In der Weihnachtsdruckerei …

Ja die Weihnachtszeit hat begonnen – nirgendwo wo man gerade nicht mit irgendwelcher weihnachtlicher Musik und Werbung beschallt wird – noch ist es etwas hin, aber irgendwann überkommt mich dann wohl auch der Weihnachtskoller. Bis dahin gibt es aber auch für mich noch einiges vorzubereiten.

Neben dem eigentlichen Weihnachtsfest fallen in den Dezember bei mir ja auch noch Geburtstage in der Familie (immerhin am Anfang und nicht gerade noch ein Geburtstag irgendwann nach dem 23. und vor dem 26.12.) – wobei es sich auch anbietet, dann Kombinationsgeschenke zu machen – auch in Kooperation mit anderen Familienmitgliedern. So kann man dann doch das ein oder andere nützliche Zubehör zur Wohnung oder den ein oder anderen etwas größer geratenen Wunsch erfüllen. Aber ich bin auch nicht böse um meinen Geburtstag im Frühjahr.

Mit meinem Ehrenamt als Schriftführer der DJK Feudenheim habe ich aber zusätzlich noch ein paar weitere vorweihnachtliche Bastelarbeiten auf der Liste. Der Jahresrückblick will an die vielen Mitglieder verschickt sein – immerhin sind es deutlich mehr als 1000. Praktischerweise übernehmen Mitglieder, die ohnehin in Feudenheim wohnen das Austragen innerorts und auch gibt es bei mehreren Mitgliedern im selben Haushalt nur einen Jahresrückblick – so schmilzt ein wenig des Aufwandes ab – am Ende sind es noch rund 250 Sendungen die ich zu bearbeiten habe. Dieses Jahr wirft zusätzlich das Turnfest 2013 in Mannheim seine Schatten voraus – in die „Vereinslupe“ kommt daher noch ein Einleger zur Abfrage der Helfer für diverse Schichten. Auch der will natürlich noch beigelegt sein.

Mit einer kleine Datenbank und FPDF habe ich mir recht bald eine saubere und zügige Lösung für das Bedrucken der Kuverts gebaut – Serienbrief mal etwas anders – da ich ja kein Microsoft-Office mehr installiert habe und die Seriendruckfunktion von OpenOffice nicht gerade glücklich gelöst ist, bietet sich diese Lösung zumindest für mich an. Praktischerweise kann man so schon lange vorab alles vorbereiten, sämtliche Kuverts im PDF nochmal durchschauen und ggf. Korrekturen vornehmen. Nicht immer so komfortabel wie mit Office, aber für diesen Zweck funktioniert es einwandfrei. Noch rasch zwei drei Testdrucke um zu sehen ob die Positionierung überall auch stimmig ist und dann kann es auch schon losgehen mit dem Drucken.

Ganz neu ist mir die Aufgabe des Seriendrucks und des Versands ja nicht, ich habe mehrere Jahre den Versand der Weihnachtspost für den THW Ortsverband in Mannheim mit erledigt – irgendwie kommen da schon fast nostalgische Gefühle auf. Leider muss ich diesmal auf die vielen helfenden Hände der Junghelfer (die immer jede Menge Spaß am Bekleben und Kuvertieren der Sendungen hatten) verzichten. Eine andere Sache ist geblieben: Sorgfältige Vorbereitung erspart unnötige Hektik und Chaos. Mit meiner eigenen Wohnung ist es platzmäßig sogar noch einfacher. Es ist zwar etwas müßig den Drucker vom Boden auf die Arbeitsplatte zu wuchten, aber dafür kommt man ohne Probleme von allen Seiten an das Gerät heran – besonders wichtig bei den Kuverts – diese kommen nicht wie sonst alles oben aus dem Drucker heraus, sondern laufen auf dem direkten Wege durch: Vorne rein, hinten raus.

Natürlich stelle ich das Gerät in Flussrichtung des Arbeitsablaufs auf – zusammen mit einem Vorrat an Kuverts vornedran und hintendran geht es mit der Veredelung nahtlos weiter: Die Vereinslupen liegen griffbereit, ebenso die Einleger und die Ablage findet mangels passender Behältnisse (die hole ich erst später bei der Post ab) findet die Ablage in Verlängerung der Arbeitsplatte auf der Couch statt.

Jetzt gehts aber los: Drucker füllen und dann bin ich erst mal fast drei Stunden damit beschäftigt die Kuverts aus dem Drucker zu bestücken – im Fachjargon nennt man diese Tätigkeit einen Sammelhefter Modell „China“ – für die wenigen Male im Jahr lohnt sich aber die Anschaffung entsprechender Maschinen absolut nicht. Nach etwas anfänglichem Überlegen und Probieren geht mir die Arbeit dann doch recht zügig von der Hand – lästig ist nur das regelmäßige Füttern des Druckers, denn der Einzug fasst nur um die 40 Umschläge – andererseits gibt das auch immer mal wieder die Chance kurz Pause zu machen und einen Schluck zu trinken. Dennoch bin ich natürlich froh als die Postleitzahlen langsam größer werden und sich die Arbeit dem Ende nähert.

Wo ich nun schon alles aufgebaut habe, mache ich mich gleich noch an die Karten für die runden Geburtstage im kommenden Jahr – auch die wollen natürlich versandfertig gemacht sein. Allerdings ist hier etwas mehr Arbeit notwendig – jede Karte erhält noch ein eingeklebtes Foto des DJK-Geländes – das erinnert mich wieder an die jährlichen Weihnachtskarten im THW – auch hier habe ich mir einige Techniken abgeschaut, wie etwa die Anlege-Schablone zum Einkleben der Bilder.

Die Bilder hindern mich aber erst mal daran direkt weiter zu machen – denn der Vorrat wird nicht reichen um alle notwendigen Karten zu erstellen – mit ein wenig Glück könnte meine Bestellung ja schon im Drogeriemarkt gelandet sein – da die Post dort um die Ecke ist, mache ich ausgiebig Mittagspause und einen Spaziergang zum Vogelstang-Center – allerdings mit Sackkarren – der hat sich schon abends zum Transport der Drucksachen aus dem Auto sehr bewährt. Ich weiß jetzt warum Druckereien in der Regel im Erdgeschoss untergebracht sind – da muss man die Sachen nicht in den 3. Stock schaffen und wieder runter.

„Bewaffnet“ mit mehreren Post-Boxen und den Bildern geht es auf den Heimweg, die Blicke der Leute sind vielsagend, es ist heute einfach nicht mehr üblich mit einem Karren egal welcher Bauart einkaufen zu gehen – dafür nimmt man das Auto (leider, denn oftmals schadet das Bisschen Bewegung gar nicht und die Umwelt schont es ohnehin).

Das Einkleben ist ein wenig mühsam, aber es haben ja nicht alle Mitglieder einen runden Geburtstag – nur knapp 60 Karten müssen fertig werden. Aber da ich schon dabei bin, mache ich so lange weiter wie unterschriebene Karten vorliegen – das spart Arbeit für das kommende Jahr.

Nun ist wieder der Laserdrucker gefordert – ratz fatz sind die 60 Kuverts ausgedruckt, das Eintüten geht diesmal noch etwas fixer, obwohl die Karten noch gefaltet werden müssen. Übung macht den Meister.

Zum Abschluss noch etwas Aufräumen, Drucker weg, überschüssige Ressourcen wieder verpacken und verräumen – nach rund 4,5h Stunden ist soweit erst mal alles im Sack (dabei ist Nikolaus doch schon rum) – es fehlt noch der Versand mit der Post, aber der findet ja erst am Montag statt. Irgendwie freue ich mich schon auf die Einladungen zur Mitgliederversammlung, auch wenn das wohl deutlich mehr werden, die dann verschickt werden müssen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veränderung ist niemals leicht, aber notwendig

Der Mensch ist ein absolutes Gewohnheitstier – wenn man seine tagtäglichen Aktivitäten einmal nur kurz auf den Prüfstand holt, dann sieht man doch recht schnell viele eingeschliffene und eingefahrene Verhaltensmuster. Routine ist in vielen Dingen hilfreich, aber auf Dauer wird einiges eintönig oder zum Ballast. Einige Dinge macht man nur noch „aus Gewohnheit“, nicht mehr weil man sie gerne macht.

Gerade im Freizeitbereich sollte man hier aufpassen – denn hier hat man die Wahl – im Gegensatz zu einigen Dingen die in der Arbeitswelt stattfinden – dort sind Veränderungen oftmals ungleich schwerer umzusetzen als in der Freizeit.

Ein lange von mir betriebenes Hobby und auch ein sehr erfüllendes, ist mein ehrenamtliches Engagement im THW – von der Jugend als Junghelfer angefangen, über die Ausbildung und Ableistung meines Ersatzdienstes bis hin zur Blüte in Zusammenarbeit mit meinem THW-Kameraden Martin als Jugendbetreuer in Mannheim. Die Blüte hat für mich sicherlich auch ihre Früchte getragen – in den letzten Jahren und gerade nach den Ereignissen im Ortsverband Mannheim Ende 2009 hat doch ein merkliches Verwelken eingesetzt. Ich hatte die Hoffnung nach der erfolgreichen Diplomarbeit einen Neuanfang im OV Lampertheim schaffen zu können und aufs Neue blühen zu können. Der Wunsch blieb in diesem Fall der Vater des Gedanken – richtig „angewachsen“ bin ich in Lampertheim nicht mehr. Zu viele Gewohnheiten und eingeübte Abläufe haben sich nach der Diplomarbeit verändert: Nicht mehr Student, sondern Angestellter – mit all den positiven und negativen Errungenschaften die es mit sich bringt. Mehr und mehr wurde für mich die Teilnahme am THW zur Last, zu etwas, dass man nur noch aus reiner Gewohnheit macht, weil man es eben immer gemacht hat. Es gab auch sicherlich noch das eine oder andere kleine Highlight, sei es bei verschiedenen Fortbildungen oder auch der ein oder andere kleine Einsatz.

