Verabschiedung Sebastian – nochmal Shenandoah

Ein ziemlich abwechslungsreiches Wochenende liegt hinter mir. Von leicht traurig und neidisch bis absolut genial war alles dabei.

Freitag bin ich wohl zum letzten Mal mit Raimund zum Treffen der Atlantis Rangers nach Laurel gefahren. Diesmal ein richtig interessanter Vortrag zum Thema Unterwasserfotografie. Da habe ich doch noch ein paar Tricks und Kniffe lernen können. Außerdem weiß ich jetzt um so genauer womit ich meine UW-Kamera noch aufpimpen sollte für noch bessere Fotos.
Danach eine erste Runde Händeschütteln – einige Leute werde ich auf dem Trip nach Kingston in Kanada nochmal sehen, viele andere nicht mehr. Zeit sich zu verabschieden und weiter viel Spaß am Tauchen zu wünschen.

Danach kam erst mal eine Runde Stress – da unser Auto in der Werkstatt war, hatte ich einen Mietwagen für den Samstag organisiert, damit Sebastian und seine Kumpels zum Flughafen kommen und wir je nach Laune und Wetter noch ins Air and Space Museum oder nach Shenandoah in den Nationalpark fahren können. Die Anmietung war kein großer Akt, allerdings musste ich aufgrund der späten Zeit das Auto am Ronald Reagan Airport in DC abholen, die haben dort bis nach Mitternacht auf. So weit südlich bin ich mit der Metro noch nie unterwegs gewesen, aber es war ja eh dunkel – dennoch: die 45 Minuten Fahrt zogen sich wie Kaugummi.
Die Abholung an sich war auch problemlos – Kreditkarte und Führerschein vorlegen und einmal unterschreiben, fertig. Etwas enttäuscht war ich, als ich das Auto gesehen habe, dass mir zugeteilt wurde … ein Chevrolet Kleinwagen – gut ich hatte wirklich Kleinwagen gebucht. Aber das Auto war in einem grauenhaften Zustand, nicht mal richtig sauber gemacht – um Dellen muss man sich hier auch noch selbst kümmern, im Schummerlicht der Garage habe ich keine ausmachen können, und wenn schon: Dank ADAC ist Vollkasko drauf, dann gibt es da auch keine bösen Überraschungen.
Auch das Fahrgefühl ist absolut bescheiden – nachdem ich hier ja schon einige Fahrzeuge durchprobiert habe und auch in Deutschland schon diverse Untersätze gefahren bin, das hier was das Schlimmste was mir bisher unter gekommen ist. Selbst der alte klapprige T3-Bus aka THV-Kombi beim THW war nicht so schlimm, bzw. dort hat das Alter für das Auto gesprochen. Der Chevrolet ist einfach nur billig und man sieht es an allen Ecken und Enden. Ein Fahrzeug um von A nach B zu kommen, nicht mehr und nicht weniger. Die Automatik hat mir schon beim Rausfahren aus dem Parkhaus nicht wirklich gefallen – die Chemie stimmte einfach nicht. Aber was will man machen, also raus auf den Highway und ab nach Hause. Mittlerweile kenne ich mich in DC ja halbwegs aus und weiß wo ich hin muss.

Sebastian war schon angekommen, den Tag hatte er noch in New York verbracht und ist gegen Abend mit dem Bus nach Greenbelt gefahren. Es war ja schon kurz nach Mitternacht, aber wir haben uns doch noch ganz gut unterhalten und ich habe mein Abendessen nachgeholt. Wir haben beschlossen am Morgen irgendwann so gegen 7:00h aufzustehen und dann mal genauer zu planen – es waren noch einige Details zu erledigen, etwa die Kündigung des Kontos und natürlich noch ein klein wenig Packen. Dabei sind wir auf ein echtes Limit des Chevrolet gestoßen: In das Auto passten die 4 Koffer und 3 Personen nur mit viel Mühe … daher wollten wir einen Abstecher am Flughafen machen. Das liegt fast am Weg nach Shenandoah und wir hatten die Hoffnung dort die Koffer einschließen oder gleich einchecken zu können….
Kurz nach zehn wussten wir dann: Dulles ist alles aber kein vernünftiger Flughafen. Was ich irgendwie schon geahnt habe – wenn man noch auf Plane-Mates setzt anstelle vernünftiger Terminals, was will man sonst von diesem Fughafen erwarten. Also Koffer und Mitfahrer wieder ins Auto gestapelt… Ich glaube fast, ich hätte das Gepäck mit etwas Geschick sogar im Corsa ohne größere Schwierigkeiten untergebracht.

