Rein elektrisch Auto fahren – der I-MieV

Sprit wird immer teurer und selbst mit Gegenmaßnahmen wie Mitfahrgelegenheit lässt sich nur bedingt dagegen ankämpfen. Es ist immerhin ein probates Mittel für die Lang und Mittelstrecke – auf der täglichen Kurzstrecke hat sich das Prinzip noch immer nicht auf breiter Basis durchsetzen können. Schade wie ich finde, aber ich selbst kann daran auch wenig ändern, fahre ich doch mit dem Rad zur Arbeit – da ist das mit der Mitnahme immer so schwierig.

Nun wird ja viel über alternative Antriebskonzepte berichtet und die Entwicklung in den letzten Jahren ist ja auch ganz erfreulich, wenn es wohl auch an einigen Stellen deutlich schneller voran gehen könnte (aber das wäre ja viel zu viel Aufwand und angeblich will keiner solche Fahrzeuge kaufen).

Wie dem auch sei, mittlerweile gibt es die ersten reinen Elektrofahrzeuge, der Hybrid-Antrieb (derzeit zumeist noch in Kombination mit einem Benzin-Motor) ist ja seit dem Toyota Prius salonfähig geworden. Die Mischung hat in diesem Fall den Vorteil auch über lange Strecken effektiv voran zu kommen, wenn der Akku nicht reicht, wird der Verbrennungsmotor zugeschaltet. Für den Stadtverkehr oder das lästige Stop&Go im Stau kommt hingegen nur der Akku zum Einsatz.

Nachdem ich ja schon mal die Chance hatte Prius zu fahren, wollte ich nun auch mal den nächsten Schritt ausprobieren – ein vollständiges Elektroauto. Fündig geworden bin ich jetzt erst mal bei Mitsubischi – das Modell I-MieV (an dem Namen sollte man noch etwas feilen – macht doch ein Elektroauto nun mal eben keinen Mief …) habe ich mir für eine Probefahrt geschnappt.

Der erste Eindruck der technischen Daten hinterlässt ein gemischtes Gefühl: Nur 130km Reichweite, maximal 130km/h Spitze – nicht wirklich etwas was mich vom Hocker reist beim Lesen. Aber wenn man bedenkt, die erste Überlandfahrt von Bertha Benz von Mannheim nach Pforzheim waren auch nur etwas mehr als 100km – und damals musste (wie ja historisch belegt ist) schon in Wiesloch nachgetankt werden. Da kann eines der ersten wirklich verfügbaren Elektrofahrzeuge doch recht gut mithalten.

Der erst äußere Eindruck: Sieht aus wie ein normaler Kleinwagen. Einzig das eingesteckte Ladekabel deutet darauf hin: Hier ist der Antrieb elektrisch. Die Aufmachung an sich gefällt auch – komfortabel hoher Einstieg, gute Rundumsicht, leicht erhöhte Sitzposition (etwas das ich seit meinem LKW-Führerschein echt zu schätzen weiß). Auch der Anspruch vollwertiges Auto wird klar und deutlich betont: Kein kleines Spaß-Vehikel will der i-MieV sein, sondern ein praktisch orientiertes Fahrzeug für den Stadtmenschen von heute. Da kommen die 4 Türen auch richtig gut an.
Die Bedienelemente wissen auch alle zu gefallen – Fensterheber, Servolenkung, verstellbare Außenspiegel – alles was heute zu einem modernen Fahrzeug dazu gehört. Mit dabei natürlich auch Klimaanlage und Sitzheizung. Da gibt es aus meiner Sicht nicht zu meckern – aber ich bin in der Hinsicht ja auch ziemlich anspruchslos, fahre ich doch derzeit einen fast 15 Jahre alten Corsa, der viele der praktischen Hilfsmittel gar nicht hat.
Was mir sofort gut gefällt: die Bedienelemente für die Lüftung und Klimaanlage sind groß in der Mitte des Fahrzeugs angebracht – man kann sie nach wenigen Malen auch blind sicher bedienen – im Gegensatz zur Regelung im Passat meines Vaters – dort geht ohne Blick auf die Tasten meist gar nichts, das Gerät sitzt dort auch noch recht tief, so dass es eigentlich nur im Stand sicher zu bedienen ist – schlecht wenn man mal eben die Frontscheibenlüftung benötigt um die Scheibe am Beschlagen zu hindern. Von daher: Simpel gehalten und gut gestaltet – gefällt mir. Ebenso positiv fällt mir das im Vergleich zum Rest des Autos fast schon „billige“ Autoradio auf. Nach kurzem Hinsehen wird mir auch klar warum es „billig“ wirkt: Es handelt sich um ein Nachrüst-Gerät im DIN-Schacht – eine in letzter Zeit immer seltener anzutreffende Form des Autoradios. Dabei ist Einbauort genau spezifiziert – sogar inklusive der Steckerbelegung. Damit kann man jederzeit einfach ein günstiges Autoradio aus dem Zubehörhandel einbauen. Ich habe das im Corsa derzeit auch und auf diese Weise das Kasetten-Deck durch einen MP3 und USB-fähigen Autoradio mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung ersetzt. Auch das gefällt mir auf Anhieb als technisches Detail.

Aber nun gehts um das eigentlich Wichtige beim Auto: Wie fährt sich so ein Ding? Klar die Kupplung fällt weg und zur Rückspeisung ist eine ausgeklügelte Steuerung notwendig, also ist das Fahrzeug als Automatik ausgeführt. Im normalen Auto bin ich davon nicht so richtig überzeugt – was auch an meinen schlechten Erfahrungen in den USA bezüglich der Qualität und Leistungsfähigkeit der dortigen Automatik-Getriebe liegen mag. Im Elektroauto finde ich das aber auf Anhieb nicht verkehrt. Gestartet wird wie üblich: Zündschlüssel einstecken und bis zum Anschlag durchdrehen. Anstelle des vertrauten Geräusch eines startenden Motors hört man nichts außer einem kurzen „bling“ – zudem leuchtet die Anzeige „ready“ im Amaturenbrett auf. Irgendwie ungewohnt, aber nicht unerwartet. Eine kurze Runde zum Eingewöhnen durchs Industriegebiet um die Ecke und dann fahre ich zusammen mit meinem Vater mal etwas über Land – eine knappe Stunde haben wir den Wagen.

Das Fahrgefühl ist wie üblich in einem neuen Auto – noch ist nichts ausgelutscht, die Federung ist noch schön straff und die Dämmung der Außengeräusche wieder mal deutlich besser geworden. Dabei ist es natürlich von Vorteil, dass der Motor fast keine Geräusche erzeugt, diese muss man dann auch nicht wieder aufwändig wegdämmen – das spart natürlich auch wieder Gewicht.
Die Beschleunigung ist anständig, auch wenn bei 130 oder kurz darüber sanft elektronisch abgeregelt wird. Für mich kein echtes Hemmnis – viel mehr fahre ich mit dem Corsa auch nicht, weil ich sonst die Geschwindigkeit auch an der Tanknadel bzw. aus deren Bewegung ableiten könnte.

Gemütlich gehts über Land nach Heidelberg und dort dann auch mal eine Steigung hoch: Das Max-Planck-Institut auf dem Königsstuhl ist unser Ziel. Im Stadtverkehr macht der Elektroantrieb eine sehr gut Figur – an der Ampel ist fast kein Verbrauch vorhanden, wenn man von der Lüftung und dem Auto-Radio einmal absieht. Auch der Berg ist überhaupt kein Problem – munter sprintet der kleine Hüpfer die Steigung nach oben – und auch ohne ständiges Schalten steht im Scheitelpunkt der Kurve das volle Drehmoment zur Verfügung. Zudem eben die wahrgenommene Ruhe beim Fahren – nur der Fahrtwind und das Rubbeln der Reifen ist zu hören. Kein Vergleich mit einem Sportwagen und doch erfrischend spritzig zu fahren. Auf dem Weg tauschen wir dann auch mal Fahrer und Beifahrer-Sitz – auch mein Vater ist von der Handhabung echt angetan. Durch den quälenden Stadtverkehr geht es in Richtung Autobahn und dann wieder zurück zum Händler.
Insgesamt weiß der Fahreindruck echt zu überzeugen, einziger Wermutstropfen bleibt die etwas geringe Reichweite.

Nach der Fahrt geht es noch um einige technische Fragen: Derzeit ist nur die langsame Ladestation für die Haushaltssteckdose verfügbar – damit dauert eine vollständige Ladung an die 6h. Mit einer geplanten Schnelllade-Station (dann aber mit 380V-Anschluss) sind nur 30 Minuten für 80% notwendig. Interessant sind auch die Verbrauchsdaten und die Infos zur Versicherung: Ungefähr kann man für eine Akkuladung rund 2 EUR Strom rechnen – bei etwas pessimistish gerechneten 100km Reichweite pro Ladung macht das 2 Cent pro gefahrenem Kilometer. Zum Vergleich: mit meinem Beziner brauche ich bei den derzeitigen Bezinpreisen etwa 10 Cent /km. Von der Option den Strom selbst mit Solarzellen zu erzeugen mal ganz zu schweigen.

Steuer geht derzeit noch nach Hubraum – daher kostet das Fahrzeug keine KFZ-Steuer – auch nicht schlecht. Zudem sind die Fahrzeuge noch wenig verbreitet und sprechen vor allem erfahrene Fahrer an, da der Preis nur sehr bedingt für einen Fahranfänger zu stemmen ist: rund 26.000 EUR sind halt doch ein Wort.

Fazit: Ein interessantes Auto, vor allem als Zweitwagen kann ich mir das Fahrzeug richtig gut vorstellen. Für den täglichen Pendelbedarf des modernen Stadtmenschen ist es wunderbar geeignet und sicherlich eine Alternative zum spritfressenden Benzinmotor. Der wird auf den meisten Kurzstrecken nicht richtig warm und auch im Stop&Go ist er nicht das Optimum an Effizienz. Problematisch wird es für die Langstrecke – hier ist die Technik noch nicht weit genug und ich frage mich ob es wirklich eines Tages möglich sein wird. Bis auf Weiteres bleibt für alle Strecken über 100km am Stück wohl ein sparsamer Verbrennungsmotor der effektivere Weg. Etwas nachteilig ist auch der kleine Kofferraum, dort nimmt die Batterie viel Platz weg. Aber wie häufig transportiert man schon große und sperrige Güter? Eher selten, und wenn es um den Einkauf geht so ist es bei dem Kostenfaktor auch kein Drama etwas häufiger zum Einkauf zu fahren und in Etappen einzukaufen. Wie so Vieles alles eine Sache der Gewöhnung.

Für mich und meinen Vater würde sich ein kombinierte Modell durchaus anbieten – ich persönlich benutze mein Auto immer dann wenn es um längere Strecken oder um größere Mengen geht – den Weg zur Arbeit lege ich schneller und kostengünstiger mit dem Fahrrad zurück. Mein Vater hingegen pendelt jeden Tag zur Arbeit und zurück. GGf kommen noch ein paar Kilometer extra für die Pflege des Kleingartens hinzu. Wenn man von rund 30km am Arbeitstag ausgeht (Einkaufen und die ein oder andere Veranstaltung kommt ja auch noch dazu) dann macht das eine Ersparnis von derzeit rund 3 EUR pro Tag – hochgerechnet aufs Jahr sind es ca. 700-800 EUR je nach tatsächlich zurück gelegter Strecke. Da fängt es doch langsam an sich zu rentieren.

Also: Die Zeit ist ref für rein elektrisches Fahren, so lange es um die Kurzstrecke geht – hier gibt es in meinen Augen keinen Grund mehr dauerhaft auf einen Verberennungsmotor zu setzen. Für die Fernstrecke ist wohl weiterhin ein sparsamer Dieselmotor angesagt. Für die Menschen die zwischen Baum und Borke sitzen gibt es auch eine Lösung: eine Mischung aus beiden Antriebsformen: Hybrid-Antrieb – in nicht all zu ferner Zukunft gibt es denn ja auch in Serienreife mit einem kleinen Dieselmotor. Man darf gespannt sein wo sich das alles noch hinentwickelt: Die Umwelt und den Geldbeutel wird es auf die lange Sicht wohl schonen.

Dämmermarathon Mannheim (MLP-Marathon Rhein-Neckar)

Alle Jahre wieder, so ungefährt könnte mein Motto für den MLP-Marathon in Mannheim lauten. Immerhin war die Teilnahme in der Teamwertung einmal der Anstoß für mich überhaupt mit dem Laufsport zu beginnen. Das war 2007 – mittlerweile ist 2012 und die Teamwertung immer noch existent, aber für mich nicht mehr von all zu großem Interesse. Auch wenn der Veranstalter den weniger ambitionierten Läufern jedes Jahr mehr entgegen kommt. Sei es mit einem modifizierten Duo-Marathon der Teilung 10/32, die kam letztes Jahr ins Angebot, oder in diesem Jahr mit dem Angebot anstelle eines 4er Teams auch mit einer 5er oder gar 6er Staffel zu starten. Wo bleibt denn da der Reiz wenn im Schnitt nur um die 7km bleiben – für mich fängt ab dieser Distanz das Training doch erst an. Allerdings muss man sagen: Mit diesen Maßnahmen ist die Veranstaltung immer noch eine der am besten besuchten: rund 11.000 Teilnehmer in diesem Jahr. Ebenfalls neu im Programm war ein Halbmarathon, der in der Nachbarstadt Ludwigshafen startete – damit wollte man dem oft beklagten Effekt entgegenwirken, dass der Streckenanteil in Ludwigshafen (ca. 20km) recht verlassen und einsam wirkt. Zudem hatten sich die Veranstalter der Action-Points an der Strecke etwas beklagt, dass die Mannheimer Vereine da bisher den Rahm abschöpfen konnten und in Ludwigshafen dann nur noch die richtig zähen Knochen durchkamen. Ob sich das bewährt hat bleibt abzuwarten – beurteilen konnte ich es nicht so ganz, aber dazu später mehr.

