LGA Indoormarathon Nürnberg 2016

img_2120Es ist November, das Wetter ist absolut nicht lauftauglich – an Wettkämpfe ist eigentlich gar nicht mehr zu denken. Es sei denn, man läuft nicht im Freien. Auf die Spitze treibt das jedes Jahr der LGA-Indoor-Marathon in Nürnberg. Gelaufen wird in den Büro-Gebäuden bzw. Gängen des TÜV Rheinland. Um auf die volle Marathondistanz zu kommen sind 55 Runden zu bewältigen. Damit es nicht nur langweilige Flure gibt, ist jeder Runde auch noch ein Treppenhaus abwärts und natürlich auch eines wieder aufwärts zu bewältigen. Jeweile eine Etage, 22 Stufen runter und 22 auch wieder hoch.

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Stadtlauf Nürnberg 2016 – 10 jähriges Jubiläum

img_8501Kaum zu Glauben, es ist schon wieder Oktober. Und ebenfalls kaum zu Glauben: Seit mehr als 10 Jahren laufe ich. Angefangen hat alles 2007 in Nürnberg mit Helgas Lauffreunde, damals noch bei Lucent Technologies. Einer der ersten Wettkämpfe über die Halbmarathondistanz war dann klar: Stadtlauf Nürnberg. Seither war ich jedes Jahr am 3. Oktober dabei. Davon konnten mich weder meine Diplomarbeit (ich habe meine Rückkehr aus den USA extra so eingerichtet, dass ich zum 3.10. wieder in Nürnberg sein kann) noch die bevorstehende Geburt meines ersten Kindes abhalten können (die sportliche Herausforderung war in diesem Fall gerade noch rechtzeitig zum Start zu kommen – passiert ist in der Zeit dann doch nichts). Dieses Jahr bleibt sogar noch Zeit sich kurz mit Erwin von Team Bittel zu unterhalten.

img_8495Entgegen meiner langjährigen Erinnerungen meint es dieses Jahr das Wetter nicht gut mit der Veranstaltung – ich hatte zwar auch mal Hagel bzw. ein kurzes Schneetreiben bei sehr frischen Temperaturen, aber diesmal ist das Wetter einfach nur erbärmlich. Es regnet vor dem Lauf schon eine ganze Weile, die 10km Läufer (unter anderem Heinrich) tun mir richtig leid – sie laufen in einer Regenpause los, dann aber direkt in einen Wolkenbruch hinein.

Ich flüchte mit Marion und Glen in ein Café um halbwegs trocken zu werden – aus dem Hotel haben wir schon ausgechecked, das wäre in direkter Nähe zum Start. Kurz nach eins mache ich mich dann auf den Weg zum Start – mit sehr gemischten Gefühlen: Glen ist wegen des Wetters nicht wirklich gut gelaunt und auch Marion ist etwas angekratzt. Immerhin der Regen hat zwischenzeitlich aufgehört – aber schönes Wetter ist immer noch anders.

img_8469Pünktlich um 13:30 kracht der Startschuss und es geht los. Ich habe mich mal optimistisch in den vorderen Startblock bei ca. 1:40h Zielzeit eingereiht. Damit entfällt diesmal das lästige Überholen langsamerer Läufer, auch wenn ich mir ob meines eher geringen Trainings (momentan läuft bei uns der Vorbereitungskurs zum 10km Herbstlauf – da bin ich als Trainer und Begleiter gefragt) nicht sicher bin, ob ich das überhaupt durchhalten kann. Zudem habe ich noch immer kalte Zehen und Finger.

Auf den ersten Kilometern wird mir dann langsam warm – Marion hat sich auch an der Strecke, in Höhe des Hauptbahnhofs postiert. Zügig gehen die Kilometer vorrüber und ehe ich es mich versehe sind wir kurz nach Kilometer 3 schon am Altenheim am Ufer des Wöhrder Sees, die erste Versorgungsstation. Ich greife mir einen Becher Iso, trotz Regen habe ich reichlich Durst. Der Kaffee vorher rebelliert noch etwas im Magen.

Ich richte den Blick nach vorne, immerhin ist der Wendepunkt ja nun nicht mehr weit weg. Über die Brücke geht es langsam bergan auf die andere Pegnitz-Seite. Die Zuschauer in diesem Bereich halten sich ob des Wetters in Grenzen. Kurz nach der Brücke liegen auch schon 5km hinter mir – fast ein Viertel.

img_8516Die Strecke führt nun entlang der Pegnitz wieder in die Stadt hinein, ich merke dabei, dass wir ganz ordentlich Gegenwind haben, am Hochhaus kurz vor der Wöhrder Wiese pfeift es ganz kräftig um die Ecke. Dafür sind jetzt auch wieder mehr Besucher an der Strecke. Es folgt die nächste Versorgungs-Station, ich greife beim Iso zu. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagt: Alles im Lot, auch wenn ich keine direkte Angabe per GPS habe, im Kopf überschlagen bin ich deutlich unter 5 min/km. Kurz vor der Insel Schütt steht Marion und macht fleißig Bilder.

img_8522Es folgt die erste Bergwertung der Strecke (und eigentlich auch die einzige wirklich heftige Steigung): Es geht hinter der Lorenz-Kirche den sogenannten Nonnensteig nach oben. Ich erinnere mich, wie mich der bei der ersten Teilnahme ziemlich eiskalt überrascht hatte – heute bin ich gut darauf vorbereitet. Zudem steht am Fuß noch ein Motivationsschild: 8km liegen bereits hinter mir.

Nach der Steigung heißt es für mich: Tempo wieder aufnehmen, auch wenn ich gefühlt in der Steigung nicht viel langsamer geworden bin. Vor der Kirche ist richtig viel los, das Wetter zeigt sich nun von der schönen Seite. Es geht eine Schleife durch die Fußgängerzone Nürnbergs – in den Cafés stehen die Menschen und feuern kräftig an. Das gibt Schwung und schon erreiche ich den Stadtgraben unterhalb des Opernhauses. Hier geht es hinunter bis auf U-Bahn-Niveau und kurz vor dem Start-Zielbereich dann auch wieder nach oben und eine 180°-Kehre. Nicht optimal, aber auch an diese „Spezialität“ habe ich mich gewöhnt.

Beim Durchlauf durch den Start/Ziel-Bogen läuft „Gangstas paradise“ – mein Kopf dichtet spontan Textzeilen um „we’ve been running most of live, running in the gangstas paradise …“.  Die Uhr zeigt 46 Minuten brutto an, die 1:30h kann ich mir somit nicht mehr vorstellen, aber ich bin deutlich schneller als ich gedacht hatte. Jetzt heißt es konstant bleiben in der zweiten Runde.

Diesmal geht es nicht oben am Prinzregenten-Ufer entlang der Pegnitz sondern auf dem etwas schmaleren Weg direkt am Ufer. Das Feld hat sich mittlerweile derart auseinander gezogen, dass genügend Platz für jeden Läufer ist. Teilweise habe ich doch recht ordentliche Lücken zu überbrücken bis die nächste Gruppe eingeholt ist. Aber ich kann noch immer überholen. Gelegentlich kommen auch schnellere Läufer von hinten. Am Altersheim gibt es nochmal Iso. Kurz davor ist Kilometer 13 erreicht und noch bevor es auf die Brücke über die Pegnitz geht, sind zwei Drittel der Strecke geschafft.

Die Zeit ist immer noch absolut im Rahmen, ich fühle mich noch immer richtig fit, also lasse ich es weiter laufen. Nach der Brücke gab es früher noch eine kleine Extra-Schleife, diese ist seit einigen Jahren mit einigen kleinen Streckenmodifikationen aber weg gefallen. Am östlichsten Punkt der Strecke steht auch das nächste Kilometer-Schild. Noch 6km liegen vor mir. An der Strecke ist nun etwas weniger los als auf der ersten Runde – kein Wunder, das Wetter zieht sich wieder etwas zu und es ist schon als Läufer recht frisch, zumal ich mittlerweile meine Windjacke um die Hüfte gebunden habe. An der Wöhrder Wiese gibt es nochmals Iso für mich, bevor es an die letzten 5km geht.

Im Kopf hake ich Kilometer für Kilometer und wichtige Streckenstücke ab – „noch 5km, ein Nonnensteig und einmal U-Bahn-Station“. Der Nonnensteig ist das nächste „Highlight“ der Strecke – irgendwie zeitigt aber mein seltenes Bergtraining mit den Ultra-Läufern dann doch noch etwas Wirkung: Ich kann die Steigung auch beim zweiten Durchlauf recht gut hochjoggen ohne viel Tempo herausnehmen zu müssen. Das Beschleunigen um die Lorenz-Kirche herum ist etwas kraftraubend, aber auch das klappt recht gut. Noch zwei Kilometer liegen vor mir.

img_8574Wie auch schon bei der ersten Runde steht Heinrich kurz vor dem Stadtgraben bereit und macht Fotos – laut ihm bin ich mal wieder viel zu schnell. Noch etwas weniger als ein Kilometer (und eine U-Bahn-Station) … Auf Höhe der Station steht eine Samba-Band und heizt den Läufern nochmal richtig ein. Marion steht auf einer der Brücken und macht noch einige Fotos. Jetzt gibt es nicht mehr viel zu verlieren – ich sauge mich so gut es geht immer an den nächsten Läufer heran. Insbesondere nach der Spitzkehre ist das gar nicht so einfach, aber das Ziel ist ja in Sichtweite. Nochmal lächeln fürs Foto und dann bin ich auch schon im Ziel. Etwas mehr als 1:33h stehen auf der Uhr als brutto-Zeit. Für mich ist da schon fast klar: Es müsste zumindest für eine neue persönliche Bestzeit gereicht haben. Die Netto-Zeit beträgt am Ende 1:32:59. Nicht ganz die Traummarke von 1:30h aber auf die müsste ich wohl doch etwas mehr trainieren.

Kurz nachdem ich im Ziel bin, fängt es dann auch wieder erst leicht, dann immer heftiger an zu regnen. Ich futtere reichlich Bananen und lasse mir trotz des Wetters das angebotene alkoholfreie Hefeweizen schmecken. Der Platz vor der Oper ist schon fast menschenleer als dort auf dem Weg zur Gepäckrückgabe und zu den Duschen vorbei komme. Eines hat sich auch die letzten Jahre nicht geändert – der Boiler in der Schulumkleide ist chronisch überfordert, es gibt für mich zum Abschluss also nur eine kalte Dusche, passend zum Wetter.