Weiter ging es gen Nationalpark – rund anderthalb Stunden Fahrt vom Flughafen aus. So lange man auf der Interstate unterwegs war, war alles halbwegs erträglich und auch der Tempomat funktionierte ganz gut, auch wenn er unnötig umständlich und unpräzise einzustellen ist. Das kann unser Pontiac, der deutlich älter ist wesentlich besser. Der Härtetest kam mit den Hügeln in Virginia, damit war der Tempomat dann sichtlich überfordert und es hat sich gezeigt, dass die Abstimmung des Motors und des Getriebes absolut nicht passend ist. Häufiges Schalten und unnötig hohe Drehzahlen waren die Folge … Manuell ging es aber auch nicht besser. Ziel war diesmal der zentrale Highway durch den Nationalpark, der sogenannte Skyline-Drive. Old Rag, den wir letztes Mal besucht hatten liegt ein wenig vorgelagert. Die Fahrt zum Skyline-Drive führt eine recht kurvige Strecke nach oben – eine typische Passstraße halt – nur das sie bergan zweispurig und beragab einspurig ausgeführt ist. Leider sind die amerikanischen Autofahrer und auch die Autos mit dieser Streckenführung echt überfordert. Ich war froh als ich endlich hinter einigen Bremsklötzen, die deutlich langsamer gefahren sind als die angegebenen 25 Meilen/Stunde weg war. Freude kam mit der Automatik dann aber immer noch nicht auf, auch wenn man die Kurven nun deutlich schwungvoller nehmen konnte und den Schwung nicht jedes Mal durch Bremsmanöver im Scheitelpunkt vernichtet hat.

Normalerweise wären 15 US$ Eintritt fällig gewesen, aber wegen schlechten Wetters und angekündigtem Nebel gab es für das Wochenende keine Gebühren. Sowas hört man doch gerne. Vom Nebel war nicht all zu viel zu sehen … zumindest bis kurz nach der Abzweigung auf den Skyline-Drive. Wir haben uns dann durch den Nebel geschlichen, denn das ist ja gefährlich, folglich fahren die Autofahrer hier noch nicht mal mehr 20km/h sondern schleichen nur noch durch den Nebel. Die Sichtweite betrug meist noch deutlich mehr als 50m… Licht haben einige dennoch nicht für notwendig gehalten.

Die Wanderung an die White-Oak Wasserfälle ähnelte denn streckenweise auch eher einem Horrorfilm, wir sind wunderbar durch den Nebel gelaufen, die anhaltende Feuchtigkeit hat aber im ganzen Wald das Pilz-Wachstum angeregt, wohin man geschaut hat, sind Pilze in verschiedener Farbe aus dem Boden gekommen. Da wir zeitlich etwas knapp waren, sind wir nur bis an den obersten Wasserfall gekommen, was sich aber durchaus gelohnt hat. Bei schönem Wetter muss der Ausblick echt wunderbar sein. Da wir den gleichen Weg wieder zurück mussten und die ganze Zeit abwärts gelaufen waren, ging es nun steil bergauf. Dennoch haben wir nur wenig länger als für den Weg nach unten benötigt. Während wir bergan gestiegen sind, kam auch ganz zaghaft die Sonne kurzzeitig durch den Nebel. Das hat man auch daran ablesen können, dass nun etwas mehr Wanderer unterwegs waren, aber überlaufen war der Pfad bei weitem nicht.

