Dieses Haus hat sogar fließend Wasser ….

Sogar dort wo man es nicht erwartet. 😯 Angefangen hat es heute früh gegen kurz nach halb sieben. Wie üblich bin ich aufgestanden, runter unter die Dusche – Zeit zum Wachwerden. Beim Frühstück und Vorbereiten der Lunchbox der erste Blick aus dem Fenster: Zwei Ergebnisse:
a) Die Sonne geht mittlerweile merklich später auf … Laut Internetrecherche ist mittlerweile erst gegen 6:20 Sonnenaufgang
b) Dennoch ist es irgendwie etwas arg duster draußen für die Uhrzeit … Blick gegen Himmel erklärt das recht einleuchtend: es ist stark bewölkt – richtig dunkle Wolken.
Ich stelle erste Überlegungen an, ob es wirklich eine gute Idee ist, heute wie üblich mit dem Rad ins Büro zu fahren. Während der Toaster vor sich hinröstet und der Kaffee durch die Maschine gluckert, beobachte ich weiter das Wetter, es hat mittlerweile ordentlich Wetterleuchten und anstelle langsam heller ist es gefühlt noch dunkler geworden. Ich schnappe meine Müslischüssel und setze mich an den Tisch. Das Wetterleuchten wird mehr, dazu teilweise Donnergrollen. Aufgrund der Abfolge von Blitz und Donner kann das Gewitter nicht wirklich weit weg sein. Keine Minute später fängt es an zu regnen.
Alles noch kein Grund nicht mit dem Rad zu fahren, die Schauer hier sind oftmals nur ganz kurz und nach 10 Minuten ist wieder wunderschönster Sonnenschein als wäre nichts gewesen (bis auf die lästig hohe Luftfeuchte).
Aber das Wetter hat heute etwas andere Pläne, der Regen wird richtig heftig und ich beschließe – nein heute nehmen wir das Auto, wir wollen ja nicht unbedingt im Office ankommen wie begossener Pudel (auch wenn wir dort die Möglichkeit hätten zu duschen). Also mache ich meine Sache zusammen, gehe in den Keller und fahre den Rechner hoch – es ist mittlerweile kurz nach halb acht, normalerweise komme ich um die Zeit gerade im Office an – mit ein bisschen Varianz, je nach Verkehr und Wetter.

Ich fange an meine Diplomarbeit zu beackern, ein wenig durchlesen, ein paar Diagramme vorbereiten – wo ich das mache ist ja egal und die Zeit kann man ja sinnvoll nutzen. Kaum angefangen kommt Rüdiger, für diese Zeit recht wach und aufgeregt (wobei ihn eigentlich wenig aus der Ruhe bringt) zu mir und meint ich solle mir da mal was anschauen… Ich folge ihm in den Aufenthaltsraum im Keller, eine halbe Etage über meinem Zimmer und sehe die Bescherung … da gibt es tatsächlich fließend Wasser, das maschiert gerade zur Tür in den Garten herein … knapp ein Drittel der Fläche ist schon mit einer großen Pfütze bedeckt.
Gut das ich weiß wo wir unsere Reserve-Handtücher aus mehreren Studenten-Generationen verstaut haben. Die habe ich zu Anfang des Semesters in der Kellerküche fein säuberlich alle in den Schrank geräumt. Der muss jetzt herhalten. Aus Handtüchern improvisieren wir einen Wall um den Türbereich, dieser ist wenigstens gefliest und nicht wie der Rest mit Laminat als Boden versehen.
Rüdiger und Sergej beginnen die Pfütze einzudämmen. Allerdings wird mir schnell klar: Wir müssen die Quelle für dieses Übel finden, sonst haben wir keine Chance. Also einmal durchs Haus, raus in den Garten in den strömenden Regen… Das Wasser fließt in Sturzbächen über den betonierten Bereich zwichen Pool und Haus, in Richtung Drainage-Graben, der das Haus vor einer neuerlichen Überflutung schützen soll. Wie wir ja mittlerweile wissen kommt der fehlende Boden hier nicht von ungefähr – es gab hier wohl im Sommer 2009 einen gewaltigen Wassereinbruch bei dem die Keller-Räume teilweise überflutet wurden.
Die Drainage ist auch unser Problem – die mündet in ein Rohr, da vor der Tür zum Kellerraum endet, dort tröpfelt es dann normalerweise in den Abfluss … von tröpfeln kann heute aber nicht die Rede sein, aus dem Rohr kommt ein vollwertiger Strahl über den ganzen Durchmesser – irgendwas um die 3cm … und der Abfluss scheint gerade mit diesem Ansturm etwas überfordert zu sein, das Wasser steht bis knapp unterhalb der dritten Treppenstufe … also schon voll auf Türhöhe, kein Wunder das es da reinläuft. Ich alarmiere die anderen, wir bewaffnen uns mit 3 Mülleimern und bilden eine Kette um das Wasser abzuschöpfen …
Damit haben wir die Situation außerhalb relativ zügig wieder im Griff … nach dem Abfischen diverser angespülter Blätter ist der Abfluss auch wieder durchlässig und die Brühe läuft zügig ab.
Nächster Aufgabenblock: Trockenlegen des Aufenthaltsraums … 3 Leute, einer wischt auf, zwei wringen die Handtücher aus, und innerhalb einer Dreiviertelstunde sieht die Situation doch schon wieder ganz manierlich aus. Philipp hatte heute wieder einen Termin bei Keymind, also hat ihn jemand zwischenzeitlich an den Treffpunkt gefahren. Kurze e-mail an unsere Office-Managering Mary, dass wir noch mit der Überflutung kämpfen und daher wohl etwas später im Office aufschlagen werden.
Der nächste Schock steht uns noch bevor: auch ins Bad ist die Brühe gelaufen, allerdings scheints nicht durch die Tür, sondern aus einem der Versorgungsschächte, es tropft immer noch ganz leicht von der Decke … auch hier einmal aufwischen. Wo wir schon dabei sind: Die Küche wird auch gleich durchgewischt. So haben wir den allfälligen Hausputz fürs Wochenende schon mal vorab erledigt – man muss es nur positiv sehen.

Nachdem die Spuren beseitigt sind, erst mal Frühstück, Version 2.0 und nochmal duschen – wir sind irgendwie total nass und durchgeschwitzt … dabei sehen wir noch eine positive Seite des kräftigen Regenschauers: Es hat unseren Pool soweit gefüllt, dass wir die Pumpe laufen lassen können – während wir nach und nach duschen gehen, wird der Pool am Rand mal vorsichtig geschrubbt, damit die ganzen Partikel sich im Filter auch absetzen können.

Gegen kurz nach zehn schlagen wir endlich im Office auf… außer uns sind auch viele andere heute zu spät gekommen, ein großer Teil ist sowieso derzeit bei einer Veranstaltung der NASA. Also alles halb so wild. Das für heute angesetzte BBQ der Praktikanten aus der Nachbarfirma ist wegen des Wetters auf Freitag verschoben. Soll mir auch recht sein. Ich mache mich an die Arbeit, denn die soll ja fertig werden, Wetter hin oder her. Auch wenn ich gestern mehr als genügend Überstunden angehäuft habe, als ich mich in in Problem verbissen habe.

Zwischenzeitlich stellt Mary fest: Auch unser neuer Bereich ist nicht ohne Wasserschaden davon gekommen, auch hier war wohl der Versorgungsschacht etwas überfordert und ist vollgelaufen … unser Hausmeister hat jetzt mal den nassen Teil des Teppichs entfernt, und sich auf die Suche nach der Ursache gemacht. Zudem wir der Bereich noch mit Wassersauger und Lüfter bearbeitet. Wunderbare Kulisse zum konzentriert arbeiten 😡

Nachdem wir wieder daheim sind, stellen wir fest – wohl doch nix mit dem Pool, denn irgendwohin hat sich das Wasser verflüchtigt – ich vermute mal wir haben irgendwo ein Loch im oberen Bereich des Pools, oder die Leitungen zum und vom Filter sind irgendwo nicht mehr ganz dicht. Sei es drum, wäre schön gewesen, jetzt müssen wir halt warten bis die Schwebeteilchen sich auf natürliche Art und Weise wieder abgesetzt haben.

