Geburtagsultra rund um den Otzberg

Wie einige ja schon mitbekommen haben, habe ich dieses Jahr eine kleine Challenge bzw. eine Serie die ich nicht mehr abreißen lassen möchte: Jeden Kalendermonat einen Marathon oder Ultra-Marathon zu finishen. Angefangen habe ich im Januar in Rodgau. Mittlerweile sind einige zusätzliche Veranstaltungen dazu gekommen, einiges an großen Namen wie der Metropol-Marathon in Nürnberg aber auch einige kleinere Ultra-Läufe mit weit weniger Pomp und Drum-Herum. So auch dieses Mal: Aufgrund des anstehenden Urlaubs ist es etwas knapp mit Terminen im August und wenn möglich möchte ich auch nicht übermäßig lange Anfahrten haben. So bin ich bei Sabines Geburtstagsultra am Otzberg gelandet. Tobias aus der Ultralaufgruppe hat mich begleitet.

Der Start ist für mich schon früh, denn bis an den Otzberg ist es etwas mehr als eine Stunde Fahrt. Auf dem Weg sammle ich noch Tobias in Lorsch ein. Die Anfahrt ist recht unspektakulär, einzig das Dorffest in Lengfeld ist eine Überraschung – die Durchfahrt ist gesperrt, eine rechte Umleitung ist nicht ausgeschildert, aber über die Seitenstraßen kommt man dann doch durch und zum Startpunkt. Dort ist bereits richtig Gewusel, die meisten Teilnehmer kennen sich. Auch Jörg als Veranstalter begrüßt mich direkt. Gratulieren ist noch nicht, denn Sabine ist mit den Frühstartern (ein Angebot für langsamere Läufer, Frühaufsteher und Hitzeempfindliche) schon unterwegs. Da alle vorab angemeldeten bereits vor der Zeit da sind, wird sogar überlegt einen minimalen weiteren Frühstart zu machen – aber auf die eine Minute kommt es dann auch nicht mehr an. Die Strecke ist ein Rundkurs von 8,1km, diesen gilt es 6 mal zu absolvieren. Damit es nicht zu langweilig wird, gibt einige Höhenmeter ca. 200 pro Runde, die Aussagen variieren je nachdem welche GPS-Uhr man befragt.

Nach dem Start befinde ich mich recht bald in der Führungsgruppe, dabei sollte es doch eigentlich ein gemütlicher Lauf werden. Die beiden Spitzenläufer lasse ich dann aber recht bald ziehen, das Tempo ist mir dann doch ein wenig zu flott. Nach knapp einem Kilometer kommt der erste steilere Anstieg, diesen Trail gehe ich konsequent nach oben – hier hilft mir eindeutig meine langjährige Ultra-Erfahrung: Was man da an Energie sonst raushaut fehlt in den letzten Runden und soviel langsamer ist man im Zweifel auch nicht. Ich erwarte dabei eigentlich, dass ich bald vom Feld eingeholt werde, aber da ist nicht der Fall. Am Entenpfuhl mit der Schutzhütte kommt mir die Spitzengruppe schon wieder entgegen, im ersten Moment denke ich, die haben die Abzweigung verpasst. Aber nein: Es geht eine kleine Schleife um den Entenpfuhl herum. So bekomme ich nach der Umrundung auch Tobias zu Gesicht, dicht gefolgt von Achim. Die Strecke geht nun wieder etwas abwärts erst auf einem breiten Waldweg aber schon bald wieder als Trail. Mit der Rundenhalbzeit kommen wir aus dem Wald heraus und es geht ein gutes Stück durchs Feld, es folgt auch der angekündigte asphaltierte Abschnitt der Runde, nicht weiter schlimm – in einer Haarnadelkurve bekomme ich nochmal Tobias zu Gesicht, da auch er das Handy gezückt hat, hole ich auch einmal die Kamera heraus und mache ein paar Bilder – so hat er natürlich die Chance auf mich aufzulaufen. Das ist mir aber gar nicht unrecht, gemeinsam mit Achim bilden wir eine Dreiergruppe – das motiviert und wir laufen ein gleichmäßigeres Tempo.

