Wie bereits in meinem Jahresrückblick 2023 angedeutet, hatte ich ja mit einigen Defekten meines Anhängers zu kämpfen. Hier jetzt die vollständige Geschichte und auch ein paar Details, Tipps und Tricks sowie lessons learned.
Die Ausgangssituation war mehr als ärgerlich: Eigentlich wollte ich nur noch „mal eben schnell“ meinen Anhänger nach dem Einsatz für den Sportverein nach Hause holen und dabei noch einige Möbel welche bei meinen Eltern eingelagert waren abholen, genauer gesagt: Weitere Teile meines alten Jugendzimmers bekommen ein zweites Leben für die eigenen Kinder – wenn das mal nicht nachhaltig ist. Also vom Sportverein los und das Material eingeladen und dann auf den Heimweg gemacht. Gekommen bin ich allerdings nur bis zur Stadtgrenze Mannheims. Danach war Schluss, weil eines der Räder am Anhänger blockiert hat. Das hat sich nicht groß angekündigt und bei Tempo 80 auf der Ortsumgehung war Anhalten auf die Schnelle auch keine wirkliche Option, zumal das Problem nicht sofort ersichtlich war. Mit etwas sanfter Gewalt bin ich dann noch bis auf einen Parkplatz bei Brühl gekommen, dort konnte ich dann auch das ganze Ausmaß erstmals erahnen: Eine der Achsen hat blockiert und in der Folge habe ich den Reifen über den Asphalt gerubbelt und zwar soweit, dass der definitiv nicht nochmal zu verwenden war. All das natürlich kurz vor dem Urlaub.
Kurzfristige Maßnahme: eingeladenes Material auf und in den Familienvan umschichten und es zumindest mal bis nach Hause bringen, währen wir auf den Abschlepper warten. Immerhin war es ja nicht mehr all zu weit. Mit dem Abschlepper ging es dann nach Viernheim zu einem Anhänger-Spezialisten. Bisher hatte ich dort eigentlich gute Erfahrungen gemacht. Leider nur bisher wie ich im Nachhinein festhalten muss… Da es schon außerhalb der Geschäftszeiten war eine kurze Info und die Papiere eingeworfen mit der Bitte um Rückruf. Leider tat sich nichts, also kurzerhand vor dem Urlaub nochmal angerufen: Dort ist man auch in Urlaub, es könne also etwas dauern. Macht ja nichts, ich bin ja auch erstmal nicht da, von daher sah alles noch ok aus.
Nach dem Urlaub erneute Nachfragen und scheinbar ziemlich großes Chaos in der Firma. Mal waren die Informationen nicht da, mal suchte man die Papiere. Schlussendlich musste ich dann auch den Herbstlauf ohne Anhänger stemmen, es war mittlerweile Oktober und im November wäre ohnehin die Hauptuntersuchung fällig, also vielleicht gleich beides auf einmal lösen… Der Vorschlag kam nicht ganz so wie erwartet an und nachdem ich nochmals einen expliziten Auftrag in Schriftform erteilt hatte (warum auch immer der nun wieder notwendig geworden war) erhielt ich einen Kostenvoranschlag der einem wirtschaftlichen Totalschaden gleichkam. Der Inhalt war mehr als fragwürdig, von einer Reparatur konnte man da eigentlich nicht mehr sprechen, es sollte nahezu alles ersetzt werden, auch Teile die angeblich verschliessen waren wie das Kupplungsmaul, welches die gleiche Firma erst vor zwei Jahren ersetzt hatte. Auch die Räder sollten vollständig ersetzt werden was günstiger wäre als neue Reifen aufzuziehen…. Zudem sei der Kostenvoranschlag natürlich kostenpflichtig, was man mir so nur eher in einem Halbsatz den in der notwendigen Präzision übermittelt hatte.
Da der Vorschlag für mich überhaupt nicht akzeptabel war und die Firma jetzt definitiv aus dem Rennen war, kam der nächste Schritt: Anhänger zurück zu mir und dann erst mal sehen was man ggf. selbst machen kann. Immerhin hatte ich einige kompetente Kommentare eines Laufkollegen erhalten was wohl zu machen wäre und wie. Zudem gibt es für die Anhänger-Reparatur auch eine ganze Reihe von Youtube-Videos. Es geht ja im Wesentlichen nur um eine Auflaufbremse und nicht um ein Raketentriebwerk. Den Kostenvoranschlag habe ich zähneknirschend als Lehrgeld bezahlt. Nochmal werde ich dort garantiert nicht vorstellig. Angeblich wurde auch die Bremse gelöst und ich könne damit zumindest bis nach Hause kommen (ca. 25km). Nach den Vorerfahrungen habe ich es dann erst einmal ein Stück probiert nur um festzustellen: die Bremse ist weiterhin fest. Also etwas tricksen und den Anhänger soweit transportfähig machen, dass ich bis heim komme.