Trotz ordentlich Bewegung heute, starte ich noch zum Laufen – die üblichen 21km für Donnerstags. Anfänglich bin ich mir echt nicht sicher ob ich das durchziehen soll, denn als ich am Cherry Hill neben dem Einkaufszentrum an der Ampel stehe, habe ich einen Blick ins Umland – und das sieht schon wieder so nach Gewitter aus … inklusive Donnergrollen und Blitzen. Allerdings: In die Richtung in die ich laufen werde sieht es gut aus, ein kleines Stück blauer Himmel. Also erst mal Laufen und Beobachten – auf dem ersten Stück laufe ich relativ geschützt und es gibt genügend Unterstellmöglichkeiten, sowie Optionen abzukürzen, sollte es zu heftig werden. Das Gewitter kommt denn auch noch etwas näher, belässt es aber dann doch recht bald bei Regen – und gegen diese Art von Abkühlung habe ich hier bei dem warmen Wetter echt nichts. Der Weg (eigentlich fast durchgehend ssphaltiert) ähnelt teilweise eher einem Trail und man muss sich an diversen Stellen eine Möglichkeit um oder durch die Pfützen suchen – nasse Füße sind unausweichlich… Während der Weg am Anfang größtenteils nur mit Pfützen übersät ist, wird es an einigen Unterführungen interessanter, dort hat es ganz ordentlich Sand und Matsch mit angespült … an der Eisenbahnunterquerung am Lake Artemisa schlittert man eher unter den Gleisen durch denn zu Laufen, so fein ist der Schlick dort. Da das Wetter nun wirklich nur noch Regen ist entscheide ich mich die 21km ganz regulär zu laufen – wahrscheinlich komme ich nur noch zwei weitere Male dazu bis ans Ende des North-East-Branch zu joggen.
Das Ende ist diesmal auch reichlich dick, dick mit Schlamm überzogen auf den letzten 800m bis zum Wendepunkt (ja hier stehen alle halbe Meile Streckenpfosten damit man sich motivieren kann …) auf diesen 800m ist es besonders schlimm anfänglich versuche ich noch in die Wiese auszuweichen, aber auch die ist eher Sumpfgras denn Wiese… So jogge ich entlang der Spuren anderer Benutzer, auch wenn die Strecke an einer Stelle mit Absperrband gesperrt ist, es hält sich eh keiner dran, ein Radler überholt mich also kann es wohl halb so wild sein… Wenn man aufpasst wo man hintritt ist es auch kein Problem, der Schlamm ist teilweise zwar einige Zentimeter dick, aber wenn man richtig sauber läuft dann spritzt der schön nach allen Seiten weg … sozusagen die Fango-Packung für die Waden heute inklusive. Mal wieder typisch USA – lieber mal vorsorglich sperren nicht das jemand auf die Nase fällt und den Staat wegen unterlassener Pflege und Warnhinweisen verklagt … Bei uns wäre ein solcher Zustand einfach „normal“ nach dem Regen. Damit muss man ggf. rechnen.
Kurz nach dem Wendepunkt fühle ich mich verdammt an Forrest Gump erinnert: „mit einmal stellte jemand den Regen ab und die Sonne kam raus …“ – ich wurde zwar dann nicht unter Beschuss genommen, aber einen Gegner hatte ich doch recht schnell: Mit der Sonne wurde es wieder etwas wärmer und die ganze Feuchte stieg vom Asphalt auf … eh ich es mich versehe ist es nicht mehr so leicht wie während des Regens zu laufen … man schwitzt aber es kühlt nicht mehr so gut, außerdem hat jemand auch noch den Wind abgestellt. Es steht also mal wieder alles … das übliche Theater hier um Washington herum halt … wenigstens ist das T-Shirt noch gut nass, es kühlt wenigstens ein bisschen. Richtig angenehm ist diesmal der „Cage“ meine Lieblingsbrücke über die U-Bahn … sie ragt etwas über die Baumkronen hinaus und dort oben hat es tatsächlich sowas wie eine leichte Brise. Die Brücke müsste nur länger sein … ehe man es sich versieht ist man wieder unten und somit wieder in der Sauna mit Aufguss.

In der Gegend hat das Gewitter in der Frühe auch noch ein paar Bäume gekostet, die beim schweren Sturm noch nicht umgeknickt sind … lustigerweise auch der direkt vor der Polizeistation in Greenbelt – fachmännisch abgesperrt – aber wegräumen? Dafür sind wohl andere zuständig …
Ein Ritual, dass ich in Deutschland echt vermissen werde, ist die Futurama-Runde Donnerstag nach dem Training – abends um zehn werden hier derzeit die neuen Folgen ausgestrahlt – mal sehen wann sie in Deutschland verfügbar sind.

Ja ist denn schon wieder Blogtag?

Ja irgendwie schon … dabei komme ich mir gerade vor, als wäre es gestern gewesen, dass ich den Eintrag über Philly geschrieben habe, naja stimmt ja auch partiell. Aber: Das was der an Überlänge hatte, wird der Eintrag hier wohl jetzt kürzer.

Denn wirklich was getan oder etwas unternommen habe ich die letzten 48h nicht. Zumindest nichts außer der Reihe. Aber es gibt ja auch genügend regelmäßige Dinge zu tun, auch wenn das Ende der Regelmäßigkeit hier abzusehen ist. Es kommt in richtig großen Schritten näher.

Die Diplomarbeit nimmt mehr und mehr Formen an, auch wenn ich gerne mehr Zeit gehabt hätte um noch einige Dinge zu implementieren. Das ein oder andere Feature juckt mich denn doch in den Fingern, aber es ist einfach nicht realistisch. Die Aufgaben die ich seit letzter Woche noch auf der Liste habe werden Stück für Stück weniger und angesichts des nahenden Freitags an dem ich eigentlich aufhören will neue Features einzubauen und mich nur noch der Beseitigung etwaiger Fehler widmen. Und natürlich die Überarbeitung der Diplomarbeit, wobei ich durch regelmäßiges aktualisieren meiner Ergebnisse doch recht gut dastehe. Bin schon fast etwas erschrocken als ich meinem Betreuer und meinem Prof an der HS Mannheim heute das Dokument zugeschickt habe … 6MB für eine PDF-Datei … nicht von schlechten Eltern … vor allem wenn man bedenkt was da noch dazu kommt – bisher fehlen noch ein paar Teile im Anhang, die ich erst am Ende hinzufügen werde.

Was war sonst noch – ach ja die übliche Selbst-Quälerei (derzeit ja leider alleine), ich hatte ja gehofft, dass es nach den reichhaltigen Regenfällen jetzt etwas abkühlt. Leider ist das wohl ein frommer Wunschtraum gewesen. Selbst jetzt gegen halb zehn abends haben wir draußen noch 30°C und 55% Luftfeuchte … ich will gar nicht so genau wissen was es vorhin um sechs rum hatte – sicherlich noch ein paar Grad wärmer und um den See und die Bäche hier herum auch sicherlich noch ein gutes Stück feuchter. Dennoch habe ich mein Training wieder etwas hochgefahren – eine halbe Runde mehr um den Lake Artemisia, macht diesmal 3 Runden ([url]http://www.gmap-pedometer.com/?r=3951666[/url]), jedesmal 2km pro Runde. Da kommt dann doch was zusammen, auch wenn ich darauf verzichtet habe Rundenzeiten zu nehmen – die sind momentan wohl alles anderes als erbaulich. Irgendwie bin ich aber momentan noch etwas zwiegespalten: Soll ich mich darüber freuen, dass ich die Strecke nur noch viermal laufen werde mit ihrem schweißtreibenden Klima? Oder werde ich die Strecke doch irgendwie etwas vermissen, immerhin hat sie mich mehr als ein halbes Jahr „begleitet“ und im Gegensatz zu den schönen Strecken in Nürnberg, kann ich hier nicht einfach mal vorbeikommen und sagen: Heute laufe ich mal wieder die Strecke um den See. Ich glaube ein wirkliches Bild werde ich mir erst machen können, wenn ich daheim wieder einige Runden gelaufen bin.
Meine Muskulatur hat sich am Anfang heute noch für das ungeplante Training in Philadelphia bedankt.
Ich habe gerade mal aus Interesse die Strecken vermessen:
Samstag:
http://www.gmap-pedometer.com/?r=3951675
Jugendherbergsanteil:
http://www.gmap-pedometer.com/?r=3951684
Sonntag:
http://www.gmap-pedometer.com/?r=3951698
Insgesamt gar nicht so viel wie ich gedacht hatte, aber immerhin. Es läppert sich halt doch etwas zusammen.
Muss mal am Ende meine gelaufenen Kilometer meiner Trainingsrunden und Wettkämpfe hier zusammen zählen – rein aus Interesse – vielleicht muss ich ja noch ein paar Runden extra um den See laufen um irgendeine Schallmauer zu durchbrechen – wer weiß.

