Weltkulturerbelauf Bamberg 2023

Der Weltkulturerbelauf in Bamberg hat bei mir einen festen Platz im Wettkampf-Kalender, auch weil er immer wieder eine willkommene Möglichkeit bietet einige Laufgefährten aus meiner Nürnberger Zeit mit meinen ersten Schritten in der Laufwelt zu treffen. Zudem findet der Lauf nur alle zwei Jahre statt, er ist also immer ein besonderer “Leckerbissen”, das merkt man schon bei der Anmeldung – da muss man die erste Sprint-Einheit schon am Rechner hinlegen um überhaupt einen Startplatz zu bekommen. Die Ausgabe 2021 ist der Pandemie zum Opfer gefallen, um so erfreulicher ist es, dass der Lauf 2023 weiterhin existiert und auch seine mittlerweile 10. Durchführung feiern kann.

War der Lauf früher für mich auch ein klassischer “Hin-und-Weg”-Lauf, mit morgentlich früher Anreise und Abends später Rückfahrt, so ist das mit der Familie nicht mehr der Fall. Stattdessen nutzen wir das Wochenende aus, das entspannt auch die Startnummernabholung erheblich und man kann erholt in den Wettkampf starten. Wobei mir dieses Jahr klar war: Das wird keine Bestzeit, zum einen weil kommende Woche der Rennsteiglauf mit etwas mehr als 73km auf dem Programm steht (auch dort ein Jubiläum) als auch weil ich die letzten Wochen mit einer lästigen Wadenzerrung zu kämpfen hatte. Immer wenn ich dachte die sei soweit abgeklungen, hat sie sich um so eindrücklicher wieder zurück gemeldet. Daher definitiv vorsichtig laufen, zumal das Profil und der Untergrund in Bamberg durchaus als “anspruchsvoll”  zu bezeichnen sind. Continue reading

Weltkulturerbelauf Bamberg 2019

Es ist mal wieder ein ungerades Jahr, somit gibt es wieder einen Weltkulturerbelauf in Bamberg. Praktischerweise findet der Weinstraßen-Marathon ebenfalls immer nur jedes zweite Jahr statt und das in den geraden Jahren. Da beide im ungefähr gleichen Zeitfenster liegen bin ich immer wechselweise in Bamberg oder an der Weinstraße am Start. in Bamberg gibt es zudem immer ein Wiedersehen mit Helgas Lauffreunden, den Laufgruppe aus Nürnberg bei damals Lucent Technologies, wo meine ganze Lauferei ihren Anfang genommen hat.

Seit einigen Jahren hat sich einiges geändert, bin ich früher noch einfach sehr früh in Mannheim aufgebrochen und nach dem Lauf auch direkt wieder nach Hause gefahren. Mit der Familie geht das natürlich nicht mehr so ohne weiteres, das hat uns bereits der erste Familiendurchlauf 2015 (noch dazu bei durchgängig strömendem Regen) gezeigt. Bei der letzten Durchführung hatten wir daher eine Ferienwohnung etwas außerhalb, das hatte sich eigentlich bewährt, aber dieses Jahr war ich etwas zu spät dran. Daher sind wir diesmal mehrere Tage in der Jugendherberge direkt im Zentrum Bambergs untergekommen. Die Unterkunft ist von der Laufstrecke recht gut eingeschlossen, bereits bei der Anreise sehe ich die Kilometerschilder und einige Bereiche rund um die Herberge kommen mir auch recht vertraut vor.

Am Tag vor dem Lauf meint es das Wetter absolut nicht gut, es regnet fast ununterbrochen. Mit dem Shuttlebus fahren wir zur Abholung der Unterlagen – rund um die HDE-Halle ist mal wieder ein heiloses Chaos ausgebrochen was die Parkplätze betrifft. Mit etwas Abstimmung treffen wir Helga und Heinrich in der Halle. Ich besorge meine Unterlagen und einen original Muskelkater (Plüschtier) für Yann. Danach machen wir uns gleich wieder los. Normalerweise verteilt sich die Läuferschaft auf dem Gelände etwas, aber aufgrund des Regens muss man in der Halle die Läufer fast stapeln (immerhin ausreichend Hochregale wären vorhanden).