Einen letzten Versuch mich wieder wie früher einzubringen, habe ich im Sommer beim Bundesjugendlager in Landshut versucht. Sicherlich eine tolle Sache und in der Zeit habe ich viel erlebt, aber es hat mir auch an vielen Stellen wieder die Schattenseiten der Organisation aufgezeigt – Schattenseiten die ich früher vielleicht nicht so wahrgenommen habe, oder die sich in den letzten Jahren entwickelt haben. War das THW früher für mich ein großer Abenteuerspielplatz mit dem Gedanken in Notsituationen helfen zu können, im Zweifel sogar „aus  Sch…. Gold“ machen zu können, so haben wir derzeit einen überbordenden Bürokratismus, der einem die ehrenamtliche Arbeit und die Freude an der Technik immer mehr verleiden kann. Angeblich alles zur Sicherheit der Mitarbeiter. Martin hat es einmal treffend umschrieben: „Wenn es so weiter geht, stehen wir irgendwann vor den Trümmern und lassen den Menschen unter den Trümmern formal absolut richtig versterben, als ihn mit nicht geprüften oder nicht zertifizierten Methoden zu retten…“. Ich glaube wir sind nicht mehr weit weg von diesem Status, nur leider halten sich Katastrophen in der Regel an kein Drehbuch, im Einsatz muss man mit dem arbeiten und zurecht kommen, was eben greifbar ist. Hier ist dann die Kreativität und das Wissen des einzelnen Helfers gefragt, nur die wird ja nicht mehr gefordert – für alles und jedes gibt es Handlungsanweisungen, alle anderen Fällen sind absolut ausgeschlossen. Der, in meinen Augen, so entmündigte Helfer wird im Einsatzfall nicht mehr passend reagieren können. Vielmehr wird er aus Angst vor Repressalien von seinen Hilfsmöglichkeiten nur sehr zögerlich Gebrauch machen, oder die Hilfe gar ganz unterlassen. Kann das der Sinn und Zweck einer zum Schutz der Zivilbevölkerung gegründeten staatlichen Organisation sein? Ich überlasse es dem Leser und ggf. Helfer selbst eine Antwort für sich zu finden.

Ich selbst habe für mich eine Entscheidung getroffen, auch weil sich einige andere Lebensumstände verändert haben – meine Betätigung im THW hat sich schon in der letzten Beziehung als hinderlich erwiesen, und auch in meiner derzeitigen war die dort verbrachte Zeit zu Recht ein Thema. Immerhin will man ja auch für seine Partnerin da sein, um so mehr, wenn es um so etwas wie Familienplanung und Familienleben geht. Hier sind berechtigte und verständliche zeitliche Forderungen vorhanden, die sich mit einem Engagement im THW zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vereinbaren lassen. Wenn ich an meine Glanzzeiten zurück denke, an denen ich nahezu jedes Wochenende mehr als 12h im THW zugebracht habe, und mir dann überlege wie ich unter derartigen Bedingungen für die Familie und Familienprojekte zur Verfügung stehen soll, dann müsste der Tag grob geschätzt 50 Stunden haben. Ergo: Beides geht nicht, eine Entscheidung muss her. Ich habe mich entschieden meine aktive Zeit im THW zum nächstmöglichen Zeitpunkt (Anfang April) zu beenden.

Auch wenn es einige jetzt verstören mag, oder für einige erst einmal eine Welt zusammen bricht, wenn ich nicht mehr im THW tätig bin (viele kennen mich nur mit THW, und fragen sich evtl. ob ich nicht schon eine Inventarnummer auf dem Hintern habe) – ich denke ich habe mein Soll für die Gemeinschaft mehr als erfüllt, mehr als doppelt so lange wie es die damalige Verpflichtungszeit vorsah habe ich meine Arbeitskraft in den Dienst der gemeinsamen Sache und zur Hilfe in Notsituationen zur Verfügung gestellt – mehr als 15 Jahre aktive Mitgliedschaft sprechen eine deutliche Sprache.

Keine Bange, ich falle sicherlich nicht ins „Bodenlose“ – in den letzten Jahren habe ich ja auch andere Interessensgebiete für mich erschlossen: Langstreckenlauf, Ausdauerport – diese Freizeitbeschäftigungen habe ich auch mit dem THW auf Umwegen kennen gelernt, wofür ich dankbar bin. Aber im Gegensatz zum THW lassen sich diese (auch zeitintensiven) Beschäftigungen deutlich besser mit dem Familienleben unter einen Hut bringen, im Vergleich zum THW habe ich hier ein deutliches Plus an Flexibilität und von der körperlichen Auswirkungen (kein Übergewicht mehr, innere Ausgeglichenheit im Kontrast zur Arbeit) einmal ganz abgesehen.

Und ich bin freudig gespannt was die Zukunft bringen wird, nun da sich das Kapitel THW in meinem Leben dem Ende neigt. Ein weiteres Kapitel wartet sicherlich auf mich – wie es genau heißen wird, weiß ich noch nicht, aber ich denke es wird sich viel um Familie und Nachwuchs drehen. Ich freue mich auf alle Fälle auf die neuen Herausforderungen, die mich erwarten.

 

ÖPNV im Selbstversuch

Nachdem mein Auto aufgrund eines Unfalls nicht mehr fahrbereit war, war ich die vergangenen Wochen au alternative Verkehrsmittel angewiesen – eigentlich dachte ich immer: Das Auto zu haben ist doch eigentlich nur ein Luxus, den du dir eben leistet – das allermeiste mache ich dann auch Sparsamkeit und Umweltgedanken dann doch mit dem Rad oder gar zu Fuß. Von daher: Was sollte da schlimmes passieren, wenn ich jetzt einmal notgedrungen auf den vierrädrigen Untersatz verzichten muss? Mehr als man denkt.

Erstes Hindernis war bereits der LGA-Indoor-Marathon in Nürnberg – erstens weiß ich aus eigener Erfahrung wie ungeschickt es ist mit der Bahn von Mannheim nach Nürnberg und zurück zu kommen. Da ändert auch die Tatsache des vorzüglichen Nahverkehrsnetzes in Nürnberg nichts daran. Das Netz dort kenne ich recht gut und lasse in Nürnberg auch regelmäßig mein Auto stehen – mit Bus und Bahn ist man im Stadtgebiet günstiger schneller und sicherer unterwegs. Sogar die kleine Odysee der nach der langen Sauna-Nacht im Fürther Mare ist da nicht übermäßig schlimm – man benötigt für eine Strecke die man sonst mit Rad oder Auto wohl unter 30 Minuten hinbekommen hätte etwas mehr als eine Stunde, aber es fährt immerhin ein Nightliner.

Für die Fahrt von und nach Nürnberg habe ich mir das Auto meiner Schwester ausgeliehen – da noch kein Gutachten greifbar war, ein erster Wagen zum Testen und Probefahren – auch wieder ein Corsa, nur halt eine Modellstufe weiter – viel hat sich nicht geändert – aber es fehlte mir schon die Anhängerkupplung und auch die asymmetrisch teilbare Rückbank habe ich beim Verladen einiger Teil dann doch etwas vermisst. Das war auch der erste Test für mich: Ich hatte einige ältere Geräte per ebay veräußert und die mussten nun zum Versand gebracht werden – mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ein schwieriges Unterfangen, wenn die Pakete um die 30 kg wiegen (ein Laserdrucker bringt das recht einfach auf die Waage).

Zur Arbeit bin ich ja auch sonst schon mit dem Rad unterwegs von daher konnte ich da das Auto gar nicht erst vermissen. Interessanter waren da schon die Besuche bei meinen Eltern in der Innenstadt – Wäsche und andere Dinge mit der Bahn ist auch eine tolle Sache, zumal wenn dann der Automat auch noch so herrlich störrisch ist und die Geldscheine nicht so recht nehmen will – mit mehreren Anläufen und Überredung gehts dann doch. Aber EC-Karte oder Kreditkarte als Zahlungsmittel – leider Fehlanzeige. Zumindest am Automaten wäre das doch wünschenswert – im Bus muss es nicht unbedingt sein.

Noch anstrengender werden die Besuche bei meiner Freundin – immerhin habe ich keine Fernbeziehung (mehr) – das macht die Sache schon mal um ein gehöriges Stück leichter. Aber der Service der öffentlichen ist im Odenwald nicht unbedingt der Hit – immerhin es gibt ihn auch Sonntags. Dennoch ist man geraume Zeit auf Achse – diverse Male Umsteigen inklusive. Praktischerweise werde ich schon in Hirschhorn am Bahnhof abgeholt – das verkürzt die Fahrzeit glatt um eine Stunde. Ich hätte auch ne Stunde eher losfahren können, allerdings musste ich noch einige Dinge an meinen Tauchpartner aus der Schweiz retournieren, die bei mir eingelagert waren – er reist praktischerweise mit der Bahn, nur die Überlappungszeiten waren etwas ungeschickt. Aber es geht alles, wenn man ein klein wenig organisieren kann.

Geduld ist dann auch am Montag Morgen gefragt – von Schriesheim nach Mannheim zum Arbeiten – eine interessante Rundfahrt mit der OEG über Weinheim und Viernheim – der Anschluss an den Bus in Mannheim ist dann weniger praktisch – daher laufe ich die letzten 800m bis an den Arbeitsplatz. Der Heimweg ist dann natürlich auch auf Schusters Rappen – auch hier bin ich wieder deutlich schneller und flexibler – zumal mir ja Laufen nichts ausmacht…

Die Woche über geht natürlich alles wieder mit dem Rad – auch wenn an einigen Stellen ein Auto hilfreich wäre – aber auch hier muss ich wieder erleben: Ein klein wenig Vorab-Planung und Organisation und schon ist es halb so wild. Zum THW gibt es ja eine praktische Fahrgemeinschaft.

Ein letztes Mal wird meine Geduld mit den öffentlichen Verkehrsmitteln am Freitag auf die Probe gestellt – Ziel diesmal: Neuschloss bei Lampertheim, Waldfriedhof zur Trauerfeier eines verstorbenen THW-Kameraden. Mit dem Rad wären es ca. 30-35 Minuten, allerdings durch den Wald mit nassen Wegen und dementsprechender Sauerei auf den Klamotten – das fällt beim Edelzwirn also definitiv aus. Fast eien Stunde lang kurve ich mit Bus und Bahn über Viernheim nach Waldschloss – inklusive Kontrolle in der Straßenbahn – sowas gibt es tatsächlich noch – und wie es scheint mit recht viel Erfolg.

Freitag nachmittags ist es dann soweit: Mein Auto ist wieder fahrbereit, jetzt nunmehr mit einem grünen Kotflügel und leicht veränderter Frontschürze, aber das ist mir leidlich egal. Es ist eine wahre Wonne wieder absolut flexibel zu sein, was die Mobilität betrifft.

Fazit: In vielen Fällen funktioniert der ÖPNV ganz gut, wenn man sich vorab informiert und ein wenig organisiert. Für diverse Aktionen erweist er sich allerdings dann doch als hinderlich oder unzureichend ausgebaut. Evtl. kann man hier mit einer Car-Sharing-Lösung die Lücke füllen, aber ob sich das rechnet weiß ich derzeit nicht so recht. Mit Steuer, Versicherung, Wartungsarbeiten und Verschleißteilen komme ich auf ca. 2-3 EUR Kosten pro Tag nur dafür dass mein Auto dasteht und fahrbereit ist. Wenn ich mir die Preise für die Verkehrsmittel anschaue, dann bin ich damit in der Regel günstiger, vor allem wenn man das Autofahren sinnvoll beschränkt auf die Strecken wo es wirklich sinnvoll ist – und eben nicht gerade um mal eben zum Bäcker oder zum Shoppen in die City zu fahren.

