Dämmermarathon Mannheim

Der Rennsteiglauf liegt zwei Wochen zurück und schon geht es weiter mit dem nächsten Wettkampf. Der SAP-Arena-Marathon in Mannheim. Ehemals hieß der Lauf auch MLP-Marathon, aber der Finanzdienstleister hatte nur einen Werbevertrag für 10 Jahre, den er nicht verlängert hat. Nicht verändert wurde hingegen das Konzept des Dämmermarathons – gestartet wird in den Abend hinein.

Da der Lauf direkt vor der Haustüre stattfindet entfällt die Anfahrt. Meine Eltern sind in Urlaub und ich muss ohnehin dort zweimal täglich vorbei um unsere Katze zu füttern – also richte ich mir die Wohnung als Basis ein – hat auch den Vorteil dass man nachts nach dem Zieleinlauf nicht mehr lange nach einer passenden Bahn Ausschau halten muss um wieder nach Hause zu kommen.

Für mich steht der Lauf gar nicht im Sinne eines Wettkampfes auf dem Programm, denn in zwei Wochen findet in Biel der 100km Lauf statt, den ich dieses Jahr nachholen will (letztes Jahr fiel er ja bekanntlich ins Elbehochwasser). Aber da unsere Laufabteilung/Triathlon wieder eine der Wasserstationen besetzt gab es als Dankeschön einige Freistarts. Ich habe lange überlegt und mich erst kurz vor Ablauf der Frist gemeldet, als klar war, dass sonst keiner mehr teilnehmen möchte – aber verfallen lassen muss man das Angebot ja nun wirklich nicht. Außerdem: Wann hat man die Chance zu einem Training mit Versorgung direkt an der Strecke, Zuschauern und allem was dazu gehört? Noch dazu gibt es etwas reizvolles an dem Lauf: Mit dem neuen Veranstalter wurde die Strecke angepasst – die sieht interessant aus, auch weil einige etwas öde Teil wegfallen.

Somit ist von vorneherein klar: Das soll keine Bestzeit werden, sondern einfach eine lange Trainingseinheit. Ich stelle mich daher in den Startblock mit den Pacemakern 4:00h bzw. sogar hinter den Pacemaker 4:15 wie sich kurz vor dem Start ergibt. Die Position ist sowieso ungefähr die, an der ich bisher jedesmal gestartet, wenn ich teilgenommen habe und nicht in einer Staffel war. Es ist nun schon sieben Jahre her, das meine Lauferei mit der Teilnahme an einer 4er Staffel am Dämmermarathon ihren Anfang nahm.

Genug der Romantik und Nostalgie, der Startschuss ist gefallen und es tut sich … nichts, gefühlt dauert es eine halbe Ewigkeit, bis der Pulk sich überhaupt in Bewegung setzt. Die Stimmung an der Strecke ist gut, auch wenn der Moderator einige Leute wiederholt auffordern muss, doch etwas beizutragen und die Hände aus den Hosentaschen zu nehmen. Bereits als wir den Friedrichsplatz verlassen und auf die Augusta-Anlage einbiegen merke ich: So langsam wie mein Umfeld kann ich gar nicht laufen – das ist nicht entspannt sondern nur noch verkrampft für mich … also überhole ich den Pacemaker für 4:15h noch vor dem ersten Kilometerschild und lasse mich in ein Tempo fallen bei dem ich mich wohlfühle. Es ist irgendwie ein komisches Gefühl keine direkte Zeitvorgabe zu haben und sich daher etwas mehr auf die Strecke und das drum herum konzentrieren zu können.

Eigentlich erwarte ich Marion zum Fotografieren auf Höhe des Carl-Benz-Stadions bei ca. 2km. Ich ordne mich daher rechts ein, wie abgesprochen, als wir die Augusta-Anlage verlassen und in einer langen rechts-links-Kombination Kurs auf Neuostheim nehmen. Leider sehe ich Marion nicht an der Strecke, aber das Feld ist auch noch verdammt dicht und ständig zischen noch Läufer rechts und links an einem vorbei. So recht im Feld angekommen bin ich auch noch nicht, ich überhole immer noch einige. In Neuostheim wohnen Nico’s Eltern – sie stehen auf dem Balkon … ein kurzer Ruf und die Anfeuerungsrufe werden nochmal lauter – Danke dafür. Ich mache mir einen Knoten in den Hinterkopf nächstes Mal vorher Bescheid zu geben, vielleicht klappt es dann mit einem Foto. Das ist ein gutes Stichwort – ich schreibe während des Laufens Marion eine SMS, damit sie weiter zum nächsten Fotopunkt ziehen kann und nicht mehr vergeblich auf mich wartet.

