Wallensteinlauf in Altdorf bei Nürnberg

Nach einigen stressigen Ereignissen der letzten Wochen war ich ja echt erholungsbedürftig – gut das ich schon seit dem Weltkulturerbelauf in Bamberg im Mai meinen Lauffreunden aus Nürnberg versprochen hatte am Wallenstein-Halbmarathon in Altdorf teilzunehmen. Die Veranstaltung an sich kannte ich ja bereits, allerdings vor zwei Jahren nur als Zuschauer, am Vortag war damals der Altmühlseelauf über die Bühne gegangen und an ein „doppeltes Lottchen“ (also aus 2x Halbmarathon in zwei Tagen ein Marathon-Wochenende zu machen) hatte ich damals keine Lust und war viel zu ausgepowert, daher damals nur Bilder vom Zieleinlauf.

Nun denn, einer der Stresspunkte beschäftigte mich erst mal doch noch: Eigentlich hatte ich ein gemeinsames Wochenende mit meiner Freundin geplant, aber da das mal wieder auf Eis liegt (welches mächtig Risse hat), war ich alleine unterwegs. In Stadtteil Kornburg, in dem meine vertraute Herberge liegt war Kerwe – nicht schlecht, dann kann  man gleich am Freitag Abend mit dem Carbo-Loading beginnen.

Den geplanten Besuch des Tierparks habe ich mir nicht nehmen lassen. Immerhin war ich jetzt schon so häufig in Nürnberg, und hatte sogar jeweils ein Semester im Sommer und Winter Zeit den Park zu besichtigen und hatte es nicht geschafft. Mit Helga und Heinreich als kompetente Führer war der Samstag sehr kurzweilig. Der Park ist sehr schön angelegt und man könnte darin wohl auch locker verschiedene Läufe mit reichlich Höhenmetern machen, ohne das es langweilig würde. So groß hatte ich ihn mir dann doch nicht vorgestellt. Aber ich weiß jetzt, dass ein Besuch definitiv auch ein weiteres Mal lohnt.

Abends ging es dann noch zur Startnummern-Ausgabe und Nudelparty. Ein zusätzliches Highlight waren die Kinder-Läufe über 400 und 1000m – einfach drollig anzuschauen und die Athleten von morgen zu bestaunen. Das kostenlose Nudelangebot wurde von allen Anwesenden Läufern und Begleitern mit viel Begeisterung angenommen – beinahe wären den Veranstaltern die Nudel und die Sauce ausgegangen. Zwischenzeitlich bildete sogar eine recht eindrucksvolle Schlange vor der Nudelausgabe. Klar, so einen Service gibt es eben nicht bei allen Läufen.

All zu lange sind wir denn auch nicht mehr geblieben, denn der Lauf startet sehr früh: Bereits um 8:00h in der Frühe ist der Start. Also nix wie morgens raus aus den Federn, Sachen packen und los gehts. Nachts hatte ich noch überlegt wie ich den Lauf angehen will – das Höhenprofil versprach einige Abwechslung – also nur nicht frühzeitig das Pulver verschießen. Außerdem wollte ich diesen Landschaftslauf ja bewusst zur Erholung machen, daher habe ich meine Ambitionen deutlich nach unten geschraubt und mir irgendetwas unter 2h vorgenommen, wenn es gut läuft sollten es unter 1:45 werden. Für mich sehr ungewohnt nicht mit einer neuen Bestzeit als Ziel in einen Lauf zu gehen. Ausgerechnet hatte ich mir Kilometerzeiten von 5:10 bis 5:30 min/km – irgendwo der Preisklasse, erfahrungsgemäß kann ich bei diesem Tempo entspannt laufen.

Fast schon überpünktlich krachte der Startschuss und die rund 300 Läufer setzten sich in Bewegung. In einigen Kurven und mit ersten Höhenmetern garniert geht es durch Altdorf. Bereits nach einem Kilometer merke ich, dass ich die Streckenbeschreibung wohl verkehrt herum interpretiert habe, zumindest was die Strecke nach einem kurzen gemeinsamen Stück auf das Stadttor betrifft. Aber halb so wild – wie rum man das nun läuft ist ja eigentlich egal und die Versorgungsstationen kommen eben dann etwas anders. Versorgung, ein gutes Stichwort: Es war schon beim Start angenehm warm – gut dass ich genügend Wasser am Mann mit mir herum trage. So konnte ich bereits lange vor der ersten Versorgung mal etwas „Schmiermittel“ nachtanken. Das war auch bitter nötig, denn die Kilometerzeiten waren alles andere als die geplanten „etwas mehr als 5 Minuten pro Kilometer“ … Der erste Kilometer flog an mir mit 4:06 Minuten vorbei … und auch die nächsten wurde es nur sehr allmählich besser. Andererseits bot sich die Strecke auch wirklich an: In Serpentinen ging es die ganze Zeit eigentlich stetig bergab, mal mehr mal weniger. Schmerzlich rief ich mir das Diagramm der Höhenmeter in den Kopf: Da war irgendwo ein großer Anstieg mit dabei und so viel wie wir bergab unterwegs waren würde der wohl richtig kräftig ausfallen. Irgendwo ziemlich in der Mitte wusste ich noch.

Mit Kilometer 5 klappte es dann auch mal endlich im Zielzeitfenster zu landen – ein wenig mehr als 5 Minuten bei ganz leicht ansteigendem Kurs. Insgesamt eine wirklich schöne Landschaft – mit der gefundenen Geschwindigkeit kann ich mich nun auch dieser ausführlicher widmen. Es geht durch Wälder und Auen, durch verschiedene Ortschaften und überall ist trotz der frühen Uhrzeit richtig Stimmung an der Strecke. In Schleifmühle biegt der 12km Lauf ab, für die Halbmarathonis geht gerade aus weiter durch die schöne Landschaft. Immer wieder gibt es kleiner Anstiege zu bewältigen und ich mahne mich zur Vorsicht, die nur nicht hochzuspurten.

Die Strecke quert die A3 unter einer Autobahnbrücke und danach geht es richtig kräftig bergauf, Kilometer 9 ist erreicht. Ich denke darüber nach ob das jetzt alles an Steigungen war oder nicht und bleibe weiter vorsichtig – insgemein stecke ich mir einen Marker bei Kilometer 15 – danach dürfte es nach meiner Erinnerung keine größeren Steigungen mehr geben. In Pühlheim steht wieder eine Versorgungsstation, genau richtig am Ende der Steigung – ich packe mir zwei Becher Wasser und kippe mir einen gleich mal über. Auf den sonnigen Abschnitten der Strecke ist es fast schon unangenehm heiß: Erinnerungen an die Strecke der Ulmer Laufnacht zwischen Kilometer 70 und 75 kommen hoch – dort ist es gefühlt auch immer unerträglich war (es sei denn es regnet). In sanftem Bogen geht es nun weiter gen Hegnenberg, ein kleines Waldstück beschattet die nächste Steigung zumindest zu Beginn, das macht sie erträglicher. Aus dem Wald heraus geht es den Berg hoch – der Name des Ortes ist Programm. Die Streckenführung erinnert mich unwillkürlich an den Kunzenbach am Kalten Herrgott, eine meiner häufigen Trainingsetappen im Odenwald.

Ab der Ortsmitte geht es dann langgezogen bergab, auch nicht ganz einfach zu laufen, länger Phasen bergab muss man auch ein wenig trainieren. Wieder unterqueren wir die Autobahn, der Wald drum herum spendet etwas Schatten bevor man in der Ferne schon Altdorf sehen kann. Nun geht es entlang der Landstraße durch die Sonne, ich schwitze fürchterlich, aber die Landschaft verliert dadurch keinenfalls ihren Reiz. Auch meine Kilometerzeiten sind jetzt absolut im Soll – in den Steigungsstrecken hatte ich zwischenzeitlich mal etwas mehr als 5:30, aber ein wenig Reserve habe ich mir ja heraus gearbeitet mit den Sprint-Kilometern zu Beginn.  Mittlerweile sind 15km geschafft – die Steigungen liegen also alle hinter mir. Nun liegt noch eine kleine Schleife durch den Wald vor mir, einige etwas in die Länge gezogene Anstiege gilt es noch zu bewältigen, aber mit Kilometer 16 verlasse ich den kühlen Wald und stehe schon direkt in Altdorf. Jetzt ist es ja auch nicht mehr weit bis ins Ziel.

Am Ortseingang stehen jede Menge Leute im Vorgarten – es gibt einen Kommentar zur Hitze und ich entgegne: „Wo ist der Gartenschlauch?“ – wie ich auf den Bildern der Veranstalter später sehen kann, wurde das doch prompt als Verbesserung umgesetzt. Die Dusche am Wegesrand ist eine tolle Sache, die ich aus Bamberg kenne und nicht mehr missen möchte wenn es mal wieder heiß wird. Nun liegt die Altstadt von Altdorf vor mir, wie für mittelalterliche Städte üblich liegt sie etwas erhöht. Die Kilometer bis zum unteren Stadttor ziehen sich etwas hin, denn es geht schnurgerade stetig aufwärts. Im Stadtkern wird es besser, dort ist das Altstadtfest und die ersten Buden rüsten sich für den Ansturm, dazu etwas Musik die mich die Steigung zum oberen Stadttor förmlich hinauf trägt.

Noch etwas mehr als zwei Kilometer – und noch immer geht es ein klein wenig bergauf – die Straßen in der Stadt sind schon gut aufgeheizt, das Laufen fällt langsam etwas schwerer bei der Hitze. Aber jetzt lasse ich nicht mehr locker. Auf die Uhr habe ich schon gar nicht mehr groß geschaut. Prompt verpasse ich auch irgendwie das Schild für den Kilometer 20, aber die Umgebung wird langsam vertraut, weit ist es nicht mehr bis zur Mittelschule. Dankenswerter Weise führt die Strecke dann zur Schule hin auch noch mal etwas bergab und ich kann nochmals Läufer einsammeln bevor es auf die Ehrenrunde ins Stadion geht. Ziel erreicht und das in 1:42 irgendwas – also ist doch alles ok.

Noch kurz etwas warten und sich an der reichlichen Verpflegung laben: Obst in jeder erdenklichen Form, Wasser, ISO – was das Herz begehrt. Dann zum Duschen und zur Massage, erstaunlicherweise habe ich nur in den Waden Probleme, nicht jedoch wie ich gedacht hätte in den Oberschenkeln. Zur Siegerehrung gibt es dann noch ein reichhaltiges Kuchenbuffet, dazu bavarian Iso-Drink in Form von alkoholfreiem Weizenbier.

Fazit: Ein sehr schöner Lauf, der kommt auf die Liste für nächstes Jahr 😉

Wie man keine 100km in Biel läuft … – Fluthelfereinsatz an der Elbe

Es hat dieses Jahr nicht sein sollen. Lange habe ich mich auf den 100km Lauf in Biel vorbereitet, Startgebühr überwiesen, Hütte mit den Kollegen gebucht und sogar schon alles gepackt gehabt.

Aber am Mittwoch (einen Tag vor der Abfahrt nach Biel) kam der Einsatzbefehl vom THW nach Dresden zur Hilfe in den überfluteten Gebieten. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber da ich immer der Meinung bin, man sollte nicht nur an sich denken sondern auch der Gesellschaft etwas zurück geben, habe ich kurzerhand Biel gecancelt. Ärgerlich wegen der Gebühren, aber ich hätte auch krank werden können – dann wäre es auch Essig gewesen.

Daher gibt es jetzt auch keinen Bericht über den Lauf in Biel, allenfalls eine Absichtserklärung: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und der Lauf findet jedes Jahr statt. Je nachdem wie es ausgeht könnte ich mir ja sogar ein Doppel vorstellen: Ulm und Biel in einem Jahr. Mal sehen was sich so ergibt.

Der Einsatz in Dresden war um so ereignisreicher und eine Erfahrung die ich auf keinen Fall missen möchte. Die Freundlichkeit der Menschen wenn man kommt und helfen kann. Vor Ort war ich als Kraftfahrer und Maschinist für unsere Großpumpe mit 5000l/Minute. In 10 Tagen hatten wir drei Einsatzstellen in Dresden und dem Umland zu bewältigen. Aufgrund der großen Wassermassen haben wir an jedem Einsatzort mehrere Tage gepumpt.

Angefangen haben wir in Cossebaude am Pumpwerk. Dieses konnte die Wassermassen nicht mehr bewältigen und hatte sich abgeschaltet. Mit viel Mühe konnten wir den Pegel über Nacht halten, nachdem der Scheitel der Elbe durch war, gab es dann auch sichtbare Erfolge. Schon am nächsten Tag konnte das Pumpwerk wieder in Betrieb gehen, und den Pegel somit nochmals rapide senken. Ein Dank auch hier an alle freiwilligen Helfer und die Bevölkerung die mit uns gegen die Flut gekämpft haben. Eine derartig gute Verpflegung habe ich noch nicht erlebt. Von Salat bis Schnittchen war für jeden etwas dabei.

