Tag acht – Hochzeit in Périgueux
Heute ist der große Tag, zwar nicht für uns aber für Marions Cousin Bruno und sein Frau Cécile. Vorab gibt es ein Treffen mit Marions Mutter in der Altstadt von Périgueux. Wir nehmen nur einen kleinen Snack zu uns, verschiedene Crêpes. Leider funktioniert das Wifi in der Gaststätte nicht wie angekündigt. So wissen wir immer noch nicht ob wir den Campingplatz bei Tours reservieren konnten oder nicht. Die standesamtliche Trauung findet am Nachmittag statt. Schon interessant sich das ganze Prozedere einmal in einer fremden Kultur anzuschauen. Immerhin kann ich den Ausführungen doch recht gut folgen – wenn ich daran denke, dass so mancher Französisch-Lehrer an mir bald verzweifelt ist. Meine Kenntnisse brauche ich dann auch im Laufe des späteren Abends immer wieder – denn die meisten Gäste sprechen eben französisch, was ich ihnen auch in keinster Weise verübeln kann. Aber dennoch ist die gesamte Veranstaltung multilingual – wir sind nicht die einzigen deutschen Vertreter und es gibt auch einige Leute aus Großbritannien und Spanien.
Die Location (Domaine de Montplaisir) bei Brantôme ist recht nett gemacht, etwas abgelegen – was unser Navi dazu verleitet uns in einen absolute Sackgasse zu schicken und dann steif und fest zu behaupten, der Acker wäre befahrbar wie eine normale Straße. Ich frage bei Marion nach ob das Gerät nicht versehentlich in den THW-Modus oder den Modus für Unimog-Liebhaber verfallen ist.
Das Essen ist lecker – es gibt als Vorspeise Foie-Gras und Rillettes (eine Pastete von der Ente), und etwas was mir sehr gut schmeckt: gebratene Entenherzen – wenn ich wieder in Deutschland bin, werde ich mir mal wieder ein Kilo Hühnerherzen besorgen für auf den Grill – das ist einfach lecker. Da ein Teil der Familie im Champagner-Gewerbe tätig ist, gibt es natürlich keinen einfachen Sekt … Alternativ dazu gibt es einen Süßwein aus der Region Monbazillac, da es etwas dauert bis alle Gäste den Weg gefunden haben (wir erfahren nebenbei auch, dass einige in die gleiche Sackgasse geschickt wurden…) kann ich beides probieren.
Der Hauptgang wird begleitet von verschiedenen Aufführungen der Familie und der Freunde, unter anderem eine gestellte Lehrer-Konferenz (beide Ehepartner sind Pädagogen) oder eine gestellte Gerichtsverhandlung. Ebenfalls gut kommt die Variation von „Wer wird Millionär?“ an – in diesem Fall mit Cécile als Kandidatin und als Show-Name „Qui veut gagner un Bruno ?“ (Original: Qui veut gagner des millions ?) – Hauptpreis ist natürlich Bruno der von einem seiner Kumpels auf die Bühne getragen wird…
Zu recht fortgeschrittener Stunde machen wir uns daran unser Nachtlager aufzuschlagen – auf einer Wiese neben dem Gebäude stehen bereits einige Zelte – daher machen wir so wenig wie möglich Lärm (was auch bedeutet, dass die Luftmatrazen-Pumpe aus bleibt und ich das gute Stück mit der Lunge aufpuste …). Es ist bereits nach halb zwei Nachts als wir dann endlich ins Bett fallen.
Tag neun – weiter Feiern, Brantôme, Bergerac, Monbazillac
Am Morgen schlafen wir soweit es geht etwas aus – die anderen Camper und Übernachtungsgäste sind bereits wach. Es gibt ein kleines Frühstück mit Croissants und jeder Menge Kaffee, damit ich langsam wieder auf Touren komme. Das Wetter ist immer noch unangenehm feucht und schwül – auch ein Besuch der Dusche bringt dabei kaum Linderung. Ab 13h ist ein Art „Nachfest“ geplant – ich habe eigentlich etwas kleines wie ein „Reste-Essen“ erwartet, stattdessen gibt es nochmal recht festlich aufgetischt verschiedene Salate, frisches Brot und nochmals reichlich Gäste, die wieder vorbeikommen.