Noch sind wir auf alt bekannter Strecke, es geht entlang des Flughafens durch Neuostheim, in Richtung Seckenheim, nach der Unterquerung der Bundesstraße folgt eine lange Gerade vorbei am Industriegebiet und der DHBW. Dort stehen auch noch reichlich Leute und feuern an. Kurz vor der Autobahnbrücke beginnt dann ein neuer Streckenabschnitt. Anstelle gerade aus nach Seckenheim auf die Ortsumgehung geht es zurück ins Industriegebiet und hinaus ins angrenzde Bösfeld – dem Anflug-Korridor auf den Flughafen – prompt landen natürlich auch zwei Maschinen – schon imposant, aber das kenne ich aus Nürnberg besser – dort sind die Vögel einfach viel größer.

In der Ferne kann man das Maimarkt-Gelände und die namensgebende SAP-Arena sehen. Gelaufen sind mittlerweile etwas mehr als 6km und ich fühle mich richtig gut. Kurz nach dem Maimarkt ist die erste bemerkbare Steigung, es geht unter der Autobahn durch und dann die Auffahrt zur SAP-Arena hoch. Vor der Arena steht nochmal eine Versorgung – ich greife zu einer Banane, aber nicht nur ein Stück, sondern eine ganze. Diese esse ich dann im Laufen – das finde ich praktischer als stehen zu bleiben. Es folgt die angekündigte Passage durch die Arena – es geht unter dem Fanblock hindurch, über diesen Eingang wird bei Konzerten die Technik angefahren. Dann geht es über die Arena-Fläche – die momentan kein Eis trägt, es ist ja keine Eishockey-Saison, wobei so eine Rutschpartie vielleicht doch lustig wäre. Auf der Fläche ist die erste Wechselstation für Staffeln. Was mich stört ist, dass es in der Halle stockduster ist – etwas spärliches Licht und flackernde Lichter. Vielleicht nett gemeint, aber zum Laufen nicht wirklich sinnvoll. Auch die Staffeln haben ihre Probleme, ettliche suchen ihre Partner und finden sie dank Dunkelheit nicht so recht. Immerhin hat der Spuk bald ein Ende und es geht wieder hinaus – über die Aufstellfläche der Mannheimer Adler, hier stehen die Profis also vor Spielbeginn.

Die Strecke führt wieder ins Bösfeld in Richutng Maimarkt-Gelände, diesmal ans hintere Ende und nicht unter der Autobahn durch, sondern obendrüber. Aber auch das keine wirklich erwähnenswerte Steigung. Von der Brücke geht es steil bergab und dann gleich rechts, Kurs direkt auf Seckenheim – der Wasserturm „Glatzkopf“ ist schon zu sehen. Bei Kilometer 9 sehe ich meinen Trainingspartner Rolf an der Strecke stehen – er hat Oberschenkelprobleme die sich ausgeweitet haben, er wird den Lauf abbrechen. Schade, denn im Training sah es schon wieder gut aus. Der Dritte im Bunde, Andreas, muss also noch vor mir sein – mal sehen ob ich ihn noch einhole – allerdings läuft er nur einen Halbmarathon und ist dementsprechend zügig unterwegs. Immerhin sind wir jetzt wieder fast auf bekannter Strecke – anstelle direkt auf der Umgehung um Seckenheim wird diesmal aber auf dem breiten Radweg daneben gelaufen.

In Seckenheim selbst ist die Stimmung wie immer richtig gut, viele Menschen an der Strecke die anfeuern. Ein wenig lästig ist das Schleifchen am Ortseingang, dass die Veranstalter eingebaut haben um auf die volle Marathon-Distanz zu kommen – nunja sei es drum. Kurz vor de r nächsten Versorgung erspähe ich Irmgard. Sie versorgt sich, ich mache etwas langsam und lasse sie aufholen. Kurzer Check, es läuft, wenn auch nicht so rund … ich ziehe daher meines Weges. Nun geht es wieder auf die Stadt zu, immer entlang der Überland-Straßenbahn-Linie OEG in Sichtweite des Neckars.

Wieder geht es durch Neuostheim, auch hier stehen wieder reichlich Leute an der Strecke und feuern an. Das ist absolut klasse. Nach der Riedbahn-Querung folgt eine ganz sachte Steigung auf den Fernmeldeturm in Mannheim zu – rechts die OEG-Trasse und der Neckar, links der Luisenpark – ein schöner Park der zur Bundesgartenschau 1975 entstand und den wir später auch noch durchlaufen werden. Diesmal klappt es mit dem Foto – Marion steht an der Strecke, feuert an und macht Fotos kurz winken und Irmgard ankündigen, und schon bin ich wieder weiter – vorbei am Fernmeldeturm und rein in die Stadt.

