Nach einem Tag ausruhen, an dem wir ja dann doch einiges erlebt haben und doch 30km gefahren sind, geht es heute weiter.
Morgens spielt das Wetter noch recht gut mit, angekündigt ist aber Regen. Das Zelt können wir noch im Trockenen abbauen. Die Strecke bis Amberg kennen wir ja zum Großteil schon, ebenso deren Sperrungen. Diese umfahren wir dann gleich, denn mit dem gesamten Gepäck und dem schwer beladenen Anhänger ist es keine Freude alles über Baumstäme hinweg heben zu müssen. Wir durchqueren den Ort Kümmersbruck in dem am Vortag ein Blindgänger gefunden wurde und der uns zusätzliche Höhenmeter, Kilometer und natürlich lustige Hebeeinlagen beschert hat. Diesmal ist alles ruhig – dennoch steuern wir den gleichen Supermarkt wie gestern an um uns für den Tag einzudecken. Brötchen haben wir noch beim Bäcker in Rieden mitgenommen.
Der kommende Teil der Strecke bis Amberg kommt mir noch recht leicht bekannt vor, einige Ecken erkenne ich vom Amberger Ultralauf, meinem ersten Ultra-Marathon wieder. Ich muss mal schauen ob ich den AULA mal wieder laufe. Die Strecke führt durch das Landesgartenschaugelände. An einer Ecke machen wir dann auch etwas verspätet Mittagspause, diese beenden wir gerade als anfängt zu Regnen.
Die Stadtbesichtigung wird dadurch erheblich verwässert bzw. fällt komplett ins Wasser. Die Streckenführung will mir nicht wirklich in den Kopf – gefühlt wollte man hier mal wieder eine erzwungene Rundtour durch die Stadt mit einbauen – dass dies zusätzliche lästige Höhenmeter mit sich bring ist egal. Marion überlegt zwischenzeitlich ob es nicht besser sei bei dem Regen mit der Bahn weiter zu fahren. Allerdings bin ich mir absolut nicht sicher ob das etwas bringen würde, außerdem wird der Regen gefühlt schon wieder weniger.
Wir quälen uns also im Regen aus Amberg hinaus, die Streckenführung ist absolut nicht attraktiv – es geht größtenteils entlang der Hauptverkehrsstraße und durch ein Industriegebiet – noch dazu bei stärker werdendem Regen und jeder Menge Steigungen. Gefühlt ist nur ein Teil der erwähnenswerten Steigungen im Tourenbuch überhaupt eingezeichnet. Kurz vor Poppenricht stellen wir uns kurzzeitig in einer Unterführung unter. Die Hoffnung, dass es aufhört zu regnen erfüllt sich zwar nicht, aber der Blick aufs Regenradar stimmt vorsichtig optimistisch, dass das Regenband bald durch ist.
Nach dem kräftigen Anstieg in den Ortsteil Lohe geht es genauso auch wieder bergab. So rollen wir nach Sulzbach-Rosenberg hinein. Der Ort macht nicht wirklich viel her, er ist durch die ehemalige Stahlindustrie geprägt. Die Reste des Stahlwerks Maxhütte stehen immer noch, auch wenn Teile schon abgerissen sind. Die Radwege sind auch aus der Blütezeit des Orts, also Mitte der 60er Jahre. Da war man völlig auf das Auto fixiert und die Radler mussten mit dem leben was übrig blieb. Das ist auch heute noch so, immerhin ist der Radweg bis an die Altstadt halbwegs aktuell und gut asphaltiert, danach wird es schlechter: viel zu eng und noch dazu übermäßig steil geht es in die Altstadt. Ich packe es dank kleinstem Gang und guter Kondition gerade so – Marion muss schieben und selbst dann ist es Quälerei.