Im Laufe des Nachmittags verabschieden wir uns dann, denn wir haben eine Reservierung für den nächsten Campingplatz in La Réole – bis dorthin sind es nur rund 150km zu fahren, aber wir wollen ja auch noch einige Dinge entlang der Strecke besichtigen.
Erstes Ziel ist Brantôme, das kleine Städtchen wollen wir uns nicht entgehen lassen. Die ehemalige Abtei direkt am Kalkfelsen zusammen mit den beiden Flussarmen, die den Alststadt-Kern umspülen, ist die Stadt recht nett anzuschauen, wenn auch mittlerweile sehr touristisch geprägt mit sehr vielen Souvenierläden, die ihren Plunder an den Mann bringen wollen. Nächster Stopp ist Bergerac, auch das eher eine kleinere Stadt mit einem gut erhaltenen historischen Kern. Ehemals war der Ort ein wichtiger Umschlagsplatz, denn die Dordogne ist nur bis dorthin mit großen Schiffen befahrbar. Hier wurde früher dann auf kleinere Schiffe umgeladen. Ebenso berühmt ist der Wein aus der Umgebung, dem ein eigenes Museum gewidmet ist. Auch der Tabak spielt in dieser Region eine wichtige Rolle, daher gibt es auch dafür ein eigenes Museum.
Die letzte Besichtigungsstation für den Tag ist Monbazillac – der Ort ist wie bereits beschrieben für seinen Wein bekannt – im Office de Tourisme stellt jeden Tag ein anderer Winzer der Umgebung seine Weine zur Verkostung – ich probiere und wir nehmen gleich noch eine Kiste mit, wenn man schon mal da ist. Das ist allemal günstiger als die Angebot direkt am Chateau. Das Gebäude aus der Renaissance ist ganz putzig und thront auf dem Berg über dem Tal der Dordogne.
Nun müssen wir uns etwas beeilen nach La Réole zu kommen, denn dort ist der Campingplatz nur bis 18h geöffnet. So fliegen mal wieder etliche Kilometer Route Nationale und Route Départmentale an uns vorbei – immer wieder unterbrochen von den obligatorischen Kreisverkehren. In La Réole stellen wir dann fest, dass die notierte Angabe und die telefonische Information fehlerhaft waren. Bis 22h hätten wir einchecken können.
Tag zehn – Mont de Marsan, Saint Sever
Wir lassen den Tag gemütlich beginnen mit einem ausgedehntem Frühstück – viel haben wir für den Tag nicht geplant – in der Hauptsache wollen wir noch ein gutes Stück voran kommen auf unserem Weg in Richtung Küste. Die Besichtigung von La Réole beschränken wir daher auf die Ferne – die Stadt durchfahren haben wir ja bereits am Vortag. Auf verschiedenen Nationalstraßen geht es fast immer Richtung Westen.
Einen kleinen Umweg machen wir: Entlang der Route gibt es einen Ort namens „Marions“ – da muss Marion natürlich vorbei und ein Bild machen. Als Besichtigung haben wir Mont de Marsan vorgesehen, die Stadt, die am Midou und an der Douze liegt, noch in der Stadt vereinigen sich die beiden Flüsse zur Midouze. Der Ort an sich hat nicht all zu viel zu bieten, wie auch dem Reiseführer zu entnehmen war. Etwas besser als beschrieben fällt es dann doch aus. So schlimm sind die klassizistischen Gebäude nun auch wieder nicht anzuschauen – und der Park nördlich der Douze ist eigentlich auch recht gelungen. Wir machen dort etwas Pause bevor es weiter nach Saint Sever geht.