Der Abbau verlief denn auch recht zügig, auch wenn wir kurzzeitig dachten, wir könnten gerade wieder alles aufbauen, als ein sehr ergiebiger Platzregen niederging. Mitten in dem Gewirr sollte ich dann auch noch mit einem unbekannten Gespann rückwärts fahren – nachdem der Regen etwas nachgelassen hatte habe ich es immerhin geradeaus rückwärts hinbekommen. Aber um die Kurve muss ich wohl mal wieder üben.

Die nächste Einsatzstelle war schon ausgemacht: In Pillnitz war eine Senke im Ortskern vollgelaufen und damit natürlich auch die umliegenden Keller und Geschäfte. Ein Abpumpen in die Kanalisation war nicht möglich und der Weg bis an die Elbe mit fast 500m sehr weit. Daher haben wir den Schlosspark dort kurzerhand als natürliches Puffer-Becken genutzt und mit einer Hannibal-Pumpe und der Börger-Pumpe gearbeitet. Auch hier war die Versorgungslage wieder spitze. Von Spaghetti bis Broiler (Brathähnchen) – sehr lecker. Es war auch das erste Mal, dass ich den Unimog so richtig zu schätzen gelernt habe: Klein, wendig und unheimlich kraftvoll. Im Laufe des Einsatzes haben wir dann noch einen Pumpensumpf in der historischen Parkanlage ausgehoben, die Wiese wird es überleben … Zudem haben wir mehrere Goldfische gerettet und wieder an die Besitzer übergeben können.

Nun gab es erst einmal einen Tag Einsatzpause im OV Dresden, den wir ausgiebig genutzt haben um unser Material wieder auf Vordermann zu bringen, Betriebsstoffe aufzufüllen und den Helfern etwas Erholung zu gönnen. Naja für meinen Geschmack etwas viel der Erholung, aber ok muss auch mal sein.

Am Folgetag gab es einen neuen Einsatz, wieder in Cossebaude bzw. dem benachbarten Gohlis. Diesen Ort hat es wieder besonders schlimm erwischt, die Häuser standen teilweise bis ins 1. OG im Wasser. Erste Aufgabe war das Abpumpen eines Tümpels der sich in einer alten Schutthalde gebildet hatte und dessen Druckwasser in den umliegenden Kellern aus den Wänden quoll. Mit jedem Zentimeter den der Pegel sank nahm das Plätschern dort ab und auch die angrenzenden Gartenflächen wurden wieder sichtbar. Ein toller Erfolg, und ich wechselte als Spezialist in die Nachtschicht.

Die letzte Einsatzstelle bildete dann Gohlis selbst. Dort setzten wir alle Pumpen ein, die uns irgendwie zur Verfügung standen – durch eine Lücke im Deich war der Ort überflutet worden, nur stand das Wasser nun hinter dem Deich und musste da wieder raus. Insgesamt waren wir mit rund 70 Kubikmeter/Minute am Werk, mit der Unterstützung des schrittweise wieder anlaufenden Pumpwerke ging der Pegel auch hier schnell zurück. Abschließend kümmerten wir uns noch um eine relativ große Fläche die als tiefsten Punkt dankenswerter Weise eine Baugrube hatte. Leider war der Katastrophenalarm aufgehoben und wir mussten den Einsatz an die Feuerwehr übergeben. Sehr zum Unverständnis einiger Helfer und auch der Anwohner. Aber was will man machen.

Weitere Einsatzbefehle gab es dann leider nicht mehr, und so traten wir den Rückweg über Bad Hersfeld nach Lampertheim an. Nach 12 Tagen wieder nach Hause zu kommen ist schon ein tolles Gefühl (auch wenn mir die Ohren vom Unimogfahren doch immer noch klingelten).

 

Turnfest-Howto

Wie bereits angekündigt will ich hier etwas ausführlicher die Erfahrugen meinerseits bezüglich des Turnfests und der damit verbundenen Organisation der Übernachtungen in Schulen beschreiben. Ziel ist es, für andere Menschen – die z.B. das kommende Turnfest in Berlin 2017 oder eine ähnliche Veranstaltung betreuen wollen einige Fallstricke aufzuzeigen und die sogenannten best-practices weiter zu geben. Es reicht wenn Fehler einmal passieren, beim nächsten Mal bitte ein paar neue, damit es nicht langweilig wirde 😉

Lange vor dem Turnfest (ca. 1 Jahr vorher): Die ersten Anfragen gehen an die Vereine – bereits muss sich ein Verein entscheiden ob er eine Schulbetreuung übernehmen will und welche Schule es denn sein soll. Bei der Auswahl kommen verschiedene Kriterien in Frage: Nähe zum Verein, persönliche Beziehungen, Kontaktpersonen in der Schulleitung etc. Wichtig ist auch abzuschätzen: Kann der Verein die angepeilte Schule überhaupt alleine betreuen oder ist ggf. eine Kooperation mit anderen Vereinen notwendig? Die DJK-Feudenheim hat etwas mehr als 1000 Mitglieder, damit haben wir die Feudenheimschule mit rund 600 zu erwartenden Übernachtungsgästen stemmen können. Für kleinere Vereine empfiehlt es sich ggf. auch kleinere Schulen zu übernehmen – nichts ist frustrierender wenn am Ende zu wenige Helfer zu viele Schichten stemmen müssen.

ca. 9 Monate vor dem Turnfest wird es langsam ernster: Bereits jetzt sollten die Termine wie Anreisewellen, Abreisewellen und besondere Ereignisse feststehen. Anhand derer kann man einen Schichtplan aufstellen und den Personalbedarf ganz grob abschätzen. Wichtig ist hierbei: Es sollten pro Schicht mindestens 2, besser 3 Personen anwesend sein. Zu den Terminen mit hoher Fluktuation und den Frühschichten sollten jeweils mehr Personen eingeplant werden (pro 100 Übernachter sind ca. 3-4 Helfer alleine mit der Ausgabe des Frühstücks beschäftigt). Für die DJK hat es sich bewährt die Frühstücksschicht seperat neben der Aufsichtsschicht laufen zu lassen. Dies hatte jedoch auch den Hintergrund, dass eine Kooperation zweier benachbarter Schulen mit jeweils unzureichender Turnhallen-Kapazität realisiert werden konnte: Die Übernachtungsgäste wurden gemeinsam in der Kulturhalle Feudenheim (einem Veranstaltungszentrum) mit Frühstück versorgt. Diese Situation ist sicherlich seltenst gegeben, aber bei benachbarten Schulen ist eine Kooperation immer eine lohnende Überlegung.

Ebenfalls im gleichen Zeitraum haben wir begonnen einen Arbeitskreis (bei uns Organisations-Team, kurz OT genannt) zu bilden. In diesem Team sind die besonders engagierten Helfer vertreten. Aus diesem Team wird der Hauptverantwortliche/die Hauptverantwortliche/die Hauptverantwortlichen bestimmt. Beim Turnfest 2013 wurde hierbei von Quatier-Managern gesprochen. Angesichts der Größe des Projekts haben wir vier Hauptverantwortliche bestimmt: zwei für das Frühstück und zwei für die eigentliche Schulbetreuung. Unser Team bestand am Ende aus rund 10 engagierten Helfern. Wichtig hierbei ist, dass bestimmte Personen bestimmte Aufgabenbereiche vollständig übernehmen (z.B. Versorgung mit Abendverpflegung und Getränken, Sanitär, Aufbau/Abbau, IT). Ebenso darf es aber auch Universalisten geben, die den anderen Teammitgliedern je nach Bedarf zu Hand gehen. Natürlich sollten sich die Team-Mitglieder auch untereinander regelmäßig abstimmen. In den letzten 5 Monaten vor dem Turnfest gab es hierzu monatliche Treffen, zudem eine rege e-mail-Kommunikation.

Ein ganz entscheidender Schritt ist der erste Kontakt zu den Verantwortlichen der Schule im Schulbetrieb – hierbei gibt es dank Föderalismus in Deutschland gleich zwei grundlegende Parteien: Den Hausmeister (oder auch mehrere), diese werden vom Schulträger (also der Stadt Mannheim bezahlt) und auf die pädagogische Seite, diese wird vom Land (also Baden-Württemberg) bezahlt. Die beiden Parteien müssen schon im Alltag miteinander auskommen und kommunizieren was nicht immer leicht ist und immer wieder Zuständigkeits-Zündstoff birgt. Eine zusätzliche Nutzung der Schule in den Ferien ist daher besonders gut vorzubereiten und es gilt alle Beteiligten in ein Boot zu holen. In unserem Fall gab es eine zusätzliche Herausforderung: 3 Schulen, also drei Rektoren und ob der Schulgröße auch zwei Hausmeister. Aber die frühzeitige Kontaktaufnahme hat sich ausgezahlt. In enger Abstimmung und zur Zufriedenheit aller hatten wir recht flott einen Konsens welche Räume generell nutzbar sind und welche Zugänge zum Gebäude bestehen. Auch wichtig bei solchen Treffen: Gleich Notizen machen und im Team abstimmen welche Chancen man für bestimmte Ideen sieht. In unserem Fall war recht schnell klar: Der einzige nutzbare Klassenraum im Keller sollte nach Möglichkeit nicht genutzt werden. Ferner hatten wir einen Reserve-Raum im Obergeschoss eingeplant, der generell nutzbar wäre, aber in der Planung erst einmal unberücksichtigt blieb. Dieser sollte notfalls als Lager/Rückzugsraum für das Team vor Ort genutzt werden (man möchte doch evtl. mal 10 Minuten Ruhe haben um etwas zu essen oder kurz zu verschnaufen), außerdem bietet ein voller Raum Reserve immer die Möglichkeit auf unvorhergesehenes reagieren zu können.

Ein ganz kritischer Punkt ist die Lage der „Einsatzzentrale“ in der alle Fäden zusammen laufen. Beim Turnfest haben wir das weniger streng organisatorisch mit Info-Point oder Rezeption umschrieben. Je nach Bauart der Schule gibt es ggf. mehrere Möglichkeiten einen derartig zentralen Punkt aufzubauen. Wichtig ist, dass er möglichst in der Nähe des Eingangs ist, vorzugsweise direkt dahinter oder mindestens in Blickweite.  So sinkt der Personal- und Abstimmungsbedarf bei der Einlass-Kontrolle. Bewährt hat es sich eines der größeren Treppenhäuser im Erdgeschoss zu nutzen – hier muss man aber sicherlich von Schule zu Schule entscheiden was günstig ist. Als ungemein praktisch hat es sich ergeben, dass direkt hinter dem Tresen ein kleiner Raum vorhanden war, der normalerweise nicht als Klassenzimmer genutzt wird, diesen konnten wir dann für die weitere Technik und Logistik verwenden und hatten dennoch alles in kurzer Entfernung griffbereit.

Ebenso hilfreich ist es beim Rundgang mit dem Hausmeister diverse Fragen zur Infrastruktur zu klären: Lage der Notausgänge und Ausstattung mit Panikschlössern? Wasser-Versorgung mit Warmwasser (zum Spülen fürs Frühstück oder auch für sonstige Dinge mal eben schnell zu reinigen)? Hausanschluss und Notfall-Maßnahmen (Heizungsnotschalter, Gasanschluss, Elektroanschluss, Sicherungskästen)? Drehstromsteckdosen für etwas potentere Verbraucher (z.B. Kühlanhänger, Backofen, etc.) – vor allem: Dimensionierung (16A, 32A, 63A, 125A) – dementsprechend bedarf es ggf. Adaptern (bitte eine Elektrofachkraft fragen wenn man sich nicht sicher ist – es gibt die abenteuerlichsten Adapter und nicht jeder ist zulässig, je nach Bedarf kann es auch zweckmäßig sein einen Kleinverteiler für den Baustellenbetrieb zu leihen oder gar zu kaufen) – nicht erschrecken: Viele Schulen sind äußerst dürftig mit Drehstromdosen ausgestattet – wir hatten nur in einem Fachraum Zugriff auf einen derartigen Anschluss, dafür immerhin in der 32A-Ausführung. Auf im Privatbereich übliche Lösungen wie eine Drehstromdose in Nähe des Hausanschlusses sollte man nicht immer hoffen. Gut sind ggf. auch Werkräume mit Werkzeugmaschinen oder Brennöfen. Die IT-Infrastruktur darf man in aller Regel nicht nutzen, was zwar ärgerlich ist aber auch Sicherheitsgründen auch nachvollziehbar. Hier muss man sich ggf. vorab mit einem UMTS-Router versorgen. Ein Internet-Anschluss hat sich als sehr praktisch für die verschiedensten Anfragen erwiesen – vom ÖPNV angefangen bis hin zu örtlichen Sehenswürdigkeiten mit deren Öffnungszeiten.

Beim Turnfest in Mannheim war die Frühstücksversorgung durch die Veranstalter und das Unternehmen „Kommando Verpflegung“ organisiert. Über diese Konstellation musste man für die Ausgabe nur noch Helfer und Räumlichkeiten stellen. Kaffee-Maschinen, Ausgabe-Besteck und weitere Küchenausstattung wurde gestellt. Ein wenig Lager sollte man vorsehen, denn die haltbaren Lebensmittel wie H-Milch, Kaffeepulver, Müsli und einiges mehr werden bereits am Anreisetag angeliefert. Das sollte die ganze Woche reichen, also mit ein wenig Augenmaß ausgehen. Frische Ware wird in der Nacht angeliefert – in Kühlboxen mit Kühlakkus. Diese Lebensmittel müssen am gleichen Tag ausgegeben werden, wenn keine Kühlmöglichkeit vorhanden ist. Hier muss man schauen wie es anläuft. Ein Kühlschrank in der Hinterhand erspart das Wegwerfen von Lebensmitteln, ersetzt aber nicht die möglichst exakte Rückmeldung wie viel benötigt wird.

