Weltkulturerbelauf Bamberg 2013

Alle zwei Jahre nur findet der Weltkulturerbelauf in Bamberg statt – immer in den ungeraden. Seit ich einmal dabei war,will ich nicht nur wegen des Wiedersehens mit Helgas Lauffreunden aus meiner Praktikumszeit in Nürnberg hin. Die Strecke ist sehr schön, aber auch anspruchsvoll. Aufgrund der engen Passagen gilt ein striktes Teilnehmerlimit von 3.700 Läufern auf der Halbmarathondistanz, somit hatte ich mich schon im Oktober, nur wenige Stunden nach der offiziellen Öffnung der Anmeldung registriert – bereits 48h war Schluss.

Die letzte Woche war das Wetter alles andere als erbaulich, und auch die Anfahrt verhieß mir nichts Gutes – immer stärkere Bewölkung, bis hin zu Nebelbänken auf der Autobahn – alles keine Dinge die mich jetzt wirklich 100% motiviert hätten. Aber wie so oft: Über Franken scheint die Sonne – und kurz vor Bamberg reißt der Himmel auf. Zwar ist es noch etwas windig aber insgesamt ideales Laufwetter.

Am Auto stelle ich dann fest, dass ich doch etwas in Mannheim vergessen habe: Meine persönliche Getränkeversorgung – normalerweise bin ich nicht ohne Getränkegürtel oder gar Camelback unterwegs – einfach weil ich weiß, dass ich immer dann Durst habe wenn gerade nichts in Reichweite ist. Aber alles Ärgern hilft nichts – laufen wir halt ohne, wird schon werden. Ebenso ärgerlich gestaltet sich das Parkticket-System im P+R-Parkhaus. Gemäß der offiziellen Empfehlung habe ich nicht mehr als notwendig an Wertgegenständen im Auto – nur leider nimmt der Automat für den Parkschein im Parkhaus keine Geldscheine an – Kleingeld reicht auch nicht … und mit der EC-Zahlung erhalte ich zweimal eine Fehlermeldung. Das muss doch nicht sein … Liebe Veranstalter, liebe Stadtwerke Bamberg: Lasst euch da für in zwei Jahren bitte etwas einfallen! Gerne kann ich auch das Parkticket bereits bei der Anmeldung buchen und dafür zahlen. Allemal besser als rumsuchen zu müssen wer denn nun wechseln kann. Irgendwie ist das P+R-Parkhaus auch merkwürdig: Man kann ohne Parkschein zu ziehen rein und raus – warum das Modell mit Schranken und zentralen Automaten in Bamberg noch nicht Schule gemacht hat ist mir nicht erklärlich. Immerhin klappt das Shuttle leidlich – auch wenn der Bus rappelvoll ist – auch dieses Phänomen tritt nicht zum ersten mal auf, der Lauf wird zum 6. Mal ausgetragen, da könnten sich einige Dinge schon mal so ergeben haben.

Passend zum ausgemachten Termin treffe ich Helga und ihren Mann Heinrich in der Nähe des Starts, Helga hat freundlicherweise wieder eine Sammelabholung der Unterlagen durchgeführt, so muss ich nicht bis 12:00h am Logistikzentrum sein und dann gefühlte Ewigkeiten noch Zeit totschlagen. Die Abgabe meines Gepäcks ist schnell erledigt, die Maria-Ward-Schule steht dafür dieses Jahr auch wieder zur Verfügung und der Check-In geht reibungslos und zügig. Noch bevor ich meine Sachen abgebe trinke ich einen ordentlichen Schluck Wasser, es ist mittlerweile angenehm warm und viele Teile der Strecke liegen in der Sonne.

Bis zum Start unterhalten wir uns alle noch recht gut, ich überlege noch aufs Klo zu gehen oder noch einen Schluck zu trinken vor dem Start, entscheide mich aber dagegen – keine so brilliante Idee wie sich zeigen wird … Pünktlich um 15:30h gibt es den Startschuss – ich benötige aber immer noch fast vier Minuten bis ich über die Startlinie komme – so voll ist es. Den ersten Kilometer will ich eigentlich ruhig angehen lassen, aber der fehlende Besuch auf dem stillen Örtchen macht sich schon negativ bemerkbar – so richtig ruhig und konzentriert will ich nicht werden. Immerhin gibt es bald genügend Abwechslung an der Strecke – bereits nach dem ersten Kilometer beginnt die Bergwertung – fast meint man in Rom zu sein: 7 Hügel gilt es zu erklimmen. Aber zusammen mit der Hitze merke ich, dass auch der zusätzliche Schluck Wasser vor dem Start wohl doch ratsam gewesen wäre. Irgendwie bin ich doch ein Komfort-Läufer: Mit der Flasche am Halfter sind solche Situationen kein großes Ding. Flasche raus und Durst stillen. So muss ich mich gedulden bis ich oben an der Burg bin. Das Panorama über die Stadt entschädigt mich indes für meine Mühen. Es ist ein herrlicher Frühjahrstag mit angenehmen Temperaturen und alles steht in voller Blüte. Einfach herrlich.

Die letzte Steigung zur Burg hats nochmal in sich, und ich merke wie gut man ohne Wasser laufen kann bzw. wenn man latent Durst hat – Performance und Runners-High fühlen sich anders an. In der Burg gibts endlich Wasser – ich kippe mir recht hastig drei Becher in den Rachen. Zumindest der akute Durst ist damit erst mal gestillt – aber ich weiß auch, dass es wohl kaum reichen wird, dafür resobiere ich Wasser zu langsam. Also erst mal Zähne zusammenbeißen, immerhin geht es jetzt erst mal bergab. Auf der Strecke ins Tal suche ich mir dann auch noch einen Busch – mit dem zusätzlich verfügbaren Wasser ist der hydrostatische Überdruck noch weiter gestiegen – die restlichen 15km stehe ich so nicht durch. Reichlich erleichtert geht es dann weiter.

Es geht in Richtung City – auch hier gibt es noch reichlich Hügel, immer mal wieder ein wenig hoch, ein wenig runter, aber der schwerste Brocken liegt hinter mir. Dafür ist der Durst schon wieder mein Begleiter – das Wasser scheint förmlich verdampft. Aber die nächste Versorgung lässt noch etwas auf sich warten: Erst bei Kilometer 9 gibt es wieder Wasser. Auch hier greife ich reichlich zu. Nun geht es auf den für mich schönsten Teil der Strecke, mit einigen Schleifen geht es durch den Hain von Bamberg. Rechts von mir der linke Pegnitzarm, die Vögel tragen neben den vielen Leuten an der Strecke mit zur Stimmung bei. Die Kilometer fliegen nun irgendwie fast an mir vorbei – ich habe meinen Pace gefunden. Auch liegt ja die Halbzeit mit Kilometer 12 schon hinter mir, jetzt ist es nur noch Kopfsache. Bei Kilometer 13 gibt es wieder Wasser – wieder lange ich kräftig zu um den Durst zu bekämpfen. Allerdings ist einer der Becher reichlich kalt, so habe ich mit Zitronen gehandelt und schleppe die nächsten vier Kilometer Magenkrämpfe mit mir herum. Aber Aufgeben ist jetzt auch keine Option mehr – dafür ist auch die Stimmung an der Strecke einfach zu gut.

Entlang des rechten Pegnitzarms geht es wieder auf die Stadt zu, je näher man dem Zentrum kommt um so belebter wird es rechts und links der Strecke. Die Leute machen eine echt gigantische Stimmung – und so langsam lassen die Krämpfe in der Magengrube nach. Kurz vor Kilometer 15 geht es weg von der Pegnitz und wieder in die Bebauung – auch bekannt als „Braurei-Schleife“ – leider schaffe ich es auch dieses Jahr nicht, die Kurve so zu laufen, dass ich etwas von dem Radler abbekomme, diesmal blockiert ein langsamerer Läufer den Weg auf den Radler zu … bis ich ihn überholt habe bin ich wieder nur beim Wasser – schon wieder, aber auch nicht verkehrt, zumindest wenn ich nach meinem Durst gehe.

Nun geht es auf den Bischofsberg zu, natürlich in jeder Menge Schleifen durch die Altstadt, man soll ja auch etwas vom Weltkulturerbe sehen wenn man schon mal da ist. Nochmal gibt es eine Versorgungsstation, wieder greife ich Wasser ab, bevor es an die letzte größere Steigung hoch geht. Ich mahne mich zur Vorsicht, aber es sind ja auch nur noch 3km – vor lauter Konzentration übersehe ich die Schilder für die Kilometer und wundere mich: Da müsste doch schon längst eines gekommen sein … Aber die Strecke ist ja vermessen, da kann nichts schiefgehen. Auch bei den folgenden Gefällestrecken bin ich wieder froh um mein regelmäßiges Training im Exotenwald, ich habe es mittlerweile richtig gut drauf, es bergab richtig laufen zu lassen und den Schwung in die nächste Steigung mitzunehmen. Das Kopfsteinpflaster macht es aber nicht gerade leichter die Füße sauber aufzusetzen.

Nach dem Bischofsberg sind es noch etwa 800m, und die Stimmung an der Strecke kocht richtig. Jetzt ist mir klar: Ankommen ist auf alle Fälle drin und ich gebe nochmal ein wenig Gas, auch wenn ich gerne etwas mehr Endspurtpower gehabt hätte. Sei es drum, mit dem Einbiegen auf die Zielgerade sehe ich die Uhr, und die zeigt: 1:49:5x, ich raffe mich nochmal auf, und laufe exakt mit dem Umspringen auf 1:50:00 der Bruttozeit über die Ziellinie. So richtig freuen kann ich mich adhoc noch nicht – mein Magen bedankt sich erst mal für die Wasserkur … mit einem ordentlichen Husten. Die Sanis sind schon etwas besorgt, aber es geht dann doch recht schnell wieder. Zur Versöhnung gibts dann erst mal bavarian Iso-Drink: Alkoholfreies Weizen. Das bekommt mir nach dem vielen Wasser deutlich besser. Merke: Nochmal passiert mir das nicht mit der Getränkeversorgung – sowohl mit der Eigenversorgung als auch mit der Versorgung und Entsorgung vor dem Lauf.

Mit reichlich Obst und Gebäck fülle ich meine leeren Speicher wieder auf, bevor es in Richtung Gepäckausgabe geht. Dabei mache ich eine weitere unbequeme Erfahrung: Ich habe wohl mal wieder nicht genügend Elektrolyte während des Laufs gehabt – leichte Krampfansätze in den Waden sind die Folge – die rechte Fußunterseite macht dann mit der Drohung auch noch richtig ernst … Sehr praktisch dass es eine kostenfreie Massage gibt – einmal richtig durchkneten lassen – besonders den immer wieder krampfenden Muskel im Fuß … die Physiotherapeutin hat das richtig gut drauf – zielsicher weiß sie welche Sehnen da betroffen sind – auch wenn es im ersten Moment ganz ordentlich schmerzt – danach wird es besser.

Damit es weiterhin so bleibt gehe ich noch zur Dusche – allerdings barfuß, das tut richtig gut wie ich merke – mit jedem Schritt wird es besser. Nach dem Lauf treffe ich wie vereinbart noch Helgas Lauffreunde an der „dicken Berta“  – so richtig Hunger hat allerdings keiner mehr, daher trennen wir uns bald darauf – und ich erwische mal wieder den letzten Shuttle-Bus nach Breitenau.

Fazit: Der Lauf ist Kult und ich möchte ihn auf keinen Fall missen. Aber in zwei Jahren gehe ich das hoffentlich etwas professioneller an, ich weiß ja dass ich es eigentlich kann. Man muss nicht gerade in Bamberg für irgendeinen Wüstenlauf trainieren und nach meinen Erfahrungen muss ich für solche Veranstaltungen ohnehin erst noch etwas üben…

Nachtrag: Mittlerweile habe ich auch die Ergebnisse: 1:46:55 – ganz ok für mich. Betroffen macht mich jedoch die Meldung über den Todesfall während des Laufes. Ein Läufer ist im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke geblieben. Mein Beileid den Angehörigen und mein Dank an alle Helfer die Ihr bestes gegeben haben.

 

LGA-Indoor-Marathon 2012 in Nürnberg

Spätestens nach der Zeitumstellung auf  „Normalzeit“ zeigt sich sehr bald, wer eher ein Genussläufer ist, oder wer es mit dem Training sportlich ernst meint und auch über die Wintermonate fit bleiben will. Die meisten Lauftstrecken sind etwas verwaist – sei es wegen Dunkelheit oder einfach weil man bei Regenwetter nicht gerade gerne läuft. An Wettkämpfe denken nur noch die wenigsten (immerhin ist es ja dann nicht heiß, eher schon unangenehm kühl am Start), denn wer weiß schon ob man nicht schon im Startblock komplett durchgeweicht ist, wegen eines herbstlichen Regengebiets. Fürs Training gibt es dann für einige noch die Chance im Verein in einer Halle zu trainieren,  unter anderem habe ich sogar als Freizeitläufer die Ehre Abends noch jede Woche einmal im Olympia-Stützpunkt trainieren zu dürfen. Da ist das Wetter dann auch egal. Wettkämpfe in der Halle gibt es sicherlich auch einige, aber das ist ja dann wirklich öde – immer im Kreis, keinerlei Abwechslung und irgendwann wird man dabei nur noch Meschugge – zumal die meisten Innenbahnen gerade einmal 200m Länge haben – da ist der Drehwurm vorprogrammiert bis man den Marathon hinter sich hat. Aber der TÜV Rheinland hat den Mangel ja schon seit längerer Zeit erkannt und auf Abhilfe gesonnen – dieses Jahr zum 8. Mal fand der LGA-Indoor-Marathon in Nürnberg statt. Die Kulisse dazu bildet das Gebäude der Landesgewerbeanstalt in Nürnberg – ein ausgedehnter Bürokomplex mit langen Gängen. Eine Runde umfasst hier immerhin 767m, für den Marathon muss man also ein ganz klein wenig mehr als 55 Runden laufen (aber wer achtet beim Marathon schon auf irgendwelche Nachkomma-Stellen, vielmehr ist das in diesem Fall auch nicht…) – als Schmankrl für die Muskeln gibt es Höhenmeter – ganze 455 an der Zahl – zu bewältigen in Form zweier Treppenhäuser. Diese Treppenhäuser sind jede Runde zu meistern, einmal abwärts ins Untergeschoss und einmal aufwärts um wieder im Erdgeschoss in die nächste Runde zu gehen. Aufgrund der Enge ist der Lauf auf 120 Teilnehmer in der Marathondistanz beschränkt, dazu kommen noch einige Staffeln und Halbmarthonläufer. Mittlerweile ist die Veranstaltung weit über die Region hinaus bekannt und zieht entsprechend viele Menschen an – die Startplätze sind jedes Jahr sehr sehr schnell vergriffen. Aber wenn man das weiß kann man ja vorsorgen. So stehe ich nach einem Jahr wieder einmal im Foyer der LGA im Nürnberger Tilly-Park, bereits vier Wochen vorher war ich ja bereits schonmal in der Frankenmetropole zum „Warmmachen“ über die Halbmarathondistanz beim Stadtlauf. Im Gegensatz zu dieser Veranstaltung muss ich beim LGA die Fahne für Helgas Lauffreunde hochhalten – einige Mitglieder sind verletzt und auch andere Stammteilnehmer können aus familieren Gründen nicht teilnehmen. Dafür mache ich natürlich dann keine halben Sachen, wenn dann die vollen 42,195 Kilometer durch die Flure, verteilt auf ein klein wenig mehr als 55 Runden, jede mit einem Treppenhaus abwärts und einem wieder rauf. Neckisches Zubehör dieses Jahr: eine „gepimpte“ Startnummer mit den ganzen Laufvereinigungen und Vereinen mit denen ich laufend unterwegs bin. Die Strecke ist wohlbekannt, die L-Form durch die Gänge und eine Schleife durchs Foyer an den Zuschauern und der Staffelübergabe vorbei. Dennoch nicht zu verpassen: Das Briefing um kurz vor 11 mit Markus Othmar (ARD) mit den allgemeinen Regeln: Überholen nur mit Vorsicht, in den Treppenhäusern schon mal gar nicht! Zudem natürlich die enorme Eventdichte auf der gesamten Strecke – kein anderer Lauf bietet mehr Fanpassagen, Moderation, Musik, Verpflegung als der LGA-Indoor-Marathon: Alle 767 Meter kommt man ja wieder dran vorbei. Die Musik kommt auch dieses Jahr wieder von Ritmo Candela, einer Samba-Band, die am Ende genauso erschöpft ist wie die Sportler. Immerhin teilen die sich das in mehrere Schichten auf – beim Laufen geht das nicht …

Ziel für mich dieses Jahr: Endlich einmal bei dem Lauf die verflixte 4h-Marke zu knacken – letztes Jahr war ich zehn Minuten zu langsam. Das soll besser werden, immerhin habe ich ja diesmal auch wieder fleißig trainiert und sogar mehr Einheiten gemacht als beim letzten Mal – leider reichte es nur einmal die Woche zum Treppentraining, aber das muss dann halt irgendwie gehen. Noch in der Umkleide habe ich den Rechner gezückt und ausgerechnet, dass ich etwas mehr als 4 Minuten pro Runde brauchen darf um das gesteckte Ziel zu erreichen. Die Rundenkontrolle ist echt praktisch, und auch hinterher gibts die Rundenzeiten zum Download und zur Analyse. Kurz vor dem Start findet sich auch Erwin Bittel ein, wie immer zu erkennen am Hut – flugs weißt er noch die Staffelleute ein, dann geht es auch schon an den Start in einen der Gänge.