In Saint Sever steuern wir zielsicher den Campingplatz an – wir sind verhältnismäßig zeitig vor Ort und sind vergleichsweise wenige Kilometer gefahren – aber irgendwie schlaucht mich die Fahrerei dann doch etwas. Als Erholung nehmen wir das Angebot der kostenlosen Schwimmbad-Nutzung an. Mit dem Campingplatz bezahlt man auch gleich den Eintritt ins öffentliche Freibad. Das ist recht schlicht gehalten, aber es erfüllt seinen Zweck. Einige Bahnen schwimmen um die Verspannungen vom vielen Sitzen etwas zu lockern – das tut richtig gut.
Das Abendessen gestalten wir recht aufwändig – es gibt grüne Bohnen mit Minuten-Schnitzeln von der Pute an Pellkartoffeln – spätestens jetzt wissen wir weshalb wir zwei Kocher dabei haben, sonst ließe sich das Gericht nur schwerlich zubereiten. Wobei auch das Anbraten der Schnitzel einiges an Geschick verlangt – wenn man sich nicht saumäßig die Pfoten verbrennen will. Das Alugeschirr leitet die Wärme dann doch besser als gedacht. Auch sollte man während des Zubereitens nicht an die Reinigung der Pfanne im Nachgang denken – aber dafür schmeckt es auch einfach gut. Lehre für mich: Derartige Speisen sollte man nur bedingt auf dem Benzinkocher zubereiten – der macht zwar gut heiß aber die Regelung im unteren Bereich ist nicht gerade präzise.
Tag elf – Saint Sever, Messanges
In Saint Se(r)ver gibt es am Campingplatz einen super Service: Man bekommt das bestellte Gebäck zum Frühstück direkt an den Platz gebracht. Da wir ja Urlaub haben, lassen wir uns auch wieder Zeit – es hetzt uns ja keiner und bis an das vorläufige Ziel unserer Reise sind es nur noch wenige hundert Kilometer. Da wir es am Vorabend nicht mehr gemacht haben, schauen wir uns auch den Ort noch an – natürlich ist es schon wieder gegen Mittag und die meisten Geschäfte haben geschlossen. Die Kirche wollen wir eigentlich besichtigen, aber es findet gerade ein Gottesdienst statt, den wir natürlich nicht stören. Saint Sever an sich ist ein putziges kleines Städtchen, das sich reichlich Mühe gibt nicht im Tourismus-Kitsch unter zu gehen, aber dennoch auf die Geschichtsträchtigkeit zu setzen. Nachdem ich schon auf der Anreise nach Saint Sever gewitzelt hatte, dass dem Ort ein „R“ im Namen fehlt (ganz im Sinne von „wo ist denn das U in
Ambulance?“ aus „Nichts zu verzollen“) improvisiert Marion kurzerhand ein Blatt mit einem „R“ und ich stelle mich damit für ein Foto ans Ortsschild …
Nachdem wir am Vorabend noch im Reiseführer gestöbert haben, fahren wir noch einen Abstecher an die Notre Dame du Rugby. Rugby ist in der Region ein wichtiger Sport und nachdem die Radfahrer in der Nähe auch schon eine Kapelle zu Ehren des Radsports haben, gibt es auch eine für Rugby. Die kleine Kapelle ist liebevoll gestaltet, zusammen mit einer kostenlosen Ausstellung der Rugby-Teams Frankreichs mit Fokus auf die Region. Ein echter Hingucker – vor allem die Fenstergläser bei denen verschiedene biblische Szenen im Rugby-Stil ausgestaltet wurden – ein Jesuskind, das eine Erdkugel hält sucht man hier vergeblich – es gibt doch so viel besseres Spielzeug (z.B. einen Rugby-Ball).
