Nachdem mein Auto aufgrund eines Unfalls nicht mehr fahrbereit war, war ich die vergangenen Wochen au alternative Verkehrsmittel angewiesen – eigentlich dachte ich immer: Das Auto zu haben ist doch eigentlich nur ein Luxus, den du dir eben leistet – das allermeiste mache ich dann auch Sparsamkeit und Umweltgedanken dann doch mit dem Rad oder gar zu Fuß. Von daher: Was sollte da schlimmes passieren, wenn ich jetzt einmal notgedrungen auf den vierrädrigen Untersatz verzichten muss? Mehr als man denkt.
Erstes Hindernis war bereits der LGA-Indoor-Marathon in Nürnberg – erstens weiß ich aus eigener Erfahrung wie ungeschickt es ist mit der Bahn von Mannheim nach Nürnberg und zurück zu kommen. Da ändert auch die Tatsache des vorzüglichen Nahverkehrsnetzes in Nürnberg nichts daran. Das Netz dort kenne ich recht gut und lasse in Nürnberg auch regelmäßig mein Auto stehen – mit Bus und Bahn ist man im Stadtgebiet günstiger schneller und sicherer unterwegs. Sogar die kleine Odysee der nach der langen Sauna-Nacht im Fürther Mare ist da nicht übermäßig schlimm – man benötigt für eine Strecke die man sonst mit Rad oder Auto wohl unter 30 Minuten hinbekommen hätte etwas mehr als eine Stunde, aber es fährt immerhin ein Nightliner.
Für die Fahrt von und nach Nürnberg habe ich mir das Auto meiner Schwester ausgeliehen – da noch kein Gutachten greifbar war, ein erster Wagen zum Testen und Probefahren – auch wieder ein Corsa, nur halt eine Modellstufe weiter – viel hat sich nicht geändert – aber es fehlte mir schon die Anhängerkupplung und auch die asymmetrisch teilbare Rückbank habe ich beim Verladen einiger Teil dann doch etwas vermisst. Das war auch der erste Test für mich: Ich hatte einige ältere Geräte per ebay veräußert und die mussten nun zum Versand gebracht werden – mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ein schwieriges Unterfangen, wenn die Pakete um die 30 kg wiegen (ein Laserdrucker bringt das recht einfach auf die Waage).
Zur Arbeit bin ich ja auch sonst schon mit dem Rad unterwegs von daher konnte ich da das Auto gar nicht erst vermissen. Interessanter waren da schon die Besuche bei meinen Eltern in der Innenstadt – Wäsche und andere Dinge mit der Bahn ist auch eine tolle Sache, zumal wenn dann der Automat auch noch so herrlich störrisch ist und die Geldscheine nicht so recht nehmen will – mit mehreren Anläufen und Überredung gehts dann doch. Aber EC-Karte oder Kreditkarte als Zahlungsmittel – leider Fehlanzeige. Zumindest am Automaten wäre das doch wünschenswert – im Bus muss es nicht unbedingt sein.
Noch anstrengender werden die Besuche bei meiner Freundin – immerhin habe ich keine Fernbeziehung (mehr) – das macht die Sache schon mal um ein gehöriges Stück leichter. Aber der Service der öffentlichen ist im Odenwald nicht unbedingt der Hit – immerhin es gibt ihn auch Sonntags. Dennoch ist man geraume Zeit auf Achse – diverse Male Umsteigen inklusive. Praktischerweise werde ich schon in Hirschhorn am Bahnhof abgeholt – das verkürzt die Fahrzeit glatt um eine Stunde. Ich hätte auch ne Stunde eher losfahren können, allerdings musste ich noch einige Dinge an meinen Tauchpartner aus der Schweiz retournieren, die bei mir eingelagert waren – er reist praktischerweise mit der Bahn, nur die Überlappungszeiten waren etwas ungeschickt. Aber es geht alles, wenn man ein klein wenig organisieren kann.
Geduld ist dann auch am Montag Morgen gefragt – von Schriesheim nach Mannheim zum Arbeiten – eine interessante Rundfahrt mit der OEG über Weinheim und Viernheim – der Anschluss an den Bus in Mannheim ist dann weniger praktisch – daher laufe ich die letzten 800m bis an den Arbeitsplatz. Der Heimweg ist dann natürlich auch auf Schusters Rappen – auch hier bin ich wieder deutlich schneller und flexibler – zumal mir ja Laufen nichts ausmacht…
Die Woche über geht natürlich alles wieder mit dem Rad – auch wenn an einigen Stellen ein Auto hilfreich wäre – aber auch hier muss ich wieder erleben: Ein klein wenig Vorab-Planung und Organisation und schon ist es halb so wild. Zum THW gibt es ja eine praktische Fahrgemeinschaft.
Ein letztes Mal wird meine Geduld mit den öffentlichen Verkehrsmitteln am Freitag auf die Probe gestellt – Ziel diesmal: Neuschloss bei Lampertheim, Waldfriedhof zur Trauerfeier eines verstorbenen THW-Kameraden. Mit dem Rad wären es ca. 30-35 Minuten, allerdings durch den Wald mit nassen Wegen und dementsprechender Sauerei auf den Klamotten – das fällt beim Edelzwirn also definitiv aus. Fast eien Stunde lang kurve ich mit Bus und Bahn über Viernheim nach Waldschloss – inklusive Kontrolle in der Straßenbahn – sowas gibt es tatsächlich noch – und wie es scheint mit recht viel Erfolg.
Freitag nachmittags ist es dann soweit: Mein Auto ist wieder fahrbereit, jetzt nunmehr mit einem grünen Kotflügel und leicht veränderter Frontschürze, aber das ist mir leidlich egal. Es ist eine wahre Wonne wieder absolut flexibel zu sein, was die Mobilität betrifft.
Fazit: In vielen Fällen funktioniert der ÖPNV ganz gut, wenn man sich vorab informiert und ein wenig organisiert. Für diverse Aktionen erweist er sich allerdings dann doch als hinderlich oder unzureichend ausgebaut. Evtl. kann man hier mit einer Car-Sharing-Lösung die Lücke füllen, aber ob sich das rechnet weiß ich derzeit nicht so recht. Mit Steuer, Versicherung, Wartungsarbeiten und Verschleißteilen komme ich auf ca. 2-3 EUR Kosten pro Tag nur dafür dass mein Auto dasteht und fahrbereit ist. Wenn ich mir die Preise für die Verkehrsmittel anschaue, dann bin ich damit in der Regel günstiger, vor allem wenn man das Autofahren sinnvoll beschränkt auf die Strecken wo es wirklich sinnvoll ist – und eben nicht gerade um mal eben zum Bäcker oder zum Shoppen in die City zu fahren.