Die Rückfahrt verlief ähnlich wie der Hinweg, den Pass runter hätte man sich als deutscher Autofahrer ein manuelles Getriebe gewünscht, denn die Stufung der Automatik war entweder zu klein oder zu groß, ein Gang zwischendrin wäre echt hilfreich gewesen. Aber Motorbremse ist hier ja echt ein Fremdwort, die ganzen Amerikaner standen hier bergab permanent auf der Bremse, ich habe mit der Vorwahl 2. Gang, noch wunderbar fahren können.
Auf dem Weg haben wir noch einen Stop bei Pizza-Hut eingelegt – sozusagen die “Henkersmahlzeit” für Sebastian und seine Freunde in den Staaten. So besonders war es denn aber nicht wirklich. Also auch etwas, was ich von der Liste “zu probieren” streichen kann.

Den Weg an den Flughafen kenne ich nun wirklich gut auswendig – die I-66 und die Route 28 kenne ich als Kombi ja schon seit der zügigen Heimfahrt mit Ludwig … Am Flughafen eine herzliche Verabschiedung und dann war ich allein im Auto. Ich habe mich auf den Weg zum Ronald Reagan Airport gemacht – irgendwie ein komisches Gefühl die ganze Strecke alleine zu fahren. Auf dem Weg noch Tanken und dann die passende Einfahrt für das Auto ins Parkhaus zu Hertz suchen. Da fährt man einmal ganz rum … irgendwie ja lustig.
Der Einweiser und Inspektor war auch nicht der hellste und hat auch noch Schrammen bemängelt, die angeblich von mir waren. War mir egal – ein Verweis auf die Vollkasko hat ihn dann doch zufrieden gestellt. Sollen die sich drum kümmern und das ausfechten. Völlig blamiert hat er sich, als er die gefahrenen Meilen ablesen wollte. Ich hatte in Routine das Lenkradschloss eingerastet und er bekam es partout nicht auf und meinte sogar ich hätte ihm den falschen Schlüssel gegeben oder das Schloss ruiniert. Ich habe ihm dann vorgeführt, wie man das Lenkrad entriegelt und schon lässt sich auch die Zündung einschalten. Danach war er etwas kleinlauter – sehr zu meiner Freude. Noch verdatterter war er dann, als er gesehen hat, dass ich gar nichts zu zahlen hatte, die Meilen sind ja alle inklusive. Mir war das alles ziemlich egal, ich weiß nur, dass ich mein Auto in Zukunft nicht mehr am Flughafen in Washington abhole sondern lieber wieder an der Union-Station, die haben zwar eine kleinere Auswahl aber dafür wohl auch die besseren Modelle. Schon alleine die längere Anfahrt mit der U-Bahn ist einfach nur lästig. Wie lange sich das ziehen kann, habe ich erst wieder gemerkt als ich in der U-Bahn nach Greenbelt gefahren bin.

Sonntag war dann mal wieder etwas Entspannung angesagt, nach dem Samstag erst mal ausschlafen. Ich habe die Zeit genutzt um noch ein wenig an der Diplomarbeit zu schreiben. Außerdem habe ich mal ganz vorsichtig angefangen, verschiedene Dinge hier aus dem Schrank zu räumen und in den Koffer zu packen. Richtig viel kann ich noch nicht wegpacken, denn das Meiste brauche ich ja noch für die kommenden zwei Wochen. Auch für den Ausflug nächstes Wochenende nach New York brauche ich nochmal ein paar Dinge die somit noch nicht in den Koffer können. Außerdem habe ich mal geschaut was für Flüge ich nach Las Vegas nehmen könnte. Wahrscheinlich werde ich Airtran, einen der Billigflieger in den USA nehmen – vergleichbar mit Ryan-Air in Deutschland. Die bieten einen Flug von Baltimore aus an, bis nach Vegas für um die 150$, da kann man nicht für Busfahren, selbst wenn noch Gebühren dazu kommen würden.

Abends habe ich noch Yusuf und Onur am Flughafen in Dulles abgeholt, die waren für eine Woche an der Westküste in Las Vegas, Los Angelas und San Francisco. Muss ganz gut gewesen sein, wenn auch reichlich kalt, nach deren Berichten. Ich werde wohl vorsichtshalber einen Pullover wieder aus dem Paket für nach Deutschland in den Koffer transferieren, nicht das mir dort kalt wird. Morgen beginnt die vorletzte Arbeitswoche – irgendwie kann ich es noch nicht ganz glauben.