Von nun an ist das Ziel klar: Messanges, der Ort an der Atlantikküste, an dem wir mehrere Tage bleiben werden und nicht jeden Tag das Zelt wieder ab und aufbauen müssen. Genausowenig habe ich noch richtig Nerven weitere Tage auf der Landstraße zu Fahren. Auf dem Weg in Richtung Dax ist diese immerhin als Schnellstraße ausgebaut – so kommt man zügig voran. Ab Dax sind es dann noch etwas mehr als 40 km bis Messanges – die Straßen werden wieder etwas schmaler bis wir den Ort erreichen und natürlich gibt es nochmal kurz vor unserer Ankunft einen Kreisverkehr. Wenn mich jemand nach einem typischen Bewegungsablauf am Steuer in Frankreich fragen würde, wäre es wohl: Abbremsen, rechts einschlagen, links dagegen kurbeln um dem Kreis zu folgen, und wieder nach rechts um aus dem Kreisverkehr wieder heraus zu kommen. Wie viele ich im Laufe der Strecke durchfahren habe weiß ich nicht mehr …
Zur Erholung fahren wir abends noch mit dem kostenlosen Shuttle an den Strand – leider ist es arg windig und es herrscht daher Badeverbot – auch will so recht kein Strandfeeling aufkommen – es ist bedeckt und einfach zu kühl.
Für den Abend ist leider sehr windiges und regnerisches Wetter angekündigt – wir sichern unser Zelt zusätzlich mit einer Plane ab – das Auto haben wir zwar einmal entladen aber nur um es anschließend angesichts der Unwetterwarnung wieder neu zu packen – immerhin wieder etwas geordneter.
Tag zwölf – Messanges
Unseren Monatstag beginnen wir angenehm entspannt – die Nacht war zwar stürmisch und regnerisch, aber es hat alles gehalten und wir haben auch kein fließend Wasser im Zelt gehabt, wie ich das von Zeltlagern her eigentlich gewohnt bin. Aber das brauche ich nicht jedesmal beim Zelten.
Wir versuchen es gleich am Morgen nochmals am Strand, aber es ist immer noch rot geflaggt und nach einem kräftigen Schauer blasen wir erst einmal zum Rückzug. Da der Bus gerade nicht kommt, machen wir eine Wanderung durch den Wald von Messanges – laut Prospekt sind es zwei Kilometer vom Zeltplatz bis an den Strand – vermutlich aber Luftlinie gemessen. Aber immerhin mache ich dann mal wieder einige Kilometer zu Fuß, Laufsachen habe ich zwar eingepackt aber bisher noch nicht zum Einsatz gebracht. Regeneration muss auch mal sein.
Nachmittags fahren wir in den Nachbarort Vieux Boucau – der Ort ist sehr stark touristisch orientiert, und stark frequentiert. Aber gesehen haben sollte man auch das einmal. Wir machen Mittagspause während der nächste Regenschauer niedergeht. Immerhin endlich einmal Fisch auf dem Tisch, dafür dass wir so nah am Meer sind.
Da das Wetter besser wird, machen wir uns auf an den Strand von Vieux Boucau – es ist zwar Badeverbot aber immerhin bleibt es sonnig und wir entspannen in der Sonne. Gerade noch rechtzeitig treffen wir im Supermarkt ein, dort ist noch richtig Betrieb rund fünf Minuten vor Schluss. Aber von deutscher Gründlichkeit ist da nichts zu spüren – zwar wird der Eingang pünktlich dicht gemacht, aber jeder Einkäufer hat noch genügend Zeit alle Sachen einzupacken und zu bezahlen – ganz ohne große Hektik. In Deutschland unvorstellbar.
Zum Abendessen fahren wir nach Moliets – dort kennt Marion von ihren letzten Besuch noch ein Restaurant, weniger High-End, aber mit leckeren Burgern. Moliets ist am Strand fast schon amerikanisch – ein breiter Boulevard mit Fressbuden und Restaurants rechts und links. Dazu noch schrille Neonwerbung, das Restaurant an sich ist dann doch etwas gemütlicher und die Américains (Burger im Baguette mit samt den Pommes als Belag) sind super lecker.
