Sogar dort wo man es nicht erwartet. 😯 Angefangen hat es heute früh gegen kurz nach halb sieben. Wie üblich bin ich aufgestanden, runter unter die Dusche – Zeit zum Wachwerden. Beim Frühstück und Vorbereiten der Lunchbox der erste Blick aus dem Fenster: Zwei Ergebnisse:
a) Die Sonne geht mittlerweile merklich später auf … Laut Internetrecherche ist mittlerweile erst gegen 6:20 Sonnenaufgang
b) Dennoch ist es irgendwie etwas arg duster draußen für die Uhrzeit … Blick gegen Himmel erklärt das recht einleuchtend: es ist stark bewölkt – richtig dunkle Wolken.
Ich stelle erste Überlegungen an, ob es wirklich eine gute Idee ist, heute wie üblich mit dem Rad ins Büro zu fahren. Während der Toaster vor sich hinröstet und der Kaffee durch die Maschine gluckert, beobachte ich weiter das Wetter, es hat mittlerweile ordentlich Wetterleuchten und anstelle langsam heller ist es gefühlt noch dunkler geworden. Ich schnappe meine Müslischüssel und setze mich an den Tisch. Das Wetterleuchten wird mehr, dazu teilweise Donnergrollen. Aufgrund der Abfolge von Blitz und Donner kann das Gewitter nicht wirklich weit weg sein. Keine Minute später fängt es an zu regnen.
Alles noch kein Grund nicht mit dem Rad zu fahren, die Schauer hier sind oftmals nur ganz kurz und nach 10 Minuten ist wieder wunderschönster Sonnenschein als wäre nichts gewesen (bis auf die lästig hohe Luftfeuchte).
Aber das Wetter hat heute etwas andere Pläne, der Regen wird richtig heftig und ich beschließe – nein heute nehmen wir das Auto, wir wollen ja nicht unbedingt im Office ankommen wie begossener Pudel (auch wenn wir dort die Möglichkeit hätten zu duschen). Also mache ich meine Sache zusammen, gehe in den Keller und fahre den Rechner hoch – es ist mittlerweile kurz nach halb acht, normalerweise komme ich um die Zeit gerade im Office an – mit ein bisschen Varianz, je nach Verkehr und Wetter.
Ich fange an meine Diplomarbeit zu beackern, ein wenig durchlesen, ein paar Diagramme vorbereiten – wo ich das mache ist ja egal und die Zeit kann man ja sinnvoll nutzen. Kaum angefangen kommt Rüdiger, für diese Zeit recht wach und aufgeregt (wobei ihn eigentlich wenig aus der Ruhe bringt) zu mir und meint ich solle mir da mal was anschauen… Ich folge ihm in den Aufenthaltsraum im Keller, eine halbe Etage über meinem Zimmer und sehe die Bescherung … da gibt es tatsächlich fließend Wasser, das maschiert gerade zur Tür in den Garten herein … knapp ein Drittel der Fläche ist schon mit einer großen Pfütze bedeckt.
Gut das ich weiß wo wir unsere Reserve-Handtücher aus mehreren Studenten-Generationen verstaut haben. Die habe ich zu Anfang des Semesters in der Kellerküche fein säuberlich alle in den Schrank geräumt. Der muss jetzt herhalten. Aus Handtüchern improvisieren wir einen Wall um den Türbereich, dieser ist wenigstens gefliest und nicht wie der Rest mit Laminat als Boden versehen.
Rüdiger und Sergej beginnen die Pfütze einzudämmen. Allerdings wird mir schnell klar: Wir müssen die Quelle für dieses Übel finden, sonst haben wir keine Chance. Also einmal durchs Haus, raus in den Garten in den strömenden Regen… Das Wasser fließt in Sturzbächen über den betonierten Bereich zwichen Pool und Haus, in Richtung Drainage-Graben, der das Haus vor einer neuerlichen Überflutung schützen soll. Wie wir ja mittlerweile wissen kommt der fehlende Boden hier nicht von ungefähr – es gab hier wohl im Sommer 2009 einen gewaltigen Wassereinbruch bei dem die Keller-Räume teilweise überflutet wurden.