Pünktlich um 11:00h gehts denn auch los – die ersten zwei, drei Runden bin ich noch damit beschäftigt mich etwas zu sortieren „nur nicht zu schnell loslegen“, dennoch: 3:57min sind deutlich zu schnell, also etwas rausnehmen. Mit zunehmender Rundenzahl stabilisiere ich meine Rundenzeiten um die 4 Minuten. Ausreißer gibt es da immer mal wieder – etwa als eine Läuferin vor der Verpflegungsstelle stürzt oder es im Treppenhaus mal wieder etwas stockt. Nachdem mir Helga nochmal eingeschärft hatte, immer an den Foto und Video-Stationen nicht wie üblich den Tunnelblick einzuschalten sondern zu lächeln, befolge ich das auch jede Runde – irgendwie hebt das wirklich die Laune. Ihr Mann Heinreich hat sich wieder mit Video-Kamera bewaffnet an der Strecke postiert. Zudem haben wir vereinbart, dass ich die letzten 10 Runden angesagt/angezeigt bekomme. In den letzten Jahren war es manchmal problematisch die Rundenzahl auf der Leinwand an der Strecke zu erfassen – dieses Jahr klappt das wesentlich besser – nicht nur die gelaufene Anzahl sondern auch die verbleibenden Restrunden bekommt man angezeigt – zumindest wenn nicht gerade mit einem ein dicker Pulk durch die Messung gelaufen ist – da rutscht man dann sehr schnell wieder unten aus dem Bildschirm raus – so schnell kann man gar nicht schauen. Andererseits will ich auch gar nicht so genau hinschauen, ich halte mich lieber stur an meine Zeiten, Runde für Runde. Es läuft sehr gut, auch wenn anfänglich einige Leute Drängeln und Schieben und sogar das Überholverbot im rappelvollen Treppenhaus nicht wahrhaben wollen – aber die große Masse der Läufer hätlz zusammen: Es wird einfach fairer Weise nicht überholt – und wer drängelt der vergeudet halt Energie – und riskiert eigentlich ja auch eine Disqualifikation. In aller Regel sortiert sich das Feld dan aber schon vor den Treppenhäusern so, dass man ohne Tempoverlust hoch oder runter kommt (wenn man nicht ohnehin etwas langsamer macht).

Rein vom Gefühl her stimmt etwas nicht, im Vergleich zum letzten Jahr – damals kam alle acht Runden ein gut gelaunter Erwin von hinten angeflogen, diesmal ist das erst nach fast 11 Runden der Fall – bin ich so schnell oder macht Erwin heute langsam – egal – der Turnus bleibt lange Zeit konstant – so kann man sich ungefähr einordnen wenn man nicht ständig die etwas demotivierenden Rundenzähler anschauen will. Ich lasse mich allerdings auf keinen Fall in irgendetwas hineintreiben – ein Marathon ist und bleibt eine lange Distanz – wer da zu früh sein Pulver verschießt der hat am Ende zu kämpfen. Pulver ist ein gutes Stichwort – damit mir die Energie nicht ausgeht mache ich ca. alle 30 Minuten einen Abgriff an der Versorgungsstation – kleine Stücke Banane sind optimal für mich. Dazu nach Laune und Bedarf jede Menge Iso-Getränk und Wasser – wobei ich das ISO-Getränk unheimlich klebrig empfinde – sicherlich auch eine ganze Menge Zucker mit drin, das kann ja auch nicht schaden – nur zum direkten Durstlöschen taugt es halt nicht.

Die Runden fliegen an mir nur so vorbei, den Rundenzähler schaue ich bewusste eine ganze Zeit lang nicht an. Allerdings überholt mich Erwin gefühlt häufiger als alle 10 Runden wie zu Beginn – er hat wohl noch ne Schippe draufgelegt – kein Grund zur Panik, meine Zeiten sind weiterhin im Rahmen dessen was ich mir vorgenommen habe. Nach und nach wird die Strecke leerer, die Halbmarathonis sind am Ziel ihres Laufs – auch die Nummer 100 mit der ich mich in der Umkleide unterhalten hatte ist im Ziel – von den geplanten Überrundungen habe ich nur eine mitbekommen – ich weiß nicht ob es mehr geworden sind. Zwischendrin laufe ich immer mal wieder auf einen Pulk von Läufern auf, gerade im Treppenhaus bergan staut es dann gerne – aber ich drängle nicht sondern nutze die Phase als kurze Erholung – auch wenn es um so schwerer  fällt wieder anzulaufen nach dem Treppenhaus. Wie in jedem Jahr sind nun auch wieder die Läufer der Down-Syndrom-Staffel mit auf der Strecke unterwegs – viele Läufer klatschen und motivieren diese Teilnehmer besonders, auch wenn es mit den Treppen mal etwas länger dauern sollte – wir sind bei einem Marathon der auch Spaß machen soll und nicht auf der Flucht, einige unruhige Zeitgenossen scheinen das aber nicht verstehen zu wollen und drängeln ganz ordentlich.

Am Anfang kann ich noch mitmachen beim Motivieren, aber  als es dann ans Eingemacht geht und nur noch weniger als 20 Runden für mich auf dem Programm stehen muss ich das etwas drosseln – ich merke langsam, dass mir die Energie trotz Zufuhr etwas abhanden gekommen ist. Aber ich bleibe mir selbst gegenüber hart – Zucker in Form von Cola gibt es erst auf den letzten 12 Runden – vorher Wasser, Iso und Banane. In der Auswertung nach dem Lauf kann ich den Knick deutlich sehen, die letzten 15 Runden brechen die Zeiten recht stark ein – kaum eine Runde mehr unter 4:15 – da helfen auch Helgas motivierende Worte nur ein wenig drüber hinweg. Beim nächsten Mal das Futterintervall gegen Ende kürzer machen, dann dürfte es auch besser werden.

Die letzten 12 Runden werden irgendwie doch zur Qual, selbst mit Cola, Banane und Iso-Getränk in fast jeder Runde. Aber Aufgeben geht jetzt erst recht nicht mehr. Die Uhr zeigt immer noch optimistische Zeiten an um unter 4 Stunden ins Ziel zu kommen. Im Treppenhaus aufwärts treffe ich wieder mal Erwin – er hat noch eine Runde vor sich, für mich sind es nunmehr noch sieben dieser. Ich habe schon lange innerlich begonnen wieder abwärts zu zählen – vor allem das Treppenhaus aufwärts (wie oft muss ich das Ding noch hoch ….) denn es ist mit Abstand die anstrengendste Stelle im gesamten Parcours. Helga gibt mir jetzt jede Runde Bestätigungen meiner Zählerei – so kann ich sicher sein, dass ich nicht eine Runde vergesse zu laufen, das wäre einfach nur ärgerlich. Noch 5 Runden – mein Körper wehrt sich langsam gegen die Strapazen, leichte Ansätze von schweren Waden und ein leichtes Ziehen kündigen von nichts Gutem. Also etwas vorsichtiger Aufsetzen und versuchen möglichst sauber zu laufen – es sind ja auch nur noch wenige Runden. Mir wird relativ bald bewusst woher das Problem kommt – ich bin weit jenseits der 30 Kilometer die ich sonst im schönen Odenwald mit allen Steigungen und Co absolviert habe – da muss ich mir vielleicht noch ein paar längere Einheiten einfallen lassen (oder doch einfach anstelle mit dem Auto zu Fuß zum Treffpunkt, da wäre ich dann aber gleich in der Ultra-Wertung und das schon im Training …) – mit schönen Gedanken an das herbstliche Training motiviere ich mich über die letzten Runden. Jedesmal der Blick auf die Uhr – und die zeigt immer noch: „Alles ok, das geht mit unter vier Stunden“ – bei der letzten Runde bin ich mir nicht ganz sicher ob es nicht sogar noch reichen könnte für 3:55h – ich gebe ganz vorsichtig ein wenig Gas – zu verlieren habe ich nicht mehr viel. Dabei noch kurz von den Streckenposten verabschieden. Nochmal vorbei an der Versorgungsstelle und ein letztes Mal mit Schwung ins Treppenhaus. Keine gute Idee: Meine Wade beginnt auf den letzten zwei Stufen zu krampfen, aber egal da wird jetzt wegen weniger als 300m nicht mehr lange Terz gemacht, Zähne zusammenbeißen und durch. Am Ende verfehle ich die 3:55 nur ganz ganz knapp 5,3 Sekunden – das ist mir in dem Fall aber völlig egal. Direkt nach dem Ziel bekämpfe ich erst mal den Krampf in der Wade bevor ich mir in der Zielverpflegung jede Menge Wasser und isotonische Getränke zuführe. Das Kuchenbuffet ist ja legendär …

Interessant wird dann der Gang zu den Umkleiden – diese befinden sich im Untergeschoss – da gibt es nochmal ein Treppenhaus zu bewältigen … absolut nicht einfach – immerhin habe ich mir vorab schonmal eine Massage reserviert – die habe ich auch dringend notwendig und es ist so angenehm wenn die Waden dann wieder langsam weicher werden, auch wenn es bei mir Muskeln gibt die total überstrapaziert sind und beim Kneten reichlich schmerzen. Erwin meint kollegial: lass den Schrei ruhig raus – das schreckt die Anderen ab und wir haben mehr Zeit für die Massage … ein Schelm wer böses dabei denkt.

Fazit: Immer wieder ein schöner Saison-Abschluss, egal wie das Wetter wird – eine Steigerung um fast 15 Minuten im Vergleich zum Vorjahr, da bin ich echt super zufrieden mit – mal schauen was im nächsten Jahr noch drin ist – den 1. Platz in der Alterklasse habe ich ja auch noch gemacht, aber für diese Nominierung hätte ich auch als Letzter durchs Ziel gehen können. Im Gesamteinlauf bin ich auf der Volldistanz auf Platz 21. gelandet – die schnellste Frau war noch vor mir, also Platz 20 unter allen Männern von etwas weniger als 120 gemeldeten Läufern – da gibt es nichts zu meckern. Auch wieder ein ganz großes Lob an die Organisatoren, die sich jedes Jahr traumhaft um die Durchführung kümmern – da kommt man jederzeit gerne wieder um sich ein wenig die Treppen hoch zu schinden.

Zum Abschluss gehts noch in die Pizzeria (L’Hosteria) mit den extragroßen Pizzen – nach dem Lauf kann ich die einfach wegputzen, bevor es wieder gen Heimat geht.

Samstag – Langstreckentag

Die richtig langen Strecken für dieses Jahr liegen ja schon hinter mir – Ulm war wieder das Highlight mit 100km. Aber dennoch will ich ja in Form bleiben – daher regelmäßiges Training.

Nur leider kann ich mich selbst immer so schwerlich motivieren am Wochenende doch noch etwas zu tun – der innere Schweinehund hat irgendwie einen Wochenend-Faktor – wenn Wochenende oder Feiertag ist, dann ist er gleich mal doppelt bis dreimal so groß wie sonst. Klar -irgendwie will man ja auch Abwechslung und Entspannung  – die Arbeit geht nicht spurlos an einem vorrüber.

Um so praktischer, dass es eine kleine Gruppe (nein kein gallisches Dorf) gibt, das auch Samstags regelmäßig unterwegs ist und den Exotenwald oberhalb von Weinheim unter die Füße nimmt. Mein erster Lauf mit dieser Gruppe liegt schon einige Wochen zurück und ich habe damals wieder gemerkt wie es um meinen Trainingszustand steht: Bescheiden um es mal vorsichtig zu formulieren.

Da hilft nur eines: Weiter trainieren. Nun war ich die letzten Wochen Samstags immer irgendwo auf Achse oder hatte andere Dinge (wie Tauchausbildung) auf dem Plan. Diesen Samstag hat es endlich wieder geklappt. Ich habe mich diesmal auch gegen das ökologisch korrekte Fortbewegungsmittel entschieden und bin mit dem Auto zum Treffpunkt – da ich noch einige andere Dinge hinterher erledigen musste war es dann doch praktischer – die Lademöglichkeiten auf dem Rad sind doch etwas begrenzt (auch wenn man mehr auf einem Rad transportieren kann als man denkt).

Die Trainingseinheit war richtig angenehm – kein Vergleich zum letzten Mal – allerdings waren wir auch rund 5km weniger unterwegs – aber das wird sicherlich auch noch kommen. Diesmal ging es von Weinheim aus über den Geiersberg (ja Höhenmeter ohne Ende) in Richtung Oberflockenbach – dort eine Schleife um den Ort und wieder zurück – macht insgesamt rund 25km, quer durch den vorderen Odenwald – richtig interessant – stellenweise ein herrliches Panorama, was will man mehr?

Vorbei geht es natürlich auch an diversen bekannten Ecken – nur, dass ich die bisher nie „erlaufen“ habe – eher bin ich dort mal mit dem Auto oder Bus vorbei gekommen. Unter anderem die bekannte Suppenschüssel – eine Granitschale, die eigentlich mal nach Mannheim sollte – aber das Biest war einfach zu schwer – seitdem ruht sie als Brunnen in der Nähe von Oberflockenbach. Viel Zeit habe ich aber nicht den Anblick zu genießen – die nächste Bergetappe steht an – ich fühle mich an die Napoleon-Rampe in Oberelchingen erinnert. Innerlich merke ich mir die Steigung mal als Trainingseinheit vor – an der Napoleon-Rampe noch joggen zu können wäre ja ein Traum.

Nebenbei erfahre ich, dass es auch Planungen von anderen Team-Mitgliedern gibt in Biel über die 100km teilzunehmen – es ist noch nicht ganz klar ob das wieder mit Ulm zusammenfällt und wenn wie viel Wochen da zwischendrin liegen. Auf der anderen Seite: 2x100km innerhalb kurzer Zeit – ob das eine gute Idee ist?

Ein anderer Ultra ist auch Thema der Unterhaltung – ein Mitstreiter läuft derzeit beim Trans-Europa-Lauf mit – in 64 Etappen von Skagen in Dänemark nach Gibraltar in Spanien. Die Kollegen waren bei der Etappe ab Heilbronn dabei und haben mit einem riesigen Transparent die Läufer angefeuert – muss eine tolle Aktion gewesen sein. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass ich bei dem Lauf wohl auch irgendwann einmal auf der Teilnehmerliste stehen werde –  zwar nicht sofort aber so in ein paar Jahren – man wird sehen. Jeden Tag etwas mehr als ein Marathon und das 2 Monate lang – das gibt Muskelkater pur, ist aber sicherlich eine tolle Erfahrung was die Leistungsfähigkeit des Körpers anbelangt. Bis dahin muss ich aber noch etwas mehr trainieren. Womit ich meine Augen wieder auf die Strecke richte.

