Nach zwei Jahren Zwangspause gibt es wieder eine Rheintalquerung, die Veranstaltung ist ein eher privat organisiertes Laufevent, auch wenn der LT-Hemsbach den Lauf dieses Jahr etwas offizieller ausgeschrieben hat. Beim LT-Hemsbach geht es weniger um die Zeit als um die Strecke: Liebevoll werden die Mitglieder auch gerne einmal als „Marathon-Sammler“ bezeichnet und es gibt eine enge Kooperation mit dem 100 Marathon Club. Bei der Strecke ist alles beim Alten geblieben, Start in Leutershausen mit Ziel Bad Dürkheim. Hinter den Kulissen hat sich ein wenig etwas getan, ich habe diesmal zumindest die operative Planung angestoßen und begleitet, wobei das auch kein Hexenwerk war: Gruppe anschreiben, Terminfindungs-Werkzeug einrichten und dann natürlich auch dafür sorgen, dass zum Start alles bereit ist. Der Vorteil bei derartig kleinen Veranstaltungen mit Eigenverantwortung: Es braucht keine großartige Absperrung oder Auszeichnung der Strecke: GPS-Track vorher verteilen und beim Laufen immer die Regeln des Straßenverkehrs beachten. So einfach kann es sein. Dass derartige Bedingungen nichts für große und vor allem schnelle Wettkämpfe sind, ist auch klar.
Pünktlich um 8h sind alle vorab angemeldeten Läufer am Start in Leutershausen und sogar ein wenig mehr als das: Dietmar wird uns im Rahmen seines normalen Trainings nur bis Ilvesheim begleiten und dann wieder heimlaufen – aber in der Gruppe macht Laufen natürlich mehr Spaß. Die Strecke führt fast auf direktem Wege nach Heddesheim, hier gilt es mit den Brücken über Autobahn und Bahnstrecke die ersten Höhenmeter zu überwinden, wobei die Strecke insgesamt nur wenig Profil aufweist.
Heddesheim passieren wir am Rande, nach einigen Kurven und Straßenquerungen sind wir bereits wieder im Feld in Richtung Ilvesheim. Das Wetter ist zwar nicht kalt, aber es ist noch stark bewölkt, immerhin nicht wie Anfang der Woche noch ankündigt regnerisch. Ehe wir uns versehen haben wir auch die nächste Brücke genommen und finden uns auf der Zielgeraden zur ersten Versorgung: Kerzengerade geht es durchs Feld auf den VP zu.
Meine Partnerin Marion hat freundlicherweise die Fahrt mit dem Begleitfahrzeug übernommen – der Familienvan ist ein echtes Multitalent: Da die Kinder im Faschingsurlaub sind, haben wir jede Menge Platz. Nicht fehlen darf natürlich auch der legendäre „Energie-Riegel vom Blech“ – ein Schoko-Kuchen, den ich seit einigen Jahren zur Veranstaltung beisteuere – eine echt gehaltvolle Energiequelle. Auf die warten die ersten Läufer schon sehnsüchtig, als wir den VP erreichen. Mit dabei ist ab Ilvesheim auch Micha, die ganze Strecke war ihr noch suspekt, aber ab Ilvesheim und mit der Hintertür, bei Schwierigkeiten im Versorgungsfahrzeug mitfahren zu können, das erschien realistisch. So sind wir nunmehr auch kein reiner „Männerlauf“ mehr, gut, dass es da noch keine Quotenregelungen gibt ….
Der nächste Abschnitt ist mir wieder bestens vertraut: Immer am Neckarkanal entlang – ich freue mich schon wieder auf die Zeiten, wenn es etwas länger hell bleibt, dann werde ich auch mit meiner Trainingsgruppe die Strecke hier häufiger wieder einmal unter die Füße nehmen. Einen kurzen Foto-Stopp machen wir an der Schleuse in Feudenheim, insgesamt bleibt das Feld recht kompakt zusammen, aber bei 8 Teilnehmern mit ähnlicher Leidenschaft für lange Laufstrecken ist das ja auch ein wenig erwartungsgemäß. Nach dem Wechsel des Ufers geht es wieder einmal schnurgerade aus, vorbei am Fernmeldeturm und den Baustellen zur Neckar-Renaturierung. Abwechslung gibt es dann ab der Kurpfalzbrücke, entlang des Luisenrings streifen wir die Mannheimer Innenstadt mit ihren Quadraten. Dieser Abschnitt ist von der Umgebung sicherlich kein Highlight, denn der Ring ist stark befahren. Zusätzlich gibt es jede Menge Ampeln, aber die Strecke ist ja gerade mal einen Kilometer lang. Zudem wartet an der Akademiestraße bereits wieder Marion mit dem Versorgungsfahrzeug.
