Ziel erreicht – die Ulmer Laufnacht über 100km

Nachdem ich 2010 ja Diplomarbeit in den USA geschrieben habe (gelaufen bin ich ja dennoch – siehe Bericht zum Marathon in Frederick) war es mir ja nicht möglich an der 2. Ulmer Laufnacht teilzunehmen. Meine Kollegin Helga hatte sich erbarmt und dann eine Besichtigung meiner „Baustelle“gemacht – denn so 100% zufrieden war ich ja mit dem Ergebniss während der 1. Veranstaltung nicht.

Dafür war dann um so klarer: 2011 bist du wieder in Ulm am Start – und natürlich wieder über die volle Distanz und mit einigen gezogenen Lehren aus dem ersten 100km-Lauf für mich. Unter anderem hatte ich mir diesmal einen Begleitradler organisiert – mein Arbeitspartner Torsten hatte sich spontan bereit erklärt die 100km neben mir mit dem Fahrrad herzufahren. An einigen Wochenenden hatten wir dann auch schon ein wenig trainiert – Flasche anreichen, wie klappt es von der Geschwindigkeit etc.

2009 hatte ich die Gewissheit einen Marathon vorab erfolgreich hinter mich gebracht zu haben, bevor es über die lange Strecke ging – diesmal hatte ich beim Marathon abbrechen müssen – ein wenig mulmig war mir denn auch. So ein wenig Sicherheit und Selbstvertrauen ist doch durch nichts zu ersetzen. Zudem hatte ich die Wochen vor dem Lauf einiges zu tun und so gab es wieder eine Tappering-Woche vor dem Lauf mit stark reduziertem Kilometer-Umfang. Ob Tappering für mich eine gute Technik ist kann ich immer noch nicht sagen. Da muss ich wohl noch einige Vergleiche machen. Auch war ich ein wenig erkältungsgeschwächt während der Woche, aber bis zwei Tage vor dem Lauf sah es dann doch ganz gut aus – die Symptopme soweit abgeschlossen und nur noch ein wenig laufende Nase bei längerer Belastung. Wäre dem nicht so gewesen hätte ich wohl oder übel auf das praktische Angebot des Veranstalters zurück kommen müssen den Lauf kostenfrei um ein Jahr zu verschieben. Finde ich eine echt super Sache, denn wer kann schon garantieren, dass er an dem Tag nicht irgendwie doch krank ist oder sich beim intensiven Vorbereitungstraining irgendeine Verletzung holt.

Die Fahrt nach Blaustein war wie üblich – keine besonderen Vorkommnisse – und wenn man weiß wo man hin muss, dann wird doch auch vieles leichter. Allerdings machte mir das Wetter zunehmend Sorge – immer wieder doch recht ergiebige Regenfälle – wenn es irgendwann während des Laufs leicht regnet dann habe ich damit kein Problem, aber wenn man bereits auf den ersten Kilometern durchgeweicht ist, oder gar schon vor dem Start, dann macht mir das Laufen gar keinen Spaß mehr.

Startunterlagen, Transponder und die Spätzle-Party – alles wunderbar organisiert und nur in einigen Details gegenüber 2009 verändert – wie auch Details an der Streckenführung – aber dazu später mehr. Die Farbe des Begleitradler-Shirts hat meinen Partner dann doch etwas geschockt – lila/flieder keine Ahnung wer auf die Idee gekommen ist. Nach Organge 2010 ist man bei den Farben für die Teilnehmer-Shirts wieder zu dunklem schwarz mit hellem Aufdruck zurück gekehrt – gefällt mir für die Nachtveranstaltung deutlich besser. Auch gibt es keine 2 Funktionsshirts mehr (Teilnehmer und Finisher) sondern nur noch ein Baumwoll-Shirt auf das nach erfolgtem Lauf die Strecke und „Finisher“ aufgedruckt wird. Auch nicht das schlechteste – Funktionsshirts gibt es weiterhin gegen Aufpreis.

Nach der Einweisung – wie immer: rote Bändchen rechts, gelbe Bändchen links, gelbe oder organge reflektierende Pfeile, teilweise mit Beleuchtung und zur absoluten Narrensicherheit noch Markierungen auf dem Boden mit gelber Neon-Farbe – bei der Redundanz kann man sich wirklich nicht verlaufen. Zudem liegen wieder an Gefahrenstelle rote Blinklichter oder auch Knicklichter – Respekt vor dem Organisationsteam, das die ganze Festtagsbeleuchtung vor dem Lauf rechtzeitig einschaltet und hinterher vor allem auch wieder abräumt. Auch auf die Pflicht zur Kopfleuchte für die Nacht wird nochmal hingewiesen – insgesamt alles was man für den Lauf nunmal unabdingbar wissen muss.

Ich habe dann noch versucht ein wenig zu schlafen – schließlich war ich den Tag über ja auch schon wach. Allerdings macht mir das geänderte Rahmenprogramm einen Strich durch die Rechnung – allenfalls ein wenig dösen ist drinn – besser als nichts. Passend zum Ballonglühen stehe ich dann notgedrungen auf und mache mich fertig – das Ballonglühen wurde im Vergleich zu 2009 vorverlegt damit mehr Leute etwas davon haben. Torsten hatte somit wenigstens einen Teil der Startvorbereitungen mitbekommen – die Begleitradler starten 15 Minuten vor den Läufern, damit es nachts auf den dunklen und teils engen Waldwegen nicht zu Unfällen kommt.

Am Start treffe ich nochmal Helga – sie hat einen technischen Ausfall zu beklagen – der Pulsmesser spielt verrückt und lässt sich auch so kurz vor dem Start nicht mehr zur Mitarbeit bewegen – da hilft dann nur das Gefühl. Mit einigen Minuten Verzögerung geht es dann um 23:00h auch endlich los – wie üblich ein schönes Feuerwerk zum Start. Eines ist im Vergleich zu 2009 definitiv anders – mir ist kalt – ich laufe daher im Zwiebel-Look bestehend aus langem Lauftrikot, Windjacke und einer Fleece-Weste die ich sonst bei winterlichen Trainingseinheiten verwende. Ein Läufer macht mich etwas komisch an, was ich im Winter dann wohl anziehen würde. Ich nehme das gelassen – was ich anhabe kann ich ausziehen – was ich nicht dabei habe kann mich im Zweifel nicht wärmen.

Nach dem Start geht es in Richtung Eggingen – ich unterhalte mich mit einem Läufer eine ganze Weile – wir mahnen uns beide immer wieder langsam zu machen, denn die Nacht ist noch lange und die Strecke auch. Immerhin ist man ja recht bald im zweistelligen Kilometerbereich. Nach dem gemütlichen Teil zum Warmwerden im Tal und einigen kleineren Steigungen geht es dann auch die erste langgezogene Steigung nach oben. Ich halte meine Pulsuhr fest im Blick – nur nichts überstürzen – dennoch saust der Puls gegen Ende der Steigung in ungeahnte Höhen um die 170 Schläge/Minute – so hoch wollte ich eigentlich vermeiden. Aber nachdem die Steigung überwunden ist geht der Puls gemäß der Steigung auch wieder etwas abwärts. Wir laufen nun nicht mehr entlang der Straße sondern auf einem geschotterten Weg durch den Wald – volle Konzentration sonst hat man sich schneller den Fuß vertreten als man schauen kann – aber ansonsten alles wunderbar zu laufen – im Wald ist es angenehm windgeschützt und ich ziehe das Fleece aus und binde es mir um die Hüfte.

In sanften Wellen erreichen wir dann Eggingen – erst eine Runde Iso-Getränk dann treffe ich auf meinen Begleitradler – ich bleibe nicht stehen sondern jogge langsam weiter. Zwischenzeitlich hat man einen ganz guten Blick auf die nächtlichen Dörfer und einen Ausläufer Ulms. Die Strecke windet sich durch die Felder, teilweise ist der Feldweg bewachsen und nur die Trekker-Spuren rechts und links sind sehr grob geschottert – gerade wenn es bergab geht ist das äußerst unangehm. Ansonsten ist es einfach angenehm zu laufen und ein herrlicher Anblick wenn sich die beleuchtete Läuferschlange vor einem durch die Landschaft windet.

Noch immer geht es durch die Nacht, teilweise stehen vereinzelte Gruppen an der Strecke und applaudieren – ansonsten zieht sich das Feld langsam aber sicher immer weiter auseinander. Ich lasse mich von nichts beirren und richte mich ganz nach meiner Pulsuhr – um die 150 Schläge habe ich mich eingependelt. Ich habe das Gefühl die Nacht diesmal mehr genießen zu können – ich nehme einige Details wahr, die ich so nicht mehr im Kopf hatte – einiges andere kommt mir wiederum vertraut vor. Zwischenzeitlich gibt es auch wieder Motivation in Form eines Schildes – 15km sind geschafft. Nach weiteren 5en
laufen wir auf dem Sportplatz in Erbach ein – eine größere Verpflegungsstelle mit Staffelübergabe – Kuchen, Bananen und Äpfel alles was den Läufermagen freut – ebenso gibt es wieder mal Iso-Getränk – bisher vertrage ich das ganz gut, also schütte ich weiter kräftig von dem Schmiermittel für die Muskeln in mich rein.

Nun kommt wieder eine altbekannte Strecke – entlang der Donau, besser gesagt dem Donau-Damm entlang – auf der leicht gekrümmten Strecke sieht man wieder die Läufer und Begleitradler in der Ferne – ein schöner Anblick. Zudem ist die Strecke zur Abwechslung mal angenehm flach. Zumindest bis es nach dem Wasserkraftwerk wieder moderat bergan geht. Nach einigen kleineren Hügeln geht es lange Zeit bergab zwischenzeitlich steht ein weiteres Motivationsschild – wieder 5 km geschafft. Kurze Zeit später ist es dann mit der Erholungsstrecke aber auch vorbei – rund um Unterweiler folgt eine starke Steigung auf die nächste – aber ich fühle mich noch immer gut und muss keine Gehpause machen. Aber nach den steilen Anstiegen geht es meist wieder langsam bergab – das freut auf alle Fälle mal die Gelenke und die Muskulatur in den Oberschenkeln.

Nächstes Ziel ist Illerkirchberg – der Name ist in diesem Fall ebenfalls Programm – es geht ganz ordentlich aufwärts bis nach einer Spitzkehre das Plateau erreicht ist. Kurz vor der Verpflegungsstelle steht ein weiteres Kilometer-Schild, 35km habe ich mittlerweile geschafft. Kurz vor der Verpflegung hat sich Helgas Mann postiert und macht natürlich auch gleich noch ein Foto.

Nun geht es langezogen den Bergrücken runter der Ausblick ist herrlich, auch wenn es verdammt frisch ist – Torsten liest auf seinem Fahrrad-GPS-Tacho 1,2°C ab – jetzt wundert mich auch nicht mehr, dass mir die Getränke alle so übermässig kalt vorkamen. Ich ziehe das Fleece wieder drüber um nicht übermäßig auszukühlen. Mit einigen Kehren schlängelt sich die Laufstrecke ins Illertal hinunter – die Strecke entlang der Iller habe ich in guter Erinnerung – angenehm zu Laufen und mit schönem Ausblick auf die Iller die munter neben uns im Dunkeln herplätschert. Unterbrochen wird die Idylle nur durch einen kurzen Abstecher ans Kloster Wiblingen – dort findet sich die nächste Versorgung. Kurz etwas essen und einige Fotos vor der schönen Kulisse machen, dann geht es aber auch schon weiter in Richtung Ulm. Vorher erst wieder runter an die Iller und weiter an derem idyllischem Lauf. Ich treffe auf einen Läufer der ein ähnliches Tempo wie ich läuft und wir unterhalten uns während wir uns langsam Ulm und der 50km Station nähern. So verfliegen die Kilometer die ich von 2009 als relativ zäh in Erinnerung hatte wie im Fluge.