Die Schleife um Oberflockenbach schließt sich langsam – es geht ein wenig durch den Ort, an der „Tränke“ (Brunnen vor dem Edeka) vorbei und wieder hoch zum Sportplatz. Dabei kommen wir an einer Baustelle vorbei – nebendran ein fertiges Haus, das sieht aus wie gemalt aus den Staaten – ich hoffe für den Inhaber, dass er nicht gebaut hat wie dort – stabil ist bekanntlich etwas anderes. Auch würde ich mir aus meiner Erfahrung so etwas nie hinstellen, es passt auch einfach nicht in die Landschaft des Odenwaldes – aber was will man machen…

Auch auf dem Rückweg geht es wieder vorbei an der Wegkreuzung „zum kalten Herrgott“, aber noch ist September und daher ist es dort eher angenehm kühl denn kalt. Den Rückweg kenne ich vom letzten Mal, aber diesmal fühle ich mich deutlich besser – nicht so ausgemergelt wie beim letzten Lauf – um so mehr kann ich die Strecke nun genießen. In einigen schönen Kurven geht es stetig auf Weinheim zu – die meiste Zeit etwas bergab – man will kaum glauben, dass man dieses Höhenmeter alle auf dem Hinweg gut gemacht hat. Vor Weinheim kommt man nochmal an einer herrlichen Aussicht auf die Rheinebene vorbei – es ist sonnig aber dennoch ist die Luft über Mannheim recht dick – man sieht einfach wo sich die Menschen ballen – von einem Smog sind wir noch weit entfernt, aber klare Sicht kenne ich nunmal anders.

Nun sind es noch knappe 4km bis ans Auto – ich steigere langsam das Tempo – diesmal nehme ich auch den letzten Zacken noch mit, nicht wie beim letzten Mal als ich notgedrungen die Abkürzung genommen habe. Mein GPS-Sensor im Handy hat mich leider im Stich gelassen, besser gesagt die App dazu. Laut Info sollen es um die 25km gewesen sein.

Abends checke ich das nochmal nach mit Gmap-Pedometer und ähnlichen Tools – ich muss das nächste mal echt sehen, dass ich den Track aufzeichne – es fehlen einfach noch diverse Waldwege bei Google und auch bei Openstreetmap sind noch einige Abschnitte unbekannt – aber das ist ja das praktische: Man kann OpenStreetMap ja mit eigenen Strecken ergänzen, wenn sowas praktisches dann noch beim Lauftraining nebenher mit abfällt, ist das doch ne tolle Sache.

Natürlich schaue ich mir auch mal die Bilder und den Bericht über den Trans-Europa-Lauf an. Und was muss ich da sehen: Erwin Bittel vom Team Bittel auch bekannt als Lionheart ist doch bei der Etappe ab Heilbronn auch wieder mit von der Partie – sogar Fotos mit den Laufkollegen gibt es – so klein ist die Welt der Langstreckenläufer.

Nun freue ich mich aber erst mal auf den Urlaub – mal sehen welche Laufstrecken ich dort erkunden werde – die Laufsachen sind auf alle Fälle mal eingepackt und einsatzbereit.

 

Firmen-Ultra Triathlon Pfungstadt 2012

Auch dieses Jahr nahm mein Arbeitgeber wieder am Firmen-Ultra-Triathlon in Pfungstadt teil. Ziel der Veranstaltung ist ganz klar der Spaß an der Bewegung und auch ein wenig Teambuilding über den Tellerrand der eigenen Abteilung hinaus. Gestartet wird mit einem Team aus 10-11 Personen, gewertet werden die 10 Besten eines Teams. Das ist ganz hilfreich, falls doch mal jemand krank wird und nicht teilnehmen könnte. Die Distanzen orientieren sich am Iron-Man, aber eben durch den Faktor 10 – daher 380m Schwimmen, 18km Radfahren und als Abschluss 4,2km Laufen. Alles keine Schreckdistanzen für mich.

Bereits am Freitag habe ich mir vorsorglich wieder ein Rennrad bei einem Bekannten ausgeliehen  – man will sich ja nicht blamieren. Wobei auf der Veranstaltung auch schon Klappräder und ewig schwere Mountainbikes mit dickem Stollenprofil gesichtet wurden. Im Gegensatz zum letzten Jahr habe ich mich diesmal für eine ökologisch sinnvolle Anreise entschieden – ab Ladenburg ging es in der Gruppe mit dem Jobticket bis nach Zwingenberg – also schon mal knappe 8km bis Ladenburg und nochmal 9km bis zum Veranstaltungsort zum Warmradeln. Das fällt mir immer etwas schwer, denn wenn ich auf dem Rennrad sitze dann will ich auch Geschwindigkeit machen – nichts peinlicher als diese Möchtegern Rennradler die mit 18km/h durch die Landschaft zuckeln und die ich mit dem Tourenrad locker überhole.

Die Organisation in Pfungstadt hat auch dieses Jahr wieder einen leicht chaotischen Flair – man soll sich am Treffpunkt für die Gruppen einfinden, darf aber das Rad nicht mit in den Bereich nehmen – wer hat aber am Rennrad schon ein Schloss dabei? Da müssen sich die Veranstalter endlich mal etwas einfallen lassen.

Dann natürlich die übliche Vorbereitung – Rucksack wegschließen, Wechselklamotten in der Wechselzone vorbereiten und das Rad einchecken. Ärgerlicherweise geht das mit dem Einchecken nur gruppenweise und nur eine halbe Stunde vor dem eigenen Start – klar, der Platz ist begrenzt und bei der Masse Teilnehmer wird es dann schnell eng. Da es kühl und windig ist muss ich aber definitiv nochmal in der Wechselzone vorbei um mich dort meiner Jacke und Radhose entledigen – damit schwimmt es sich so schlecht. Natürlich auch den Brustgurt und die Pulsuhr ablegen – einmal abgesoffen reicht und der zusätzliche Wasserwiderstand des Gurts muss auch nicht sein. Das zahlt man dann halt beim Wechseln. Diese ganze Aktion wird etwas kritisch, da am Check-In für die Räder die Transponder-Box streikt – die Leute am Posten sind völlig hilflos ohne die Elektronik, bis dann endlich einer den Mumm hat und auf Papier umstellt. Daher bleiben mir nur noch 10 Minuten zum Entkleiden und Einfinden am Start für die Schwimmstrecke – vorher noch etwas aufwärmen oder Gymnastik muss entfallen.

Kurz vor zehn dann endlich im Wasser – irgendwie fühle ich mich nicht so recht fit und der Adrenalin-Kick ist auch ausgeblieben. Bei der Startreihenfolge fürs Schwimmen bin ich dann auch wieder der zweite der in der Reihe starten soll, irgendwie bin ich scheints doch recht flott unterwegs. Nach der üblichen Startzermonie geht es dann auch schon los – erste Runde für mich Kraulschwimmen – immerhin mal knapp 100m, danach stelle ich um auf etwas weniger anstrengendes: Brustschwimmen – selbst damit bin ich noch recht zügig unterwegs – auf der letzten der 4 Runden die es zu bewältigen gilt überhole ich noch unsere langsameren Schwimmer. Die Nummer 1 ist da schon aus dem Wasser draußen – Respekt, das muss ich noch etwas mehr üben mit dem Schwimmen. Innerlich reift der Gedanke sich doch mehr in Richtung Triathlon zu orientieren und dafür etwas anderes aus dem Wochenplan zu verdrängen – ist nur die Frage was…

Aber da ist auch schon das Ende der Bahn – also nix wie raus aus dem Wasser und in Richtung Wechselzone gejoggt. Diesmal bin ich ja schon etwas routinierter – daher spare ich mir das vollständige Umziehen – Radhose über die feuchte Badehose, Schuhe gehen für die Kurzstrecke auch ohne Socken. Die Schuhe zum Radeln hab ich natürlich wieder nicht aufgeknotet – ich muss mir da wohl mal ein paar mit Klettband zulegen – so ist das kein Zustand … Jacke auch noch drüber, Pulsmesser starten und dann auf dem Weg zum Rad Helm und Radhandschuhe anziehen. Da kann ich schon wieder ein paar Leute einsammeln.

Ran ans Rad und erst mal „Schieben“ … bis an die Startlinie – das nervt. Dann rauf und rein in die Klickpedale – der Wind hat nochmals aufgefrischt und die Wolken sind etwas dunkler geworden – Duschen würde ich eigentlich erst gern nach dem Wettkampf … Leider finde ich auf die Schnelle keinen Partner der ähnlich schnell unterwegs ist – ein Kollege hängt mir dafür am Hinterrad, sein halbherziger Versuch mich zu überholen und dann im Windschatten fahren zu lassen scheitert – so langsam wollte ich denn doch nicht sein. Also arrangiere ich mich halt mit dem Hinterrad-Lutscher. Es geht stramm Richtung Hauptrennstrecke auf der B3 – dort sind zwei Runden zu absolvieren – eine leichte Steigung ist mit drin und natürlich der Wind. Immerhin weht er halbwegs aus der richtigen Richtung – auf der Zu- und Abfahrtsstrecke habe ich erst Gegenwind auf der Heimfahrt geht es also wohl etwas leichter. Dafür ist der Wind auf der offenen B3 um so nerviger. Gut, dass der erste Wendepunkt nicht so weit ist. Ab da hab ich erst mal Rückenwind – Zeit zum kurz ein paar Schlucke aus der Flasche nehmen, irgendwas isotonisches wäre mir ja lieber als das reine Wasser – aber was solls, immerhin ist es nicht übermäßig heiß. Nun geht es langsam bergab – die Geschwindigkeit steigt und in der Entfernung ist schon der nächste Wendepunkt auszumachen. Mein Hinterrad-Junkie versucht es immer mal wieder, aber ihm fehlt einfach die Kondition vorne im Wind zu fahren – es werden sogar noch mehr aus meinem Team die sich hinten „anhängen“ … TEAM im Sinne von 2Toll ein anderer machts“ – mir ist das dann doch egal – am Wendepunkt erwische ich den besser Neustart – allerdings geht es jetzt die Steigung gegen den Wind hoch. Ich lasse mich nicht reintreiben 32km/h kann ich gut halten bei einer ordentlichen Kadenz. Einige andere überholen, die meisten habe ich am Ende der Steigung wieder eingeholt. Auf in die Runde Nummer 2 – wieder der pfeifende Wind auf der offenen Strecke, aber ich lasse nicht locker und finde immer wieder kurzzeitig etwas Anschluss an eine Gruppe bis ich auch diese dann stehen lasse. Mit mehr als 40 Sachen auf dem Tach geht es auf den anderen Wendepunkt zu – klar bergab und Rückenwind, da fällt es leicht. Am Anstieg ziehe ich diesmal etwas mehr mit – mein Anhängsel versucht sich auch immer wieder – und immer wieder hole ich es ein… runter von der B3, auf Richtung Schwimmbad – noch rund 1,5km sind zu fahren. Über die Brücken ist der Wind dann von der Seite, ansonsten habe ich ihn wie geplant im Rücken. Rein in die Wechselzone (rechtzeitig absteigen und ausklicken nicht vergesen) und dann weiter joggen wieder zur Wechselzone.

Dort tausche ich nur die Schuhe – weg mit den Radklickies und her mit den Laufschuhen – die habe ich immerhin aufgeknotet hinterlegt. Vorbei an der Zeiterfassung und dann bin ich auch schon auf der Laufstrecke. Die Getränkestation lasse ich erst mal sein, ob das so gut ist? Egal weiter geht’s raus aus dem Schwimmbad rauf auf die erste von 3 Runden durch den angrenzenden Wald. Die Strecke ist gut verschnörkelt und der Untergrund extrem holprig – also aufpassen wo man hintritt. Meine Beine haben scheint’s noch nicht ganz begriffen, dass jetzt eine andere Sportart ansteht. Die Waden fühlen sich bleischwer an – ich habe fast schon Probleme richtig sauber abzurollen. Das ist fast schon kurz vor Krampf. Immerhin nach fast einer Runde lässt das Gefühl langsam nach. Erstes Rundenbändchen abgreifen – diesmal in verschiedenen Farben, damit nicht mehr irgendjemand zu früh in Richtung Ziel abbiegt. Die Getränkestation liegt so knapp hinter der Bändchen-Ausgabe, da kommt man fast nicht ran, weil man noch das Band um den Arm streift und eigentlich schon einen Becher Wasser abgreifen müsste – also auch die nächste Runde ohne Wasser. Es läuft jetzt immer besser – ich hole sogar einige Leute von der Radstrecke wieder ein, ein tolles Gefühl endlich in der „richtigen“ Sportart unterwegs zu sein – wieder die kleine Steigung hoch und auf der Rückseite vom Bad vorbei – die Piste dort ist alles andere als prickelnd: sehr grob geschottert, uneben und jede Menge lose herumliegender größerer Steine auf die man nicht drauftreten sollte – da wäre es doch wohl möglich gewesen vorab mal nen Rechen zu nehmen bei der Streckeninspektion … aber egal – da kommt schon wieder das nächste Band – und diesmal klappt es dann auch endlich mit dem Wasser. Noch eine Runde von etwas mehr als 1km liegt vor mir – wieviel genau? Egal, ich versuche es erst gar nicht auszurechnen – die Energie dafür stecke ich lieber in die Beine. Dementsprechend schnell verfliegt auch die Runde. Rein ins Schwimmbad nochmal die letzte Minimal-Steigung nehmen und dann diesmal rechts ab Richtung Ziel. Transponder zweimal auflegen: Einmal vor dem Ziel für die Ansage und einmal im Ziel für die Messung. Ergebnis 1:07h irgendwas – wohl etwas langsamer als letztes Jahr und gar nicht mein Ziel – ich hatte eigentlich vor unter 1h zu bleiben. Muss wohl an dem Wind gelegen haben.

Danach Geraffel zusammen suchen, Duschen und noch etwas essen – wir haben wieder reichlich Gutscheine, also gibt es ordentlich isotonsiche Hefeweizen, dazu ein halbes Huhn samt Pommes. Als Abschluss noch ein paar Brezen. Zwischendrin noch der obligatorische Foto-Termin und die Abstimmung wann wir loswollen. Die Räder müssen bis 13h abgeholt werden – der Zug fährt 13:53h, also Treffpunkt an der Radausgabe um 13:15h. Bis dahin noch etwas Entspannen, Fachsimpeln, Futtern und Trinken. An der Ausgabe geht es wider Erwarten recht zügig. Dennoch taucht ausgrechnet unser Fahrtorganisator nicht rechtzeitig auf – nach 5 Minten fahren wir denn einfach los – er kennt ja die Abfahrtszeiten. Die kurze Pause hat erstaunlich viel gebracht – ich habe wieder jede Menge Energie und kann zügig gen Zwingenberg radeln. Die Kollegen lassen sich da etwas mehr Zeit.

Ab Ladenburg geht es dann wieder Radelnd weiter – Seckenheim ist mein Ziel – dort muss ich das Rennrad wieder abgeben und mein eigenes wieder in Empfang nehmen. Einer der Bekannten dort feiert auch noch Geburtstag, also noch ein paar Tassen Kaffee bevor es weiter geht. Den Kuchen verkneife ich mir aber – nicht noch mehr Kalorien. Als vorletzte Etappe muss ich jetzt noch für meine Schludrigkeit vom Vorabend „büßen“ – für eine Aktion im elterlichen Garten wollte ich eigentlich den Schlüssel am Samstag Abend schon abholen, als ich sowieso dort war. Das hab ich verbadelt – also Extra-Training. Sind ja nur 10km bis in die Innenstadt, also kein Drama. Von dort aus dann aber endlich heim. Sportlich war ich auf alle Fälle genügend unterwegs für das Wochenende. Schauen wir mal was die nächsten so bringen.