Wie der Name Dämmermarthon schon nahe legt, läuft man in die Dämmerung hinein – angesichts der teilweise heftigen Temperaturen eine vernünftige Entscheidung und ein ganz besonderer Reiz. Die Temperaturen waren letztes Jahr derart heftig (30°C und schwül), dass ich aufgrund von gesundheitlichen Problemen und Fehlern in der Getränkeversorgung die Chance ergriffen habe und beim Halbmarthon aufgehört habe (was nicht geht, sollte man lassen). Diesmal war es am Vorabend so richtig heiß – teilweise wurden in Mannheim 32°C gemessen – das ließ für die Strecke in Sachen persönlicher Bestzeit nichts gutes ahnen. Zudem hatte ich am Vorabend noch meine alljährliche Atemschutzüberprüfung zu absolvieren – nicht unbedingt optimal, denn auch dort wird ganz ordentlich Leistung abgefordert (Leiternsteigen, Hammerziehen, Laufband und Streckendurchgang).

Sei es drum, angemeldet war ich und dann nehme ich auch teil. Ein erster Ausfall vor dem Lauf trübt ein wenig die Stimmung: Nachdem vor einigen Wochen die Batterie meiner Pulsuhr schlapp gemacht hat (nach dem Marathon an der Weinstraße), ist nunmehr der Pulsgurt an der Reihe – leider noch kein Modell bei dem man den Wechsel selbst durchführen kann – also habe ich von Anfang an drauf verzichtet, reines Laufen nach Gefühl und Uhr. Auch wenn das ungewohnt ist, es muss einfach gehen.

So finde ich mich denn also kurz vor dem Start im Startblock ein, gegenüber dem letzten Jahr sortiere ich mich etwas weiter hinten in dem mir zugewiesenen Block ein – ich will mich nicht wieder über Gebühr „reintreiben“ lassen – überholen macht Spaß – überholt werden weniger, zudem ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. Das Wetter hat über Nacht dankenswerter Weise abgekühlt (während ich durch die Atemschutzstrecke gerobbt bin, muss ein Sturzbach runter gekommen sein, zumindest die Straßen waren gut nass und überall stand das Wasser). Jetzt ist es fast schon unangehm kalt – weniger von der reinen Temperatur, sondern wegen des unangenehmen Windes.

Mit einigen Minuten Verzögerung fällt denn auch der Startschuss – diesmal gefällt mir schon beim Start die Musik besser als letztes Jahr – „Eye of the Tiger“ ist doch ein richtiger schöner Song zum Start. Er erinnert mich an so vieles, aber jetzt heißt es erst mal auf die Strecke konzentrieren. Das Feld stockt noch etwas, aber nach der Startlinie wird es sukzessive besser – es geht die Augustanlage aus der Stadt herraus – ein breiter Boulevard und dennoch ist es immer noch reichlich eng – so richtig hat sich noch nicht jeder einsortiert was die Geschwindigkeit betrifft. Nach rund einen Kilometer macht sich bei mir auch noch ein unangenehmes menschliches Bedürfnis bemerkbar – das hemmt mich etwas aber es ist auch gerade kein Dixie-Häuschen in Sicht, also erst mal noch etwas abwarten. Kurz hinter Kilometer zwei hat sich meine Schwester mit der Kamera positioniert – ich sehe sie und eine ihrer Freundinen kommt direkt hinter mir – kurzer Abgleich: Sie läuft nur einen halben und ich bin ihr denn doch zu schnell. Kurz danach sehe ich noch Patricia aus meiner Laufgruppe – auch sie macht etwas langsamer und will mich nicht ausbremsen – also gehts alleine weiter immer auf der Suche nach einer Möglichkeit zum Pit-Stop.

Wir laufen durch den Stadtteil Neuostheim – auf dem Hinweg geht es die südliche Straße am Flughafen entlang, auf dem Rückweg ist die Streckenführung eine andere. Nach dem Flughafen geht es ins Industriegebiet – dort stürmen viele die Rabatten, auch ich suche mir ein passendes Gebüsch – und schon läuft es sich wieder viel leichter. Nicht mehr all zu lange und schon taucht die erste Versorgungstation bei Kilometer 5 auf – aus meinen Fehlern habe ich gelernt – diesmal wird von Anfang an zugegriffen – ein Schluck Wasser und weiter gehts. Zwischenzeitlich immer die Uhr im Blick – ich pendle ein wenig – mal 5:25 mal irgendwas um die 5:00 Minuten pro Kilometer – eigentlich etwas flotter als ich mir vorgenommen habe – ich mahne mich ein wenig dazu nicht noch schneller zu werden. Ich weiß ja, dass auf der Strecke die heftigen Anteile noch vor mir liegen. Im lagen Bogen geht es auf die Ortsumgehung Seckenheim – früher war das mal eine recht häufig besuchte Trainingsstrecke – seit ich nicht mehr direkt in der City wohne komme ich da nicht mehr so häufig vorbei – aber verändert hat sich nicht viel. Kurz nach Kilometer sieben treffe ich auf Holger und Rolf, auch aus meiner Laufgruppe – sie wollen sich etwas erholen nach diversen Veranstaltungen und laufen um die 5:25 – ich versuche mich einzubremsen, aber wie es mir so oft auch im Training geht – es gibt Geschwindigkeiten die harmonieren nicht so recht mit meinem Köper … also verabschiede ich mich und lasse mich mit der Läuferschar mittreiben. Irgendwo auf der Strecke habe ich das Pacemaker-Team für 4h hinter mir gelassen – immer noch am Grübeln ob das wirklich gut ausgehen kann.

Am Ende der Umgehung ist seit 2009 eine kleine Extra-Schleife angeflanscht, die es erlaubt am Ende auf eine Extra-Runde durch die Augusta-Anlage in Mannheim zu verzichten – das ist auch gut so. An dieser Schleife steht das Siedlerheim, der erste größere Action-Point, dahinter eine Versorgungstation. Eigentlich sollte die etwas später liegen, aber der enge Feldweg erlaubt dort kein Aufstellen von Tischen oder gar einer „Langsam-Läufer-Spur“ zum Tanken. Daher etwas früher als gedacht. Dankbar nehme ich einen Becher Elektrolyt-Getränk um den Riegel herunter zu spülen – dass es Bananen gibt sehe ich erst zu spät. Für die nächsten Stationen weiß ich dass dann ja… Auf dem engen Feldweg geht es zudem über die erste nennenswerte Steigung auf der Strecke – eine kleine Brücke und den Friedhofshügel von Seckenheim hoch. Ich nehme diese Steigung fast gar nicht wahr. Viel eher interessiert mich da das erreichen der ersten Zwischenzeit bei Kilometer 10 – fast ein Viertel liegt hinter mir und noch fühle ich mich ausgezeichnet – gefühlt könnte ich stundenlang weiter laufen.

Nun geht es sanft bergab in den Ortskern von Seckenheim, um einige Ecken durch die engen Gassen des Dorfes. Am Wasserturm in Seckenheim ist richtig Stimmung – auch eine der Hauptdurchfahrtstraßen (Badener Straße) ist von vielen Schaulustigen gesäumt – die Stimmung ist ausgelassen. Am Ende der Straße eine weitere Getränke-Stelle – wieder greife ich zu – diesmal nur Wasser. Rum um die Kurve und als Langstreckenläufer gleich ganz links halten – auf der rechten Seite ist die erste Wechselstation für die Team-Läufer – reichlich voll. Ab jetzt heißt es ein wenig aufpassen, wer einen überholt. Die Staffelläufer sind noch frisch und spritzig und ziehen daher natürlich ganz anders an, als wenn einem schon 12km in den Beinen stecken.

Ich lasse Seckenheim hinter mir – auf der Einmündung auf die Pendelstrecke kommen mir bereits die Besenwagen entgegen und räumen die Hinterlassenschaften der Läufer weg. Die Pendelstrecke zieht sich ein wenig, aber ich bin gut gelaunt und lasse auch den Pacemaker mit den für mich magischen 3:45h hinter mir. Kurz zögere ich noch, ob dieser Schritt klug ist, aber egal – er liegt beim Ende des Gedankens schon hinter mir. Kurz bevor es, diesmal auf der Nordseite, durch Neuostheim geht passieren wir den Kilometer 15. Der Ortsdurchgang ist von vielen Menschen gesäumt und am Ende lauert nochmal ein sanfter, aber langezogener Anstieg auf einen.

Ich laufe entlang des Luisenparks, immer noch parallel der OEG-Straßenbahntrasse die uns schon seit Seckenheim begleitet. Meine Trainingsstrecke liegt auf der anderen Seite der Gleise – der sogenannte Neckardamm-Weg – der hat den Vorteil auch im Winter vollumfänglich laufbar zu sein, die Straßenbeleuchtung brennt dort die ganze Nacht – und zu fast jeder Tages und Nachtzeit findet man dort irgendjemanden der sein Lauftraining absolviert. Am Ende des Luisenparks, genauer gesagt unterhalb des Fernmeldeturms wartet ein besonderes Highlight auf mich: Mein Sportverein, genauer gesagt die Triathlonabteilung samt tatkräftiger Unterstützung von verschiedenster Seite betreut dort den Getränkestand. Mein Laufkollege Gunther Mair steht ganz vorne, begrüßt mich kurz und reicht mir gleich einen Becher Wasser, viel Zeit habe ich nicht und schon liegt der Versorgungspunkt auch hinter mir.

Kurzer Check – im Vergleich zum vergangen Jahr fühlt sich diesmal alles wunderbar an, keine Anzeichen von Übelkeit oder ähnlichem – irgendwo auf den Kilometern 18-19 habe ich letztes Mal die Entscheidung fällen müssen, doch nur einen Halbmarathon zu laufen. Diesmal ist die Entscheidung ein klares „go ahead“ (mach weiter) – kurze Zeit später kommt auch schon das Nationaltheater in Sichtweite – wir sind also fast wieder am Startpunkt. Kurz davor nochmal die Chance zur Verpflegung, diesmal klappt es mit der Banane – auch wenn die eisgekühlt vom Kühllaster kommt und damit nicht gerade optimal zur Verdauung ist. Mit der ersten Durchquerung der City (entlang der sogenannten Fressgasse, weil dort die ganzen Imbiss-Möglichkeiten der Innenstadt versammelt sind) – eine altbekannte Strecke für mich.Nach rund 500m zweigt die „Pussy-Lane“ (wie ich spöttisch den Abzweig für die Halbmarathonis nenne) ab. Die Strecke wird merklich leerer – klar, hier sind nur noch die Marathonis und die Team-Läufer unterwegs.

Das nächste Ziel ist auch nicht mehr weit: in direkter Nähe zu meiner elterlichen Wohnung hat sich meine Schwester mit meinen Eltern postiert – wie abgemacht haben sie auch meine Windjacke mitgebracht (falls ich sie benötigen würde). Der Wind hat mir bis vor wenigen Kilometern wenig ausgemacht, allerdings in der engen Häuserzeile der Fressgasse hat es doch ganz gut geblasen und mir wird ob der langsam untergehenden Sonne doch etwas kühl.

Zudem steht nun einer der eigentlichen schönen Streckenabschnitte an – leider ist der nicht wirklich gut besucht und kann daher recht ätzend werden: Es geht über die Brücke nach Ludwigshafen und ein gutes Stück auf der dortigen Hochstraße oberhalb der Stadt entlang. Ich bin heilfroh über meine Jacke – mir wird nicht kalt und die eine oder andere Böe kann mir auch nichts anhaben. Am Fuß der Brücke habe ich ohne Mühen die Halbmarathonmarke überschritten – bei Kilometer 22 habe ich Gewissheit – der erste wirkliche spürbare Anstieg liegt hinter mir. Der Ausblick über die Stadt mit dem Sonnenuntergang ist herrlich, wenn auch von einigen Wolken getrübt.

Mit einer Spitzkehre geht es runter von der Hochstraße in die Innenstadt von Ludwigshafen. Auf dem Weg nach unten entlang des Zubringers bekomme ich einen ersten Vorgeschmack was mich auf dem Rückweg erwartet: ein recht starker Gegenwind – durch die leicht geschwungene Form der Hochstraße hatte ich den Wind eher von der Seite und teilweise im Rücken, da fällt es gar nicht so auf. Außer bei den Zeiten – seit mehr als 10km pendle ich kontinuierlich um die 5 Minuten Marke – häufig gerade so darunter. Aber noch läuft alles und so lasse ich es laufen, wenn ich mir auch das Überholen immer etwas überlege. Bei Kilometer 24 steht auch schon wieder eine Versorgungsstation – Banane und Elektrolyt auffüllen und weiter gehts.

Der Weg führt vorbei am Theater der Stadt Ludwigshafen (Pfalzbau) zum Berliner Platz – einer weiteren Wechselstation. Gemäß der Schilder hat irgendwo die Zuführung der Halbmarathon-Strecke ab Ludwigshafen stattgefunden – noch merke ich davon recht wenig – es sind nicht mehr Läufer unterwegs, allerdings ist es es kurz nach dem Start als ich auf die Uhr schaue. Rund um den Berliner Platz ist gute Stimmung, viele Leute und persönliche Begrüßung der Läufer, sofern die Startnummer lesbar ist. Da ich die Jacke drüber gezogen habe bei mir nicht – aber auf den Service kommt es mir denn auch nicht mehr an.