In Ulm selbst gibt es auch eine Änderung gegenüber 2009 – die Versorgung findet nicht mehr direkt in der Bastion statt sondern im Donaustadion. Das liegt etwa 3 km weiter – ein Effekt den ich so nicht eingerechnet hatte und der mich dann doch etwas Nerven kostet – diese Kilometer wirken fast wieder wie aus Gummi. Immerhin muss man diesmal nicht über die Brücke an der Bundesstraße – eine Steigung weniger das ist auch etwas wert. Im Stadion mache ich Pause – versuche etwas mehr zu essen – auch wieder etwas Kuchen, aber so recht schmecken will er nicht – ich versuche die Pause kurz zu halten, denn 2009 hatte ich mit dem Wiederanlaufen doch erhebliche Probleme – nach 12 Minuten versuche ich es – und es geht mir ähnlich wie 2009: Mein Körper war schon voll auf Entspannung eingestellt und die Muskulatur wehrt sich. Wie auch 2009 denke ich kurzfristig an Aufhören, überwinde mich dann aber doch – und nach rund 1,5km ist die Sache auch wieder im Lot – merke für weitere Aktionen dieser Art – Pause bei 50km noch kürzer machen.

Kurz vor Ulm haben wir die Illermündung in die Donau passiert, daher joggen wir jetzt auch entlang der Donau weiter stromabwärts. Es ist jetzt irgendwie kurz nach halb fünf. Die ersten Vögel fangen an zu Singen und auch der Effekt, dass man streckenweise total alleine ohne Kontakt zu Vordermann oder Hintermann läuft stellt sich auf der Strecke wieder ein. Diese befindet sich bis Thalfingen noch auf der bayrischen Seite der Donau – und scheints ist man dort auf Läufer und Radler noch nicht so recht eingestellt – der Untergrund ist stellenweise sehr grob geschottert – das hat sich seit 2009 nicht geändert. Das macht die Lauferei nicht gerade einfacher, denn man muss sich weiterhin voll konzentrieren wo man hintritt. Immerhin ist es etwas wärmer und ich übergebe meine Fleece-Jacke an meinen Radler. Kurz vor der Brücke in Thalfingen steht dann ein weiteres Schild – 55km sind erreicht – kurz danach geht es über die Donau. An der Wasserstelle wird nochmal kurz getankt und die Kopflampe weggepackt. Dann geht es auf die lange Gerade entlang parellel zum Damm. Da sich die Kilometrierung etwas verschoben hat steht diesmal nicht irgendwo entlang der Geraden ein Motivationsschild. Das entfällt diesmal – dennoch habe ich ein Zwischen-Ziel: Einerseits das Ende der Geraden, andererseits kommt ein Läufer ins Blickfeld der etwas langsamer unterwegs ist – am Ende der Geraden habe ich beides erreicht – den Läufer eingeholt und die Gerade abgeschlossen.

Nun geht es auf Oberelchingen zu mit einem wunderschönen Blick auf die aufgehende Sonne, die glutrot über den Feldern steht. Direkt nach dem Bahnübergang steht dann auch das sehnlichst erwartete Schild – 60km liegen hinter mir. Ein Bild aus einem der Bittelschen Laufberichte kommt mir in den Sinn – „nur noch ein Marathönschen“ – wie wahr, weniger als 40km liegen jetzt noch vor mir, aber ich weiß aus der Erfahrung, dass diese es nochmal so richtig in sich haben. Den Anfang im Steigungsreigen macht wohl die heftigste Steigung im ganzen Lauf aus – nicht umsonst hat sie den Spitznamen „Napoleonrampe“, erst geht es die Straße recht steil nach oben und zum Abschluss in Serpentinen durch einen Spielplatz. Ein Läufer flucht etwas auf die Steigung – ich motiviere ihn etwas – bei meinem Marathon in Frederick (USA) musste ich wegen der Hitze und der Steigungen auch viel gehen – dort hat mich die Erinnerung an genau diese Steigung der Ulmer Laufnacht motiviert – ich wusste wie man solche Fälle angehen muss. Außerdem ist nach dem steilen Anstieg auch Erleichterung in Sicht – im Kloster befindet sich eine Verpflegungsstelle. Wie üblich geht es aber vorher durch den Friedhof – ein Schelm wer böses dabei denkt.
Mein Begleitradler meint noch ich solle doch hier irgendwann einmal meine Trauung vornehmen lassen, wenn es denn soweit ist. Ich entgegne: „wenn dann aber am Tag der Laufnacht und als walktrough-wedding, denn drive-trough haben die Ammis ja schon …“.

Nach dem kurzen Stopp geht es weiter bergan, wenn auch nicht mehr so steil – immer entlang des Panoramawegs leider ist es diesmal etwas diesig und die Sicht somit nicht ganz so berauschend – aber es ist immerhin mittlerweile angenehm hell. Wir nähern uns zum zweiten Mal Thalfingen diesmal am Nordende, das Gefälle in den Ort rein mit Serpentinen hat es ganz schön in sich aber auch diese gehen irgendwann vorüber – vor allem mit der Gewissheit: „Das musst du auch wieder hoch…“ In Thalfingen selbst gibt es nur eine reine Wasserstation der Feuerwehr – gut das mein Begleiter noch Studentenfutter vom letzten Stopp eingepackt hat – auf der nächste Steigung gehe ich und verspeise dabei die leicht gesalzenen Nüsse – wie leicht man einem Läufer doch eine Freude machen kann. Spontan muss ich an eine sinnvolle Erfindung aus den USA denken – „Trailmix“ heißt das Zeug dort und ist eine Art „gepimptes“ Studentenfutter, es ist zusätzlich leicht gesalzen und mit Schokolade (meist M&Ms) angereichert. Davon könnte ich in dem Moment gefühlt einen ganzen Eimer verdrücken (in den Staaten wird es in Dosen zu rund 1kg verkauft). Die Steigungen scheinen nun kein Ende zu nehmen – immerhin ist es immer noch vergleichsweise kühl – ich laufe noch immer mit Windjacke. In den Feldern wird mir um so bewusster wie wichtig die Jacke ist: Wir haben einen kräftigen Westwind, der uns die gesamte Zeit bis ca. 7km vorm Ziel begleiten wird.

Die Strecke führt teils hügelig durch eine größtenteils abwechslungsreiche Landschaft – immer wieder Waldstücke, dann wieder Felder. Am Ende eines Waldstückes steht eines der herbeigesehnten Schilder – 65km! Es ist noch immer vergleichsweise mild, im Gegensatz zu meinen Erinnerungen ist die Sonne diesmal herzlich willkommen – sie wärmt ein wenig und mildert das kalte Gefühl, dass der Wind in der mittlerweile auch überlasteten Funktionskleidung aufkommen lässt. Nach einer leichten Kehre taucht auch schon wieder ein Schild zur Motivation auf: 70km sind vollbracht – nur noch 30 km bis zum Ziel. So lang kamen mir die letzten 5km gar nicht vor, auch wenn sie sicherlich nicht länger oder kürzer als die anderen wahren.

Nun folgt ein Streckenstück, dass sich von 2009 deutlich unterscheidet – anstelle eine weitere Senke und dann entlang der Bahnlinie zu verlaufen, geht es diesmal auf den nördlichsten Teil der Strecke – einmal über die Autobahn A8 und dann parallel zu selbiger weiter gegen Westen. Wie gesagt, keine Senke, dafür diesmal ein leichter Hügel. Dennoch gehe ich die langgezogenene Steigung hoch – ich bin doch etwas ausgepowert. In der Ferne ist das Zentrallager der Firma Müller (Drogerie-Martk) zu sehen – auch das charakteristische Firmengebäude „Müller-Türmn ist weithin sichtbar. Es geht wieder quer zur Autobahn – diesmal nicht über eine Brücke, sondern untendrunter durch. Danach eine Steigung hoch, ich verfalle wieder ins Gehen und unterhalte mich mit einem anderen Läufer. Gemeinsam motivieren wir uns, nach der Steigung geht es flach weiter und wieder in Richtung der mir bekannten Strecke, die Brücke über die Eisenbahn kommt näher – vorher eine kleine Senke. Die Brücke gehen wir auch wieder hoch. Ich wähne schon die nächste Verpflegung kurz hinter der Kuppe – aber meine Erinnerung trügt mich – es geht noch einen knappen Kilometer durch die Bebauung bis die 75km-Station erreicht ist: Brühe, Salz, Magnesium, Hartwurst und jede Menge Iso-Getränk. Nach ein wenig Verschnaufen geht es weiter. Nächstes Ziel: Wilhelmsburg bei Kilometer 80.

Die Strecke schwingt sich nun in sanften Hügeln gen Ulm. So lange es flach ist, oder leicht bergab geht jogge ich, ansonsten schalte ich die Untersetzung zu – sprich ich gehe die Steigungen hoch. Es geht am nächsten Lager von Müller vorbei. Immer wieder ein wenig bergauf, ein wenig bergab. Ich passiere mit meinem Radbegleiter das Ortschild von Ulm (mal wieder) – die Schilder entlang der Strecke sprechen eine deutliche Sprache: „Bundeswehr-Krankenhaus“ – sehen wir etwa schon so übel zugerichtet aus? Ich will es gar nicht wissen, auch wenn Torsten schon wieder fleißig Bilder macht. Wir überholen zwei Läuferinnen – eine hat scheinbar ihre Staffel schon beendet und ist ihrer Kollegin entgegen gelaufen. In der Gruppe sind wir um so motivierter – aber auch die erste Ecke der Wilhelmsburg zeigt sich, was zusätzlich für Motivation sorgt. Bei der ersten Laufnacht hatte ich in der Hochschule noch verkündet: „wenn ich die 80 geschafft habe, dann sind die letzten 20 Ehrensache“ – diese Worte fallen mir auch jetzt wieder ein. Und wieder ist klar: Aufgeben? Jetzt nicht mehr bzw. nur noch wenn irgendwas gravierendes passieren sollte. Diesmal ist die Verpflegung im Burggraben aufgebaut, nicht wie 2009 im Innenhof.
Wieder eine Portion Magnesium, Kuchen, Isogetränk und Wasser. Ebenfalls vor der Burg hat sich Helgas Mann wieder postiert – nicht mehr so dick eingepackt wie in der Nacht. Auch hier ganz klar gibt es wieder Fotos.

Danach geht es weiter – nicht mehr wie bei der ersten Laufnacht den Wehrgang hinunter sondern gleich quer dazu auf Höhe des Burggrabens. Es folgt eine Strecke die liebevoll mit „Achterbahn“ betitelt ist – eine gewisse Ähnlichkeit zu einer solchen ist auch nicht abzustreiten. Es geht immer wieder kleine knackige Steigungen hoch und runter – selten wirklich flach. Mittlerweile machen sich die Oberseiten der Oberschenkel langsam bemerkbar, vor allem wenn es steiler bergab geht – einfach laufen lassen geht nicht mehr. Wir laufen immer in Sichtweite der B10 und in der Ferne ist diesmal die andere Seite des „Müller-Turms“ zu erkennen. Langsam nähern wir uns dem Örtchen Lehr – in der richtigen Schreibweise, innerlich fühle ich mich auch leer, aber halt mit doppeltem „e“. Der Effekt wird durch die starken Anstiege vor der Ortschaft. Um so besser, dass an der Feuerwehr schon wieder Energie und Wasser getankt werden kann – kurz danach passieren wir den Kilometer 85.

