Es ist zwar noch nicht Sommer, aber wir sind doch etwas urlaubsreif. Kurzerhand haben wir uns entschieden, es mit dem Zelt und „nicht all zu weit weg“ zu versuchen. Herausgekommen ist dabei als erstes Ziel Beaune. Dort waren wir im vergangenen Sommer, allerdings nur zur Durchreise. Da die Region doch einiges zu bieten hat, allerhöchste Zeit dort einmal einige Tage zu verbringen.
Die erste Etappe führt uns (wie schon so häufig, wenn es nach Frankreich geht) zur Oma ins Elsass. Bei der Gelegenheit will ich auch endlich einmal ein Versprechen gegenüber Glen einlösen: Wir hatten schon häufiger einmal darüber nachgedacht, ob man mit dem Rad bis zu Oma fahren kann. Die Etappe nach Mannheim mit 20km ist ja einfach, die rund 120km sind eine andere Hausnummer. Damit wir keine Überforderung haben, fährt uns Marion mit Yann mit etwas Versatz mit dem Auto hinther. Ausgemacht ist: Wir fahren so weit, wie wir kommen und die Mittagspause machen wir definitiv gemeinsam.
Da der Vorabend zur Abreise etwas arg spät (oder früh) geworden ist (Danke an J.K. Rowling an dieser Stelle), sind wir deutlich später als geplant erst auf Achse. Die ersten Kilometer sind uns innerhalb Schwetzingens ja wohl vertraut, auch die Strecke bis Hockenheim ist zumindest nicht gänzlich unbekannt. Das Wetter spielt hervorragend mit, es ist nicht übermäßig heiß, aber trocken als wir durch den Hardtwald radeln.
Ab Hockenheim geht es auf eher weniger bekannter Strecke weiter, aber es ist alles gut beschildert, das Stück vor Waghäusel auf der alten Bundesstraße geht richtig gut voran mit einem herrlichen Ausblick auf das Naturschutzgebiet. In Waghäusel machen wir den ersten Stop, den brechen wir allerdings ab, da wir direkt neben der Kirche den Gottesdienst über den Außenlautsprecher mit anhören „dürfen“. Nächstes Ziel ist dann Phillipsburg, eigentlich will ich bereits dort auf den Rheinradweg einfädeln, aber das gelingt nicht ganz. So stoßen wir erst kurze Zeit später auf den offiziellen Weg.
Allerdings gilt: wie gewonnen, so zeronnen. Kurz vor Rußheim verpassen wir eine Abzweigung ohne es gleich zu merken. Dafür folgen wir der Beschilderung, welche uns weiter zuverlässig in Richtung Karlsruhe leitet. Allerdings führt die Beschilderung natürlich ins Zentrum und weniger in Richtung Rheinbrücke und Maximiliansau. Daher suchen wir bei Eggenstein dann nach einer Abzweigung, die uns schießlich auch wieder auf den Rheinradweg führt. Bis Maximilliansau ist es dann nicht mehr wirklich weit, die Streckenführung entlang des Ölhafens und der Raffinerie ist immerhin spannend, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig.
Die Querung des Rheins mit der Südtangente in Karlsruhe ist mit Sicherheit von der Radwegführung als ein Lowlight zu vermerken. Direkt neben der mehrspurigen Schnellstraße ist eben ein Radweg. Die sehr steile Abfahrt auf der pfälzer Seite wird einem durch eine scharfe Kurve (und den Hinweis „Radfahrer absteigen“) verleidet. Immerhin ist das nun nicht mehr weit bis zum Treffpunkt an der „Gockelburg“, einem bekannten Restaurant, welches fast ausschließlich Hähnchen serviert. Dort wartet bereits der Rest der Familie auf uns. Zur Stärkung gibt es neben einem kurzen Picknick noch ein Eis in der Eisdiele um die Ecke. Für Glen ist nach etwas mehr als 64km das Tagesziel erreicht. Ich selbst hingegen setze mir ein neues: Bis nach Gambsheim ist die Hälfte der Strecke ja schon geschafft, und auch wenn es bereits etwas späterer Nachmittag ist: Ab jetzt kann ich ja etwas schneller fahren.
So schwinge ich mich nochmal in den Sattel und verpeile prompt wieder eine Abzweigung, also eine kleine Extraschleife durch Hagenbach. Ab dort geht es dann auf den Rheinradweg und der ist sehr gut ausgebaut und beschildert, dementsprechend flott komme ich voran. Kurz vor der französischen Grenze zeigen sich erste Auswirkungen der Regenfälle der letzten Wochen: Entlang des Rheins sind leichte Spuren einer Überschwemmung sichtbar, allerdings schon alles wieder soweit abgetrocknet.
Auch die nächsten Kilometer sind unproblematisch, die Beschilderung ist recht gut und ich komme weiter gut voran. An einigen Stellen einige größere Pfützen bei tieferliegenden Abschnitten, aber nichts was mich aufhalten würde. Die meiste Zeit führt die Strecke recht angenehm auf oder neben dem Rheindamm entlang. Auf Höhe von Seltz wird es dann aber wirklich kritisch: bis zur Radnabe tauche ich ins Wasser ein, nasse Schuhe unvermeidlich. Aber es ist ja warm und es sind nur noch etwas mehr als 20km zu fahren. Um so besser, dass heute kein wichtiges Gepäck in der Radtasche ist. Diese hat einige Jahre auf dem Buckel und ist daher in den Ecken nicht mehr zur 100% dicht.
Ab jetzt wird die Strecke auch insgesamt weniger angenehm: es geht mehr und mehr durch die Ortschaften und entlang verschiedener Straßen, mal gibt es begleitende Radwege, mal wieder nicht. Die Beschilderung ist weiterhin durchgängig und gut sichtbar. Nach rund 2,5h Stunden Radeln bin ich dann auch endlich am Ziel. Der Rest der Familie war natürlich schneller, aber immerhin habe ich seit sehr langer Zeit mal wieder eine Radausfahrt von mehr als 100km gemacht: 129km sind es am Ende des Tages. Ob der Nachwuchs das auch geschafft hätte, bin ich mir nicht sicher. Aber wir werden es ggf. nochmals versuchen.