Streets of Philadelphia

Ja die Straßen von Philadelphia, der sagenumwobenen Stadt des
Streichkäses kenne ich jetzt auch … meine Füße bedanken sich gerade
noch immer ganz herzlich dafür, und grüßen mit eine paar Blasen.

Nachdem ich ja entgegen meiner Planung kein Hostel für 2 Nächte bekommen
habe, bin ich am Samstag im Laufe der Vormittags mit dem Bus von
Washington DC aufgebrochen. Schon lustig wo hier die Busse halten.
Direkt an einem großen Parkplatz. Dort steht dann einfach ein Schild
„Mega-Bus Bus-Stop“ … aber es läuft sehr relaxed wie man das hier in
Amerika ja doch gewohnt ist. Es funktioniert einfach. Eine Viertelstunde
vor Abfahrt taucht dann ein Mitarbeiter auf, man bildet zwei Schlangen –
auf der linken Seite bitte die Leute nach New York, auf der rechten die
Leute nach Philadelphia. Ebenso entspannt verläuft dann das Boarding –
keiner drängelt, Ticket vorzeigen, abhaken lassen, Gepäck zum Verstauen
abgeben, einsteigen fertig. Ich habe nur den Fehler gemacht und mich in
direkter Nähe zur Klima-Anlage platziert – nicht sonderlich toll, denn
das Ding macht nen Haufen Krach.

Die Fahrt verlief denn auch typisch amerikanisch – man macht das was man
hier am besten kann auf den Highways – man steht im Stau. Daher bin ich
denn auch rund 2h später in Philadelphia aufgeschlagen als geplant. Aber
alles halb so wild – die Stadt läuft einem ja so schnell nicht weg.
Nachdem man schon im Reiseführer davor gewarnt wird, dass es um den ÖPNV
in Philadelphia nicht rosig steht und man sich eher auf ein „geregeltes
Chaos“ einstellen sollte, habe ich die Karte konsultiert und
beschlossen: Die 2 $ pro Fahrt (auch beim Wechsel des Verkehrsmittels
oder sogar der Buslinie zu zahlen) kannst du dir sparen, und erläufst
die Stadt. Übermäßig groß ist sie ja nicht und dank Lauftraining bin ich
doch ganz gut zu Fuß, auch wenn Rucksack mit ein paar Ersatzklamotten
und Hygieneartikeln, Foto-Tasche und mein Manfrotto-Stativ definitiv
keine Fortbewegung mehr im Marathon-Tempo erlauben – wobei vielleicht
das Tempo, das ich nach rund 23 km in Frederick angeschlagen habe,
könnte durchaus passen.

Einen ersten Eindruck hatte ich ja schon von der Anfahrt mit dem Bus –
da sah die Stadt doch sehr sehr nach Industrie-Moloch aus – eine ganze
Menge Petro-Chemie und Raffinerien gab es da zu sehen – nicht gerade
einladend wenn man aus dem Fenster guckt. Die Skyline die man sieht wenn
man aus der 30th Street Station (dem großen Bahnhof in Philadelphia)
tritt, entschädigt dafür dann doch etwas. Es sieht gar nicht mehr so
industrielastig aus, eher hat es was von New York im Miniatur-Format.
Sehr viele Hochhäuser, weniger das was man von der Beschreibung aus dem
Reiseführer als „historisch geprägt und verwurzelt erwarten würde. Ich
bin die Market-Street, eine der Magistralen der Stadt (näherungsweise
Ost-West, das Gegenstück dazu ist die Broad-Street mit näherungsweise
Nord-Süd) entlang gelaufen – alles recht locker. Als Ziel hatte ich die
Liberty Mall mit ihrem Park ins Auge gefasst, dort ist alles versammelt
was sich um die Geschichte der amerikanischen Unabhängigkeit und die
Verfassung dreht. Auf dem Weg dorthin kommt man an der City Hall vorbei.
Normalerweise bietet die ein observation deck, von dem aus man sich
einen schönen Überblick verschaffen kann. Leider derzeit wegen
Renovierung geschlossen – schade drum.

Weiter auf der Market-Street wird das Treiben langsam bunter – man
streift China-Town und es wird deutlich touristischer. Man kommt netter
Weise auch an der Zentrale von SEPTA, der regionalen ÖPNV-Gesellschaft
vorbei. Und oh Wunder – die machen Samstags schon mittags dicht – recht
ungewöhnlich für die USA muss ich schon sagen. Dort gibt es auch eine
kurze Ausstellung über die Straßenbahn und die Entstehung der
U-Bahn-Systems. Ich hab das aber nur kurz durchgelesen – so sehr stand
mir der Sinn nach Straßenbahnkunde denn doch nicht. Auch hat es nicht
wirklich zur Entwirrung beigetragen, dass die in Philadelphia für mich
ungewohnte Unterscheidungen haben: Regional Railway, Subway, Express
Railway, Railway und Bus. Insgesamt hat das Center da aber keinen guten
Eindruck hinterlassen – so etwas wie einen Netzplan hat man vergeblich
gesucht. Ich hatte ja vorsichtshalber mal den Fahrplan der Buslinie zum
Hostel ausgedruckt.

Weiter auf dem Weg durch die angenehm warme Stadt – es war nicht
wirklich drückend und übermäßig heiß. Vorbei am Hard-Rock-Cafe und dem
Convention Center und ehe man es sich versieht, steht man an der Liberty
Mall. Dort habe ich mich gleich mal ins Visitor-Center gestürzt – eine
recht moderne Einrichtung, wenn auch von außen auf „alt“ getrimmt und in
Backstein gehalten. Das Innere kann sich wirklich sehen lassen, diverse
kostenlose Infos, auch zwei Filme zur Entwicklung der Unabhängigkeit und
der Besatzung während des Unabhängigkeitskrieges werden geboten. Alles
natürlich wieder etwas patriotisch angehaucht. Aber ich muss sagen: Man
hat es hier recht gut getroffen und es trieft nicht so überschwänglich
wie an manch anderer Stelle. Ich habe die Chance genutzt und mich mit
Postkarten für nach Hause eingedeckt.

Anschließend der obligatorische Besuch an der Liberty Bell, jener sagen
umwobenen Glocke mit dem berühmten Riss. Ich muss echt mal nachschauen,
ich glaube ich habe ein Modell davon daheim in Mannheim auf dem
Schreibtisch stehen – als Bleispitzer. Ist mir nur nie aufgefallen
:shock:. Auch das Gebäude ist nagelneu und gut gemacht – da es sich um
ein wichtiges Nationales Denkmal handelt, ist eine Taschenkontrolle
unausweichlich – und das bei meinem Gepäck – aber es geht schneller als
man denkt.
Die Glocke an sich ist dann auch ganz nett anzuschauen. Wobei sie nie
die Rolle gespielt hat, die man ihr zudenken würde. Erstens ist es schon
die dritte Version der Glocke, man hat nur jedesmal die alte
eingeschmolzen und eine neue gegossen. Die erste Version entstand in
London. Bis sie in Philadelphia ankam, hatte sie einen Sprung. Also hat
man sie eingeschmolzen und eine neue daraus gegossen – dummerweise hat
man sich verrechnet und die Glocke klang einfach nur dumpf (ich sage ja
immer, diese Maßeinheiten hier verleiten echt zu Fehlern …). Erst die
Version 3.0 war akzeptabel und tat auch recht lange Dienst als Glocke im
Parlament zu Philadelphia, daher heißt sie ursprünglich auch
„State-House“-Bell. Leider ist die Metallmischung aber doch recht
spröde, und irgendwann zeigte sich ein Haar-Riss. damit der nicht weiter
wächst hat man ihn versucht zu reparieren. Das gelang auch ganz gut. Man
hat die mittlerweile als Liberty-Bell bekannte Glocke aber nur noch zu
besonderen Anlässen angeschlagen. So unter anderem bei ihrem letzten
Einsatz: Zum Geburtstag von George Washington, dem ersten Präsidenten.
Irgendwie fühlte ich mich bei der Geschichte schmunzelnd an Camillo und
Pepone erinnert … denn während der Feierlichtkeiten hat die Glocke
ihren jetzigen großen Riss bekommen – zum Anschlagen nicht mehr
geeignet. Mittlerweile hat man einiges getan um die Glocke vor dem
Verfall zu retten – etwa ein Stützgerüst von innen. Außerdem wird der
Raum in dem sie aufbewahrt wird klimatisiert. Zudem regelmäßige
Untersuchungen inklusive Röntgenbildern damit man sieht ob sich neue
Risse gebildet haben. Zur Erstürmung der Normandie am D-Day hat man die
Glocke nochmal angeschlagen – klingt aber halt nicht wirklich toll,
dennoch wollte es unbedingt damals jeder scheints im Radio hören. Wem es
gefällt – von mir aus.

