Bretagne 2018 – Tag 9 und 10 – Loctudy, Hinkelsteinsuche, Île de Sein

Am Sonntag ist das Wetter anfangs noch etwas unentschlossen, wir versuchen es dennoch mit dem Fahrrad – diesmal in Richtung Osten entlang der Küste nach Loctudy und ggf. Île Tudy wenn die Personenfähre bereits in Betrieb ist. Der Radweg ist anfänglich weniger gut ausgebaut und teilweise mit Hindernissen gespickt. An die Kombination mit Fahrradanhänger hat mal wieder keiner gedacht, der die Drängelgitter geplant hat. Teilweise lassen sich diese umfahren, teilweise hilft es nur, den Anhänger herum zu heben.

Bei Lesconil ist ein weiterer Hinkelstein in der Karte verzeichnet, diesen zu finden artet allerdings fast in Geocaching aus. Vor allem weil der Hinkelstein nicht senkrecht steht, sondern wohl irgendwann einmal umgefallen ist. So ist er nicht viel höher als das umgebende Kornfeld. Auch Hinweisschilder sucht man leider vergeblich. In der Nähe des Hafens von Lesconil machen wir Mittag – das Wetter weiß immer noch nicht so ganz was es will, aber tendenziell wird es wärmer und weniger schwül. Lesconil selbst ist recht langezogen aber hübsch anzuschauen. Kurz nach Lesconil liefere ich mir ein kleines Wettrennen mit einem Mobilette-Fahrer – diese alten Fahrräder mit Hilfsantrieb sind hier noch recht weit verbreitet. Bis 30 km/h kann ich mit dem Anhänger mithalten, dann kommt leider ein Kreisverkehr an dem wir den Spaß beenden müssen. Bei Lavor bzw. Kerfriant machen wir den nächsten Stopp am Strand zum Sandspielen für die Kids.

Nun sind es nur noch wenige Kilometer bis Loctudy. Wir fahren durch verschlafene Vororte mit jeder Menge hübschen Häusern bzw. man muss schon eher von Anwesen sprechen. In Quimper hatten wir mal geschaut wie die Preise für derartige Gebäude hier in der Region sind. Im Vergleich zur Umgebung von Mannheim sind es echte Schnäppchen. Der nun sehr gut ausgebaute, wenn auch etwas knapp beschilderte Radweg führt direkt an den Hafen und an die Fähre mit der man nach Île-Tudy übersetzen könnte. Angesichts der Zeit lassen wir das aber von vorneherein aus – um die Flussmündung zu umfahren wären nochmals rund 20km zusätzlich auf dem Tacho. Damit würde es defintiv zu spät bis wir heimkommen.

In Loctudy selbst folgen wir einer Umleitung, weshalb wir nicht ganz den geplanten Weg nach Hause nehmen. Über diverse Seitenstraßen geht es aber recht gut voran. Wie ich feststellen muss, ist Beschilderung hier eher als optional zu sehen. Der Nachwuchs schlummert derweil gemeinsam im Anhänger. Kurz vor Plobannalec landen wir dann doch auf einer der Hauptverbindungsstraßen, aber der Verkehr ist weit weniger als ich erwartet hätte. Am Friedhof machen wir nochmal einen Stopp, der Nachwuchs ist wach geworden und hat nochmal Hunger. Die letzte Etappe fahren wir wieder soweit als möglich auf Nebenstraßen. Als letztes Highlight schauen wir uns noch die Dolmen (neotlitische Grabstätte aus Hinkelsteinen) bei Pont Plat an – diesmal sind sie sogar ausgeschildert und mit einer kurzen Hinweistafel versehen.

Zum Abendessen machen wir wieder eine Runde Galettes auf dem Grill, das geht für den Abend am Schnellsten.

Der nächste Tag startet ausnahmsweise recht früh – bereits um 6h klingelt der Wecker, denn um 9:30 legt das Schiff zur Île de Sein in Audierne ab. Bis Audierne brauchen wir schätzungsweise eine gute Stunde, zudem müssen die Kinder ja noch reisefertig gemacht werden. Immerhin sind wir super in der Zeit und es reicht sogar noch für ein Frühstück. Nach unseren Erfahrungen auf Frioul nehmen wir für zwei Kinder den Baby-Jogger mit – erstens passen ggf. beide gleichzeitig in den Wagen und mit dem dritten Rad vorne ist das Gefährt auch vergleichsweise geländegängig. Das haben wir ja bereits beim Besuch des Pointe du Raz getestet.