 

LGA-Indoor-Marathon 2012 in Nürnberg

Spätestens nach der Zeitumstellung auf  „Normalzeit“ zeigt sich sehr bald, wer eher ein Genussläufer ist, oder wer es mit dem Training sportlich ernst meint und auch über die Wintermonate fit bleiben will. Die meisten Lauftstrecken sind etwas verwaist – sei es wegen Dunkelheit oder einfach weil man bei Regenwetter nicht gerade gerne läuft. An Wettkämpfe denken nur noch die wenigsten (immerhin ist es ja dann nicht heiß, eher schon unangenehm kühl am Start), denn wer weiß schon ob man nicht schon im Startblock komplett durchgeweicht ist, wegen eines herbstlichen Regengebiets. Fürs Training gibt es dann für einige noch die Chance im Verein in einer Halle zu trainieren,  unter anderem habe ich sogar als Freizeitläufer die Ehre Abends noch jede Woche einmal im Olympia-Stützpunkt trainieren zu dürfen. Da ist das Wetter dann auch egal. Wettkämpfe in der Halle gibt es sicherlich auch einige, aber das ist ja dann wirklich öde – immer im Kreis, keinerlei Abwechslung und irgendwann wird man dabei nur noch Meschugge – zumal die meisten Innenbahnen gerade einmal 200m Länge haben – da ist der Drehwurm vorprogrammiert bis man den Marathon hinter sich hat. Aber der TÜV Rheinland hat den Mangel ja schon seit längerer Zeit erkannt und auf Abhilfe gesonnen – dieses Jahr zum 8. Mal fand der LGA-Indoor-Marathon in Nürnberg statt. Die Kulisse dazu bildet das Gebäude der Landesgewerbeanstalt in Nürnberg – ein ausgedehnter Bürokomplex mit langen Gängen. Eine Runde umfasst hier immerhin 767m, für den Marathon muss man also ein ganz klein wenig mehr als 55 Runden laufen (aber wer achtet beim Marathon schon auf irgendwelche Nachkomma-Stellen, vielmehr ist das in diesem Fall auch nicht…) – als Schmankrl für die Muskeln gibt es Höhenmeter – ganze 455 an der Zahl – zu bewältigen in Form zweier Treppenhäuser. Diese Treppenhäuser sind jede Runde zu meistern, einmal abwärts ins Untergeschoss und einmal aufwärts um wieder im Erdgeschoss in die nächste Runde zu gehen. Aufgrund der Enge ist der Lauf auf 120 Teilnehmer in der Marathondistanz beschränkt, dazu kommen noch einige Staffeln und Halbmarthonläufer. Mittlerweile ist die Veranstaltung weit über die Region hinaus bekannt und zieht entsprechend viele Menschen an – die Startplätze sind jedes Jahr sehr sehr schnell vergriffen. Aber wenn man das weiß kann man ja vorsorgen. So stehe ich nach einem Jahr wieder einmal im Foyer der LGA im Nürnberger Tilly-Park, bereits vier Wochen vorher war ich ja bereits schonmal in der Frankenmetropole zum „Warmmachen“ über die Halbmarathondistanz beim Stadtlauf. Im Gegensatz zu dieser Veranstaltung muss ich beim LGA die Fahne für Helgas Lauffreunde hochhalten – einige Mitglieder sind verletzt und auch andere Stammteilnehmer können aus familieren Gründen nicht teilnehmen. Dafür mache ich natürlich dann keine halben Sachen, wenn dann die vollen 42,195 Kilometer durch die Flure, verteilt auf ein klein wenig mehr als 55 Runden, jede mit einem Treppenhaus abwärts und einem wieder rauf. Neckisches Zubehör dieses Jahr: eine „gepimpte“ Startnummer mit den ganzen Laufvereinigungen und Vereinen mit denen ich laufend unterwegs bin. Die Strecke ist wohlbekannt, die L-Form durch die Gänge und eine Schleife durchs Foyer an den Zuschauern und der Staffelübergabe vorbei. Dennoch nicht zu verpassen: Das Briefing um kurz vor 11 mit Markus Othmar (ARD) mit den allgemeinen Regeln: Überholen nur mit Vorsicht, in den Treppenhäusern schon mal gar nicht! Zudem natürlich die enorme Eventdichte auf der gesamten Strecke – kein anderer Lauf bietet mehr Fanpassagen, Moderation, Musik, Verpflegung als der LGA-Indoor-Marathon: Alle 767 Meter kommt man ja wieder dran vorbei. Die Musik kommt auch dieses Jahr wieder von Ritmo Candela, einer Samba-Band, die am Ende genauso erschöpft ist wie die Sportler. Immerhin teilen die sich das in mehrere Schichten auf – beim Laufen geht das nicht …

Ziel für mich dieses Jahr: Endlich einmal bei dem Lauf die verflixte 4h-Marke zu knacken – letztes Jahr war ich zehn Minuten zu langsam. Das soll besser werden, immerhin habe ich ja diesmal auch wieder fleißig trainiert und sogar mehr Einheiten gemacht als beim letzten Mal – leider reichte es nur einmal die Woche zum Treppentraining, aber das muss dann halt irgendwie gehen. Noch in der Umkleide habe ich den Rechner gezückt und ausgerechnet, dass ich etwas mehr als 4 Minuten pro Runde brauchen darf um das gesteckte Ziel zu erreichen. Die Rundenkontrolle ist echt praktisch, und auch hinterher gibts die Rundenzeiten zum Download und zur Analyse. Kurz vor dem Start findet sich auch Erwin Bittel ein, wie immer zu erkennen am Hut – flugs weißt er noch die Staffelleute ein, dann geht es auch schon an den Start in einen der Gänge.

Pünktlich um 11:00h gehts denn auch los – die ersten zwei, drei Runden bin ich noch damit beschäftigt mich etwas zu sortieren „nur nicht zu schnell loslegen“, dennoch: 3:57min sind deutlich zu schnell, also etwas rausnehmen. Mit zunehmender Rundenzahl stabilisiere ich meine Rundenzeiten um die 4 Minuten. Ausreißer gibt es da immer mal wieder – etwa als eine Läuferin vor der Verpflegungsstelle stürzt oder es im Treppenhaus mal wieder etwas stockt. Nachdem mir Helga nochmal eingeschärft hatte, immer an den Foto und Video-Stationen nicht wie üblich den Tunnelblick einzuschalten sondern zu lächeln, befolge ich das auch jede Runde – irgendwie hebt das wirklich die Laune. Ihr Mann Heinreich hat sich wieder mit Video-Kamera bewaffnet an der Strecke postiert. Zudem haben wir vereinbart, dass ich die letzten 10 Runden angesagt/angezeigt bekomme. In den letzten Jahren war es manchmal problematisch die Rundenzahl auf der Leinwand an der Strecke zu erfassen – dieses Jahr klappt das wesentlich besser – nicht nur die gelaufene Anzahl sondern auch die verbleibenden Restrunden bekommt man angezeigt – zumindest wenn nicht gerade mit einem ein dicker Pulk durch die Messung gelaufen ist – da rutscht man dann sehr schnell wieder unten aus dem Bildschirm raus – so schnell kann man gar nicht schauen. Andererseits will ich auch gar nicht so genau hinschauen, ich halte mich lieber stur an meine Zeiten, Runde für Runde. Es läuft sehr gut, auch wenn anfänglich einige Leute Drängeln und Schieben und sogar das Überholverbot im rappelvollen Treppenhaus nicht wahrhaben wollen – aber die große Masse der Läufer hätlz zusammen: Es wird einfach fairer Weise nicht überholt – und wer drängelt der vergeudet halt Energie – und riskiert eigentlich ja auch eine Disqualifikation. In aller Regel sortiert sich das Feld dan aber schon vor den Treppenhäusern so, dass man ohne Tempoverlust hoch oder runter kommt (wenn man nicht ohnehin etwas langsamer macht).

Rein vom Gefühl her stimmt etwas nicht, im Vergleich zum letzten Jahr – damals kam alle acht Runden ein gut gelaunter Erwin von hinten angeflogen, diesmal ist das erst nach fast 11 Runden der Fall – bin ich so schnell oder macht Erwin heute langsam – egal – der Turnus bleibt lange Zeit konstant – so kann man sich ungefähr einordnen wenn man nicht ständig die etwas demotivierenden Rundenzähler anschauen will. Ich lasse mich allerdings auf keinen Fall in irgendetwas hineintreiben – ein Marathon ist und bleibt eine lange Distanz – wer da zu früh sein Pulver verschießt der hat am Ende zu kämpfen. Pulver ist ein gutes Stichwort – damit mir die Energie nicht ausgeht mache ich ca. alle 30 Minuten einen Abgriff an der Versorgungsstation – kleine Stücke Banane sind optimal für mich. Dazu nach Laune und Bedarf jede Menge Iso-Getränk und Wasser – wobei ich das ISO-Getränk unheimlich klebrig empfinde – sicherlich auch eine ganze Menge Zucker mit drin, das kann ja auch nicht schaden – nur zum direkten Durstlöschen taugt es halt nicht.

Die Runden fliegen an mir nur so vorbei, den Rundenzähler schaue ich bewusste eine ganze Zeit lang nicht an. Allerdings überholt mich Erwin gefühlt häufiger als alle 10 Runden wie zu Beginn – er hat wohl noch ne Schippe draufgelegt – kein Grund zur Panik, meine Zeiten sind weiterhin im Rahmen dessen was ich mir vorgenommen habe. Nach und nach wird die Strecke leerer, die Halbmarathonis sind am Ziel ihres Laufs – auch die Nummer 100 mit der ich mich in der Umkleide unterhalten hatte ist im Ziel – von den geplanten Überrundungen habe ich nur eine mitbekommen – ich weiß nicht ob es mehr geworden sind. Zwischendrin laufe ich immer mal wieder auf einen Pulk von Läufern auf, gerade im Treppenhaus bergan staut es dann gerne – aber ich drängle nicht sondern nutze die Phase als kurze Erholung – auch wenn es um so schwerer  fällt wieder anzulaufen nach dem Treppenhaus. Wie in jedem Jahr sind nun auch wieder die Läufer der Down-Syndrom-Staffel mit auf der Strecke unterwegs – viele Läufer klatschen und motivieren diese Teilnehmer besonders, auch wenn es mit den Treppen mal etwas länger dauern sollte – wir sind bei einem Marathon der auch Spaß machen soll und nicht auf der Flucht, einige unruhige Zeitgenossen scheinen das aber nicht verstehen zu wollen und drängeln ganz ordentlich.

Am Anfang kann ich noch mitmachen beim Motivieren, aber  als es dann ans Eingemacht geht und nur noch weniger als 20 Runden für mich auf dem Programm stehen muss ich das etwas drosseln – ich merke langsam, dass mir die Energie trotz Zufuhr etwas abhanden gekommen ist. Aber ich bleibe mir selbst gegenüber hart – Zucker in Form von Cola gibt es erst auf den letzten 12 Runden – vorher Wasser, Iso und Banane. In der Auswertung nach dem Lauf kann ich den Knick deutlich sehen, die letzten 15 Runden brechen die Zeiten recht stark ein – kaum eine Runde mehr unter 4:15 – da helfen auch Helgas motivierende Worte nur ein wenig drüber hinweg. Beim nächsten Mal das Futterintervall gegen Ende kürzer machen, dann dürfte es auch besser werden.