Es geht nun auf die mehrfach genutzte Strecke zwischen Luisenpark und Innenstadt, ca. 3km muss man zweimal unter die Füße nehmen. Die Strecke ist immer noch mit reichlich Menschen gesäumt, und es überholen sogar schon Läufer die auf dem zweiten Durchlauf sind. Es folgt das Kongresszentrum Rosengarten, und dann geht es in die „Fressgass“ – die Straße heißt so, weil eine Fressbude neben der anderen ist man sich also förmlich durchfressen könnte. Momentan ist dort eine große Baustelle für einen neuen Block – man sieht aktuell vor allem die Kräne, die Arbeiten sind aktuell beim 2. Untergeschoss der Tiefgarage angelangt. Kein überragender Anblick, aber es folgt ja auch bald die Weiche für die erste Runde. Fußgängerzone kreuzen, vor Mannheims größtem Sportgeschäft vorbei und auf den Start-Ziel-Bereich am Wasserturm zu. Dort ist gute Stimmung und die nächste Weiche – diesmal rechts halten für die Marathonis, die Halben zweigen ab.

In der Augusta-Anlage wird es daher diesmal deutlich ruhiger – klar es sind ja hier nur die Marathonis noch unterwegs – am Ende werden es etwas mehr als 750 sein, die ins Ziel kommen – im Vergleich zu den mehr als 12 Gesamt-Teilnehmern erstaunlich wenige – der Trend zu Staffeln und Halbmarthon ist also auch in Mannheim zu spüren. Dabei kommt doch nun das Beste: Die Wasserstation der DJK-Feudenheim und der Weg durch den Luisenpark. An der Wasserstation werde ich freudig begrüßt, zwei Becher Wasser und schon geht es weiter. An den anderen Versorgungen habe ich auch reichlich zugegriffen – Wasser, Iso und wann immer angeboten: Banane im Ganzen.

Der Pfad durch den Park ist herrlich – ich kenne ihn noch aus der Kindheit – vorbei an all den Spielplätzen und Brunnen – ich kenne sie alle noch und sie sind auch alle noch da. Auf was man achtet, wenn man demnächst Vater wird … Im Park selbst sind nur noch wenige Besucher – ich glaube mich zu erinnern, dass er um 18:00h offiziell schließt. Einige stehen dennoch an der Strecke und feuern an. Die Kilometer fliegen gerade so an mir vorbei – am Parkeingang haben wir die 23km-Marke passiert und es fühlt sich noch immer alles super an.

Nun geht es auf die doppelt genutzte Strecke zurück – ich erwarte eigentlich, dass Marion sich dort irgendwo positioniert hat – leider hat das wohl nicht geklappt – wie ich später erfahre haben wir uns wohl um wenige Minuten verpasst, da ich deutlich schneller unterwegs bin als gedacht – von wegen Trainingslauf. Den Pacemaker für 3:45 habe ich auch irgendwo gesehen – in der Ferne sehe ich einige Ballons und überlege ob das schon die des 3:30h-Pacers sind. Das wäre absolute Spitzenzeit für mich. Aber ich lasse mich nicht hetzen, immerhin sind noch 18km zu laufen und es sollte doch ein Trainigslauf werden. Zudem kommt das dicke Ende mit der Brücke nach Ludwigshafen ja auch noch …

Immerhin bis an die Weiche in der Fressgasse ist die Strecke wieder gut besucht, und es sind noch jede Menge Läufer auf der ersten Runde. Dachte ich zumindest … plötzlich wird von hinten gehupt und aufgefordert Platz zu schaffen – ein Rettungswagen ist es nicht – stattdessen überholt der erste Mann samt Begleitradler … ich bin etwas ratlos was da genau passiert ist. Ich prüfe ob ich nicht falsch abgebogen bin, aber die Kilometerschilder und die Zeiten passen. Also laufen wir einfach mal weiter.

Nach dem Abzweig in der Fressgasse wird es merklich leerer. Nur noch die Marathonis und die Staffeln sind hier unterwegs. Kurz nach Kilometer 27 gibt es die erste Bergwertung der Strecke – es geht auf die Kurt-Schuhmacher-Brücke hinauf. Wir sind wieder auf der alten Streckenführung – damals fand sich die Halbmarathon-Marke in der Steigung.

