Erstes Training nach der Ulmer Laufnacht

Nachdem die Woche erst mal Regeneration anstand und ich sowieso am ĂŒblichen Laufdienstag einen anderen Termin hatte (den es in Zukunft so nicht mehr gibt –> mehr Zeit zum Laufen 🙂 ) habe ich es erst am Freitag gewagt wieder Laufen zu gehen. Radfahren ging schon ab Montag wieder recht gut, Treppensteigen war ab Mittwoch beschwerdefrei.
Am Donnerstag war Schwimmtraining, auch das ohne Probleme machbar.

Praktischerweise stand eine langsame Runde auf dem Programm am Freitag, auch wenn ich sie partout nicht so langsam laufen konnte wie unser Trainer sich das vorgestellt hatte – ich war eindeutig immer noch viel zu schnell fĂŒr die 7 min/km – da hĂ€tte ich wohl vorher noch 40km laufen mĂŒssen damit das hinhaut, zumindest ist das der Schluss aus der Auswertung der Ulmer Laufnacht – ab ca. Kilometer 45 bin ich langsamer geworden und nach Kilometer 60 total eingebrochen.

Das ging mir beim Training nicht so auch wenn nach ca. 6km die Oberschenkelmuskeln sich meldeten – ganz weg sind die Überlastungserscheinungen der Laufnacht dann wohl doch noch nicht. Aber das geht weg und wenn man es weiß, dann lĂ€uft man halt etwas langsamer. Da ich mir ja auch eine Blase gelaufen hatte fing selbige irgendwann an wieder zu scheuern – ich habe dann kurzerhand die Schuhe und Socken ausgezogen und bin mal wieder 2,5km ohne Schuhwerk gelaufen – definitiv eine Erfahrung auf dem Asphalt – wenn auch sicherlich noch nichts fĂŒr die Langstrecke – aber insgesamt doch eine Abwechslung. Hornhaut rubbelt es bei der Aktion auch gleich automatisch runter.

Mal sehen wie sich die nĂ€chste Woche so anlĂ€sst – fĂŒr den Samstag steht ja schon der nĂ€chste Wettkampf in Gunzenhausen am AltmĂŒhlsee an. Vielleicht nicht unbedingt ein Lauf auf Zeit diesmal aber er ist einfach immer wieder schön zu laufen.

Ziel erreicht – die Ulmer Laufnacht ĂŒber 100km

Nachdem ich 2010 ja Diplomarbeit in den USA geschrieben habe (gelaufen bin ich ja dennoch – siehe Bericht zum Marathon in Frederick) war es mir ja nicht möglich an der 2. Ulmer Laufnacht teilzunehmen. Meine Kollegin Helga hatte sich erbarmt und dann eine Besichtigung meiner „Baustelle“gemacht – denn so 100% zufrieden war ich ja mit dem Ergebniss wĂ€hrend der 1. Veranstaltung nicht.

DafĂŒr war dann um so klarer: 2011 bist du wieder in Ulm am Start – und natĂŒrlich wieder ĂŒber die volle Distanz und mit einigen gezogenen Lehren aus dem ersten 100km-Lauf fĂŒr mich. Unter anderem hatte ich mir diesmal einen Begleitradler organisiert – mein Arbeitspartner Torsten hatte sich spontan bereit erklĂ€rt die 100km neben mir mit dem Fahrrad herzufahren. An einigen Wochenenden hatten wir dann auch schon ein wenig trainiert – Flasche anreichen, wie klappt es von der Geschwindigkeit etc.

2009 hatte ich die Gewissheit einen Marathon vorab erfolgreich hinter mich gebracht zu haben, bevor es ĂŒber die lange Strecke ging – diesmal hatte ich beim Marathon abbrechen mĂŒssen – ein wenig mulmig war mir denn auch. So ein wenig Sicherheit und Selbstvertrauen ist doch durch nichts zu ersetzen. Zudem hatte ich die Wochen vor dem Lauf einiges zu tun und so gab es wieder eine Tappering-Woche vor dem Lauf mit stark reduziertem Kilometer-Umfang. Ob Tappering fĂŒr mich eine gute Technik ist kann ich immer noch nicht sagen. Da muss ich wohl noch einige Vergleiche machen. Auch war ich ein wenig erkĂ€ltungsgeschwĂ€cht wĂ€hrend der Woche, aber bis zwei Tage vor dem Lauf sah es dann doch ganz gut aus – die Symptopme soweit abgeschlossen und nur noch ein wenig laufende Nase bei lĂ€ngerer Belastung. WĂ€re dem nicht so gewesen hĂ€tte ich wohl oder ĂŒbel auf das praktische Angebot des Veranstalters zurĂŒck kommen mĂŒssen den Lauf kostenfrei um ein Jahr zu verschieben. Finde ich eine echt super Sache, denn wer kann schon garantieren, dass er an dem Tag nicht irgendwie doch krank ist oder sich beim intensiven Vorbereitungstraining irgendeine Verletzung holt.

Die Fahrt nach Blaustein war wie ĂŒblich – keine besonderen Vorkommnisse – und wenn man weiß wo man hin muss, dann wird doch auch vieles leichter. Allerdings machte mir das Wetter zunehmend Sorge – immer wieder doch recht ergiebige RegenfĂ€lle – wenn es irgendwann wĂ€hrend des Laufs leicht regnet dann habe ich damit kein Problem, aber wenn man bereits auf den ersten Kilometern durchgeweicht ist, oder gar schon vor dem Start, dann macht mir das Laufen gar keinen Spaß mehr.

Startunterlagen, Transponder und die SpĂ€tzle-Party – alles wunderbar organisiert und nur in einigen Details gegenĂŒber 2009 verĂ€ndert – wie auch Details an der StreckenfĂŒhrung – aber dazu spĂ€ter mehr. Die Farbe des Begleitradler-Shirts hat meinen Partner dann doch etwas geschockt – lila/flieder keine Ahnung wer auf die Idee gekommen ist. Nach Organge 2010 ist man bei den Farben fĂŒr die Teilnehmer-Shirts wieder zu dunklem schwarz mit hellem Aufdruck zurĂŒck gekehrt – gefĂ€llt mir fĂŒr die Nachtveranstaltung deutlich besser. Auch gibt es keine 2 Funktionsshirts mehr (Teilnehmer und Finisher) sondern nur noch ein Baumwoll-Shirt auf das nach erfolgtem Lauf die Strecke und „Finisher“ aufgedruckt wird. Auch nicht das schlechteste – Funktionsshirts gibt es weiterhin gegen Aufpreis.

Nach der Einweisung – wie immer: rote BĂ€ndchen rechts, gelbe BĂ€ndchen links, gelbe oder organge reflektierende Pfeile, teilweise mit Beleuchtung und zur absoluten Narrensicherheit noch Markierungen auf dem Boden mit gelber Neon-Farbe – bei der Redundanz kann man sich wirklich nicht verlaufen. Zudem liegen wieder an Gefahrenstelle rote Blinklichter oder auch Knicklichter – Respekt vor dem Organisationsteam, das die ganze Festtagsbeleuchtung vor dem Lauf rechtzeitig einschaltet und hinterher vor allem auch wieder abrĂ€umt. Auch auf die Pflicht zur Kopfleuchte fĂŒr die Nacht wird nochmal hingewiesen – insgesamt alles was man fĂŒr den Lauf nunmal unabdingbar wissen muss.

Ich habe dann noch versucht ein wenig zu schlafen – schließlich war ich den Tag ĂŒber ja auch schon wach. Allerdings macht mir das geĂ€nderte Rahmenprogramm einen Strich durch die Rechnung – allenfalls ein wenig dösen ist drinn – besser als nichts. Passend zum BallonglĂŒhen stehe ich dann notgedrungen auf und mache mich fertig – das BallonglĂŒhen wurde im Vergleich zu 2009 vorverlegt damit mehr Leute etwas davon haben. Torsten hatte somit wenigstens einen Teil der Startvorbereitungen mitbekommen – die Begleitradler starten 15 Minuten vor den LĂ€ufern, damit es nachts auf den dunklen und teils engen Waldwegen nicht zu UnfĂ€llen kommt.

Am Start treffe ich nochmal Helga – sie hat einen technischen Ausfall zu beklagen – der Pulsmesser spielt verrĂŒckt und lĂ€sst sich auch so kurz vor dem Start nicht mehr zur Mitarbeit bewegen – da hilft dann nur das GefĂŒhl. Mit einigen Minuten Verzögerung geht es dann um 23:00h auch endlich los – wie ĂŒblich ein schönes Feuerwerk zum Start. Eines ist im Vergleich zu 2009 definitiv anders – mir ist kalt – ich laufe daher im Zwiebel-Look bestehend aus langem Lauftrikot, Windjacke und einer Fleece-Weste die ich sonst bei winterlichen Trainingseinheiten verwende. Ein LĂ€ufer macht mich etwas komisch an, was ich im Winter dann wohl anziehen wĂŒrde. Ich nehme das gelassen – was ich anhabe kann ich ausziehen – was ich nicht dabei habe kann mich im Zweifel nicht wĂ€rmen.

Nach dem Start geht es in Richtung Eggingen – ich unterhalte mich mit einem LĂ€ufer eine ganze Weile – wir mahnen uns beide immer wieder langsam zu machen, denn die Nacht ist noch lange und die Strecke auch. Immerhin ist man ja recht bald im zweistelligen Kilometerbereich. Nach dem gemĂŒtlichen Teil zum Warmwerden im Tal und einigen kleineren Steigungen geht es dann auch die erste langgezogene Steigung nach oben. Ich halte meine Pulsuhr fest im Blick – nur nichts ĂŒberstĂŒrzen – dennoch saust der Puls gegen Ende der Steigung in ungeahnte Höhen um die 170 SchlĂ€ge/Minute – so hoch wollte ich eigentlich vermeiden. Aber nachdem die Steigung ĂŒberwunden ist geht der Puls gemĂ€ĂŸ der Steigung auch wieder etwas abwĂ€rts. Wir laufen nun nicht mehr entlang der Straße sondern auf einem geschotterten Weg durch den Wald – volle Konzentration sonst hat man sich schneller den Fuß vertreten als man schauen kann – aber ansonsten alles wunderbar zu laufen – im Wald ist es angenehm windgeschĂŒtzt und ich ziehe das Fleece aus und binde es mir um die HĂŒfte.

In sanften Wellen erreichen wir dann Eggingen – erst eine Runde Iso-GetrĂ€nk dann treffe ich auf meinen Begleitradler – ich bleibe nicht stehen sondern jogge langsam weiter. Zwischenzeitlich hat man einen ganz guten Blick auf die nĂ€chtlichen Dörfer und einen AuslĂ€ufer Ulms. Die Strecke windet sich durch die Felder, teilweise ist der Feldweg bewachsen und nur die Trekker-Spuren rechts und links sind sehr grob geschottert – gerade wenn es bergab geht ist das Ă€ußerst unangehm. Ansonsten ist es einfach angenehm zu laufen und ein herrlicher Anblick wenn sich die beleuchtete LĂ€uferschlange vor einem durch die Landschaft windet.