Eigentlich wollten wir zum Mittagessen beim Rixx vorbeischauen und uns eine leckere Currywurst schmecken lassen. Leider ist das Restaurant derzeit wegen Renovierung geschlossen. Daher ziehen wir mit Helga und Heinrich etwas weiter und landen im Restaurant Zeis. Sehr leckere fränkische Küche mit allerlei Leckereien, schön dass man nicht unbedingt auf die Kalorien achten müssen – die müssen am Wettkampf ohnehin wieder dran glauben. Etwas überraschend zahlen Helga und Heinrich dann für alle (was so nicht geplant war), daher auch hier nochmal: herzlichen Dank für die Einladung – wir müssen mal einen ansprechenden Lauf im Rhein-Neckar-Raum finden um uns zu revanchieren. Vielleicht wäre ja der Weinstraßenlauf im kommenden Jahr eine Option.

Helga und Heinrich fahren zurück nach Nürnberg (das ist ja nur ein Katzensprung im Vergleich zu unserer Fahrzeit nach Mannheim), da es immer noch regnet machen wir uns auf den Weg ins Bambados – dem Hallen- und Freizeitbad der Stadt Bamberg. Das kann sich echt sehen lassen, die Kinder haben definitiv ihren Spaß dabei. Meiner Erkältung hilft der Schwimmbadbesuch wahrscheinlich eher nicht, immer erhalte ich beim Toben mit dem Nachwuchs die ein oder andere unfreiwillige Spülung der Nebenhölen…. Continue reading

Bamberg Halbmarathon – Weltkulturerbelauf

Fast genau 2 Jahre ist es her, dass ich angefangen habe zu laufen.
Mit der hervorragenden Unterstützung durch die Laufsportgruppe “Helgas Lauffreunde” bei (damals noch) Lucent Technologies. Bei meinem Einstieg in die Laufwelt trainierten die Mitglieder intensiv für den Weltkulturerbelauf in Bamberg. Ein Kollege konnte am Lauf nicht teilnehmen und bot seinen Startplatz an, allerdings war mir ein Halbmarathon nach nur 4 Trainingswochen absolut nicht geheuer, schon gar nicht nachdem ich das Höhenprofil angeschaut hatte. Aber ich musste versprechen: “Bei nächsten Mal bin ich in Bamberg dabei”.

Also hatte ich mich gleich nach der Freischaltung der Anmeldung angemeldet für den 03.05.2009 in Bamberg. Ohne es zu bemerken hatte ich mir mit dem MLP-Marathon am 09.05.2009 eine sehr intensive Laufwoche zusammengestellt. Aber ein Versprechen zu brechen, das kommt nicht in Frage. So machte ich mich am 03.05.2009 frühs auf den Weg ins Frankenland. Der Wetterbericht war sich nicht einig, und während der Anfahrt hatte sich schon alles geboten – von intensivem Sonnenschein bis Regen und Nebel. Doch je näher ich Bamberg kam, um so besser wurde das Wetter.

Nachdem der kostenfreie Shuttle-Service ab dem P+R-Parkhaus Breitenau reibungslos verlief (ein paar zusätzliche Hinweisschilder wären dennoch hilfreich gewesen) hieß es erst mal warten: Der “Premiumlauf” startete natürlich als krönender Abschluss erst um 15:30 Uhr. Also mehr als genügend Zeit, um Kohlenhydrate in Form von “Kloß mit Soß” einzulagern und mich am Treffpunkt mit “Helgas Lauffreunden” einzufinden und Erfahrungsaustausch zu betreiben.

Kurz vor halb vier ging es endlich in den Startblock. Rappelvoll war es und erst 6 min. nach dem Startschuss der Böller-Kompanie konnte ich die Startlinie überqueren. Auf dem ersten Kilometer nichts Ungewöhnliches: Ein paar Leute überholen und so ganz langsam wurde das Feld um mich herum freier. Kurz nach km1 gings dann ans Eingemachte: Die erste Steigung hinauf zur Altenburg. Kurzer Blick auf den Pulsmesser? Alles OK für den Anstieg.

Einige Mitläufer gingen bereits und es wurde richtig anstrengend für mich, da ich ständig Mitläufer überholen musste. Kurze Erholung und etwas Blasmusik vor der nächsten Steigung. Schotter, Kopfsteinpflaster und Asphalt wechselten sich als Untergrund ab. Nicht ganz einfach zu Laufen aber der Blick ins Maintal entschädigt doch für einiges! Hinter einer Haarnadelkurve lauerte auch schon die nächste Steigung. Zäh zog es sich bergauf. Kurz danach Kontrastprogramm: Steil bergab und gleich darauf wieder aufwärts. Kurz vor dem Wald noch mal ein schöner Blick nach vorne in Richtung Burg. Dann durch den Wald richtig steil bergauf und schon stand man auf dem Vorplatz der Burg. Diesen schwierigsten Teil hatte ich erstaunlich gut überstanden.