Am Abend geht es noch mit Helga und Heinrich zum Kohlenhydrate-Auftanken – diesmal nicht in die Pizzeria, sondern gut fränkisch in den „Doktors Hof“ – Helga ist ebenfalls mit ihrer Zeit von ein klein wenig mehr als 2:10h sehr zufrieden und auch Heinrich hat mit sehr guten 1:08 die 10km bewältigt.

Ulmer Laufnacht 2016

IMG_20160617_203030Lange habe ich darauf gewartet und mich natürlich super gefreut, dass es wieder eine Laufnacht in Ulm geben würde. Immerhin habe ich zu dieser Veranstaltung historische Wurzeln – meinen ersten Lauf über 100km habe ich hier erfolgreich bestritten. Eine erste Eintrübung der Freude kam bereits im Vorfeld – die Strecke wurde grundlegend neu gestaltet – statt wie bisher einem Rundkurs rund um Ulm (in Ulm, um Ulm und um Ulm herum) wurde der Lauf in zwei Runden mit je einer 30km und einer 20km Schleife umgewandelt. Somit kommt man insgesamt vier Mal wieder im Stadion vorbei – also definitiv eine Sache für den Kopf. Aber ich war guter Dinge, denn immerhin habe ich ja auch Erfahrung mit 56 Runden für einen Marathon in Nürnberg beim LGA Indoor-Marathon. Weitere Schwierigkeiten macht mir eine Erkältung, die aber bis kurz vor dem Lauf scheinbar endlich verschwunden ist – das Training hat darunter natürlich etwas gelitten, aber ich hoffe, dass es doch irgendwie gehen wird.

IMG_20160617_225522Das Wetter in den Tagen vor dem Lauf lies nichts Gutes erwarten, evtl. sogar eine kurzfristige Absage lag im Bereich des Möglichen. Um so mehr machte ich mir Gedanken, als ich mit Marion als Begleitradlerin auf dem Weg zur Veranstaltung durch verschiedenste heftige Gewitterschauer fuhr. Aber vor Ort dann erst mal Entwarnung – der Lauf findet statt, die Nacht soll trocken bleiben. Zusammen mit den bereits eingetroffenen Laufkollegen von PULT schaufle ich nochmals Kohlenhydrate in Form von Spätzle, bevor ich versuche wenigstens einige Stunden Ruhe zu finden. So richtig will das aber in der Halle nicht gelingen. Das Briefing um 21:00h ist wie immer kurz und knapp und enthält alle wichtigen Informationen. An der Beschilderung wurde nichts verändert – gelbe, reflektierende Pfeile weißen den Weg durch die Nacht.

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Rennsteiglauf 2016

Bereits im vergangenen Jahr reifte in der Ultra-Gruppe um Peter (auch bekannt als PULT) die Idee 2016 mal wieder am Rennsteiglauf teilzunehmen. Mit dabei waren „alte Hasen“, die den Lauf mit seinen 72,9 bereits kennen aber auch Neulinge wie Uwe, der in Thüringen seinen ersten Ultra bestreiten wollte. Bereits sehr früh hatten wir uns für eine Unterkunft in der Nähe von Eisenach gemeldet, die kannte ich auch schon vom letzten Mal vor zwei Jahren. Zudem sind noch einige weitere Läufer mit gereist, die sich an den ebenfalls angebotenen Strecken des Halbmarathons bzw. der 17km Wanderung versuchen wollten.

IMG_5877Die Anreise gestaltete sich diesmal etwas langwieriger, angefangen vom Packen – man muss nicht mehr nur für sich oder für zwei packen, nein man muss für die ganze Familie packen, inklusive Kinderwagen und Reisebett für den Nachwuchs. Beim letzten Lauf wusste ich bereits das ich Papa werde – es kommt einem verdammt lange vor, dabei ist es gerade mal zwei Jahre her. Zudem haben wir dann doch noch einen Teil des Wochenend-Peaks auf der Autobahn erwischt – fast einen Marathon lang ging es nur im Stop&Go-Modus voran.

Die Abholung der Unterlagen in Eisenach geht dann aber sehr fix und wir treffen uns mit der Gruppe auf dem Marktplatz in Eisenach. Etwas hinderlich ist es, dass einige Teilnehmer erst einmal nach Oberhof an den Start des Halbmarathons müssen, denn nur dort gibt es deren Startunterlagen. Das Hotel liegt für diesen Zweck absolut in der falschen Richtung, mal sehen ob wir das vielleicht beim nächsten Mal etwas günstiger gelegenes finden. Zum Abendessen gibt es den im Startgeld enthaltenen Kloß mit Rotkraut und später noch eine Portion Nudeln.

Da der Lauf bereits um 6h in der Frühe startet, müssen wir sehr zeitig aufstehen, daher gibt es kein großes Abendprogramm. Ich bemerke gegen Abend, dass der Nachwuchs wohl für die Pfingstferien noch eine nette Kita-Erkältung angeschleift hat, die sich nun auch bei mir breit machen will. Verzichten will ich auf den Start aber dennoch nicht, ggf. mache ich etwas langsamer. Die Nacht schlafe ich dann auch nicht so besonders.

Um 4:00h ist aber ohnehin Schluss mit Schlafen, bereits 30 Minuten später gibt es ein Sportler-Frühstück mit reichlich Kalorien. Kurz nach fünf machen wir uns auf den Weg zu den verschiedenen Startpunkten, eine Gruppe nach Oberhof, die andere nach Eisenach. Marion fährt uns fast bis an den Start, wir sind mehr als pünktlich und können in aller Ruhe noch unsere Beutel für den Zielbereich an den bereitstehenden LKW abgeben.

IMG_5798Pünktlich um 6h kracht der Startschuss in die Morgenluft. Traditionell wird der Start musikalisch mit dem Rennsteiglied untermalt. Ich habe immer noch den Verdacht, dass dies einzig dazu dient, die Läufer möglichst schnell vom Marktplatz zu scheuchen. Kurz hinter der Startlinie sehe ich noch Heinrich von Helgas Lauffreunden mit Kamera an der Strecke stehen, einmal kurz Winken und schon spült es mich mit der Läuferschar durch die Fußgängerzone von Eisenach – durchs Stadttor und dann gleich scharf rechts die erste Steigung hinauf. Dort steht auch das bekannte „Ortsende-Schild“ Eisnach / Schmiedefeld (72km) – denn bis Schmiedefeld geht es durch keinerlei Ortschaft.

So recht in Schwung kommen will ich noch nicht – bereits kurz nachdem wir in den Feldern sind, benötige ich erst einmal einen Baum um den hastig eingenommen Kaffee wieder los zu werden. Danach läuft es sich erst mal deutlich entspannter. Es geht weiter bergan, am Burschenschaftsdenkmal vorbei durch die Felder. Die Erkältung meldet sich mehrere Male mit kräftigem Husten zu Wort, ich frage mich ob es wirklich eine gute Idee war zu starten. Aber jetzt gibt es sowieso erst mal nur eine Richtung und die ist gen Osten und im Zweifelsfall leicht ansteigend.

Nach 5km treibt es mich erneut in die Büsche – der Magen-Darm-Trakt meldet sich unmissverständlich zu Wort und fordert seinen Tribut. Aber als Ultra-Läufer ist das wichtigste Ausstattungsdetail ja die mitgeführten Blätter Toiletten-Papier. Deutlich erleichtert verlasse ich das Gebüsch, es läuft nun schon deutlich besser. Kurz darauf taucht auch die erste Versorgungstation an der Einmündung auf den Rennsteig auf. Ich greife bei Obst und Tee zu.

Die Strecke ist nun erstmal etwas mehr Trail, wird aber bald wieder zu einem breiten Wirtschaftsweg, von vielen Teilnehmern auch liebevoll „Waldautobahn“ genannt. Wir sind bereits mehr als eine Stunde unterwegs – anhand der Kilometerschilder (diese hängen nur alle 5km) versuche ich meine Geschwindigkeit abzuschätzen, irgendetwas um die 7 bis 8 min/km werde ich wohl benötigen – mehr gibt die Strecke und auch die Tagesform nicht her. Angesichts der Erkältung und dem Marathon in Mannheim eine Woche zuvor habe ich keinerlei Ambitionen eine neue persönliche Bestzeit aufzustellen – Ankommen ist wie immer das Wichtigste.

IMG_5802An der Glasbachwiese steht Marion mit dem Nachwuchs und macht fleißig Fotos – für mich gibt es ein wenig Brot, Haferschleim und Tee. Es folgen ca. 10km in denen es auf Trails immer weiter auf den ersten Höhepunkt der Strecke zugeht: Der große Inselsberg ist der zweithöchste Punkt der gesamten Supermarathon-Strecke. Ich lasse es weiter gemütlich laufen, der Weg ist hier besonders trailig, jede Menge Wurzeln und Geröllbrocken. Je näher man dem Inselsberg kommt um so steiler wird die Steigung. Ab einem gewissen Punkt gehen alle Läufer, weil es schlichtweg nicht mehr zu joggen ist. Ganz so schlimm wie im vergangenen Jahr beim Pyramides Noires, wo man teilweise auch die Arme zum Vorankommen brauchte ist es aber nicht. Stellenweise habe ich den Weg als Bachbett oder Hohlweg in Erinnerung, das trügt nicht, auch andere Läufer berichten, dass die Strecke hier wohl „aufgefüllt“ wurde.

Es geht weiter steil bergan und endlich taucht auf der linken Seite auch die Umzäunung des Sendemastes auf – eine Reihe Leute steht an der Strecke und feuert kräftig an. Auf der Kuppe sind dann auch die 25km erreicht – immerhin mehr als ein Drittel der Strecke liegt hinter mir. Nun geht es aber erstmal richtig steil bergab wieder vom Berg hinunter – ich bin heilfroh um das Training vor zwei Wochen im Odenwald – dort haben wir genau nochmals solche Abstiege geübt. Kurz nach der Steigung gibt es die nächste Versorgung. Als ich diese gerade wieder verlasse treffe ich auf Uwe Raststätter aus unserer Trainingsgruppe – bei ihm läuft es gerade richtig gut, nur fühlt er sich etwas zu warm angezogen. Wir unterhalten uns ganz nett, die Kilometer verfliegen so viel leichter.