Der Verkehr in den Morgenstunden hält sich in Grenzen und so sind wir superpünktlich am Hafen von Audierne. Die vorbestellten Tickets noch abholen und dann ein wenig warten bis wir auf das Schiff können. Immerhin kann man schön zuschauen, wie dieses beladen wird. Einge Akrobatik mit dem Stapler erinnert mich an Staplerfahrer Klaus – als zusätzliches Risiko kommt hier noch der Wasserspalt zwischen Schiff und Stapler dazu. Das Einladen des Baby-Joggers wird etwas schwierig. Wir hatten zwar gefragt, ob das passt, aber ohne Falten und Tragen geht erst mal nichts. Die Gangway ist reichlich eng. Man muss aber auch dazu sagen, dass aktuell ein anderes Schiff die Route fährt als sonst üblich, es ist etwas kleiner.

Die Überfahrt dauert ca. 45 Minuten – es schaukelt ganz ordentlich – während ich gerade dabei bin, Bilder von Pointe du Raz von der Meerseite zu machen, muss ich auch schon rennen – Glen hat angefangen Neptun füttern zu wollen. Für den Rest der Überfahrt bleibt er daher bei mir auf dem Oberdeck – mit Blick auf den Horizont kommt auch der Magen nicht durcheinander.

Vom Hafen aus verteilt sich die Masse der Touristen dann doch recht zügig über die Insel, vor allem weil wir mit Kindern und Kinderwagen etwas langsamer unterwegs sind. Als Ziel haben wir uns den Leutchtturm im Nordwesten der Insel angedacht. Auf dem Weg gehen wir auch am Denkmal der Résistance (der Widerstandsbewegung im zweiten Weltkrieg) vorbei. Bereits hier zeigt sich, dass wir mit dem Baby-Jogger und dem dritten Rad die richtige Wahl getroffen haben. Teilweise sind die Wege aber auch sehr schmal und von Steinwällen gesäumt, viel schmaler dürfte der Weg nicht sein, sonst wären wir stecken geblieben.

In der Nähe des Denkmals machen wir ein ausgiebiges Picknick – das Wetter hat mit der Ankunft auf der Insel umgeschwenkt von bewölkt und grau auf blauen Himmel mit knallender Sonne. Frisch gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Leuchtturm, den man ja schon die ganze Zeit im Blick hat. Eine Besichtigung ist leider nicht möglich, daher umrunden wir das Gelände einmal. Mit im Leuchtturm untergebracht sind die Dieselgeneratoren, welche die gesamte Insel mit Strom versorgen. Auf dem Festland gab es bereits einige Hinweise, dass man bitte mit Wasser und Strom sorgsam umgehen sollte, der Umwelt zu Liebe. Das Wasser wird per Entsalzung aus dem Meer gewonnen.

Nach dem weniger schönen Teil des Kraftwerks geht es an die westliche Spitze der Insel, dort gibt es nochmal einen Aussichtspunkt bevor wir auf den schmalen Wegen wieder in Richtung Siedlung spazieren. Durch das Geschuckel über die Unebenheiten schläft der Nachwuchs im Kinderwagen ein – um so praktischer das beide hinein passen. Der nächste markante Punkt ist das Nebelhorn der insel, mittlerweile ist es stillgelegt. Es sieht auch nicht wirklich toll aus, verständlich dass man vor diesem Betonklotz die Müllverwertung der Insel gebaut hat (diese gibt es in der jetzigen Form noch gar nicht so lange). Ebenfalls am Weg liegt der Hubschrauberlandeplatz der Insel. Das Wetter hat sich etwas eingetrübt.

Den Weg auf die südliche Insel sparen wir uns, dieser ist ohnehin nur bei Ebbe zu begehen und es wird auch zeitlich etwas knapp. Noch ein Grund mehr einmal wieder in die Region zu kommen, wenn der Nachwuchs etwas mobiler ist. So schauen wir uns noch den Hafen und die Siedlung an. Ganz nett gemacht und ich möchte mir nicht vorstellen was im Sommer hier los ist. Passend zur Rückfahrt finden wir uns an der Anlegestelle ein, diesmal kennt man uns mit dem Baby-Jogger bereits und wir können ihn praktischerweise vorab an Bord heben lassen, wie andere ihr umfangreiches Gepäck. Die Fahrt ist deutlich weniger schaukelig als auf dem Hinweg – ich finde es fast langweilig, aber immerhin will diesmal niemand die Fische füttern. Die Wolken haben sich wieder verzogen und wir können auf dem Oberdeck die Sonne genießen.

Auf dem Heimweg halten wir noch kurz am Fischverkauf, zum Abendessen gibt es Ratatouille mit Reis und Jakobsmuscheln.