Fake-Raid

Raids im Hardware-Sinne – heute muss man ja aufpassen, dass die Jugend das nicht gleich als eine Spielart von World of Warcraft intepretiert – sind ja an und für sich eine praktische Sache.

Die üblichen Levels sind ja hinreichend dokumentiert:

0 – Striping => Alle x KB wird die Platte gewechselt – bringt nur etwas für die Geschwindigkeit, ist der Datensicherheit aber abträglich …
1 – Mirroring => Alle Daten werden synchron auf eine bestimmte Anzahl Platten geschrieben – wenn eine ausfällt ist nichts verloren und ggf. lässt sich das System “missbrauchen” um ein Backup eines Systems anzufertigen
3 und 4- Eigentlich nicht mehr üblich – eine definierte Platte speichert redundante Informationen, so dass ggf. die Daten rekonstruiert werden können, die Summe der Kapazität der restlichen Platten steht zur Verfügung.
5 – sehr gebräuchlich, auch hier werden Paritätsinformationen gespeichert um den Ausfall einer Platte kompensieren zu können. Im Ergebnis das gleiche wie Raid 3 und 4, nur dass es keine dezidierte Platte mehr gibt sondern immer gewechselt wird, wo die Paritätsinfo landet. Das bringt beim Lesen noch ein klein wenig mehr Performance.

Zu meiner Schulzeit hatte ich einmal den unrühmlichen Fall eines Raidcontroller-Ausfalls mit anschließendem Verlust der Daten (was dank anderweitiger Backups nicht sonderlich kritisch war – nur in der Abi-Vorbereitung damals absolut unpassend kam – Murphy lässt grüßen) – seitdem bin ich extrem skeptisch was günstige Raid-Controller betrifft.

Für die meisten Fälle verwende ich daher ein reines Software-Raid – das funktioniert auch ohne Probleme – die Einrichtung unter Linux ist absolut kein Hexenwerk mehr, und da es alles so einfach wie möglich gehalten wird, gibt es auch keine Probleme wenn mal wirklich eine Platte ausfällt. Für mich hat sich das Mirroring bewährt – man hat zwar nur die Hälfte der eingebauten Plattenkapazität, aber dafür braucht man auch nur 2 Platten einkaufen. Außerdem ist gerade im Heimbereich der Faktor Lärm und Platz oftmals ausschlaggebend – in vielen kleinen Gehäusen für Heimserver oder kleine NAS ist einfach nicht genügend Platz für mehr Platten. Oder man bekommt auch Probleme mit der Temperatur – ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Nun gibt es ja reihenweise Werbeversprechen der Board-Hersteller von wegen integriertem RAID – nur wie ich leider mal wieder feststellen musste, hat das mit der Realität nicht viel zu tun. Die meisten dieser Billig-Raids ist nämlich ein sogenanntes Fake-Raid – da hockt nur ein kleines BIOS auf dem Controller, das Basis-mäßige Verwaltungsoperationen erlaubt, aber die eigentliche Raid-Funktion wird in den Treiber ausgelagert, also in Software realisiert. Das klappt unter proprietären Betriebssystem ja ganz gut – vor allem wenn man den Treiber gleich auf der Installations-CD mit einbaut. Problematisch wird der Käse dann unter Linux – da fehlen oftmals die Treiber und der Controller-Chip wird einfach als normaler SATA-Controller angesprochen – mit der Ergebnis: Man hat kein RAID, sondern 2 unabhängige Platten. Da bleibt dann oftmals nur wieder die Lösung mit Software-Raid zu arbeiten – ganz ekelhaft wird dann ein Mischbetrieb mit Windows – das geht in der Regel ziemlich daneben, weil der Treiber natürlich wieder das Bios verwendet …. Also ganz klar: Finger weg! Besser dann von Hand (oder mit Parted-Magic) die Platten vorpartitionieren und sowohl unter Linux als auch unter Windows das mitgebrachte Software-Raid verwenden, dass kann auch jeweils nur auf Partitionsbasis arbeiten.

Was mich gerade ziemlich ärgert: Selbst die Profi-Boards von Intel beinhalten keinen echten RAID-Controller mehr (ICHR9 und ICHR10) – auch hier wurde alles in die Software ausgelagert – nicht gerade das was ich von einem Profi-Gerät erwarte. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als die Hardware-Hersteller noch besser zusammen gearbeitet haben – da war es durchaus noch üblich einen echten Hardware-Controller ggf. mit echter Raid-Funktion auf dem Board mit einzubauen. Bei SCSI hatten die guten Boards meist passende Chips von Adaptec verbaut. Sicherlich ist das etwas mehr Aufwand, aber dafür hat man dann auch ein taugliches Produkt und nicht irgendetwas was nur billig ist und zu Marketing-Zwecken missbraucht werden kann.

Es bleibt wohl derzeit nur die Option auf zusätzliche Spezialcontroller zu setzen, wie sie von Adaptec, LSI, DawiControl und 3Ware (jetzt auch bei LSI) gebaut werden. Diese bringen denn auch die notwendige Eigenintelligenz mit. Natürlich macht das die Hardware teurer, dafür hat man dann auch ein wirkliche Raid-Lösung und nicht irgendsowas halblebiges.

Daher mein Aufruf an die Hersteller: Bringt bitte wieder Ware auf den Markt die auch das bringt was man draußen drauf verspricht – RAID-Funktionalität mit einem Board zu versprechen, die dann doch in Software erbracht wird, das ist doch schon fast eine Täuschung des Verbrauchers. Ich sehe ja ein, dass es für den Mainstream und Heimbereich wirklich eine tragbare Lösung ist – aber spätestens wenn es an explizite Server-Boards geht dann sollte man doch den Ernst der Sache in den Vordergrund stellen. Ehrliches Marketing kommt in dem Bereich einfach deutlich besser an – und wenn das Board dann etwas teurer wird soll mir das auch recht sein – es wird wahrscheinlich günstiger sein, als den zusätzliche Controller zu kaufen und Platz ist auf den Boards auch noch mehr als genug.