In der Nacht gibt es nochmal einen kräftigen Regenschauer und wir kommen somit erst gegen neun Uhr in der Frühe aus den Federn. Aber es ist ja Urlaub, wenn da nicht noch der Zeltabbau gewesen wäre. Unsere nervigen Nachbarn versuchen es mit Kinderbespassung, das geht halbwegs gut (und mir ziemlich gegen den Strich), allerdings fehlen uns damit auch zwei Paar Hände beim Abbau. Das zieht sich somit nochmal deutlich länger bis endlich alles verstaut ist und wir ein Frühstück zu uns genommen haben. Da wir noch Duschgeld aufgeladen haben und ohnehin ziemlich durchgeschwitzt sind, machen wir noch einen Abstecher in der Dusche. Dabei stellen wir fest, dass mittlerweile Nebensaison ist und somit die Rezeption nur bis elf Uhr besetzt ist. Marion kann es dann aber doch noch klären und so kommen wir um kurz vor zwölf endlich auf die Straße.
Wir fahren in Richtung Byrums Raukar bei Byrums Sandvik, das sind besondere Steinformen an der Küste. Dort dürfen wir erst mal ein wenig Parkplatz-Tetris spielen, aber wir finden noch einen Stellplatz für das ganze Gespann, noch dazu kostenfrei. Dafür muss man nur einige hundert Meter zu Fuß gehen, bis man am Strand mit diesen imposanten Steinformationen ist. Wir spazieren einmal das gesamte Naturschutzgebiet am Strand ab. Am Ende kommen wir an einer mir bekannten Stelle der Strecke vom 80km Lauf heraus. Die Felsformationen habe ich beim Laufen leider nicht zu Gesicht bekommen, ich bin allerdings auch froh, dass dem nicht so ist. Denn den Trail wollte ich nur bedingt laufen, wenn man danach noch mehr als 50km vor sich hat, der Ho-chi-Min-Pfad in Biel ist da noch gut zu laufen im Vergleich.
Nun machen wir erst einmal ordentlich Strecke, dabei stellen wir fest, dass wir trotz Anhängerbetrieb recht sparsam unterwegs waren – mehr als 1000km seit dem letzten Tankstopp. Allerdings habe ich etwas Zweifel, ob wir beim letzten Tanken auch wirklich den Zähler zurück gesetzt haben, denn so wirklich kann es eigentlich nicht passen. Immerhin haben wir ja auch noch ordentlich Restreichweite – das reicht mit Anhänger auf alle Fälle noch bis aufs Festland, denn auf der Insel ist der Diesel nochmal etwas teurer, als er es ohnehin in Schweden und vor allem derzeit schon ist. Unser nächstes Zwischenziel ist Borgholm mit dem bekannten Schloss bzw. dessen Ruine.
Wir fahren natürlich nicht den Parkplatz direkt am Schloss an, ich erwarte, dass wir dort ohnehin keinen passenden Stellplatz finden werden. Stattdessen parken wir etwas unterhalb des Schloss an einem Sportplatz. Auch dieser ist wieder kostenfrei. Bevor wir den Aufstieg auf die Klippe wagen, gibt es nochmal ein Picknick zum verspäteten Mittagessen. Der Weg zum Schloss führt uns durch den unterhalb liegenden Wald. Das ist sehr angenehm und wenn man die Treppen bezwungen hat steht man direkt vor dem Schloss. Die Eintrittspreise sind moderat, rund 10 EUR pro Erwachsenen und die Kinder sind kostenfrei. Was mir positiv auffällt: auch hier hat man sich etwas für die Kinder einfallen lassen: Es gibt ein Knobelspiel bei dem man verschiedene Buchstaben an verschiedenen Punkten der Ruine finden muss. So erhält man am Ende ein Lösungswort und kann damit die Schatztruhe im Besucherzentrum öffnen.
Das Schloss ist wirklich beeindruckend, wenn auch nur als Ruine erhalten. Es ist gefühlt sehr groß und man könnte ohne Probleme wohl einen halben Tag oder sogar etwas mehr dort zubringen bis man alles erkundet hat. Es gibt auch eine App mit verschiedenen Punkten zu Besichtigung, die moderne Form des Audio-Guide. Angeblich auch auf deutsch, aber als wir es probieren dann doch nur in Englisch, das macht es für die Kids natürlich weniger interessant zum Zuhören. So hören wir uns die nur sporadisch an und werden uns die Audio-Kommentare später anhören.
Gerade noch rechtzeitig vor Torschluss erreichen wir das Besucherzentrum und können das Lösungswort an der Schatztruhe eingeben: Für die erfolgreiche Suche gibt es je eine Schokomünze. Wir wählen den zweiten möglichen Weg zurück zum Auto, so bekommen wir auch noch eine etwas andere Perspektive auf die Ruine. Da es bereits recht spät ist, bis wir wieder am Auto sind, verschieben wir unsere Weiterfahrt und suchen den nächsten Campingplatz, das ist noch nicht einmal wirklich weit. Direkt am Stadtstrand und Schwimmbad in Borgholm ist ein Campingplatz. Der ist vergleichsweise groß und auch etwas teurer aber immer noch erträglich. Zudem haben wir nette schwedische Nachbarn – wir haben bis in den späten Abend hinein eine musikalische Unterhaltung mit den verschiedensten Musikrichtungen, von Hardrock bis schwedischer Schlager. Damit habe ich wenig Probleme.