Das Wetter ist fast einen Tick zu warm und es ist ein wenig windig, das merke ich auf der Hochstraße um so mehr. Es gibt fast kein Publikum mehr, nur noch einige Streckenposten stehen an den Abfahrten und stellen sicher, dass niemand falsch abbiegt. Die Kilometer sind etwas gummiartig, aber es lässt sich noch recht gut laufen. Ich scherze mit einem Läufer der sich über die öde Strecke ärgert – so ist Ludwigshafen nunmal – mal sehen wo wir in einigen Jahren laufen wenn die Hochstraße abgerissen ist, vielleicht wird es ja dann besser. Immerhin nach einem U-Turn hat die Brücke erstmal ein Ende. Es geht bergab und in die Innenstadt von Ludwigshafen. An der Versorgung hole ich mir nochmal Iso-Getränk und Wasser.

Die Stadt ist recht ruhig, am Berliner Platz wird es wieder etwas belebter – mit den Toten Hosen und „an Tagen wie diesen…“ laufe ich dort vorbei. Bald darauf folgt ein erlösendes Schild – 32km sind gelaufen – nur noch 10km. Das motiviert natürlich, auch wenn die Strecke ansonsten wenig Reize bietet – das kleine Volkfest am Rande der Strecke ist gut gemeint, aber die meisten Leute sitzen in den Zelten und nur wenige stehen an der Strecke. Immerhin kann man sich schon mal anschauen, wo man nachher entlang laufen muss, denn die Strecke ist hier größtenteils als Pendelstrecke aufgebaut. Die Wendeschleife zieht sich um mehrere Blocks und mittlerweile merke ich deutlich dass es ein Dämmermarathon oder vielmehr ein Dunkelmarathon ist. Stellenweise ist es verdammt dunkel, und ich würde mir meine Stirnleuchte von den Nachtläufen wünschen, die Straßenbeleuchtung ist da nicht immer ganz ausreichend. Immerhin gibt es nochmal eine Wasserstelle – ich lasse mir meine Flasche auffüllen – etwas mehr Iso wäre gut gewesen, aber egal es wird schon reichen.

Die gleiche Strecke die wir gekommen sind, geht es auch wieder zurück. Auf dem Pendelstück treffe ich Irmgard – sie ist also ca. einen Kilometer hinter mir. Am Berliner Platz ist gerade Pause für die Musik – die Ansage mit den Infos zur Strecke und der Werbung für die Website des Laufes wirkt deplaziert. Aber das ist mir auch reichlich egal. Ich konzentriere mich auf die nächste Steigung die vor mir liegt: Die Brücke die wir gekommen sind, müssen wir auch wieder hoch – immerhin weniger als auf der alten Strecke – und die kleine aber miese Senke am Rathaus-Center lassen wir auch gekonnt aus – wir kommen genau im Tiefpunkt zurück auf die alte Strecke. Man hat nun einen herrlichen Ausblick auf das beleuchtete Mannheim – und es sind nur noch 5km bis ins Ziel.

Ich lasse es weiter laufen, auch wenn ich langsam merke, dass die Waden die Steigung nicht so toll fanden. Als schnelle Gegenmaßnahme kippe ich mir das Iso-Wasser-Gemisch in den Hals, als ich die Landesgrenze nach Baden-Württemberg überschreite. Nun ist es eigentlich nicht mehr weit – bei der alten Streckenführung war es nur noch ein kleiner Zacken den man an der Jesuiten-Kirche vorbei musste. Diesmal passt das nicht von den Kilometern – stattdessen hat der Veranstalter noch eine Schleife durch den Schlosspark eingebaut – dort habe ich früher trainiert – die Strecke an sich ist eigentlich kein Problem, aber sie enthält nochmal ordentlich Steigungen und das so kurz vor dem Ziel, das müsste eigentlich nicht sein, wenn man mich fragt.

Die Schleife führt als Pendelstrecke durch den Park und macht eine Runde ums Schloss. Es stehen zwar einige Scheinwerfer, aber insgesamt ist es doch recht dunkel. Die bunte Beleuchtung vor dem Schloss ist zwar gut gemeint und sieht schick aus, aber der Belag ist etwas uneben, von daher wäre etwas mehr Licht sicherlich kein Fehler. Nun geht es nochmal bergab an der Mensa vorbei, die letzte Steigung der Strecke nach oben und entlang der Jesuiten-Kirche. Nun ist die Strecke wieder bekannt – vorbei am Landgericht, auf den Paradeplatz zu. Rein in die Kunststraße, die als Zielgerade fungiert. Es sind noch 2km bis ins Ziel. Meine Wade zwickt aber etwas, und das so knapp vor Schluss. Ich trinke den letzten Rest aus der Flasche und wäre gerade richtig dankbar, wenn es an der Versorgung irgendwo auch Salz gegeben hätte – ich nehme mir vor, für den nächsten Lauf selbst ein wenig einzupacken.

