Erstes Training nach der Laufnacht

Die 100km der Ulmer Laufnacht liegen gerade mal 3 Tage zurück und was mache ich: Natürlich wieder trainieren, was denn sonst?

Der Sonntag war noch von reichlich Muskelkater gekennzeichnet – Treppensteigen hoch war schon wieder ganz ok – abwärts hingegen noch Quälerei. Besonders lästig weil ich immer noch mein Hochbett habe (es ist aber so ungemein praktisch was den Stauraum drunter angeht …) – Beim Spargelessen im THW gab es dann auch die ersten Glückwünsche und erstaunte Gesichter.

Montag auf Arbeit zu kommen fiel mir dann schon wieder recht leicht – Treppensteigen abwärts zwar noch etwas schmerzhaft, aber nicht mehr so das ich jetzt die Treppen nur langsam hoch und runter gekommen wäre.

Ein klares Zeichen: Am Dienstag wieder wie üblich zum Training, wenn auch diesmal ganz bewusst wohl nicht in der schnellen Gruppe. Aufwärmen und ein wenig erzählen wie man so eine Ultra-Distanz überhaupt durchsteht – alles im grünen Bereich. Die Gymnastik zeigte dann doch die eine oder andere Verspannung auf, so richtig gelenkig und flexibel bin ich noch nicht wieder. Zum Abschluss ein langsamer Lauf – Ziel Ladenburg Benkieser und dann über Ilvesheim und Seckenheim zurück. Ab ca. Seckenheim habe ich die Oberschenkel dann doch sehr deutlich gespürt und noch etwas langsamer machen müssen – aber immerhin hatte ich da schon wieder rund 8km in den Beinen.

Eigentlich hätte ich ja erwartet, dass der Muskelkater dann über Nacht zurück kehrt, aber er hat sich nicht blicken lassen heute früh. So ein scheues Tier …

 

Ulmer Laufnacht 2012 – 100km durch die Nacht

Alle Jahre wieder … kommt die Ulmer Laufnacht. Ganz so alt wie das ebenfalls jährliche christliche Event namens Weihnachten ist sie noch nicht, aber immerhin in meinem Laufkalender hat sie einen festen Platz – abgesehen von 2010 – da war ich in den Staaten um meine Diplomarbeit zu schreiben – da wäre die Anreise wohl doch zu viel Akt  gewesen. Auch wenn einige Leute schon vorgeschlagen haben, dass ich dann einfach Triathlon in Extrem-Form machen soll: Über den Atlantik schwimmen, von Portugal oder Spanien aus nach Ulm radeln und dort dann als Abschluss eine „Kurzstrecke“ zum Auslaufen und lockern.

Die Wochen vor der Laufnacht und nach dem MLP-Marathon (12. Mai) waren leider von sehr viel Arbeit und Stress gezeichnet – das Laufen als Ausgleich musste da recht oft hinten anstehen – teilweise nur eine Trainingseinheit in der Woche und selbst dann nur abends auf der Dienstreise vom Arbeitsplatz ans Hotel. Herrlich zum Abschalten und Nachdenken aber mit 12km nicht recht die Strecke mit der man sich auf einen Ultra vorbereitet. Dann noch ein wenig Tauchurlaub – auch da wieder keine Chance eine lange Laufeinheit zu machen. Erst am letzten Dienstag gab es dann was längeres 24km entlang des Neckars in Mannheim. Natürlich nicht mit Volllast, aber es hat mit gezeigt: Das mit den 100km müsste machbar sein – letzte Zweifel verflüchtigen sich bekanntlich immer erst auf der Strecke.

In Blaustein geht alles seinen mittlerweile eingespielten Gang – noch etwas Kohlenhydrate beim Bäcker kaufen, ein wenig gesalzene Nüsse aus dem Supermarkt und dann das Warten auf den Start. Diesmal habe ich mein Zelt nicht mitgebracht – ich habe vor zusammen mit meinem Begleitradler Torsten am Samstag Abend wieder in Richtung Mannheim aufzubrechen. Die Übernachtung hat es ohnehin nicht so richtig rausgerissen (ein gutes Bett ist durch nichts zu ersetzen), außerdem habe ich am Sonntag noch einen Termin bei dem ich anwesend sein soll.

Mit ausruhen klappt es diesmal nicht ganz so gut – auch in der Lix-Halle wird ein Public-Viewing improvisiert – immerhin dösen kann man nebenher. Als ich mich mit Torsten auf dem Weg zum Auto und zu Start mache, steht es 4:1 für Deutschland. Das Briefing fand etwas verzögert in der Halbzeitpause statt. Im Wesentlichen hat sich nichts geändert – die Strecke ist mit Pfeilen auf dem Boden markiert, zudem gibt es wieder die reflektierenden Pfeile an allen Abzweigungen. Zur Kontrolle wie üblich Flatterband nach der Abzweigung: rot für rechts und gelb für links – für den Anteil in totaler Dunkelheit zusätzlich mit entsprechenden Beleuchtungen in rot oder gelb. Da kann ja nichts schiefgehen. Außerdem habe ich ja mittlerweile eine gewisse Streckenkenntnis, auch die ist hilfreich bei der Orientierung und Einteilung der Kräfte.

Torsten macht sich auf die Reise zum Treffpunkt in Eggingen bei Kilometer 11,5 – ich habe noch eine Viertelstunde bis zum Start. Die Nervosität und die Zweifel steigen weiter und weiter. Ich habe gewisse Zweifel an mir, wie gesagt das Training war alles andere als gründlich. Aber egal: Endlich fällt um 23:00h der Startschuss und ich laufe los. 1:0 gegen den inneren Schweinehund. Wie immer gibt es ein herrliches Feuerwerk über dem Stadion – Schade das man dazu immer den Hals verdrehen muss – aber wir sind ja nicht zum Feuerwerk-Schauen sondern zum Laufen da – also Blick auf die Strecke und sehen dass man einen Rhythmus findet. Ich habe mal wieder etwas ehrgeizig geplant mit 6 min/km – da es noch immer keine GPS oder tracking-fähigen Pulsuhren mit einer ausreichenden Laufzeit für 100km gibt (es sei denn man läuft sie ausreichend schnell) habe ich noch immer meinen Pulsmesser von Polar – Streckenmessung ist ja alle 5km angeschrieben. Entlang der Straßen feiern noch einige Leute das Fußballspiel – das Feld sortiert sich langsam. Die Staffelläufer sind natürlich deutlich schneller unterwegs – klar wenn man nur 30km vor sich hat, dann kann man es natürlich ganz anders laufen lassen. Einige Zeit laufe ich gemeinsam mit einem anderen Läufer – wir unterhalten uns ganz nett und mahnen uns auf die Geschwindigkeit zu achten – viel zu schnell passiert es, dass man sich irgendwo ranhängt oder einfach zu schnell wird – Ultramarathons sind sehr viel Kopfsache und das fängt bei der Kräfteeinteilung an.

Es folgt ein sehr ruhiges Stück – es geht parallel zur Staatstraße und dann über den den höchsten Punkt der Strecke hinweg – es geht eine gefühlte Ewigkeit nur bergauf – ich zwinge mich langsam zu machen, denn ich weiß, dass dieser Anstieg ein dickes Ende hat. Entlang der Strecke auf den Berg findet sich zum ersten Mal eine angekündigte Neuerung des Veranstalters – am Rand der Strecke stehen verschiedenfarbige, beleuchtete Kegel. Gefällt mir richtig gut – die blauen und roten gefallen mir mit am Besten. Die Gelben sind eine gute Orientierung, bei den weißen bin ich mir nicht schlüssig – für mich haben sie eher den Charme einer Straßenlaterne, während die anderen doch irgendwie für Stimmung sorgen. So zumindest mein Gefühl. Mit dem Ende der Lichterkette liegt auch endlich der steile Anstieg hinter mir. Es geht zum ersten Mal durch den Wald, richtig angenehm wenn die Steigung nachlässt. Nach einer kurzen Erholungsphase geht das Spiel dann in die Gegenrichtung wieder los – in Richtung Eggingen geht es reichlich bergab und man muss auf dem Schotteruntergrund etwas aufpassen. Dieses Streckenstück gefällt mir jedes Jahr wieder warum genau weiß ich nicht. Vielleicht liegt es auch an dem „Motivationsschild“  das kurz vor Eggingen unter der Hochspannungstrasse steht: 10km geschafft.

In Eggingen ist die erste Versorgungsstelle – ich greife zum Bananenstück und Iso, zudem wird die Flasche gefüllt. Auf dem Weg aus dem Ort raus wartet schon Torsten – ab sofort habe ich einen Begleitradler für alle Fälle. Es geht über einen der holprigsten Streckenabschnitte weiter – teilweise sind nur die Treckerspuren ausgewalzt und die dann noch voller Geröll – in der Dunkelheit absolut tükisch – also Augen auf. Als hilfreich erweist sich die Fahrradlampe: Fährt Torsten hinter mir so leuchtet er die Strecke vor mir fast optimal aus – Gefahrenstellen sind so rechtzeitig erkennbar. Das Gefälle macht sich aber dennoch bemerkbar – ich bin dankbar als es mal wieder etwas flacher wird. Ein wenig später geht es ja sogar schon wieder leicht bergauf – aber alles im grünen Bereich. Noch sind erstaunlich viele Läufer zusammen auch wenn die Anzahl Überholvorgänge deutlich nachgelassen hat. Es geht durch die Felder und ehe ich es mich versehe steht da schon wieder ein Schild: 15km. So früh hätte ich mit dem nicht gerechnet – aber meine Uhr gibt mir recht. Zumindest der Teil der noch funktioniert – nachdem ich im Training schon gelegentliche Aussetzer  des Brustgurts hatte, hat er sich nun vollständig verabschiedet. Ärgerlich aber nicht zu ändern – wie schon beim MLP-Marathon – da hatte ich ihn schon abgeschrieben und wunderte mich im Training dann über die tadellose Funktion – muss ich mich nunmehr beim Puls und der Belastung auf mein Gefühl verlassen.

Es geht weiter durch die Felder, in der Entfernung ist schon Erbach zu erahnen. Kurz vor Erbach gibt es eine Abzweigung die ich schon vom letzten Jahr her kenne – zwei Läufer vor mir biegen prompt natürlich links ab – die Strecke geht aber rechts weiter – ein kurzer Ruf und die beiden erkennen ihren Fehler. An dieser Kurve hätte ich die Kegel recht praktisch gefunden – so zwei oder drei zum Andeuten der Kurve und schon gibts keine Missverständnisse. In Erbach geht es erst mal hoch ans Schloss – ich entsinne mich dunkel, dass im ersten Jahr dort eine Versorgungs- und Wechselstation war – die ist mittlerweile in den Ort hinunter verlegt. Der Anstieg ist richtig knackig – sogar Torsten muss sich auf dem Fahrrad reichlich anstrengen. Vor dem Schloss steht die Feuerwehr, macht Licht und sorgt für die richtige Richtung. Das Feuerwehrfahrzeug markiert somit wirksam das Ziel „da oben musst du hin!“. Danach geht es gemütlich abwärts nach Erbach rein, mit einigen kleinen Schwenkern geht es unter der Bahnlinie durch in Richtung Stadtion. Das umrundet man erst mal bis zum Eingang, dann gibts noch ne Stadionrunde obendrauf. Auf selbiger wird man unfreiwillig geduscht – auch ich mache Bekanntschaft mit dem Rasensprenger. In Bamberg oder auch sonst bei warmen Läufen mag ich so eine Erfrischung ja, aber in diesem Fall finde ich sie einfach nur ekelhaft – es ist zwar nicht kalt aber auch nicht so warm als das ich diese Dusche unbedingt gebraucht hätte. Immerhin gibts hinterher gleich die Entschädigung: Kilometer 20 ist erreicht und es gibt ordentlich Verpflegung – allerdings kann ich mich für den Kuchen nicht so recht begeistern – daher erst mal Banane und Müsli-Riegel und wieder ISO zum Runterspülen. Außerdem entledige ich mich endlich eines Steinchens, das auf der Schotterpiste irgendwie den Weg in den Schuh gefunden hatte.

Nach der kurzen Pause geht es auch schon wieder weiter – raus aus Erbach und ran an die Donau. Mehrere Kilometer lang zieht sich der Weg entlang des Damms. Schön zu erkennen die lange Kette aus Kopflampen und Rücklichtern der Radbegleiter. Ich merke ein wenig, dass ich wohl doch etwas mehr hätte essen sollen beim letzten Stopp. Daher bekommt mein Marktender-Radler die Ansage: „Bei Kilometer 25“ bitte die Gummibärchen bereit halten. Was mir völlig entfallen war: Bei Kilometer 25 gibt es sogar eine offizielle Versorgungsstation – inklusive Gummibärchen. Das muntert doch ganz erheblich auf.