Auf dem Weg ins erste Parlamentsgebäude (das eigentlich mal der Kolonie
Pennsilvenia diente) habe ich nochmal eine Freirude Dr. Pepper – einem
der Colo-Konkurrenten abgegriffen, diesmal eine andere Sorte, aber
beides nicht mein Geschmack. Aber einem geschenkten Barsch schaut man ja
nicht hinter die Kiemen. Vor dem Gebäude habe ich wieder den
Sicherheitscheck über mich ergehen lassen und dann mit einer bereits
vertrauten Gattung von Lebewesen hier nähere Bekanntschaft gemacht, der
„serpentis humanis“ (dt. Menschenschlange) – in diesem Fall ein
besonders stattliches Exemplar das sich über den ganzen Vorplatz wand.
Aber man ist ja geduldig und es die Schlangen hier in Amerika stehen
recht locker – kein Gedränge kein Geschiebe. In Deutschland wäre die
Schlange wahrscheinlich um die Hälfte kürzer gewesen, zu dem Preis das
man nur noch seitlich umfallen kann. Aber es ging denn auch immer in
großen Schüben zu je um die 70 Personen ins Innere – es war ja nur die
Schnellführung – für die etwas längere braucht man eine vorherige
Anmeldung. Alles praktischer Weise kostenlos vom National Park Service
organisiert und in Stand gehalten.

Ein Blick aufs Zeiteisen meinte dann – so langsam ist es an der Zeit mal
an den Weg in Richtung Hostel zu denken, so kurz nach halb sieben. Also
zurück zur Market Street, und dort an die Bushaltstelle mit der Linie 38
– lustigerweise hält hier nämlich nicht jeder Bus an jeder möglichen
Haltestelle in der Straße. Dort hoffte ich dann einen Fahrplan zu
finden, aber sowas wie ein Kursbuch mit detaillierten Tabellen, wie man
sie im ordentlichen Deutschland als Fahrplan kennen würde gibts hier
nicht. Stattdessen Angaben: von 12 Mittags bis 18:30 h kommt
durchschnittlich alle 20 Minuten ein Bus, danach bis um 10 abends im
Durchschnitt alle 30 Minuten. Schon eine etwas ungewohnte Art sowas
anzugeben. Aber ich habe mich auf den Ausdruck zurück besonnen. Denkste!
Der war auch nicht viel besser – dort sind nur einige wenige
Haltestellen angegeben und wann der Bus dort vorbeikommt. Eine Abfolge
der Haltestellen – wozu? Weiß doch jeder wo er raus will, zumindest
scheint das der Gedankengang der Betreiber zu sein 😕

Immerhin kommt dann ein Bus – was die Frage aufwirft: Wann muss ich denn
eigentlich aussteigen? Aber egal – laut Plan dauert das etwas länger,
also schauen wir mal wo wir denn so rumgekurvt werden – durch die
Innenstadt, am Museum of Arts vorbei – alles sehr manierlich – aber kaum
kommt man über die Bahntrasse wandelt sich das Bild aber total. Die
Vororte sind teilweise derart herunter gekommen, aber es scheint alles
in bester Ordnung zu sein, alle im Bus verhalten sich gesittet, und
diverse Leute in edlerer Abendgaderobe machen auch nicht den Eindruck
als das irgendwas nicht stimmt. Insgeheim verfluche ich die Wahl meines
Hostels so weit abseits. Nach rund 20 Minuten kommen wir am „please
touch museum“ vorbei. Jetzt habe ich zum ersten Mal wieder einen
Anhaltspunkt wo ich mich überhaupt befinde. Ich komme mit ein paar
Leuten um mich rum ins Gespräch, während wir durch den Park braußen. Als
ich meine: Da in das Hostel will ich heißt es dann: Oh, da hättest du
gerade eben aussteigen müssen. Aber kein Thema, der Bus hält an der
nächsten Kreuzung eh schon wieder. Ich steige aus. Und stehe scheints im
Nirgendwo. Mein ausgedruckter Google-Maps-Plan bringt mir nichts, denn
irgendwie hatte ich eine andere Buslinie oder Haltestelle ausgesucht.
Auf dem Flyer vom Hostel ist dann dankenswerter Weise eine kurze
Wegbeschreibung zu finden, mit Kartenskizze – wenn die vollständig wäre,
würde sie auch noch mehr helfen. Aber irgendwann taucht dann nach etwas
Rätselraten und „auf Verdacht mal die Richtung“ laufen ein kleiner
Tunnel, der auch in der Wegbeschreibung eingetragen ist. Dennoch zieht
sich die angekündigte Meile wie Kaugummi. Von der Umgebung und der
Landschaft her fühle ich mich dezent an meine Zeit in Nürnberg Netzstall
erinnert – nach dem letzten Busstop noch rund 2km durch die Landschaft
… und tatsächlich am Ende der Straße steht tatsächlich die
Jugendherberge – typisch dort wo man sie in Deutschland auch vermuten
würde – abgelegen und auf dem Berg/Hügel.

Die Abgelegenheit hat ja was für sich, es ist wunderbar ruhig – allerdings ist der nächste Supermarkt auch entsprechend weit weg. Aber in den internationalen Jugendherbergen in den USA gibt es ja eine Einrichtung für solche Fälle – nennt sich „free food shelf“ – dort landen alle angebrochenen Nahrungsmittel, die jemand nicht mehr mitnehmen möchte auf den Trip (was bei den üblichen Familienpackungen hier schneller passiert als man denkt) – auch hier war das gut angefüllt mit einer Menge Toastbrot, Erdnussbutter, Marmelade und im dazu gehörigen Kühlschrank fand sich dann auch noch Marmelade und Streichkäse.

Nochmal abends in die Stadt fahren habe ich dann nicht riskiert, denn wer weiß wie die das mit dem Bus nachts handhaben. Untergebracht war ich im ehemaligen Stallgebäude, nicht schlecht, auch wenn die Mitbewohner irgendwie noch nichts von Kollegialität gehört haben… Türen leise schließen ist eine seltene Sportart. Und ich lag auch noch direkt neben der Tür … und zudem habe ich das Bett erwischt, bei dem man nachts auch noch schockgefroren wird, die Klima-Anlage bläst einem richtig gut gekühlte Luft um die Ohren. Ich weiß jetzt, dass man hier auch im Sommer bei 28°C Außentemperatur die Pferdedecke gut gebrauchen kann. Aber es war ja nur für eine Nacht.
Morgens wollte ich eigentlich noch frühstücken, aber leider kommt man vor 9:00h nicht ins Hauptgebäude rein, also habe ich das Frühstück sein gelassen und mich auf den Weg gemacht. Diesmal an eine andere Bushaltestelle – nämlich die an der ich ursprünglich aussteigen wollte. Nicht viel weiter, immer gerade aus von der Herberge. Neben mir lief noch ein Radrennen, ich habe aber nur noch den hinteren Teil des Feldes und den Besenwagen gesehen. Aber absolut verständlich, dass die das so früh gemacht haben – ich weiß ja wie warm es hier werden kann und wie quälend es sein kann bei der Hitze. So bin ich in den Genuss eines Teils des Fairmount-Parks gekommen. Ganz nett.