Es geht auf eine lange Gerade die ich in den letzten Jahren nicht in sonderlich guter Erinnerung hatte – recht einsam, wenige Läufer unterwegs und das gerade wo man üblicherweise gerade so im „Marathon-Loch“ steckt. Diesmal ist etwas mehr los – und Fußballinfos gibt es auch an der Strecke: Ein Passant übernimmt die Aufgabe alle Teilnehmer über das aktuelle Spiel zu informieren: Dortmund gegen Bayern 3:1 – immerhin etwas Ablenkung für mich während ich mich tapfer jeden Kilometer weiter kämpfe.

Während ich weiter um die 5 Minuten-Marke herum pendle plane ich den weiteren Lauf – Kräfteeinteilung und Verpflegung. So fliegen die Kilometer an mir vorbei – ehe ich mich richtig versehe bin ich fast am südlichsten Punkt der Strecke und laufe im Ortsteil Rheingönnheim ein – Kilometer 29 am Ortseingang – aus Erfahrung weiß ich, wenn die 30 hinter mir liegen, dann geht auch der Rest irgendwie. Für die Strecke habe ich mit etwas Traubenzucker und den zwei Gels die ich mitführe kalkuliert. Eines will ich kurz vor dem letzten großen Anstieg vertilgen, ein anderes habe ich schon in Mannheim vor der Brücke in mich reingedrückt (so sonderlich schmeckt mir das Zeug eh nicht).
Um so erfreuter bin ich, als ich in Reingönnheim meine mitgeführte Getränkeflasche füllen kann und auch noch ein weiteres Gel in die Hand bekomme – unverhofft kommt oft – noch dazu vom gleichen Hersteller wie ich es dabei habe – ergo weiß ich: Das vertrage ich ohne größere Probleme.

Aus Rheingönnheim raus überquere ich eine weitere wichtige Marke: 30 Kilometer sind geschafft – nur noch etwas mehr als 10km – innerlich projiziere ich das auf meine übliche Strecke am Neckardamm – die hat auch ziemlich genau 10km und hat mich schon oft in dieser Hinsicht motiviert. Zudem befindet sich hinter Rheingönnheim noch ein etwas kleinerer Anstieg – der vorletzte wie ich weiß – jetzt liegt nur noch die Hochstraße als nennenswertes Hinderniss vor mir.

Mit all diesen positiven Gedanken geht es durch die Gartenstadt von Ludwigshafen, auch hier ist recht viel los, jede Menge Leute an der Strecke jubeln den Läufern zu. Auch kommt die letzte Wechselstation bald in Sichtweite – noch 8km sind es jetzt, noch rund 2 bis zum nächsten großen Energieschub. An der Versorgung habe ich wieder Wasser abgegriffen – muss aber dennoch etwas nachfüttern aus meiner eigenen Flasche – die wird dadurch praktischerweise auch leichter … nach einer kleinen Extra-Schleife geht es raus aus der Gartenstadt, das nächste Ziel ist der Anstieg an der Hochstraße.

Bis dahin sind es noch knappe zwei Kilometer – die nutze ich dazu mich seelisch und moralisch auf den Anstieg vorzubereiten. Bei Kilometer 36 wollte ich eigentlich das Gel aus dem Gürtel ziehen – in der Enge der Tasche erwische ich allerdings erst mal nur ein großes Stück Traubenzucker – auch nicht schlecht und vielleicht so ca. 500m vor dem Anstieg auf die Brücke nicht falsch – geht der doch recht schnell ins Blut und steht zur Verfügung.

Der Anstieg ist wie erwartet quälend, erst die Auffahrt hoch und dann wieder eine kleine Senke bevor es richtig hoch auf die Hochstraße geht – mit dem Auto nimmt man diese Steigung fast gar nicht wahr, als Läufer um so mehr. Immerhin steht auf halber Höhe ein Motivationsschild – 37 Kilometer gelaufen noch rund 5 vor mir. Das ist jetzt wirklich keine Strecke mehr auf der ich ans Aufgeben denken will.

Es geht zwar weiter immer noch bergan, aber die Steigung lässt langsam nach. Eine kleine Welle auf Höhe des Rathaus-Centers in Ludwigshafen kostet nochmal Kraft. In der Ferne sehe ich schon sie Siloutte von Mannheim, vor mir die Rheinquerung mit der charakteristischen Pylon-Brücke. Nicht mal mehr 4 Kilometer, auf dem Weg über die Brücke drücke ich mir mein letztes Gel und den verbliebenen Traubenzucker rein und spüle alles mit ordentlich Wasser runter. Kurz vor Kilometer 39 ein kurzer Anflug von Magenkrämpfen, aber die lassen dankenswerter Weise auch gleich wieder nach – merke: nicht ganz so hastig essen sonst kommt sowas bei rum.

Ich quere den Mühlauhafen, langsam neigt sich die Brücke dem Ende, in einer langen S-Kurve geht es direkt in die Mannheimer Innenstadt, entlang der sogenannten Kunststraße – normalerweise nehme ich am folgenden Getränkestand noch ne Cola mit, aber irgendwie verpasse ich es und nehme doch nur Wasser – viel zu sehr bin ich auf das Schild am Ende der Tische fixiert: 40km sind erreicht – noch zwei zu Laufen. Langsam kommt das Adrenalin und die Endorphine durch. Um so mehr als an der nächsten Ecke meine Familie nochmal mit Schildern steht „Niemmi weit!“ sehr zu meiner Freude und auch zu den anderen Läufern die lächelnd und mit erhobenen Daumen daran vorbei laufen.

Was bleibt ist noch ein kleiner Schwenk um die Strecke ausreichend lang zu machen – rechts um auf die Jesuitenkirche und den Audiamax zu, dort nochmal links bis ans Landgericht, dort auf der Magistralen vor dem Schloss nochmal links und am Paraplatz wieder rechts auf die ursprüngliche Trasse. Die Kunststraße runter wird es zusehens belebt, vor dem großen Sporthaus ist richtig was los, Disko und Musik, jede Menge Licht in Mitten der Dunkelheit – auch wenige Meter weiter nochmal ordentlich Musik. Irgendwie habe ich in dem ganzen Trubel das Schild für Kilometer 41 verpasst – aber egal aus der Erfahrung heraus weiß ich: Jetzt können es keine 2 km mehr sein, allenfalls noch 1,5km wenn überhaupt. Raus aus der Kunststraße auf die finale Runde um das Jugendstil-Ensemble des Mannheimer Wasserturms. Ziemlich genau im Scheitel des umschließenden Straßen-Us steht das Schild für 42km. Noch knapp 200 Meter – ich gebe noch ein wenig Gas. Aus der Entfernung kann ich schon den Bass hören – wieder „Eye of the tiger“ von Survivor. Der Beat motiviert mich nochmal alles zu geben. Mit ordentlich Schwung gehe ich daher die letzten 150 Meter auf der Zielgeraden an. Die Uhr über dem Zieleinlauf sagt 3:41 und einige Sekunden. Ich kann also hoffen, dass es mir gereicht hat meinen alten Streckenrekord in Mannheim zumindest näherungsweise wieder erreicht zu haben – oder habe ich ihn sogar unterboten? Kein Ahnung, dafür bin ich jetzt erst mal zu fertig.

Medaille abholen und dann geht es zum Futtern und abschließend zur Massage. Irgendwie habe ich dort wohl etwas zu sehr entspannt – jedenfalls geht es mir hinterher wie einige Stunden nach Ulm – völlig verausgabt. Einer meiner Laufkollegen sieht mich und organisiert ein Sani-Team – da ich ja weiß was los ist, futtere ich mal hemmungslos Traubenzucker in mich rein, damit die Muskeln wieder Kraft bekommen und das Zittern der Muskeln wieder aufhört. Bis die Sanis eintreffen geht es mir schon wieder recht gut – dennoch ein kurzer Check im Mecial-Center, aber nichts auffälliges festzustellen – Puls leicht erhöht und der Blutdruck noch etwas oben – aber was will man nach einem Marathon auch anderes erwarten. Nach fünf Minuten darf ich denn auch wieder gehen. Noch etwas Futter für den Weg bis zu meinen Eltern, dann gehe ich los. Ich merke recht deutlich, dass ich mir mit meinen neuen Schuhen trotz einiger Trainingseinheiten ein paar Blasen gelaufen habe – aber nichts wildes. Mittlerweile ist kurz vor 11h am Abend – bei meinen Eltern schaufle ich noch die Reste vom Mittagessen in mich rein (ich habe mittlerweile auch wieder ein deutliches Hungergefühl).

Insgesamt ein sehr schöner Lauf, direkt vor der Haustüre wenn man so will – ich glaube sobald die Ausschreibung rauskommt habe ich ein festes Ziel fürs nächste Jahr. Vielleicht klappt es ja dann endlich auch mal mit etwas mehr Trainingsplan und einer noch besseren Zeit. Noch am Abend rufe ich die Ergebnisse ab (bevor der Server am nächsten Tag wegen Überschreitung des Bandbreiten-Limits nicht erreichbar ist): Insgesamt 224. in der Altersklasse Platz 37 mit einer Nettozeit von 3:38:32, das ist eine Minute und zehn Sekunden schneller als bei meiner letzten erfolgreichen Teilnahme. In der Gesamtwertung bin ich nach vorne gerutscht, in der Altersklasse hingegen etwas nach hinten. Wie dem auch sei – nächstes Jahr wie gesagt wieder (auch wenn ich mich dann auf eine andere AK einlassen muss).

Nachtrag: Kurz-Tauch-Urlaub in der Schweiz

Was man nicht alles findet, wenn man mal aufräumt – unter anderem fast fertige Blog-Texte die nur drauf warten veröffentlich zu werden … also dann mit einiger Verzögerung jetzt hier der Bericht zum Tauchurlaub in der Schweiz ….

An was denkt man, wenn man den Begriff „Schweiz“ hört? Klar an die Schweizerische Eidgenossenschaft – diese kleine Land im Herzen Europas, das dazu gehört und doch nicht so ganz.
Man denkt an Berge, Tunnel (in Hülle und Fülle vorhanden), an Käse, Schokolade und das Bankgeheimnis. Aber Tauchen? Nicht gerade das Land, dass mit großen Werbebannern auf der Messe „Boot“ in Düsseldorf vertreten ist. Auf den ersten Blick hat das Land auch in dieser Richtung nicht zu bieten. Keine farbenfrohe Korallen-Riffe, eher abschreckende Wassertemperaturen und das Klima an sich ist auch nicht gerade super-einladend bzw. bietet nicht die große Abwechslung zu dem was man nicht auch in Süddeutschland schon reichlich geboten bekommt.

Dennoch habe ich mich auf den Weg gemacht – Ziel war ein Ort in der Nähe von Bern. Dort wohnt ein Tauchpartner den ich in den USA kennen gelernt habe: Raimund. Ihn hat es vor rund einem Jahr beruflich in die Schweiz verschlagen und wir haben vor beide im Spätjahr in Schottland zu tauchen.
Auf der besagten Messe habe ich mich zusammen mit ihm grundlegend ausgerüstet: Trockentauchen ist bei den dortigen Verhältnissen absolut Pflicht.

Nun hatte ich bereits mehrere Male meinen Trockentauchanzug und mein Equipment testen können: Erst im Schwimmbad und dann auch im heimischen Baggersee. Zeit also mal etwas mehr zu wagen. Denn unsere Seen rund um Mannheim sind in der Tiefe doch etwas limitiert und es ist ja auch kein Fehler seinen Tauchpartner ausreichend zu kennen, wenn man sich ins kalte Wasser stürzen will.

Gegenüber den üblichen südlichen Tauchzielen hat die Schweiz noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Es ist nicht so furchtbar weit dorthin. Rund 380km zu fahren, das ist vertretbar, auch ggf. für einen kurzen Wochenendausflug. Also habe ich wie üblich eine Runde Mitfahrgelegenheiten-Reisen angeboten – zum zweiten Mal in meinem Leben eine internationale. Und wie schon bei der letzten dieser Art nicht mit meinem üblichen Kleinwagen sondern mit dem Kombi meines Vaters – für Tauchgerödel einfach praktischer.

Einige Tage vorher stand der Tauchanteil dann aber doch etwas auf der Kippe – Raimund hatte sich etwas erkältet – nur die Mitfahrgelegenheit kurzfristig absagen ist leider auch keine Option. Erst am Vorabend hatte ich die Gewissheit: Bring das Zeug mal mit, wir versuchen es auf alle Fälle, wenn wir Pech haben ist der Tauchgang halt nach 2-3 Minuten vorbei. Immerhin hatte ich mich zu dem Zeitpunkt schon darauf eingestellt in einer Hau-Ruck-Aktion das Tauchmaterial wieder abzuladen und dafür die Wanderschuhe einzupacken.

