Am Morgen gilt es zügig unsere Sachen zu packen – immerhin haben wir einen fixen Termin für den späten Nachmittag: Dann müssen wir in Travemünde sein, um unsere Fähre zu erwischen.
Davor geht es auch schon mal ums Wasser bzw. Schiffe. Wir machen noch einen Besuch am nahegelegenen Schiffshebewerk in Scharnebeck, dem größten in Deutschland. Damit wir es dort etwas leichter haben und ohnehin am Campingplatz wieder vorbei müssen, lassen wir den Anhänger dort am Parkplatz stehen. Das Auto fährt sich prompt wesentlich leichter.
Das Schiffshebewerk ist schon eine imposante Sache, ich weiß, dass ich als Kind bereits einmal dort war. Die Fahrt mit dem Schiff durch das Bauwerk gibt es leider am Tag unserer Besichtigung nicht. Aber auch so gibt es genügend zu sehen. Ein Schubverband erweist uns die Ehre und fährt in Teilen durch das Bauwerk. Wir begutachten es von verschiedenen Positionen aus. Zum Abschluss gehen wir noch in das angeschlossene Ausstellungszentrum mit allerhand Modellen und Informationen.
Vor der Abfahrt geht es dann auch noch zum Einkaufen. Wir decken uns mit Grundnahrungsmitteln ein, danach holen wir den Anhänger ab und es geht weiter in Richtung Norden, Fernziel: Lübeck. Auf dem Weg findet sich auch noch eine günstige Tankstelle, die nutzen wir um nochmal aufzufüllen bevor es nach Schweden geht, dort sind die Preise etwas teurer als bei uns.
Kurz nach Lauenburg, genauer Witzeeze folgen wir einem Wegweiser zu einem Restaurant am Elbe-Lübeck-Kanal. Das liegt sehr schön, wenn man auch merkt dass die Neueröffnung noch nicht ganz so lange zurück liegt. So ganz 100% eingeschliffen sind die Abläufe noch nicht.
Bis kurz vor Lübeck lässt sich die Strecke dann auch recht gut fahren, dann folgt eine Umleitungsstrecke bis wir in Lübeck sind. Der dortige Stadtverkehr ist zäh und reichlich anstrengend. Leider haben wir auch vergessen unserem Navi die Nutzung von Mautstrecken zu verbieten. Daher fahren wir dann doch durch den Herrentunnel in Lübeck. Angesichts der Spritpreise und dem eingesparten Weg sind die 2,10 EUR Maut gerade noch zu verschmerzen.
Am Fährterminal sind wir sehr früh, wir haben noch jede Menge Zeit das Treiben im Hafen zu beobachten und machen auch unsere Abend-Picknick. Der Check-In sorgt dann nochmal für richtig Puls und Aggression: Nachdem wir ja zweimal umgebucht haben, hat sich der Preis geändert. Das wurde uns auch mitgeteilt, aber eigentlich hätte ich ja erwartet, dass die Kreditkarte dann mit den knapp 30 EUR einfach zusätzlich belastet wird. Wurde aber nicht abgebucht, daher kommt es trotz erfolgreichen Online-Checkin (spätestens da hätte ich einen Hinweis oder eine Fehlermeldung erwartet) zu Problemen, als wir mit Fahrzeug und Anhänger durch die Schranke in Richtung Fähre wollen. Also einmal in der Schlange mit Anhänger rückwärts und dann nochmal zur Fährgesellschaft, dort nachbezahlen und eben dann erst aufs Schiff. Diese Hickhack hätte ich nicht gebraucht.
Die Fähre Nils Holgersson ist sehr neu, sie wurde erst im April 2022 in Dienst gestellt. Sie wird mit LNG betrieben und gilt somit als vergleichsweise umweltfreundlich. Auch im Innern merkt man dem Schiff an, wie neu es ist. Alles sieht noch sehr sauber aus, auch auf dem Fahrzeugdeck, dort gibt es sogar Ladestationen für E-Fahrzeuge. Unsere Innenkabine finden wir recht schnell und dann ist immer noch sehr viel Zeit bis zum Ablegen. Wir vertreiben uns die Zeit mit einem Rundgang über das Schiff und einigen Gesellschaftsspielen. Pünktlich um 22 Uhr legt die Fähre in Travemünde ab und es geht auf die Ostsee zu. Nachdem wir den Hafeneingang passiert haben ist es dann auch allerhöchste Zeit ins Bett zu gehen.
