Forumslader – eigene Stromversorgung auf dem Fahrrad

Strom am Rad, na klar da denken die Meisten doch gleich an ein E-Bike. Aber das kommt mir ja eigentlich gar nicht in die Tüte (bzw. unter den Hintern). Strom am Rad gibt es schon sehr lange, die meisten in meinem Alter kennen noch die alten Seitenläufer als Dynamo. Meistens weil sie nicht sonderlich gut funktionierten, ein leichter Schlag im Rad war schon daran zu erkennen, dass die Lampe im Takt der Radumdrehung flackerte bzw. heller und dunkler wurde. Von der Lichtausbeute noch Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wollen wir auch mal besser nicht sprechen. Aber es hat sich ja doch einiges getan, erst mit Halogenlicht und Batteriebetrieb und rst recht seit die LEDs auf dem Vormarsch sind (übrigens am Rad schon deutlich länger als am Auto auch als Scheinwerfer). Auch alltagstauglich und schon fast zur Standard-Ausstattung an brauchbaren Rädern sind die Naben-Dynamos geworden. Geprägt durch meine allgemeine Erfahrung mit den Seitenläufern war ich eigentlich froh um das Batterielicht am Rad, bedeutete es doch weniger Kraftaufwand als ein Dynamo. Aber wer einmal den Komfort und die Leichtgängigkeit eines Nabendynamos kennen gelernt hat, will schnell nichts anderes mehr. Man merkt eigentlich gar nicht, ob nun das Licht an ist oder nicht, und Lärm macht ein Nabendynamo in der Regel auch nicht (es sei denn die Lager sind hinüber oder von zweifelhafter Qualität). Ich fahre meinen Nabendynamo mittlerweile seit mehr als 60.000km und es ist eines der Teile am Rad, das noch nie irgendwelche Schwierigkeiten gemacht hat. Er funktioniert einfach (was ich leider von den Scheinwerfern in LED-Ausführung nicht behaupten kann, hier haben im Regelbetrieb mittlerweile auch zwei hochwertigere Modelle versagt).

Nun bin ich ja auch mit der Familie durchaus einmal auf mehrtägigen Radtouren unterwegs und auch bei den etwas längeren Tagestouren hat das Handy mit Kartenapp die klassische Radkarte doch etwas verdrängt. Ich führe meistens aber dennoch zumindest eine Wegbeschreibung der Tour in Papierform mit, denn die funktioniert auch ohne Strom. Und Strom ist leider ein echtes Problem wenn man auf dem Rad mit den Handy navigiert. Da ist der Handyakku meist schneller leer als das man das Ziel erreicht. Aber Moment … ich habe doch eine Stromquelle mit am Rad, den Nabendynamo – und wenn man nicht gerade in der Dämmerung oder Nachts unterwegs ist, dann hat man keine Verbraucher, man könnte also die Leistung die der Nabendynamo zur Verfügung stellt einfach anderweitig nutzen, unter anderem um das Handy mit Energie zu versorgen.

Das Konzept dazu ist in der Tat nicht neu und es gibt eine ganze Reihe fertiger Modelle am Markt die genau das ermöglichen. Allerdings finde ich die vergleichsweise teuer und unflexibel. Zudem kamen sie erst auf den Markt nachdem findige Bastler und Tüftler eine brauchbare Lösung entwickelt hatten. Das Projekt trägt seinen Ursprung auch immer noch im Namen: Forumslader – ganz klar hier haben mehrere Leute sich ausgetauscht und am Ende eine sehr gute Lösung entwickelt. Den Forumslader gibt es nicht von der Stange zu kaufen (auch wenn man ihn fertig zusammen gebaut bestellen kann), in der Regel ist es ein Bausatz den man selbst zusammen löten muss. Das ist kein Hexenwerk, passendes Werkzeug und ein wenig Erfahrung vorausgesetzt (ich kann es nicht empfehlen als Lötanfänger sich gleich an den Forumslader heran zu machen).

