Nibelungenlauf in Worms

So einen Lauf vor der Haustür konnte ich doch nicht auslassen. Nibelunglauf, oder wie das hier in der Kurpfalz verballhornt wird „Liebe-Lunge-Lauf“, auf die Veranstaltung bin ich trotz meines gut angefüllten Wettkampfplans gestoßen, als ein Kollege einen Lauf in der Umgebung suchte, vorzugweise 10km oder ein etwas mehr. Es sind ja nicht alle so fit und machen so Dinge wie ich bei der lange Ulmer Laufnacht (100km).
Als meine Schwester, mittlerweile auch laufenderweiser unterwegs, meinte sie hätte sich mit ihrer Trainingspartnerin angemeldet, war klar – da musste ich dabei sein. Also flugs angemeldet (humane Gebühren).

So ging ich am 13.09.2009 mal wieder auf meine liebste Laufstrecke, den Halbmarathon. Wobei ich solche Läufe schon einfach zum Trainingsprogramm rechnen kann – kürzer sind meine Trainingsrunden nur unwesentlich oder in Ausnahmefällen. Das Wetter machte anfangs noch einen untentschiedenen Eindruck, ich war mutig und meine Laufbekleidung bestand aus kurzer Hose und Laufshirt.

Nachdem der Start ein wenig verzögert wurde, ein Bus hatte irgendwo entlang der ersten Kilometer auf der Strecke geparkt, ging es um kurz nach 10:00 h los. Eine für mich eher ungewöhnliche Zeit, die meisten meiner Läufe starten erst gegen Nachmittag oder in den Abend hinein. Vor lauter Verwirrung hab ich doch glatt vergessen den Pulsmesser zu starten, naja der erste halbe Kilometer, den kann man da verschmerzen.

Die Strecke war nicht rappelvoll mit Publikum aber doch immer wieder mit kleinere Gruppen die lautstark anfeuerten. Es ging zuerst in einigen Schleifen durch die Wormser Innenstadt an verschiedenen Denkmälern vorbei. Laut Ausschreibung sollte die Strecke fast durchweg eben sein, größere Steigungen waren nicht angekündigt. Stattdessen enthielt sie bereits auf den ersten 4 km einige kleinere Hügel. Alles nichts großes und recht gut zu laufen. Aber eben hatte ich mir anders vorgestellt – vielleicht bin ich auch einfach von der topfebenen Strecke um den Altmühlsee verwöhnt.

Kurz nach Kilometer 6 ging es aus der Stadt ins Grüne, genauer gesagt in die Rheinauen Richtung Süden. Nach 7 Kilometern teilte sich die Strecke, die 10km-Strecke (die 30 Minuten nach dem Halbmarathon startete) zweigte ab, für die Halbmarathonis ging es entlang des Rheindamms. Landschaftlich sehr schön, auch wenn ich es nicht so recht geniessen konnte: Mein Magen rebellierte gegen die ungewohnt frühe Belastung, aber da muss ich durch, und habe ja schon anderes durchgestanden (s. Ulm).

Der angekündigte ebene Streckenverlauf den ich für die Rheinauen erwartet hatte, entpuppte sich als meist flach, aber die häufigen Querungen der diversen Rheindämme mit ihren jeweiligen kleinen Steigungen summierten sich denn doch von der Belastung her. Fazit: Das musste beim nächsten Mal verstärkt trainiert werden. Wenige lange Anstiege oder auch mal kurze heftige verkrafte ich irgendwie besser als dieses häufige Mittelmaß. Wieder eine Erfahrung mehr.

Zwischen Kilometer 11 und 12 gab es wieder eine „Begegnungstelle“, an der einem die schnelleren Läufer entgegen kamen. Hier bekam ich die Spitze des Halbmarathons zu sehen. Kurze Abschätzung: „Ok, die sind 3km voraus – das wirste nicht mehr einholen“. Mittlerweile hatte ich auch mein Wunschziel von 1:30h an den Nagel gehängt, ich hatte mich wieder auf mein normales Niveau um die 4:30 min/km eingetrottet, mehr ging einfach nicht. Endlich war der südlichste Punkt der Strecke erreicht, 13 km gelaufen, der 14. schon beinahe in Blickweite, wenn nicht der Damm die Sicht darauf versperrt hätte. Von nun an gings Richtung Startpunkt zurück. Auf der Begegnungsstrecke kam mir das Hauptfeld der rund 950 Starter entgegen. Das motivierte erheblich – „Du bist recht weit vorne“. Im Kopf versuchte ich zu überschlagen welche Platzierung ich wohl derzeit hatte, ich vermutete mal so irgendwas um die 150 herum.