Beim Anblick der Haltestelle habe ich dann doch etwas geschluckt – sie kam mir irgendwie vor wie aus den 13,5 Leben des Käpt’n Blaubär: Eine Tornado-Haltestelle ist der Beschreibung nach ähnlich. Mitten im Nirgendwo steht ein Schild und eine Betonbank. Noch nicht mal ein Fahrplan hängt da. Gut das ich den Ausdruck dabei habe … und tatsächlich nach ner Viertelstunde kommt dann auch wirklich ein Bus. Praktischerweise war der Automat zum Bezahlen defekt, also gabs ne Freifahrt – das nimmt man mit …

Ausgestiegen bin ich wieder an der Indepence Mall – und habe da weiter gemacht, wo ich aufgehört hatte. Ich habe den Rest des Indepence-Parks abgeklappert – alles noch reichlich verschlafen. Penn’s Landing habe ich mir angeschaut, aber wirklich einladend ist das nicht, wenn auch die Geschichte der Irischen Einwanderer ganz gut erklärt wird. Danach gings in die Altstadt, richtig alt für amerikansiche Verhältnisse, alles in Backstein gehalten und größtenteils auf originialgetreu getrimmt. Richtig erholsam und so langsam ist die Stadt dann auch zum Leben erwacht. In einem der vielen Cafés habe ich das ausgefallene Frühstück nachgeholt – Bagel mit Ei und Käse, dazu eine Tasse Kaffee – echt lecker. Zudem kostenloses WLAN für die weitere Planung – mit Erstaunen habe ich festgestellt: Für mein altes Handy gibt es tatsächlich eine Google-Maps-Variante , die sich sogar sehr gut benutzen lässt. Zumindest so lange man WLAN hat. UMTS-Verbindungen sind hier einfach zu teuer. Zumindest mit dem Prepaid-Vetrag von T-Mobile…

Auf dem Weg in Richtung China-Town und Terminal Market bin ich noch an diversen Sehenswürdigkeiten vorbei gekommen, etwa dem Grab von Benjamin Franklin (ich muss bei der ganzen Geschichte hier immer wieder an „Day of Tentacle“ denken) und einigen weiteren Parks. Chinatown ist recht klein und auch hier ist wieder alles in Chinesisch ausgeschildert, zusätzlich zu den Schildern in English. Terminal Market ist eine riesige Markthalle mit allerhand frischem Gemüse, Fisch und allem was man sich so vorstellen kann – Hamburger Fischmarkt überdacht und etwas kleiner.

Nächstes Ziel war das Zentrum der Stadt, die alte Stadthalle, dort war ich zwar schon am Vortag, aber diesmal habe ich mir etwas mehr Zeit genommen. Der Park nebenan ist auch sehenswert, mit der LOVE-Plastik, die man hier überall und immer wieder findet. Mit ein wenig Geduld bekommt man da auch anständige Bilder zu Stande, wenn nicht gerade laufend jemand ins Bild mit dem Selbsterlöser laufen würde..

Nun war ich mir nicht ganz schlüssig was ich mir noch anschauen wollte/sollte – in der Ferne konnte ich das Art Muesum sehen – der Benjamin Franklin Parkway ist etwas an die Prachtstraßen in Paris oder auch Berlin angelehnt – wenn auch etwas größer und mehr für Autos ausgelegt denn für Fußgänger. Insgesamt aber sehr schön anzuschauen. Am Art-Muesum steht die übergroße Statue von „Rocky“, wie ich lernen musste wurde Rocky III zum Großteil hier in Philadelphia gedreht und die morgendlichen Laufrunden von Rocky endeten oberhalb der Stufen des Art-Museum. Frisch aufgetankt mit der passenden Musik im Kopf (Eye of the Tiger von Survivor) bin ich denn auch die Stufen hochgejoggt – trotz des ganzen Ballast – man lässt sich doch nicht von sowas aufhalten – zumal man ja weiß was man Laufen kann… Eine Runde ums Museum und man steht oberhalb des Skulpturen Parks – wirklich schön gemacht, auch wenn die Aussicht auf die anderen Stadtviertel und den Bahnhofsbereich alles andere als erquicklich ist fast kommt man sich an die innerdeutsche Grenze erinnert vor – auf der einen Seite wird alles gepflegt und in Stand gehalten, auf der anderen Seite verfällt alles mehr und mehr … irgendwie ein komischer Anblick.

Langsam knurrte mir denn doch wieder der Magen – also Lonely Planet rausgeholt und mal geschaut was man hier so gegessen haben sollte (abgesehen vom Streichkäse …). Ergebnis: Pat’s King of Steak oder Geno’s Steak sollte man unbedingt probiert haben. Die beiden Betriebe liefern sich seit eh und jeh einen erbitterten Kampf um das beste Chese-Steak. Auf dem Weg zur Bushaltestelle, die ich mir aus Google Maps rausgesucht hatte, bin ich denn auch noch durch das Rittenhouse-Viertel geschlendert, das große Shopping Viertel der Stadt. Konnte mich allerdings nicht so richtig prickeln, wahrscheinlich auch deshalb weil Sonntag war. An der 8th-Street habe ich dann auf den Bus gewartet, die angeblich 3 Meilen wollte ich dann doch nicht laufen … also mal wieder auf gut Glück auf den Bus warten, Fahrplan gab es mal wieder keinen. Diesmal hatte ich echt Glück – bereits nach 10 Minuten tauchte der Bus auf … und wieder das leidige Spielchen – Augen auf, damit man die richtige Haltestelle nicht verpasst. Als ich ausgestiegen bin, dachte ich schon „wo bist du hier nur gelandet“, aber bereits eine Seitenstraße weiter wurde es deutlich besser. Die beiden Restaurants kann man nicht verfehlen, auch wenn sie an und für sich recht klein sind. Ich habe mich spontan für Pat’s King of Steak entschieden – und war etwas geschockt von der Schlange … die wand sich nämlich einmal um das gesamte dreieckige Gebäude und endete erst auf der Straße. Erinnerte mich irgendwie an die diversen „Goggelrobber“-Feste (Kleintierzüchter für die Nichtmannheimer) – nur leider war ich allein, also keiner der mal eben an die separate Getränke-Ausgabe geht und einem mit Getränken versorgt während man ansteht. Rund 20 Minuten Wartezeit waren es aber denn auch wert – auch wenn ich mir unter Steak was anders vorgestellt hatte: Das Chese-Steak ist eine besondere Art des Sandwichs. Italienisches getoastetes Weißbrot, gefüllt mit fein geschnittenem Beef, Zwiebeln und Käse drüber, fertig ist das Chese-Steak. Echt lecker muss ich sagen. Während ich gegessen habe wurde die Schlange langsam kürzer, dennoch wollte ich keine zweite Runde anstehen, also habe ich mir noch etwas zu Trinken und eine Portion amerikanische Sättigunsbeilage (Pommes) mit Käse geholt. Auch ganz lecker.