Nach kurzer Rast und einigen Bechern Tee laufen wir auch schon weiter – es folgt das längste Teilstück der Strecke. Hier gibt es schon initial etwas fürs Auge: es geht auf der Kurt-Schuhmacher-Brücke über den Rhein. Insgesamt ein Zeugnis der „autogerechten Stadt“ aus den 60er Jahren in herrlich trostloser Betonbauweise, die Wichtigkeit des Fußgängers, Läufers oder Radfahrers in diesem Konzept wird an diesem Bauwerk wieder einmal deutlich. Immerhin, die Strecke (auf der Straße und nicht nur auf dem Geh- und Radweg daneben) wurde lange Zeit auch für den Mannheimer Dämmermarathon genutzt. Am Ortsschild Ludwigshafen gibt es dann auch wieder einen Foto-Stopp: Immerhin fast die Hälfte der Strecke liegt hinter uns und wir haben Rheinland-Pfalz erreicht: Ab sofort ist also mit einem verstärkten Auftreten von Weinschorle und Weinprodukten zu rechnen.
Nach einigen Schwenks durch Ludwigshafen geht es auf die nächste lange Gerade – vom Zentrum geht es in Richtung Oggersheim. Immerhin gibt es begleitend zur breiten Ausfallstraße einen ordentlichen Rad- und Fußweg. An der Strecke liegt auch die BG-Klinik, für den Fall von Verletzungen wären wir also mit dieser Streckenführung auch gut aufgestellt. Dennoch zehrt die lange Gerade mit ihren rund 3,5km entlang der Autohäuser und Industrie etwas am Durchhaltevermögen. Da ist es gut, als endlich die Bebauung von Oggersheim erreicht ist, dabei fällt mir auf, dass ich in diesem Jahr gar nicht am Oggersheimer Berglauf teilgenommen habe – eine Terminüberschneidung gab es nicht und selbst wenn, wäre die Strecke ohnehin ohne Überschneidung gewesen. Man könnte natürlich einen Ultra daraus basteln, indem man beide kombiniert: Nach Oggersheim laufen, dort den Halbmarathon ablaufen und dann gemütlich weiter …. aber das ist schon vom rechtzeitigen Eintreffen her schwer zu kalkulieren, man will ja ggf. nicht lange am Start warten müssen oder gar dem Feld hinterher rennen, gute Zeiten wären auch nicht zu erwarten.
In Oggersheim selbst sehen wir, dass der Karnevalsumzug wohl gerade im Gange ist, einige Strecken sind abgesperrt, aber unsere geplante Laufroute ist davon nicht betroffen. Es wird gewitzelt, was wohl passiert, wenn wir in den Zug gekommen wären: Eine zusätzliche Zugnummer, soviel ist sicher, nur unter welchem Motto? Vorschläge sind unter anderem „die verschwitzten Läufer“. Problematisch wäre wohl, dass wir keine Bonbons in die Menge werfen würden, da wir die Energie selbst brauchen.
Es geht noch einige Kilometer durch die Bebauung, bevor wir wieder freies Feld erreichen. Die Strecke führt uns direkt nach Ruchheim. Wir bekommen einen ersten Eindruck, wie windig es geworden ist, immerhin schiebt der Wind aber auch die Wolken bei Seite. Es ist zwar immer noch bedeckt, aber es wird zusehends heller und in Richtung Süden tut sich sogar ein erster blauer Himmelsabschnitt hervor. Mit dem Erreichen des Bahnhofs der Rhein-Haardt-Bahn haben wir auch den längsten Streckenabschnitt gemeistert. Rund 35km stehen bereits zu Buche. Da kommt der Versorgungspunkt natürlich sehr gelegen. Einige Läufer meinen sogar, die Verpflegungspunkte mit dem reichhaltigen Angebot mit Kuchen, Käsewürfel und Co. wären der wichtigste Grund den Lauf mitzumachen. Ich schlage ja gleich mal vor, sich den Marathon du vignoble d’Alsace vorzumerken: Ein Marathon mit gastronomischer Versorgung und Weinverkostung.
