Der Weltkulturerbelauf in Bamberg hat bei mir einen festen Platz im Wettkampf-Kalender, auch weil er immer wieder eine willkommene Möglichkeit bietet einige Laufgefährten aus meiner Nürnberger Zeit mit meinen ersten Schritten in der Laufwelt zu treffen. Zudem findet der Lauf nur alle zwei Jahre statt, er ist also immer ein besonderer „Leckerbissen“, das merkt man schon bei der Anmeldung – da muss man die erste Sprint-Einheit schon am Rechner hinlegen um überhaupt einen Startplatz zu bekommen. Die Ausgabe 2021 ist der Pandemie zum Opfer gefallen, um so erfreulicher ist es, dass der Lauf 2023 weiterhin existiert und auch seine mittlerweile 10. Durchführung feiern kann.
War der Lauf früher für mich auch ein klassischer „Hin-und-Weg“-Lauf, mit morgentlich früher Anreise und Abends später Rückfahrt, so ist das mit der Familie nicht mehr der Fall. Stattdessen nutzen wir das Wochenende aus, das entspannt auch die Startnummernabholung erheblich und man kann erholt in den Wettkampf starten. Wobei mir dieses Jahr klar war: Das wird keine Bestzeit, zum einen weil kommende Woche der Rennsteiglauf mit etwas mehr als 73km auf dem Programm steht (auch dort ein Jubiläum) als auch weil ich die letzten Wochen mit einer lästigen Wadenzerrung zu kämpfen hatte. Immer wenn ich dachte die sei soweit abgeklungen, hat sie sich um so eindrücklicher wieder zurück gemeldet. Daher definitiv vorsichtig laufen, zumal das Profil und der Untergrund in Bamberg durchaus als „anspruchsvoll“ zu bezeichnen sind.
Die Anreise am Freitag Abend verläuft diesmal ohne größere Probleme, wir sind sogar überpünktlich gegenüber unserer Angabe an der Jugendherberge. Beim Parken des Autos in einer der Nebenstraßen kann ich auch gleich ein mir wohlbekanntes Stück Strecke besichtigen, es handelt sich um einige hundert Meter direkt nach dem Abklingen des Gefälles von der Altenburg herunter. An der Strecke steht auch schon ein erstes Schild „7km“ zeigt es. Zum Abendessen sind wir diesmal im Greifenklau, einer netten Brauerei-Gaststätte mit einem herrlichen Biergarten mit Blick auf die Altenburg. Das Essen ist gut und reichlich – zumal ich wieder einmal noch einige Überbleibsel des Nachwuchs abbekomme – Carbo-Loading als Vater sieht eben anders aus als wenn man das als Single macht.
Der Samstag dient primär der Entspannung und Vorbereitung auf den Wettkampf. Wir beginnen mit einem gemütlichen Frühstück in der Jugendherberge mit Ausblick auf den Dom. Mit Helga und Heinrich treffen wir uns kurz vor Mittag an der Ausgabe-Halle für die Startnummern, der Shuttle-Service mit dem Bus klappt wie immer hervorragend. Die Abholung klappt wie immer reibungslos, die Helfer sind auch nach 4 Jahren Pause super vorbereitet und innerhalb kürzester Zeit haben wir unsere Startnummern abgeholt. Dabei gibt es ein Novum: Nicht nur Papa läuft sondern auch Glen nimmt am Lauf teil. Da die Schülerläufe in Bamberg traditionell den örtlichen Schulen überlassen sind, haben wir gleich etwas höher gegriffen: 4,4km sollen es beim Wielandlauf werden. Trainiert haben wir die Strecke bereits einige Male, allerdings meist mit deutlich weniger Höhenmetern.
Nach einem gemütlichen Mittagessen im Biergarten mit Helga und Heinrich machen wir den Jungs noch eine Freude und gehen ins Bambados, das Schwimmbad in Bamberg. Das ist recht modern gemacht und gibt auch nochmal die Möglichkeit sich einerseits auszutoben aber auch noch ein wenig zu entspannen. Absolutes Highlight sind die Rutschen für die Kids. Weniger gut tut mir hingegen der Versuch vom 1m-Brett zu springen, wie üblich nehme ich etwas Anlauf und prompt merke ich auf dem federnden Brett wie es in der Wade zieht. Immerhin ist das Wasser gleich schön kühlend und im Nachgang mache ich auch noch einige Runden gehend durch das Kneipp-Becken.