Noch immer geht es durch die Nacht, teilweise stehen vereinzelte Gruppen an der Strecke und applaudieren – ansonsten zieht sich das Feld langsam aber sicher immer weiter auseinander. Ich lasse mich von nichts beirren und richte mich ganz nach meiner Pulsuhr – um die 150 SchlĂ€ge habe ich mich eingependelt. Ich habe das GefĂŒhl die Nacht diesmal mehr genießen zu können – ich nehme einige Details wahr, die ich so nicht mehr im Kopf hatte – einiges andere kommt mir wiederum vertraut vor. Zwischenzeitlich gibt es auch wieder Motivation in Form eines Schildes – 15km sind geschafft. Nach weiteren 5en
laufen wir auf dem Sportplatz in Erbach ein – eine grĂ¶ĂŸere Verpflegungsstelle mit StaffelĂŒbergabe – Kuchen, Bananen und Äpfel alles was den LĂ€ufermagen freut – ebenso gibt es wieder mal Iso-GetrĂ€nk – bisher vertrage ich das ganz gut, also schĂŒtte ich weiter krĂ€ftig von dem Schmiermittel fĂŒr die Muskeln in mich rein.

Nun kommt wieder eine altbekannte Strecke – entlang der Donau, besser gesagt dem Donau-Damm entlang – auf der leicht gekrĂŒmmten Strecke sieht man wieder die LĂ€ufer und Begleitradler in der Ferne – ein schöner Anblick. Zudem ist die Strecke zur Abwechslung mal angenehm flach. Zumindest bis es nach dem Wasserkraftwerk wieder moderat bergan geht. Nach einigen kleineren HĂŒgeln geht es lange Zeit bergab zwischenzeitlich steht ein weiteres Motivationsschild – wieder 5 km geschafft. Kurze Zeit spĂ€ter ist es dann mit der Erholungsstrecke aber auch vorbei – rund um Unterweiler folgt eine starke Steigung auf die nĂ€chste – aber ich fĂŒhle mich noch immer gut und muss keine Gehpause machen. Aber nach den steilen Anstiegen geht es meist wieder langsam bergab – das freut auf alle FĂ€lle mal die Gelenke und die Muskulatur in den Oberschenkeln.

NĂ€chstes Ziel ist Illerkirchberg – der Name ist in diesem Fall ebenfalls Programm – es geht ganz ordentlich aufwĂ€rts bis nach einer Spitzkehre das Plateau erreicht ist. Kurz vor der Verpflegungsstelle steht ein weiteres Kilometer-Schild, 35km habe ich mittlerweile geschafft. Kurz vor der Verpflegung hat sich Helgas Mann postiert und macht natĂŒrlich auch gleich noch ein Foto.

Nun geht es langezogen den BergrĂŒcken runter der Ausblick ist herrlich, auch wenn es verdammt frisch ist – Torsten liest auf seinem Fahrrad-GPS-Tacho 1,2°C ab – jetzt wundert mich auch nicht mehr, dass mir die GetrĂ€nke alle so ĂŒbermĂ€ssig kalt vorkamen. Ich ziehe das Fleece wieder drĂŒber um nicht ĂŒbermĂ€ĂŸig auszukĂŒhlen. Mit einigen Kehren schlĂ€ngelt sich die Laufstrecke ins Illertal hinunter – die Strecke entlang der Iller habe ich in guter Erinnerung – angenehm zu Laufen und mit schönem Ausblick auf die Iller die munter neben uns im Dunkeln herplĂ€tschert. Unterbrochen wird die Idylle nur durch einen kurzen Abstecher ans Kloster Wiblingen – dort findet sich die nĂ€chste Versorgung. Kurz etwas essen und einige Fotos vor der schönen Kulisse machen, dann geht es aber auch schon weiter in Richtung Ulm. Vorher erst wieder runter an die Iller und weiter an derem idyllischem Lauf. Ich treffe auf einen LĂ€ufer der ein Ă€hnliches Tempo wie ich lĂ€uft und wir unterhalten uns wĂ€hrend wir uns langsam Ulm und der 50km Station nĂ€hern. So verfliegen die Kilometer die ich von 2009 als relativ zĂ€h in Erinnerung hatte wie im Fluge.

In Ulm selbst gibt es auch eine Änderung gegenĂŒber 2009 – die Versorgung findet nicht mehr direkt in der Bastion statt sondern im Donaustadion. Das liegt etwa 3 km weiter – ein Effekt den ich so nicht eingerechnet hatte und der mich dann doch etwas Nerven kostet – diese Kilometer wirken fast wieder wie aus Gummi. Immerhin muss man diesmal nicht ĂŒber die BrĂŒcke an der Bundesstraße – eine Steigung weniger das ist auch etwas wert. Im Stadion mache ich Pause – versuche etwas mehr zu essen – auch wieder etwas Kuchen, aber so recht schmecken will er nicht – ich versuche die Pause kurz zu halten, denn 2009 hatte ich mit dem Wiederanlaufen doch erhebliche Probleme – nach 12 Minuten versuche ich es – und es geht mir Ă€hnlich wie 2009: Mein Körper war schon voll auf Entspannung eingestellt und die Muskulatur wehrt sich. Wie auch 2009 denke ich kurzfristig an Aufhören, ĂŒberwinde mich dann aber doch – und nach rund 1,5km ist die Sache auch wieder im Lot – merke fĂŒr weitere Aktionen dieser Art – Pause bei 50km noch kĂŒrzer machen.

Kurz vor Ulm haben wir die IllermĂŒndung in die Donau passiert, daher joggen wir jetzt auch entlang der Donau weiter stromabwĂ€rts. Es ist jetzt irgendwie kurz nach halb fĂŒnf. Die ersten Vögel fangen an zu Singen und auch der Effekt, dass man streckenweise total alleine ohne Kontakt zu Vordermann oder Hintermann lĂ€uft stellt sich auf der Strecke wieder ein. Diese befindet sich bis Thalfingen noch auf der bayrischen Seite der Donau – und scheints ist man dort auf LĂ€ufer und Radler noch nicht so recht eingestellt – der Untergrund ist stellenweise sehr grob geschottert – das hat sich seit 2009 nicht geĂ€ndert. Das macht die Lauferei nicht gerade einfacher, denn man muss sich weiterhin voll konzentrieren wo man hintritt. Immerhin ist es etwas wĂ€rmer und ich ĂŒbergebe meine Fleece-Jacke an meinen Radler. Kurz vor der BrĂŒcke in Thalfingen steht dann ein weiteres Schild – 55km sind erreicht – kurz danach geht es ĂŒber die Donau. An der Wasserstelle wird nochmal kurz getankt und die Kopflampe weggepackt. Dann geht es auf die lange Gerade entlang parellel zum Damm. Da sich die Kilometrierung etwas verschoben hat steht diesmal nicht irgendwo entlang der Geraden ein Motivationsschild. Das entfĂ€llt diesmal – dennoch habe ich ein Zwischen-Ziel: Einerseits das Ende der Geraden, andererseits kommt ein LĂ€ufer ins Blickfeld der etwas langsamer unterwegs ist – am Ende der Geraden habe ich beides erreicht – den LĂ€ufer eingeholt und die Gerade abgeschlossen.

Nun geht es auf Oberelchingen zu mit einem wunderschönen Blick auf die aufgehende Sonne, die glutrot ĂŒber den Feldern steht. Direkt nach dem BahnĂŒbergang steht dann auch das sehnlichst erwartete Schild – 60km liegen hinter mir. Ein Bild aus einem der Bittelschen Laufberichte kommt mir in den Sinn – „nur noch ein Marathönschen“ – wie wahr, weniger als 40km liegen jetzt noch vor mir, aber ich weiß aus der Erfahrung, dass diese es nochmal so richtig in sich haben. Den Anfang im Steigungsreigen macht wohl die heftigste Steigung im ganzen Lauf aus – nicht umsonst hat sie den Spitznamen „Napoleonrampe“, erst geht es die Straße recht steil nach oben und zum Abschluss in Serpentinen durch einen Spielplatz. Ein LĂ€ufer flucht etwas auf die Steigung – ich motiviere ihn etwas – bei meinem Marathon in Frederick (USA) musste ich wegen der Hitze und der Steigungen auch viel gehen – dort hat mich die Erinnerung an genau diese Steigung der Ulmer Laufnacht motiviert – ich wusste wie man solche FĂ€lle angehen muss. Außerdem ist nach dem steilen Anstieg auch Erleichterung in Sicht – im Kloster befindet sich eine Verpflegungsstelle. Wie ĂŒblich geht es aber vorher durch den Friedhof – ein Schelm wer böses dabei denkt.
Mein Begleitradler meint noch ich solle doch hier irgendwann einmal meine Trauung vornehmen lassen, wenn es denn soweit ist. Ich entgegne: „wenn dann aber am Tag der Laufnacht und als walktrough-wedding, denn drive-trough haben die Ammis ja schon …“.

Nach dem kurzen Stopp geht es weiter bergan, wenn auch nicht mehr so steil – immer entlang des Panoramawegs leider ist es diesmal etwas diesig und die Sicht somit nicht ganz so berauschend – aber es ist immerhin mittlerweile angenehm hell. Wir nĂ€hern uns zum zweiten Mal Thalfingen diesmal am Nordende, das GefĂ€lle in den Ort rein mit Serpentinen hat es ganz schön in sich aber auch diese gehen irgendwann vorĂŒber – vor allem mit der Gewissheit: „Das musst du auch wieder hoch…“ In Thalfingen selbst gibt es nur eine reine Wasserstation der Feuerwehr – gut das mein Begleiter noch Studentenfutter vom letzten Stopp eingepackt hat – auf der nĂ€chste Steigung gehe ich und verspeise dabei die leicht gesalzenen NĂŒsse – wie leicht man einem LĂ€ufer doch eine Freude machen kann. Spontan muss ich an eine sinnvolle Erfindung aus den USA denken – „Trailmix“ heißt das Zeug dort und ist eine Art „gepimptes“ Studentenfutter, es ist zusĂ€tzlich leicht gesalzen und mit Schokolade (meist M&Ms) angereichert. Davon könnte ich in dem Moment gefĂŒhlt einen ganzen Eimer verdrĂŒcken (in den Staaten wird es in Dosen zu rund 1kg verkauft). Die Steigungen scheinen nun kein Ende zu nehmen – immerhin ist es immer noch vergleichsweise kĂŒhl – ich laufe noch immer mit Windjacke. In den Feldern wird mir um so bewusster wie wichtig die Jacke ist: Wir haben einen krĂ€ftigen Westwind, der uns die gesamte Zeit bis ca. 7km vorm Ziel begleiten wird.

Die Strecke fĂŒhrt teils hĂŒgelig durch eine grĂ¶ĂŸtenteils abwechslungsreiche Landschaft – immer wieder WaldstĂŒcke, dann wieder Felder. Am Ende eines WaldstĂŒckes steht eines der herbeigesehnten Schilder – 65km! Es ist noch immer vergleichsweise mild, im Gegensatz zu meinen Erinnerungen ist die Sonne diesmal herzlich willkommen – sie wĂ€rmt ein wenig und mildert das kalte GefĂŒhl, dass der Wind in der mittlerweile auch ĂŒberlasteten Funktionskleidung aufkommen lĂ€sst. Nach einer leichten Kehre taucht auch schon wieder ein Schild zur Motivation auf: 70km sind vollbracht – nur noch 30 km bis zum Ziel. So lang kamen mir die letzten 5km gar nicht vor, auch wenn sie sicherlich nicht lĂ€nger oder kĂŒrzer als die anderen wahren.