Aber keine Zeit groß nachzudenken, nach einer langen Geraden und mal wieder einer Überquerung des Damms stieß die 10km-Strecke wieder zu uns, es wurde deutlich voller auf der Laufstrecke. Kurz nach der Zusammenführung der Strecken entdeckte ich meine Schwester mit ihrer Laufpartnerin. Ein kurzes „Hallo“ und weiter gings. Ob ich meine Kuzstrecken-begabten Kollegen einholen könnte, war fraglich, aber auch nicht mein Ziel.

Eher betrüblich stimmte mich da die Kilometer-Angabe für die 10 und die 21km Strecke: Für die 10er waren es noch 2 km, für die Halbmarathonis noch 4 km. Ergo: Irgendwo kommt da noch ein Haken. Ich hatte ein ungefähres Bild der Streckenverläufe im Kopf, und so dauerte es nicht lange, bis die Erleuchtung eintrat: Da war doch noch so eine Pendelstrecke, eine Art „Rüssel“ kurz vor dem Ziel angeflanscht. Aha! Diese Abzweigung kam recht bald in Sicht, und zog sich angesichts des nicht vorhandenen Publikums hin wie Kaugummi. Zusätzlich war wieder eine leichte Steigung zu überwinden. Am Ende ein Wendepunkt von dem aus man auf den letzen Kilometer vor dem Ziel gucken konnte. Einfach nur frustrierend, denn noch waren derer 3 ja zu laufen. Aber nicht verzagen einfach weiterlaufen, zurück bis zur Abzweigung und dann auf den letzen Kilometer.

Freudige Überraschung, an der Strecke hatten sich meine Eltern eingefunden und feuerten alle vorbeikommenden Läufer an. Kurzer Check: „Ja die anderen sind schon vorbei, 5-10 Minuten“. Das erschien mir viel, auch wenn mein letzter gelaufener Kilometer der langsamste bisher war und total aus dem Rahmen fiel: Über 5 Minuten hatte ich dafür gebraucht. Das musste ich jetzt irgendwie wieder rauszuholen versuchen.

Endlich kam die Nibelungenbrücke in Sicht, direkt dahinter liegt der Festplatz mit Start und Ziel (Das Fest soll 2010 estmals pausieren!). Aber das dicke Ende kam noch – eine „Ehrenrunde“ um den Festplatz, das kennt man ja und ist ein Ding. Aber in Worms hatten die Macher 600m vor dem Ziel einen Abstecher auf den verfluchten Rheindamm eingebaut, der einen nochmal so richtig in die Mangel nimmt. Etwas Ähnliches kenne ich vom Nürnberger Stadtlauf, nur ist die Steigung dort nicht so knackig kurz vorm Ziel. Aber jetzt hieß es nochmal die Muskeln spielen lassen und zum Endspurt ansetzen, einen Läufer vor mir holte ich mit dem Überqueren der Zielmessung noch ein. Was ein Erlebnis!

Fazit: Ein schöner Lauf fürs Training, ob ich ihn unbedingt ins jährliche Programm nehme bleibt abzuwarten. Vielleicht einfach als „Leistungsindikator“ für die Herbstsaison.
Organisatorisch ist der Lauf kein Highlight, an einigen Stellen wäre die Ausschilderung für vor und nach dem Lauf verbesserungsfähig. Auch der ein oder andere Schnörkel zehrte an den Nerven. Insbesondere der „Rüssel“ kurz vor Schluss ist einfach nur lästig, hier hätte ich mir gewünscht, dass diese Strecke an anderer Stelle angehängt wird, und nicht unbedingt als eine Pendelstrecke mitten durch das Industriegebiet. ich bin gespannt wie das 2010 laufen wird, derzeit sind rum um den Festplatz noch jede Menge Bauarbeiten im Gange, vielleicht ergibt sich da ja noch die ein oder andere Änderung.

Die lange Ulmer Laufnacht – 100km

Als ich mit meinen Laufkollegen mal wieder über verrückte Laufideen sprach, kam die Idee 100km in Ulm mitzulaufen: „Wird schon irgendwie gehen“. Bilder gibts leider keine (siehe Bericht warum).

Als ich es mit meinen Laufkollegen (Helgas Lauffreunde in Nürnberg) mal wieder über diverse verrückte Laufideen wie den LGA-Indoor-Marathon und die verschiedenen Ultraläufe hatte, hörte ich zum ersten Mal von der geplanten langen Ulmer Laufnacht. Etwas übermotiviert durch meinen Erfolg beim 2008er Amberger Ultralauf über 63 km, fackelte ich nicht lange und meldete mich für meinen ersten 100km-Lauf an. Ganz getreu dem Motto: „Wird schon irgendwie gehen“.