Die Altstadt von Sulzbach-Rosenberg ist dann doch recht nett anzuschauen, allerdings hat es wieder angefangen zu regnen, daher verweilen wir nicht länger. Am anderen Ende der Stadt geht es genauso steil bergab wie es am Eingang hinauf ging. Das geht ohne Schieben, allerdings folgen dann einige Anstiege nach der Unterquerung der Bahnlinie. Diese haben es wieder verdammt in sich.
Zumal die Anstiege gefühlt für den Allerwertesten sind. In Kempfenhof habe ich echt das Gefühl hier wurde einfach ein Radweg ausgewiesen, damit einer da ist. Es geht steil den Berg hinauf, im Ort dann erst wieder bergab und dann direkt im Anschluss wieder recht heftig bergauf nach Kauerhof. Dort ist dann auch noch ein Zacken mit Steigungen zu bewältigen. Die Führung des Radwegs sollte hier einmal gründlich überdacht werden, ich denke es gibt hier attraktivere Streckenführungen – was alleine mit dem Rad noch gerade so gut machbar ist, wird mit Gepäck und ggf. sogar Anhänger einfach nur noch verdammt mühsam. Da vergeht einem gerne einmal die Lust auf Radurlaub – zumal wenn das Wetter dann noch auf Dauerregen umgestellt hat.
Die ausgewiesenen 6,5km bis zur europäischen Wasserscheide bei Schönlind ziehen sich wie Kaugummi und zehren nicht nur an der Kondition sondern auch an den Nerven. Kurz vor Schönlind und somit dem höchsten Punkt der gesamten Strecke ist Glen dann derart fertig, dass er in den Anhänger umsteigt. Für die letzten Höhenmeter habe ich damit noch einmal deutlich mehr Ballast zu ziehen. Beim Umsteigen werden wir gefragt ob wir Hilfe benötigen, dabei erhaltne wir auch den wichtigen moralischen Hinweis, dass es nach der Kuppe bis Etzelwang nur noch abwärts geht.
Nach der Kuppe geht es tatsächlich stetig und teilweise auch recht ordentlich bergab, ab Neukirchen geht es dann auch wieder auf einen Weg abseits der Straße. Der hat leider nochmal einen kurzen aber heftigen Buckel in sich, nach diesem kann man es aber fast bis nach Etzelwang an den Campingplatz rollen lassen. Leider schaukelt der Anhänger sich dabei doch immer wieder auf.
Es regnet noch immer dauerhaft als wir am Campingplatz ankommen. Etzelwang hätte tatsächlich einen Bahnhof gehabt, sogar nicht all zu weit vom Campingplatz weg. Das die Bahnstrecke auf einem hohen Damm mitten durch den Campingplatz führt finde ich dann weniger angenehm – meist verkehren da nur Regionalbahnen, aber gelegentlich ist auch ein Güterzug dabei. Die Plätze für Tagescamper liegen direkt unterhalb des Damms. Die Nacht ist entsprechend verhalten, zumal alles triefend nass ist. Sogar das Abendessen lassen wir aus, da wir nicht wissen wie wir es halbwegs trocken hinbekommen sollen. Noch dazu ist das Netz am Platz fast nicht vorhanden, wir können also noch nicht einmal schauen wie lange es wohl noch regnen wird, geschweige denn ob wir morgen das Zelt im Trockenen abbauen können. Den Trockner am Platz darf man nur nutzen wenn man auch Wäsche wäscht, angeblich aus Hygienegründen – immerhin gibt es auch noch einen klassischen Wäscheständer den wir über Nacht im Sanitärbereich stehen lassen können – so können wenigstens die Regenjacken und Hosen abtropfen und etwas trockener werden. Insgesamt muss ich diese Etappe samt Campingplatz wohl als Tiefpunkt der Strecke verbuchen. Das liegt nur bedingt am Wetter, auch die Streckenführung mit den vielen Industriegebieten macht nicht so wirklcih etwas her – ganz zu schweigen von den vielen Steigungen und Hügeln.