Nun folgt ein StreckenstĂŒck, dass sich von 2009 deutlich unterscheidet – anstelle eine weitere Senke und dann entlang der Bahnlinie zu verlaufen, geht es diesmal auf den nördlichsten Teil der Strecke – einmal ĂŒber die Autobahn A8 und dann parallel zu selbiger weiter gegen Westen. Wie gesagt, keine Senke, dafĂŒr diesmal ein leichter HĂŒgel. Dennoch gehe ich die langgezogenene Steigung hoch – ich bin doch etwas ausgepowert. In der Ferne ist das Zentrallager der Firma MĂŒller (Drogerie-Martk) zu sehen – auch das charakteristische FirmengebĂ€ude „MĂŒller-TĂŒrmn ist weithin sichtbar. Es geht wieder quer zur Autobahn – diesmal nicht ĂŒber eine BrĂŒcke, sondern untendrunter durch. Danach eine Steigung hoch, ich verfalle wieder ins Gehen und unterhalte mich mit einem anderen LĂ€ufer. Gemeinsam motivieren wir uns, nach der Steigung geht es flach weiter und wieder in Richtung der mir bekannten Strecke, die BrĂŒcke ĂŒber die Eisenbahn kommt nĂ€her – vorher eine kleine Senke. Die BrĂŒcke gehen wir auch wieder hoch. Ich wĂ€hne schon die nĂ€chste Verpflegung kurz hinter der Kuppe – aber meine Erinnerung trĂŒgt mich – es geht noch einen knappen Kilometer durch die Bebauung bis die 75km-Station erreicht ist: BrĂŒhe, Salz, Magnesium, Hartwurst und jede Menge Iso-GetrĂ€nk. Nach ein wenig Verschnaufen geht es weiter. NĂ€chstes Ziel: Wilhelmsburg bei Kilometer 80.

Die Strecke schwingt sich nun in sanften HĂŒgeln gen Ulm. So lange es flach ist, oder leicht bergab geht jogge ich, ansonsten schalte ich die Untersetzung zu – sprich ich gehe die Steigungen hoch. Es geht am nĂ€chsten Lager von MĂŒller vorbei. Immer wieder ein wenig bergauf, ein wenig bergab. Ich passiere mit meinem Radbegleiter das Ortschild von Ulm (mal wieder) – die Schilder entlang der Strecke sprechen eine deutliche Sprache: „Bundeswehr-Krankenhaus“ – sehen wir etwa schon so ĂŒbel zugerichtet aus? Ich will es gar nicht wissen, auch wenn Torsten schon wieder fleißig Bilder macht. Wir ĂŒberholen zwei LĂ€uferinnen – eine hat scheinbar ihre Staffel schon beendet und ist ihrer Kollegin entgegen gelaufen. In der Gruppe sind wir um so motivierter – aber auch die erste Ecke der Wilhelmsburg zeigt sich, was zusĂ€tzlich fĂŒr Motivation sorgt. Bei der ersten Laufnacht hatte ich in der Hochschule noch verkĂŒndet: „wenn ich die 80 geschafft habe, dann sind die letzten 20 Ehrensache“ – diese Worte fallen mir auch jetzt wieder ein. Und wieder ist klar: Aufgeben? Jetzt nicht mehr bzw. nur noch wenn irgendwas gravierendes passieren sollte. Diesmal ist die Verpflegung im Burggraben aufgebaut, nicht wie 2009 im Innenhof.
Wieder eine Portion Magnesium, Kuchen, IsogetrĂ€nk und Wasser. Ebenfalls vor der Burg hat sich Helgas Mann wieder postiert – nicht mehr so dick eingepackt wie in der Nacht. Auch hier ganz klar gibt es wieder Fotos.

Danach geht es weiter – nicht mehr wie bei der ersten Laufnacht den Wehrgang hinunter sondern gleich quer dazu auf Höhe des Burggrabens. Es folgt eine Strecke die liebevoll mit „Achterbahn“ betitelt ist – eine gewisse Ähnlichkeit zu einer solchen ist auch nicht abzustreiten. Es geht immer wieder kleine knackige Steigungen hoch und runter – selten wirklich flach. Mittlerweile machen sich die Oberseiten der Oberschenkel langsam bemerkbar, vor allem wenn es steiler bergab geht – einfach laufen lassen geht nicht mehr. Wir laufen immer in Sichtweite der B10 und in der Ferne ist diesmal die andere Seite des „MĂŒller-Turms“ zu erkennen. Langsam nĂ€hern wir uns dem Örtchen Lehr – in der richtigen Schreibweise, innerlich fĂŒhle ich mich auch leer, aber halt mit doppeltem „e“. Der Effekt wird durch die starken Anstiege vor der Ortschaft. Um so besser, dass an der Feuerwehr schon wieder Energie und Wasser getankt werden kann – kurz danach passieren wir den Kilometer 85.

Nach einer Kuppe stehen wir vor einem weiteren Highlight der Strecke: Die „Mördersenke“, diese liegt vor dem TruppenĂŒbungsplatz der Bundeswehr. Diesmal ist die Strecke leicht anders als 2009 – nach der Senke muss man sich nicht entlang des Kasernen-GelĂ€ndes den HĂŒgel hoch und durch die Sonne quĂ€len. Diese scheint diesmal sowieso nicht so intensiv wie damals – ein wenig mehr wĂ€re immer noch wĂŒnschenswert. Stattdessen geht es durch ein wenig Wald auf dem Übungsplatz und am anderen Ende trifft sich die Route dann wieder – von der Strecke her dĂŒrfte es kaum ein Unterschied sein – auch die unbetreute Wasserstelle ist wieder aufgebaut. An einem der HĂŒgel treffen wir auf ein weiteres Team aus LĂ€ufer und Begleiter – wir unterhalten uns ganz nett – auch wenn uns beiden mittlerweile jede Muskelfaser in den Beinen wehtut – nur aufgeben wollen wir nicht. Soweit es geht joggen wir – ca. einen Kilometer vor der 90km-Sation muss ich langsamer machen – es geht einfach nicht mehr. An der Station sind wir wieder gleichauf. Vor uns lĂ€uft schon geraume Zeit ein etwas außergewöhnlicher Teilnehmer her: Ein Mitglieder Bundeswehr in Uniform, Stiefeln und Rucksack. Der ist noch reichlich fit und legt ein recht ordentliches Tempo vor – an der 90km-Station ist er aber total entkrĂ€ftet und pausiert noch als ich mich wieder auf den Weg mache. Noch 10km, das muss zu schaffen sein.

Die Strecke fĂŒhrt wieder ĂŒbers freie Feld, der vorletzte Ort ist Bollingen oberhalb des Kiesentals. Bis an die Sportanlagen Bolligen sind es noch 4km, dort steht die letzte Versorgungsmannschaft vor dem Ziel. Ich fasse nochmal Energie in Form von Kuchen und Iso und dann geht es an die letzte Etappe ĂŒber 6km – die Schilder stehen seit Kilometer 90 ja jetzt auch jeden Kilometer da. Geistig motiviere ich mich damit, dass ich mir vorstelle wo auf meiner Heimat-Laufstrecke ich jetz ungefĂ€hr wĂ€re (die ist ziemlich genau 10km lang). Nach ein wenig angenhm weichem Feldweg mit Gras und Moos geht es an den Abstieg ins Kiesental – letztes Mal musste ich da Gehen, diesmal kann ich vorsichtig joggen. Ich fĂŒhle mich nicht wirklich schlecht dabei.
Bei Kilometer 96 geht es nochmal einen steileren Anstieg im Kiesental hoch. Der letzte wirklich große Anstieg. Am Gipfel steht noch eine zusĂ€tzliche Wasserstelle bereit aber ich brauch nichts, zu verlockend ist das nahe Ziel. Die lange Strecke abwĂ€rts geht recht gut zu joggen. An der Bundesstraße geht es nochmal ĂŒber einen HĂŒgel, dann vorbei an der Forellenzucht und dem Kilometer 97. Ich kann das Ziel schon förmlich riechen. Auch eine leichte Steigung jogge ich jetzt hoch – wissend, dass es die letzte wirklich spĂŒrbare ist.

Mit Kilometer 98 erreichen wir Blaustein – Torsten fĂ€hrt voraus und postiert sich fĂŒr ein Bild bei Kilometer 99. Es geht an die Blau, ĂŒber eine kleine BrĂŒcke und dann nur noch flach entlang der Blau. Torsten macht ein Foto als ich den Kilometer 99 passiere, dann schwingt er sich wieder in den Sattel und gibt Gas, damit er ein Foto vom Zieleinlauf machen kann. Ich nehme mich auch nochmal zusammen, hinter dem Stadion vorbei, an der Lix-Sporthalle entlang, an meinem Auto und Zelt am Parkplatz nochmal rechts ab Richtung Station. leichter Anstieg bis an die Tartanbahn und dann nur noch 700m – ich gebe Gas und versuche so gut als möglich zu lĂ€cheln. Letzte Kurve und dann die Zielgerade entlang und durchs Ziel. Da gerade die Siegerehrung stattfindet, stehen auch genĂŒgend Leute an der Strecke und applaudieren – nicht nur fĂŒr die Geehrten – auch fĂŒr jeden Ankömmling wird Beifall gespendet. Auf der Zielanzeige stehen 11:52:37 – langsamer als 2009 aber immerhin unter 12h – Ziel erreicht.

Nach dem Lauf gönne ich mir jede Menge GetrĂ€nke, Brötchen und was sich sonst noch so bietet. Ich ziehe meine dampfenden Lauschuhe und Socken aus und inspiziere mein Laufwerk eine Blase am Zehen und zwei je rechts und links an der Unterseite ansonsten alles ok. Nur Gehen fĂ€llt mir schwer und mir wird langsam kalt. Ich ziehe nach und nach wieder meine Jacke und auch das Fleece an.Bevor ich ein warmes Mittagessen zu mir nehme (zum FrĂŒhstĂŒck bin ich leider zu spĂ€t – muss ich mich nĂ€chstes Mal mehr anstrengen und noch intensiver vorbereiten) hole ich noch die Aufdrucke fĂŒr die T-Shirts ab „Finischer 100km“ – fĂŒr mein Shirt von 2009 gibt es leider keinen Aufdruck der Kilometerzahl – den werde ich mir jetzt wohl irgendwoher selbst organisieren.