Nun war es schon gegen halb 4 und um sechs sollte ich am Bahnhof sein für meinen Bus. Da der lokale Bus gerade nicht zu sehen war, bin ich die 9th Street hochgelaufen, und habe an jeder Haltestelle geschaut ob er denn schon kommt. Auf diese Weise bin ich dann auch noch durch den Italien Market durchgekommen, ein ganzes Viertel in dem sich die ganzen Obst und Gemüsehändler befinden – teilweise mit ordentlich Auslagen und Angebot an frischem Obst und Gemüse. Ich habe bei einer Schachtel Brombeeren zugeschlagen, die waren reduziert weil nicht mehr lange haltbar – 1 Dollar für den Nachtisch sozusagen. Die Beeren waren wunderbar süß, auch wenn man bei der Auswahl schon aufpassen musste, keine schimmlige Box zu erwischen. Wobei der Händler sehr darauf bedacht war, die nach Möglichkeit denn auch gleich als unbrauchbar auszusortieren.
So bin ich immer weiter die 9th Street entlang und immer noch kein Bus zu sehen. Vor einem Cafe habe ich mich nochmal ins WLAN eingeklinkt und nachgeschaut wie weit es noch ist. Überraschung: So weit war das gar nicht, also habe ich den Rest der Strecke auch noch zu Fuß bewältigt – es waren definitiv keine 3 Meilen wie angegeben.
Den Washington Square mit dem Grab des unbekannten Soldaten für die Gefallenen des Revolutionskrieges habe ich mir noch angeschaut. Sehr schön gemacht und absolut nicht patriotisch – ich habe gedacht ich bin im falschen Film. Rein sachlich nüchtern. Wahnsinn, es geht also doch.
Noch hatte ich etwas Zeit und habe die genutzt um an einer Stelle auf der Independence Mall einfach mal die mittlerweile heißgelaufenen Füße hochzulegen. Ich war ja froh nicht meine Sandalen mitgenommen zu haben, aber es wäre noch besser gewesen wenn ich die Laufschuhe und Laufsocken genommen hätte…. Zudem habe ich nochmal meine Wasserflaschen am Wasserspender aufgetankt … praktisch, dass hier an der Mall einige davon rumstehen.
Da noch etwas Zeit war, bin ich nochmal ins Visitor-Center, erstens ist es klimatisiert und es hat dort kostenlose Toiletten, ein nicht zu unterschätzender Faktor bei solchen Städtetrips. Ich habe mir dann noch den 2. Film über den Unabhängigkeitskrieg in Philadelphia angeschaut – ganz nett erzählt anhand von mehreren Personen deren Tagebücher erhalten geblieben sind.

Zum Abschluss gab es dann noch ein weiteres Abenteuer, dass ich noch nicht ausprobiert hatte: U-Bahn fahren in Philadelphia … es existieren nur zwei Linien, und der Eingang ist derzeit auch gut versteckt in einer Baustelle … Nunja es hat mich nicht mehr weiter überrascht, dass es keinen fixen Fahrplan gibt, dass ist hier wohl einfach so beim ÖPNV… dafür brachte mich die U-Bahn denn auch direkt bis an den Bahnhof.

Die Heimfahrt mit dem Bus zog sich etwas hin, aber ich habe mich diesmal weit genug weg von der Klima-Anlage platziert, und zudem mein Handtuch als Polster mitgenommen. Angenehm Schlafen war dennoch nicht so wirklich möglich – viel zu unbequem. Ärgerlicherweise fährt der Bus fast direkt bei uns daheim vor der Tür vorbei … aber die Haltestelle ist in DC drin. Also raus aus dem Bus, rein in die Metro. Das war diesmal nerviger als sonst – eine Art christlicher Fanatiker musste den ganzen Wagen über seine Ansichten der Welt und Homosexulität aufklären … und das in einer Lautstärke … wenn man gerade aus der sehr toleranten und offenen Stadt Philadelphia kommt, ist das schon ein Kulturschock. Leider hat der auch bis eine Station vor Endhaltestelle nicht daran gedacht auszusteigen. Man hat richtig gehört wie der ganze Wagen aufgeatmet hat, als er raus ist.

Gegen kurz nach 10 war ich dann auch daheim – die letzte Hürde war die Strecke von der Metro bis zu uns nach Hause, nochmal 15 Minuten Marschieren mit Gepäck. Schön wieder „daheim“ zu sein. Auch wenn der nächste Schock nicht lange auf sich warten lies – unser fahrbarer Untersatz war nicht durch die Inspektion gekommen. Ein paar Kleinigkeiten wie der defekte Blinker waren ja eingeplant gewesen, aber nun sind auch noch Stoßdämpfer und Bremsscheiben fällig – aber wir werden es machen lassen, so teuer ist es nun auch wieder nicht und das Auto hat uns sonst ja nicht im Stich gelassen.

Man, it’s raining man

Ja seit gestern haben wir hier so den ein oder anderen Schauer erlebt. Die Natur hier kann es echt vertragen – vor allem staubt es nicht mehr an allen Ecken und Enden …

Die Diplomarbeit kommt ganz gut voran, mein Supervisor hat mal wieder einen Blick drauf geworfen und war sichtlich beeindruckt von den neuen Funktionen die ich in die Software integriert habe. Einige Sachen muss ich noch etwas anpassen, aber das Pensum sollte sich bis Ende nächster Woche bewältigen lassen, wenn nicht noch was größeres dazwischen kommt. Irgendwas muss ich mir noch einfallen lassen, wie man sinnvoll mit Farben umgeht – ich mag es ja gerne etwas bunter. Das ist aber nicht unbedingt der Geschmack unserer Kunden. Insgesamt war es wohl einfach etwas zu bunt. Aber ich hatte ja vorgesorgt und hatte bei der Implementierung die Stellschrauben für die Farben zentralisiert – da musste ich dann nur noch an die richtige Stelle greifen um das einzustellen. Bleibt nur noch das Problem, welche Farbe man für Beschriftungen wählt – abhängig vom Hintergrund – wenn der zu dunkel gerät, dass wird das mit schwarzer Schrift auf dunkelgrauem Hintergrund irgendwie unpraktisch. So wie es aussieht hilft mir da aber nur experimentieren…

Gestern war ich wohl zum vorletzten Mal mit Raimund im Tauchklub in Alexandria – und musste feststellen: Das wäre der bessere Termin für die Präsentation gewesen, diesmal war es richtig voll. Natürlich waren wir auch wieder einkaufen bei Trader Joes … Dieser Laden ist einfach teuflisch, fast genauso schlimm wie die Bäckerei dort um die Ecke … ich habe mal wieder meinem Hunger nachgegeben – auch wenn der ganze Spaß nicht billig ist: Für ein Pfund Mehrkornbrot fast 4 US$, das ist schon hart … und ein paar leckere süße Teilchen mussten dann doch auch noch sein – einmal im Monat kann man sich solche Späße ja erlauben.
Bei Trader Joes habe ich mehr als 20US$ für etwas, dass bei uns wohl unter „Grundnahrungsmittel“ fallen würde ausgegeben: Müsli, Haferflocken mit verschiedenen Fruchtbeimischungen, Tabasco-Sauce, ein kleines Stück Blauschimmelkäse und etwas Schinken. Das ist alles natürlich schon gehobene Bioqualität was die haben. Aber anderswo bekommt man diese Dinge hier ja nicht.

Der Klub hat ein ähnliches Problem wie so viele auch in Deutschland – die Mitgliederzahlen sinken, was teilweise demographische Ursachen hat, aber irgendwie ist Outdoor wohl jetzt auch out. Und dann noch sowas exotisches wie Tauchen mit teurem und auch schwerem Equipment, dass man tragen muss (wenn man kein kleines Wägelchen hat) – das ist wohl irgendwie gerade nicht das was die Jugend anspricht. Es ist schon heftig zu sehen, dass man bei 20 Leuten immer noch der Jüngste am Tisch ist.
Da es sich um den etwas edleren Klub handelt, treffen die sich ja im Hotel in Alexandria – eine Kleinigkeit zu essen bei knurrendem Magen musste dann auch noch sein.
Nachdem ich daheim war hab ich dann aber nochmal Abendessen nachgeholt – kaum zu glauben, wie man sich doch über ein paar Scheiben Mehrkornbrot mit Butter(ersatz) freuen kann. Manche Dinge weiß man erst so richtig zu schätzen wenn man sie eine ganze Zeit entbehren musste.

Der Donnerstag war recht gut vollgepackt mit Arbeit – auch etwas ungewollter, denn der Vorderreifen des Fahrrads hebt die Luft jetzt wirklich nicht mehr übermäßig lange, also morgens zusätzlicher Sport derzeit: Einmal aufpumpen vor dem Abfahren, und vor der Heimfahrt das Gleiche in grün. Muss ja aber nicht mehr lange halten. Einen neuen Schlauch werde ich wohl jetzt nicht mehr einbauen, da lohnt der Aufwand nicht mehr. Ungewollter Weise habe ich heute auch etwas länger im Büro zugebracht, bei der Installation eines Dokumentationsmoduls für meine Software ist etwas schiefgelaufen – ergo erst mal wieder Eclipse als Entwicklungsumgebung wieder einrenken. So Dinge kann ich momentan gerade brauchen wie nochwas. Aber das ist wohl wirklich Murphy’s Law. Als die Software denn endlich wieder so funktionierte wie sie sollte, wollte ich endlich heimfahren. Aber ein Blick aus dem Fenster hat mich eines besseren belehrt – es ist gerade mal wieder ein kräftiger Schauer durchgezogen – Jacke hatte ich natürlich keine dabei. Die knappe Stunde habe ich dann erfolgreich darauf verwendet meine Software ausreichend zu dokumentieren – man will ja auch zeigen: Es geht auch anders, als das was man übernommen hat (minimalst Doku, teilweise nicht mal die).