Der Gedanke mit dem Triathlon und mehr Training lässt mich immer noch nicht los – ich werde wohl nochmal in mich gehen – aber mehr Sport finde ich per se mal nicht verkehrt.

Altmühlseelauf – Läufer geduscht …

Seit 5 Jahren bin ich nun laufenderweise unterwegs – ein wichtiger Schritt zum Langstreckenläufer war der erste Halbmarathon. Den habe ich anno 2007 in Unterwurmbach/  Gunzenhausen am bzw. um den Altmühlseelauf absolviert. Seitdem ist der Lauf bei mir fest im Programm. Zumindest das Drum-Herum hatte ich diesmal ausgiebig vorab organisiert – Übernachtung in Nürnberg – Treffen mit Helga’s Lauffreunden und auch die Weiterfahrt Richtung Landshut zum Bundesjugendlager der THW-Jugend. Nur eines habe ich vergessen: Die Anmeldung für den Lauf – naja kein Ding, bis eine Stunde vor dem Start sind noch Nachmeldungen möglich.

In Nürnberg bin ich noch am Grübeln ob ich denn jetzt wirklich fahren soll – das Wetter ist nicht astrein, immer mal wieder Regenschauer und ich habe derzeit keine Verpflichtung dort hin zu gehen, da ja die Anmeldung fehlt. Aber ich gebe dem inneren Schweinehund kurzerhand einen Tritt und er verkriecht sich jaulend in die Ecke, während ich mich auf den Weg aus Nürnberg raus, dem Altmühlsee entgegen mache.

Die Fahrt entlang der B466 ist jedes Jahr für eine Überraschung gut, jedes Jahr wird ein anderes Teilstück saniert – und so gibt es jedes Jahr eine andere Streckenführung oder Umleitung.  Aber ich habe ja reichlich Reserve bei der Zeit gelassen. Den Weg auf die Parkplatzwiese finde ich ja schon fast blind.

Es ist noch etwas hin bis zum Start, aber langweilig wird einem nicht – Erwin Bittel als Chef vom Team-Bittel ist ja da – man unterhält sich, scherzt und dann geht es auch schon weiter mit ein wenig Aufwärmen. Etwas das ich sonst eher ausfallen lasse. Erwin will natürlich auch wieder Fotos machen, muss dann aber feststellen: So ohne Akku-Ladung funktioniert die Digicam nicht – kurzerhand drücke ich ihm meine in die Hand – ich komme beim Laufen eh nicht zum fotografieren …

Angepeilt hatte ich ganz grob die 1:40 als Zielzeit – hieße also im Schnitt ca. 4:45 min/km mal sehen ob das hinhaut – angesichts der doch etwas laxen Vorbereitung ist das vielleicht doch etwas ambitioniert. Ich werde es erleben/erlaufen.

Am Start trenne ich mich vom restlichen Bittel-Team um etwas weiter vorne starten zu können – Erwin hat die Losung 2h ausgegeben. Los geht es wie immer oberhalb des Sportplatz, eine leichte Senke am Parkplatz vorbei und dann gleich eine der ersten Steigungen in der insgesamt sehr flachen Strecke. In Unterwurmbach selbst ist einiges los – jede Menge Menschen säumen die Strecke und begleiten den Lauf mit Kuhglocken, Trommeln und allem was das Läuferherz sonst noch höher schlagen lässt.

Herzschlag: Gute Stichwort – ein Blick auf den Pulsmesser sagt: Alles ok, die Zeiten sind im Rahmen mit 4:40 und dann sogar ein Kilometer mit 4:29 – da muss ich doch wieder etwas drosseln. Es geht aus Unterwurmbach raus, dem See entgegen, der dem Lauf den Namen gibt. Damit es auch ein Halbmarathon wird, ist noch eine kleine Extra-Schleife eingebaut – aber was sehe ich da: Schon das Kilometerschild 4 – das ging ja flugs und noch fühle ich mich fit wie ein Turnschuh.

Kurz nach Kilometer 5 geht es unter der Bundesstraße durch und den Damm am See nach oben – damit sind alle größeren positiven Steigungen überwunden – von ein paar sanften Wellen im Verlauf um den See abgesehen – aber das als Steigung zu bezeichnen widerstrebt mir dann doch erheblich.

Und das ist auch schon das „Fragment“ eines Kilometerschilds: Der Wind hat wohl die aufgebrachte Beschriftung herunter geweht, aber man kann ja auch mitzählen – 7km liegen nunmehr hinter mir, ein Drittel geschafft. Die Zeiten sind immer noch im Rahmen, aber ich werde irgendwie doch wieder langsamer – egal, Spaß soll der Lauf ja auch noch machen.

Nach der Getränkestelle am Kilometer 8 geht es weiterhin auf dem Damm entlang – der Untergrund ist nunmehr aber nicht mehr asphaltiert sondern geschottert – mir ist das ziemlich egal, es läuft sich auf beiden Untergründen gut. In der Entfernung sehe ich etwas, dass mir dann doch etwas Sorgen bereitet: Die Wolken werden immer dunkler – und man kann auch die typischen Regenschlieren schon erkennen. Noch habe ich die Hoffnung, dass es vorbei gezogen ist bis wir  in dem jetzt wohl verregneten Bereich angekommen sind.

Passend fast genau zur Halbzeit bekomme ich die ersten Tropfen ab – erst ein leichter Nieselregen, dann wird es immer mehr, und binnen kürzester Zeit bin ich vollkommen eingeweicht und der Weg wird zum Slalomlauf um die Pfützen herum. Die Schuhe quietschen und der Wind peitscht einem ganz ordentlich ins Gesicht. Aber Umkehren oder Abbrechen ist jetzt auch keine Alternative mehr. So jogge ich weiter mit dem schwer gewordenen Schuhen und hoffe, dass die Blasen nicht so übermäßig werden – immerhin habe ich ja noch Andenken dieser Form an die Ulmer Laufnacht vor rund 4 Wochen …

Vorbei geht es an den nächsten Verpflegungsstationen – immer noch im strömenden Regen – ich greife ein wenig ISO und Cola ab und schon geht es weiter. Kilometer 14 ist genommen – nur noch ein Drittel der Strecke liegt vor mir – die Lust ist mit dem Regen etwas dahin und auch die Zeiten haben sich verschlechtert, um die 5 min/km habe ich mich jetzt eingependelt. Sei es drum – jetzt heißt es nur noch Ankommen, auch wenn mich immer wieder Läufer überholen. Durch den Regenguss ist auch die Menge Zuschauer entlang der Strecke deutlich zurück gegangen – einzig an den Getränkestellen ist noch ein wenig was los – an dieser Stelle ein dickes Lob an die Helfer die dem schlechten Wetter trotzen und die Läufer versorgen.

In der Ferne ist Gunzenhausen zu sehen, und über den See spannt sich malerisch ein Regenbogen, während der Regen langsam nachlässt. Fast sieht es so aus als würde der Regenbogen im Sportheim des TV Unterwurmbach enden, ich glaube die wären aber nicht begeistert wenn man anfangen würde den Sportplatz auf der Suche nach dem legendären Goldtopf umpflügt …

Endlich, nach irgendwie gefühlten kaugummiartigen Kilometern kommt der Abstieg vom Damm – der See ist umrundet – jetzt sind es noch zwei Kilometer bis ins Ziel. An der Versorgung am Fuß des Damms greife ich nochmal Cola und Iso ab, dass muss dann bis ins Ziel reichen. Der Weg ist mit vielen Pfützen übersät, aber es ist eh alles nass – da macht es auch nichts mehr aus das eine oder andere Gewässer mit zunehmen. Kurz nach der Unterführung unter der B466 hindurch steht die Brühe über die gesamte Breite – zum drüberspringen fehlt mir die Kraft, also einfach direkt durch …

Die letzte Wasser-Station lasse ich kurzerhand einfach aus – am Ende der Straße steht schon das Kilometerschild 20 – nur noch ein popeliger Kilometer – allerdings will und will der diesmal nicht enden. Ich bin sichtlich erleichtert als die Brücke kurz vor dem Parkplatz endlich auftaucht – noch ein kleiner Zacken bergab und wieder bergauf ist fällig – bergab mit nassen Schuhen ist absolut ekelhaft … da gefällt mir bergan deutlich besser. Und da bin ich auch schon wieder auf der Zielgeraden – leider funktioniert die Uhr über dem Zieleinlauf nicht – die ist wohl auch „abgesoffen“ von daher bleibt mir erst mal nur „schätzen“ – irgendwas um die 1:45h werden es wohl sein. Nicht ganz das was ich geplant hatte, aber bei dem  Sauwetter immer noch ganz ok.

Ich lasse mir Banane und alkoholfreies Weizen schmecken währen die ersten weiteren Bittelaner auch ins Ziel kommen. Von Erwin noch keine Spur – er hat ja auch noch Zeit. Eigentlich will ich ja warten und anfeuern, aber in der nassen Kleidung und dem Wind wird es dann doch etwas kühl – also auf zum Auto, vielleicht sehe ich ihn ja dort auf der Strecke … aber Fehlanzeige. Damit mir wieder warm wird lasse ich die nassen Socken und Schuhe gleich am Auto und begebe mich dann in die Duschhalle. Ein etwas kurioses Konstrukt aber es hat sich bewährt. Nur fallen diesmal die Umkleidemöglichkeiten vor dem Zelt sprichwörtlich in Wasser – die Wiese ist einfach zu aufgeweicht.

Unter der Dusche höre ich dann den Zieleinlauf von Erwin – mittlerweile ist es etwas über 2h seit dem Start – passt also. Auf dem Parkplatz treffe ich Erwin dann und erhalte meine Kamera zurück, die den Regenschauer schadlos überstanden hat. So ein Hut hält halt doch einiges an Regen ab 😉

Gemeinsam gehts zur Massage – ein super Angebot, dass ich nicht mehr missen möchte nach einem langen Lauf, bei etwas zu Essen und einem Weizen lassen wir den Tag ausklingen, bevor wir uns auf den Heimweg machen.

Fazit: Der Lauf um den See wird immer beliebter und professioneller, kann aber sein familiäres Flair noch recht gut halten. Und so ein Regenschauer kann einen Läufer auch nicht aufhalten.

 

 

 

 

Erstes Training nach der Laufnacht

Die 100km der Ulmer Laufnacht liegen gerade mal 3 Tage zurück und was mache ich: Natürlich wieder trainieren, was denn sonst?

Der Sonntag war noch von reichlich Muskelkater gekennzeichnet – Treppensteigen hoch war schon wieder ganz ok – abwärts hingegen noch Quälerei. Besonders lästig weil ich immer noch mein Hochbett habe (es ist aber so ungemein praktisch was den Stauraum drunter angeht …) – Beim Spargelessen im THW gab es dann auch die ersten Glückwünsche und erstaunte Gesichter.

Montag auf Arbeit zu kommen fiel mir dann schon wieder recht leicht – Treppensteigen abwärts zwar noch etwas schmerzhaft, aber nicht mehr so das ich jetzt die Treppen nur langsam hoch und runter gekommen wäre.

Ein klares Zeichen: Am Dienstag wieder wie üblich zum Training, wenn auch diesmal ganz bewusst wohl nicht in der schnellen Gruppe. Aufwärmen und ein wenig erzählen wie man so eine Ultra-Distanz überhaupt durchsteht – alles im grünen Bereich. Die Gymnastik zeigte dann doch die eine oder andere Verspannung auf, so richtig gelenkig und flexibel bin ich noch nicht wieder. Zum Abschluss ein langsamer Lauf – Ziel Ladenburg Benkieser und dann über Ilvesheim und Seckenheim zurück. Ab ca. Seckenheim habe ich die Oberschenkel dann doch sehr deutlich gespürt und noch etwas langsamer machen müssen – aber immerhin hatte ich da schon wieder rund 8km in den Beinen.

Eigentlich hätte ich ja erwartet, dass der Muskelkater dann über Nacht zurück kehrt, aber er hat sich nicht blicken lassen heute früh. So ein scheues Tier …

 

Ulmer Laufnacht 2012 – 100km durch die Nacht

Alle Jahre wieder … kommt die Ulmer Laufnacht. Ganz so alt wie das ebenfalls jährliche christliche Event namens Weihnachten ist sie noch nicht, aber immerhin in meinem Laufkalender hat sie einen festen Platz – abgesehen von 2010 – da war ich in den Staaten um meine Diplomarbeit zu schreiben – da wäre die Anreise wohl doch zu viel Akt  gewesen. Auch wenn einige Leute schon vorgeschlagen haben, dass ich dann einfach Triathlon in Extrem-Form machen soll: Über den Atlantik schwimmen, von Portugal oder Spanien aus nach Ulm radeln und dort dann als Abschluss eine „Kurzstrecke“ zum Auslaufen und lockern.

Die Wochen vor der Laufnacht und nach dem MLP-Marathon (12. Mai) waren leider von sehr viel Arbeit und Stress gezeichnet – das Laufen als Ausgleich musste da recht oft hinten anstehen – teilweise nur eine Trainingseinheit in der Woche und selbst dann nur abends auf der Dienstreise vom Arbeitsplatz ans Hotel. Herrlich zum Abschalten und Nachdenken aber mit 12km nicht recht die Strecke mit der man sich auf einen Ultra vorbereitet. Dann noch ein wenig Tauchurlaub – auch da wieder keine Chance eine lange Laufeinheit zu machen. Erst am letzten Dienstag gab es dann was längeres 24km entlang des Neckars in Mannheim. Natürlich nicht mit Volllast, aber es hat mit gezeigt: Das mit den 100km müsste machbar sein – letzte Zweifel verflüchtigen sich bekanntlich immer erst auf der Strecke.

In Blaustein geht alles seinen mittlerweile eingespielten Gang – noch etwas Kohlenhydrate beim Bäcker kaufen, ein wenig gesalzene Nüsse aus dem Supermarkt und dann das Warten auf den Start. Diesmal habe ich mein Zelt nicht mitgebracht – ich habe vor zusammen mit meinem Begleitradler Torsten am Samstag Abend wieder in Richtung Mannheim aufzubrechen. Die Übernachtung hat es ohnehin nicht so richtig rausgerissen (ein gutes Bett ist durch nichts zu ersetzen), außerdem habe ich am Sonntag noch einen Termin bei dem ich anwesend sein soll.

Mit ausruhen klappt es diesmal nicht ganz so gut – auch in der Lix-Halle wird ein Public-Viewing improvisiert – immerhin dösen kann man nebenher. Als ich mich mit Torsten auf dem Weg zum Auto und zu Start mache, steht es 4:1 für Deutschland. Das Briefing fand etwas verzögert in der Halbzeitpause statt. Im Wesentlichen hat sich nichts geändert – die Strecke ist mit Pfeilen auf dem Boden markiert, zudem gibt es wieder die reflektierenden Pfeile an allen Abzweigungen. Zur Kontrolle wie üblich Flatterband nach der Abzweigung: rot für rechts und gelb für links – für den Anteil in totaler Dunkelheit zusätzlich mit entsprechenden Beleuchtungen in rot oder gelb. Da kann ja nichts schiefgehen. Außerdem habe ich ja mittlerweile eine gewisse Streckenkenntnis, auch die ist hilfreich bei der Orientierung und Einteilung der Kräfte.