Nun lasse ich den Tag noch ausklingen im Bad Blau – der Eintritt ist mit der Startnummer kostenlos. Eigentlich dachte ich ja, ich hĂ€tte diesmal die alten Fehler nicht mehr gemacht – dennoch bin ich total verausgabt und mir ist teilweise doch noch recht kalt. Die AufwĂ€rme-Sauna mit ihren 60°C ist leider diesmal außer Betrieb. So muss ich mit Whirlpool und warmer Steinbank Vorlieb nehmen. Ich bin so platt, dass ich erst mal 2h schlafe. Danach etwas essen, denn mir ist immer noch kalt. Ein fettig triefendes Schnitzel mit einem Berg Pommes soll Abhilfe schaffen. Mittlerweile ist der Körper eine einzige Regenerationsbaustelle – alle Muskeln schmerzen, es ist Ă€ußerst mĂŒhsam auch nur zu gehen. Aber es gibt noch andere 100km LĂ€ufer im Bad und keinem geht es anders. Danach nochmal 2h Entspannen und Schlafen im Ruhebereich. Auf dem Weg zur Umkleide fragen mich ein paar Passanten ob es mir gut ginge und was passiert sei … als ich sage, dass ich 100km gelaufen bin fĂ€llt Ihnen fast die Klappe runter. „Kann man sowas ĂŒberhaupt laufen?“

Diesmal fahre ich auch nicht direkt am Samstag wieder heim – auch das eine Lehre von 2009 – so total verausgabt fĂ€hrt es sich schlecht. Stattdessen gibt es noch ein Abendessen und dann haue ich mich aufs Ohr. Die Nacht ist Ă€ußerst gemischt – einerseits schwitze ich wie verrĂŒckt und mir ist mollig warm. Andererseits proben die Muskeln den Aufstand – es fĂŒhlt sich an wie SchĂŒttelfrost und ich wache bei jedem Versuch mich im Schlafsack zu drehen vor Schmerzen auf. Am Sonntag geht es schon wieder deutlich besser – gut wĂ€re ĂŒbertrieben. FĂŒr die Heimfahrt reicht es aber allemal aus. Montag und Dienstag sind noch gekennzeichnet durch starken Muskelkater in den Oberseiten der Oberschenkel – Treppen aufwĂ€rts geht schon wieder recht gut, aber abwĂ€rtst ist jedesmal Hölle. Am Mittwoch ist der erste Tag an dem Treppenlaufen wieder ok ist.

Fazit: Die Laufnacht ist anstrengend, hat aber auf alle FĂ€lle auch ihren Reiz. Mit den kleinen Detailverbesserungen an der StreckenfĂŒhrung und den zusĂ€tzlichen Versorgungspunkten wurde die ohnehin gut gemachte Veranstaltung weiter verbessert. Wenn der Muskelkater weg ist, kann man die Erinnerungen so richtig genießen. Noch weiß ich nicht, ob ich 2012 wieder mit dabei sein werde, aber eine Überlegung ist es auf alle FĂ€lle wert. Was ich nicht mehr missen möchte ist ein Radfahrer als Begleitung – es lĂ€uft sich ungleich angenehmer, wenn man zwischenzeitlich die Jacke loswerden kann und auch ggf. mit GetrĂ€nken und Energie versorgt wird, wenn man sie gerade braucht. Auch der Motivationsfaktort spielt dabei eine Rolle – man gibt einfach nicht so leicht auf. Was die Erfahrungen nach der 50km-Pause und im Ziel betrifft so muss ich weiter an mir arbeiten und werde mir auch definitiv einige richtig lange Laufstrecken jenseits der Marathondistanz auf den Plan setzen um noch besser zu werden.

Mit dem Ergebnis bin ich von der Zeit her nicht ganz zufrieden, wohl aber mit der Platzierung die sich danach ergibt. Zwar rutsche ich aus mir noch unerklĂ€rlichen GrĂŒnden im Laufe von Montag und Dienstag noch zwei PlĂ€tze in der Gesamtwertung nach hinten – Platz 61. von 148 Finishern, aber der 1. Platz in der Altersklasse (MHK) bleibt. Das hĂ€tte ich so gar nicht erwartet. Aber nichts ist unmöglich – weder 100km zu laufen noch der 1. Platz in der Altersklasse.

Spargellauf in Lampertheim

Nachdem ich ja vor zwei Wochen kein GlĂŒck hatte in Sachen Marathon (musste abbrechen) – stand fĂŒr dieses Wochenende ja schon wieder ein Wettkampf auf dem Programm – Spargellauf in Lampertheim. Diesmal nur ein Halbmarathon, auch um wieder mal ein Erfolgserlebnis zu haben – das hatte ich irgendwie bitter nötig.

Bevor jetzt alle fragen „wo zum Teufel war Kai denn jetzt schon wieder?“ – Lampertheim ist eine kleine Stadt direkt hinter der hessisch-baden-wĂŒrttembergischen Grenze und ca. 12 km von meiner Heimat in Mannheim entfernt. Dort bin ich derzeit auch beim THW tĂ€tig – da ich aber laufen wollte kam diesmal Streckenabsicherung nicht in Betrach – manchmal muss man PrioritĂ€ten setzen.

Schon bei der Anmeldung war mir klar – ein riesiges Event wird der Lauf nicht sein – ich ordnete ihn ungefĂ€hr bei einem meiner LieblingslĂ€ufe in Gunzenhausen um den AltmĂŒhlsee ein. Bei der Abholung der Unterlagen war ich dann echt erstaunt: Zweistellige Startnummern hatte ich auch schon mal in Gunzenhausen (meine erste war die 96) aber hier habe ich es doch glatt unter die ersten 30 geschafft – Startnummer 29. So klein hatte ich noch keine. Auch ansonsten wird mir recht bald klar: Das ist mehr ein Volkslauf mit familiĂ€ren Charakter denn eine sehr große Laufveranstaltung – fĂŒr den Halbmarathon als lĂ€ngste Distanz sind nicht einmal 200 Stater angemeldet. Um so grĂ¶ĂŸer ist der Andrang bei den 5 und 10km LĂ€ufen – dort sind es mehr als 300 Leute die sich angemeldet haben. Da ich zeitig vor Ort bin kann ich mir sogar noch in Ruhe den Start und den Zieleinlauf der 5km-LĂ€ufer anschauen. Die schnellsten kommen kurz nach 20 Minuten wieder – die langsamsten kommen erst kurz vor dem Start fĂŒr Halbamarathon und 10km ins Ziel – was um so wichtiger ist, denn man muss beim Zieleinlauf genau die gleiche Straße wieder entlang wie beim Start – nur in entgegengesetzter Richtung.

Kurz vor 18:00h geht es dann in die Startaufstellung – wie gesagt alles sehr ĂŒberschaubar von der GrĂ¶ĂŸe her. Das Wetter hat sich auch wieder etwas beruhigt, nachdem es zwischendrin mal 2-3 Spritzer geregnet hatte. DafĂŒr ist die Temperatur und die SchwĂŒle fast wieder unertrĂ€glich – in gewisser Weise eine Neuauflage von Mannheim. Immerhin geht ein teilweise recht krĂ€ftiger Wind was die Sache halbwegs ertrĂ€glich macht.

Die ersten 2 Kilometer sind schnell gelaufen und auch die erste Steigung an der Europa-BrĂŒcke (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen in Straßburg) ist noch wunderbar zu machen. Es geht weiter durch den Stadtkern – das Publikum ist richtig gut – es wird aber rapide weniger so wie man die Ausfallstraße nach Norden aus Lampertheim heraus nimmt. Noch ist das Feld recht dicht, aber es zieht sich schon auseinander. Fast schon einsam wird es an der Wende fĂŒr die 10km LĂ€ufer. Diese sichern ĂŒbrigens die Kollegen vom THW ab und weißen laut und deutlich per Megafon auf die Aufteilung der Strecke hin. Rund 5 Kilometer liegen also bereits hinter mir. Es lĂ€uft richtig gut – die Zeiten meiner Pulsuhr zeigen immer irgendwas um die 4:20-4:30 Minuten pro Kilometer – ich bin mir nach meinen Erfahrungen in Mannheim nicht ganz sicher ob ich das Tempo die gesamte Strecke durchhalten kann und mahne mich zur Vorsicht.

Es geht eine ganze Weile schnurgerade aus, parallel zur Bundesstraße, aber auf einem separaten Wirtschaftsweg – der Wind kommt zwar von vorne, aber das kĂŒhlt wenigstens. Kurz vor Kilometer 8 stehen wieder die Kollegen vom THW und sorgen dafĂŒr das auch alle LĂ€ufer abbiegen und nicht die lange gerade weiter laufen – ein paar aufmunternde Worte – das hilft enorm – noch lieber ist mir aber, dass nach der Abzweigung die nĂ€chste GetrĂ€nkestelle in Sicht kommt. Leider klappt an der das Aufnehmen von Wasser und Nahrungsmitteln nicht wirklich – zumindest nicht im Vorbeigehen … die Banane war einfach zu klein geschnitten als das man sie flĂŒchtig greifen könnte – immerhin ein StĂŒck bekomme ich ab. Und beim Wasser sieht es auch nicht gerade erfolgreich aus … gerade mal ein Becher wandert in meine Trinkflasche – naja es ist ja auch noch ein wenig drin.
Die Strecke verlĂ€uft nun durch die Spargelfelder teilweise ein wenig im Zick-Zack. In der nĂ€chsten Ortschaft sichern wieder Kollegen die Strecke ab und feuern mich lautstark an. Kurz danach ist Kilometer 9 erreicht und es geht in den Wald – im ersten Moment erwarte ich eigentlich, dass es dort kĂŒhler ist – aber: den Gefallen tut mir die Witterung nicht so ganz. Es ist eher stickig und feucht. Immerhin mal etwas Abwechslung fĂŒr die FĂŒĂŸe ist drin – anstelle des harten Asphalts tritt nun etwas weicherer Waldboden.

Nach einer kurzen Passage ist es aber dann auch vorbei mit dem weichen Untergrund – es kommt eine Forststraße die es dann auch entlang geht. An Abbiegung stehen wieder die Kameraden – von einem hĂ€tte ich sogar erwartet, dass er gemĂ€ĂŸ seinem Motto „no sports!“ (siehe auch Churchill) sich sogar verweigern wĂŒrde an der Strecke Posten zu machen. Aber viel Gedanken darĂŒber kann ich mir gerade nicht machen – es liegt ja noch Strecke vor mir. Es geht ziemlich geradlinig durch den Wald – am Wasserwerk gibt es wieder eine GetrĂ€nkestelle und eine Dusche – wie man es aus Bamberg kennt – sehr feine Erfindung. Diesmal klappt es auch mit der GetrĂ€nkeaufnahme … als ich die Flasche schwenke reicht mir ein Helfer auch gleich eine Mineralwasser-Flasche – ich fĂŒlle um und reiche sie einem weiteren Helfer – so mag ich das. Leider nur stilles Wasser – noch nicht mal irgendwas elektrolythaltiges – immerhin schleppe ich jetzt wieder ein Kilo mehr mit mir rum – aber das wird recht bald wieder weniger zumindest das was in der Flasche ist und der Rest verdunstet im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Strecke durch den Wald wird jetzt richtig angenehm – es geht ein wenig Wind und die BĂ€ume spenden Schatten. Wir kreuzen mehrfach die im Wald ausgeschilderten Laufstrecken – ich nehme mir vor, von denen mal einige mehr auszuprobieren – bisher habe ich nur einmal kurz vor dem Abflug in die Staaten vor fast anderthalb Jahren hier trainiert – inklusive Umleitung wegen eines abgestĂŒrzten Armee-Hubschraubers – all das fĂ€llt mir wieder ein, wĂ€hrend ich durch den Wald jogge – die Zeiten sind weiterhin bei rund 4:30 und somit absolut im Rahmen.

