Golfparklauf in Rot – Halbmarathon zum Frühstück

Der Médoc-Marathon ist gerade mal eine Woche her, aber nachdem ich dort ja einen 100km Lauf für kommendes Jahr gewonnen habe, steht jetzt ordentliches Training auf dem Programm. Daher bin ich der Idee eines Halbmarathons nicht abgeneigt, als ich am Samstag vor dem Rennen per Zufall von Golfparklauf in Rot erfahre. Direkt bei mir in der Region, keine lange Anreise und organisiert durch einen lokalen Verein, das klingt definitiv nach einem guten Einstieg zum Testen der Fitness nach dem Urlaub.

Kurzerhand gebe ich mir am Sonntag früh einen Ruck, trete dem inneren Schweinehund einmal kräftigst in den Allerwertesten und mache mich bereit für den Lauf. Start ist um 9:45 und ich habe ja nur knapp 30 Minuten Anreise. Wenn ich etwas früher aufgestanden wäre, hätte ich es mir sogar noch überlegen können, mit dem Fahrrad zum Start zu fahren, aber ich will es ja nicht übertreiben gleich beim Wiedereinstieg ins Training. Andere sagen jetzt sicherlich: auch mal eben einen Halbmarathon zum Trainingsstart ist nicht optimal, aber es hilft von der Motivation doch ungemein. Das Frühstück lasse ich aufgrund des sehr kalorienreichen Urlaubs kurzerhand einfach weg: Ich frühstücke einfach ein paar Kilometer, die schmecken sicherlich auch nicht schlecht.

Die Organisation ist super eingespielt, nachmelden und Startnummer abholen ist eine Sache von Minuten. Vor dem Start ist noch etwas Zeit und ich unterhalte mich mit diversen anderen Läufern und schaue mir den Streckenplan an, den gibt es leider so nicht vorab im Netz: Es sind zwei Runden zu laufen, gestartet werden der 10km Lauf und der Halbmarathon gemeinsam. Große Überraschungen gibt es nicht, laut Beschreibung ist der Lauf nahezu topfeben und durchgängig auf befestigten Wegen. Bei der zweiten Runde muss man ein wenig aufpassen, dort gibt es einen kleinen Extra-Rüssel um die 21,1km zu erreichen (sonst wären es ja nur 2×10 = 20km), aber auch das nichts wirklich Neues, dafür habe ich mittlerweile zu viele Läufe schon mitgemacht.

Das Startfeld steht recht locker beisammen und pünktlich um 9:45h knallt der Startschuss. Es geht erst einige Kurven durch die Bebauung und dann raus ins Feld. Die Sonne ist trotz dass es bereits September ist noch sehr kräftig und es sind weit und breit keine Wolken am Himmel zu sehen. So vergehen die ersten Kilometer recht fix und wir schwenken in den Golfclub ein, der dem Lauf den Namen gibt. Immerhin ist der hübsch angelegt und dank der vielen Rasensprenger ist es auch an einigen Stellen noch angenehm frisch. Zudem spenden einige Hecken und Bäume doch ausreichend Schatten, dass der Lauf nicht gleich zu Hitzeschlacht ausartet.

Bei Kilometer 4 gibt es eine Wasserstation, ich greife angesichts der Hitze dann doch zu, wo ich doch sonst eigentlich einem Halbmarathon eher ohne große Versorgung bestreite. Zusätzlich habe ich für alle Fälle auch meinen Gürtel dabei, damit ich ggf. auch dann etwas zu Trinken habe wenn gerade keine Versorgung ist. Mein Pace liegt überhaupt nicht da wo ich ihn eigentlich gerne hätte: regelmäßig zeigt die Uhr noch Zeiten unter 5 Minuten pro Kilometer an, für einen Trainingslauf zum Frühstück deutlich zu schnell, aber langsam machen will auch nicht so recht klappen.