Torsten macht sich auf die Reise zum Treffpunkt in Eggingen bei Kilometer 11,5 – ich habe noch eine Viertelstunde bis zum Start. Die Nervosität und die Zweifel steigen weiter und weiter. Ich habe gewisse Zweifel an mir, wie gesagt das Training war alles andere als gründlich. Aber egal: Endlich fällt um 23:00h der Startschuss und ich laufe los. 1:0 gegen den inneren Schweinehund. Wie immer gibt es ein herrliches Feuerwerk über dem Stadion – Schade das man dazu immer den Hals verdrehen muss – aber wir sind ja nicht zum Feuerwerk-Schauen sondern zum Laufen da – also Blick auf die Strecke und sehen dass man einen Rhythmus findet. Ich habe mal wieder etwas ehrgeizig geplant mit 6 min/km – da es noch immer keine GPS oder tracking-fähigen Pulsuhren mit einer ausreichenden Laufzeit für 100km gibt (es sei denn man läuft sie ausreichend schnell) habe ich noch immer meinen Pulsmesser von Polar – Streckenmessung ist ja alle 5km angeschrieben. Entlang der Straßen feiern noch einige Leute das Fußballspiel – das Feld sortiert sich langsam. Die Staffelläufer sind natürlich deutlich schneller unterwegs – klar wenn man nur 30km vor sich hat, dann kann man es natürlich ganz anders laufen lassen. Einige Zeit laufe ich gemeinsam mit einem anderen Läufer – wir unterhalten uns ganz nett und mahnen uns auf die Geschwindigkeit zu achten – viel zu schnell passiert es, dass man sich irgendwo ranhängt oder einfach zu schnell wird – Ultramarathons sind sehr viel Kopfsache und das fängt bei der Kräfteeinteilung an.

Es folgt ein sehr ruhiges Stück – es geht parallel zur Staatstraße und dann über den den höchsten Punkt der Strecke hinweg – es geht eine gefühlte Ewigkeit nur bergauf – ich zwinge mich langsam zu machen, denn ich weiß, dass dieser Anstieg ein dickes Ende hat. Entlang der Strecke auf den Berg findet sich zum ersten Mal eine angekündigte Neuerung des Veranstalters – am Rand der Strecke stehen verschiedenfarbige, beleuchtete Kegel. Gefällt mir richtig gut – die blauen und roten gefallen mir mit am Besten. Die Gelben sind eine gute Orientierung, bei den weißen bin ich mir nicht schlüssig – für mich haben sie eher den Charme einer Straßenlaterne, während die anderen doch irgendwie für Stimmung sorgen. So zumindest mein Gefühl. Mit dem Ende der Lichterkette liegt auch endlich der steile Anstieg hinter mir. Es geht zum ersten Mal durch den Wald, richtig angenehm wenn die Steigung nachlässt. Nach einer kurzen Erholungsphase geht das Spiel dann in die Gegenrichtung wieder los – in Richtung Eggingen geht es reichlich bergab und man muss auf dem Schotteruntergrund etwas aufpassen. Dieses Streckenstück gefällt mir jedes Jahr wieder warum genau weiß ich nicht. Vielleicht liegt es auch an dem „Motivationsschild“  das kurz vor Eggingen unter der Hochspannungstrasse steht: 10km geschafft.

In Eggingen ist die erste Versorgungsstelle – ich greife zum Bananenstück und Iso, zudem wird die Flasche gefüllt. Auf dem Weg aus dem Ort raus wartet schon Torsten – ab sofort habe ich einen Begleitradler für alle Fälle. Es geht über einen der holprigsten Streckenabschnitte weiter – teilweise sind nur die Treckerspuren ausgewalzt und die dann noch voller Geröll – in der Dunkelheit absolut tükisch – also Augen auf. Als hilfreich erweist sich die Fahrradlampe: Fährt Torsten hinter mir so leuchtet er die Strecke vor mir fast optimal aus – Gefahrenstellen sind so rechtzeitig erkennbar. Das Gefälle macht sich aber dennoch bemerkbar – ich bin dankbar als es mal wieder etwas flacher wird. Ein wenig später geht es ja sogar schon wieder leicht bergauf – aber alles im grünen Bereich. Noch sind erstaunlich viele Läufer zusammen auch wenn die Anzahl Überholvorgänge deutlich nachgelassen hat. Es geht durch die Felder und ehe ich es mich versehe steht da schon wieder ein Schild: 15km. So früh hätte ich mit dem nicht gerechnet – aber meine Uhr gibt mir recht. Zumindest der Teil der noch funktioniert – nachdem ich im Training schon gelegentliche Aussetzer  des Brustgurts hatte, hat er sich nun vollständig verabschiedet. Ärgerlich aber nicht zu ändern – wie schon beim MLP-Marathon – da hatte ich ihn schon abgeschrieben und wunderte mich im Training dann über die tadellose Funktion – muss ich mich nunmehr beim Puls und der Belastung auf mein Gefühl verlassen.

Es geht weiter durch die Felder, in der Entfernung ist schon Erbach zu erahnen. Kurz vor Erbach gibt es eine Abzweigung die ich schon vom letzten Jahr her kenne – zwei Läufer vor mir biegen prompt natürlich links ab – die Strecke geht aber rechts weiter – ein kurzer Ruf und die beiden erkennen ihren Fehler. An dieser Kurve hätte ich die Kegel recht praktisch gefunden – so zwei oder drei zum Andeuten der Kurve und schon gibts keine Missverständnisse. In Erbach geht es erst mal hoch ans Schloss – ich entsinne mich dunkel, dass im ersten Jahr dort eine Versorgungs- und Wechselstation war – die ist mittlerweile in den Ort hinunter verlegt. Der Anstieg ist richtig knackig – sogar Torsten muss sich auf dem Fahrrad reichlich anstrengen. Vor dem Schloss steht die Feuerwehr, macht Licht und sorgt für die richtige Richtung. Das Feuerwehrfahrzeug markiert somit wirksam das Ziel „da oben musst du hin!“. Danach geht es gemütlich abwärts nach Erbach rein, mit einigen kleinen Schwenkern geht es unter der Bahnlinie durch in Richtung Stadtion. Das umrundet man erst mal bis zum Eingang, dann gibts noch ne Stadionrunde obendrauf. Auf selbiger wird man unfreiwillig geduscht – auch ich mache Bekanntschaft mit dem Rasensprenger. In Bamberg oder auch sonst bei warmen Läufen mag ich so eine Erfrischung ja, aber in diesem Fall finde ich sie einfach nur ekelhaft – es ist zwar nicht kalt aber auch nicht so warm als das ich diese Dusche unbedingt gebraucht hätte. Immerhin gibts hinterher gleich die Entschädigung: Kilometer 20 ist erreicht und es gibt ordentlich Verpflegung – allerdings kann ich mich für den Kuchen nicht so recht begeistern – daher erst mal Banane und Müsli-Riegel und wieder ISO zum Runterspülen. Außerdem entledige ich mich endlich eines Steinchens, das auf der Schotterpiste irgendwie den Weg in den Schuh gefunden hatte.

Nach der kurzen Pause geht es auch schon wieder weiter – raus aus Erbach und ran an die Donau. Mehrere Kilometer lang zieht sich der Weg entlang des Damms. Schön zu erkennen die lange Kette aus Kopflampen und Rücklichtern der Radbegleiter. Ich merke ein wenig, dass ich wohl doch etwas mehr hätte essen sollen beim letzten Stopp. Daher bekommt mein Marktender-Radler die Ansage: „Bei Kilometer 25“ bitte die Gummibärchen bereit halten. Was mir völlig entfallen war: Bei Kilometer 25 gibt es sogar eine offizielle Versorgungsstation – inklusive Gummibärchen. Das muntert doch ganz erheblich auf.

Nun geht es auf die berühmte Allgäu-Kehre zu – nach Donaustetten geht es über die Schnellstraße und dann links ab in Richtung Recycling-Hof – ich frage mich jedesmal wie man wohl „gebrauchte Läufer“ recyclet – wahrscheinlich müssten die in die Kategorie „Sondermüll“ eingestuft werden. Die Strecke führt denn aber doch ganz gemütlich weiter durch den Wald – mittlerweile sind die Abstände zu den anderen Läufern deutlich größer geworden. Es ist nur noch das Knirschen der Fahrradreifen und der Laufschuhe zu vernehmen. Herrlich, diese Ruhe. Das Tempo ist auch weiterhin ok, wenn ich auch mein Ziel mit 6 min/km schon mal abschreiben kann. Nach dem aktuellen Blick auf die Uhr bin ich da etwas hintendran – etwas mehr brauche ich bereits jetzt, aber man wird ja bekanntlich auch gegen Ende etwas langsamer. Ist mir aber auch egal – ankommen ist bei einem Ultra immer noch das wichtigste Ziel – die Zeit kommt erst an zweiter Stelle – immerhin soll es ja auch noch Freude bereiten.

So geht es denn auch recht bald raus aus dem Wald gen Unterweiler – dort steht schon wieder eine Versorgungstation – wieder heißt es zugreifen bei den Bananen – ich lasse mir eine Spezial-Mischung auffüllen: ein Drittel ISO, ein Drittel Cola und ein Drittel Wasser. Hört sich schauerlich an, schmeckt halbwegs erträglich, enthält aber alles was der Läuferkörper gerade so benötigt: Flüssigkeit zum Schmieren, Zucker zum Antreiben und Elektrolyte für den Rest der Stoffwechselkette.  Die nächste Wasserstation lässt nicht lange auf sich warten – bereits in Unterkirchberg gibt es wieder Wasser und Iso – und für mich natürlich auch wieder Gummibärchen und einen Cracker mit Frischkäse – ganz lecker, wenn er nur nicht so staubig trocken wäre – da hilft nur eines: Kräftig nachspülen.

Vor die nächste Versorgungstation hat man noch eine hohe Hürde im wahrsten Sinne des Wortes gelegt: Es geht nach Oberkirchberg, dem zweiten Ortsteil von Illerkirchberg bzw. dem Ortsteil Buch – beides liegt oben auf dem Kamm vor der Iller – ich kenne diese Steigung nur zu gut – aber das Wissen um das Kilometerschild kurz hinter der Spitzkehre nach dem Ende der Steigung motiviert mich – viele Läufer schalten hier bereits in den Modus „Gehen“ zurück – ich selbst kann noch ganz gut die Steigung hochjoggen, wenn auch in kleinen Schritten. An der Versorgung gibts dann Schokolade und Nüsse, dazu wieder die Flasche auffüllen – nach der Steigung habe ich die regelrecht leergelutscht. 35km liegen hinter mir – mehr als ein Drittel ist also geschafft – nur noch 2 Drittel zu bezwingen.

So geht es dann auf dem Bergrücken weiter – ich erinner mich daran, dass ich letztes Jahr auf dieser Strecke gefroren habe wie ein Schneider – daher befragen wir mal wieder Torstens Fahrradthermometer – diesmal sind es 6-7°C  je nach Wind – also nur unwesentlich wärmer, aber es kommt mir deutlich angenehmer vor. Ehe man es sich versieht ist der Bergrücken auch zu Ende und es geht recht zügig abwärts an die Iller – eigentlich würde ich es gerne mehr laufen lassen aber die Muskeln wollen schon nicht mehr so recht mitmachen bei dem bergab. Ich muss das wohl noch häufiger trainieren, die Oberschenkel melden sich da ganz deutlich mit Trainingsbedarf.

Die Strecke entlang der Iller ist immer sehr schön – leicht geschwungen, zwar nur geschottert aber angenehm eben zum Laufen. Auch hier ist wieder ein Stück Teststrecke für die beleuchteteten Kegel – im Abstand von rund 100m stehen diese am Wegesrand und verbreiten eine tolle Stimmung. Neben mir gluckert die Iller und ganz selten ist auf der anderen Uferseite ein Fahrzeug auf der Schnellstraße zu hören. Kurz vor Wiblingen geht es ans Kloster, kurz vorher im Wald steht ein weiteres wichtiges Schild: 40km sind gemeistert.

Das Kloster habe ich in guter Erinnerung von allen bisher durchgeführten Laufnächten um Ulm. Zwar muss man vor dem Klosterhof noch eine kleine Steigung bezwingen, aber die Entlohnung ist der herrliche Blick auf den Innenhof zusammen mit der Versorgungsstelle – wieder Cola, ISO, Banane und Schokolade bevor es weiter geht. Eigentlich wollte ich mir ja auch noch wieder Gummibärchen in die Backen stecken, aber das fällt mir erst ein, als ich schon fast wieder an der Iller bin – der Kurs durch den Wald dort ist reichlich dunkel – dank Streckenkenntnis weiß ich wo ich aufpassen muss und wo es hingeht. Ein Wanderer-Paar flucht recht leidenschaftlich, sie haben sich an einem der Zäune orientiert und sind an der Weggabelung erst mal weiter entlang des Zaunes gelaufen – eigentlich nur ein Umweg von wenigen Metern – aber zusätzlich lauert da noch die Falle in Form einer richtig großen Pfütze. Die Stelle nimmt man nur einmal mit, ich entsinne mich, dass ich beim ersten Mal auch fast in den Morrast getappt wäre. Gerade auf dieser kurvigen und teilweise etwas unübersichtlichen Strecke hätte ich mir die beleuchteten Kegel recht gut vorstellen können. Diese gibt es aber erst wieder an der Iller auf der Geraden.

Ungefähr auf halber Strecke Richtung Ulm wechseln wir die Illerseite – kurz danach erscheint schon das Kilometerschild 45 – der erste Marathon für diese Laufnacht ist also bezwungen – nur noch ca. 1,5 Marathons – das sollte doch auch noch zu machen sein. Es läuft recht gut bisher – kurz nach dem Motivationsschild lasse ich mir nochmal die Gummibärchenbox reichen – Kalorien für bis nach Ulm aufnehmen. Es geht weiter immer entlang der Iller, bis sie sich mit der Donau vereinigt. Kurz darauf tauchen die ersten Häuser von Ulm auf – rechts des Weges liegt das Freibad und kurz danach geht es über die Donau. Bei der ersten Laufnacht ging es noch über die Straßenbrücke hoch ans Roxi – dort war man dann aber schon bei 50km angelangt.  Seit 2010 ist der 50km-Marker im Donaustadion – das zieht sich noch eine ganze Ecke hin bis man dort ist. Lustig bis nervig sind die gut angeheiterten Nachtschwärmer am Donauufer – einige haben da wohl echt tief ins Glas geschaut. Mir kommt ein Motto in den Sinn: „Lieber Koma-Laufen denn Koma-Saufen“. Es geht weiter entlang der Donau – wie bematscht man nach fast 50km Laufen ist, merke ich an den Schriftzügen entlang der Donau – ich kann mich nicht mehr so recht drauf konzentrieren – lesen und kombinieren der mehrere Meter langen Texte: Nicht mehr möglich. Endlich geht es den Damm hoch und weiter in Richtung Donaustadion. Die Uhr an der Mesststelle zeigt 5:13h als ich darauf zu laufe – es gelingt mir noch vor dem Umsprung auf 5:14h durch den Torbogen zu laufen. Ich liege also doch noch recht passabel in der Zeit.

Da ich aus den Erfahrungen beim letzten Mal gelernt habe, mache ich die Pause in Ulm nur so kurz als möglich – nach spätestens 5 Minuten geht es weiter. Bis dahin gibt es Kuchen, Banane, Brühe und wieder die Mischung für die Flasche – diesmal allerdings mit 2 Teilen Wasser und jeweils ein Teil Cola bzw. ISO.  Zudem lasse ich mir aus dem Spezial-Beutel von Torsten 2 Eukalyptus-Bonbons reichen – eines rechts, eines links in die Backentasche und schon gehts weiter. Der gefürchtete Krampf und Belastungsschock bleibt diesmal aus – ich werte somit die Methode mit den Bonbons als recht gut tauglich. Einziger Nachteil: Man muss recht viel dazu trinken um sie zu lutschen. Aber auch das muss ja kein Fehler sein, zumindest muss ich nicht gleich in die Büsche, daher ist der Flüssigkeitsbedarf wohl doch auch irgendwo gerechtfertigt.

Nach einer Umrundung des Stadions geht es über die Brücke wieder auf die bayrische Seite der Donau und den Pfad entlang der Donau weiter. Eine recht monotone Strecke, die immer schlecht geschottert ist – sehr grob und man muss aufpassen sich nicht den Fuß zu vertreten. Am Stauwehr gibt es nochmal ein kleines Gefälle den Damm runter – das geht aber höllisch in die Oberschenkel – gut dass es danach erst mal flach an der Donau entlang weiter geht bis Thalfingen. Es wird hell und die Vögel singen in den Bäumen und Büschen rund herum – sehr motivierend. Ich schalte die Kopflampe aus, in Thalfingen wird sie dann in der Radtasche verstaut. Kurz vor der Brücke nach Thalfingen steht ein weiteres Schild: 55km geschafft – die Halbzeit liegt deutlich hinter mir.