Die Abendverpflegung bzw. auch Tagesversorgung war den Vereinen offen gelassen worden. Wer möchte kann Angebote machen, es muss aber nicht gemacht werden. Wer knapp bei Helfern ist, sollte sich die Aktion daher gründlich überlegen. Anfänglich haben wir mit verschiedenen Aktionen jeweils am Abend geplant: Würstchen mit Brötchen, Wurstsalat mit Brot, Fleischkäse im Brötchen. Alles eher kleine Mahlzeiten, die aber auch sättigen können (ggf. muss man eben zwei Portionen essen). Dieses Konzept ist leider nicht so ganz aufgegangen wie wir im Nachhinein festhalten müssen. Besser ist es, wenn man eine kleine Auswahl über den gesamten Tag anbietet. Mit Fleischkäsebrötchen, Bockwurst und auch belegten Brötchen kann man das recht gut machen – einen kleinen Vorrat bereit halten, nicht alles auf einmal zubereiten. Erfahrungsgemäß ist auch keiner der Gäste ungehalten, wenn es mal eben 5 Minuten dauert bis die Wurst im Wasser warm ist. Die Brötchen haben wir immer on-the-fly frisch belegt. Hier kann man ggf. auch der Lebensmittelvernichtung vom Frühstück entgegen wirken. Es bleiben immer einige Brötchen und Belag übrig – natürlich nur wenn für die verderblichen Lebensmittel ein Kühlschrank vorhanden ist. Der Wurstsalat ist deutlich kritischer – hier muss man ggf. sehen ob man nur eine begrenzte Menge vorhält, wenn der verkauft ist, ist eben Schluss. Selbstverständlich bietet es sich auch an, den Tag über „Süßkram“ und „Snacks“ anzubieten: Riegelware wie Mars, Snickers, Bounty, Chips, Knoppers und Co sind kein Fehler und heben die Stimmung bei den Gästen.

Wo gegessen wird, darf auch die Getränkeversorgung nicht fehlen. Entgegen unserer Planung liegen bei den Sportlern nicht gerade die Softdrinks und Wasser hoch im Kurs, nein vielmehr steht vielen beim Turnfest der Sinn nach einem gekühlten Kulturgetränk des Abendlandes, auch bekannt als Hopfenkaltschale oder schlicht und einfach Bier. Alkoholfreies Bier kommt fast nicht an, einige Kästen bereit zu halten ist aber kein Fehler, auch Radler kam recht gut an. Bier an sich sollte man reichhaltig vorhalten, auch wenn das im ersten Moment komisch klingt. Mit Weinschorle oder einen Weißwein kann man verschiedenen Gästen auch eine Freude bereiten. Erstaunlicherweise sind wir fast zwei Kisten Wein losgeworden. Bei der Ausgabe aller Getränke kann man es sich auf dem Turnfest leicht machen: Es gibt alles nur in Flaschen, Ausschank ist mit Müll und deutlichem Mehraufwand verbunden. Die Teilnehmer haben ohnehin für das Frühstück eine Tasse oder einen Becher dabei, für alle Fälle hatten wir noch einen Schwung Plastikbecher zum Mitgeben. Nachmittags wurde auch das Angebot eines Kaffees (in die eigene Tasse des Teilnehmers)  recht gut angenommen – praktisch wenn man ihn ohnehin für die Mannschaft der Nachtschichten bereit hält. Sekt als Krönung oder zum Feiern am Ende des Festes ist auch eine Überlegung wert.

Die Essens und Getränkeversorgung stellt ihre ganz eigenen Anforderungen an die Infrastruktur: Kühlschränke sind unabdingbar, besonders für die Getränke sollte man ein ausreichendes Volumen vorsehen. Wir hatten einen Getränkelieferanten, der uns freundlicherweise auch eine Kühlanhänger zur Verfügung gestellt hat. Das macht die Logistik etwas leichter, aber für den direkten Zugriff eignet sich ein solcher Anhänger in der Regel nicht. Sofern das Wetter mitspielt sollte man ein Angebot auf dem Schulhof für die Abendstunden bereit halten – ggf. nur zu den Stoßzeiten mit Ausgabe, ansonsten Ausgabe am Info-Point. Bei uns hat leider das Wetter überhaupt nicht mitgespielt, daher haben wir fast alles über den Infopoint abgewickelt. Ein Aufenthaltsraum für die Gäste (möglichst etwas abgesetzt von den Übernachtungsräumen, z.B. im Untergeschoss) ist für solche Fälle sehr hilfreich.

Mit all diesen Vorbereitungen kann das Turnfest dann eigentlich kommen. Gerade für die Anreisewellen empfiehlt es sich etwas mehr Personal vorzusehen um Schlangen am Check-In zu vermeiden (jeder Teilnehmer wird einmalig registriert, dass er angekommen ist). Ich wünsche allen weiteren Ausrichtern bei den kommenden Turnfesten in diesem Sinne viel Erfolg!

 

 

Weltkulturerbelauf Bamberg 2013

Alle zwei Jahre nur findet der Weltkulturerbelauf in Bamberg statt – immer in den ungeraden. Seit ich einmal dabei war,will ich nicht nur wegen des Wiedersehens mit Helgas Lauffreunden aus meiner Praktikumszeit in Nürnberg hin. Die Strecke ist sehr schön, aber auch anspruchsvoll. Aufgrund der engen Passagen gilt ein striktes Teilnehmerlimit von 3.700 Läufern auf der Halbmarathondistanz, somit hatte ich mich schon im Oktober, nur wenige Stunden nach der offiziellen Öffnung der Anmeldung registriert – bereits 48h war Schluss.

Die letzte Woche war das Wetter alles andere als erbaulich, und auch die Anfahrt verhieß mir nichts Gutes – immer stärkere Bewölkung, bis hin zu Nebelbänken auf der Autobahn – alles keine Dinge die mich jetzt wirklich 100% motiviert hätten. Aber wie so oft: Über Franken scheint die Sonne – und kurz vor Bamberg reißt der Himmel auf. Zwar ist es noch etwas windig aber insgesamt ideales Laufwetter.

Am Auto stelle ich dann fest, dass ich doch etwas in Mannheim vergessen habe: Meine persönliche Getränkeversorgung – normalerweise bin ich nicht ohne Getränkegürtel oder gar Camelback unterwegs – einfach weil ich weiß, dass ich immer dann Durst habe wenn gerade nichts in Reichweite ist. Aber alles Ärgern hilft nichts – laufen wir halt ohne, wird schon werden. Ebenso ärgerlich gestaltet sich das Parkticket-System im P+R-Parkhaus. Gemäß der offiziellen Empfehlung habe ich nicht mehr als notwendig an Wertgegenständen im Auto – nur leider nimmt der Automat für den Parkschein im Parkhaus keine Geldscheine an – Kleingeld reicht auch nicht … und mit der EC-Zahlung erhalte ich zweimal eine Fehlermeldung. Das muss doch nicht sein … Liebe Veranstalter, liebe Stadtwerke Bamberg: Lasst euch da für in zwei Jahren bitte etwas einfallen! Gerne kann ich auch das Parkticket bereits bei der Anmeldung buchen und dafür zahlen. Allemal besser als rumsuchen zu müssen wer denn nun wechseln kann. Irgendwie ist das P+R-Parkhaus auch merkwürdig: Man kann ohne Parkschein zu ziehen rein und raus – warum das Modell mit Schranken und zentralen Automaten in Bamberg noch nicht Schule gemacht hat ist mir nicht erklärlich. Immerhin klappt das Shuttle leidlich – auch wenn der Bus rappelvoll ist – auch dieses Phänomen tritt nicht zum ersten mal auf, der Lauf wird zum 6. Mal ausgetragen, da könnten sich einige Dinge schon mal so ergeben haben.

Passend zum ausgemachten Termin treffe ich Helga und ihren Mann Heinrich in der Nähe des Starts, Helga hat freundlicherweise wieder eine Sammelabholung der Unterlagen durchgeführt, so muss ich nicht bis 12:00h am Logistikzentrum sein und dann gefühlte Ewigkeiten noch Zeit totschlagen. Die Abgabe meines Gepäcks ist schnell erledigt, die Maria-Ward-Schule steht dafür dieses Jahr auch wieder zur Verfügung und der Check-In geht reibungslos und zügig. Noch bevor ich meine Sachen abgebe trinke ich einen ordentlichen Schluck Wasser, es ist mittlerweile angenehm warm und viele Teile der Strecke liegen in der Sonne.

Bis zum Start unterhalten wir uns alle noch recht gut, ich überlege noch aufs Klo zu gehen oder noch einen Schluck zu trinken vor dem Start, entscheide mich aber dagegen – keine so brilliante Idee wie sich zeigen wird … Pünktlich um 15:30h gibt es den Startschuss – ich benötige aber immer noch fast vier Minuten bis ich über die Startlinie komme – so voll ist es. Den ersten Kilometer will ich eigentlich ruhig angehen lassen, aber der fehlende Besuch auf dem stillen Örtchen macht sich schon negativ bemerkbar – so richtig ruhig und konzentriert will ich nicht werden. Immerhin gibt es bald genügend Abwechslung an der Strecke – bereits nach dem ersten Kilometer beginnt die Bergwertung – fast meint man in Rom zu sein: 7 Hügel gilt es zu erklimmen. Aber zusammen mit der Hitze merke ich, dass auch der zusätzliche Schluck Wasser vor dem Start wohl doch ratsam gewesen wäre. Irgendwie bin ich doch ein Komfort-Läufer: Mit der Flasche am Halfter sind solche Situationen kein großes Ding. Flasche raus und Durst stillen. So muss ich mich gedulden bis ich oben an der Burg bin. Das Panorama über die Stadt entschädigt mich indes für meine Mühen. Es ist ein herrlicher Frühjahrstag mit angenehmen Temperaturen und alles steht in voller Blüte. Einfach herrlich.

Die letzte Steigung zur Burg hats nochmal in sich, und ich merke wie gut man ohne Wasser laufen kann bzw. wenn man latent Durst hat – Performance und Runners-High fühlen sich anders an. In der Burg gibts endlich Wasser – ich kippe mir recht hastig drei Becher in den Rachen. Zumindest der akute Durst ist damit erst mal gestillt – aber ich weiß auch, dass es wohl kaum reichen wird, dafür resobiere ich Wasser zu langsam. Also erst mal Zähne zusammenbeißen, immerhin geht es jetzt erst mal bergab. Auf der Strecke ins Tal suche ich mir dann auch noch einen Busch – mit dem zusätzlich verfügbaren Wasser ist der hydrostatische Überdruck noch weiter gestiegen – die restlichen 15km stehe ich so nicht durch. Reichlich erleichtert geht es dann weiter.

Es geht in Richtung City – auch hier gibt es noch reichlich Hügel, immer mal wieder ein wenig hoch, ein wenig runter, aber der schwerste Brocken liegt hinter mir. Dafür ist der Durst schon wieder mein Begleiter – das Wasser scheint förmlich verdampft. Aber die nächste Versorgung lässt noch etwas auf sich warten: Erst bei Kilometer 9 gibt es wieder Wasser. Auch hier greife ich reichlich zu. Nun geht es auf den für mich schönsten Teil der Strecke, mit einigen Schleifen geht es durch den Hain von Bamberg. Rechts von mir der linke Pegnitzarm, die Vögel tragen neben den vielen Leuten an der Strecke mit zur Stimmung bei. Die Kilometer fliegen nun irgendwie fast an mir vorbei – ich habe meinen Pace gefunden. Auch liegt ja die Halbzeit mit Kilometer 12 schon hinter mir, jetzt ist es nur noch Kopfsache. Bei Kilometer 13 gibt es wieder Wasser – wieder lange ich kräftig zu um den Durst zu bekämpfen. Allerdings ist einer der Becher reichlich kalt, so habe ich mit Zitronen gehandelt und schleppe die nächsten vier Kilometer Magenkrämpfe mit mir herum. Aber Aufgeben ist jetzt auch keine Option mehr – dafür ist auch die Stimmung an der Strecke einfach zu gut.

Entlang des rechten Pegnitzarms geht es wieder auf die Stadt zu, je näher man dem Zentrum kommt um so belebter wird es rechts und links der Strecke. Die Leute machen eine echt gigantische Stimmung – und so langsam lassen die Krämpfe in der Magengrube nach. Kurz vor Kilometer 15 geht es weg von der Pegnitz und wieder in die Bebauung – auch bekannt als „Braurei-Schleife“ – leider schaffe ich es auch dieses Jahr nicht, die Kurve so zu laufen, dass ich etwas von dem Radler abbekomme, diesmal blockiert ein langsamerer Läufer den Weg auf den Radler zu … bis ich ihn überholt habe bin ich wieder nur beim Wasser – schon wieder, aber auch nicht verkehrt, zumindest wenn ich nach meinem Durst gehe.