Jetzt ging es mehrere Kilometer kräftig bergab, sehr zur Freude meiner Oberschenkel und zum Frust meiner Waden und Knie. Immer im Kopf: Nur nicht zu schnell, sonst wird das nix mit dem Zieleinlauf. Ein kurzer Plausch mit einem Mitläufer und schon kommen wir am km7-Schild vorbei. Das erste Drittel lag hinter uns, und die Steigungen waren fürs erste beendet. So dachte ich zumindest.

Richtig umfangreich waren die Steigungen dann ja nicht mehr aber die Kombination mit dem Kopfsteinpflaster erforderte volle Konzentration. Durch die zahlreichen Zuschauer wurden wir tatkräftig mit Applaus unterstützt, was einen alle Schmerzen vergessen lies. Nur nicht blamieren.

Nach einem Abstecher an die Regnitz und die Brücken darüber ging es durch den reizvollen Stadtpark. Auch hier viele Zuschauer, die das Laufen zu einem wirklichen Genuss machten. Das schöne Wetter trug den Rest zur guten Laune bei.
Schneller als gedacht tauchte der Wendepunkt am Ende des Stadtparks auf. Von nun an ging es wieder Richtung Innenstadt, immer entlang des Main-Donau-Kanals. Und alles dankenswerter Weise ohne große Steigungen. Ach ja ein wichtiges Kilometerschild kam auch noch: 14 km! Zwei Drittel, so langsam könnte ich zum Endspurt ansetzen?

Etwas mehr als 1kmer später ging es dann weg von der Regnitz, rein in die Altstadt. Überall Menschen die uns anfeuerten! Ein echt gutes Gefühl. Dazu die Kulisse der engen Straßen Bambergs: Echt berauschend.

Das dicke Ende kam noch: Die heftige Steigung zum Dom hoch, die sich ein gutes Stück hinzog. Aber dank Unterstützung der Trommler am Rande der Strecke und den Anfeuerungsrufen wurde ich fast den Berg hoch getragen. Neben den Erfrischungen durch zahlreiche Gartensprenger und Wasserschläuche gab es jetzt auch noch den Segen des Himmels dazu. Ein leichter Schauer zog über den Domberg hinweg. Doch angesichts der Steigung eine willkommene Erfrischung. Wenn da nicht das Kopfsteinpflaster wäre, das dann rutschbahnähnliche Eigenschaften hat…

Dann kam das wichtigste Schild kurz nach der Kuppe: „noch 1 km“. Zeit für meinen Endspurt. Menschenmassen an der Strecke… Es läuft sich wie in Trance… Ein letzter sanfter Hügel über die Brücke und da vorne ist das Ziel. Wow! Was für ein Lauf. Und angesichts der Steigungen eine respektable Zeit für mich (1:46 h). Passt.

Eines ist klar: 2011 will ich wieder dabei sein! Jetzt heißt es aber erst mal Muskelkater auskurieren, und Kohlenhydrate einschaufeln. Der Marathon in Mannheim ist in 6 Tagen. Aber dem kann ich gelassen entgegen sehen. Schaffen werd ich ihn auf alle Fälle, ob er an die Stimmung in Bamberg rankommt?

Weltkulturerbelauf Bamberg

Ungerade Jahreszahl – daraus folgt: Es findet ein ganz besonderer Lauf statt: Der Weltkulturerbelauf in Bamberg. Heuer war ich zum 5. Mal dabei, der Lauf ist mittlerweile fest im Kalender eingeplant. Einplanen muss man unter Anderem auch die Anmeldung. Die Teilnehmerzahl ist stark limitiert, für den Halbmarathon als Königsdistanz sind nur 3000 Startplätze verfügbar. Pünktlich nur wenige Minuten nach der Freischaltung der Anwendung merkt man das auch ganz deutlich: Der Server ist total überlastet – immerhin muss man heute keine Nachtschicht mehr einlegen um ab 0:00h die Registrierung zu starten – ab 6h in der Frühe ging es diesmal los.