Nun geht es auf die berühmte Allgäu-Kehre zu – nach Donaustetten geht es über die Schnellstraße und dann links ab in Richtung Recycling-Hof – ich frage mich jedesmal wie man wohl „gebrauchte Läufer“ recyclet – wahrscheinlich müssten die in die Kategorie „Sondermüll“ eingestuft werden. Die Strecke führt denn aber doch ganz gemütlich weiter durch den Wald – mittlerweile sind die Abstände zu den anderen Läufern deutlich größer geworden. Es ist nur noch das Knirschen der Fahrradreifen und der Laufschuhe zu vernehmen. Herrlich, diese Ruhe. Das Tempo ist auch weiterhin ok, wenn ich auch mein Ziel mit 6 min/km schon mal abschreiben kann. Nach dem aktuellen Blick auf die Uhr bin ich da etwas hintendran – etwas mehr brauche ich bereits jetzt, aber man wird ja bekanntlich auch gegen Ende etwas langsamer. Ist mir aber auch egal – ankommen ist bei einem Ultra immer noch das wichtigste Ziel – die Zeit kommt erst an zweiter Stelle – immerhin soll es ja auch noch Freude bereiten.

So geht es denn auch recht bald raus aus dem Wald gen Unterweiler – dort steht schon wieder eine Versorgungstation – wieder heißt es zugreifen bei den Bananen – ich lasse mir eine Spezial-Mischung auffüllen: ein Drittel ISO, ein Drittel Cola und ein Drittel Wasser. Hört sich schauerlich an, schmeckt halbwegs erträglich, enthält aber alles was der Läuferkörper gerade so benötigt: Flüssigkeit zum Schmieren, Zucker zum Antreiben und Elektrolyte für den Rest der Stoffwechselkette.  Die nächste Wasserstation lässt nicht lange auf sich warten – bereits in Unterkirchberg gibt es wieder Wasser und Iso – und für mich natürlich auch wieder Gummibärchen und einen Cracker mit Frischkäse – ganz lecker, wenn er nur nicht so staubig trocken wäre – da hilft nur eines: Kräftig nachspülen.

Vor die nächste Versorgungstation hat man noch eine hohe Hürde im wahrsten Sinne des Wortes gelegt: Es geht nach Oberkirchberg, dem zweiten Ortsteil von Illerkirchberg bzw. dem Ortsteil Buch – beides liegt oben auf dem Kamm vor der Iller – ich kenne diese Steigung nur zu gut – aber das Wissen um das Kilometerschild kurz hinter der Spitzkehre nach dem Ende der Steigung motiviert mich – viele Läufer schalten hier bereits in den Modus „Gehen“ zurück – ich selbst kann noch ganz gut die Steigung hochjoggen, wenn auch in kleinen Schritten. An der Versorgung gibts dann Schokolade und Nüsse, dazu wieder die Flasche auffüllen – nach der Steigung habe ich die regelrecht leergelutscht. 35km liegen hinter mir – mehr als ein Drittel ist also geschafft – nur noch 2 Drittel zu bezwingen.

So geht es dann auf dem Bergrücken weiter – ich erinner mich daran, dass ich letztes Jahr auf dieser Strecke gefroren habe wie ein Schneider – daher befragen wir mal wieder Torstens Fahrradthermometer – diesmal sind es 6-7°C  je nach Wind – also nur unwesentlich wärmer, aber es kommt mir deutlich angenehmer vor. Ehe man es sich versieht ist der Bergrücken auch zu Ende und es geht recht zügig abwärts an die Iller – eigentlich würde ich es gerne mehr laufen lassen aber die Muskeln wollen schon nicht mehr so recht mitmachen bei dem bergab. Ich muss das wohl noch häufiger trainieren, die Oberschenkel melden sich da ganz deutlich mit Trainingsbedarf.

Die Strecke entlang der Iller ist immer sehr schön – leicht geschwungen, zwar nur geschottert aber angenehm eben zum Laufen. Auch hier ist wieder ein Stück Teststrecke für die beleuchteteten Kegel – im Abstand von rund 100m stehen diese am Wegesrand und verbreiten eine tolle Stimmung. Neben mir gluckert die Iller und ganz selten ist auf der anderen Uferseite ein Fahrzeug auf der Schnellstraße zu hören. Kurz vor Wiblingen geht es ans Kloster, kurz vorher im Wald steht ein weiteres wichtiges Schild: 40km sind gemeistert.

Das Kloster habe ich in guter Erinnerung von allen bisher durchgeführten Laufnächten um Ulm. Zwar muss man vor dem Klosterhof noch eine kleine Steigung bezwingen, aber die Entlohnung ist der herrliche Blick auf den Innenhof zusammen mit der Versorgungsstelle – wieder Cola, ISO, Banane und Schokolade bevor es weiter geht. Eigentlich wollte ich mir ja auch noch wieder Gummibärchen in die Backen stecken, aber das fällt mir erst ein, als ich schon fast wieder an der Iller bin – der Kurs durch den Wald dort ist reichlich dunkel – dank Streckenkenntnis weiß ich wo ich aufpassen muss und wo es hingeht. Ein Wanderer-Paar flucht recht leidenschaftlich, sie haben sich an einem der Zäune orientiert und sind an der Weggabelung erst mal weiter entlang des Zaunes gelaufen – eigentlich nur ein Umweg von wenigen Metern – aber zusätzlich lauert da noch die Falle in Form einer richtig großen Pfütze. Die Stelle nimmt man nur einmal mit, ich entsinne mich, dass ich beim ersten Mal auch fast in den Morrast getappt wäre. Gerade auf dieser kurvigen und teilweise etwas unübersichtlichen Strecke hätte ich mir die beleuchteten Kegel recht gut vorstellen können. Diese gibt es aber erst wieder an der Iller auf der Geraden.

Ungefähr auf halber Strecke Richtung Ulm wechseln wir die Illerseite – kurz danach erscheint schon das Kilometerschild 45 – der erste Marathon für diese Laufnacht ist also bezwungen – nur noch ca. 1,5 Marathons – das sollte doch auch noch zu machen sein. Es läuft recht gut bisher – kurz nach dem Motivationsschild lasse ich mir nochmal die Gummibärchenbox reichen – Kalorien für bis nach Ulm aufnehmen. Es geht weiter immer entlang der Iller, bis sie sich mit der Donau vereinigt. Kurz darauf tauchen die ersten Häuser von Ulm auf – rechts des Weges liegt das Freibad und kurz danach geht es über die Donau. Bei der ersten Laufnacht ging es noch über die Straßenbrücke hoch ans Roxi – dort war man dann aber schon bei 50km angelangt.  Seit 2010 ist der 50km-Marker im Donaustadion – das zieht sich noch eine ganze Ecke hin bis man dort ist. Lustig bis nervig sind die gut angeheiterten Nachtschwärmer am Donauufer – einige haben da wohl echt tief ins Glas geschaut. Mir kommt ein Motto in den Sinn: „Lieber Koma-Laufen denn Koma-Saufen“. Es geht weiter entlang der Donau – wie bematscht man nach fast 50km Laufen ist, merke ich an den Schriftzügen entlang der Donau – ich kann mich nicht mehr so recht drauf konzentrieren – lesen und kombinieren der mehrere Meter langen Texte: Nicht mehr möglich. Endlich geht es den Damm hoch und weiter in Richtung Donaustadion. Die Uhr an der Mesststelle zeigt 5:13h als ich darauf zu laufe – es gelingt mir noch vor dem Umsprung auf 5:14h durch den Torbogen zu laufen. Ich liege also doch noch recht passabel in der Zeit.

Da ich aus den Erfahrungen beim letzten Mal gelernt habe, mache ich die Pause in Ulm nur so kurz als möglich – nach spätestens 5 Minuten geht es weiter. Bis dahin gibt es Kuchen, Banane, Brühe und wieder die Mischung für die Flasche – diesmal allerdings mit 2 Teilen Wasser und jeweils ein Teil Cola bzw. ISO.  Zudem lasse ich mir aus dem Spezial-Beutel von Torsten 2 Eukalyptus-Bonbons reichen – eines rechts, eines links in die Backentasche und schon gehts weiter. Der gefürchtete Krampf und Belastungsschock bleibt diesmal aus – ich werte somit die Methode mit den Bonbons als recht gut tauglich. Einziger Nachteil: Man muss recht viel dazu trinken um sie zu lutschen. Aber auch das muss ja kein Fehler sein, zumindest muss ich nicht gleich in die Büsche, daher ist der Flüssigkeitsbedarf wohl doch auch irgendwo gerechtfertigt.

Nach einer Umrundung des Stadions geht es über die Brücke wieder auf die bayrische Seite der Donau und den Pfad entlang der Donau weiter. Eine recht monotone Strecke, die immer schlecht geschottert ist – sehr grob und man muss aufpassen sich nicht den Fuß zu vertreten. Am Stauwehr gibt es nochmal ein kleines Gefälle den Damm runter – das geht aber höllisch in die Oberschenkel – gut dass es danach erst mal flach an der Donau entlang weiter geht bis Thalfingen. Es wird hell und die Vögel singen in den Bäumen und Büschen rund herum – sehr motivierend. Ich schalte die Kopflampe aus, in Thalfingen wird sie dann in der Radtasche verstaut. Kurz vor der Brücke nach Thalfingen steht ein weiteres Schild: 55km geschafft – die Halbzeit liegt deutlich hinter mir.

Nach der Wasserstelle (es gibt tatsächlich nur die Auswahl Wasser oder Wasser) folgt die Schlachtergerade entlang der Donau – rund 2km geht es schnurgerade entlang der Donau – weit und breit keine Abwechslung in Sicht – nicht mal ein Kilometerschild. Immerhin einige Läufer und Wanderer voraus – da kann man sich langsam „ransaugen“ – bis ans Ende der Geraden habe ich dann doch einige eingeholt bzw. überholt.

Nach dem Linkschwenk von der Donau weg geht es raus aus dem Wald – oben auf dem Berg ist das nächste Ziel zu erkennen – Kloster Oberelchingen. Wie üblich schweift mein Blick allerdings nach Osten – der Zeitanzeiger Modell Sonne zeigt sich diesmal noch nicht auf den ersten Blick – erst kurz vor Unterelchingen bzw. dem Bahnübergang sehe ich den glutroten Ball über dem Horizont. Gleich hinter dem Bahnübergang steht auch schon das nächste Motivationsschild – 60km – noch etwas weniger als ein Marathon und ich fühle mich noch recht gut.

Nun folgt eine der härstesten Steigungen auf der gesamten Strecke, direkt nach der Wasserstelle in Unterelchingen geht es „elchmäßig“ nach oben – die sogenannte Napoleon-Rampe – erst die steile Straße und zum krönenden Abschluss noch in Serpentinen durch den Spielplatz bis man am Acker entlang in Richtung Kloster läuft. Der östlichste Punkt der Strecke ist somit durchlaufen, jetzt geht es immer nur noch auf Blaustein zu. Von ein paar kleinen Schlenkern mal abgesehen. Entgegen der bisherigen Streckenführung geht es in diesem Jahr nicht über den Friedhof des Klosters sondern um das Kloster herum durch den Reitplatz. An der Versorgungsstelle mache ich den Versuch Kuchen zu essen und verschlucke mich dabei ganz ordentlich. Ein satter Hustenanfall bei dem alle Muskeln den Aufstand proben ist die Folge. Aber: Immer mit der Ruhe – Magnesium einwerfen und gleich noch Traubenzucker hinterher, danach dann Wurst und Gummibärchen.

Infolge dessen laufe ich etwas langsamer – es geht leicht bergan dem Panorama-Weg folgend wieder gen Thalfingen zu (diesmal das Nordende). Im Wald kurz vor Kilometer 65 schlage ich mich in die Büche – das ISO-Getränk hat ja schon die ganze Zeit den Magen-Darm-Trakt gut durchgerüttelt, aber es wirkt halt auch abführend…. Deutlich erleichtert komme ich wieder aus dem Wald auf die Strecke zurück. Die führt denn auch recht bald zügig abwärts in den Taleinschnitt bei Thalfingen. Die Feuerwehr hat dort eine Wasserstelle aufgebaut. Die Steigung danach ist an und für sich recht flach, dennoch gehe ich sie und knabbere dabei Nüsse mit Salz. Richtig fit bin ich nicht mehr aber ich kenne die Strecke auch in schlechterem Zustand. Sie zieht sich nun immer mehr durch die Felder, Schatten ist rar, aber noch sind die Temperaturen erträglich – ich laufe immer noch mit Jacke aber teilweise schon mit Sonnenbrille.

Nach der Steigung geht es mit einigen Kurven weiter, erst unter der B19 durch, samt Neubaustelle der Autobahnquerung – wieder durch den Wald immer in Hörweite der Autobahn und fast parallel zu dieser. Auf einer kleinen Anhöhe gibt es bei Kilometer 70 eine  kleine inoffizielle Getränkestelle mit Wasser, Cola und alkoholfreiem Weizen. Ich gönne mir den bayrischen Iso-Drink und laufe weiter – Torsten hat einige Meter vor der Getränkestelle schon angekündigt etwas gegen seinen Hunger zu unternehmen. Da die Strecke ja markiert ist laufe ich derweil in meinem Trott weiter – teilweise gehend aber doch auch immer wieder joggend – die Energie kommt ganz langsam zurück, aber noch fehlt so der rechte Antrieb. Noch dazu überholt mich der Läufer vom Beginn der Strecke – er hat noch Reserven und zieht nunmehr recht locker an mir vorbei. Aber das ist mir dann auch leidlich egal, auch wenn der Frust natürlich tief sitzt.