IMG_5844Am Heuberghaus steht Marion und macht wieder fleißig Fotos, Uwe nutzt die Chance seine zu warme Kleidung abzustreifen, ich mache etwas langsamer, merke aber, dass ich eigentlich gerade richtig schön im Fluss bin. Also laufe ich einfach mal weiter – ein Schild kündigt bereits die Halbzeit-Station an der Ebertswiese an – noch etwas mehr als 6km liegen bis dahin vor mir. Die Strecke führt auf den Wirtschaftswegen durch den Wald. Die Steigungen halten sich derweil erst einmal in Grenzen. Vor der Halbzeit gibt es nochmal eine Getränke-Station, ich greife wieder reichlich zu, und entledige mich eines Steinchens, dass sich vor einigen Kilometern in den rechten Schuh eingeschlichen hat.

Das nächste Ziel ist ganz klar, die Ebertswiese mit der umfangreichen Versorgung. Noch immer hole ich Läufer ein und überhole diese. Das Wetter ist sonnig, einzig der kalte und bisweilen böige Wind stört etwas. Kurz vor der Ebertswiese stehen jede Menge Menschen an der Strecke und feuern uns an – unter anderem mit dem Hinweis, dass die nächste Versorgung nicht mehr wirklich weit ist. Mein Blick fällt dabei auch auf einen der Wanderwegweiser – laut diesen sind es noch knapp 20km bis zum Grenzadler, dem nächsten größeren Ziel nach der Ebertswiese.

An der Ebertswiese mache ich etwas länger Rast, ziemlich genau die Länge von „die da“ – von den Fanta4, das läuft gerade an, als ich einlaufe und verklingt als ich gut gestärkt die Station wieder verlasse – zu Essen gibt es wie immer reichlich. Ich greife bei Haferschleim, Wienerle mit Senf und Banane zu, letztere nehme ich mit auf den Weg. Zudem natürlich jede Menge Salz. Der Weg führt nach der Versorgung recht steil bergan – da kann man die Banane in aller Ruhe essen und dennoch Kilometer machen.

IMG_5853Es dauert gar nicht mehr lange, da taucht auch schon die nächste Getränke-Stelle an der neuen Ausspanne auf – an der steht auch wieder Marion bereit und macht Fotos. Nach der Versorgung geht es erst mal ganz ordentlich den Buckel hoch – hier gehen auch wieder fast alle Teilnehmer, auf der Kuppe gibt es einen Aussichtsturm – leider habe ich nicht die Zeit mir das Panorama anzuschauen. Immerhin, der Weg wird danach wieder etwas flacher und ich laufe wieder an. Den Abschnitt habe ich recht gut im Gedächtnis – leider weiß ich auch, dass der Rennsteig bald seinem Namen wieder alle Ehre machen wird – entweder man rennt oder man steigt. Gut das nach dem Anstieg auch wieder eine Versorgungstation kommt. Diesmal gibt es Schmalzbrot, Tee, Apfelsaftschorle und natürlich wieder gesalzene Banane für mich.

Was nun folgt ist eine recht lange Durststrecke, zumindest kommt es mir fast endlos vor – immerhin die 45km Marke haben wir kurz nach der Versorgung passiert – es sind also nicht mal mehr 30km bis ins Ziel. Dafür will und will das 50km Schild irgendwie gar nicht auftauchen – ich unterhalte mich mit einem Läufer-Pärchen, das meint auch, dass wohl jemand das Schild als Andenken mitgenommen hat, laut GPS wäre es an der aktuellen Kuppe gerade soweit gewesen. Wir philosophieren noch kurz darüber ob man als Läufer am Grenzadler eher neue Füße oder neue Beine braucht und ob die dort vielleicht passende „Ersatzteile“ gibt. Da taucht dann doch das verlustig geglaubte Schild auf. Noch 23km liegen also vor uns – ein klein wenig mehr als ein Halbmarathon.

Am Gustav-Freytag-Stein gibt es nochmal Getränke, ich lasse mir meine Flasche mit Tee und Apfelsaftschorle auffüllen – bis zum Grenzadler ist es nun ja auch nicht mehr weit. Die ersten Ausläufer von Oberhof bzw. des Olympia-Stützpunkts kündigen an, dass es nicht mehr weit sein kann. Mehrfach kreuzen wir die Trainingsstrecke der Langläufer. Die Schilder sind etwas irritierend, dort steht „Sportler haben Vorrang“ – ich frage mich kurz, ob es wohl eine Rangfolge innerhalb der Sportler gibt – aber da kein Schnee liegt kommt auch keiner auf Skiern daher.

IMG_5872Am Grenzadler wollte sich eigentlich Marion postieren, ich sehe sie aber leider nicht – an der Versorgung gibt es dann wieder meine Spezial-Verpflegung: Schokoaufstrich auf Toastbrot mit ordentlich Salz, leider fehlt die Gurke zum Garnieren. Noch 18km liegen vor mir und ich informiere vorsichtshalber Marion per Handy, dass ich am Grenzadler bereits durch bin. Die Strecke muss man sowieso gerade wieder etwas gehen, die Steigung zieht sich doch etwas hin. Immerhin weiß ich, dass es nur noch knappe 9km bergan geht, dann ist der höchste Punkt der Strecke erreicht. Am Rondell ca. 2km nach dem Grenzadler steht dann doch Marion mit dem Foto bereit, wie sich später herausstellt hatte sie das Rondell für den Grenzadler gehalten.

Bevor man Plänckerers Aussicht am großen Beerberg erreicht gibt es an der Sommerwiese nochmal eine Versorgung. Der Weg führt nun durch eine Senke auf einer breiten Schneise parallel zur Straße. Reichlich uneben, und es geht ganz klar nach oben. Ich unterhalte mich kurz mit einem weiteren Läufer, er hat für Berichte die passende Ausrüstung dabei, eine Actioncam. Ich schleife zwar die ganze Strecke mein Handy mit, aber es ist mir einfach zu umständlich es jedes Mal aus der Rückentasche der Jacke heraus zu kramen. Die Actioncam kommt daher auf die Wunschliste. Als die Steigung noch etwas steiler wird, trennen sich unsere Wege wieder, ich kann weiter joggen oder zügig gehen und der Blick auf die Uhr sagt mir: Zeitlich bin ich ähnlich unterwegs wie vor zwei Jahren – und das trotz der Zielsetzung: Erst mal nur ankommen.

Etliche Höhenmeter später ist auch endlich der höchste Punkt der Strecke erreicht. Kurz davor steht ein weiteres Motivationsschild: 60km liegen hinter mir. Also nur noch knapp 13km zu laufen. Davon das allermeiste sogar abwärts. Leicht beschwingt laufe ich weiter. Als zusätzliche Orientierung dienen mir die Schilder für den ab Oberhof gestarteten Halbmarathon – die haben zwar noch etwas Versatz, da sie eine Schleife mehr laufen, aber als Orientierung über den dicken Zehen reicht es allemal. Kontinuierlich nähern wir uns der nächsten Versorgung in Schmücke – diese ist bei vielen Läufern beliebt, gibt es dort doch ein leckeres Bier als Getränk. Ich blicke auf die Uhr und entscheide mich dann, die Station nur zu durchlaufen, stattdessen trinke ich einen großen Schluck aus meiner Flasche. Weit ist es nun ja nicht mehr, als Bestätigung taucht fast direkt nach der Schmücke auch das 65km-Schild auf. Noch 8km, ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich ziemlich genau 7h unterwegs bin. Ob brutto oder netto weiß ich leider nicht mehr. Im Kopf überschlage ich, das ich deutlich unter 6 min/km brauchen müsste um meine Zeit von vor zwei Jahren einzustellen. Angesichts der Strecke ist das aber unwahrscheinlich. Dennoch gebe ich vorsichtig etwas Gas.

Die Kilometerschilder des Halbamarthons stimmen jetzt bezüglich der noch zu laufenden Kilometer mit dem Supermarathon überein, der Vorteil ist, sie hängen jeden Kilometer. Es geht vorbei an „Mordfleck“, noch 7km. Nach einer Haarnadelkurve geht es erst mal weiter schön bergab, bis an die Mordflecken-Wand. Das ist die letzte signifikante Steigung der Strecke, die ich in Erinnerung habe. Direkt zum Anfang der Steigung steht das nächste Kilometer-Schild – noch 5km liegen vor mir. Ich motiviere mich, dass es nun ja wirklich keinen Grund mehr zum Abbrechen gibt. Gehen ist in der Steigung aber ganz klar erlaubt – nur nicht zu früh verausgaben. Meine Flasche ist nun auch leer. Gut, dass es am Bierfleck/Kreuzwege nochmal Getränke gibt. Ich mache kurz langsam, fülle die Flasche mit Tee und Cola auf und weiter gehts.

An einem Baum an der Strecke ist Kilometer 69 angesprüht, die letzten 4km sind angezählt. Langsam schießen die Glückshormone durch den Körper. Ich überhole noch eine ganze Reihe Wanderer und Nordic-Walker und auch einige wenige Läufer. Der Kilometer zieht sich scheints ewig hin, trotz dass es ganz klar bergab geht. Kurz vor der nächsten Straßenkreuzung dann die Erlösung, das nächste Schild und es zeigt – 19km für die Halbmarathonis. Ich habe also wohl das Schild für die 70km und die 18km für die Halbmarathonis übersehen oder es fehlt tatsächlich. Ist mir jetzt auch egal – denn zwei läppische Kilometer, das geht jetzt auch noch irgendwie. Ich lasse es etwas mehr laufen. Der Blick auf die Uhr sagt mir: Neue Bestzeit kann ich vergessen, es sei denn ich würde jetzt irgendwoher noch den kenianischen Turbo auspacken und mit um die 3min/km ins Ziel sprinten. Das geht definitiv nicht mehr.