Den Bausatz gibt es mit verschiedenen Varianten, aktuell ist die Fassung V6 (Forumslader pro), ich selbst habe das Projekt schon seit der letzten Familientour im Auge und mir damals einen Bausatz bestellt und auch teilweise in Betrieb genommen. Die Preisliste gibt Auskunft über die Optionen und die Preise. Ich habe mich anhand meines Anforderungsprofils (primär Tagestouren und mehrtägige Radtouren) für die größeren Akkus entschieden und mir auch die Bluetooth-Option zur Überwachung/Auswertung gegönnt. Das initiale Zusammenbauen und Ausprobieren war recht fix und problemfrei. Zwischenzeitlich hatte ich noch einen defekt am Bluetooth-Modul, dieser wurde durch den Hersteller kostenfrei behoben. Leider war der Ausfall kurz vor dem letzten größeren Radurlaub, somit hatte ich ihn dort nicht mit dabei und war wieder auf das Pilgern zur Steckdose angewiesen.

Zudem habe ich bei dieser Radtour eindeutig festgestellt: die vorgeschlagene Umhüllung mit transparentem Schrumpfschlauch ist zwar ok, aber bei den Regenfluten durch die wir gefahren sind hätte ich mir echt sorgen um die Wasserfestigkeit gemacht. Nun kam das was leider mit solchen Bastelprojekten passiert wenn man Familienvater ist und auch beruflich gut ausgelastet ist: Es bleibt aufgrund der Zeit immer wieder liegen oder man vergisst es … Zumindest bis zum nächsten Bedarf und dann ist es meist wieder zu knapp…. Immerhin reifte irgendwann die Idee wie das Gehäuse überhaupt aussehen soll, wo es ggf. am Rad untergebracht werden soll usw. – und ein Plan ist schon mal die halbe Miete zur Verwirklichung.

Herausgekommen ist dabei im ersten Anlauf eine Variante die ich an der Sattelstütze befestigen wollte, ggf. leicht nierenförmig um möglichst gut an der Sattelstütze zu halten, wenn man eine Art Spanngurt oder Ratschengurt um Stütze und Gerät legt. Da die Status-LEDs auf der Platine sitzen (und ich mir beim Zusammenlöten über ein Gehäuse noch keine Gedanken gemacht hatte), war für mich klar: Das Gehäuse wird durchsichtig ausfallen müssen, wenn man die LEDs sehen will. Also habe ich mir passendes Plexiglas-Material bestellt und mich dabei wohl etwas verrechnet / vermessen gehabt: So wie geplant konnte ich das Gehäuse mit dem Material nicht umsetzen. Immerhin passte der Lader auch so in das Plexirohr, aber an Nierenform war nicht zu denken. Bis ich das gemerkt habe war es mangels Zeit auch wieder zu spät um das Material zurück zu schicken.

Daher: Anlauf Nummer zwei. Beim Ausprobieren ob ich das Rohr vielleicht nicht doch irgendwie am Rad festmachen könnte bin ich auf den bisher nicht genutzten Raum zwischen Sattelstütze und Gepäckträger gestoßen. Dort passte das Rohr quer zur Fahrtrichtung sehr gut hin, und auch die Anschlüsse für USB-Kabel und Nabendynamo reichten bis dorthin. Also frisch ans Werk. Herausgekommen ist eine vergleichsweise einfache Konstruktion: Das Rohr in passender Länge abgesägt, dass es auf den Längsstreben sauber aufliegt. Damit der Lader nicht scheppert und wackelt im Gehäuse bekommt er ein gerades Stück Plexi in passender Größe als Unerlage im Rohr (gerade so, das er nicht mehr rutschen kann). Einzig die Deckel sind etwas aufwändiger – diese wollte ich nicht aufkleben, da man ggf. für Reparaturen auch wieder an die Elektronik heran kommen möchte ohne das Gehäuse zu zerstören. Daher sind es zwei Scheiben im Außendurchmesser des Rohrs geworden, die ich mit einem Absatz versehen habe, der dem Innendurchmesser entspricht. Damit klemmt der Deckel dann im Rohr fest (Presspassung, das muss man mit der notwendigen Präzision machen, es geht behelfsmäßig auf einer Oberfräse mit Kreisschneideeinrichtung, aber eine Drehbank ist die bessere Wahl). In einen Deckel habe ich ein Loch für den Start-Taster gebohrt, in den anderen zwei Durchführungen für die beiden USB-Buchsen und die Zuleitung. Die Zuleitung habe ich trennbar als “Barrel-Jack” ausgeführt, so kann ich den Forumslader als Powerbank auch Abends mit ins Zelt nehmen (oder auch einfach abnehmen als Diebstahlschutz oder bei widrigem Wetter). Ob ich die Zuleitung in der Form lasse oder noch ein anderes Stecker-Format einbaue werde ich im Laufe des Betriebs sehen.