Nach einer Kuppe stehen wir vor einem weiteren Highlight der Strecke: Die „Mördersenke“, diese liegt vor dem Truppenübungsplatz der Bundeswehr. Diesmal ist die Strecke leicht anders als 2009 – nach der Senke muss man sich nicht entlang des Kasernen-Geländes den Hügel hoch und durch die Sonne quälen. Diese scheint diesmal sowieso nicht so intensiv wie damals – ein wenig mehr wäre immer noch wünschenswert. Stattdessen geht es durch ein wenig Wald auf dem Übungsplatz und am anderen Ende trifft sich die Route dann wieder – von der Strecke her dürfte es kaum ein Unterschied sein – auch die unbetreute Wasserstelle ist wieder aufgebaut. An einem der Hügel treffen wir auf ein weiteres Team aus Läufer und Begleiter – wir unterhalten uns ganz nett – auch wenn uns beiden mittlerweile jede Muskelfaser in den Beinen wehtut – nur aufgeben wollen wir nicht. Soweit es geht joggen wir – ca. einen Kilometer vor der 90km-Sation muss ich langsamer machen – es geht einfach nicht mehr. An der Station sind wir wieder gleichauf. Vor uns läuft schon geraume Zeit ein etwas außergewöhnlicher Teilnehmer her: Ein Mitglieder Bundeswehr in Uniform, Stiefeln und Rucksack. Der ist noch reichlich fit und legt ein recht ordentliches Tempo vor – an der 90km-Station ist er aber total entkräftet und pausiert noch als ich mich wieder auf den Weg mache. Noch 10km, das muss zu schaffen sein.

Die Strecke führt wieder übers freie Feld, der vorletzte Ort ist Bollingen oberhalb des Kiesentals. Bis an die Sportanlagen Bolligen sind es noch 4km, dort steht die letzte Versorgungsmannschaft vor dem Ziel. Ich fasse nochmal Energie in Form von Kuchen und Iso und dann geht es an die letzte Etappe über 6km – die Schilder stehen seit Kilometer 90 ja jetzt auch jeden Kilometer da. Geistig motiviere ich mich damit, dass ich mir vorstelle wo auf meiner Heimat-Laufstrecke ich jetz ungefähr wäre (die ist ziemlich genau 10km lang). Nach ein wenig angenhm weichem Feldweg mit Gras und Moos geht es an den Abstieg ins Kiesental – letztes Mal musste ich da Gehen, diesmal kann ich vorsichtig joggen. Ich fühle mich nicht wirklich schlecht dabei.
Bei Kilometer 96 geht es nochmal einen steileren Anstieg im Kiesental hoch. Der letzte wirklich große Anstieg. Am Gipfel steht noch eine zusätzliche Wasserstelle bereit aber ich brauch nichts, zu verlockend ist das nahe Ziel. Die lange Strecke abwärts geht recht gut zu joggen. An der Bundesstraße geht es nochmal über einen Hügel, dann vorbei an der Forellenzucht und dem Kilometer 97. Ich kann das Ziel schon förmlich riechen. Auch eine leichte Steigung jogge ich jetzt hoch – wissend, dass es die letzte wirklich spürbare ist.

Mit Kilometer 98 erreichen wir Blaustein – Torsten fährt voraus und postiert sich für ein Bild bei Kilometer 99. Es geht an die Blau, über eine kleine Brücke und dann nur noch flach entlang der Blau. Torsten macht ein Foto als ich den Kilometer 99 passiere, dann schwingt er sich wieder in den Sattel und gibt Gas, damit er ein Foto vom Zieleinlauf machen kann. Ich nehme mich auch nochmal zusammen, hinter dem Stadion vorbei, an der Lix-Sporthalle entlang, an meinem Auto und Zelt am Parkplatz nochmal rechts ab Richtung Station. leichter Anstieg bis an die Tartanbahn und dann nur noch 700m – ich gebe Gas und versuche so gut als möglich zu lächeln. Letzte Kurve und dann die Zielgerade entlang und durchs Ziel. Da gerade die Siegerehrung stattfindet, stehen auch genügend Leute an der Strecke und applaudieren – nicht nur für die Geehrten – auch für jeden Ankömmling wird Beifall gespendet. Auf der Zielanzeige stehen 11:52:37 – langsamer als 2009 aber immerhin unter 12h – Ziel erreicht.

Nach dem Lauf gönne ich mir jede Menge Getränke, Brötchen und was sich sonst noch so bietet. Ich ziehe meine dampfenden Lauschuhe und Socken aus und inspiziere mein Laufwerk eine Blase am Zehen und zwei je rechts und links an der Unterseite ansonsten alles ok. Nur Gehen fällt mir schwer und mir wird langsam kalt. Ich ziehe nach und nach wieder meine Jacke und auch das Fleece an.Bevor ich ein warmes Mittagessen zu mir nehme (zum Frühstück bin ich leider zu spät – muss ich mich nächstes Mal mehr anstrengen und noch intensiver vorbereiten) hole ich noch die Aufdrucke für die T-Shirts ab „Finischer 100km“ – für mein Shirt von 2009 gibt es leider keinen Aufdruck der Kilometerzahl – den werde ich mir jetzt wohl irgendwoher selbst organisieren.

Nun lasse ich den Tag noch ausklingen im Bad Blau – der Eintritt ist mit der Startnummer kostenlos. Eigentlich dachte ich ja, ich hätte diesmal die alten Fehler nicht mehr gemacht – dennoch bin ich total verausgabt und mir ist teilweise doch noch recht kalt. Die Aufwärme-Sauna mit ihren 60°C ist leider diesmal außer Betrieb. So muss ich mit Whirlpool und warmer Steinbank Vorlieb nehmen. Ich bin so platt, dass ich erst mal 2h schlafe. Danach etwas essen, denn mir ist immer noch kalt. Ein fettig triefendes Schnitzel mit einem Berg Pommes soll Abhilfe schaffen. Mittlerweile ist der Körper eine einzige Regenerationsbaustelle – alle Muskeln schmerzen, es ist äußerst mühsam auch nur zu gehen. Aber es gibt noch andere 100km Läufer im Bad und keinem geht es anders. Danach nochmal 2h Entspannen und Schlafen im Ruhebereich. Auf dem Weg zur Umkleide fragen mich ein paar Passanten ob es mir gut ginge und was passiert sei … als ich sage, dass ich 100km gelaufen bin fällt Ihnen fast die Klappe runter. „Kann man sowas überhaupt laufen?“

Diesmal fahre ich auch nicht direkt am Samstag wieder heim – auch das eine Lehre von 2009 – so total verausgabt fährt es sich schlecht. Stattdessen gibt es noch ein Abendessen und dann haue ich mich aufs Ohr. Die Nacht ist äußerst gemischt – einerseits schwitze ich wie verrückt und mir ist mollig warm. Andererseits proben die Muskeln den Aufstand – es fühlt sich an wie Schüttelfrost und ich wache bei jedem Versuch mich im Schlafsack zu drehen vor Schmerzen auf. Am Sonntag geht es schon wieder deutlich besser – gut wäre übertrieben. Für die Heimfahrt reicht es aber allemal aus. Montag und Dienstag sind noch gekennzeichnet durch starken Muskelkater in den Oberseiten der Oberschenkel – Treppen aufwärts geht schon wieder recht gut, aber abwärtst ist jedesmal Hölle. Am Mittwoch ist der erste Tag an dem Treppenlaufen wieder ok ist.

Fazit: Die Laufnacht ist anstrengend, hat aber auf alle Fälle auch ihren Reiz. Mit den kleinen Detailverbesserungen an der Streckenführung und den zusätzlichen Versorgungspunkten wurde die ohnehin gut gemachte Veranstaltung weiter verbessert. Wenn der Muskelkater weg ist, kann man die Erinnerungen so richtig genießen. Noch weiß ich nicht, ob ich 2012 wieder mit dabei sein werde, aber eine Überlegung ist es auf alle Fälle wert. Was ich nicht mehr missen möchte ist ein Radfahrer als Begleitung – es läuft sich ungleich angenehmer, wenn man zwischenzeitlich die Jacke loswerden kann und auch ggf. mit Getränken und Energie versorgt wird, wenn man sie gerade braucht. Auch der Motivationsfaktort spielt dabei eine Rolle – man gibt einfach nicht so leicht auf. Was die Erfahrungen nach der 50km-Pause und im Ziel betrifft so muss ich weiter an mir arbeiten und werde mir auch definitiv einige richtig lange Laufstrecken jenseits der Marathondistanz auf den Plan setzen um noch besser zu werden.

Mit dem Ergebnis bin ich von der Zeit her nicht ganz zufrieden, wohl aber mit der Platzierung die sich danach ergibt. Zwar rutsche ich aus mir noch unerklärlichen Gründen im Laufe von Montag und Dienstag noch zwei Plätze in der Gesamtwertung nach hinten – Platz 61. von 148 Finishern, aber der 1. Platz in der Altersklasse (MHK) bleibt. Das hätte ich so gar nicht erwartet. Aber nichts ist unmöglich – weder 100km zu laufen noch der 1. Platz in der Altersklasse.

Wenn billig plötzlich teuer wird …

Das hatte ich mir anders vorgestellt, als ich in meine Wohnung eingezogen bin: Neben der reinen Miete gibt es ja doch eine ganze Reihe von Dienstleistungen oder allgemein Leistungen, die man heute nicht mehr missen möchte – Wasser, wenn möglich auch noch warm, Strom und Telekomunikation mit Telefon und Internet sind alles Dinge die heute als selbstverständlich hinnimmt.

Wie unangenehm es werden kann, merkt man erst wenn etwas nicht mehr wie üblich funktioniert oder irgendwie Sorge bereitet. Telefon und Internet sind dabei noch die geringsten Probleme – immerhin gibt es heute ausreichend gut ausgebaute Mobilfunknetze.

Etwas lästiger war da schon der kurzzeitige Ausfall der Warmwasserversorgung – bis ein Ersatzteil verbaut werden konnte hieß es halt mal für einige Tage eher lauwarm bis kalt duschen denn heiß – aber auch das ist erträglich.

Was mir allerdings jetzt passiert ist, ist in anderer Hinsicht ärgerlich – Komforttabel ist es ja geblieben – die Rede ist von der Stromversorgung. Ich hatte mich informiert und einen günstigen Tarif gefunden – bei der seit mittlerweile 3 Tagen insolventen Teldafax Services GmbH. Gut, dass in Deutschland eine Grundversorgung sicher gestellt ist – denn im Dunkeln macht es wirklich keinen Spaß zu leben und zu Arbeiten, von der Abhängigkeit diverser technischer Erungenschaften wie Kühlschrank mal abgesehen.
Aber ärgerlich ist die Sache dennoch – hatte ich doch vor etwas mehr als einer Woche erst den jährlichen Abschlag in Höhe von 300 EUR überwiesen – was ja alles vertraglich seine Richtigkeit hat – auch den Betrag für die Erstbelieferung mit 1000 kWh über 160 EUR hatte ich ja bezahlt. Zuzüglich noch des Sonderabschlags bzw. Kaution, die es zu hinterlegen galt. Im Normalfall ist das ja alles unproblematisch. Ärgerlich wird es eben erst bei der Insolvenz, denn dann ist die Knete mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit futsch! Nun habe ich ja immerhin fast 6 Monate Leistungen bezogen, die ich auch gerne bereit bin zu zahlen – aber mit der Insolvenz hat der Energieversorger hier vor Ort Teldafax auch die Möglichkeit genommen, mich überhaupt zu beliefern. Ersatzversorgung heißt das dann im Gesetzestext. Sprich ich bin derzeit erst mal wieder bei der MVV, so lange bis mein neuer Vertrag unter Dach und Fach ist – definitiv nicht bei TeldaFax … Das es Probleme gab hat sich ja die letzten Monate schon angekündigt, aber aufgrund des Vertrags mit 12 Monaten Laufzeit konnte ich ja bisher nicht kündigen bzw. den Anbieter wechseln. Allenfalls hätte ich die Zahlung hinaus zögern können, aber ich weiß ja auch wie lästig es als Unternehmer ist, wenn nicht gezahlt wird. Ich habe die Fristen daher immer voll ausgeschöpft, aber es war eben zu knapp.
Bleibt nur zu hoffen, dass vielleicht etwas aus der Insolvenzmasse für mich übrig bleibt, wobei ich da keine all zu großen Hoffnungen habe. Je nach bisherigem Verbrauch waren es dann wohl einige hundert Euro Lehrgeld … im neuen Vertrag habe ich dann auf so etwas geachtet – Vorrauskasse wird es nur noch für maximal einen Monat geben, dann bleibt das alles im Rahmen.

