Eigentlich sollte das Wetter heute schon schlechter werden. Aber als wir losziehen ist es noch erträglich. Wir wollen die Chance nutzen, noch einige der Outdoor-Besichtigungen zu machen. Erstes Ziel ist aber der Vieux Port – genauer gesagt eine Seitenstraße: Dort gibt es laut Reiseführer ein leckeres Frühstück. Leider ist der Reiseführer an dieser Stelle nicht mehr aktuell – wir finden zwar die Adresse aber von dem Restaurant keine Spur.
Wir laufen über den Place des Huiles in die Rue Francis Davso. Dort finden wir mehrere Bäckereien und Cafés. Einige davon sind auch im Reiseführer und auf diversen Portalen zu finden. Kurzerhand nehmen wir ein kleines Frühstück ein. Glen flutet dabei den Tisch mit heißer Schokolade, aber alles halb so wild.
Nächstes Ziel ist die Basilika Notre Dame de la Garde – diese trohnt auf einem Felsen über der Stadt. Da wir mit dem Kinderwagen nicht nach oben laufen wollen und das Metroticket ohnehin bezahlt ist, wollen wir mit dem Bus nach oben. Leichter gesagt als getan, denn wir wissen zwar, dass wir die Linie 60 suchen, aber nicht wo diese entlang führt. Kurzer Stop an der Touris-Info, dort erfahren wir dann: Am Hafen ist der Haltepunkt. Diesmal haben wir richtig Glück, wir kommen an die Haltestelle und der Bus fährt ein.
Nun beginnt ein abenteuerliches Gekurve durch die engen Gassen nach oben. Also wer hier Busfahren kann, der kommt überall durch. Der Fahrstil ist rasant bis ruppig – die Hupe selbst für Busfahrer ein wichtiges Hilfsmittel.
Die Basilika bietet vor allem eines: Treppen in Hülle und Fülle. Ich trage tapfer den Kinderwagen die Stufen nach oben – alternatives Training nennt man sowas … Die Basilika ist reich geschmückt mit Mosaiken an fast allen Wänden. Zudem hängen mehrere Schiffsmodelle von der Decke – klar, denn die Kirche galt als Schutzpatronin der Seefahrer und Fischer.
Als wir die Crypta verlassen wollen regnet es wie aus Eimern – jetzt also doch schlechtes Wetter. Wir essen kurzerhand im Restaurant an der Basilika, dieses wird von Nonnen geleitet und gleicht eher einer Kantine. Das Angebot ist bodenständig, die Preise entsprechen dem Umfeld, sind aber nicht überzogen. Unser Nachwuchs ist mal wieder über den Zeitpunkt seines Mittagsschlafs hinaus, dementsprechend quengelig ist er. Noch nicht einmal die Portion Pommes mag ihn irgendwie zu erheitern.
Immerhin: Nach dem Essen ist der Regenguß erst mal durch, und wir nehmen den Bus zurück in die Stadt. Das Brummeln des Fahrzeugs beruhigt Glen soweit, dass er einschläft. Wir fahren bis an die Endstation, vor der Kathedrale la Major. Wir nutzen das gute Wetter aus und wenden uns daher erst der Altstadt, „le Panier“ zu. Durch die engen Gassen geht es recht steil bergauf. Treppen meiden wir soweit es geht, denn mit dem Kinderwagen machen die einfach keine Freude. Auch in Sachen Souveniers werden wir fündig: In einem kleinen Laden gibt es handgemachte Seife, eines der wichtigsten Produkte aus Marseille.
Am Abend suchen wir diesmal nach einer schnellen und kostengünstigen Möglichkeit zum Abendessen. In direkter Nähe zum Hotel finden wir eine Pizzeria, die macht zwar nur Essen zum Mitnehmen, aber die Pizzen sind super. Auf dem Weg dorthin hat es bereits etwas genieselt, als wir die knapp 500m Weg zurück antreten geht ein ziemlich satter Regenguß nieder, wir werden völlig durchnässt. Es hört dann natürlich typisch vor dem Hotel wieder auf mit dem Regen.
Für den Freitag sind weiterhin Regenschauer angekündigt, wir suchen daher nach Sehenswürdigkeiten „im Trockenen“ – erster Stopp ist die Kathedrale „la Major“ die wir am Vortag ausgelassen hatten. Die Kirche ist richtig groß, sie hat näherungsweise die Abmaße des Petersdoms in Rom.
