Diese Pfingsten ist der erste große Urlaub des Jahres für uns. Als Ziel haben wir die Bretagne gewählt. Praktischerweise dürfen wir ein Ferienhaus der Verwandtschaft aus Cumières nutzen. Wir verbinden daher den Familienbesuch in Cumières mit dem Urlaub. Zudem teilt das die Strecke von rund 1200km schon einmal in zwei (ungleiche) Teile. Da wir gefühlt den gesamten Hausstand mitnehmen müssen, haben wir uns entschlossen, mit Anhänger zu reisen – immerhin ist er ja saniert und wartet nur auf sinnvolle Nutzung. Allerdings ist man natürlich auch limitiert was die Reisegeschwindigkeit betrifft – in Deutschland sind es 80km/h, in Frankreich auf Autobahnen und Schnellstraßen immerhin 90km/h.
Wir kommen mit etwas Verzögerung daheim los, da die Woche vor dem Urlaub nochmal vollgepackt war mit allerhand Aktionen – somit war es Essig mit ausreichend vorher packen. Immerhin habe ich mir Freitag den Vormittag schon frei genommen, damit wenigstens einige größere Sachen schon erledigt sind. Unter anderem die Fahrräder und den Fahrradanhänger packe ich schon mal auf den Anhänger. Dazu kommt dann noch einiges an Kindersicherung (z.B. ein Gitter für die Treppe im Feriendomizil). Gewichtsmäßig ist der Anhänger damit noch lange nicht ausgelastet, aber das Volumen passt recht gut.
Die erste Etappe bis Cumières mache ich mich vor allem mit dem neuen Gespann vertraut – unter anderem spannend: bei 80-90km/h mit Anhänger braucht der Peugeot 5008 nicht mehr Sprit als wenn man mit ca. 130km/h unterwegs ist. Insgesamt fährt sich das Gespann aber sehr entspannt – auch kleinere Steigungen steckt der Peugeot locker weg, an der etwas steileren muss ich dann aber doch schalten. Sehr praktisch sobald man auf der Autobahn ist: Tempomat einschalten und laufen lassen – das vermeidet in der Regel auch unschöne Strafzettel. Bis Cumières machen wir immer einmal wieder einen Stopp für den Nachwuchs. Die Autobahnparkplätze in Frankreich sind recht gut gepflegt. Wir nehmen die Maut in Kauf, denn die Preise sind erträglich und es ist wesentlich angenehmer zu fahren, vor allem mit dem langen Gespann. Der letzte Abschnitt auf den Landstraßen lässt sich ebenfalls recht gut fahren. Einzig das rückwärts Einparken muss ich noch etwas üben – aber mit Geduld bekomme ich sowohl das Drehen des Gespanns als auch das Rangieren in den Hof hin. Insgesamt waren wir fast 6h unterwegs, ein Ausblick auf den kommenden Tag.
Nach einem Besuch bei Marions Großmutter essen gemütlich zu Abend bei René und Bernadette. Unter anderem verkosten wir natürlich auch etwas vom Schampus, wenn man schon mal in der Champagne ist. Marion darf leider noch nicht – um so mehr bleibt bei mir hängen, bis wir Abends ins Bett fallen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück und dem Verladen der Koffer geht es los, immer gen Westen. Der Anfang der Strecke ist dabei noch einmal eine echte Herausforderung – auf den kleinen Landstraßen geht es teilweise richtig steil bergauf – die Verbrauchsanzeige bricht gefühlt sämtliche Rekorde – den Anstieg zum Denkmal von Papst Urban II muss ich sogar bis in den zweiten Gang runterschalten. Immerhin sind wir bald danach auf der Autobahn – dort pegelt sich der Verbrauch dann auch wieder ein. Zu meiner Zufriedenheit kommt die prognostizierte Restreichweite irgendwann auch deutlich über die verbleibende Reststrecke. Wieder machen wir regelmäßig Pausen für den Nachwuchs und auch den Fahrer. Immerhin bringt die Fahrt bei Paris etwas Abwechslung, mit häufigen Spurwechseln und Abzweigungen bin ich gut beschäftigt – das integrierte Navi hält uns auf Kurs.