Fazit: Günstiger Strom kann recht schnell recht teuer werden, aber Vergleichen lohnt sich auf alle Fälle und mit der entsprechenden Vorsicht kann man dennoch eine Menge Geld sparen. Manche Fehler muss man eben machen, so nervig und ärgerlich sie eben sind.

Kurzurlaub in der Sächsichen Schweiz

Mehr als neun Wochen nach dem letzten Treffen mit meiner Freundin wollten wir die gemeinsame Zeit mit etwas Urlaub ausfüllen – das Pfingstwochenende mit der Verlängerung auf Montag kam da gerade recht.

Vor den Urlaub hat der Mensch von heute aber noch die Anreise vor sich – eigentlich hatte ich mit 6-7h nach Dresden geplant – geworden sind es am Ende dann 9 und einige Minuten. 😕 So kommt gleich bei der Anfahrt doch Frust auf. Den ersten Stau hatte ich kurz hinter dem Viernheimer Dreieck – alle mussten mal wieder zuschauen wie die Polizei eine Unfallaufnahme macht … bis Frankfurt lief es dann ganz gut. Danach wurde es ätzend – immer mal wieder langsame Phase mit teilweise kurzen Stillständen ohne erkennbaren Grund. Einfach nur lästig. In Alsfeld (ja da stand ich schonmal ziemlich heftig) war es dann endgültig aus – Stillstand zu Beginn der Baustelle – gut das die Abfahrt nahe war – also runter von der Autobahn und wieder mal durch Alsfeld durch – auch in dieser Richtung kein Spaß – die Ampelschaltungen sind derart übel vertaktet das fast gar nichts läuft. In gewisser Weise ist die Abschreckung ja sinnvoll, damit nicht jeder durch den Ort fährt … aber so war es einfach nur noch nervtötend.

Hinter Alsfeld kreuzt man die Autobahn – es sah dort etwas besser aus, aber flüssig wäre etwas anderes gewesen, also habe ich mir ein Herz gefasst und die 39km bis Bad Hersfeld auf der Landstraße in Angriff genommen. Eigentlich gut zu fahren, wenn da nicht die Baustelle mit einspuriger Verkehrsführung gewesen wäre – gekniffen. In Kirchheim bin ich dann wieder auf die Autobahn gekommen – eigentlich wollte ich ja Bad Hersfeld aber die Autobahnumleitungsstrekce führt in Kirchheim wieder auf die Autobahn.

Nach dem Kreuz die übliche Baustelle (die ich absolut nicht mag, weil sie so furchtbar eng ist – ich wundere mich jedesmal, dass es hier nicht mehr Unfälle gibt). Ich war richtig froh – nach etwas mehr als vier Stunden endlich auf der weniger befahrenen A4 – da läuft es dann in der Regel. Es lief auch bis kurz vor Friedewald richtig gut – immer um die 130km/h herum – flüssig.
Kurz vor Friedewald stand es dann wieder total … auch hier bin ich wieder abgefahren – und neben der Autobahn auf der Landstraße entlang gefahren – auch reizvoll – aber um so ärgerlicher wenn man dann sieht, dass es kurze Zeit später wieder läuft.
Zwischenzeitlich habe ich meine Freundin angerufen und ihr Bescheid gegeben, dass es später wird und wir den Zeltplatz in der Nähe von Königstein wohl nicht mehr erreichen werden – stattdessen habe ich mich darauf eingestellt direkt zu ihr zu fahren. Nach knapp 5 Stunden habe ich mit den Mitfahrern eine Pause an der Raststätte Eisenach gemacht – da mein Getränkevorrat schon leer war habe ich mir notgedrungen noch eine Flasche Eistee gekauft und für die Stimmung an Bord eine Tüte Gummibärchen.

Der Rest der Strecke verlief dann erstaunlich zügig und flüssig, auch wenn es mal wieder kurz vor null Uhr war, dass ich bei meiner Freundin in Freiberg angekommen bin. Von der Entnervtheit mal ganz abgesehen – und auch Staustehen macht irgendwie müde/fertig.

Der Samstag war dann nochmal Fahren angesagt, aber nur noch eine kurze Strecke Überland bis nach Königstein – auf der Landstraße – wir haben einige nette Flecken in Sachsen zu Gesicht bekommen – viel interessanter als immer nur die Autobahn. Außerdem ist meine Freundin gefahren – ich wollte ausnahmsweise mal nicht mehr fahren … In Königstein konnte ich einen ersten Blick auf die Festung erhaschen – schon imposant.
Die Anfahrt zum Campingplatz ist etwas abenteurlich entlang des Elbe-Radwegs – man muss hier Rücksicht auf die Radfahrer nehmen – teilweise ist das nur einspurig und wenn man Pech hat muss man ein paar Meter rückwärts fahren. An und für sich liegt der Campingplatz echt genial, ruhig und irgendwie uhrig. Für die Leute die es gerne etwas fester haben, gibt es dort auch eine Jugendherberge. Insgesamt hat mich der Campingplatz ein wenig an das Angebot in Moab in Utah erinnert – klein, gepflegt und sehr nett.

Der erste Ausflug hatte eigentlich den Hintergrund, dass wir noch Getränke und Nahrungsmittel für die nächsten Tage benötigt haben – der nächste Laden ist in Königstein – dorthin muss man mit der Personenfähre übersetzen. Und weil wir schonmal dort waren sind wir dann auch gleich noch auf die Festung rauf – für meine Freundin richitg anstrengend und ich habe es mir anstrengend gemacht – auf dem Rücken hatte ich 9l Wasser, 2 Gläser Tomatensauce, 2 Gläser Wurst und eine Packung Nudeln. Krafttraining nennt man das. Auf dem Weg nach oben sind wir prompt noch geduscht worden – ich habe es verflucht keine Jacke mitgneommen zu haben – aber kann man nichts machen.

Die Preise für die Festung sind touristisch, aber es lohnt sich wenigstens für einmal dort hinein zu gehen. Der Ausblick und auch die Austellungen sind sehenswert – fasziniert hat mich der noch immer in Betrieb befindliche, tiefste Brunnen Sachsen. 152 Meter ist das Ding tief – in den Sandstein geschlagen mit Hammer, Meisel und Brechstange innerhalb eines Jahres. Respekt vor dieser Leistung. Nach der Besichtigung der diversen Teile der Festung und einer kleinen Stärkung ging es wieder talwärts – diesmal den anderen Weg der auf die Burg führt nach unten – der ist nicht mindersteil – ich stelle Gedanken an – mich Ende Oktober nochmal in Königstein blicken zu lassen – als Trainingslager für den LGA-Indoor-Marathon. Wenn man die Runde einige Male rum hat ist man denke ich gut auf die Treppen in Nürnberg vorbereitet.

Nach dem Übersetzen über die Elbe haben wir noch eine Kleinigkeit zu Abend gegessen – das Gasthaus direkt an der Fähre ist gut gemacht und preislich im Rahmen. Der Regenguß war zwar nicht bestellt, geliefert wurde er dennoch – aber die Schirme im Biergarten sind ja ausreichend groß.

Auf dem Heimweg zeigte sich dann mal wieder wie gut es ist regelmäßig laufen zu gehen – ich hatte mit den verbleibenden 4 km Wandern kein Problem – alles insgesamt nicht wirklich eine Belastung. Aber meine Freundin merkte wie die Beine langsam schwerer wurden – einen Zustand den ich so ab ca. 30 km kenne :O

Der nächste Tag begann ganz gemütlich mit Dushen und Frühstück in aller Ruhe – als Tagesziel haben wir recht bald den Lilienstein ausgemacht, den wir am Vortag von der Festung aus schon gesehen hatten. Der Aufstieg ist recht wuchtig, aber der Ausblick entschädigt auch hier wieder für die Mühen. Trotz der Fülle an Besuchern geht es auf dem Lilienstein recht geseittet zu – kein Gedrängel und die Leute verteilen sich auf dem Plateau doch recht gut. Einzig im Biergarten muss man etwas längere Wartezeiten in Kauf nehmen – aber alles sehr human. Auch der Lilienstein hat das Potential als Trainingsobjekt für diverse Marathons herzuhalten – die Anstiege sind teilweise echt knackig und es gibt jede Menge Treppenstufen – sowohl hoch als auch runter.
Hoch haben wir den Südaufstieg gewählt – runter war die Nordseite an der Reihe – von dort aus sind wir in einer langezogenen Schleife durch den Lottersteig wieder an den Campingplatz zurück gekehrt.

Nach einer kurzen Erholung haben wir uns dann noch aufgemacht nach Rathen – dem berühmten Luftkurort um die Ecke. Dort waren wir noch gemütlich Eisessen bevor es mit dem Sonnenunterang wieder zurück an den Campingplatz ging – diesmal keine übermäßigen Steigungen sondern nahezu flach immer parallel zur Elbe. Sehr schön anzusehen. Abends noch Nudeln auf dem Bezinkocher zubereitet – wie üblich mal wieder mit der Menge etwas den Hunger überschätzt bzw. die Menge der Nudeln zu groß gewählt … aber wir haben alles kleinbekommen. Der Kocher ist einfach immer noch ne Wucht – ich bereue den Kauf keine Sekunde.

Montag war dann schon wieder Zeit des Aufbruchs – nach einem gemütlichen Frühstück und dem notwendigen Abbau heißt es Abschied nehmen und wieder die 6km über Bad Schandau zurück fahren entlang des Elberadwegs. Da wir noch Zeit haben, knöpfen wir uns den Rauenstein vor – einer der etwas kleineren Tafelberge in der sächsichen Schweiz. Aber auch nicht schlecht. Der Aufstieg erfolgt auch hier auf Treppen – wieder so eine Option die man im Hinterkopf haben sollte, wenn man mal wieder Trainingsgebiete sucht. Über den Rauenstein gelangen wir gegen Mittag nach Wehlen. Dort ist eine kleine Pause im Imbiss „zur Schranke“ angesagt – der Name ist Programm – er liegt direkt neben der Bahntrasse samt Bahnübergang – und obwohl die Strecke mit Schienenstegdämpfern ausgestattet ist, rumpelt so mancher Güterzug doch recht laut vor unserer Nase vorbei …
Für den Rückweg sind noch einige Höhenmeter zu überwinden – wir lassen den Tripp über die Bärensteine aus und umrunden stattdessen nur den großen Bärenstein. Der Weg ist nicht markiert aber sehr gut zu gehen – keinerlei andere Wandere für lange Strecken – dabei ist der Weg wunderschön angelegt und von Buchen gesäumt. Auf dem Weg zum Auto geht es noch durch den „Tiefen Grund“ – ein Tal zwischen Bärenstein und Rauenstein. Das hat es nochmal ganz ordentlich in sich. Meine Freundin ist ziemlich erschöpft als wir wieder auf der anderen Seite aus dem Tal heraus kommen. Allerdings habe nwir noch viel Zeit bis ich in Dresden sein muss – kurzerhand erklimmen wir erneut den Rauenstein, diesmal mit dem Ziel der Gaststätte – dort stärke ich mich für die Heimfahrt nach Mannheim. Weil immer noch Zeit ist laufen wir den Rauenstein noch einmal ab, und machen diesmal eine kurze Schleife direkt unterhalb der Abbruchkante entlang – auch sehr reizvoll.