Die Befestigung am Rad habe ich mit zwei Klettband-Zurriemen gelöst, einfach aber sehr effektiv. Die ersten Testfahrten hatte ich ja bereits ohne Hülle (teilweise einfach mit einem langem Kabel in eine Radtasche) durchgeführt. Aber mit dem Gehäuse ist es natürlich deutlich eleganter.

Die Leistung ist auch soweit ok: Mit Display und aktiviertem GPS benötigt mein Handy ca. 3,6 Watt. Um diese Leistung aus dem Nabendynamo zu erhalten muss ich ca. 20 km/h fahren. Ich denke aber ich werde das Display und GPS eher selten dauerhaft in Betrieb haben (man möchte ja auch was von der Umgebung sehen und nicht nur den Handybildschirm). Bei ungefähr 30 km/h kam die Messung auf rund 10 Watt Leistung die am Nabendynamo abgegriffen werden können. Bei einer längeren Radtour mit Gepäck sollte diese Konstruktion auf alle Fälle ausreichen um im Laufe eines Tages den Handy-Akku wieder aufzufüllen und ggf. auch eine weitere Powerbank oder ein weiteres Smartphone (wobei das aufgrund der mehrfachen Spannugnswandlung nicht sonderlich effektiv ist).

 

 

Kurzurlaub Leipzig

Den überfälligen Familienbesuch in Leipzig – eigentlich schon lange überfällig, und spätestens seit dem Familienzuwachs dort im April definitiv fällig – kombinieren wir mit einigen Tagen Kurzurlaub in der Stadt. Der Brückentag bietet sich hierfür einfach an. Da die Stauprognose und auch unsere Erfahrung gegen ein Aufbrechen in den Abend direkt vor dem Feiertag sprechen, fahren wir erst am Feiertag. In der Vorbereitung hat einiges nicht ganz so hingehauen wie wir uns das gedacht haben, daher haben wir noch einiges an Logistik direkt am Feiertag zu bewältigen. Recht kurzfristig entscheiden wir uns, die Fahrräder samt Kinderanhänger und Follow-Me (Adapter um das Kinderfahrrad anzukoppeln) mitzunehmen. Immerhin erspare ich mir den Aufwand den gesamten Auto-Anhänger mit zu schleifen – auch die Idee hatten wir zwischenzeitlich. Aber mit nur dem Radträger hinter dem Familienauto kann man natürlich zügiger fahren und es schont die Spritrechnung doch ganz erheblich.

Die Fahrt nach Leipzig zieht sich dann doch etwas, da wir an vielen Stellen immer wieder zähflüssigen Verkehr und stellenweise auch Stau haben. Etwas besser wird es als wir in Kirchheim auf die A4 einschwenken. Es ist schon eine ganze Weile her, dass wir diese Strecke zum letzten Mal gefahren sind – unter anderem zum Rennsteiglauf 2016. Zudem kenne ich die Strecke auch noch vom THW-Einsatz in Dresden und meiner Fernbeziehungszeit in den Osten. Es hat sich einiges getan – viele Baustellen sind fertig, dafür sind einige neue hinzu gekommen. Besonders angenehm ist der neue Tunnel bei Jena, der Anstieg war sonst immer etwas anstrengend und häufig die Ursache für Staus. Am Hermsdorfer Kreuz geht es dann nach Norden in Richtung Leipzig, verbunden mit einem kurzen Tankstopp.

Die Jugendherberge finden wir ohne größere Probleme und nach dem Abladen geht es dann auch auf die erste Tour in den Abend. Als zusätzliche Schwierigkeit haben wir noch jede Menge Kinderklamotten für den Familiennachwuchs dabei – aber mit etwas Umpacken geht dann doch alles auf die Fahrräder bzw. den Fahrradanhänger. Derart beladen fährt es sich zwar etwas schwerer aber die Strecke ist bis auf eine Brücke über die Gleise eigentlich recht flach. Insgesamt wissen die Radwege zu gefallen, die Beschilderung könnte etwas ausführlicher bzw. häufiger sein. So brauchen wir etwas länger als geplant bis wir bei meiner Schwester samt Nachwuchs eintreffen. Wir beglückwünschen die frisch gebackenen Eltern und essen noch eine Runde Pizza zum Abend. Bis wir dann loskommen wird es schon fast dunkel. Immerhin entwickle ich langsam ein wenig ein Gefühl für die Stadt und ihre Verkehrsadern.