Nach dem Wald geht es dieses Jahr nicht über die Autobahn sondern wie schon 2009 entlang der Bahntrasse weiter. Vergleichsweise eben – im Gegensatz zu 2009 geht es aber nicht direkt in Jungingen über die Bahn sondern es folgt ein Rüssel der nochmal 2 Brücken weiter führt. Auf der anderen Seite geht es dann wieder zurück bis Jungingen -natürlich auch dort nochmal den Brückenkopf hoch bevor es wieder auf die vertraute Trasse in Richtung Kilometer 75 geht. Dort ist eine der nettesten Verpflegungsstellen – in einer Scheuer bzw. davor wird alles geboten was das Läuferherz begehrt, freundliches Personal, dezente Musik – das motiviert echt. Ich schlage zu bei Kartoffeln mit Salz, Brühe und Cola. Dazu eine Ladung Magnesium und wieder Schokolade.

Das Wiederanlaufen fällt mir fast schon schwer – einige andere Läufer haben das gleiche Problem, auch der Kamerad vom Beginn der Strecke müht sich ab – kommt aber deutlich besser wieder in Fahrt und läuft davon. Auf der offenen Strecke kann ich ihn recht gut verfolgen, zumindest mit den Augen. Einen anderen Läufer motiviere ich: Wir wollen diese Strecke hinter uns bringen und es ist nicht mehr weit – Hand drauf und weiter gehts. Ich kann langsam auch wieder Fahrt aufnehmen – zumindest so lange es eben ist oder bergab geht. Die Steigungen gehe ich mit strammen Schritt nach oben. Es folgt eine bunte Mischung auf und ab durch das Industriegebiet – die Zentrale der Drogeriemarktkette mit ihrem markanten Turm immer im Blick – den Turm umrundet die Strecke zu rund 80% in einem weiten Bogen.

Es geht wieder nach Ulm hinein, genauer gesagt an die Wilhelmsburg – erst mal ordentlich bergab und dann entlang des Burggrabens, bevor man bei Kilometer 80 in ihn abtaucht zur Versorgungsstelle. Dort nochmal kräftig Cola, Magnesium und Kuchen einschaufeln, bevor es entlang des Burggrabens weiter geht. 2009 hieß es an dieser Stelle erst mal noch den Wehrgang ein gutes Stück hinunter bis zur Brücke und auf der anderen Seite gleich wieder hoch. Insgesamt ist das Profil ab jetzt sehr wellig – immer wieder Anstiege und Gefälle im Wechsel – ganz gelegentlich auch mal halbwegs eben. Ich jogge was möglich ist, die meisten Steigungen ist jedoch Gehen effektiver. Ich merke aber, dass ich im Vergleich zu den Vorjahren deutlich mehr joggen kann – zumindest kommt es mir mal so vor. Mit der Überquerung der B10 erreichen wir den Ortsteil Lehr – leer fühle ich mich auch irgendwie. Zum ersten Mal wird mir derart warm, dass ich am Ende der Steigung meinem Radbegleiter die Jacke zum Wegpacken in die Hand drücke. Nach einer kurzen Schleife geht es rein in den Ort, vorbei an der Feuerwehr – dort gibt es nochmal Wasser und etwas zu essen – ich greife zu, auch wieder beim Magnesium.

Kurz nach Lehr und kurz vor der bekannten „Mördersenke“  steht denn auch schon wieder ein Schild: 85km liegen hinter mir – ich fühle mich wieder erstaunlich fit – das müssen wohl die Endorphine im Zusammenhang mit den mittlerweile zugeführten Kalorien sein. Der Truppenübungsplatz zieht sich dafür wie Kaugummi, die unbemannte Wassersation habe ich nich nötig, es ist mehr als genügend Getränk in der Flasche. Vom angekündigten Tag der offenen Tür an den Kasernen und dem Übungsplatz bekomme ich rein gar nichts mit – das Gelände wirkt total verlassen und hat doch einige Wellen im Profil. Zudem macht mir der grobe Schotter doch reichlich zu schaffen – dass ich mir wohl ordentlich Blasen gelaufen habe, merke ich ja schon seit Kilometer 70 aber jetzt wird es langsam richtig schmerzhaft – teilweise beim Gehen mehr als beim Joggen. Aber Aufgeben ist jetzt keine Alternative mehr – noch 15km bis ins Ziel, da lasse ich mich nicht mehr lumpen.

Endlich hat der Truppenübungsplatz ein Ende, wenn auch eines mit sehr starkem Gefälle – es geht ins Tal hinab und dann immer dem Tal entlang – endlich wieder etwas Schatten. Die Freud währt nur kurz, denn es geht auch recht bald wieder raus aus dem Tal. Nächster Zwischenstopp: Mähringen – Versorgung inklusive Massage-Angebot – das lasse ich aus Zeitgründen aber aus – der Blick auf die Uhr sagt mir: Es könnte hinhauen mit dem Einstellen des Rekords von 2009 – also unter 11:38h – es sieht soweit machbar aus, kurzzeitig überlege ich auch ob es machbar wäre unter 11:30h zu bleiben. Die nächsten Kilometer durch die Felder gebe ich langsam etwas mehr Gas. Die letzte Versorgungstation liegt bei Kilometer 94 in Bollingen am Sportplatz. Ich kippe nun reichlich Cola in mich hinein. An der Verpflegungsstation wird nochmal aufgefüllt, aber nicht mehr groß gestoppt – die Uhr sagt immer noch: Das könnte hinhauen. Die letzten Kilometer waren ja aber auch vergleichsweise flach und nur wenige Gehpausen die Steigungen hoch waren nötig.

Nun geht es erst mal oberhalb des Kiesentals weiter bis an den Einstieg in selbiges – ein holpriger Graspfad der nochmal volle Konzentration fordert. Ebenso der Einstieg in das Tal, durch die Heidelandschaft führt ein doch stark abschüssiger Schotterweg – ich wünschte ich hätte die Kraft es laufen zu lassen, aber das geht einfach nicht, also geht es in kleinen Jogging-Schritten auf den Talgrund. Zwischendrin ein weiteres Schild: 95km.

Es folgt eine 180° Kehre und der letzte nennenswerte Anstieg auf der Strecke – auch wenn es an und für sich nur wenige Höhenmeter sind, nach mehr als 95km kommt einem der Anstieg um so heftiger vor. Danach gehts immerhin schön bergab – die Versorgung auf der Kuppe lasse ich zugunsten der Zeit einfach aus. Auf dem vergleichsweise harmlosen Gefälle steht ein weiteres Schild: 96km geschafft – noch vier sind zu bewältigen. Ich halte weiterhin meine Geschwindigkeit, wische Zweifel beiseite ob ich das auch noch die 4km durchhalte – es muss jetzt einfach. Auch die Blasen an den Füßen ignoriere ich einfach. Es gibt nur noch eines und das ist das Ziel, darauf fokusiert sich  nun alles.

Kurz vor dem Parkplatz am Kiesental steht ein weiteres Schild – 97km geschafft – nur noch drei. Ich projiziere das auf  meine Hausstrecke in Mannheim – ungefähr Höhe Fernmeldeturm bin ich nun – nicht mehr weit bis zur Innenstadt und meinen Eltern – die Strecke bin ich so oft gelaufen und die Kilometrierung kenne ich auswendig. Das gibt nochmal einen Schub. Da kann auch der kleine Anstieg oberhalb der Straße nicht mehr schocken – den jogge ich nun auch einfach hoch – ob es eine gute Idee ist? Egal es ist nicht mehr weit und die 2,5km gehen doch immer irgendwie. Rüber über die Straße vorbei an der herrlich duftenden Forellen-Zucht mit ihrem Räucherofen. Der Pfad ist recht schmal ein Läufer vor mir macht mir dennoch Platz und ich kann ihn überholen. Torsten reiht sich hinter ihm ein. Kurz bevor man Blaustein erreicht steht am Pfad nochmal ein Schild: noch zwei Kilometer – aus Erfahrung weiß ich: nur noch ganz wenige Steigungen folgen. Es geht über die Hauptverkehrsader von Blaustein, entlang dem Gehweg und dann runter an die Blau, vorletzte Steigung die Brücke über die Blau.

Die schöne Landschaft und die Gärten um mich herum nehme ich zwar noch wahr, aber das Augenmerk liegt nun voll und ganz auf der Strecke – ich überhole noch einen Läufer – jetzt nur den Pace halten – noch ca. 1,5km bis ins Ziel. Das Schild „99km“ lässt nicht lange auf sich warten. Noch ein Kilometer – der Stallgeruch ist ganz deutlich wahrzunehmen bzw. zu hören: Die Stadionansage hört man auch schon den Kilometer vorher. Rechts um, weg von der Blau über den Feldweg in Richtung Parkplatz – ich sehe mein Auto und kurz davor geht es schon wieder nach rechts in Richtung Stadion. Der letzte Anstieg rauf auf die Tartanbahn. Auf dem Weg dorthin motiviert mich noch ein Läufer mit einem Klapps auf den Rücken das gibt richtig Schub. Noch sind es knappe 500m. Nach dem Eintritt auf die Ehrenrunde durchs Statdion sind es noch 300m, ich mobilisiere nochmal alles was in meinen Beinen steckt. Die Zeitanzeige im Ziel verkündet: 11:32 als ich sie einsehen kann – ich will es nicht 11:33 werden lassen, also nochmal wie im Winter so oft auf der Hallenbahn geübt: Endspurt, wenn auch hier über 100m anstelle der 50 – aber darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Ich scheuche einige Passanten von der Bahn die hinter dem Ziel ganz klassisch die Strecke blockieren – man kann doch nicht einfach so abbremsen wenn man 100km gelaufen ist … da muss man schon noch ein paar Schritte tun bis man wieder steht. Geschafft! Und schneller als 2009 und 2011. Das entschädigt.

Ich gehe ganz langsam in den Versorgungsbereich – Torsten reicht mir wie angefordert Traubenzucker und Magnesium – aus der Erfahrung heraus, dass mir das recht gut hilft und mir dann nicht so kalt wird nach dem Lauf. Zudem jede Menge Getränke unterschiedlichster Art. Torsten kümmert sich um die weitere Verpflegung, aber feste Nahrung will so kurz nach dem Lauf noch nicht. Ich habe das Gefühl sie fast nicht runter zu bekommen. Ganz vorsichtig ziehe ich die Schuhe aus und inspiziere die „Schäden am Laufwerk“ – zwei ordentliche Blasen unterhalb des Sprunggelenks, eine große am rechten Zehen und diverse kleinere an der Unterseite rechts. Die Entlastung durch das Entfernen der Schuhe tut schon mal sehr gut. Ich höre mir die Siegerehrung an während ich fleißig Getränke ich mich hinein kippe und auch langsam wieder feste Nahrung zu mir nehme.

Torsten holt derweil die T-Shirts (diesmal einheitliche für Läufer und Begleitradler – was ich eigentlich schade finde) aus dem Auto um sie bedrucken zu lassen. Wie sich zeigt ist die Bügelpresse leider defekt – so lassen wir uns nur die Folienbeschriftung geben – zum Aufbügeln habe ich eine Möglichkeit bei Martin in der Bügelpresse.

Ich stelle dabei fest, dass ich noch keine Medallie erhalten habe. Im Ziel erfahre ich dann, dass die Medallien es nicht pünktlich ins Ziel geschafft haben – sie werden nachgeschickt. Aber meine Freude kann das auch nicht mehr trüben. Eigentlich erwarte ich noch eine Siegerehrung nach Altersklassen, aber diese entfällt dieses Jahr. Zwischenzeitlich helfe ich noch einem Läufer aus, im ist etwas schwindlig – also kurzerhand eine Kiste unter die Beine und in den Schatten. Zudem eine Portion Magnesium und Traubenzucker und schon wird es wieder besser. Ich weiß doch selbst wie man sich nach den 100km fühlen kann. Mir geht es erstaunlich gut und so steige ich vorsichtig wieder in die Schuhe und die Socken und mache mich auf den Weg zum Auto. Dort ziehe ich mich erstmal wieder vernünftig an – anstelle einer Unterhose gibt es aber eine Radlerhose, die scheuert nicht so sehr an den wundgeriebenen Oberschenkeln und hat weniger störende Nähte. Die typischen Läufer-Weh-Wehchen zeigen sich so langsam – Scheuerstellen an  diversen Ecken, aber nichts dramatisches.

Vor der Entspannung im Bad Blau geht es ins Café Blau, das ins Altersheim integriert ist – dort gibt es ein vernünftiges Mittagessen – Germknödel mit Vanillesauce – viele einfach Kohlenhydrate – genau das Richtige nach dem Lauf. Im Bad Blau lasse ich den Tag dann ausklingen, bzw. hole den Schlaf der durchlaufenen Nacht nach. Es ist mir diesmal nicht so fürchterlich kalt wie beim letzten Mal – ein deutliches Zeichen, dass ich die Ernährung besser im Griff hatte. Nach einer kurzen Ruhephase muss ich aber doch nochmal mit Traubenzucker und Magnesium sowie einer heißen Dusche nachhelfen. Zudem nehme ich nun wieder die warme Steinbank in Beschlag – ich weiß jetzt warum Katzen Kachelöfen mögen. Gegen halb sechs machen wir uns dann auf den Heimweg – diesmal ohne jeden Stau oder sonstige Probleme.

