Für meinen schönen Abschluss des Laufjahrs war ich auf der Suche nach Laufveranstaltungen in der Umgebung von Nürnberg. Nur wegen einer Laufveranstaltung mehrere hundert Kilometer fahren, darauf hatte ich auch trotz gefallener Spritpreise keine große Lust. Beim Durchforsten des Internet stieß ich auf den Amberger-Ultralauf. Im ersten Moment dachte ich schon: „Ein wenig viel“, schließlich war ich bisher vorwiegend Halbmarathonstrecken und einmal 35km gelaufen wegen eines ausgefallenen Partners. Marathon stand erst für das kommende Jahr auf dem Plan. Aber bei näherer Betrachtung klang der Ultra dann doch interessant: Kein echter Wettkampf, vielmehr ein Spendenlauf in einer großen Gruppe. Und Tempo 6 min/km, das klang machbar. Das Angebot eines Shuttles alle 10km für den Fall das man nicht mehr kann, gaben dann den Ausschlag. Da konnte absolut nix passieren. Und blamieren? Naja die Gefahr besteht immer. Also flugs per Mail angemeldet, bevor man es sich wieder anders überlegt.
So stand ich dann am 08.11.2008 kurz vor 9.00 Uhr auf dem Siemens-Parkplatz in Amberg, zusammen mit rund 20 anderen Ultraläufern, wie sich herausstellte alles Läufer die schon mindestens einen Marathon erfolgreich hinter sich gebracht hatten. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr! Mein Ziel war klar: Mindestens 42km, wenns gut läuft soviel wie geht.
Um 9:30 Uhr ging es endlich los. Das Wetter war wieder Erwarten sonnig und trocken. Einige Läufer lästerten schon: „Was ist denn das dieses Jahr für ein Amberger Lauf, so ganz ohne Schnee, Regen und Wind?“. In lockerem Lauftempo ging es auf die ersten 10 km, einmal rund um Amberg mit kurzem Abstecher durch die Altstadt. Danach ging es Richtung Köfering, durch die schöne Landschaft. Dank netten Gesprächen mit anderen Läufern fiel mir das Laufen umso leichter. Schneller als gedacht kam auch schon die erste Station zum Auftanken in Köfering. Meine Muskulatur meint: Alles OK hier unten, nur nicht kalt werden…
Also gleich weiter in die nächste Etappe, teilweise entlang der Straße, die meiste Zeit aber durch den Wald, mit ein paar knackigen Steigungen, aber alles ohne Probleme machbar.
Und schwups waren wieder 11 km gemeistert. Kurze Pause in Ursenollen, Energievorräte auffüllen, Jacke umbinden, mit der zunehmenden Sonne wurde es nämlich auch immer wärmer.
Weiter geht’s, nächstes Ziel: Ammerthal. Das liegt, entgegen dem Namen, auf dem Berg! Davor ging’s aber erst mal kontinuierlich bergab. Schöne Wanderwege, teilweise nur sehr grob geschottert und an einigen Stellen somit volle Konzentration gefordert, damit man nicht hinfällt.
Langsam werden die Beine schwerer, aber mit Aufmunterungen durch die Mitläufer fällt das alles halb so schwer. Jetzt kam die Etappe, ab der ich keine Erfahrungen hatte, was meinen Körper betrifft. Bisher fühlte es sich alles aber ganz normal an.
Das Minimum-Ziel für heute fest vor Augen ging es weiter durch die Landschaft, weiterhin bei sehr schönem Herbstwetter. Auch eine Baustelle entlang der Strecke konnte die Läufergruppe nicht am Vorankommen hindern. Für Läufer gibt es nahezu keinen ungeeigneten Untergrund.
Kurz vor der Station Neubernicht dachte ich schon ich hätte erste Wahrnehmungsstörungen ob der langen Laufstrecke. Die Kühe sahen etwas komisch aus, mit nur 2 Beinen und langen Hälsen? Beim Näherkommen entpuppte sich das Ganze als Straußenfarm. Die Tiere haben beste Voraussetzungen fürs Lauftraining: Lange Beine!
Kurz danach machten auch erste Meldungen von GPS und Pedometer-Läufern die Runde: „Die 42 haben wir jetzt hinter uns“. Und auch die Verpflegungsstation in Neubernicht war ja schon in Sichtweite.
Nach ein paar Glückwünschen einiger Läuferkollegen zu meinem ersten überstandenen Marathon ging es zügig weiter.
Die jetzt eingestiegenen Halbmarathonis wären gerne schneller zu Werke gegangen, aber die ortskundigen Leitläufer drosselten das Thema, so dass auch die Extremsportler noch mithalten konnten. Auf der vorletzten Etappe kamen dann ein paar richtig heftige Steigungen, anstrengend, bergauf, und umso schmerzhafter bergab. Aber am Ende des Gefälles stand ja schon wieder eine Verpflegungsstelle. Wieder halfen Motivationen und Gespräche mit anderen Läufern.
War nur noch die Frage zu klären: „Packe ich auch die letzten 12 km?“
Nachdem diese nur noch flach sein sollte, und man so kurz vor dem Ziel auch nicht aufgeben wollte, nicht lange fackeln, das geht jetzt auch noch! Und tatsächlich, es ging nur noch leicht bergab, auch wenn sich die Kilometer irgendwie endlos anfühlten. Nachdem das Landesgartenschau-Gelände in Sicht kam, zerstreute sich das Läuferfeld immer mehr. Wer noch Kraft hatte setzte zum Endspurt an. Auch ich mobilisierte letzte Reserven, und nach 6:30 h war es vollbracht. Den ersten Ultra erfolgreich gemeistert!
Nach kurzem Duschen saßen die Läufer noch gemütlich beieinander. Es gab Kuchen und Bavarian Iso-Drink (Weizenbier). Alle, die ihren ersten Ultra geschafft hatten, erhielten als Erinnerung das Buch „Bekenntnisse eines Nachtsportlers“ von Wigand Bohning, mit persönlicher Widmung des Autors.
Die Tage nach dem Ultralauf verliefen erstaunlich schmerzarm, wenn auch nicht -frei. Die Muskulatur beschwerte sich 2 Tage noch, insbesondere beim Treppensteigen. Ein Glück, dass ich beim LGA-Indoor-Marathon nur als Zuschauer anwesend war.
Ein herzliches Dankeschön an das Orga-Team des Ultralaufs und die Feuerwehr für die Unterstützung des Laufs.
Einen Bericht mit vielen Bildern gibt es von „team bittel“-Mitglied Dieter Ulbricht: www.laufkultur.de/homepage/content_2008/AULA_08.htm