Tag dreizehn – Biarritz
Da das Wetter weiterhin unbeständig sein soll, machen wir zur Abwechslung eine Besichtigung, Biarritz bietet sich hierfür an – rund eine Stunde Fahrzeit bis man dort ist. Auch hier gibt es Abwechslung – wir tauschen für die Kurzstrecke Positionen: Marion fährt, ich übernehme die Navigation.
In der Stadt halten wir uns an den Ratschlag aus dem Reiseführer und Parken etwas außerhalb kostenlos am Parking Floquet. Von dort aus geht es mit dem kostenlosen Shuttlebus bis ins Zentrum, fast direkt bis an den Strand der Stadt. Der ist natürlich total überlaufen, wie auch die ganze Küste des Ortes. Dennoch muss natürlich ein Besuch des berühmten Rocher de la Vierge (Felsen der Jungfrau Maria) sein. Dort geht es sogar – die Massen halten sich in Grenzen und es ist nicht einfach nur ein „Durchschieben“ an den Aussichtspunkt.
Das Aquarium schauen wir uns nicht an, dafür ist der Eintritt empfundener Maßen zu teuer – zudem schreckt eine lange Schlange von Besuchern ab. Stattdessen schlendern wir etwas durch die Stadt, Marion ersteht noch ein Paar schöne Ohrringe. Ich hingegen kaufe etwas rein praktisches ein: Mit einem weiteren Satz Unterhosen vervollständige ich meinen geplünderten Kleiderschrank und wir sparen uns zudem am Campingplatz waschen zu müssen…
In der Innenstadt setzen wir uns noch gemütlich in einen Pub – und dort klappt es dann endlich einmal: Es gibt das unbürokratische Angebot das WLAN dort nutzen zu können. Ein Service, den in den USA jedes noch so kleine Café einfach anbietet und der auch in Deutschland mittlerweile einfach dazu gehört, ist hier in Frankreich gerade erst in den Startlöchern. Die e-mail-Flut fällt wie erwartet recht wuchtig aus, aber die wichtigsten sind schnell heraus gesucht – wobei nichts dabei ist, worüber ich mir Sorgen machen müsste. Außerdem schreiben wir nebenher noch die Ansichtskarten, in der Hoffnung dass sie vor uns wieder in der Heimat eintreffen.
Tag vierzehn – endlich Strand und Baden
Endlich spielt da Wetter einmal mit, wir nutzen den Sonnenschein und die warmen Temperaturen, um an den Strand zu gehen. Gehen ist dabei wörtlich zu nehmen, denn bis wir auf den Bus gewartet hätten, sind wir kurzerhand an den Strand gewandert, die Strecke kennen wir ja schon und Bewegung an der frischen Luft schadet ja nie.
Diesmal ist nur gelb geflaggt, und der Strand ist auch wegen des Feiertags gut gefüllt – noch enger wird es dann im ausgezeichneten Badebereich – immerhin einige Wellen kann ich so mitnehmen, aber richtig weit rausschwimmen darf man nicht – die Badeaufsicht ist da recht streng und greift direkt durch – die Trillerpfeife ruht selten für mehr als fünf Minuten.
Aber so ein Tag am Meer ist auch so richtig angenehm – ich komme endlich einmal dazu wieder ein Buch zu lesen (Danke an Helga und Heinrich für die beiden Lauf-Thriller Boston Run und New York Run) – erst gegen Abend machen wir uns wieder auf den Heimweg – diesmal mit dem Bus. So einen Ruhetag sollten wir uns wohl auch daheim öfter einmal gönnen – Aktion-Urlaub brauche ich weniger – denn Aktion habe ich dank meiner Hobbies dann doch mehr als genug…
Tage fünfzehn – nochmal Strand und Entspannung
Nachdem die Vorräte doch etwas dezimiert sind, beginnen wir den Tag mit einem Einkauf im Supermarkt, nach unserer Erfahrung in St. Sever wollen wir nochmal etwas ausgiebiger kochen – Marion kauft noch eine neue Gas-Kartusche, ich fülle beim Tankstop meinen Brenner mit Diesel auf – da es ein Multifuel-Brenner ist und Diesel als Brennstoff gelistet ist, mache ich mir da keine großen Gedanken.