Die letzten 12 Runden werden irgendwie doch zur Qual, selbst mit Cola, Banane und Iso-Getränk in fast jeder Runde. Aber Aufgeben geht jetzt erst recht nicht mehr. Die Uhr zeigt immer noch optimistische Zeiten an um unter 4 Stunden ins Ziel zu kommen. Im Treppenhaus aufwärts treffe ich wieder mal Erwin – er hat noch eine Runde vor sich, für mich sind es nunmehr noch sieben dieser. Ich habe schon lange innerlich begonnen wieder abwärts zu zählen – vor allem das Treppenhaus aufwärts (wie oft muss ich das Ding noch hoch ….) denn es ist mit Abstand die anstrengendste Stelle im gesamten Parcours. Helga gibt mir jetzt jede Runde Bestätigungen meiner Zählerei – so kann ich sicher sein, dass ich nicht eine Runde vergesse zu laufen, das wäre einfach nur ärgerlich. Noch 5 Runden – mein Körper wehrt sich langsam gegen die Strapazen, leichte Ansätze von schweren Waden und ein leichtes Ziehen kündigen von nichts Gutem. Also etwas vorsichtiger Aufsetzen und versuchen möglichst sauber zu laufen – es sind ja auch nur noch wenige Runden. Mir wird relativ bald bewusst woher das Problem kommt – ich bin weit jenseits der 30 Kilometer die ich sonst im schönen Odenwald mit allen Steigungen und Co absolviert habe – da muss ich mir vielleicht noch ein paar längere Einheiten einfallen lassen (oder doch einfach anstelle mit dem Auto zu Fuß zum Treffpunkt, da wäre ich dann aber gleich in der Ultra-Wertung und das schon im Training …) – mit schönen Gedanken an das herbstliche Training motiviere ich mich über die letzten Runden. Jedesmal der Blick auf die Uhr – und die zeigt immer noch: „Alles ok, das geht mit unter vier Stunden“ – bei der letzten Runde bin ich mir nicht ganz sicher ob es nicht sogar noch reichen könnte für 3:55h – ich gebe ganz vorsichtig ein wenig Gas – zu verlieren habe ich nicht mehr viel. Dabei noch kurz von den Streckenposten verabschieden. Nochmal vorbei an der Versorgungsstelle und ein letztes Mal mit Schwung ins Treppenhaus. Keine gute Idee: Meine Wade beginnt auf den letzten zwei Stufen zu krampfen, aber egal da wird jetzt wegen weniger als 300m nicht mehr lange Terz gemacht, Zähne zusammenbeißen und durch. Am Ende verfehle ich die 3:55 nur ganz ganz knapp 5,3 Sekunden – das ist mir in dem Fall aber völlig egal. Direkt nach dem Ziel bekämpfe ich erst mal den Krampf in der Wade bevor ich mir in der Zielverpflegung jede Menge Wasser und isotonische Getränke zuführe. Das Kuchenbuffet ist ja legendär …

Interessant wird dann der Gang zu den Umkleiden – diese befinden sich im Untergeschoss – da gibt es nochmal ein Treppenhaus zu bewältigen … absolut nicht einfach – immerhin habe ich mir vorab schonmal eine Massage reserviert – die habe ich auch dringend notwendig und es ist so angenehm wenn die Waden dann wieder langsam weicher werden, auch wenn es bei mir Muskeln gibt die total überstrapaziert sind und beim Kneten reichlich schmerzen. Erwin meint kollegial: lass den Schrei ruhig raus – das schreckt die Anderen ab und wir haben mehr Zeit für die Massage … ein Schelm wer böses dabei denkt.

Fazit: Immer wieder ein schöner Saison-Abschluss, egal wie das Wetter wird – eine Steigerung um fast 15 Minuten im Vergleich zum Vorjahr, da bin ich echt super zufrieden mit – mal schauen was im nächsten Jahr noch drin ist – den 1. Platz in der Alterklasse habe ich ja auch noch gemacht, aber für diese Nominierung hätte ich auch als Letzter durchs Ziel gehen können. Im Gesamteinlauf bin ich auf der Volldistanz auf Platz 21. gelandet – die schnellste Frau war noch vor mir, also Platz 20 unter allen Männern von etwas weniger als 120 gemeldeten Läufern – da gibt es nichts zu meckern. Auch wieder ein ganz großes Lob an die Organisatoren, die sich jedes Jahr traumhaft um die Durchführung kümmern – da kommt man jederzeit gerne wieder um sich ein wenig die Treppen hoch zu schinden.

Zum Abschluss gehts noch in die Pizzeria (L’Hosteria) mit den extragroßen Pizzen – nach dem Lauf kann ich die einfach wegputzen, bevor es wieder gen Heimat geht.

Premium Rush – Action-Movie auf dem Fahrrad

Gestern war ich seit längerer Zeit einmal wieder im Kino – ich komme da leider recht selten dazu. Aber dieser Film „Premium Rush“ hatte es mir nach einer Filmkritik im Radio dann doch angetan – mal nicht das schon bekannte Action-Genere mit Hubschraubern, dicken Autos und jeder Menge Explosionen. Stattdessen der Jungle von New York City und als Hauptakteur ein Fahrrad-Kurrier.

Auf dem Weg ins Kino gab es dann schonmal die ersten Chancen sich warm zu machen für den Film, nachdem mir jemand am Wochenende mein Auto zusammen gefahren hat (Gutachten steht noch aus) bin ich auf die Fahrer großer dunkler Limousinen vom Hersteller mit den drei Buchstaben und dem Heckantrieb ohnehin nicht gut zu sprechen. Einer hat es dann halt fürs Blockieren des Überwegs am Ring abbekommen – man kann auch vorausschauend fahren – wenn man schon sieht dass es staut, dann muss man nicht noch den Fußgänger-Überweg dicht machen. Unerwartete Unterstützung gab es von einigen Fußgängern – einer hat sich auch noch auf die Seite des Autofahrers gestellt – der hat dann auch noch ne Runde abbekommen – manchmal kann man einfach nur verlieren…

Aber zurück zum Film: Die Story ist etwas dünn, aber das macht bei einem guten Action-Film ja nicht viel aus. Es geht um ein enorm wichtiges Schreiben das vom einen Ende von New York (an der Universität) bis nach China-Town muss. Ein korrupter Polizist mit chronischer Spielsucht und hohen Schulden wittert seine Chance den großen Fang zu machen und das Geld das hinter dem Deal steht einzustreichen. Davon weiß der Zuschauer und der Kurier am Anfang noch nichts – erst nach und nach fügen sich die Puzzlesteinchen ineinander und ergeben ein schlüssiges Bild.

Leider hat der Film einige künstliche Längen und ein paar kleine Schnitzer die ihn teilweise unglaubwürdig machen – etwa der Stopp des Kurriers bei der Polizei nachdem ihn schon selbige auf dem Rad verfolgt hat – der radelnde Polizist kann einem schon fast leid tun für all seine Schrammen. Auch die diversen Pausen beim Radeln wirken doch recht künstlich – wenn ich einen Transportauftrag mit Zeitvorgabe habe, dann trödle ich doch eigentlich nicht rum.

Die unübliche Rückgabe des Pakets und die folgende Jagd zwischen zwei rivalisierenden Radkurieren ist auch eine der Künstlichkeiten die nicht so recht ins Bild passen will. Ebenso die Rückholung des Rades bei der Polizei – da wird dann doch das übliche Action-Clisché bedient – realistisch ist das alles nicht mehr aber doch sehr unterhaltsam anzuschauen.

Insgesamt eine nette Abendunterhaltung wenn man mal einen etwas anderen Action-Film sehen will und weiß wie es um die Radler auf der Straße steht. Die große Kette fürs Rad muss ich mir wohl auch mal zulegen, falls man wieder jemand dumm kommt, kann man die wie im Film schwungvoll auf den Außenspiegel hauen, wobei sind Abdrücke davon wohl auch in mancher Motorhaube gut machen würden. Auf dem Heimweg war ich dann aber sowas von gepusht – Radeln bei Nacht durch Mannheim – immerhin haben wir recht gute Radwege im Vergleich. Die 50 km/h wie im Film habe ich aber dann doch nicht erreicht …

 

Herbstlauf der DJK Feudenheim 2012 – Laufveranstaltung einmal anders

An Laufveranstaltungen teilnehmen ist eine Sache, selbst in der Organisation für eine solche tätig zu sein ist eine andere. Mit dem Herbstlauf 2012 habe ich erstmals einen größeren Schritt in diese Richtung unternommen. Bereits 2011 hatte ich mich als Teilzeit-Helfer engagiert. Mit dem neuen Jahr ist die Gesamtorganisation von den langjährigen Veranstaltern aus der Leichtathletik in die Hände der Triathleten übergeben worden. Die Laufgruppe der DJK ist interessanterweise ein Teil der Triathlon-Abteilung, wo doch eigentlich Laufen klassischer Weise zur Leichtathletik gehört. Aber ich fühle mich auch eher in der Langstrecken und Ausdauer-Ecke wohl, daher ist die Einordnung für mich schon richtig so.

Die Vorbereitungen an sich liefen schon eine ganze Weile vorher – richtig aktiv geworden bin ich erst in der heißen Phase, also am Tag vor dem Lauf – angefangen von Zeltaufbau in verschiedenster Form, Besorgung von Bierbänken und Getränken – alles dinge die ich noch aus meiner Super-Aktiven-THW-Zeit kenne. Zudem habe ich die Verantwortung übernommen mich um die IT-Infrastruktur zu kümmern. Eigentlich war geplant eine WLAN-Brücke aufzusetzen. Nach einigen Versuchen daheim hatte ich das auch raus – aber so recht stabil wollte das nicht werden. Also habe ich dann doch zum WLAN-Kabel(tm) gegriffen. Zu den interessanten Orten an denen ich Netzwerkkabel verlegt habe, kann ich nun neben einem Schulklo auch einen Tennisplatz und einen Fußballrasen zählen. Aber der Erfolg gibt mir recht: Verlegen, festmachen, sichern, Dosen drauf und schon kann’s losgehen. Im Endeffekt schneller und sicherer als jegliches WLAN. Merke nächstes Mal gar nicht mehr lange experimentieren, sondern gleich die bewährte Lösung nehmen.

Daher wars dann auch schon reichlich spät bis endlich alles am Freitag so weit lief. Aber wichtig ist ja nur das Ergebnis. Zudem gab es noch Schwierigkeiten mit der Lauf-Verwaltungs-Software – im Endeffekt wohl auf die erste Verwendung einer Chipmessung für den Lauf zurück zu führen. Alles Neuland und neue Mitstreiter – mit Geduld hat sich dann doch alles lösen lassen.

Am Samstag dann noch ein kleineres Problem bei den Startnummern – manche vom System vergebene Nummer war physikalisch nicht vorhanden – also einmal die Startnummern verändern – dank Datenbanksystem recht leicht zu machen, auch wenn dadurch die vorbereiteten Starterlisten zum Aushängen nicht mehr gültig waren. Mit einem zusätzlich eingerichteten Trouble-Desk hat dann aber doch jeder Starter noch seine Unterlagen und Startnummer bekommen.