Es taucht etwas lange vermisstes auf, es geht tatsächlich mal wieder in eine Siedlung – Schmiedefeld ist also schon einmal erreicht. An der Strecke stehen mehr und mehr Menschen und peitschen die Läufer förmlich ins Ziel. Ein kleiner Anstieg lauert noch auf uns, bevor es an den Sportplatz geht. Dort heißt es dann richtig einreihen für den Zieleinlauf. Ich gebe nochmal alles, schaue mich entlang der Menschenmassen um, aber Marion ist nirgendwo zu sehen. Warten will ich natürlich auch nicht … also endlich rein ins Ziel. Geschafft! 72,7km und 3249 Höhenmeter (gesamt) liegen hinter mir. Meine letzte Zeit habe ich nur knapp verfehlt, etwa 3 Minuten langsamer war ich. Das liegt für mich aber immer noch im Rahmen, ganz zu schweigen von den Widrigkeiten wie der Erkältung und dem vergleichsweise kalten Wind und nicht zu vergessen, eine Woche vorher bin ich noch einen Marathon als Wettkampf in 3:27 gelaufen. Am Ende werde ich 390er im Gesamtfeld und 43. in der Altersklasse. Insgesamt kommen am Ende 1721 Läufer ins Ziel, in der Altersklasse sind es 127. Somit bin ich insgesamt doch recht weit vorne dabei. Beim nächsten Mal werde ich noch etwas gezielter trainieren, dann klappt es auch mit einer neuen persönlichen Bestzeit.

Im Zielbereich versorge ich mich mit reichlich Cola und warmen Tee. Das tut richtig gut, kurz nach mir trifft auch Uwe Rastätter im Ziel ein. Von Marion habe ich immer noch nichts gehört oder gelesen. Der Versuch sie per Handy zu kontaktieren scheitert, das Netz ist ob der vielen Menschen einfach total überlastet. Man sollte den Mobilfunkanbietern hier einmal Bescheid geben, es gibt ja durchaus Möglichkeiten ein Areal mit mobilen Sendern zusätzlich zu versorgen. Bei Open-Air-Festivals kommt diese Technik erfolgreich zum Einsatz, da sollte es am Rennsteiglauf ja auch kein größeres Problem geben. Ich hole meine Tasche mit den trocknen Klamotten ab und versuche den Rest der Gruppe (vor allem die Halbmarathonis und die Nordic-Walker zu erreichen, denn die sind schon länger im Ziel). Gerade als ich mich dann etwas ratlos zur Dusche aufmachen will, erreicht mich endlich Marion. Es gab scheints einen größeren Stau in Schmiedefeld und sie musste sehr weit außerhalb parken. Das wird dann wohl unsere Lockerungseinheit für nach dem Lauf. Kurze Zeit später finden sich auch die restlichen Team-Mitglieder an.

Es dauert noch eine ganze Weile bis die anderen Läufer von PULT auch im Ziel sind. Jürgen ist nach 9:50 im Ziel, zeitgleich mit Frank und Uwe Rösch. Etwas später, mit 10:12 treffen auch Gudrun und Peter gemeinsam im Ziel ein. Ich bin leider zu erschöpft um noch Bilder zu machen.

Fazit: Der Rennsteiglauf ist ein sehr schöner und vor allem für die Läufer sehr gut organisierter Lauf. Für den Zielbereich müssen wir uns in den kommenden Jahren etwas anderes einfallen lassen, denn das Verkehrschaos in Schmiedefeld selbst ist absolut gigantisch und der Marsch an den Parkplatz macht nach 73km auch keine Freude mehr. Vielleicht nehmen wir nächstes Mal doch das Shuttle-Angebot an.

 

SRH Dämmermarathon Mannheim 2016

IMG_5754Den Marathon direkt vor der Haustüre, noch dazu den mit dem die ganze Lauferei mal ihren Anfang genommen hat, kann man natürlich nicht auslassen. Selbst wenn auch auf dem Plan für nächste Woche ein Ultra-Marathon am Rennsteig ansteht – eine bessere „letzte Trainingseinheit“ gibt es wohl kaum. Lange Strecke und man muss sich keine Gedanken über die Verpflegung machen, geschweige denn einen Rucksack mit sich herumschleifen. Noch dazu bekommt unser Verein als Dank für die Besetzung von Streckenposten und einer Wasserstation vom Veranstalter ein kleines Kontingent an Freistarts spendiert. Ich stelle mich da immer hinten an – wer seinen ersten Marathon laufen möchte oder besondere Ambitionen hat, darf hier gerne zugreifen. Aber verfallen lassen muss man das Angebot ja auch nicht. Leider gibt es auch dieses Jahr wieder etwas organisatorische Probleme und ich bin nur für den Halbmarathon gemeldet … zähneknirschend zahle ich die Ummelde-Gebühr, aber halbe Sachen mache ich ja nur noch in Ausnahmefällen. Update: Die Probleme konnten nach kurzer Rücksprache unbürokratisch gelöst werden, so etwas lobe ich mir.

Das Wetter will dieses Jahr auch nicht so recht mitspielen – am Tag vor dem Lauf geht ein Regenguß über der Region nieder, der sich gewaschen hat – ich hoffe dabei inständig, dass uns eine Absage aufgrund des Wetters wie 2006 erspart bleibt. Immerhin: am 14.05. ist es dann doch trocken und in der Sonne kann man es aushalten. Es geht aber schon den ganzen Tag ein recht frischer Wind und mit Sonne ist es beim Dämmermarathon so eine Sache – nur wenn man zur Elite gehört könnte man es schaffen noch bei Tageslicht anzukommen (oder man läuft nur einen flotten Halbmarathon). Erstmals im Angebot ist in diesem Jahr neben dem Team-Marathon auch noch ein Solo-10km-Lauf der recht gut angenommen wird. Den Start des Laufes verfolge ich noch bevor ich versuche, mich in den Startblock einzureihen. Der ist absolut überfüllt und die Kennzeichnung ist nicht erkennbar. So stehe ich in der Nähe des 4:00h Pacemakers.

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Weinstraßen-Marathon 2016

IMG_5728Nur alle zwei Jahre findet der Marathon der deutschen Weinstraße statt. Da die Startplätze limitiert sind, hatte ich mich bereits im Sommer des vergangenen Jahres angemeldet. Netter Nebeneffekt: Man hat eine kleine, leicht merkbare Startnummer.
Die Strecke wurde im Vergleich zur letzten Veranstaltung nicht verändert, sie führt vom Nordende der Weinstraße in Bockenheim am Haus der Weinstraße nach Süden bis Bad Dürkheim und wieder zurück. Für die Halbmarthonis ist der Wendepunkt bereits in Klein-Karlbach erreicht. Das Profil des Laufs umfasst für den Marathon ca. 800 Höhenmeter durch die reizvollen
Weinberge.

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Marathon Eurodistrict Strasbourg

IMG_5386Nachdem ich dieses Jahr ja schon in Molsheim beim Marathon du Vignoble d’Alsace teilgenommen habe, ist mir natürlich auch der Marathon in Strasbourg und Kehl ins Auge gefallen, zudem gab es gleich zwei Berichte von Team Bittel – einen von Andrea und einen von Bernadette – das las sich alles recht gut. Noch dazu wenn man es mit einem Versuch bei Oma für den Nachwuchs kombinieren kann. Den Marathon gibt es noch nicht all zu lange, von daher ist auch die Teilnehmerzahl insgesamt überschaubar, noch dazu findet am gleichen Tag der Marathon in Frankfurt statt, was für viele der Abschluss der Laufsaison ist. Aber ich scheue ja doch ein wenig diese Mega-Veranstaltungen – wenn es schon mehr als 10 Minuten dauert bis man nach dem Startschuss über die Startlinie kann, dann weiß man dass man bei einer ganz großen, professionellen Veranstaltung dabei ist – wo wirklich auf alles und jedes geachtet wird. Für Bestzeiten sicherlich nicht verkehrt, aber ein wenig Flair drum herum darf es dann doch schon sein. Continue reading

Stadtlauf und Kurzurlaub in Nürnberg

Es ist wieder Anfang Oktober, also höchste Zeit für mich wieder einmal nach Nürnberg zu reisen – denn immerhin habe ich jetzt schon 6 Jahre in Folge am Stadtlauf teilgenommen – jeder Jahr seit ich begonnen habe aktiv zu Laufen.

Zudem  verbindet mich ob meiner zwei Praxissemester in Nürnberg doch auch noch einiges mehr mit der Stadt. Seit der Nachwuchs auf der Welt ist hat es nicht meht geklappt, in der fränkischen Metropole vorbei zu schauen – ganz im Gegensatz zu früher, wo ich im Laufe eines Jahres doch immer mal wieder in der Region und dann natürlich auch in der Stadt war.

Was liegt also näher, als nach knapp einem Jahr einen Kurzurlaub mit Familie und Stadtlauf zu machen. Definitiv eine neue Epoche für mich, denn vieles was bisher einfach so möglich war muss man mit einem Kleinkind doch etwas mehr planen. Das fängt schon beim Auto packen an – so voll war der Kleinwagen sonst nur zu Beginn der Praxissemester. Und in meinen Gedanken war die Fahrt früher auch schneller und entpsannter zu bewerkstelligen – momentan sind irgendwie ständig Baustellen und altersbedingte Geschwindigkeitsbegrenzungen. Früher fand ich die Strecke recht locker zu fahren, diesmal ist es einfach nur noch lästig.

Als Hotel haben wir nach den guten Erfahrungen vor zwei Jahren wieder das Five Reasons ausgewählt, das ist eine Mischung aus Hotel und Hostel – preislich echt super, zumal es bis zum Start/Zielbereich noch nicht einmal 300m sind. Einziger Nachteil sind die fehlenden Parkplätze in der Nähe – denn das Hotel richtet sich bewusst an die etwas jüngere Generation aus aller Welt – die reisen meist nicht mit dem Mitwagen an, sondern mit Flugzeug, Bus oder Bahn – alle Verkehrsträger sind recht gut an das Hotel angebunden, die U-Bahn liegt noch nicht einmal drei Gehminuten entfernt. Das Auto stellen wir daher nach dem Ausladen im P+R Parkhaus Herrnhütte ab – ähnlich wie ich das auch immer während meiner sonstigen Besuche gemacht habe. Mit einem Mehrtagesticket sind wir dann sehr günstig und flexibel unterwegs.