Nach der Senke am Gänsehof geht es wieder stetig bergan, bereits jetzt liegt die Strecke hier gut in der Sonne und ich bin froh als wir wieder etwas im Schatten laufen. Der breite Waldweg läuft sich gut, es geht dann aber im Wald auch nochmal auf eine kurze aber knackige Trail-Passage. Auch hier definitiv gehen die richtige Variante. Oberhalb noch ein wenig Zickz-Zack auf dem Waldweg. Damit es nicht langweilig wird, gibt es auch noch eine schöne Downhill-Passage als Trail die uns wieder etwas nach unten bringt. Der Ausblick dort über das Tal ist wunderschön, bis zum Parkplatz geht es dann wieder auf einen Trail – den kann ich gerade noch gut laufen, aber für kommende Runden könnte es ein Gehstück werden.

Am Parkplatz tanke ich kurz auf: Gummibärchen und ordentlich Wasser – am Gürtel trage ich rund 500ml mit mir, das reicht ziemlich genau für über die Runde, aber die zusätzliche Flüssigkeit schadet mit Sicherheit nicht. Da die anderen auch gerade noch etwas brauchen, laufe ich schon einmal ein Stück weit voraus und kurz in die Büsche. Derart erleichtert fällt es mir auch nicht mehr die Kollegen zügig wieder einzuholen. Wir unterhalten uns über die verschiedensten Lauferlebnisse – ich bin ja echt froh, dass kein „Nicht-Ultra“ zuhören kann. Unterhalb der Marathonmarke ist kaum ein Wettkampf und Marathons sind auch eher die Ausnahme (dann wenn es mal wieder nichts längeres gab). Auf der Runde kommt uns Jörg auch entgegen, zudem überholen wir immer mehr der Frühstarter – größtenteils alte Ultrahasen die man auch bei anderen Läufen schon gesehen hat. So geht es bald auch auf Runde drei, frisch gestärkt wiederum mit Gummibärchen und für mich wichtig: frisch gesalzen.

Die Stimmung in unserer Truppe ist weiterhin gut, wir haben jede Menge Spaß mit den Erzählungen der jeweils anderen. Die Feldpassagen sind mittlerweile schon gut aufgeheizt, aber sie sind ja nur ein Anteil an der Strecke. Ich bin sogar zwischenzeitlich fast einmal versucht das zusätzliche, natürliche Versorgungsangebot wahrzunehmen: An der Strecke stehen stellenweise sehr lecker aussehende Brombeeren, aber jedesmal wenn ich dort vorbei komme bin ich gerade so im Fluss, dass ich gar nicht anhalten möchte. Am Parkplatz vor Runde vier schon fast ein Ritual: Gummibärchen, Wasser auffüllen und weiter. Diesmal nehme ich mir aber noch ein Stück Hefegebäck mit auf den Weg. Die Halbzeit liegt schon hinter uns und die Gruppe ich weiterhin beisammen. Es läuft einfach so vor sich hin, der Weg ist nunmehr schon automatisiert, ein Verpassen von Abzweigungen eher unwahrscheinlich. Ich mache mir innerlich einige Notizen, welche Läufe ich mir doch einmal näher anschauen muss: Den Thüringen Ultra (ganz in der Nähe war ich erst mit der Familie unterwegs), der KoBoLT und auch Paul kommen auf die Wunschliste. Wahrscheinlich alle erst einmal in der kurzen Ausführung zum Reinkommen – jenseits der 105km war ich ja bisher nicht unterwegs (ich plane aber das zu ändern). Ebenso erfahre ich, dass es den Weinsteig jetzt ebenfalls in einer „Kurzfassung“ geben soll: Von Neustadt nach Bockenheim über 70km im Oktober, das klingt schon sehr verlockend (zumal ich den Zielort ja schon kenne).

