Marathon du vignoble d’Alsace – in 12 gastronomischen Etappen zum Ziel

Für dieses Jahr hatte ich mich einmal wieder für den Marathon du vignoble d’Alsace angemeldet. Im Wesentlichen die Partnerveranstaltung zum Marathon an der deutschen Weinstraße. Zudem ist es eine Art Miniatur-Ausgabe des Marathon du Médoc, der bekanntlich durch alle dort ansässigen Weingüter führt. Im Elsass ist es etwas weniger schlimm, dort gibt es nur zwölf Stationen “gastrovinique” an denen es jeweils Wein und eine lokale Spezialität gibt.

Der Start ist mit 8:00h recht früh am Tag – gut dass ich schon im Speckgürtel von Strasbourg bei der Verwandschaft starten kann. Für den Nachwuchs ist es um diese Uhrzeit noch etwas zu früh, also fahre ich alleine zum Start nach Dorlisheim. Der eigentliche Veranstaltungsort heißt Molsheim, dort findet sich auch das Ziel, aber der Start befindet sich praktischerweise direkt an einem großen Supermarkt. Das löst elegant das Problem mit den Parkplätzen. Noch schnell die Unterlagen abholen – ich habe mir im Vergleich zur letzten Teilnahme den Weg am Samstag gespart. Im Startblock treffe ich noch Dietmar Mücke von laufmalwieder.de – wie üblich im roter Perücke und barfuß. Für mich ist diesmal auch etwas Neues dabei – angesteckt von den zahlreichen Verkleidungen beim letzten Mal, laufe ich diesmal als Teufelchen mit Dreizack.

Wenige Minuten nach 8h (man hat etwas zugewartet, damit auch sicher ist, dass an einem der Bahnübergänge der Zug der SNCF auch wirklich durch ist). Zudem startet wenige Minuten vor acht schon eine ganze Gruppe “Inklusionssport” auf die 10km bis Molsheim. Da ich ja vor zwei Wochen noch in der Bretagne in Urlaub war und dort wirklich auf Entspannung gesetzt habe, sind mir nur 5 Trainingseinheiten zur Vorbereitung geblieben. Von daher erwarte ich bei dem Lauf jetzt auch keine Bestzeiten im Sinne sondern vielmehr soll der Spaß, die Landschaft und das Publikum wichtig sein. Zumal ich so natürlich auch die Chance habe etwas mehr von den gastronomischen Highlights mitzunehmen. Das kam beim letzten Mal etwas zu kurz. Es geht recht bald aus der Bebauung heraus und durch die ersten Weinberge. Noch keine großen Höhenunterschiede. Nach 3,5km steht dann die erste Verkostung an: Brioche und Riesling.

Weiter geht es durch die Weinberge – das nächste Dorf ist Mutzig. Kurz vor dem Ort überhole ich das Team des integrativen Laufs – die Helfer sind gut beschäftigt ihre Schützlinge zu führen und zu motivieren. Hut ab für deren Leistung: Rollstuhlschieben über 10km und nicht immer befestigten Wegen. Direkt am Eingang zum Ort geht es auch über den angekündigten Bahnübergang. Am Ende der Hauptstraße steht die nächste gastronomische Versorgung – nach 5km gibt es Gugelhupf und einen Schluck Pinot Blanc dazu.

Nun geht es immer am Bach entlang in Richtung Molsheim – an der Strecke stehen zusätzlich zu den gastronomischen Versorgungen auch immer wieder Wasserstellen, obwohl es noch recht kühl ist, greife ich reichlich zu – auch um aus dem Wein zumindest nachträglich einen Schorle zu machen. In Molsheim geht es nämlich lecker weiter: Wieder ein Riesling, aber dazu wird Sauerkraut gereicht. Ob das wirklich so eine gute Idee ist weiß ich nicht, aber es schmeckt recht gut.

Große Teile der nun folgenden Strecke habe ich auch ohne Marathon einmal wieder gesehen – die Etappe von Obernai nach Gambsheim führte und ein gutes Stück auf der gleichen Trasse. In Dachstein schwenkt die Strecke kurz in den Ort – dort gibt es wieder eine Versorgung, diesmal allerdings eine der sportlichen Art. Ich greife bei etwas Banane zu. Bis zur nächsten Verkostung ist es nicht mehr weit – zwischenzeitlich passieren wir Kilometer 14 – das erste Drittel habe ich also geschafft und die Zeit sieht noch ganz ordentlich aus. In Egersheim gibt es am Kanal dann Tarte flambée mit Apfel und Zimt, dazu wird ein Rosé gereicht. Lecker.