Den Donnerstag Abend nutze ich um einer altbekannten Location vorbei zu schauen – beim Gasthof „grüne Au – zum Brezn Wirt“ – dort habe ich einige Abende mit der Laufgruppe „Helgas Lauffreunde“ verbracht. Inklusive spannender Heimfahrten durch den Nürnberg Wald und um den Brunner Berg – Wildschweinrotten bei Nacht inklusive. Als Spezialität gibt es noch immer allerhand leckeres vom Buchengrill – ich esse wie fast immer die Spareribs.

Den Freitag beginnen wir gemütlich – mit eine Kaffee bei Black Bean, direkt neben dem Sportscheck – nach dem Frühstück kann ich dann auch gleich meine Startunterlagen abholen – da ich es diesmal vorab machen kann, habe ich sogar die Auswahl bei den T-Shirts, als Abwechslung nehme ich diesmal ein Singlet – auch weil die Temperaturprognose erwarten lässt, dass man nochmal ganz kurz laufen kann.

Bei einem kurzen Bummel durch die Stadt bleiben wir natürlich am Laden für Kinder und Jungebliebene (auch Lego Store genannt) hängen – sowohl der Nachwuchs als auch der Papa kommen nicht mehr aus dem Staunen heraus – und für beide gibt es zumindest noch eine Kleinigkeit.

Den Nachmittag verbringen wir im Tiergarten bei schönstem Wetter – zu meiner Praktikumszeit hatte ich es nie geschafft dort vorbei zu schauen, dabei ist ein Besuch sehr lohnenswert. Auch der Sohnemann ist von den verschiedenen Tieren sehr angetan. Während einer ausgiebigen Mittagspause mit Picknick beschließen wir, den geplanten Start der Lebkuchen-Saison ausfallen zu lassen. Traditionell mache ich zum Stadtlauf noch einen Abstecher zum Fabrikverkauf von Pfann. Während des zweiten Praxis-Semesters war ich dort ja schon Stammkunde. Wir werden daher wohl diesmal online bestellen und liefern lassen – es sei denn wir kommen in der Vorweihnachtszeit nochmal nach Nürnberg – noch wissen wir das nicht.

IMG_3714Samstag ist dann endlich der Lauf für mich – bereits beim 10km Lauf treffe ich mich mit einem alten Bekannten – Erwin Bittel (Lionheart) läuft auf wieder mit – wie immer als Besenläufer. Wir unterhalten uns kurz und machen noch einige Fotos. Bevor es für mich losgeht steht nochmal Fütterung der Raubtiere auf dem Programm – wie so häufig will es nicht so ganz flüssig klappen mit dem Füttern aus dem Gläschen. Es wird also ein klein wenig hektisch an den Start, aber es ist ja nicht weit bis an die Startlinie.

IMG_20151003_131830Kurz vor dem Start gebe ich Marion noch meine Jacke – auch wenn es im ersten Moment etwas frisch ist, mit dem Singlet, so ist mir doch klar: Mit Jacke wäre es zu warm. Wenige Minuten später fällt dann auch endlich der Startschuss – ich habe mich mal wieder viel zu weit hinten eingereiht wie ich feststellen muss: Der Pacemaker für 1:45 ist noch deutlich vor mir – und auch wenn ich weniger Zeit zum Trainieren hatte, viel langsamer als diese Zeit will ich eigentlich nicht laufen.

Daher starte ich auf den ersten Kilometern eine recht rasante Aufholjagd. Kurz nach Kilometer 1 hole ich einen andersfarbigen Läufer ein, der nicht wie alle anderen in orange läuft, sondern ein Trikot aus Biel trägt. Das habe ich auch im Koffer dabei, falls es mir noch zu einer Einheit auf meiner alten Laufstrecke gereicht hätte – allerdings nicht von diesem Jahr sondern von 2014. Wir unterhalten uns ein paar Takte, bevor ich mich seitlich rechts halte um am Prinzregenten-Ufer nach Marion mit der Kamera Ausschau zu halten. Leider hat es ihr wohl doch zeitlich nicht mehr ganz gereicht. Aber egal – denn ein anderes Ziel habe ich jetzt auch erreicht: Der 1:45 Pacer liegt hinter mir – und das Feld wird langsam lichter.

Die Strecke führt nun immer schön am Wöhrder See bzw. der Pegnitz entlang – kurz nach dem dritten Kilometer gibt es eine Versorgung vor dem Altenheim. Ich greife flugs bei Iso und Wasser zu, ohne das Tempo zu drosseln – zwischenzeitlich hatte ich schon gedacht auf der anderen Seite des Sees die Spitzengruppe gesehen zu haben, aber das wäre dann doch ein wenig verwunderlich. Es kommt die erste Steigung des Laufs, die Brücke über die Pegnitz in Richtung Business-Tower – ich lasse nicht locker und ich merke, dass die vielen Trainingseinheiten mit PULT und Scheinbuckeln(tm) Wirkung zeigen – ich werde fast nicht langsamer und noch dazu kann ich wie bisher Läufer einholen. Aber ich bin auch froh, dass es nun gleich wieder abwärts und in Richtung Innenstadt geht – die 180°-Kehre in der Strecke ist sehr markant wenn auch unangenehm zu laufen. Etwas mehr als 5km liegen schon hinter mir.

Ich habe mir für dieses Jahr kein festes Ziel vorgenommen, dementsprechend laufe ich wie ich mich fühle und vermeide ganz bewusst den hektischen Blick auf die Uhr um meine Kilometerzeiten zu ermitteln. Das klappt leider nur bedingt, denn heute läuft gefühlt jeder dritte Läufer mit einem sprechenden Smartphone herum, das jeden Kilometer ansagt wie schnell man gerade ist und welche Zielzeit das ergibt, zusammen mit weiteren Infos und etwas Werbung. Für mich ist das absolut lästig, wer es braucht soll diese Geräte und Software gerne nutzen, aber Kopfhörer sind noch vor den Smartphones erfunden worden und funktionieren sogar in Kombination mit diesen. Nur gut, dass sich das Feld weiter lichtet und damit die Abstände etwas größer werden.

IMG_3729An der Wöhrder Wiese steht die nächste Versorgungstation, diesmal gibts nur Wasser für mich. Wenige hundert Meter danach ist Foto-Shooting angesagt – Marion steht mit dem Nachwuchs an der Strecke, direkt bei Kilometer 7. Ein Drittel ist also schon gelaufen, das motiviert. Weniger motivierend finde ich, dass ich einige kleine Steinchen in beiden Schuhen habe – beim Ultra-Marathon wäre das ein klarer Fall: Anhalten, rausschütteln, Schuhe schnüren und weiter gehts – bei meinem aktuellen Tempo will aber meine Position nicht riskieren, also Zähne zusammenbeißen.

Es geht jetzt wieder in die Stadt hinein – über die Insel Schütt, auf den Nonnensteig zu. Dieser Anstieg ist bei vielen Läufern des Stadtlaufs berühmt berüchtigt – wobei ich sagen muss, dass er mit der kleinen Verschwenkung, die es seit einigen Jahren gibt, etwas entschärft wurde, wenn auch vor allem für den Kopf. Sonst freute man sich über das Kilometerschild 8 und sah direkt einem schnurgeraden Anstieg entgegen. Aber auch hier hat das Training seine Wirkung getan – schneller als ich es erwartet habe bin ich oben angekommen – direkt hinter der Lorenzkirche. Jetzt geht es erst einmal flach weiter durch die Innenstadt – vor der Kirche stehen viele Zuschauer und feuern lautstark an – in den folgenden Straßen wird es dagegen schon fast wieder einsam.

Die nächste markante Stelle ist am Sternentor – dort geht es aus der Bebauung in den Stadtgraben, kurz davor hat sich Heinrich positioniert und macht fleißig Fotos. Seinem Gesichtsausdruck und der Gestik nach schließe ich, dass ich recht flott unterwegs bin, er wirkt etwas überrascht mich so früh zu sehen. Aber jetzt heißt es für mich erst einmal konzentrieren, denn die Strecke führt auch aus dem Stadtgraben wieder hinaus – das sind nicht viele Höhenmeter, aber ich weiß wie diese sich anfühlen können. Aber ich bin scheints wirklich gut drauf und trainiert, denn auch diese Steigung kommt und geht einfach, ohne dass ich irgendwelche Problemchen oder Wehwehchen hätte.

10km liegen mit dem Durchlauf durch den Start/Ziel-Bogen hinter mir, die Bruttozeit zeigt etwas mehr als 47 Minuten. An der Versorgung greife ich nochmal ISO ab – auf die sonst übliche Banane verzichte ich. Ich überlege kurz ob ich es riskieren soll, noch einen Zahn zuzulegen, aber ich lasse dann doch recht schnell bleiben. Es läuft aktuell gut so wie ich laufe, jetzt auf Biegen und Brechen mehr zu wollen, das wäre wohl vermessen. Also laufe ich weiter so wie ich mich fühle – und ehe ich es mich versehe sind es nur noch 10km zu laufen – ich motiviere mich mit „a piece of Cake“ als Gedanken.

IMG_3747Die Strecke schwenkt wieder an die Pegnitz ein, diesmal auf einer leicht anderen Streckenführung als bei der ersten Runde – da sich das Feld hier bereits deutlich gestreckt hat, muss man nicht mehr zwingend auf der breiten Straße laufen, der landschaftlich deutlich schönere Fuß- und Radweg direkt an der Pegnitz reicht nun mehr als aus. Auf Höhe der Wöhrder Wiese stehen jede Menge Zuschauer und motivieren die Läufer – Marion steht mit der Kamera bereit und mach wieder Bilder – es reicht aber dennoch für ein kurzes Abklatschen.

Ich fokusiere mich auf die nächste Versorgungs-Station – dieses Jahr habe ich keinen Versorgungsgürtel bei mir und ich merke, dass jetzt gerade etwas Flüssigkeit gut wäre, aber so weit ist es ja auch nicht mehr – Kilometer 13 fliegt an mir vorbei und damit kommen auch schon die Helfer mit den Bechern in Sichtweite. Wasser und Iso gemischt gibt es für mich, kaum habe ich es getrunken, geht es mir auch gleich besser.