Es gibt definitiv bessere und schlechtere Monate um auf einem offenen Stellplatz einen Anhänger zu reparieren. Die dunklen Wintermonate mit Regenwetter gehören eher zu den weniger passenden. Dennoch habe ich dann recht bald mit der Reparatur in kleinen Schritten anfangen können. Die Demontage der Räder war noch der einfachste Schritte, das ist nichts anderes als am PKW und dort mache ich da ja jedes Jahr and mittlerweile drei Fahrzeugen zweimal. Nun folgte eine recht steile Lernkurve für mich, denn von Bremsen und deren Aufbau hatte ich bisher nur eine grobe Vorstellung aus der LKW-Fahrschulzeit.
In den Videos auf Youtube sah die Reparatur aber immer recht einfach aus: Staubkappe runter, zentrale Achsmutter öffnen und dann die Bremstrommel abnehmen. Staubkappe abnehmen war mit etwas Rostlöser kein Thema und zumindest hatte der Vorbesitzer nicht an der Schmierung gespart. Den Sicherungssplint für die Kronenmutter habe ich nach dem Abwischen des Fetts auch gesehen und entnehmen können. Nun kam der Punkt an dem ich mein Werkzeug-Arsenal erweitern musste, denn eine 36mm Nuss hatte ich nicht im Sortiment. Aber das Internet bietet ja verschiedenste Quellen für passende Werkzeuge. Mit der passenden Nuss war as Lösen dann wirklich ein Kinderspiel.
Immerhin einen Schritt weiter. Als nächstes galt es die Bremstrommel abzunehmen, was angeblich mit leichten Schlägen machbar sein sollte. Wollte bei mir aber nicht klappen, das Ding saß reichlich fest auf der Achse. Zum Abschauen und auch weil man bei den Bremsen immer beide Seiten wechseln soll, habe ich auch da gegenüberliegende Rad einmal abgenommen, dort klappte das Abnehmen auch nicht ganz auf Anhieb, aber immerhin lies sich dort die Trommel noch drehen. Daher nächste Runde im Werkzeug-Zukauf: Ein Abzieher für die Bremstrommel musste her, auch die gibt es vergleichsweise günstig im Internet. Damit kam ich der eigentlichen Aufgabe dann schon ein gutes Stück näher, die Trommel ging damit endlich von der Achse und die Fragmente der Bremse bröselten mir entgegen.
Somit konnte ich endlich mit der eigentlichen Reparatur beginnen, allerdings war weiterhin das Wetter ein echtes Problem – bei Minusgraden und Schneeregen am Anhänger schrauben macht einfach keinen Spaß. Immerhin waren die Ersatzteile recht gut lieferbar und günstig, bezahlt habe ich für den Satz Bremsbacken weniger als 50 EUR und das für beide Seiten einer Achse. Das Einsetzen ist etwas tricky, aber mit ein wenig Übung klappt auch das dann recht gut. Fast bin ich der Meinung ich wäre fertig….
Leider nicht ganz, wie sich zeigt habe ich noch ein etwas kniffligeres Problem: beim Wiedereinsetzen der Trommel merke ich bereits, dass die eine Seite deutlich leichter dreht als die andere (exakt die, die vorher defekt war). Ursache ist hier, dass das Lager wohl doch etwas Schaden genommen hat. Daher muss ich die dann auch noch Tauschen. Mit Unterstützung gelingt mir dann auch das. Zeitlich ist es mittlerweile Ende Februar, die TÜV-Frist ist also lange abgelaufen, aber was solls, kostet halt ein paar Euro mehr, aber immerhin spielt bei den letzten Schritten auch das Wetter wieder mit.
Hauptuntersuchung ist dann auch ohne schwerwiegende Befunde, der lose Kotflügel ist noch das schlimmste und den habe ich innerhalb von Minuten noch während der Prüfung wieder festgezogen, da hat sich eine der Schrauben etwas losgerüttelt gehabt. Das Kabel für die Beleuchtung befestige ich mit einigen Nagelschellen am Unterboden, damit es nicht mehr so arg schlackern kann.
Die ersten Einsätze hat der Anhänger mittlerweile wieder hinter sich – es rollt alles wieder und selbst wenn ich nochmal ähnliche Reparaturen anstehen würden wäre es nach der ersten Durchführung jetzt um ein vielfaches einfacher. Zudem habe ich jetzt weniger Hemmungen was den Einsatz diverser Werkzeuge und Hilfsmittel mit Teilereiniger, Montagepaste und Rostlöser betrifft.