Wer den Titel nicht wiedererkannt hat: es geht um Baz Luhrmann und seinen Titel Everybody is free to wear sunscreen. In diesem listet er einige Tipps auf, für Entwickler empfehlenswert ist auch die Version von Dylan Beattie.
Ich bin aktuell einmal wieder häufiger mit Massenverkehrsmitteln unterwegs. Vornehmlich im Nahverkehr aber auch ein Stück im Fernverkehr. Eigentlich eine sehr angenehme Art zu Reisen. Allerdings fallen einem dann auch diverse, illustre Verhaltensweisen auf bei denen man sich doch ein wenig an den Kopf greift. Es sei vorneweg gesagt, es ist ein persönlicher Erfahrungsbericht ist und meine Empfindung mit Sicherheit nicht repräsentativ ist. Im Sinne von Baz Luhrmann gebe ich die hier nun zum Besten.
Der Typus Captain Kirk
Der erste Typus der mir schon längere Zeit einmal auffällt, lässt sich gut als „Captain Kirk“ beschreiben: Das Handy wird irgendwie um einen herum gehalten und mit Freisprechfunktion telefoniert. Sieht einfach nur ulkig aus und der ganz große Vorteil: auch das gesamte Umfeld hat etwas von der Unterhaltung die man gerade führt. Da wird über alles und nichts debattiert – teilweise auch über geschäftliche Projekte, Datenschutz? Fehlanzeige. Ich kann die Haltung ja noch halbwegs verstehen wenn es unbedingt eine Video-Konferenz sein muss – doch da muss sich dann echt fragen ob der öffentliche Raum dafür wirklich geeignet ist und wie viel sinnvoller Inhalt dann noch rüberkommt. Besonders affig wird es, wenn dann Sprachnachrichten abgehört werden und die Unterseite des Telefons (dort wo sich häufig der Lautsprecher und auch das Mikrofon befindet) ans Ohr gehalten wird. Ich weiß ja nicht ob es nicht bekannt ist, aber auch das moderne Smartphone ist in seiner Form eine Abstammung vom klassischen Telefonhöhrer und ja der hatte eine Seite zum Sprechen und eine zum Hören. Wie wäre es einmal damit diese Funktion auch zu nutzen? Erhöht die Verständlichkeit für einen selbst und den Datenschutz ganz erheblich und auch die Umwelt und Mitmenschen werden entlastet.
Auch empfehlenswert für die Videokonferenz oder auch das Telefonat mit freien Händen: Headsets bzw. Kopfhörer. Gibt es wahlweise kabelgebunden oder auch als Bluetooth-Modelle. Es wirkt ärmlich wenn man das neueste High-Ende-Smartphone hilflos in die Gegend hält, es wirkt nach außen hin einfach danach: Ich brauche immer High-End, aber für sinnvolles Zubehör war denn kein Geld mehr übrig bzw. ich bekomme es nicht gebacken mich auch nur ein wenig mit den Funktionen des Geräts vertraut zu machen. Die Bluetooth-Kopplung ist schon lange keine schwarze Magie mehr, einmal eingerichtet tut das eigentlich klaglos Dienst. Wer sich die fünf Minuten nicht nehmen kann, der sollte sie einfach einmal beim Social-Media-Konsum diese Zeit abknappsen.
Das gleiche Prozedere gilt übrigens auch für die Nutzer von hochmotorisierten Fahrzeugen des Individualverkehrs: Wenn das Fahrzeug das man bewegt laut Liste schon mehr als 45.000 EUR kostet, dann ist heute auch Bluetooth keine Sonderausstattung mehr (und selbst in sehr alten Fahrzeugen lässt sich eine Freisprecheinrichtung heute ohne viel Aufwand nachrüsten). Die Sicherheit auf den Straßen wäre deutlich gesteigert.
Captain Kirk kommt übrigens daher, dass dieser gerne schwungvoll seinen „Communicator“ aufklappte und in den freien Raum sprach. Video war damals interessanter Weise kein Thema, zumindest wurde es nicht dargestellt.
Der Typus Ghetto-Blaster
Auch dieser Typus ist leider mittlerweile eine Ausprägung die man nahezu bei jeder Gelegenheit mitbekommt: Es spricht ja nichts dagegen sich ggf. die Wartezeit zu vertreiben und von mir aus einen Podcasts oder Videos zu konsumieren. Aber man sollte bedenken, dass nicht unbedingt alle um einen herum ein Interesse an den gleichen Inhalten gibt. Es ist einfach nur unschön wenn man (am besten gleich von mehreren Seiten verschiedene) Inhalt fragwürdiger Qualität anhören muss. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gehören diese Personen dann aber auch zu denen die über Lärmbelastung durch Verkehr und Bauarbeiten klagen.
Auch hier die einfache aber effektive Lösung: Headsets und Kopfhörer. Wie schon beschrieben: Kostengünstig in der Anschaffung, auch kabellos verfügbar und die Verständlichkeit für einen selbst ist gleich um ein Vielfaches erhöht und auch die Mitmenschen werden weniger belästigt.
Auch hier gibt es einen schönen Verweis auf einen Star-Trek Film. In Star Trek IV greift Mr. Spock sehr elegant einem derartig mitfahrenden Gast eines Busses zum Schweigen bringt, sehr zur Freude der anderen Mitfahrer, die sogar applaudieren.
Fazit
Schon Wilhelm Busch hat es sehr schön auf den Punkt gebracht: „Musik wird störend oft empfunden, weil stets sie mit Geräusch verbunden“. Heute ist es nicht mehr nur Musik, es gibt noch weit mehr Belastungsmöglichkeiten durch unsere modernen Medien und Kommunikationsmittel. Was sind wir doch froh wie angenehm leise mittlerweile diverse Geräte und Maschinen geworden sind: Vom lüfterlosen PC bis hin zu den immer leiser werdenden Fahrzeugen aller Art. Es gibt aber keinen Bedarf, die entstandene Stille mit künstl(er)ischer Beschallung zu füllen. Auch ein Tipp für den modernen Menschen: es geht auch ganz leise ansprechende Inhalte zu konsumieren: Die Informationsdichte von gelesenem Text ist immer noch gigantisch und regt zudem das Hirn wesentlich mehr an als passive Berieselung.