Danach wird es wieder reichlich langweilig – immerhin begleiten uns ab Le Mans jede Menge Motorradfahrer, die von einer Veranstaltung zurück fahren – zu diesem Spektakel stehen auch viele Leute an den Brücken und winken. Dennoch zieht sich die Strecke scheints endlos hin. Ab Vitré gibt es keine Autobahn mehr, aber die Route Nationale ist durchgängig als Schnellstraße ausgebaut. In Rennes gibt es eine kurze Unterbrechung, aber nach dem Industriegebiet beginnt gleich wieder die Schnellstraße. Es wird langsam spät, aber der Nachwuchs schlummert gerade seelig auf der Rückbank – daher fahren wir einfach weiter. Kurz vor Josselin wird es dann auf den Rücksitzen wieder lebhafter.
Wir fahren in Josselin ab, um etwas zu Essen zu suchen, der Versuch uns von unserem Navi zu einer Crêperie führen zu lassen treibt skurile Blüten: Es geht mitten durch die Altstadt, das Kartenmaterial kennt aber komischerweise die Fußgängerzone nicht und erst recht nicht die aktuelle Großbaustelle mit ihren vielen Sperrungen. Da es sich mit dem gesamten Gespann sehr unhandlich manövriert, steuern wir kurzerhand den ausgewiesen Parkplatz für Camper an. Dort ist genügend Platz, noch dazu ist er kostenlos. Nach dem Abhängen ist das Auto gleich mal viel handlicher, wir kommen zwar nicht viel weiter, aber wir können uns auf einen der innerstädtischen Parkplätze stellen. Lustigerweise erinnert uns dieser prompt an die Heimat. Es ist der Platz der Partnerschaft mit Alzey. So ganz ohne Verweise in die (Kur-)Pfalz kommt man eben doch nicht durch den Urlaub.
Josselin ist ein echt schmuckes Städtchen mit einer großen Kirche und einem sehr malerisch gelegenen Schloss – wir stolpern etwas durch die Baustelle, finden dann aber eine Gaststätte direkt am Flussufer mit herrlichem Blick auf das Schloss – mit der untergehenden Sonne wird der Anblick nochmal schöner. Das Restaurant kann man echt empfehlen, es geht alles etwas gemütlicher zu, aber wir sind ja im Urlaub (wenn da nicht das Wissen wäre, dass noch 160km zu fahren sind …). Nach dem Essen gibt es einen Verdauungsspaziergang den Berg hinauf ans Auto (man könnte hier gut für den Marathon an der Weinstraße oder auch für die Napoleon-Gerade der Ulmer Laufnacht trainieren). Danach den Anhänger abholen und wenige Minuten später sind wir wieder auf der Schnellstraße.
Diese führt vorbei an Lorient (mal wieder etwas Abwechslung, ein Schnellstraßen-Dreieck mit Spurwechsel), weiter bis Quimper. Ab dort wird die Straßenführung spannender – zwar immer noch vielfach Schnellstraße, aber immer wieder unterbrochen durch Kreisverkehre. Die sind aber entsprechend großzügig angelegt und auch mit dem Gespann gut zu bewältigen. Ab Pont-l’Abbé wird es dann noch schmaler. Wir verpassen eine Abzweigung und die Alternativ-Route ist dann doch sehr eng – noch dazu ist es nun auch richtig dunkel, man sieht vom Anhänger also noch weniger. Zudem finden sich in den ganzen Ortsdurchfahrten nun immer wieder Verkehrsberuhigungen, also absichtliche Buckel auf der Straße. Bei denen muss man jedesmal besonders vorsichtig sein, damit der Anhänger nicht versehentlich aufsetzt. Zum Abschluss geht es noch über eine Route Communale – eine Schuckelpiste sonders Gleichen erst am Ortseingang von Léchiagat wird es besser. Ich denke mit Graußen an das Ganze Gepäck auf dem Anhänger, so viel Geschüttel hatte ich nicht vorgesehen.
Es ist halb zwölf in der Nacht als wir das Ferienhaus erreichen, aber praktischerweise wartet ja niemand auf uns. Glen ist mit Yann auf den letzten Kilometern (wahrscheinlich auf der Schüttelpiste) eingeschlafen. Wir nutzen es und räumen schon einmal das Notwendigste ins Haus, bevor wir die Kinder vom Auto ins Bett umtopfen. Es ist kurz nach Mitternacht als auch ich endlich ins Bett falle – etwas mehr als 800km mit Anhänger, das schlaucht doch etwas. Mal überlegen ob man beim nächsten Mal vielleicht doch eher drei Etappen macht, oder den Anhänger daheim lässt. Immerhin ist das Ferienhaus sehr gut ausgestattet – selbst Fahrräder sind vor Ort in ausreichender Zahl vorhanden.