Nun heißt es erst einmal Anlauf nehmen am Kanal, bevor es durch Egersheim bzw. Wolxheim durchgeht, lauter verwinkelte Gassen und einige Höhenmeter sind zu bewältigen. Ich bereue es nicht meinen Trinkrucksack mitgenommen zu haben, so kann ich auch mal zwischendrin den Durst stillen. Ein wenig merke ich den Wein nämlich doch. Nach der Ortschaft ist erstmal Weinbergbesichtigung angesagt. Es geht bergauf und ich merke das mir irgendwie die Kraft bzw. der Schwung fehlt. Meine Ultra-Erfahrung sagt mir: Jetzt nichts mit der Brechstange erzwingen, also gehe ich kurzerhand die steilste Passage nach oben. Sobald es wieder flacher wird, jogge ich wieder los. Vor Dahlenheim muss ich das Spielchen nochmals wiederholen – aber nicht nur ich gehe, auch einige andere Läufer nutzen die kräfteschonende Variante um die Steigung zu erklimmen. Immerhin liegt noch mehr als die Hälfte der Strecke vor uns. In Dahlenheim warten leckere gegrillte Würstchen und ein Pinot Blanc auf uns.

Bis zur nächsten Station ist es nicht ganz so weit, aber ein Hügel will dennoch erklommen werden bevor man in Scharrachbergheim-Irmstett einläuft. Dort ist richtig Stimmung, denn ab hier starten die Halbmarathonläufer – noch stehen sie alle vor der Startlinie und feuern die vorbeikommenden Athleten an. Mein Teufelskostüm kommt richtig gut an, auch an der sonstigen Strecke gibt es immer wieder Rufe wie “allez le diable !” und vor allem die Kinder an der Strecke freuen sich über die kostümierten Läufer. Kurz nach der Startfeld gibt es eine Art Stollen und einen Pinot Gris. Der Kuchen kommt mir gerade recht, das gibt Energie für die kommenden Kilometer.

Die Kilometer ziehen sich nun doch etwas hin, auch weil ständig die Halbmarathonis am Überholen sind – klar die haben erst wenige Kilometer in den Beinen und sind noch richtig spritzig. Umkehren ist jetzt ja aber auch keine Option mehr. An der sportlichen Versorgung in Kirchheim greife ich bei Bananen und Datteln zu – richtig schön süß und dankenswerter Weise bereits entsteint. Zudem natürlich wieder Wasser. Es geht nun auf den nördlichsten Punkt der Strecke zu nach Marlenheim hinein. Der Ort ist vergleichsweise flach, wenn auch nicht hügelfrei. An der gastronomischen Versorgung gibt es Hering und mal wieder einen Riesling.

Der nächste Ort heißt Wangen – mit dem gleichnamigen Ort im Allgäu hat er auf alle Fälle die Hügeligkeit gemeinsam. Im Ort geht es verdammt nach oben, ich schalte zurück auf Gehen, immerhin am höchsten Punkt der Strecke gibt es wieder eine Versorgung – diesmal mit Knackwurst und Riesling. An der gegenüberliegenden Seite ist die sportliche Versorgung – dort greife ich dann auch noch zu und lasse mir auch meinen Trinkrucksack wieder auffüllen – fast 2 Liter Wasser habe ich daraus bis zum Kilometer 28 schon verbraucht – es ist halt doch recht warm geworden. Im Gehen habe ich bereits Marion informiert, dass sich die Familie Zeit lassen kann – ich rechne mit einer Ankunft um die 4h Stundenmarke.

Bis Traenheim folgt nun noch ein recht anspruchsvolles Stück der Strecke – es geht über verschiedene Weinberge mit Schotterwegen und Senken. Ich empfinde das diesmal als äußerst anstrengend – Gehpassagen wenn es bergauf geht sind völlig normal. Im Ort gibt es dann wieder sportliche Versorgung und reichlich Wasser, zudem packe ich ob der beginnenden Krämpfe in den Waden meine Salztabletten aus und werfe diese als Ersatz für Iso-Getränke ein – immerhin taucht kurz darauf das Kilometerschild 32 auf – also nur noch 10km – ich motiviere mich, dass die ja eigentlich immer drin sind. Im Feld gibt es dann auch wieder eine Verkostung: einen Gewürztraminer und Münsterkäse.

Die Strecke ist zwischenzeitlich für mich nur noch Quälerei – ich bin mir nicht sicher ob das von den Verkostungen kommt oder vom fehlenden Training oder vielleicht auch aus der Kombination. Nach Bergbieten steht aber auch endlich das lang ersehnte 35km am Straßenrand. Es geht nun immer noch hügelig durch die Felder auf Dangolsheim zu. Auf einer Weide am Anstieg zum Ort stehen einige Rinder und schauen sich die Läufer an – und ich frage mich auf welcher Seite des Zauns sich in diesem Moment eigentlich die “Rindviecher” befinden. Nach der Steigung, die ich gehe, gibt es Pastete im Teigmantel und einen passenden Pinot Gris.