Die letzte Teilnahme habe ich in wenig guter Erinnerung, was nicht an den Organisatoren lag sondern vielmehr am Wetter. Es hat damals genau einmal am Tag geregnet – von morgens bis Abends ohne irgendwie auch nur aufhören zu wollen. Für die Fans natürlich absolut bescheiden, zumal Marion damals zum ersten Mal ausprobiert hat wie es mit Kinderwagen und kleinem Kind klappt eine Laufveranstaltung zu besuchen. Alles andere als angenehm, zumal auch die vielen Cafés und Restaurants dann natürlich zu hatten, der Lauf ist ja Sonntags.

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Weltkulturerbelauf Bamberg 2013

Alle zwei Jahre nur findet der Weltkulturerbelauf in Bamberg statt – immer in den ungeraden. Seit ich einmal dabei war,will ich nicht nur wegen des Wiedersehens mit Helgas Lauffreunden aus meiner Praktikumszeit in Nürnberg hin. Die Strecke ist sehr schön, aber auch anspruchsvoll. Aufgrund der engen Passagen gilt ein striktes Teilnehmerlimit von 3.700 Läufern auf der Halbmarathondistanz, somit hatte ich mich schon im Oktober, nur wenige Stunden nach der offiziellen Öffnung der Anmeldung registriert – bereits 48h war Schluss.

Die letzte Woche war das Wetter alles andere als erbaulich, und auch die Anfahrt verhieß mir nichts Gutes – immer stärkere Bewölkung, bis hin zu Nebelbänken auf der Autobahn – alles keine Dinge die mich jetzt wirklich 100% motiviert hätten. Aber wie so oft: Über Franken scheint die Sonne – und kurz vor Bamberg reißt der Himmel auf. Zwar ist es noch etwas windig aber insgesamt ideales Laufwetter.

Am Auto stelle ich dann fest, dass ich doch etwas in Mannheim vergessen habe: Meine persönliche Getränkeversorgung – normalerweise bin ich nicht ohne Getränkegürtel oder gar Camelback unterwegs – einfach weil ich weiß, dass ich immer dann Durst habe wenn gerade nichts in Reichweite ist. Aber alles Ärgern hilft nichts – laufen wir halt ohne, wird schon werden. Ebenso ärgerlich gestaltet sich das Parkticket-System im P+R-Parkhaus. Gemäß der offiziellen Empfehlung habe ich nicht mehr als notwendig an Wertgegenständen im Auto – nur leider nimmt der Automat für den Parkschein im Parkhaus keine Geldscheine an – Kleingeld reicht auch nicht … und mit der EC-Zahlung erhalte ich zweimal eine Fehlermeldung. Das muss doch nicht sein … Liebe Veranstalter, liebe Stadtwerke Bamberg: Lasst euch da für in zwei Jahren bitte etwas einfallen! Gerne kann ich auch das Parkticket bereits bei der Anmeldung buchen und dafür zahlen. Allemal besser als rumsuchen zu müssen wer denn nun wechseln kann. Irgendwie ist das P+R-Parkhaus auch merkwürdig: Man kann ohne Parkschein zu ziehen rein und raus – warum das Modell mit Schranken und zentralen Automaten in Bamberg noch nicht Schule gemacht hat ist mir nicht erklärlich. Immerhin klappt das Shuttle leidlich – auch wenn der Bus rappelvoll ist – auch dieses Phänomen tritt nicht zum ersten mal auf, der Lauf wird zum 6. Mal ausgetragen, da könnten sich einige Dinge schon mal so ergeben haben.

Passend zum ausgemachten Termin treffe ich Helga und ihren Mann Heinrich in der Nähe des Starts, Helga hat freundlicherweise wieder eine Sammelabholung der Unterlagen durchgeführt, so muss ich nicht bis 12:00h am Logistikzentrum sein und dann gefühlte Ewigkeiten noch Zeit totschlagen. Die Abgabe meines Gepäcks ist schnell erledigt, die Maria-Ward-Schule steht dafür dieses Jahr auch wieder zur Verfügung und der Check-In geht reibungslos und zügig. Noch bevor ich meine Sachen abgebe trinke ich einen ordentlichen Schluck Wasser, es ist mittlerweile angenehm warm und viele Teile der Strecke liegen in der Sonne.