Vom Lauf selbst habe ich dann gar nicht mehr viel mitbekommen, ich war zu sehr mit dem Eintragen der Nachmelder ins System beschäftigt – mit drei Helfern haben wir es dann doch noch geschafft bevor der erste Läufer über die Ziellinie gelaufen ist.

Danach habe ich natürlich nicht aufgehört – ganz langsam konnte ja schon der Rückbau beginnen – die Ausgabe für Startnummern wurde ja nicht mehr benötigt. Bis wir damit fertig waren konnte es schon nahtlos weitergehen – während die Teilnehmer sich um die Siegerehrung geschart haben, wurde bereits die Zeitnahme und alles andere nicht mehr benötigte Material abgebaut.

Läufer sind ja ein komisches Völkchen wie ich weiß – nach der Siegerehrung verschwinden die meisten gleich wieder – von Gemütlichkeit oder Regeneration kaum eine Spur. Um so angenehmer für die Mannschaft – zwar hat es dann doch bis kurz nach halb neun gedauert bis alles so weit war, aber dafür blieb uns die Sonntagsschicht erspart. Die Mannschaft hat dann

Die letzten größeren Brocken habe ich am Montag noch erledigt – Rücktransport der Werbemittel und der Zelte – aber das war dann eine Kleinigkeit.

Insgesamt eine sehr schöne und gelungene Veranstaltung – wenn auch sicherlich noch einiges mit der Erfahrung besser werden kann – aber der Mensch ist ja bekanntlich lernfähig. Ich hätte nicht gedacht wie viel Dinge da im Hintergrund ablaufen – um so mehr Hut ab vor den Veranstaltern die wie die DJK auch Läufe nur mit ehrenamtlichen Kräften auf die Beine stellen.

 

 

Quo vadis Bildungsrepublik?

Quo vadis? – „Wohin gehst du?“, genau diese Frage habe ich mir schon häufiger gestellt wenn ich mit meinem Freund Martin zusammen gesessen habe. Dabei ging es nicht darum wo wir jeweils hingehen, auch das wäre sicherlich eine Erörterung wert. Vielmehr haben wir uns als Singles und engagierte Jugendbetreuer (Martin derzeit mehr als ich) Gedanken darüber gemacht wie es um den Bildungsstand und diverse Verhaltensweisen der heutigen Jugendgeneration steht.

Sicherlich ist nicht alles schlecht was sich an Neuerung auftut und man soll auch die Augen nicht vor Neuerungen verschließen. Der Gedankengang „Früher war alles besser“ ist auch eine Sackgasse.

An die letzte Unterhaltung fühlte ich mich jedoch dramatisch erinnert als ich unseren derzeitigen Praktikanten eingewiesen habe. Er ist redlich bemüht und besitzt in meinen Augen ein sehr gutes theoretisches Verständnis. Momentan hadert er ein wenig damit, angeeignetes Wissen aus der Theorie in die Praxis zu übertragen – Abstraktionsvermögen. Sicherlich ist das keine triviale Aufgabe und jeder der die Umsetzung von Theorie in Praxis die ersten Male gemacht hat, weiß wie schwer man sich dabei tun kann.

Nun bin ich ja kein Unmensch, aber ich weigere mich bei angehenden Studenten alles genau vorzukauen, daher gebe ich zwar Hinweise und beantworte konkrete Fragen, aber die eigentliche Lösung muss jeder selbst erarbeiten. Verständnis anstelle Auswendiglernen.

Geschockt war ich, als ich beim Erklären dann auf vermeintliches Abiturwissen zurück gegriffen habe: Mathematik, Folgen, Reihen, rekursive Defintion etc. Für einen angehenden Studenten der Elektrotechnik sollten solche Begriffe aus dem Nachfolger des Leistungskurses (Profilfächer oder wie auch immer das jetzt schon wieder genannt wird) doch zumindest einmal bekannt sein. Aber was musste ich da hören: Das wurde allenfalls ganz kurz nach dem Abi angesprochen – jeder Abiturient weiß wie gut man in der Zeit zwischen schriftlichem Abitur und mündlichen Prüfungen (den letzten Unterrichtswochen) noch engagiert ist: Man kümmert sich vorrangig um die mündlichen Prüfungsfächer, in den anderen Fächern werden optionale und zeitintensive Themen angesprochen.

In diesem Moment war ich erst mal sprachlos – waren doch Folgen und Reihen eines der zentralen Themen im Leistungskurs – ohne Folgen und Reihen ist es ja sogar problematisch, die Grundlagen der Differentialrechnung oder Integralrechnung zu erläutern, geschweige denn zu verstehen. Sind doch beide Begriffe sehr eng mit der Reihenentwicklung und den Limes-Gesetzen verzahnt. Ich frage mich ganz ehrlich, was dann noch Unterrichtsgegenstand in Mathematik gewesen sein soll: Sicherlich die Kurvendiskussion in allen Formen und Farben, Integralrechnung und  analytische Geometrie (also die Grundlagen der Vektor- und Matrizenrechnung, welche den Nährboden für lineare Algebra bereitet).

Ich wage mir gar nicht auszumalen wie es dann wohl in ehemaligen Grundkurs-Fächern aussieht. Mir scheint es, als wurde in den letzten fast schon zehn Jahren das Bildungsniveau an unseren Gymnasien systematisch weichgespült. Ganz getreu dem Motto: „Schule muss Spaß machen“ – klar kann Schule auch Spaß machen und man soll auch Freude am Lernen haben, aber es sollte doch auch zum Ziel der Pädagogik gehören, dass man sich über erreichte Erfolge freuen kann. Zumindest ich fand es unglaublich spannend gestellte Aufgaben zu lösen, nicht nur um sie gelöst zu haben, sondern auch weiß man bei schwierigen Aufgaben eben Nachdenken musste – hinterher konnte man aber mit Fug und Recht auf sich selbst stolz sein (und das nahm einem niemand wirklich krumm), die Lösung selbst oder im Diskurs mit Mitschülern erarbeitet zu haben.

Nachdem ich nun selbst einmal in der Position war, Praktikanten auswählen zu müssen – habe ich zum ersten Mal die Kehrseite der Bewerbungen gesehen – ich selbst bin stets um eine formal richtige und sehr gute Bewerbung bemüht. Was ich da zu sehen bekommen habe, hat mir die Sorgen und Nöte so mancher Personalabteilung aufgezeigt. Mit derartigen Unterlagen hätte ich mich nicht mal getraut mich zu bewerben – Grammatik, Rechtschreibung – alles böhmische Dörfer so wie es sich mir darstellt. Sicherlich kann man das nicht verallgemeinern, aber es hat mich schon etwas überrascht.

Immer wieder hört man von den Betrieben, die Bewerber seien so schlecht – ich könnte mich dem jetzt anschließen, aber ich denke man muss es differenziert betrachten: Fakt ist, wie beschrieben, dass die Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht immer den Ansprüchen genügen die man an einem Abiturienten stellt. Ähnliches gilt unter anderem auch für Studenten die einen Praktikumsplatz suchen, auch hier stelle ich mir gelegentlich die Frage ob ich mich bei meinen Bewerbungen auch so angestellt habe. Wie ebenfalls bereits beschrieben, ist das Problem jedoch nur teilweise dass der einzelnen Bewerberin oder des einzelnen Bewerbers – die Erfahrung zeigt, dass es sich eher um ein systematisches Problem handelt. Nicht umsonst habe ich mal etwas über statistische Verteilung gelernt – wenn der Durchschnitt der Aspiranten derartige Schwächen zeigt, dann ist bei einer ausreichend großen Stichprobe nicht zu erwarten, dass man immer nur die Ausreißer oder die Randbereiche erwischt hat.

Unter der Annahme, dass es sich um ein systematisch begründetes Problem handelt, kann man davon ausgehen, dass eine entsprechende Ursache oder eine Menge von Ursachen im Zusammenspiel, die Wirkung hervorrufen. Eine derartige Ursache habe ich oben bereits beschrieben – die Lehrpläne wurden weichgespült anstelle entrümpelt – auch mir war es als Schüler recht wenn der Lehrplan reduziert wurde – klar weniger Anstrengung bei gleichem Ertrag, wer hat das nicht gerne? Allerdings muss man auch sehen: Es gibt weiterhin eine Menge Gerümpel, das in den Lehrplänen schlummert, manchen Sachverhalt habe ich im Laufe der Schule fast bis zum Erbrechen wieder und wieder behandelt. Allen voran werden derzeit die Soft-Skills gefördert, genauso wie die angebliche Allgemeinbildung. Leider muss ich sagen: Ich halte von diesen Dingen nicht übermäßig viel – ein Hype wie so manch anderer (der hoffentlich auch bald wieder abebbt) – denn mit dem verkürzten Abitur in nunmehr 8 Jahren anstelle von neun Jahren ist vor allem noch eines gefragt: Viel „Eye-Candy“ (man kann auch Mist verkaufen wenn er nur passend angerichtet ist) und auswendig lernen. Ohne ein gewisses Faktenwissen geht sicherlich nichts, jedoch zeigt sich immer mehr, dass die Fähigkeit zum schnellen Auswendiglernen belohnt wird. Egal ob im Gymnasium oder auch an der Hochschule – die Verknüpfung zwischen verschiedenen Fächern lässt immer mehr zu Wünschen übrig – man kann fast jedes Fach unabhängig von einem anderen lernen – teilweise kann man nach einem Lernabschnitt sogar das Gelernte einfach wieder „entsorgen“ ohne dass man dadurch einen Malus in der Bewertung erfährt. Vielmehr wird man zum Multi-Tasking Experten: Einmal schnell alles abarbeiten, dann weg und genauso weiter mit dem nächsten Abschnitt.

Kommen wir wieder zurück zum Titel dieses Eintrags – „Wohin gehst du?“ bzw. „Wohin gehen wir?“ (also „quo vadimus?“). Ich bin mir nicht ganz sicher wo wir uns hinbewegen – klammere ich mich evtl. schon in meinem Alter an „Traditionen“ und so Dinge wie „good old times(tm)“? Wenn ich es mir recht überlege, ein klares „Nein“ – ich will nicht sagen, dass früher alles besser war, aber einige Entwicklungen sind doch von  sehr zweifelhafter Qualität. Wenn wir als Bildungsstandort „überleben“ wollen, bzw. mit hochqualitativen Produkten am Weltmarkt weiterhin präsent sein wollen, dann kommen wir nicht umhin uns um unsere Bildungsstrukturen wirklich leidenschaftlich zu kümmern und diese nicht verkümmern zu lassen. Momentan sind wir, meiner ganz persönlichen Meinung nach, auf dem besten Weg in die kollektive Verdummung der Bevölkerung und unseres Nachwuchses. Nur nicht mehr anstrengen müssen – alles schön bequem und weichgespült – bis die gesamt Gesellschaft derart weich und labelig (sowohl physisch als auch psyschich) ist, dass das Gerüst das unsere Gesellschaft ausmacht und sie zusammen hält nicht mehr tragfähig ist. Jedes Bauwerk das wir kennen, gerade wenn es hoch hinaus geht, hat zwei wichtige Eigenschaften:

a) ein solides Fundament – das ist die Bildung der kommenden Generation

b) tragkräftige, in einander schlüssig verzahnte und verbundene Pfeiler und Streben – das sind die Vorbilder der jungen Generation, die deren Geschicke zumindest teilweise mitbestimmen – und die müssen aufrichtig und gut ausgebildet sein.

