Bretagne 2018 – Tag 5 und 6 – Phare d’Eckmühl, la Torche, Pointe du Raz, Cidrerie Kerné

Für heute steht wieder ein Ausflug mit dem Rad auf dem Programm. Damit wir nicht ganz planlos sind, ist der erste Stopp am Office du Tourisme. Dort bekommen wir eine passende detaillierte Karte der Region und auch weitere Infos.

Als nächstes Ziel haben wir eigentlich die Bäckerei im Ort, aber nachdem wir diese gefunden haben, müssen wir feststellen: Mittwochs geschlossen. Also fahren wir erst einmal weiter. Wir folgen ein Stück dem Radweg den wir schon kennen – inklusive der Tücken des selbigen – der Weg ist gerade mal passend für normale Radfahrer – an die Kombination mit Radanhänger hat keiner gedacht.

Die Strecke führt uns dann doch recht zügig nach Penmarc’h, dem Hauptziel unserer Tour. Dort steht der Leuchtturm d’Eckmühl (eigentlich benannt nach der Schlacht bei Eggmühl). Im Ort ist ein Bäcker ausgeschildert, aber auch dieser hat leider geschlossen. Also fahren wir direkt weiter zum Leuchtturm. Vor dem Office du Tourisme stärken wir uns dann nochmal, bevor wir die 307 Stufen nach oben erklimmen. Die Aussicht ist wirklich nicht schlecht. Ich bin ja fast versucht mal zu probieren wie schnell man nach oben kommen kann – der Rekord liegt bei knapp unter 46 Sekunden. Aber mit Nachwuchs an der Hand ist an Rekorde einfach nicht zu denken.

Da wir immer noch kein Brot eingekauft haben fahren wir weiter nach St-Guénolé, der Supermarkt ist bereits am Leuchtturm ausgeschildert. Zwischendrin müssen wir mehrere Stopps machen, da Yann sich im Anhänger nicht beruhigen will bzw. Glen ihn ständig am Einschlafen hindert. So kommen wir auch in den Genuß die Kirche Notre-Dame de la Joie direkt am Meer zu besichtigen. Nicht groß aber hübsch gemacht, das Dach wurde als umgekehrter Schiffsrumpf gebaut. Der Radweg ist stellenweise eine absolute Katastrophe – als Mountainbike-Strecke sicherlich ganz spannend, aber mit Radanhänger kaum passierbar.

Nach dem Halt am Supermarkt geht es an die bekannten Felsen bei St-Guénolé, immer wieder begleitet von heftigem Protest aus dem Radanhänger – kurzerhand muss Glen einige Meter neben dem Anhänger und dem Rad herlaufen. Das hilft ein wenig, während wir auf den Pointe de la Torche zuhalten wird es langsam ruhiger im Anhänger. Was uns etwas zu schaffen macht ist der Wind – das Anhängsel hat doch eine recht große Angriffsfläche. Immerhin ist der Radweg nun auf der Straße geführt.

Der Vorteil des Fahrrads wird am Pointe de la Torche, einer vorgelagerten Halbinsel deutlich sichtbar – mit dem Auto ist bereits mehrere hundert Meter vor dem Aussichtspunkt Schluss – mit dem Rad kann man fast bis hin fahren. Abgesehen von der etwas ruppigen Piste mit gelegentlichen tieferen Sandflächen in denen man herrlich einsinkt. Da sich weder Yann noch Glen so recht beruhigen lassen, machen wir zum Abschluss noch eine ausgiebige Pause am Strand und schauen den Surfern zu.

Für den Heimweg nehmen wir nicht den ausgeschilderten Radweg sondern direkt die Straße über Plomeur – das ist wahrscheinlich nur wenig kürzer als entlang der Küste, aber dafür hat man durchgängig Asphalt unter den Rädern, das rollt dann doch besser, auch wenn wir den Wind direkt von vorne haben. Der Verkehr hält sich in Grenzen und die meisten Autofahrer halten ausreichend Abstand beim Überholen ein. Ab Plomeur wird es dann wieder etwas besser, ab dort fahren wir auf einer Nebenstraße. Zudem schläft der Nachwuchs im Anhänger, er wird noch nicht einmal wach als wir an einer keltischen Kultstätte (Megalith) kurz einen Feldweg nutzen und anhalten. Endlich mal Hinkelsteine in echt.

Bis nach Hause ist es dann auch nicht mehr weit, wir bekommen zudem den Wasserturm von Léchiagat zu sehen und an der Kirche vorbei. Es geht fast nur bergab bis ans Haus, und auch der Wind ist weniger stark – da kann man es richtig schön ausrollen lassen.

