Nach dem Wettkampf gestern bin ich heute recht spät auf den Beinen und selbst dann nur eingeschränkt beweglich. Unsere Unterkunft verteilt sich aber auf zweieinhalb Etagen. Ohne Treppen geht da gar nichts, der Weg zum Frühstück ist von daher schon mit ordentlich Beschwerden aus der Beinmuskulatur verbunden. Um so schöner, dass die Familie an meinen Geburtstag gedacht hat und mir beim Hinunterhumpeln ein Ständchen singt.
Es ist schon zum Frühstück sehr windig, daher fällt die Option mit der Seilbahn auf den Tafelberg zu fahren leider aus. Stattdessen schauen wir uns den Chapmans Peak Drive an, den ich gestern ja nicht belaufen konnte, da die Route des Marathons geändert wurde. Die Fahrt über den gebührenpflichtigen Teil der Strecke macht auf alle Fälle Lust darauf den Two Oceans Marathon nochmals auf die Liste zu setzen, in der Hoffnung das man ihn dann laufen kann. Die Aussicht direkt auf das Meer ist einfach atemberaubend. Zudem habe ich den Eindruck, dass die Steigungen zwar auch nicht unerheblich sind aber doch etwas weniger knackig als am Ou Kaapse Weg erscheinen.
Wir kommen auch an der Verzweigung der Marathonstrecke vorbei an welcher ich auf den Ou Kaapse Weg eingeschwenkt bin, wir fahren jedoch weiter nach Simons Town, diese liegt bereits wieder an der False Bay. Bekannt ist die Stadt vor allem für den Boulders Beach mit seiner Pinguin Kolonie. Der dortige Nationalpark ist nicht sonderlich groß aber sehr gut besucht. Ohne Schlange stehen geht es leider nicht, zumal am Ostersonntag, an dem auch viele Einheimische unterwegs sind. Am Strand ist der Wind dann nochmal etwas unangenehmer – man wird dezent sandgestrahlt während man die Piguine anschaut. Wir nehmen auch noch den zweiten Aussichtspunkt mit, dieser ist nicht barrierefrei – über die Stufen müssen wir den Kinderwagen tragen. Macht normalerweise nichts, aber mit meinem Muskelkater quäle ich mich dann doch die Stufen etwas nach unten. Prompt werde ich auch von einem anderen Teilnehmer angesprochen – man erkennt sie daran wie sie die Treppenstufen meistern.
Nach Boulders Beach wollen wir weiter zum Kapp der guten Hoffnung ganz im Süden. Vor dem Nationalpark ist bereits ein langer Stau, als wir dann noch die Preise uns Öffnungszeiten sehen, lassen wir den Park für heute erst einmal saußen. Wir hätten nur noch knapp drei Stunden im Park gehabt, viel zu hektisch um mit den Kindern noch die letzten Meter bis ans Kapp zu laufen. Von der zusätzlichen Wartezeit am Eingang einmal ganz abgesehen.
Stattdessen fahren wir weiter und erkunden die Westküste des Kapps über Scarborough und Kommetjie. Dort halten wir auch noch am Slangkop Leuchtturm. Leider kann man diesen Sonntags nicht besichtigen, ob das Treppensteigen mit meinem Muskelkater ein gute Idee gewesen wäre ist die andere Sache. Der Wind ist weiterhin äußerst kräftig, wir merken das als wir ein Stück des Strandes entlanglaufen. Die Windsurfer der Region freut das Wetter natürlich.
Wir machen nun eine kurze Streckenbesichtigung des ou Kaapse Wegs – denn der Ausblick von dieser Straße war ja auch nicht schlecht. Der Mietwagen hat ganz ordentlich mit der Steigung zu kämpfen, ich frage mich wie ich das Ding am Vortag hochjoggen konnte. Nach dem Pass zweigen wieder von der Marathonstrecke ab um sie kurz später wieder zu befahren, allerdings einen etwas früheren Abschnitt bei Muizenberg. Dort machen wir noch einen Abstecher an den Strand, der für seine malerischen bunten Strandhäuser berühmt ist.
Zum Abendessen will ich eigentlich in die Devils Peak Brauerei in Kapstadt, wir finden den Weg dorthin zwar recht gut dank Offline-Navigation, allerdings stehen wir dort vor verschlossenen Türen. Auch die weitere Recherche im Reiseführer ist eher trostlos: die allermeisten Restaurants haben Sonntags geschlossen. Das ist zwar schade aber nicht zu ändern. Außerdem haben wir noch eine ganze Menge Essensvorräte die wir nicht mit nach Hause nehmen können oder wollen. Daher gibt es nochmal ein typisches Läufergericht: Nudeln mit Tomatensauce. Dazu lassen wir uns aber den hiesigen Champus (Methode Cape Classique – MCC) schmecken.