Nun geht es auf den Bischofsberg zu, natürlich in jeder Menge Schleifen durch die Altstadt, man soll ja auch etwas vom Weltkulturerbe sehen wenn man schon mal da ist. Nochmal gibt es eine Versorgungsstation, wieder greife ich Wasser ab, bevor es an die letzte größere Steigung hoch geht. Ich mahne mich zur Vorsicht, aber es sind ja auch nur noch 3km – vor lauter Konzentration übersehe ich die Schilder für die Kilometer und wundere mich: Da müsste doch schon längst eines gekommen sein … Aber die Strecke ist ja vermessen, da kann nichts schiefgehen. Auch bei den folgenden Gefällestrecken bin ich wieder froh um mein regelmäßiges Training im Exotenwald, ich habe es mittlerweile richtig gut drauf, es bergab richtig laufen zu lassen und den Schwung in die nächste Steigung mitzunehmen. Das Kopfsteinpflaster macht es aber nicht gerade leichter die Füße sauber aufzusetzen.

Nach dem Bischofsberg sind es noch etwa 800m, und die Stimmung an der Strecke kocht richtig. Jetzt ist mir klar: Ankommen ist auf alle Fälle drin und ich gebe nochmal ein wenig Gas, auch wenn ich gerne etwas mehr Endspurtpower gehabt hätte. Sei es drum, mit dem Einbiegen auf die Zielgerade sehe ich die Uhr, und die zeigt: 1:49:5x, ich raffe mich nochmal auf, und laufe exakt mit dem Umspringen auf 1:50:00 der Bruttozeit über die Ziellinie. So richtig freuen kann ich mich adhoc noch nicht – mein Magen bedankt sich erst mal für die Wasserkur … mit einem ordentlichen Husten. Die Sanis sind schon etwas besorgt, aber es geht dann doch recht schnell wieder. Zur Versöhnung gibts dann erst mal bavarian Iso-Drink: Alkoholfreies Weizen. Das bekommt mir nach dem vielen Wasser deutlich besser. Merke: Nochmal passiert mir das nicht mit der Getränkeversorgung – sowohl mit der Eigenversorgung als auch mit der Versorgung und Entsorgung vor dem Lauf.

Mit reichlich Obst und Gebäck fülle ich meine leeren Speicher wieder auf, bevor es in Richtung Gepäckausgabe geht. Dabei mache ich eine weitere unbequeme Erfahrung: Ich habe wohl mal wieder nicht genügend Elektrolyte während des Laufs gehabt – leichte Krampfansätze in den Waden sind die Folge – die rechte Fußunterseite macht dann mit der Drohung auch noch richtig ernst … Sehr praktisch dass es eine kostenfreie Massage gibt – einmal richtig durchkneten lassen – besonders den immer wieder krampfenden Muskel im Fuß … die Physiotherapeutin hat das richtig gut drauf – zielsicher weiß sie welche Sehnen da betroffen sind – auch wenn es im ersten Moment ganz ordentlich schmerzt – danach wird es besser.

Damit es weiterhin so bleibt gehe ich noch zur Dusche – allerdings barfuß, das tut richtig gut wie ich merke – mit jedem Schritt wird es besser. Nach dem Lauf treffe ich wie vereinbart noch Helgas Lauffreunde an der „dicken Berta“  – so richtig Hunger hat allerdings keiner mehr, daher trennen wir uns bald darauf – und ich erwische mal wieder den letzten Shuttle-Bus nach Breitenau.

Fazit: Der Lauf ist Kult und ich möchte ihn auf keinen Fall missen. Aber in zwei Jahren gehe ich das hoffentlich etwas professioneller an, ich weiß ja dass ich es eigentlich kann. Man muss nicht gerade in Bamberg für irgendeinen Wüstenlauf trainieren und nach meinen Erfahrungen muss ich für solche Veranstaltungen ohnehin erst noch etwas üben…

Nachtrag: Mittlerweile habe ich auch die Ergebnisse: 1:46:55 – ganz ok für mich. Betroffen macht mich jedoch die Meldung über den Todesfall während des Laufes. Ein Läufer ist im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke geblieben. Mein Beileid den Angehörigen und mein Dank an alle Helfer die Ihr bestes gegeben haben.

 

Rheintalquerung – von der Berg- zur Weinstraße

Über die Lauffreunde mit denen ich schon seit mehr als einem halben Jahr regelmäßig den vorderen Odenwald oder die Umgebung von Mannheim ablaufe, habe ich die Chance bekommen bei der jährlichen Rheintalquerung mit zu laufen. Dieser Lauf ist kein Wettkampf im eigentlichen Sinne, vielmehr trifft sich eine eingeweihte Gruppe von rund 10-15 Läufern um die 43km von Leutershausen bis Bad Dürkheim zurück zu legen.

Dieses Jahr kam bei der Abstimmung über den Termin der 23.02. heraus – trotz Kälte und leichtem Schneetreiben steht dann doch eine ordentliche Gruppe in Leutershausen am OEG-Bahnhof – allen ist reichlich frisch – es hat etwas unter 0°C und ein ganz klein wenig Schnee hat die Umgebung überzuckert. Einige Leute haben die Versorgung mit warmen Getränken übernommen – mit einem geliehenen Kleinbus  wird die Gruppe an insgesamt 4 Stellen an der Strecke versorgt. Ich selbst habe auf die Schnelle noch einen Schokokuchen (Sonderform des Energierriegels wenn er aufgeschnitten ist) gebacken, auch den gibt es an den verschiedenen Versorgungstationen.

Pünktlich um 8:00h geht es in Leuterhausen los – erstes Ziel ist Ilvesheim, ein Ort am Neckar bzw. dem Neckarkanal – erste Etappe sind rund 10km. Es geht durchs freie Feld und anfänglich haben viele noch kalte Finger – spätestens beim Erreichen von Heddesheim und den Brücken über Autobahn und Bahnlinie ist aber jedem warm, auch wenn der Wind unangenehm pfeift. Nach Heddesheim geht es direkt auf die Versorgungsstation im Ilvesheimer Industriegebiet zu – dort erwartet uns bereits der Bus und es gibt warme Getränke – Hunger hält sich noch in Grenzen – immerhin sind 10km ja auch keine Distanz bei der man schon massig Kalorien verpulvert hätte.

Nach rund 10 Minuten wird uns dann doch kalt und es geht weiter – auf einer mir sehr gut bekannten Strecke entlang des Neckarkanals – normalerweise laufen wir die im Sommer von der DJK aus – nur in umgekehrter Richtung. Um so erfreuter bin ich, wie kurzweilig die Strecke trotz des Bürstens „gegen den Strich“ verstreicht – die Brücken in Ilvesheim sind gleich genommen, kurz darauf kommt schon die Autobahnbrücke der A6 (eine wichtige Trasse für mich, bringt sie mich doch häufiger gen Nürnberg zu verschiedenen Laufveranstaltungen und den Ort an dem das Laufen für mich seinen Anfang genommen hat). Nur wenig später kommen schon die markanten Türme der letzten Neckarschleuse vor dem Rhein in Sicht, in direkter Nachbarschaft zur DJK gelegen. Eine kleine Steigungseinheit über die Riedbahnbrücke und anschließend drunter durch würzt die Etappe. Ziel ist der Brückenkopf der Kurt-Schuhmacher-Brücke von Mannheim nach Ludwigshafen – in direkter Nachbarschaft bin ich aufgewachsen und kenne daher auch diesen Streckenteil sehr gut – es geht vorbei an Ebertbrücke, Kurpfalzbrücke, Liebfrauenkirche, Yavuz-Sultan-Selim-Moschee bis an den Brückenkopf. Dort gibt es nochmal Verpflegung – rund 18km haben wir bereits zurück gelegt und nun steht die längste Etappe an. Aber erst mal trinken und ein wenig Energie zuführen. Der Kuchen findet erst Abnehmer und Freunde.

Den Anstieg auf die Brücke nach Ludwigshafen kenne ich bereits vom MLP-Marathon – mehrfach habe ich diese Brücke bereits erklommen. Für uns ist sie leider nicht gesperrt – wir müssen uns also mit dem Rad- und Fußweg daneben begnügen, der hat einige zusätzliche Wellen, an Stellen an denen mal eine Abfahrt vorgesehen war, die aber bisher noch nicht realisiert wurde (Auffahrten der Westtangente, wann auch immer diese jemals kommen mag) – in Ludwigshafen geht es direkt durch einen sozialen Brennpunkt – Stadteil Hemshof in direkter Nachbarschaft zur BASF. Ein wenig erfreulicher wird die Strecke danach – allerdings geht es jetzt an den Kopf – von Ludwigshafen in den Vorort Oggersheim (ja da kommt ein Altkanzler der Bundesrepublik her) geht es schnurgerade auf mehr als 3km – eine gewisse Ähnlichkeit mit der „Schlachtergeraden“ im Nürnberger Wald kann die Strecke nicht abstreiten – immerhin gibt es mehr Abwechslung mit diversen Autohäusern, Werkstätten etc. entlang der Strecke. Im Zentrum Oggersheim muss sich die Gruppe erst mal wieder etwas sammeln – das Eiscafé ist beliebt, aber ob der noch immer frostigen Temperaturen und dem langsam aufziehenden Schneegestöber hat so recht keiner Lust auf Speiseeis – eher wäre uns nach einem „Davuschlabbmuggefug (coffee to go)“ – aber bis wir uns entschließen können, ist der Rest der Gruppe da und es geht weiter zu einen lustig benannten Stadtteil „Notwende“ – der Name rührt daher, das mit dem Siedlungsbau die Wohnungsnot abgewendet wurde (und nicht wie irrtümlich oft angenommen wird aufgrund einer heftig ausgeführte Kehrtwendung mit einem Fahrzeug, nachdem man gemerkt hatte, dass man in die Tiefen der Pfalz vordringt ….) mit dem Verlassen der Hochhaussiedlung wird der Raum schlagartig wieder ländlicher – nach der Querung der A650 in Richtung Bad Dürkheim sind wir von Feldern umgeben – angebaut wird derzeit noch nichts, aber die Felder decken einen Gutteil des Genüsebedarfs der Umgebung ab – unter anderem natürlich Grumbeere (Erdäpfel oder Kartoffeln). Ein Schild weißt uns den Weg: noch 2km bis Ruchheim und somit noch rund 3,5 km bis zur nächsten Verpflegung. Der Bus steht diesmal am Ortsausgang.

Nach dem Stopp will es nur sehr zögerlich wieder anlaufen, ich habe mal wieder kalte Finger und es dauert eine ganze Weile bis sie endlich wieder warm sind – bis es soweit ist, sind wir schon fast  in Maxdorf – der Ort hat ähnlich wie das anschließende Birkenheide eine unangenehme Eigenschaft – siedlungstopologisch sind die Orte Paradebeispiele für Straßen-Ortschaften, die sich entlang einer Durchgangsstraße entwickelt haben und dabei nur sehr wenig Ausdehnung weg davon haben. Um so länger zieht sich die Strecke durch die Ortschaften – aber es gibt ja ein Ziel – am Ortsausgang von Birkenheide sind es nur noch 7km bis nach Bad Dürkheim, aber es gibt nochmal Verpflegung vor der letzten Etappe – mittlerweile haben wir rund 38km in den Beinen, aber es fühlt sich alles noch sehr gut an. Nur das Wetter hat sich zunehmend eingetrübt – aus dem wenigen Schnee ist mittlerweile kontinuierlicher Schneefall geworden, der kräftige Wind tut sein Übriges um für Abkühlung zu sorgen. Daher halten wir uns auch nicht länger als notwendig auf.

Die letzte Etappe ist sehr flach und bietet nochmals jede Menge lange Gerade durch die Felder und Gehöfte. Ich bin richtig happy als wir die ersten Gebäude des Industriegebiets von Bad Dürkheim erreichen – noch immer sind es knapp 5km bis wir am Ziel sind, die Saline in Bad Dürkheim. Bei gutem Wetter könnte man sie wohl schon sehen, wir überlegen schon ob sie mal wieder abgefakelt wurde (ist leider in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen). Der Weg läuft nun auf mir teilweise schon bekannter Strecke – der Weinstraßen-Marathon im vergangenen Jahr führte auch an der Saline vorbei und wir laufen ein gutes Stück auf der Trasse, auch wenn wir diverse Kilometersammelschleifen auslassen. Nach der Saline ist es nur noch ein Katzensprung bis an die Weinstraße, das muss natürlich auch noch sein.