Einen Vorteil hatte der Regenguss: Es hat ein wenig weiter abgekühlt – bei 36°C zur Mittagszeit absolut angenehm. Jetzt in der Nacht hat es immer noch 25°C. Ich weiß nicht genau wie warm es während dem Laufen war, aber definitiv kein Vergleich zu letzter Woche. Fast schon irgendwie gewohnte Temperaturen. Während des Trainings hat es dann auch noch mal ne ordentliche Ladung runter gemacht. Aber das macht einen Läufer ja allenfalls nass, aufhalten lässt er sich durch ein wenig herabfallendes Wasser nur in Extremfällen. Natürlich ist das Wetter den ganzen Schönwetterläufern hier in den USA nicht genehm. Ich glaube ich habe auf den ganzen 21km bis ans Ende des Northeast Branch insgesamt 5 oder 6 Leute getroffen. Ich war zwar auch wieder klatschnass als ich daheim war, aber diesmal wenigstens nicht nur vom Schweiß, sondern größtenteils durch den Regen. Am Umkehrpunkt hat der sich dann endlich auch entschieden gehabt aufzuhören, was ich anfänglich ganz gut fand – aber selbst das Bisschen Abendsonne und die aufgeheizte Erde haben dazu gereicht, dass man fast im Nebel gelaufen ist – der hing einige Zentimeter über der Startbahn am Flughafen – in gewisser Weise also doch wieder Dampfbadlaufen. Gerade in den Waldgebieten am Fluss ist das dann schnell richtig drückend, zumal auch der Wind sich langsam aber sicher verabschiedet hat. Auch wenn die Zeiten noch nicht wieder hitverdächtig sind, es sieht ganz gut aus – etwas mehr als 2h mit zwei ziemlich langen Zwangsstopps an den Ampeln hier auf dem Weg – da sollte noch mehr drin sein.

Viel Zeit bleibt ja nicht, je nachdem wie es mit dem Donnerstag vor der Abfahrt gen Kanada ausschaut sind es noch 3 oder 4 Läufe bis ans Ende des North-East-Branch. Ich weiß nicht ob ich die Strecke an sich vermissen werde. Das Sommerklima werde ich definitiv in Erinnerung behalten – ich weiß nur noch nicht genau ob in guter oder schlechter.

Jogging on my own …

Ja, es ist schon wieder Dienstag – die Zeit vergeht schon fast wie im Flug und mit den ganzen Anforderungen an die Diplomarbeit wird es langsam richtig spaßig – ich würde jetzt nicht sagen übermäßig stressig, aber es sind viele Kleinigkeiten in der Software an denen ich noch jeweils ein wenig feilen muss. Aber ich muss sagen: Man lernt auch dabei noch ne ganze Menge – hätte ich so nicht gedacht. Auch wenn ich feststellen musste: So eine JTable für die Anzeige von Tabellen ist ja ganz nett, aber wehe man will ein paar Kniffe mehr oder muss auf bestimmte Regeln bei den Einträgen achten (damit der Benutzer erst gar nicht auf die Idee kommt falsche Einträge zu machen), dann geht der Spaß aber so richtig los …
Außerdem gibt es noch ein paar Details die ich seit einiger Zeit eigentlich gerne mal festgelegt hätte, gerade was Datentypen bzw. passende Objekte anbelangt, aber damit darf sich wohl der nächste Mitarbeiter an dem Projekt dann auch noch herumschlagen.

Teile der Dokumentation schreibe ich mittlerweile schon nicht mehr im Büro sondern abends daheim, ich habe gerade einen etwas gegenteiligen Effekt wie zu Beginn der Arbeit: Ich habe jetzt einen Berg Ergebnisse und Ereignisse die in die Diplomarbeit mit rein müssen. Aber noch liegt alles im Rahmen und man kann den Hügel der noch einzuarbeitenden Dinge gut überblicken. Mal sehen was noch kommt, aber ich habe ja bereits vorab in meinem Projektplan die letzten zwei Wochen nur zum Zwecke der Dokumentation reserviert.

Gestern ist Sebastian an die Westküste abgeflogen, genauer erst mal nach Las Vegas. Irgendwie bin ich ja doch dezent neidisch, muss ich schon sagen. Auf Arbeit fällt es schon ein wenig auf, aber um so mehr bei der Freizeitgestaltung – es ist schon eine andere Sache ob man zu zweit ist, oder ob man sich selbst motivieren muss jetzt doch noch Laufen zu gehen. Aber man überwindet sich dann doch irgendwie und läuft los. Dabei gehen mir derzeit so einige Gedanken durch den Kopf: Wie oft wirst du diese Strecke noch laufen? – Gleich mal durchrechnen … man hat ja sonst nichts zu tun für den Kopf. Und tatsächlich: nur noch 3 oder 4 mal die Kurzstrecke, je nachdem was in der angefressenen letzten Augustwoche noch so alles zu erledigen ist.

Etwas anderes ist mir heute zum ersten Mal wieder richtig negativ bewusst geworden: Es geht ganz ganz langsam in Richtung Herbst … die Tage werden kürzer – mittlerweile stehe ich schon wieder vor Sonnenaufgang auf, und um Viertel nach acht abends ist die Sonne weg. Man sollte meinen es würde jetzt denn auch endlich etwas kühler hier. Aber leider ist davon beim Laufen noch immer nichts wirklich zu spüren – man schwitzt sich immer noch nen Wolf.
Womit wir beim Stichwort wären – in Wolfsburg geht morgen das Lager zu Ende – bzw. schon heute … es ist ja schon wieder nach Mitternacht – mittlerweile auch bei mir. Die werden sicherlich auch einiges Schwitzen beim Verladen und Fahren. Ich wünsche allen Teilnehmern eine gute Heimreise und hoffe das Lager bleibt in positiver Erinnerung – auch wenn mir beim Anblick der Lagerzeitung da einige Zweifel kommen. Aber so auf die Ferne möchte ich das nicht beurteilen.

Ein entspanntes Sommerwochenende

Ja man weiß ja fast nicht was es darüber zu berichten gibt.
Am Freitag Abend habe ich noch Sebastian verabschiedet bzw. seine Freunde in Amerika begrüßt – wir waren lecker essen im Hard Times Cafe, einer kleinen Kneipe bei uns in der Nähe direkt neben dem Einkaufzentrum. Ich war seit Anfang des Praktikums nicht mehr dort und ich muss sagen – schade eigentlich, denn schlecht ist das Essen dort nicht, und 20 US$ inklusive Vorspeise und Getränke pro Person, das ist eigentlich nicht zu viel verlangt. Zumal es ja auch noch direkt vor der Haustüre liegt. Man braucht noch nicht mal ein Auto.

Samstag habe ich dann mal zum Ausschlafen genutzt, denn es wurde etwas später bis wir uns auf den Heimweg gemacht haben. Da ich am Freitag einige Dinge für meine Diplomarbeit nicht geschafft hatte, habe ich die nach dem Frühstück mal zumindest grob runtergetippt, was weg ist braucht man am Montag nicht nochmal mit großer Unlust anfassen. Nachmittags habe ich mich dann noch aufgerafft und bin ins örtliche Freibad gefahren.