Nach einigen Verschwenkungen geht es mal wieder ab von der Forststraße in Richtung Bebauung – genauer gesagt in den Stadteil Neuschloss – das war einmal ein richtig nobles Neubaugebiet – bis man festgestellt hat, dass der Boden dort aufgrund einer ehemaligen Fabrik mit allerhand unschönen Dingen verseucht ist. Nach der aufwĂ€ndigen Sanierung mit vielen Baustellen sieht man davon aber nichts mehr, abgesehen von einem ehemaligne Kinderspielplatz auf dem die Zeit stehen geblieben ist – auch der ist noch immer stark belastet.

Nun geht es wieder in Richtung Lampertheim – parallel zur Staatsstraße, vorbei am Vogelpark. Auf Höhe des Vogelparks steht dann auch ein hilfreiches Schild: 14km sind geschafft – also zwei Drittel – bleiben noch 7km. Irgendwie habe ich das GefĂŒhl langsamer zu werden – auch eine Kilomterzeit von deutlich mehr als 5 Minuten spricht eine deutliche Sprache. Ich motiviere mich weiter zu machen und wieder etwas schneller zu werden. Es klappt auch, die Zeiten pendeln sich wieder bei der 4:30 Minuten-Marke ein. Andere haben scheints noch mehr Kraft, der Abstand nach vorne wird immer grĂ¶ĂŸer, ich habe teilweise das GefĂŒhl als wĂ€re ich der letzte LĂ€ufer – was angesichts der Zeiten nicht stimmen kann.

Es geht mittlerweile wieder durch die Felder, teilweise mit BewĂ€sserung aber der Wind ist so heftig, dass als ich vorbei komme nicht mal einige Tropfen bei mir ankommen – schade – ein wenig AbkĂŒhlung wĂ€re willkommen gewesen. Nach einer weiteren Biegung gibt es die nĂ€chste Steigung des an und fĂŒr sich sehr ebenen Laufs – es geht ĂŒber eine BrĂŒcke der Umgehungsstraße und nach einer kurzen Strecke entlang der Bebauung auch in diese rein. Das Publikum ist etwas dĂŒrftig aber immerhin feuern die Leute an was geht.

Zur Abwechslung der Strecke geht es diesmal nicht eine BrĂŒcke hoch, sondern eine UnterfĂŒhrung unter der Bahntrasse durch – etwas flacher als die BrĂŒcken, aber auch eine Steigung. Die Kilometermarke 18 am Eingang zur UnterfĂŒhrung stimmt dann aber doch versöhnlich – nur noch 4km – das muss jetzt auch machbar sein. Einige LĂ€ufer pirschen sich auch von hinten an mich heran und ĂŒberholen mich, aber es sind nicht einmal eine handvoll Leute – von den Zeiten her bin ich immer noch gut dabei.

Nun geht es die gleiche Strecke wie zu Beginn zurĂŒck – mittlerweile ist die allerdings relativ ausgestorben – an der GetrĂ€nkestelle im Zentrum ist nochmal richtig Stimmung danach ist wieder tote Hose – ich habe das GefĂŒhl als wĂŒrde man am liebsten auch gleich noch die Gehsteige hochklappen.
Kurz vor der 20 km Marke geht es wieder ĂŒber die EuropabrĂŒcke – diesmal finde ich die schon reichlich anstrengend – ich motiviere mich mit dem Gedanken, dass ich in NĂŒrnberg auch jedes Jahr den Nonnensteig zweimal hochlaufe beim Halbmarathon und das der steiler ist – da wird man doch nicht vor so einer kleinen BrĂŒcke hier schwĂ€cheln.

Der letzte Kilometer ist vergleichsweise ereignisarm. Als ich auf die Start-Ziel-Gerade einbiege beschleunige ich vorsichtig – mal sehen was noch zu mobilisieren ist. Kurz vor dem Ziel gibt es nochmal eine Ansage der LĂ€ufer mit den aktuellen Brutto-Zeiten – 1:44h – na dann sollte die 1:45 doch defintiv nicht verstreichen, auch wenn es noch rund 500m sind – als gib nochmal alles. Zum Überholen oder „Heranziehen“ ist leider kein LĂ€ufer in Reichweite aber es reicht dann definitiv noch vor der gesetzten Grenze.

Am Ende sind es netto 1:43:25 und der 4. Platz in der Altersklasse – ich muss mal sehen wie schnell ich fĂŒr den 3. Platz hĂ€tte sein mĂŒssen – denn undankbar ist die „Blech-Wertung“ doch irgendwie schon. Insgesamt bin ich auf Platz 40 des Gesamtfeldes – da kann ich echt nicht maulen.

Ich werde mir den Lauf mal in den Kalender fĂŒr nĂ€chstes Jahr vormerken – sozusagen dann aber als Regenerationstest fĂŒr nach den Marathon in Mannheim. Die Strecke ist jetzt nicht unbedingt immer eine Augenweide, aber der Lauf an sich ist gut organisiert und die AtmosphĂ€re im Start-Ziel-Bereich ist herzlich und familiĂ€r – eine wohltuende Abwechslung zu solch riesigen Veranstaltungen wie Mannheim.

Wie man (k)einen Marathon lÀuft

Wie jedes Jahr steigt Mitte Mai in Mannheim der MLP-DĂ€mmerungsmarathon. Er ist ganz ursprĂŒnglich mal der Grund warum ich ĂŒberhaupt begonnen habe zu Laufen. Bisher hatte ich mich fast jedes Jahr gesteigert – 2007 als TeamlĂ€ufer, 2008 etwas kurzfristig wegen Ausfall eines Partners dann 30km und 2009 die Königsklasse ĂŒber die 42km.
2010 war ich wĂ€hrend meiner Diplomarbeit in den USA und konnte nicht teilnehmen – schade aber was nicht geht, geht halt nicht. DafĂŒr sollte es dieses Jahr klappen.
Die Vorbereitungen liefen eigentlich ganz gut, auch wenn das Training mit der Aufnahme meiner ersten festen Arbeitsstelle und den Auszug aus dem elterlichen Haushalt doch das ein oder andere Mal hinten anstehen musste. Wichtigste Konsequenz daraus: Ich habe mir einen Laufverein gesucht, damit ich wieder feste Trainingstermine habe und es nicht einfach so beiseite wischen kann. Funktioniert an und fĂŒr sich auch ganz gut so und macht richtig Spaß nicht immer alleine unterwegs zu sein.

Aber das Training ist halt nur 2x die Woche und teilweise auch nur 1x, je nach Beteiligung und anderen Terminen – teilweise kommt mir dann auch was beruflich dazwischen oder auch so Dinge wie eine ehrenamtliche Verpflichtung 😐 Alles nicht optimal.

Um so optimistischer hat mich dann mein Ergebnis in Bamberg gestimmt – der Halbmarathon dort lieft erstaunlich gut und ich fĂŒhlte mich richtig fit. Auch das letzte Training am Dienstag vor dem Wettkampf (explizit sachte) war richtig gut – Puls ok, Zeiten ok, GefĂŒhl super.

Einen dicken Vorbereitungsfehler habe ich dann am Donnerstag gemacht – wie ĂŒblich war ich Schwimmen und anschließend noch zum THW – natĂŒrlich umweltschonend mit dem Rad – sind aber halt 13km einfache Strecke und ich habe mich mal wieder nicht bremsen können – es lief ja so gut. Zudem muss ich mir in den Tagen vorher irgendeinen leichten Magen-Darm-Infekt abgeholt haben, aber der war Freitag morgen soweit weg, dass einem Start eigentlich nichts entgegen stand.

So machte ich mich denn auch frohgemut zum Start – vor der HaustĂŒre da kann man ja hin laufen/gehen – nur nicht vorneweg schon alles verschießen. Start lief denn auch ganz gut und von den Zeiten her war ich auf den ersten Kilometern auch absolut im Limit, teilweise etwas zu schnell, aber man kann ja etwas drosseln. Bis zum Kilometer 10 lief es mehr oder weniger flĂŒssig, alles soweit ok – da mal was zu trinken, da mal eine Banane zur Energiezufuhr. Dann kam aber langsam der Einbruch – ich wurde langsamer, immer noch im Rahmen der gesteckten Zeiten, aber es gab nicht das GefĂŒhl, dass es durch die Verlangsamung besser wird – das kenne ich sonst sowohl im Wettkampf als auch im Training. Ein erstes Anzeichen, dass irgendwas nicht so 100% ist. Zudem habe ich mir an der Laufhose mal wieder den Oberschenkel aufgescheuert – aber ok so Dinge lassen sich verschmerzen (im wahrsten Sinne des Wortes).

Auf den nĂ€chsten Kilometern wird es gefĂŒhlt nicht besser – ich schleppe mich eher ĂŒber die Strecke, denn sie zu laufen. Gehen will ich nicht – irgendwie widerstrebt mir das vor dem Hintergrund dann gar nicht mehr loslaufen zu können – meine Erfahrungen aus Ulm lassen grĂŒĂŸen. Tapfer kĂ€mpfe ich mich weiter aber es wird einfach nicht mehr – zusĂ€tzlich fĂ€ngt der Magen an zu grummeln. Bei Kilometer 18 bekomme ich zusĂ€tzlich einen leichten Krampf – meine Schwester feuert mich an der Strecke an, aber ich sehe ihrem Blick an: „du siehst nicht gut aus!“ und ich gebe ich auch das „k.o.“-Zeichen – vorerst mache ich aber erst mal weiter.
An der Abzweigung der Halbmarathonis treffe ich eine Entscheidung fĂŒr mich: Ich biege mit ab anstelle weiter der Marathon-Strecke zu folgen – es geht mir einfach zu schlecht und die KrĂ€mpfe kommen immer wieder – trotz reichlich Elektrolyt an den Versorgungsstellen. Ich nehme notgedrungen die von mir mal spöttisch als „Pussy-Lane“ abgetane AbkĂŒrzung – es sind jetzt noch rund 2 km ins Ziel.

Halbmarathon ist normalerweise fĂŒr mich eine „normale“ Trainingseinheit – weniger laufe ich sehr selten im Training. Aber diesmal streikt mein Körper selbst bei der eigentlich sehr gut gewohnten Strecke: Auch das tolle Publikum kann mich nicht wirklich aufmutern – ich bin fertig – sowohl körperlich als auch seelisch fĂŒhle ich mich bescheiden – gestecktes Ziel nicht erreicht. Ich laufe durchs Ziel des Halbmarathons, aber zufrieden sein kann ich mir selbst nur in einer Hinsicht: Ich habe meiner Gesundheit einen Gefallen getan nicht weiter zu machen – angesichts der schwĂŒlwarmen Temperaturen sehe ich an der Strecke auch einige kollabierte LĂ€ufer und die SanitĂ€ter sind diesmal gut beschĂ€ftigt – auch wĂ€hrend ich noch gelaufen bin sind die Rettungsdienste mehrmals unterwegs gewesen. Auf alle FĂ€lle habe ich jetzt eine offene Baustelle hier in Mannheim – und ich weiß das der Lauf zu schaffen ist – aus eigener Erfahrung. Ergo: Es muss sich was am Training Ă€ndern wenn ich weiter an solchen Veranstaltungen teilnehmen möchte – was mir eigentlich sonst immer Spaß bereitet hat.
Aber manchmal will es halt einfach nicht – mal sehen was ich dieses Jahr dann noch erreiche – Ulm steht schon fest im Kalender mit den 100km und auch einige Halbmarathons – die ich immer als „Indikator“ fĂŒr den Trainingszustand nehme. Mal sehen wie der nĂ€chste in zwei Wochen ausfĂ€llt. Blamieren will ich mich nicht noch einmal.