Nach Runde vier gibt es für mich nochmal ordentlich Salz, denn angesichts der Temperaturen schwitze ich doch recht kräftig, vor allem wenn es in der Sonne den Berg nach oben geht. Die Runde fünf beginnen wir wieder gemeinsam, irgendwo im Anstieg nach dem Gänsehof bin ich aber dann doch etwas schneller und laufe erst einmal weiter, wohlwissend: die anderen werden dich ohnehin an der nächsten Steigung wieder einkassieren. Aber nichts dergleichen passiert, ich komme alleine am Parkplatz an und selbst nachdem ich mich versorgt habe sind sie noch nicht eingetroffen. Aber halb so wild, als Ultramarathoni kann man auch die Stille des Trails ertragen und so laufe ich auf die letzte Runde (wir hatten in der Gruppe zwischenzeitlich überlegt am Ende noch mindestens zwei Kilometer anzufügen um die 50er Marke zu knacken) – wie üblich gehe ich den steilen Trail-Anstieg, insgesamt merke ich beim Anlaufen, dass die häufige Übung beim Indoor-Marathon in Sachen Wiederanlaufen doch etwas gebracht haben muss. Da aber immer noch keiner hinter mir zu sehen ist und es nunmehr die letzte Runde ist lasse ich es gefühlt ein wenig mehr laufen. Der Anstieg zum Entenpfuhl ist alleine definitiv nicht so kurzweilig, gefühlt hat er etwas an Länge gewonnen. Danach geht es ja aber wieder bergab. Ich überrunde auch nochmal einige Läufer. In der Kehre im Feld schaue ich nochmal auf die Strecke zurück, aber weder Tobias noch Achim sind irgendwo zu sehen.

Ab den Gänsen geht es bekanntlich wieder bergauf, aber es ist die letzte Runde, also gebe ich tatsächlich doch noch ein wenig Gas, der Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich deutlich jenseits einer für mich vernünftigen Pace liege, um die 5:15 min/km lese ich im flacheren Abschnitt ab, deutlich zu schnell. Jetzt nur nicht ganz übermütig werden, es geht ja noch einiges an Höhenmeter nach oben. Den steilen Trail gehe ich wie jede Runde nach oben, ein letztes Mal vorbei an den duftenden Brombeeren und den Trailabschnitt nach unten. Noch immer weit und breit kein Läufer hinter mir, einige überrunde ich noch. Den letzten Anstieg zum Parkplatz auf dem Trail muss ich mich ein wenig quälen, aber ich weiß ja was es im Ziel auf mich wartet: Lecker Kuchen und andere Leckereien. Also jetzt nicht kneifen und nochmal alles raushauen bis an die Ziellinie am Parkplatz. Geschafft, 48km in 6 Runden liegen hinter mir. Ein wenig fertig bin ich, aber nicht völlig verausgabt wie ich das bei anderen Läufen schon hatte. Das Buffet ist reichlich gedeckt, es gibt leckeren Kuchen in verschiedenen Geschmacksrichtungen und ein leckeres alkoholfreies Bier. Zwischenzeitlich kümmere ich mich noch um das Begleichen der Unkosten, eigentlich will ich Jörg 20 EUR zustecken, aber 10 EUR sind laut seiner Aussage mehr als genug. Von diesen Preisen dürfen sich gerne einige der mittlerweile überteuerten Großveranstaltungen gerne einmal eine Scheibe abschneiden.

Jörg händigt mir dann auch meine Urkunde aus, ich bin etwas überrascht: Mit 5:15:09 reicht es sogar aufs Treppchen, Platz 3 von 29 Starten insgesamt. Tobias taucht dann auch einige Minuten nach mir dann auch wohlbehalten am Parkplatz auf. Er hatte mich vom Gänsehof aus noch gesehen, also knapp 500m hinter mir. Das hätte ich deutlich knapper erwartet, nach allem was Tobias an Trails und Läufen dieses Jahr schon runter gespult hat. Achim ist auch noch ein klein wenig hinter ihm. Insgesamt muss ich aber sagen, war das gemeinsame Laufen doch die richtige Entscheidung über die lange Distanz.

Insgesamt ein kleiner aber feiner Lauf. Die Organisation ist klasse und die Strecke gut gewählt und markiert. Wie ich erfahren hat die Gruppe noch einige weitere Läufe in Vorbereitung, da bin ich einmal gespannt was als nächstes kommt. Es sieht fast danach aus, als ob es nicht mein letzter Lauf in der Region war.

 

 

 

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