Am nächsten Morgen ist der Muskelkater erstaunlich gering, auch wenn Treppensteigen noch reichlich schmerzlich ist. Der Blick in die Ergebnisliste freut mich richtig: 11:32:54 und somit schneller als 2009 war ich. Es hat wieder für den ersten Platz in der AK gereicht (diese Jahr zum letzten Mal, nächstes Jahr werden die Bedingungen härter: 8:52h sind die Vorgabe dieses Jahr für die M30), insgesamt bin ich auf Platz 43 gelandet – gerade noch so im vorderen Drittel – insgesamt sind 140 Läufer ins Ziel gekommen über die 100km im Einzel.

Fazit: Anstrengend aber schön! Mal sehen ob ich das nächstes Jahr wieder mache. Ich kann es jedem nur empfehlen der einmal wissen will was der menschliche Körper wirklich in der Lage ist zu leisten. Außerdem ist es für jeden interessant der mal erleben möchte was nach Kilometer 42 noch so kommt. Man muss ja nicht gleich die volle Distanz machen, die 50km sind auch ein guter Anfang.

Ich hoffe, dass im nächsten Jahr auch Helga wieder teilnehmen kann, dieses Jahr musste sie aus gesundheitlichen Gründen pausieren – aber man sollte einen solchen Lauf auch wirklich nur antreten wenn man absolut fit ist. Ich selbst habe mir jedenfalls vorgenommen wieder etwas mehr zu trainieren und auch wieder mehr Langstrecken einzubauen – auch als Kontrast zum täglichen Büro-Alltag mit all dem Stress da der mit dranhängt.

Tiefschläge in kurzer Folge

Was soll aus dieser Woche noch werden – irgendwie habe ich gerade das Gefühl es geht bergab und zwar nicht mit einigen wenigen Prozenten sondern so richtig kräftig. Aber ich nehme mal an, das ist wieder mal so ne Phase wo sich vieles einfach verdichtet und angesammelt hat, was jetzt dann so richtig durchkommt.

Falls sich einige geneigte Leser mal wieder fragen sollten, warum ich sowas hier reinschreibe – das hat eine recht einfache Erklärung: Ich habe jahrelange vieles immer wieder in mich hineingefressen und nach außen hin getan als wäre alles in bester Ordnung. Aber das war es eben nicht – also mache ich mir mittlerweile gewisser Maßen „Luft“. Das geschieht nicht völlig unreflektiert, aber ich habe die Erfahrung gemacht: Aufgeschrieben und veröffentlicht und schon fühlt man sich etwas besser – ob das jemand liest und Anteil nimmt ist erfahrungsgemäß völlig egal, auch wenn ich mich über Feedback natürlich freue.

Angefangen hat es am Montag – nach der kurzen Nacht aufgrund des Public-Viewings war ich sowieso nicht ganz auf der Höhe – richtig fit wäre etwas anderes gewesen. Aber so rödelt man sich halt durch den Tag – Arbeit gibt es genug. Auch wenn mir so recht keine kreativen Ideen kommen wollen, die Hauptarbeit geht doch irgendwie auch ohne große Ideen.
Nach getaner Arbeit noch Einkaufen und dringendst die Bilder für die Dia-Show am Dienstag vorbereiten (das hatte ich der Laufgruppe versprochen, daran halte ich mich dann auch) – so recht in Schwung gekommen bin ich dabei nicht, vielmehr schleppte sich das sehr zäh hin. Immerhin: das große Sortieren hatte ich schon erledigt, einzig das Zusammenstellen fehlte noch. Was erstaunlich aufwändig ist, sind die Titelfolien und Erläuterungen zwischendrin – hätte ich so nicht erwartet aber man lernt ja.
Nebenher wollte ich mich mit mit jemanden aus Freiberg per Chat unterhalten – statt ein paar netten Worten bekomme ich eine ziemlich gesalzene Kritik bezüglich meinem letzten Blogeintrag um die Ohren gehauen – mit der Konsequenz das ich wohl an die Freiberger Ecke erst mal einen Haken dran machen werde und sie wohl die nächsten Wochen und Monate einfach meiden werde (zeitlich bin ich sonundso knapp dran). Innerlich fühle ich mich nach der Aktion einfach komplett „abserviert“ und „fertig“. Die Arbeit an der Dia-Show ist damit nicht weniger geworden – im Gegenteil es schleppt sich noch mehr hin – aber irgendwann mache ich dann doch einen Schlussstrich – es ist mal wieder nach 0:00h geworden. Der Rest muss Just-in-time erfolgen – immerhin habe ich ja die Möglichkeit der Gleitzeitnutzung.

Mit dem Gedanken jetzt mal wieder völliger Single zu sein und dem innerlichen Druck mit der Präsentation fertig zu werden schlafe ich überhaupt nicht gut. Mehrfach bin ich aufgewacht – bleierne Müdigkeit am Morgen ist dann nur noch eine bekannte Folge. Immerhin packe ich es am Morgen dann recht zügig die noch fehlenden Bildbeschreibungen einzuarbeiten. Lehre: Früher anfangen und nächstes Mal nicht mehr soweit kommen lassen, dass es just-in-time sein muss.

Auf Arbeit wird der Stress auch nicht gerade weniger, zudem hat sich für heute ein Bewerber um eine Praktikumsstelle angesagt. Eigentlich hatte ich ihn für 14:00h einbestellt – er taucht aber nicht auf. Um 17:00h meldet sich dann die Pforte bei mir, er wäre jetzt doch da … ich bin gerade schon damit beschäftigt meine Sachen fürs Lauftraining zusammen zu packen. Aber dennoch nehme ich mir die halbe Stunde Zeit, wenn er schon mal da ist.

Ich freue mich richtig aufs Training und auch auf den Bilderabend im Anschluss – schon im Training ergibt sich, dass wohl wenige Leute kommen – da ich keinen intensiven Kurzstreckenlauf vor der anstehenden Ulmer Laufnacht brauchen kann, bin ich nach kurzer Zeit dann doch wieder alleine unterwegs. Ob das so gut ist weiß ich in dem Moment nicht so recht. Da ich auch meinen Pulsmesser daheim vergessen habe, jogge ich völlig ohne Kontrolle wie zu meinen Anfangszeiten – recht bald habe ich aber einen Rhythmus gefunden der mir angehm ist. Nun, nachdem die körperliche Seite eingestellt ist beginnt der Kopf zu arbeiten – diverse Dinge gehen mir durch den Kopf, ich fühle mich selbst teilweise unfähig, teilweise allein gelassen, das ganze Spektrum der Emotionen ist geboten, größtenteils negativ geprägt von eigenen Vorwürfen, Versäumnissen etc. So trotte ich weiter konstant vor mich hin, komme nach Ladenburg, dem Wendepunkt meiner Strecke – zurück geht es auf der anderen Neckarseite – bis an die Ebertbrücke will ich kommen, bis zur Kurpfalzbrücke laufe ich am Ende dann doch – die 1,5km mehr machen es auch nicht mehr fett. Die Stimmung wird langsam besser, eine gewisse innerliche Ruhe kehrt ein. Gut wäre immer noch etwas anderes, aber zumindest das schlimmste Tief habe ich hinter mir gelassen, so kommt es mir zumindest vor.

Am Sportplatz ist schon keiner der wenigen Kollegen mehr anwesend, ich dusche und fahre zum Treffpunkt für den Bilderabend – dort erfahre ich dann: Wir wären nur zu dritt, daher lassen wir es gleich ganz. Frust keimt auf, für was habe ich dann die Nacht- und Frühschicht gemacht? – Egal sei es drum, kann man nix machen. Immerhin komme ich diesmal früher ins Bett.

Nürnberger Stadtlauf – Zurück aus USA, endlich wieder in der Heimat laufen

Es ist für viele Läufer schon eine Tradition, jedes Jahr in Nürnberg dabei zu sein. Auch für mich.

Stadtlauf Nürnberg – willkommen daheim…

Wie so ziemlich jeder Läufer habe ich auch bestimmte Läufe die ich gern jedes Jahr mache. Nun war ich ja 2010 während der Hochsaison für Laufveranstaltungen in Deutschland an meiner Diplomarbeit in den USA zu Gange. Dort ist aber saure Gurken Zeit für die meisten Läufe in meiner Umgebung (mein Budget war etwas begrenzt). Immerhin 1 Marathon war ich ja gelaufen.

Bereits in den Staaten habe ich auf den Anmeldetermin für Nürnberg hingefiebert. Schließlich ist es die Stadt in der meine ganze Laufgeschichte ihren Anfang genommen hat. Zudem ist es immer wieder eine Möglichkeit die Kollegen von damals (auch bekannt als „Helgas Lauffreunde“) einmal wieder zu sehen.Etwas problematisch war es mit dem Training – der Lauf fand knapp anderthalb Wochen nachdem ich aus den Staaten zurück kam statt. Die Zeit nach der Diplomarbeit hatte ich noch genutzt um mir die Staaten anzuschauen, wenn man schon mal über dem Teich ist. Im Urlaub war zwar viel Laufen angesagt, aber halt kein reguläres Lauftraining,
denn in den wüstenähnlichen Nationalparks wie Arches, Grand Canyon oder auch Zion kann man maximal wandern – zum Joggen ist es einfach zu steil. Außerdem hat man ja auch noch eine Foto-Ausrüstung dabei – also eher „Erholungstraining mit Kraftsport-Komponenten“, denn die diversen Anstiege und Kletterpartien hatten es dann doch in sich.

In Deutschland war ich gerade einmal zu zwei sehr moderaten Trainingsläufen gekommen, keiner länger als ein Halbmarathon. Aber ich habe mich auf meine Kondition verlassen, denn eine normale Trainingseinheit bei mir ist meist etwa ein Halbmarathon oder länger. Dass es nicht für eine neue Bestmarke reichen würde, war mir klar, aber so als Fun-Run im Herbst ist die Veranstaltung gut. Continue reading

Marathon in Frederick (USA)

Es hat mich in die USA verschlagen für meine Diplomarbeit. Aber das ist ja das Praktische am Laufen, das kann man überall machen.

Laufklamotten anziehen, Schuhe schnüren und schon kann es losgehen. Oder halt auch nicht, denn die ersten Wochen nach meiner Ankunft lag hier noch hüfthoch der Schnee. Ich habe es versucht aber das war nicht erfreulich. Ich habe es als „Krafttraining“ verbucht.

Wo ich schon mal hier war, wollte ich natürlich auch einen Lauf machen, vorzugsweise Anfang Mai, denn darauf hatte ich trainiert. Am 15. Mai würde der Marathon in Mannheim stattfinden, da hatte ich mich voreilig schon angemeldet. Meine US-Wahl fiel auf Frederick, eine Stadt 80 km nordwestlich von Washington DC. Angemeldet hatte ich mich schnell, auch wenn dank später Anmeldung 75 $ fällig waren. Aber wer weiß, wann ich wieder die Chance bekomme. Natürlich hatte ich gleich in die Königsklasse gegriffen: 42,2 km oder 26,2 Meilen. Sollte doch kein Thema sein, schließlich hatte ich auch die lange Ulmer Laufnacht mit ihren 100km erfolgreich hinter mich gebracht. Mitte März war dann endlich der Schnee weg und ich hatte mich eingelebt, so dass ein regelmäßiges Training möglich war – zweimal die Woche.

Unaufhaltsam kam der Renntag näher. Das wurde mir schlagartig bewusst als eine E-Mail
ankündigte: Noch 18 Tage bis zum Start. Ich hatte mich halbwegs hochgearbeitet und war mittlerweile bei meinem regulären Trainingsumfang – zweimal pro Woche zwischen 20 und 30km, teilweise nach Laune auch ein wenig mehr. Konnte ja nichts schief gehen. Trotzdem habe ich die Wochen vor dem Lauf noch eine dritte Einheit dazu genommen, meist am Wochenende einen lockeren zusätzlichen Lauf.

Eine Woche vor dem Lauf hatte ich mir den Tagesplan bzw. den Wochenendplan für den Lauf genauer angeschaut und war geschockt: Abholung der Unterlagen am 1. Mai ab Mittag, der Lauf am 2. Mai, Start um 6:30h in der Frühe!

Die Übernachtungsmöglichkeiten waren mir zu teuer bzw. hoffnungslos überbucht. Ich hatte die Wahl: Übernachten im Auto, oder zweimal die 70km fahren und morgens sehr zeitig aus dem Bett. Nach der Abholung der Unterlagen habe ich mich dafür entschieden nach Hause zu fahren und dort zu schlafen – Die bequemere Variante.

Nach der Anfahrt durch die Nacht, Ankunft am Parkplatz, sehr gut organisiert, Einweiser haben dafür gesorgt, dass der Platz effektiv genutzt wird. Kurz umziehen im Dunkeln hinter dem Auto, Pulsmesser anlegen, und dann konnte es losgehen. Immer mehr Läufer waren eingetroffen, auch wenn es noch ne knappe Stunde bis zum Start war. Noch mal Zeit für einen Boxenstop im Dixie-Häuschen.