Wie das Leben so spielt war die Vorbereitung leider alles andere als Gründlich. Teils machte mir meine Ausbildung mit Pflichtvorlesungen und Laboren einen Strich durch die Rechnung, teils gab es andere gesellschaftliche Verpflichtungen zu erfüllen. Ergebnis: Die Woche vor den 100km kam ich nicht dazu auch nur einen Kilometer zu trainieren. Aber egal – „Tapering“ (gut ausgeruht in den Wettkampf) soll es ja bringen.

So kam ich am 12.06.2009 gegen Abend in Ulm an, und begann mit dem Vorbereitungen: Zelt aufbauen, Startnummer abholen, Sicherheitseinweisung, Equipment-Check. Gut dass ich den Pulsmesser. Noch mal ausgelesen habe, die verbleibende Speicherzeit hätte für den Lauf nicht gereicht. Zudem ein erster Ausfall: Meine Digicam zickt mal wieder rum und produziert nur noch künstlerisch wertvolle Bilder, aber nix was man herzeigen kann. Na ja, kann man nix machen, lassen wir sie halt im Auto, vielleicht auch besser so, sie wiegt ja doch was.

Danach der Versuch ein wenig zu entspannen oder zu schlafen, denn der Lauf startet ja erst um 23:00h. Aber keine Chance, es ist zu laut auf dem Parkplatz und die nahe Bahnlinie ist auch gut befahren. Nun denn, ich stehe kurz vor 23:00h im Stadion in Blaustein, die Stimmung ist gut. Als Highlight findet ein Ballon-Glühen auf dem Fußballplatz statt. Man tauscht sich mit einigen anwesenden Läufern noch aus, scherzt. Pünktlich um 23:00h setzt sich der Pulk in Bewegung. Entlang der Runde im Stadion wird ein Feuerwerk abgebrannt – ein echt toller Start und eine riesige Atmosphäre! Continue reading

MLP-Marathon Mannheim

2007 hatte ich aufgrund einer Wette mit meinem THW-Kollegen angefangen zu laufen. Es sollte der MLP-Marathon in Mannheim sein. Ich hatte gewettet, dass wir kein Team aus 4 Leuten für den Lauf zusammen bekommen würden. Der Einsatz recht simpel: Wenn sich 3 Läufer finden, bin ich der 4te, der 10km oder auch etwas mehr läuft.

Am 09.05.2009 war es zum 3. Mal soweit: Der Lauf startete und ich war dabei. Im Vergleich zum ursprünglichen Team-Marathon habe ich mich natürlich gesteigert. 2008 waren es 21km. Mein Kollege fiel einige Tage vor dem Start verletzungsbedingt aus, der Ersatzmann konnte und wollte nur 10 km laufen. Aus der Not eine Tugend gemacht und zum 1. Mal mehr als 21 km am Stück gelaufen. Diese Aufteilung haben sich wohl mehrere Laufpaare gewünscht. So wurde 2009 genau dieses Streckenteilung erstmalig angeboten, ebenso wie die reine Halbmarathonstrecke. Für mich ging es 2009 um die magischen 42 km. Weiter kann ich mich bei dem Lauf nicht mehr steigern.

Der Dämmerungsmarathon ist mittlerweile eine beachtliche Veranstaltung mit diversen Wettbewerben, vom Kindermarathon über Inliner und Handbiker bis zum Marathon ist für jeden etwas geboten. Das Besondere an diesem Lauf: Man startet erst um 18:30 h, läuft also in die Dämmerung oder je nach Geschwindigkeit bis spät in die Nacht hinein. Das sorgt für angenehme Temperaturen und auch die Beleuchtung (teilweise mit Fackeln) ist ein Erlebnis.

So stand ich kurz vor dem Start in meinem Startblock. Es waren insgesamt über 1.500 Starter. Bis ich die Start-Linie überquerte vergingen fast 7 min. Dann konnte es endlich losgehen. Würde ich es unter 3:30 h schaffen? (mein absolutes Traumziel). Schließlich steckte mir noch der Lauf aus Bamberg vom letzten Wochenende in den Knochen. Also nichts überstürzen und mein eigenes Lauftempo finden.

Bereits kurz nach dem Start auf der Augusta-Anlage (herrliche Allee in Mannheim) nahm ich einen wichtigen Meilenstein: Der 3:59-Pacemaker samt seinem Läufertross war überholt. Kurzer Blick auf die Pulsuhr? Alles im grünen Bereich. Aber nichts überstürzen, schließlich waren es ja noch 41 km.