Bis zum Start unterhalten wir uns alle noch recht gut, ich überlege noch aufs Klo zu gehen oder noch einen Schluck zu trinken vor dem Start, entscheide mich aber dagegen – keine so brilliante Idee wie sich zeigen wird … Pünktlich um 15:30h gibt es den Startschuss – ich benötige aber immer noch fast vier Minuten bis ich über die Startlinie komme – so voll ist es. Den ersten Kilometer will ich eigentlich ruhig angehen lassen, aber der fehlende Besuch auf dem stillen Örtchen macht sich schon negativ bemerkbar – so richtig ruhig und konzentriert will ich nicht werden. Immerhin gibt es bald genügend Abwechslung an der Strecke – bereits nach dem ersten Kilometer beginnt die Bergwertung – fast meint man in Rom zu sein: 7 Hügel gilt es zu erklimmen. Aber zusammen mit der Hitze merke ich, dass auch der zusätzliche Schluck Wasser vor dem Start wohl doch ratsam gewesen wäre. Irgendwie bin ich doch ein Komfort-Läufer: Mit der Flasche am Halfter sind solche Situationen kein großes Ding. Flasche raus und Durst stillen. So muss ich mich gedulden bis ich oben an der Burg bin. Das Panorama über die Stadt entschädigt mich indes für meine Mühen. Es ist ein herrlicher Frühjahrstag mit angenehmen Temperaturen und alles steht in voller Blüte. Einfach herrlich.

Die letzte Steigung zur Burg hats nochmal in sich, und ich merke wie gut man ohne Wasser laufen kann bzw. wenn man latent Durst hat – Performance und Runners-High fühlen sich anders an. In der Burg gibts endlich Wasser – ich kippe mir recht hastig drei Becher in den Rachen. Zumindest der akute Durst ist damit erst mal gestillt – aber ich weiß auch, dass es wohl kaum reichen wird, dafür resobiere ich Wasser zu langsam. Also erst mal Zähne zusammenbeißen, immerhin geht es jetzt erst mal bergab. Auf der Strecke ins Tal suche ich mir dann auch noch einen Busch – mit dem zusätzlich verfügbaren Wasser ist der hydrostatische Überdruck noch weiter gestiegen – die restlichen 15km stehe ich so nicht durch. Reichlich erleichtert geht es dann weiter.

Es geht in Richtung City – auch hier gibt es noch reichlich Hügel, immer mal wieder ein wenig hoch, ein wenig runter, aber der schwerste Brocken liegt hinter mir. Dafür ist der Durst schon wieder mein Begleiter – das Wasser scheint förmlich verdampft. Aber die nächste Versorgung lässt noch etwas auf sich warten: Erst bei Kilometer 9 gibt es wieder Wasser. Auch hier greife ich reichlich zu. Nun geht es auf den für mich schönsten Teil der Strecke, mit einigen Schleifen geht es durch den Hain von Bamberg. Rechts von mir der linke Pegnitzarm, die Vögel tragen neben den vielen Leuten an der Strecke mit zur Stimmung bei. Die Kilometer fliegen nun irgendwie fast an mir vorbei – ich habe meinen Pace gefunden. Auch liegt ja die Halbzeit mit Kilometer 12 schon hinter mir, jetzt ist es nur noch Kopfsache. Bei Kilometer 13 gibt es wieder Wasser – wieder lange ich kräftig zu um den Durst zu bekämpfen. Allerdings ist einer der Becher reichlich kalt, so habe ich mit Zitronen gehandelt und schleppe die nächsten vier Kilometer Magenkrämpfe mit mir herum. Aber Aufgeben ist jetzt auch keine Option mehr – dafür ist auch die Stimmung an der Strecke einfach zu gut.

Entlang des rechten Pegnitzarms geht es wieder auf die Stadt zu, je näher man dem Zentrum kommt um so belebter wird es rechts und links der Strecke. Die Leute machen eine echt gigantische Stimmung – und so langsam lassen die Krämpfe in der Magengrube nach. Kurz vor Kilometer 15 geht es weg von der Pegnitz und wieder in die Bebauung – auch bekannt als “Braurei-Schleife” – leider schaffe ich es auch dieses Jahr nicht, die Kurve so zu laufen, dass ich etwas von dem Radler abbekomme, diesmal blockiert ein langsamerer Läufer den Weg auf den Radler zu … bis ich ihn überholt habe bin ich wieder nur beim Wasser – schon wieder, aber auch nicht verkehrt, zumindest wenn ich nach meinem Durst gehe.