Heute im Training habe ich dann erfahren, dass es vielen anderen auch nicht gerade gut ging – das Wetter war deutlich wĂ€rmer und schwĂŒler als sonst – das kostet direkt mal Zeit.
Und ich habe auch gleich die Anmeldung fĂŒr 2012 losgeschickt – so als erste Zielsetztung fĂŒr das Jahr 2012 – diesmal mit mehr Training.
Einen Trainingsplan habe ich jetzt auch so halbwegs mal zusammengestellt und einige Entscheidungen bezĂŒglich meiner sonstigen Freizeit-AktivitĂ€ten in die Wege geleitet.

Weltkulturerbelauf Bamberg 2011

Am Sonntag den 8. Mai stand mal wieder einer meiner LieblingslĂ€ufe auf dem Programm – der Weltkulturerbelauf in Bamberg. Dieser findet nur alle zwei
Jahre statt und ist in der Teilnehmerzahl stark regelementiert – was angesichts der kurvigen Strecke durch die engen Altstadtgassen und diverse Engstellen absolut gerechtfertigt ist. Bei der Anmeldung muss man sich jedesmal echt ranhalten, sonst geht man leer aus.
FĂŒr mich persönlich hat der Lauf auch eine ganz besondere Bedeutung – ich hatte das Angebot kurz nach meinem Einstieg in die Laufkarrie in Bamberg einen Halbmarathon zu absolvieren – damals hielt ich das noch fĂŒr eine unĂŒberwindliche Distanz. DafĂŒr musste ich 2007 dann versprechen beim nĂ€chsten Mal mitzulaufen. Dieses Versprechen habe ich 2009 eingelöst, diesmal ging es also um die Neuauflage fĂŒr mich, und so ein Wiedersehen mit den alten Laufkollegen aus NĂŒrnberg ist doch auch immer schön.
Ein herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle na Helga, die fĂŒr den Zusammenhalt der Gruppe sorgt und immer wieder gemeinsame Treffen und LĂ€ufe organisiert. So hat sie auch diesmal die ehrenvolle Aufgabe ĂŒbernommen, die gesammelten Startunterlagen fĂŒr die Gruppe vorab in Bamberg abzuholen. Mir bringt das vergleichsweise viel, denn so muss ich nicht schon in aller HerrgottsfrĂŒhe nach Bamberg aufbrechen um noch an meine Unterlagen zu kommen.

Anreise wie ĂŒblich völlig unproblematisch, zumal das Ziel ja schon bekannt war – ab ins P+R-Parkhaus Breitenau und dann mit dem kostenfreien Shuttle in die City – bequemer gehts wirklich nicht. Auf dem Weg zum Start noch eine Kleinigkeit beim BĂ€cker, denn bis es um 15:30 losgeht, da hĂ€lt kein FrĂŒhstĂŒck vor und sei es noch so ĂŒppig. Ansonsten: Abwarten und es sich gut gehen lassen, vor dem Startbereich packe ich mich auf die Wiese der Weide und genieße das herrlich warme FrĂŒhlingswetter. Wie ĂŒblich ist es in Bamberg am Lauftag trocken und die Temperaturen sind sommerlich – fĂŒr den Schweiß ist also defintiv gesorgt.

Eine Stunde vor dem Start treffen die Lauffreunde ein, Startnummern-Übergabe und dann noch ein Abstecher in die Maria-Ward-Schule zum Kleiderbeutel deponieren. Kurze Zeit spĂ€ter reihen wir uns auch schon im Startblock ein – diesmal ziemlich weit hinten.

Der Bamberger Lauf hat auf der Strecke drei Charakteristika:
1) Ab ca. km 1 geht es fast zielstrebig bergan (auch wenn ein paar kleine AbwÀrtspassagen dabei sind), bis bei Kilometer 5 die Altenburg erreicht ist
2) kurz vor dem Ziel, ab km 19 geht es nochmal den Bischofsberg hoch – wer seine KrĂ€fte nicht richtig einteilt bekommt es spĂ€testens an dieser Stelle zu spĂŒren
3) es gibt viele verwinkelte Gassen und unterschiedlichsten Bodenbelag – von Asphalt ĂŒber Schotter bis hin zu unebenem Kopfsteinpflaster ist alles geboten

Aber bevor es fĂŒr mich losgeht heißt es nach dem Startschuss erst mal „Geduld!“, fast 8 Minuten brauche ich bis ich endlich ĂŒber die Startline komme. Den ersten Kilometer lasse ich bewusst locker angehen einerseits zum AufwĂ€rmen und andererseits weiß ich ja was mir an Steigung noch bevor steht. Der Kilometer geht an einem dann auch wie im Flug vorrĂŒber – um so heftiger merkt man den ersten Anstieg. Auch wenn das Publikum einen krĂ€ftig anfeuert – einfach so die Steigung hoch geht da nicht. Auf dem Weg bis nach oben an die Altenburg geht es abwechslungsreich durch die Natur und immer wieder an Stadtteilen Bambergs entlang. Das Publikum untersĂŒtzt wo es kann – sei es mit lauten Rufen, Klatschen oder gar mit musikalischer Untermalung. Einfach herrlich. Weniger schön fĂŒr mich: Ich merke, dass ich deutlich zu weit hinten im Startblock stand – es motiviert zwar unheimlich stĂ€ndig andere LĂ€ufer ĂŒberholen zu können, aber es kostet an vielen Stellen auch jedesmal ordentlich Kraft – zumal die Strecke doch teilweise recht eng ist.

Kurz vor der Altenburg kommt es zu einem ersten Stau – an einer Baustelle ist der Weg gerade so breit genug fĂŒr 3 LĂ€ufer nebeneinander – wenn dann gerade so ein Pulk langsamerer LĂ€ufer die knackige Steigung an dieser Stelle gehend bewĂ€ltigt (was absolut legitim ist), so stauen sich die etwas Schnelleren dahinter. Auch das Nadelöhr des Burgtors zwingt zum Bremsen, aber immerhin ist im Burghof eine GetrĂ€nkestelle. AbkĂŒhlung bei den heißen Temperaturen gibt es schon vorher – immer wieder stehen freundliche Menschen mit der Gartenbrause bereit um die LĂ€ufer abzukĂŒhlen. Ich mache da jedesmal regen Gebrauch davon.

Nicht ganz so anstrengend aber dennoch nicht einfach zu Laufen sind dann die Kilometer bergab wieder nach Bamberg rein – genauso steil wie es bergan ging, geht es nun bergab und man muss aufpassen, dass man nicht hinfĂ€llt oder die Muskulatur jetzt schon ĂŒberfordert. Am Ende des GefĂ€lles in der Stadt ist man dann auch schon bei Kilometer 8, das erste und anstrengendste Drittel liegt hinter einem.

Nun folgen vergleichsweise ruhige Kilometer, erst noch ein wenig im Zick-Zack durch die Stadt und dann entlang des Kanals und durch den Stadtpark – alles topfeben, von ein paar BrĂŒcken abgesehen. Kurz nach der Halbzeitmarke ĂŒberhole ich meinen Kollegen Robert, er ist beim Start besser weggekommen als ich, aber es wird ja sowieso die Netto-Zeit gewertet. Das trockene Wetter macht einem nicht nur wegen der Hitze zu schaffen, auf den Schotterwegen staubt es auch ganz ordentlich nicht unebdingt angenehm, aber da ich meine GetrĂ€nke ja immer am Mann trage wird der Staub einfach kurzerhand runtergespĂŒlt.

Entlang des Kanals ist jede Menge Publikum das die LĂ€ufer antreibt – es macht richtig Freude dort zu laufen – immer wieder mit einem Blick auf meine Pulsuhr – ich will mich nicht durch die gute Stimmung zu ĂŒbermĂ€ĂŸiger Leistung hinreißen lassenn, denn der Anstieg am Bischofsberg liegt ja noch vor mir. Aber nun geht es erst mal vom Ufer des Main-Donau-Kanals wieder in die Bebauung, auch eine gewisse Steigung, aber gleich hintendran gibt es eine Versorgungsstelle … die Bananen-StĂŒcke sind heiß umkĂ€mpft – ein MitlĂ€ufer greift doch glatt vor mir die restlichen verbliebenen StĂŒcke von einem Teller ab – aber LĂ€ufer sind ja hilfsbereit – wir teilen sie gleich danach unter uns auf.
NĂ€chstes inneres Ziel: Die Brauerei an der Strecke – dort steht traditionell Rauchbier-Radler bereit fĂŒr die LĂ€ufer, und mal wieder eine erfrischende Dusche. Leider habe ich soviel Schwung drauf, als ich die Kurve vor der Brauerei nehme, dass ich erst im hinteren Bereich der Tische zugreifen kann – und dort steht nur Wasser 😐 – egal! zurĂŒcklaufen ist keine Option fĂŒr mich.

Weiter geht es ĂŒber die BrĂŒcke wieder zurĂŒck in die historische Altstadt von Bamberg – im Zickzack durch die verwinkelten Gassen und an der „dicken Berta“ vorbei – an den zweiten Arm des Kanals. Zwischendrin ein erfreuliches Kilometer-Schild – 18km hinter mir, ergo noch etwas mehr als 3 vor mir, mein Körper ist in guter Verfassung – die drei gehen dann auch noch. Einen Kilometer spĂ€ter geht es dann an die zweite Bergwertung der Strecke – den Bischofsberg rauf – auch hier steigen wieder viele LĂ€ufer auf den Modus „Gehen“ zurĂŒck – ich muss zwar auch der Steigung Tribut zollen, aber ich komme sie vergleichsweise gut hoch – und die 2 km mĂŒssen jetzt auch noch irgendwie machbar sein – Steigung hin oder her.

Kurz nach der Gipfel steht denn auch eine Belohnung bereit: 20km geschafft – und der letzte geht denn auch grĂ¶ĂŸtenteils bergab – wobei man aufpassen muss: Im Gegensatz zur Talstrecke von der Altenburg besteht der Untergrund hier aus historischem Kopfsteinpflaster – wenigstens nieselt es diesmal nicht, der Untergrund ist daher nur uneben, und nicht wie beim Lauf 2009 uneben und glitschig. Mit Schwung nehme ich die BrĂŒcke mit dem Stadttor und auf geht es in Richtung Maximiliansplatz – noch wage ich mich nicht an den Endspurt heran, auch wenn ich das Tempo schon mal etwas anziehe. Ab dem 21km Schild hĂ€lt mich dann nichts mehr – alles was die Muskulatur noch zu bieten hat wird mobilisiert – mit einem gefĂŒhlt blitzartigen Tempo ĂŒberquere ich die Ziellinie … Geschafft – mal wieder. Zeit? Keine Ahnung nicht wirklich mehr drauf geachtet, ist mir in den Moment aber auch egal – ich bin einfach total fertig.

Eine sehr schöne Einrichtung in Bamberg ist die großzĂŒgige Zielverpflegung – alkoholfreies Weizen, Äpfel, Bananen, ISO-GetrĂ€nk und Streußeltaler stehen in riesiger Anzahl zur VerfĂŒgung. Nach und nach finde ich auch meine Kollegen bzw. ich werde gefunden: Wolfgang hat einfach eine physikalischen Vorteil in unserer Gruppe was diese Aufgabe betrifft – er ĂŒberblickt einfach die Menschenmasse.