Den Tag verbringen wir dann am Strand – immerhin im Kopf mache ich dabei noch einen Marathon – ich lese die beiden Bücher „Boston Run“ und „New York Run“ von Frank Lauenroth zu Ende – beides unterhaltsame und spannende Thriller die sich um die beiden Läufe abspielen. Einige technische Details sind nicht realistisch – aber das fällt nur auf, wenn man in der Materie etwas tiefer drin steckt. Ansonsten verrate ich mal nichts, sonst ist die Spannung raus.
Abends erleben wir dann das „doppelte Kocher Desaster“ – mein Kocher, ein Whisperlite von MSR, will mit Diesel einfach nicht so richtig rund laufen. Teilweise klappt es, aber selbst dann rußt der Brenner fürchterlich – der Topf sieht dementsprechend bald gut geschwärzt auf – wie viel Ruß das ist fällt mir erst beim Schrubben am kommenden Tag auf. Auch Marions Gasbrenner macht Probleme: Die erste Kartusche ist leer – kein Problem wir haben ja eingekauft. Aber irgendwie muss das eine fehlerhafte Charge sein – das patentierte Ventil, das man normalerweise mit dem Brenner beim Montieren öffnet und das beim Demontieren automatisch wieder schließt, lässt einfach kein Gas aus dem Behälter. Im Taschenlampenlicht erkenne ich dann, dass das Ventil bei der neuen Kartusche tiefer sitzt als bei der alten. Somit kommt der Stift des Brenners nicht bis ans Ventil um es zu öffnen… Bleibt also nur den Rest auf dem Whisperlite zu Ende zu kochen. Die Würstchen, die wir in der Pfanne machen wollten bekommen wir so aber wohl nicht gegart. Immerhin die Kartoffeln und der Brokkoli sind durch.
Auf Verdacht schaue ich am nahen Grillplatz vorbei. Dort glimmen noch Reste der Holzkohle, mit der Taschenlampe erkenne ich aber, dass noch reichlich Kohle vorhanden ist, die nicht verbrannt ist. Kurzentschlossen hole ich aus dem Auto die elektrische Luftpumpe für die Luftmatratze und halte ordentlich in die Glut. Mit Erfolg – bereits kurze Zeit später habe ich eine anständige Glut und wir können die Würstchen direkt grillen – ohne Kohle kaufen zu müssen. Zwei Jungs sind von der Methode total fasziniert – Grill anmachen ohne das man Streichhölzer oder Grillanzünder braucht. Wenn die wüssten, wie gut es auch mit einer Heißluft-Pistole geht, alternativ tut es auch die Pressluftflasche vom Tauchen mit einem Druckminderer – kein langes Pusten und Wedeln mehr …
Immerhin klappt es dann doch noch mit dem Essen – einzig die geplanten geschmorten Champignons müssen wir auf einen anderen Termin verschieben.
Tag sechzehn – relax, do nothing … eat …
Nachdem gestern der Tag der leeren Brenner war, gesellt sich am Morgen noch der Soda-Sprudler zu den nachfüllbedürftigen Geräten. Immerhin klappt es hier ohne Probleme, die Kartusche hatten wir auf Verdacht eingepackt.
