Endlich Ferien, endlich Urlaub. Dieses Jahr geht es endlich nach Schweden. Geplant war der Urlaub bereits 2020 an Pfingsten. Wie wir alle wissen kam dann der Lockdown und die Reisebeschränkungen. Vom schwedischen „Sonderweg“ in der Pandemie einmal ganz zu schweigen. So haben wir diesen Urlaub bereits zweimal verschoben. Aufgrund der Schulpflicht haben wir ihn dann auch von Pfingsten in die Sommerferien verlegt. So können wir weiterhin drei Wochen Urlaub machen. Immerhin ist es ja doch ein Stück zu fahren.
Da wir vor Ort auch mobil sein wollen, gehen wir mit einem großen Gespann auf Reisen – wie bereits in die Bretagne nehmen wir für die Fahrräder und auch für unser doch recht umfangreiches Camping-Equipment kurzerhand den Anhänger mit. Noch können wir aufgrund der Kinder nicht so sparsam packen, dass der Van plus ein Gepäckträger für die Räder ausreichen würde. Und wenn man schon den Anhänger mitnimmt, dann kann man auch gleich etwas mehr Camping-Zubehör einpacken.
Es wäre zwar möglich die Strecke bis an die Fähre in Lübeck in einem Rutsch zu fahren, allerdings wollen wir ja nicht noch gestresster als wir ohnehin schon sind in Südschweden ankommen. Daher machen wir mehrere Stopps entlang der Strecke – so bleibt neben der Fahrerei auch noch genügend Zeit sich einige Dinge anzuschauen. Als erste Übernachtung haben wir Northeim ausgewählt. Das liegt etwa auf halber Strecke zwischen Kassel und Hannover. Die Strecke ist bis Frankfurt flach, danach geht es ins Mittelgebirge. Das macht sich auch deutlich beim Kraftstoff und bei der Geschwindigkeit bemerkbar. Zwar bin ich diesmal im Vergleich zum Bundesjugendlager 2006 besser motorisiert (bzw. habe bei gleicher Leistung weniger Gewicht), dennoch fällt an einigen Steigungen die Geschwindigkeit mit dem Anhänger im Schlepp merklich ab. Kurz vor dem Kirchheimer Dreieck wird es dann auch wirklich anstrengend zu fahren, viel Verkehr und langsame LKW, bei denen man nicht immer weiß ob man sie noch überholen kann oder soll.
Bis Northeim wird es dann auch wieder etwas flacher, wenn es auch hügelig bleibt. Den letzten Anstieg des Tages gibt es vor dem Campingplatz, immerhin ist er leicht zu finden. Der Zeltaufbau geht beim ersten Mal erfahrungsgemäß noch etwas schleppender, aber wir sind doch recht fix im Aufbau. Der Campingplatz ist nicht übermäßig stark belegt, wir können uns auf der Wiese einen beliebigen freien Platz aussuchen und auch das lange Gespann zu parken ist kein Problem.
Nicht weit von Northeim liegt Einbeck, bekannt als Ursprungsort für das Bockbier. Das geht eigentlich auf eine Veränderung des Wortstamms zurück, ursprünglich war es ein Ainpöckisch Bier, das dank Export nach Bayern zum Bockbier verschliffen wurde. Zudem ist die Stadt für ihr großes Oldtimer-Museum bekannt. Da es sehr umfangreich ist und wir bereits späten Nachmittag haben, belassen wir es bei einer Stadtbesichtigung. Vorher löschen wir noch den Durst unseres Kraffahrzeugs, dabei kommen wir passenderweise an einem Getränkehandel vorbei und decken uns gleich einmal mit einem Sortiment Einbecker Biere zur Verkostung ein.
In der Stadt gibt es einen Rundgang, der (wie sollte es anders sein) mit Bierfässern markiert ist. Bevor wir den Weg ablaufen, versorgen wir uns an einer Eisdiele mit Kalorieren – immerhin sind etwas mehr als 2km Rundweg zu bewältigen. Vom Marktplatz führt der Rundkurs an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten in der Altstadt vorbei. Zudem wird der historische Werdegang der Stadt kurz beschrieben, eine wichtige Rolle spielt dabei natürlich das Bier. Einige Aspekte kennen wir natürlich bereits aus den Nürnberger Felsenkellern. In Einbeck wurde allerdings reihum gebraut, die Braupfanne wurde durch den Stadtrat verwaltet und daher musste jedes Haus mit Braurecht entsprechend große Tore haben, damit die Pfanne überhaupt ins Haus gebracht werden konnte.
Auf dem Rückweg geht es auch wieder an der Saline „Salz der Helden“ vorbei. Das klingt definitiv danach, als dass ich dort einmal vorbei laufen müsste, am besten einen Ultramarathon durch die Saline. Zum Abendessen gibt es kurzerhand Nudeln mit Karotten und etwas Sahnesoße. Der Ausblick vom Campinplatz über den See bei Northeim ist nicht schlecht, auch wenn man die nahe Autobahn etwas hört. Es ist spät geworden bis die überdrehten Kids endlich im Schlafsack schlummern. Danach lassen wir den Tag mit der Verkostung der Bierspezialitäten aus Einbeck ausklingen.