Zielstrebig bewegte sich der Läufer-Lindwurm durch die Vororte Mannheims. Mein erstes Fernziel: Seckenheim, ein Vorort 10 km vom Stadtzentrum entfernt und eines meiner Trainingsziele bzw. eine Trainingsunde. Alles vertrautes Terrain, die Strecken und Kurven konnte ich gut einschätzen. Nebenher unterhielt ich mich mit einigen anderen Läufern. Da war jemand der lief den Marathon, um seine Abiturnote in Sport aufzubessern! Andere hatten keinen Startplatz mehr in Mainz bekommen und waren auf Mannheim ausgewichen. Es waren lockere Gespräche über den weiteren Verlauf der Strecke: Wenn man ein Eingeborener ist, wird man gleich nach den Tücken gefragt, so von wegen Steigungen und Co.

Nach der Umrundung Seckenheims auf der Umgehungsstraße mit wenig Publikum, ging es nach dem Wendepunkt (mit einer ersten kleinen Steigung) durch den alten Ortskern zurück. Eine echte Abwechslung. Jede Menge Leute an der Strecke, viele Anfeuerungsrufe und sehr schöne Stimmung. Es schien als war der ganze Vorort an der Strecke vertreten. Ganz nebenbei hatten wir auch den km10 passiert. Bei km13 wurde es hektisch und gedrängt, die 1. Wechselstation für die Team- und Paar-Läufer. Jetzt nur nicht aus der Ruhe bringen lassen von den frisch gestarteten Teamläufern.

Soweit bisher kein Problem. Puls im grünen Bereich, teilweise sogar deutlich unter Trainingspuls. Also ein klein wenig anziehen. Zurück durch die Vororte Neuostheim und Oststadt, immer wieder kleinere Gruppen die anfeuerten und Mut machten. Einfach schön. Entlang des Luisenparks (Park der Gartenschau 1975), ein kurzer Blick in Richtung Himmel, da braute sich was zusammen und es wurde doch kühl. Auch die Luft roch schon nach Regen. Aber bisher noch kein Tropfen. Das hätte mich auch demotiviert. Weiter ging es Richtung Innenstadt, am Nationaltheater vorbei, Richtung Wasserturm und fast wieder am Start vorbei. Ab in die „Fressgass“, eine der Hauptverkehrsadern der Innenstadt. Ihren Namen hat sie nicht von ungefähr: Unzählige Restaurants, Feinkostläden und Cafés säumen sie. Mittlerweile war ich schon 20 km unterwegs. Auf der Hälfte der „Fressgass“ lichtete sich dann das Läuferfeld ziemlich schlagartig: Die Halbmarathonis zweigten ab und liefen dem Ziel am Wasserturm entgegen. Übrig blieben die Teamläufer, die Paarläufer und natürlich die Königsklasse. Am Ende der „Fressgass“ kurz vor den Brücken nach Ludwigshafen hatte sich meine Familie eingerichtet und feuerte mich lautstark an. Das gab noch mal richtig Schub. Dieser Schub war auch bitter nötig, schließlich ging es jetzt auf einen vergleichsweise öden Teil der Strecke, auf die lang gezogene Brücke nach Ludwigshafen. Diese geht nahtlos in die Hochstraße Ludwigshafens über. Leider ist dort fast gar kein Publikum, und der Wind pfeift einem um die Ohren. Und diese scheinbar endlos lange Asphalt-Gerade vor einem. Aber nicht aufgeben, einfach weiterlaufen und die Reste des Sonnenuntergangs genießen. Und mich darüber freuen, dass ich die erste Hälfte kurz nach Beginn des Anstieges hinter mich gebracht hatte.

Abwechslungsreicher wird es, wenn man von der Hochstraße in die Innenstadt Ludwigshafens vordringt, wieder vermehrt Leute, die einem Beine machen. Diese wurden so langsam schwer. Irgendwie bekam ich zu spüren, dass ich bisher hauptsächlich Halbmarathons und ein entsprechendes Training dafür betrieben hatte. Aber Aufgeben? Nicht mehr jetzt!. Das war um so härter als kurz nach der 2. Wechselstation die Strecke wie ausgestorben schien. Nur noch wenige Läufer und fast kein Publikum über mehrere Kilometer. In dem Vorort wurde kurzzeitig für Abwechslung gesorgt, aber so richtig motivieren konnte mich das nicht, einfach viel zu kurzweilig. Und als Volksmusik zum anfeuern versucht wurde, dachte ich „ich steh im falschen Film“. Also nix wie weg.