Jetzt nur nicht übertreiben, es sind ja noch ein paar Kilometer – aber ich hole noch immer Läufer ein, und das motiviert mich natürlich. Die Steinchen im Schuh werden aber auch nicht weniger – jeder Schritt tut ein klein wenig weh und ich merke, dass ich nicht gerade optimal auftrete. Aber jetzt lohnt es sich erst recht nicht mehr. Nach der Brücke geht es ja schon zurück – erstaunlicher Weise fehlt auch dieses Jahr die sonst übliche Zusatzschleife bei Kilometer 15. Nicht viel aber jedesmal lästig. Ich bin mir nicht sicher ob hier nicht etwas bei der Einweisung der Helfer schiefgelaufen ist, aber insgesamt wird es wohl schon stimmen. Noch 6 Kilometer, es geht schön flach entlang der Pegnitz, und ich versuche ein wenig mehr von der Stimmung mitzunehmen – denn das Wetter ist weiterhin traumhaft bei nahezu optimalen Lauftemperaturen.

An der Versorgung greife ich nochmal zu, es sind jetzt noch etwa 4km zu laufen und die beiden Steigungen in der City liegen noch vor mir. Aber auch in der zweiten Runde gelingt mit der Anstieg an die Lorenzkirche sehr locker – eventuell bin ich auch von der Volksmusik getrieben die dort zum Anfeuern (oder Abschrecken) aus einem Radio dudelt. Der härteste Anstieg liegt also hinter mir, jetzt nur nicht zu schnell werden, auch wenn es nur noch 3km sind.

IMG_3815Kurz vor dem Graben steht wieder Heinrich um Bilder zu machen, oberhalb des Grabens an der U-Bahn-Station hat sich Marion postiert. Ich mach durch reichlich Winken auf mich aufmerksam – weniger als 1km noch, und nur noch eine an und für sich harmlose Steigung hoch. Rum um die Haarnadelkurve und man ist auf der großen Zielgraden am Opernhaus – ich mobilisiere nochmal alles was ich habe und kann noch einige Läufer einholen, auch wenn diese das nicht so ohne weiteres zulassen wollen.

Ich fühle mich einerseits ausgepowered aber auf der anderen Seite denke ich: „Das wars ja schon …“. Am Ende stehen 1:34:39 als Netto-Zeit fest, für mich eine sehr respektable Zeit, ich bin mir nicht sicher ob ich jemals schneller war – egal ob in Nürnberg mit den Steigungen oder auf einem flacheren Kurs. Insgesamt bin ich 175er Mann im Ziel (insgesamt 183er) und in der Altersklasse reicht es für Platz 40. Ich überlege ob ich nächstes Jahr nicht doch mal explizit auf die 1:30h trainieren sollte, an die Spitze in meiner Altersklasse brauche ich aktuell nicht zu denken – da fehlen mir mehr als 15 Minuten. Nach dem Ziel kann ich mich dann auch endlich um die Steinchen in den Schuhen kümmern, ich habe mir bei der ganzen Aktion zwei dicke Blasen am Ballen gelaufen. Merke: Nächstes Mal wieder mehr Sorgfalt in der Vorbereitung…

IMG_3848Insgesamt ist der Lauf wie immer sehr gut organisiert und viele Teilnehmer nehmen nicht zum ersten Mal teil. Zudem hat bisher fast immer das Wetter mitgespielt. Zu verbessern gibt es eigentlich nur noch Details, so kam es mir an einigen Stellen vor, dass die Helfer nicht ganz ausreichend auf das eingestellt waren was da auf sie zukommt. Unter anderem Anweisungen länger auf der Straße zu laufen – sowas mag bei den langsameren Läufern noch halbwegs wirken, aber im vorderen Drittel bringt das rein gar nichts – hier läuft jeder möglichst nahe an der Optimal-Linie. Wenn das nicht die vorgesehene Strecke ist, dann muss entsprechend abgesperrt werden. Läufer sind hier absolute Herdentiere und es wäre ja auch fatal die Optimierungen nicht zu nutzen die ein anderer nutzt.

Nächstes Jahr bin ich selbstverständlich wieder mit von der Partie, dieses Jahr war es meine 9. Teilnahme in Folge (erstmalig war ich 2007 dabei) – ich habe dann also definitiv etwas zu feiern und einen zusätzlichen Ansporn für eine gute Zeit.

Marathon du Vignoble d’Alsace – Weinmarathon

Nachdem das Ultra-Event für dieses Jahr in trockenen Tüchern ist, galt es das Attest für Wettkämpfe in Frankreich noch sinnvoll weiter zu nutzen, wenn es schon nur ein Jahr gültig ist.

Da ein Teil der Verwandschaft im Elssas rund um Strasbourg beheimatet ist, lag es natürlich nahe dort einen Wettkampf zu suchen – außerdem ist die Fahrt dann nicht so lange. Zumal momentan dank Jobwechsel ohnehin nicht an eine Kombination Urlaub-Wettkampf zu denken ist.

Der Marathon du Vignoble d’Alsace ist so etwas wie das Pendant zum Weinstraßen-Marathon in Deutschland, an dem ich ja auch schon mehrfach teilgenommen habe. Beides Mal steht ganz klar die Region und der dort angebaute Wein im Vordergrund. In Frankreich noch etwas mehr als in Deutschland – wie man schon dem Programm entnehmen kann: Zusätzlich zu den regulären Versorgungstationen mit Wasser, Iso und Sportlernahrung gibt es bei diesem Wettkampf die gastronomischen Versorgungsstellen – jeweils mit einer lokalen Spezialität und dem zugehörigen Wein. Da wirkt das Angebot des Rieslings-Schwamms beim Weinstraßen-Marathon doch fast etwas kümmerlich. Insgesamt nehmen die Franzosen die Wettkämpfe in der Regel nicht so ernst wie wir es oftmals in Deutschland tun – dort steht viel mehr das Fest um die Läufe herum im Vordergrund. Auch aus diesem Grund wird häufig in Verkleidung gelaufen – beim Marathon du Vignoble werden die Läufer in Verkleidung sogar extra belohnt.
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Trail des Pyramides Noires – 105km durch die Abraumhalden

Es ist Mai, also die beste Zeit sich einen Ultra vorzunehmen, den einzigen für dieses Jahr. Man wird als Papa ja doch etwas bescheidener (im letzten Jahr waren es noch drei Läufe mit mehr als 42km).

Nachdem Marion ja angeregt hatte, ich solle doch mal einen Ultra in Frankreich laufen, ist mir der „Trail des Pyramides Noires“ (Trail der schwarzen Pyramiden) aufgefallen. Dieser fand dieses Jahr erst zum zweiten Mal statt, im ehemaligen Kohleabbaugebiet im Nord-Pas-de-Calais. Diese Region ist etwas bekannter geworden durch den Film „Willkommen bei den Sch’tis„.

tmp_17974-IMG_20150529_160613-1483760786Die Anreise aus Brüssel ist recht kurz, der erste Eindruck der Gegend ist gemischt – man sieht von weitem schon die Abraumhalden des Bergbaus und auch die deutlichen Zeichen, dass dieser nicht mehr der Motor der Region ist, der er einmal war. In gewisser Weise vergleichbar mit dem Ruhrpott in Deutschland. Startnummernausgabe und Ziel ist denn auch an einem ehemaligen Bergwerk, 9-9bis (Schacht 9 und 9.2) – das Gelände wird jetzt als eine Art Kulturzentrum genutzt. Das Wetter ist etwas windig und kühl – für den kommenden Tag versprechen die Organisatoren allerdings Sonne. Angeblich wäre der Lauf teurer geworden, wenn man für zwei Tage Sonne bestellt hätte. Insgesamt sind die Preise aber sehr moderat – 50 EUR für 105km und 1700 Höhenmeter.

tmp_17974-IMG_20150529_1947021863185650Da es sich nicht um einen Rundkurs handelt, haben wir ein Hotel in der Nähe des Starts genommen, alternativ gibt es einen Bus-Shuttle vom Ziel zum Start. Abends versuchen wir noch den Start zu finden, das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Ich habe zwar eine Karte von der Website mit der Kennzeichnung Parkplatz und Start. Dieser befindet sich angeblich am Kloster „Chartreuse des Dames de Gosnay„. Das finden wir dank Wikipedia dann auch samt Koordinaten. Allerdings ist das alles andere als ein Highlight, es ist eine große Ruine, total verlassen mitten im Nirgendwo.

Drum herum ist nichts, aber auch gar nichts davon zu erahnen, dass in einigen Stunden hier ein Lauf starten soll. Etwas weiter entfernt finde ich als einzigen Hinweis eine Streckenmarkierung mit Flatterband. Im Regen will ich dann aber auch nicht mehr weiter suchen. Verlaufen während dem Trail kann ja jeder – schon bei der Suche des Starts Probleme zu haben ist dann definitiv eine Stufe weiter.
Stattdessen gibt es noch etwas zu Essen – im Industriegebiet gibt es eine Gaststätte „Trois Brasseurs“ (Drei Braumeister) – da schlage ich nochmal bei den Kalorien zu, bevor die kurze Nacht beginnt – der Start ist um 4:00h in der Frühe.

tmp_17974-IMG_20150530_035251414553391Im Hotel gibt es in aller Frühe noch ein kurzes Frühstück, ich bin derart unter Strom, dass ich mir das vor lauter Aufregung gleich nochmal durch den Kopf gehen lasse – immerhin: die zweite Portion bleibt dann auch im Magen – ich hoffe nur, dass dies kein schlechtes Omen für den Tag ist.
Am Start sind tatsächlich jede Menge Läufer versammelt – geparkt wird im Wohngebiet – ich frage mich, was die Anwohner wohl von der Aktion mitbekommen. Vor dem Start gibt es noch ein kurzes Briefing, gut das Marion dabei ist – sie übersetzt für mich. Wobei die Angaben recht einfach sind: Weißes Flatterband oder orangefarbene Markierungen auf dem Boden zeigen an wo es langgeht. Ich komme auch dahinter warum die wohl noch im Dunkeln starten: Dann sieht man nicht so arg wie verfallen das Kloster ist. Pünktlich um 4:00h knallt dann auch der Startschuss und es geht los.

