestellt. Auf dem folgenden Streckenabschnitt gibt es immerhin einige leichte Kurven, damit ist die Strecke etwas kurzweiliger und die Kilometer kommen mir kürzer vor. zudem geht es ganz leicht bergan – ich merke an dieser Stelle doch einige Muskeln die sich für das Training am Vorabend rächen. Aber die werden jetzt einfach ingnoriert. Eine rechts-links Kombination folgt, und direkt nach derersten Kurve steht auch schon das 6km Schild. Noch 4 Kilometer, Ankommen ist auf alle Fälle drin, nur die Zeit noch nicht ganz sicher. Wahrscheinlich aufgrund der langezogenen Abwärtsphase des letzten Kilometers bin ich wieder schneller geworden 4:32 meldet die Uhr.

Ich motiviere mich weiter, mahne mich allerdings auch wieder zu etwas mehr Disziplin – jetzt nur nicht reintreiben lassen, sonst gibt es am Ende ein böses Erwachen. Mit einer Läuferin liefere ich mir fast den gesamten Kilometer ein zähes Ringen, wir bewegen uns scheinbar ewig auf gleicher Höhe, wann ich immer ich etwas Gas gebe zieht sie auch an, ebenso natürlich umgekehrt. Dazu kommt teilweise ein ekelhafter Wind an den Lichtungen: Schräg von vorne – da heißt es zusätzlich nochmal Kraft aufbringen. Dafür fliegt der Kilometer 7 schon fast an mir vorbei – 4:31 laut Uhr, also nochmal schneller geworden. Das Feld ist an meiner Stelle doch schon sehr weit auseinander gezogen – ich habe gute 20 m bis zum Vordermann und hinter mir ist auch eine größere Lücke. Nahc der nächsten Kurve taucht auch schon das 8km Schild auf – trotz allem Apell an die Vernunft ich bin wieder schneller geworden, das muss der Stallgeruch des Ziels sein, der mich da antreibt: 4:28.

Noch zwei Kilometer, kurz nach dem Kilometerschild 8 verläuft die Strecke wieder auf der gleichen Trasse wie zu Beginn, nur eben in die andere Richtung. Ich versuche bewusst die Geschwindigkeit konstant zu halten, um noch etwas Luft zum Beschleunigen zu haben – nochmal ein Zug aus der Getränkeflasche und dann kommt auch schon der Kilometer 9 in Sicht – 4:30 also doch etwas langsamer geworden – heißt im Gegenzug: Für den letzten muss ich noch etwas Gas geben. Leider fehlt es gerade an Läufern, an die man sich „heransaugen“ könnte – Stück für Stück komme ich doch einigen näher, aber auf der Zielgeraden sind doch ettliche Meter Abstand zur Läuferin vor mir – noch dazu bremst sie im Zielkanal völlig abprupt ab, so dass ich fast mit vollem Schwung des Endspurts in sie reinrausche … vor allem vergesse ich meine Stoppuhr zu betätigen – es dürften aber auch wieder etwas um die 4:25 rum gewesen sein.

Am Ende sind es 44:58,8 die ich für die 10km benötigt habe, also deutlich unter der Vorgabe der 5 min/km. Von daher bin ich ja mal ganz zufrieden mit dem Lauf. Im Nachinein muss ich feststellen – gegenüber 2008 waren es nur knapp 38 Sekunden weniger. Aber immerhin schneller. Nur bei der Platzierung bin ich diesmal schlechter – was wohl auch daran liegt, dass dieses Jahr mehr Teilnehmer dabei sind – und vor allem deutlich mehr in meiner Altersklasse – gesamt Platz 181 und in der Altersklasse im hinteren Drittel auf Platz 32 bei insgesamt 430 Teilnehmern (davon 39 in meiner AK). Zum Vergleich 2008: Platz 161 gesamt, 14. in der AK, 386 Teilnehmer und 32 meiner Altersklasse. Damit werde ich wohl leben müssen – die Traumzeiten meiner Altersklasse werde ich wohl nicht mehr erreichen: 32:15,3 dieses Jahr und damit auch der Gesamtsieger – und das ist noch nicht mal Streckenrekord. Da müsste ich wohl wirklich meinen Trainingsplan ganz gehörig umstellen und noch mehr Einheiten machen um auf solche Zeiten zu kommen. Die Grenzen zwischen Freude am Sport und Quälerei sind ja bekanntlich fließend.