Die Fahrt an sich war nichts besonderes, auch wenn ich in der Schweiz tunlichst auf die Geschwindigkeitsvorschriften geachtet habe – die Strafen sind dort recht empfindlich und im Vergleich zu Deutschland sind die Schweizer auch sehr gründlich mit der Umsetzung (würde uns ins Deutschland aber auch gut zu Gesicht stehen, ebenso ein generelles Tempolimit auf Autobahnen – ob es die 120 km/h aus der Schweiz sein müssten oder ob man vielleicht etwas weiter nach oben gehen kann sei mal dahin gestellt). Insbesondere die Tunnel in der Schweiz werden scharf überwacht – von Blitzern bis hin zur Überwachung der Durchfahrtszeit. Besonders in Erinnerung ist mir der recht kurze Tunnel Oberburg – auf weniger als 200m gibt es dort 4 Blitzer für 2 Fahrspuren… Insgesamt ist das Fahren aber doch sehr entspannt und auch der lange Belchentunnel machte mir wenig aus.

Am Abend dann ein gemütliches Essen und Planung für den kommenden Tag: Es soll in den Thuner See gehen. Nicht wirklich weit weg und gut zu erreichen. In der Schweiz darf man übrigens fast überall tauchen ohne dass es Gebühren kostet: Tauchflagge aufhängen ist Pflicht und die Parkplätze sind meist auch nicht kostenfrei (eigentlich in der Schweiz völlig unüblich, dass Parkplätze nichts kosten). Zudem habe ich meinem Kumpel Martin noch einen Gefallen getan und den örtlichen Supermarkt (COOP) geplündert – Martin mag den Suessmost (ja der schreibt sich tatsächlich so) der Firma Ramseier, leider bekommt man den in Deutschland nicht. Ich trinke den ab und an auch mal gern, also habe ich mir auch noch ein Sixpack mitgenommen. Noch mehr Zuladung, aber der Kombi verkraftet das ja auch.

Da ja Urlaub und Erholung angesagt war, haben wir den Samstag denn auch gemütlich beginnen lassen: Nettes Frühstück mit leckerem Kuchen gegen zehn und dann alles richten was man braucht. Dann kanns auch schon losgehen. Kurze Fahrt nach Thun und etwas darüber hinaus. Der Einstieg ist gut erreichbar – wie üblich in der Schweiz kostet der Parkplatz etwas, aber nicht der Rede wert.

Beim Anrödeln dann der erste Schock – irgendwie sind meine Unterziehhandschuhe nicht auffindbar – aber im Auto finden sich praktischer Weise noch ein paar Handschuhe – zwar nicht gefüttert aber immerhin etwas. Ansonsten passt alles und wir steigen ins Wasser ein – recht kühl aber was solls. Bei Raimund machen sich auch erste Ausfälle bemerkbar – die Handschue sind bei ihm zwar vorhanden aber sie laufen mit Wasser voll. Aber es ist ja explizit ein Checktauchgang.

Der Tauchgang an sich dauert dann auch nicht übermäßig lange – ich bekomme mit der Zeit etwas Probleme: In den Beinen des Anzugs sammelt sich nach und nach Luft, so dass die immer wieder nach oben driften wollen – kein angenehmes Gefühl. Wir machen uns also dann doch an den Aufstieg aus 30m. Von dem versprochen Bewuchs an der Stelle des Sees ist aufgrund der frühen Jahreszeit noch nichts zu sehen. Aber die Stelle hat durchaus Potential.

Zum Tauchen gehört auch immer das Versorgen der Ausrüstung – nach der Ankuft bei Raimund geht es erst mal ins Bad und dann in den Keller -Reinigen und zum Trocknen aufhängen. Kurzes Mittagessen und dann geht es auch schon los nach Bern.

Bern ist das Zentrum der Eidgenossenschaft, dort sitzt die Regierung und lustigerweise sind direkt um den Regierungssitz alle großen Schweizer Banken vertreten. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Bern hat architektonisch einiges zu bieten – wie schon der Blick von der hohen Schanze oberhalb des Bahnhofs zeigt. Praktischerweise sind die alten Patrizier-Häuser mit ihren Bogengängen erhalten – auch bei Regenwetter kann man so fast immer trockenen Fußes durch die Stadt wandeln. In den ehemaligen Lagerkellern mit den charakteristischen Öffnungen zur Straße hin finden sich heute die verschiedensten Dinge – von kleinen aber feinen Läden, Kunsthandwerk bis hin zu einer unüberschaubar großen Menge Restaurants.

Ein Highlight in Bern ist der namensgebende Bärengraben. Dieser wurde vor einigen Jahren grundlegend saniert und erweitert. Somit ist derzeit eine artgerechte Haltung der Bären möglich. Derzeit gibt es derer 4 – 3 Weibchen und ein Männchen. Die Tiere sind echt munter beieinander – und man glaubt es kaum, aber Bären klettern auch Bäume hinauf und nicht nur auf die unteren Äste, sondern bis sehr weit nach oben. Beim Zusehen wartet man ja förmlich darauf das der Baum unter dem Gewicht der Bären nachgibt und beides zu Boden fällt.

Weiter geht es in die Unterstadt und von dort die lange Holztreppe wieder nach oben in die Oberstadt. Ich hatte ja eine Ausschreibung zum Berner 16km-Lauf gesehen und das Höhenprofil hat mir schon imponiert – nachdem ich jetzt Teile der Strecke gesehen habe – ist es mir um so lieber, dass ich am 12. Mai schon beim MLP-Marathon in Mannheim gemeldet bin. Von der Anstrengung her dürften sich die beiden Veranstaltungen nichts nehmen.

Nach einem umfassenden Rundgang lassen wir den Abend bei einem gemütlichen Essen in der Altstadt ausklingen. Die Preise sind typisch für Bern, aber man macht es ja nicht jeden Tag.

Der Sonntag stand denn auch ganz im Zeichen der Entspannung – ein weiterer Tauchgang musste entfallen, das Raimunds Nebenhölen diesen nicht zuließen. Aber das mittlerweile getrocknete Material aus dem Keller einpacken, das Auto wieder reisfertig machen und dabei genügend Platz für die Mitfahrer zu lassen musste ja auch noch sein.
Nachmittags kam dann noch Norbert, ein weiterer Tauchkollege von Raimund vorbei, den ich auch schon auf der Boot kennen gelernt hatte. So verging der Nachmittag wie im Fluge und ehe ich es mich recht versah, saß ich schon wieder im Auto auf dem Weg nach Hause.

Mitfahrer waren diesmal etwas mehr, dafür aber auch diverse Punkte an denen ich aufgesammelt und abgesetzt habe. Belp, Bern, Solothurn, Freiburg, Offenburg, Mannheim so lautete die Reiseroute am Ende. In Freiburg eine etwas uncoole Überraschung – da wir uns missverstanden hatten war es nun doch eine Mitfahrerin mehr – samt Hund. Gut das jemand auch schon in Offenburg wieder ausgestiegen ist. So hatte ich das nicht geplant, aber man macht halt das Beste aus der Situation. Kurz nach 0:00h am Montag bin ich dann in der Innenstadt aufgeschlagen – Auto abstellen, ausladen und dann mit dem eigenen Kleinwagen endlich ins wohlverdiente Bett.

Insgesamt ein sehr schönes Wochenende. Nach ein paar technische Dinge klären und dann steht einer Wiederholung eigentlich nichts im Wege. Natürlich wird es demnächst auch einen Gegenbesuch geben – Raimund will die alten Trainingsgewässer im Raum Mannheim auch mal wieder sehen. Ich freue mich auf alle Fälle schon mal drauf.

Brückentage – Kurzurlaub

Kaum zu glauben schon wieder sind 4 Monate des Jahres vorbei – ein Drittel ist geschafft – langsam Zeit an Weihnachtsgeschenke zu denken 😮 …

Aber erst mal habe ich das verlängerte Wochenende genutzt um mal ein wenig Abstand zur Arbeit zu gewinnen. Am Freitag bin ich nach Freiberg zu meiner Freundin gefahren – mal wieder die üblichen 600 zusätzlichen Kilometer auf den Corsa draufgefahren – aber so Langstrecke bekommt ihm ja ganz gut. Nach mehr als 6 Stunden Fahrt war ich dann aber erst mal eines: Ziemlich fertig. Von daher gabs am Freitag nicht mehr viel was man mit mir hätte anfangen können.

Samstag erst mal die übliche Runde: Einkaufen und Tanken, damit man nicht irgendwo auf der Strecke liegen bleibt. Da noch mehr Leute die gleiche gute Idee hatten war es doch recht voll beim Einkaufen. Dann natürlich auch noch ein wenig vorbreiten für den 30. April – kurzfristig hatten wir uns noch entschlossen mit ein paar Freunden zu grillen – also „woher bekommen wir den Grill, wer macht was … etc.“

Zudem haben wir noch Resis Mutter besucht – dort waren einige handwerkliche Arbeiten (Aufhängen von Gardinen-Stangen) fällig – eine meiner leichteren Übungen. Gemeinsam haben wir noch einen kurzen Bummel nach Grimma-City gemacht. Ganz nettes Städtchen und hervorragend wieder hergerichtet, wenn man die Hochwasser-Marken an den Gebäuden sieht: Abtauchen zum Einkaufen im Erdgeschoss hieß es dort zur Hochwasserzeit. Dabei ist die Mulde dort doch ein eigentlich ganz beschaulicher Fluss. Nach gemütlichem Kaffee-Trinken auf den Erfolg der Arbeit und ein wenig gemütlichen beisammen Sitzen in der herrlich warmen (um nicht zu sagen verdammt heißen Sonne) haben wir uns dann gegen Abend auf den Heimweg gemacht. Ich muss sagen, es hat auch mal was wenn man nicht selbst fahren muss.

Sonntag haben wir einen Ausflug an den grünen Graben in Pobershau gemacht – die Ecke kenne ich noch recht gut von meinen ersten Urlauben die ich selbst gemacht habe – damals nocht mit dem Mountain-Bike. Der grüne Graben ist einerseits ein Naturdenkmal, zum anderen ein technisches Denkmal – er wurde in den Fels oberhalb des Schwarzenbachtals geschlagen (alles in Handarbeit) und diente dem Antrieb der Pumpen im Bergwerk Pobershau. Das Tal ist herrlich schattig – teilweise lag sogar noch Schnee in den schattigen Ecken.
Abends waren wir noch bei Bea und Jochen zu einem gemütlichen Filme-Abend eingeladen. Ganz nett und unterhaltsam – wir haben uns für jede Menge „schrottige“ Filme entschieden von Mario Brothers über Gladiatress (Ferkelvieh vom Schwein..) haben wir uns dann doch noch gesteigert, hin zum Phantom der Oper. Dazu lecker Essen (ganz herzlichen Dank hier an Jochen für die vorzügliche Bewirtung!). Meiner Freundin sind die wenigen alkolischen Getränke die wir im Laufe des Abends konsumiert haben (in der Hauptsache ein leckeres kühles Bier) – dann doch etwas zu Kopf gestiegen …

Das hatte den negativen Effekt, dass der nächste Tag mit einem tierischen Kater bei ihr einherging. Richtig übel ging es ihr – ich selbst hatte da weniger Problem. Nichtsdesto trotz haben wir dann noch die letzten Einkäufe für den Grillabend zum Feiern in den Mai erledigt – wie üblich an solchen Brückentagen war es rappelvoll im Einkaufszentrum – aber was will man machen.
Den Nachmittag hat meine Freundin dann mit Auskurieren des Katers verbracht – ich habe mich derweil der Herausforderung gestellt bei Bea ein wenig „Aufräumunterstützung“ zu leisten – wie das wohl Neudeutsch hieße – „Tidy-Up-Support-Crew“? Im Prinzip ja alles gewohnte Arbeiten von Geschirrspülen über Badputz bis hin zum Staubsaugen. Ich wünshte manchmal ich hätte auch so jemanden, der mich in der Hinsicht etwas unterstüzt und anschiebt …

Mit etwas Verspätung haben wir dann die Feierlichkeiten zum Tanz in den Mai begonnen – Resi hatte sich derweil wieder vom Kater soweit erholt, dass sie ganz gut mitfeiern konnte – abgesehen vom Genuss alkolischer Getränke … Mit allerhand leckeren Sachen vom Grill und ein paar Bier wurde es denn auch bald dunkel. Da es nicht weit zum offiziellen Mai-Feuer der freiwilligen Feuerwehr auf dem Messeparkplatz war, sind wir auch dort noch vorbei gegangen, aber ingesamt war das eine recht trübe Veranstaltung: Der DJ hatte wohl schon ganz ordentlich einen im Tee, die Musikauswahl war jedenfalls nicht so der Hit – abgesehen von den Eurythmics mit Sweet Dreams war es doch vergleichsweise schlagerlastig.

Kurzerhand haben wir uns auf den Heimweg gemacht, dort die restlichen Getränke in den Rucksack umgepackt und sind dann zum Sterneschauen zur Reichen Zehe hochgelaufen. War dann doch wesentlich schöner als dieser Massenauflauf auf dem Messeparkplatz. Nächstes Mal tragen wir auch noch den Grill da hoch und Grillen dort – so ist zumindest mal der Plan.

Am ersten Mai habe ich dann den Kurzurlaub schön ausklingen lassen und habe meine Freundin kulinarisch verwöhnt – ein drei Gänge Menü mit ummantelten Datteln als Vorspeise, Lachs und grüne Nudeln mit Spinat als Hauptgang und Eis mit warmen Früchten als Dessert. Gut, dass ich in der Marathon Vor- bzw. Nachbereitung mir derzeit keinerlei Gedanken übers Kalorienzählen machen muss…. Das Essen hatte wohl mehr als genug …
Ein kleiner Sparziergang über den Campus zum Verdauen und nochmal an die Frische Luft kommen war dann der Abschluss bevor ich mein rotes „Huschdeguzel“ (Zitat meines LKW-Fahrlehrers) wieder Richtung Mannheim bewegt habe. Wie üblich über Dresden und mit drei Mitfahrern. Die Heimfahrt verlief erstaunlich entspannt und zügig – in 5:30h waren wir in Mannheim (Freitags kann man von solchen Zeiten echt nur träumen).