Der Rückweg vom Bad wird etwas aufwändiger als gedacht – im Fahrplan der Busse gibt es eine eklatante Lücke: wenn man den Bus im 18:21h verpasst, dann kommt der nächste erst zwei Stunden später. In der Folge laufen wir ein Stück, eigentlich auf dem Weg zu einer Pizzeria um etwas zum Abend zu essen, allerdings hat die dann schon länger geschlossen. So warten wir dann noch ein wenig zu, bis an der nächsten Bushaltestelle endlich ein Bus kommt der uns ins Zentrum bringt. Insgesamt mal wieder ein Punkt für auf die Liste „so wird das mit dem Umstieg in den ÖPNV eher nichts“. Abendessen gibt es dann nochmal in einem Braurei-Gasthof, anstelle einer Pizzeria – dort hat man uns ziemlich unhöflich wieder hinaus komplementiert – scheints hatte man dort den Umsatz nicht nötig. Den Rückweg machen wir dann gleich zu Fuß, denn bis der nächste Bus kommt ist man auch an die Jugendherberge gelaufen.
Der Wettkampftag beginnt recht gemütlich mit dem Frühstück und Checkout. Danach folgt die erste Spaziereinheit mit Gepäck zum Auto. Wir kreuzen an einigen Stellen die Strecke, dort wird schon fleißig aufgebaut und abgesperrt. Da es noch eine ganze Weile hin ist bis zum Start machen wir noch einen Spaziergang an den Bischofsberg und den Dom – vor allem um Glen die Tücken der Strecke zu zeigen, immerhin führt auch der Wielandlauf auf den Bischofsberg hinauf und wieder hinunter. Auch die berüchtigte Steigung an der Residenzstraße schauen wir uns vorab an.
Dass sich in vier Jahren einiges getan hat oder auch noch tut, sehen wir dann bei der Suche nach der Kleideraufbewahrung. Wie üblich ist diese in der Maria-Ward-Schule untergebracht. Allerdings existiert das Gebäude so wie wir es kannten nicht mehr, stattdessen ist dort derzeit eine große Baugrube ausgehoben. Der Zugang zum Neubau liegt leider etwas ungünstig in Relation zum Start- und Zielbereich. Der teilweise inoffiziell genutzte Zugang durch die Baustelle ist eigentlich nicht zulässig, was einige aber nicht davon abhält. Hier wäre eine bessere Abstimmung mit der Baustelle hilfreich gewesen. Aber in zwei Jahren wird auch dieses Thema vermutlich nicht mehr relevant sein.
Nun beginnt die etwas längliche Wartezeit, wir pendeln ein wenig zwischen Start und Ziel hin und her und nehmen ein kurzes Mittagessen zu uns – für die Sportler aber natürlich nicht gerade Bratwurst, stattdessen gibt es ein paar Riegel und Gummibärchen. Um kurz vor 14h verabschieden wir Glen in den Startblock und begeben uns an die Markusbrücke, ziemlich genau bei Kilometer zwei. Den Böllerschuss am Start kann man bis an die Brücke sehr gut hören, danach schauen wir auf die Uhr. Bereits wenige Minuten später passieren die ersten Läufer unsere Position. Glen kommt nach etwas mehr als 16 Minuten bei uns vorbei – netto unter Berücksichtigung der Zeit bis zur Startlinie also ca. 7:30 min/km. Das passt soweit, ich laufe einige Meter mit und ermutige ihn, denn nun kommt ja gleich der Anstieg und es sind noch etwas mehr als 2km zu laufen.
Laufen heißt es nun auch für den Support-Tross, wir machen uns auf den Weg in den Zielbereich, wir sind passend dort und ich kann den Sohnemann auf den letzten Metern nochmal anfeuern. Wie ich sehe, nimmt ein älterer Läufer ihn nochmal mit in Schlepp und motiviert ihn und so fliegt er fast schon über die Ziellinie. Brutto 0:30:58 und netto mit 27:53 min sogar deutlich unter der halben Stunde, eine tolle Leistung. Platz 452 gesamt und Platz 15 in der MK U12 (was ein sehr breit gefächerte Gruppe bezüglich des Alters und der Leistungsfähigkeit ist).
Nun wird es Zeit auch für mich an den Start zu gehen, Marion und die Kinder gehen zur Kinderbetreuung an der Maria-Ward-Schule und planen an den Heumarkt zu kommen, dieser liegt etwas nach Kilometer 17. Am Start unterhalte ich mich noch etwas mit Helga, Robert und Heinrich. Wir haben uns etwas zu lange unterhalten wie ich feststellen muss: der Startblock ist bereits rappelvoll und ich muss mich recht weit hinten einreihen. Angesichts der netto-Messung mache ich mir da aber weniger Gedanken, außerdem muss ich ja auf meine Wade etwas achtgeben und sollte es vom Tempo her nicht übertreiben.
