Der Tag nach dem Lauf startet (wie zu erwarten) mit etwas Muskelkater. Aber es hält sich für die Strecke absolut im Rahmen und auch die Nacht war ohne Krämpfe oder sonstige „Nebenwirkungen“. Natürlich habe ich etwas ausgeschlafen, aber so richtig lange liegen bleiben war dann doch nicht. Also raus aus den Federn und ran ans Frühstücks-Buffet. Der Weg zum Buffet hatte dann auch die erste Nagelprobe des Tages: Aufzug oder Treppe? – Treppe natürlich, schon allein damit die Muskeln wieder beweglich werden. Fazit, das war nach 100km schon mal schlimmer (oder ich bin gestern doch zu langsam gelaufen…)
Im Speisesaal habe ich in die Vollen gegriffen und fast 45 Minuten lang getafelt (oder müsste man eher sagen reingeschaufelt) – einmal das ganze Buffet von vorne nach hinten durch: von süßen Brötchen über Wurst, Müsli bis hin zur Nudelsuppe und einem Omlett. Irgendwie müssen die Energiespeicher ja wieder aufgefüllt werden, auch wenn meine Fitness-App nur von rund 72h bis zur vollständigen Regeneration ausgeht, was mir etwas kurz vorkommt.
Da ich Siem Reap noch nicht erkundet habe, hole ich das nun nach. Nachdem ich nochmal in die Karte geschaut habe, wage ich den Versuch und spaziere vom Hotel in Richtung Innenstadt. Dabei nehme ich praktischerweise den Besuch in den „royal independence gardens“ gleich mit, das liegt auf dem Weg zum Fluss und in Richtung Zentrum. Der Park ist nicht groß aber hübsch gestaltet, wenn auch touristisch immer wieder etwas „überschwemmt“, wenn gerade ein ganzer Reisebus einfällt.
Entlang des Fluss geht es in Richtung „old market“, welcher mit der Pub-Street (die heißt aus gutem Grunde so) das touristische Zentrum bildet. Der Markt hat Ähnlichkeit mit den Markthallen, die ich aus Südeuropa kenne, nur wesentlich dichter gepackt und gefühlt ein wenig chaotischer. Verkauft wird nahezu alles, was man sucht. Man darf sich dabei nicht von den vielen äußeren Ständen blenden lassen, die teilweise die Eingänge ein wenig unscheinbar wirken lassen. Drinnen geht es dafür um so bunter zu. Von Kleidung über Schmuck bis hin zu den verschiedensten Lebensmitteln gibt es eigentlich nichts, was man nicht bekommen könnte.
Ich sehe mich auch auf der anderen Seite des Fluss um, dort ist der „Night Market“ – der Name ist größtenteils Programm, dort haben sich verschiedene Künstler und Kunsthandwerker eingerichtet. Es ist noch nicht ganz Mittag, aber ich habe schon wieder Hunger. Daher nehme ich in einem der Restaurants am old market Platz, das Angebot in der Pubstreet ist nett gemeint, aber auch irgendwie etwas „schräg“, denn es gibt fast in jedem Restaurant internationale Küche. Da ist mir das kleine Lokal doch wesentlich lieber und noch dazu günstiger. Es gibt ein leckeres Curry.
Nachdem noch nichts los ist, schlage ich erst nochmal die Richtung zum Hotel ein, diesmal ein etwas anderer Weg, um noch einige zusätzliche Eindrücke zu gewinnen. Im Hotel ist dann erst noch etwas Entspannung am Pool angesagt, das tut richtig gut. Zudem schreibe ich noch den Laufbericht für den Trail fertig.
Im Laufe des Nachmittags mache ich mich dann auf den Weg zu einem Tipp, den mir Marion hat zukommen lassen, als mögliches Mitbringsel. Da unsere Wohnung gefühlt schon voll ist mit „Kruschd und Gedöns(tm)“ bzw. „Deko und Klimbim“, haben wir uns auf die kulinarischen Mitbringsel verlegt. So mache ich mich auf die Suche nach Sombai Liqueurs and Souvenirs, diesmal nehme ich auch das Tuk-Tuk bis zum alten Markt, von dort aus ist es nur ein Katzensprung. In die Straße, in die mich Google Maps dann lotst, wäre ich wahrscheinlich so nicht hinein gelaufen, aber die Location entpuppt sich als Volltreffer und es gibt lustige Dinge entlang des Weges – unter anderem einen Stand der mit „original Berliner Döner“ wirbt.
Bei Sombai bekomme ich eine private Kurzführung samt Verkostung. Man hat sich auf die Herstellung von verschiedenen Likören spezialisiert, mit bekannten und weniger bekannten Geschmacksrichtungen. Ein Highlight sind zudem die teilweise handbemalten Flaschen. Die sind nicht nur hübsch anzuschauen sondern auch Teil eines cleveren Kundenbindungsprogramms, wenn man wiederkommt und die Flaschen zum Auffüllen mitbringt, gibt es Rabatt.
Da es bereits langsam Abend wird, haben im Night Market jetzt auch weitere Shops geöffnet, schon interessant, was es dort alles an Kunst gibt, aber so ganz mein Geschmack ist da doch nicht dabei – vom Aufstellen daheim einmal ganz zu schweigen.
Mein Ziel ist aber eigentlich ein anderes: nur einige hundert Meter vom Night Market befindet sich die Embargo-Bar, die Adresse für Craft-Bier in Siem Reap. Die Auswahl ist sehr vielfältig, ich nutze die Chance für eine Verkostung. Im Gespräch mit dem Inhaber erfahre ich, dass es noch eine weitere Spezialität gibt, einen Schnapps aus Cashew Nüssen und Cashew-Frucht (beides kann man essen und wird hier auch auf dem Markt verkauft). Das muss ich natürlich dann auch noch probieren. Zudem gibt es doch noch eine kleine Portion „Artwork“ – in der Bar hängt eine fiktive Karte eines U-Bahn-Netzes (angelehnt an die London-Tube), welche die Tempel von Angkor verbindet. Praktisch, dass die auch gleich in der Bar verkauft werden.
Auf dem Weg zurück zum Hotel gibt es noch eine Portion Nudeln in einer der Garküchen. Eines muss man lassen: Essen ist hier vergleichsweise günstig und immer lecker.
Im Hotel steht dann noch das notwendige Übel an: Sachen zusammen packen und alles bereit machen für die Rückreise. Insbesondere das verschwitzte (wenn auch kurz ausgespülte) Laufzeugs luftdicht verpacken, damit es nicht den ganzen Koffer kontaminiert.
Für morgen steht noch der Besuch des Angkor National Museums auf dem Plan, laut mehrere Aussagen soll das gut gemacht sein und es liegt sehr zentral in der Nähe des Shuttle-Service zum Flughafen.