Für den Vormittag haben wir uns das Ende der Welt vorgenommen, einem Wasserfall bei Nolay. Bevor wir allerdings starten können, lösen wir einige kleine technische Probleme: einem Campingnachbarn helfe ich mit der passenden Luftpumpe aus, und wenig später brauchen wir auch für Glens Fahrrad das Flickzeug. Immerhin kein großes Loch, eher eine Alterungserscheinung des Schlauchs. So kommen wir ein wenig später los als gedacht. Dafür ist das Wetter nochmal besser und wärmer geworden.
Die Anfahrt zum Ende der Welt ist schon etwas kurios, die Straßen werden immer kleiner und auch die Ankündigung für den Wanderparkplatz in 500m hat Ähnlichkeit mit den letzen Metern eines Marathons, es zieht sich deutlich hin. Immerhin ist der Parkplatz ausreichend bemessen und das Ende der Welt wohl auch gut besucht.
Der weitere Weg geht zu Fuß, erst noch ein Stück auf einer gut befestigten landwirtschaftlichen Straße. Danach wird es interessant: Es gibt zwei mögliche Wege bzw. Schleifen um den Wasserfall näher kennen zu lernen. Einer ist empfohlen bei nassem Wetter, der andere als etwas anspruchsvoller gekennzeichnet. Ein Blick in die Online-Karte zeigt: man kann die beiden mit einem Besuch an der Quelle oberhalb des Wasserfalls gut kombinieren. Daher wähle ich mutig den etwas anspruchsvolleren Weg für den Hinweg.
Der Weg ist vor allem eines: Matschig! Zudem sind die Steigungen gerade zu Beginn nicht zu unterschätzen. Die Kids haben ihren Spaß, aber Marion ist ziemlich frustiert. So richtig passendes Schuhwerk habe selbst ich nicht angezogen: ein paar Allround-Laufschuhe, besser wären wohl Trailschuhe gewesen… Nachdem wir den steilen Aufstieg gemeistert haben, bleibt der Weg eine einzige Schlammschlacht, aber es ist ja auch nicht mehr all zu weit bis zur Quelle. Auch andere Gruppen rutschen und schlittern die Trails entlang. Der Regen der letzten Tage hat hier ganze Arbeit geleistet.
Die Quelle ist leider wenig spektakulär, vor allem muss man den Bachlauf dort queren, was angesichts des etwas über die Ufer getretenen Baches nicht ganz so einfach ist. Immerhin liegen große Steine im Wasser. Allerdings sind die nicht alle ganz fest sondern teilweise etwas wackelig – familientauglich ist der Weg in dieser Form nicht wirklich.
Einige Meter später machen wir dann auch eine kurze Rast und stärken uns. Der Wald steht in vollem Grün, daher sieht man von oben leider sehr wenig vom Wasserfall, man hört ihn nur sehr deutlich. Der Abstieg geht auch wieder durch Matsch, aber ich bin froh, dass wir den etwas leichteren Weg bergab haben. Über nasse und verschlammte Schuhe machen wir uns mittlerweile gar keinen Kopf mehr, es ist alles nur noch ein „Babbel“, ich wähne mich schon bei Peters berüchtigten Laufwegen der „Fango-Classics“-Reihe (legendäre Läufe mit den Ultras bei oder nach widrigem Wetter im tiefsten Odenwald und Matsch).
Nachdem wir wieder am Talgrund sind, ist der Weg bis zum Fuß des Wasserfalls nun ein Kinderspiel. Auf dem Rückweg sehen wir dann, dass der direkte Weg auch möglich gewesen wäre und wir dann wahrscheinlich schon lange wieder zurück wären. Naja, die Tour war auf alle Fälle interessant, wenn ich sie auch nicht zur Wiederholung bei nassem Untergrund empfehlen würde. Ich schätze, wenn es etwas abgetrocknet ist, ist die Strecke durchaus gut zu bewältigen.
