Nach nur einer Nacht in De Zekoe (wie wir nun wissen der lokale Name für Nilpferd) heißt es schon wieder weiter fahren. Die Nacht in der Holzhütte war eigentlich toll, nur Yann ist total verstochen von irgendwelchen Insekten. Wir sind uns nicht ganz sicher, was für Biester das waren. Zumal wir sonst nicht gestochen wurden, wobei das bei mir erfahrungsgemäß nichts zu heißen hat: Um mich rum kann das wildeste Schnakennest vorhanden sein, irgendwie schmecke ich wohl nicht besonders lecker. Ich tippe einmal auf den erhöhten Laktatgehalt des Läuferblutes….
Für den Tag ist die längste Fahrstrecke angesetzt – Ziel ist das De Hoop Nature Reserve, laut Roadbook (das wir ja immer noch nicht in voller Pracht erhalten haben) um die 300km. Damit den Kindern nicht übermäßig langweilig wird, machen wir noch einen Halt an der Cango Wildlife Ranch. Das ist ein wenig eine Kombination aus Zoo und Erlebnispark mit Führung. Recht nett gemacht und die Erläuterungen des Guides sind sehr ausführlich und gut nachvollziehbar. Wobei wir durchaus merken, dass wir uns in einem Gebiet befinden, in dem vorwiegend Afrikaans gesprochen wird und English eine eher untergeordnete Rolle spielt. Der Einschlag ist deutlich hörbar.
Gezeigt werden unter anderem Flughunde, Geier und Krokodile. Zum Abschluss geht es noch durch die Katzen-Abteilung: Löwe, Gepard, Leopard und Tiger (dieser ist nicht in Südafrika heimisch, aber als Teil eines Zuchtprogramms hier untergebracht). Für unseren Nachwuchs gibt es dann nochmal die Möglichkeit, sich auf dem Spielplatz ordentlich auszutoben. Yann wirft sich theatralisch beim Gehen aus Protest auf den Boden und erntet noch ein ordentliches Veilchen auf der Stirn, zusätzlich zu den zahlreichen Mückenstichen.
Es ist kurz nach zwölf, als wir in Oudtshoorn losfahren, heute ist Marion an der Reihe, einmal Kilometer zu schrubben. Wir fahren auf der gut ausgebauten R62 in Richtung Calitzdorp und Ladismith. Anfänglich ist das Gelände um uns herum noch wüstenähnlich und flach, wird aber mit der Zeit immer hügeliger und schließlich richtig bergig. In Ladismith drehen wir eine kleine Runde, da wir die Abzweigung verpassen und außerdem auf der Suche nach einem Supermarkt für das Abendessen sind. Leider hat in dem kleinen Ort nicht wirklich etwas geöffnet. Auf dem Weg weiter in Richtung Barrydale machen wir an einem der Picknick-Halte unsere Mittagspause – nicht unbedingt attraktiv so direkt neben der Straße, aber immerhin gibt es ein schattenspendendes Dach. Das Wetter ist noch trocken, aber in der Ferne sehen wir bereits tiefe Wolken hängen.
In Barrydale versuchen wir erneut unser Glück, einen Supermarkt zu finden, der auch am Sonntag geöffnet hat. Aber der Ort hat schon fast die Bordsteine hochgeklappt, so ruhig ist es dort am Sonntag. Immerhin liegen mittlerweile bereits rund 150km hinter uns, also knapp Halbzeit. Nach Barrydale wird die Strecke interessanter, wir fahren über den malerischen Tradouw-Pass. Sehr kurvig, leider haben wir am Anfang noch eine ältere Fahrerin vor uns, die besonders vorsichtig fährt – so schleichen wir teilweise um die Kurven, bis sich endlich eine Überholmöglichkeit bietet. Am Ende des Passes weichen wir von der vorgeschlagenen Route etwas ab und fahren nach Heidelberg. Dabei kommt Marion zum ersten Mal in den Genuss ein längeres Stück Schotterstrecke zu fahren. Das macht um so mehr Freude, denn seit Barrisdale hat es angefangen zu regnen. Wir befinden uns nun auf der Meerseite der Bergkette, die Wolken regnen sich hier also nochmals gründlich ab. Allerdings muss man auch sagen, dass die Strecke kein Vergleich ist zum Addo Elephant Park – sie ist deutlich gepflegter und man kann sie durchaus mit 60km/h befahren.