Aber wie man weiß, vor jedem Runners High steht ein Runners Low. Kurz nach dem Wendepunkt der Strecke in Ludwigshafen war es soweit: Nach einem kurzen Zwangsstopp an einer Hecke (ich hatte zuviel getrunken) ging es auf einmal wie von selbst. Auf der einen Seite fühlte ich mich total ausgepowert auf der anderen war da irgendetwas das mir ständig sagte „Niemals aufgeben, niemals kapitulieren!“ (Zitat aus Galaxy-Quest). Und so lief ich einen Kilometer nach dem anderen. Und oh Wunder: Da stand ein Schild km33. Jetzt war der Rest noch einstellig und ich um so entschlossener: Das ziehst du jetzt durch!

In der Ludwigshafener Gartenstadt ging es für Ludwigshafner Verhältnisse ordentlich zur Sache, viele Leute saßen vor ihren Häusern, immer wieder Anfeuerungsrufe. Mitten im bunten Treiben befand sich die letzte Wechselstation der Teamläufer. An einem der Aktionspunkte gab es eine Ansage. Nur wenige Läufer vor mir hatte der 1.000 Läufer den Punkt passiert. Na ja ein wenige früher wäre mir lieber gewesen. Aber immerhin mal etwas Orientierung. Der Blick auf den Pulsmesser: Deutlich höher als normal! Klare Zeichen der nicht gewohnten Belastung. Und auch meine Traumzeit konnte ich mir aus dem Kopf schlagen. Neues Ziel: Wenn möglich unter 3:45 h bleiben, auf alle Fälle aber unter 4:00 h. Das war realistisch.

Nun galt es noch eine letzte Gemeinheit der Streckenführung zu meistern: Das Ziel liegt in Mannheim. Und von Ludwigshafen aus ist das nur über Brücken zu erreichen. Also wieder rauf auf die verlassene Hochstraße mit ihren Steigungen und lang gezogenen Kurven. Vor allem aber: Fast kein Publikum. Öde. Mit dem Auto bin ich die Strecke schon häufig gefahren. Irgendwie hätte ich schwören können: Die ist doch topf-eben. Die Realität sieht leider ein wenig anders aus: Auf der gesamten Hochstraße gibt es diverse kleinere Höhen und Tiefen und nach mittlerweile 37 km merkte man jede einzelne davon.

Schließlich ging es über den Rhein und ein wichtiges Etappenziel war erreicht: Das Ortschild von Mannheim. Jetzt war es wirklich nicht mehr weit, „nur noch die Innenstadt durchqueren und dann hast du s gepackt!“ Kaum von der Brücke herunten, wurde die Stimmung schlagartig besser. An der letzten Getränke-Station noch mal Cola, Wasser und Apfelsaft abgreifen und eine Banane einschieben. Meine Familie hörte ich zwar laut rufen, wahrgenommen habe ich sie vor lauter Konzentration aufs Kauen aber nicht mehr. Und zudem gab es noch etwas, das die Motivation steigerte: Ein Schild mit der Aufschrift „40 km“! Die letzten Kilometer waren angebrochen. Irgendwie Zeit mich langsam auf den Endspurt vorzubereiten. Aber es war rein gar keine Kraft mehr da, um mich noch irgendwie zu steigern.

Noch ein kurzer Haken an die Jesuiten-Kirche in Mannheim, vorbei am Barock-Schloss und dann die „Kunststraße“ hinauf zum Wasserturm. Die Straßen füllten sich, überall stürmische Anfeuerungsrufe und Musik, auch wenn mir immer noch nicht nach Beschleunigen zu Mute war. Nur noch 1 km, der durfte doch kein Problem mehr sein. Endlich, das Ende der Kunststraße, freier Blick auf die Jugendstil-Anlage des Wasserturms. Noch eine halbe Runde um die Grünanlage, das Zieltor schon fest im Blick. Und da flog auch km42 an mir vorbei. Mit einem Mal war da noch massig Energie zur Verfügung und ich setzte zum Zielspurt an: „Die Läufergruppe da vorne – die kriegst du noch!“ Und sogar noch einen Läufer mehr als geplant überholte ich auf der Zielgeraden.

Ein echt geniales Gefühl: Geschafft und gleichzeitig total erleichtert.
Ich konnte es selbst nicht glauben. Laut Pulsmesser war ich bei 3:40 h durchs Ziel gelaufen. „Ziel erreicht!“.