Ab dem Startschuss um 15:30 dauert es fast noch sieben Minuten bis ich endlich über die Startlinie komme. Nun heißt es langsam warm werden, immerhin spielt das Wetter da auch mit, es ist strahlender Sonnenschein und entsprechend warm. Die Strecke kenne ich ja schon, daher weiß ich auch: Es gibt ca. einen Kilometer zum Warmlaufen, danach kommen die ersten Steigungen und diese ziehen sich in Wellen bis Kilometer 5 auf der der Altenburg. Das Feld ist noch recht dicht, was mich stellenweise etwas ausbremst. An der Strecke stehen ob des guten Wetters viele Leuten und feuern lautstark an. Zudem gibt es nach jedem Anstieg ein hübsches Panorama über die Stadt und das Maintal. So flott es die erste Steigung nach oben ging, so steil geht es sie auch fast wieder hinunter an den Michelsberg. Danach geht es auch gleich wieder bergan.
Nach einer kleinen Senke geht es die langgezogene Wildensorger Straße nach oben, die Altenburg fest im Blick. Auch wenn die Straße wieder flacher wird, weiß ich ganz genau: da kommt noch ein Nachschlag kurz vor der Burg. Allerdings kann ich die Steigung wider Erwarten doch recht gut hochjoggen, nur auf der schmalsten Passage muss ich gehen weil es sich ein wenig staut. Die Sonne fordert insgesamt auch ihren Tribut, ich merke dass ich deutlich Durst bekommen habe. Um so besser, dass es auf der Burg eine Wasserstation gibt. Dort greife ich gleich drei Becher Wasser ab, zudem gibt es Abkühlung aus dem Gartenschlauch: ein Helfer steht mit der Brause an der Strecke um überhitzte Läufer abzukühlen.
Beim Einlaufen in die Burg haben die Waden noch etwas gemault, aber als ich die Burg verlasse ist die Belastung dort schon gut verarbeitet. Die Abwärts-Strecke ist eine willkommene Abwechslung, allerdings kann es es nicht ganz so laufen lassen wie ich es möchte – einen vorsichtigen Versuch quittiert meine Wadenzerrung direkt mit Bedenken, also doch besser etwas kürzere Schritte mit weniger Abroll- und Abdruckphase. Es geht auch so recht gut voran, auf halben Weg ins Tal steht auch schon Kilometer sechs angeschrieben.
Im Tal geht es am Knöcklein um die Kirche St. Theodor herum den Kaulberg hinauf. Runter geht es dann im Zickzack über Kopfsteinpflaster durch die „Eisgrube“ unterhalb der Kirche „zu unserer lieben Frau“ vorbei ins Zentrum. Eines ist sicher: In Bamberg wimmelt es gefühlt nur so vor Kirchen und Kirchtürmen. Nach einem Abstecher an die Regnitz und über die Mühlen im Stadtzentrum geht es auch schon wieder raus aus der Stadt. Immer entlang der Regnitz. Kurz vor Kilometer neun gibt es auch nochmal eine Wasserstation, natürlich nehme ich auch die Abkühlung aus dem Gartenschlauch gerne wieder in Anspruch, auch wenn da Wetter ein klein wenig zugezogen hat und der Wind ein wenig frischer geworden ist.
Im Luisenhain laufen wir einige Schleifen an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbei. Die Strecke ist jetzt sehr flach im Vergleich zu den ersten Kilometern. Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass ich immer wieder einmal unter 5 min/km unterwegs bin und es mir dennoch nichts ausmacht, auch die Wade hat bisher keine Einwände. Es geht nun auf den östlichen Wendepunkt der Strecke zum, dort heizt eine Samba-Band den Teilnehmern nochmal richtig ein für den Weg zurück in Richtung Stadt. Ich bin immer noch fleißig am Überholen anderer Läufer, das motiviert natürlich ungemein, unter anderem kann ich eine Teilnehmerin eines Nachbarvereins aus Mannheim überholen, das pusht natürlich gleich nochmal ein wenig mehr.
Vor der Querung des Main-Donau-Kanals gibt es nochmal Abkühlung und Wasser – da greife ich auch gerne nochmal zu. Dreizehn Kilometer liegen hinter mir und noch immer läuft es sich absolut super. Die Strecke führt nur entlang des Main-Donau-Kanals, in den Wiesen entlang der Strecke stehen jede Menge Zuschauer das macht richtig Spaß dort vorbei zu laufen. Innerlich bereite ich mich schon auf das Ende der langen flachen Strecke vor. Um so willkommener ist da nochmals eine Versorgung und Abkühlung um weiter „flüssig“ laufen zu können. Kurz vor Kilometer sechzehn geht es dann auch weg vom Kanal, ein ganz leichter Anstieg bringt uns auf das Niveau der Altstadt, zuvor geht es aber noch einige Zacken durch die Bebauung.