Heidelberg ist ein netter kleiner Ort, vor allen Dingen finden wir endlich einen Supermarkt, um die Zutaten fürs Abendessen zu kaufen. Da wir noch Grillanzünder und Kohle im Überfluss haben, wollen wir nochmals grillen. Also packe ich lokale Bratwurst und Schweinebauch in den Einkaufskorb. Ein Kühlregal wie bei uns kennt man hier nicht, was gekühlt werden muss, wird grundsätzlich maximal gekühlt, die Bratwurst und das Fleisch sind daher noch ordentlich gefrostet, als ich sie einlade. Zusätzlich noch einen Schwung Nudeln und Tomaten aus der Dose.
Ab Heidelberg geht es dann wieder weiter auf der N2 in Richtung Swellendam, das Wetter hat sich gut eingeregnet – wie wir bei einigen Pinkelstopps bereits gesehen haben, ist von der weißen Farbe des Mietwagens nicht mehr viel sichtbar: rundherum ist er ordentlich matchig bräunlich. Gut, dass wir an der Tankstelle in Swellendam den üblichen Service erhalten: Das Fahrzeug wird nicht nur betankt, es gibt auch immer eine Scheibenreinigung mit dazu, bei uns diesmal sogar einen ordentlichen Guß Wasser, um den Schmutz etwas abzuspülen.
Wenige Kilometer hinter Swellendam ist eine Abzweigung im Roadbook beschrieben, nach Spitskop, die man nehmen soll. Ich bin mir anhand der Offlinekarte recht sicher, wann wir abbiegen müssen, allerdings steht kein Schild an der Abzweigung und es ist eine Schotterpiste. Nachdem wir angehalten haben und uns vergewissert haben, dass es wohl doch diese Abzweigung sein muss (um nicht noch mehr Umweg zu fahren indem, wir erst Bredasdorp ansteuern) drehen wir um. Aus der anderen Richtung ist die Abzweigung dann auch bestens beschildert. Nun folgen fast 50km Schotterpiste. Zwischenzeitlich überholen uns noch zwei etwas besser ausgestatte Geländefahrzeuge. Die kommen mit der Schotterpiste nochmals deutlich besser zurecht als unser Mietwagen. Wir sehen fast die gesamte Strecke über einen wunderschönen Regenbogen. Allerdings wird es auch langsam dunkel und wir fragen uns, ob es am Reservat eine Schließzeit gibt.
Am Eingang zum Schutzgebiet treffen wir die beiden Geländewagen wieder – sie sind nur wenige Minuten vor uns eingetroffen. Die Registrierung ist flott erledigt und es geht weiter zur Rezeption, nochmal runde 8km geht es auf der Schotterpiste weiter. Es ist schon recht dunkel, aber wir erkennen rechts und links der Strecke noch eine Reihe von Buntebocks. Nach dem Checkin sind es dann nur noch wenige hundert Meter bis zu unserer Cottage. Diesmal aus Stein und etwas unpraktischer in der Aufteilung für eine Familie mit Kleinkind: Es gibt zwei getrennte Schlafzimmer, und kein geeignetes Bett für Yann. Zudem möchte Glen nicht alleine schlafen. Kurzerhand wandert Papa aus und die Kinder schlafen bei Mama im Ehebett. Zum Abendessen schmeiße ich dann noch den Grill an, das geht mit dem Grillanzünder recht fix. Während wir die Bratwurst essen lege ich den Schweinbauch auf den Grill, der ist immer noch halb gefroren. Leider bin ich recht gut beschäftigt, bis ich wieder nach dem Fleisch sehen kann. In der Zwischenzeit hat sich der Fettrand selbst entzündet (eine Einstellmöglichkeit für die Grill in Sachen Abstand zu Glut gibt es leider nicht). Immerhin ist das Fleisch jetzt sicherlich nicht mehr gefroren und immer noch genießbar (viel länger hätte ich aber wirklich nicht warten sollen).