Pünktlich 6:30h ging es los. Langsam dämmerte der Morgen und es war schon warm. Meine erste Überlegung eine Jacke mitzunehmen hatte schon ich am Auto verworfen. Ich hatte mich optimistischer Weise hinter den Pacemakern für 3:30h eingereiht – vom Training her schien mir das durchaus im Rahmen des Machbaren. Die ersten Kilometer bzw. Meilen (es gab nur Meilenschilder) waren überraschend schnell genommen, es ging durch die Innenstadt von Frederick, immer wieder Leute die den Läufern Beifall spendeten. Es lief alles wunderbar, Puls etwas höher als normal, aber bei der zunehmend schwülen Witterung kein Grund beunruhigt zu sein. Frederick ist leicht hügelig, aber insgesamt kein Problem. Bald ging es auf eine lang gezogene Strecke durch die Landschaft. Ich fühlt mich immer noch gut, auch wenn der Puls mittlerweile deutlich zu hoch war. Ich habe versucht langsamer zu machen, aber irgendwie blieb der Puls oben. Kurz vor der Halbmarathonmarkierung hatten die Organisatoren noch eine kleine Gemeinheit eingebaut: Vor dem Messegelände ging es eine knackige Steigung hoch. Da habe ich zum ersten Mal gemerkt: Irgendwie bin ich deutlich zu schnell unterwegs! Aber die Hälfte war ja gleich geschafft.

Wieder ging es nach Frederick rein, die gleiche Strecke wie zu Beginn, allerdings nur eine kurze Schleife diesmal – mein Körper meldete sich so langsam zu Wort: Mach lieber langsam, sonst wird das nix! Mein Kopf setzte sich dann doch durch, entlang des Kanals war es angenehm kühl.

Jetzt ging es ans Eingemachte, wieder in Richtung Messegelände, auf der gleichen Straße wie vorher, allerdings war mir da noch nicht bewusst wie viel Steigung die hatte und wie lange die sich ziehen kann. Ich dachte auch, dass es danach besser würde mit den Steigungen. Aber es wurde nicht besser! Kurz nach dem Meilenschild 14 hatte ich eine Gehpause machen müssen. Hier noch mal zum Mitlesen: „Ja der Kai, der sonst immer alles durchbeißt, macht beim Marathon eine Gehpause!“ – Dabei habe ich Mark kennen gelernt. Er war bei seinem 1. Marathon und total fertig. Wir haben uns zusammen getan und die Steigung erklommen. Doch welche Enttäuschung! Danach ging es nicht flach weiter, vielmehr ging es in eine Senke, und auf der anderen Seite… natürlich wieder raus. Und die Gewissheit: Die gleiche Strecke geht es nachher auch wieder zurück. Die Steigung haben wir uns gemeinsam hoch gekämpft und uns gegenseitig Mut gemacht.
An Joggen war nicht mehr zu denken, ein Passant hat uns einen Energieriegel gesponsort. Hier noch mal herzlichen Dank an den Spender. Essen war wenig an der Strecke, ich hätte zwischenzeitlich schon eine Banane oder zwei vertragen können. Stattdessen immer wieder nur Isogetränk, und diesmal eine Sorte die mir nicht so gut bekommt.

Die Steigung runter sind wir vorsichtig wieder gejoggt, mittlerweile begleitet von einem dritten Mitläufer. Als es ins nächste Wohngebiet ging und man ahnt es schon – eine weitere Steigung hoch, sind wir wieder ins Gehen gewechselt, mittlerweile kein Grund mehr sich zu schämen, viele andere konnten auch nicht mehr. Mittlerweile hatten wir 35°C und 80% Luftfeuchte. Auch im Wohngebiet ging es dann munter Hügel rauf und Hügel runter. Immer wieder ein paar Strecken die man joggen konnte, aber es war einfach nur noch anstrengend! Umso glücklicher war ich, dass einige Anwohner sich auf Abhilfe spezialisiert hatten: Eine kühle Dusche aus dem Gartenschlauch – wer den Bamberg Lauf kennt, weiß wie gut das tut.

Irgendwann sind wir aus dem Wohngebiet heraus gekommen, kurz nach dem 21 Meilen Schild. Nun hieß es noch die Strecke zurück bis ans Messegelände überstehen. Spaß machte das nicht mehr und auch nicht, dass man nun neben dem Autoverkehr laufen musste. Beim Gehen habe ich dann Mark und meinen anderen Mitläufer verloren, ich war einfach zu zügig im Laufen. Aber warten wollte ich auch nicht mehr. Bergab ging es mit vorsichtigem Joggen und auch einen Teil der Steigung danach konnte ich wieder hochjoggen. Aber bald war ich wieder gehend unterwegs. Mittlerweile noch 3 Meilen und die Sonne brennt auf meinen Kopf.

Die geplante Zielzeit hatte ich mir schon lange aus dem Kopf geschlagen, spätestens seit mich nicht nur die Pacemaker der 3:30er Gruppe sondern schon die mit 3:50 an mir vorbeigezogen sind. Ich beiße mich weiter durch, das muss doch irgendwie zu schaffen sein. Am Straßenrand feuern uns weiter Leute kräftig an. Aber vor dem Zieleinlauf muss ich noch den Extra-Schnörkel am Flughafen entlang hinter mich bringen. Mittlerweile ist es nur noch knapp eine Meile, ich versuche mich noch mal mit Joggen, aber es geht schon wieder bergan und ich lasse es sein. Auf der Kuppe kann man dann den Eingang zum Messegelände sehen. Endlich! Ich mobilisiere alle Kräfte, kämpfe gegen beginnende Wadenkrämpfe und… laufe durchs Ziel. Angetrieben unter anderem von zwei Teamläufern der Klasse 100kg und mehr. Die wollte ich nicht vor mir durchs Ziel gehen sehen.

Ein Blick auf die Uhr: 4:16 Std, sehr weit weg von meinem Ziel, aber geschafft!

Im Zielbereich gibt es die Medaille, richtig schön groß, zudem Wasser zum Trinken – ich bin derart ausgepowert und trinke 1,5 Liter weg. Dann warte ich auf die Kollegen und gratuliere beiden zu ihrem 1. Marathon. Ich hatte 10 Minuten rausgeholt, hätte ich nicht erwartet. Danach geht es in den Verpflegungsbereich, aber ich kann nix essen. Stattdessen lasse ich mir ein paar Bananen, Iso-Getränk (andere Sorte) sowie ein salzige Snacks einpacken. An so Leckereien wie Marshmellows oder Weißbrot will ich nicht denken. Ich mache mich langsam auf den Weg in Richtung Auto um wenigstens meine Schuhe zu tauschen. Am Eingang zum Gelände mache ich kurz Pause und setze mich hin. Darauf hat meine Muskulatur nur gewartet, um sich zu rächen: Ich bekomme knallharte Wadenkrämpfe. Einige Passanten helfen mir beim Strecken und nach einigen Minuten kann ich meinen Weg ans Auto fortsetzen – ist ja nicht weit. Dort ist erst mal Pause angesagt. Ich ziehe die Schuhe aus, trinke Wasser und rufe bei meinen Eltern in Deutschland an. In meinem Gürtel finde ich die beiden Coupons für das Bier. Also gehe ich noch mal ganz langsam zurück aufs Gelände (ich will ja keine weiteren Krämpfe) und dort an die Bierausgabe. Im Vergleich zur Zielverpflegung in Nürnberg (bei der es alkoholfreies Weizen nach dem Motto „all you can drink“ gibt) fällt das hier sehr dürftig aus: Nur 2 Dosen Bier gibt es. Da sie nicht alkoholfrei sind, packe ich sie ein, um sie daheim zu trinken.

Fazit: Für mich mein enttäuschender Start auf internationalem Asphalt. Aber auf alle Fälle eine Erfahrung wert. Ich sehe es nach der Heimfahrt einfach olympisch: Dabei sein und es zu Ende bringen ist alles. Für alle die sich ein Eindruck zusammenstellen wollen, hier mal die Zutaten: Man nehme 2x den Weltkulturerbelauf in Bamberg, um die Steigungen zu simulieren, das Ganze aber nicht bei so angenehmen Temperaturen wie dort üblicherweise, sondern man läuft die ganze Zeit in einer Sauna, in der gerade der Aufguss vollzogen wurde. Das dürfte es näherungsweise treffen. Eine Lehre für mich ist mal wieder: Nicht so schnell anfangen, und vor allem beim nächsten Lauf den Höhenverlauf genauer anschauen! Noch mal passiert mir das nicht, dass ich unvorbereitet auf die Steigungen bin.

Noch habe ich 4 Monate in den Staaten. Mal sehen welche Läufe ich noch mitmachen werde. Ende Mai gibt es hier vor Ort einen Halbmarathon. Ich glaube für den werde ich mich anmelden. Mal sehen was noch kommt. Natürlich darf ich meine Diplomarbeit nicht vernachlässigen. Denn die kommt vor dem Lauftraining.

 

— English Version —

Finally I ended up with doing my diploma thesis in the United States. But the nice thing about running is: You can do it everywhere without any need for a gym or something like that. Just put on the Running Shirt and Shorts, tie your running shoes and off you go. Well if the environment allows you to do so, as in den first weeks after my arrival, there was still snow up to my waist. I tried it once, but it was not enjoyable – I booked it to „strength training“ in my log.

But as I do not know when I will ever have the chance to be in the US again, I decided to take part in at least one run here. Preferred date was at the beginning of May as my training plan was setup for that period already. On may 15th there would be the german Mannheim MArathon, I already had signed up for last year, as I did not think about an internship in the US. Once here, I decided to take part in the Marathon in Frederick, a city located 60 miles northwest of Washington DC.

Signing up was quite easy and done in a few minutes, although I had to pay 75$ for admission, as early bird special phase was already gone. But who knows, when I will ever have the chance to do it again. Of course I decided to take part in the cream of the crop class: 26.2 miles or 42.195 kilometers. That should not pose any problems to me, as I had done successfully the 100K race „lange Ulmer Laufnacht“ in Germany 2009. Mid of March I was ready to commence regular training, as the snow was gone and I had adopted to my area and workplace, so training was scheduled twice a week.

Unpreventable the day of the race came closer. I realized it all of a sudden, when an e-mail annouced: 18 day to the start. I was in quite good shape and my training was back up to my usual levels – twice a week between 12.5 miles (20km) and 18 miles (30km), and if I was in the mood sometimes a bit more. Nevertheless I increased training during the last weeks towards the race, mostly at the weekends with an additional relaxed run.

A week ahead of the race I took a closer look at the weekend schedule for the run. I was shocked: Pickup of the starter package in the afternoon of May 1st, start of the race at 6:30 am on May 2nd! Overnight stands were quite expensive or even overbooked. So I had the choice – sleep in the car – or drive the 50 miles up to Frederick twice and getting up real early.
After pickung ab my package I decided to drive home and get my sleep. For sure this was way more comfortable.

After a drive through the night, I arrived at the parkin lot, well organized, Marshallers were directing the traffic so the place was used to maximum. Quickly switching to running clothes in the dark behind the car, setting up the heart rate monitor, and I was ready to start. More and more runners arrived, although it was almost another hour until the start. Enough time to make a short pit stop at the Dixies.

Precisely 6:30 am the race was started, slowly the dawn was rising and already know it was pretty warm. First thoughts about taking a jacket I had already abandoned when leaving my car. As I was quite optimistic I took position behind the pacemakers for 3:30h – judging by my training times, this seemed to be quite a realistic goal to reach.

The first kilometers (I prefer them as I am more used to them and I had to adopt to the miles sings), respectively miles passed by amazingly quick. The track went trough the inner City of Frederick, and there were always some people along the road cheering at the participants. Everything was ok, my heart rate was a bit higher than expected, but with the high humidity it did not seem to be a reason to be concerned. There are some minor hills in Frederick, but nothing to worry about after all.
Soon the track went out into the countryside. I still felt ok, but the heart rate was way to high by now – I tried to reduce my pace, but it would just not affect the heart rate. Just a a bit ahead of the half marathon mark, the organizers had included a dirty trick. Before going through the fairground there was a nasty hill. This was when I first recognized: You are way to fast, not sure why. But half of the race would be done in almost an instant.

Again, the track lead toward the city center of Frederick, same road as at the beginning, but this time only a short loop. My body was telling my: Slow down a bit now, otherwise you will probably not make it. But the head succeeded and along the canal the climate was like a refreshing breeze.

So now it was crunch-time, back toward the fairgrounds, same road as before, but I this was when I first realized the elevation it climbed and how long it may stretch if you have to run it. I thought, that it would get easier once this obstacle had been passed with less ascending slopes, but it did not. So somewhere after the mile sign for mile 14 I switched to walking. Yes I repeat: Kai (the one who normally knows no pain and always give 110% when running) slows down to walking at a marathon. During the walk I got to know Mark, he did his first marathon and was already drained completely. We set up a team to climb the slope.

But what a pity, the track would not get even after that – even worse, it went down to a dip on one side and straight up the hill on the other side. At the same time it came clear – will have to do that one again on our way to the finish line.
Forcing ourself uphill, we motivated each other. It was even impossible to think of jogging here. Some guy along the road was very kind and handed us a power bar. Thanks again to the unknown sponsor! Eating was not that much as I am used by other races, I would have eaten some bananas in between for sure.
Instead there was only water and iso drinks, a brand thats not well compatible with my stomach.