Der nächste Tag ist wieder ein eher klassischer Reise- bzw. Fahrtag: Wir haben uns Kalmar als nächstes Ziel gesetzt. Den Süden Ölands lassen wir aus, somit haben wir einen Grund einmal wieder zu kommen (vielleicht ja für die vollständige Lighthouse Challenge, dann ist der Süden gleich mit dabei). Zudem müssen wir verschiedene Vorräte wieder auffüllen, das geht auf dem Festland deutlich besser als auf der Insel. Unter anderem statte ich dem örtlichen Bauhaus einen Besuch ab, um etwas Waschbenzin für meinen Bezinkocher zu kaufen. Offiziell läuft der zwar auch mit Diesel aber das habe ich bisher nicht wirklich sicher hinbekommen. Früher war das auch kein Problem, einfach an der Tankstelle beim Auftanken auch den Tank des Brenners auffüllen, nur ist der Familienvan eben kein Beziner sondern ein Diesel. Ich muss mir einmal die Zeit nehmen und das Betreiben des Brenners mit Diesel bzw. Petroleum zu üben, alternativ nehmen wir wohl nächstes Mal einen Reservekanister Benzin mit. Die Preise für das Waschbenzin sind nämlich doch recht happig – fast 5 EUR/Liter. Zudem mache ich natürlich einen kurzen Gang durchs Bauhaus, einfach mal schauen, wie es in anderen Ländern ausschaut. Unter anderem stelle ich natürlich Unterschiede bei einigen Dingen fest, die hier einfach traditionell anders oder umfangreicher sind. Einen Sauna-Anteil habe ich in einem deutschen Bauhaus bisher nicht gesehen. Aber es gibt natürlich auch genügend Gemeinsamkeiten und identische Artikel, teilweise sogar mit deutscher Beschriftung.
Da direkt gegenüber auch ein IKEA ist, schauen wir uns den auch einmal vergleichsweise an. Das Restaurant kommt uns dann doch recht gelegen, so lösen wir das Problem des Mittagessens. Danach machen wir uns wieder auf in die Stadt. Bereits beim Vorbeifahren haben wir mitbekommen, dass am Wochenende der Ironman stattfindet. Das sorgt für einige Umleitungen, aber wir kommen recht gut durch. Am Hafen haben wir diesmal kein Glück, es gibt keinen passenden Stellplatz für unser Gespann. Dafür finden wir einen Parkplatz weiter und näher an der Stadtmauer einen passenden Platz.
Wir spazieren etwas durch die Altstadt und schauen uns auch die Domkirche im Zentrum an, das hatte beim letzten Besuch nicht geklappt. Sehr beeindruckend und vor allem vergleichsweise hell im Inneren, ich habe derartige Kathedralen eigentlich immer recht düster in Erinnerung. Auf dem Platz davor ist bereits der Zieleinlauf für den Ironman aufgebaut, erst wundere ich mich ein wenig: So viel Vorlauf und Absperrung? Aber dann klärt sich die Sache recht schnell: Es gibt heute den Kalmar Mini Tri, also einen Freizeit- bzw. Fitness-Triathlon. 520m Schwimmen, 18km Radfahren und 4,2km Laufen. Schade, dass ich es nicht früher mitbekommen habe, sonst wäre ich ja versucht gewesen, das Ding einfach einmal mitzumachen. Bei derartigen Veranstaltungen brauche ich auch nicht zwingend ein Rennrad, ich hätte alles dabei gehabt. Der Start ist um 18h, bis dahin wollen wir aber dem Verkehrschaos mit den ganzen Sperrungen entronnen sein.
Wir machen noch einen Abstecher an das historische Stadttor und den Wasserturm. Auch die Kids bekommen nochmal die Chance sich auf dem Spielplatz auszutoben bevor wir Richtung Campingplatz fahren. Das ist auch nicht mehr all zu weit, noch nicht einmal 20km außerhalb von Kalmar. Der Campingplatz ist recht nett, und uns fällt um so mehr auf, dass die Schweden schon bald wieder Schule haben und auch die nördlichen Bundesländer schon am Ferienende angelagt sind. Es wimmelt gefühlt vor deutschen und vor allem süddeutschen Fahrzeugen auf dem Campingplatz. Auch einige Kurpfälzer sind vertreten. Der Zeltaufbau geht mittlerweile echt fix, was auch daran liegt, dass wir diesmal Glück mit dem Untergrund haben: die Heringe lassen sich ohne größere Mühen in den Boden treiben. Zum Abendessen gibt es mal wieder Nudeln, diesmal mit Sahne-Speck-Möhren-Soße.