Nun geht es auf den Bischofsberg zu, natürlich in jeder Menge Schleifen durch die Altstadt, man soll ja auch etwas vom Weltkulturerbe sehen wenn man schon mal da ist. Nochmal gibt es eine Versorgungsstation, wieder greife ich Wasser ab, bevor es an die letzte größere Steigung hoch geht. Ich mahne mich zur Vorsicht, aber es sind ja auch nur noch 3km – vor lauter Konzentration übersehe ich die Schilder für die Kilometer und wundere mich: Da müsste doch schon längst eines gekommen sein … Aber die Strecke ist ja vermessen, da kann nichts schiefgehen. Auch bei den folgenden Gefällestrecken bin ich wieder froh um mein regelmäßiges Training im Exotenwald, ich habe es mittlerweile richtig gut drauf, es bergab richtig laufen zu lassen und den Schwung in die nächste Steigung mitzunehmen. Das Kopfsteinpflaster macht es aber nicht gerade leichter die Füße sauber aufzusetzen.

Nach dem Bischofsberg sind es noch etwa 800m, und die Stimmung an der Strecke kocht richtig. Jetzt ist mir klar: Ankommen ist auf alle Fälle drin und ich gebe nochmal ein wenig Gas, auch wenn ich gerne etwas mehr Endspurtpower gehabt hätte. Sei es drum, mit dem Einbiegen auf die Zielgerade sehe ich die Uhr, und die zeigt: 1:49:5x, ich raffe mich nochmal auf, und laufe exakt mit dem Umspringen auf 1:50:00 der Bruttozeit über die Ziellinie. So richtig freuen kann ich mich adhoc noch nicht – mein Magen bedankt sich erst mal für die Wasserkur … mit einem ordentlichen Husten. Die Sanis sind schon etwas besorgt, aber es geht dann doch recht schnell wieder. Zur Versöhnung gibts dann erst mal bavarian Iso-Drink: Alkoholfreies Weizen. Das bekommt mir nach dem vielen Wasser deutlich besser. Merke: Nochmal passiert mir das nicht mit der Getränkeversorgung – sowohl mit der Eigenversorgung als auch mit der Versorgung und Entsorgung vor dem Lauf.

Mit reichlich Obst und Gebäck fülle ich meine leeren Speicher wieder auf, bevor es in Richtung Gepäckausgabe geht. Dabei mache ich eine weitere unbequeme Erfahrung: Ich habe wohl mal wieder nicht genügend Elektrolyte während des Laufs gehabt – leichte Krampfansätze in den Waden sind die Folge – die rechte Fußunterseite macht dann mit der Drohung auch noch richtig ernst … Sehr praktisch dass es eine kostenfreie Massage gibt – einmal richtig durchkneten lassen – besonders den immer wieder krampfenden Muskel im Fuß … die Physiotherapeutin hat das richtig gut drauf – zielsicher weiß sie welche Sehnen da betroffen sind – auch wenn es im ersten Moment ganz ordentlich schmerzt – danach wird es besser.

Damit es weiterhin so bleibt gehe ich noch zur Dusche – allerdings barfuß, das tut richtig gut wie ich merke – mit jedem Schritt wird es besser. Nach dem Lauf treffe ich wie vereinbart noch Helgas Lauffreunde an der “dicken Berta”  – so richtig Hunger hat allerdings keiner mehr, daher trennen wir uns bald darauf – und ich erwische mal wieder den letzten Shuttle-Bus nach Breitenau.

Fazit: Der Lauf ist Kult und ich möchte ihn auf keinen Fall missen. Aber in zwei Jahren gehe ich das hoffentlich etwas professioneller an, ich weiß ja dass ich es eigentlich kann. Man muss nicht gerade in Bamberg für irgendeinen Wüstenlauf trainieren und nach meinen Erfahrungen muss ich für solche Veranstaltungen ohnehin erst noch etwas üben…

Nachtrag: Mittlerweile habe ich auch die Ergebnisse: 1:46:55 – ganz ok für mich. Betroffen macht mich jedoch die Meldung über den Todesfall während des Laufes. Ein Läufer ist im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke geblieben. Mein Beileid den Angehörigen und mein Dank an alle Helfer die Ihr bestes gegeben haben.