Nach der Wasserstelle (es gibt tatsächlich nur die Auswahl Wasser oder Wasser) folgt die Schlachtergerade entlang der Donau – rund 2km geht es schnurgerade entlang der Donau – weit und breit keine Abwechslung in Sicht – nicht mal ein Kilometerschild. Immerhin einige Läufer und Wanderer voraus – da kann man sich langsam „ransaugen“ – bis ans Ende der Geraden habe ich dann doch einige eingeholt bzw. überholt.

Nach dem Linkschwenk von der Donau weg geht es raus aus dem Wald – oben auf dem Berg ist das nächste Ziel zu erkennen – Kloster Oberelchingen. Wie üblich schweift mein Blick allerdings nach Osten – der Zeitanzeiger Modell Sonne zeigt sich diesmal noch nicht auf den ersten Blick – erst kurz vor Unterelchingen bzw. dem Bahnübergang sehe ich den glutroten Ball über dem Horizont. Gleich hinter dem Bahnübergang steht auch schon das nächste Motivationsschild – 60km – noch etwas weniger als ein Marathon und ich fühle mich noch recht gut.

Nun folgt eine der härstesten Steigungen auf der gesamten Strecke, direkt nach der Wasserstelle in Unterelchingen geht es „elchmäßig“ nach oben – die sogenannte Napoleon-Rampe – erst die steile Straße und zum krönenden Abschluss noch in Serpentinen durch den Spielplatz bis man am Acker entlang in Richtung Kloster läuft. Der östlichste Punkt der Strecke ist somit durchlaufen, jetzt geht es immer nur noch auf Blaustein zu. Von ein paar kleinen Schlenkern mal abgesehen. Entgegen der bisherigen Streckenführung geht es in diesem Jahr nicht über den Friedhof des Klosters sondern um das Kloster herum durch den Reitplatz. An der Versorgungsstelle mache ich den Versuch Kuchen zu essen und verschlucke mich dabei ganz ordentlich. Ein satter Hustenanfall bei dem alle Muskeln den Aufstand proben ist die Folge. Aber: Immer mit der Ruhe – Magnesium einwerfen und gleich noch Traubenzucker hinterher, danach dann Wurst und Gummibärchen.

Infolge dessen laufe ich etwas langsamer – es geht leicht bergan dem Panorama-Weg folgend wieder gen Thalfingen zu (diesmal das Nordende). Im Wald kurz vor Kilometer 65 schlage ich mich in die Büche – das ISO-Getränk hat ja schon die ganze Zeit den Magen-Darm-Trakt gut durchgerüttelt, aber es wirkt halt auch abführend…. Deutlich erleichtert komme ich wieder aus dem Wald auf die Strecke zurück. Die führt denn auch recht bald zügig abwärts in den Taleinschnitt bei Thalfingen. Die Feuerwehr hat dort eine Wasserstelle aufgebaut. Die Steigung danach ist an und für sich recht flach, dennoch gehe ich sie und knabbere dabei Nüsse mit Salz. Richtig fit bin ich nicht mehr aber ich kenne die Strecke auch in schlechterem Zustand. Sie zieht sich nun immer mehr durch die Felder, Schatten ist rar, aber noch sind die Temperaturen erträglich – ich laufe immer noch mit Jacke aber teilweise schon mit Sonnenbrille.

Nach der Steigung geht es mit einigen Kurven weiter, erst unter der B19 durch, samt Neubaustelle der Autobahnquerung – wieder durch den Wald immer in Hörweite der Autobahn und fast parallel zu dieser. Auf einer kleinen Anhöhe gibt es bei Kilometer 70 eine  kleine inoffizielle Getränkestelle mit Wasser, Cola und alkoholfreiem Weizen. Ich gönne mir den bayrischen Iso-Drink und laufe weiter – Torsten hat einige Meter vor der Getränkestelle schon angekündigt etwas gegen seinen Hunger zu unternehmen. Da die Strecke ja markiert ist laufe ich derweil in meinem Trott weiter – teilweise gehend aber doch auch immer wieder joggend – die Energie kommt ganz langsam zurück, aber noch fehlt so der rechte Antrieb. Noch dazu überholt mich der Läufer vom Beginn der Strecke – er hat noch Reserven und zieht nunmehr recht locker an mir vorbei. Aber das ist mir dann auch leidlich egal, auch wenn der Frust natürlich tief sitzt.

Nach dem Wald geht es dieses Jahr nicht über die Autobahn sondern wie schon 2009 entlang der Bahntrasse weiter. Vergleichsweise eben – im Gegensatz zu 2009 geht es aber nicht direkt in Jungingen über die Bahn sondern es folgt ein Rüssel der nochmal 2 Brücken weiter führt. Auf der anderen Seite geht es dann wieder zurück bis Jungingen -natürlich auch dort nochmal den Brückenkopf hoch bevor es wieder auf die vertraute Trasse in Richtung Kilometer 75 geht. Dort ist eine der nettesten Verpflegungsstellen – in einer Scheuer bzw. davor wird alles geboten was das Läuferherz begehrt, freundliches Personal, dezente Musik – das motiviert echt. Ich schlage zu bei Kartoffeln mit Salz, Brühe und Cola. Dazu eine Ladung Magnesium und wieder Schokolade.

Das Wiederanlaufen fällt mir fast schon schwer – einige andere Läufer haben das gleiche Problem, auch der Kamerad vom Beginn der Strecke müht sich ab – kommt aber deutlich besser wieder in Fahrt und läuft davon. Auf der offenen Strecke kann ich ihn recht gut verfolgen, zumindest mit den Augen. Einen anderen Läufer motiviere ich: Wir wollen diese Strecke hinter uns bringen und es ist nicht mehr weit – Hand drauf und weiter gehts. Ich kann langsam auch wieder Fahrt aufnehmen – zumindest so lange es eben ist oder bergab geht. Die Steigungen gehe ich mit strammen Schritt nach oben. Es folgt eine bunte Mischung auf und ab durch das Industriegebiet – die Zentrale der Drogeriemarktkette mit ihrem markanten Turm immer im Blick – den Turm umrundet die Strecke zu rund 80% in einem weiten Bogen.

Es geht wieder nach Ulm hinein, genauer gesagt an die Wilhelmsburg – erst mal ordentlich bergab und dann entlang des Burggrabens, bevor man bei Kilometer 80 in ihn abtaucht zur Versorgungsstelle. Dort nochmal kräftig Cola, Magnesium und Kuchen einschaufeln, bevor es entlang des Burggrabens weiter geht. 2009 hieß es an dieser Stelle erst mal noch den Wehrgang ein gutes Stück hinunter bis zur Brücke und auf der anderen Seite gleich wieder hoch. Insgesamt ist das Profil ab jetzt sehr wellig – immer wieder Anstiege und Gefälle im Wechsel – ganz gelegentlich auch mal halbwegs eben. Ich jogge was möglich ist, die meisten Steigungen ist jedoch Gehen effektiver. Ich merke aber, dass ich im Vergleich zu den Vorjahren deutlich mehr joggen kann – zumindest kommt es mir mal so vor. Mit der Überquerung der B10 erreichen wir den Ortsteil Lehr – leer fühle ich mich auch irgendwie. Zum ersten Mal wird mir derart warm, dass ich am Ende der Steigung meinem Radbegleiter die Jacke zum Wegpacken in die Hand drücke. Nach einer kurzen Schleife geht es rein in den Ort, vorbei an der Feuerwehr – dort gibt es nochmal Wasser und etwas zu essen – ich greife zu, auch wieder beim Magnesium.

Kurz nach Lehr und kurz vor der bekannten „Mördersenke“  steht denn auch schon wieder ein Schild: 85km liegen hinter mir – ich fühle mich wieder erstaunlich fit – das müssen wohl die Endorphine im Zusammenhang mit den mittlerweile zugeführten Kalorien sein. Der Truppenübungsplatz zieht sich dafür wie Kaugummi, die unbemannte Wassersation habe ich nich nötig, es ist mehr als genügend Getränk in der Flasche. Vom angekündigten Tag der offenen Tür an den Kasernen und dem Übungsplatz bekomme ich rein gar nichts mit – das Gelände wirkt total verlassen und hat doch einige Wellen im Profil. Zudem macht mir der grobe Schotter doch reichlich zu schaffen – dass ich mir wohl ordentlich Blasen gelaufen habe, merke ich ja schon seit Kilometer 70 aber jetzt wird es langsam richtig schmerzhaft – teilweise beim Gehen mehr als beim Joggen. Aber Aufgeben ist jetzt keine Alternative mehr – noch 15km bis ins Ziel, da lasse ich mich nicht mehr lumpen.

Endlich hat der Truppenübungsplatz ein Ende, wenn auch eines mit sehr starkem Gefälle – es geht ins Tal hinab und dann immer dem Tal entlang – endlich wieder etwas Schatten. Die Freud währt nur kurz, denn es geht auch recht bald wieder raus aus dem Tal. Nächster Zwischenstopp: Mähringen – Versorgung inklusive Massage-Angebot – das lasse ich aus Zeitgründen aber aus – der Blick auf die Uhr sagt mir: Es könnte hinhauen mit dem Einstellen des Rekords von 2009 – also unter 11:38h – es sieht soweit machbar aus, kurzzeitig überlege ich auch ob es machbar wäre unter 11:30h zu bleiben. Die nächsten Kilometer durch die Felder gebe ich langsam etwas mehr Gas. Die letzte Versorgungstation liegt bei Kilometer 94 in Bollingen am Sportplatz. Ich kippe nun reichlich Cola in mich hinein. An der Verpflegungsstation wird nochmal aufgefüllt, aber nicht mehr groß gestoppt – die Uhr sagt immer noch: Das könnte hinhauen. Die letzten Kilometer waren ja aber auch vergleichsweise flach und nur wenige Gehpausen die Steigungen hoch waren nötig.

Nun geht es erst mal oberhalb des Kiesentals weiter bis an den Einstieg in selbiges – ein holpriger Graspfad der nochmal volle Konzentration fordert. Ebenso der Einstieg in das Tal, durch die Heidelandschaft führt ein doch stark abschüssiger Schotterweg – ich wünschte ich hätte die Kraft es laufen zu lassen, aber das geht einfach nicht, also geht es in kleinen Jogging-Schritten auf den Talgrund. Zwischendrin ein weiteres Schild: 95km.

Es folgt eine 180° Kehre und der letzte nennenswerte Anstieg auf der Strecke – auch wenn es an und für sich nur wenige Höhenmeter sind, nach mehr als 95km kommt einem der Anstieg um so heftiger vor. Danach gehts immerhin schön bergab – die Versorgung auf der Kuppe lasse ich zugunsten der Zeit einfach aus. Auf dem vergleichsweise harmlosen Gefälle steht ein weiteres Schild: 96km geschafft – noch vier sind zu bewältigen. Ich halte weiterhin meine Geschwindigkeit, wische Zweifel beiseite ob ich das auch noch die 4km durchhalte – es muss jetzt einfach. Auch die Blasen an den Füßen ignoriere ich einfach. Es gibt nur noch eines und das ist das Ziel, darauf fokusiert sich  nun alles.

Kurz vor dem Parkplatz am Kiesental steht ein weiteres Schild – 97km geschafft – nur noch drei. Ich projiziere das auf  meine Hausstrecke in Mannheim – ungefähr Höhe Fernmeldeturm bin ich nun – nicht mehr weit bis zur Innenstadt und meinen Eltern – die Strecke bin ich so oft gelaufen und die Kilometrierung kenne ich auswendig. Das gibt nochmal einen Schub. Da kann auch der kleine Anstieg oberhalb der Straße nicht mehr schocken – den jogge ich nun auch einfach hoch – ob es eine gute Idee ist? Egal es ist nicht mehr weit und die 2,5km gehen doch immer irgendwie. Rüber über die Straße vorbei an der herrlich duftenden Forellen-Zucht mit ihrem Räucherofen. Der Pfad ist recht schmal ein Läufer vor mir macht mir dennoch Platz und ich kann ihn überholen. Torsten reiht sich hinter ihm ein. Kurz bevor man Blaustein erreicht steht am Pfad nochmal ein Schild: noch zwei Kilometer – aus Erfahrung weiß ich: nur noch ganz wenige Steigungen folgen. Es geht über die Hauptverkehrsader von Blaustein, entlang dem Gehweg und dann runter an die Blau, vorletzte Steigung die Brücke über die Blau.

Die schöne Landschaft und die Gärten um mich herum nehme ich zwar noch wahr, aber das Augenmerk liegt nun voll und ganz auf der Strecke – ich überhole noch einen Läufer – jetzt nur den Pace halten – noch ca. 1,5km bis ins Ziel. Das Schild „99km“ lässt nicht lange auf sich warten. Noch ein Kilometer – der Stallgeruch ist ganz deutlich wahrzunehmen bzw. zu hören: Die Stadionansage hört man auch schon den Kilometer vorher. Rechts um, weg von der Blau über den Feldweg in Richtung Parkplatz – ich sehe mein Auto und kurz davor geht es schon wieder nach rechts in Richtung Stadion. Der letzte Anstieg rauf auf die Tartanbahn. Auf dem Weg dorthin motiviert mich noch ein Läufer mit einem Klapps auf den Rücken das gibt richtig Schub. Noch sind es knappe 500m. Nach dem Eintritt auf die Ehrenrunde durchs Statdion sind es noch 300m, ich mobilisiere nochmal alles was in meinen Beinen steckt. Die Zeitanzeige im Ziel verkündet: 11:32 als ich sie einsehen kann – ich will es nicht 11:33 werden lassen, also nochmal wie im Winter so oft auf der Hallenbahn geübt: Endspurt, wenn auch hier über 100m anstelle der 50 – aber darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Ich scheuche einige Passanten von der Bahn die hinter dem Ziel ganz klassisch die Strecke blockieren – man kann doch nicht einfach so abbremsen wenn man 100km gelaufen ist … da muss man schon noch ein paar Schritte tun bis man wieder steht. Geschafft! Und schneller als 2009 und 2011. Das entschädigt.

Ich gehe ganz langsam in den Versorgungsbereich – Torsten reicht mir wie angefordert Traubenzucker und Magnesium – aus der Erfahrung heraus, dass mir das recht gut hilft und mir dann nicht so kalt wird nach dem Lauf. Zudem jede Menge Getränke unterschiedlichster Art. Torsten kümmert sich um die weitere Verpflegung, aber feste Nahrung will so kurz nach dem Lauf noch nicht. Ich habe das Gefühl sie fast nicht runter zu bekommen. Ganz vorsichtig ziehe ich die Schuhe aus und inspiziere die „Schäden am Laufwerk“ – zwei ordentliche Blasen unterhalb des Sprunggelenks, eine große am rechten Zehen und diverse kleinere an der Unterseite rechts. Die Entlastung durch das Entfernen der Schuhe tut schon mal sehr gut. Ich höre mir die Siegerehrung an während ich fleißig Getränke ich mich hinein kippe und auch langsam wieder feste Nahrung zu mir nehme.

Torsten holt derweil die T-Shirts (diesmal einheitliche für Läufer und Begleitradler – was ich eigentlich schade finde) aus dem Auto um sie bedrucken zu lassen. Wie sich zeigt ist die Bügelpresse leider defekt – so lassen wir uns nur die Folienbeschriftung geben – zum Aufbügeln habe ich eine Möglichkeit bei Martin in der Bügelpresse.