Im Ziel noch eine kurzes Treffen mit den Teamläufern des THW. Ich hatte entlang der Strecke immer wieder Ausschau gehalten, aber niemanden entdecken können. Das Team war einige Minuten vor mir im Ziel. Wenn ich das gewusst hätte! So ein Zugpferd hätte mich auf den letzten Kilometern aus der Reserve locken können. Aber es sei dem Team gegönnt. Schließlich habe auch ich einmal mit einer solchen Strecke angefangen 😉

Am Tag danach: Wenig Muskelkater, das hätte ich schlimmer erwartet. Und natürlich der Blick auf meine offizielle Zielzeiten: 3:39 h (255. im Gesamtfeld und 32. in meiner Altersklasse). Für den 1. Marathon bin ich absolut zufrieden, auch wenn „nach oben“ noch Luft ist.

Momentan bereite ich mich auf meinen nächsten großen Lauf vor, etwas Verrücktes: Die lange Ulmer Laufnacht mit 100 km Strecke. Diesmal klares Ziel: Nur ankommen. Die Zeit ist egal. Von dieser Tour werd ich auch ein paar Bilder mitbringen 🙂

Der 38. Straßenlauf in Griesheim (bei Darmstadt)

Mein Praktikum im schönen Frankenland, genauer in dessen Metropole Nürnberg endete Anfang März 2009. Kurz danach lief mein Studium wieder auf vollen Touren. Also auch eine vollständige Umstellung meines Laufens auf den Stundenplan hin. Alles in allem ein abrupter Übergang, zumal mir hier in Mannheim noch die passenden Trainigspartner fehlen und die Laufstrecken weniger attraktiv sind als in Nürnberg.Trotz aller Widrigkeiten habe ich es bald gepackt, mein Trainingspensum auf 3 Läufe pro Woche zu steigern. Ob es was gebracht hat sollte der Griesheimer Straßenlauf zeigen.

Vorneweg: Der Griesheimer Straßenlauf gehört zu den kleineren Läufen, hat aber den Vorteil nicht mit weiten Anfahrten und übermäßigen Startgebühren verbunden zu sein. Außerdem ist die Strecke absolut topfeben. Der TUS Griesheim organisiert den Lauf jedes Jahr und die Erfahrung sorgt für einen reibungslosen Ablauf jedes Mal, von der Ausschilderung der Parkplätze über die Startnummernausgabe, Verpflegung, Musik – einfach eine runde Sache.

Mit zwei Freunden ging es Sonntag früh los in Richtung Griesheim. Nach dem üblichen Prozedere (Startnummernabholung, Umziehen und Co) ging es ab in die Start-Aufstellung. Zu meiner Freude entdeckte ich ein paar Kollegen vom Technischen Hilfswerk aus Darmstadt. Dort wurde mittlerweile eine Sportgruppe gegründet, die sich mit 4 Läufern an die 10 km-Strecke heranwagte. Auch ich habe irgendwann mal mit dieser Distanz angefangen, aber für heute wäre das zu kurz gewesen: Die 21km sollten es schon sein. Für mich ist der Lauf ein wichtiger Fitness-Indikator für die kommenden Läufe in Bamberg und Mannheim. Ärgerlicherweise hatte ich beim Training am Mittwoch vergessen die Laufsocken einzupacken und bin in normalen Socken in die Laufschuhe gestiegen: Zwei fette Blasen als Andenken waren die Folge. Gegen Ende des Trainings tat es so arg weh, dass ich kurzerhand die Schuhe und Socken ausgezogen habe und barfuss gelaufen bin. Das war eine echte Erholung. Ich glaub ich mach das demnächst öfter.

Pünktlich um 10:00 Uhr kam Bewegung ins Startfeld. Der Streckenverlauf wurde gegenüber 2008 leicht verändert, aber im Prinzip nichts wesentliches Neues: Einige Extra-Runden wurden gekappt, ein Schlenker in die Bebauung eingebaut. Alles Asphaltunterlage, und da der Regen in der Nacht dann endlich ein Einsehen hatte, war es mit zunehmenden Sonnenschein auf der Strecke auch gut abgetrocknet. Einzig, wenn man in den Seitenstreifen ausweichen musste, um eine Gruppe Läufer zu überholen, merkte man, dass der Untergrund gut mit Wasser voll gesogen war.

Schneller als geplant kam bereits der erste Kilometer. Mein Kollege begleitete mich noch eine Weile, irgendwann verlor ich ihn aber aus den Augen. Klar, er lief nur 10 km. Da konnte er gleich vom Start weg mehr Tempo machen. Entlang der Spargelfelder ging es die Landstraße entlang, ewig lang, schnurgerade. Bis auf eine kleine Kurve. Ab dort konnte man dann den Wendepunkt sehen. Es geht genau die gleiche Strecke wieder retour. Das Läuferfeld aus 10km-Läufern und Halbmarathonis war gut gefüllt und auch meine Kollegen aus Darmstadt entdeckte ich kurz nach dem Wendepunkt, entgegen kommend. Wieder am Ortsrand von Griesheim angekommen, eine kurze Schleife und dann ging es wieder die Landstraße runter. Allerdings diesmal mit verkürzter Strecke bis zum Wendepunkt. Ein Hoffnungsschimmer. Da die 10km-Läufer bereits ihr Pensum hinter sich hatten lichtete sich das Läuferfeld nun deutlich. Die Strecken bis zum nächsten Läufer und somit mein Ansporn Tempo zu machen, wurden immer länger.