Wir verlassen Ruchheim und es geht über die Felder in Richtung Maxdorf – hier bekommen wir den Wind erstmal so richtig zu spüren, es kostet stellenweise ganz ordentlich Kraft, sich ihm entgegen zu stellen. Es ist zwar nicht sonnig, aber meine Sonnenbrille erweist sich dennoch als praktisch, um aufgewirbelten Staub aus den Augen zu halten. Immerhin wird es in Maxdorf wieder etwas besser: Die Häuser schirmen den Wind recht gut ab. Auch gibt es wieder etwas mehr Kopfarbeit für die Strecke: damit wir nicht entlang der Hauptstraße laufen müssen, schlängeln wir uns durch die Nebenstraßen. Mittlerweile kenne ich die Abzweigungen recht gut, und auch im Stadtteil Birkenheide klappt es diesmal: Dort gibt es mehrere Alternativen der Strecke, meist sind wir die gelaufen, um Baustellenabschnitte zu vermeiden, aber es gab auch schon Läufe, an denen wir schlichtweg vergessen haben, rechtzeitig abzubiegen. In Maxdorf ist das nicht problematisch, so lange man die grobe Richtung beibehält führen fast alle Strecken zum letzten VP am Ortsrand von Birkenheide, von der Länge her gibt es minimal Unterschiede.
Das Feld hat sich etwas auseinander gezogen und wir müssen ein wenig länger warten, bis wieder alle zusammen sind. Nochmal frisch gestärkt geht es dann auf den letzten Abschnitt nach Bad Dürkheim. Ein großer Abschnitt führt dabei nochmal durchs freie Feld, dort bekommen wir den kräftigen Westwind sehr deutlich zu spüren. Es ist recht anstrengend gegen den starken Wind, dennoch erreichen wir immerhin noch fast 6 min/km, es scheint, als zieht uns die Aussicht auf Sauna und Essen magisch an. War der Abschnitt ab Ortseingang im Industriegebiet früher noch ein ödes Stück, so hat es sich mit dem Weg entlang des Seegrabens deutlich verbessert.
Mit der Unterquerung der Bahnlinie erreichen wir die Strecke des Weinstraßen-Marathons – wir laufen sie ein Stück weit gegen den Strich. Es geht nochmal entlang der ersten Weinberge langsam in die Bebauung. Schon bald kommt auch das Gradierwerk der Saline (heute als Luftkur-Maßnahme) in Sicht. Der markante Bau markiert im Groben unser Ziel für heute, allerdings laufen wir ihn nochmal vollständig entlang, um unterhalb des Michelsberg dann auch wirklich noch die Weinstraße auch ganz offiziell zu erreichen. Zu diesem Zeitpunkt liegen bereits mehr als die 42,195km für den Marathon hinter uns. Bis wir dann das Auto auf dem benachbarten Wurstmarkt-Parkplatz erreichen sind es sogar ein wenig mehr als 43km.
Zur Belohnung und Entspannung geht es dann noch in die Sauna, direkt am Salinarium. Ein Teil der Gruppe muss sich bereits wieder auf den Heimweg machen, das ist ein wenig schade. Es war in diesem Jahr nicht so kalt wie bei anderen Rheintalquerungen, dennoch taut man in der Sauna natürlich wieder deutlich auf. Aufgrund von Umbauarbeiten steht leider das Solebecken derzeit nicht zur Verfügung, das hätte sicherlich auch noch gut getan. Auch gut tut natürlich die Versorgung mit einem kühlen, alkoholfreien Weizenbier.
Zum krönenden Abschluss geht es ins Dürkheimer Riesenfass, eine recht bekannte Gaststätte, direkt am Wurstmarkt und der Weinstraße. Dort schaufeln wir dann die Kalorien des Laufs (und ggf. sogar ein paar mehr) wieder drauf. Nicht fehlen darf an dieser Stelle natürlich ein passender Weinschorle.
Insgesamt wieder eine nette, kleine Veranstaltung, auch wenn wir durchaus einmal mehr Teilnehmer waren. Vorgemerkt für das kommende Jahr ist der Lauf schon einmal – mal sehen wann er stattfindet.