Nichts was ich unbedingt ständig haben müsste, und von der Qualität her ungefähr ein Zustand wie man ihn in so manchen maroden Bad in Deutschland findet, zumindest bei den Umkleiden. Das einzige Becken wird hier nur durch Leinen getrennt. Leider etwas unglücklich, denn man hat die 50 Meter Bahn quer geteilt um Bahnen für Schwimmer einzuziehen (20m lang …). Die Wassertiefe ist in dem verbleibenden Bereich mit knapp 40m Länge nicht wirklich überragend etwas mehr als 1,2m. Insgesamt muss ich sagen: Da hat fast jedes Freibad in Deutschland mehr zu bieten, entweder weil es ein See ist, oder weil ausreichend Becken vorhanden sind, die auch zum Schwimmen taugen. Die Wassertemperatur ist auch typisch amerikanisch – gefühltermaßen zu warm für anspruchsvollers Training.
Ich habe mich dann doch durchgebissen und etwas mehr als einen Kilometer in Bruststil absolviert. Wobei das kein Zuckerschlecken war, denn ständig musste man aufpassen ob da jemand querschwimmt. Auch war dies der erste Pool in dem ich mit Walen geschwommen bin – oder zumindest Säugetieren mit walähnlichen Ausmaßen. Zum Abschluss habe ich mir einfach mal die Leute hier angeschaut und das was man hier gemeinhin unter Schwimmen versteht. Ein echtes Trauerspiel, das man sich nicht länger als 10 Minuten antun möchte. Denn wirklich schwimmen können hier die wenigsten. Ich weiß ja nicht ob es hier im Schulsport auch Schwimmen als Angebot gibt – aber es wäre gut. Denn was hier als Schwimmfähigkeitsnachweis verlangt wird, spottet jeder Beschreibung – „Seepferdchen für Erwachsene“ könnte man es auch nennen. Bereits das Jugendsportabzeichen Bronze in Deutschland setzt deutlich höhere Messlatten fest. Von so Ambitionen wie meiner einer mit Rettungsschwimmer Silber (irgendwann wirds auch mal Gold hoffe ich) will ich mal gar nicht reden. Auch die obligatorischen „Life-Guards“ also die Rettungschwimmer sind hier teilweise „selbstschwimmend“ aufgrund des Fettgehalts – von Baywatch keine Spur! Außerdem werden für den einfachen Pool permanent 4 Leute benötigt … wenn ich mir überlege mit wie wenig Aufsichtspersonal so manches Schwimmbad in Deutschland erfolgreich betrieben wird. Da würden die hier vor Neid erblassen. Irgendwie freu ich mich drauf im September wieder ins Hallenbad in Neckarau zu gehen und dort meine Runden zu Schwimmen. Für den Stollen könnte es schon etwas frisch sein.

Sonntag war dann etwas mehr Richtung Hausarbeiten ausgerichtet – ich habe endlich mein Fahrrad geflickt – in der Hoffnung das es jetzt hebt oder ich zumindest mit einmal Aufpumpen bis zur Arbeit und zurück komme – es sind nur noch 20 Arbeitstage die das klappen muss – da lohnt sich der Aufwand eines neuen Schlauchs dann nicht mehr unbedingt. Außerdem war ich mal wieder mit Badputzen an der Reihe – wir haben jetzt einen Brutalo-Reiniger, der hauptsächlich gegen Schimmel gedacht ist. Aber auch den findet man im Bad hier sicherlich wenn man genau hinschaut, irgendwann bildet sich sowas halt denn doch in den Fugen. Der Reiniger stinkt ziemlich penetrant nach Chlor, aber die Reinigungsleistung ist schon beachtlich … hätte nicht gedacht dass man die Dusche nochmal so strahlend weiß bekommt. Insgesamt ist mit der funktionierenden Klima-Anlage das Problem der Feuchtigkeit im Haus auch deutlich zurück gegangen. Wundert mich aber nicht, denn jede Klima-Anlage hat einen zwangsweisen Luftentfeuchter und es läuft ein stetes Rinnsal aus dem Ablauf der Anlage – es ist als doch noch ganz ordentlich feucht hier.
Zudem habe ich mal unsere Lebensmitelvorräte etwas durchforstet und habe festgestellt, dass wir noch Brotbackmischungen haben. Teilweise ist das Mindesthaltbarkeitsdatum zwar schon einen Monat abgelaufen, aber ansonsten sehen die noch gut aus.
Das erste Ergebnis war eher durchwachsen, scheints ist die Hefe oder der Sauerteig-Extrakt doch nicht mehr ganz so willig gewesen. Aber immerhin, es ist Vollkornbrot – eine echte Bereicherung des Speiseplans 🙂

Während ich etwas Pause gemacht habe, bis der Hefeteig denn doch etwas an Volumen zugenommen hat, habe ich überlegt was ich wohl derzeit in Deutschland machen würde. Erster Gedanke: Na klar, auch etwas für die Diplomarbeit – wer weiß wo… Aber dann ist mir eingefallen, dass ja derzeit das Bundesjugendlager der THW-Jugend in Wolfsburg steigt. Irgendwie bin ich doch ein wenig neidisch und das bunte Lagerleben fehlt mir etwas. Wäre sicherlich wieder ein Erlebnis gewesen, auch wenn Martin mit seiner Truppe in Lampertheim derzeit noch nicht so schlagkräftig dasteht wie wir beide das aus guten Mannheimer Zeiten gewohnt sind. So zumindest seine Einschätzung kurz vor der Abfahrt per e-mail. Aber auch wenn ich mir die Lagerwebsite so anschaue und die Lagerzeitung durchblättere – teilweise kommt mir das alles etwas weniger flüssig vor als die letzten Male. Aber der Eindruck kann trügen. Auf alle Fälle mal auch von meiner Seite herzlichen Glückwunsch an die Sieger des Bundeswettkampfs aus Kulmbach. Aber natürlich auch an die ehemaligen Herausforderer aus Leonberg: Ein 6. Platz im Bundeswettkampf – alle Achtung. Mal sehen ob ich jemals wieder an so etwas teilnehmen kann und auch will. Auf der einen Seite hat mir die Jugendarbeit und die Erfolge beim Training immer jede Menge Spaß gemacht. Auf der anderen Seite muss ich sehen, welche Anforderungen heute an einen Jugendbetreuer gestellt werden und welche Restriktionen und Fußangeln einem gerade im THW zusehends die Freude an der Jugendarbeit vergällen. Ein Jugendbetreuer der ständig Angst um alles und jedes haben muss, Angst davor dass man ihn ständig für jede Kleinigkeit zur Rechenschaft zieht – dem macht die Arbeit mit der Jugend sicherlich weniger Spaß und das spiegelt sich 1:1 in der Qualität der Jugendarbeit wieder. Es ist also an der Zeit, dass sich die Gesellschaft einmal überlegt was für eine Generation da heran wächst. Wenn ich mir die Klagen über mangelnde Fähigkeiten und Fertigkeiten aus diversen Betrieben anhöre, dann muss ich den Betroffenen leider teilweise zustimmen. Es fehlt teilweise an elementaren Dingen im Verhalten oder der körperlichen Fitness. Auch das ist eine Erkenntnis die ich aus meiner bisherigen Jugendarbeit mitgenommen habe. Diese habe ich immer als positiven Gegenpol erlebt: Jugendliche die sich begeistern lassen, auf die ein oder andere Art und Weise. Jugendliche die denn Sinn eines Teams verstanden haben, die sich mit Freude und Eifer engagiert haben. Leider darf man sowas heute ja scheints nicht mehr fordern oder gar fördern. Man muss sich in Deutschland stets nach dem Einheitsbrei richten, nur nicht auffallen, dann ist alles in Ordnung. Die Mannheimer Gruppe in ihrer Zusammensetzung und ihrem Zusammenhalt im Herbst 2009 war einzigartig – wir haben nicht nur Ansprüche erfüllt, nein wir haben Maßstäbe gesetzt und waren für viele andere Jugendgruppen ein Vorbild, ein Leuchtturm. Ich denke mit Freude zurück an die schöne Zeit und mit einem leichten Unbehagen, deutlichem Frust und Wut an das was jetzt aus dem einstigen Leuchtturm geworden ist – ein großer Haufen Trümmer. Und keiner traut sich daran diese wirklich weg zu räumen und neu anzufangen, denn man könnte ja dabei etwas falsch machen oder irgendeine Vorschrift spricht gerade mal wieder dagegen.

Soviel mal zu meinem Wort zum Sonntag. Wünsche allen die sich in der Jugendarbeit in egal welcher Organisation engagieren weiterhin viel Erfolg und Freude an der Arbeit. Die Jugend ist unsere Zukunft, wenn wir sie nicht wegsperren oder „verhungern“ lassen.