Dafür hieß es dann heute früh aber auch wieder um 6:00h: Raus aus den Federn – der Urlaub ist vorbei … aber mit der frisch gewonnenen Energie aus dem Urlaub lässt sich auch der Arbeitsalltag wieder deutlich besser bewältigen.

Erlebnis Lauf deutsche Weinstraße

Da hatte ich mir doch selbst ein tolles Geburtstagsgeschenk gemacht – am Geburtstag noch ordentlich futtern ohne Reue, denn am nächsten Tag war ich für den Weinstraßen-Marathon gemeldet.
In der Hand hatte ich den Flyer schon einige Mal auf diversen Laufveranstaltungen – den Ausschlag gab dann Anfang des Jahres meine Lauf-Kollegin Helga aus Nürnberg – sie hatte sich angemeldet um mal in den Raum Mannheim und Umgebung zu kommen. Da konnte ich dann natürlich nicht zurück stecken. Da machte es auch nichts, dass bereits in vier Wochen der Heimat-Marathon in Mannheim stattfindet. Das sollte zur Regeneration reichen.
Helga konnte nun leider verletzungsbedingt nicht teilnehmen – meine Anmeldung hatte ich aber und also gab es auch keinen Grund zu kneifen.

So reihe ich mich am Sonntag um kurz vor zehn in die Startaufstellung am Haus der deutschen Weinstraße in Bockenheim bei Grünstadt ein. Auf der Anfahrt mit dem Shuttlebus vom Parkplatz im Gewerbegebiet an der Autobahn bekommt man einen ersten Eindruck der Strecke – sie läuft teilweise auf der Bundesstraße. Auch warnen mich einige Leute, dass es die Steigungen so verdammt in sich hätten bei dem Lauf, und dass es ab ca. der Hälfte gefühlt nur noch aufwärts geht. Naja das Höhenprofil hatte ich mir ungefähr angeschaut, aber nicht im Detail. Sollte man sich echt angewöhnen. Aber was solls, ich bin auch Ulm ohne große Kenntnis des Profils gelaufen da werden doch die 42km hier auch nicht das Drama werden.

Pünktlich um 10:00h gehts los – zumindest direkt an der Startlinie – bis sich der Pulk endlich in Bewegung setzt dauert es denn doch etwas länger. Ich habe mich bei irgendwo um die 4:00h Zielzeit eingeordnet – alles was drunter ist, ist ok und wenns nicht hinhaut ist das auch kein Drama.
Etwas Sorge bereitet mir noch das Wetter – es ist recht windig und kühl, und die Regenwolken sehen auch nicht gerade vertrauenerweckend aus. Dazu die Berichte von Teilnehmern der Vorgänger-Veranstaltungen: Regen, Hagel, alles schon dagewesen bei diesem Lauf. Kurzzeitig fühle ich mich an die Beschreibung des Amberger Ultra Laufs erinnert…

Aber Schluss mit der Denkerei – die Startlinie ist überquert, jetzt heißt es Laufen. Es geht mit der Masse durch die enge Hauptstraße von Bockenheim und am Ende von Bockenheim die erste nennenswerte Steigung hoch – kurz vor der Kuppe steht auch schon das Schild für Kilometer 2 – noch 40 km – da fühlt man sich doch gleich besser … ich projeziere es innerlich auf die Strecke in Ulm – dort fangen die wahren Freuden erst nach diesem Kilometer so richtig an…

Nun geht es aber erst mal wieder bergab – und nicht so knapp – die Schilder in der Gegenrichtung mahnen: Da musst du nachher auch wieder hoch! Aber so lange es läuft lasse ich es laufen … kurz nach Kilometer drei geht es dann auch wieder bergan durch Asselheim, vorbei an der ersten Versorgungsstelle – aber noch brauche ich nichts. Stattdessen zieht es mich weiter nach Grünstadt – nach der Steigung geht es dort ganz sachte immer bergab – gut zu Laufen, und an der Strecke ist auch reichlich was los. Es geht mitten durch die Fußgänger-Zone. Gelegentlich mal wieder ein wenig aufwärts aber alles nicht der Rede wert. Kurz nach der Autobahnunterquerung suche ich dann doch mal das Dixi-Haus auf – ich hatte es mit der Menge Wasser vor dem Start mal wieder übertrieben. Nach dem Besuch des Tempels der Erleichterung läuft es sich auch gleich etwas entspannter.

Es geht wieder mal hoch – kein Wunder wir laufen ja auch durch die Weinberge. Dieser Begriff wird einem beim Laufen erst so richtig bewusst – in seiner ganzen Schönheit. Langsam aber sicher nähern wir uns der Streckenweiche bei 8,6km – noch fühle ich mich sehr gut ungefähr ein Fünftel der Strecke ist geschafft. Kurz vor der Verzweigung geht es nochmal ein kurzes Stück mit 16% Gefälle hinunter. Gut das wir diesen Teil der Strecke nicht auch wieder hoch müssen. Nach der Abspaltung des Halbmarathons wird es ruhiger – es sind weniger Läufer auf dieser Strecke unterwegs und ich bin froh, dass die Abzweigung so früh kam – jetzt kann ich mich nicht mehr umentscheiden – das spornt mich dann doch etwas an.
In Kleinkarlbach gibt es wieder eine Versorgungsstation, ich greife mir ein Stück Banane und weiter geht es. Das nächste Schild kommt mir komisch vor – als hätte ich gerade 2 Kilometer im Flug überwunden und in einer absoluten Spitzenzeit … bis ich erkenne: Das ist das Schild der Halbmarathon-Strecke, die hier nochmal kurz gemeinsam verläuft (ein Wechsel ist hier logischerweise nicht mehr möglich). Am Ortsausgang geht es scharf rechts: Als erstes nehme ich das Schild für Kilometer 10 wahr (das passt jetzt auch schon eher). Dann sehe ich die Steigung und weiß schlagartig warum der nächste Ort: Bobenheim am Berg heißt. Gut das es nicht heißt auf dem Berg … auch wenn es mir so vorkommt. Die Steigung komme ich aber dennoch recht gut hoch, auch mit dem Hintergedanken: Wenn du oben bist, hast du das Viertel sicher hinter dir. Etwas ärgerlich ist in dem Zusammenhang der weiterhin kalte Wind und die unfreiwillige Dusche von oben – aber es gibt nur eine Richtung: Weiter nach vorn!

Nach Bobenheim geht es weiter zum nächsten entsprechend markierten Ort: Weisenheim am Berg – und es geht immer noch bergan – wenn auch recht flach, aber es macht sich doch langsam bemerkbar. Durch Weisenheim selbst geht es dann wieder etwas bergab – aber auch nur bis zum Ortsausgang – dort geht es dann besagten Berg hoch. Noch kann ich gut laufen, die Zeiten pro Kilometer varieren zwar stark mit dem Höhenprofil, aber irgendwas um die 5 bis 5:45 kommt immer noch raus – damit bin ich doch recht zufrieden. Mit angehmene Gefälle geht es nach Leistadt einen Vorort von Bad-Dürkheim, und auch danach geht es kontinuierlich bergab. Entlang der Bundesstraße geht es über fast 3 Kilometer nur bergab – eine Belastung der besonderen Art. Ich verfluche es etwas, dass ich an der letzten Verpflegungsstelle nicht mehr zugegriffen habe – die drei Kilometer würden sich hervorragend eigenen um etwas Nahrung zu sich zu nehmen und Energiedepots aufzufüllen. Die Zeiten gefallen mir: 4:20 lese ich für einen Kilometer ab – deutlich zu schnell – ich drossle also trotz Schwerkraftantrieb das Tempo etwas.

In ettlichen Kurven geht es durch Bad-Dürkheim – endlich wieder flach und dann auch gleich eine Anhöhe zur Innenstadt hoch. Alles ziemlich eng – ich greife mir eine Flasche Iso-Getränk ab und kippe es in mich rein. Der Rest landet zielsicher in der Flasche am Gürtel. Es geht nun einen große Schleife eigentlich immer eben durch die Landschaft – vorbei am Gradierwerk des Kurparks mit herrlicher Salzluft. Zum tief durchatmen bleibt aber wenig Zeit. Es geht in die Felder entlag der Umgehungstraße – ein Schleife die wohl sein muss, damit man auf die notwendige Kilometerzahl kommt – so richtig ansprechend finde ich die Strecke an dieser Stelle aber nicht. Schon interessanter ist die zwischenzeitlich Versorgungstation – immerhin mehr als die Hälfte habe ich ja schon geschafft – soll jetzt noch der große Hammer kommen von wegen nur noch bergauf … ich werde mich überraschen lassen.

Kurz vor Kilometer 25 ist es dann soweit – es geht wieder etwas aufwärts in Richtung Ungstein. Aber noch ist das alles machbar, auch wenn die Muskulatur nach Entlastung schreit. Richtig heftig wird es nach Ungstein – es geht steil bergan nach Kallstadt – ich stelle um auf Ulmer-Gemsengang – also Steigungen hochgehen. Von den Muskeln her habe ich kein Problem – allein es fehlt irgendwie der Treibstoff, die Energie. Und es will wohl nicht mehr besser werden – nix zu merken von einen Runners-High oder dergleichen. Merke: Doch mehr futtern während dem Laufen und doch mal Gel oder was in der Art einpacken. Die Strecke zieht sich weiter nach Herxheim am Berg – ich gehe die meisten Steigungen hoch, auch wenn ich damit irgendwie ein Einzelgänger bleibe – die anderen haben wohl noch mehr Kraft oder haben es sich besser eingeteilt. Immerhin geht es danach mal wieder sachte bergab und ich jogge wieder, wenn auch langsam. Die Zeiten liegen jenseits von Gut und Böse – 7 Minuten teilweise für einen Kilometer – so habe ich mir das nicht vorgestellt.

Kurz vor Dackenheim: Kilometer 30 ist erreicht. Jetz sind es nur noch 12 km und das ist doch eine Strecke die langsam überschaubar wird. Ich motiviere mich und laufe wieder ein Stück, die Steigung in Dackenheim wird wieder gegangen. Die Steigung vor Kirchheim jogge ich zur Hälfte der Rest wird im Gehen zurück gelegt. Gut, dass ich den angebotenen Riesling-Schwamm nich wahrgenommen habe – ich glaube so eine Portion Riesling wäre jetzt ziemlich übel gekommen. Wenn der auch sicherlich energiehaltig gewesen wäre. In Kirchheim steht dann ein erfreuliches Schild: 33km liegen hinter mir – noch 9 km vor mir – also etwas weniger als meine Hausstrecke – ich überlege wo ich wohl dort gerade wäre und motiviere mich auf diese Art und Weise. Es lässt sich auch wieder recht gut joggen, wenn auch nicht so schnell wie gewünscht. Vor Kilometer 34 haben die Streckenplaner noch ein knackige Steigung gepackt – auch hier muss ich wieder gehen. Ab der Kuppe ist die Strecke dann bekannt – es geht auf der gleichen Trasse zurück wie wir gekommen sind.

Alles was es in Grünstadt so schön bergab ging, geht es nun wieder langsam hoch. Die Gehpausen werden wieder kürzer – auch wenn ich sie noch immer brauche. Vorbei an der Getränkestelle in der Fußgängerzone. Dann geht es nochmal wieder etwas bergab nach Asselheim. Auch durch Asselheim ist alles bergab – an der Versorgungstation dort lasse ich mir nochmal Apfelsaftschorle in meine Trinkflasche füllen. Cola oder sonstige Zuckersuppe wäre mir zwar lieber gewesen aber so muss es der Apfelsaft halt tun. Und schon stehe ich vor der berühmten Asselheimer Wand – die letzte beachtenswerte Steigung vor dem Ziel – hier ist nochmal für einen Kilometer gehen angesagt.

Während ich die Steigung hochkraxle frage ich mich langsam ernsthaft wo meine Familie abgelieben ist, die wollten doch irgendwo auf den letzten fünf Kilometern stehen … aber auch egal – es sind ja noch knappe 3 Kilometer – an Aufgeben will ich jetzt gar nicht mehr denken, auch wenn die Wadenmuskulatur teilweise anfängt zu krampfen – aber ich lasse sie einfach nicht. Endlich hat die Steigung ein Ende – noch zwei Kilometer bis ins Ziel – ich beiße die Zähne zusammen und zwinge mich dann doch noch zu joggen – es geht ja auch nochmal bergab.

Der Ortseingang von Bockenheim kommt in Sichtweite – und mit ihm das Kilometerschild 41 – nur noch einer, auch wenn es durch den Ort nochmal etwas hochgeht, aber das muss jetzt irgendwie auch noch klappen, Wind und Wetter zum Trotz, denn der Wind pfeift recht übel durch die Haupstraße und natürlich direkt von vorne… Kurz vor dem Schild für Kilometer 42 steht auch endlich meine Familie und feuert mich tatkräftig an. Noch etwas mehr als 400m liegen vor mir. Kurz nach dem Schild steht auf der linken Seite der Zeitmesswagen mit laufender Uhr auf dem Dach. Sie zeigt 3:58:37 als ich an ihr vorbei komme. Das heizt mich nochmal richtig an – eine 4 will ich vorne nicht stehen sehen. Also ranhalten auf die letzten hundert Meter. Und Tatsache es reicht noch: 3:59:38 brutto – unter 4h – Ziel erreicht!