Zum erfolgreichen Abschluss der 43km geht es dann ins Salinenbad – dort in die Sauna zum „Auftauen“ zwei Saunagänge und ein wenig Baden im Solebecken. Zudem noch ein wenig Gaudi in der Wasserrutsche. Insgesamt merkt man der Anlage ihr Alter etwas an, aber für nach dem Lauf ist sie genau das Richtige. Man fühlt sich hinterher gründlich wieder aufgewärmt. Nun ist es an der Zeit noch Kohlenhydrate aufzufüllen, Wasser habe ich ja schon während des Saunaaufenthalts genügend zugeführt. Im weltgrößten Fass am Wurstmarktgelände gehen wir noch etwas essen – nicht das günstigste aber sehr gut – ich schlage voll zu und gönne mir die Variation der Pfälzer-Spezialitäten: Saumagen, Leberknödel, ein Streifen Bauchspeck, Bratwurst, Sauerkraut und Kartoffelpüree (äh muss natürlich Mouse de Grumbeere heißen…) – dazu lokale Spezialitäten in Form von zwei Riesling-Schorle-Schoppen (Mischungsverhältnis in der Pfalz ist 90% Wein, 10% Wasser).

Eigentlich hatten wir geplant mit einigen Leuten mit der Straßenbahn bzw. der Überlandbahn (ehemals Rhein-Haardt-Bahn) nach Hause zu kommen, aber es gibt auf der Rückfahrt noch Platz im Kleinbus – so geht es natürlich etwas zügiger als die reizvolle Strecke mit 90 Minuten Fahrzeit bis nach Hause.

Nächstes Jahr bin ich auf alle Fälle wieder dabei.

 

Jogging in the winter wonder land

Da sag noch einer man müsste über die Faschingstage sich zwingend in einen ewigen Stau auf der Autobahn anstellen um sich dann in einem der Wintersportgebiete in den Alpen oder sonstwo aus zu toben. Ich habe derzeit keinen Urlaub und auch nicht den zwingenden Bedarf mich in den Gebieten zu tummeln, wenn dort ohnehin schon alle unterwegs sind, die an die Schulferien gebunden sind. Leider wird es die nächsten Wochen so schnell auch nichts mit Urlaub (einige Ereignisse werfen langsam aber sicher ihre Schatten in der Organisation voraus).

Was bleibt ist das Genießen der Landschaft die man direkt vor der Haustüre hat. Das reguläre Training am Abend ist ob der noch recht spärlichen Beleuchtung nicht sonderlich abwechslungsreich (wenn man vom stark gestiegenen Pegel des Neckars mal absieht). Dafür habe ich am Wochenende genügend Zeit um auch lange Einheiten zu trainieren.

Am vergangenen Sonntag war ich mit einer Gruppe gemütlich durch den Viernheimer Wald unterwegs – ganz langsam, aber das war mir durchaus recht – immerhin steckte mir der Muskelkater vom Sprinttraining Freitags in den Knochen. Nun liegt der Wald ja keine 10km von meinem Wohnort entfernt und den ein oder anderen Flecken oder Ecke kannte ich dann doch, aber so in der Gesamtheit habe ich den Wald dort noch nicht belaufen. Immerhin waren wir etwas länger als 2h unterwegs – am Ende nur noch zu zweit mit etwas flotterem Tempo und auf einer Extraschleife, aber es hat sich gelohnt. Die Strecke ist vergleichweise flach und meistens gerade aber genau richtig um lange Distanzen zu trainieren – je nach Lust und Laune kann man Schleifen anhängen um die Einheiten anzupassen. Das Wetter war nicht schlecht, wenn auch kein strahlender Sonnenschein. Dafür jede Menge Matsch, da es doch etwas über 0°C hatte.

Dieses Wochenende ging es wieder mal auf eine mir nur teilweise und vor allem von anderen Aktionen her bekannte Strecken – Start in Leutershausen, dort erst mal kräftig den Berg hoch – fast wie in Oberelchingen, auch hier am Friedhof vorbei. Den Parkplatz oberhalb kenne ich noch aus Kinderzeit – dort sind viele Touren zum Spazieren/Wandern gestartet, auch bei Schnee und Eis. Diesmal ist es auch herrlich weiß – wenn auch zu Beginn noch so neblig, dass man die Häuser von Leutershausen nur erahnen kann – vom Rest der Rheinebene mal ganz zu schweigen. Mit einigen Schlenkern geht es auf die Kunz’sche Mühle im Tal bei Großsachsen zu, dabei gibt es die erste Trail-Einlage des Tages. Anfänglich habe ich einen unserer Mitläufer noch um seine Stöcke (er trainiert für diverse Trail-Läufe) belächelt – auf dieser Passage wird mir klar wie nützlich die Dinger sind. Der erst Schnee findet dann auch zielsicher den Weg in die Schuhe, aber es hält sich in Grenzen.

Von der Mühle aus geht es das Tal langsam aber stetig nach oben, kurzer Stopp in Rittenweiher am Pferdehof, bevor es den „Apfelbaumweg“ nach Rittenweier in Serpentinen nach oben geht. Kurz vor Rittenweier erkenne ich eine altbekannte Rodelstrecke wieder, die ich früher häufig genutzt habe (ca. 4-5 Minuten Abfahrt, dafür dann 45 aufwärmen bergan). Weiter geht es über den Eichelberg, dort hat sich die Bürgerinitiative gegen die Windkraftanlagen versammelt – wir lassen uns nicht beirren und laufen weiter zur Ursenbacher Höhe. Dort geht es nochmal über einen Bergrücken und dann erst mal kräftig bergab. Eigentlich will unser Tourenplaner eine Runde um einen der Bergköpfe machen um die angepeilten 25km zusammen zu bekommen, aber irgendwie verpassen wir im Schnee den passenden Abzweig und machen daher eine Erkundung eines völlig unbenutzten Weges. Mit dem vielen Schnee fällt das Laufen um so schwerer – mittlerweile werden die Füße nicht nur feucht sondern auch nass und kalt. Um so ärgerlicher, dass wir die Strecke wieder hoch müssen 😐

Nachdem wir den rechten Weg wieder gefunden haben, geht es auf schon bekannter Trasse in Richtung Leutershausen, ein Teil der Gruppe kürzt ab und läuft über die Saatschule, ich entschließe mich es richtig zu machen und hänge noch einige Kilometer an – die haben es aber nochmal ganz schön in sich wie ich merken muss.  Am Ende geht es auf dem Burgen/Blütenweg immer der Bergformation nach – mit einigen richtig kräftigen Trails die absolut zugeschneit sind – ich bin richtig froh als endlich der Parkplatz oberhalb von Leutershausen auftaucht. Immerhin werden wir jetzt durch ein herrliches Panorama entschädigt, der Nebel hat sich aufgelöst. Nur noch bis ins Tal joggen, dann sind die 25km auch geschafft. Gefühlt waren es einige mehr, was wohl auch an den diversen Höhenmetern liegt – wie wir später vermessen waren es 1000 positive und 1001 negative … dazu noch der Schnee – schon fühlt man sich als hätte man 35km gemacht. Zumal ich auch am Freitag wieder das Training in der Halle nicht sein lassen konnte.

Insgesamt kann ich nur sagen: So ein Kurzurlaub für einige Stunden in den Odenwald oder die sonstige Umgebung ist immer wieder schön – aber ich freue mich jetzt auch drauf, wenn es langsam wieder warm wird und die Bergstraße dann in voller Blüte steht, dann bleiben hoffentlich auch die Schuhe wieder dauerhaft trocken.

 

In der Weihnachtsdruckerei …

Ja die Weihnachtszeit hat begonnen – nirgendwo wo man gerade nicht mit irgendwelcher weihnachtlicher Musik und Werbung beschallt wird – noch ist es etwas hin, aber irgendwann überkommt mich dann wohl auch der Weihnachtskoller. Bis dahin gibt es aber auch für mich noch einiges vorzubereiten.

Neben dem eigentlichen Weihnachtsfest fallen in den Dezember bei mir ja auch noch Geburtstage in der Familie (immerhin am Anfang und nicht gerade noch ein Geburtstag irgendwann nach dem 23. und vor dem 26.12.) – wobei es sich auch anbietet, dann Kombinationsgeschenke zu machen – auch in Kooperation mit anderen Familienmitgliedern. So kann man dann doch das ein oder andere nützliche Zubehör zur Wohnung oder den ein oder anderen etwas größer geratenen Wunsch erfüllen. Aber ich bin auch nicht böse um meinen Geburtstag im Frühjahr.

Mit meinem Ehrenamt als Schriftführer der DJK Feudenheim habe ich aber zusätzlich noch ein paar weitere vorweihnachtliche Bastelarbeiten auf der Liste. Der Jahresrückblick will an die vielen Mitglieder verschickt sein – immerhin sind es deutlich mehr als 1000. Praktischerweise übernehmen Mitglieder, die ohnehin in Feudenheim wohnen das Austragen innerorts und auch gibt es bei mehreren Mitgliedern im selben Haushalt nur einen Jahresrückblick – so schmilzt ein wenig des Aufwandes ab – am Ende sind es noch rund 250 Sendungen die ich zu bearbeiten habe. Dieses Jahr wirft zusätzlich das Turnfest 2013 in Mannheim seine Schatten voraus – in die „Vereinslupe“ kommt daher noch ein Einleger zur Abfrage der Helfer für diverse Schichten. Auch der will natürlich noch beigelegt sein.

Mit einer kleine Datenbank und FPDF habe ich mir recht bald eine saubere und zügige Lösung für das Bedrucken der Kuverts gebaut – Serienbrief mal etwas anders – da ich ja kein Microsoft-Office mehr installiert habe und die Seriendruckfunktion von OpenOffice nicht gerade glücklich gelöst ist, bietet sich diese Lösung zumindest für mich an. Praktischerweise kann man so schon lange vorab alles vorbereiten, sämtliche Kuverts im PDF nochmal durchschauen und ggf. Korrekturen vornehmen. Nicht immer so komfortabel wie mit Office, aber für diesen Zweck funktioniert es einwandfrei. Noch rasch zwei drei Testdrucke um zu sehen ob die Positionierung überall auch stimmig ist und dann kann es auch schon losgehen mit dem Drucken.

Ganz neu ist mir die Aufgabe des Seriendrucks und des Versands ja nicht, ich habe mehrere Jahre den Versand der Weihnachtspost für den THW Ortsverband in Mannheim mit erledigt – irgendwie kommen da schon fast nostalgische Gefühle auf. Leider muss ich diesmal auf die vielen helfenden Hände der Junghelfer (die immer jede Menge Spaß am Bekleben und Kuvertieren der Sendungen hatten) verzichten. Eine andere Sache ist geblieben: Sorgfältige Vorbereitung erspart unnötige Hektik und Chaos. Mit meiner eigenen Wohnung ist es platzmäßig sogar noch einfacher. Es ist zwar etwas müßig den Drucker vom Boden auf die Arbeitsplatte zu wuchten, aber dafür kommt man ohne Probleme von allen Seiten an das Gerät heran – besonders wichtig bei den Kuverts – diese kommen nicht wie sonst alles oben aus dem Drucker heraus, sondern laufen auf dem direkten Wege durch: Vorne rein, hinten raus.

Natürlich stelle ich das Gerät in Flussrichtung des Arbeitsablaufs auf – zusammen mit einem Vorrat an Kuverts vornedran und hintendran geht es mit der Veredelung nahtlos weiter: Die Vereinslupen liegen griffbereit, ebenso die Einleger und die Ablage findet mangels passender Behältnisse (die hole ich erst später bei der Post ab) findet die Ablage in Verlängerung der Arbeitsplatte auf der Couch statt.

Jetzt gehts aber los: Drucker füllen und dann bin ich erst mal fast drei Stunden damit beschäftigt die Kuverts aus dem Drucker zu bestücken – im Fachjargon nennt man diese Tätigkeit einen Sammelhefter Modell „China“ – für die wenigen Male im Jahr lohnt sich aber die Anschaffung entsprechender Maschinen absolut nicht. Nach etwas anfänglichem Überlegen und Probieren geht mir die Arbeit dann doch recht zügig von der Hand – lästig ist nur das regelmäßige Füttern des Druckers, denn der Einzug fasst nur um die 40 Umschläge – andererseits gibt das auch immer mal wieder die Chance kurz Pause zu machen und einen Schluck zu trinken. Dennoch bin ich natürlich froh als die Postleitzahlen langsam größer werden und sich die Arbeit dem Ende nähert.

Wo ich nun schon alles aufgebaut habe, mache ich mich gleich noch an die Karten für die runden Geburtstage im kommenden Jahr – auch die wollen natürlich versandfertig gemacht sein. Allerdings ist hier etwas mehr Arbeit notwendig – jede Karte erhält noch ein eingeklebtes Foto des DJK-Geländes – das erinnert mich wieder an die jährlichen Weihnachtskarten im THW – auch hier habe ich mir einige Techniken abgeschaut, wie etwa die Anlege-Schablone zum Einkleben der Bilder.

Die Bilder hindern mich aber erst mal daran direkt weiter zu machen – denn der Vorrat wird nicht reichen um alle notwendigen Karten zu erstellen – mit ein wenig Glück könnte meine Bestellung ja schon im Drogeriemarkt gelandet sein – da die Post dort um die Ecke ist, mache ich ausgiebig Mittagspause und einen Spaziergang zum Vogelstang-Center – allerdings mit Sackkarren – der hat sich schon abends zum Transport der Drucksachen aus dem Auto sehr bewährt. Ich weiß jetzt warum Druckereien in der Regel im Erdgeschoss untergebracht sind – da muss man die Sachen nicht in den 3. Stock schaffen und wieder runter.