Die Drainage ist auch unser Problem – die mündet in ein Rohr, da vor der Tür zum Kellerraum endet, dort tröpfelt es dann normalerweise in den Abfluss … von tröpfeln kann heute aber nicht die Rede sein, aus dem Rohr kommt ein vollwertiger Strahl über den ganzen Durchmesser – irgendwas um die 3cm … und der Abfluss scheint gerade mit diesem Ansturm etwas überfordert zu sein, das Wasser steht bis knapp unterhalb der dritten Treppenstufe … also schon voll auf Türhöhe, kein Wunder das es da reinläuft. Ich alarmiere die anderen, wir bewaffnen uns mit 3 Mülleimern und bilden eine Kette um das Wasser abzuschöpfen …
Damit haben wir die Situation außerhalb relativ zügig wieder im Griff … nach dem Abfischen diverser angespülter Blätter ist der Abfluss auch wieder durchlässig und die Brühe läuft zügig ab.
Nächster Aufgabenblock: Trockenlegen des Aufenthaltsraums … 3 Leute, einer wischt auf, zwei wringen die Handtücher aus, und innerhalb einer Dreiviertelstunde sieht die Situation doch schon wieder ganz manierlich aus. Philipp hatte heute wieder einen Termin bei Keymind, also hat ihn jemand zwischenzeitlich an den Treffpunkt gefahren. Kurze e-mail an unsere Office-Managering Mary, dass wir noch mit der Überflutung kämpfen und daher wohl etwas später im Office aufschlagen werden.
Der nächste Schock steht uns noch bevor: auch ins Bad ist die Brühe gelaufen, allerdings scheints nicht durch die Tür, sondern aus einem der Versorgungsschächte, es tropft immer noch ganz leicht von der Decke … auch hier einmal aufwischen. Wo wir schon dabei sind: Die Küche wird auch gleich durchgewischt. So haben wir den allfälligen Hausputz fürs Wochenende schon mal vorab erledigt – man muss es nur positiv sehen.
Nachdem die Spuren beseitigt sind, erst mal Frühstück, Version 2.0 und nochmal duschen – wir sind irgendwie total nass und durchgeschwitzt … dabei sehen wir noch eine positive Seite des kräftigen Regenschauers: Es hat unseren Pool soweit gefüllt, dass wir die Pumpe laufen lassen können – während wir nach und nach duschen gehen, wird der Pool am Rand mal vorsichtig geschrubbt, damit die ganzen Partikel sich im Filter auch absetzen können.
Gegen kurz nach zehn schlagen wir endlich im Office auf… außer uns sind auch viele andere heute zu spät gekommen, ein großer Teil ist sowieso derzeit bei einer Veranstaltung der NASA. Also alles halb so wild. Das für heute angesetzte BBQ der Praktikanten aus der Nachbarfirma ist wegen des Wetters auf Freitag verschoben. Soll mir auch recht sein. Ich mache mich an die Arbeit, denn die soll ja fertig werden, Wetter hin oder her. Auch wenn ich gestern mehr als genügend Überstunden angehäuft habe, als ich mich in in Problem verbissen habe.
Zwischenzeitlich stellt Mary fest: Auch unser neuer Bereich ist nicht ohne Wasserschaden davon gekommen, auch hier war wohl der Versorgungsschacht etwas überfordert und ist vollgelaufen … unser Hausmeister hat jetzt mal den nassen Teil des Teppichs entfernt, und sich auf die Suche nach der Ursache gemacht. Zudem wir der Bereich noch mit Wassersauger und Lüfter bearbeitet. Wunderbare Kulisse zum konzentriert arbeiten 😡
Nachdem wir wieder daheim sind, stellen wir fest – wohl doch nix mit dem Pool, denn irgendwohin hat sich das Wasser verflüchtigt – ich vermute mal wir haben irgendwo ein Loch im oberen Bereich des Pools, oder die Leitungen zum und vom Filter sind irgendwo nicht mehr ganz dicht. Sei es drum, wäre schön gewesen, jetzt müssen wir halt warten bis die Schwebeteilchen sich auf natürliche Art und Weise wieder abgesetzt haben.