Am nächsten Morgen lassen wir es gemütlich angehen, einen ersten Ausfall haben wir zu beklagen: Die angeblich haltbare Milch ist dennoch sauer geworden, immerhin habe ich sie nicht gleich ans Müsli gekippt. Es dauert dann noch ein wenig bis wir wieder alles verstaut haben – einige Dinge müssen noch ihren richtigen Platz finden damit sie leicht greifbar sind wenn man sie braucht. In Northeim besorgen wir noch Brötchen und etwas zu Essen für den Tag. Nachdem wir auf der Autobahn sind, tauschen wir auch einmal die Fahrer: Immerhin hat Marion diesmal ja auch die Möglichkeit das Gespann zu fahren, nachdem sie die Erweiterung auf B96 gemacht hat. So muss ich nicht die ganze Strecke fahren. Unser erstes Zwischenziel für den Tag lautet Celle.
Bis kurz nach Hannover sind wir noch auf der Autobahn, danach geht es weiter auf der Bundesstraße. Wir finden in der Nähe eines Sportplatzes einen passenden und noch dazu kostenfreien Parkplatz für unser Gespann. Ein Parkhaus wäre mit dem Anhänger nicht praktikabel. Zudem bietet die Tribüne am Sportplatz die Möglichkeit gemütlich und im Schatten das etwas verspätete Mittagessen zu machen.
Bis in die Altstadt ist es etwas zu laufen, aber das ist ja für uns kein großes Problem. Wir gehen am neuen Rathaus und am französischen Garten vorbei, dort befindet sich auch ein Forschungszentrum für Bienen. Ab dem Denkmal sind es nur noch wenige Schritte bis man direkt in der Altstadt steht. Die ist richtig hübsch und schön restauriert, viele alte Fachwerkhäuser gibt es zu bestaunen. Das Schloss schauen wir uns nur von außen an, eine Besichtigung wäre zwar reizvoll, aber dafür sollten die Kinder wohl etwas älter sein. So spazieren wir noch ein wenig durch den Stadtkern. Besonders praktisch ist der Trinkwasserspender, dort füllen wir unsere Wasserflaschen auf. Auf dem Weg zum ältesten Haus der Stadt gibt es noch eine Eisdiele mit ungewöhnlichen Eissorten, da müssen wir einfach einmal probieren, ich lasse mir „Ananas Thai Basilikum“ und „schwarzer Peter“ (schwarze Vanille mit Kirschstückchen) schmecken. Es gäbe noch einige weitere Sorten die mich echt einmal gereizt hätten, aber man kann ja nicht immer alles probieren.
Den Rückweg zum Auto machen wir zweigeteilt, die Kinder bleiben mit Marion am Spielplatz und ich mache eine kurze Laufeinheit (mit Sandalen) ans Auto um dann den Rest der Familie abzuholen. Nun ist es auch wieder an mir zu fahren. Einige Kilometer später wissen wir auch, dass es die richtige Wahl war. Nach Eschede (ja das ist der Ort des ICE-Unglücks, wie man auch unschwer an den ganzen Hinweisschildern erkennen kann), ist die Straße wegen Bergungsarbeiten voll gesperrt. Unser Navi hat schon vorher eine Umfahrung angekündigt, allerdings trauen wir dem Teil seit einigen kuriosen Routenführungen nur noch sehr bedingt. Daher fahren wir bis an die Sperrung heran und folgen dann den Einheimischen. Wir sind schon versucht, selbst in die Karten zu schauen, als das Navi dann scheints doch eine brauchbare und näherungsweise mit unseren Ideen übereinstimmende Route vorschlägt.
Es geht erst auf einen Waldparkplatz und dann weiter auf einem Forstweg. Es stehen auch keine Verbotsschilder und vor uns fährt ein Einheimischer. Der Weg erinnert uns recht bald an Strecken in Süd-Afrika. Größenteils fühlen wir uns an die Straße von Heidelberg nach De Hoop erinnert. Nur dass man hier mit dem eigenen Fahrzeug dann doch nicht 50km/h fährt. An einer Abzweigung wird es scheinbar auch dem Einheimischen zu bunt, und so wie es aussieht überlegt er umzudrehen. Ich bin da wenig zimperlich, auch wenn einige Stellen nun doch eher an Passagen aus dem Addo Elephant Park erinnern. Da muss man dann geschickt den etwas tieferen Schlaglöchern ausweichen, in Südafrika war es nur der Mietwagen, heute bin ich mit dem eigenen Fahrzeug plus Tandemachs-Anhänger unterwegs. Man braucht doch auch mal noch Herausforderungen – nur Autobahn und Stadtverkehr kann ja jeder. Zudem bereitet mir der sehr sandige und lose Untergrund etwas Sorge, aber solange man noch rollt kann ja nicht viel passieren. Nach rund 4km ist der Spuk auch vorbei und die Straße ist wieder befestigt. Auf dieser Seite des Abschnitts steht sogar ein Warnschild mit dem Hinweis „unbefestigte Straße“.
Der weitere Weg nach Lüneburg zieht sich dann über verschiedene Landstraßen etwas hin. Immerhin erreichen wir bei Lüneburg wieder eine Bundesstraße. Es geht wunderbar durch die Lüneburger Heide mit ihren Wäldern. So bekommt man immerhin deutlich mehr zu sehen als wenn man nur auf der Autobahn untewegs wäre.
Der Campingplatz bei Lüneburg ist recht einfach, aber für eine Nacht reich er mehr als aus. Der Zeltaufbau geht uns nun auch schon deutlich flüssiger von der Hand. Als Abendessen gibt es wieder Nudeln, diesmal mit einer abgewandelten Bolognese. So verschaffen wir auch die letzten Karotten, die wir noch mitgenommen haben.