Nach zwei Übernachtungen ist es an der Zeit das Zelt in Ottmaring abzubrechen. Für den Tag stehen wieder rund 40km auf dem Plan. Unser Ziel liegt kurz hinter Kehlheim.
Wir kommen vergleichsweise früh am Zeltplatz los, Yann weigert sich ziemlich heftig, wenn es ums Anschnallen im Anhänger geht. So legen wir den ersten Kilometer mit reichlich Protestgeschrei aus dem Anhänger zurück. Danach noch ein kurzer Stopp und er schläft ein.
So geht es dann doch recht flott voran und wir durchqueren Dietfurt, ein recht nettes Örtchen. Die Bergwertung für den Tag steht direkt am Ortsausgang an – der Weg führt parallel an einer Straße anstelle des Kanals und es geht mehrere Minuten ziemlich stramm bergauf. Ich merke das Gewicht des Anhängers doch recht deutlich – Glen schiebt Marion kräftig mit dem Nachlaufrad an. Als Belohnung geht es danach auch wieder schön bergab. Ich kann das leider nicht so richtig auskosten, denn der Anhänger schaukelt sich derzeit mal wieder sehr stark auf, sobald ich mehr als 19km/h fahre.
Nachdem wir wieder am Kanal bzw. der Altmühl sind, geht es flach weiter – immer wieder gibt es kleine Schwenker um Altarme der Altmühl. In Meihern machen wir nach rund 10km die erste Rast. Der nächste Stopp ist dann eher unfreiwillig – wir stellen uns unter einer Brücke unter, um die Regenkleidung anzulegen, ich war mit kurzer Hose und kurzem Trikot doch etwas zu optimistisch. Immerhin ist der Regen nicht übermäßig und wir können dennoch weiter fahren. Unter der Brücke überholen uns die Holländer wieder einmal – das ist schon fast Tradition, dass wir uns jeden zweiten Tag an der Strecke irgendwo begegnen.
Wir nehmen die alternative Streckenführung auf der Südseite des Kanals, das spart einige Kilometer ein, und bei dem anhaltenden Regen wollen wir eigentlich nur möglichst bald am Ziel oder zumindest an einer Gastwirtschaft ankommen. Wie ich feststellen darf, handelt es sich bei der Sommerrodelbahn bei Riedenburg um ein Allwettermodell. Der Betrieb läuft auch bei Regen weiter. Zudem gibt es einen Biergarten mit schöner überdachter Terrasse, unter welcher wir den Regen abwarten. Für Glen gibt es dann auch noch zwei Fahrten auf der Rodelbahn, einmal mit Papa und einmal mit Mama. Wir bleiben etwas länger als gedacht, deshalb fahren wir nur durch Riedenburg hindurch.
Die Strecke wechselt nach dem Ort wieder auf die Nordseite, es geht weiterhin recht gut voran. Bereits kurz vor Essing stehen erste Hinweisschilder auf das dortige Feuerwehrfest. Als es nur noch 500m sind meldet sich Glen, dass er Hunger hat. Nichts einfacher als das, noch dazu mit Kinderbelustigung in Form einer Feuerwehrhüpfburg. Das Essen ist gut und reichlich, ebenso das lokale Bier direkt aus der Brauerei in Essing. Zudem gibt es noch ein wenig Kultur in Form von Live-Musik mit Harmonika, der Künstler müht sich redlich und bekommt dafür gelegentlich ein wenig Applaus. Ich kann mit der Musik so recht nichts anfangen. Interessanter sind da die Gespräche, die wir mit unseren beiden Radgespannen entfachen, erstaunlich viele Leute wollen wissen, wie wir damit zurecht kommen und wie es mit dem Kindern auf solchen Reisen klappt.
Es sind noch rund 12km bis an unser Ziel Hermsaal. Daher machen wir uns auf den Weg, bevor es zu spät wird. Wir passieren den historischen Beginn des Ludwig-Donau-Main-Kanals (endlich haben wir Schleuse 1 erreicht). Nur einen knappen Kilometer später muss Glen einmal ins Gebüsch und wir werden fast zeitgleich von einer Gewitterfront überrollt. Innerhalb weniger Minuten ist alles klatschnass, es hat gerade noch gereicht, Glen die Regenhose überzuziehen und den Anhänger regenfest zu machen.
Da wir bereits bis auf die Knochen durchgeweicht sind, halten wir auch nicht mehr groß an, um uns unterzustellen – das würde nicht merh viel ändern. Der wuchtigste Teil der Front ist auch binnen Minuten durch, danach ist der Regen nur noch leicht, auch wenn die Straßen noch voller Wasser stehen. In Kehlheim machen wir einen kurzen Halt, um uns zu orientieren, da es spät ist und es uns zudem kalt wird, fahren wir recht bald weiter nach Hermsaal – noch liegen ca. sechs Kilometer vor uns.
Die Streckenführung ist nun sehr wechselhaft, es geht immer mal wieder den Deich hoch, runter oder auch mal direkt darüber. Der Kiesweg ist gut durchgeweicht, und unsere Fahrräder sowie der Anhänger sind mit dem weißen Juramatsch recht bald gut eingesaut. In Kehlheimwinzer gibt es dann noch ein absolutes Negativbeispiel für Radwegführung – nach einer Engstelle geht es steil den Deich nach oben und dort stehen Drängelgitter – immerhin hat die Mehrheit schon mit den Rädern abgestimmt und rechts und links davon Schneisen durch die Wiese gefahren – hier sollte dringend etwas getan werden – Platz ist mehr als genügend im Vorland des Deichs vorhanden – da braucht es keine ekelhafte Steigung und dann auch keine Drängelgitter.
In Hermsaal wartet noch die letzte, unerwartete Bergwertung auf uns – vom Anlegeplatz für Kanus weisen Schilder den Weg zum Campinplatz – es geht verdammt steil nach oben – im kleinsten Gang habe ich erhebliche Mühe den Anhänger nach oben zu ziehen – als ich oben warte, meldet sich meine unterschwellige Erkältung, die ich mit mir rumschleife, mit einem ordentlichen Hustenanfall. Immerhin geht es dann bis an den Bauerhof, an welchen der Campingplatz angegliedert ist, nur noch bergab. Es gäbe zwar auch die Möglichkeit zur Übernachtung im Stroh, allerdings wollen wir das Zelt eigentlich schon aufbauen, damit es etwas abtrocknen kann. Wir kommen im Obstgarten unter – daher heißt es erst einmal etwas Fallobst beiseite räumen, bevor man das Zelt aufbauen kann.
Wir sind derart gerädert, dass wir direkt ins Bett gehen, der Versuch noch ein paar Dinge aufzuhängen wird durch den erneut einsetzenden Regen hinfällig. Uns bleibt nur zu hoffen, dass das Wetter die nächsten Tage besser wird.