Am Montag ist das Wetter nicht besser geworden was den Besuch des Tafelbergs betrifft. Es ist weiterhin sonnig und angenehm warm, allerdings weht noch immer ein sehr kräftiger bis stürmischer Wind. Daher beschließen wir den Besuch am Kap der guten Hoffnung nachzuholen. Wir fahren also wieder Richtung Süden und weil es so schön war, nochmal über den Ou Kaapse Weg, diesmal entgegen der Laufrichtung.
Der Nationalpark am Kap ist nochmals recht groß, auch wenn das Nationalparkfeeling ob der fehlenden Schotterpisten etwas weniger ausgeprägt ausfällt. Wir machen einen kurzen Foto-Stopp am Dias-Kreuz, einer ersten Navigationshilfe am Kap. Danach geht es weiter zum eigentlichen Kap, bzw. den zwei Punkten an der Südspitze. Der Bereich ist natürlich touristisch sehr stark frequentiert. Dennoch finden wir recht schnell einen Parkplatz und machen uns auf den Fußweg zum Leuchtturm. Genauer gesagt zum ältern der beiden Leuchttürme am höchsten Punkt des Bergrückens. Es geht steil bergauf und teilweise Treppen. Ich überlege dabei schon wie ich da vernünftig wieder runter laufen soll, denn noch immer habe ich einen ordentlichen Muskelkater in den Beinen.
Da es mit zwei Kindern doch reichlich anstrengend ist, lassen wir den zweiten neueren Leuchtturm, welcher etwas tiefer und dafür noch weiter südlich liegt aus. Stattdessen versuchen wir eine Rast am oberen Ende des Seilbahn welche bis kurz unterhalb des Leuchtturm verkehrt. Es bleibt beim Versuch, einer der freilaufenden Affen ist sofort zur Stelle und entreißt Yann kurzerhand sein Brot. Der Schreck und das Protestgeschrei sind entsprechend. Zum Trost nehmen wir dann doch die Seilbahn nach unten, das schont die Nerven und den Muskelkater. Ich hätte ja noch etwas Zeit in der Ausstellung über die Gefahren des Kaps und die Anfänge der Navigation verbracht, aber da muss ich wohl nochmal wieder kommen. Immerhin erfahre ich noch, dass der Entdecker Bartolomeu Diaz das Kap ursprünglich „Kap der Stürme“ genannt hatte. Angesichts des immer noch stürmischen Winds kann man sich lebhaft vorstellen warum.
Zurück am Auto holen wir die Mittagspause nach – diesmal mit verriegelten Türen, „affensicher“. Da wir noch viel Zeit haben und auch noch ein wenig der Kaplandschaft sehen wollen, entscheiden wir uns für den Wanderweg an das Kap der guten Hoffnung. Laut Beschreibung ca. 1:30h Wanderung für hin und zurück. Der Ausblick ist wunderbar, leider haben wir vergessen für die Reise eine Tragemöglichkeit für Yann einzupacken. So läuft er zumindest anfänglich, als er dann müde wird, wird es zunehmend anstrengend ihn zu tragen. Der Wind macht ihm sichtlich zu schaffen. Der Weg ist anfänglich noch gut ausgebaut, größtenteils mit aufgeständerten Holzbohlen. Je näher wir dem Kap kommen um so schwieriger wird der Pfad, steil und ungesichert an der Abbruchkante entlang mit einem Kleinkind auf dem Arm ist schon eine spannende Geschichte. Wir sind aber nicht die einzigen die ihre Kinder hier tragen müssen.
Mein Muskelkater macht die Sache nicht einfacher. Das merke ich besonders auf dem Rückweg, auf dem wir erst einmal einige Meter steil absteigen müssen. Yann war zwischenzeitlich eingeschlafen, wird dann aber wieder wach und ist total gefrustet. Wir legen daher die Strecke zurück wechselweise tragend mit einem heulenden bis brüllenden und strampelndem Kleinkind auf dem Arm zurück. Nicht gerade ein Highlight, sobald wir am Auto sind ist alles wieder ok. Glen hat tapfer durchgehalten und ist die gesamte Strecke selbst gewandert, wenn auch am Ende ziemlich erschöpft.
Der Rückweg führt uns mit dem Auto über Simons Town und Muizenberg wieder gen Norden. Teilweise fahren wir nochmals auf der Marathonstrecke, es zieht sich doch fast 40 Minuten hin bis man wieder in Kapstadt ist. Diesmal haben wir an der Brauerei mehr Glück, diese hat geöffnet. Angesichts der Wanderung haben wir ordentlich Hunger und vertilgen mehrere leckere Burger und natürlich das leckere Bier. Am Ende erwartet uns noch eine Überraschung am Auto. Während wir essen waren hat sich einer der Parkplatzaufseher unserem verdreckten Fahrzeug gewidmet und es zumindest von außen wieder in einen ansehnlichen Zustand gebracht. Natürlich gibts dafür ein ordentliches Trinkgeld, auch wenn die Reinigung durch die Autovermietung wohl mit erledigt wird. Die haben aber nach zwei Wochen mit Familie im Innenraum sicherlich noch einiges zu tun.