Going down the hill, we started jogging again carefully. By now a third runner joined our team. As we went into the next residential neighborhood, and up another steep hill, we switched back to walking again. This was no longer a reason to be ashamed, many other runners could not jog too. By that time we had around 95°F (35°C) and a humidity around 80%. Passing through the neighborhood, it was up and down again and again.
There were parts we still could jog, but it was really exhausting. So I was very happy to see some of the residents to take care of the runners by setting up a sprinkler near the road or offering a shower from the water hose – the readers having done „Weltkultuerbelauf Bamberg“ (world cultural heritage run Bamberg) in Germany know about this nice feature during a race. Somehow we got through the neighborhood and finally leaving it behind, somewhere just after passing by mile 21. Now we only needed to survive the distance to the fairgrounds. It was no fun anymore, and additionally we were just using the shoulder of the highway, while traffic moved on right next to you. While walking I lost Mark and the other guy, I was just to fast in walking. But I did not want to wait for them. Downhill I jogged carefully, also a bit up the next hill was possible, but I soon resented to walking again. At this time there were still 3 Miles to go and the sun was burning to my head.

I already set aside my planed time, at least as not only the pacemakers for 3:30 had passed me, but also the group of 3:50 was far ahead. I force my self to keep it going, somehow I just had to make it. At the roadside more and more people were cheering at us. But before you reach the fairgrounds, there is an extra-loop along the airport you have to pass. Only one mile left by now and I try to jog again, but soon there is another small hill and I stop doing it again. Reaching the top I could finally see the entrance of the fairground! I manage to mobilize all the power left to me, fighting cramps trying to rise up in my calves, to cross the finish line. There was an additional motivation, by members of a relay team, that appeared to me to belong to the class of 200 pounds and more, so I just did not want to see them reaching the line before I did.

A glance at the clock: 4:16 – far away from any plans I had, but I made it. Behind the finis line I am handed the medal and lots of water to drink, I have no power left and I am thirsty so I manage to swallow 1,5 liters in a row. I start waiting for the other members of the founded team to congratulate each of them for doing their first marathon. I almost made it 10 minutes ahead of them. I go on to the food and supplies area, but I just can not eat anything, so I grab a doggy bag with some bananas, another brand of Iso drink, and some salted pretzels. I can not even think of marsh mellows and bagels without tendency to puke. So I set of towards the parking lot to remove my shoes from my boiling feet. At the entrance I take a short break, sitting down. This is the moment my muscles just waited for to take revenge – my calves are cramping like hell.
Some guys help me stretching to get relief and after a few minutes I am able to continue my walk towards my car, it s not far at least. There I take a break, remove my shoes, drink some water again and call my parents in Germany to tell them I made it. In my belt I find the coupons for the free beer, so I decide to walk back to the fairgrounds again, slowly to avoid another cramp attack, trying to find the place where the beer is handed out. In comparison to the run in Nürnberg (Germany) it is disappointing (once you finish your race there, you are given free alcohol free „Weizen“/“Weißbier“ for free, on an all you can drink basis) – two tins of local beer thats all. As they contain alcohol, I pack them to drink them at home.

Conclusion: For myself a disappointing start on international concrete. But an experience all on its own. While driving home I tend to see it with olympic eyes: Taking part and finishing it is most important. For all of the readers (most likely in
Germany) here is how to build your own impression. Just take the run in Bamberg twice, and replace the temperatures there by something you will find in a sauna where someone pours water on the oven all the time. That should give you a fair expression on how it feels. Personal consequences for me are: Never start to quick again and of course take a more thorough look at the elevation map before running. It wont happen to me again meeting the hills unprepared again.

By now there are still four month of my internship in the US left. I will see which runs to do next. By the end of May there is a half marathon at my location in College Park. I think I will go for that. Every thing else, I am unsure of by now, as I will still have to finish my thesis and it is not about running training.

Keep on running!

Nibelungenlauf in Worms

So einen Lauf vor der Haustür konnte ich doch nicht auslassen. Nibelunglauf, oder wie das hier in der Kurpfalz verballhornt wird „Liebe-Lunge-Lauf“, auf die Veranstaltung bin ich trotz meines gut angefüllten Wettkampfplans gestoßen, als ein Kollege einen Lauf in der Umgebung suchte, vorzugweise 10km oder ein etwas mehr. Es sind ja nicht alle so fit und machen so Dinge wie ich bei der lange Ulmer Laufnacht (100km).
Als meine Schwester, mittlerweile auch laufenderweiser unterwegs, meinte sie hätte sich mit ihrer Trainingspartnerin angemeldet, war klar – da musste ich dabei sein. Also flugs angemeldet (humane Gebühren).

So ging ich am 13.09.2009 mal wieder auf meine liebste Laufstrecke, den Halbmarathon. Wobei ich solche Läufe schon einfach zum Trainingsprogramm rechnen kann – kürzer sind meine Trainingsrunden nur unwesentlich oder in Ausnahmefällen. Das Wetter machte anfangs noch einen untentschiedenen Eindruck, ich war mutig und meine Laufbekleidung bestand aus kurzer Hose und Laufshirt.

Nachdem der Start ein wenig verzögert wurde, ein Bus hatte irgendwo entlang der ersten Kilometer auf der Strecke geparkt, ging es um kurz nach 10:00 h los. Eine für mich eher ungewöhnliche Zeit, die meisten meiner Läufe starten erst gegen Nachmittag oder in den Abend hinein. Vor lauter Verwirrung hab ich doch glatt vergessen den Pulsmesser zu starten, naja der erste halbe Kilometer, den kann man da verschmerzen.

Die Strecke war nicht rappelvoll mit Publikum aber doch immer wieder mit kleinere Gruppen die lautstark anfeuerten. Es ging zuerst in einigen Schleifen durch die Wormser Innenstadt an verschiedenen Denkmälern vorbei. Laut Ausschreibung sollte die Strecke fast durchweg eben sein, größere Steigungen waren nicht angekündigt. Stattdessen enthielt sie bereits auf den ersten 4 km einige kleinere Hügel. Alles nichts großes und recht gut zu laufen. Aber eben hatte ich mir anders vorgestellt – vielleicht bin ich auch einfach von der topfebenen Strecke um den Altmühlsee verwöhnt.

Kurz nach Kilometer 6 ging es aus der Stadt ins Grüne, genauer gesagt in die Rheinauen Richtung Süden. Nach 7 Kilometern teilte sich die Strecke, die 10km-Strecke (die 30 Minuten nach dem Halbmarathon startete) zweigte ab, für die Halbmarathonis ging es entlang des Rheindamms. Landschaftlich sehr schön, auch wenn ich es nicht so recht geniessen konnte: Mein Magen rebellierte gegen die ungewohnt frühe Belastung, aber da muss ich durch, und habe ja schon anderes durchgestanden (s. Ulm).

Der angekündigte ebene Streckenverlauf den ich für die Rheinauen erwartet hatte, entpuppte sich als meist flach, aber die häufigen Querungen der diversen Rheindämme mit ihren jeweiligen kleinen Steigungen summierten sich denn doch von der Belastung her. Fazit: Das musste beim nächsten Mal verstärkt trainiert werden. Wenige lange Anstiege oder auch mal kurze heftige verkrafte ich irgendwie besser als dieses häufige Mittelmaß. Wieder eine Erfahrung mehr.

Zwischen Kilometer 11 und 12 gab es wieder eine „Begegnungstelle“, an der einem die schnelleren Läufer entgegen kamen. Hier bekam ich die Spitze des Halbmarathons zu sehen. Kurze Abschätzung: „Ok, die sind 3km voraus – das wirste nicht mehr einholen“. Mittlerweile hatte ich auch mein Wunschziel von 1:30h an den Nagel gehängt, ich hatte mich wieder auf mein normales Niveau um die 4:30 min/km eingetrottet, mehr ging einfach nicht. Endlich war der südlichste Punkt der Strecke erreicht, 13 km gelaufen, der 14. schon beinahe in Blickweite, wenn nicht der Damm die Sicht darauf versperrt hätte. Von nun an gings Richtung Startpunkt zurück. Auf der Begegnungsstrecke kam mir das Hauptfeld der rund 950 Starter entgegen. Das motivierte erheblich – „Du bist recht weit vorne“. Im Kopf versuchte ich zu überschlagen welche Platzierung ich wohl derzeit hatte, ich vermutete mal so irgendwas um die 150 herum.

Aber keine Zeit groß nachzudenken, nach einer langen Geraden und mal wieder einer Überquerung des Damms stieß die 10km-Strecke wieder zu uns, es wurde deutlich voller auf der Laufstrecke. Kurz nach der Zusammenführung der Strecken entdeckte ich meine Schwester mit ihrer Laufpartnerin. Ein kurzes „Hallo“ und weiter gings. Ob ich meine Kuzstrecken-begabten Kollegen einholen könnte, war fraglich, aber auch nicht mein Ziel.

Eher betrüblich stimmte mich da die Kilometer-Angabe für die 10 und die 21km Strecke: Für die 10er waren es noch 2 km, für die Halbmarathonis noch 4 km. Ergo: Irgendwo kommt da noch ein Haken. Ich hatte ein ungefähres Bild der Streckenverläufe im Kopf, und so dauerte es nicht lange, bis die Erleuchtung eintrat: Da war doch noch so eine Pendelstrecke, eine Art „Rüssel“ kurz vor dem Ziel angeflanscht. Aha! Diese Abzweigung kam recht bald in Sicht, und zog sich angesichts des nicht vorhandenen Publikums hin wie Kaugummi. Zusätzlich war wieder eine leichte Steigung zu überwinden. Am Ende ein Wendepunkt von dem aus man auf den letzen Kilometer vor dem Ziel gucken konnte. Einfach nur frustrierend, denn noch waren derer 3 ja zu laufen. Aber nicht verzagen einfach weiterlaufen, zurück bis zur Abzweigung und dann auf den letzen Kilometer.

Freudige Überraschung, an der Strecke hatten sich meine Eltern eingefunden und feuerten alle vorbeikommenden Läufer an. Kurzer Check: „Ja die anderen sind schon vorbei, 5-10 Minuten“. Das erschien mir viel, auch wenn mein letzter gelaufener Kilometer der langsamste bisher war und total aus dem Rahmen fiel: Über 5 Minuten hatte ich dafür gebraucht. Das musste ich jetzt irgendwie wieder rauszuholen versuchen.

Endlich kam die Nibelungenbrücke in Sicht, direkt dahinter liegt der Festplatz mit Start und Ziel (Das Fest soll 2010 estmals pausieren!). Aber das dicke Ende kam noch – eine „Ehrenrunde“ um den Festplatz, das kennt man ja und ist ein Ding. Aber in Worms hatten die Macher 600m vor dem Ziel einen Abstecher auf den verfluchten Rheindamm eingebaut, der einen nochmal so richtig in die Mangel nimmt. Etwas Ähnliches kenne ich vom Nürnberger Stadtlauf, nur ist die Steigung dort nicht so knackig kurz vorm Ziel. Aber jetzt hieß es nochmal die Muskeln spielen lassen und zum Endspurt ansetzen, einen Läufer vor mir holte ich mit dem Überqueren der Zielmessung noch ein. Was ein Erlebnis!

Fazit: Ein schöner Lauf fürs Training, ob ich ihn unbedingt ins jährliche Programm nehme bleibt abzuwarten. Vielleicht einfach als „Leistungsindikator“ für die Herbstsaison.
Organisatorisch ist der Lauf kein Highlight, an einigen Stellen wäre die Ausschilderung für vor und nach dem Lauf verbesserungsfähig. Auch der ein oder andere Schnörkel zehrte an den Nerven. Insbesondere der „Rüssel“ kurz vor Schluss ist einfach nur lästig, hier hätte ich mir gewünscht, dass diese Strecke an anderer Stelle angehängt wird, und nicht unbedingt als eine Pendelstrecke mitten durch das Industriegebiet. ich bin gespannt wie das 2010 laufen wird, derzeit sind rum um den Festplatz noch jede Menge Bauarbeiten im Gange, vielleicht ergibt sich da ja noch die ein oder andere Änderung.

Die lange Ulmer Laufnacht – 100km

Als ich mit meinen Laufkollegen mal wieder über verrückte Laufideen sprach, kam die Idee 100km in Ulm mitzulaufen: „Wird schon irgendwie gehen“. Bilder gibts leider keine (siehe Bericht warum).

Als ich es mit meinen Laufkollegen (Helgas Lauffreunde in Nürnberg) mal wieder über diverse verrückte Laufideen wie den LGA-Indoor-Marathon und die verschiedenen Ultraläufe hatte, hörte ich zum ersten Mal von der geplanten langen Ulmer Laufnacht. Etwas übermotiviert durch meinen Erfolg beim 2008er Amberger Ultralauf über 63 km, fackelte ich nicht lange und meldete mich für meinen ersten 100km-Lauf an. Ganz getreu dem Motto: „Wird schon irgendwie gehen“.

Wie das Leben so spielt war die Vorbereitung leider alles andere als Gründlich. Teils machte mir meine Ausbildung mit Pflichtvorlesungen und Laboren einen Strich durch die Rechnung, teils gab es andere gesellschaftliche Verpflichtungen zu erfüllen. Ergebnis: Die Woche vor den 100km kam ich nicht dazu auch nur einen Kilometer zu trainieren. Aber egal – „Tapering“ (gut ausgeruht in den Wettkampf) soll es ja bringen.