Zurück am Campingplatz wechseln wir kurz die Klamotten und schon geht es auf dem Rad weiter zum Seifenkistenrennen. Ich bin skeptisch, ob wir überhaupt noch etwas vom Spektakel mitbekommen, denn es ist mittlerweile reichlich spät am Nachmittag. Aber es sind ja auch nur rund 6km zu bewältigen. Die Strecke führt malerisch durch die Weinberge, einige Höhenmeter gibt es dabei natürlich zu bewältigen, aber es hält sich in Grenzen.
Je näher wir dem Ziel kommen um so mehr erweist sich das Fahrrad als die richtige Wahl: Mit dem Auto ist an Parken fast gar nicht mehr zu denken, oder man müsste sehr lange Fußwege auf sich nehmen. Uns kommen bereits jede Menge Leute entgegen, was für mich nichts Gutes verheißt. Aber wir haben Glück, die letzte Abfahrt des Tages bekommen wir noch zu sehen. Schon wagemutig was die Piloten und Co-Piloten auf der Strecke leisten. Wir können recht gut die letzte Hürde vor dem Ziel sehen, dort geht es über eine kleine Rampe hinweg. Angesichts von ca. 30 km/h und mehr fliegen die Seifenkisten da durchaus ein Stück. Die Kisten sind unterschiedlichster Bauart und von einfach bis bunt, schrill und lustig ist alles dabei.
Insgesamt wirken die Organisatoren angesichts des Erfolgs etwas überrascht bis überfordert. Immerhin wir bekommen sogar noch die letzen beiden Crêpes des Tages für die Kinder. Während der Siegerehrung gibt es dann auch noch einen weiteren Happen zu Essen. Die Pfandrückgabe für das Bier gestaltet sich ebenfalls schwierig: es mangelt an Kleingeld. Immerhin helfen sich bereits einige Leute bei der Rückgabe mit Paypal und einer Strichliste der Helfer.
Der Rückweg mit dem Rad folgt der gleichen Strecke, wie wir gekommen sind. Auf halber Strecke helfen wir noch einer Radler-Familie aus: Nach dem dritten Platten des Tages hat man keinen passenden Ersatzschlauch mehr dabei und der Schaden ist am Ventil. Gut, dass ich Ersatzteile mitführe. Die Panne ist dann auch recht schnell behoben. Die Konfiguration und Ausstattung der anderen Familie kommt mir sehr vertraut vor: Anhänger zum Kinder- und Gepäcktransport und ein Follow-Me-Nachlauf für den größeren Nachwuchs. Aus dieser Phase sind wir mittlerweile raus, unsere Jungs fahren mittlerweile ja eigenständig. Der Kinderanhänger ist nur noch als Lastenanhänger in Gebrauch (und als Papa-Bremse, damit er nicht zu weit und zu schnell vorneweg radelt).
Wie flott der Nachwuchs mittlerweile ist, sehen wir bei der Abfahrt aus den Weinbergen bis nach Beaune: es geht gut bergab und ich lasse es auch laufen – jeder stellt neue persönliche Rekorde in Sachen Top-Speed auf. Auch ich bin anfänglich etwas überrascht, aber ja, es hat kurzeitig für 53km/h gereicht, Glen hat die 30 km/h geknackt und Yann ist knapp an die 25 km/h heran gekommen (angesichts der deutlichen kleineren Räder eine beachtliche Leistung) – ich bin froh, dass wir an allen Rädern vernünftig dimensionierte Bremsen verbaut haben.
Nachdem das Essen beim Rennen etwas knapp ausgefallen ist, gibt es nochmal eine Runde Kartoffel-Suppe mit Nudeln zum Abendessen. Die Kids sind aber derart aufgedreht, dass es schon nach elf Uhr am Abend ist, bis endlich Ruhe im Zelt herrscht – vielleicht doch ein wenig zu viel Adventure für einen Tag.