Trotz ordentlich Bewegung heute, starte ich noch zum Laufen – die üblichen 21km für Donnerstags. Anfänglich bin ich mir echt nicht sicher ob ich das durchziehen soll, denn als ich am Cherry Hill neben dem Einkaufszentrum an der Ampel stehe, habe ich einen Blick ins Umland – und das sieht schon wieder so nach Gewitter aus … inklusive Donnergrollen und Blitzen. Allerdings: In die Richtung in die ich laufen werde sieht es gut aus, ein kleines Stück blauer Himmel. Also erst mal Laufen und Beobachten – auf dem ersten Stück laufe ich relativ geschützt und es gibt genügend Unterstellmöglichkeiten, sowie Optionen abzukürzen, sollte es zu heftig werden. Das Gewitter kommt denn auch noch etwas näher, belässt es aber dann doch recht bald bei Regen – und gegen diese Art von Abkühlung habe ich hier bei dem warmen Wetter echt nichts. Der Weg (eigentlich fast durchgehend ssphaltiert) ähnelt teilweise eher einem Trail und man muss sich an diversen Stellen eine Möglichkeit um oder durch die Pfützen suchen – nasse Füße sind unausweichlich… Während der Weg am Anfang größtenteils nur mit Pfützen übersät ist, wird es an einigen Unterführungen interessanter, dort hat es ganz ordentlich Sand und Matsch mit angespült … an der Eisenbahnunterquerung am Lake Artemisa schlittert man eher unter den Gleisen durch denn zu Laufen, so fein ist der Schlick dort. Da das Wetter nun wirklich nur noch Regen ist entscheide ich mich die 21km ganz regulär zu laufen – wahrscheinlich komme ich nur noch zwei weitere Male dazu bis ans Ende des North-East-Branch zu joggen.
Das Ende ist diesmal auch reichlich dick, dick mit Schlamm überzogen auf den letzten 800m bis zum Wendepunkt (ja hier stehen alle halbe Meile Streckenpfosten damit man sich motivieren kann …) auf diesen 800m ist es besonders schlimm anfänglich versuche ich noch in die Wiese auszuweichen, aber auch die ist eher Sumpfgras denn Wiese… So jogge ich entlang der Spuren anderer Benutzer, auch wenn die Strecke an einer Stelle mit Absperrband gesperrt ist, es hält sich eh keiner dran, ein Radler überholt mich also kann es wohl halb so wild sein… Wenn man aufpasst wo man hintritt ist es auch kein Problem, der Schlamm ist teilweise zwar einige Zentimeter dick, aber wenn man richtig sauber läuft dann spritzt der schön nach allen Seiten weg … sozusagen die Fango-Packung für die Waden heute inklusive. Mal wieder typisch USA – lieber mal vorsorglich sperren nicht das jemand auf die Nase fällt und den Staat wegen unterlassener Pflege und Warnhinweisen verklagt … Bei uns wäre ein solcher Zustand einfach „normal“ nach dem Regen. Damit muss man ggf. rechnen.
Kurz nach dem Wendepunkt fühle ich mich verdammt an Forrest Gump erinnert: „mit einmal stellte jemand den Regen ab und die Sonne kam raus …“ – ich wurde zwar dann nicht unter Beschuss genommen, aber einen Gegner hatte ich doch recht schnell: Mit der Sonne wurde es wieder etwas wärmer und die ganze Feuchte stieg vom Asphalt auf … eh ich es mich versehe ist es nicht mehr so leicht wie während des Regens zu laufen … man schwitzt aber es kühlt nicht mehr so gut, außerdem hat jemand auch noch den Wind abgestellt. Es steht also mal wieder alles … das übliche Theater hier um Washington herum halt … wenigstens ist das T-Shirt noch gut nass, es kühlt wenigstens ein bisschen. Richtig angenehm ist diesmal der „Cage“ meine Lieblingsbrücke über die U-Bahn … sie ragt etwas über die Baumkronen hinaus und dort oben hat es tatsächlich sowas wie eine leichte Brise. Die Brücke müsste nur länger sein … ehe man es sich versieht ist man wieder unten und somit wieder in der Sauna mit Aufguss.
In der Gegend hat das Gewitter in der Frühe auch noch ein paar Bäume gekostet, die beim schweren Sturm noch nicht umgeknickt sind … lustigerweise auch der direkt vor der Polizeistation in Greenbelt – fachmännisch abgesperrt – aber wegräumen? Dafür sind wohl andere zuständig …
Ein Ritual, dass ich in Deutschland echt vermissen werde, ist die Futurama-Runde Donnerstag nach dem Training – abends um zehn werden hier derzeit die neuen Folgen ausgestrahlt – mal sehen wann sie in Deutschland verfügbar sind.