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Bretagne 2018 – Tag 3 und 4 – Léchiagat, Bénodet und Concarneau

Nach der ganzen Fahrerei lassen wir es am dritten Urlaubstag etwas ruhiger angehen – der Anhänger muss noch entladen werden und auch der Inhalt der Koffer will auf die verschiedenen Schränke verteilt werden. Das Material auf dem Anhänger hat den Transport ohne größere Schäden überstanden, der Griff des Radanhängers hat wohl gegen irgendetwas gescheuert, auf der Rückfahrt werden wir ihn daher nochmal besser polstern müssen. Aber die Räder sind intakt und es gibt dort keine Schrammen oder verbogene Teile.

Das Wetter spielt auch hervorragend mit, es ist wunderbar sonnig. Das erleichtert natürlich das Abladen des Anhängers, auch wenn wir ihn ggf. in die hauseigene Garage schieben könnten – in dieser wäre auch für diesen noch ausreichend Platz. So nutzen wir den Platz um die Räder und das Zubehör abfahrbereit aufzustellen. Continue reading

Thule Chariot CX2 – Hängematte für Kleinkinder richtig montieren

Nachdem es ja auf Anhieb nicht so richtig geklappt hat mit der Hängematte für Kleinkinder im Chariot CX2 gibt es hier jetzt eine möglichst vollständige Anleitung auf was man achten muss und wie man es einbaut.

Auf dem Bild ist zu sehen wie man sich mit einer falschen Hängematte zur Not behelfen kann: Man fädelt die beiden Gurte von unten durch die Hängematte und stellt die  beiden Enden für das Beckenschloss fast ganz nach unten. Die an der Hängematte vorhandene Zunge für den Beckengurt schiebt man durch das Loch nach unten damit sie nicht weiter stört. Das Beckenschloss des Anhängers führt man durch das vorgesehene Loch. Das ist aber sehr knapp und man muss die Hängematte etwas lockerer in den Chariot einbauen. Defintiv nicht das was man für Radtouren möchte – für einen kurzen Ausflug hat es bei uns (mangels anderer Alternativen) reichen müssen und es gab auch keine Beschwerden. Eine Dauerlösung war das von vorneherein nicht.

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Eltern-Halb-Zeit

Da denkt man immer zwei Monate seien eine verflixt lange Zeit – aber ehe man es sich versieht ist schon die Hälfte der Elternzeit vorbei. Zumindest die, für die es vollwertiges Elterngeld gibt (ohne Elterngeld wäre bei uns die Elternzeit fast nicht denkbar). Daher hier mal der aktuelle Stand der Dinge in Sachen Papa 2.0. Insgesamt hat sich alles sehr gut eingeschwungen, auch die Nächte sind halbwegs ruhig, wenn man von einigen Tagen absieht an denen merkwürdiger Weise ich nachts kaum Schlaf finde.

Aktuell ist der Antrag auf Elterngeld eingereicht, ich hoffe dass ich in Kürze eine Bestätigung erhalte, denn bestimmte Zahlungsverpflichtungen wie Miete und Versicherungen nehmen da wenig Rücksicht. Immerhin: Die L-Bank hat ihr Antragsformular auf eine erträgliche Bedienbarkeit gebracht. Das war vor drei Jahren noch sehr sehr krude bis unbenutzbar (wir sind damals dazu übergegangen das Formular vollständig auszudrucken und handschriftlich auszufüllen – und ich bin was bockige Technik betrifft eigentlich sehr hartnäckig …)

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Fahrbericht Chariot CX2

Das man als Vater andere Anforderungen an seine Fortbewegungsmittel hat als ein Single war mir ja schon lange bewusst. Da aber momentan wegen des Umzugs etwas Ebbe in der Kasse ist, reicht es vorläufig erst mal nicht für ein neues, passendes Auto. Bis es soweit ist, werden wir uns mit verschiedenen Methoden zu helfen wissen – sei es, dass wir für den Urlaub ein Auto mieten/leihen das uns passt, oder die vorhandenen Ressourcen kreativ nutzen (z.B. den Anhänger hinters Auto, dann hat genügend Stauraum für allerhand Gepäck und ggf. später auch einmal Fahrräder). Mit dem Stichwort Anhänger sind wir aber schon beim eigentlichen Thema – damit wir auch “grün” unterwegs sein können, haben wir nach einer Möglichkeit zum Kindertransport auf dem Fahrrad gesucht und sind beim Thule Cahriot CX2 gelandet.