Wir umrunden nun den Golfplatz, und bei Kilometer 8 gibt es nochmal eine Wasserstation, auch hier greife ich nochmal zu: einen Becher für den Durst und einen zum Überkippen, da kommen glatt Erinnerungen an Rodgau hoch, eine Station mit einer Kanne Wasser zum Überkippen hätte ich heute auch dankend angenommen. Wir schwenken für die 10km langsam in Richtung Zieleinlauf ein, noch einige Kurven und schon wird das Feld deutlich lichter um mich herum. Ich merke bereits zu Beginn der zweiten Runde, dass ich wohl etwas langsamer machen muss. Aber mit um die 5 min/km bin ich immer noch recht flott unterwegs. Ärgerlicherweise klappt das Wasserabgreifen kurz nach Rundenbeginn nicht, aber ich habe ja noch was am Gürtel, kurzerhand greife ich dort zu.

Es ist gefühlt nochmal deutlich wärmer geworden, in der Bebauung gibt es fast keinen Schatten und im freien Feld auch nicht. Ich bin schon richtig froh, als wir endlich den Golfplatz erreichen, dort gibt es wenigstens immer mal wieder etwas Schatten. Langsam aber sicher muss ich auch einige Läufer ziehen lassen, ich werde endlich langsamer, bin aber auch entsprechend erschöpfter. Gut, dass es bei Kilometer 14 nochmal eine Wasserstation gibt, damit kühle ich mich dann wieder ein wenig runter. Schon bald danach geht es auf die Extra-Schleife für die Halbmarathonstrecke, dieser angeflanschte Rüssel als Pendelstrecke zieht sich für mich wie Kaugummi. Ich bin sehr froh, als ich dann endlich den Wendepunkt erreiche und es wieder zurück zur regulären Strecke geht.

Ich trinke noch etwas aus meiner Flasche, aber ich sehne auch die Versorgungsstation herbei, es dauert aber noch zwei Kilometer bis diese endlich auftaucht. Mein Pace liegt nun etwas realer: bei um die 5:20 min/km habe ich mich eingependelt, auch wenn es verdammt anstrengend ist die Geschwindigkeit zu halten. Ich hangle mich an verschiedenen markanten Punkten an der Strecke entlang, die Kurve am Ende des Golfplatzes mit dem Waldrand und auch die Brücken über Kraibach und Kraibachgraben helfen mir dabei ungemein. Zudem natürlich die Kilometerschilder.

Es liegen nur noch etwas mehr als 2km vor mir, so langsam springt auch endlich der Kopf in den Marathon-Modus und es läuft sich wieder etwas leichter. Die Strecke schwenkt nun an den Kraibach ein, es gibt dort nochmal minimal Schatten und auch ein Motivationsschild: 20km sind geschafft, der eine ist jetzt absolute Ehrensache. Zumal ich mich nach der letzten Kurve auf der letzten langen Gerade vor dem Stadion nochmal an einige Läufer heransaugen und diese auch überholen kann. Rein ins Stadion, noch nicht mal mehr eine ganze Runde durchs Stadion. Dort steht dann auch präzise der Marker für Kilometer 21km, jetzt sind es nur noch 100m auf der Innenbahn. Der Blick geht zur großen Uhr, denn es gibt ja nur eine Brutto-Messung, dort steht die 1:47 an und ich lasse es nun nochmal richtig laufen, 1:48 möchte ich dort auf keinen Fall stehen sehen.

Am Ende reicht es mit offiziell 1:47:11 für Platz 46 im Gesamtfeld der 115 Starter, Platz 43 bei den Männern und somit genau auf der Hälfte der 86 Starter. In der Altersklasse reicht es für Platz 14, und somit dort deutlich im hinteren Drittel. Aber es sollte ja auch nur ein Trainingslauf zum Frühstück werden, die nächsten Wochen und Monate muss ich auf alle Fälle noch ein wenig an meiner Form arbeiten, wobei ein 100km Lauf natürlich auch eine ganz andere Hausnummer ist, als mal eben schnell ein halber Marathon.