Vor der Kettenbrücke gibt es noch ein weiteres Highlight an der Strecke: An der Brauerei Spezial gibt es einen Schluck Rauchbier für die Läufer. Das ist sozusagen die fränkische Variante der Mischung aus Cola und Iso-Getränk, der Malzzucker gibt nochmal Energie für den letzten großen Anstieg der nur noch wenige Kilometer vor mir liegt. Mit Schwung geht es über die Brücke und durch den vorderen Graben zum Heumarkt, vorbei an der Maria-Ward-Schule. Auf dem Heumarkt ist die letzte Versorgung, ich schnappe mir nochmal einige Becher Wasser. Direkt danach steht Marion mit dem Nachwuchs und feuert kräftig an, zudem gibts natürlich ein Foto.
Am bekannten Kranen der Stadt vorbei geht es in die Fischerei und dann über die Markusbrücke an der ich vorhin noch Glen angefeuert habe. Heinrich steht mit seinem Foto/Video-Equipment gut erkennbar an der Strecke – einmal kurz „lächeln und Winken“. In diversen Kurven geht es durch die Straßen, weiterhin stehen überall Menschen und feuern mit Leibeskräften an. Kilometer 18 ist kurz vor der Residenzstraße erreicht und ich fühle mich immer noch top, die Steigung kann ich sogar locker hochjoggen und nochmal fleißig Läufer „einsammeln“. Es folgt die letzte Schleife, einmal um St. Jakob herum und dann geht es auch schon wieder abwärts über den Domplatz. Dort muss man nochmal richtig aufpassen, das historische Pflaster ist sehr uneben – jetzt nur keine Verletzung auf den letzten Kilometer. Der stand an der Kuppe schon angeschrieben – irgendwie will ich nicht ganz glauben, dass es nicht mehr so weit sein soll bis ins Ziel.
Es folgt der letzte kleine Anstieg zum Rathaus bzw. durch das Rathaus hindurch, die Menschentrauben werden immer dichter, ein untrügliches Zeichen dass man sich dem Ziel nähert. Es geht in die Fußgängerzone und nun wird man förmlich ins Ziel getragen auf einer Welle der Begeisterung in den Zuschauern. Noch eine letzte Kurve, ich mache nochmal richtig Tempo und Plätze gut, ebenso ein weiterer Läufer der sich dann einige Schritte vor mir noch an mir vorbei ins Ziel schiebt. Naja einen Platz mehr oder weniger da kommt es heute nicht drauf an. Brutto 1:55:00 und netto 1:47:00 (so glatte Zahlen muss man erst mal hinbekommen), somit Platz 408 bei rund 1500 gestarteten Läufern und Platz 74 in der Altersklasse (die zu einer der stärksten gehört).
Im Ziel gibt es leckere Versorgung mit alkoholfreiem Weizen, Isogetränken, Obst und Gebäck. Einige Stücke nehme ich mir mit auf den Weg zur Maria-Ward-Schule. Leider kann ich meine Familie nicht am Zielauslauf finden, aber wir hatten ja als Fallback die Schule ausgemacht, wie meine Uhr mir sagt bin ich auch etwas später als gedacht. An der Schule ist die Familie auch noch nicht, ich nutze daher die Chance zur Massage, so lange dort noch nicht so viel Andrang herrscht. Während ich mich durchkneten lasse kann ich sie dann auch in den Hof einbiegen sehen.
Nach dem Abholen meines Beutels geht es noch an die Dusche und dann machen wir uns auf dem Heimweg – erst als Spaziergang zum Auto, nochmal vorbei an vielen Punkten der Strecke, mit jeder Menge positiver Erinnerungen. Insgesamt ist der Lauf wie immer super organisiert gewesen, da hat auch die Corona-Pause nichts geändert. Insgesamt wäre mir aber ein etwas früherer Start der Läufe recht. Gerade wenn man etwas weitere Anreisewege hat wird es dann doch recht spät bis man wieder daheim ist. Mir selbst macht das weniger etwas aus bzw. ich könnte mir Urlaub nehmen. Für Schüler geht das leider nicht, was für viele Familien ein Hemmnis sein könnte den Lauf ins Auge zu fassen. Ich habe auf alle Fälle vor in zwei Jahren wieder mit dabei zu sein.