Ich stelle dabei fest, dass ich noch keine Medallie erhalten habe. Im Ziel erfahre ich dann, dass die Medallien es nicht pünktlich ins Ziel geschafft haben – sie werden nachgeschickt. Aber meine Freude kann das auch nicht mehr trüben. Eigentlich erwarte ich noch eine Siegerehrung nach Altersklassen, aber diese entfällt dieses Jahr. Zwischenzeitlich helfe ich noch einem Läufer aus, im ist etwas schwindlig – also kurzerhand eine Kiste unter die Beine und in den Schatten. Zudem eine Portion Magnesium und Traubenzucker und schon wird es wieder besser. Ich weiß doch selbst wie man sich nach den 100km fühlen kann. Mir geht es erstaunlich gut und so steige ich vorsichtig wieder in die Schuhe und die Socken und mache mich auf den Weg zum Auto. Dort ziehe ich mich erstmal wieder vernünftig an – anstelle einer Unterhose gibt es aber eine Radlerhose, die scheuert nicht so sehr an den wundgeriebenen Oberschenkeln und hat weniger störende Nähte. Die typischen Läufer-Weh-Wehchen zeigen sich so langsam – Scheuerstellen an  diversen Ecken, aber nichts dramatisches.

Vor der Entspannung im Bad Blau geht es ins Café Blau, das ins Altersheim integriert ist – dort gibt es ein vernünftiges Mittagessen – Germknödel mit Vanillesauce – viele einfach Kohlenhydrate – genau das Richtige nach dem Lauf. Im Bad Blau lasse ich den Tag dann ausklingen, bzw. hole den Schlaf der durchlaufenen Nacht nach. Es ist mir diesmal nicht so fürchterlich kalt wie beim letzten Mal – ein deutliches Zeichen, dass ich die Ernährung besser im Griff hatte. Nach einer kurzen Ruhephase muss ich aber doch nochmal mit Traubenzucker und Magnesium sowie einer heißen Dusche nachhelfen. Zudem nehme ich nun wieder die warme Steinbank in Beschlag – ich weiß jetzt warum Katzen Kachelöfen mögen. Gegen halb sechs machen wir uns dann auf den Heimweg – diesmal ohne jeden Stau oder sonstige Probleme.

Am nächsten Morgen ist der Muskelkater erstaunlich gering, auch wenn Treppensteigen noch reichlich schmerzlich ist. Der Blick in die Ergebnisliste freut mich richtig: 11:32:54 und somit schneller als 2009 war ich. Es hat wieder für den ersten Platz in der AK gereicht (diese Jahr zum letzten Mal, nächstes Jahr werden die Bedingungen härter: 8:52h sind die Vorgabe dieses Jahr für die M30), insgesamt bin ich auf Platz 43 gelandet – gerade noch so im vorderen Drittel – insgesamt sind 140 Läufer ins Ziel gekommen über die 100km im Einzel.

Fazit: Anstrengend aber schön! Mal sehen ob ich das nächstes Jahr wieder mache. Ich kann es jedem nur empfehlen der einmal wissen will was der menschliche Körper wirklich in der Lage ist zu leisten. Außerdem ist es für jeden interessant der mal erleben möchte was nach Kilometer 42 noch so kommt. Man muss ja nicht gleich die volle Distanz machen, die 50km sind auch ein guter Anfang.

Ich hoffe, dass im nächsten Jahr auch Helga wieder teilnehmen kann, dieses Jahr musste sie aus gesundheitlichen Gründen pausieren – aber man sollte einen solchen Lauf auch wirklich nur antreten wenn man absolut fit ist. Ich selbst habe mir jedenfalls vorgenommen wieder etwas mehr zu trainieren und auch wieder mehr Langstrecken einzubauen – auch als Kontrast zum täglichen Büro-Alltag mit all dem Stress da der mit dranhängt.

Tiefschläge in kurzer Folge

Was soll aus dieser Woche noch werden – irgendwie habe ich gerade das Gefühl es geht bergab und zwar nicht mit einigen wenigen Prozenten sondern so richtig kräftig. Aber ich nehme mal an, das ist wieder mal so ne Phase wo sich vieles einfach verdichtet und angesammelt hat, was jetzt dann so richtig durchkommt.

Falls sich einige geneigte Leser mal wieder fragen sollten, warum ich sowas hier reinschreibe – das hat eine recht einfache Erklärung: Ich habe jahrelange vieles immer wieder in mich hineingefressen und nach außen hin getan als wäre alles in bester Ordnung. Aber das war es eben nicht – also mache ich mir mittlerweile gewisser Maßen „Luft“. Das geschieht nicht völlig unreflektiert, aber ich habe die Erfahrung gemacht: Aufgeschrieben und veröffentlicht und schon fühlt man sich etwas besser – ob das jemand liest und Anteil nimmt ist erfahrungsgemäß völlig egal, auch wenn ich mich über Feedback natürlich freue.

Angefangen hat es am Montag – nach der kurzen Nacht aufgrund des Public-Viewings war ich sowieso nicht ganz auf der Höhe – richtig fit wäre etwas anderes gewesen. Aber so rödelt man sich halt durch den Tag – Arbeit gibt es genug. Auch wenn mir so recht keine kreativen Ideen kommen wollen, die Hauptarbeit geht doch irgendwie auch ohne große Ideen.
Nach getaner Arbeit noch Einkaufen und dringendst die Bilder für die Dia-Show am Dienstag vorbereiten (das hatte ich der Laufgruppe versprochen, daran halte ich mich dann auch) – so recht in Schwung gekommen bin ich dabei nicht, vielmehr schleppte sich das sehr zäh hin. Immerhin: das große Sortieren hatte ich schon erledigt, einzig das Zusammenstellen fehlte noch. Was erstaunlich aufwändig ist, sind die Titelfolien und Erläuterungen zwischendrin – hätte ich so nicht erwartet aber man lernt ja.
Nebenher wollte ich mich mit mit jemanden aus Freiberg per Chat unterhalten – statt ein paar netten Worten bekomme ich eine ziemlich gesalzene Kritik bezüglich meinem letzten Blogeintrag um die Ohren gehauen – mit der Konsequenz das ich wohl an die Freiberger Ecke erst mal einen Haken dran machen werde und sie wohl die nächsten Wochen und Monate einfach meiden werde (zeitlich bin ich sonundso knapp dran). Innerlich fühle ich mich nach der Aktion einfach komplett „abserviert“ und „fertig“. Die Arbeit an der Dia-Show ist damit nicht weniger geworden – im Gegenteil es schleppt sich noch mehr hin – aber irgendwann mache ich dann doch einen Schlussstrich – es ist mal wieder nach 0:00h geworden. Der Rest muss Just-in-time erfolgen – immerhin habe ich ja die Möglichkeit der Gleitzeitnutzung.

Mit dem Gedanken jetzt mal wieder völliger Single zu sein und dem innerlichen Druck mit der Präsentation fertig zu werden schlafe ich überhaupt nicht gut. Mehrfach bin ich aufgewacht – bleierne Müdigkeit am Morgen ist dann nur noch eine bekannte Folge. Immerhin packe ich es am Morgen dann recht zügig die noch fehlenden Bildbeschreibungen einzuarbeiten. Lehre: Früher anfangen und nächstes Mal nicht mehr soweit kommen lassen, dass es just-in-time sein muss.

Auf Arbeit wird der Stress auch nicht gerade weniger, zudem hat sich für heute ein Bewerber um eine Praktikumsstelle angesagt. Eigentlich hatte ich ihn für 14:00h einbestellt – er taucht aber nicht auf. Um 17:00h meldet sich dann die Pforte bei mir, er wäre jetzt doch da … ich bin gerade schon damit beschäftigt meine Sachen fürs Lauftraining zusammen zu packen. Aber dennoch nehme ich mir die halbe Stunde Zeit, wenn er schon mal da ist.

Ich freue mich richtig aufs Training und auch auf den Bilderabend im Anschluss – schon im Training ergibt sich, dass wohl wenige Leute kommen – da ich keinen intensiven Kurzstreckenlauf vor der anstehenden Ulmer Laufnacht brauchen kann, bin ich nach kurzer Zeit dann doch wieder alleine unterwegs. Ob das so gut ist weiß ich in dem Moment nicht so recht. Da ich auch meinen Pulsmesser daheim vergessen habe, jogge ich völlig ohne Kontrolle wie zu meinen Anfangszeiten – recht bald habe ich aber einen Rhythmus gefunden der mir angehm ist. Nun, nachdem die körperliche Seite eingestellt ist beginnt der Kopf zu arbeiten – diverse Dinge gehen mir durch den Kopf, ich fühle mich selbst teilweise unfähig, teilweise allein gelassen, das ganze Spektrum der Emotionen ist geboten, größtenteils negativ geprägt von eigenen Vorwürfen, Versäumnissen etc. So trotte ich weiter konstant vor mich hin, komme nach Ladenburg, dem Wendepunkt meiner Strecke – zurück geht es auf der anderen Neckarseite – bis an die Ebertbrücke will ich kommen, bis zur Kurpfalzbrücke laufe ich am Ende dann doch – die 1,5km mehr machen es auch nicht mehr fett. Die Stimmung wird langsam besser, eine gewisse innerliche Ruhe kehrt ein. Gut wäre immer noch etwas anderes, aber zumindest das schlimmste Tief habe ich hinter mir gelassen, so kommt es mir zumindest vor.

Am Sportplatz ist schon keiner der wenigen Kollegen mehr anwesend, ich dusche und fahre zum Treffpunkt für den Bilderabend – dort erfahre ich dann: Wir wären nur zu dritt, daher lassen wir es gleich ganz. Frust keimt auf, für was habe ich dann die Nacht- und Frühschicht gemacht? – Egal sei es drum, kann man nix machen. Immerhin komme ich diesmal früher ins Bett.

Nürnberger Stadtlauf – Zurück aus USA, endlich wieder in der Heimat laufen

Es ist für viele Läufer schon eine Tradition, jedes Jahr in Nürnberg dabei zu sein. Auch für mich.

Stadtlauf Nürnberg – willkommen daheim…

Wie so ziemlich jeder Läufer habe ich auch bestimmte Läufe die ich gern jedes Jahr mache. Nun war ich ja 2010 während der Hochsaison für Laufveranstaltungen in Deutschland an meiner Diplomarbeit in den USA zu Gange. Dort ist aber saure Gurken Zeit für die meisten Läufe in meiner Umgebung (mein Budget war etwas begrenzt). Immerhin 1 Marathon war ich ja gelaufen.

Bereits in den Staaten habe ich auf den Anmeldetermin für Nürnberg hingefiebert. Schließlich ist es die Stadt in der meine ganze Laufgeschichte ihren Anfang genommen hat. Zudem ist es immer wieder eine Möglichkeit die Kollegen von damals (auch bekannt als „Helgas Lauffreunde“) einmal wieder zu sehen.Etwas problematisch war es mit dem Training – der Lauf fand knapp anderthalb Wochen nachdem ich aus den Staaten zurück kam statt. Die Zeit nach der Diplomarbeit hatte ich noch genutzt um mir die Staaten anzuschauen, wenn man schon mal über dem Teich ist. Im Urlaub war zwar viel Laufen angesagt, aber halt kein reguläres Lauftraining,
denn in den wüstenähnlichen Nationalparks wie Arches, Grand Canyon oder auch Zion kann man maximal wandern – zum Joggen ist es einfach zu steil. Außerdem hat man ja auch noch eine Foto-Ausrüstung dabei – also eher „Erholungstraining mit Kraftsport-Komponenten“, denn die diversen Anstiege und Kletterpartien hatten es dann doch in sich.

In Deutschland war ich gerade einmal zu zwei sehr moderaten Trainingsläufen gekommen, keiner länger als ein Halbmarathon. Aber ich habe mich auf meine Kondition verlassen, denn eine normale Trainingseinheit bei mir ist meist etwa ein Halbmarathon oder länger. Dass es nicht für eine neue Bestmarke reichen würde, war mir klar, aber so als Fun-Run im Herbst ist die Veranstaltung gut. Continue reading

Marathon in Frederick (USA)

Es hat mich in die USA verschlagen für meine Diplomarbeit. Aber das ist ja das Praktische am Laufen, das kann man überall machen.

Laufklamotten anziehen, Schuhe schnüren und schon kann es losgehen. Oder halt auch nicht, denn die ersten Wochen nach meiner Ankunft lag hier noch hüfthoch der Schnee. Ich habe es versucht aber das war nicht erfreulich. Ich habe es als „Krafttraining“ verbucht.

Wo ich schon mal hier war, wollte ich natürlich auch einen Lauf machen, vorzugsweise Anfang Mai, denn darauf hatte ich trainiert. Am 15. Mai würde der Marathon in Mannheim stattfinden, da hatte ich mich voreilig schon angemeldet. Meine US-Wahl fiel auf Frederick, eine Stadt 80 km nordwestlich von Washington DC. Angemeldet hatte ich mich schnell, auch wenn dank später Anmeldung 75 $ fällig waren. Aber wer weiß, wann ich wieder die Chance bekomme. Natürlich hatte ich gleich in die Königsklasse gegriffen: 42,2 km oder 26,2 Meilen. Sollte doch kein Thema sein, schließlich hatte ich auch die lange Ulmer Laufnacht mit ihren 100km erfolgreich hinter mich gebracht. Mitte März war dann endlich der Schnee weg und ich hatte mich eingelebt, so dass ein regelmäßiges Training möglich war – zweimal die Woche.

Unaufhaltsam kam der Renntag näher. Das wurde mir schlagartig bewusst als eine E-Mail
ankündigte: Noch 18 Tage bis zum Start. Ich hatte mich halbwegs hochgearbeitet und war mittlerweile bei meinem regulären Trainingsumfang – zweimal pro Woche zwischen 20 und 30km, teilweise nach Laune auch ein wenig mehr. Konnte ja nichts schief gehen. Trotzdem habe ich die Wochen vor dem Lauf noch eine dritte Einheit dazu genommen, meist am Wochenende einen lockeren zusätzlichen Lauf.

Eine Woche vor dem Lauf hatte ich mir den Tagesplan bzw. den Wochenendplan für den Lauf genauer angeschaut und war geschockt: Abholung der Unterlagen am 1. Mai ab Mittag, der Lauf am 2. Mai, Start um 6:30h in der Frühe!

Die Übernachtungsmöglichkeiten waren mir zu teuer bzw. hoffnungslos überbucht. Ich hatte die Wahl: Übernachten im Auto, oder zweimal die 70km fahren und morgens sehr zeitig aus dem Bett. Nach der Abholung der Unterlagen habe ich mich dafür entschieden nach Hause zu fahren und dort zu schlafen – Die bequemere Variante.

Nach der Anfahrt durch die Nacht, Ankunft am Parkplatz, sehr gut organisiert, Einweiser haben dafür gesorgt, dass der Platz effektiv genutzt wird. Kurz umziehen im Dunkeln hinter dem Auto, Pulsmesser anlegen, und dann konnte es losgehen. Immer mehr Läufer waren eingetroffen, auch wenn es noch ne knappe Stunde bis zum Start war. Noch mal Zeit für einen Boxenstop im Dixie-Häuschen.

Pünktlich 6:30h ging es los. Langsam dämmerte der Morgen und es war schon warm. Meine erste Überlegung eine Jacke mitzunehmen hatte schon ich am Auto verworfen. Ich hatte mich optimistischer Weise hinter den Pacemakern für 3:30h eingereiht – vom Training her schien mir das durchaus im Rahmen des Machbaren. Die ersten Kilometer bzw. Meilen (es gab nur Meilenschilder) waren überraschend schnell genommen, es ging durch die Innenstadt von Frederick, immer wieder Leute die den Läufern Beifall spendeten. Es lief alles wunderbar, Puls etwas höher als normal, aber bei der zunehmend schwülen Witterung kein Grund beunruhigt zu sein. Frederick ist leicht hügelig, aber insgesamt kein Problem. Bald ging es auf eine lang gezogene Strecke durch die Landschaft. Ich fühlt mich immer noch gut, auch wenn der Puls mittlerweile deutlich zu hoch war. Ich habe versucht langsamer zu machen, aber irgendwie blieb der Puls oben. Kurz vor der Halbmarathonmarkierung hatten die Organisatoren noch eine kleine Gemeinheit eingebaut: Vor dem Messegelände ging es eine knackige Steigung hoch. Da habe ich zum ersten Mal gemerkt: Irgendwie bin ich deutlich zu schnell unterwegs! Aber die Hälfte war ja gleich geschafft.