„Bewaffnet“ mit mehreren Post-Boxen und den Bildern geht es auf den Heimweg, die Blicke der Leute sind vielsagend, es ist heute einfach nicht mehr üblich mit einem Karren egal welcher Bauart einkaufen zu gehen – dafür nimmt man das Auto (leider, denn oftmals schadet das Bisschen Bewegung gar nicht und die Umwelt schont es ohnehin).

Das Einkleben ist ein wenig mühsam, aber es haben ja nicht alle Mitglieder einen runden Geburtstag – nur knapp 60 Karten müssen fertig werden. Aber da ich schon dabei bin, mache ich so lange weiter wie unterschriebene Karten vorliegen – das spart Arbeit für das kommende Jahr.

Nun ist wieder der Laserdrucker gefordert – ratz fatz sind die 60 Kuverts ausgedruckt, das Eintüten geht diesmal noch etwas fixer, obwohl die Karten noch gefaltet werden müssen. Übung macht den Meister.

Zum Abschluss noch etwas Aufräumen, Drucker weg, überschüssige Ressourcen wieder verpacken und verräumen – nach rund 4,5h Stunden ist soweit erst mal alles im Sack (dabei ist Nikolaus doch schon rum) – es fehlt noch der Versand mit der Post, aber der findet ja erst am Montag statt. Irgendwie freue ich mich schon auf die Einladungen zur Mitgliederversammlung, auch wenn das wohl deutlich mehr werden, die dann verschickt werden müssen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

LGA-Indoor-Marathon 2012 in Nürnberg

Spätestens nach der Zeitumstellung auf  „Normalzeit“ zeigt sich sehr bald, wer eher ein Genussläufer ist, oder wer es mit dem Training sportlich ernst meint und auch über die Wintermonate fit bleiben will. Die meisten Lauftstrecken sind etwas verwaist – sei es wegen Dunkelheit oder einfach weil man bei Regenwetter nicht gerade gerne läuft. An Wettkämpfe denken nur noch die wenigsten (immerhin ist es ja dann nicht heiß, eher schon unangenehm kühl am Start), denn wer weiß schon ob man nicht schon im Startblock komplett durchgeweicht ist, wegen eines herbstlichen Regengebiets. Fürs Training gibt es dann für einige noch die Chance im Verein in einer Halle zu trainieren,  unter anderem habe ich sogar als Freizeitläufer die Ehre Abends noch jede Woche einmal im Olympia-Stützpunkt trainieren zu dürfen. Da ist das Wetter dann auch egal. Wettkämpfe in der Halle gibt es sicherlich auch einige, aber das ist ja dann wirklich öde – immer im Kreis, keinerlei Abwechslung und irgendwann wird man dabei nur noch Meschugge – zumal die meisten Innenbahnen gerade einmal 200m Länge haben – da ist der Drehwurm vorprogrammiert bis man den Marathon hinter sich hat. Aber der TÜV Rheinland hat den Mangel ja schon seit längerer Zeit erkannt und auf Abhilfe gesonnen – dieses Jahr zum 8. Mal fand der LGA-Indoor-Marathon in Nürnberg statt. Die Kulisse dazu bildet das Gebäude der Landesgewerbeanstalt in Nürnberg – ein ausgedehnter Bürokomplex mit langen Gängen. Eine Runde umfasst hier immerhin 767m, für den Marathon muss man also ein ganz klein wenig mehr als 55 Runden laufen (aber wer achtet beim Marathon schon auf irgendwelche Nachkomma-Stellen, vielmehr ist das in diesem Fall auch nicht…) – als Schmankrl für die Muskeln gibt es Höhenmeter – ganze 455 an der Zahl – zu bewältigen in Form zweier Treppenhäuser. Diese Treppenhäuser sind jede Runde zu meistern, einmal abwärts ins Untergeschoss und einmal aufwärts um wieder im Erdgeschoss in die nächste Runde zu gehen. Aufgrund der Enge ist der Lauf auf 120 Teilnehmer in der Marathondistanz beschränkt, dazu kommen noch einige Staffeln und Halbmarthonläufer. Mittlerweile ist die Veranstaltung weit über die Region hinaus bekannt und zieht entsprechend viele Menschen an – die Startplätze sind jedes Jahr sehr sehr schnell vergriffen. Aber wenn man das weiß kann man ja vorsorgen. So stehe ich nach einem Jahr wieder einmal im Foyer der LGA im Nürnberger Tilly-Park, bereits vier Wochen vorher war ich ja bereits schonmal in der Frankenmetropole zum „Warmmachen“ über die Halbmarathondistanz beim Stadtlauf. Im Gegensatz zu dieser Veranstaltung muss ich beim LGA die Fahne für Helgas Lauffreunde hochhalten – einige Mitglieder sind verletzt und auch andere Stammteilnehmer können aus familieren Gründen nicht teilnehmen. Dafür mache ich natürlich dann keine halben Sachen, wenn dann die vollen 42,195 Kilometer durch die Flure, verteilt auf ein klein wenig mehr als 55 Runden, jede mit einem Treppenhaus abwärts und einem wieder rauf. Neckisches Zubehör dieses Jahr: eine „gepimpte“ Startnummer mit den ganzen Laufvereinigungen und Vereinen mit denen ich laufend unterwegs bin. Die Strecke ist wohlbekannt, die L-Form durch die Gänge und eine Schleife durchs Foyer an den Zuschauern und der Staffelübergabe vorbei. Dennoch nicht zu verpassen: Das Briefing um kurz vor 11 mit Markus Othmar (ARD) mit den allgemeinen Regeln: Überholen nur mit Vorsicht, in den Treppenhäusern schon mal gar nicht! Zudem natürlich die enorme Eventdichte auf der gesamten Strecke – kein anderer Lauf bietet mehr Fanpassagen, Moderation, Musik, Verpflegung als der LGA-Indoor-Marathon: Alle 767 Meter kommt man ja wieder dran vorbei. Die Musik kommt auch dieses Jahr wieder von Ritmo Candela, einer Samba-Band, die am Ende genauso erschöpft ist wie die Sportler. Immerhin teilen die sich das in mehrere Schichten auf – beim Laufen geht das nicht …

Ziel für mich dieses Jahr: Endlich einmal bei dem Lauf die verflixte 4h-Marke zu knacken – letztes Jahr war ich zehn Minuten zu langsam. Das soll besser werden, immerhin habe ich ja diesmal auch wieder fleißig trainiert und sogar mehr Einheiten gemacht als beim letzten Mal – leider reichte es nur einmal die Woche zum Treppentraining, aber das muss dann halt irgendwie gehen. Noch in der Umkleide habe ich den Rechner gezückt und ausgerechnet, dass ich etwas mehr als 4 Minuten pro Runde brauchen darf um das gesteckte Ziel zu erreichen. Die Rundenkontrolle ist echt praktisch, und auch hinterher gibts die Rundenzeiten zum Download und zur Analyse. Kurz vor dem Start findet sich auch Erwin Bittel ein, wie immer zu erkennen am Hut – flugs weißt er noch die Staffelleute ein, dann geht es auch schon an den Start in einen der Gänge.

Pünktlich um 11:00h gehts denn auch los – die ersten zwei, drei Runden bin ich noch damit beschäftigt mich etwas zu sortieren „nur nicht zu schnell loslegen“, dennoch: 3:57min sind deutlich zu schnell, also etwas rausnehmen. Mit zunehmender Rundenzahl stabilisiere ich meine Rundenzeiten um die 4 Minuten. Ausreißer gibt es da immer mal wieder – etwa als eine Läuferin vor der Verpflegungsstelle stürzt oder es im Treppenhaus mal wieder etwas stockt. Nachdem mir Helga nochmal eingeschärft hatte, immer an den Foto und Video-Stationen nicht wie üblich den Tunnelblick einzuschalten sondern zu lächeln, befolge ich das auch jede Runde – irgendwie hebt das wirklich die Laune. Ihr Mann Heinreich hat sich wieder mit Video-Kamera bewaffnet an der Strecke postiert. Zudem haben wir vereinbart, dass ich die letzten 10 Runden angesagt/angezeigt bekomme. In den letzten Jahren war es manchmal problematisch die Rundenzahl auf der Leinwand an der Strecke zu erfassen – dieses Jahr klappt das wesentlich besser – nicht nur die gelaufene Anzahl sondern auch die verbleibenden Restrunden bekommt man angezeigt – zumindest wenn nicht gerade mit einem ein dicker Pulk durch die Messung gelaufen ist – da rutscht man dann sehr schnell wieder unten aus dem Bildschirm raus – so schnell kann man gar nicht schauen. Andererseits will ich auch gar nicht so genau hinschauen, ich halte mich lieber stur an meine Zeiten, Runde für Runde. Es läuft sehr gut, auch wenn anfänglich einige Leute Drängeln und Schieben und sogar das Überholverbot im rappelvollen Treppenhaus nicht wahrhaben wollen – aber die große Masse der Läufer hätlz zusammen: Es wird einfach fairer Weise nicht überholt – und wer drängelt der vergeudet halt Energie – und riskiert eigentlich ja auch eine Disqualifikation. In aller Regel sortiert sich das Feld dan aber schon vor den Treppenhäusern so, dass man ohne Tempoverlust hoch oder runter kommt (wenn man nicht ohnehin etwas langsamer macht).

Rein vom Gefühl her stimmt etwas nicht, im Vergleich zum letzten Jahr – damals kam alle acht Runden ein gut gelaunter Erwin von hinten angeflogen, diesmal ist das erst nach fast 11 Runden der Fall – bin ich so schnell oder macht Erwin heute langsam – egal – der Turnus bleibt lange Zeit konstant – so kann man sich ungefähr einordnen wenn man nicht ständig die etwas demotivierenden Rundenzähler anschauen will. Ich lasse mich allerdings auf keinen Fall in irgendetwas hineintreiben – ein Marathon ist und bleibt eine lange Distanz – wer da zu früh sein Pulver verschießt der hat am Ende zu kämpfen. Pulver ist ein gutes Stichwort – damit mir die Energie nicht ausgeht mache ich ca. alle 30 Minuten einen Abgriff an der Versorgungsstation – kleine Stücke Banane sind optimal für mich. Dazu nach Laune und Bedarf jede Menge Iso-Getränk und Wasser – wobei ich das ISO-Getränk unheimlich klebrig empfinde – sicherlich auch eine ganze Menge Zucker mit drin, das kann ja auch nicht schaden – nur zum direkten Durstlöschen taugt es halt nicht.

Die Runden fliegen an mir nur so vorbei, den Rundenzähler schaue ich bewusste eine ganze Zeit lang nicht an. Allerdings überholt mich Erwin gefühlt häufiger als alle 10 Runden wie zu Beginn – er hat wohl noch ne Schippe draufgelegt – kein Grund zur Panik, meine Zeiten sind weiterhin im Rahmen dessen was ich mir vorgenommen habe. Nach und nach wird die Strecke leerer, die Halbmarathonis sind am Ziel ihres Laufs – auch die Nummer 100 mit der ich mich in der Umkleide unterhalten hatte ist im Ziel – von den geplanten Überrundungen habe ich nur eine mitbekommen – ich weiß nicht ob es mehr geworden sind. Zwischendrin laufe ich immer mal wieder auf einen Pulk von Läufern auf, gerade im Treppenhaus bergan staut es dann gerne – aber ich drängle nicht sondern nutze die Phase als kurze Erholung – auch wenn es um so schwerer  fällt wieder anzulaufen nach dem Treppenhaus. Wie in jedem Jahr sind nun auch wieder die Läufer der Down-Syndrom-Staffel mit auf der Strecke unterwegs – viele Läufer klatschen und motivieren diese Teilnehmer besonders, auch wenn es mit den Treppen mal etwas länger dauern sollte – wir sind bei einem Marathon der auch Spaß machen soll und nicht auf der Flucht, einige unruhige Zeitgenossen scheinen das aber nicht verstehen zu wollen und drängeln ganz ordentlich.

Am Anfang kann ich noch mitmachen beim Motivieren, aber  als es dann ans Eingemacht geht und nur noch weniger als 20 Runden für mich auf dem Programm stehen muss ich das etwas drosseln – ich merke langsam, dass mir die Energie trotz Zufuhr etwas abhanden gekommen ist. Aber ich bleibe mir selbst gegenüber hart – Zucker in Form von Cola gibt es erst auf den letzten 12 Runden – vorher Wasser, Iso und Banane. In der Auswertung nach dem Lauf kann ich den Knick deutlich sehen, die letzten 15 Runden brechen die Zeiten recht stark ein – kaum eine Runde mehr unter 4:15 – da helfen auch Helgas motivierende Worte nur ein wenig drüber hinweg. Beim nächsten Mal das Futterintervall gegen Ende kürzer machen, dann dürfte es auch besser werden.