Der Montag beginnt wie der Sonntag geendet hat – reichlich wolkenverhangen. Da es bis zum Restaurant nicht weit ist, laufe ich mit Glen. Marion und Yann nehmen ob des Wetters das Auto. Das Frühstück ist wie immer super reichlich. Ich verzichte diesmal sogar freiwillig auf die Eier. Während wir frühstücken, fängt es an zu regnen. Später an der Rezeption erfahren wir, dass es gegen Mittag besser werden soll. Zudem holen wir uns einige Informationen, was wir denn machen könnten. Die Mountainbike-Touren scheiden mangels Kindersitzen oder Fahrradanhängern leider aus. Wir entscheiden uns für einen Vorschlag einer verkürzten Wanderung entlang des Deltas des Saltrivers. Allerdings warten wir erst einmal den Regen noch etwas ab und Yann macht ein wenig vorgezogenen Mittagschlaf.
Die Wanderung starten wir dann kurz vor Mittag. Wir bekommen etliche Buntebock aus nächster Nähe zu Gesicht, zudem frei lebende Strauße. Da die Karte nicht sonderlich präzise ist, und die Beschilderung nicht gerade üppig, landen wir am Ende doch auf der etwas längeren Schleife mit rund 3km. Aber das macht nichts, wir haben etwas zum Essen eingepackt und machen am Flußufer ein Picknick. Derart gestärkt klappt es dann auch mit den letzten anderthalb Kilometern bis zurück an unser Domizil. Mit Hin- und Rückweg zum Trail haben wir wohl etwas um die 5km zurück gelegt. Der Pfad führt immer schön an der Steilküste des Deltas entlang. Auf und im Fluß sehen wir unter anderem Pelikane und Flamingos.
Am Nachmittag machen wir uns dann auf den Weg nach Koppie Alleen – einem Punkt an der Küste. Hier bietet sich ein weiteres Bild des Reservats: riesige Sanddünen türmen sich am Rande des Meeres auf. Wir besuchen den Strand und bekommen bei Ebbe auch die Gezeiten-Becken zu Gesicht. Es handelt sich hierbei um ausgespülte Steine, welche bei Hochwasser vollständig überflutet sind. Bei Niedrigwasser sind die Pools vom Meer abgetrennt, da härtere Anteile des Gesteins noch nicht verwittert sind. Ich nutze die Gelegenheit einmal kurz in den indischen Ozean einzusteigen. Die Temperatur ist erträglich aber lädt nicht wirklich zum Baden ein. Der Rückweg zum Auto bietet dann eine besondere Trainingseinheit: Strandwandern mit Kind auf den Schultern. Recht anstrengend muss ich schon sagen. Aber wahrscheinlich kein Vergleich zu dem was mich am kommenden Samstag in Kappstadt erwartet.
Da es im Reservat keine Einkaufsmöglichkeit gibt, und wir nicht bis in den nächsten Ort rund 35km entfernt fahren wollten, essen wir am Abend im Restaurant des Reservats. Es gibt verschiedene Menüs zur Auswahl, sehr lecker zubereitet. Dazu gönnen wir uns einen Wein, denn wir müssen ja nur rund 800m bis zur Cottage laufen. Die Weinempfehlung aus der Region ist sehr angenehm: ein Weißwein mit sehr viel Charakter. Preislich ist die Flasche aber noch immer recht günstig, selbst für uns, die wir regelmäßig günstig auf der Weinmesse in Strasbourg einkaufen.