Aber zum Glück war ja für genügend Unterhaltung entlang der Strecke gesorgt, teils live mit Samba und „Gugge“-Musik, teils von der Platte. Aber zum Motivieren immer genug. Wie bereits 2008 riss mich auch diesmal wieder „Men At Work“ mit „Down Under“ aus dem monotonen Laufen. Was würde ich ohne diesen Song bei dem Lauf nur machen? Meine Beine wurden langsam schwerer. Aber der Wendepunkt war ja bald erreicht. Und wieder dieselbe Landstraße retour. Noch mal eine Ehrenrunde am Stadtrand und auf zur 3. und letzen Runde entlang der Landstraße. Wenn ich die noch mal hätte runter laufen müssen, dann hätte ich nen Koller bekommen.

Wieder bis zum Wendepunkt und ein letztes Mal die 3 km Landstraße. Auf zum Ziel. Ich überholte mittlerweile reihenweise Halbmarathonis die noch mit der 2. Runde beschäftigt waren. Mich hatte der Spitzenreiter bereits kurz vor Ende meiner 2. Runde überholt. Aber das motivierte dann doch irgendwie. An der letzten Getränkestation vor dem Ziel noch mal kurz mit  Mineralwasser duschen und dann die letzten 700 m versuchen alles rauszuholen. So langsam meldeten sich meine Füße. Die bisher beiseite gewischten Schmerzen von den Blasen meldeten sich.

Nach 1:37 h und ein paar Sekunden ging ich durchs wohlverdiente Ziel. Meine Kollegen aus Darmstadt erwarteten mich bereits. Nach einem kurzen Weizen als Erfrischung ging es dann auf zur Siegerehrung und Startnummern-Tombola. Leider ohne Platzierung oder Gewinn für mich. Aber man kann ja nicht alles haben.

Insgesamt ein guter Testlauf für mich. Ein wenig Training muss ich noch draufpacken, aber die Richtung stimmt. Als nächste laufe ich dann in der wunderschönen Stadt Bamberg in 2 Wochen.

Mal sehen, wem vom „team bittel“ ich dort begegne? Schön wäre es…

Amberger Ultralauf – 63km

Für meinen schönen Abschluss des Laufjahrs war ich auf der Suche nach Laufveranstaltungen in der Umgebung von Nürnberg. Nur wegen einer Laufveranstaltung mehrere hundert Kilometer fahren, darauf hatte ich auch trotz gefallener Spritpreise keine große Lust. Beim Durchforsten des Internet stieß ich auf den Amberger-Ultralauf. Im ersten Moment dachte ich schon: „Ein wenig viel“, schließlich war ich bisher vorwiegend Halbmarathonstrecken und einmal 35km gelaufen wegen eines ausgefallenen Partners. Marathon stand erst für das kommende Jahr auf dem Plan. Aber bei näherer Betrachtung klang der Ultra dann doch interessant: Kein echter Wettkampf, vielmehr ein Spendenlauf in einer großen Gruppe. Und Tempo 6 min/km, das klang machbar. Das Angebot eines Shuttles alle 10km für den Fall das man nicht mehr kann, gaben dann den Ausschlag. Da konnte absolut nix passieren. Und blamieren? Naja die Gefahr besteht immer. Also flugs per Mail angemeldet, bevor man es sich wieder anders überlegt.

So stand ich dann am 08.11.2008 kurz vor 9.00 Uhr auf dem Siemens-Parkplatz in Amberg, zusammen mit rund 20 anderen Ultraläufern, wie sich herausstellte alles Läufer die schon mindestens einen Marathon erfolgreich hinter sich gebracht hatten. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr! Mein Ziel war klar: Mindestens 42km, wenns gut läuft soviel wie geht.