Die letzten 12 Runden werden irgendwie doch zur Qual, selbst mit Cola, Banane und Iso-Getränk in fast jeder Runde. Aber Aufgeben geht jetzt erst recht nicht mehr. Die Uhr zeigt immer noch optimistische Zeiten an um unter 4 Stunden ins Ziel zu kommen. Im Treppenhaus aufwärts treffe ich wieder mal Erwin – er hat noch eine Runde vor sich, für mich sind es nunmehr noch sieben dieser. Ich habe schon lange innerlich begonnen wieder abwärts zu zählen – vor allem das Treppenhaus aufwärts (wie oft muss ich das Ding noch hoch ….) denn es ist mit Abstand die anstrengendste Stelle im gesamten Parcours. Helga gibt mir jetzt jede Runde Bestätigungen meiner Zählerei – so kann ich sicher sein, dass ich nicht eine Runde vergesse zu laufen, das wäre einfach nur ärgerlich. Noch 5 Runden – mein Körper wehrt sich langsam gegen die Strapazen, leichte Ansätze von schweren Waden und ein leichtes Ziehen kündigen von nichts Gutem. Also etwas vorsichtiger Aufsetzen und versuchen möglichst sauber zu laufen – es sind ja auch nur noch wenige Runden. Mir wird relativ bald bewusst woher das Problem kommt – ich bin weit jenseits der 30 Kilometer die ich sonst im schönen Odenwald mit allen Steigungen und Co absolviert habe – da muss ich mir vielleicht noch ein paar längere Einheiten einfallen lassen (oder doch einfach anstelle mit dem Auto zu Fuß zum Treffpunkt, da wäre ich dann aber gleich in der Ultra-Wertung und das schon im Training …) – mit schönen Gedanken an das herbstliche Training motiviere ich mich über die letzten Runden. Jedesmal der Blick auf die Uhr – und die zeigt immer noch: „Alles ok, das geht mit unter vier Stunden“ – bei der letzten Runde bin ich mir nicht ganz sicher ob es nicht sogar noch reichen könnte für 3:55h – ich gebe ganz vorsichtig ein wenig Gas – zu verlieren habe ich nicht mehr viel. Dabei noch kurz von den Streckenposten verabschieden. Nochmal vorbei an der Versorgungsstelle und ein letztes Mal mit Schwung ins Treppenhaus. Keine gute Idee: Meine Wade beginnt auf den letzten zwei Stufen zu krampfen, aber egal da wird jetzt wegen weniger als 300m nicht mehr lange Terz gemacht, Zähne zusammenbeißen und durch. Am Ende verfehle ich die 3:55 nur ganz ganz knapp 5,3 Sekunden – das ist mir in dem Fall aber völlig egal. Direkt nach dem Ziel bekämpfe ich erst mal den Krampf in der Wade bevor ich mir in der Zielverpflegung jede Menge Wasser und isotonische Getränke zuführe. Das Kuchenbuffet ist ja legendär …

Interessant wird dann der Gang zu den Umkleiden – diese befinden sich im Untergeschoss – da gibt es nochmal ein Treppenhaus zu bewältigen … absolut nicht einfach – immerhin habe ich mir vorab schonmal eine Massage reserviert – die habe ich auch dringend notwendig und es ist so angenehm wenn die Waden dann wieder langsam weicher werden, auch wenn es bei mir Muskeln gibt die total überstrapaziert sind und beim Kneten reichlich schmerzen. Erwin meint kollegial: lass den Schrei ruhig raus – das schreckt die Anderen ab und wir haben mehr Zeit für die Massage … ein Schelm wer böses dabei denkt.

Fazit: Immer wieder ein schöner Saison-Abschluss, egal wie das Wetter wird – eine Steigerung um fast 15 Minuten im Vergleich zum Vorjahr, da bin ich echt super zufrieden mit – mal schauen was im nächsten Jahr noch drin ist – den 1. Platz in der Alterklasse habe ich ja auch noch gemacht, aber für diese Nominierung hätte ich auch als Letzter durchs Ziel gehen können. Im Gesamteinlauf bin ich auf der Volldistanz auf Platz 21. gelandet – die schnellste Frau war noch vor mir, also Platz 20 unter allen Männern von etwas weniger als 120 gemeldeten Läufern – da gibt es nichts zu meckern. Auch wieder ein ganz großes Lob an die Organisatoren, die sich jedes Jahr traumhaft um die Durchführung kümmern – da kommt man jederzeit gerne wieder um sich ein wenig die Treppen hoch zu schinden.

Zum Abschluss gehts noch in die Pizzeria (L’Hosteria) mit den extragroßen Pizzen – nach dem Lauf kann ich die einfach wegputzen, bevor es wieder gen Heimat geht.

Herbstlauf der DJK Feudenheim 2012 – Laufveranstaltung einmal anders

An Laufveranstaltungen teilnehmen ist eine Sache, selbst in der Organisation für eine solche tätig zu sein ist eine andere. Mit dem Herbstlauf 2012 habe ich erstmals einen größeren Schritt in diese Richtung unternommen. Bereits 2011 hatte ich mich als Teilzeit-Helfer engagiert. Mit dem neuen Jahr ist die Gesamtorganisation von den langjährigen Veranstaltern aus der Leichtathletik in die Hände der Triathleten übergeben worden. Die Laufgruppe der DJK ist interessanterweise ein Teil der Triathlon-Abteilung, wo doch eigentlich Laufen klassischer Weise zur Leichtathletik gehört. Aber ich fühle mich auch eher in der Langstrecken und Ausdauer-Ecke wohl, daher ist die Einordnung für mich schon richtig so.

Die Vorbereitungen an sich liefen schon eine ganze Weile vorher – richtig aktiv geworden bin ich erst in der heißen Phase, also am Tag vor dem Lauf – angefangen von Zeltaufbau in verschiedenster Form, Besorgung von Bierbänken und Getränken – alles dinge die ich noch aus meiner Super-Aktiven-THW-Zeit kenne. Zudem habe ich die Verantwortung übernommen mich um die IT-Infrastruktur zu kümmern. Eigentlich war geplant eine WLAN-Brücke aufzusetzen. Nach einigen Versuchen daheim hatte ich das auch raus – aber so recht stabil wollte das nicht werden. Also habe ich dann doch zum WLAN-Kabel(tm) gegriffen. Zu den interessanten Orten an denen ich Netzwerkkabel verlegt habe, kann ich nun neben einem Schulklo auch einen Tennisplatz und einen Fußballrasen zählen. Aber der Erfolg gibt mir recht: Verlegen, festmachen, sichern, Dosen drauf und schon kann’s losgehen. Im Endeffekt schneller und sicherer als jegliches WLAN. Merke nächstes Mal gar nicht mehr lange experimentieren, sondern gleich die bewährte Lösung nehmen.

Daher wars dann auch schon reichlich spät bis endlich alles am Freitag so weit lief. Aber wichtig ist ja nur das Ergebnis. Zudem gab es noch Schwierigkeiten mit der Lauf-Verwaltungs-Software – im Endeffekt wohl auf die erste Verwendung einer Chipmessung für den Lauf zurück zu führen. Alles Neuland und neue Mitstreiter – mit Geduld hat sich dann doch alles lösen lassen.

Am Samstag dann noch ein kleineres Problem bei den Startnummern – manche vom System vergebene Nummer war physikalisch nicht vorhanden – also einmal die Startnummern verändern – dank Datenbanksystem recht leicht zu machen, auch wenn dadurch die vorbereiteten Starterlisten zum Aushängen nicht mehr gültig waren. Mit einem zusätzlich eingerichteten Trouble-Desk hat dann aber doch jeder Starter noch seine Unterlagen und Startnummer bekommen.

Vom Lauf selbst habe ich dann gar nicht mehr viel mitbekommen, ich war zu sehr mit dem Eintragen der Nachmelder ins System beschäftigt – mit drei Helfern haben wir es dann doch noch geschafft bevor der erste Läufer über die Ziellinie gelaufen ist.

Danach habe ich natürlich nicht aufgehört – ganz langsam konnte ja schon der Rückbau beginnen – die Ausgabe für Startnummern wurde ja nicht mehr benötigt. Bis wir damit fertig waren konnte es schon nahtlos weitergehen – während die Teilnehmer sich um die Siegerehrung geschart haben, wurde bereits die Zeitnahme und alles andere nicht mehr benötigte Material abgebaut.

Läufer sind ja ein komisches Völkchen wie ich weiß – nach der Siegerehrung verschwinden die meisten gleich wieder – von Gemütlichkeit oder Regeneration kaum eine Spur. Um so angenehmer für die Mannschaft – zwar hat es dann doch bis kurz nach halb neun gedauert bis alles so weit war, aber dafür blieb uns die Sonntagsschicht erspart. Die Mannschaft hat dann

Die letzten größeren Brocken habe ich am Montag noch erledigt – Rücktransport der Werbemittel und der Zelte – aber das war dann eine Kleinigkeit.

Insgesamt eine sehr schöne und gelungene Veranstaltung – wenn auch sicherlich noch einiges mit der Erfahrung besser werden kann – aber der Mensch ist ja bekanntlich lernfähig. Ich hätte nicht gedacht wie viel Dinge da im Hintergrund ablaufen – um so mehr Hut ab vor den Veranstaltern die wie die DJK auch Läufe nur mit ehrenamtlichen Kräften auf die Beine stellen.

 

 

Laufbericht Stadlauf Nürnberg

Woran merkt der Läufer, dass es Herbst wird – ganz klarer Indikator für alle die „after-work“-Training machen: So langsam aber sicher kann man die Sonnenbrille beim Training weglassen, vielmehr ist es an der Zeit die Kopfleuchte wieder auf Funktion zu testen und ggf. mit neuen Batterien zu füttern.

Ebenfalls ein markanter Termin für die Herbstlaufzeit: Der Stadtlauf in Nürnberg – heuer zum 17. Mal und wie immer am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit. Es ist für mich die Halbmarathon-Distanz an der ich bisher jedes Jahr teilgenommen habe, seit ich laufe – für mich zum sechsten Mal in diesem Jahr.

Entsprechend entspannt bin ich die ganze Sache auch angegangen – vor dem Lauf war ich ja noch in Urlaub und in den 5 Tagen die ich wieder daheim war, habe ich nur 2 Trainingseinheiten absolviert – eine davon flach und schnell, die andere lang und bergig – mit sehr gemischten Gefühlen – immerhin musste ich beim Training eine ganz ordentliche Strecke bergan gehen, jeglicher Versuch zu Joggen wurde sofort mit Wadenkrämpfen abgestraft. Ob das wirklich gute Bedingungen für einen Start in Nürnberg sind? Aber angemeldet war ich ohnehin – also nicht kneifen sondern es ggf. einfach als Trainingseinheit laufen und wenn die Zeit nicht so dolle ist, dann hat es halt nicht sollen sein…

Um mich nicht zu sehr zu stressen reiße ich bereits am Vorabend an und übernachte in Kornburg, einem Vorort von Nürnberg – dort komme ich immer wieder in einer Pension unter – man kennt mich und meine Laufgewohnheiten schon – unter anderem für den  LGA-Indoor-Marathon  miete ich mich dort auch immer wieder ein.

An der Strecke durch Nürnberg hat sich in den letzten Jahren nichts geändert – aber etwas dass mir gleich nach dem Verlassen der U-Bahn direkt am Opernhaus auffällt: Es ist irgendwie „lichter“ geworden im Bereich um die Bühne und auch auf den angrenzenden Flächen vor dem Opernhaus – die letzten Jahre war es dort immer sehr gedrängt und ziemlich eng – dieses Jahr verteilen sich die Massen etwas besser.

Die Strecke an sich ist recht schnell beschrieben – es geht über zwei Runden entlang der Pegnitz und durch die Altstadt von Nürnberg – in der zweiten Runde wird die Strecke leicht variiert um auf die 21,1km zu kommen. Insgesamt ist die Strecke eher flach und verläuft größtenteils um die Pegnitz herum bzw. den Wöhrder See und die Wöhrder Wiese. Steigungen gibt es pro Runde drei nennenswerte: Eine etwas längliche und sachte an der Brücke kurz vor dem Wendepunkt, die nächste ca. 4km später ist die heftigste: Sie führt vom Pegnitz-Niveau hinauf an die Lorenzkirche – auch bekannt als „Nonnensteig“ diese ist recht knackig und kurz – viele Läufer schalten hier einen Gang zurück und gehen die knapp 200m lange Passage. Zum Abschluss jeder Runde geht es nochmal durch den Stadtgraben vor dem Opernhaus – und natürlich aus selbigen auch wieder hinaus – die Steigung ist nicht sonderlich anspruchsvoll, aber so kurz vor dem Ziel oder der Halbzeit kostet sie doch erheblich Kraft und Disziplin.

Etwas ärgerlich finde  ich die „deutsche Gründlichkeit“ bei der Ausgabe der Startunterlagen – es gibt feste Zeitslots zu denen man die Unterlagen für die einzelnen Läufe abholen kann – für den Halbmarathon offiziell erst ab 12:00h – also nichts mit schon mal Gepäck wegräumen und umziehen oder Aufwärmen, als ich gegen 9:00h dort aufschlage. Also schaue ich mir die Starts und Zieleinläufe der 6km und der 10km an. Zwischenzeitlich treffe ich natürlich auch wieder auf Erwin Bittel, charakteristisch mit Hut und diesmal auch mit Sonnenbrille. Kurzer Läufer-Smalltalk und dann geht Erwin auch schon zum Start – wie jedes Jahr macht er den letzten Läufer – dafür aber über die 10 und die 21,1 km.