Im Dunkeln geht es durch eine Art Naturschutzgebiet – auf den ersten Anstieg zu – ich bin recht gut beisammen und reihe mich im Feld ein. Trail ist bei dem Lauf wörtlich zu nehmen – es gibt jede Menge „gescheite Wege! (tm by Jürgen)“ – quer durch den Wald oder Gebüsch- teilweise geht es nur hintereinander zu laufen. Es sind genügend Läufer unterwegs, über die Strecke muss man sich nicht übermäßig Gedanken machen, wobei wir beinahe an einer Abzweigung vorbei laufen – es ist ja ein Trail – warum also den Wirtschaftsweg auf die Abraumhalde hochlaufen, wenn man auch direkt quer den Hügel hoch kann? Da hilft teilweise nur Klettern. Oben belohnt dafür ein herrliches Panorama im Morgengrauen, bevor es, natürlich auch wieder direkt, den Berg runter geht.

Ich laufe in einer kleinen Gruppe mit, das macht die Orientierung etwas leichter, denn mit einmal stehe ich auf einer Straße und suche die Markierung – der eigentliche Trail geht kurz vor der Straße durch den Busch. Der nächste Hügel ist schon in Sicht – diesen geht es natürlich auch wieder direkt nach oben – und oben erst einmal entlang der Abbruchkante zwischen dem Krater und der Außenwand – zumindest meinen das fast alle und ich laufe daher hinterher – irgendwann fällt dann auf, dass keine Markierung mehr da ist, besser gesagt: Diese befindet sich im Kraterinnern, also rutschen wir zügig den Hang hinunter. Langsam fühle ich mich auf dem Trail wohl – es fühlt sich an wie Ulmer Laufnacht, nur das man gefühlt permanent bei Kilometer 80+ über den Truppenübungsplatz läuft. Kurze Zeit später mache ich nach einer Abzweigung dann auch nochmal Bekanntschaft mit dem Boden – es geht mal wieder durchs Gebüsch – direkt nach dem Einstieg ist aber eine kleine Bodenwelle – auf der komme ich dann zu liegen – nichts passiert, die anderen drum herum erkundigen sich kurz und schon geht es weiter.

Der Trail ist teilweise wirklich abenteuerlich – es geht quer durch den Wald, oder auch mal wieder einen Abhang hoch. An einer Stelle stehen wir kurzfristig auch vor einem Bach – ich denke schon, jetzt sei auch noch ein wenig Triathlon eingebaut, aber der Trail geht dann doch am Ufer entlang.

tmp_17974-IMG_20150530_055331-1285510483Nach den Hügeln und Trails ist jetzt erst einmal ein wenig Erholung angesagt – es geht teilweise durch die Bebauung – wie ich bemerke, muss das ein alter Bahndamm sein, den man als Wanderweg hergerichtet hat – angesichts der Geschichte der Region ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass es derer wohl einige gibt. Nur wenige Kilometer später befindet sich die erste der insgesamt fünf Versorgungsstationen, ich habe wenig Hunger und der Rucksack ist noch gut mit Wasser gefüllt – für die kommenden 20km sollte das reichen. Eine Straßenecke weiter wartet Marion – mir ist zu dem Zeitpunkt nicht ganz wohl und ich bekomme einen Hustenanfall, weil ich mich an einem Stück Banane verschluckt habe – der Magen rebelliert dann gleich nochmal mit. Ich bin kurz davor den Trail einfach abzubrechen, aber der Stolz überwiegt noch – aussteigen nach nur 16km kommt gar nicht in die Tüte. Also mache ich mich wieder auf den Weg. Mittlerweile ist es hell geworden und ich laufe durch die Felder in den Sonnenaufgang – das tut
einfach nur gut und gibt mir wieder Zuversicht.

Die Strecke führt wieder auf einer alten Bahntrasse entlang auf die nächste Abraumhalde zu – diesmal sind es zwei Hügel, die man in der Ferne schon sehen kann. Im Kopf klingt „eine Insel mit Zwei Bergen“ aus „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ dazu. Die alte Bahntrasse lässt sich gut laufen, auch wenn immer mal wieder ein paar Schleifchen (tm by Peter) rechts und links durch die Bewaldung führen. Auch gibt es immer wieder Höhenmeter, nämlich immer dann wenn früher mal eine Brücke für die Bahn existierte – diese sind abgebrochen und stattdessen gibt es Treppen – jeweils einmal runter und drüben wieder hoch, teilweise ist der Damm sehr hoch aufgeschüttet und es gibt Treppenstufen.

Die beiden Berge nähern sich, und es gilt die Bergwertung zu bewältigen – einmal an den Aussichtspunkt am „Terril No2“ hoch und wieder runter, den „Terril No3“ muss man nur am Fuß umrunden, aber da kommen auch schon wieder Höhenmeter zusammen. Danach gibt es wieder ein Erholungsstück – es geht erst durch die Bebauung. Dort zweige ich für kurze Zeit falsch ab, weil eine Markierung ungünstig angebracht ist – zusammen mit einem nachfolgenden Läufer finde ich das aber recht schnell wieder heraus und wieder auf die Trasse zurück.

Es folgt ein Stück durch ein Waldgebiet, richtig schön, auch wenn dort wieder einige knackige Anstiege warten – diese gehe ich ganz bewusst hoch und nutze die Chance etwas zu trinken und zu Essen. Diese Passage wäre wieder etwas für Jürgen, viele Trails quer durch den Wald. Dieser recht schöne Abschnitt endet mit der Unterquerung der Schnellstraße, es geht wieder auf eine alte Bahntrasse diesmal als kleiner Park angelegt – alles sehr ruhig. Kurz nach Kilometer 30 wartet dann der nächste schwarze Berg. Der Trail schlängelt sich danach direkt auf den nächsten zu, es geht also fast Schlag auf Schlag. Ich sehne ganz langsam aber sicher die Versorgungstation herbei, aber die lässt noch auf sich warten – im Gegensatz zu meinen bisherigen Läufen gibt es keine Kilometer-Schilder an denen ich mich orientieren könnte. Eine GPS-Uhr habe ich ja nicht – meine Pulsuhr funktioniert einfach immer noch super zuverlässig und im Training weiß ich wie lange die Strecken sind, entweder ich messe sie ab oder jemand hat ein GPS dabei. Für Notfälle habe ich mein Handy dabei, dort ist auch die Karte samt Track eingespeichert, aber ich will nicht extra anhalten um zu sehen wie weit ich bin.

IMG_3212Ein Streckenposten in den Feldern informiert dann aber, dass der nächste Versorgungspunkt nur noch 800m weg ist, am Ende der Felder sieht man schon das Haus dazu. An dieser Station tanke ich dann auch ordentlich auf – denn nun folgt eine längere „Durststrecke“. Kurz nach der Station steht Marion mit Glen. Ich übergebe ihr die Stirnlampe bevor ich weiterlaufe – die werde ich nun nicht mehr brauchen.

Es geht weiter durch die Felder – in der Ferne sieht man bereits einige der kommenden Hügel, aber noch sind diese weit entfernt. Der Weg ist anfangs noch ein breiter Wirtschaftsweg, aber er wird nach und nach zum Trampelpfad durch die Felder – reichlich zugewachsen und an einer Stelle kann man sich entscheiden ob man durch die Felder will, oder doch über die Bauschutt-Buckel auf der Strecke. So sonderlich finde ich diese Einlage nicht, es ist verdammt anstrengend zu laufen, aber nach etwas mehr als zwei Kilometern hat das auch ein Ende und es geht wieder durch eine Ortschaft hindurch – es fällt mir nach der Ortschaft zum ersten Mal auf, wie dreckig das Umfeld der Laufstrecke ist – entlang der Autobahn aber auch sonst liegen jede Menge ausgedienter und zerstörter Möbel und Elektrogeräte – kein Aushängeschild für die Region.

Auf ein erfolgreiches „Recycling“-Konzept geht es dafür als nächstes zu, einer der ehemaligen Abraumhügel wurde erfolgreich zu einer Ski-Abfahrtspiste umfunktioniert – aktuell natürlich außer Betrieb, aber dennoch eine kreative Nutzung. Drum herum klappt das Recycling anscheinend nicht – es liegt allerhand Müll entlang der Strecke herum – auch wenn das nur wenige Meter sind, so bleibt es mir doch negativ im Gedächtnis. Nach einer Treppe umrunden wir den Hügel – hier sieht die Natur schon wieder besser aus – zumindest ist der Müll nicht direkt auffällig und man tritt nicht ständig auf irgendwelche Plastiktüten. Dafür verpasse ich eine Abzweigung und laufe erst einmal den Hügel am falschen Ende hinunter, nur um dort keine Markierung zu finden. Also retour und wieder einreihen. Ärgelich aber nicht zu ändern.

Die Strecke führt nun wieder durch die Felder – noch immer laufe ich mit Jacke, aber es wird langsam richtig sonnig und warm, zumindest so lange man nicht wieder durch eines der Waldgebiete oder den Park läuft – dort ist es immer leicht windig und entsprechend kühl. Irgendwann kommt dann auch endlich die nächste Versorgungsstation in Sichtweite – Kilometer 51 an der Kirche in Grenay. Marion suche ich vergeblich, per SMS erfahre ich, dass sie noch Glen füttert. Dabei wäre jetzt die Reserve-Jacke echt hilfreich. Die bisherige ich klatschnass vor Schweiß. Kurzentschlossen packe ich sie in den Rucksack. Das verschwitzte Shirt wärmt zwar nicht und mir frösteltet etwas, aber ich hoffe einfach, dass es in den kommenden Kilometern wieder trocknet. Aus dem Ort hinaus sieht man schon die nächsten Hügel, die es zu erklimmen gilt. Diesmal auch wieder mit Kontrolle auf dem Gipfel, der Ausblick bei herrlichem Wetter ist wunderbar, leider habe ich keine Zeit ihn wirklich zu genießen.