Der kommende Streckenabschnitt ist mal wieder eine Steigung, eigentlich eine Straße aber man hat sie vor kurzem saniert, daher liegt noch richtig dick Rollsplit auf der Trasse, nicht gerade praktisch zum Laufen. In Soultz-les-Bains gibt es nochmal Sportler-Versorgung mit jeder Menge leckeren Sachen wie getrockneten Apfelringen, Datteln und Gummibärchen. Nach der Brücke über die Mossig schwenken wir auf die Radwegstrecke gen Molsheim ein – es wird merklich flacher, aber gefühlt auch voller. Angespornt vom 38km Schild läuft es sich auch gleich wieder etwas lockerer. Der Blick auf die Uhr sagt mir, dass es mit den 4h wohl einigermaßen passen wird. Eine Bestzeit steht ja eh nicht zur Debatte. Bei Kilometer 39 gibt es eine Art Lebkuchen und einen Muscat. Leider ist der Lebkuchen doch ziemlich trocken, wiederum erweist sich mein Trinkrucksack als sehr hilfreich.

Nun geht es recht locker und vor allem flach auf Molsheim zu. Das Feld wird gefühlt wieder dichter, ich kann aber auch immer wieder andere Läufer überholen. Teilweise gibt es dabei ein Kopf an Kopf rennen. So fällt mir unter anderem immer wieder eine mit Schwimmente verkleidete Läuferin auf, kaum habe sie und ein paar andere Läufer überholt, setzt sie auch schon wieder zum Überholen an. Das Spiel wiederholt sich auf den letzten Kilometern dann gleich mehrfach. In Molsheim selbst geht es nochmal ganz wenig bergauf, zur letzten gastronomischen Versorgung ca. 700m vor dem Ziel. Der Crémant blubbert dann auch fröhlich bis ins Ziel im Magen – von den Schnittchen habe ich leider nichts gesehen, stattdessen gibt es nochmal von den trockenen Lebkuchen – keine Ahnung was hier schiefgelaufen ist.

Die letzten 500m ziehen sich noch etwas bis man endlich am Zielbogen in der Innenstadt von Molsheim ankommt. 4:01:16 lese ich als brutto ab. Marion wartet mit dem Rest der Familie bereits kurz hinter dem Ziel auf mich. Laut offizieller Ergebnisliste sind es dann 4:01:14 brutto – eine Nettangabe habe ich auf der Website bisher nicht gesehen, ebensowenig die angekündigten Urkunden als Download. Wie ich feststellen muss, gibt es diesmal auch keine besondere Ehrung für kostümierte Läufer, aber alleine des Spaßfaktors wegen hat sich die Verkleidung gelohnt, zumal es bis auf den Dreizack wenig zusätzliche Belastung bedeutet. Zwischenzeitlich hatte ich den Dreizack auch am Rucksack befestigt um ihn nicht ständig in der Hand halten zu müssen.

Im Rathaus hole ich mir noch mein Mittagessen ab, das ist beim Startgeld inklusive, wenn man vom Pfand für die Becher absieht – natürlich habe ich kein Kleingeld dabei, es stand davon auch nichts in der Ausschreibung. Dank Verkleidung bin ich ja gut erkennbar und darf mir auch so einen Becher mitnehmen. Vorher habe ich mir noch eine Massage gegönnt, das tut richtig gut, denn die Waden sind doch recht fertig nach dem Lauf. Beim Essen für die Unterstützer sieht es auch nicht ganz so toll aus – die Kasse für Bons ist vollständig überlastet durch die anstürmende Menschenmasse, das wirft kein gutes Licht auf die Organisation in diesem Bereich. Wie ich es mitbekomme, ist diese aber auch nicht in der Verantwortung des Veranstalters.

Nach einem Abstecher in der Dusche bin ich auch wieder halbwegs erfrischt und abgeschminkt – das Rinnsal aus der Dusche reicht leider nicht um richtig sauber zu werden. Da der Kinderwagen nicht in die Shuttlebusse passt, ohne unseren Jüngsten wecken zu müssen, trete ich mit Marion den Weg ans Auto zu Fuß an. Glen ist mit Oma und Nanou bereits aufgebrochen, da er müde ist. Die zwei Kilometer zum Auto im Gehtempo sind dann aber auch kein Problem mehr – ganz im Gegenteil, ich habe das Gefühl, dass mir dadurch einiges an Muskelkater erspart geblieben ist.

Fazit: Eigentlich ein schöner Lauf, den ich gerne einmal wieder laufen werde. Jedoch werde ich nicht noch einmal den Versuch unternehmen an jeder Station den Wein und die Spezialitäten zu verkosten. Das käme allenfalls in Frage wenn ich nicht alleine sondern in einer Gruppe unterwegs wäre.