Direkt daneben bzw. unterhalb gibt es ein größeres Einkaufszentrum, das sich teilweise in einem der alten Lagerhäuser am Hafen befindet. Dort finden sich verschiedenste kleiner Läden mit interessanten Produkten, zudem gibt es eine recht umfangreiche Auswahl an Cafés und Bistros. Dort finden wir dann auch etwas zum Mittagessen. Im benachbarten Neubau ist es weniger beschaulich, hierbei handelt es sich um ein ganz traditionelles Einkaufszentrum mit einen Kettenladen neben dem anderen. Immerhin, die große Terrasse zum Hafen hin ist offen zugänglich. Bei wärmerem Wetter könnte man dort sicherlich noch eine ganze Weile schauen was sich im Hafenbecken davor abspielt. Aber mit dem auffrischenden Wind ist es dann doch etwas frisch.
Als letzte Station für den Tag wollen wir uns noch den Park du Pharo anschauen, das bringt uns in den Genuss eines reinen Elektrobusses der uns einmal um den Hafen bringt. Leider ist der Park wegen Sturmwarnung nicht zugänglich. Der dort stattfindende Kongreß hingegen schon – wenn man nicht gerade mit einem Kinderwagen unterwegs ist kann man sich also doch „reinschleichen“ – konsequent und transparent ist etwas anderes. Ein weiterer Malus-Punkt für die Stadt.
Ein Blick in den Reiseführer bietet noch eine Alternative – wir spazieren einfach weiter am Meer entlang bis an die nächste Bucht. Dort befindet sich der kleine Hafen, Vallon des Auffes, direkt neben dem Kriegerdenkmal für die Armee des Orients. Ganz nett anzuschauen, aber der Wind hat tatsächlich noch zugenommen, einige Böen haben beim Lesen der Hinweistafeln den leeren Kinderwagen umgeworfen.
Zum Abendessen ist es noch etwas zu früh, daher fahren wir mit dem Bus und der Tram noch ein Stück Strecke ab, dass wir noch nicht kennen, unter anderem vorbei am Place Castellane mit der Siegessäule und dem imposanten Brunnen.
Nach einem Pit-Stopp am Hotel geht es nochmals in Richtung alter Hafen, wir essen in einem kleinen Burger-Restaurant, le Bon Burger. Sehr empfehlenswert und preislich absolut im Rahmen. Leider ist Glen heute gar nicht so gut auf Essen zu sprechen, Burger sind sonst kein Problem bei ihm. Mit etwas Mühe isst er einen Teil eines Probierburgers. Es bleibt also wieder reichlich etwas für Papa zusätzlich übrig. Gefühlt nehme ich jetzt schon zu, da wir der sportliche Ausgleich fehlt. Da hilft auch das häufige Kinderwagenschieben leider nur sehr wenig.
Womit wir beim Laufen wären – wie ich feststellen musste, habe ich den Marseille-Marathon nur sehr knapp verpasst, der fand am 19. März statt, also zwei Tage bevor wir eingetroffen sind. Schade, dass müssen wir beim nächsten Urlaub etwas besser planen.
Kurzes Resumee der Dinge die wir wohl nächstes Mal anders machen werden: Es ist definitiv ratsam mit Familie eher auf Ferienwohnungen oder Pensionen etwas außerhalb zu setzen, sowohl preislich als auch was die Vereinbarkeit von Urlaub und Familie betrifft: In einer Ferienwohnung kann man eher auch mal einen verregneten Tag drinnen verbringen als im Hotelzimmer. Zudem ist die Selbstversorgung mit Nachwuchs ein echter Vorteil, nicht nur preislich. Man kann sich noch so sehr bemühen und die Restaurants mögen noch so kinderfreundlich sein, man ist doch immer irgendwie ein ungewollter Hingucker.
Nachts erwartet uns dann noch eine unliebsame Überraschung – ein Gast hat sich im Hotel nicht das Rauchverbot gehalten und prompt den Feueralarm in voller Ausführung ausgelöst. So stehen wir um um kurz nach drei Uhr in der Frühe in der Lobby – nachdem wir den Nachwuchs drei Etagen über die Feuertreppe getragen haben. Pikantes Detail: Die Feuerwache ist direkt nebenan – von der Feuertreppe schaut man auf deren Hinterhof. Leider ist der Portier schnell genug gewesen und hat die Weitergabe des Alarms unterbunden. So kommen wir leider nicht in den Genuss eines vollständigen französischen Löschzugs. Etwas betrüblich stimmt mich, dass wir nach mehr als fünf Minuten nur ganze sechs Personen in der Lobby sind. Was wohl im echten Brandfall passiert mag ich mir da gar nicht erst ausmalen.