Der Morgen beginnt gefühlt viel zu früh. Gegen halb sieben weckt uns die Besatzung mit dem Hinweis, dass es noch eine Stunde bis zum Anlegen ist und es bis dahin auch Frühstück gäbe. Wir packen unsere Sachen zusammen und schnappen noch einmal frische Luft auf Deck. Den Sonnenaufgang haben wir leider verpasst. Das Löschen geht dann recht fix, wir stehen recht nahe an der Entladeluke. Es folgt noch eine kurze Schleife durch den Hafen und dann sind wir auch schon hinter der Zollkontrolle. Kontrolliert hat hier niemand.
Wir setzen Kurs auf Ystad, immer entlang der Küste. Das ist recht gut zu fahren, und wir nutzen einige Kilometer nach Trelleborg die Möglichkeit das Frühstück nachzuholen. Einen weiteren kurzen Stopp legen wir an Schwedens südlichstem Punkt ein, in Smygehamn. Das ist ganz anschaulich gemacht und auch der historische Felsen, der für verschiedene Zwecke – wie dem letzten Wunsch eines Kämpfers mit Blick gen Heimat in Deutschland bestattet zu werden (nichts leichter als das: man stoße ihn einfach mit passender Blickrichtung vom Felsen).
In Ystad finden wir wider erwarten doch einen Parkplatz für unser Gespann, vom Parkplatz sind es nur wenige Minuten zu Fuß bis man im Zentrum ist. Dort kaufen wir noch eine paar Kleinigkeiten ein und besichtigen auch die Kirche. Die ist sehr nett gemacht, und wir bekommen sogar eine Kostprobe mit Gesang und Klavier. Beim Einkauf bekommen wir dann auch mit, dass unsere schwedischen Kronen nicht mehr gültig sind. Gut, dass wir vorher noch frisches Bargeld am Automaten besorgt haben. Unsere Versuche zum Eintauschen auf einer Bank sind ernüchternd. Immerhin bekommen wir in der zweiten Bank dann mitgeteilt, dass man die Kronen an die Nationalbank einschicken muss und dort dann gegen Gebühr aufs Konto gutgeschrieben bekommt. Münzen werden gar nicht mehr umgetauscht. Immerhin für die Noten lohnt sich bei uns der Eintausch noch.
Wir verlassen Ystadt und fahren weiter in Richtung Kristianstad, es geht durch das schöne Schonen (wo die Schoschonen schön wohnen …). Nach Kristianstad machen wir unsere Mittagspause an einer Bucht in der Nähe von Edenryd. Es ist herrlich wenig los und sehr ruhig dort. Das hätten wir direkt nach der Autobahnabfahrt nicht vermutet, denn da sind wird prompt durchs Industriegebiet und an einer Papierfabrik vorbei gefahren.
In Karlshamn halten wir nochmal an, um eine kurze Besichtigung einzuschieben. Für die Festung sind wir etwas zu spät, es gäbe noch eine Überfahrt, allerdings wird es dann sehr spät um an den Campingplatz zu kommen. Die Stadt selbst ist nett anzuschauen und hat ein schönes Rathaus. Daher verzichten wir auf die Überfahrt und essen stattdessen ein leckeres Eis am Hafen. Bevor wir weiter fahren, kaufen wir noch einige Zutaten für den Abend ein. Das dauert etwas länger als geplant, aber es ist ja auch nicht mehr all zu weit bis nach Ronneby.
Das Navi lotst uns dann über diverse Seitenstraßen sicher bis an den Campingplatz, es dauert dann aber noch eine ganze Weile bis wir das Zelt und Abendessen fertig haben. Ich teste dabei etwas neues, ich koche zum ersten Mal mit unserem Schnellkochtopf auf dem Benzinkocher, das klappt hervorragend. Zudem ist der Topf auch unser größter Topf, den wir dabei haben, das ist sehr praktisch, denn ich habe mich beim Reis mal wieder ziemlich verschätzt. Das hätte nie und nimmer samt Gemüse und Krabben in unseren kleinen Campingtöpfen Platz gehabt. Der Campingplatz direkt am Wasser ist wundherherrlich gelegen, hat aber auch seine Nachteile: es hat jede Menge Schnaken und am Wasser wird es doch merklich frisch.
Insgesamt merken wir, dass die viele Fahrerei und die Stadtbesichtigungen für die Kinder nur bedingt interessant und geeignet sind: Am Campingplatz drehen die nochmal richtig auf und es ist fast schon ein Kampf bis sie endlich im Bett sind. Während Marion noch Gute-Nacht-Geschichten vorliest kümmere ich mich darum unseren Lebensmittelvorrat und unsere Equipment-Kiste wieder in einen ordentlichen Zustand zu versetzen. Beim Kochen an drei oder vier verschiedenen Stellen nach Zutaten und Material suchen zu müssen ist einfach nur lästig. Wir lassen den Abend mit einem gemütlichen Bier ausklingen und ich habe auch endlich Zeit diesen Reisebericht zu tippen.