In diesem Sinne, tun wir unser möglichstes um die Bildung wieder zu einen wichtigen Wert in unserer Gesellschaft werden lassen – und diesen Wert auch aktiv leben und nicht nur auf dem Papier fordern.

Laufbericht Stadlauf Nürnberg

Woran merkt der Läufer, dass es Herbst wird – ganz klarer Indikator für alle die „after-work“-Training machen: So langsam aber sicher kann man die Sonnenbrille beim Training weglassen, vielmehr ist es an der Zeit die Kopfleuchte wieder auf Funktion zu testen und ggf. mit neuen Batterien zu füttern.

Ebenfalls ein markanter Termin für die Herbstlaufzeit: Der Stadtlauf in Nürnberg – heuer zum 17. Mal und wie immer am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit. Es ist für mich die Halbmarathon-Distanz an der ich bisher jedes Jahr teilgenommen habe, seit ich laufe – für mich zum sechsten Mal in diesem Jahr.

Entsprechend entspannt bin ich die ganze Sache auch angegangen – vor dem Lauf war ich ja noch in Urlaub und in den 5 Tagen die ich wieder daheim war, habe ich nur 2 Trainingseinheiten absolviert – eine davon flach und schnell, die andere lang und bergig – mit sehr gemischten Gefühlen – immerhin musste ich beim Training eine ganz ordentliche Strecke bergan gehen, jeglicher Versuch zu Joggen wurde sofort mit Wadenkrämpfen abgestraft. Ob das wirklich gute Bedingungen für einen Start in Nürnberg sind? Aber angemeldet war ich ohnehin – also nicht kneifen sondern es ggf. einfach als Trainingseinheit laufen und wenn die Zeit nicht so dolle ist, dann hat es halt nicht sollen sein…

Um mich nicht zu sehr zu stressen reiße ich bereits am Vorabend an und übernachte in Kornburg, einem Vorort von Nürnberg – dort komme ich immer wieder in einer Pension unter – man kennt mich und meine Laufgewohnheiten schon – unter anderem für den  LGA-Indoor-Marathon  miete ich mich dort auch immer wieder ein.

An der Strecke durch Nürnberg hat sich in den letzten Jahren nichts geändert – aber etwas dass mir gleich nach dem Verlassen der U-Bahn direkt am Opernhaus auffällt: Es ist irgendwie „lichter“ geworden im Bereich um die Bühne und auch auf den angrenzenden Flächen vor dem Opernhaus – die letzten Jahre war es dort immer sehr gedrängt und ziemlich eng – dieses Jahr verteilen sich die Massen etwas besser.

Die Strecke an sich ist recht schnell beschrieben – es geht über zwei Runden entlang der Pegnitz und durch die Altstadt von Nürnberg – in der zweiten Runde wird die Strecke leicht variiert um auf die 21,1km zu kommen. Insgesamt ist die Strecke eher flach und verläuft größtenteils um die Pegnitz herum bzw. den Wöhrder See und die Wöhrder Wiese. Steigungen gibt es pro Runde drei nennenswerte: Eine etwas längliche und sachte an der Brücke kurz vor dem Wendepunkt, die nächste ca. 4km später ist die heftigste: Sie führt vom Pegnitz-Niveau hinauf an die Lorenzkirche – auch bekannt als „Nonnensteig“ diese ist recht knackig und kurz – viele Läufer schalten hier einen Gang zurück und gehen die knapp 200m lange Passage. Zum Abschluss jeder Runde geht es nochmal durch den Stadtgraben vor dem Opernhaus – und natürlich aus selbigen auch wieder hinaus – die Steigung ist nicht sonderlich anspruchsvoll, aber so kurz vor dem Ziel oder der Halbzeit kostet sie doch erheblich Kraft und Disziplin.

Etwas ärgerlich finde  ich die „deutsche Gründlichkeit“ bei der Ausgabe der Startunterlagen – es gibt feste Zeitslots zu denen man die Unterlagen für die einzelnen Läufe abholen kann – für den Halbmarathon offiziell erst ab 12:00h – also nichts mit schon mal Gepäck wegräumen und umziehen oder Aufwärmen, als ich gegen 9:00h dort aufschlage. Also schaue ich mir die Starts und Zieleinläufe der 6km und der 10km an. Zwischenzeitlich treffe ich natürlich auch wieder auf Erwin Bittel, charakteristisch mit Hut und diesmal auch mit Sonnenbrille. Kurzer Läufer-Smalltalk und dann geht Erwin auch schon zum Start – wie jedes Jahr macht er den letzten Läufer – dafür aber über die 10 und die 21,1 km.

Sonne ist ein gutes Stichwort – morgens ist es noch verdammt frisch vor allem in den schattigen Bereichen am Opernhaus – in der Sonne ist es ganz erträglich – angenehmes Wetter zum Laufen. Kurz vor dem Start zum Halbmarathon trübt es sich dann etwas ein, einige wenige kleine Regentropfen fallen, aber das reicht noch nicht mal um auch nur ansatzweise nass zu werden. Dafür ist der Wind kräftiger geworden und treibt die gefühlten Temperaturen in den Keller – es wird Herbst, ganz klar.

Nach dem Start der 10km-Läufer habe ich auch endlich Glück bei der Ausgabe der Startunterlagen. Nun heißt es Umziehen in der Tiefgarage und Abgeben des Gepäcks. Wie immer gut organisiert durch die Jugend des TSV-Katzwang. Hier sei auf alle Fälle den vielen fleißigen Händen in der Tiefgarage gedankt, die das alles immer aufbauen und auch wieder wegräumen, wenn die Läufer schon längst wieder daheim sind.

Kurz vor dem Start treffe ich dann auch den Rest von Helgas-Lauffreunden – der Laufgruppe mit der meine Lauferei 2007 im Nürnberger Wald einmal seinen Anfang genommen hat. Mit den Jahren hat sich das etwas ausgedünnt – Helga ist weiterhin dabei, auch Ihr Mann Heinrich geht dieses Jahr wieder über die Halbmarathon-Distanz an den Start und Robert hat es auch geschafft. Wichtiges Thema in der Gruppe: Wer hat es alles geschafft einen Startplatz in Bamberg für den Weltkulturerbelauf 2013 zu ergattern? Eröffnet wurde die Ausschreibung pünktlich um 0:00h am 1. Oktober – mittlerweile kann man sich nur noch für eine Warteliste eintragen – so schnell sind die Plätze weggegangen – bisher haben einzig Helga und ich einen sicheren Startplatz. Noch etwas Smalltalk und dann gehts in den Startblock – eigentlich will ich mich ja bei ca. 2:00h einordnen, aber es ist schon so voll, da will ich nicht weiter drängeln und ordne mich etwas dahinter ein – Überholen kann man ja immer noch und dank Netto-Zeit-Messung ist die Position im Block auch fast vernachlässigbar (abgesehen von etwaigen Stockungen während der Sortierungsphase des Feldes …).

Pünktlich um 13:30 ertönt der Startschuss und es tut sich erst mal nichts … bis das Feld in Bewegung ist und ich über der Startlinie sind bereits fast drei Minuten verstrichen. Aber egal – jetzt heißt es erst mal etwas reinfinden und die Position im Feld suchen an die man von der Geschwindigkeit her hingehört. So verbringe ich die ersten zwei Kilometer mit stetigem Überholen – rechts und links vorbei – wo immer sich gerade eine Lücke bietet. Ich laufe bewusst locker und schaue dabei ein wenig auf die Uhr – erster Kilometer 4:39 – für meinen Geschmack fast etwas zu schnell – ich nehme ein klein wenig raus, der zweite liegt bei 4:51 – das passt mir schon eher in den Kram. Mittlerweile laufen wir parallel zur Pegnitz und haben die Innenstadt hinter uns gelassen. In leichten Bögen geht es auf den Wendepunkt zu. Am Altenheim steht die erste Versorgungsstelle mit Getränken – ich lasse sie komplett aus – immerhin habe ich Wasser in meiner Flasche dabei und bekanntlich immer dann Durst, wenn gerade keine Versorgung in der Nähe ist.

Unter der Eisenbahnbrücke gibt es Musik, auch wie jedes Jahr: Arkodeon. Ich lasse mich ein wenig mittreiben. Die Kilometer fliegen fast schon an mir vorbei – Kilometer 4 kommt kurz darauf in Sichtweite – meine Zeiten haben sich um die 4:50-4:53 herum eingependelt – das kann ich gut laufen und versuche die Geschwindigkeit konstant zu halten. Mir geht das erste Mal ein Mantra durch den Kopf, das ich mir während des Laufs immer wieder ins Gedächtnis rufe „Treiben lassen ja, aber nicht rein- oder  an-treiben lassen“. Mit dem optimalen Laufwetter, bedeckt und nicht zu warm geht es über die Brücke kurz vor dem Wendepunkt. Wahnsinn schon fast ein Viertel geschafft – Kilometer 5 ist genommen … jetzt nur nicht übermütig werden.

Es geht auf der Südseite der Pegnitz zurück in Richtung Zentrum – vorbei am Freibad, und entlang der Wöhrder Wiese – dort gibt es auch wieder eine Versorgungsstelle – jedoch ist für mich diesmal eher Entsorgung gefragt … dankbar nehme ich das Angebot des mobilen Tempels der Erleichterung (auch bekannt als DIXI-Häuschen) an – das kostet mich zwar fast 20 Sekunden auf den Kilometer aber es läuft sich danach deutlich entspannter.

In der Entfernung habe ich schon mehrfach den Pacemaker für die 1:45h mit seinen Luftballons gesehen. Stück für Stück ziehe ich mich näher heran. Die Strecke verändert sich – anstelle der recht flachen, geteerten Trasse entlang der Wiese geht es nun unter der Stadtmauer hindurch und über die Insel Schütt (die ist tatsächlich aufgeschüttet, daher der Name – im Mittelalter hat man einfach alles in den Fluss geschmissen … sehr zum Leidwesen der flußabwärts gelegenen Stadt Fürth ….), der Untergrund wird nun abwechslungsreicher, wenn auch nicht einfacher: immer wieder Kopfsteinpflaster, da heißt es ein wenig Achtgeben beim Auftreten. Direkt nach Kilometer 8 geht es zum ersten Mal den Nonnensteig hoch – ich mache diesmal bewusst kleine Schritte und etwas langsamer – die Zeit hole ich oberhalb locker wieder raus, weil ich nicht so sehr entkräftet bin und gleich wieder durchstarten kann.