Das Schrubben der Töpfe vom Vortag zieht sich etwas – ich hatte zwar gemerkt, dass der Brenner gerußt hat, aber so sehr hätte ich nicht erwartet – aber mit viel Spülmittel und Stahlwolle werden die Kochutensilien auch wieder sauber. Den Brenner packe ich erst mal weg. Beim Frühstück gibt es diesmal auch keinen Kaffee oder Tee, denn mit kaltem Wasser wird das eben nichts.
So richtig Lust irgendwas anzuschauen haben wir auch heute nicht – stattdessen nutzen wir nochmal den kostenlosen Shuttle bis an den Strand. Diesmal ist gelb geflaggt und man kann ein wenig rausschwimmen – ganz so spannend wie in Portugal finde ich das nicht, aber man kann die Strände auch nicht vergleichen – in Messanges ist es eben ein klassischer feiner Sandstrand mit vorgelagerten Sandbänken und ordentlich Strömung – die bekomme ich sogar im überwachten Schwimmbereich zu spüren.
Da wir nicht nochmal Lust haben unser Glück mit dem Kocher zu probieren, gehen wir in Messanges am letzten Abend nochmal essen. La Hitillère ist ein kleines Restaurant, das nur in den Sommermonaten geöffnet hat und Bio-Gerichte anbietet. Wir lassen es uns gut gehen – als Vorspeise eine Longdrink, bevor wir zu den Moules Frites (Muscheln mit Pommes) kommen. Abgeschlossen wird das Essen mit dem Gateau Basque (eine Spezialität der Region) – alles sehr lecker und sehr reichlich.
Tag siebzehn – Dune du Pilat bis Mansle
Es ist Zeit an die Heimfahrt zu denken – auf dem Weg wollen wir noch an Europas höchster Düne vorbei – das liegt fast am Weg – die Dune du Pilat. Die Anfahrt ist etwas beschwerlich, auch wenn Marion dankenswerter Weise die erste Etappe bis zur Düne fährt. Die Ortsdurchfahrten sind jedesmal eine Qual für sich. Einige Stellen umfahren wir geschickt nach Karte. Auch insgesamt muss ich sagen, haben wir die richtige Richtung zum Anfahren der Düne gewählt. In der Gegenrichtung ist ein riesiger Stau von der Autobahn bis zum Parkplatz bzw. dem Kreisverkehr vor dem Parkplatz. Wir können uns dort direkt einfädeln und nach etwas Suchen finden wir auch einen Parkplatz auf dem Gelände. Die Parkgebühr hält sich in Grenzen – 4 EUR für 4h – dafür wird das Naturschutzgebiet gepflegt und die Ankommenden mit Informationen versorgt. Die Toiletten sind stark frequentiert – aber es ist noch erträglich.
Mit dem Anstieg auf den aktuell 112m hohen Kamm der Düne mache ich seit Beginn des Urlaubs endlich mal wieder etwas Training – Marion nimmt die befestigte Treppe, ich gebe mir das Original-Feeling und erklimme den Sandwall – auf der Hälfte der Strecke hätte ich jemanden brauchen können der Wasser, Iso, Cola oder sonstige Läuferversorgung anbietet …. gefühlt macht man 2 Schritte vorwärts und dabei einen zurück, weil man so tief in den Sand einsinkt.
Auf der Düne machen wir nochmal Pause und lassen uns den Wind des Atlantik um die Nase wehen – zeitlich reicht es uns leider nicht mehr die Düne in ihrer Gesamtheit zu erlaufen – das wären 2,7 km einfach.
Nach der Besichtigung geht es heimwärts – bis Bordeaux ist die Autobahn kostenfrei. Vor der Mautstrecke machen wir nochmal Stopp in einem Supermarkt – im Einkaufswagen laden verschiedene Leckereien, die man in Deutschland nicht so einfach bekommt – unter anderem eine größere Menge Maronen-Marmelade. Mit dem WLAN im Supermarkt prüfen wir ein letztes Mal: aber der Campingplatz aus Tours hat sich nicht gemeldet – also wird das wohl nichts. Außerdem wäre das noch ein gutes Stück zu fahren. Stattdessen wollen wir sehen, wie weit wir kommen und dann auf gut Glück einen Campingplatz oder andere Übernachtung suchen.