Reichlich fertig gehe ich in Richtung Versorgunspunkt – zwichendrin gibt es noch die Medallie um den Hals. Nach kurzer Pause kommt dann auch der Fan-Tross ins Ziel – ich organisiere mir derweil erst mal 3 alkoholfreie Weizen und ne Portion Apfelsaft. Nach etwas Pause geht es dann zum Versorgungsbereich – auf dem Weg kann ich noch Gunther Mair, einem meiner Kollegen gratulieren – gerade durchs Ziel gekommen. Ich habe allerdings jetzt andere Ziele: Massage und Dusche heißen die. Die Massage nach dem Lauf ist doch echt eine klasse Erfindung – ich kann mich richtig dabei entspannen. Hinterher geht es noch an der Ausgabe für die privaten Sachen und dann nix wie unter die warme Dusche. Meine Schwester wartet so lange, die Eltern wandern zurück zu ihrem Auto – knapp 4km (also Kurzstrecke ;-)). Meine Schwester begleitet mich zu meinem Auto, denn so richtig fahrtauglich fühle ich mich noch nicht wieder.

Die Fahrt mit dem Shuttlebus ist ob der gesperrten Strecke doch etwas abenteuerlich – einmal quer durch die Pampa bis man endlich wieder am Baumarkt-Parkplatz ankommt. Mit dem eigenen Auto geht es dann weiter in Richtung Bad Dürkheim – ich muss noch die Feier für meinen Geburtstag nachholen, da meine Eltern am Vorabend noch andere Verpflichtungen hatten. Im Nachhinein muss ich sagen: Verdammt wellig dieses Streckenprofil – meine Schwester staunt auch nicht schlecht was ich da hoch und runter bin.
Das Essen darf diesmal richtig kalorien haltig sein – es gibt ein Pfälzer Trio (oder auch als Pfälzer Teller bekannt): Leberknödel, Saumagen, Bratwurst und Sauerkraut dazu. Zum Dessert einen flambierten süßen Flammkuchen mit Apfel-Zimt-Belag (lecker!).

Mittlerweile ist der Muskelkater schon wieder so gut wie weg. Ich bin am Überlegen ob ich mir den Lauf in zwei Jahren nicht doch nochmal antue – wenn man das Profil schon kennt, kann man sich besser drauf einstellen. Man wird sehen. Jetzt ist der Blick erst mal auf den kommenden MLP-Marathon in vier Wochen gerichtet. Ich hoffe Helga hat in zwei Jahren auch die Möglichkeit an diesem schönen Erlebnis-Lauf teilzunehmen.

MySQL InnoDB und das Ende der Welt

Wer erinnert sich noch an den Hype um das Jahr 2000-Problem – sicherlich einige. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2012 und alles scheint in bester Ordnung. Scheint – die Realität sieht manchmal leider etwas anders aus.

Alles beginnt mit ganz harmlosen Sympthomen: Ein Mitarbeiter meldet sich bei mir, er könne in der von mir betreuten Datenbank keine weiteren Datensätze anlegen. Die Fehlermeldung besagt, dass eine Schlüsselverletzung vorliegt.

Erster Ansatz: Nachschauen wo man mal wieder etwas zu restriktiv im Datenmodell oder irgendwo etwas zu simpel im Code gearbeitet hat. Aber leider: Fehlanzeige – nichts offensichtliches zu entdecken.

Nächster Versuch: Man füge einen Datensatz direkt auf SQL-Ebene ein – wichtig dabei, man halte sich so weit wie möglich an das Original beim Einfügen. Also lässt man ganz bewusst das Feld für den Primär-Schlüssel leer – steht ja auf auto_increment und damit meint man macht MySQL doch in der Regel keine Zicken.

Aber: Holla! Was ist denn das? MySQL weigert sich den Datensatz einzufügen, angeblich wegen einer Verletzung des Primär-Schlüssels!

Ein wenig Recherche später findet man dann denn auch die Ursache: Der Zahlenbereich des verwendeten Zahlentyps war am Ende. Nun dachte ich eigentlich, dass MySQL dann hergehen würde und sich irgendwie die nächstbeste freie Zahl nimmt – von mir aus ja auch negativ – ist ja kein Drama. Platz war definitiv noch – denn auch wenn in der Tabelle rund 150.000 Datensätze gespeichert waren, so ist das noch immer deutlich kleiner als die 2147483647 möglichen positiven IDs die ein 32 Bit signed Integer in MySQL zur Verfügung stellt (doppelt so viele nochmal wenn man die negativen Zahlen mitberücksichtigt).

Hotfix in dieser Situation war eigentlich recht einfach: von allen vorhandenen IDs eine möglichst große Zahl abziehen, unter Berücksichtigung der Einschränkung, dass keine Id auf den Spezialwert 0 fallen darf. Einfacher gesagt denn getan – die Tabelle repräsentiert nämlich eigentlich eine Baumstruktur mit einem Verweis auf den Vater der jeweiligen Zeile. Da kommt MySQL mit dem Update leider nicht klar, denn aufgrund der fehlenden Bedingung schnappt sich MySQL einfach einen Lock auf die gesamte Tabelle … und sperrt sich damit für ein on Update Cascade selbst aus 😐
Also doch die etwas härtere Tour:

  1. interne Schlüsselbeschränkung aufheben
  2. Immer gleichzeitig die ID und den Vater-Verweis um die gefundene Zahl dekrementieren (da von allen Werten ein konstanter Wert abgezogen wird entstehen wiederum gültige und konsistente Datensätze
  3. Vaterbeziehung wieder mit einem Schlüssel versehen

Warum so umständlich? – Auto-Increment-Rücksetzen funktioniert mit InnoDB als Engine nicht, siehe auch weiter unten. Fremdschlüssel generell abschalten wäre auch keine Maßnahme gewesen, denn die externen Referenzen haben ja ein „on update cascade“ – das erspart die langwierige Nacharbeit an x anderen Tabellen in der Datenbank.
Somit kann jetzt wenigstens erst mal wieder gearbeitet werden – die Arbeit für den Entwickler fängt aber jetzt erst richtig an…
Eine andere Alternative wäre die Vergrößerung des Schlüsselbereichs z.B. auf Bigint gewesen oder evtl. auch nur die Verwendung nicht-negativer Zahlen. Leider nicht ganz so einfach möglich, da die Tabelle an verschiedenen Stellen in der Datenbank referenziert wird und natürlich auch die referenzierenden Schlüsselwerte im Datentyp identisch sein müssen. Das wäre auf die Schnelle auch nicht so trivial gewesen.

Zeit für etwas Ursachenforschung – wie man so schön sagt: Lessons learned. Wie Allgemein üblich handelt es sich bei diesem Fehler nicht um eine singuläre Fehlerquelle sondern das Zusammenspiel mehrere Umstände.
Erste Fragestellung: Warum waren die ID-Werte überhaupt so ins Kraut geschossen?
Hierfür gibt es mehrere Gründe – einer ist die historische Wurzel der Datensätze: Diese stammten aus einer Access-Tabelle mit Replikaten. Hierbei setzt Access den Primärschlüssel nicht mehr auf auto_increment (monoton ansteigend wie sich das gehört) sondern auf Random – und da kommen dann recht fix große und auch negative Zahlen bei raus. Die hatte ich natürlich einfach übernommen.
Nächstest Problem: In der Tabelle fanden in letzter Zeit größere Mengen an Transaktionen statt: Die Tabelle wird teilweise aus einer anderen Tabelle gespeist, dabei werden die Datensätze automatisch generiert. Dieses Tool musste aufgrund von Fehlern mehrfach laufen und hatte teilweise dabei auch größere Mengen Einträge produziert – rund 600.000 an der Zahl bevor der Fehler auffiel und beseitigt werden konnte. Somit war man schon bedrohlich nahe ans Limit heran gekommen.
Soweit zur suboptimalen Verwendung der vorhandenen Schlüsselzahl – aber das war ja nicht alleine ausschlaggebend, immerhin könnte man ja erwarten, dass ein ausgewachsenes Datenbank-System sich selbständig um die Behebung des Notstandes: „Keine Schlüssel mehr da“ kümmert. Zumindest sollte man das annehmen. Nun kommen auch hier einige kleinere Probleme zusammen, die dann gemeinsam für den großen Ärger sorgen. Als Grundlage verwendet MySQL zwei verschiedene Datenbank-Engines – MyIsam als klassische Tabellenform, leider kann diese nicht mit Fremdschlüsseln umgehen. Daher gibt es InnoDB als neueren Standard. Diese hat zwar nicht die Performance in Sachen Volltext-Suche, kann dafür aber von Hause aus bereits mit Fremdschlüsseln umgehen. In der aktuellen Entwicklung ein unumgängliches Feature, das kaum ein Datenbankentwickler heute noch missen möchte.
Der Berechnungsalgorithmus für die nächste ID in InnoDB ist recht simpel gestrickt: Die nächste zu verwendende ID berechnet sich stets als max(id)+1 – was in MySQL bei Integer-Werten mit 32 Bit zu einem Fehler führt (erst ab Version 5.5) – der dann durch die Ebenen der Datenbank-Engine nach oben wandert und dort schließlich zum bekannten Fehler führt – leider ist der Hinweis duplicate key for primary da nicht sonderlich hilfreich um gleich die Ursache zu erkennen. Dieser Algorithmus wird auch angestoßen, wenn man den Auto-Increment-Zähler manuell versucht zurück zu setzen, oder bei einem Server-Neustart. Simple Lösungen mag ich ja eigentlich, aber so simpel hätte es in dem Fall doch nicht sein müssen.
Interessanterweise ist der Fehlerfall ja sogar in der Dokumentation beschrieben (siehe hier:) – netter Nebeneffekt: Wenn man als Datentyp BigInt (also 64 Bit-Zahlen) verwendet, dann klappt es auch mit dem Wrap-Around am Ende des Zahlenbereichs, es wird dann wieder bei 1 bzw. im negativen Bereich weiter gezählt. Warum habe ich noch nicht ergründen können, ich vermute mal, dass InnoDB intern schon mit 64 Bit arbeitet.

Kommen wir zu den Lehren für weitere Projkete oder auch nur die Neuanlage neuer Tabellen:

  1. An InnoDB führt kein Weg vorbei wenn Fremmdschlüssel im Spiel sind, und Fremdschlüsselmechanismen sind generell begrüßenswert
  2. Beim Import von Alt-Daten wenn es möglich ist, deren ID-Werte verwerfen und neue vergeben (leider nicht immer ohne größeren Aufwand möglich)
  3. Wenn sinnvoll möglich BigInt als Datentyp für die ID-Spalte verwenden, das schafft Luft und es klappt auch mit dem Überlauf richtig
  4. Für den Fall der Fälle Mittel in Bereitschaft haben, um das Problem durch „Renumerierung“ lösen zu können (nicht immer hat man die Zahlen in einem bestimmten Bereich liegen so wie in diesem glücklichen Fall).

Weitere Kommentare herzlich willkommen.

Lehrgang FüS UFü (H91) in Hoya

Kurzfristig ergab sich für mich die Möglichkeit zur Fortbildung im THW. Thema diesmal Führungssystem für Unterführer – erster Teil eines zweigeteilten Lehrgangs. Da ich ja mittlerweile einen Truppführerposten übernommen habe, war es nur noch eine Frage der Zeit bis dieser Lehrgang fällig würde.

Auf dem Lehrplan standen unter anderem die Kernbereiche Ausbildung und Führung. Während Ausbildung für mich als ehemaligen Jugendbetreuer doch ein alter Hut ist, war in Sachen Führung doch einiges an Neuland dabei. Nichts was ich nicht schon mal grundlegend gehört gehabt hätte, aber jetzt ist es doch mal ganz gut alles im Zusammenhang zu kennen.

Höhepunkt in Sachen eigner Ausbildung war sicherlich die Erkundungsübung nach einem angenommen Unfall in Hoya. Dies hat den doch sehr stark theorielastigen Lehrgang deutlich aufgelockert.

Donnerstag stand dann die Prüfung samt sogenannter Lehrprobe an – mit ein wenig Vorbereitung war die Prüfung aber ohne weiteres machbar. Auch wenn man sich jeden Abend noch der Kameradschaftspflege im Treffpunkt gewidmet hat. Wie immer: Alles mit Maß und Ziel und Abwägung – dann klappt es alles.

Die Lehrprobe war mich schon fast kalter Kaffee – ich habe es vielmehr als Möglichkeit warhgenommen mal wieder einen Vortrag zu halten und dabei etwas zu Üben und zu experimentieren. Das Thema war frei wählbar – ich habe mich dann der Berichterstattung auf Websites und die zugehörigen Bilder angenommen. 20 Minuten – einige Leute empfanden das als echte Herrausforderung – für mich eher weniger – denn wer einen ganzen Tag mit praktischer Ausbildung für einen Sack Flöhe (aka Jugendgruppe) regelmäßig erfolgreich gestaltet hat für den sind erwachsene Zuhörer und eine kurze Zeitspanne ja schon fast Erholung.

Erholung war der Lehrgang für mich auch in anderer Hinsicht, wenn auch nicht in der Entspanntheit wie ich mir das gewünscht hätte. Eine vollständige Loslösung von meiner Arbeit war nicht möglich. Noch auf der Hinfahrt habe ich just-in-time eine neue Funktionalität für das Datenbanksystem eingebaut. Alles andere als erfreulich, aber manchmal geht es nicht anders.