Im Zickzack geht es nun durch die Altstadt – Kilometer 9, und kurz vor dem Durchlauf auf der Start-Ziel-Geraden steht auch schon das 10km Schild. Alles bisher absolut super gelaufen – ich fühle mich noch wunderbar fit und die Zeiten haben sich um die 4:51 herum verfestigt – so konstant bin ich schon lange nicht mehr gelaufen – also mit Schwung in die zweite Runde. Getränke oder etwas zu Essen lasse ich auch wieder weg – ob das eine gute Idee ist weiß ich nicht, aber es läuft sich gerade so herrlich locker – da will ich gar nichts essen.

Wieder passieren wir den Bahnhof und es geht leicht bergab an die Pegnitz – diesmal mit etwas anderer Streckenführung – nicht mehr oben am Prinzregenten-Ufer entlang sondern näher an der Pegnitz auf dem Rad- und Fußweg. Ein Zuschauer feuert die Läufer an: Die Hälfte habt ihr, hier ist ca. Kilometer 11,6…. mir wird bewusst – ja die Hälfte schon, aber der Zenit war doch schon vor mehr als einem Kilometer. Das ist ja schon fast so skurril wie die Leute die auf der ersten Runde schon meinten wir hätten da schon die 16 oder 17 Kilometer hinter uns, weil sie nur die Schilder gesehen haben, aber nicht erfasst haben, dass wir zwei Runden absolvieren. Am Wöhrder See geht es dann wieder auf die bekannte Trasse der ersten Runde – wieder vorbei an der Versorgung vor dem Altenheim – flüchtig nehme ich zur Kenntnis, dass der neue Steg am Pegnitzufer fertig ist und rege genutzt wird – aber keine große Zeit sich auf solche Nebensächlichkeiten zu konzentrieren – wichtiger ist jetzt erst mal die Strecke.

Kilometer 14 liegt hinter mir – Wahnsinn – schon zwei Drittel der Strecke sind geschafft und ich fühle mich nicht so ausgepowert wie ich das sonst schon mal erlebt hatte. Die Zeiten sind etwas eingebrochen – ich beschleunige ein wenig um weiterhin unter 5 Minuten zu bleiben. Den Pacemaker mit 1:45 habe ich ja schon in der City hinter mir gelassen, damit müsste meine Zeit doch recht annehmbar werden.

Wieder geht es über die Brücke, und diesmal eine kleine Extra-Schleife zum Wendepunkt – was macht man nicht alles um die 21,1km voll zu bekommen. Das Feld hat sich sehr stark auseinander gezogen, auf der anderen Seite der Pegnitz sieht man die orangene Schlange auf dem Fußweg – mein Blick fällt auch auf die Vegetation rund um den Wöhrder See – eine ganze Menge Laub hat sich schon verfärbt und einiges wird durch die Windböen auch herrlich durch die Luft gewirbelt. Den Wind bekommen wir besonders zu spüren als es aus der „Deckung“ durch die Uferbüsche heraus geht – richtig unangenehm kommt der Wind mir entgegen. Aber es ist ja nicht mehr weit – noch etwas weniger als 4 Kilometer liegen vor mir und ich liege noch immer super in der Zeit.

Vorbei an der Versorgung geht es wieder auf die City zu – ich bremse mich etwas ein – nur nicht zu viel Energie jetzt schon verpulvern – es sind noch zwei Steigungen zu bewältigen. Ich verfluche mich etwas, dass ich vergessen habe mir etwas Traubenzucker einzustecken – eigentlich hatte ich vor es dieses Jahr einmal zu probieren, den auf den letzten drei Kilometern nochmal einzuwerfen um die Steigungen besser angehen zu können. Macht nix – wird auch so gehen.

Den Nonnensteig komme ich noch recht gut hoch – aber irgendwie verschlucke ich mich beim Trinken aus der Flasche – ein ganz ordentlicher Hustenanfall der mich sogar zum Anhalten zwingt ist die Folge … Ärgerlicherweise zieht auch der Pacemaker mit den 1:45 wieder an mir vorbei. Halbwegs erholt von dem Husten mache ich mich wieder an die Verfolgung – schätzungweise eine Minute hat mich dieser gekostet – merke: Auch Trinken beim Laufen will gelernt sein …

Immerhin: Es sind nur noch zwei Kilometer, auch deshalb will ich jetzt partout nicht mehr aufgeben – ich mobilisiere was ich noch aufbieten kann, auch wenn ich merke: Etwas Energie und Elektrolyt-Nachschub wären wohl nicht verkehrt gewesen. Aber dafür gibt es ja jetzt jede Menge Leute an der Strecke die Stimmung machen, und da steht auch schon wieder ein Motivationsschild: 20km gemeistert – der letzte ist dann auf alle Fälle Ehrensache. Rein geht es in den Frauentorgraben – die Stimmung dort ist großartig – überall Leute die anfeuern, mit Klatschen, Tröten und lauten Rufen. Bleibt nur noch die letzte Steigung zu bewältigen. Der Pacemaker liegt immer noch knapp 20m vor mir – und ich gebe es innerlich auf ihn auf dem letzten Kilometer noch einzuholen – immerhin bin ich ja deutlich hinter ihm gestartet – die 1:45 sollten also netto doch noch möglich sein.

Endlich: Die Steigung hat ein Ende – die Haarnadelkurve rum und schon ist man auf der Zielgeraden – noch rund 300m bis zum Zielbogen. Mit einmal geht alles recht leicht, auch wenn ich die Anstrengung spüre, ich sauge mich nach und nach an die Läufer vor mir im Feld heran und überhole nochmal einige bevor es über die Ziellinie geht. Geschafft!

Im Ziel gibt es reichlich Verpflegung – isotonische Getränke, alkoholfreies Weizen, Müsli-Riegel, Kuchen, Äpfel und etwas richtig leckeres: Tomaten! Hatte ich so auch noch nicht, aber definitiv eine Abwechslung. Ich mache mich doch recht bald wieder auf – da ich nicht mehr laufe wird mir etwas kühl obenrum. Daher ab in die Tiefgarage und dort die Windjacke rausholen – so eingepackt schreite ich dann zum zweiten Gang in Sachen Verpflegung. Außerdem nutze ich den Service des Sponsors und gebe meine Medallie zur Gravur ab – nach der Registrierung bekommt man die Medaille kostenlos mit Name und Finisherzeit graviert – da ich mir recht sicher bin unter 1:45 geblieben zu sein lasse ich mir das nicht entgehen.

Nun ist heißt es nochmal ein Stück Gehen, die Duschen finden sich in einer nahegelegenen Schule – auch das hat sich seit mehreren Jahren echt bewährt.

Zum Abschluss des Tages gehe ich mit Helga und Heinrich, wie seit vielen Jahren, noch Pizza essen in der Osteria in Mögeldorf. Die Pizzen dort sind verdammt groß, aber genau richtig für nach dem Halbmarathon – aufgezehrte Kalorien werden direkt wieder ersetzt.

Eine schöne Art den Tag der deutschen Einheit zu begehen.

 

 

 

 

Urlaub in Schottland – 13. und 14. Tag – Zeit der Heimreise

Die Fähre ist fest gebucht – um 15:30 müssen wir spätestens in New Castle upon Tyne sein zum Einchecken – aber das ist ja kein Hinderungsgrund sich noch Edinburgh mit seinem Castle anzuschauen – zumal der Explorer-Pass ja auch noch vollständig ausgereizt werden will. Nach einer etwas chaotischen Fahrt quer durch Edinburgh finden wir endlich auch das Parkhaus am Castle – morgendlicher städtischer Berufsverkehr auf der „falschen“ Seite der Straße kann eine echte Herausfoderung sein.

Entsprechend enttäuscht sind wir, als wir vor dem Castle-Eingang stehen: Geschlossen wegen Wind! Sowas hatten die bisher selbst noch nicht – irgendwie greift die amerikanische Sicherheitsparanoia auch im UK um sich – alles was nicht irgendwie dreihundertprozentig abgesichert ist, wird als gefährlich eingestuft und erst mal vorsorglich gesperrt. Wir schlendern reichlich enttäuscht die Royal-Mile hinunter – eine Touristenfalle der besonderen Qualität – das örtliche kostenfreie Polizeimuseum ist noch recht interessant – ich lege mir noch einen Ausdruck der Karte der dunklen Seite der Royal-Mile zu, darauf sind sämtliche historischen Kriminalfälle entlang der Meile verzeichnet.
Auch ein neuerlicher Versuch am Castle schlägt fehl und wir wenden uns der nahegelegenen Whisky-World zu – Raimunds Spezialität: Whisky in allen Formen und Varianten – am Ende bleibt es bei einem Cask-Drink und etwas Whisky-Senf.

Reichlich frustriert steuern wir das Parkhaus an – die Gebühren sind absolut touristisch, aber sei es drum wir sind mit Edinburgh für erste sowas von durch – bis auf weiteres kommen wir da wohl eh nicht vorbei und Tauchgelegenheiten gibt es an anderer Stelle wohl auch bessere.

Die Heimfahrt in Richtung Fähre gestaltet sich dann doch noch recht anstrengend – in der Nacht ist ein Starkregengebiet samt Sturm über die Ostküste des vereinigten Königreichs hinweg gezogen – überall laufen Aufräumarbeiten und teilweise sind Straßen noch wegen Überflutung oder Erdrutschen gesperrt. Auch wir erwischen eine der leicht überfluteten Straßen – auf etwa zwei Kilometern gleicht die Straße eher einem Flußbett – bis zur Bordsteinkante steht das Wasser – der Passat nimmt das recht gelassen, dank bleischwerer Beladung schwimmen wir auch nicht auf. Auch auf der weiteren Strecke heißt es immer wieder aufpassen und wachsam sein – in fast jeder Senke hat sich eine größere Wasseransammlung gebildet – teilweise hat das ESP dann auch mal was zu tun.

Einen letzten Zwischestopp zum Mittagessen legen wir noch ein – eine Wirtschaft an der Straße bietet sich gerade an um frische Energie zu tanken – etwa 100km liegen noch vor uns bis wir im Hafen von New Castle ankommen. Wir haben dabei Glück, wir fädeln direkt an der Ausfahrt wieder auf die A1 ein, aber der sie in Richtung Norden gesperrt ist – die Sperrung südlich von New Castle umfasst mehr als 40 Meilen, aber auch das bleibt uns erspart.
Da wir kein Frühstück und Abendessen auf der Fähre gebucht haben, kaufen wir noch etwas Verpflegung ein und gewöhnen uns schon mal wieder an Deutschland: Einkauf beim englischen Aldi (Süd) – der Norden Schottland wird hingegen von großen Lidl-Filialen dominiert.