Für den Donnerstag haben wir wieder eine etwas größere Tour geplant – wir wollen an den westlichsten Punkt Frankreichs auf dem Festland, den Pointe du Raz. Das ist definitiv zu weit mit dem Fahrrad, auch wenn der ausgeschilderte Radweg bis an den Punkt reicht – aber hin und zurück wären es dann ca. 160km zu radeln. Auch wenn wir bei der Rheinradtour durchaus längere Passagen hatten, so lange waren die dann doch nicht, und noch dazu hatten wir da nur einen Nachwuchs im Anhänger und nicht zwei die sich ständig gegenseitig necken. Noch dazu will man ja durchaus noch etwas Zeit am Ziel haben und nicht nur “war da, und weiter”.

Vor der Abfahrt machen wir noch einen Abstecher beim Bäcker – heute hat er auf – somit ist die Versorgung für unterwegs gesichert. Mit dem Auto geht es dann immer entlang der Landstraße, die ist größtenteils zumindest in ordentlichem Zustand, und ohne Anhänger sind wir natürlich deutlich leichter unterwegs. Da stören auch die größeren Steigungen nicht unbedingt. Erfreulich ist die Reichweitenberechnung des Peugeots – je länger ich fahre um so größer wird die Reichweite – zeitweise stehen mehr als 1100km Restreichweite auf dem Display.

Ausgerechnet in den Außenbezirken von Audierne hat Yann wieder einen Schub bei den Zähnen und ist kaum zu beruhigen, zudem ist es Mittagszeit und er hat wahrscheinlich auch noch Hunger. Weit und breit gerade keine Möglichkeit zum Anhalten auf den engen Straßen, ganz zu schweigen von einer Möglichkeit zum Picknicken. Es ist verdammt anstrengend mit schreiendem Kleinkind auf dem Rücksitz sich durch den Innenstadtverkehr einer unbekannten Stadt zu kämpfen. Aber wir finden die richtige Abzweigung – zudem ist nahezu jede wichtige Abzweigung als Kreisverkehr ausgebaut – man kann also ggf. erst eine Orientierungsrunde drehen. In Pimelin kurz nach Audierne gibt es dann endlich einen Parkplatz am Friedhof mit kleinem Hügel zum Ausbreiten der Decke. Yann beruhigt sich und wir können etwas zu Mittag essen.

Weit ist es dann nicht mehr bis ans “Ende der Welt” – immerhin lauten ettliche Restaurants und Geschäfte hier auf entsprechende Namen. Das Areal selbst steht unter Schutz und ist professionell auf Touristenmassen eingestellt – inklusive großem Parkplatz – natürlich gegen Gebühr. Dafür fällt weiter kein Eintritt an, und bei 6,50 EUR für die Familie kann man nicht meckern. Zwar gibt es auch den ganzen Touristennepp gleich nach dem Parkplatz aber wer das hinter sich gelassen hat, wird mit einem schön gemachten Dokumentationszentrum belohnt, bevor es auf den Wanderweg zur Spitze geht. Yann ist immer noch etwas unleidlich, aber wir finden heraus, dass er weniger quengelt, wenn man ihn im Trageschirr bei Mama auf den Rücken nimmt. Es macht sich bezahlt, dass wir den Baby-Jogger als Kinderwagen mitgenommen haben. Die Wege sind zwar ausgebaut, aber meist mit sehr ungleichmäßigen Steinen. Ettliche andere Eltern verfluchen ihren Klappkinderwagen mit den kleinen Rädern, es gibt jede Menge lobende Worte wie gut wir doch ausgestattet seien. Einmal etwas richtiges gekauft und mitgenommen, wieder ein Punkt der dafür spricht, dass wir nicht zuviel eingepackt haben und den Anhänger nicht umsonst gepackt haben.

Mit Glen gehe ich noch ein Stück weiter als Marion mit Yann, bis ganz an die Spitze gibt es einen Trampelpfad, aber der ist mir mit Glen noch zu heikel, so ganz ohne zusätzliche Sicherung. Da müssen wir wohl nochmal vorbeikommen wenn der Nachwuchs etwas älter ist. Den Rückweg nehmen wir nicht den Pfad über die Kuppe sondern entlang der südlichen Küstenlinie bis an den Parkplatz. Yann ist schon völlig fertig und macht daher aus dem Pointe du Raz einen Pointe du Ratz und hält ein kurzes Nickerchen. Auf dem Heimweg schlafen beide Kinder dann etwas, es ist mit einmal erstaunlich ruhig im Auto. Als Zwischenstation haben wir die Cidrerie “Kerné” in Pouldreuzic eingeplant. Dort schlagen wir nach Verkostung im Werksverkauf zu – schon praktisch wenn man sich keine großen Gedanken machen muss, ob der Einkauf auf dem Rückweg irgendwie ins Auto passt. Auf dem Anhänger ist einfach noch genügend Platz – gefühlt könnten wir wohl eine Palette Cidre recht locker einladen (aber den muss man ja auch noch trinken).

Es wird wieder einmal etwas später bis wir daheim sind und gegessen haben – da wir am westlichen Rand der Zeitzone sind, sind die Abende hier deutlich länger als daheim, fast 90 Minuten Unterschied macht es – es wird also erst gegen 22h so richtig dunkel. Man könnte sich fast daran gewöhnen.