Das ich dann auch noch während des Lehrgangs abends Bugs nachverfolgen musste und diverse e-mails aufgelaufen sind, war so nicht geplant und hat mich doch etwas unter Stress gesetzt. Den hätte ich nicht unbedingt noch gebraucht. Auch wenn ich den Lernaufwand für absolut überschaubar halte. Die Prüfung war absolut im Rahmen, da bin ich anderes gewohnt, wohl auch eine der Nachwirkungen aus der Uni und FH-Zeit.

Entpsannung habe ich mir dann aber auch verschafft und bin duch die herrliche Landschaft gejoggt. Leider ist die Vielfalt der Wege etwas eingeschränkt, vor allem sieht man gleich zu Beginn wo man am Ende sein will. Die Gegend ist einfach nur flach – von ein paar Einschränkungen der Weitsicht durch Bäume/Sträucher etc. mal abgesehen. Wer jetzt denkt das ist alles locker flockig zu Laufen, der hat die Rechnung ohne den Wind gemacht. Auf dem Hinweg habe ich mich noch ein wenig gewundert, warum alles so locker flockig läuft und ich so zügig unterwegs bin. Der Rückweg war denn um so anstrengender – was ich sonst an Steigungen übe, übt man im Flachland einfach gegen den Wind. Man ist sogar richtig froh um jedes Bisschen Bewuchs rechts und links der Wege – Wahnsinn wie viel Wind das doch abhält.

Insgesamt ein sehr guter Lehrgang und eine interessante Woche, auch wegen der Erfahrungsaustausches mit anderen Helfern.

Posted in THW |

Die Sache mit dem richtigen Fokus

Der menschliche Organismus ist schon ein Wunderwerk – man kann es kaum anders ausdrücken. Im Zusammenspiel der Augen und dem Gehirn ermöglicht es uns in aller Regel einen großen Bereich der Wahrnehmung abzudecken. Sei es ein Panorama, ein Ausblick über eine große Fläche bei dem wir weniger auf Details achten sondern das Gesamtbild auf uns wirken lassen, oder das genaue Gegenteil: Der stark eingeschränkte Blick auf einen sehr kleinen Bereich, die Betrachtung eines winzigen Details um es bis ins Letzte zu erfassen und zu verstehen. Der Sehaparat leistet hierbei ganze Arbeit aber auch die Aufbereitung der Information im Hirn ist hochgradig spezialisiert. Mit dem Heranwachsen entwickeln wir die Fähigkeit unwichtige Dinge auszublenden, uns auf das Wesentlich zu konzentrieren – ganz egal ob Weitwinkel oder Tele-Einstellung – unser Hirn blendet unwichtige Dinge aus die wir derzeit nicht dringend benötigen. Wir nehmen sie nicht in voller Intensität war. Und das ist auch gut so, andernfalls würden wir irgendwann vor lauter Reizen erschlagen werden. Wer beispielsweise mit dem Auto unterwegs ist, kennt den Effekt sicherlich: Noch eben plaudert man gemütlich mit den Mitfahrern, der Verkehr fliest gemütlich vor sich hin. Aber dann kommt etwas, dass diese Ruhe stört – sofortiges und richtiges Handeln ist gefordert – beispielsweise weil man vor sich plötzlich ein Stauende hat. Mit einem Mal ist der Fokus voll auf der Straße, die ganze Konzentration steht zur Aufnahme der wichtigen Infos zur Verfügung – alles ander wird beiseite geschoben.

Auch im Geschäftsleben haben wir ständig mit einem Wechsel des Fokus zu tun – auf der einen Seite dürfen Details nicht übersehen werden, auf der anderen Seite gilt es den Überblick nicht zu verlieren. Besonders augenfällig wird die Problematik, wenn man Software entwickeln soll, die das Zusammenspiel mehrer Menschen ermöglichen oder vereinfachen soll. Auch hier gibt es zwei konträre Skalen-Enden: An einem Ende die Erfassung der Details des Facharbeiters mit allen Informationen bis hin zur letzten Schraube. Am anderen Ende die Verwaltung, bzw. neudeutsch das Management. Dort sollte es nicht auf die einzelne Schraube ankommen – wichtiger ist hier die Frage: Sind genügend Schrauben vorhanden, damit alle Arbeiten erledigt werden können?

Als Programmierer steht man somit vor einem Dilemma: Richtig recht machen kann man es auf Anhieb sowieso niemandem.
Die Lösung heißt in diesem Fall: spezialisierte Ansichten für jeden Anwender schaffen. Dies wird im Englischen gerne zusammenfassend beschrieben als „Overview first, zoom and filter, detail on demand“. Auf deutsch: Beginne mit einem groben Überblick und lasse den Benutzer entscheiden wie er weiter vorgehen möchte. Filtern hat hier nicht zwingned die Bedeutung der Anwendung eines regelbasierten Filters (auch wenn es dem Programmierer oftmals das Leben um ein Vielfaches leichter machen würde). Welche Auswahl ein Benutzer trifft ist eine sehr komplexe Sache, die sich nicht immer zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten lösen lässt. Das man Details nur anschaut, wenn man sie auch wirklich braucht ist dann ja nur eine logische Konsequenz.

Soweit die Theorie, es folgt die Praxis. In meiner doch recht umfangreichen Erfahrung mit dem Design im Web habe ich Tabellen für den Überblick schätzen gelernt. GGf muss man diese auf mehrere Seiten zerlegen, damit die Ladezeit sich in Grenzen hält und der Benutzer nicht erschlagen wird. Problematisch wird es insbesondere bei der Datenverwaltung, wenn die Anzahl der Datensätze trotz eines möglicherweise gesetzten Filters zu groß wird als dass man sie vollständig erfassen und verstehen kann. Ich rede hierbei explizit von den gerade aktuell notwendigen Daten, dass Archive stark angefüllte Gebilde sein können ist mir bewusst, aber hier kann man ja noch recht gut über die Zeitschiene arbeiten. Bei einer Liste aktuell zu erledigender Aufgaben geht das nunmal nicht, allenfalls lässt sich über eine Priorität nachdenken. Zusammenfassen zu Gruppen ist eine weitere Alternative, allerdings ist diese nicht immer anwendbar. Programmseitig lässt sich vieles davon ohne größere Verenkungen umsetzen.

Richtig problematisch wird es allerdings wenn die Daten aus dem betreffenden Projekt zu umfangreich werden – die Software es dann aber richten soll. Wenn ich mehr als 50 Probleme in einer Liste stehen habe, die alle höchste Priorität haben, dann muss ich mich fragen ob es wirklich ein Software-Problem ist wenn der Überblick verloren geht. Ich sage ja auch immer: Eine Software löst keine Probleme im Allgemeinen. Eine Software kann nur unterstützen, oder sehr sehr spezialisierte Aufgaben übernehemen. Diese Aufgaben müssen sich aber auch in Code gießen lassen. Geht es beispielsweise um eine statische Berechnung, so kann man eine Software erstellen, die anhand der Geometrie, der verwendeten Materialien und einigen anderen Randbedingungen wie Temperatur mögliche Schwachstellen berechnet. Die Software kann dann nicht die Schwachstellen beseitigen, darüber muss man sich immer im Klaren sein.

Noch eine Stufe problematischer, und das erlebe ich derzeit leider mal wieder, ist es wenn die Filterung bzw. der eingangs erwähnte Focus auf die richtige „Ebene“ nicht vorhanden ist. Eine Vorgänger-Software zeigte beispielsweise immer alle Ergebnisse immer vollständig an – eines pro Seite zum „Blättern“ (Access verleitet dazu solche Konstrukte zu bauen) – Ergebnis: Man verlor ggf. auch bei gefilterten Ergebnissen den Überblick. Gerade den braucht man aber, wenn man fundierte Entscheidungen auf der Management-Ebene treffen möchte. Gerade das ist ja die Aufgabe eines Vorgesetzten: Er hat nichts anderes zu tun, als dafür Sorge zu tragen, dass die unterstellten Mitarbeiter möglichst effizient arbeiten können. Ich verlange hier jetzt bewusst nicht das alte Bild vom Vorgesetzen der nur nebendran steht und zusieht wie seine Mitarbeiter sich abquälen. Ein guter Vorgesetzer weiß wann es sinnvoll ist, auch mal eben selbst mit anzupacken und sich ggf. auch mal die Finger schmutzig zu machen. Aber es darf kein Dauerzustand sein.

Als Software-Entwickler endgültig gekniffen ist man dann, wenn es heißt: Wir wollen das weiterhin so haben, nur besser. Was macht man da? Ich habe noch keine richtige Antwort darauf gefunden. Klar kann man hergehen und es alles etwas aufhübschen und auf den neusten Stand der Technik heben – aber das löst die Problematik einer schlecht gestalteten Software eben nicht. Genausowenig wie das 1:1 umsetzen einer Datenbank auf einen neuen Unterbau sinnvoll ist um die Funktion zu erweitern oder die Performance zu steigern. Leistungsfähige Hardware kann sicherlich etwas bringen, genauso wie gute Datenbank-Server oder andere Infrastruktur, aber all das verpufft im Nichts, wenn die Datenstrukturen unterhalb nicht stimmig sind oder das Modell an allen Ecken und Enden nicht mit der Realität überein stimmt. Leider sind solche Probleme gerade gegenüber Vorgesetzten sehr schwer zu erläutern und zu rechtfertigen.
Auch da fehlt es in meinen Augen mal wieder an der richtigen Einstellung des Focus.

Es ist nicht immer einfach die richtige Einstellung des Focus zu finden, jeder der Bilder gestaltet kennt das Problem. Aber mit ein wenig Übung und Sorgfalt und vor allem der regelmäßigen Kontrolle kann es doch recht gut in den Griff bekommen. Dazu gehören unter anderem Fragen wie: Ist diese Aufgabe bei mir richtig angesiedelt? Sollte ich sie an einen Fachmann deligieren? Gehört das wirklich auf meine Ebene, in meinen Aufgabenbereich? Dann klappt es auch mit der Verwendung von Software und dieses Werkzeug entfaltet dann auch seine Wirkung.

Lauf in Groß-Gerau (Fastnachtslauf)

Die Laufsaison läuft seit etwas anderthalb Monaten, eigentlich Zeit für einen kleinen Test wie es um die eigene Fitness steht – auch im Hinblick auf die weiteren Marathonvorbereitungen. Aber so richtig bin ich nicht in die Pötte gekommen mit der Planung für einen Lauf.
Am Freitag hatte ich dann mal bei unserem Trainer im Verein angefragt, ob er mir mal einen Trainingsplan zusammenstellen kann. Dazu brauchte er allerdings eine Angabe über den letzten Wettkampf, vorzugsweise etwas über 10km. Mein letzter Wettkampf war im November, LGA-Indoor-Marathon – die Zeiten von dort kann man aufgrund der Streckencharakteristik nicht gut vergleichen und als Grundlage heran ziehen. Außerdem ist das ja auch schon wieder einige Zeit her.

Ich wusste, dass es in Groß-Gerau (ca. 50km von Mannheim) einen Lauf immer am Fastnachtsamstag gibt, an dem hatte ich sogar schon einmal teilgenommen – das war 2008. Also nach dem Training mal nachgeschaut: Ja findet statt, Start um 15:00h und 7 EUR Nachmeldegebühr. Insgesamt ein sehr humanes Angebot, aber es sind ja auch nur 10km – in Erinnerung hatte ich komischerweise 12km, aber das dürfte die Erinnerung an den Dreikönigslauf in Kersbach gewesen sein.
Immerhin lässt mir das ja doch einige Stunden mehr Zeit zur Regeneration als ich gedacht hatte – ich hatte schon befürchtet, dass der Lauf sehr früh um 9:00h startet – also ca. 12h nach der letzten Trainingseinheit.

Samstag, das Wetter grau in grau, anfänglich sogar noch mit etwas Nieselregen garniert. Eigentlich absolut kein Laufwetter, aber egal ich mache mich dennoch auf den Weg nach Groß Gerau. Das Wetter wird etwas besser, allerdings auch windiger und somit etwas kühler 6°C lese ich ab als ich auf dem schon rappelvollen Parkplatz 45 Minuten vor dem Start eintreffe. Umziehen, Nachmeldebogen ausfüllen, Startnummer anheften und noch ca. 15 Minuten aufwärmen. Etwas was ich bisher bei Wettkämpfen eher vernachlässigt habe – aber man ist ja lernfähig.
Angesichts des Windes laufe ich mit Jacke und Handschuhen – auch darunter lange Funktionskleidung. Das Starterfeld ist auch bunt gemischt – teilweise in kurzen Hosen (mir wird schon bei dem Gedanken kalt) aber auch passende Bekleidung für die 5. Jahreszeit ist vertreten. Gefühlt ordne ich mich doch recht weit vorne in die Reihen der Starter ein – ob es gut geht weiß ich noch nicht, aber ich bin gewillt das ausgegbene Ziel von 5 min/km oder weniger anzugehen. Im Training tue ich mir da immer sehr schwer, da ich keine GPS-Uhr mit mir herum trage sondern nur einen Pulsmesser (der macht dafür auch klaglos so Dinge wie Ulm mit ohne das die Batterie irgendwann aufgibt). Aber im Wettkampf stehen ja alle Kilometer angeschrieben.