So kam ich am 12.06.2009 gegen Abend in Ulm an, und begann mit dem Vorbereitungen: Zelt aufbauen, Startnummer abholen, Sicherheitseinweisung, Equipment-Check. Gut dass ich den Pulsmesser. Noch mal ausgelesen habe, die verbleibende Speicherzeit hätte für den Lauf nicht gereicht. Zudem ein erster Ausfall: Meine Digicam zickt mal wieder rum und produziert nur noch künstlerisch wertvolle Bilder, aber nix was man herzeigen kann. Na ja, kann man nix machen, lassen wir sie halt im Auto, vielleicht auch besser so, sie wiegt ja doch was.

Danach der Versuch ein wenig zu entspannen oder zu schlafen, denn der Lauf startet ja erst um 23:00h. Aber keine Chance, es ist zu laut auf dem Parkplatz und die nahe Bahnlinie ist auch gut befahren. Nun denn, ich stehe kurz vor 23:00h im Stadion in Blaustein, die Stimmung ist gut. Als Highlight findet ein Ballon-Glühen auf dem Fußballplatz statt. Man tauscht sich mit einigen anwesenden Läufern noch aus, scherzt. Pünktlich um 23:00h setzt sich der Pulk in Bewegung. Entlang der Runde im Stadion wird ein Feuerwerk abgebrannt – ein echt toller Start und eine riesige Atmosphäre! Continue reading

MLP-Marathon Mannheim

2007 hatte ich aufgrund einer Wette mit meinem THW-Kollegen angefangen zu laufen. Es sollte der MLP-Marathon in Mannheim sein. Ich hatte gewettet, dass wir kein Team aus 4 Leuten für den Lauf zusammen bekommen würden. Der Einsatz recht simpel: Wenn sich 3 Läufer finden, bin ich der 4te, der 10km oder auch etwas mehr läuft.

Am 09.05.2009 war es zum 3. Mal soweit: Der Lauf startete und ich war dabei. Im Vergleich zum ursprünglichen Team-Marathon habe ich mich natürlich gesteigert. 2008 waren es 21km. Mein Kollege fiel einige Tage vor dem Start verletzungsbedingt aus, der Ersatzmann konnte und wollte nur 10 km laufen. Aus der Not eine Tugend gemacht und zum 1. Mal mehr als 21 km am Stück gelaufen. Diese Aufteilung haben sich wohl mehrere Laufpaare gewünscht. So wurde 2009 genau dieses Streckenteilung erstmalig angeboten, ebenso wie die reine Halbmarathonstrecke. Für mich ging es 2009 um die magischen 42 km. Weiter kann ich mich bei dem Lauf nicht mehr steigern.

Der Dämmerungsmarathon ist mittlerweile eine beachtliche Veranstaltung mit diversen Wettbewerben, vom Kindermarathon über Inliner und Handbiker bis zum Marathon ist für jeden etwas geboten. Das Besondere an diesem Lauf: Man startet erst um 18:30 h, läuft also in die Dämmerung oder je nach Geschwindigkeit bis spät in die Nacht hinein. Das sorgt für angenehme Temperaturen und auch die Beleuchtung (teilweise mit Fackeln) ist ein Erlebnis.

So stand ich kurz vor dem Start in meinem Startblock. Es waren insgesamt über 1.500 Starter. Bis ich die Start-Linie überquerte vergingen fast 7 min. Dann konnte es endlich losgehen. Würde ich es unter 3:30 h schaffen? (mein absolutes Traumziel). Schließlich steckte mir noch der Lauf aus Bamberg vom letzten Wochenende in den Knochen. Also nichts überstürzen und mein eigenes Lauftempo finden.

Bereits kurz nach dem Start auf der Augusta-Anlage (herrliche Allee in Mannheim) nahm ich einen wichtigen Meilenstein: Der 3:59-Pacemaker samt seinem Läufertross war überholt. Kurzer Blick auf die Pulsuhr? Alles im grünen Bereich. Aber nichts überstürzen, schließlich waren es ja noch 41 km.

Zielstrebig bewegte sich der Läufer-Lindwurm durch die Vororte Mannheims. Mein erstes Fernziel: Seckenheim, ein Vorort 10 km vom Stadtzentrum entfernt und eines meiner Trainingsziele bzw. eine Trainingsunde. Alles vertrautes Terrain, die Strecken und Kurven konnte ich gut einschätzen. Nebenher unterhielt ich mich mit einigen anderen Läufern. Da war jemand der lief den Marathon, um seine Abiturnote in Sport aufzubessern! Andere hatten keinen Startplatz mehr in Mainz bekommen und waren auf Mannheim ausgewichen. Es waren lockere Gespräche über den weiteren Verlauf der Strecke: Wenn man ein Eingeborener ist, wird man gleich nach den Tücken gefragt, so von wegen Steigungen und Co.

Nach der Umrundung Seckenheims auf der Umgehungsstraße mit wenig Publikum, ging es nach dem Wendepunkt (mit einer ersten kleinen Steigung) durch den alten Ortskern zurück. Eine echte Abwechslung. Jede Menge Leute an der Strecke, viele Anfeuerungsrufe und sehr schöne Stimmung. Es schien als war der ganze Vorort an der Strecke vertreten. Ganz nebenbei hatten wir auch den km10 passiert. Bei km13 wurde es hektisch und gedrängt, die 1. Wechselstation für die Team- und Paar-Läufer. Jetzt nur nicht aus der Ruhe bringen lassen von den frisch gestarteten Teamläufern.

Soweit bisher kein Problem. Puls im grünen Bereich, teilweise sogar deutlich unter Trainingspuls. Also ein klein wenig anziehen. Zurück durch die Vororte Neuostheim und Oststadt, immer wieder kleinere Gruppen die anfeuerten und Mut machten. Einfach schön. Entlang des Luisenparks (Park der Gartenschau 1975), ein kurzer Blick in Richtung Himmel, da braute sich was zusammen und es wurde doch kühl. Auch die Luft roch schon nach Regen. Aber bisher noch kein Tropfen. Das hätte mich auch demotiviert. Weiter ging es Richtung Innenstadt, am Nationaltheater vorbei, Richtung Wasserturm und fast wieder am Start vorbei. Ab in die „Fressgass“, eine der Hauptverkehrsadern der Innenstadt. Ihren Namen hat sie nicht von ungefähr: Unzählige Restaurants, Feinkostläden und Cafés säumen sie. Mittlerweile war ich schon 20 km unterwegs. Auf der Hälfte der „Fressgass“ lichtete sich dann das Läuferfeld ziemlich schlagartig: Die Halbmarathonis zweigten ab und liefen dem Ziel am Wasserturm entgegen. Übrig blieben die Teamläufer, die Paarläufer und natürlich die Königsklasse. Am Ende der „Fressgass“ kurz vor den Brücken nach Ludwigshafen hatte sich meine Familie eingerichtet und feuerte mich lautstark an. Das gab noch mal richtig Schub. Dieser Schub war auch bitter nötig, schließlich ging es jetzt auf einen vergleichsweise öden Teil der Strecke, auf die lang gezogene Brücke nach Ludwigshafen. Diese geht nahtlos in die Hochstraße Ludwigshafens über. Leider ist dort fast gar kein Publikum, und der Wind pfeift einem um die Ohren. Und diese scheinbar endlos lange Asphalt-Gerade vor einem. Aber nicht aufgeben, einfach weiterlaufen und die Reste des Sonnenuntergangs genießen. Und mich darüber freuen, dass ich die erste Hälfte kurz nach Beginn des Anstieges hinter mich gebracht hatte.

Abwechslungsreicher wird es, wenn man von der Hochstraße in die Innenstadt Ludwigshafens vordringt, wieder vermehrt Leute, die einem Beine machen. Diese wurden so langsam schwer. Irgendwie bekam ich zu spüren, dass ich bisher hauptsächlich Halbmarathons und ein entsprechendes Training dafür betrieben hatte. Aber Aufgeben? Nicht mehr jetzt!. Das war um so härter als kurz nach der 2. Wechselstation die Strecke wie ausgestorben schien. Nur noch wenige Läufer und fast kein Publikum über mehrere Kilometer. In dem Vorort wurde kurzzeitig für Abwechslung gesorgt, aber so richtig motivieren konnte mich das nicht, einfach viel zu kurzweilig. Und als Volksmusik zum anfeuern versucht wurde, dachte ich „ich steh im falschen Film“. Also nix wie weg.

Aber wie man weiß, vor jedem Runners High steht ein Runners Low. Kurz nach dem Wendepunkt der Strecke in Ludwigshafen war es soweit: Nach einem kurzen Zwangsstopp an einer Hecke (ich hatte zuviel getrunken) ging es auf einmal wie von selbst. Auf der einen Seite fühlte ich mich total ausgepowert auf der anderen war da irgendetwas das mir ständig sagte „Niemals aufgeben, niemals kapitulieren!“ (Zitat aus Galaxy-Quest). Und so lief ich einen Kilometer nach dem anderen. Und oh Wunder: Da stand ein Schild km33. Jetzt war der Rest noch einstellig und ich um so entschlossener: Das ziehst du jetzt durch!

In der Ludwigshafener Gartenstadt ging es für Ludwigshafner Verhältnisse ordentlich zur Sache, viele Leute saßen vor ihren Häusern, immer wieder Anfeuerungsrufe. Mitten im bunten Treiben befand sich die letzte Wechselstation der Teamläufer. An einem der Aktionspunkte gab es eine Ansage. Nur wenige Läufer vor mir hatte der 1.000 Läufer den Punkt passiert. Na ja ein wenige früher wäre mir lieber gewesen. Aber immerhin mal etwas Orientierung. Der Blick auf den Pulsmesser: Deutlich höher als normal! Klare Zeichen der nicht gewohnten Belastung. Und auch meine Traumzeit konnte ich mir aus dem Kopf schlagen. Neues Ziel: Wenn möglich unter 3:45 h bleiben, auf alle Fälle aber unter 4:00 h. Das war realistisch.

Nun galt es noch eine letzte Gemeinheit der Streckenführung zu meistern: Das Ziel liegt in Mannheim. Und von Ludwigshafen aus ist das nur über Brücken zu erreichen. Also wieder rauf auf die verlassene Hochstraße mit ihren Steigungen und lang gezogenen Kurven. Vor allem aber: Fast kein Publikum. Öde. Mit dem Auto bin ich die Strecke schon häufig gefahren. Irgendwie hätte ich schwören können: Die ist doch topf-eben. Die Realität sieht leider ein wenig anders aus: Auf der gesamten Hochstraße gibt es diverse kleinere Höhen und Tiefen und nach mittlerweile 37 km merkte man jede einzelne davon.

Schließlich ging es über den Rhein und ein wichtiges Etappenziel war erreicht: Das Ortschild von Mannheim. Jetzt war es wirklich nicht mehr weit, „nur noch die Innenstadt durchqueren und dann hast du s gepackt!“ Kaum von der Brücke herunten, wurde die Stimmung schlagartig besser. An der letzten Getränke-Station noch mal Cola, Wasser und Apfelsaft abgreifen und eine Banane einschieben. Meine Familie hörte ich zwar laut rufen, wahrgenommen habe ich sie vor lauter Konzentration aufs Kauen aber nicht mehr. Und zudem gab es noch etwas, das die Motivation steigerte: Ein Schild mit der Aufschrift „40 km“! Die letzten Kilometer waren angebrochen. Irgendwie Zeit mich langsam auf den Endspurt vorzubereiten. Aber es war rein gar keine Kraft mehr da, um mich noch irgendwie zu steigern.

Noch ein kurzer Haken an die Jesuiten-Kirche in Mannheim, vorbei am Barock-Schloss und dann die „Kunststraße“ hinauf zum Wasserturm. Die Straßen füllten sich, überall stürmische Anfeuerungsrufe und Musik, auch wenn mir immer noch nicht nach Beschleunigen zu Mute war. Nur noch 1 km, der durfte doch kein Problem mehr sein. Endlich, das Ende der Kunststraße, freier Blick auf die Jugendstil-Anlage des Wasserturms. Noch eine halbe Runde um die Grünanlage, das Zieltor schon fest im Blick. Und da flog auch km42 an mir vorbei. Mit einem Mal war da noch massig Energie zur Verfügung und ich setzte zum Zielspurt an: „Die Läufergruppe da vorne – die kriegst du noch!“ Und sogar noch einen Läufer mehr als geplant überholte ich auf der Zielgeraden.

Ein echt geniales Gefühl: Geschafft und gleichzeitig total erleichtert.
Ich konnte es selbst nicht glauben. Laut Pulsmesser war ich bei 3:40 h durchs Ziel gelaufen. „Ziel erreicht!“.

Im Ziel noch eine kurzes Treffen mit den Teamläufern des THW. Ich hatte entlang der Strecke immer wieder Ausschau gehalten, aber niemanden entdecken können. Das Team war einige Minuten vor mir im Ziel. Wenn ich das gewusst hätte! So ein Zugpferd hätte mich auf den letzten Kilometern aus der Reserve locken können. Aber es sei dem Team gegönnt. Schließlich habe auch ich einmal mit einer solchen Strecke angefangen 😉

Am Tag danach: Wenig Muskelkater, das hätte ich schlimmer erwartet. Und natürlich der Blick auf meine offizielle Zielzeiten: 3:39 h (255. im Gesamtfeld und 32. in meiner Altersklasse). Für den 1. Marathon bin ich absolut zufrieden, auch wenn „nach oben“ noch Luft ist.