Abschließend noch kurzer Erfahrungsaustausch bevor ich mich mit Robert und Wolfgang auf den Weg zur Kleiderabholung und Dusche mache. Die Duschen sind wie bei jedem Lauf dem Ansturm der LĂ€ufermassen nicht ganz gewachsen, sowohl was die Versorgung mit Warmwasser als auch die AbflusskapazitĂ€ten betrifft – Schwimmen muss man zwar nicht, aber der Boden ist klatschnass. Das kalte Abduschen belebt nach dem Lauf aber auch – man muss es nur positiv sehen und mit Humor nehmen.

Ein wenig Suchen in den Startunterlagen fördert auch noch den „Kohlehydrate“-Gutschein (Kloß mit Soß) zu Tage. Auf dem Weg zum Shuttlebus bzw. Bahnhof decken lassen wir uns das natĂŒrlich nicht entgehen. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir aber auch: Trödeln sollte man nicht – denn um 19:30 warten meine Mitfahrer auf eine Heimfahrt nach Mannheim. Ärgerlicherweise ist der Shuttle-Verkehr nach 19:00h schon stark reduziert – hier wĂ€re ein verdichteter Takt bis 20:00h in meinen Augen sinnvoll – einige LĂ€ufer Ă€ußern sogar die BefĂŒrchtung, dass Sonntags nach 19:00h gar kein Bus ins P+R-Parkhaus fĂ€hrt. Es fĂ€hrt dann doch einer und ich schaffe es just-in-time zum Auto. Auf der Heimfahrt wird mir auch nicht langweilig, nach der Anstregung fĂŒr die Beine ist ab WĂŒrzburg die Arm-Muskulatur gefragt – wegen eines Staus weiche ich ĂŒber die Landtstraße mit ihrer kurvigen FĂŒhrung durch den Odenwald aus – auch eine nette Strecke mit vielen Steigungen – vielleicht sollte ich da mal trainieren gehen …

Eines steht auf alle FĂ€lle fĂŒr mich jetzt schon fest: 2013 bin ich wieder dabei in Bameberg.

Muskelkater

Nun dachte ich eigentlich, dass ich doch recht sportlich bin und der Muskelkater mich eigentlich nicht mehr schrecken kann … aber Pustekuchen…
Am Freitag war ich mit meiner neuen Laufgruppe zum ersten Mal in der Leichtathletik Halle der MTG in Mannheim – ich hĂ€tte ja nie gedacht, dass ich da mal freiwillig vorbeikommen wĂŒrde. Ich kannte den Platz nur von diversen Sportfesten in der Schule und das waren nicht gerade hitverdĂ€chtige Momente. Aber Zeiten Ă€ndern sich ja bekanntlich.

AufwĂ€rmen am Neckar entlang – ganz locker ohne große Anstrengung. Danach ging es aber ans Eingemachte, StĂŒck fĂŒr StĂŒck mit ein wenig Gymnastik … eigentlich ganz simple Übungen, aber es wird mit der Zeit doch anstrengend … vor allem habe ich mal wieder gemerkt, wie unterentwickelt manche Muskelpartien bei mir sind – vor allem die Bauchmuskeln scheinen wirklich nicht vorhanden zu sein – Sit-Ups waren gar nicht drin bzw. nur mit Hilfe … und so diverse LaufĂŒbungen stellen die Koordination der FĂŒĂŸe mal wieder auf den Kopf.
Zum Abschluss noch TempolĂ€ufe in der Halle, eine Sache an die ich mich bisher nie so recht rangetraut hatte und auch nie die Lust hatte mir einen Sportplatz zu suchen um diese Übungen zu machen, denn ohne definierte Strecke bringen die LĂ€ufe gar nichts – da ist ein Sportplatz oder eben die Laufbahn in der Halle doch recht hilfreich.

Schon auf der Heimfahrt mit dem Rad (ich war wegen Zeitknappheit nicht hingelaufen) habe ich gemerkt: Das hat reingehauen. Wie sehr habe ich dann heute frĂŒh gespĂŒrt – die Beine tun noch immer weh – keine wirkliche Freude dann auch noch bei Sauwetter zum THW nach Lampertheim mit dem Rad zu fahren – aber ich habe das ja auch in NĂŒrnberg damals hinbekommen, in Kombination mit dem Lauftraining – also nicht maulen, sondern machen. Die Muskulatur wird sich da schon dran gewöhnen – auch das sagt mir mittlerweile die Erfahrung. Mal sehen wie es sich die nĂ€chsten Tage entwickelt.

Ein Wiedersehen mit Freunden

Gestern war fĂŒr mich ein Feiertag – wenn auch kein offizieller, aber so ein Tag Urlaub ist doch echt was schönes. Ziel war mal wieder NĂŒrnberg – am Abend war ein Spare-Ribs-Essen mit Helgas Lauffreunden angesetzt. Da lohnen sich die knapp 300 km Fahrt schon alleine fĂŒr.

Aber nur wegen des Abends 300km ist eigentlich nicht zielfĂŒhrend. Also ein wenig Programm zusammen gestellt – der Tag Urlaub sollte dafĂŒr genutzt werden um einfach mal zu entspannen – Stress hat man auf Arbeit genug. Aber einfach nur faul rumliegen ist ja nun auch nicht meine Art. Zudem gab es noch ein JubilĂ€um – vor ziemlich genau 4 Jahren habe ich in NĂŒrnberg meine erste Runde durch den Wald gedreht – 15km.

Somit war mir recht schnell klar – die Strecke musst du mal wieder besuchen – einfach so um sich zu erinnern. Danach definitiv Duschen – sonst miefe ich ja zum Himmel – keine schöne Vorstellung fĂŒr die LĂ€ufer und vor allem die Mitfahrer von der Mitfahrzentrale. Und Entspannung sollte ja auch noch sein. Daher auf nach FĂŒrth ins FĂŒrther-Mare, das habe ich wĂ€hrend des 2. Praxis-Semesters echt schĂ€tzen gelernt.

Los gings morgens um kurz nach sechs … nicht gerade typisch fĂŒr Urlaub, aber man will ja auch was vom Tag haben. Abholen der Mitfahrer am Hauptbahnhof und dann mal wieder die Lieblingsstrecke auf der A6, diesmal mit Zwischenstop in Heilbronn. Alles gut bekannte Strecken fĂŒr mich. Kurz nach zehn war ich dann in NĂŒrnberg, noch Absetzen und dann raus in Richtung Nord-Ost-Park – umziehen und dann konnte es auch schon losgehen. Zumindest nachdem ich einen Anruf an meine Freundin getĂ€tigt hatte. Die Strecke existiert immer noch, auch wenn sich der Wald stetig verĂ€ndert und immer mal wieder etwas Holz geschlagen wird. Aber es war ein richtig tolles GefĂŒhl die Strecke nach so langer Zeit wieder zu Laufen. Es sind doch Erinnerungen an Erfolge mit ihr verknĂŒpft. Wenn nicht gar der Beginn eines neuen Lebensabschnitts bei mir – weg von der Coach-Potatoe hin zum Sportler.

Da ich am Vortag bereits trainiert hatte, habe ich den Lauf gemĂŒtlich angehen lassen – dennoch war ich mal wieder erstaunt wie schnell ich war – nur 1:20h fĂŒr die Strecke, das wĂ€re zu Beginn nicht denkbar gewesen – noch nicht mal ansatzweise.

Der gemĂŒtliche Teil des Tages fand dann im FĂŒrther Mare statt – den Weg dorthin mit der U-Bahn kenne ich ja bereits – auf der Strecke habe ich dann noch Wasser und eine Kleinigkeit zum Essen eingekauft. Es ist einfach immer wieder angenehm so einige Stunden in Ruhe zur verbringen und einfach einmal abschalten zu können. Auch ist das regelmĂ€ĂŸig der Zeitpunkt an dem ich mich mal wirklich in ein GEO oder eine Ausgabe National Geographic versenken kann. Sonst komme ich einfach nicht dazu diese spannenden Artikel zu lesen.

Der Abend stand dann ganz im Zeichen der Spare-Ribs. Man tauscht sich aus, was man vor hat, was man erreicht hat und wie es in der Firma derzeit weitergeht. Auch immer mal wieder ganz interessant, wenn auch nicht alle Nachrichten erfreulich sind. So etwa die Erkrankungen diverser LĂ€ufer, die dem Laufen doch erst mal einen Riegel vorschieben – man kann immer nur hoffen, dass es einen nicht selbst trifft.
Kurz nach zehn habe ich dann die Mitfahrer eingesammelt und bin zurĂŒck nach Mannheim gefahren … auch eine altbekannte Strecke fĂŒr mich mittlerweile. Es war glaube ich schon Donnerstag als ich endlich daheim war. Aber es hat sich auf alle FĂ€lle gelohnt. Mal sehen was die nĂ€chsten Tage so bringen und fĂŒr wann das nĂ€chste Treffen angesetzt ist – ich freue mich schon drauf – auch wenn ich einige LĂ€ufer am 8. Mai in Bamberg definitiv wieder sehen werde. Bis dahin werden wir wohl alle noch ein wenig trainieren.

Geschichte wiederholt sich nicht

Auch wenn man manchmal den Eindruck hat. Heute war mal wieder so ein denkwĂŒrdiges Datum – es ist Anfang MĂ€rz – und wieder habe ich ein wenig einen Groll auf meine Gesamtfitness. Aufgrund diverser Faktoren, von ErkĂ€ltung bis Freundin war seit dem 16.2. eigentlich nix mit Lauftraining … die Kalorienzufuhr hat sich dadurch leider nicht geĂ€ndert, denn man futtert ja doch gerne so weiter wie bisher.

Die Quittung hat mir dann meine neue Waage gezeigt – insofern ein doppelter Hinweis, dass es ein gute Investition ist. Also nix wie wieder raus und Laufen – leichter gesagt als getan, die Motivation ist derzeit irgendwie alles andere als ausreichend vorhanden. Da Ă€ndert auch die Waage nichts. Am vergangenen Freitag habe ich immerhin einen Versuch gestartet – ich wollte mir die Laufgruppe der DJK Feudenheim mal nĂ€her anschauen, nachdem es im Betrieb ja keine gibt, zumindest keine die ich gefunden hĂ€tte. Schade eigentlich – aber man kann nicht alles wollen. Freitag extra frĂŒh auf Arbeit und dann auch pĂŒnktlich weg, nur habe ich mich in allen 4 gĂ€ngigen Dimensionen vertan – falsche Zeit und falscher Ort im Kopf – eine Stunde zu frĂŒh und am falschen Treffpunkt, die liegen aber nur 800m auseinander – nur was mit der Stunde – also doch wieder alleine Laufen. Ging denn auch, und rund 18km sind auch nicht zu verachten. Aber so richtig Biss hatte das nicht wirklich – ich hatte eher das GefĂŒhl mich halt hinzuschleppen und tendentiell deutlich langsamer zu sein als ich das eigentlich von mir kenne.