Auf dem Weg nach Dresden nochmal tanken und dann in der langen Autoschlange durch Pirna anstellen – eine Ampel macht auch hier aus dem Verkehrsfluss eine stockende Masse. Immerhin geht es weitgehend abwärts, da kann ich den Motor auslassen und die Schwerkraft zum Rollen ausnutzen. Das ich dabei keinen Bremskraftverstärker habe ist mir dank LKW-Erfahrung auch egal.
Die Heimfahrt ab Dresden beginnt pünktlich mit dem Aufsammeln der Mitfahrer – in Freiber setze ich meine Freundin samt Gepäck ab – die nächste Mitfahrerin wartet in Hainichen – ca. 20 km von Freiberg entfernt. Die Streckenführung dorthin ist abenteurlich, teilweise mehr Schlagloch denn Straße. Ich bin froh, als ich ab Hainichen wieder die Autobahn vor mir habe. Diesmal geht es ohne Stau nach Mannheim. Einzig das Absetzten der einen Mitfahrerin in Schlierbach erzeugt Frust – sie weiß nicht so ganz genau wo sie hin muss, will aber navigieren – nach zwei Fehlversuchen fahre ich nach meinem Kopf und schon kommen wir an. Leider keine Kompensation für die Extra-Touren. Eigentlich schade. Kurz nach null Uhr bin ich dann auch in Mannheim und setze meinen beiden anderen Mitfahrer ab – da ich dann eh schon in Neckarau bin, fahre ich auch gleich noch Tanken – keinen Liter zu früh – schwupps sind mal wieder 45 Liter durch den Motor gelaufen – E10 hat wohl doch einen Mehrverbrauch mit sich gebracht – mal sehen ob ich das nochmal tanke – auch wenn sonst keine Ausfälle zu erkennen waren.

Spargellauf in Lampertheim

Nachdem ich ja vor zwei Wochen kein Glück hatte in Sachen Marathon (musste abbrechen) – stand für dieses Wochenende ja schon wieder ein Wettkampf auf dem Programm – Spargellauf in Lampertheim. Diesmal nur ein Halbmarathon, auch um wieder mal ein Erfolgserlebnis zu haben – das hatte ich irgendwie bitter nötig.

Bevor jetzt alle fragen „wo zum Teufel war Kai denn jetzt schon wieder?“ – Lampertheim ist eine kleine Stadt direkt hinter der hessisch-baden-württembergischen Grenze und ca. 12 km von meiner Heimat in Mannheim entfernt. Dort bin ich derzeit auch beim THW tätig – da ich aber laufen wollte kam diesmal Streckenabsicherung nicht in Betrach – manchmal muss man Prioritäten setzen.

Schon bei der Anmeldung war mir klar – ein riesiges Event wird der Lauf nicht sein – ich ordnete ihn ungefähr bei einem meiner Lieblingsläufe in Gunzenhausen um den Altmühlsee ein. Bei der Abholung der Unterlagen war ich dann echt erstaunt: Zweistellige Startnummern hatte ich auch schon mal in Gunzenhausen (meine erste war die 96) aber hier habe ich es doch glatt unter die ersten 30 geschafft – Startnummer 29. So klein hatte ich noch keine. Auch ansonsten wird mir recht bald klar: Das ist mehr ein Volkslauf mit familiären Charakter denn eine sehr große Laufveranstaltung – für den Halbmarathon als längste Distanz sind nicht einmal 200 Stater angemeldet. Um so größer ist der Andrang bei den 5 und 10km Läufen – dort sind es mehr als 300 Leute die sich angemeldet haben. Da ich zeitig vor Ort bin kann ich mir sogar noch in Ruhe den Start und den Zieleinlauf der 5km-Läufer anschauen. Die schnellsten kommen kurz nach 20 Minuten wieder – die langsamsten kommen erst kurz vor dem Start für Halbamarathon und 10km ins Ziel – was um so wichtiger ist, denn man muss beim Zieleinlauf genau die gleiche Straße wieder entlang wie beim Start – nur in entgegengesetzter Richtung.

Kurz vor 18:00h geht es dann in die Startaufstellung – wie gesagt alles sehr überschaubar von der Größe her. Das Wetter hat sich auch wieder etwas beruhigt, nachdem es zwischendrin mal 2-3 Spritzer geregnet hatte. Dafür ist die Temperatur und die Schwüle fast wieder unerträglich – in gewisser Weise eine Neuauflage von Mannheim. Immerhin geht ein teilweise recht kräftiger Wind was die Sache halbwegs erträglich macht.

Die ersten 2 Kilometer sind schnell gelaufen und auch die erste Steigung an der Europa-Brücke (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen in Straßburg) ist noch wunderbar zu machen. Es geht weiter durch den Stadtkern – das Publikum ist richtig gut – es wird aber rapide weniger so wie man die Ausfallstraße nach Norden aus Lampertheim heraus nimmt. Noch ist das Feld recht dicht, aber es zieht sich schon auseinander. Fast schon einsam wird es an der Wende für die 10km Läufer. Diese sichern übrigens die Kollegen vom THW ab und weißen laut und deutlich per Megafon auf die Aufteilung der Strecke hin. Rund 5 Kilometer liegen also bereits hinter mir. Es läuft richtig gut – die Zeiten meiner Pulsuhr zeigen immer irgendwas um die 4:20-4:30 Minuten pro Kilometer – ich bin mir nach meinen Erfahrungen in Mannheim nicht ganz sicher ob ich das Tempo die gesamte Strecke durchhalten kann und mahne mich zur Vorsicht.

Es geht eine ganze Weile schnurgerade aus, parallel zur Bundesstraße, aber auf einem separaten Wirtschaftsweg – der Wind kommt zwar von vorne, aber das kühlt wenigstens. Kurz vor Kilometer 8 stehen wieder die Kollegen vom THW und sorgen dafür das auch alle Läufer abbiegen und nicht die lange gerade weiter laufen – ein paar aufmunternde Worte – das hilft enorm – noch lieber ist mir aber, dass nach der Abzweigung die nächste Getränkestelle in Sicht kommt. Leider klappt an der das Aufnehmen von Wasser und Nahrungsmitteln nicht wirklich – zumindest nicht im Vorbeigehen … die Banane war einfach zu klein geschnitten als das man sie flüchtig greifen könnte – immerhin ein Stück bekomme ich ab. Und beim Wasser sieht es auch nicht gerade erfolgreich aus … gerade mal ein Becher wandert in meine Trinkflasche – naja es ist ja auch noch ein wenig drin.
Die Strecke verläuft nun durch die Spargelfelder teilweise ein wenig im Zick-Zack. In der nächsten Ortschaft sichern wieder Kollegen die Strecke ab und feuern mich lautstark an. Kurz danach ist Kilometer 9 erreicht und es geht in den Wald – im ersten Moment erwarte ich eigentlich, dass es dort kühler ist – aber: den Gefallen tut mir die Witterung nicht so ganz. Es ist eher stickig und feucht. Immerhin mal etwas Abwechslung für die Füße ist drin – anstelle des harten Asphalts tritt nun etwas weicherer Waldboden.

Nach einer kurzen Passage ist es aber dann auch vorbei mit dem weichen Untergrund – es kommt eine Forststraße die es dann auch entlang geht. An Abbiegung stehen wieder die Kameraden – von einem hätte ich sogar erwartet, dass er gemäß seinem Motto „no sports!“ (siehe auch Churchill) sich sogar verweigern würde an der Strecke Posten zu machen. Aber viel Gedanken darüber kann ich mir gerade nicht machen – es liegt ja noch Strecke vor mir. Es geht ziemlich geradlinig durch den Wald – am Wasserwerk gibt es wieder eine Getränkestelle und eine Dusche – wie man es aus Bamberg kennt – sehr feine Erfindung. Diesmal klappt es auch mit der Getränkeaufnahme … als ich die Flasche schwenke reicht mir ein Helfer auch gleich eine Mineralwasser-Flasche – ich fülle um und reiche sie einem weiteren Helfer – so mag ich das. Leider nur stilles Wasser – noch nicht mal irgendwas elektrolythaltiges – immerhin schleppe ich jetzt wieder ein Kilo mehr mit mir rum – aber das wird recht bald wieder weniger zumindest das was in der Flasche ist und der Rest verdunstet im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Strecke durch den Wald wird jetzt richtig angenehm – es geht ein wenig Wind und die Bäume spenden Schatten. Wir kreuzen mehrfach die im Wald ausgeschilderten Laufstrecken – ich nehme mir vor, von denen mal einige mehr auszuprobieren – bisher habe ich nur einmal kurz vor dem Abflug in die Staaten vor fast anderthalb Jahren hier trainiert – inklusive Umleitung wegen eines abgestürzten Armee-Hubschraubers – all das fällt mir wieder ein, während ich durch den Wald jogge – die Zeiten sind weiterhin bei rund 4:30 und somit absolut im Rahmen.

Nach einigen Verschwenkungen geht es mal wieder ab von der Forststraße in Richtung Bebauung – genauer gesagt in den Stadteil Neuschloss – das war einmal ein richtig nobles Neubaugebiet – bis man festgestellt hat, dass der Boden dort aufgrund einer ehemaligen Fabrik mit allerhand unschönen Dingen verseucht ist. Nach der aufwändigen Sanierung mit vielen Baustellen sieht man davon aber nichts mehr, abgesehen von einem ehemaligne Kinderspielplatz auf dem die Zeit stehen geblieben ist – auch der ist noch immer stark belastet.

Nun geht es wieder in Richtung Lampertheim – parallel zur Staatsstraße, vorbei am Vogelpark. Auf Höhe des Vogelparks steht dann auch ein hilfreiches Schild: 14km sind geschafft – also zwei Drittel – bleiben noch 7km. Irgendwie habe ich das Gefühl langsamer zu werden – auch eine Kilomterzeit von deutlich mehr als 5 Minuten spricht eine deutliche Sprache. Ich motiviere mich weiter zu machen und wieder etwas schneller zu werden. Es klappt auch, die Zeiten pendeln sich wieder bei der 4:30 Minuten-Marke ein. Andere haben scheints noch mehr Kraft, der Abstand nach vorne wird immer größer, ich habe teilweise das Gefühl als wäre ich der letzte Läufer – was angesichts der Zeiten nicht stimmen kann.

Es geht mittlerweile wieder durch die Felder, teilweise mit Bewässerung aber der Wind ist so heftig, dass als ich vorbei komme nicht mal einige Tropfen bei mir ankommen – schade – ein wenig Abkühlung wäre willkommen gewesen. Nach einer weiteren Biegung gibt es die nächste Steigung des an und für sich sehr ebenen Laufs – es geht über eine Brücke der Umgehungsstraße und nach einer kurzen Strecke entlang der Bebauung auch in diese rein. Das Publikum ist etwas dürftig aber immerhin feuern die Leute an was geht.

Zur Abwechslung der Strecke geht es diesmal nicht eine Brücke hoch, sondern eine Unterführung unter der Bahntrasse durch – etwas flacher als die Brücken, aber auch eine Steigung. Die Kilometermarke 18 am Eingang zur Unterführung stimmt dann aber doch versöhnlich – nur noch 4km – das muss jetzt auch machbar sein. Einige Läufer pirschen sich auch von hinten an mich heran und überholen mich, aber es sind nicht einmal eine handvoll Leute – von den Zeiten her bin ich immer noch gut dabei.