Das Fährschiff ist diesmal die Princess of the Seas – und im Vergleich zum King Seaways ist sie auch wirklich kleiner und bescheidener ausgestattet – das beginnt beim Restaurant-Angebot, geht weiter mit dem fehlenden Front-Ausguck und endet bei der bescheidenen Auswahl im Sea-Shop – die Whisky-Collection ist absolut bescheiden, Raimund ist sichtlich genervt, denn die eingeplanten Whiskys sind natürlich ausverkauft – immerhin probieren wir uns dafür durch die diversen angebotenen Whiskys – am Ende gebe ich über 100 EUR für die Sonderangebote an Whisky aus – irgendwann muss man ja seine Kollektion anfangen – ich bin immer noch am Überlegen wie ich meine Minibar gestalten will, aber kommt Zeit kommt Rat.

Die Überfahrt an sich ist unspektakulär – Abendessen gibt es in der Kabine, mit einer kleinen Herausforderung: Wir haben noch eine Flasche Wein, aber es ist ums Verrecken kein Korkenzieher aufzutreiben – wir behelfen uns dann mit dem Schraubendreherset aus dem Tauchgepäck – damit bekommen wir den Korken dann aus der Flasche.

Angekündigt ist eine anfänglich etwas schaukelige Fahrt die im Laufe der Nacht besser werden soll – bis kurz vor Amsterdam ist davon aber wenig zu spüren – weder im Positiven noch im Negativen: Das Schiff stampft und rollt ein wenig, aber den Andrang beim Bordarzt wegen Seekrankheit kann ich beileibe nicht nachvollziehen.

Ab Amsterdam geht es dann kontinuierlich gen Süden – zuerst durch die flachen Niederlande, vorbei am Ruhrpott, über die Mittelgebirge bis dann endlich Mannheim erreicht ist – rund 500km Fahrt en block und ohne größere Zwischenfälle in Form von Staus oder sonstigem – immerhin alles wieder auf der richtigen Straßenseite …
Raimund lagert noch einen Teil seines Tauchgepäcks bei mir ein, ich hänge schon mal alles zum Trocknen auf. Noch ein gemütlicher Kaffee gemeinsam, dann ist auch der gemeinsame Teil des Urlaubs nach fast genau zwei Wochen vorüber – eine schöne Zeit.

Nachdem Raimund am Bahnhof abgesetzt ist, fahre ich noch zum Tauchtraining, allerdings nur zum gesellschaftlichen Teil, auf Training habe ich gerade keine Lust – das Tauchmaterial werde ich nächste Woche mitnehmen und entsalzen oder kräftig beim nächsten Tauchgang in den heimischen Seen wässern. Natürlich muss ich kurz berichten was die zwei Wochen so alles geboten war.

Abends dann noch die große Runde Materialversorgung – Verräumen von Kamera, Reisebekleidung etc. Danach geht es daran die Schäden an der Ausrüstung zu klären – unter anderem das Anbringen einer neuen Halsmanschette am Trockentauchanzug, damit es nicht gar so kalt wird. Dann der abgebrochene Stecker am Ladegerät – da hilft eine e-mail an den Hersteller (mittlerweile ist sogar schon das kostenlose Ersatzteil unterwegs). Da ich gerade noch Lust und Zeit habe, erledige ich auch den ganzen Papierkrieg der die zwei Wochen über bei mir aufgelaufen ist – eine ganze Menge. Zudem ein erstes Sichten der Bilder und das „Booten“ der Wohnung im Allgemeinen – Wecker, Uhren, Kühlschrank – es dauert eine Weile bis alles wieder wie gewohnt läuft.

Fazit der Reise: Schottland und Scapa-Flow sind zum Tauchen und auch über Wasser sicherlich nochmal eine Reise wert – ich werde sicherlich nicht gleich nächstes Jahr wieder nach Scapa reisen, dazu ist der Weg zu weit, aber eine oder zwei Wochen in Schottland als kombinierter Tauch- und Landurlaub würde ich mir auf alle Fälle gefallen lassen.

Urlaub in Schottland – 12. Tag – Kultur pur in Regen und Wind

Nachdem bereits am Samstag vor starken Regenfällen und widrigem Wetter in der Umgebung von Glasgow und Edinburgh am Montag gewarnt wurde, haben wir ein möglichst trockenes Programm für diesen Tag angesetzt. Ziel waren die diversen Castles in Richtung Edinburgh.

Morgens haben wir uns von Richard verabschiedet und unsere Tauchsachen aus der Garage wieder ins Auto umgeladen – immerhin etwas trockener waren sie dadurch – das erspart den fortwährenden Betrieb der Klimaanlage auf der Fahrt.

Die erste Besichtigung war für Stirling Castle geplant – eine der wichtigsten Burgen in den häufigen Kriegen der Schotten und Engländer – sie war regelmäßig Schauplatz von Belagerungen und ist dementsprechend gut befestigt. Wir sind etwas zu früh dran und machen daher erst mal noch die Umgebung unsicher – der schottische Preis für den Parkplatz ist uns dabei sicher – wer von 7-8:30h dort aufschlägt fällt in ein Regelungsloch – es ist nicht verboten dort zu parken, aber die gebührenpflichtige Zeit hat auch noch nicht begonnen – ergo man bezahlt nichts.

Sparen wollen wir auch bei den weiteren Besichtigungen und nehmen daher den Explorer-Pass – dieser lohnt sich bereits wenn man Edinburgh und Stirling besichtigt – zudem gilt er als Eintrittskarte in mehr als 60 weitere Schlösser und Burgen in ganz Schottland – unter anderem hätte er sich auch schon in Orkney gelohnt, aber dort waren wir ja ohnehin immer erst so spät im Hafen, dass es uns nie gereicht hätte noch während der Öffnungszeiten im Museum anzukommen.

Der Wind ist absolut unangenehm und das wird den Tag über auch nicht besser – ständig steht man irgendwo im Wind, im Regen oder gleich in beidem. Angenehmer wird es erst, als wir die Räumlichkeiten besichtigen. Unter anderem auch die Werkstätten zur Rekonstruktion der Wandteppiche – die Originale finden sich in einer Daueraustellung in New York – ein Rockefeller war damals auf Einkaufstour und hat den Schotten scheints ein sehr gutes Angebot gemacht. Es ist kaum vorstellbar wie viel Arbeit in einem Wandteppich steckt.

Sehenswert sind auch die verschiedenen Gemächer von Königin und König – beide parallel angelegt mit jeweils ähnlichen Funktionen. Leider hat der Auftraggeber die Fertigstellung nicht mehr erlebt. Besonders bekannt sind die Stirling Heads – Geschnitzte Köpfe die ursprünglich einmal die Decke des königlichen Empfangszimmers geschmückt haben – zumindest so lange bis die Deckenkonstruktion nachgegeben hat … nach dem Einsturz wurden sie entfernt und an verschiedene Leute verkauft – mittlerweile konnten fast alle wieder gefunden werden und rekonstruiert werden. Dabei wurde auch bekannt, dass die Holzköpfe ursprünglich einmal sehr farbenprächtig bemalt waren – auch das hat man wieder hergestellt.

Nach mehr als vier Stunden Besichtigung sind wir doch ganz ordentlich durchgefroren – auf dem Weg in Richtung Stirling City (natürlich immer noch zu Fuß) schauen wir uns auch noch die Kirche an – diese hat eine Gemeinsamkeit mit Berlin – da sich zwei Pfarrer nicht einig wurden hatte die Stadtverwaltung kurzerhand eine Mauer einziehen lassen – ganz ähnlich dem was man heute auch in Bautzen noch praktiziert.

Das Cafe ist eine ganz nett gemachte Sache – in einem ehemaligen Gewölbe untergebracht – bei einem kleinen Snack und reichlich Kaffee tauen wir so langsam wieder auf. Kurz darauf fahren wir auch schon wieder aus Stirling heraus – Fernziel Edingburgh.

Da wir noch Zeit haben besichtigen wir Blackness Castle – das einzige Schiff das nie gesegelt und gesunken ist – die Festung ist in Form eines Schiffs an den Rand des Sunds gebaut – Humor muss man haben. Das widrige Wetter macht den Besuch allerdings nicht gerade zu einem Erlebnis – vielmehr suchen wir nach rund einer halben Stunde Besichtigung schon wieder das schützende Auto auf – nicht ohne vorher noch Bilder im heftigen Wind gemacht zu haben – es ist so windig, dass wir schon zu Bleigurten und Bleitaschen greifen um nicht abzuheben…

Gleich in der Nähe liegt auch Linlithgow Palace – ebenfalls eine sehenswerte Ruine – allerdings ist auch diese alles andere als gut erhalten und somit eine sehr zugige und damit auch zügige Angelegenheit – wir sind den Regen und den starken Wind mittlerweile reichlich satt. Immerhin ist die Ruine bei dem Wetter nicht notorisch überlaufen. In der Tourist-Info fragen wir noch nach einem Bed and Breakfast für die Nacht – die Preise der Region um Edingburgh sind echt gesalzen: 75 Pfund für eine Nacht für zwei Personen im Doppelzimmer ist das günstigste was wir bekommen können. Reichlich durchgeweicht kommen wir in der eleganten Herberge an – immerhin mit vier Sternen ist sie vom schottischen Tourismus-Verein ausgezeichnet – und entsprechend komfortabel – das muss man echt lassen. Großes Badezimmer direkt am Schlafzimmer und zusätzlich ein Gemeinschaftsbad, damit man zügig morgens parallel duschen kann. Zudem ein Fernsehzimmer mit Internet-Anschluss und kleiner DVD-Sammlung, da kann man echt nicht meckern. Zudem ein reichhaltiges Frühstücksmenü zum Vorbestellen – ich lasse mich nochmal auf das schottische Nationalfrühstück ein: Eine Art Hafergrütze, wahlweise mit oder ohne Salz. Dazu ein Frühstück bestehend aus Rührei und Haggis – wenn dann doch bitte richtig….

Den Abend verbringen wir im Ferry-Tap – eher rustikal und verschlafen – wir überbrücken die fast zwei Stunden bis es etwas zu Essen gibt mit mehreren Bier – es gibt eine Probierrunde von drei verschiedenen Sorten. Zum Rausgehen ist das Wetter schon beim Anblick zu ungemütlich.
Das Essen ist nichts besonderes aber es wärmt und macht satt – mittlerweile ist es dunkel und die nahegelegene Eisenbahnbrücke über den Sund ist angeleuchtet – trotz Regen und starkem Wind mache ich mich nochmal auf den Weg für ein paar Nachtfotos mit Stativ. Ich bin heilfroh ein sackschweres Modell wie mein Manfrotto zu besitzen – auch bei starkem Wind wackelt es kein Bisschen. Ärgerlicher ist da schon der Regen – erstens weiche ich total durch und zweitens muss man vor jedem Foto den UV-Filter wieder von Tropfen befreien und selbst dann erhält man lustige Streueffekte wegen der Tropfen die sich während der Belichtung auf dem Objektiv niederschlagen.

Insgesamt haben wir aus dem regnerischen und stürmischen Tag wohl das Beste rausgeholt. Eine warme Dusche zum wieder Aufwärmen ist da der richtige Abschluss.