Momentan bereite ich mich auf meinen nächsten großen Lauf vor, etwas Verrücktes: Die lange Ulmer Laufnacht mit 100 km Strecke. Diesmal klares Ziel: Nur ankommen. Die Zeit ist egal. Von dieser Tour werd ich auch ein paar Bilder mitbringen 🙂

Der 38. Straßenlauf in Griesheim (bei Darmstadt)

Mein Praktikum im schönen Frankenland, genauer in dessen Metropole Nürnberg endete Anfang März 2009. Kurz danach lief mein Studium wieder auf vollen Touren. Also auch eine vollständige Umstellung meines Laufens auf den Stundenplan hin. Alles in allem ein abrupter Übergang, zumal mir hier in Mannheim noch die passenden Trainigspartner fehlen und die Laufstrecken weniger attraktiv sind als in Nürnberg.Trotz aller Widrigkeiten habe ich es bald gepackt, mein Trainingspensum auf 3 Läufe pro Woche zu steigern. Ob es was gebracht hat sollte der Griesheimer Straßenlauf zeigen.

Vorneweg: Der Griesheimer Straßenlauf gehört zu den kleineren Läufen, hat aber den Vorteil nicht mit weiten Anfahrten und übermäßigen Startgebühren verbunden zu sein. Außerdem ist die Strecke absolut topfeben. Der TUS Griesheim organisiert den Lauf jedes Jahr und die Erfahrung sorgt für einen reibungslosen Ablauf jedes Mal, von der Ausschilderung der Parkplätze über die Startnummernausgabe, Verpflegung, Musik – einfach eine runde Sache.

Mit zwei Freunden ging es Sonntag früh los in Richtung Griesheim. Nach dem üblichen Prozedere (Startnummernabholung, Umziehen und Co) ging es ab in die Start-Aufstellung. Zu meiner Freude entdeckte ich ein paar Kollegen vom Technischen Hilfswerk aus Darmstadt. Dort wurde mittlerweile eine Sportgruppe gegründet, die sich mit 4 Läufern an die 10 km-Strecke heranwagte. Auch ich habe irgendwann mal mit dieser Distanz angefangen, aber für heute wäre das zu kurz gewesen: Die 21km sollten es schon sein. Für mich ist der Lauf ein wichtiger Fitness-Indikator für die kommenden Läufe in Bamberg und Mannheim. Ärgerlicherweise hatte ich beim Training am Mittwoch vergessen die Laufsocken einzupacken und bin in normalen Socken in die Laufschuhe gestiegen: Zwei fette Blasen als Andenken waren die Folge. Gegen Ende des Trainings tat es so arg weh, dass ich kurzerhand die Schuhe und Socken ausgezogen habe und barfuss gelaufen bin. Das war eine echte Erholung. Ich glaub ich mach das demnächst öfter.

Pünktlich um 10:00 Uhr kam Bewegung ins Startfeld. Der Streckenverlauf wurde gegenüber 2008 leicht verändert, aber im Prinzip nichts wesentliches Neues: Einige Extra-Runden wurden gekappt, ein Schlenker in die Bebauung eingebaut. Alles Asphaltunterlage, und da der Regen in der Nacht dann endlich ein Einsehen hatte, war es mit zunehmenden Sonnenschein auf der Strecke auch gut abgetrocknet. Einzig, wenn man in den Seitenstreifen ausweichen musste, um eine Gruppe Läufer zu überholen, merkte man, dass der Untergrund gut mit Wasser voll gesogen war.

Schneller als geplant kam bereits der erste Kilometer. Mein Kollege begleitete mich noch eine Weile, irgendwann verlor ich ihn aber aus den Augen. Klar, er lief nur 10 km. Da konnte er gleich vom Start weg mehr Tempo machen. Entlang der Spargelfelder ging es die Landstraße entlang, ewig lang, schnurgerade. Bis auf eine kleine Kurve. Ab dort konnte man dann den Wendepunkt sehen. Es geht genau die gleiche Strecke wieder retour. Das Läuferfeld aus 10km-Läufern und Halbmarathonis war gut gefüllt und auch meine Kollegen aus Darmstadt entdeckte ich kurz nach dem Wendepunkt, entgegen kommend. Wieder am Ortsrand von Griesheim angekommen, eine kurze Schleife und dann ging es wieder die Landstraße runter. Allerdings diesmal mit verkürzter Strecke bis zum Wendepunkt. Ein Hoffnungsschimmer. Da die 10km-Läufer bereits ihr Pensum hinter sich hatten lichtete sich das Läuferfeld nun deutlich. Die Strecken bis zum nächsten Läufer und somit mein Ansporn Tempo zu machen, wurden immer länger.

Aber zum Glück war ja für genügend Unterhaltung entlang der Strecke gesorgt, teils live mit Samba und „Gugge“-Musik, teils von der Platte. Aber zum Motivieren immer genug. Wie bereits 2008 riss mich auch diesmal wieder „Men At Work“ mit „Down Under“ aus dem monotonen Laufen. Was würde ich ohne diesen Song bei dem Lauf nur machen? Meine Beine wurden langsam schwerer. Aber der Wendepunkt war ja bald erreicht. Und wieder dieselbe Landstraße retour. Noch mal eine Ehrenrunde am Stadtrand und auf zur 3. und letzen Runde entlang der Landstraße. Wenn ich die noch mal hätte runter laufen müssen, dann hätte ich nen Koller bekommen.

Wieder bis zum Wendepunkt und ein letztes Mal die 3 km Landstraße. Auf zum Ziel. Ich überholte mittlerweile reihenweise Halbmarathonis die noch mit der 2. Runde beschäftigt waren. Mich hatte der Spitzenreiter bereits kurz vor Ende meiner 2. Runde überholt. Aber das motivierte dann doch irgendwie. An der letzten Getränkestation vor dem Ziel noch mal kurz mit  Mineralwasser duschen und dann die letzten 700 m versuchen alles rauszuholen. So langsam meldeten sich meine Füße. Die bisher beiseite gewischten Schmerzen von den Blasen meldeten sich.

Nach 1:37 h und ein paar Sekunden ging ich durchs wohlverdiente Ziel. Meine Kollegen aus Darmstadt erwarteten mich bereits. Nach einem kurzen Weizen als Erfrischung ging es dann auf zur Siegerehrung und Startnummern-Tombola. Leider ohne Platzierung oder Gewinn für mich. Aber man kann ja nicht alles haben.

Insgesamt ein guter Testlauf für mich. Ein wenig Training muss ich noch draufpacken, aber die Richtung stimmt. Als nächste laufe ich dann in der wunderschönen Stadt Bamberg in 2 Wochen.

Mal sehen, wem vom „team bittel“ ich dort begegne? Schön wäre es…

Amberger Ultralauf – 63km

Für meinen schönen Abschluss des Laufjahrs war ich auf der Suche nach Laufveranstaltungen in der Umgebung von Nürnberg. Nur wegen einer Laufveranstaltung mehrere hundert Kilometer fahren, darauf hatte ich auch trotz gefallener Spritpreise keine große Lust. Beim Durchforsten des Internet stieß ich auf den Amberger-Ultralauf. Im ersten Moment dachte ich schon: „Ein wenig viel“, schließlich war ich bisher vorwiegend Halbmarathonstrecken und einmal 35km gelaufen wegen eines ausgefallenen Partners. Marathon stand erst für das kommende Jahr auf dem Plan. Aber bei näherer Betrachtung klang der Ultra dann doch interessant: Kein echter Wettkampf, vielmehr ein Spendenlauf in einer großen Gruppe. Und Tempo 6 min/km, das klang machbar. Das Angebot eines Shuttles alle 10km für den Fall das man nicht mehr kann, gaben dann den Ausschlag. Da konnte absolut nix passieren. Und blamieren? Naja die Gefahr besteht immer. Also flugs per Mail angemeldet, bevor man es sich wieder anders überlegt.

So stand ich dann am 08.11.2008 kurz vor 9.00 Uhr auf dem Siemens-Parkplatz in Amberg, zusammen mit rund 20 anderen Ultraläufern, wie sich herausstellte alles Läufer die schon mindestens einen Marathon erfolgreich hinter sich gebracht hatten. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr! Mein Ziel war klar: Mindestens 42km, wenns gut läuft soviel wie geht.

Um 9:30 Uhr ging es endlich los. Das Wetter war wieder Erwarten sonnig und trocken. Einige Läufer lästerten schon: „Was ist denn das dieses Jahr für ein Amberger Lauf, so ganz ohne Schnee, Regen und Wind?“. In lockerem Lauftempo ging es auf die ersten 10 km, einmal rund um Amberg mit kurzem Abstecher durch die Altstadt. Danach ging es Richtung Köfering, durch die schöne Landschaft. Dank netten Gesprächen mit anderen Läufern fiel mir das Laufen umso leichter. Schneller als gedacht kam auch schon die erste Station zum Auftanken in Köfering. Meine Muskulatur meint: Alles OK hier unten, nur nicht kalt werden…

Also gleich weiter in die nächste Etappe, teilweise entlang der Straße, die meiste Zeit aber durch den Wald, mit ein paar knackigen Steigungen, aber alles ohne Probleme machbar.

Und schwups waren wieder 11 km gemeistert. Kurze Pause in Ursenollen, Energievorräte auffüllen, Jacke umbinden, mit der zunehmenden Sonne wurde es nämlich auch immer wärmer.

Weiter geht’s, nächstes Ziel: Ammerthal. Das liegt, entgegen dem Namen, auf dem Berg! Davor ging’s aber erst mal kontinuierlich bergab. Schöne Wanderwege, teilweise nur sehr grob geschottert und an einigen Stellen somit volle Konzentration gefordert, damit man nicht hinfällt.

Langsam werden die Beine schwerer, aber mit Aufmunterungen durch die Mitläufer fällt das alles halb so schwer. Jetzt kam die Etappe, ab der ich keine Erfahrungen hatte, was meinen Körper betrifft. Bisher fühlte es sich alles aber ganz normal an.

Das Minimum-Ziel für heute fest vor Augen ging es weiter durch die Landschaft, weiterhin bei sehr schönem Herbstwetter. Auch eine Baustelle entlang der Strecke konnte die Läufergruppe nicht am Vorankommen hindern. Für Läufer gibt es nahezu keinen ungeeigneten Untergrund.

Kurz vor der Station Neubernicht dachte ich schon ich hätte erste Wahrnehmungsstörungen ob der langen Laufstrecke. Die Kühe sahen etwas komisch aus, mit nur 2 Beinen und langen Hälsen? Beim Näherkommen entpuppte sich das Ganze als Straußenfarm. Die Tiere haben beste Voraussetzungen fürs Lauftraining: Lange Beine!

Kurz danach machten auch erste Meldungen von GPS und Pedometer-Läufern die Runde: „Die 42 haben wir jetzt hinter uns“. Und auch die Verpflegungsstation in Neubernicht war ja schon in Sichtweite.

Nach ein paar Glückwünschen einiger Läuferkollegen zu meinem ersten überstandenen Marathon ging es zügig weiter.

Die jetzt eingestiegenen Halbmarathonis wären gerne schneller zu Werke gegangen, aber die ortskundigen Leitläufer drosselten das Thema, so dass auch die Extremsportler noch mithalten konnten. Auf der vorletzten Etappe kamen dann ein paar richtig heftige Steigungen, anstrengend, bergauf, und umso schmerzhafter bergab. Aber am Ende des Gefälles stand ja schon wieder eine Verpflegungsstelle. Wieder halfen Motivationen und Gespräche mit anderen Läufern.

War nur noch die Frage zu klären: „Packe ich auch die letzten 12 km?“

Nachdem diese nur noch flach sein sollte, und man so kurz vor dem Ziel auch nicht aufgeben wollte, nicht lange fackeln, das geht jetzt auch noch! Und tatsächlich, es ging nur noch leicht bergab, auch wenn sich die Kilometer irgendwie endlos anfühlten. Nachdem das Landesgartenschau-Gelände in Sicht kam, zerstreute sich das Läuferfeld immer mehr. Wer noch Kraft hatte setzte zum Endspurt an. Auch ich mobilisierte letzte Reserven, und nach 6:30 h war es vollbracht. Den ersten Ultra erfolgreich gemeistert!

Nach kurzem Duschen saßen die Läufer noch gemütlich beieinander. Es gab Kuchen und Bavarian Iso-Drink (Weizenbier). Alle, die ihren ersten Ultra geschafft hatten, erhielten als Erinnerung das Buch „Bekenntnisse eines Nachtsportlers“ von Wigand Bohning, mit persönlicher Widmung des Autors.

Die Tage nach dem Ultralauf verliefen erstaunlich schmerzarm, wenn auch nicht -frei. Die Muskulatur beschwerte sich 2 Tage noch, insbesondere beim Treppensteigen. Ein Glück, dass ich beim LGA-Indoor-Marathon nur als Zuschauer anwesend war.

Ein herzliches Dankeschön an das Orga-Team des Ultralaufs und die Feuerwehr für die Unterstützung des Laufs.

Einen Bericht mit vielen Bildern gibt es von „team bittel“-Mitglied Dieter Ulbricht: www.laufkultur.de/homepage/content_2008/AULA_08.htm