Weitreichender Hintergrund ist folgender: Ich möchte es eigentlich vermeiden, meinem Sohn von Anfang an vor zu leben, dass man nahezu überall mit dem Auto hinfährt oder hingefahren wird. So lange er noch nicht laufen geschweige den radeln kann, wird es beim Fremdtransport bleiben, aber das muss ja nicht immer motorisiert sein. Wenn ich an meine Zeit in Käfertal zurück denke und an die ganzen Familienkutschen (gerne auch überdimensionierte SUVs) denken muss, die vor der Kita wild geparkt wurden, ist mir klar: Das muss nun wirklich nicht sein. Immerhin bin ich auch nicht in den Kindergarten gefahren worden – bei mir hieß es von Anfang an: Laufen. Der Gedanke eines klassischen Kindersitzes war auch schon da, aber ich finde da die Position eher ungünstig – der Schwerpunkt verlagert sich extrem weit nach oben. Damit wird es schwieriger das Gleichgewicht zu halten, von Kurvenfahrten einmal ganz abgesehen. Außerdem habe ich schon von mehreren Seiten gehört, dass es problematisch wird wenn der Nachwuchs einschläft – meist hängt er dann etwas ungünstig im Sitz – im ungünstigsten Fall liegt er mir im Rücken.

Zudem beraubt man sich der Möglichkeit auch nur geringste Menge zusätzliche Ausrüstung oder Gepäck auf dem Fahrrad mitzunehmen – allenfalls kleine Fahrradtaschen gehen. Der Anhänger löst mit einem zusätzlichen Staufach diese Problematik dann doch recht elegant. Ich kann auch weiterhin also die notwendigen Sportsachen oder was auch sonst immer auf den Gepäckträger gepasst weiterhin auf diese Art und Weise mitnehmen. Noch dazu schleppe ich nicht bei meinen täglichen Touren (unter anderem um die 20km einfach zur Arbeit) den Kindersitz mit, auch das ist wieder Gewicht und Luftwiderstand – günstig für den Trainingseffekt aber doch eher unwillkommen, wenn man zeitnah ankommen will..

Die Montage am Rad ist vergleichsweise einfach: Alten Schnellspanner ausbauen, den mitgelieferten einsetzen und das Kupplungsstück mit unterlegen  – fertig. Etwas störend ist die Tatsache, dass Heck-Fahrradständer nur bedingt kompatibel sind. Meiner funktioniert immerhin noch, auch wenn er sich nicht mehr ganz in die Parkposition bringen lässt. Einen Zentralständer will ich mir nicht montieren, die sind meist recht klobig und beim Treten eher im Weg. Außerdem steht das Rad meist nicht ganz so gut darauf. Bei meiner Partnerin ist die Geometrie am Rahmen etwas ungünstiger – hier kann man zwar die Kupplung montieren, bekommt aber beim Ankuppeln Schwierigkeiten, die Verriegelung einzustecken. Abhilfe schafft in diesem Fall eine Unterlegscheibe zwischen Rahmen und Kupplung, die wenigen fehlenden Millimeter werden dadurch ausgeglichen.

Eine kurze Fahrübung und schon packe ich auch den Sohnemann mit in den Anhänger – der findet es am Anfang noch nicht ganz so vertrauenserweckend, aber ich denke er wird sich an die Fortbewegungsart gewöhnen, wie auch beim Autofahren. Das Fahrgefühl ist recht gut, ein wenig weiter ausholen in den Kurven, aber das ist ja auch beim Auto-Anhänger nichts anderes. Es reicht noch für einige Runden um den Block – man merkt das zusätzliche Gewicht etwas, aber nicht übermäßig. Auch das “Nachschwingen” und das Schieben in den Kurven sind anfänglich ungewohnt, aber nichts was mich aus dem Sattel wirft.

Am einem Wochenende haben wir dann einen ausführlicheren Test gemacht – etwas mehr als 35km auf verschiedenen Radwegen rund um Schwetzingen und Mannheim. Der Anhäger schlägt sich sehr gut, auch Feld- und Waldwege gehen ohne größere Probleme. Sogar ein Ausflug ins Feld ist dabei – ein umgestürzter Baum blockiert den Radweg, weshalb die kleine Offroad-Einlage notwendig wird. Alles ohne Absteigen versteht sich.