Die Stimmung wird besser, je näher man an den Wasserturm kommt. Noch ein Kilometer, ich motiviere mich nochmal. Als ich die Quadrate verlasse und den Ring überquere steht das Schild 42km. Nach der Mathematik müsste also in 100m das Ziel sein, aber es gibt ja noch den Puffer bei der Strecke, den muss man jetzt noch auslaufen. Das Banner oberhalb der Strecke gibt an „noch 400m“ – auch das kann nicht ganz stimmen, aber die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Die Meute an der Strecke peitscht einen regelrecht ins Ziel. Ein Mitläufer posiert mit hochgereckten Armen auf der Zielgeraden, ich nutze das um ihn auf den letzten 50m noch zu überholen. Endlich im Ziel, gerade noch passend, viel länger hätte ich das nicht durchgehalten was meine Wade anbelangt.

Im Zielbereich versorge ich mich, Marion wartet bereits auf mich. Aber vorher gibt es erstmal jede Menge Iso-Getränk, Apfelsaftschorle, Wasser und alkoholfreies Weizen. Für Brühe oder gesalzene Banane wäre ich jetzt auch zu haben, aber die gibt es leider nicht. Marion teilt mir dank Tracking-App dann auch noch meine Zielzeit mit: 3:36:36 – deutlich flotter als für einen Trainingslauf gedacht, aber insgesamt ok für mich. Ich muss noch schauen ob ich besser oder schlechter geworden bin. Es könnte sogar fast eine neue persönliche Bestzeit für die Strecke sein … soviel zum Training – harte Sprinteinheiten muss man auch mal machen und was anderes ist ein Marathon im Vergleich zu Biel oder Rennsteig ja nun wirklich nicht 😉

Fazit des Laufes: Training war das wohl nur sehr grob angenähert. Die neue Strecke ist ganz interessant, hat aber noch Ecken und Kanten an denen nachgebessert werden sollte. Das zeigt sich auch daran, dass der führende die Abzweigung verpasst hat und daher erst nach Ludwigshafen gelaufen ist, um im Anschluss durch den Luisenpark zu laufen. Das war ca. ein Kilometer mehr und dennoch ist die Führungsgruppe mit deutlichem Vorsprung eingelaufen. Am Ende gibt es zwei Sieger: einen für die Original-Strecke (der Läufer stammt aus der Region – ob das ein Vorteil war?) und einen für die Alternative (Ultra?)-Strecke.Ob das der Auftakt zu einer Ultra-Serie in Mannheim ist, wird sich wohl zeigen müssen.

Für mich ist die Strecke durchaus eine Abwechslung und hat reizvolle Elemente. Aber die Arena sollte das nächste Mal deutlich heller beleuchtet werden oder zumindest die Helligkeit einigermaßen an die Lichtverhältnisse draußen angepasst werden. Die Schleife durch den Luisenpark ist schön, man muss sich überlegen ob man sie an anderer Stelle einbaut und vielleicht auch die Halbmarathonis in den Genuss des Parks bringt. Die Doppelstrecke mit der Weiche ist nicht unbedingt optimal, vielleicht lässt sich hier noch etwas machen.

Die Strecke über die Brücke nach Ludwigshafen ist fester Bestandteil des Laufes und sollte beibehalten werden, auch wenn er etwas lang werden kann – hier sollte man sehen wie man mehr Publikum an die Strecke bringt. Das betrifft aber nicht nur die Strecke auf der Brücke, auch insgesamt muss sich Ludwigshafen etwas einfallen lassen um mehr Stimmung an die Strecke zu bringen – stellenweise war es fast unerträglich ruhig und dunkel.

Schön wäre auch, wenn man auf die Extra-Schleife um das Mannheimer Schloss verzichten könnte, sonderlich hitverdächtig ist die Führung dort nicht und es gibt sicherlich Möglichkeiten die Strecke an anderer Stelle zu verlängern. Wenn es unbedingt am Schloss vorbei soll, dann wenigstens keine Pendelstrecke – die breite Straße runter bis ans Stadthaus ist eigentlich sehr schön, auch wenn der direkte Weg von der Brücke an den Wasserturm natürlich den Charakter einer echten Zielgeraden verstärken würde.

Ob ich den Lauf jedes Jahr machen möchte weiß ich noch nicht, aber als Trainingseinheit kann man ihn sicherlich nochmal mitnehmen wenn er sich anbietet.