Um 9:30 Uhr ging es endlich los. Das Wetter war wieder Erwarten sonnig und trocken. Einige Läufer lästerten schon: „Was ist denn das dieses Jahr für ein Amberger Lauf, so ganz ohne Schnee, Regen und Wind?“. In lockerem Lauftempo ging es auf die ersten 10 km, einmal rund um Amberg mit kurzem Abstecher durch die Altstadt. Danach ging es Richtung Köfering, durch die schöne Landschaft. Dank netten Gesprächen mit anderen Läufern fiel mir das Laufen umso leichter. Schneller als gedacht kam auch schon die erste Station zum Auftanken in Köfering. Meine Muskulatur meint: Alles OK hier unten, nur nicht kalt werden…

Also gleich weiter in die nächste Etappe, teilweise entlang der Straße, die meiste Zeit aber durch den Wald, mit ein paar knackigen Steigungen, aber alles ohne Probleme machbar.

Und schwups waren wieder 11 km gemeistert. Kurze Pause in Ursenollen, Energievorräte auffüllen, Jacke umbinden, mit der zunehmenden Sonne wurde es nämlich auch immer wärmer.

Weiter geht’s, nächstes Ziel: Ammerthal. Das liegt, entgegen dem Namen, auf dem Berg! Davor ging’s aber erst mal kontinuierlich bergab. Schöne Wanderwege, teilweise nur sehr grob geschottert und an einigen Stellen somit volle Konzentration gefordert, damit man nicht hinfällt.

Langsam werden die Beine schwerer, aber mit Aufmunterungen durch die Mitläufer fällt das alles halb so schwer. Jetzt kam die Etappe, ab der ich keine Erfahrungen hatte, was meinen Körper betrifft. Bisher fühlte es sich alles aber ganz normal an.

Das Minimum-Ziel für heute fest vor Augen ging es weiter durch die Landschaft, weiterhin bei sehr schönem Herbstwetter. Auch eine Baustelle entlang der Strecke konnte die Läufergruppe nicht am Vorankommen hindern. Für Läufer gibt es nahezu keinen ungeeigneten Untergrund.

Kurz vor der Station Neubernicht dachte ich schon ich hätte erste Wahrnehmungsstörungen ob der langen Laufstrecke. Die Kühe sahen etwas komisch aus, mit nur 2 Beinen und langen Hälsen? Beim Näherkommen entpuppte sich das Ganze als Straußenfarm. Die Tiere haben beste Voraussetzungen fürs Lauftraining: Lange Beine!

Kurz danach machten auch erste Meldungen von GPS und Pedometer-Läufern die Runde: „Die 42 haben wir jetzt hinter uns“. Und auch die Verpflegungsstation in Neubernicht war ja schon in Sichtweite.

Nach ein paar Glückwünschen einiger Läuferkollegen zu meinem ersten überstandenen Marathon ging es zügig weiter.

Die jetzt eingestiegenen Halbmarathonis wären gerne schneller zu Werke gegangen, aber die ortskundigen Leitläufer drosselten das Thema, so dass auch die Extremsportler noch mithalten konnten. Auf der vorletzten Etappe kamen dann ein paar richtig heftige Steigungen, anstrengend, bergauf, und umso schmerzhafter bergab. Aber am Ende des Gefälles stand ja schon wieder eine Verpflegungsstelle. Wieder halfen Motivationen und Gespräche mit anderen Läufern.

War nur noch die Frage zu klären: „Packe ich auch die letzten 12 km?“

Nachdem diese nur noch flach sein sollte, und man so kurz vor dem Ziel auch nicht aufgeben wollte, nicht lange fackeln, das geht jetzt auch noch! Und tatsächlich, es ging nur noch leicht bergab, auch wenn sich die Kilometer irgendwie endlos anfühlten. Nachdem das Landesgartenschau-Gelände in Sicht kam, zerstreute sich das Läuferfeld immer mehr. Wer noch Kraft hatte setzte zum Endspurt an. Auch ich mobilisierte letzte Reserven, und nach 6:30 h war es vollbracht. Den ersten Ultra erfolgreich gemeistert!

Nach kurzem Duschen saßen die Läufer noch gemütlich beieinander. Es gab Kuchen und Bavarian Iso-Drink (Weizenbier). Alle, die ihren ersten Ultra geschafft hatten, erhielten als Erinnerung das Buch „Bekenntnisse eines Nachtsportlers“ von Wigand Bohning, mit persönlicher Widmung des Autors.

Die Tage nach dem Ultralauf verliefen erstaunlich schmerzarm, wenn auch nicht -frei. Die Muskulatur beschwerte sich 2 Tage noch, insbesondere beim Treppensteigen. Ein Glück, dass ich beim LGA-Indoor-Marathon nur als Zuschauer anwesend war.

Ein herzliches Dankeschön an das Orga-Team des Ultralaufs und die Feuerwehr für die Unterstützung des Laufs.

Einen Bericht mit vielen Bildern gibt es von „team bittel“-Mitglied Dieter Ulbricht: www.laufkultur.de/homepage/content_2008/AULA_08.htm