Nun geht es die gleiche Strecke wie zu Beginn zurück – mittlerweile ist die allerdings relativ ausgestorben – an der Getränkestelle im Zentrum ist nochmal richtig Stimmung danach ist wieder tote Hose – ich habe das Gefühl als würde man am liebsten auch gleich noch die Gehsteige hochklappen.
Kurz vor der 20 km Marke geht es wieder über die Europabrücke – diesmal finde ich die schon reichlich anstrengend – ich motiviere mich mit dem Gedanken, dass ich in Nürnberg auch jedes Jahr den Nonnensteig zweimal hochlaufe beim Halbmarathon und das der steiler ist – da wird man doch nicht vor so einer kleinen Brücke hier schwächeln.

Der letzte Kilometer ist vergleichsweise ereignisarm. Als ich auf die Start-Ziel-Gerade einbiege beschleunige ich vorsichtig – mal sehen was noch zu mobilisieren ist. Kurz vor dem Ziel gibt es nochmal eine Ansage der Läufer mit den aktuellen Brutto-Zeiten – 1:44h – na dann sollte die 1:45 doch defintiv nicht verstreichen, auch wenn es noch rund 500m sind – als gib nochmal alles. Zum Überholen oder „Heranziehen“ ist leider kein Läufer in Reichweite aber es reicht dann definitiv noch vor der gesetzten Grenze.

Am Ende sind es netto 1:43:25 und der 4. Platz in der Altersklasse – ich muss mal sehen wie schnell ich für den 3. Platz hätte sein müssen – denn undankbar ist die „Blech-Wertung“ doch irgendwie schon. Insgesamt bin ich auf Platz 40 des Gesamtfeldes – da kann ich echt nicht maulen.

Ich werde mir den Lauf mal in den Kalender für nächstes Jahr vormerken – sozusagen dann aber als Regenerationstest für nach den Marathon in Mannheim. Die Strecke ist jetzt nicht unbedingt immer eine Augenweide, aber der Lauf an sich ist gut organisiert und die Atmosphäre im Start-Ziel-Bereich ist herzlich und familiär – eine wohltuende Abwechslung zu solch riesigen Veranstaltungen wie Mannheim.

Herren- und Brückentage einmal anders

Wie ich ja gelernt habe, heißt der Vatertag in den östlichen Landesteilen der Republik ja auch Herrentag. Finde ich fast treffender – da kann man dann auch was machen, wenn man noch nicht Vater ist :-O und es gibt ja so viele HERRliche Beschäftigungen für solche Tage.

Ich habe den Tag und den heutigen Brückentag jedenfalls in meinen Augen sinnvoll genutzt – auf die großen Aktionen mit zulaufen lassen und zudröhnen geb ich ja eh nicht viel – um fertig zu sein, gibt es bessere Alternativen – man renne mal eben Marathon oder etwas vergleichbares – ein halber steht ja für morgen auf dem Programm – Spargellauf in Lampertheim – mal sehen wie das wird.

Angefangen habe ich am Donnerstag mit ein wenig Aufräumen und Putzen, was halt endlich mal erledigt gehörte. Kurz vor elf bin ich dann zu Martin gefahren – für die meisten Bastelarbeiten reicht mein Werkzeugpark daheim einfach nicht aus – ich wüsste einfach nicht, wo ich die Kreissäge hinstellen sollte …

Auf dem Plan standen allem voran die bereits angefangenen Schubladen für unter meine Spüle – zugesägt hatte ich die Einzelteile ja bereits – nur noch die Feinarbeit und die Montage standen auf dem Programm.
Eigentlich dachte ich ja, die meiste Arbeit sei bereits geschafft – aber die Kleinigkeiten sind meistens ja deutlich aufwändiger als man denkt … Das fängt mit der Kantenbearbeitung an: Erst Anfasen und dann schleifen was das Zeug hält – an und für sich lässt sich das Hartpapier aus dem die Schubladen werden sollen recht gut bearbeiten – härter und feuchtigkeitsrsistenter als Holz, aber noch weich genug für Holzwerkzeuge.
Nur die Schnittkanten muss man recht lange nachschleifen bis sie anständig glatt sind.

Die Montage ist auch aufwändiger als ich gedacht – immerhin sind es die ersten Schubladen die ich selbst baue. Die Eck-Klötze habe ich ja recht bald beieinander – aber wie baue ich die Teile, so dass sie rechtwinklig werden … Am Ende ist der Trick ganz einfach – nicht mit den Seiten anfangen, sondern mit dem Boden und daran die Seitenteile festmachen. Martin ist gut ausgestattet – zwischenzeitlich arbeite ich mit mehr als 4 Schraubzwingen gleichzeitig an einer Schublade.
Ebenfalls als nicht so einfach erweisen sich die Rollen bei der Montage – damit ich keinen Platz verschenke lasse ich die noch einige Millimeter in die Bodenplatte ein. Dank Forstner-Bohrer eigentlich kein Problem – nur habe ich mich wohl etwas vermessen und wollte ja unbedingt die Platte nicht weiter schwächen als notwendig – also ein großer Bohrer und zweimal mit einem kleineren – rechts und links für die „Flügel“ der Rollen – dort werden die Rollen verschraubt. Was ich nicht bedacht hatte – der Forstner-Bohrer hat eine Spitze … ich hätte die Bohrung am Ende machen sollen – so habe ich mir durch unüberlegtes Bohren zusätzliche Arbeit geschaffen – denn ein Gewinde sollte ja auch noch in die Platte – nur geht das so schlecht zu schneiden, wenn da schon direkt nebendran ein Loch von der Forstner-Spitze ist …
Die Platte hat aber zwei Seiten – also machen wir die Gewindebohrung von der anderen Seite … natürlich mache ich das ordentlich … also mit einem 3-Schnitt-Gewinde-Bohrer (hinterher fällt mir ein: für Durchgangslöcher tut es auch ein Einschnitt-Bohrer … :x) macht bei zwei Schubladen, zu je 4 Rollen mit je 2 Schrauben – macht 48 Arbeitsgänge … aber immerhin passt danach alles und die Rollen finden ihren Platz unter der Platte …
Ein erstes Probe-Rollern durch die Werkstatt ergibt: Hält auch einiges an Gewicht aus!

Für die Fronseiten muss ich noch etwas warten, die muss ich noch an die genauen Gegebenheiten meiner Küche anpassen.

Also: Weiter geht es mit dem nächsten, wenn auch wesentlich kleineren Projekt: Für mein IKEA-Regal habe ich mir schon häufiger einen Auszug gewünscht. Darauf kann man dann eben mal schnell den Ordner ablegen, wenn man nur etwas nachschlagen will, oder auch beim Einräumen ist es hilfreich eine Ablage zu haben, wenn man die Sachen ins Regal sortiert.
Lösung ist relativ simpel: 2 Schubladen-Schienen und vier passende Leisten vom Lieblingbaumarkt (aka Sperrmüll), ein Satz Schrauben und schon hat man alles beinander. Trickreich ist nur die Montage der Schubladenschienen – da kann man sich etwas bei vertun und dann wertvollen Auszugsraum verschenken wenn man nicht aufpasst, aber ansonsten nur noch Bohren und festschrauben. Auf die Leisten kommt dann ein ganz normales Brett aus der Ivar-Serie von IKEA – naja fast normal – die Ecken mit denen sich das Brett normalerweise in das Regal einhängt muss man absägen sonst klappt es mit dem Rausziehen nicht.

Abends dann noch einige spannende Augenblicke: Passt das auch alles so wie ich mir das vorgestellt habe? Oder habe ich mich irgendwo vermessen/verrechnet? – Bis auch eine etwas zu lang geratene Frontplatte für die Küchenschublade passt alles. Wenn ich Pech habe muss ich zu einem späteren Zeitpunkt nochmal die Schubladen in die Hand nehmen und den Schuladenkörper oben etwas einkürzen – unter den Schränken stehen einige Teile für die Schrankfüße in den Schubladenbereich – das sind nur wenige Millimeter und derzeit kann ich das überlisten, indem ich die Schraubfüße etwas höher einstelle – aber wenn die Arbeitsplatte ihre endgültige Lage endlich mal erreicht hat, dann wird das möglicherweise nicht mehr reichen. Die Frontplatten sind ein bis 2 Millimeter zu hoch, und schleifen daher auf den etwas unebenen Fließen – aber ich kann auf alle Fälle bereits anzeichenen wo sie hingeschraubt gehören – doppelseitiges Klebeband ist eine klasse Erfindung für solche Fälle.

Der Schieber für ins Regal passt auch – montieren kann ich ihn allerdings nicht mehr, dazu ist es zu spät und der Akkuschrauber würde wohl zuviel Lärm machen.

Freitag ist verordneter Brückentag im Geschäft – also nochmal Zeit zu Basteln und die Sachen fertig zu machen. Der Einbau des Regals ist eine Sache von wenigen Minuten, beim Test notiere ich mir gleich, noch einen Klotz als Griff anzufertigen, damit bekommt man die Schublade leichter aus dem Regal gezogen.
Schubladen aus der Küche nehme ich wieder mit um die Frontplatten zu montieren. Auf dem Weg nach Lampertheim schaue ich gleich noch im Bauhaus vorbei und besorge mir Kleber um endlich den Exzenter-Schleifer-Teller kleben zu können – und natürlich gehe ich auch in der Holzabteilung vorbei um mich über die Möglichkeiten für meine nächsten Projekte (2 Regale über der Arbeitsplatte) zu informieren.

Die Montage der Frontplatten inklusive dem Nachschneiden ist völlig unproblematisch. Aufpassen muss ich nur beim Gewindeschneiden bzw. beim Bohren der Löcher dafür, die sollten ja vorne nicht sichtbar werden.
Eigentlich wollte ich ja Griffe an die Schubladen machen, aber ich entscheide mich um, und mache in die Oberkante jeweils nur eine Aussparung als Griffmulde – auf der Fräßmaschine mit einem 12er Fräser geht das sehr sauber und präzise – zum Abschluss noch die Kanten auf der Oberfräse etwas verrunden, und schon macht es richtig Freude die Schubladen zu Benutzen. Fast hätte ich den Klotz für unter das Regal vergessen, aber auch das sind dann nur noch Minuten bis er fertig ist.
Etwas länger dauert da dann schon das Aufräumen der Werkstatt und das Saubermachen – fast eine halbe Stunde lang bin ich mit Besen, Kehrblech und Staubsauger unterwegs.

Aber die Ergebnisse können sich in jeder Hinsicht sehen lassen – zum Abschluss des Tages gehe ich noch ein Eis bei Oberfeld essen – nach getaner, erfolgreicher Arbeit schmeckt das gleich doppelt so gut. Da Freitag nachmittag ist, ist sogar die Schlange sehr kurz, was mich um so mehr freut.

Fazit: Individuelles Wohnen und eine pfiffige Wohnungsgestaltung muss nicht teuer sein – und eine sinnvolle Verwendung der freien Tage war es allemal. Morgen geht es wieder nach Lampertheim – allerdings diesmal zum Laufen – es ist Spargellauf. Mal sehen wie das wird, es ist ja nur ein Halbmarathon.

Wenn Hardware alt wird

Heute war es soweit – ich habe einen langjährigen treuen Diener in den verdienten Ruhestand geschickt. Die Rede ist von meinem Hauptrechner.
Ich weiß gar nicht mehr wie lange ich ihn genau nun schon habe – der Vorgänger war noch ein Athlon Thunderbird mit damals atemberaubenden 1,4 GHz und einen MSI-Board.
Den Rechner in der Form hätte ich mir so wahrscheinlich aus freien Stücken nicht zusammengestellt, aber als der ebenfalls recht ausdauernde Athlon und das Board während der Hochschulzeit anfing immer stärker zu zicken war es gerade mal wieder stressig und ich brauchte auf die Schnelle einen zuverlässigen Ersatz. Damals war gerade ein Projekt mit mehreren Rechner geplatzt und ich hatte die Komponenten für einen extrem günstigen Rechner sowieso rumliegen – nichts wirklich rares – tendentiell sogar eher etwas problematisches: Ein Board von Winfast (ein Versuch von Foxconn direkt selbst Boards zu vertreiben) – mit einem AMD Sempron mit 64Bit Erweiterung. Für den Moment damals genau das was ich brauchte – ein zuverlässiges Arbeitspferd, nicht mehr und nicht weniger.