Rheintalquerung 2014 – 43km durch die Rheinebene

Zum zweiten Mal für mich hieß es am vergangenen Wochenende: Von der Bergstraße an die Weinstraße. Eine kleine Gruppe von rund 20 Läufern nimmt diese Strecke traditionell im Februar in Angriff. Das ganze hat keinerlei Wettkmapf-Charakter sondern ist vielmehr als eine Sonderform einer langen Laufeinheit zu sehen. Die Organisation findet dabei rein privat statt. Ähnlich wie beim Amberger Ultra Lauf (AULA) gibt es an vorab definierten Stellen entlang der Strecke Versorgung mit Getränken und Verpflegung. Auf dem Weg sind vier solche Stopps verteilt, im Abstand von rund 10 km – je nachdem was die Bebauung und die Geographie gerade zuläst – man ist als Läufer da ja doch etwas flexibel. Abschluss in Bad Dürkheim bildet der Besuch in der Therme bzw. Sauna, um wieder aufzutauen.

Für mich beginnt die Vorbereitung bereits am Vorabend: Nachdem mein Spezial-Schoko-Kuchen bereits letztes Jahr sehr gut ankam, gab es diesmal bereits vorab viele Anfragen ob ich den auch wieder mitbringe. Klar mache ich das. Viel bedarf es eigentlich nicht für den Kuchen, aber Einkaufen muss ich dennoch was fehlt. Ein Blick in den Schrank sagt mir: Verzierung (Smarties) ist noch da … zumindest sugeriert die Rolle das. Wie sich nach dem Backen herausstellt ist die Packung zwar da, aber nicht mehr viel darin … also gibt es weniger Smarties auf dem Kuchen, dafür brauche ich die noch vorhandenen restlichen Weihnachts-Zucker-Streusel in verschiedenen Formen und Farben auf … so sieht der Kuchen hinterher immer noch richtig gut aus.

Los geht es am nächsten Tag um kurz nach sieben: Mit dem Läufertaxi der Familie Müller geht es mit Stopp in Heddesheim weiter zum Startpunkt in Leutershausen. Dort warten bereits die ersten Läufer auf den Start. Losgehen soll es um 8:00h. Bis kurz vor dem Start unterhalten wir uns, während der Kleinbus mit Gepäck und Verpflegung bestückt wird.

Pünktlich starten wir dann den Lauf mit der Unterquerung der Bergstraße in Leutershausen – erstes Ziel ist die Versorgungsstation in Ilvesheim am Neckar-Kanal. Es geht über die Autobahn und die Eisenbahn, durch die Randbezirke von Heddesheim – das Wetter ist wunderbar, die Sonne scheint, ein wenig Wind und Temperaturen um die 10°c. So lässt es sich aushalten. In Heddesheim hat Frank noch einen Foto-Posten stationiert, da die Strecke praktisch fast bei ihm vor der Haustüre vorbei läuft.

Schneller als mancher glauben kann haben wir den ersten Versorgungspunkt in Ilvesheim erreicht – ich genehmige mir ein Stück Kuchen und einen guten Schluck Tee bevor es weiter geht.

Den folgenden Streckenabschnitt kenne ich nur zu gut – wenn auch in entgegengesetzter Richtung – entlang des Neckarkanals sind wir regelmäßig von der DJK aus unterwegs – wenn auch eher im Sommer, aber das Wetter würde aktuell ja dazu passen. Mit langer Hose und langem Trikot plus Jäckchen bin ich schon fast zu warm angezogen.

In Feudenheim geht es über die Schleuse und auf der anderen Neckarseite weiter – in der Ferne das MVV-Hochhaus – kurz dahinter liegt schon der nächste Versorgungspunkt am Brückenkopf der Kurt-Schuhmacher-Brücke, die letzte Versorgung bevor es nach Rheinland-Pfalz geht.

Auf der Brücke bekommen wir einen leichten Vorgeschmack für die noch bevorstehenden rund 28km – es windet ganz ordentlich und ich bin froh, als wir wieder in der Bebauung in Ludwigshafen sind. Im Stadtteil Hemshof heißt es aber auch aufpassen – reihenweise liegen Tretminen in Form von Hunderückständen auf der Straße – so schlimm wie auf keinem anderen Streckenabschnitt.

Es folgt eine Strecke für den Kopf: Immer parallel zur Bahntrasse geht es nach Oggersheim – schnurgerade aus über mehrere Kilometer. Die Stimmung ist gut, und so ist diese Strecke schneller überwunden als ich gedacht hätte. Insgesamt läuft es besser als beim letzten Mal, zumindest für mich. Das Feld der Läufer hat sich zwischenzeitlich sehr gestreckt – im Zentrum Oggersheims machen wir einen Halt und warten auf den Rest. Letztes Jahr ging es uns ähnlich und die ersten Schneeflocken fielen vom Himmel. Dieses Jahr ist es dafür zu warm, aber es zieht sich langsam doch etwas zu. Einer unserer langsameren Mitläufer steigt notgedrungen aus und lässt sich vom Versorgungsbus abholen – er hat die Strecke ein wenig falsch eingeschätzt und ist heute einfach nicht so gut drauf, als das er sie jetzt durchbeißen könnte. So geht es weiter, und wir lassen kurze Zeit später die Gemarkung Ludwigshafens hinter uns.