Der Autobahnring um Bordeaux ist fast an der Überlastgrenze – immer wieder stockt es – aber man kommt irgendwann durch – anstelle der mautpflichtigen Autobahn nehmen wir die ausgebaute Route Nationale (N10) – bis auf einige wenige Kilometer ist sie vollständig vierstreifig ausgebaut, zudem ist die Strecke etwas kürzer als über die Autobahn.
Kurz nach Angoulême fahren wir von der ausgebauten Straße ab, auf der Suche nach einem Campingplatz – gleich im ersten Ort Mansle haben wir Erfolg – der Campingplatz ist fast leer und wir schlagen ein letztes Mal unser Zelt auf.
Abends gibt es dann noch ein echtes Highlight – ein dumpfer Schlag reist mich aus dem Schlaf – schnell ist klar: auf dem benachbarten Sportplatz wird ein Feuerwerk abgebrannt – herrlich anzuschauen – für lau und direkt in der ersten Reihe, direkt aus dem Zelt. Was ein Abschluss für unsere Camping-Reise.
Tag achtzehn – Mansle nach Cumières
Nun sind wir vollkommen im Reisemodus angekommen – noch etwa hundert Kilometer bis Poitiers geht es zum Warmwerden über die Landstraße, ein letzter Stopp im Supermarkt und zum Tanken, dann geht es auf die Autobahn. Zwar hatten wir auch in Erwägung gezogen die Maut zu umfahren – aber das Navi spuckt uns hierzu recht abenteuerliche Routen und Reisezeiten aus. So lauten die Ziele Tours, Orléans, Sens und Troyes entlang der Autobahn. Dabei nutzen wir die recht neue A19 (unser Navi kennt sie nur in Bruchstücken ohne Zufahrten) und umfahren somit den Großraum Paris großräumig. Das Fahren auf der Strecke ist absolut entspannt 130km/h maximal und die Straße ist top gepflegt – da kann man echt nicht meckern – auf der gesamten Strecke bis Troyes haben wir nicht ein einziges Mal eine Baustelle – und das sind fast 500km!
Zum Abschluss geht es noch durch die Champagne – genauer Cumières bei Epernay. Dort übernachten wir bei Marions Verwandten – ich werde also auch noch mit dem Rest der Familie vertraut gemacht – einige haben es nicht zur Hochzeit geschafft. Wir werden freundlich empfangen und genießen das gemeinsame Abendessen. Dazu gibt es natürlich jede Menge Produkte aus dem Weinbau. Unter anderem einen Rotwein, der sich als Ratafia entpuppt. Den genießen wir dann zur Käseplatte.
Außerdem lerne ich Marions Großmutter kennen – weit jenseits der 90 Lebensjahre aber immer noch fit. Von Ihr erhalten wir reichlich Gemüse aus dem eigenen Garten.
Tag neunzehn – Heimreise
In den Vormittag starten wir mit einem guten Frühstück. Als letzte Besichtigung steht die Besichtigung der familieneigenen Winzerei bzw. Champagner-Herstellung an. Ein Besuch bei Geoffroy in Aÿ lohnt sich auf alle Fälle. Das Gebäude (welches erst vor einigen Jahren bezogen wurde) ist der Wahnsinn. Mehre Stockwerke – von der Traubenpresse bis zu Lagerung. Verbunden mit einer privaten Führung und einer kurzen Verkostung ein würdiger Abschluss des Urlaubs.
Nach dem ausgiebigen Mittagessen steht das letzte Ziel der Reise an: Mannheim. Ziemlich spät am Abend kommen wir dann auch dort an – ein schöner Urlaub ist zu Ende. Aber ich werde mir noch einiges in Frankreich anschauen – wir haben ja gerade mal die Oberfläche angekratzt.