Und wie das mit so Provesorien halt nunmal ist: Meistens halten sie länger als man sich das gedacht hätte. Ich bereue es allerdings ganz und gar nicht – die geringe Leistung des Rechners war für den Hochschulbedarf ziemlich genau das Richtige – ausreichend zügig für die Arbeiten und das was an Surfen, Mailen und Bürojobs sonst noch so anfällt. Einen großen Teil der Hardware hatte ich ja übernehmen können – unter anderem die Festplatte und die umfängliche Sammlung optischer Laufwerke. Das Gehäuse nehme ich ohnehin immer mit, so lange das noch möglich ist – es geht nichts über einen Maxtron-Servertower – recht wuchtig, aber sehr geräumig und sehr sauber verarbeitet – dank ein wenig Textilklebeband habe ich mittlerweile auch das Klappern der Seitenwände beendet. Tauschen möchte ich das Gehäuse derzeit jedenfalls gegen nichts anderes.

Nun haben sich die Zeiten geändert und der Hauptrechner stand schon seit längerer Zeit auf der Liste der zu aktualisierenden Geräte. Die letztendliche Entscheidung fiel, als mein Vater Bedarf für einen günstigen Büro-Rechner anmeldete – klar er hat ja jetzt ein eigenes Arbeitszimmer, da gehört doch sowas rein. Für die dort anfallenden Arbeiten ist der Rechner allemal noch gut.

Bei der Auswahl der Hardware für ein Neugerät tat ich mir etwas schwer – aber ich habe mich am Ende doch für eine Sandy-Bridge-Lösung von Intel mit einem Asus-Board auf Basis des H67-Chipsatzes entschieden. Dazu eine GeForce-Grafikkarte von Gigabyte – derzeit fehlt mir ein wenig die Zeit zum Spielen, aber wenn dann möchte ich die Zeit denn auch genießen können.
Beim Umbau bin ich über verschiedene Sachen gestolpert, die mich nun schon seit einiger Zeit begleiten, aber deren Zeit wohl jetzt auch gekommen ist: Ich habe noch immer eine Altlast in Form eines SCSI-Busses in meinem Rechner mit mir herum getragen – daran habe ich bei Bedarf immer mal wieder einen Streamer angeschlossen und auch ein Teil der optischen Laufwerke hängt daran. Wobei es kein wirklich edler Bus ist wie ich ihn auch noch kenne – vielmehr die günstigste Version einen SCSI-Bus zu haben 50-poliges SCSI-2 oder auch Fast-SCSI genannt. Für die beiden optischen Laufwerke die ich noch habe mehr als ausreichend. Einen Yamaha-Brenner den ich nicht mehr wirklich nutze, weil er doch etwas langsamer ist und beim Lesen so fürchterlich lärmt und ein echtes Schätzchen – ein TEAC-CD-Lauwerk – ohne Schnickschnack – einfach nur solide, wenn auch nur ein 32x. Um das Gerät tut es mir am meisten leid, denn es hat mich bisher nie im Stich gelassen – sei es Kratzer in CDs oder auch eine zeitlang Un-CDs – einfach einlegen und auslesen – so gut kann Technik sein.
Eine weitere Altlast die es noch einmal geschafft hat umzuziehen ist meine auch schon etwas angestaubte Soundkarte von Hoontech – eigentlich immer noch State of the Art was die Leistung betrifft – super sauberer Klang und was mir besonders wichtig ist: Optische Ein und Ausgänge für an die Stereo-Anlage – das war damals Hightech und ich musste zusehen einen passenden Receiver zu bekommen.
Von einer weiteren Altlast habe ich mich dann auch trennen müssen: Mein neues System hat keinen Floppy-Anschluss mehr – angesichts der riesigen Speichermengen die heute auf Sticks passen kann ich das aber ganz gut wegstecken – ist nur die Frage was ich mit den geschätzten 3 Kilo Disketten mache, die ich noch hier rumliegen habe. Ebenso mit den Kabeln für SCSI und Floppy – ich denke da mache ich mal wieder eine Runde bei ebay – als weg damit.

Ansonsten ist der Rechner 1:1 in ein anderes Gehäuse gewandert zuzüglich einer noch gefundenen Soundblaster PCI-128 – auch das eine gute, solide Soundkarte. Sie ist und bleibt eine echte Brot- und Butter-Karte – günstig und problemlos.
Den neuen Rechner konnte ich jetzt noch nicht in Betrieb nehmen – mein altes Netzteil hat nicht genügend Leistung bzw. nicht die aktuellen Stecker die es braucht – da werde ich wohl bis Montag warten müssen. So lange tut es ja noch mein altes System in veränderter Hülle.

So leid es einem teilweise um die Hardware tut – irgendwann muss man den notwendigen Schritt machen – so schwer er fällt. Manche Dinge braucht man heute wirklich nicht mehr bzw. löst sie anders, auch wenn ich oftmals lange Zeit noch an einer Technik festhalte oder sie zumindest für den Fall der Fälle noch griffbereit habe. Auf der anderen Seite orientiere ich mich natürlich auch gerne nach vorne – schon bei meinem Root-Server daheim wusste ich: SCSI ist für den Normalfall nicht mehr praktikabel und ich habe folgerichtig aus S-ATA gesetzt – mal sehen wie lange der Standard sich noch hält.

Gartenschlauch-Telefon-Zentrale und Tisch

In meiner Kindheit haben wir häufig darüber nachgedacht ein Gartenschlauchtelefon zu bauen, wie man es aus den diversen Bücher von Janosch kennt. Ich habe mir damals immer vorgestellt in meinem Zimmer wäre die Vermittlung in der sämtliche Leitungen zusammen laufen.

Nunja nach etwas mehr als 20 Jahren ist es nun auch soweit – wenn schon kein Gartenschlauch, dann aber doch ein solides Netzwerk – die Handvermittlung habe ich auch gegen einen Switch eingetauscht – aber es ist doch ein ansehliches Netzwerk geworden, dass ich mir hier in der Wohnung eingerichtet habe. Noch weiß ich nicht genau, ob ich die 6 Doppeldosen jemals wirklich benötigen werde aber Netzwerke haben ja die Eigenschaft eher immer zu klein zu sein, und normalerweise hat man eine Dose immer da wo es grad nicht so gut passt.

In den nächsten Tagen kommt dann auch noch der Stromanschluss, die Halterungen für die Modulsteckdosen sind mittlerweile nachgeliefert. Dann habe ich wirklich einmal eine richtig schöne Arbeitsplatte auf der ich auch arbeiten kann.

Nächster Schritt sind dann ggf. noch Regale für obendran und eine saubere Lösung für die Schränkchen unter der Arbeitsplatte.

Auch ein anderes Projekt ist endlich fertig – nachdem ich am Sonntag auf der Fräse bei Martin die Schienen für meinen Tisch gefertigt habe, konnte ich ihn jetzt endlich wieder zusammensetzen – diesmal richtig herum und mit den neuen Schienen – passt alles wunderbar.

Noch weiß ich immer nicht, wann ich mit der Einrichtung soweit sein werde, dass ich sagen kann: „Fertig!“ aber es wird langsam immer wohnlicher.

Wie man (k)einen Marathon läuft

Wie jedes Jahr steigt Mitte Mai in Mannheim der MLP-Dämmerungsmarathon. Er ist ganz ursprünglich mal der Grund warum ich überhaupt begonnen habe zu Laufen. Bisher hatte ich mich fast jedes Jahr gesteigert – 2007 als Teamläufer, 2008 etwas kurzfristig wegen Ausfall eines Partners dann 30km und 2009 die Königsklasse über die 42km.
2010 war ich während meiner Diplomarbeit in den USA und konnte nicht teilnehmen – schade aber was nicht geht, geht halt nicht. Dafür sollte es dieses Jahr klappen.
Die Vorbereitungen liefen eigentlich ganz gut, auch wenn das Training mit der Aufnahme meiner ersten festen Arbeitsstelle und den Auszug aus dem elterlichen Haushalt doch das ein oder andere Mal hinten anstehen musste. Wichtigste Konsequenz daraus: Ich habe mir einen Laufverein gesucht, damit ich wieder feste Trainingstermine habe und es nicht einfach so beiseite wischen kann. Funktioniert an und für sich auch ganz gut so und macht richtig Spaß nicht immer alleine unterwegs zu sein.

Aber das Training ist halt nur 2x die Woche und teilweise auch nur 1x, je nach Beteiligung und anderen Terminen – teilweise kommt mir dann auch was beruflich dazwischen oder auch so Dinge wie eine ehrenamtliche Verpflichtung 😐 Alles nicht optimal.

Um so optimistischer hat mich dann mein Ergebnis in Bamberg gestimmt – der Halbmarathon dort lieft erstaunlich gut und ich fühlte mich richtig fit. Auch das letzte Training am Dienstag vor dem Wettkampf (explizit sachte) war richtig gut – Puls ok, Zeiten ok, Gefühl super.

Einen dicken Vorbereitungsfehler habe ich dann am Donnerstag gemacht – wie üblich war ich Schwimmen und anschließend noch zum THW – natürlich umweltschonend mit dem Rad – sind aber halt 13km einfache Strecke und ich habe mich mal wieder nicht bremsen können – es lief ja so gut. Zudem muss ich mir in den Tagen vorher irgendeinen leichten Magen-Darm-Infekt abgeholt haben, aber der war Freitag morgen soweit weg, dass einem Start eigentlich nichts entgegen stand.

So machte ich mich denn auch frohgemut zum Start – vor der Haustüre da kann man ja hin laufen/gehen – nur nicht vorneweg schon alles verschießen. Start lief denn auch ganz gut und von den Zeiten her war ich auf den ersten Kilometern auch absolut im Limit, teilweise etwas zu schnell, aber man kann ja etwas drosseln. Bis zum Kilometer 10 lief es mehr oder weniger flüssig, alles soweit ok – da mal was zu trinken, da mal eine Banane zur Energiezufuhr. Dann kam aber langsam der Einbruch – ich wurde langsamer, immer noch im Rahmen der gesteckten Zeiten, aber es gab nicht das Gefühl, dass es durch die Verlangsamung besser wird – das kenne ich sonst sowohl im Wettkampf als auch im Training. Ein erstes Anzeichen, dass irgendwas nicht so 100% ist. Zudem habe ich mir an der Laufhose mal wieder den Oberschenkel aufgescheuert – aber ok so Dinge lassen sich verschmerzen (im wahrsten Sinne des Wortes).

Auf den nächsten Kilometern wird es gefühlt nicht besser – ich schleppe mich eher über die Strecke, denn sie zu laufen. Gehen will ich nicht – irgendwie widerstrebt mir das vor dem Hintergrund dann gar nicht mehr loslaufen zu können – meine Erfahrungen aus Ulm lassen grüßen. Tapfer kämpfe ich mich weiter aber es wird einfach nicht mehr – zusätzlich fängt der Magen an zu grummeln. Bei Kilometer 18 bekomme ich zusätzlich einen leichten Krampf – meine Schwester feuert mich an der Strecke an, aber ich sehe ihrem Blick an: „du siehst nicht gut aus!“ und ich gebe ich auch das „k.o.“-Zeichen – vorerst mache ich aber erst mal weiter.
An der Abzweigung der Halbmarathonis treffe ich eine Entscheidung für mich: Ich biege mit ab anstelle weiter der Marathon-Strecke zu folgen – es geht mir einfach zu schlecht und die Krämpfe kommen immer wieder – trotz reichlich Elektrolyt an den Versorgungsstellen. Ich nehme notgedrungen die von mir mal spöttisch als „Pussy-Lane“ abgetane Abkürzung – es sind jetzt noch rund 2 km ins Ziel.