Das nächste Ziel heißt Ruchheim – dort steht nach 12km dann auch wieder der Versorgungsbus. Der Kuchen findet mittlerweile gut Anklang – ich habe ettliche Fragen nach dem Rezept. Auch für mich gibts noch ein Stück des Energiespenders und ordentlich warmen Tee bevor es weiter geht. Mittlerweile haben wir eine fast geschlossene Wolkendecke und der Wind pfeift unangenehm, vor allem wenn man wie vor Ruchheim durchs offene Feld ohne größeren Windschutz läuft.

Wir überqueren die Autobahn und erreichen wenige Minuten später das östliche Ende von Maxdorf – das Dorf ist ein typisches Straßendorf was die Ausdehnung betrifft. Es zieht sich mehrere Kilometer bis man am Westende angekommen ist. Immerhin laufen wir nicht entlang der Hauptstraße sondern in der Bebauung. Es ist mittlerweile um die Mittagszeit herum und so wabern uns immer wieder interessante Küchengerüche entgegen, die einen doch irgendwie vom Laufen ablenken. Obwohl es Vorschläge gibt einfach die nächste Küche mit der Mannschaft zu stürmen besinnen wir uns eines Besseren – der Versorgungsbus ist ja auch nicht mehr so weit. Im direkt angrenzenden Birkenheide verfehle ich mit der Vorausgruppe eine Abzweigung – was sich aber als nicht dramatisch heraus stellt, die beiden möglichen Pfade vereinigen sich nach etwas mehr als einem Kilometer von selbst wieder, direkt in Sichtweite der letzten Verpflegung vor Bad Dürkheim.

Ein letztes Mal greife ich bei Kuchen und Tee zu, dann geht es auf die Schluss-Etappe, noch einmal durchs freie Feld. Nach einem leichten Rechtsschwenk ist dann auch schon Bad Dürkheim in der Ferne zu sehen. Noch sind es etwa 6 Kilometer bis ins Zentrum an das Gradierwerk der Saline, aber mit einem Ziel vor Augen läuft es sich gleich nochmal leichter – da kann auch das etwas trostlose Gewerbegebiet nicht mehr bremsen. Es geht in einigen Kurven durch die Randlagen der Stadt – sowie der Blick auf das Gradierwerk frei wird, gibt es auch die wichtigste Meldung der GPS-Läufer: Die 42,2km sind geschafft – Marathondistanz. Ich fühle mich noch richtig gut, ich bin fast versucht zu sagen: „Lasst uns gleich noch einen laufen…“ aber ich lasse es. Den letzten Kilometer bis an die Weinstraße geht es entlang des Gradierwerks.

Nach etwas mehr als 5h sind wir am Ziel unserer Trainingseinheit – im Salinarium heißt es Aufwärmen und entspannen – meine Freundin stößt von Speyer nach ihrem Training zu uns, was mich natürlich total glücklich macht. Gemeinsam verbringen wir zwei entspannte Stunden in Sauna und Solebecken bevor es in der Gaststätte „zum Faß“ (untergebracht im größten Fass der Welt) zum Abendessen geht.

Für einige Läufer ist das Training damit noch nicht vorbei – sie übernachten in Bad Dürkheim und laufen am Sonntag wieder zurück nach Leutershausen. Eigentlich bin ich ja für solcherlei Exkursionen auch zu haben, aber für mich steht am Sonntag ein anderes Training auf dem Programm: Möbel- und Kistentragen – der Umzug meiner Freundin zu mir rückt näher. Da muss man eben Prioritäten setzen. Auf alle Fälle kommt die Rheintalquerung (egal in welcher Form) für das kommende Jahr wieder mit in die Planung. Dann hoffentlich auch wieder mit genügend Smarties für den Kuchen :O

 

Drei Monate Jobticket – ein Zwischenstand

Seit Juli kenne ich meine Freundin Marion, noch wohnt Sie in Speyer. Schon bald nachdem ich häufiger zu ihr gefahren sind, habe ich gemerkt: Das geht ins Geld, alleine für den Sprit. Eigentlich hatte ich ja Bahnfahren für mich abgehakt – bis dahin war es zu umständlich und zu teuer. Aber angesichts der veränderten Situation habe ich mich nochmal mit den Angeboten auseinander gesetzt. Und siehe da: Mit dem Jobticket viermal nach Speyer und zurück gefahren und schon bin ich im Plus.