Etwas Übung und Geschick verlangen verschiedene andere Hindernisse ab – sei es Baustellen mit einem Fahrraddurchlass, der nicht viel breiter ist als der Anhänger oder Tore und Türen die ähnlich knapp sind. Auch bei Pollern oder Drängelgittern (wie man sei häufig an Straßenquerungen hat, kann es eng werden – noch haben wir keine gehabt durch die wir nicht durchgekommen wären.

Mit um die 20km/h lässt sich der Anhänger noch recht gut bewegen, auch wenn ich dann schon merke, dass mehr Kraft notwendig ist. Gelegentliche Windböen muss man auch abfangen, insgesamt vergrößert sich die Angriffsfläche doch merklich.

Da wir erst nachmittags unterwegs sind, kommen wir in die Dämmerung bzw. Dunkelheit hinein. Das ist ein wenig ein Wermutstropfen bei dem ansonsten unproblematischen Anhänger: Er hat keine Beleuchtung und das Rücklicht des Fahrrads verdeckt er aufgrund der Höhe dann doch meistens. Außerdem wäre es für unseren Passagier sicherlich angenehmer, wenn er eine Beleuchtung im Innern hätte. Ich muss mal schauen was es da an Möglichkeiten gibt um ggf. den Nabendynamo abzugreifen. Vielleicht ein kurzer LED-Streifen für den Innenraum und eine LED-Rückleuchte – mal schauen.

Einen weiteren Test über eine weitere längere Strecke haben wir zwischenzeitlich auch noch durchführen können – ca. 40km über Hockenheim an den Johannes-Hof und zurück. Fahren in der Ebene ist wie bereits festgestellt völlig unproblematisch. Schwieriger wird es mit dem Parken, aber in der Regel findet sich eine Möglichkeit den Anhänger abzustellen und auch an zu schließen. Wichtig dabei ist, dass man nach Möglichkeit das Zubehör mitnehmen muss, die Deichsel und die Kinderwagen-Räder lassen sich nicht mit einem Kabelschloss sichern. Alternativ kann es ggf. sinnvoll sein, den Ahnänger einfach mit zu nehmen – im Biergarten geht das noch ganz gut, in den Innenräumen kann man es vergessen, selbst wenn diese barrierefrei gestaltet sind. Auf dem Rückweg haben wir dann auch noch die einzigartige Möglichkeit die Regentauglichkeit zu testen. Die Montage des Regenschutz dauert etwas, aber es bleibt innendrin wirklich alles trocken.

Ebenfalls bereits mehrfach ausprobiert habe ich als Langstreckenläufer das Joggerset für den Anhänger. Das ist etwas Fummelei bis die beiden Halter und das Rad montiert ist, aber es geht eigentlich gut von der Hand, auch hier hilft regelmäßiges Üben.

Schieben lässt sich der Jogger dann erstaunlich leicht, ich habe mehrere Runden über verschiedene Distanzen und verschiedenes Terrain gemacht. Man muss sich etwas davon verabschieden mit beiden Armen die Fußbewegungen auszugleichen, aber nach einigen Kilometern hat man das raus. Dank verschiedenster Griffmöglichkeiten wird es auch nicht schnell einseitig belastend. Erwartungsgemäß läuft es auf asphaltierten oder betonierten Strecken wesentlich leichter als auf geschotterter Piste. Aber die Räder sind ausreichend groß, dass auch ein Wirtschaftsweg ohne Schwierigkeiten zu meistern ist. Natürlich habe ich auch die Trailtauglichkeit getestet – schließlich kenne ich die Trainingsvorlieben meiner Mitläufer am Wochenende. Fazit: für kurze Strecken geht es, aber ein längerer Trail ist definitiv nicht drin.

Insgesamt bin ich mit dem Kauf sehr zufrieden. Ab Oktober wird der Anhänger regelmäßig jeden Tag für die Fahrt in die Kita und zurück zum Einsatz kommen – da sehe ich überhaupt kein Problem und kann allen Eltern nur empfehlen sich über diese praktische, ökologische und sportliche Transportmöglichkeit zu informieren, gerne gebe ich auch weitere Tipps.