Nach einigen Kurven den Hügel wieder hinunter geht es durch Liévin, ich gehe und stärke mich aus meinem Vorrat im Rucksack. Währenddessen versuche ich mit Marion einen Treffpunkt auszumachen, aber spätestens nach dem Passieren des Wasserturms von Liévin ist mir klar, dass es wohl nichts mehr wird vor der 74km Marke – denn die Strecke führt nun wieder auf Wirtschaftswegen und Trampelpfaden durch die Landschaft. Ich kann wieder einige Zeit gut joggen, die steileren Steigungen gehe ich allerdings konsequent nach oben. Nach Angres geht es in ein Naherholungsgebiet, das hat sich um einen der Abraumhügel herum entwickelt und ist richtig schön – man läuft durch den Wald auf einem ausgebauten Wanderweg bevor es den steilen Anstieg hinauf geht. Gefühlt kann die nächste Versorgung nicht mehr weit sein, ich nutze dennoch die Gehphase um zu Trinken und Gummibärchen verspeisen. Hatte nicht einer der Ordner etwas von Kilometer 66 gesagt – von dort wären es ja dann nur noch 8km gewesen, aber laut Uhr bin ich schon fast
wieder eine Stunde unterwegs – das will nicht zusammen passen.

Ich vermute die Station am Fuß der Abraumhalde, aber auch da taucht sie immer noch nicht auf – stattdessen geht es nochmal über einen kleineren Hügel und durch eines der Industriegebiete von Lens. Langsam werde ich unsicher: Habe ich die Station verpasst? Womöglich irgendwo eine Abkürzung genommen die ich gar nicht nehmen wollte, weil ich eine Markierung falsch interpretiert habe? Kurz nach dem Bahnhof kommen wir in einen Park und es wird mir zu bunt. Ich krame mein Handy aus der Tasche – Marion hat sich gemeldet – sie wartet und beschreibt einen Park mit einer Allee – das könnte hinkommen. Ich jogge etwas weiter, aber die Beschreibung passt nicht zu dem was ich sehe. Also öffne ich die Offline-Map (Locus-Maps ist ein klasse Tool, gerade im Ausland oder in Gebieten mit fehlender Netzabdeckung) – das erleichtert mich dann doch: Laut GPS bin ich auf der Strecke erst bei 73,2km – also noch etwa 800m plus etwas Toleranz. Also doch alles richtig – Erleichterung. Fast schon leichtfüßig jogge ich den letzten Anstieg vor der Versorgung hinauf.

IMG_3217Die Versorgung ist etwas größer, es gibt Musik und jede Menge Verpflegung. Ich schaufle Kalorien in mich hinein und lasse mir meinen Trinkrucksack auffüllen – der ist komplett leer, viel weiter weg hätte die Station also nicht mehr sein sollen. Marion bringt mir die Ersatzjacke – noch brauche ich die nicht, aber man weiß ja nicht was noch kommt an Wind. Zwischenzeitlich hatte sich die Wolkendecke auch mal etwas zugezogen, aber jetzt scheint wieder die Sonne.

Vor mir liegen noch 31km und laut Marion noch sieben Hügel (man könnte fast meinen man ist in Rom). Es folgt eine recht angenehme Strecke – es geht ganz leicht bergauf – vermutlich wieder eine alte Bahntrasse, aus dem Ort hinaus. Teilweise wird die Strecke mehr zur Übung für den Kopf als für die Beine, denn vor oder hinter mir sehe ich trotz sehr langer Geraden keinen einzigen Läufer. Dennoch stehen an fast jeder Querung Helfer, die den Verkehr regeln. Ein ganz herzliches Dankeschön dafür an dieser Stelle. Am Ende der Flachstrecke befindet sich natürlich wieder ein Hügel, direkt neben dem „Parc des Îles“ – ein Freizeitpark, der schön angelegt ist. Auf dem benachbarten Messegelände ist ein großes Drachenfest – mehr als 50 Drachen schweben dort in allen Formen und Farben in der Luft. Damit hat man trotz der Anstrengung etwas als Ablenkung – der Ausblick vom Plateau ist einfach wunderschön. Ich hole einen Läufer ein und ziehe mir dir Jacke über – der Wind hat ganz ordentlich aufgefrischt. Die Hügel sind mal wieder im Doppelpack – nach dem Gefälle zurück an den Park geht es natürlich gleich wieder hoch – erst durch die ausgetrockneten Staubecken, dann auf den Grat. Auf der Kuppe halte ich Ausschau ob nicht denn schon irgendwo das Ziel in der Ferne auszumachen ist. Ich müsste ungefähr 10km zurück gelegt haben, also noch ungefähr ein Halbmarathon liegt vor mir.

Steil geht es runter vom Hügel – der Trail schlängelt sich durch verschiedene Grünflächen der Stadt und die Industriegebiete – mal mehr mal weniger zugewachsen. Vor allem fällt mir negativ auf, wie viel Müll im Gebüsch liegt. Nach dem Unterqueren der Bahnlinie laufen wir auf den „Parc des Rescapés“ zu, der an das große Grubenunglück erinnert. Den sogenannten „Weg der Überlebenden“ sparen wir aus, auch wenn er irgendwie passend wäre vom Namen.

Nun folgt eine längere Strecke durch ein altes Abraumgebiet bzw. eine Brache – nicht unbedingt ein Highlight – zumal ich recht viel gehen muss, einfach weil mir die Engergie fehlt. Es geht in der Nähe des Klärwerks vorbei, das riecht man mehrere Kilometer lang auch entlang des Kanals der dorthin führt. Das wird recht schnell besser, als wir uns einem Park nähern. Der ist dann wieder ein echter Hingucker, inklusive Querung der Seen mit Brücke oder mit dem Springen von Stein zu Stein. Gefühlt müsste demnächst die nächste Versorgung auftauchen – nach einer Wiesenfläche sehe ich ein deutliches Indiz dafür: Unser Mietwagen steht seitlich auf einem Parkplatz. Keine 5 Minuten später stehe ich an der Versorgung bei Kilometer 94.

IMG_3222Ein letztes Mal greife ich bei Cola und allerhand Kalorien zu und lasse den Rucksack füllen. 11km und ein letzter Abraum-Hügel liegen noch vor mir. Die Streckenführung ist nun recht angenehm – eine ganze Weile am Kanal entlang. Mir gehen Erinnerungen durch den Kopf, an den Neckarkanal in Mannheim, aber auch an die Zeit als ich Nürnberg regelmäßig am Main-Donau-Kanal trainiert habe. Unterbrochen wird die flache Strecke nur durch das ein oder andere „Schleifchen (tm by Peter)“, damit man noch einige Höhenmeter mehr bekommt. Ich muss vergleichsweise viel gehen, da hilft es auch wenig, dass ich nochmal Energie aus dem Rucksack nachführe. Die Kilometerangaben für die Schifffahrt sind gut zur Orientierung geeignet: Ich orientiere mich daran, immer versuchen einen zu joggen, danach einen gehen, wie ein Laufanfänger es auch machen würde.

An einer Brücke geht es weg vom Kanal und anschließend über die Autobahn – noch immer sehe ich die Fördertürme von 9-9bis nicht – weit können die allerdings nicht mehr sein. Ich gehe schon wieder geraume Zeit, auch als ich das Ortsschild von Oignies passiere, dabei fällt mir unter anderem auf, dass Mutterstadt, ein Örtchen bei mir daheim um die Ecke Partnerstadt ist. Ein Läufer überholt mich und motiviert mich – es ist nicht mehr weit – laut seinem GPS noch 5km. Also raffe ich mich nochmal auf und trabe an. Es geht erstaunlich gut, anfänglich kann ich nicht ganz mithalten, aber es wird immer besser und als wir aus dem Feld wieder in den Wald kommen lasse ich ihn hinter mir – diesmal muss er gehen, er nimmt mir das allerdings nicht krumm.

IMG_3224In der Ferne ist Musik zu hören – das muss das Ziel sein, allerdings ist vor dem Ziel noch ein letzter Abraum-Hügel zu überwinden bzw. zu erklimmen – einmal hoch, Ausblick aufs Ziel erhaschen und wieder runter. Auf dem Hügel spielt eine kleine Kapelle – einfach genial. Der letzte Abstieg fällt vergleichsweise leicht, auch wenn die Knie zu verstehen geben, dass langsam genug sei. Über die Straße und dann auf den Zielbogen zu. Geschafft! 105km und 1700hm liegen hinter mir – Marion ist noch nicht da, ich war auf die letzten 11km deutlich schneller als gedacht. Keine Ahnung wie das geht, denn ich bin auch wieder viel gegangen. Ein Helfer nimmt mir den Zeitmess-Chip vom Schuh und ich hole mir meine Finisher-Jacke ab (es gibt kein Trikot sondern mal was sinnvolles). Während ich die Massage genieße trifft Marion ein. Ich begutachte derweil noch die Schäden am meinem Laufwerk – eine dicke Blase und eine Scheuerstelle – mehr nicht, das ist gut.

Ich löse noch den Gutschein für etwas zu Essen und ein Bier ein, zwischenzeitlich wird mir mal wieder kalt weil ich so ausgelaugt bin. Aber ansonsten ist alles ok, auch die Rückfahrt bis ans Hotel überstehe ich ohne Krämpfe. Am nächsten Tag gibt es dann auch die Ergebnisse online: 13:10:47 – damit auf Platz 23 insgesamt (gestartet sind 135 Läufer über 105km, angekommen sind 108). In der Altersklasse bin ich sogar auf Platz 9 gelandet.

Fazit: Der Lauf ist anspruchsvoll und hat durchaus seine Reize. Organisatorisch ist noch etwas Luft nach oben. Zumindest gelegentliche Kilometerschilder wären ganz nett, und auch eine klare Kennzeichnung des Startbereichs schon am Vortag wäre sinnvoll. Die Abraumberge sind Thema des Laufs und auch sehr schön zu laufen, wenn auch anstrengend. Weniger schön sind die Strecken durch die Industriegebiete und auch einige Trampelpfade könnten eine Entrümpelung vor dem Lauf vertragen. Das würde auch dem Image der Region entgegen kommen. Ob ich den Lauf gleich nächstes Jahr nochmal machen will, weiß ich noch nicht, aber irgendwann sicher einmal wieder. Unschlagbar ist auf alle Fälle das Preis/Leistungs-Verhältnis: Für 50 EUR gibt es 105km, 5 Versorgungstationen, atemberaubende Ausblicke und für die Finisher ein personalisiertes Jäckchen. Von daher kann man dem Lauf nur wünschen, dass noch mehr Teilnehmer sich dafür begeistern können und er nicht wieder in der Versenkung verschwindet.