Das Jobticket kostet aktuell etwas mehr als 35 EUR, weil auch mein Arbeitgeber einen Anteil bezahlt. Von daher war es dann keine Frage der Kosten mehr, Viel interessanter war der Komfort-Faktor: Wie flott komme ich von A nach B? Mit dem Auto habe ich mal nachgeschaut: Ca. 40-50 Minuten brauche ich von Haustüre zu Haustüre bzw. von Haustür bis ins Geschäft. Mit der Bahn und Bus dauert der Spaß ca. 60 Minuten, tendentiell etwas mehr.

Positiv überrascht hat mich die Qualität der Verbindung – mit 1-2x Umsteigen komme ich direkt bis vors Werkstor bzw. zu mir nach Hause. Für die Strecke von daheim bis zur Arbeit taugt die Verbindung auch weiterhin nicht, da bin ich mit dem Rad oder sogar zu Fuß schneller.

Kritisch ist die Vertaktung der einzelnen Strecken. Der S-Bahn-Haltepuntk an der SAP-Arena ist zwar ganz gut angebunden, aber nicht wirklich ein Highlight. Besonders ärgerlich ist der Bus-Takt des 50er Buses – nur alle 20 Minuten – besser als nichts, aber besonders ärgerlich einfach wenn man ihn gerade verpasst, weil die S-Bahn mal wieder einige Minuten Verspätung eingefahren hat.

Mit der Umstellung des Fahrplans im Dezember ist die Verbindung noch etwas ungünstiger geworden – nur noch alle Stunde mit etwas verlängerter Wartezeit klappt die Vertaktung an der SAP-Arena. Die S3 hält dort nämlich nicht mehr, oder zumindest nicht zu den Zeiten an denen ich dort durchkomme. Alternative lautet am Hauptbahnhof umsteigen, aber die Zeit ist verdammt knapp wenn man von Gleis 9 bis auf den Vorplatz kommen will – tägliches Spurttraining inklusive. Die nächste Bahn dort kommt dann aber auch schon 10 Minuten später. Die Busverbindung kann man dann allerdings auch in den Wind schreiben.

Was sind die praktischen Erfahrungswerte: Insgesamt ist das Reisen deutlich entspannter als sich jeden Morgen mit dem Auto nach Mannheim zu quälen. Nachteilig ist sicherlich die etwas längere Fahrzeit und die verminderte Flexibilität – pünktlich muss man schon sein, sonst hat man das Nachsehen. Dafür hat man aber auch während der Fahrt in der Regel die Chance sich um diverse Kleinigkeiten zu kümmern. Dank Laptop und Smartphone kann ich in der Bahn einigen Schriftkram wie e-mails oder Protokolle zu Vereinssitzungen recht gut machen.

Ein praktisches Hilfsmittel für jeden ÖPNV-Nutzer ist ein Roller bzw. Kickboard. Gefunden habe ich das meiner Schwester, es lag bislang ungenutzt auf dem Speicher bei meinen Eltern. Die ersten Versuche resultierten in etwas Muskelkater (ganz andere Muskulatur als beim Laufen), einigen kleinen blauen Flecken von unerwarteten Stopps an Randsteinen, Kuhlen und Co. Aber mit der Zeit lernt man mit dem Ding richtig umzugehen. Egal wie blöd das aussieht, das Gerät ist einfach praktisch. Besonders gut eignet es sich nach meiner Erfahrung für Distanzen bis ca. 1km. Das ist ausreichend um an den Bahnhof in Speyer zu gelangen (Bus wäre deutlich länger), oder auch die letzte Meile von der Haltestelle bis in die Firma zu überbrücken, wenn man nicht auf den Bus warten will. In der Regel bin ich so deutlich schneller.

Fazit: Anfänglich war ich ja wirklich skeptisch, aber mittlerweile muss ich sagen: Das Jobticket lohnt sich auf alle Fälle. Ich werde es auch behalten, wenn ich nicht mehr so häufig nach Speyer muss, weil wir unsere Haushalte zusammengelegt haben. Aber alleine der Komfort Abends in die Stadt und wieder nach Hause zu kommen, ohne ständig nach einem Parkplatz suchen zu müssen, das ist einfach nicht zu toppen. Auch für Ausflüge am Wochenende ist das Ticket super praktisch – dank Mitnahme-Regelung ist es sehr einfach möglich in den Odenwald oder auch in Pfalz zu fahren. Je nach Region kann man dann auch einen „Pälzer Weinschorle“ oder „Äppel-Woi“ trinken ohne das man groß daran denken muss auch wieder heim zu fahren.

Ich kann es jedem bisher nur empfehlen. Mal sehen wie es sich weiter entwickelt, wenn ich umziehe. Die ÖPNV-Anbindung wird bei der Auswahl der Wohnung auf alle Fälle eine Rolle spielen.