Sonne ist ein gutes Stichwort – morgens ist es noch verdammt frisch vor allem in den schattigen Bereichen am Opernhaus – in der Sonne ist es ganz erträglich – angenehmes Wetter zum Laufen. Kurz vor dem Start zum Halbmarathon trübt es sich dann etwas ein, einige wenige kleine Regentropfen fallen, aber das reicht noch nicht mal um auch nur ansatzweise nass zu werden. Dafür ist der Wind kräftiger geworden und treibt die gefühlten Temperaturen in den Keller – es wird Herbst, ganz klar.

Nach dem Start der 10km-Läufer habe ich auch endlich Glück bei der Ausgabe der Startunterlagen. Nun heißt es Umziehen in der Tiefgarage und Abgeben des Gepäcks. Wie immer gut organisiert durch die Jugend des TSV-Katzwang. Hier sei auf alle Fälle den vielen fleißigen Händen in der Tiefgarage gedankt, die das alles immer aufbauen und auch wieder wegräumen, wenn die Läufer schon längst wieder daheim sind.

Kurz vor dem Start treffe ich dann auch den Rest von Helgas-Lauffreunden – der Laufgruppe mit der meine Lauferei 2007 im Nürnberger Wald einmal seinen Anfang genommen hat. Mit den Jahren hat sich das etwas ausgedünnt – Helga ist weiterhin dabei, auch Ihr Mann Heinrich geht dieses Jahr wieder über die Halbmarathon-Distanz an den Start und Robert hat es auch geschafft. Wichtiges Thema in der Gruppe: Wer hat es alles geschafft einen Startplatz in Bamberg für den Weltkulturerbelauf 2013 zu ergattern? Eröffnet wurde die Ausschreibung pünktlich um 0:00h am 1. Oktober – mittlerweile kann man sich nur noch für eine Warteliste eintragen – so schnell sind die Plätze weggegangen – bisher haben einzig Helga und ich einen sicheren Startplatz. Noch etwas Smalltalk und dann gehts in den Startblock – eigentlich will ich mich ja bei ca. 2:00h einordnen, aber es ist schon so voll, da will ich nicht weiter drängeln und ordne mich etwas dahinter ein – Überholen kann man ja immer noch und dank Netto-Zeit-Messung ist die Position im Block auch fast vernachlässigbar (abgesehen von etwaigen Stockungen während der Sortierungsphase des Feldes …).

Pünktlich um 13:30 ertönt der Startschuss und es tut sich erst mal nichts … bis das Feld in Bewegung ist und ich über der Startlinie sind bereits fast drei Minuten verstrichen. Aber egal – jetzt heißt es erst mal etwas reinfinden und die Position im Feld suchen an die man von der Geschwindigkeit her hingehört. So verbringe ich die ersten zwei Kilometer mit stetigem Überholen – rechts und links vorbei – wo immer sich gerade eine Lücke bietet. Ich laufe bewusst locker und schaue dabei ein wenig auf die Uhr – erster Kilometer 4:39 – für meinen Geschmack fast etwas zu schnell – ich nehme ein klein wenig raus, der zweite liegt bei 4:51 – das passt mir schon eher in den Kram. Mittlerweile laufen wir parallel zur Pegnitz und haben die Innenstadt hinter uns gelassen. In leichten Bögen geht es auf den Wendepunkt zu. Am Altenheim steht die erste Versorgungsstelle mit Getränken – ich lasse sie komplett aus – immerhin habe ich Wasser in meiner Flasche dabei und bekanntlich immer dann Durst, wenn gerade keine Versorgung in der Nähe ist.

Unter der Eisenbahnbrücke gibt es Musik, auch wie jedes Jahr: Arkodeon. Ich lasse mich ein wenig mittreiben. Die Kilometer fliegen fast schon an mir vorbei – Kilometer 4 kommt kurz darauf in Sichtweite – meine Zeiten haben sich um die 4:50-4:53 herum eingependelt – das kann ich gut laufen und versuche die Geschwindigkeit konstant zu halten. Mir geht das erste Mal ein Mantra durch den Kopf, das ich mir während des Laufs immer wieder ins Gedächtnis rufe „Treiben lassen ja, aber nicht rein- oder  an-treiben lassen“. Mit dem optimalen Laufwetter, bedeckt und nicht zu warm geht es über die Brücke kurz vor dem Wendepunkt. Wahnsinn schon fast ein Viertel geschafft – Kilometer 5 ist genommen … jetzt nur nicht übermütig werden.

Es geht auf der Südseite der Pegnitz zurück in Richtung Zentrum – vorbei am Freibad, und entlang der Wöhrder Wiese – dort gibt es auch wieder eine Versorgungsstelle – jedoch ist für mich diesmal eher Entsorgung gefragt … dankbar nehme ich das Angebot des mobilen Tempels der Erleichterung (auch bekannt als DIXI-Häuschen) an – das kostet mich zwar fast 20 Sekunden auf den Kilometer aber es läuft sich danach deutlich entspannter.

In der Entfernung habe ich schon mehrfach den Pacemaker für die 1:45h mit seinen Luftballons gesehen. Stück für Stück ziehe ich mich näher heran. Die Strecke verändert sich – anstelle der recht flachen, geteerten Trasse entlang der Wiese geht es nun unter der Stadtmauer hindurch und über die Insel Schütt (die ist tatsächlich aufgeschüttet, daher der Name – im Mittelalter hat man einfach alles in den Fluss geschmissen … sehr zum Leidwesen der flußabwärts gelegenen Stadt Fürth ….), der Untergrund wird nun abwechslungsreicher, wenn auch nicht einfacher: immer wieder Kopfsteinpflaster, da heißt es ein wenig Achtgeben beim Auftreten. Direkt nach Kilometer 8 geht es zum ersten Mal den Nonnensteig hoch – ich mache diesmal bewusst kleine Schritte und etwas langsamer – die Zeit hole ich oberhalb locker wieder raus, weil ich nicht so sehr entkräftet bin und gleich wieder durchstarten kann.

Im Zickzack geht es nun durch die Altstadt – Kilometer 9, und kurz vor dem Durchlauf auf der Start-Ziel-Geraden steht auch schon das 10km Schild. Alles bisher absolut super gelaufen – ich fühle mich noch wunderbar fit und die Zeiten haben sich um die 4:51 herum verfestigt – so konstant bin ich schon lange nicht mehr gelaufen – also mit Schwung in die zweite Runde. Getränke oder etwas zu Essen lasse ich auch wieder weg – ob das eine gute Idee ist weiß ich nicht, aber es läuft sich gerade so herrlich locker – da will ich gar nichts essen.

Wieder passieren wir den Bahnhof und es geht leicht bergab an die Pegnitz – diesmal mit etwas anderer Streckenführung – nicht mehr oben am Prinzregenten-Ufer entlang sondern näher an der Pegnitz auf dem Rad- und Fußweg. Ein Zuschauer feuert die Läufer an: Die Hälfte habt ihr, hier ist ca. Kilometer 11,6…. mir wird bewusst – ja die Hälfte schon, aber der Zenit war doch schon vor mehr als einem Kilometer. Das ist ja schon fast so skurril wie die Leute die auf der ersten Runde schon meinten wir hätten da schon die 16 oder 17 Kilometer hinter uns, weil sie nur die Schilder gesehen haben, aber nicht erfasst haben, dass wir zwei Runden absolvieren. Am Wöhrder See geht es dann wieder auf die bekannte Trasse der ersten Runde – wieder vorbei an der Versorgung vor dem Altenheim – flüchtig nehme ich zur Kenntnis, dass der neue Steg am Pegnitzufer fertig ist und rege genutzt wird – aber keine große Zeit sich auf solche Nebensächlichkeiten zu konzentrieren – wichtiger ist jetzt erst mal die Strecke.

Kilometer 14 liegt hinter mir – Wahnsinn – schon zwei Drittel der Strecke sind geschafft und ich fühle mich nicht so ausgepowert wie ich das sonst schon mal erlebt hatte. Die Zeiten sind etwas eingebrochen – ich beschleunige ein wenig um weiterhin unter 5 Minuten zu bleiben. Den Pacemaker mit 1:45 habe ich ja schon in der City hinter mir gelassen, damit müsste meine Zeit doch recht annehmbar werden.

Wieder geht es über die Brücke, und diesmal eine kleine Extra-Schleife zum Wendepunkt – was macht man nicht alles um die 21,1km voll zu bekommen. Das Feld hat sich sehr stark auseinander gezogen, auf der anderen Seite der Pegnitz sieht man die orangene Schlange auf dem Fußweg – mein Blick fällt auch auf die Vegetation rund um den Wöhrder See – eine ganze Menge Laub hat sich schon verfärbt und einiges wird durch die Windböen auch herrlich durch die Luft gewirbelt. Den Wind bekommen wir besonders zu spüren als es aus der „Deckung“ durch die Uferbüsche heraus geht – richtig unangenehm kommt der Wind mir entgegen. Aber es ist ja nicht mehr weit – noch etwas weniger als 4 Kilometer liegen vor mir und ich liege noch immer super in der Zeit.

Vorbei an der Versorgung geht es wieder auf die City zu – ich bremse mich etwas ein – nur nicht zu viel Energie jetzt schon verpulvern – es sind noch zwei Steigungen zu bewältigen. Ich verfluche mich etwas, dass ich vergessen habe mir etwas Traubenzucker einzustecken – eigentlich hatte ich vor es dieses Jahr einmal zu probieren, den auf den letzten drei Kilometern nochmal einzuwerfen um die Steigungen besser angehen zu können. Macht nix – wird auch so gehen.

Den Nonnensteig komme ich noch recht gut hoch – aber irgendwie verschlucke ich mich beim Trinken aus der Flasche – ein ganz ordentlicher Hustenanfall der mich sogar zum Anhalten zwingt ist die Folge … Ärgerlicherweise zieht auch der Pacemaker mit den 1:45 wieder an mir vorbei. Halbwegs erholt von dem Husten mache ich mich wieder an die Verfolgung – schätzungweise eine Minute hat mich dieser gekostet – merke: Auch Trinken beim Laufen will gelernt sein …

Immerhin: Es sind nur noch zwei Kilometer, auch deshalb will ich jetzt partout nicht mehr aufgeben – ich mobilisiere was ich noch aufbieten kann, auch wenn ich merke: Etwas Energie und Elektrolyt-Nachschub wären wohl nicht verkehrt gewesen. Aber dafür gibt es ja jetzt jede Menge Leute an der Strecke die Stimmung machen, und da steht auch schon wieder ein Motivationsschild: 20km gemeistert – der letzte ist dann auf alle Fälle Ehrensache. Rein geht es in den Frauentorgraben – die Stimmung dort ist großartig – überall Leute die anfeuern, mit Klatschen, Tröten und lauten Rufen. Bleibt nur noch die letzte Steigung zu bewältigen. Der Pacemaker liegt immer noch knapp 20m vor mir – und ich gebe es innerlich auf ihn auf dem letzten Kilometer noch einzuholen – immerhin bin ich ja deutlich hinter ihm gestartet – die 1:45 sollten also netto doch noch möglich sein.

Endlich: Die Steigung hat ein Ende – die Haarnadelkurve rum und schon ist man auf der Zielgeraden – noch rund 300m bis zum Zielbogen. Mit einmal geht alles recht leicht, auch wenn ich die Anstrengung spüre, ich sauge mich nach und nach an die Läufer vor mir im Feld heran und überhole nochmal einige bevor es über die Ziellinie geht. Geschafft!

Im Ziel gibt es reichlich Verpflegung – isotonische Getränke, alkoholfreies Weizen, Müsli-Riegel, Kuchen, Äpfel und etwas richtig leckeres: Tomaten! Hatte ich so auch noch nicht, aber definitiv eine Abwechslung. Ich mache mich doch recht bald wieder auf – da ich nicht mehr laufe wird mir etwas kühl obenrum. Daher ab in die Tiefgarage und dort die Windjacke rausholen – so eingepackt schreite ich dann zum zweiten Gang in Sachen Verpflegung. Außerdem nutze ich den Service des Sponsors und gebe meine Medallie zur Gravur ab – nach der Registrierung bekommt man die Medaille kostenlos mit Name und Finisherzeit graviert – da ich mir recht sicher bin unter 1:45 geblieben zu sein lasse ich mir das nicht entgehen.

Nun ist heißt es nochmal ein Stück Gehen, die Duschen finden sich in einer nahegelegenen Schule – auch das hat sich seit mehreren Jahren echt bewährt.

Zum Abschluss des Tages gehe ich mit Helga und Heinrich, wie seit vielen Jahren, noch Pizza essen in der Osteria in Mögeldorf. Die Pizzen dort sind verdammt groß, aber genau richtig für nach dem Halbmarathon – aufgezehrte Kalorien werden direkt wieder ersetzt.

Eine schöne Art den Tag der deutschen Einheit zu begehen.