Wieder ging es nach Frederick rein, die gleiche Strecke wie zu Beginn, allerdings nur eine kurze Schleife diesmal – mein Körper meldete sich so langsam zu Wort: Mach lieber langsam, sonst wird das nix! Mein Kopf setzte sich dann doch durch, entlang des Kanals war es angenehm kühl.

Jetzt ging es ans Eingemachte, wieder in Richtung Messegelände, auf der gleichen Straße wie vorher, allerdings war mir da noch nicht bewusst wie viel Steigung die hatte und wie lange die sich ziehen kann. Ich dachte auch, dass es danach besser würde mit den Steigungen. Aber es wurde nicht besser! Kurz nach dem Meilenschild 14 hatte ich eine Gehpause machen müssen. Hier noch mal zum Mitlesen: „Ja der Kai, der sonst immer alles durchbeißt, macht beim Marathon eine Gehpause!“ – Dabei habe ich Mark kennen gelernt. Er war bei seinem 1. Marathon und total fertig. Wir haben uns zusammen getan und die Steigung erklommen. Doch welche Enttäuschung! Danach ging es nicht flach weiter, vielmehr ging es in eine Senke, und auf der anderen Seite… natürlich wieder raus. Und die Gewissheit: Die gleiche Strecke geht es nachher auch wieder zurück. Die Steigung haben wir uns gemeinsam hoch gekämpft und uns gegenseitig Mut gemacht.
An Joggen war nicht mehr zu denken, ein Passant hat uns einen Energieriegel gesponsort. Hier noch mal herzlichen Dank an den Spender. Essen war wenig an der Strecke, ich hätte zwischenzeitlich schon eine Banane oder zwei vertragen können. Stattdessen immer wieder nur Isogetränk, und diesmal eine Sorte die mir nicht so gut bekommt.

Die Steigung runter sind wir vorsichtig wieder gejoggt, mittlerweile begleitet von einem dritten Mitläufer. Als es ins nächste Wohngebiet ging und man ahnt es schon – eine weitere Steigung hoch, sind wir wieder ins Gehen gewechselt, mittlerweile kein Grund mehr sich zu schämen, viele andere konnten auch nicht mehr. Mittlerweile hatten wir 35°C und 80% Luftfeuchte. Auch im Wohngebiet ging es dann munter Hügel rauf und Hügel runter. Immer wieder ein paar Strecken die man joggen konnte, aber es war einfach nur noch anstrengend! Umso glücklicher war ich, dass einige Anwohner sich auf Abhilfe spezialisiert hatten: Eine kühle Dusche aus dem Gartenschlauch – wer den Bamberg Lauf kennt, weiß wie gut das tut.

Irgendwann sind wir aus dem Wohngebiet heraus gekommen, kurz nach dem 21 Meilen Schild. Nun hieß es noch die Strecke zurück bis ans Messegelände überstehen. Spaß machte das nicht mehr und auch nicht, dass man nun neben dem Autoverkehr laufen musste. Beim Gehen habe ich dann Mark und meinen anderen Mitläufer verloren, ich war einfach zu zügig im Laufen. Aber warten wollte ich auch nicht mehr. Bergab ging es mit vorsichtigem Joggen und auch einen Teil der Steigung danach konnte ich wieder hochjoggen. Aber bald war ich wieder gehend unterwegs. Mittlerweile noch 3 Meilen und die Sonne brennt auf meinen Kopf.

Die geplante Zielzeit hatte ich mir schon lange aus dem Kopf geschlagen, spätestens seit mich nicht nur die Pacemaker der 3:30er Gruppe sondern schon die mit 3:50 an mir vorbeigezogen sind. Ich beiße mich weiter durch, das muss doch irgendwie zu schaffen sein. Am Straßenrand feuern uns weiter Leute kräftig an. Aber vor dem Zieleinlauf muss ich noch den Extra-Schnörkel am Flughafen entlang hinter mich bringen. Mittlerweile ist es nur noch knapp eine Meile, ich versuche mich noch mal mit Joggen, aber es geht schon wieder bergan und ich lasse es sein. Auf der Kuppe kann man dann den Eingang zum Messegelände sehen. Endlich! Ich mobilisiere alle Kräfte, kämpfe gegen beginnende Wadenkrämpfe und… laufe durchs Ziel. Angetrieben unter anderem von zwei Teamläufern der Klasse 100kg und mehr. Die wollte ich nicht vor mir durchs Ziel gehen sehen.

Ein Blick auf die Uhr: 4:16 Std, sehr weit weg von meinem Ziel, aber geschafft!

Im Zielbereich gibt es die Medaille, richtig schön groß, zudem Wasser zum Trinken – ich bin derart ausgepowert und trinke 1,5 Liter weg. Dann warte ich auf die Kollegen und gratuliere beiden zu ihrem 1. Marathon. Ich hatte 10 Minuten rausgeholt, hätte ich nicht erwartet. Danach geht es in den Verpflegungsbereich, aber ich kann nix essen. Stattdessen lasse ich mir ein paar Bananen, Iso-Getränk (andere Sorte) sowie ein salzige Snacks einpacken. An so Leckereien wie Marshmellows oder Weißbrot will ich nicht denken. Ich mache mich langsam auf den Weg in Richtung Auto um wenigstens meine Schuhe zu tauschen. Am Eingang zum Gelände mache ich kurz Pause und setze mich hin. Darauf hat meine Muskulatur nur gewartet, um sich zu rächen: Ich bekomme knallharte Wadenkrämpfe. Einige Passanten helfen mir beim Strecken und nach einigen Minuten kann ich meinen Weg ans Auto fortsetzen – ist ja nicht weit. Dort ist erst mal Pause angesagt. Ich ziehe die Schuhe aus, trinke Wasser und rufe bei meinen Eltern in Deutschland an. In meinem Gürtel finde ich die beiden Coupons für das Bier. Also gehe ich noch mal ganz langsam zurück aufs Gelände (ich will ja keine weiteren Krämpfe) und dort an die Bierausgabe. Im Vergleich zur Zielverpflegung in Nürnberg (bei der es alkoholfreies Weizen nach dem Motto „all you can drink“ gibt) fällt das hier sehr dürftig aus: Nur 2 Dosen Bier gibt es. Da sie nicht alkoholfrei sind, packe ich sie ein, um sie daheim zu trinken.

Fazit: Für mich mein enttäuschender Start auf internationalem Asphalt. Aber auf alle Fälle eine Erfahrung wert. Ich sehe es nach der Heimfahrt einfach olympisch: Dabei sein und es zu Ende bringen ist alles. Für alle die sich ein Eindruck zusammenstellen wollen, hier mal die Zutaten: Man nehme 2x den Weltkulturerbelauf in Bamberg, um die Steigungen zu simulieren, das Ganze aber nicht bei so angenehmen Temperaturen wie dort üblicherweise, sondern man läuft die ganze Zeit in einer Sauna, in der gerade der Aufguss vollzogen wurde. Das dürfte es näherungsweise treffen. Eine Lehre für mich ist mal wieder: Nicht so schnell anfangen, und vor allem beim nächsten Lauf den Höhenverlauf genauer anschauen! Noch mal passiert mir das nicht, dass ich unvorbereitet auf die Steigungen bin.

Noch habe ich 4 Monate in den Staaten. Mal sehen welche Läufe ich noch mitmachen werde. Ende Mai gibt es hier vor Ort einen Halbmarathon. Ich glaube für den werde ich mich anmelden. Mal sehen was noch kommt. Natürlich darf ich meine Diplomarbeit nicht vernachlässigen. Denn die kommt vor dem Lauftraining.

 

— English Version —

Finally I ended up with doing my diploma thesis in the United States. But the nice thing about running is: You can do it everywhere without any need for a gym or something like that. Just put on the Running Shirt and Shorts, tie your running shoes and off you go. Well if the environment allows you to do so, as in den first weeks after my arrival, there was still snow up to my waist. I tried it once, but it was not enjoyable – I booked it to „strength training“ in my log.

But as I do not know when I will ever have the chance to be in the US again, I decided to take part in at least one run here. Preferred date was at the beginning of May as my training plan was setup for that period already. On may 15th there would be the german Mannheim MArathon, I already had signed up for last year, as I did not think about an internship in the US. Once here, I decided to take part in the Marathon in Frederick, a city located 60 miles northwest of Washington DC.

Signing up was quite easy and done in a few minutes, although I had to pay 75$ for admission, as early bird special phase was already gone. But who knows, when I will ever have the chance to do it again. Of course I decided to take part in the cream of the crop class: 26.2 miles or 42.195 kilometers. That should not pose any problems to me, as I had done successfully the 100K race „lange Ulmer Laufnacht“ in Germany 2009. Mid of March I was ready to commence regular training, as the snow was gone and I had adopted to my area and workplace, so training was scheduled twice a week.

Unpreventable the day of the race came closer. I realized it all of a sudden, when an e-mail annouced: 18 day to the start. I was in quite good shape and my training was back up to my usual levels – twice a week between 12.5 miles (20km) and 18 miles (30km), and if I was in the mood sometimes a bit more. Nevertheless I increased training during the last weeks towards the race, mostly at the weekends with an additional relaxed run.

A week ahead of the race I took a closer look at the weekend schedule for the run. I was shocked: Pickup of the starter package in the afternoon of May 1st, start of the race at 6:30 am on May 2nd! Overnight stands were quite expensive or even overbooked. So I had the choice – sleep in the car – or drive the 50 miles up to Frederick twice and getting up real early.
After pickung ab my package I decided to drive home and get my sleep. For sure this was way more comfortable.

After a drive through the night, I arrived at the parkin lot, well organized, Marshallers were directing the traffic so the place was used to maximum. Quickly switching to running clothes in the dark behind the car, setting up the heart rate monitor, and I was ready to start. More and more runners arrived, although it was almost another hour until the start. Enough time to make a short pit stop at the Dixies.

Precisely 6:30 am the race was started, slowly the dawn was rising and already know it was pretty warm. First thoughts about taking a jacket I had already abandoned when leaving my car. As I was quite optimistic I took position behind the pacemakers for 3:30h – judging by my training times, this seemed to be quite a realistic goal to reach.

The first kilometers (I prefer them as I am more used to them and I had to adopt to the miles sings), respectively miles passed by amazingly quick. The track went trough the inner City of Frederick, and there were always some people along the road cheering at the participants. Everything was ok, my heart rate was a bit higher than expected, but with the high humidity it did not seem to be a reason to be concerned. There are some minor hills in Frederick, but nothing to worry about after all.
Soon the track went out into the countryside. I still felt ok, but the heart rate was way to high by now – I tried to reduce my pace, but it would just not affect the heart rate. Just a a bit ahead of the half marathon mark, the organizers had included a dirty trick. Before going through the fairground there was a nasty hill. This was when I first recognized: You are way to fast, not sure why. But half of the race would be done in almost an instant.

Again, the track lead toward the city center of Frederick, same road as at the beginning, but this time only a short loop. My body was telling my: Slow down a bit now, otherwise you will probably not make it. But the head succeeded and along the canal the climate was like a refreshing breeze.

So now it was crunch-time, back toward the fairgrounds, same road as before, but I this was when I first realized the elevation it climbed and how long it may stretch if you have to run it. I thought, that it would get easier once this obstacle had been passed with less ascending slopes, but it did not. So somewhere after the mile sign for mile 14 I switched to walking. Yes I repeat: Kai (the one who normally knows no pain and always give 110% when running) slows down to walking at a marathon. During the walk I got to know Mark, he did his first marathon and was already drained completely. We set up a team to climb the slope.

But what a pity, the track would not get even after that – even worse, it went down to a dip on one side and straight up the hill on the other side. At the same time it came clear – will have to do that one again on our way to the finish line.
Forcing ourself uphill, we motivated each other. It was even impossible to think of jogging here. Some guy along the road was very kind and handed us a power bar. Thanks again to the unknown sponsor! Eating was not that much as I am used by other races, I would have eaten some bananas in between for sure.
Instead there was only water and iso drinks, a brand thats not well compatible with my stomach.

Going down the hill, we started jogging again carefully. By now a third runner joined our team. As we went into the next residential neighborhood, and up another steep hill, we switched back to walking again. This was no longer a reason to be ashamed, many other runners could not jog too. By that time we had around 95°F (35°C) and a humidity around 80%. Passing through the neighborhood, it was up and down again and again.
There were parts we still could jog, but it was really exhausting. So I was very happy to see some of the residents to take care of the runners by setting up a sprinkler near the road or offering a shower from the water hose – the readers having done „Weltkultuerbelauf Bamberg“ (world cultural heritage run Bamberg) in Germany know about this nice feature during a race. Somehow we got through the neighborhood and finally leaving it behind, somewhere just after passing by mile 21. Now we only needed to survive the distance to the fairgrounds. It was no fun anymore, and additionally we were just using the shoulder of the highway, while traffic moved on right next to you. While walking I lost Mark and the other guy, I was just to fast in walking. But I did not want to wait for them. Downhill I jogged carefully, also a bit up the next hill was possible, but I soon resented to walking again. At this time there were still 3 Miles to go and the sun was burning to my head.

I already set aside my planed time, at least as not only the pacemakers for 3:30 had passed me, but also the group of 3:50 was far ahead. I force my self to keep it going, somehow I just had to make it. At the roadside more and more people were cheering at us. But before you reach the fairgrounds, there is an extra-loop along the airport you have to pass. Only one mile left by now and I try to jog again, but soon there is another small hill and I stop doing it again. Reaching the top I could finally see the entrance of the fairground! I manage to mobilize all the power left to me, fighting cramps trying to rise up in my calves, to cross the finish line. There was an additional motivation, by members of a relay team, that appeared to me to belong to the class of 200 pounds and more, so I just did not want to see them reaching the line before I did.

A glance at the clock: 4:16 – far away from any plans I had, but I made it. Behind the finis line I am handed the medal and lots of water to drink, I have no power left and I am thirsty so I manage to swallow 1,5 liters in a row. I start waiting for the other members of the founded team to congratulate each of them for doing their first marathon. I almost made it 10 minutes ahead of them. I go on to the food and supplies area, but I just can not eat anything, so I grab a doggy bag with some bananas, another brand of Iso drink, and some salted pretzels. I can not even think of marsh mellows and bagels without tendency to puke. So I set of towards the parking lot to remove my shoes from my boiling feet. At the entrance I take a short break, sitting down. This is the moment my muscles just waited for to take revenge – my calves are cramping like hell.
Some guys help me stretching to get relief and after a few minutes I am able to continue my walk towards my car, it s not far at least. There I take a break, remove my shoes, drink some water again and call my parents in Germany to tell them I made it. In my belt I find the coupons for the free beer, so I decide to walk back to the fairgrounds again, slowly to avoid another cramp attack, trying to find the place where the beer is handed out. In comparison to the run in Nürnberg (Germany) it is disappointing (once you finish your race there, you are given free alcohol free „Weizen“/“Weißbier“ for free, on an all you can drink basis) – two tins of local beer thats all. As they contain alcohol, I pack them to drink them at home.

Conclusion: For myself a disappointing start on international concrete. But an experience all on its own. While driving home I tend to see it with olympic eyes: Taking part and finishing it is most important. For all of the readers (most likely in
Germany) here is how to build your own impression. Just take the run in Bamberg twice, and replace the temperatures there by something you will find in a sauna where someone pours water on the oven all the time. That should give you a fair expression on how it feels. Personal consequences for me are: Never start to quick again and of course take a more thorough look at the elevation map before running. It wont happen to me again meeting the hills unprepared again.

By now there are still four month of my internship in the US left. I will see which runs to do next. By the end of May there is a half marathon at my location in College Park. I think I will go for that. Every thing else, I am unsure of by now, as I will still have to finish my thesis and it is not about running training.

Keep on running!