Also diesen Dienstag, richtige Uhrzeit, richtiger Treffpunkt und schon klappt es auch. Erster Eindruck: Ganz gut, auch wenn ich mal wieder ein Schnittsenker fĂŒrs Alter bin, zumindest kommt mir das so vor. Rein nach GefĂŒhl und Einordnung bin ich gleich mal in der Spitzengruppe hĂ€ngen geblieben – einer der LĂ€ufer ist richtig gut durchtrainiert – irgendwie erinnerte er mich von Ehrgeiz an Hanno aus der NĂŒrnberger Laufzeit. Also los gehts – der Puls schon deutlich oben, ich frage mich kurz ob das ok ist, aber genau das wollte ich ja mal wieder haben: Mehr Leistung – ergo muss die irgendwo her kommen, sprich Puls nach oben, wenn man nicht mehr so in Form ist. Wobei 160 SchlĂ€ge pro Minute nun wirklich nichts mehr ist was mich groß schocken kann … die Runden sind, so lange es noch etwas dunkel draußen ist, nicht unbedingt herausragend, zweimal von der Schleuse bis zur KurpfalzbrĂŒcke und zurĂŒck – mach rund 7,2 km pro Runde, inkl. der Strecke zum Vereinsheim kommt man so auf 15 km – eine ganz normale Strecke mittlerweile fĂŒr mich. Wo wir schon wieder eine Gemeinsamkeit mit diesem denkwĂŒrden Donnerstag anfang MĂ€rz 2007 hĂ€tten, als ich zum ersten Mal mit der Laufgruppe bei Lucent Technologies den NĂŒrnberger Wald unsicher gemacht habe.

Aber es gibt auch Unterschiede – immerhin laufe ich fast 3,5 km zum warmwerden bis ich am Vereinsheim bin – hinterher das gleiche zum Cooldown – zwar etwas anstrengend dann noch zurĂŒck, aber ich bin ja kein AnfĂ€nger mehr und die letzten beiden Monate bei Alcatel-Lucent habe ich ja auch tĂ€glich noch 20km Heimweg auf dem Rad gehabt – da sind die 3,5km Laufen das reinste Entspannungsprogramm – wenn es mich treibt kann ich ja noch anhĂ€ngen worauf immer ich Lust habe. Nicht geĂ€ndert hat sich ein Effekt: Der ZuglĂ€ufer fĂŒr meine Geschwindigkeit wird immer kleiner nachdem er knapp 5 km nach dem Start meint: „Ich laufe jetzt mal 10 Minuten Renngeschwindigkeit“ – anfĂ€nglich versuche ich noch mit zu halten, aber ich muss einsehen: Das ist ne andere Klasse, da brauch ich mich derzeit nicht dran versuchen – ich halte zwar ein gesteigertes Tempo aber dranbleiben ist einfach nicht. Man muss ja noch Ziele haben … An der Riedbahn betrĂ€gt der Abstand schon rund 300m (die Laternen sind echt hilfreich beim SchĂ€tzen) und ich sehe ihn zum letzen Mal … also doch wieder fast alleine Laufen, aber immerhin hat man ja noch ein weiteres Ziel: Nur nicht von den langsameren ĂŒberollen lassen – also Tempo konsequent halten, der Puls von 170 und ein wenig darĂŒber lĂ€ĂŸt sich verdammt gut aushalten – auch wenn ich in den letzen Monaten selten in diese Regionen vorgedrungen bin. Aber Kondition vergeht ja bekanntlich nicht so schnell.
Mit knapp 1:10h fĂŒr die 15km bin ich dann doch schneller als ich mir das gedacht hĂ€tte – kein Vergleich zu den 1:30 mit denen ich vor fast genau 3 Jahren angefangen habe, aber wie ich erfahre noch AusbaufĂ€hig, ganze 5 Minuten hat mein ZuglĂ€ufer Vorsprung – das ist dann doch wieder gleich … aber auch 2007 hatte ich mich dann StĂŒck fĂŒr StĂŒck an die SpitzenlĂ€ufer heran gearbeitet – jetzt kommt das nĂ€chste Ziel.
Die nĂ€chsten Wochen werde ich da auch wieder mitmachen – bekanntlich bekĂ€mpft sich in der Gruppe auch der innere Schweinhund besser.

Am 16.03. werde ich wohl mal die Chance nutzen und meine Erstlingsstrecke mal wieder heimsuchen, wahrscheinlich auch um einige Zusatzkilometer ergÀnzt.

6. LGA Indoor-Marathon

Das Jahr neigt sich dem Ende – die Laufsaison ist mangels guter Witterung fast beendet, aber wirklich nur fast. Eine kleine eingeschworene Gemeinde trifft sich kurzerhand unter Dach und lĂ€uft dort. Außerdem gibt es ja den auch meist am gleichen Wochenende den Amberger-Ultra-Lauf (kurz AULA). Den habe ich ja schon mal mitgemacht und dieses Jahr habe ich mir einen Platz beim LGA-Indoor-Marathon sichern können. Ist zwar im Gegensatz zu Amberg dann „nur“ ein Marathon, aber gelegentlich ist eine neue Erfahrung doch auch mal was. Da der Platz in der Landesgewerbeanstalt in NĂŒrnberg begrenzt ist, gibt es eine strenge Limitierung der Teilnehmerzahl. Meist sind die sehr schnell weg und ich habe mich daher schon aus den USA dort schriftlich angemeldet. Habe es kaum glauben können, als die AnmeldebestĂ€tigung kam. Manchmal muss man eben GlĂŒck haben.

Also mal wieder auf nach NĂŒrnberg ins herrliche Franken, fast an der Ort an dem meine Lauferei ihren Anfang genommen hat – irgendwann Mitte MĂ€rz 2007. Klar, dass auch wieder einige alte Bekannte bei dem Lauf dabei sind: Im Raum NĂŒrnberg kann ich glaube ich kaum auf einen Lauf gehen ohne nicht ein Mitglied von Helgas Lauffreunden oder Team Bittel zu sehen. Heute hatte ich sogar die Ehre den Meister mal wieder persönlich zu sehen. Zudem hatten Helga und Thomas einen Platz ergattert, Thomas hat wĂ€hrend meines Praktikums und dem Laufbeginn seine Diplomarbeit geschrieben, mittlerweile bin ich ja selbst fertiger Diplom-Ingenieur. Thomas hat aufgrund eines angefĂŒllten Terminplans denn auch nur die halbe Strecke auf sich genommen. Helga und auch ich machen ja in der Regel keine „halben“ Sachen, zumindest wenn etwas lĂ€ngeres im Angebot ist.

Zum Lauf selbst ist zu sagen: Er ist alles andere als ein Marathon, den man mitmacht wie jeden anderen. Sicherlich hat jeder Marathon seine Highlights was die Strecke betrifft. Der LGA ist da eine ganz besondere Sache: Man lĂ€uft in den BĂŒro-GĂ€ngen der LGA, da die GĂ€nge nicht breit genug sind fĂŒr zwei Laufbahnen in beide Richtungen, werden kurzerhand 2 Ebenen verwendet. Verbindung ist jeweils ein Treppenhaus. Insgesamt sind es etwas mehr als 400 Höhenmeter die zu ĂŒberwinden sind, verteilt auf 55 Runden. Hört sich soweit ja alles machbar an. Der Rundenlauf ist einerseits natĂŒrlich monoton und sicherlich kein Vergleich zu einem Lauf durch die wunderschöne Herbstlandschaft, wie in Amberg. DafĂŒr hat er andere VorzĂŒge: Man kommt alle 767m an der Verpflegungsstelle vorbei, ebenso an den zahlreichen Fans im Foyer (wo anders haben die gar keinen Platz). Ritmo Candela, eine Salsa-Band begleitet den Lauf in drei Schichten, ansonsten natĂŒrlich auch Moderation und Musik. Alle 767 Meter kommt man daran vorbei in genau dem gleichen Abstand geht es denn auch immer wieder eine Etage runter und wieder hoch.

Um an den Austragungsort zu kommen, habe ich mich in weißer Voraussicht fĂŒr den ÖPNV entschieden, auch wenn meine Übernachtung in NĂŒrnberg Kornburg doch recht weit draußen liegt. Immerhin fĂ€hrt dort auch Sonntags alle 40 Minuten ein Bus. Im Praktikum habe ich gelernt, dass es in NĂŒrnberg auch noch abgelegener geht, da fĂ€hrt nicht mal ein Bus hin. Warmlaufen war ob der Strecke von mehr als 30km sicherlich keine Option, auch wenn die Strecke sicherlich malerisch am Main-Donau-Kanal entlang fĂŒhrt. Zudem regnete es ekelhafterweise frĂŒhs schon BindfĂ€den. Die Anbindung an sich ist ok, nur die 20 Minuten Wartezeit auf dem etwas zugigen Bus-Bahnhof in Röthenbach waren irgendwie aus Kaugummi gemacht.

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NĂŒrnberger Stadtlauf – ZurĂŒck aus USA, endlich wieder in der Heimat laufen

Es ist fĂŒr viele LĂ€ufer schon eine Tradition, jedes Jahr in NĂŒrnberg dabei zu sein. Auch fĂŒr mich.

Stadtlauf NĂŒrnberg – willkommen daheim…

Wie so ziemlich jeder LĂ€ufer habe ich auch bestimmte LĂ€ufe die ich gern jedes Jahr mache. Nun war ich ja 2010 wĂ€hrend der Hochsaison fĂŒr Laufveranstaltungen in Deutschland an meiner Diplomarbeit in den USA zu Gange. Dort ist aber saure Gurken Zeit fĂŒr die meisten LĂ€ufe in meiner Umgebung (mein Budget war etwas begrenzt). Immerhin 1 Marathon war ich ja gelaufen.

Bereits in den Staaten habe ich auf den Anmeldetermin fĂŒr NĂŒrnberg hingefiebert. Schließlich ist es die Stadt in der meine ganze Laufgeschichte ihren Anfang genommen hat. Zudem ist es immer wieder eine Möglichkeit die Kollegen von damals (auch bekannt als „Helgas Lauffreunde“) einmal wieder zu sehen.Etwas problematisch war es mit dem Training – der Lauf fand knapp anderthalb Wochen nachdem ich aus den Staaten zurĂŒck kam statt. Die Zeit nach der Diplomarbeit hatte ich noch genutzt um mir die Staaten anzuschauen, wenn man schon mal ĂŒber dem Teich ist. Im Urlaub war zwar viel Laufen angesagt, aber halt kein regulĂ€res Lauftraining,
denn in den wĂŒstenĂ€hnlichen Nationalparks wie Arches, Grand Canyon oder auch Zion kann man maximal wandern – zum Joggen ist es einfach zu steil. Außerdem hat man ja auch noch eine Foto-AusrĂŒstung dabei – also eher „Erholungstraining mit Kraftsport-Komponenten“, denn die diversen Anstiege und Kletterpartien hatten es dann doch in sich.

In Deutschland war ich gerade einmal zu zwei sehr moderaten TrainingslĂ€ufen gekommen, keiner lĂ€nger als ein Halbmarathon. Aber ich habe mich auf meine Kondition verlassen, denn eine normale Trainingseinheit bei mir ist meist etwa ein Halbmarathon oder lĂ€nger. Dass es nicht fĂŒr eine neue Bestmarke reichen wĂŒrde, war mir klar, aber so als Fun-Run im Herbst ist die Veranstaltung gut. Continue reading