Halbmarathon ist normalerweise für mich eine „normale“ Trainingseinheit – weniger laufe ich sehr selten im Training. Aber diesmal streikt mein Körper selbst bei der eigentlich sehr gut gewohnten Strecke: Auch das tolle Publikum kann mich nicht wirklich aufmutern – ich bin fertig – sowohl körperlich als auch seelisch fühle ich mich bescheiden – gestecktes Ziel nicht erreicht. Ich laufe durchs Ziel des Halbmarathons, aber zufrieden sein kann ich mir selbst nur in einer Hinsicht: Ich habe meiner Gesundheit einen Gefallen getan nicht weiter zu machen – angesichts der schwülwarmen Temperaturen sehe ich an der Strecke auch einige kollabierte Läufer und die Sanitäter sind diesmal gut beschäftigt – auch während ich noch gelaufen bin sind die Rettungsdienste mehrmals unterwegs gewesen. Auf alle Fälle habe ich jetzt eine offene Baustelle hier in Mannheim – und ich weiß das der Lauf zu schaffen ist – aus eigener Erfahrung. Ergo: Es muss sich was am Training ändern wenn ich weiter an solchen Veranstaltungen teilnehmen möchte – was mir eigentlich sonst immer Spaß bereitet hat.
Aber manchmal will es halt einfach nicht – mal sehen was ich dieses Jahr dann noch erreiche – Ulm steht schon fest im Kalender mit den 100km und auch einige Halbmarathons – die ich immer als „Indikator“ für den Trainingszustand nehme. Mal sehen wie der nächste in zwei Wochen ausfällt. Blamieren will ich mich nicht noch einmal.

Heute im Training habe ich dann erfahren, dass es vielen anderen auch nicht gerade gut ging – das Wetter war deutlich wärmer und schwüler als sonst – das kostet direkt mal Zeit.
Und ich habe auch gleich die Anmeldung für 2012 losgeschickt – so als erste Zielsetztung für das Jahr 2012 – diesmal mit mehr Training.
Einen Trainingsplan habe ich jetzt auch so halbwegs mal zusammengestellt und einige Entscheidungen bezüglich meiner sonstigen Freizeit-Aktivitäten in die Wege geleitet.

Die Tücke des Objekts

Ja der diversen Tücken eines Projekts wird man sich erst so richtig bewusst wenn man damit arbeitet – egal ob mit Software, Hardware oder auch beim Wohnungseinrichten.

Gerade eben hatte ich mal wieder einen solchen Aha-Effekt. Ich wollte noch eben mal die Gehrung für meinen neuen Kabelkanal sägen, damit ich ihn bei nächster Gelegenheit einfach an die Wand dübeln kann. Wie es sich gehört habe ich mir dafür eigentlich passendes Werkzeug ausgeliehen: Kabelkanal bearbeitet sich bekanntlich sehr bequem mit einer Kappsäge – und auch bei Martins Ausbau hatte ich da echt gute Efahrungen gemacht. Anlegen, Winkel sauber einjustieren – absägen und fertig.

Aus diesem Grunde habe ich mir auch die Säge von Martin ausgeliehen, sie ist zwar nur eine aus der Baumarktklasse aber es hat ja bisher gut geklappt damit – und für die 3-4 Schnitte die ich machen muss, vielleicht auch noch einige mehr, da sollte es doch reichen.

Leider hatte ich eines nicht bedacht oder zumindest nicht in voller (sprichtwörtlicher) Tiefe: Die Ausmaße meines Kabelkanals – im Querschnitt rechteckig 70x130mm – ein übliches Maß für Brüstungskanal. Was man dann beim Sägen einer Gehrung bedenken sollte: der Schnitt wird ja länger (bei 45°Gehrungen um den Faktor Wurzel(2) also ca. 1,4 …) und das packt die Säge dann doch nicht mehr – das Blatt ist einfach zu klein um diese Schnittiefe zu bewältigen. Gerade absägen ist kein Thema, da reicht die Tiefe gerade noch so, auch wenn es mit der Länge schon wieder problematisch wird, aber dafür ist es ja eine Zug-, Kapp- und Gehrungssäge. Da reicht der Durchmesser des Blattes dann nicht mehr …. ich habe es jetzt mit Salami-Taktik probiert aber das Ergebnis ist gelinde gesagt enttäuschend.
Jetzt werde ich wohl doch das Material einpacken und auf einer anständigen Tischkreissäge zuschneiden …

Wieder was gelernt. Bei Gelegenheit kaufe ich mir dann wohl doch mal eine passende Säge die auch solchem Kabelkanal gewachsen ist.

Einmal Mannheim Heidelberg bitte …

So oder zumindest so ähnlich war die Order meiner amerikanischen Tauchkollegen Bill und Jeane die am Montag bei mir vorbeigeschaut haben.

Auf Ihrer Tour durch Westdeutschland und Frankreich (es gibt einfach so viel zu sehen in Europa und es ist so dicht gepackt …) durfte natürlich auch das malerische Heidelberg, von dem alle Amerikaner und auch die Touristen aus anderen fernen Ländern so schwärmen nicht fehlen. Gut wenn man einen einheimischen Reiseführer hat, der einem hier über die Runden hilft.
Raimund hatte dankenswerter Weise ja schon den Großteil des Reiseplans organisiert (typisch deutsches Verhalten 😮 ). So blieb mir nur noch der lokale Teil für Mannheim und Heidelberg. Ich hatte ja noch Bamberg und Würzburg angeboten, das wäre dann in Kombination mit meinem Weltkulturerbelauf in Bamberg möglich gewesen – wobei es dann mit der Stadtführung in Bamberg schwierig geworden wäre – wobei der Lauf dort ja auch an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten zumindest vorbei kommt.

In Deutschland haben wir ja ein vergleichsweise gut ausgebautes Schienen-Netz und so trafen wir uns gegen halb elf dann endlich auf dem Bahnhof in Mannheim – von wegen deutscher Pünktlichkeit – die Bahn demonstrierte eindrucksvoll, dass wir auch anders können – wenn auch diesmal nur 10 Minuten Verspätung.

Weiter ging es dann auch mit der S-Bahn nach Heidelberg – wichtigstes Ziel dort: Das alte Schloss, die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt. Vor die Besichtigung habe ich dann noch einen Bummel durch die Altstadt und die Besichtigung der Heilig-Geist-Kirche eingeschoben. Vor allem die Steigung zum Schloss hinauf stieß nicht auf ungeteilte Freude. Aber der Ausblick und der Anblick des Schlosses entschädigt doch dann für jede einzelne Schweißperle. Mir selbst hat der Anstieg weniger ausgemacht – ich muss mal sehen ob ich das vielleicht für Bamberg mal als Vorbereitungsstrecke nutzen kann.
Im Schloss dann natürlich der Abstecher ans große Fass – wir haben uns überlegt mit was man es wohl am besten füllen würde (wenn es denn dicht wäre). Ich bin ja mittlerweile dafür es mit Weißbier zu füllen und für den Heidelberger Halbmarathon als Ausgabestelle zu verwenden …

Ebenfalls im Schloss befindet sich das Apotheken-Museum – da war ich vorher noch nie drin, aber wenn man schon mal da ist: Nicht schlecht gemacht, eher klein und beschaulich, aber man behält den Überblick und fühlt sich beim Verlassen nicht vom Wissen „erschlagen“.

Zu Tal ging es dann über „kurzer Buckel“ also die 315 Treppenstufen vom Schloss bis an den Kornmarkt, dieser wurde mal wieder vielfach falsch übersetzt von den verschiedensten Reisegruppen: Corn ist nunmal Mais und Nicht Korn bzw. Getreide – Wheat wäre Weizen, Barley ist die Gerste, Rye der Roggen – zu der Zeit als der Markt noch für den Warenaustausch dieser Art genutzt wurde, wuchs der Mais noch völlig unbekümmert in Südamerika.

Die alte Brücke in Heidelberg ist immer wieder ein schönes Ausflugsziel, vor allem wenn man sehen kann wie weit man gerade zum Schloss hochgelaufen ist.

Den Rückweg haben wir durch „die Plöck“ die etwas weniger touristisch geprägte Einkaufsstraße in Heidelberg genommen – natürlich mit einem Stopp im Zuckerladen – wenn ich schon mal da bin – eine Runde Gummibärchen zur Zwischenstärkung, ein paar Fudges, Schaumzucker (Speck) für meine Freundin und für mich mal wieder etwas Borkenschokolade 🙂

Ab Bismarkplatz war denn erst mal Entspannung angesagt – mit der OEG bis nach Seckenheim und dort ins Gasthaus „Schloss“ – nach dem Besitzerwechsel tendentiell um etwas gehobeneres Ambiente bemüht, was man auch in den Preisen merkt. Insgesamt nicht schlecht, aber ein wenig mehr hätte ich für die Preise denn doch erwartet. Draußen sitzen war leider nicht drin, denn es regnete gerade mal wieder eine kurze Runde. Bis das Essen kam haben wir uns meine Zeit in den USA in Kurzfassung angeschaut.

Zur Verdauung eine Haltstelle laufen, schön am Neckar entlang. Ich bin ja gewohnt, dass auf dem Weg am Ufer viele Radfahrer unterwegs sind. Für meine Gäste ein völlig neue Erfahrung, dass Radfahrer derart unerwartet flott auftauchen 😉

In den verbleibenden Stunden gab es dann nochmal Programm „Mannheim kompakt“, also am zweitfgrößten Barockschloss nach Versailles vorbei (zumindest nach der Anzahl der Fenster) – das Museum dort war nach deutscher Gründlichkeit schon dicht – letzter Einlass um 16:30 – wir waren 16:28 vor der Tür und keiner machte mehr auf 😐
Kurzer Schwenk durch die Universität im Schloss und die Schlosskappelle.
Nächstes Ziel: Die von außen doch etwas unscheinbare Jesuiten-Kirche – im Inneren bietet sie doch reichlich Pomp und Glanz – eine gelungene Überraschung, die glaube ich auch länger im Gedächtnis bleiben wird. Vorüber am Schillerplatz, zum Paradeplatz und dem ultimativen Mittelpunkt der City – direkt in der Gleiskreuzung am Paradeplatz.

Einmal die Planken hoch zum Wasserturm mit der Jugenstil-Anlage drum herum auch hier wieder großes Erstaunen wie viel Grün doch in der Stadt zu finden ist, ohne dass man weite Wege gehen muss. Das Wetter hat nicht mehr ganz so mitgemacht – es hat ein wenig geregnet, aber noch erträglich.

Letzte Station: Marktplatz mit Kirche, altem Rathaus und Brunnen. Der frisch restaurierte Brunnen sieht echt gut aus, die Kirche und das Rathaus sind noch im Werden begriffen, derzeit kann man vor allem das Gerüst davor bewundern…

Zum Ausklang sind wir noch ins Stars, die kleine Cocktail-Bar über dem Stadthaus – noch einmal den Blick schweifen lassen über die besichtigten Orte – Heidelberg kann man bei gutem Wetter auch von dort aus erkennen, diesmal verschwand es im Grau vor dem Odenwald.

Insgesamt ein sehr kurzweiliger und auch für mich interessanter Tag – und obwohl ich eigentlich Laufen doch gewohnt sein müsste und ein wenig Erzählen doch gar nicht so anstrengend ist, fühlte ich mich am Tagesende ziemlich geplättet.

Ich freue mich auf alle Fälle auf ein Wiedersehen – wenn alles klappt im nächsten Jahr in Schottland – wer weiß wann dann wieder.