Die Strecke an sich bietet keinerlei besondere Highlights, sie ist bis auf wenige Stellen topfeben, und geht in langen Geraden durch den Wald – fast wie ich sie aus meinen Anfangszeiten in Nürnberg kenne. Pünkltich um 15:00h knallt der Startschuss und der Pulk setzt sich in Bewegung. Nach etwa 10 Sekunden bin auch ich endlich über die Startlinie gelaufen. Es beginnt das übliche Sortieren des Feldes auf den ersten Kilometern. Ich überhole jede Menge Läufer, mal links mal rechts, wo es der Weg eben gerade hergibt. Die Strecke bis zum ersten Kilometer fühlt sich elend lang an – aber ich bin recht flott unterwegs – die Stoppuhr zeigt 4:18 – also doch recht flott – aber ich merke es auch, so weiter wird wohl nicht ganz drin sein, auch wenn ich mir das wünschen würde. Ich zwinge mich dazu mein ständiges Überholen etwas zu reduzieren – das Feld hat sich etwas gelichtet aber es ist immer noch recht dicht. Es folgt die Abzweigung auf die Schleife, eine Gerade die sich knapp 3 km wie mit dem Lineal gezogen durch den Wald zieht. Dabei zieht sich das Feld immer weiter auseinander – ich versuche mich etwas im Zaum zu halten und reihe mich bei hinter einem etwa gleich schnellen Läufer ein. 4:25, 4:27, 4:34 – ich werde also langsamer, aber innerlich fühle ich mich langsam besser – es ist nicht mehr kühl um die Zehen und auch die Handschuhe habe ich zwischenzeitlich in der Jacke verpackt. Außerdem zwischendrin schon mal vorsorglich einen Schluck aus der Flasche genommen – auch wenn andere meinen 10km könne man ohne irgendwas machen – wenn ich Durst habe laufe ich schlechter, also rein mit dem Apfelschorle, und wenn es nur ist um den Mund zu befeuchten.

Mit dem Passieren des 4km Schilds kommt auch die nächste Kurve in Sicht – fast die Hälfte habe ich geschafft motiviere ich mich, während es durch die Lagerstätte der örtlichen Försterei geht – dort liegt derzeit jede Menge Holz fein säuberlich aufgereiht auf den Wiesen rechts und links des Weges – eine interessante Kulisse. Kurz danach geht am 5km Schild vorbei, wieder 4:34 – das scheint mein Los für diesen Lauf zu sein. Wenige Meter nach dem Schild geht es um die nächste Kurve, man ist also jetzt auch psychologisch auf „Heimweg“ eingestellt. Auf dem folgenden Streckenabschnitt gibt es immerhin einige leichte Kurven, damit ist die Strecke etwas kurzweiliger und die Kilometer kommen mir kürzer vor. zudem geht es ganz leicht bergan – ich merke an dieser Stelle doch einige Muskeln die sich für das Training am Vorabend rächen. Aber die werden jetzt einfach ingnoriert. Eine rechts-links Kombination folgt, und direkt nach derersten Kurve steht auch schon das 6km Schild. Noch 4 Kilometer, Ankommen ist auf alle Fälle drin, nur die Zeit noch nicht ganz sicher. Wahrscheinlich aufgrund der langezogenen Abwärtsphase des letzten Kilometers bin ich wieder schneller geworden 4:32 meldet die Uhr.

Ich motiviere mich weiter, mahne mich allerdings auch wieder zu etwas mehr Disziplin – jetzt nur nicht reintreiben lassen, sonst gibt es am Ende ein böses Erwachen. Mit einer Läuferin liefere ich mir fast den gesamten Kilometer ein zähes Ringen, wir bewegen uns scheinbar ewig auf gleicher Höhe, wann ich immer ich etwas Gas gebe zieht sie auch an, ebenso natürlich umgekehrt. Dazu kommt teilweise ein ekelhafter Wind an den Lichtungen: Schräg von vorne – da heißt es zusätzlich nochmal Kraft aufbringen. Dafür fliegt der Kilometer 7 schon fast an mir vorbei – 4:31 laut Uhr, also nochmal schneller geworden. Das Feld ist an meiner Stelle doch schon sehr weit auseinander gezogen – ich habe gute 20 m bis zum Vordermann und hinter mir ist auch eine größere Lücke. Nahc der nächsten Kurve taucht auch schon das 8km Schild auf – trotz allem Apell an die Vernunft ich bin wieder schneller geworden, das muss der Stallgeruch des Ziels sein, der mich da antreibt: 4:28.

Noch zwei Kilometer, kurz nach dem Kilometerschild 8 verläuft die Strecke wieder auf der gleichen Trasse wie zu Beginn, nur eben in die andere Richtung. Ich versuche bewusst die Geschwindigkeit konstant zu halten, um noch etwas Luft zum Beschleunigen zu haben – nochmal ein Zug aus der Getränkeflasche und dann kommt auch schon der Kilometer 9 in Sicht – 4:30 also doch etwas langsamer geworden – heißt im Gegenzug: Für den letzten muss ich noch etwas Gas geben. Leider fehlt es gerade an Läufern, an die man sich „heransaugen“ könnte – Stück für Stück komme ich doch einigen näher, aber auf der Zielgeraden sind doch ettliche Meter Abstand zur Läuferin vor mir – noch dazu bremst sie im Zielkanal völlig abprupt ab, so dass ich fast mit vollem Schwung des Endspurts in sie reinrausche … vor allem vergesse ich meine Stoppuhr zu betätigen – es dürften aber auch wieder etwas um die 4:25 rum gewesen sein.

Am Ende sind es 44:58,8 die ich für die 10km benötigt habe, also deutlich unter der Vorgabe der 5 min/km. Von daher bin ich ja mal ganz zufrieden mit dem Lauf. Im Nachinein muss ich feststellen – gegenüber 2008 waren es nur knapp 38 Sekunden weniger. Aber immerhin schneller. Nur bei der Platzierung bin ich diesmal schlechter – was wohl auch daran liegt, dass dieses Jahr mehr Teilnehmer dabei sind – und vor allem deutlich mehr in meiner Altersklasse – gesamt Platz 181 und in der Altersklasse im hinteren Drittel auf Platz 32 bei insgesamt 430 Teilnehmern (davon 39 in meiner AK). Zum Vergleich 2008: Platz 161 gesamt, 14. in der AK, 386 Teilnehmer und 32 meiner Altersklasse. Damit werde ich wohl leben müssen – die Traumzeiten meiner Altersklasse werde ich wohl nicht mehr erreichen: 32:15,3 dieses Jahr und damit auch der Gesamtsieger – und das ist noch nicht mal Streckenrekord. Da müsste ich wohl wirklich meinen Trainingsplan ganz gehörig umstellen und noch mehr Einheiten machen um auf solche Zeiten zu kommen. Die Grenzen zwischen Freude am Sport und Quälerei sind ja bekanntlich fließend.

Die Siegerehrung findet in der Turnhalle in Groß-Gerau statt, das ist leider etwas weiter weg vom Start und Ziel – was sich auch in der Teilnehmerzahl dort und den Ehrungen bemerkbar macht. Es dauert relativ lange bis es endlich losgeht und auch die Startnummern-Tombola bringt mir diesmal nichts. Aber auch egal – das Kuchenbuffet sorgt auf alle Fälle für den zeitnahen Kalorien-Ausgleich. Auch hier merkt man wieder, dass die Veranstaltung ehrenamtlich organisiert wird – die Preise sind mehr als im Rahmen – 1 EUR für ein Stück Kuchen, 50 Cent für eine Tasse Kaffee – da kann man echt nicht meckern. Ich denke mal ich nehme den Lauf in den Plan für kommendes Jahr auf – auch wieder als Test für die Fitness – mal sehen ob nicht doch noch ein paar Sekunden rauszuholen sind.

Die unbeschreibliche Macht des Doppelklick

Da bekomme ich mal wieder eine Nachricht: Da funktioniert was nicht richtig, kannst du mal helfen …
Klar kann ich das in aller Regel – ist ja mein Job, und in dem Fall auch noch meine Software.

Wie in so vielen Fällen (ja auch meine Software hat mal den ein oder anderen Fehler, ich bin auch nur ein Mensch), liegt das Problem aber nicht bei meiner Programmierung sondern sitzt ca. 80cm vor dem Bildschirm. Genauer gesagt liegt das Problem rund 60cm neben selbigem. Die Rede ist von nichts anderem als einem Zeigerät – wahlweise als Maus, Nager, Ratte, Trackball oder Touchpad zu bezeichnen.

Die Verwendung ist denkbar einfach: Aufgrund von Bewegungen des Geräts (oder entsprechenden Sensoren bei Touchpads und Trackballs) kann man den Mauszeiger über den Bildschirm bewegen. Für die Leute die es sich nicht vorstellen können: Es gab auch eine Zeit, da bediente man Rechner nicht über eine graphische Oberfläche oder musste diese gar von Hand erst starten. Auch heute ist solches Wissen oftmals Gold wert. Wer regelmäßig im Remote-Bereich arbeitet weiß wie mächtig die angeblich so dröge Kommandozeile sein kann (egal für welches Betriebssystem) – nur erfordert sie deutlich mehr Wissen und Mitdenken des Benutzers. Das will man nicht immer, gerade wenn man für andere Arbeiten den Kopf frei haben möchte.

Aber zurück zum eigentliche Problem, bzw. dessen genauerer Eingrenzung: Während die Interaktion des Mauszeigers mit der Bewegung der Hand für die allermeisten Benutzer recht zügig zu erlernen und intuitiv verstanden wird (wenn nicht gerade jemand die Auswertung von X und Y-Koordinate vertauscht hat – ein großer Spaß um Kollegen zu verwirren), ist die nächste Ebene der Interaktion schon deutlich komplexer: Es geht um die Tasten die auf dem Gerät vorhanden sind. Die aktuellen Ausführungen bestehend zumeist aus drei Tasten:
[list]
[*]links
[*]rechts
[*]Mitte (oftmals als Rad ausgeführt)
[/list]
Das Mausrad als eine eigentlich recht späte Entwicklungsphase des PC-Nagers (eingeführt von Microsoft mit der IntelliMouse im Jahr 1996), häufig ist er mit der praktischen Funktion verknüpft durch den aktuellen Bildinhalt zu scrollen (je nach Ausführung sogar waagrecht, in aller Regel jedoch nur vertikal) – diese Funktionalität hatte man früher auf der Tastatur mit den Pfeiltasten – auch heute funktioniert das noch erstaunlich gut. Eigentlich eine sehr komplexe Funktion, dennoch wird sie intuitiv meist richtig angewandt.

Die eigentlichen Funktionstasten der Maus bereiten hingegen immer wieder Probleme, obwohl die Funktion denkbar einfach ist: Durch das Drücken einer Taste wird ein Schalter geschlossen – der Rechner erkennt welche Taste gedrückt wurde und meldet das der Software weiter, damit diese darauf reagieren kann. Wie die Reaktion ausfällt ist von Software zu Software unterschiedlich. Software meint in diesem Zusammenhang auch ausdrücklich das Betriebssystem des Rechners (also Windows, Linux, MacOS – ob man es glaubt oder nicht, auch das ist „nur“ Software).

Im allgemeinen hat sich ein gewisser Standard herausgebildet – die Maustaste unter dem Ringfinger (bei 3 Tasten) bzw. dem Mittelfinger (bei 2 Tasten) öffnet ein Menü mit zusätzlichen Funktionen, abhängig vom Kontext. Daher auch der Name Kontext-Menü. Schon die Verwendung dieser alternativen Funktion ist vielen Benutzern nicht wirklich geläufig. Dabei ermöglichen sie dem Programmierer von graphischen Oberflächen eine direkte Möglichkeit auf die Bedürfnisse des Benutzer so spezifisch als möglich zu reagieren. Denn vielfach kann man heute nicht mehr zwingend vorhersagen was sich genau an welcher Stelle auf dem Bildschirm finden wird, auch das ein Folge von graphischen, fenster-basierten Benutzeroberflächen.

Noch weniger bekannt (und oftmals auch ohne weitere Funktion) ist die Tastenfunktion des Mausrades – diese variiert von Software zu Software stark.

Bleibt eigentlich nur noch eine Taste übrig, im Regelfall als linke Maustaste bezeichnet, allgemeiner ist es die unter dem Zeigefinger. Mit dieser Taste führen wir die allermeisten Operationen aus – von Markieren durch Ziehen, Positionieren des Cursors im Programmcode bis hin zum Anwählen/Anklicken von Schaltflächen verschiedenster Art. Eigentlich ganz logisch, der Mauszeiger als verlängerter, digitaler, virtueller Zeigefinger. Leider hat sich unter Windows die Technik des Doppelklicks zum Starten von Programmen etabliert (unter Linux reicht ein einfacher Klick) – mit teilweise skurielen Auswüchsen: Auf nahezu alles und jedes wird doppelt drauf geklickt – ob sinnvoll oder nicht! Da wird im Netz auf Links ein Doppelklick ausgeführt, weil man ja eine Aktion erwartet und man bei Rechnern immer alles mit Nachdruck tun muss … so oder ähnlich muss sich das Doppelklicken bei einigen Leuten ins Gedächtnis eingebrannt haben. Ich frage mich manchmal was wohl passiert wäre, wenn Microsoft damals es für praktischer befunden hätte den Tripleclick oder gar den Penta-Klick als Startoperation zu verwenden …

Falls irgendjemand eine Idee hat, wie man die „Seuche“ der Doppelklickeritis auszurotten – ich bin für jede Anregung dankbar. Ich habe ja schon überlegt, ob ich einfach überall ein JavaScript einbaue, das zentral die Doppelklicks zählt und dann ggf. nach übermäßiger Menge eine Fehlermeldung ausgibt. Ob das wirklich zielführend ist, wage ich zu bezweifeln. In diesem Sinne „happy x-fach clicking“