Die Siegerehrung findet in der Turnhalle in Groß-Gerau statt, das ist leider etwas weiter weg vom Start und Ziel – was sich auch in der Teilnehmerzahl dort und den Ehrungen bemerkbar macht. Es dauert relativ lange bis es endlich losgeht und auch die Startnummern-Tombola bringt mir diesmal nichts. Aber auch egal – das Kuchenbuffet sorgt auf alle Fälle für den zeitnahen Kalorien-Ausgleich. Auch hier merkt man wieder, dass die Veranstaltung ehrenamtlich organisiert wird – die Preise sind mehr als im Rahmen – 1 EUR für ein Stück Kuchen, 50 Cent für eine Tasse Kaffee – da kann man echt nicht meckern. Ich denke mal ich nehme den Lauf in den Plan für kommendes Jahr auf – auch wieder als Test für die Fitness – mal sehen ob nicht doch noch ein paar Sekunden rauszuholen sind.

Start in die Laufsaison

Neues Jahr, neue Laufrunden. Bereits am 3. Januar ging es schon wieder los bzw. weiter mit dem Lauftraining. Die Kollegen bereiten sich derzeit schon auf den ersten größeren Wettkampf in Kandel vor. Für mich ist es noch etwas hin, der erste Lauf wird eine Kurzstrecke in Groß-Gerau.

Aber zügiges Training kann ja angesichts der angefutterten Weihnachtskalorien nicht schaden. Erstaunlicherweise hat mir das auch gar nichts ausgemacht, trotz des ordentlich gefeierten Jahresstarts.
Jetzt hoffe ich mal, dass ich in der anstehenden Woche Urlaub mich auch aufraffen kann doch etwas zu tun, auch wenn das Wetter bei meiner Freundin in Freiberg wohl nicht gerade dazu einladen wird.

Kurz vor dem Jahreswechsel habe ich mir ja auch endlich Laufziele für 2012 gesetzt.
[list]
[*]Weinstraßen Marathon im April3
[*]MLP Marathon in Mannheim im Mai
[*]Ulmer Laufnacht (100km) im Juni
[*]Altmühlseelauf im Juli (21km)
[*]Stadtlauf Nürnberg im Oktober (21km)
[/list]
sobald die Ausschreibung raus ist werde ich mich auch wieder um einen Startplatz beim LGA-Indoormarathon bemühen, das ist mein traditioneller Schlusspunkt der Saison. Mal sehen welche Läufe sich noch ergeben werden.

Zudem habe ich zum Jahresbeginn noch etwas in Ausrüstung bzw. deren Erhaltung investiert. Die Ausfallerscheinungen meines Pulsmessers waren nicht mehr erträglich. Nach einer Inspektion und gründlicher Reinigung funktioniert er jetzt wieder tadellos. Außerdem habe ich das Armband und den Halteriemen des Brustgurts erneuert – damit sollte ich ohne Probleme durch das Jahr kommen.

Christmas Jogging

Was tun wenn es noch einige Stunden hin ist bis zu den Feierlichkeiten?
Für den Läufer eine klare Sache: Die freie und geruhsame Zeit wird für einen entspannten Weihnachtslauf genutzt!

Vormittags habe ich noch ein wenig Ordnung gemacht und ein paar Dinge auf die Spur gebracht, die ich bisher noch nicht erledigt hatte – danach stand mir dann aber der Sinn nach Sport – zumal das Wetter nochmal richtig schön aufgemacht hat gegen Mittag.

Es ist einfach wunderschön durch den Käfertaler Wald zu joggen während sich andere noch mit diversen Weihnachtsbesorgungen abhetzen. Klar am Friedhof in Käfertal und auch am Karlstern war noch etwas los – aber je weiter man weg kam, um so ruhiger wurde es und man konnte wunderbar entspannt laufen.

Fast schon schade, dann auf dem Rückweg wieder in die Ausläufer der Weihnachtshektik einzutauchen – aber gegen halb zwei war es schon deutlich ruhiger geworden – wahrscheinlich waren viele auch noch beim Essen.

Hinterher dann noch ein wenig „Aufarbeiten“ der Lauferei – seit langem habe ich mal wieder meinen Pulsmesser ausgelesen – ich war nicht schlecht erstaunt – kaum noch Speicherplatz frei und die Logs gingen bis Ende September zurück. Dennoch habe ich mich an fast alle Läufe auf Anhieb erinnern können (immerhin 20 Einheiten) – inklusive der gelaufenen Kilometer. Mein Pulsmesser ist dabei aber kein GPS-Modell (das würde für Ulm auch nicht reichen – die meisten strecken nach 8h Betrieb die Batterie-Flügel) – mal sehen ob ich mir bei Gelegenheit doch mal einen neueren leiste oder den jetzigen nochmal in Stand setzen lasse – bei Kälte streikt mittlerweile der Brustgurt – scheinbar ist nach mehr als 4 Jahren regelmäßigem Betrieb die Batterie dann doch mal Ende.

In diesem Sinne allen Läufern und Nichtläufern ein schönes Weihnachtsfest und geruhsame Tage.